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Foto: privat<br />
INTERVIEW<br />
„Bankdarlehen sind am billigsten“<br />
Ulrich Viefers ist Finanzierungsexperte <strong>de</strong>r Kanzlei WWS Wirtz,<br />
Walter, Schmitz in Mönchengladbach.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE EVA NEUTHINGER<br />
Herr Viefers, mittelständische Unternehmer<br />
sprechen in <strong>de</strong>r Regel beim Thema<br />
Finanzierung zuerst mit ihrer Hausbank.<br />
Wie gehen sie am besten dabei vor?<br />
Viefers: Unternehmen sollten ihr Vorhaben<br />
im Vorfeld genau planen und<br />
auch schon zum ersten Bankgespräch<br />
Rentabilitätsrechnungen, die aktuellen<br />
betriebswirtschaftlichen Auswertungen<br />
sowie die Jahresabschlüsse <strong>de</strong>r vergangenen<br />
zwei bis drei Jahre mitbringen.<br />
Die Kreditbewilligung im Zusammenhang<br />
mit einer Wachstumsfi nanzierung<br />
funktioniert im Prinzip nicht an<strong>de</strong>rs als<br />
bei einem normalen Betriebsmittel-<br />
o<strong>de</strong>r Kontokorrentkredit. Sie gehen also<br />
genauso vor.<br />
Woran scheitern Finanzierungen über<br />
die Hausbank am meisten?<br />
Viefers: Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage ist, ob<br />
<strong>de</strong>r Unternehmer ein langfristig tragfähiges<br />
Konzept vorlegen kann. Daraus<br />
muss hervorgehen, dass <strong>de</strong>r Firmenchef<br />
in <strong>de</strong>r Lage ist, Zins und Tilgung zu leisten.<br />
Je komplizierter das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll,<br />
<strong>de</strong>sto mehr Erläuterungen braucht<br />
die Bank. Es kommt vor, dass die Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer<br />
die aktuelle Marktsituation<br />
in <strong>de</strong>r Branche nicht einschätzen<br />
können und dann <strong>de</strong>n Kredit verweigern.<br />
Oftmals fehlen <strong>de</strong>n Unternehmern<br />
auch Sicherheiten o<strong>de</strong>r Eigenkapital.<br />
Dann können alternative Finanzierungen<br />
die Lösung sein?<br />
Viefers: Prinzipiell ja, zum Beispiel über<br />
Beteiligungen. Wir empfehlen allerdings,<br />
hier genau auf die Vertragsklauseln<br />
zu achten und frühzeitig steuerlichen<br />
und rechtlichen Rat einzuholen.<br />
ProFirma 05 2012<br />
Das gilt auch bei standardisierten Verträgen<br />
mit <strong>de</strong>n mittelständischen Beteiligungsgesellschaften.<br />
Warum?<br />
Viefers: Die Kosten für solche Finanzierungen<br />
sind hoch, und oftmals wollen sich<br />
die Kapitalgeber Mitspracherechte sichern.<br />
Viele Unternehmer haben das Ziel, gera<strong>de</strong><br />
das zu vermei<strong>de</strong>n. Deshalb ist es wichtig,<br />
die Verträge kritisch zu prüfen.<br />
Worauf sollte man beson<strong>de</strong>rs achten?<br />
Viefers: Die Standardverträge sehen oftmals<br />
Genehmigungen für bestimmte Entscheidungen<br />
bei <strong>de</strong>r Geschäftsführung vor,<br />
zum Beispiel bei weiteren Investitionen<br />
o<strong>de</strong>r sogar bei Personalentscheidungen.<br />
Außer<strong>de</strong>m erwarten die Beteiligungsge-<br />
sellschaften häufi g Testate zu <strong>de</strong>n Jahresabschlüssen<br />
von Wirtschaftsprüfern. Das<br />
kostet Geld. Mitunter sind auch Beiräte zu<br />
grün<strong>de</strong>n, die einen Blick auf die Geschäftsführung<br />
werfen. Auch ist in <strong>de</strong>n Verträgen<br />
oft vorgesehen, die Gewinne im Unternehmen<br />
zu behalten. Auch das kann zu Belastungen<br />
für <strong>de</strong>n Unternehmer führen.<br />
Das führt aber doch zu einer besseren Eigenkapitalquote.<br />
Viefers: Sicherlich kann das Einbehalten<br />
von Gewinnen auch Vorteile bei künftigen<br />
Fremdfi nanzierungen bringen. Allerdings<br />
liegt die betriebliche Steuerbelastung bei<br />
einer GmbH bei rund 33 Prozent. Bei einer<br />
Personengesellschaft wie <strong>de</strong>r GmbH &<br />
Co. KG liegt die Gesamtsteuerbelastung<br />
einschließlich Einkommensteuer häufi g<br />
jenseits <strong>de</strong>r 40 Prozent. Zumin<strong>de</strong>st die<br />
persönlichen Steuern auf <strong>de</strong>n Gewinn<br />
muss <strong>de</strong>r Unternehmer entnehmen dürfen.<br />
Die Kapitalgeber wer<strong>de</strong>n bei einer Beteiligung<br />
nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Laufzeit<br />
wie<strong>de</strong>r ausschei<strong>de</strong>n. Wie bereiten sich<br />
Unternehmer auf diesen Termin vor?<br />
Viefers: Firmen sollten sich frühzeitig<br />
um eine Anschlussfi nanzierung kümmern.<br />
Im vergangenen Jahr sind viele<br />
standardisierte Mezzanine-Programme<br />
ausgelaufen, und zahlreiche Unternehmen<br />
haben sich nicht rechtzeitig um<br />
eine Folgefi nanzierung bemüht. Jetzt<br />
„Unternehmer sollten bei Beteiligungen<br />
sehr genau auf die Vertragsklauseln achten.“<br />
haben sie Probleme mit <strong>de</strong>r Tilgung. Stille<br />
Beteiligungen sind in <strong>de</strong>r Regel endfällig.<br />
Auch hier gilt es vorausschauend<br />
zu planen.<br />
Welche Finanzierung empfehlen Sie<br />
Unternehmern, die unabhängig bleiben<br />
wollen?<br />
Viefers: In diesem Fall ist <strong>de</strong>r Bankkredit<br />
die beste Alternative. Bankdarlehen sind<br />
zu<strong>de</strong>m fast immer günstiger als eine<br />
Beteiligung. Das gilt vor allem, falls <strong>de</strong>r<br />
Firmenchef noch eine öffentliche För<strong>de</strong>rung,<br />
etwa über die KfW, nutzen kann.<br />
Wenn er vollkommen unabhängig bleiben<br />
will, ist das die beste Option.<br />
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