27.11.2012 Aufrufe

Ein Weg aus der Disharmonie ?!

Ein Weg aus der Disharmonie ?!

Ein Weg aus der Disharmonie ?!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KAPITEL 4. MUSIKTHERAPIE UND „SCHREIBABYS“ 49<br />

Tonhöhe, Melodie, Rhythmus, Intensität und P<strong>aus</strong>en bestimmen die<br />

elterlichen Sprechweisen und stimmlichen Äußerungen, wobei zunächst<br />

nicht <strong>der</strong> semantische Inhalt <strong>der</strong> Worte relevant ist. Verstanden werden die<br />

nichtsprachlichen, musikalischen und analogen Anteile <strong>der</strong> verbalen<br />

Sprache.<br />

Mechthild Papousek (1981) beschreibt die Laute eines Neugeborenen als<br />

vokalartige Grundlaute : „eine Gruppe von wohltönenden Lauten mit einer<br />

überwiegend musikalischen Klangstruktur ohne Geräuschbeimengung.“ Sie<br />

klingen wie Zwischenformen von a, e und o und entstehen ohne<br />

artikulatorische Bewegung anfangs als Begleitprodukte <strong>der</strong> Aus- bzw.<br />

<strong>Ein</strong>atmung. Verhaltenszustände des Säuglings beeinflussen den Klang <strong>der</strong><br />

Grundlaute. So sind sie im ruhigen Wachzustand angenehm wohlklingend<br />

und zeigen eine harmonische Klangstruktur, mit zunehmen<strong>der</strong> Unruhe und<br />

Aufregung hingegen ist <strong>der</strong> Ryhthmus <strong>der</strong> Lautfolgen beschleunigt und<br />

Unregelmäßig. Die Lautstärke nimmt zu und die Laute sind häufig<br />

stakkatoartig verkürzt. Im Alter von 8 Wochen entwickeln sich die<br />

anfänglichen Grundlaute zu verlängerten, wohlklingenden Gurrlauten<br />

(„Cooing) die dem Säugling ermöglichen, die Tonhöhe zu modulieren und<br />

die musikalischen Elemente zu variieren. Der Säugling lernt zunehmend, die<br />

Atmung zugunsten <strong>der</strong> Lautbildung zu kontrollieren. Die Laute werden zum<br />

einen als Ausdruck des emotionalen Zustands des Kindes gesehen, zum<br />

an<strong>der</strong>en als wichtige Grundb<strong>aus</strong>teine <strong>der</strong> Kommunikation und <strong>der</strong><br />

kognitiven Entwicklung. (M. Papousek & H. Papousek, 1981 b; H. Papousek<br />

& M. Papousek, 1987).<br />

Bevor <strong>der</strong> Säugling lernt, seine Laute kommunikativ einzusetzen, werden die<br />

Grundlaute von den Eltern als Kommunikationsmittel interpretiert und wie in<br />

einem Gespräch beantwortet und kommentiert. Während das Schreien des<br />

Säuglings häufig durch beruhigendes Zureden o<strong>der</strong> ablehnende<br />

Äußerungen zu stillen versuchen werden die Grundlaute auf vielfältige<br />

Weise stimuliert: Unmittelbares Antworten in Form von Nachahmung, wobei<br />

die Vokalisation des Säuglings intuitiv zu melodischen Modulationen geleitet<br />

wird, Anregungen durch melodische, frageähnliche Intonationsmuster,<br />

variieren <strong>der</strong> bestehenden Melodien und das <strong>Ein</strong>bringen von abwartenden<br />

P<strong>aus</strong>en. Damit legen Eltern den Grundstein für das Abwechseln in ersten<br />

Dialogen. Die Intensität <strong>der</strong> Stimulation passen die Eltern intuitiv an den<br />

Erregungszustand des Säuglings an. Gesang o<strong>der</strong> musikalische Elemente in<br />

<strong>der</strong> Sprache werden den Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gefühls- und<br />

Verhaltenszustände des Säuglings angepasst. Damit können sowohl die<br />

ruhigen und aktiven Wachzustände des Säuglings aufrechterhalten<br />

werden, als auch <strong>der</strong> Übergang zum Schlaf erleichtert werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!