Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
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<strong>Universität</strong>sklinik für Chirurgie, <strong>Lübeck</strong> (Direktor: Prof. Dr. med. H. P. Bruch)<br />
Ultraschallgesteuerte Interventionen unter virtueller<br />
Führung <strong>zu</strong>r Therapie maligner Lebertumoren<br />
P. Hildebrand, M. Kleemann, L. Mirow, C. Bürk, H.P. Bruch, U.J. Roblick<br />
Einleitung<br />
In der westlichen Welt repräsentieren Metastasen von<br />
gastrointestinalen Tumoren die häufigste Ursache für<br />
sek<strong>und</strong>äre bösartige Tumoren der Leber. In etwa 20%<br />
der Fälle der Patienten mit gastrointestinalen bösartigen<br />
Tumoren liegt <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Diagnosestellung des<br />
Primärtumors eine synchrone Lebermetastasierung vor.<br />
Darüber hinaus tritt bei bis <strong>zu</strong> 60% dieser Patienten auch<br />
nach kurativer Resektion des Primärtumors eine metachrone<br />
Metastasierung auf.<br />
Die chirurgische Resektion stellt gegenwärtig den<br />
Gold-Standard für die Therapie von sek<strong>und</strong>ären Lebermalignomen<br />
dar. Jedoch kommen nur 20 – 25 %<br />
aller Metastasenträger für eine Resektion in Betracht<br />
[1, 2, 3]. Zudem beträgt die Rate an intrahepatischen<br />
Rezidiven nach potentiell kurativer R0-Resektion von<br />
Lebermetastasen ca. 50% [1, 2, 3]. Bleiben nicht resektable<br />
Lebermetastasen unbehandelt, beträgt die mediane<br />
überlebenszeit wenige Monate, nur einzelne Patienten<br />
überleben unbehandelt zwei Jahre [4]. Die Hauptsäule<br />
der adjuvanten <strong>und</strong> neoadjuvanten Therapie sind die<br />
verschiedenen chemotherapeutischen Behandlungsverfahren,<br />
die insbesondere bei gastrointestinalen Tumoren<br />
in der letzten Zeit deutliche Erfolge bei der überlebenszeitverbesserung<br />
erzielt haben (z. B. durch Kombination<br />
mit Antiangiogenese-Hemmern) [5, 6]. In den meisten<br />
Fällen ist jedoch durch eine Chemotherapie keine<br />
langfristige Tumorheilung möglich.<br />
Auf der Suche nach alternativen Therapien sind in den<br />
letzten Jahren eine Reihe von Verfahren entwickelt<br />
worden, die über unterschiedliche Wirkprinzipien eine<br />
Devitalisierung der Metastasen <strong>zu</strong>m Ziel haben. Insbesondere<br />
die thermischen Verfahren (Radiofrequenzablation,<br />
Laserinduzierte Thermotherapie, Kryotherapie)<br />
bieten dem Therapeuten die Möglichkeit verschiedener<br />
Applikationsformen (transkutan, offen chirurgisch oder<br />
laparoskopisch) <strong>und</strong> somit einer individuell angepassten<br />
Anwendung der lokalen Tumordestruktion. Aufgr<strong>und</strong><br />
der bisherigen klinischen Ergebnisse <strong>und</strong> des übersichtlichen<br />
Handlings wird die Radiofrequente Thermoabla-<br />
Dr. med. Philipp Hildebrand,<br />
geboren 1975 in Braunschweig,<br />
Medizinstudium an der Georg-August-<strong>Universität</strong>Göttingen.<br />
Fachgebiet Chirurgie.<br />
In <strong>Lübeck</strong> seit Januar 2002,<br />
Assistenzarzt an der Klinik<br />
für Chrirugie. Kooperationen<br />
an der <strong>Universität</strong> <strong>Lübeck</strong> mit<br />
den Instituten für Robotik <strong>und</strong><br />
Kognitive Systeme, für Biomedizinische Optik <strong>und</strong><br />
für Mathematik, überregional mit verschiedenen<br />
wissenschaftlichen <strong>und</strong> klinischen Forschungseinrichtungen<br />
im Rahmen des BMBF-geförderten FU-<br />
SION-Projektes. Forschung insbesondere auf den<br />
Gebieten der minimal-invasiven (laparoskopischen)<br />
ultraschallbasierten <strong>Navigation</strong>, der Leberchirurgie<br />
<strong>und</strong> der Thermoablation.<br />
tion (RFA) von vielen Anwendern bevor<strong>zu</strong>gt. Die Nut<strong>zu</strong>ng<br />
eines sonographiegestützen <strong>Navigation</strong>ssystems<br />
könnte vorhandene Limitationen kompensieren <strong>und</strong><br />
somit die Präzision der Intervention verbessern.<br />
Transcutane, ultraschallgesteuerte Intervention<br />
Die perkutane Intervention bietet in der Palliativsituation<br />
die geringste Patientenbelastung. Zur Führung<br />
perkutaner Interventionen steht neben der Computertomographie<br />
die Sonographie als bed-side-Verfahren <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung (Abb. 1). Sie zeichnet sich neben fehlender<br />
Strahlenexposition vor allem durch Schnelligkeit, Kosteneffizienz,<br />
Genauigkeit <strong>und</strong> die Vorteile des Real-time<br />
Imaging aus [7, 8, 9]. Zusätzlich kann die Nadelapplikation<br />
beim transkutanen Vorgehen auch unter Lokalanästhesie<br />
durchgeführt werden, was insbesondere für Patienten<br />
mit erhöhter Komorbidität <strong>und</strong> somit erhöhtem<br />
Narkoserisiko vorteilhaft ist.<br />
226 FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006)