Dorsten Wulfen-Barkenberg „<strong>Wir</strong> <strong>suchen</strong> <strong>mehr</strong> <strong>als</strong> Macht und Geld“ Heimat heißt auf Arabisch ‚baladi’. Wie sehr Barkenberg ihre Heimat ist, zeigen die Bürger mit viel künstlerischem Engagement: Eine Skulptur von Jugendlichen aus dem Stadtteil ver- knüpft alte und neue Heimaten. Eine Ausstellung von vier ortsansässigen Experten stellte erstm<strong>als</strong> die ganze Geschichte und Architektur Barkenbergs dar. Die jugendlichen Künstler mit Pater Pauly (2. v.l.), Norbert Then (Metallkünstler, 3. v.l.), Joachim Thiehoff (Quartiersmanager, 4. v.l.), Birgit Breustedt-Stiepelmann (<strong>LEG</strong> Stadtentwicklung GmbH & Co. KG, 6. v.l.) sowie Dirk Langhorst und Hans-Jürgen Grosse von der Stahlbaufirma Günnemann-Grosse & Co. GmbH ganz rechts.
linkes Bild: Die Ausstellungsmacher (v.l.n.r.): Rainer Diebschlag (ehem<strong>als</strong> didaktischer Leiter der Gesamtschule), Joachim Thiehoff und Bettina Rogge (Stadtteilbüro Barkenberg), Peter Broich (Architekt), Horst Melles (Fotograf und Grafiker) und Sabine Bornemann (Filmemacherin), rechtes Bild: Ausstellungsbesucher � Ab Februar 2009 erinnert eine vier Meter hohe, von innen und außen beleuchtete Skulptur an den großen Abriss der Häuser Dimker Allee 35 - 79. Das Jugendprojekt von Pater Pauly hat sie mit dem Metallkünstler Norbert Then aus Teilen und Gegenständen erarbeitet, die beim Abriss gesammelt wurden. „Die Gestaltung der Skulptur stand nicht von vornherein fest. Die Ideen sind mit der Arbeit gewachsen“, sagt Pater Pauly. „Es ist ein ganz wichtiges Signal für die Jugendlichen, dass sie in ihrem Stadtteil auch selbst etwas mit gestalten können.“ Dauerhafte Erinnerung Die Skulptur besteht aus Cortenstahl, der wegen seiner schnell ansetzenden Rostschicht bei Künstlern beliebt ist, und beinhaltet Erinnerungsstücke wie alte Klingeltableaus, Türgriffe und Teile vom Mauerwerk. Die Jugendlichen haben sie außerdem mit deutschen, russischen, türkischen und kurdischen Inschriften versehen. Hassan hat das arabische Wort für Heimat, ‚baladi’, gewählt. Yavus wünscht auf Kurdisch den Betrachtern der Stele einen guten Tag in der neuen Heimat: „Welat roj baros“. Andere Inschriften lauten: „Es ist so schwer, in Frieden zu leben“ und „<strong>Wir</strong> <strong>suchen</strong> <strong>mehr</strong> <strong>als</strong> Macht und Geld“. An über zehn Herbstabenden arbeiteten die jungen Künstler unter Anleitung von Meister Dirk Langhorst in der Werkstatt der Stahlbaufirma Günnemann-Grosse & Co. GmbH. Die Firma stellte neben den Räumlichkeiten und der Expertise auch den Stahl zu besonderen Konditionen zur Verfügung. Das Fundament der Stele hat die Dorstener Arbeit gGmbH gegossen; und auch der Bauantrag und die Berechnung der Statik sind ehrenamtlichen Unterstützern zu verdanken. Die Sparkasse Vest, die RWE Jugendstiftung, die Dr. Carl Dörken Stiftung und der Arbeitskreis Jugend e.V. Dorsten leisteten einen finanziellen Beitrag. Zwei der Künstler haben selbst in den abgerissenen Häusern gewohnt – heute leben sie und die anderen umgesiedelten Mieter in modernen Wohnungen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ein Stadtteil <strong>als</strong> Exponat „Ich wünsche mir, dass wir mit diesem Ortsteil weiter im Gespräch sind“, sagte Bürgermeister Lambert Lütkenhorst anlässlich der Eröffnung einer umfangreichen Ausstellung zur 40-jährigen Geschichte im November 2008. Wie viel Aufmerksamkeit die Fachwelt der ‚Neuen Stadt Wulfen’ bisher gewidmet hat, zeigte unter anderem der beeindruckende Stapel an Diplomarbeiten und Büchern in der Ausstellung – darunter auch ein Buch aus Japan. Überzeugte Barkenberger haben die Dokumentation zusammengestellt: Horst Melles (Fotograf und Grafiker), Sabine Bornemann (Filmemacherin), Peter Broich (Architekt) und Rainer Diebschlag, ehem<strong>als</strong> didaktischer Leiter der Gesamtschule und aktiver Stadtführer. Auf 60 großen Tafeln zeigten sie Stadtplanung, Architektur, Grünplanung, Besonderheiten des Gemeinwesens und den Stadtumbau. „Informationen sind der Nährboden, auf dem sich der Ortsteil gerecht beurteilen lässt“, so Stadtbaurat Frank Gläßner. Das finden auch die Ausstellungsmacher, die viel recherchiert und mit Zeitzeugen gesprochen, aber auch eigene Dokumente in die Ausstellung eingebracht haben. Ziel der Schau: Die Bewohner in ihrem Heimatgefühl und ihrem Stolz auf den Stadtteil bestärken, den Menschen von außerhalb zeigen, wie Barkenberg wirklich ist. Damit waren sie so erfolgreich, dass die Ausstellung bis zum 16. Januar 2009 verlängert worden ist. i i Andreas Vonderreck Mieterzentrumsleiter Essen <strong>LEG</strong> Wohnen Dortmund GmbH Tel. 02 01 / 8 10 10-32 andreas.vonderreck@leg-nrw.de Birgit Breustedt-Stiepelmann <strong>LEG</strong> Stadtentwicklung GmbH & Co. KG Tel. 02 31 / 43 41-239 birgit.breustedt-stiepelmann@leg-nrw.de www.stadtumbau-barkenberg.de WOHNEN ‚Blumenkinder’ in Barkenberg Das Engagement der Bürger steigert die Aufenthaltsqualität in diesem sehr grünen Stadtteil. Schüler der Korczakschule haben im Sommer auf den Abrissflächen Trampelpfade aus Rindenmulch angelegt und gemeinsam mit Kindergartenkindern Blumenfelder gesät. Für das nächste Jahr planen sie, aus gefällten Bäumen im Stadtgebiet Holzbänke zu schnitzen. Der Barkenberger Ortwin Männel hat sich der Unterführungen angenommen, die er mit Unterstützung des KiJuFaZ, des Kinder-, Jugend- und Familienzentrums, ehrenamtlich gestaltet. Bereits zwei Unterführungen leuchten in freundlichen Regenbogenfarben, weitere sind in der Vorbereitung. Schülergruppe der Korczakschule Größtes Stadtumbau-Projekt in NRW Ehem<strong>als</strong> für bis zu 60.000 Einwohner <strong>als</strong> ‚Neue Stadt Wulfen’ geplant, ist Barkenberg heute das größte Stadtumbau-Projekt in Nordrhein- Westfalen. Im Jahr 2007 wurden bereits 244 Wohneinheiten, die Barkenbergschule und der Kindergarten Himmelsberg abgebrochen. 2008 folgte der Abriss der Fußgängerbrücke Dimker Allee; Wohn- und Geschäftsgebäude wurden zurückgebaut. Weitere Rückbauten sind in der Vorbereitung. Das gesamte Projekt läuft bis 2011/12. Parallel zu den öffentlich geförderten Stadtumbaumaßnahmen modernisiert die <strong>LEG</strong> ihren Bestand, führt Verbesserungen des Wohnumfeldes durch und verkauft ausgewählte Wohnungen an die Mieter. Die Gesamtinvestition aller Maßnahmen ist mit rund 38 Millionen Euro kalkuliert und wird zu <strong>mehr</strong> <strong>als</strong> 50 Prozent von der <strong>LEG</strong> finanziert sowie von Bund, Land und Kommune. <strong>LEG</strong> MAGAZIN 1/2009 33