DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit
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PORTRAIT06<br />
Stände gegangen und habe gedacht,<br />
hier bleibe ich so lange sitzen, bis ich<br />
eine qualifi zierte Beratung erhalte.“ Ein<br />
Unternehmensberater des Technologie<br />
Coaching Centers Berlin war es schließlich,<br />
der ihr bei der angemessenen Vorbereitung<br />
auf Verhandlungen mit der<br />
Investmentbank half, da sie ein öffentliches<br />
Förderprogramm nutzen wollte.<br />
Sie erstellte einen kompletten Businessplan<br />
mit dem entsprechenden Zahlenwerk<br />
und der Erläuterung ihres projektierten<br />
Unternehmens, um die seitens<br />
des Coaches empfohlenen 50.000 Euro<br />
als Startkapital aufzubringen. Doch mitten<br />
in den ungünstigen konjunkturellen<br />
Bedingungen des Jahres 2002, mit einer<br />
gewachsenen Skepsis gegenüber Internet-Start-ups<br />
und einer satten Flaute in<br />
der Baubranche, traf sie bei den Bankern<br />
zunächst auf wenig Gegenliebe. „Ich<br />
hatte mich mit meiner Geschäftsidee<br />
haargenau dort platziert, wo die Marktbedingungen<br />
zu der Zeit am schwierigsten<br />
waren. Es war ein hartes Stück<br />
Arbeit und eine prekäre Wartezeit mit<br />
Komplikationen, bis mir schließlich – gegen<br />
eine Bürgschaft meiner Eltern – ein<br />
Darlehen gewährt wurde.“ Ausschlaggebend<br />
für das Ja der Bank sei, so die<br />
dortige Resonanz, letztlich ihre beharrliche<br />
Unternehmerinnenpersönlichkeit<br />
gewesen.<br />
Nicht nur die Hilfestellung der Eltern war<br />
eine konkrete Vorbedingung seitens der<br />
Bank, auch die Rechtsform einer GmbH<br />
wurde als conditio sine qua non gehandelt.<br />
„Da öffentliche Behörden die Ausschreibungen<br />
tätigen, die über meine<br />
Plattform gehen und da beispielsweise<br />
die pünktliche Einhaltung von Fristen für<br />
Haftungsfragen relevant ist, bestand die<br />
Bank auf der Gründung einer solchen<br />
Gesellschaft.“ Doch nachdem die Hälfte<br />
des Darlehens für die Programmierung<br />
der speziellen Software und die andere<br />
Hälfte für Betriebsmittel und Honorare<br />
von freien Mitarbeitenden aufgezehrt<br />
ANGELIKA FITTKAU<br />
war, kam bald nach dem Hochstart ein<br />
tiefer Fall, wie Angelika Fittkau mit Blick<br />
in ihre jüngste Vergangenheit berichtet.<br />
Heute würde sie ihre Existenzgründung<br />
völlig anders in Angriff nehmen: „Nach<br />
all den Erfahrungen weiß ich, ein Einzelunternehmen<br />
mit Home Offi ce und<br />
eine kleinere, konzentriertere Internetplattform<br />
wäre in meinem Fall für einen<br />
überschaubaren Start besser gewesen. So<br />
musste ich ganze Produktlinien schließen<br />
und konnte die Mitarbeiter nicht<br />
weiter beschäftigen, abgesehen von<br />
den Auswirkungen auf meine privaten<br />
Finanzen.“ Sie fühlt sich im Nachhinein<br />
schlecht beraten, da weder die Bank<br />
noch der Coach eine ausreichend profunde<br />
Kenntnis der Bedingungen im Internetsektor<br />
gehabt hätten.<br />
Neustart im kleineren Format<br />
Mit großer Stringenz schraubte sie das<br />
Format ihres jungen Unternehmens herunter.<br />
Sie begann nun den Neustart so,<br />
wie sie – um Lehrgeld erleichtert – rückblickend<br />
die gesamte Existenzgründung<br />
von Anfang an angehen würde: solo<br />
und im eigenen Kleinbüro. Bald kam<br />
eine frühere freie Mitarbeiterin zurück,<br />
die den Webauftritt heute redaktionell<br />
leitet, später stieß ein Programmierer<br />
hinzu. Heute sind es zwei Gesellschafterinnen<br />
und ein Gesellschafter, die für<br />
competitionline verantwortlich zeichnen.<br />
„Unter den Gesellschaftern besteht ein<br />
sehr gutes Vertrauensverhältnis. Ich<br />
weiß, dass beide Durchhaltevermögen<br />
bewiesen haben und mit Feuer für die<br />
Idee bei der Sache sind.“ Es gebe im<br />
aktuell sechs Köpfe zählenden festen<br />
Team eine klare, aber fl ache Hierarchie<br />
mit defi nierten Zuständigkeiten, in der<br />
sie die Chefi n ist. Die Frage, ob es einen<br />
besonderen weiblichen Führungsstil<br />
gibt oder nicht, stellt Angelika Fittkau<br />
sich erst gar nicht: „Wir wissen alle<br />
voneinander, was der oder die Einzelne<br />
zu tun hat. Im Übrigen ist Eigenverant-<br />
50<br />
wortlichkeit und selbstständiges Denken<br />
gefragt. Vielleicht tendieren wir Frauen<br />
in Führungspositionen eher als Männer<br />
dazu, möglichst viel Freiraum für Ideen<br />
zu geben und zugleich einen hohen Anspruch<br />
an die Kreativität der Mitarbeitenden<br />
zu stellen – egal, Hauptsache, es<br />
funktioniert.“<br />
Nicht zufrieden stellend funktioniere<br />
in ihrer Branche der Versuch, einen kooperativen<br />
Arbeitsstil auch auf strategische<br />
Allianzen zu erweitern. Es gebe<br />
im Kampf um Marktanteile viele Machtspiele,<br />
die unterschiedlich ausgetragen<br />
werden: „Frauen sind bisweilen das, was<br />
man stutenbissig nennen könnte. Bei<br />
Männern – die deutlich das Gros meiner<br />
Mitwettbewerber ausmachen – geht es<br />
offensiver und zum Teil auch aggressiver<br />
zur Sache, beispielsweise wenn ein großer<br />
Konzern versucht, uns als Kleine zu<br />
schlucken.“ Dann entwickelt sie sportlichen<br />
Ehrgeiz, um Paroli zu bieten: „Es<br />
geht nicht darum, die jeweiligen Personen<br />
zu ‚besiegen’, aber ich will als<br />
Dienstleistungsbetrieb besser sein als<br />
jede Konkurrenz.“<br />
Findige Geschäftsidee bringt führende<br />
Marktposition<br />
Den hohen Anspruch kann Angelika Fittkau<br />
mit ihrem Team durch bestimmte<br />
Alleinstellungsmerkmale erfüllen, die<br />
competitionline ihrer Einschätzung nach<br />
zu einer Plattform machen, die für Ar-