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Kapitel 1<br />
Exzessives Schreien in <strong>der</strong> frühen Kindheit<br />
Das Schreien ist die erste lauthafte Kommunikation des Menschen. Es ist die<br />
einzig mögliche, stimmliche Ausdrucksform des Neugeborenen und<br />
aufgrund seiner spezifischen Klangqualitäten das wirkungsvollste Mittel<br />
eines Babys sein Unbehagen <strong>aus</strong>drücken und dies seiner Umwelt<br />
signalisieren zu können. Welches Schreiverhalten ist normal und wann<br />
spricht man von exzessivem Schreien? Was sind Gründe und Auswirkungen?<br />
Auf diese Fragen wird im folgenden Abschnitt eingegangen.<br />
1.1 Bedeutungen des Schreiens im Säuglingsalter<br />
Der Schrei „ ist das nuancenreiche stimmliche Signal eines Verhaltens- und<br />
Befindlichkeitszustandes, <strong>der</strong> durch allgemeine Erregung mit gesteigerter,<br />
unkoordinierter Motorik, vegetativer Aktivierung und emotionalen Zeichen<br />
von Unbehagen gekennzeichnet ist, eines Zustandes, in dem<br />
Wahrnehmung und Integration von Erfahrungen erheblich beeinträchtigt<br />
sind.“ (Papousek, 1969)<br />
Die Gründe dafür, warum Babys schreien sind sehr unterschiedlich. Hunger,<br />
Durst, Schmerzen, Langeweile, eine überstimulierende Umgebung o<strong>der</strong><br />
auch die Sehnsucht nach Nähe und Zuwendung werden durch die<br />
Intensität des Schreiens signalisiert. <strong>Ein</strong> Erwachsener kann, wenn ihm etwas<br />
Kummer berei-tet o<strong>der</strong> belastet, das Weinen unterdrücken. Babys verfügen<br />
über diese Kontrollmechanismen nicht und haben noch keine alternativen<br />
Ausdrucks-formen.<br />
„Als Baby hatten wir bis auf das Weinen zunächst wenige<br />
Möglichkeiten, negative Gefühle <strong>aus</strong>zudrücken und angespannte<br />
Spannungen abzubauen. Mit <strong>der</strong> Zeit wurden wir größer und lernten,<br />
auf viele verschiedene Arten mit Ärger, Angst, Schmerz und<br />
überschüssiger Energie fertig zu werden: durch Mimik, Körpersprache<br />
und verbale Ausdrucksmuster können wir nun unsere Gefühle<br />
mitteilen. Wenn sich <strong>der</strong> Stress des Alltags über einem auftürmt kann<br />
man