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gruss aus lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur eV

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oft als “umgedrehte Kommode” bezeichnet. Die resolute <strong>und</strong> selbstbewusste<br />

Marianne hatte als Bauherrin Schinkels Arbeit aufmerksam <strong>und</strong> kritisch begutachtet.<br />

1849, acht Jahre nach seinem Tod, schrieb sie über den großen<br />

Baumeister: “... nicht er sondern ich, die Unwissende, entdeckte, dass die Dimensionen<br />

so unglücklich genommen waren, dass man <strong>aus</strong> den Fenstern<br />

der Bel-Etage gegen die Ringmauer sah <strong>und</strong> die wirklich schöne Aussicht<br />

nicht genießen konnte. Deshalb befahl ich trotz Schinkel den Einbau des Halbgeschosses.<br />

Die Freitreppe war ein Unsinn bei einem gotischen Schloss, welches<br />

einer Festung ähnlich gewesen wäre. Deshalb ließ ich sie <strong>aus</strong>fallen, ...“<br />

Allein schon <strong>aus</strong> diesen wenigen Worten kann man ersehen, dass es Marianne<br />

an vorwitzigem Selbstvertrauen wahrhaftig nicht fehlte. Nach dem Tod<br />

Schinkels im Oktober 1841 gab sie die Weiterführung des B<strong>aus</strong> vollständig in<br />

die Hände des Bauleiters Ferdinand Martius (1811-89).<br />

Der angenehme Rahmen, den das herrschaftliche Leben Marianne <strong>und</strong> Albrecht<br />

einerseits bot, konnte andererseits jedoch nicht über die zunehmenden<br />

Schwierigkeiten zwischen den Ehepartnern hinwegtäuschen. Die kulturell, politisch<br />

<strong>und</strong> sozial sehr interessierte, selbstbewusste <strong>und</strong> manchen auch als<br />

eigensinnig <strong>und</strong> vorlaut geltende Marianne <strong>und</strong> der burschikose, militärisch erzogene<br />

Albrecht, der Jagden <strong>und</strong> ein freies Männerleben über alles liebte,<br />

passten charakterlich nicht zueinander. Mehr <strong>und</strong> mehr gingen sich die beiden<br />

<strong>aus</strong> dem Weg, was auch den königlichen Verwandten nicht verborgen<br />

blieb. Die Hauptursache des Ehestreits war, dass Prinz Albrecht, wie viele<br />

seines H<strong>aus</strong>es, eine Schwäche für uneheliche Abenteuer zeigte. Diese<br />

Schwäche drohte jedoch erst dadurch zum Skandal zu werden, dass sich die<br />

in strenger calvinistischer Ehemoral erzogene Marianne ihrem Schicksal nicht<br />

klaglos fügen wollte<br />

Nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter, Alexandrine am 1. Februar 1842<br />

(+1906) eskalierten die häuslichen Spannungen mehr <strong>und</strong> mehr, so dass sich<br />

Marianne im Herbst 1843 entschied, den Winter allein in Italien zu verbringen.<br />

Diese lange Reise in den Süden sollte der Beginn eines <strong>aus</strong>gedehnten<br />

Reiselebens Mariannes werden. Nachdem am 12. Dezember 1843 ihr geliebter<br />

Vater gestorben war, kehrte sie im Januar 1844 nach Berlin <strong>zur</strong>ück.<br />

Prinz Albrecht von Preußen war dort inzwischen eine Liaison mit der Tochter<br />

des preußischen Kriegsministers von Rauch eingegangen. Marianne verlangte<br />

resolut die Scheidung, doch sowohl der preußische als auch der<br />

niederländische Hof verweigerten ihr die Zustimmung. Marianne, darüber<br />

stark erzürnt, verließ ihren Mann <strong>und</strong> kehrte nie wieder zu ihm <strong>zur</strong>ück.

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