Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
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Abb. 1: Transkutane, sonographie-gesteuerte Punktion<br />
der Leber.<br />
Technik <strong>und</strong> Limitation<br />
Im Rahmen transkutaner ultraschallgesteuerter Interventionen<br />
kamen bisher zwei Vorgehensweisen <strong>zu</strong>r Anwendung:<br />
die einfachste Technik - die Freihandpunktion<br />
- benötigt keine <strong>zu</strong>sätzlichen Hilfsmittel <strong>und</strong> ist zeitsparend.<br />
Sie kann sowohl unter direkter Ultraschallsicht<br />
als auch für einfache Ziele ohne direkte Sichtkontrolle<br />
nach Ultraschallortung durchgeführt werden. Sie bietet<br />
im Gegensatz <strong>zu</strong>r zweiten Technik - der Punktion mit<br />
statischer Nadelführung - den Vorteil, die Punktionsrichtung<br />
innerhalb der Schallebene verändern <strong>und</strong> damit<br />
auf anatomische Gegebenheiten reagieren <strong>zu</strong> können.<br />
Die Freihandpunktion ist effizient <strong>und</strong> sicher, benötigt<br />
allerdings ausreichende übung <strong>und</strong> korreliert deshalb<br />
im Outcome mit der Erfahrung des Anwenders [10-12].<br />
So kann es bei der Freihandpunktion <strong>zu</strong> Fehlpunktionen<br />
kommen, da die Möglichkeit besteht, dass sich ein<br />
Nadelreflex in der sonographisch eingestellten Zielstruktur<br />
zwar darstellt, dieser jedoch dem Nadelschaft<br />
entspricht, während die Nadelspitze bereits über die<br />
Bildebene hinausgeführt wurde. Diese Situation erfährt<br />
gerade bei Leberläsionen, welche direkt vor sensiblen<br />
Nachbarstrukturen (große Gefäße, Gallenblase, Colonflexur,<br />
Zwerchfell...) liegen, erhebliche Bedeutung. Bei<br />
kleinen (< 2cm) oder tiefliegenden (> 8cm) Läsionen<br />
ist dieser Technik meistens die Anwendung eines zentralperforierten<br />
Punktionsschallkopfes oder der Einsatz<br />
einer am Schallkopf fixierten Nadelführung überlegen.<br />
Dies liegt unter anderem an der Missweisung in größerer<br />
Tiefe, dem Abweichen der dünnen elastischen Nadel<br />
aus der Schnittebene <strong>und</strong> der oft schlechten Darstellbarkeit<br />
der Nadelspitze. Allerdings wird hier der Punkti-<br />
onsort von der Schallkopfpositionierung determiniert.<br />
Die Technik ist damit bei anatomischen Hindernissen<br />
oder im sogenannten Nahfeld aufgr<strong>und</strong> des durch die<br />
Fixierung vorgegebenen Einstichwinkels ungeeignet<br />
[13-16].<br />
Die Wahl eines Punktionsortes mit mehreren Zentimetern<br />
Entfernung vom Schallkopf, der <strong>zu</strong>gleich außerhalb<br />
der Schallebene liegt, ist mit beiden Techniken stark<br />
limitiert, da sich der sonographische Nadelreflex nur<br />
innerhalb der Bildebene darstellt <strong>und</strong> so ein sicheres Erreichen<br />
des Zielortes erheblich einschränkt.<br />
<strong>Navigation</strong> transkutaner Interventionen<br />
2003 wurde an unserer Klinik erstmalig der Einsatz eines<br />
magnetfeldbasierten <strong>Navigation</strong>ssystems für transkutane<br />
Interventionen getestet, das eine ultraschallunterstützte,<br />
freihändige, von Schallkopflokalisation <strong>und</strong> Punktionsort<br />
unabhängige Nadelführung mit uneingeschränkten<br />
Freiheitsgraden ermöglicht [17]. Das System basiert auf<br />
dem Prinzip des elektromagnetischen Trackings [18].<br />
Der entscheidende Vorteil des Systems ist die Möglichkeit<br />
von sicheren Punktionen außerhalb der Schallebene,<br />
da der Benutzer ständig in Echtzeit über Lage der<br />
Nadel in Relation <strong>zu</strong>r Zielregion informiert wird <strong>und</strong> so<br />
Abb. 2: Monitorbild bei Out-of-plane-Punktion: Der<br />
grüne Balken am unteren Monitorbild signalisiert<br />
sicheren Betriebsstatus. Die dreidimensionale Darstellung<br />
im kleinen Übersichtsfenster ermöglicht die<br />
räumliche Orientierung. Im real-time B-Bild des Ultraschalls<br />
sind Schnittpunkt von Bildebene <strong>und</strong> virtuellem<br />
Stichkanal (rote gepunktete Linie) als gelber<br />
Kreis (Zielbereich) darstellt, über dem die Entfernung<br />
Nadelspitze-Bildebene als Zahl abgelesen werden kann.<br />
Die Nadel wird durch die gestrichelte blaue Doppellinie<br />
virtuell visualisiert.<br />
FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006) 227