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Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck

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FORSCHUNG AKTUELL<br />

Institut für Mathematik (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. J. Prestin) der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong><br />

Mathematik <strong>und</strong> Medizin – die Fusion zweier Welten<br />

S. Bommersheim, B. Fischer<br />

Einleitung<br />

In den letzten Jahren hat die Bildgebung in der Medizin<br />

eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt. Neuentwicklungen<br />

im Bereich der Hard- <strong>und</strong> Software sind<br />

verantwortlich für immer aussagekräftigere Aufnahmemodalitäten.<br />

Hin<strong>zu</strong> kommt ein Paradigmenwechsel in<br />

der Diagnose <strong>und</strong> der Therapie. So wird hier heut<strong>zu</strong>tage<br />

üblicherweise mehr als nur eine Bildgebungsmodalität<br />

herangezogen. Eine gemeinsame Verwendung der<br />

Weichteilanatomie (dargestellt durch MR – Magnetresonanz<br />

bzw. US - Ultraschall), der Knochenstruktur<br />

(CT - Computertomographie) oder der funktionellen<br />

Information (SPECT – Single Photon Emission oder<br />

PET – Positron Emission Tomography) ist häufig wünschenswert.<br />

Ein direkter Vergleich der interessierenden Objekte<br />

durch überlagerung der Bilder ist aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen<br />

Darstellungen <strong>und</strong> der Tatsache, dass sie<br />

typischerweise <strong>zu</strong> verschiedenen Zeitpunkten <strong>und</strong> aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen wurden, in<br />

der Regel nicht möglich. Die Analyse <strong>und</strong> Interpretation<br />

erfolgt daher manuell durch einen trainierten <strong>und</strong><br />

erfahrenen Experten, d.h. zeitaufwändig, subjektiv <strong>und</strong><br />

nicht reproduzierbar.<br />

Die <strong>zu</strong>m Zwecke der Vergleichbarkeit oder Integration<br />

notwendige Modifikation der in den Bildern dargestellten<br />

Objekte wird als Registrierung (gelegentlich auch<br />

als Morphing, Warping oder Fusion) bezeichnet. Registrierung<br />

spielt bei allen in der Medizin eingesetzten<br />

bildgebenden Verfahren eine Schlüsselrolle. Hier<strong>zu</strong> gehören<br />

z.B. Diagnose, Operationsplanung, Validierung<br />

<strong>und</strong> Verlaufsstudien. Spezielle Anwendungsbeispiele<br />

sind die übertragung der Operationsplanung auf das<br />

Operationsfeld durch Registrierung von präoperativen<br />

Bildern (z.B. CT-Aufnahmen) <strong>und</strong> intraoperativen Bildern<br />

(z.B. US-Aufnahmen) oder das Tumormonitoring<br />

durch die Registrierung von zeitlich versetzt aufgenommenen<br />

Bildern, die ihrersseits aus der Fusion von CT-<br />

<strong>und</strong> PET-Aufnahmen hervorgegangen sind.<br />

Idealerweise sollte ein Registrierungsalgorithmus keinerlei<br />

Benutzerinteraktion erfordern (one-click-method)<br />

Prof. Dr. rer. nat. Bernd Fischer,<br />

geboren 1957 in Mölln,<br />

Studium der Mathematik mit<br />

Nebenfach Informatik an der<br />

<strong>Universität</strong> Hamburg, Postdoc<br />

an der Stanford University, Visiting<br />

Professor an der Purdue<br />

University. Seit 1996 Professor<br />

für Numerische Mathematik<br />

am Institut für Mathematik der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> mit dem Arbeitsschwerpunkt<br />

Scientific Computing mit Anwendungen in den Life<br />

Sciences, insbesondere der Medizin. Besonderer<br />

Schwerpunkt ist die Bildregistrierung (Bildfusion),<br />

die <strong>zu</strong>gleich das zentrale Forschungsthema der<br />

Arbeitsgruppe SAFIR (Solutions and Algorithms<br />

for Image Registration) am Institut für Mathematik<br />

darstellt. Die Gruppe kooperiert mit internationalen<br />

(z.B. Emory, Harvard, Stanford) sowie nationalen<br />

(z.B. RWTH Aachen, MeVis Bremen, Philips Hamburg,)<br />

Forschergruppen. Sie ist an verschiedenen<br />

Drittmittelprojekten (z.B. BMBF FUSION, HWT<br />

Schleswig Holstein) an zentraler Stelle tätig. SAFIR<br />

wird von vielen Experten als die weltweit führende<br />

Forschergruppe im Bereich Registrierung angesehen.<br />

Die Anfragen nach wissenschaftlichen Kooperationen<br />

übersteigen bei weitem die Kapazitäten von<br />

SAFIR. Daher wird derzeit intensiv über die Einrichtung<br />

eines Kompetenzzentrums „Medical Vision“ am<br />

Standort <strong>Lübeck</strong> <strong>und</strong> die Schaffung spezieller Lehrangebote<br />

nachgedacht.<br />

<strong>und</strong> das gewünschte Resultat verlässlich in einem tolerierbaren<br />

Zeitrahmen berechnen. In Abhängigkeit von<br />

der jeweiligen Anwendung stimmen Wunsch <strong>und</strong> Wirklichkeit<br />

nur sehr unbefriedigend überein mit der Folge,<br />

dass Registrierung ein sehr aktives Forschungsgebiet ist<br />

[6].<br />

Im Folgenden werden wir einige der „state-of-the-art“-<br />

Methoden kurz vorstellen. Zur Lösung von Registrierungsproblemen<br />

gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Ansätze. Registrierungsverfahren, die nur die Bilddaten<br />

<strong>zu</strong>r Bestimmung der Transformation benötigen, heißen<br />

automatische Verfahren. Im Gegensatz da<strong>zu</strong> erfordern<br />

196 FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006)

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