Zeit zeugen - Diakonie Landshut
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<strong>Zeit</strong><strong>zeugen</strong><br />
Heimatvertriebene in<br />
Niederbayern –<br />
eine Annäherung<br />
Dekan Kirchenrat Paul Krauß, Vorsitzender der Inneren Mission <strong>Landshut</strong><br />
(von 1949 bis 1966), erinnert sich an Begegnungen in der Nachkriegszeit<br />
Kein Wunder, wenn Bürger einer solchen Stadt (<strong>Landshut</strong>) ein starkes Selbstbewusstsein haben<br />
und in ihrer Haltung konservativ sind! Kein Wunder aber auch, wenn die vielen Heimatvertriebenen<br />
aus dem deutschen Osten, die ebenso schöne Städte hatten und mit Recht ein<br />
ebensolches Selbstbewusstsein, zunächst nur schwer zum niederbayerischen Menschen fanden.<br />
Vergessen darf man auch nicht, dass ja in ganz Niederbayern vor 1945 weniger Evangelische<br />
lebten als heute im Bereich des Pfarramts <strong>Landshut</strong> allein. Wir Evangelischen – zumal wer nicht<br />
aus Bayern stammte – waren zunächst ein Fremdkörper im niederbayerischen Raum.<br />
Aber das Bild hat sich inzwischen doch wesentlich gewandelt. Auf der einen Seite waren es die<br />
Landschaft und ihre Städte und Siedlungen, die die Brücke bei den Heimatvertriebenen bauten.<br />
Erst in diesen Tagen sagten mir zwei Schlesier: „Wenn man die Laubengänge sieht oder den<br />
Martinsdom oder die Isar, so ist es doch wie in Breslau oder Jauer.“ Und bei den Einheimischen:<br />
Da war es das gegenseitige Sichkennenlernen, was allmählich die Reserve, die man zunächst<br />
bewahrte, abbaute. Und das galt nicht nur im beruflichen Zusammenleben, sondern auch im<br />
religiösen Gebet. Dass in der evangelischen Kirche das gleiche Glaubensbekenntnis, das gleiche<br />
Vaterunser, sogar Beichte, Tauf- und Altarsakrament zu Hause sind, wussten viele nicht.<br />
Freilich, die Angst vor den „Protestanten“, wie man uns weithin noch nennt, ist bei vielen<br />
Katholiken nicht überwunden. Das gibt einem allerdings immer wieder zu schaffen. Aber das<br />
soll uns nicht irre machen in unserer Haltung. Wir wollen beitragen, was wir können, dass auch<br />
in Niederbayern das gegenseitige Sich-achten-und-verstehen-Wollen der Konfessionen wächst,<br />
damit wir nicht bloß reden von Ökumene, sondern sie zuallererst bei uns im engen Raum zu<br />
praktizieren versuchen.<br />
Aus: Blätter für Innere Mission in Bayern, Heft 11, November 1962, 15. Jg., S. 2 f.<br />
24 Die Innere Mission 1948-1973