Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abb. 3: Mechanischer Arm <strong>zu</strong>r <strong>Navigation</strong> [ Neuronavigation:<br />
Computerassistierte Neurochirurgie, Christian<br />
Rainer Wirtz, Stefan Kunze, Deutsches Ärzteblatt 95,<br />
Heft 39 (1998)]<br />
Akustische Trackingverfahren<br />
Ein anderes Verfahren ist die akustische Messung, welche<br />
auf der Annahme basiert, dass der Schall eine gewisse<br />
konstante Geschwindigkeit besitzt <strong>und</strong> so die Ausbreitungsdauer<br />
zwischen zwei Punkten äquivalent <strong>zu</strong>r Distanz<br />
der Punkte ist. Zur Bestimmung der Position wird ein Sender<br />
in Form eines kleinen Lautsprechers auf dem Objekt<br />
platziert, welcher Ultraschallsignale aussendet. Weiterhin<br />
befinden sich im Bereich der Signale mindestens drei<br />
Empfänger (Mikrofone) mit genau bekannten Abständen<br />
<strong>zu</strong>einander. Gemessen wird die Zeit, welche die Emissionen<br />
vom Sender <strong>zu</strong> den Empfängern benötigen <strong>und</strong><br />
daraus der Abstand der Sender <strong>zu</strong> den jeweiligen Empfängern<br />
berechnet. Dann kann mittels Triangulation die<br />
Position des Lautsprechers bestimmt werden. Als Vorteile<br />
dieses Verfahrens sind die geringen Kosten für ein solches<br />
System <strong>und</strong> die hohe Messgenauigkeit bei bekannten Bedingungen<br />
wie Lufttemperatur <strong>und</strong> Luftdruck <strong>zu</strong> nennen.<br />
Allerdings setzen akustische Messverfahren Sichtkontakt<br />
zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger voraus, was die Brauchbarkeit<br />
für den Einsatz im OP deutlich einschränkt. Weiterhin<br />
wird während Operationen ein steriler Luftstrom<br />
über den OP-Tisch geblasen, welcher Luftdruck <strong>und</strong> Temperatur<br />
beeinflusst <strong>und</strong> somit die von diesen Parametern<br />
abhängende Schallgeschwindigkeit verändert. Darüber<br />
hinaus ist es mitunter schwierig <strong>zu</strong> unterscheiden, ob der<br />
von den Empfängern registrierte Schall von einer<br />
Schallreflexion oder direkt vom Sender kommt.<br />
Abb. 4: Testung der Genauigkeit eines elektromagnetischen<br />
Trackingsystems (NDI Aurora) mit Sender <strong>und</strong><br />
Empfänger (Pfeile) durch ein mechanisches Trackingsystem<br />
(Kuka-Roboter) in reeler OP-Umgebung.<br />
Optische Trackingverfahren<br />
Eine Unterteilung der optischen Verfahren wird anhand<br />
der Methode, mittels der Objekte erkannt werden, gemacht.<br />
Unterschieden wird <strong>zu</strong>nächst einmal nach markerlosen<br />
<strong>und</strong> markerbasierten Verfahren. Markerlose<br />
orientieren sich an Form <strong>und</strong> Farbe realer Objekte, z.B.<br />
eines medizinischen Instruments. Kommerzielle Anwendungen<br />
verwenden dies in der Medizin jedoch noch<br />
fast gar nicht. Markerbasierte Verfahren nutzen besonders<br />
leicht erkennbare künstliche Marker, deren Form<br />
oder Farbe genau bekannt <strong>und</strong> auf das Trackingsystem<br />
abgestimmt sind. Im Bereich des sichtbaren Lichts finden<br />
schachbrettähnliche Marker, sog. X-Points, häufig<br />
Verwendung. In der Medizin gängig sind z.B. Infrarotlicht<br />
reflektierende Marker, die sich im Bild einer Infrarotkamera<br />
deutlich abheben. Markerbasierte Verfahren<br />
lassen sich weiter in aktive <strong>und</strong> passive Verfahren unterteilen.<br />
Im Infrarottracking werden sowohl passive,<br />
also reflektierende Marker eingesetzt, als auch aktive,<br />
also Licht emittierende Marker (z.B. LEDs). Im Gegensatz<br />
<strong>zu</strong> markerlosen Verfahren muss jedoch immer das<br />
<strong>zu</strong> trackende Objekt mit einem oder mehreren Markern<br />
versehen werden, wie bei allen <strong>zu</strong>vor genannten Verfahren<br />
auch.<br />
Die eigentliche Positionsbestimmung ist bei allen Verfahren<br />
gleich. Benötigt werden mindestens zwei Kameras.<br />
Aus den Bilddaten lässt sich mittels Triangulierung<br />
die Position des Objekts errechnen. Jedes einzelne Bild<br />
liefert dabei die Richtung, in der sich das betrachtete<br />
Objekt vom Projektionsmittelpunkt der Kamera aus<br />
befindet. Der Schnittpunkt dieser Richtungsvektoren,<br />
unter Berücksichtigung der Kamerapositionen, ergibt<br />
die Position. Um auch die Orientierung <strong>zu</strong> bestimmen,<br />
müssen mehrere Referenzpunkte des Objekts angepeilt<br />
204 FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006)