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IT & Investition – Transport und Logistik<br />
für die Frischelogistik“, sagt Betriebswirtin<br />
Christiane Auffermann. Der Grund:<br />
Eine breite Palette frischer Lebensmittel<br />
mit teilweise sehr unterschiedlichen<br />
Transportbedingungen muss vom Erzeuger<br />
zum Verbraucher gebracht wer<strong>de</strong>n<br />
– und das alles „just in time“.<br />
Um neue Lösungen auszutüfteln, haben<br />
sich daher sechs Unternehmen und<br />
zwei Forschungseinrichtungen zusammengetan,<br />
darunter das Dortmun<strong>de</strong>r<br />
Was ist<br />
Frischelogistik?<br />
Das <strong>de</strong>utsche Lebensmittelrecht <strong>de</strong>fi<br />
niert <strong>de</strong>n Begriff „Frische“ nicht<br />
zeitlich, son<strong>de</strong>rn prozessorientiert.<br />
„Frisch“ ist beispielsweise je<strong>de</strong>r unbehan<strong>de</strong>lte<br />
Fisch, <strong>de</strong>r in schmelzen<strong>de</strong>m<br />
Eisschnee o<strong>de</strong>r bei Temperaturen<br />
zwischen null und minus zwei Grad<br />
Celsius gelagert wird. Das Schmelzwasser<br />
ist wichtig, damit schädliche<br />
Organismen vom Fischkörper abfl ießen.<br />
In großen Fabrikschiffen wird <strong>de</strong>r<br />
Fisch bereits auf See auf Eis gelegt.<br />
Damit beginnt die Kühlkette, die bis<br />
zur Verarbeitung durch <strong>de</strong>n Koch nicht<br />
unterbrochen wer<strong>de</strong>n darf. Fleisch<br />
hingegen wird für lange Transporte<br />
meist tiefgefroren (min<strong>de</strong>stens minus<br />
18 Grad Celsius).<br />
Manche Produzenten fahren ihre<br />
Frischware selbst zum Händler o<strong>de</strong>r<br />
Markt. Das ist aber nur regional möglich.<br />
Den Transport von frischen Lebensmitteln<br />
organisieren meist Händler<br />
o<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsketten mit eigenen<br />
Fahrzeugen o<strong>de</strong>r Vertragslogistikern.<br />
Manche Produzenten überlassen <strong>de</strong>n<br />
Logistikern auch das Portionieren und<br />
Kommissionieren <strong>de</strong>r Waren. Neben<br />
Deutsche Post DHL zählen das Logistikunternehmen<br />
Dachser in Kempten<br />
und die Deutsche See GmbH in Bremerhaven<br />
zu <strong>de</strong>n größten Frischelogistikern.<br />
Fraunhofer Institut für Materialfl uss<br />
und Logistik (IML). Smart Reusable<br />
Transport Items, kurz SmaRTI, heißt<br />
das acht Millionen Euro teure Projekt.<br />
Das Ziel: Sogenannte intelligente Paletten<br />
wer<strong>de</strong>n mit RFID-Chips ausgestattet,<br />
die <strong>de</strong>n Warenfl uss steuern. Der<br />
Mensch ist dann nur noch zur Aufsicht<br />
da. Was heute noch nicht vorstellbar<br />
scheint, soll laut IML-Leiter Michael ten<br />
Hompel in wenigen Jahren Normalität<br />
sein. Er wolle nicht weniger, als in <strong>de</strong>r<br />
Frischelogistik „eine Revolution anzetteln“,<br />
so <strong>de</strong>r Wissenschaftler.<br />
Rote Kiemen, klare Augen<br />
Alfred Klink schnuppert kurz an <strong>de</strong>n<br />
im Eisbett liegen<strong>de</strong>n Meeresfrüchten,<br />
dann nickt er. „Ist ganz einfach“, sagt<br />
<strong>de</strong>r Sternekoch. „Es muss nach frischem<br />
Fisch riechen.“ Außer<strong>de</strong>m wichtig: Rote<br />
Kiemen, klare Augen und festes Fleisch,<br />
das beim Drücken keine Dellen hinterlässt.<br />
Qualität hat ihren Preis: Der sieben<br />
Kilogramm schwere Steinbutt für<br />
das Colombi kostet 315 Euro, auf <strong>de</strong>n<br />
Teller kommen nur rund 20 Prozent<br />
<strong>de</strong>s Fischs. Das 160 Gramm schwere<br />
Filet kostet mit Beilagen auf <strong>de</strong>r Karte<br />
45 Euro. Der Großhändler Saumer aus<br />
Rastatt ist ein Spezialanbieter, <strong>de</strong>r überwiegend<br />
an gehobene Küchen liefert.<br />
Der Fisch kommt aus <strong>de</strong>r Bretagne. „Ich<br />
bestelle dort je<strong>de</strong>n Morgen zwischen<br />
sieben und halb acht Uhr“, berichtet Johannes<br />
Schnetzer, seit 34 Jahren Disponent<br />
bei Saumer. Dann wird <strong>de</strong>r Fisch,<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nacht von <strong>de</strong>n bretonischen<br />
Fischerbooten gefangen wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>n<br />
Kühlhallen versteigert. In Concarneau<br />
o<strong>de</strong>r Le Guilvinec sitzen die Händler,<br />
mit <strong>de</strong>nen Schnetzer arbeitet.<br />
Nach einer Tagesreise im Kühllaster<br />
quer durch Frankreich lan<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Fisch<br />
nachts in Straßburg. Am nächsten Morgen<br />
holen Saumers Sprinter <strong>de</strong>n Fisch<br />
nach Rastatt, dort wird er in <strong>de</strong>r Kühlhalle<br />
geprüft und am Nachmittag ausgeliefert.<br />
Was am Dienstagabend bei Alfred<br />
Klink in Freiburg, bei Harald Wohlfahrt<br />
o<strong>de</strong>r Claus-Peter Lumpp in Baiersbronn<br />
Es ist angeliefert: Alfred Klink, Küchenchef<br />
<strong>de</strong>s Freiburger Colombi, prüft die frisch<br />
eingetroffene Ware.<br />
unters Fischmesser kommt, schwamm<br />
<strong>de</strong>mnach noch am Sonntag im Atlantik.<br />
Auch zu Brenners Parkhotel in Ba<strong>de</strong>n-<br />
Ba<strong>de</strong>n fahren die Wagen von Saumer.<br />
Aber nicht nur sie, das Brenners lässt<br />
sich auch von Frischeparadies KG bedienen,<br />
nach eigenen Angaben Deutschlands<br />
größter Spezialmarkt und Lieferant<br />
für feinste Lebensmittel aller Art.<br />
Die Oetker-Tochter zählt 500 Beschäftigte,<br />
ausgeliefert wird mit Vertragsunternehmen.<br />
21.000 Tonnen gekühlte<br />
Lebensmittel schlägt das Unternehmen<br />
im In- und Ausland jährlich um.<br />
Im Frischeparadies geht es geschäftig<br />
zu. Zehn Tonnen Frischfi sch musste<br />
die Stuttgarter Nie<strong>de</strong>rlassung vor Ostern<br />
or<strong>de</strong>rn und ausliefern. „Wir haben<br />
das im Team sehr lange besprochen“,<br />
berichtet die Betriebswirtin Stephanie<br />
Klause. Zum Kun<strong>de</strong>n kommen Fisch<br />
und an<strong>de</strong>re Frischwaren in kleinen Lieferwagen<br />
von Vertragsunternehmern.<br />
Die meisten Kühlfahrzeuge sind mit<br />
zwei Kammern ausgerüstet. In <strong>de</strong>r einen<br />
wird Ware bei null bis zwei Grad<br />
Celsius transportiert, in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Tiefkühlware.<br />
Weiterführen<strong>de</strong> Links: Verband für temperaturgeführte Transportlogistik und Kühlfahrzeugindustrie: www.transfrigoroute.<strong>de</strong>/start.asp?menu=1&zuf=35836;<br />
Verband <strong>de</strong>utscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen e.V. www.vdkl.<strong>de</strong>; Fraunhofer Institut Dortmund www.iml.fraunhofer.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/themengebiete/<br />
verpackungs_und_han<strong>de</strong>lslogistik/han<strong>de</strong>l.html<br />
72 ProFirma 05 2012<br />
Fotos: Siebold/privat