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Die Rosenburg - Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission

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32 <strong>Die</strong> <strong>Rosenburg</strong>Nun zum Prozess selbst. Wie bereits erwähnt, möchte ich versuchen,Sie an einigen meiner Eindrücke und Empfindungenwährend des traumatischen Erlebnisses teilhaben zu lassen, dasdie Leitung der Ermittlungen in diesen Angelegenheiten, dieVorbereitung der Anklageschrift und das Auftreten als Anklägerbeim Prozess vor dem erstinstanzlichen Gericht und später in derBerufung für mich darstellten. <strong>Die</strong>se Erinnerungen lassen sichnur schwer in geschriebene Worte fassen, weshalb ich sie eigentlichlieber mündlich schildere. Ein paar allgemeine Ausführungenkönnen aber in diese schriftliche Fassung aufgenommen werden.So seltsam es klingen mag, zunächst war es ziemlich schwierig,Zeugen zu finden, die bereit waren, im Prozess auszusagen. DerGrund war, dass die meisten Holocaust-Überlebenden nur ungernvon ihren schrecklichen Erfahrungen berichteten, weil sie in all denJahren versucht hatten, ihre Erinnerungen zu unterdrücken und indas Reich des Unterbewusstseins zu verbannen. Hatten wir dieseMenschen jedoch erst einmal davon überzeugt auszusagen, warensie nicht mehr zu bremsen und wollten detailliert darüber berichten,was mit ihren Familien und Freunden geschehen war. Wir wolltennicht, dass der Prozess zu lange dauerte, weshalb wir diese Zeugenoft baten, ihre Aussagen auf einen bestimmten Aspekt zu beschränken,der noch nicht durch die bereits vorliegenden Aussagen abgedecktwar. Oft hatten wir das Gefühl, dass wir nicht imstande waren,die Aussagen dieser Zeugen zu straffen, und so mussten wir einigevon ihnen schweren Herzens von der Zeugenliste streichen.Ich werde oft gefragt:„Was für ein Mensch war dieser Eichmann und wie ‚tickte’ er?“Im Allgemeinen lehne ich es ab, eine Person, auch einen Straftäter,darauf zu reduzieren, nur ein Mörder, Roboter, Bürokrat,Sadist oder in Völkermord-Fällen – ein typischer Nazi zu sein.

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