30.11.2012 Aufrufe

DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit

DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit

DIE EIGENE CHEFIN! ERFOLGREICH - Inmit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

53<br />

teraturwissenschaft, die Komparatistik,<br />

bringt einen in Kontakt mit allen Künsten,<br />

das ist das Faszinierende daran.<br />

Damit ist genauso die Ausrichtung auf<br />

Drehbücher und Film möglich.“ Eine<br />

Wahl, die sich als sehr stimmig herausstellte.<br />

Diese künstlerischen Disziplinen<br />

kommen, so sagt sie, ihrem Wunsch entgegen,<br />

die Dimensionen menschlicher<br />

Verhaltensweisen zu ergründen und<br />

immer wieder Dinge in Frage stellen zu<br />

können.<br />

Das fi nanzielle Polster erarbeitete sie sich<br />

studienbegleitend mit Jobs in der Gastronomie.<br />

Doch bald trat ein anderes,<br />

bis heute durchgehendes Lebensmotiv<br />

in den Vordergrund: „Ich war auf der<br />

Suche nach neuen Impulsen und nach<br />

meinem eigenen Platz im Leben, ich<br />

wollte etwas ganz Anderes fi nden.“ Mit<br />

ausgeprägter Abenteuerlust machte sich<br />

Bettina Buchler mit vielen Philosophiebüchern<br />

im Gepäck buchstäblich auf<br />

in die Wüste – nach Arizona. Dort studierte<br />

sie Literaturwissenschaft und war<br />

zugleich Dozentin für Deutsch, um das<br />

kostspielige Studium zu fi nanzieren. Die<br />

damalige Erfahrung ist für sie bis heute<br />

ein Anstoß, die hiesige gesellschaftliche<br />

Realität mit teilweise kritischem Blick zu<br />

betrachten. „Es hat bei mir großen Eindruck<br />

hinterlassen, dass es in den USA für<br />

mich schon als ganz junge Frau Anfang<br />

zwanzig möglich war, zu lehren und die<br />

entsprechende Autorität zu haben. Dort<br />

fi nden individuelle Fähigkeiten immensen<br />

Freiraum zur Entfaltung, wenn man<br />

will. Niemand sagt von vornherein, dass<br />

man dieses oder jenes nicht könne, sondern<br />

man kann sich ausprobieren. Das<br />

Klischee des Landes der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten stimmt insofern, vieles<br />

davon ist hier undenkbar.“<br />

Ihr Studium in den USA, das sie mit dem<br />

Master of Arts und einer Auszeichnung<br />

für ihre Lehrtätigkeit abschloss, sei durch<br />

die Gleichzeitigkeit von Lernen und Leh-<br />

„Bei allen guten Zufällen finde ich es immer enorm wichtig,<br />

selbst zu signalisieren, dass man die Chance annehmen wird<br />

und dass man ein vitales Interesse daran hat, sich mit den<br />

Anforderungen auseinander zu setzen.“<br />

ren viel praxisnäher als in Deutschland<br />

gewesen. „Hier muss man sich die Nähe<br />

zum ‚realen’ Leben selbst hart erkämpfen<br />

oder sie fi ndet nicht statt.“ Folglich<br />

fi el es ihr nach ihrer Rückkehr relativ<br />

schwer, sich wieder in den deutschen<br />

Hochschulalltag einzufi nden.<br />

Karriere in der Filmwirtschaft<br />

Doch die Entscheidung zur Rückkehr<br />

stand aus privaten Gründen an. In ihr war<br />

zunehmend der Wunsch aufgekommen,<br />

wieder enger mit ihrer Familie verbunden<br />

zu sein, von der sie in der damaligen<br />

Zeit ohne Internet viel strenger getrennt<br />

war, als es heute der Fall wäre. Da die<br />

Universität Mainz in den Kulturwissenschaften<br />

einen exzellenten Ruf hatte, fi el<br />

die Entscheidung für den Rückweg in die<br />

Heimat auch zu Studienzwecken besonders<br />

leicht. „Bei meinen Professorinnen<br />

und Professoren habe ich lebendige Begeisterung<br />

für ihr Fach erlebt und Freude<br />

am Lehren, das hat sehr motiviert“,<br />

beschreibt Bettina Buchler die mentale<br />

Unterstützung, die sie seitens der Hochschule<br />

erfuhr. In ihrer Abschlussarbeit<br />

wurden erste thematische Grundzüge<br />

für den Film und die Festivalarbeit gelegt,<br />

die sie heute in ihrer Selbstständigkeit<br />

überwiegend ausübt: Bereits dort<br />

ging es um das Genre der fi ktionalen<br />

Schilderung von Verbrechen. Sie schrieb<br />

über „Filmische und literarische Inszenierungen<br />

des Schreckens am Beispiel<br />

von ‚Das Schweigen der Lämmer’ und<br />

‚Wild at Heart’ “.<br />

Für die Existenzsicherung jobbte sie im<br />

Medienbereich. Durch Zufall hörte sie,<br />

dass bei der Freiwilligen Selbstkontrolle<br />

der Filmwirtschaft (FSK), die unter anderem<br />

für die Altersfreigaben von Filmen<br />

zuständig ist, ein Job für freie Mitarbeit<br />

vakant war, bei dem es darum ging, in<br />

einem Fachgremium Filme zu sichten,<br />

zu diskutieren und zu bewerten. Bettina<br />

Buchler bewarb sich und wurde genommen.<br />

Bei der FSK hatte sie bald ein sehr<br />

gutes Renommee, das bis in den übergeordneten<br />

Dachverband Spitzenorganisation<br />

der Filmwirtschaft e. V. (SPIO)<br />

bekannt wurde. „Ich hatte aus einem<br />

ganz anderen Grund den Geschäftsführer<br />

der SPIO um ein Gespräch gebeten“,<br />

schildert sie den nächsten Schritt<br />

auf ihrer Karriereleiter, der für sie einen<br />

fl ießenden Übergang aus dem Studium<br />

in die berufl iche Praxis ermöglichte. In<br />

gewisser Weise sei es Zufall gewesen,<br />

meint Bettina Buchler. Jedoch ohne ihre<br />

Kompetenz wäre dieser Zufall sicher<br />

gar nicht erst möglich gewesen. „Der<br />

Geschäftsführer stand kurz vor seinem<br />

Ruhestand und meinte, ich wäre die geeignete<br />

Person für seine Nachfolge. Er<br />

wolle mich dafür vorschlagen.“ Bettina<br />

Buchler tat das, was sie immer tut: die<br />

Chance annehmen und ein „ich kann<br />

nicht“ im Hinterkopf gar nicht erst zulassen.<br />

„Ich bin mit einer Mischung aus<br />

Draufgängertum und Ängstlichkeit an<br />

diese Chance herangegangen und habe<br />

die Entscheider dort offenbar mit dem<br />

Willen, mich zu engagieren, überzeugt.“<br />

Der Vorstand übertrug ihr als 31-Jährigen<br />

die Geschäftsführung gemeinsam<br />

mit einem Kollegen und sie war somit<br />

die jüngste Geschäftsführerin und die<br />

erste Frau in dieser Position.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!