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5,50 MB - Gemeinde Oetz - Land Tirol

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Schutzgebiet Piburgersee-Achstürze<br />

Wie geht es weiter am<br />

Piburger See zwischen<br />

Nutz und Schutz?<br />

Im Februar 2005 wurde auf Antrag von<br />

Naturschutzlandesrätin Anna Hosp das<br />

<strong>Tirol</strong>er Schutzgebietsbetreuungskonzept<br />

beschlossen, in dem vorgesehen<br />

ist, dass alle Schutzgebiete künftig eine<br />

Betreuung vor Ort bekommen sollen.<br />

Eines der Schutzgebiete, in denen dieses<br />

Konzept nun umgesetzt wird, ist unser<br />

<strong>Land</strong>schaftsschutzgebiet Achstürze -<br />

Piburger See, dessen Betreuung ich mit<br />

Juni dieses Jahres übernommen habe.<br />

Was sind die<br />

Aufgaben einer<br />

Schutzgebietsbetreuung?<br />

Eine meiner zentralen Aufgaben ist<br />

es, die Bedeutung des Schutzgebietes<br />

in der Bevölkerung zu verankern.<br />

Dabei ist mir durchaus klar, dass der Piburger<br />

See bei den <strong>Oetz</strong>ern einen hohen<br />

Stellenwert genießt, und seine Schutzwürdigkeit<br />

wohl bei der Mehrheit außer<br />

Streit steht. Mir geht es jedoch vor allem<br />

darum, unseren See einmal nicht nur<br />

als Badesee und Erholungsgebiet<br />

zu präsentieren, als solchen kennen<br />

und genießen wir ihn ja alle, sondern<br />

als Lebensraum, in und um den sich<br />

weit mehr Lebendiges als nur sonnenhungrige<br />

Badesgäste tummelt. Weiters<br />

ist es notwendig, gemeinsam mit der<br />

<strong>Gemeinde</strong> ein Leitbild zu entwerfen,<br />

wohin sich das Schutzgebiet in Zukunft<br />

entwickeln soll. Darin enthalten ist<br />

auch die Umsetzung von notwendigen<br />

Pflegemaßnahmen und die Einhaltung<br />

von bereits vor langer Zeit beschlossenen<br />

Schutzmaßnahmen. Nicht zuletzt soll<br />

die Schutzgebietsbetreuung eine zentrale<br />

Anlaufstelle für Informationen naturkundlicher<br />

Art zum Schutzgebiet sein, sie<br />

soll eine Mittlerrolle einnehmen zwischen<br />

Naturschutzamt, Grundbesitzern und<br />

Nutzern und sie soll Hilfestellung bieten<br />

bei der Planung und Umsetzung konkreter<br />

Naturschutzprojekte.<br />

Der erste Sommer<br />

Als Auftakt für meine Tätigkeit als<br />

Schutzgebietsbetreuerin habe ich im<br />

Frühsommer einen Workshop zum Thema<br />

„Zukunft Piburger See“ organisiert.<br />

Mitdiskutiert haben Vertreter der Universität<br />

Innsbruck, des <strong>Land</strong>es, der <strong>Gemeinde</strong>,<br />

Tourismus, Bergwacht und viele<br />

interessierte <strong>Oetz</strong>erinnen und <strong>Oetz</strong>er.<br />

Dabei hat sich sehr bald ein zentrales<br />

Problem herauskristallisiert, das nicht<br />

wirklich neu ist, und wohl schon einige<br />

Lösungsansätze unbeschadet überstanden<br />

hat. Es geht um das Baden rund um<br />

den See außerhalb der Badeanstalt. Als<br />

1981 die Errichtung der neuen Badeanstalt<br />

von der <strong>Tirol</strong>er <strong>Land</strong>esregierung,<br />

Abteilung Umweltschutz bewilligt wurde,<br />

wurde gleichzeitig in einer Nebenbestimmung<br />

festgelegt, dass das Baden<br />

und Sonnenbaden nur in der südlichen<br />

Seebucht (Badeanstalt bis zur Engstelle<br />

des sogenannten „Schwingbogens“)<br />

gestattet ist. Ziel dieser Einschränkung<br />

war es die empfindlichen Uferbereiche<br />

möglichst zu schonen und den Badebetrieb<br />

auf einen Bereich des Sees zu konzentrieren.<br />

Dieses Badeverbot wurde<br />

jedoch nie wirklich kontrolliert, und mit<br />

den Jahren hat das Baden außerhalb der<br />

Badeanstalt immer mehr zugenommen.<br />

Höhepunkt war sicherlich der Jahrhundertsommer<br />

2003. Diese Entwicklung ist<br />

am Piburger See nicht spurlos vorübergegangen.<br />

Spaziert man offenen Auges<br />

rund um den See, vergleicht dabei die<br />

stark frequentierten Ufer mit denen die<br />

nicht zugänglich sind, kann jeder sofort<br />

feststellen, dass die betroffenen Uferabschnitte<br />

mittlerweile völlig kahl sind.<br />

Die Ufervegetation hält der ständigen<br />

Trittbelastung nicht stand, die Folge sind<br />

Uferabschnitte ohne jegliche Vegetation,<br />

die Erosionsprozessen schutzlos ausgeliefert<br />

sind. “Jå und,“ werden einige<br />

sagen, „wegen de påar Graslen, des<br />

Wåsser isch ja eh sauber“. So einfach<br />

ist die Sache leider nicht. Ein Ökosystem<br />

See besteht eben nicht nur aus sauberem<br />

Wasser, mindestens genauso wichtig ist<br />

ein funktionierender Uferstreifen – unersetzbarer<br />

Lebensraum für besonders<br />

jene Wasserbewohner, die dann im Gegenzug<br />

für das saubere Wasser sorgen,<br />

das wir alle so schätzen. Und weil wir<br />

gerade beim sauberen Wasser sind, an<br />

schönen Sommertagen zählt man nicht<br />

einige wenige „Wildbader“ sondern<br />

hunderte. Öffentliche WCs gibt es nur<br />

in der Badeanstalt, die wenigsten werden<br />

sich auf den Weg dorthin machen,<br />

wenn die Blase drückt. Auch scheint es<br />

für viele Badegäste nicht selbstverständlich<br />

zu sein, dass man mitgebrachte Verpflegung,<br />

Bierdosen, Zigarettenpackungen,<br />

Pampers usw. wieder mitnimmt.<br />

Vieles bleibt einfach liegen und wartet<br />

dort auf seine Entsorgung durch einen<br />

guten Geist.<br />

Deshalb ist es ist notwendig, das bestehende<br />

Badeverbot außerhalb der Badeanstalt<br />

auch umzusetzen. Dabei gibt es<br />

sicherlich nicht ein Wundermittel mit<br />

dem wir dieses Problem lösen, es wird<br />

vielmehr ein Paket von Maßnahmen<br />

notwendig sein, das von der Bevölkerung<br />

und von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oetz</strong> aktiv<br />

mitgetragen werden muss, um hier eine<br />

Besserung zu erwirken. Ein Konzept<br />

wird derzeit von mir und der <strong>Gemeinde</strong><br />

ausgearbeitet, einiges wird schon<br />

im nächsten Sommer wirksam werden.<br />

Nur Verbote auszusprechen wird uns jedoch<br />

auch nicht zum erwünschten Ziel<br />

führen. Mindestens genauso wichtig<br />

sind Begleitmaßnahmen, die zu einer<br />

Sensibilisierung der Besucher führen,<br />

sodass diese auch bereit sind eventuelle<br />

Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit<br />

zugunsten des Uferschutzes in<br />

Kauf zu nehmen. Dazu zählen eine neue<br />

Beschilderung, die in ansprechender<br />

Form naturkundliche Inhalte vermittelt<br />

und über die Notwendigkeit gewisser<br />

Schutzmaßnahmen informiert. Weiters<br />

wird auch das heuer erstmals angebotene<br />

Sommerprogramm nächstes Jahr<br />

fortgeführt. Es wird wieder interessante<br />

Führungen zu verschiedenen Themen<br />

geben. Ich hoffe, dass sich dann auch<br />

etwas mehr Einheimische verlocken lassen,<br />

mehr über unseren See zu erfahren.<br />

Es lohnt sich, die Vortragenden sind allesamt<br />

Spezialisten auf ihrem Gebiet, die<br />

ihr Wissen dementsprechend spannend<br />

vermitteln können. Besonders wichtig<br />

sind mir nicht zuletzt die Schulführungen<br />

im Schutzgebiet. Heuer haben insgesamt<br />

7 Klassen der <strong>Oetz</strong>er Schulen<br />

dieses Angebot genutzt, nächstes Jahr<br />

soll dieses Programm auch für die umliegenden<br />

Schulen angeboten werden.<br />

Wie wird das alles<br />

finanziert?<br />

An und für sich wird die Betreuung<br />

der Schutzgebiete aus Naturschutzmitteln<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Tirol</strong> finanziert. Da die<br />

Schutzgebietsbetreuung Achstürze-Piburger<br />

See Teil eines Interreg III-Projektes<br />

ist, stehen auch in bescheidenem<br />

Umfang EU-Mittel zur Verfügung.<br />

Wir haben einen der schönsten Badeseen<br />

weitum direkt vor unserer Haustüre, um<br />

den wir von vielen beneidet werden und<br />

der in keinem Tourismusprospekt fehlen<br />

darf. Die geplanten Maßnahmen und<br />

wohl auch notwendigen Einschränkungen<br />

werden sicher nicht nur Begeisterung<br />

auslösen. Die in den 70er Jahren unternommenen<br />

Anstrengungen seitens der<br />

<strong>Gemeinde</strong> und der Limnologen der Universität<br />

Innsbruck zur Verbesserung der<br />

damals sehr schlechten Wasserqualität<br />

sind bis heute von Erfolg gekrönt. Damit<br />

dies auch in Zukunft so bleibt, müssen<br />

wir die Schutzmaßnahmen am Piburger<br />

See ernst nehmen, und endlich auch die<br />

bereits stark geschädigten Uferbereiche<br />

vor Übernutzung bewahren. Und eines<br />

ist klar, wenn wir <strong>Oetz</strong>er nicht dort und<br />

da auf lieb gewonnene Gewohnheiten<br />

verzichten, wird es schwierig sein einen<br />

auswärtigen Gast zu überreden seine<br />

Hängematte im Rucksack zu lassen und<br />

stattdessen ein Handtuch in der Badeanstalt<br />

auszubreiten.<br />

Mittlerweile ist das Büro im <strong>Gemeinde</strong>amt<br />

<strong>Oetz</strong> (ehemalige Bücherei) bezugsfertig,<br />

dort bin ich jeden Freitag von<br />

14:00 – 17:00 Uhr zu erreichen. Tel:<br />

0676/9437555, piburger.see@gmx.at<br />

Schutzgebiet-Betreuerin<br />

Mag. Kathrin Amprosi<br />

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