DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit
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tag stellte sich mir als ein Korsett dar, in<br />
dem es wenige Freiräume gab, in dem<br />
ständig mühsame Kompromisse in Interessenskonfl<br />
ikten gefunden werden<br />
mussten und in dem für mich keine echten<br />
Karriereperspektiven erkennbar waren.“<br />
Damals habe sie gedacht, mit dem<br />
gewählten Beruf zwangsläufi g in einem<br />
zu schwierigen Feld agieren zu müssen<br />
– erst recht als Selbstständige.<br />
Studienbegleitend absolvierte sie aus<br />
einem neu erwachten Interesse heraus<br />
eine Weiterbildung zur Internetprogrammiererin.<br />
Ebenfalls neben dem Studium<br />
kam sie auf Empfehlung als freie Mitarbeiterin<br />
zur Berliner Senatsverwaltung<br />
und war hier im Bereich Stadtentwicklung<br />
tätig, genauer gesagt im Referat für<br />
Architektenwettbewerbe. Zwar habe sie<br />
damals noch über keinerlei Erfahrung<br />
verfügt, doch es sei bekannt gewesen,<br />
dass sie das nötige technische Grundwissen<br />
und die Kompetenz im Umgang<br />
mit dem Internet hatte. Plötzlich ergab<br />
alles für Angelika Fittkau einen neuen<br />
Sinn, der ihr konkrete Perspektiven eröffnete<br />
und zugleich ihren wirklichen Neigungen<br />
entsprach. „In dieser Konstellation<br />
fand ich ein Thema für das Diplom,<br />
das sehr spannend war und das bereits<br />
mit dem World Wide Web zu tun hatte.<br />
Zugleich kam schnell die Begeisterung<br />
dafür auf, daraus eine eigenständige<br />
Geschäftsidee zu machen.“ Ihr Projekt<br />
für den Studienabschluss war es, ein<br />
Verfahren zur Online-Organisation von<br />
„Politisch mitgestalten und Umweltthemen besetzen wollte ich<br />
immer – vieles davon hat sich als nicht machbar herausgestellt,<br />
doch mit dem eigenen Unternehmen bin ich heute<br />
sicher, etwas genauso Sinnvolles zu tun.“<br />
Architektenwettbewerben zu entwickeln<br />
und zu realisieren – und genau das ist bis<br />
heute das Geschäftsfeld ihres Unternehmens<br />
competitionline.<br />
Anecken kann kreativ sein<br />
Das gute Feedback, das sie von vielen<br />
Seiten und schnell auch von ihren ersten<br />
Kunden bekam, bestärkte sie in der<br />
Beharrlichkeit ihres Gründungsvorhabens.<br />
„Ich habe wohl eine sehr disziplinierte<br />
Grundhaltung und ein hohes<br />
Durchhaltevermögen“, beschreibt sie<br />
eine Seite an sich, ohne die sie auch die<br />
Mühen eines zuvor angezweifelten Studiums<br />
vermutlich nicht bis zum erfolg-<br />
reichen Abschluss auf sich genommen<br />
hätte. „Mir hat es viel gebracht, mich<br />
selbst gut organisieren zu können. Doch<br />
der wesentliche Motor für den Mut, ein<br />
Unternehmen zu gründen, lag und liegt<br />
viel eher im Wunsch, unabhängig zu sein<br />
und etwas verändern zu wollen.“ In der<br />
Selbstständigkeit, so ist sie überzeugt,<br />
kommen ihre „kantigen“ Eigenschaften<br />
gut zum Zuge. Ihr mache es nichts aus,<br />
mit ihren kreativen Ideen hin und wieder<br />
anzuecken. „Ich nehme an mir keine Unterschiede<br />
zu männlichen Wettbewerbern<br />
wahr. Wenn ich gebremst wurde,<br />
dann nicht wegen meines Geschlechts.<br />
Es ist vielmehr so, dass etablierte Chefs<br />
häufi g nicht offen genug für den Input<br />
ihrer guten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
sind und gar nicht erkennen,<br />
welches Potenzial sie in ihnen haben. Sie<br />
gehen lieber das Risiko ein, solche Querdenker<br />
zu verlieren.“ Heute kommt Angelika<br />
Fittkau aus ihrer starken Position<br />
der Unabhängigkeit heraus sogar in den<br />
Konstellationen gut zurecht, in denen<br />
solch ein hierarchisch geprägtes Denken<br />
praktiziert wird. Manche traditionellen<br />
Spielregeln im Umgang mit männlichen<br />
Geschäftspartnern nimmt sie pragmatisch<br />
zur Kenntnis und befolgt sie, wenn<br />
sie zu ihrem eigenen Geschäftserfolg<br />
führen – sie sehe darin kein Problem, betont<br />
sie. Fast drei Viertel der Nutzer ihrer<br />
Internetplattform sind Männer: „Als Kunden<br />
sind sie angenehm umgänglich.“<br />
Es gehört von jeher zu ihren Prämissen,<br />
nüchtern abwägend an Situationen heranzugehen,<br />
die Praxistauglichkeit hat<br />
Vorrang. „Das war bereits während des<br />
Studiums so. Meine Verbindungen dorthin<br />
beschränkten sich auf die Pfl ichterfüllung<br />
und auf die Ausbildungsinhalte,<br />
die ich mir aneignen musste. Doch mein<br />
Herzblut war woanders: in meinen Jobs.<br />
Heute habe ich keinen Kontakt mehr zur<br />
TU, ich verlinke auf meiner Homepage<br />
lediglich einige ihrer Veranstaltungsund<br />
Publikationshinweise.“ Als ihre Diplomarbeit<br />
zu einem honorarpfl ichtigen<br />
Gutachten weiterentwickelt wurde,<br />
stand bei ihr sofort die Entscheidung fest,<br />
ihre dort skizzierte Geschäftsidee nicht<br />
abzugeben, sondern sie mit einem eigenen<br />
Unternehmen zu realisieren. „Das<br />
war nicht mehr wegzudenken, die Hochschule<br />
war in dem Moment Vergangenheit<br />
für mich. Es war keine Frage mehr,<br />
ob ich mich selbstständig machen würde,<br />
sondern nur noch wie.“<br />
Kapitalbeschaffung in ungünstiger<br />
Konjunktur<br />
Eine spezielle Infomesse für Existenzgründungen<br />
ergriff Angelika Fittkau umgehend<br />
als Gelegenheit, um ihr Vorhaben<br />
in Richtung Wirklichkeit voranzutreiben.<br />
„Ich bin mit meinen Ideen an einen der