1 Die Christuskirche wird gebaut (1894 bis 1897): Auf und unter dem Baugerüst befanden sich etwa 80 Maurer, Handlanger und Frauen, die auch „Mörtel-Weiber“ genannt wurden. Sie waren meist freiwillige Helferinnen der evangelischen Gemeinde, die Baumaterial schleppten. 8 Der evangelische Frauenverein 1909-1912
Frauen machten den Anfang Das Diakonische Werk <strong>Landshut</strong> präsentiert sich heute als ein in Stadt und Landkreis etablierter Wohlfahrtsverband, der vielfältige soziale Dienste mit einem breiten Leistungsspektrum anbietet. Umso bemerkenswerter ist sein Ursprung: Begonnen hat die diakonische Tätigkeit mit dem Engagement einiger tatkräftiger Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts. Handarbeiten für die Christuskirche Heutzutage würde sich die Frauengruppe, die sich am 1. Oktober 1895 in der Münch’schen Gastwirtschaft versammelte, möglicherweise „Förderverein Christuskirche“ nennen. Damals hatte Johanna von Jan, die Ehefrau des Stadtpfarrers, eingeladen, um mit insgesamt 54 Frauen den Evangelischen Frauenverein <strong>Landshut</strong> zu gründen. In erster Linie ging es darum, zum Bau der Christuskirche beizutragen. Zusätzlich waren wohltätige Zwecke, wie die Unterstützung von Armen und Kranken, angedacht: „Es werden sich in unserer Gemeinde, besonders unter den junge Damen und Fräulein, geübte Stickerinnen finden, welche gerne mit Hand anlegen, um unserer Gotteshaus würdig schmücken zu helfen. Auch den Armen und Kranken werden wir Frauen öfter Gelegenheit finden, tätig und hilfsbereit zu sein, sei es durch Unterstützung der Bedürftigen mit milden Gaben oder sei es auch durch Bezeugung unserer fürsorglichen Teilnahme an dem Ergehen unserer in Not geratenen Gemeindemitglieder.“ 1 Die evangelische Pfarrgemeinde in <strong>Landshut</strong> umfasste damals nur 1200 Gläubige. Frauen hatten noch wenig Gelegenheit, sich aktiv am öffentlichen gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Dennoch gelang es den Mitgliedern des Frauenvereins, mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen, wie dem Verkauf von Handarbeiten, Gelder einzuwerben, so dass zur Kircheneinweihung vier Paar Leuchter sowie zwei Kanzel- und Altartücher gespendet werden konnten. Der evangelische Frauenverein 1909-1912 Als im Oktober 1908 eine Generalversammlung des Frauenvereins abgehalten wurde, konnte die Vereinsgründerin, Johanna von Jan, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen. Maria Seidel, die Frau des neuen evangelischen Stadtpfarrers Georg Seidel, leitete die Sitzung und erklärte die Anstellung einer Gemeindeschwester zum nächsten wichtigen Vereinsziel. An der Notwendigkeit einer eigenen Diakonisse in der Diaspora <strong>Landshut</strong> bestand kein Zweifel, zumal es in anderen nahen Städten wie Straubing bereits seit Jahren Diakonissen gab, die mit der Gemeindearbeit ausgelastet waren. Dazu musste jedoch die finanzielle Basis, die bisher nur aus einem kleinen Fonds in Höhe von 200 Mark und Rücklagen in Höhe von 600 Mark bestand, erweitert werden. 9 Über die Erweiterung des Frauenvereins wurde auch im „Kurier von Niederbayern“ berichtet.