Inhalt S. 1-45 - Baugenossenschaft der Buchdrucker eG
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den. Möglicherweise hatte sich Glass nicht mit seinen<br />
Vorstellungen zur Durchführung <strong>der</strong> Mietsenkung durchsetzen<br />
können. Auf seine Initiative hin beantragten 60<br />
Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong> eine außerordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung,<br />
die am 31. März 1932 stattfand.<br />
Noch bevor die von Glass eingebrachten Anträge behandelt<br />
wurden, zeigte sich, dass die Führungsgremien <strong>der</strong><br />
Genossenschaft sich nicht mehr auf die uneingeschränkte<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> verlassen konnten. Auch<br />
ließ die aufgeheizte Stimmung offensichtlich heftigere<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen befürchten. Um den Verlauf <strong>der</strong><br />
Versammlung in geordnete Bahnen zu lenken, beantragte<br />
Aufsichtsratsmitglied Cohn zunächst die Übernahme <strong>der</strong><br />
bewährten Geschäftsordnung des <strong>Buchdrucker</strong>vereins.<br />
Während dieser Vorschlag angenommen wurde, erhielt<br />
<strong>der</strong> Antrag des Vorstandes, nach dem Ausscheiden von<br />
Glass die Zahl <strong>der</strong> Vorstandsmitglie<strong>der</strong> von fünf auf vier<br />
zu senken, mit 89 zu 41 Stimmen nicht die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Dreiviertelmehrheit.<br />
Anschließend wurde Glass’ Antrag beraten: „Die Generalversammlung<br />
wolle beschließen, den Vorstand zu<br />
beauftragen, die Mietesenkung dahingehend zu regeln,<br />
daß innerhalb <strong>der</strong> Bauabschnitte die Wohnungen in<br />
einem gleichmäßigen Prozentsatz gesenkt werden, da die<br />
jetzige Regelung zu starker Unzufriedenheit Anlaß gegeben<br />
hat.“ Nach einer längeren Diskussion wurde auf eine<br />
Abstimmung verzichtet, da die gesetzlichen Bestimmungen<br />
keinen Spielraum zuließen. Der zweite Antrag richtete<br />
sich gegen Hans Sauer, <strong>der</strong> dem Aufsichtsrat angehörte<br />
und zugleich als Hausverwalter am Braußpark tätig war.<br />
Er lautete: „Antrag auf Wi<strong>der</strong>ruf <strong>der</strong> Bestellung des Aufsichtsratsvertreters<br />
Gen. Sauer in seiner Eigenschaft als<br />
Aufsichtsratsmitglied und stellen den Misstrauensantrag<br />
gegen den Gen. Sauer in seiner Eigenschaft als Verwalter.“<br />
In <strong>der</strong> erhitzten Diskussion erhielt Sauer einen Ord-<br />
nungsruf und Glass warf Geschäftsführer Schmidt Wi<strong>der</strong>sprüche<br />
vor. Abgestimmt wurde schließlich nur über den<br />
Misstrauensantrag gegen Sauer als Verwalter, <strong>der</strong> mit 52<br />
zu 21 Stimmen angenommen wurde. Bei 158 Anwesenden<br />
waren die Barmbeker Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong><br />
offensichtlich <strong>der</strong> Empfehlung gefolgt, sich bei den Streitigkeiten<br />
um den in Hamm tätigen Verwalter <strong>der</strong> Stimme<br />
zu enthalten.<br />
Am Schluss <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung, die um 20 Uhr<br />
begonnen hatte und erst nach Mitternacht endete,<br />
beklagte sich Geschäftsführer Schmidt darüber, dass ausgetretene<br />
Mitglie<strong>der</strong> falsche Angaben in Umlauf bringen<br />
und damit die Genossenschaft schädigen würden. Den<br />
Wortbeiträgen ist zu entnehmen, dass dabei die Liquiditätsprobleme,<br />
die eine Auszahlung <strong>der</strong> Genossenschaftsanteile<br />
verzögerten, eine Rolle spielten.<br />
Auf <strong>der</strong> Hauptversammlung am 28. Juni 1932 musste<br />
Geschäftsführer Schmidt die Verluste des Jahres 1931<br />
erläutern. Obwohl alle Mitglie<strong>der</strong> zum Verlustausgleich<br />
herangezogen wurden, fiel <strong>der</strong> Bericht offensichtlich überzeugend<br />
aus. Die Bilanz wurde einstimmig genehmigt,<br />
Vorstand und Aufsichtsrat ebenfalls einstimmig entlastet.<br />
Für das laufende Geschäftsjahr zeichnete Schmidt allerdings<br />
ein düsteres Bild. „Katastrophal ist <strong>der</strong> Ausblick für<br />
1932“, so <strong>der</strong> Geschäftsführer. Wegen <strong>der</strong> Darlehenskündigung<br />
vom Vorjahr wurde ein Prozess beim Landgericht<br />
und beim Oberlandesgericht geführt. Auch waren Verhandlungen<br />
mit <strong>der</strong> Beleihungskasse ergebnislos verlaufen,<br />
so dass neun Monate nach Ausbruch <strong>der</strong> Finanzkrise<br />
noch keine Lösung in Sicht war. Angesichts <strong>der</strong> schwierigen<br />
finanziellen Situation wurden nun Stimmen laut,<br />
das Gehalt von Geschäftsführer Schmidt auf monatlich<br />
300 RM zu senken.<br />
Die Verluste lösten eine Kündigungswelle aus. Vor <strong>der</strong><br />
Jahresmitglie<strong>der</strong>versammlung lagen keine zehn Kündi-<br />
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