Thema "Navigation und Medizin" - Universität zu Lübeck
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Systeme (z.B. SimpliCT, Neorad, Oslo, Norwegen, siehe<br />
Abb. 1). Krombach et al. (2000) bezeichneten das<br />
letztgenannte System als wertvolle Punktionshilfe <strong>und</strong><br />
gaben eine hohe Präzision an mit einer nur geringen Abweichung<br />
der berechneten <strong>zu</strong>r tatsächlich notwendigen<br />
Angulation von im Mittel 1,3 Grad.<br />
Elektromagnetische Ortungssysteme<br />
Von der Firma Ultraguide (Tirat Hacarmel, Israel) wurden<br />
Systeme <strong>zu</strong>r <strong>Navigation</strong> anhand präinterventionell<br />
akquirierter Bilddaten entwickelt. Auf einem im Untersuchungsraum<br />
stehenden Bildschirm wird auf die <strong>zu</strong>vor<br />
akquirierten CT-Daten die aktuelle Lage des Interventionsinstruments<br />
projiziert sowie auch die Strecke <strong>zu</strong>m<br />
geplanten Zielort simuliert (siehe Abb. 2). Zur Lokalisation<br />
<strong>und</strong> Festlegung der Bewegungsrichtung des Interventionsinstruments<br />
dienen für den Fall CT-gesteuerter<br />
Interventionen als Be<strong>zu</strong>gssystem auf der Haut des Patienten<br />
angebrachte Magnetsensoren, die im präinterventionellen<br />
CT <strong>und</strong> während der Intervention am selben Ort<br />
liegen. Damit entsteht eine Ortskodierung anatomischer<br />
Strukturen <strong>und</strong> über die magnetische Wechselwirkung<br />
zwischen (metallischem) Interventionsinstrument <strong>und</strong><br />
Sensor auch die Ortskodierung des Instruments. Durch<br />
diese Superprojektion werden insbesondere mehrfach<br />
angulierte Zugangswege in komplexen anatomischen<br />
Regionen vereinfacht, beschleunigt <strong>und</strong> präzisiert<br />
(Holzknecht et al., 2001). Dieses <strong>Navigation</strong>ssystem<br />
ermöglicht auch die Verwendung im Ultraschall <strong>und</strong><br />
der Magnetresonanztomographie; darüberhinaus sind<br />
Kombinationen von Modalitäten <strong>und</strong> in atemabhängig<br />
bewegten anatomischen Regionen auch ein „gating“ in<br />
Abhängigkeit von der Atemlage möglich (Mitteilung<br />
der Firma). Analoge Systeme wurden von der Fa. Ultraguide<br />
auch für MRT <strong>und</strong> Ultraschall entwickelt.<br />
Abb. 2: <strong>Navigation</strong>ssystem CT-Guide.<br />
Ein weiteres elektromagnetisches Ortungssystem ist<br />
der „Virtual Navigator“ der Fa. Esaote Bracco (Genua,<br />
Italien) für Ultraschall-gesteuerte Interventionen. Die<br />
Vorzüge Ultraschall-gesteuerter Interventionen (insbesondere<br />
fehlende Strahlenexposition <strong>und</strong> hohe räumliche<br />
Mobilität, siehe Tabelle 2) werden mit der häufig<br />
besseren Visualisierung der Läsionen in (der optimalen<br />
Kontrastmittelphase) eines CT oder MRT vereinigt.<br />
Während einer Ultraschall-gesteuerten Intervention<br />
werden <strong>zu</strong> beliebigen Angulierungen des Schallkopfs<br />
die entsprechenden multiplanaren Rekonstruktionen<br />
(MPR) präinterventionell akquirierter CT- oder MRT-<br />
Datensätze zeitgleich auf einem Bildschirm angezeigt<br />
(siehe Abb. 3). Dabei sind zwei unterschiedliche Be<strong>zu</strong>gssysteme<br />
möglich: Zum einen dienen als Fixpunkte<br />
eines gemeinsamen Koordinatensystem auf der Haut<br />
angebrachte Marker, die per CT/MRT <strong>und</strong> auch per US<br />
detektierbar sind; <strong>zu</strong>m anderen können anatomische<br />
Landmarken verwendet werden, die ebenfalls in beiden<br />
Modalitäten abgrenzbar sind. Mit Hilfe der parallelen<br />
Darstellung bzw. der Bildfusion werden im Ultraschall<br />
schlecht sichtbare Läsionen behandelbar. Das Interventionsinstrument<br />
ist virtuell auf CT-/MRT-Daten projizierbar<br />
<strong>und</strong> ein wesentliches Problem US-gesteuerter<br />
Thermoablationen von Tumoren, nämlich die Vernebelung<br />
durch die entstehende Gaswolke <strong>und</strong> damit die<br />
fehlende Lokalisation der Thermoablationssonde, lässt<br />
sich reduzieren. Das System wurde 2005 von Solbiati<br />
auf dem RSNA-Kongress vorgestellt.<br />
In Entwicklung befindet sich ein System, das 2004 von<br />
Fichtinger et al. vorgestellt wurde: Es handelt sich um<br />
Abb. 3: Bildschirmaufbau des „Virtual Navigator“<br />
links oben: Sonografiebild (mit Lebertumor), rechts<br />
oben: entsprechende, aus CT berechnete MPR, links<br />
unten: orthogonale Schichten <strong>zu</strong>r CT-MPR, rechts unten:<br />
axiales CT-Bild. fre<strong>und</strong>licherweise <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
gestellt von Laura Crocetti, <strong>Universität</strong> Pisa.<br />
250 FOCUS MUL 23, Heft 4 (2006)