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Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck

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Verfahren findet vor allem in der Robotik Anwendung,<br />

wenn Rotationen von mehrgliedrigen Roboterarmen <strong>zu</strong><br />

beschreiben sind. Mittels Quaternionen dargestellte Rotationen<br />

finden aufgr<strong>und</strong> ihrer leichten formalen Handhabung<br />

häufig Anwendung in der Softwaretechnik. Ein<br />

Quaternion definiert eine Drehachse <strong>und</strong> den Winkel<br />

der um diese Achse aus<strong>zu</strong>führenden Rotation. In <strong>Navigation</strong>ssystemen<br />

sind alle Arten von Beschreibungen<br />

an<strong>zu</strong>treffen.<br />

Somit ergeben sich insgesamt 6 <strong>zu</strong> bestimmende Freiheitsgrade<br />

<strong>zu</strong>r exakten Lokalisation eines Objektes im<br />

Raum. Um diese 6 variablen Größen bestimmen <strong>zu</strong><br />

können, wird sich in der Praxis verschiedener Verfahren<br />

bedient, die unterschiedliche physikalische Effekte ausnutzen.<br />

Die meisten Verfahren stimmen jedoch in sofern<br />

überein, dass sie alle die Position nur eines Punktes im<br />

Raum bestimmen. Dies reicht allerdings nur aus, um die<br />

Translation <strong>zu</strong> messen, nicht jedoch die Rotation. Dafür<br />

muss das Objekt an mindestens 3 Punkten erfasst<br />

werden. So kann man alle 6 Freiheitsgrade bei starren<br />

Körpern verlässlich errechnen. Vor allem beim Einsatz<br />

in der erweiterten Realität (Augmented Reality) <strong>zu</strong>m<br />

Visualisieren präoperativer Daten ergibt sich jedoch das<br />

Problem, dass der Patient kein starrer Körper ist. Daher<br />

muss gesichert werden, dass die Gültigkeit der präoperativ<br />

akquirierten Daten über Position, Orientierung <strong>und</strong><br />

Form von relevanten Körperregionen nicht verloren<br />

geht. Von der Datenaufnahme bis <strong>zu</strong>m Moment des Eingriffs<br />

dürfen keine Änderungen an der <strong>zu</strong> behandelnden<br />

Abb. 2: Darstellung der rotatorischen (beispielhaft am<br />

Flugzeug links <strong>und</strong> blaue Pfeile rechts) <strong>und</strong> der translatorischen<br />

(gelbe Pfeile rechts) Bewegungsachsen (modifiziert<br />

nach [1]).<br />

Körperregion auftreten, da ansonsten die gesammelten<br />

Informationen wertlos werden. Darüber hinaus ist durch<br />

die Anzeige veralteter, also falscher Tatsachen eine Irreführung<br />

des Arztes <strong>und</strong> somit sogar eine Gefährdung<br />

des Patienten möglich. Beispielsweise ändert die Leber<br />

durch Atembewegungen <strong>und</strong> Mobilisation ihre Position<br />

<strong>und</strong> geringfügig ihre Form, was es stark erschwert, etwa<br />

<strong>zu</strong>vor erstellte CT/MRT-Aufnahmen exakt der aktuellen<br />

Position der Leber entsprechend in das Sichtfeld des<br />

Operateurs <strong>zu</strong> projizieren. Daher wird in der Praxis die<br />

fragliche Körperregion durch mehrere Landmarken repräsentiert.<br />

Diese Landmarken stellen Punkte in einem<br />

virtuellen dreidimensionalen Gitter dar. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Positionsveränderung der einzelnen Landmarken <strong>und</strong><br />

vor allem ihrer Relation untereinander, kann die daraus<br />

resultierende Verzerrung des Gitters errechnet werden<br />

<strong>und</strong> ergibt bei Korrelation mit den präoperativen Daten<br />

die momentane Position, Orientierung <strong>und</strong> Form der<br />

Körperregion. Im Folgenden sollen die Verfahren <strong>zu</strong>m<br />

Erfassen von Landmarken bzw. von Translation <strong>und</strong> Rotation<br />

näher betrachtet werden.<br />

Kriterien <strong>zu</strong>r Beurteilung der Leistung eines Trackingsystems<br />

Ein gutes Trackingsystem sollte sechs Freiheitsgrade<br />

aufweisen. Die Freiheitsgrade unterteilen sich in die<br />

Qualitäten Position <strong>und</strong> Orientierung. Beide können in<br />

Form eines Vektors in einem dreidimensionalen Koordinatensystem<br />

angegeben werden. Bei der Orientierung<br />

lassen sich verschiedene äquivalente Definitionen bilden.<br />

Eine einfache Definition beschreibt eine Orientierung<br />

durch eine Sequenz von drei Einzeldrehungen<br />

um die drei Hauptachsen eines Objektes. Die Winkel<br />

dieser Einzeldrehungen werden mit Gierwinkel (azimuth,<br />

yaw oder pan), Neigungswinkel (pitch, elevation<br />

oder tilt) <strong>und</strong> Rollwinkel (roll) bezeichnet (Abb. 2). Für<br />

eine exaktere Betrachtungsweise müssen ein Referenzpunkt,<br />

die Orientierung des Koordinatensystems <strong>und</strong><br />

der Winkel, sowie die Reihenfolge, in denen die drei<br />

Einzeldrehungen ausgeführt werden, festgelegt werden.<br />

Ein ideales Trackingsystem liefert sowohl die drei<br />

Positionskoordinaten als auch die drei Raumwinkel.<br />

Zahlreiche Systeme liefern derzeit in der Medizin nur<br />

eine Untermenge dieser Daten. Aber wie die Erfolge<br />

der früheren Seefahrt zeigen, lässt sich selbst mit einem<br />

Kompass (keine Positionsinformation; nur ein Gierwinkel)<br />

durch die Ausnut<strong>zu</strong>ng weiterer Zusammenhänge<br />

eine akzeptable Lage des Standorts durchführen.<br />

Um die Leistung der verschiedenen heute verfügbaren<br />

Tracker <strong>zu</strong> erfassen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> vergleichen, sind unter anderem<br />

die folgenden Kriterien <strong>und</strong> Messgrößen geeignet:<br />

202 FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006)

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