gruss aus lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur eV
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das moderne <strong>Verein</strong>swesen im Zuge der Entwicklung der modernen Bürgergesellschaft<br />
<strong>und</strong> der neuen industriellen Wirtschaftsordnung. Nach Auffassung<br />
des großen Soziologen Max Weber war das <strong>Verein</strong>swesen eines der<br />
wichtigsten Forschungsgebiete der Soziologie überhaupt. Am Beispiel Bresl<strong>aus</strong>,<br />
der Keimzelle des schlesischen <strong>Verein</strong>slebens, stellte ich die über<strong>aus</strong><br />
fruchtbare, beinahe 150 Jahre währende Tätigkeit des 1803 gegründeten <strong>Verein</strong>s<br />
für vaterländische Cultur sowie des 1846 gegründeten <strong>und</strong> 1971 wieder<br />
begründeten <strong>Verein</strong>s für Geschichte Schlesiens vor. Die Periodika <strong>und</strong> Publikationen<br />
dieser <strong>Verein</strong>e erreichten Universitätsniveau <strong>und</strong> sind heute noch<br />
von wissenschaftlicher Bedeutung. Das im Vergleich zu Polen hoch entwickelte<br />
deutsche <strong>Verein</strong>sleben erlag jedoch mehr oder weniger kampflos der<br />
nationalsozialistischen Gleichschaltung. Möglicherweise spielte hierbei die<br />
stark <strong>aus</strong>geprägte patriotische Tradition vieler deutscher <strong>Verein</strong>e eine Rolle.<br />
– Im polnischen Nachkriegsschlesien konnte sich ein <strong>Verein</strong>sleben nur unter<br />
strenger Kontrolle der staatlichen Organe, meist in Form von Betriebsgemeinschaften,<br />
entwickeln. Erst die Solidarność-Bewegung erkämpfte für<br />
Polen am 7. April 1989 – noch vor den ersten halbfreien Wahlen – ein freies,<br />
demokratisches <strong>Verein</strong>srecht.<br />
Herr Adrian Sobek stellte in der anschließenden Diskussionsr<strong>und</strong>e die besonders<br />
in der Jugendarbeit verdienstvolle Tätigkeit des <strong>Verein</strong>s H<strong>aus</strong> Schlesien<br />
e.V. vor. VSK-Mitglied Horst Badura berichtete über den 1880 in<br />
Hirschberg gegründeten Riesengebirgsverein, der sich auch im Jahre 2009<br />
noch dafür einsetzt, die Schönheiten Schlesiens über alle Grenzen hinweg<br />
bekannt zu machen.<br />
Der Nachmittag war der Thematik gewidmet, ob sich Patriotismus <strong>und</strong> Heimatliebe<br />
im Falle Schlesiens zwangsläufig widersprechen müssten. Herr Piotr<br />
Popów, Vorstandsvorsitzender der Wratislaviae Amici, welche im Internet eine<br />
beeindruckende Foto- <strong>und</strong> Materialsammlung <strong>zur</strong> schlesischen Geschichte<br />
zusammengestellt haben, berichtete sehr einfühlsam davon, dass er sich<br />
schon als Schüler vom genius loci Bresl<strong>aus</strong> <strong>und</strong> seiner damals verschwiegenen,<br />
geheimnisvollen Vergangenheit habe anstecken lassen. Die Menschen<br />
hätten zwar geschwiegen, die Mauern aber gesprochen, so habe er still weiter<br />
<strong>und</strong> weiter nachgeforscht. Heute fühle er sich als Breslauer <strong>und</strong> als Pole.<br />
Um sich bereits als Schlesier fühlen zu können, fehle ihm leider die Verwurzelung<br />
außerhalb seiner Heimatstadt.<br />
Vielleicht die interessanteste Abendveranstaltung des Seminars war das Ge-