B 2042 F CC-Blätter - Coburger Convent
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Forum<br />
Schlägermensur<br />
und Strafrecht<br />
Zu Plädoyer wider die Strafbarkeit der<br />
Schlägermensur, in <strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong> 1/2009,<br />
S. 29<br />
Die jedem Waffenstudenten geläufige<br />
Problematik von Ehrenhändeln<br />
schneidet der Verfasser der juristischen<br />
Dissertation (Andreas Hochwimmer)<br />
nur kurz an. Verweisend<br />
auf das von ihm zu Recht als bahnbrechend<br />
gelobte BGH-Urteil vom<br />
29.1.1953 (BGHSt. 4, 24 ff.; NJW<br />
1953,473 ff.), wonach das Fechten<br />
von Bestimmungs- und Verabredungsmensuren<br />
mit dem Schläger<br />
i. d. R. keine (vollendete bzw. versuchte)<br />
strafbare gefährliche Körperverletzung<br />
ist, kritisiert Andreas Hochwimmer<br />
die Relativierung des Urteils in<br />
dessen Schlußpassage, die da lautet:<br />
»Zur Vermeidung von Missverständnissen<br />
sei hervorgehoben, daß<br />
die vorstehenden Erörterungen sich<br />
nicht auf solche Mensuren beziehen,<br />
die der Austragung von Ehrenhändeln<br />
dienen.«<br />
Die Kritik, die Andreas Hochwimmer<br />
erhebt, erschöpft sich in<br />
zwei auf Seite 63 aufgestellte Behauptungen.<br />
Der BGH habe verkannt,<br />
»daß der Schläger keine ehrenreinigende<br />
Waffe darstellt« und<br />
daß »die Mensur auch keinesfalls<br />
der Bereinigung von Ehrenangelegenheiten<br />
dient«.<br />
Wer, wie Andreas Hochwimmer,<br />
für sich in Anspruch nimmt, mit<br />
seiner fast 500 seitigen Dissertation<br />
nicht nur in die Breite, sondern auch<br />
in die Tiefe gegangen zu sein (Seite<br />
5), wird sich die Frage gefallen lassen<br />
müssen: Wer verkennt hier was?<br />
1. Der BGH hat der Frage, ob in der<br />
waffenstudentischen Tradition bei der<br />
Austragung von Ehrenhändeln der<br />
Schläger benutzt worden und / oder<br />
ob der Schläger überhaupt eine Waffe<br />
ist, richtigerweise, soweit es um die<br />
rechtliche Beurteilung von Mensuren<br />
als sog. gefährliche Körperverletzung<br />
i.S.d. § 223a dStGB a.F. ging, überhaupt<br />
keine Beachtung geschenkt.<br />
Es war und ist in der obergerichtlichen<br />
Rechtsprechung immer schon<br />
unstrittig gewesen, daß sich derjenige<br />
wegen (vollendeter oder versuchter)<br />
gefährlicher Körperverletzung<br />
18 <strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong> 2/2009<br />
strafbar macht, der sich bei der Ausführung<br />
der Tat eines ›gefährlichen<br />
Werkzeugs‹ bedient, d. h. eines gegenständlichen<br />
Mittels, das geeignet<br />
ist, als Angriffs- oder Verteidigungsmittel<br />
(NJW 78, 1206) erhebliche<br />
Verletzungen (Dallinger MDR 75,<br />
367) zu verursachen. Daß ein Schläger<br />
ein ›gefährliches Werkzeug‹ im<br />
vorstehend beschriebenen Sinne ist,<br />
wurde vom BGH richtigerweise als<br />
›nicht zweifelhaft‹ erklärt. Folgerichtig<br />
hatte sich der BGH nur noch mit<br />
der Frage zu befassen, ob eine Strafbarkeit<br />
nach § 223a dStGB vielleicht<br />
deshalb ausgeschlossen sei, weil der<br />
Gegenpaukant des Angeklagten in<br />
mögliche Körperverletzungen eingewilligt<br />
habe. Der BGH bejahte<br />
zwar eine solche Einwilligung des<br />
Gegenpaukanten, hatte aber aus gesetzlichen<br />
Gründen richtigerweise<br />
zu prüfen, ob die Einwilligung ›gegen<br />
die guten Sitten verstößt‹, weil<br />
nur dann eine mit Einwilligung des<br />
Verletzten verursachte Körperverletzung<br />
strafwürdig ist (arg. § 226 a<br />
dStGB). Mit zutreffender Begründung<br />
verneinte der BGH bei Bestimmungs-<br />
und Verabredungsmensuren<br />
strafwürdiges Unrecht, sah sich aber<br />
veranlaßt, mittels einer für solche<br />
Zwecke üblichen und damit unmißverständlichen<br />
Formulierung davor<br />
zu warnen, dem Irrtum zu verfallen,<br />
der BGH verneine strafwürdiges<br />
Unrecht auch bei Mensuren, die<br />
der Austragung von Ehrenhändeln<br />
dienen.<br />
2. Die Frage, ob die gefochtene Mensur<br />
der Austragung von Ehrenhändeln<br />
dient, ist keine Begriffs-, sondern<br />
eine Tatfrage. Der BGH, der<br />
an die – eine solche Mensur vernei-<br />
nenden – Feststellungen der Vorinstanz<br />
gebunden war, hatte seiner<br />
Entscheidung konsequenterweise<br />
deshalb auch keinerlei anderweitige<br />
Feststellungen zugrunde gelegt. Die<br />
Schlußpassage im BGH-Urteil zeigt<br />
nur auf, daß der BGH den die gefährliche<br />
Körperverletzung betreffenden<br />
Freispruch des Angeklagten bei einer<br />
anderen Entscheidungsgrundlage<br />
nicht bestätigt hätte.<br />
Joachim Bergerhoff,<br />
Rechtsanwalt und Notar,<br />
Munichia, Ubia Brunsviga<br />
Zum Titelbild der<br />
<strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong> 1 / 2009<br />
Tja, da war man beim Anblick des<br />
Titelbildes der <strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong> 1/2009<br />
doch einigermaßen überrascht:<br />
Fünf norddeutsche Verbandsbrüder<br />
lächeln einem von dort entgegen<br />
und künden von ihrem Engagement<br />
›gegen Nazis‹. Zunächst fragt sich der<br />
Leser unwillkürlich, was ein solches<br />
Bekenntnis an dieser Stelle überhaupt<br />
zu suchen hat. Schließlich hat der<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> in den 58 Jahren<br />
seiner Existenz nie auch nur den geringsten<br />
Zweifel an seinem Einsatz<br />
für eine demokratische Ordnung und<br />
gegen jede Form von politischem<br />
Extremismus gelassen. Von daher<br />
dürfte es – gottseidank! – ein Ding<br />
der Unmöglichkeit sein, in unseren<br />
Reihen jemanden aufzutreiben, der<br />
für Nazis wäre.<br />
Mit dieser Feststellung könnte die<br />
Angelegenheit ihr Bewenden haben,<br />
müßte einem die nähere Betrachtung<br />
der angesprochenen Initiative<br />
›Netz gegen Nazis‹ nicht sauer aufstoßen.<br />
In einer kleinen Erläuterung zur<br />
Entstehung des Titelbildes auf S. 2<br />
bekunden die genannten Verbandsbrüder,<br />
es sei ihnen darum gegangen,<br />
der Gesellschaft ein anderes Bild<br />
von Korporationen [zu] vermitteln als<br />
das übliche Stereotyp. Um so erschrekkender<br />
freilich die Erkenntnis, daß<br />
im ›Netz gegen Nazis‹ eben genau<br />
jenes Stereotyp ausgiebig repetiert<br />
wird. Unter der Rubrik Wie sie [die<br />
Nazis] sich organisieren gelangt man<br />
postwendend auf den Artikel Burschenschaften<br />
und Studentenverbindungen.<br />
Und siehe da, der entsprechende<br />
Text wurde freundlicherweise zur<br />
Verfügung gestellt vom Antifaschisti-