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gruss aus lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur eV

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die Stiftung für Deutsch-polnische Zusammenarbeit. Leider liegt die Begleitbroschüre<br />

nur in polnischer Sprache vor.<br />

Wünschenswert wäre ein Hinweis auf die ursprüngliche Ausstattung der<br />

Kirche mit Bildern gewesen, die heute nicht mehr vorhanden ist: Links <strong>und</strong><br />

rechts neben der Orgel hingen lebensgroße Bildnisse der habsburgischen<br />

Kaiser Josephs I. <strong>und</strong> Karls VI., im Erdgeschoss neben dem Altar Bildnisse<br />

Karls XII. <strong>und</strong> Friedrichs des Großen, die zum 200jährigen Jubiläum gestiftet<br />

worden waren, sowie Bilder Luthers <strong>und</strong> Melanchthons <strong>und</strong> sämtlicher evangelischer<br />

Pastoren der Kirche. Das Altarbild war ursprünglich eine Darstellung<br />

des Abendmahls (das Sakrament des Altars!), wie in den Kirchen der<br />

Reformationszeit üblich. Es wurde 1859 durch ein Bild des Düsseldorfer Malers<br />

Otto Mengelberg ersetzt, Christus in Gethsemane, das auch jetzt wieder<br />

seit der Renovierung in den 90er Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts zu sehen<br />

ist.<br />

Erfreulich ist, dass nunmehr wieder der alte Name der Kirche benutzt wird,<br />

nämlich „Gnadenkirche zum Kreuze Christi”/Kościół Łasky, <strong>und</strong> nicht mehr<br />

„Garnisonkirche”, wie in den neueren Führern, was immer wieder zu<br />

Missverständnissen führte. Der Zusatz “heilig”, ebenfalls erst in polnischer<br />

Zeit üblich, hat insofern seine Berechtigung, weil die Kirche seit den 90er<br />

Jahren eine Kreuzesreliquie besitzt, die in den Hochaltar inkorporiert ist.<br />

In den Texttafeln wird endlich auch mit der Legende von dem “Schweden”<br />

Martin Frantz aufgeräumt, die durch die neuere Führerliteratur geisterte. Nur<br />

weil Reval im Jahre seiner Geburt (zufällig) zu Schweden gehörte, wurde er<br />

seiner Abstammung nach nicht schon zum Schweden. Einige Jahrzehnte später<br />

wäre er dann zum Russen geworden, weil die Stadt zu Rußland gehörte.<br />

Die ethnischen Verhältnisse im Alten Europa waren meist komplizierter, als es<br />

die bloße Staatszugehörigkeit nahelegte. Der Vater, Martin Frantz d.Ä.<br />

stammte <strong>aus</strong> Dresden, war also Sachse; er ging 1670 als Stadtbaumeister<br />

nach Reval (Talinn), dessen Patriziat <strong>und</strong> Bürgertum damals überwiegend<br />

deutsch waren. Bei ihm lernte der Sohn sein Handwerk als Baumeister, ging<br />

dann aber nach Breslau, wo er in die Werkstatt des Baumeisters Johann<br />

Georg Knoll eintrat. Mit diesem ging er nach Liegnitz, wo er am Bau des Jesuitenkollegs<br />

<strong>und</strong> der Jesuitenkirche (heute Pfarrkirche St. Johannis) beteiigt<br />

war. Dort heiratete er auch eine Liegnitzerin.<br />

Von dort <strong>aus</strong> lieferte er seine Entwürfe für die Gnadenkirchen in Hirschberg<br />

<strong>und</strong> Landeshut. Wahrscheinlich stammt von ihm auch der Plan für den<br />

Neubau von Schloss Lomnitz für die Familie von Thomagnini von 1720. Frantz<br />

hat in Schlesien ca. 40 Bauten errichtet. Er starb 1742 in Liegnitz <strong>und</strong> wurde<br />

auf dem Friedhof von St. Peter u. Paul begraben.

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