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Integrative Paartherapie, Grundlagen – Praxeologie ... - Partnerschule

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gegnung kann Liebe entstehen. BUBER definiert diese Erfahrung so:<br />

„Die Liebe geschieht. Gefühle wohnen im Menschen; aber der Mensch<br />

wohnt in seiner Liebe. Das ist keine Metapher, sondern die Wirklichkeit:<br />

die Liebe haftet dem Ich nicht an, so daß sie das Du nur zum „Inhalt“,<br />

zum Gegenstand hätte; sie ist zwischen Ich und Du“. ...und so ist dann<br />

„Liebe Verantwortung eines Ich für ein Du“ (1923/1983, S.22). Die Partner<br />

können sich durch die bestimmte und willentliche Zusage auf ihrem<br />

Lebensweg auf den Partner verlassen: „In guten und in schlechten Zeiten“,<br />

heißt es z.B. in der Trauformel der katholischen Kirche.<br />

Diese Treue ist zwar auf Gegenseitigkeit angelegt, aber nicht im Sinne<br />

eines „do ut des“ - ich gebe, damit Du gibst. Und auch nicht im Sinne eines<br />

Tauschgeschäftes. Sonst wird die Beziehung zur Beziehungsfalle,<br />

wie etwa JELLOUSCHEK (1985) in seiner Interpretation des Märchens<br />

vom Froschkönig beschrieben hat: „Ich liebe Dich, weil ich Dich brauche.“<br />

Du-Treue nimmt den anderen wahr, freut sich an ihm „einfach so“, ohne<br />

Vorbedingung, und begleitet mit Freundlichkeit und Wohlwollen die persönliche<br />

Reifung und Entwicklung des Partners. Auf Seiten des Partners<br />

wird das Wahrgenommensein gespürt, die Freude des anderen an einem<br />

selbst. „Beziehung ist Gegenseitigkeit. Mein Du wirkt an mir, wie ich<br />

an ihm wirke“ (BUBER 1983, S.23). Nimmt allerdings die Entwicklung<br />

des Partners bedrohliche Formen an, oder ist das Verhältnis des Gebens<br />

und Nehmens nicht ausgewogen, kann es zu Spannungen zwischen<br />

Ich-Treue und Du-Treue kommen. „Um der Ich-Treue willen, die<br />

das zentrale ethische Aufgabenfeld eines jeden Individuums darstellt,<br />

muß bei zu hohen existentiellen Kosten die Du-Treue gekündigt werden.<br />

Dazu besteht in bestimmten Konstellationen, die sich in einer Partnerschaft<br />

entwickelt haben, nicht nur die ethische Berechtigung, sondern<br />

die strikte Pflicht“ (KRAMER 1992, S.96).<br />

Hier setzt die Fähigkeit des Menschen zur Reflexivität ein (BOCK 1991).<br />

Damit ist die Möglichkeit gemeint, zwischen Antrieb und Handlung einen<br />

Hiatus zu schalten (ZDARZIL 1978), sich auf sich selbst zu beziehen<br />

und sich als Urheber und Grund von Handlungen zu erfahren. Es wird<br />

möglich, das eigene Tun auf den verschiedensten Ebenen als gelungen<br />

oder mißlungen, als angemessen oder unangemessen zu werten. Reflexivität<br />

eröffnet so eine ethische und sittliche Dimension.<br />

Ein Beispiel für Folgen der Reflexivität: In einem Beziehungssystem zwischen<br />

nicht-trockenem Alkoholiker und dem Co-Alkoholiker kann deutlich<br />

werden, wie gerade dessen stützendes, deckendes oder auch reg-

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