DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit
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Also nahm sie die nächsten vier Jahre<br />
Vollzeit-Anstellungen in großen Hamburger<br />
Agenturen an und entwickelte<br />
u.a. Kampagnen und Dialogmarketingmaßnahmen<br />
für Konzerne und große<br />
Unternehmen. All das jedoch entpuppte<br />
sich auf längere Sicht nicht als echte Herausforderung.<br />
„Es war schon nett. Aber<br />
ich stellte fest, dass sehr viel Energie in interne<br />
Prozesse und persönliches Machtgerangel<br />
fl oss. Diese Energie wollte ich<br />
lieber in Projekte stecken.“ So reduzierte<br />
sie ihre Erwerbstätigkeit auf eine Teilzeit-<br />
Stelle und begann berufsbegleitend ein<br />
Studium des Kommunikationsdesigns.<br />
Diese Kombination habe sehr gut zu<br />
dem gepasst, was sie sich für ihr Leben<br />
vorstellte. Bereits während des Vordiploms<br />
konnte sie eigenständig kleinere<br />
Gestaltungsaufträge übernehmen. „Das<br />
war der Punkt, an dem in mir die Idee<br />
reifte, mich selbstständig zu machen.“<br />
Sie wurde nicht durch die Fachhochschule<br />
inspiriert, sondern durch das, was<br />
sich ‚nebenher’ ergab. „Das Studium<br />
selbst war rein künstlerisch ausgelegt,<br />
ein Hauch von Praxisbezug setzte erst<br />
sehr spät ein und die betriebswirtschaftliche<br />
Ebene, die schließlich für eine Unternehmensgründung<br />
wichtig ist, fehlte<br />
völlig“, schildert sie ihre Erfahrungen.<br />
Heute gibt es für Rotraud Diwan auch<br />
aus dieser Ursache heraus keine nennenswerte<br />
Verbindung mehr zu ihrer<br />
Hochschule, außer der Rekrutierung von<br />
Praktikantinnen und Praktikanten.<br />
Autonomie als Triebfeder<br />
Im Laufe der Arbeit entdeckte sie für<br />
sich, dass ihre besonderen Stärken in<br />
den Bereichen Konzeption und Text liegen.<br />
Im grafi schen Segment sei sie zwar<br />
gut, jedoch gebe es dort andere, die in<br />
diesem Punkt noch begabter seien. Die<br />
Möglichkeit, in der Selbstständigkeit<br />
passgenau die Arbeiten zu tun, die sie<br />
am besten beherrscht, waren mit ausschlaggebend<br />
für ihre, mit viel Zuver-<br />
„Es funktioniert gut, am Anfang im Hinblick auf materielle<br />
Ansprüche und Investitionen den Ball flach zu halten.<br />
Das gibt Freiraum.“<br />
sicht gefasste, Entscheidung, die Sicherheit<br />
einer Festanstellung in international<br />
agierenden Großagenturen aufzugeben.<br />
„Autonomie war für mich das treibende<br />
Moment. Mir fi el es immer schwerer, die<br />
fremden Entscheidungen mitzutragen.<br />
Heute bin ich sicher, eine starre Hierarchie<br />
ist im Grunde inkompatibel zu jedem<br />
Metier, das von der Kreativität der<br />
Menschen abhängig ist.“<br />
Ganz anders ihre Erfahrungen mit den<br />
überschaubaren Projekten, die sie als<br />
Studierende eigenverantwortlich übernehmen<br />
konnte: Hier erlebte sie sich<br />
ungehindert in ihren Stärken und wurde<br />
durch nichts fremdbestimmt. Ihre späteren<br />
Mitgründenden von c-drei lernte<br />
sie über solche Aufträge kennen, in denen<br />
jede und jeder die spezifi schen Fähigkeiten<br />
einbringen und schwächere<br />
Seiten delegieren konnte. „Wir haben<br />
während der Zusammenarbeit in diesen<br />
freien Projekten erfahren, dass wir<br />
ein ähnliches Arbeitstempo haben, dass<br />
wir übereinstimmende Vorstellungen<br />
von der idealen Balance zwischen Privatem<br />
und Beruf teilen und dass wir,<br />
ganz allgemein ausgedrückt, gleich<br />
‚ticken’. Also sagten wir uns: Wir gründen<br />
gemeinsam“, schildert Rotraud Diwan<br />
den Schritt ins Unternehmensteam.<br />
Die Verbindung von Unternehmensberatung<br />
und kreativer Umsetzung aus<br />
einer Hand entwickelte sich zum zentralen<br />
Punkt der Positionierung des neuen<br />
Unternehmens. Diese Kombination aus<br />
‚Consulting‘ und ‚Corporate Communications‘<br />
führte dann zum Agenturnamen<br />
c-drei.<br />
So ging das gemischte Team aus zwei<br />
Frauen und einem Mann mit klarem<br />
Konzept an den Start, der für sie sehr<br />
glatt und problemlos verlief. Zur Philosophie<br />
des Gründerteams gehörte, dass<br />
im Hinblick auf Investitionen „der Ball<br />
fl ach gehalten“ wurde. Alle Beteiligten<br />
brachten ihr eigenes Büro-Equipment<br />
und Fachwissen mit in die Geschäftspartnerschaft,<br />
intensive externe Beratung<br />
war nur seitens einer Steuerberaterin<br />
erforderlich. Sie machten bislang<br />
die beruhigende Erfahrung, dass die<br />
von ihnen gewählte kostengünstige und<br />
unkomplizierte Rechtsform ‚Gesellschaft<br />
bürgerlichen Rechts‘ trotz der Tücken<br />
der Haftungsfrage funktioniert. Risiken<br />
werden durch entsprechende Versicherungen<br />
abgefedert.<br />
Gemischte Teams „spielen“ hervorragend<br />
Dass es keine reine Frauengründung<br />
war, empfi ndet Rotraud Diwan als an-<br />
genehmes Element ihres Unternehmens.<br />
„Ich nehme Männer in ihrem Arbeitsstil<br />
nicht als wesentlich anders wahr. Doch<br />
unsere Erfahrung ist es, dass die Kunden<br />
gemischte Teams bevorzugen, gerade<br />
wenn wir es mit konservativen Geschäftsführern<br />
als Verhandlungspartner<br />
zu tun haben. Bei Wettbewerbspräsentationen<br />
hatten wir schon einige Male<br />
das Gefühl, dass ein reines Frauenteam<br />
anders beurteilt wird. Zwar wären Kunden,<br />
die nur Männern einen Vertrauensvorschuss<br />
gewähren, bei uns sowieso an<br />
der falschen Adresse, weil wir bei unseren<br />
Projekten einen modernen Kommunikationsstil<br />
umsetzen. Doch leider<br />
ist es überspitzt gesagt so: Mit einem<br />
‚Quotenmann’ punktet es sich besser.“<br />
Dabei sei der in Bremen ansässige Michael<br />
Wilde natürlich nicht reduziert auf<br />
ein „Vorzeigeobjekt“, sondern er nehme<br />
neben Ulla Tscheikow und ihr selbst