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KAPITEL 3. BEHANDLUNGSMETHODEN 37<br />
weise <strong>aus</strong>geht, wurden in diesem Zusammenhang auch frühe Kommunikations-<br />
und Beziehungsstörungen bei postpartalen o<strong>der</strong> chronischen<br />
psychischen Erkrankungen <strong>der</strong> Mutter berücksichtigt, und akute psycho-<br />
soziale Kriseninterventionen in die Behandlung eingeschlossen.<br />
Wie bereits in Kapitel 1 behandelt können unterschiedliche biologische,<br />
psychosoziale o<strong>der</strong> kulturell bedingte Störfaktoren, die einen o<strong>der</strong> beide<br />
Interaktionspartner beeinträchtigen das kommunikative System zwischen<br />
Eltern und Kind in einen Teufelskreis negativer gegenseitiger Beeinflussung<br />
treiben. Die selbstregulatorischen Probleme des Säuglings mit ihren<br />
negativen Rückwirkungen auf die Eltern können die intuitiven elterlichen<br />
Kompetenzen erschöpfen bzw. verunsichern und infolge dessen eine<br />
befriedigende Kommunikation mit wechselseitiger, positiver Beeinflussung<br />
verhin<strong>der</strong>n. Den Mittelpunkt <strong>der</strong> Behandlung bildet daher die<br />
therapeutische Arbeit auf <strong>der</strong> Interaktions-/Kommunikationsebene, die sich<br />
primär auf die Säuglings-Eltern-Kommunikation im Hier und Jetzt und in<br />
alltagstypischen Kontexten konzentriert (Wickel,- Spiel-, und/o<strong>der</strong><br />
Fütterungsinteraktionen).<br />
Die Behandlung umfasst eine Reihe differenzierter Verfahrenstechniken <strong>aus</strong><br />
unterschiedlichen Disziplinen (Entwicklungsberatung, Physiotherapie,<br />
sensorische Integrationstherapie, Verhaltenstherapie, Gesprächspsycho-<br />
therapie, systemische Paar- und Familientherapie, körperbezogene<br />
Therapien), die auf das diagnostische Profil, die Bedürfnisse und Vorlieben<br />
des Säuglings und <strong>der</strong> Familie zugeschnitten, flexibel kombiniert und in den<br />
Behandlungsplan integriert werden. Im Falle einer neuromotorischen Unreife<br />
beim Säugling mit Problemen <strong>der</strong> Haltungskontrolle und <strong>der</strong><br />
Tonusregulation, o<strong>der</strong> bei Problemen <strong>der</strong> sensorischen Erregbarkeit und<br />
Wahrnehmungs- verarbeitung bieten Physiotherapie o<strong>der</strong> sensorische<br />
Integrationstherapie zusätzliche Unterstützung. Gemeinsam mit den Eltern<br />
werden Hilfen beim Halten, Tragen und Beruhigen erprobt.<br />
Schwerwiegende psychische Störungen bei den Müttern<br />
(Bor<strong>der</strong>linestörung, neurotische Beziehungsstörung) werden häufig in<br />
Kombination mit einer externen individuelle Psychotherapie, Paar- o<strong>der</strong><br />
Familientherapie behandelt. Bei körperlicher Erschöpfung und psychischer<br />
Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mutter o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Eltern werden<br />
Entlastungsmöglichkeiten gesucht, darunter auch Gespräche in <strong>der</strong><br />
Sprechstunde angeboten. Dort kann das empathische Zuhören und<br />
Verhalten eines Therapeuten helfen, den angestauten, oft negativen<br />
Gefühlen einen Platz zu geben. Die Eltern wissen sich ernstgenommen und<br />
verstanden.