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Bildung lokal gestalten - kobra.net

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»Die Jugendlichen wollen etwas erleben!«Ein Interview mit Jugendlichen am Rande der Zukunftskonferenz des Amts Döbern-LandJernou Chahin – 21 Jahre alt, ist Auszubildender bei derKreisverwaltung Spree-Neiße. Er engagiert sich in der Jugendarbeit,unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr.Denny Piater – 21 Jahre alt, ist in der Ausbildung zum Kaufmannfür Bürokommunikation. Er leitet den Jugendclub Trebendorf,ist bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und hat in derSteuergruppe mitgearbeitet, die die Zukunftskonferenz vorbereitethat.Carolin Vatter – 19 Jahre alt, ist in der Ausbildung zur Bürokauffrauund Jugendclubleiterin in Gahry.Maria-Magdalena Wolf – 16 Jahre alt, besucht die 10. Klasseder Oberschule in Döbern.Was braucht es aus eurer Sicht in Sachen <strong>Bildung</strong>in der Region?Denny Piater: Die Jugend muss Gefallen an der Gegendfinden. Dazu braucht es attraktive Angebote an den Schulenund in der Jugendarbeit. Bei uns sind viele Jugendliche Mitgliederder Freiwilligen Feuerwehr. Dann gibt es noch den Fußballvereinund mehr gibt es nicht. Es müsste mehr Angebote für Jugendlichegeben.Jernou Chahin: Und es ist wichtig, dass man mit der<strong>Bildung</strong>, die man erwirbt, in der Region auch etwas anfangenkann. Was bringt einem eine Ausbildung, wenn man danndoch in den Westen muss? Ich habe es gut getroffen, aber vieleaus dem Freundeskreis mussten weg, um einen Beruf zu erlernenoder auszuüben.Carolin Vatter: Hinzu kommt, dass wir grundsätzlichweniger Geld haben als wir gern hätten. Wenn wir zum Beispieleinen Amtsjugendtag über die Jugendfeuerwehr planen, kannoder will das Amt nicht für den Eintritt in das Freibad aufkommen,in dem die Veranstaltung stattfindet. Die Jugendlichenwollen aber etwas erleben, und nicht alle Jugendliche sind soerfahren, dass sie es auch noch schaffen, die Finanzierung fürihre Veranstaltungen zu akquirieren.Denny Piater: Der Weg, um an Geld zu kommen, ist zubürokratisch. Allein drei Kostenvoranschläge zu machen istein solcher Aufwand, und das bei so kleinen Summen.Carolin Vatter: Viele Jugendliche wissen nicht, wie vielAufwand es ist, Gelder für die Jugendarbeit zu beantragen.Wenn sie es dann erfahren, ist es ihnen zu kompliziert. Es istnicht einfach, sie dazu zu motivieren durchzuhalten und dasdurchzuziehen.Jernou Chahin: Und wenn wir sehen, wie viel Geld Jugendlichein anderen Regionen zur Verfügung haben, da kannman schon an die Wand springen. Andere haben Inter<strong>net</strong>anschlussund Fest<strong>net</strong>ztelefon im Jugendclub. Wir können davonnur träumen.Was sind eure Ziele bei der Zukunftskonferenz?Maria-Magdalena Wolf: Wir möchten Lösungen finden,damit die Jugendlichen hier bleiben können und wollen.Wir wünschen uns, dass die Gegend aufgefrischt wird, neueAngebote für Jugendliche entstehen und die Glashütte nichtgeschlossen wird. Ich finde, die Glashütte ist ein Wahrzeichenvon Döbern. Wenn die nicht mehr ist, ist das echt traurig. Dafürsind wir auch bereit mit anzupacken.Carolin Vatter: Ich bin jetzt seit fünf Jahren in der Jugendarbeitdabei. Ich bin nicht sicher, ob das Gerede etwasbringt, ob sich tatsächlich etwas für uns verbessert. Trotzdemfinde ich die Idee der Zukunftskonferenz gut. Wenn jederetwas mitnimmt – wie zum Beispiel Kontakte zu knüpfen,Eindrücke zu sammeln und über den eigenen Tellerrandhinauszuschauen, neue zu Ideen entwickeln – und das dannweitergibt, ist schon viel gewonnen.Die Moderatoren regen an, sich auf diepositiven Aspekte zu besinnen. Auch diehat Döbern-Land: Eine gute Infrastrukturfür den Radtourismus, bestehende Schul<strong>net</strong>zwerkeund ein gut ausgebautes Systemder Kinderbetreuung. Ein Bürger sagt,er möchte das Gemeinsamkeitsgefühl stärkenund stolz aufs Amt Döbern-Land sein.Eine Bürgerin erklärt, man dürfe nicht warten,bis der andere etwas tut, sondernmüsse selbst tätig werden.Bürger spüren Trends aufAm nächsten Tag lassen sie die Vergangenheitruhen, die Gegenwart steht an.»Welche Trends und Entwicklungen nehmenEinfluss auf unser Thema?« möchteFrauke Postel von den Bürgerinnen undBürgern wissen. Die wichtigsten lauten:Überalterung, Weggang der Jugend, sinkendes<strong>Bildung</strong>sniveau, Politikverdrossenheit(mangelnde Wahlbeteiligung), Ausbaudes Tourismus, Kitas als <strong>Bildung</strong>sinstitutionen,Trend zu Zentralisierung (Einkaufsmöglichkeitenund <strong>Bildung</strong>seinrichtungenin wenigen zentralen Ortschaften). Inder anschließenden Gruppenarbeitsphaseuntersuchen und beschreiben die Teilnehmerinnenund Teilnehmer die Wirkung derwichtigsten Trends in ihrem jeweiligen Interessenbereich.Am Tisch der Wirtschaft wird die mangelnde<strong>Bildung</strong> der Schulabgänger beklagt:»Das Leistungsniveau ist so niedrig,dass die meisten den Einstiegstest schonnicht bestehen.« Für besonders qualifizierteAusbildungsplätze, die zusätzlich dasFach abitur ermöglichen, finden sich keinegeeig<strong>net</strong>en Kandidaten. Aber auch die Infrastrukturhält potenzielle Azubis fern. Dakein Zug nach Döbern fährt, müssen dieangehenden Nachwuchskräfte entwederaufs Land ziehen oder einen mühseligenund teuren Weg zur Arbeit auf sich nehmen.»Das größte Problem in Döbern ist derfehlende Zuganschluss«, ist ein Gastwirtüberzeugt. Ein Handwerksmeister klagt:»Die Azubis erfüllen nicht mal die Mindestanforderungen;Allgemeinbildung, WissenTEIL B – Aktivitäten und erfahrungen im Land Brandenburgbildung <strong>lokal</strong> <strong>gestalten</strong> 39

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