27.11.2012 Aufrufe

Inhalt S. 1-45 - Baugenossenschaft der Buchdrucker eG

Inhalt S. 1-45 - Baugenossenschaft der Buchdrucker eG

Inhalt S. 1-45 - Baugenossenschaft der Buchdrucker eG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

den Organisationen, sich den neuen Machthabern<br />

anzupassen.<br />

Obwohl die Gleichschaltung <strong>der</strong> <strong>Baugenossenschaft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Buchdrucker</strong>nachaußenhinreibungslosverlief,lassensich<br />

doch Hinweise erkennen, die auf eine Rettungsaktion vor<br />

dem Zugriff <strong>der</strong> Nationalsozialisten schließen lassen. So<br />

wurde die Einberufung <strong>der</strong> für den 29. Mai 1933 vorgesehenen<br />

Generalversammlung, die nicht mehr in dem bereits<br />

verbotenen SPD-Parteiorgan „Hamburger Echo“ erscheinenkonnte,nichtimörtlichenNS-Blatt„HamburgerTageblatt“,<br />

son<strong>der</strong>n im „Deutschen Reichsanzeiger“ veröffentlicht.<br />

Das Protokoll vermerkt: „Geschäftsführer Schmidt<br />

verliest die vom Revisionsverband eingegangenen Richtlinien<br />

zur Durchführung <strong>der</strong> Gleichschaltung <strong>der</strong> Genossenschaft<br />

auf dem Boden <strong>der</strong> nationalen Regierung. Hierbei<br />

betonte Schmidt beson<strong>der</strong>s, dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> Genossenschaft<br />

stets im Sinne <strong>der</strong> beruflichen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

N.S.D.A.P.-Kampfbünde handelte und unsere Aufträge<br />

ausschließlich dem gewerblichen Mittelstand zuführte.<br />

Ebenfalls hat <strong>der</strong> Vorstand ihm bekannte nationalsozialistische<br />

Geschäftsleute durch Aufträge unterstützt. Zur<br />

Durchführung <strong>der</strong> Richtlinien ist die Verwaltung auf das<br />

geringste Maß zu verkleinern.“ In den „Richtlinien für die<br />

Gleichschaltung<strong>der</strong>gemeinnützigenWohnungsunternehmen<br />

und Revisionsverbände“ wurde gefor<strong>der</strong>t, dass die<br />

Unternehmen „einerseits unter sachkundiger und erfahrener<br />

Leitung“ stehen sollen, an<strong>der</strong>seits sollen die Verwaltungsorgane<br />

jeweils „in ihrer Mehrheit mit Persönlichkeiten besetzt<br />

[werden], die auf dem Boden <strong>der</strong> nationalen Regierung stehen.“<br />

Nicht vertreten sein sollten „staats- und wirtschaftsfeindlich“<br />

eingestellte Personen, zu denen in <strong>der</strong> Richtlinie<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> KPD, <strong>der</strong> Revolutionären Gewerkschaftsopposition<br />

(RGO) und <strong>der</strong> Sozialistischen Arbeiterpartei<br />

(SAP) gezählt wurden sowie Sozialdemokraten und<br />

Gewerkschafter, „die sich schon bisher durch Wühlarbeit<br />

und aggressive Agitation betätigt haben“. Der Vorstand<br />

empfahl, den Richtlinien zu folgen und die Zahl <strong>der</strong> Aufsichtsrats-<br />

und Vorstandsmitglie<strong>der</strong> auf jeweils drei zu<br />

senken. Die entsprechende Satzungsän<strong>der</strong>ung sowie die<br />

For<strong>der</strong>ung, mindestens 51 Prozent <strong>der</strong> Sitze in den Leitungsgremien<br />

mit Nationalsozialisten zu besetzen, wurde<br />

von 116 Anwesenden einstimmig angenommen. Bekanntmachungen<br />

sollten zukünftig im „Hamburger Tageblatt“<br />

und im „Hamburger Anzeiger“ vorgenommen werden.<br />

Der bisherige Vorstand, bestehend aus Rudolf Schmidt,<br />

Henry Paaby sowie Hans und Gustav Timm, trat ebenso<br />

zurück wie <strong>der</strong> Aufsichtsrat, dem seit 1928 Paul Loduchowski,<br />

Hans Sauer und Max Cohn, seit 1931 Gottfried<br />

Frank, <strong>der</strong> Richard Sonntag abgelöst hatte, und seit 1932<br />

Willi Zieher angehörten. Theodor Schrö<strong>der</strong>, <strong>der</strong> 1929 für<br />

Kurt Müller gewählt worden war, und Max Borstelmann<br />

waren 1932 ausgeschieden. Der 1932 ebenfalls in den Aufsichtsrat<br />

gewählte Schulz konnte sein Amt nicht annehmen,<br />

weil die beabsichtigte Aufhebung des Beschlusses,<br />

nur <strong>Buchdrucker</strong> in den Aufsichtsrat zu entsenden, vor<br />

1933 nicht mehr zustande kam.<br />

Nicht wie<strong>der</strong> kandidierten <strong>der</strong> turnusmäßig ausgeschiedene<br />

Max Cohn, dem als Juden rassische Verfolgung<br />

drohte, und Willi Zieher, <strong>der</strong> als Sozialdemokrat und<br />

Gewerkschaftsangestellter politische Verfolgung fürchten<br />

musste. Geschäftsführer Schmidt empfahl die Wie<strong>der</strong>wahl<br />

von Sauer und des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

Loduchowski. Als dritten Kandidaten präsentierte<br />

er den Schriftsetzer Karl Pettschow, <strong>der</strong> ebenso<br />

wie Sauer <strong>der</strong> NSDAP angehörte. Während Loduchowski<br />

und Pettschow mit 100 und 90 Stimmen bei<br />

107 gültigen von 111 abgegebenen Stimmen einen überwältigenden<br />

Vertrauensbeweis erhielten, landete <strong>der</strong><br />

wenig beliebte Sauer mit 31 Stimmen weit abgeschlagen<br />

auf dem dritten Platz. Gottfried Frank und Wilhelm<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!