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Einheitssatz: Aus Liebe zu den KMU - Schweizerischer ...

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Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 2. Dezember 2011<br />

<strong>KMU</strong>-WELT 13<br />

MUSICAL – «Alperose»-Produzent und -Autor Walter Hitz versucht, Product Placement und künstlerischen Anspruch <strong>zu</strong> vereinen.<br />

Bühnenauftritt für die Sponsoren<br />

Wenn ab dem 17. Februar in «Alperose<br />

– das Musical» die Geschichte<br />

der bei<strong>den</strong> Freunde Pesche und<br />

Johnny erzählt beziehungsweise mit<br />

dem Polo-Hofer-Liedgut besungen<br />

wird, kommen auch einige namhafte<br />

Geldgeber <strong>zu</strong> ihrem Auftritt. Für<br />

«Alperose»-Produzent und -Autor<br />

Walter Hitz ist es eine Selbstverständlichkeit,<br />

dass die zahlreichen<br />

Sponsoren und Medienpartner im<br />

BernExpo-Musicaltheater 4.1 präsent<br />

sind. So ist einerseits bei der 360-<br />

Grad-Dekoration nicht nur der Übergang<br />

zwischen Bühne, Kulisse und<br />

Gastrobereich fliessend, wobei in<br />

<strong>den</strong> Kulissenwelten «Alpenpanorama»,<br />

«Südseeinsel», «venezianische<br />

Piazza», «China Town» und «türkische<br />

Impressionen» mehr oder weniger<br />

auffällig Sponsorenhinweise<br />

angebracht wer<strong>den</strong> – und sei es auch<br />

nur in Form, ein bestimmtes Getränk<br />

oder eine bestimmte ausländische<br />

Spezialität bestellen <strong>zu</strong> können. Andererseits<br />

haben einige Werbebotschaften<br />

die Aufnahme in die Musicalhandlung<br />

gefun<strong>den</strong>. Manchmal<br />

gewollt, manchmal eher <strong>zu</strong>fällig. «In<br />

einer Liederzeile war schon vom<br />

Bosporus und Istanbul die Rede, be-<br />

Auch bei <strong>den</strong> Presseterminen wer<strong>den</strong> die Geldgeber<br />

in <strong>den</strong> Mittelpunkt gerückt: Polo Hofer taufte einen<br />

Wagen des Sponsors Pilatus-Bahnen.<br />

Bereits für <strong>den</strong> Musicalbesuch entschie<strong>den</strong><br />

hat sich Polo Hofer – wenn<br />

natürlich auch als Ehrengast. Während<br />

er sich aus dem aktuellen Feinschliff<br />

am Stück in <strong>den</strong> Proben heraushält<br />

unter der Bedingung, dass<br />

die Grundstimmung seiner Lieder<br />

gleichbleibt, wird er gleich mehrmals<br />

an <strong>den</strong> Musicalvorstellungen an<strong>zu</strong>treffen<br />

sein. Angekündigt hat er sich<br />

für die Premiere sowie jede Vorstellung,<br />

in der auf ein rundes Jubiläum<br />

angestossen wer<strong>den</strong> kann. «Ich hoffe,<br />

dass das Musical möglichst lange<br />

läuft, ist es doch für mich eine Art<br />

dritte Säule», erklärt er lachend.<br />

Operetten-Trauma überwun<strong>den</strong><br />

Dabei war Polo Hofer kein Stammgast<br />

bei Schweizer Musicalproduktionen.<br />

Zu stark haben sich seine<br />

Erinnerungen an seine Kindheit eingeprägt,<br />

als ihm «Die Fledermaus»<br />

und andere musikalische Bühnenstücke<br />

vorgesetzt wur<strong>den</strong>. «Ich wurde<br />

als Kind jeweils an Operetten mitgeschleppt,<br />

die ich mir im Kursaal<br />

Interlaken ansehen musste», erzählt<br />

der Sänger. Vor einigen Jahren hat<br />

der Mundartrocker aber doch noch<br />

Anschluss ans Musicalbusiness gefun<strong>den</strong>,<br />

hat er doch seinen Teil <strong>zu</strong>m<br />

Erfolg des bestbesuchten Schweizer<br />

Mundartmusicals aller Zeiten beigesteuert.<br />

«In ‹Ewigi Liebi› wer<strong>den</strong><br />

vor der türkische Tourismusverband<br />

<strong>zu</strong> unserem Sponsor wurde. Ehrlich<br />

gesagt, sind wir so erst auf die Idee<br />

gekommen, unser Musicalkonzept<br />

<strong>den</strong> Tourismusverantwortlichen vor<strong>zu</strong>stellen»,<br />

verrät Hitz.<br />

Migros-Gag eingebaut<br />

Anders war es bei der Migros, die<br />

sich schon bei seinen früheren Musicalprojekten<br />

finanziell engagierte.<br />

«Da das Stück aus meiner Feder<br />

stammt, konnte ich ohne schlechtes<br />

Gewissen einen verbalen Migros-Gag<br />

einbauen», erzählt er. So etwas wäre<br />

selbstverständlich vor acht Jahren<br />

bei seiner «Hair»-Produktion nicht<br />

möglich gewesen. Und auch bei «Alperose»<br />

gilt: «Weder wird eine bestimmte<br />

Zahnpasta-Marke beworben,<br />

noch spielt die <strong>Liebe</strong>sszene plötzlich<br />

in einer Migros-Kulisse. Mit plumpen<br />

Werbebotschaften ist niemandem gedient»,<br />

erzählt der Produzent. Wenn<br />

in einer Szene eine TeleBärn-Kameraequipe<br />

ins Bühnengeschehen involviert<br />

ist, solle dies vor allem für<br />

einen Hauch Lokalkolorit sorgen.<br />

«Grundsätzlich steht Product Placement<br />

nicht im Widerspruch <strong>zu</strong>m<br />

künstlerischen Anspruch und ist in<br />

der Musicalbranche akzeptiert», so<br />

Hitz.<br />

Wirtschaftslage spürbar<br />

Doch auch mit dem Zückerchen<br />

Bühnen- und/oder Kulissenpräsenz<br />

war die Sponsorensuche nicht einfach.<br />

«Das schwierige Wirtschaftsumfeld<br />

machte sich bei der Sponsorensuche<br />

bemerkbar. Wir haben<br />

<strong>den</strong>n auch einige Absagen erhalten»,<br />

verrät er. «Die nahmen wir nicht persönlich,<br />

da es für uns selbstverständlich<br />

ist, dass Firmen, die unter<br />

einem eher schwächeren Geschäftsverlauf<br />

lei<strong>den</strong>, eher ihr Sponsoren-<br />

vier meiner Lieder gesungen», erzählt<br />

Polo Hofer.<br />

In «Alperose» wer<strong>den</strong> es gleich zwei<br />

Dutzend Polo-Hofer-Evergreens sein.<br />

Die genaue Zahl kennt auch er nicht,<br />

wer<strong>den</strong> doch aktuell noch ein paar<br />

Kür<strong>zu</strong>ngen vorgenommen. «Ich bin<br />

überzeugt, dass die Musicalidee gut<br />

umgesetzt ist und die Lieder ihren<br />

Teil <strong>zu</strong>m Handlungsablauf beitragen»,<br />

zeigte er sich überzeugt.<br />

Auch Marc Dietrich singt mit<br />

Ein Ensemblemitglied, das alles daransetzt,<br />

dass Polo Hofers Wünsche<br />

in Erfüllung gehen, ist Marc «Cuco»<br />

Dietrich. Das ehemalige Mitglied des<br />

Gesangstrios «Peter, Sue und Marc»<br />

spielt <strong>den</strong> Heiri, <strong>den</strong> Bühnenvater<br />

einer der Hauptfiguren. Heiri ist ein<br />

Alt-Hippy und 68er Revoluzzer –<br />

und klopft am Stammtisch freche<br />

Sprüche, fast genauso, wie man das<br />

Berner Stadtoriginal «Cuco», einstiges<br />

Mitglied von «Peter, Sue und Marc»,<br />

im Bernbiet kennt. Anstimmen wird<br />

er auf der Bühne unter anderem das<br />

Stück «Summer’ 68». «Ich spiele eine<br />

sehr bo<strong>den</strong>ständige Rolle. So schimpfe<br />

ich am Stammtisch über die EU<br />

und habe immer wieder Streit mit<br />

meiner Frau Emma», erklärt er. Die<br />

Polo-Hofer-Lieder stimmt er gerne<br />

an, habe er sich die Songs doch<br />

schon immer «sehr gerne angehört».<br />

budget kürzen, als Mitarbeiter <strong>zu</strong><br />

entlassen», sagt Hitz.<br />

Andererseits hätten sich einige der<br />

Sponsoren und Medienpartner gar<br />

selber um eine Zusammenarbeit bemüht.<br />

«All die Polo-Hofer-Hits dienten<br />

uns dabei klar als Türöffner», erklärt<br />

der Produzent und Autor Walter<br />

Hitz. Auch bei jenen Musicalkennern,<br />

die als Investoren ins Projekt<br />

einstiegen. Namen nennt er aber genauso<br />

wenig wie die Höhe der einzelnen<br />

Investitionen.<br />

Die Vorfreude bei Polo Hofer und Marc «Cuco» Dietrich ist gross.<br />

Wichtiger als die Fasnacht<br />

Polo Hofer (mit Sonnenbrille) hat <strong>den</strong> Ensemblemitgliedern versprochen, mit ihnen auf jedes runde «Alperose»-Jubiläum<br />

an<strong>zu</strong>stossen.<br />

Marc «Cuco» Dietrich spielt im<br />

Musical <strong>den</strong> Stammtisch-Polterer Heiri.<br />

Sein Lieblingsstück sei «Wie cha e<br />

arme Maa so Zyte düreschtah?».<br />

Wer bewusst Marc «Cuco» Dietrich<br />

auf der Musicalbühne sehen will,<br />

muss seine Tickets richtig wählen,<br />

ist doch die Bühnenfigur des Heiri<br />

wie alle anderen Rollen auch doppelt<br />

besetzt: «Ich spiele jeweils an allen<br />

Abendvorstellungen von Mittwoch<br />

bis Samstag mit», erklärt er. Der<br />

stadtbekannte Fasnächtler pausiert<br />

nicht einmal während der Berner Fasnacht,<br />

die lasse er 2012 tatsächlich<br />

für einmal aus. met<br />

5-Millionen-Franken-Budget<br />

Eine Zahl ist Walter Hitz <strong>zu</strong> entlocken:<br />

die Höhe des Budgets. «Wir<br />

arbeiten mit einem 5-Millionen-Franken-Budget»,<br />

erklärt er, wobei es sich<br />

durchwegs um private Gelder handelt.<br />

Um öffentliche Subventionen<br />

hat er sich bewusst nicht bemüht.<br />

«Eine kommerzielle Musicalproduktion<br />

hat in der Schweiz keine Chancen,<br />

öffentliche Gelder <strong>zu</strong> erhalten»,<br />

sagt er kurz und knapp.<br />

Dabei ist die Wertschöpfung für die<br />

Region Bern gross: 10 bis 20 fixe Arbeitsplätze<br />

sind entstan<strong>den</strong>, während<br />

dem Aufbau stehen zwischenzeitlich<br />

gar 100 Personen für «Alperose» im<br />

Einsatz. Das Bühnenensemble muss<br />

sich dagegen gefasst machen, nur<br />

zwei Monate lang in Bern Polo-Hofer-<br />

Lieder singen <strong>zu</strong> dürfen.<br />

«Am 15. April fällt in der BernExpo<br />

definitiv der letzte Vorhang. Eine<br />

Spielzeitverlängerung vor Ort ist ausgeschlossen,<br />

wird doch die Halle anschliessend<br />

für die Publikumsmesse<br />

BEA/PFERD benötigt», erklärt Hitz.<br />

Ob allenfalls <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt<br />

ein neuer Spielort <strong>zu</strong>m Zug<br />

kommt, soll erst im Frühling entschie<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>. «Wir konzentrieren<br />

uns erst auf die zwei Monate in Bern.<br />

100 Tage vor der Premiere hatten wir<br />

20 000 Tickets verkauft. Wenn die<br />

Produktion insgesamt 100000 Besucher<br />

anlocken würde, wäre dies ein<br />

toller Erfolg», so Hitz.<br />

Auf <strong>den</strong> Mamma-Mia-Effekt hoffen<br />

Damit «Alperose» <strong>zu</strong>m erhofften Erfolg<br />

wird, sollte die Produktion nicht<br />

nur jenes Stammpublikum anziehen,<br />

das sich ohnehin jedes Musical (oder<br />

wahlweise jedes Polo-Hofer-Konzert)<br />

ansieht. «Wir hoffen auf <strong>den</strong> Mamma-<br />

Mia-Effekt, der auch solche Musikfans<br />

begeistert, die nicht automatisch<br />

bei Polo-Hofer-Liedern mitsingen»,<br />

erklärt Produzent Walter Hitz.<br />

«Bei <strong>den</strong> rund zwei Dutzend Polo-<br />

Songs, die auf der Bühne gesungen<br />

wer<strong>den</strong>, handelt es sich um eine gute<br />

Mischung aus Gassenhauern und<br />

emotionalen Stücken», erklärt er. Oftmals<br />

werde verkannt, dass Polo Hofer<br />

auch seine emotionale Seite habe. Politische<br />

Töne fehlen – einmal abgesehen<br />

vom bereits erwähnten «Summer’<br />

68» – mehrheitlich, schliesslich soll<br />

«Alperose» in erster Linie unterhalten.<br />

Ideal für Firmenevent<br />

Walter Hitz hofft, dass kaufmännische<br />

Angestellte ebenso <strong>den</strong> Weg ins<br />

Musicaltheater 4.1 fin<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

wie Bauarbeiter. Nicht <strong>zu</strong>letzt sei die<br />

Musicalspielstätte ein idealer Ort<br />

für einen Firmenevent. «Ob ein <strong>KMU</strong>-<br />

Chef nun mit seinen Angestellten<br />

oder seinen Kun<strong>den</strong> das Musical besucht<br />

und eines der Gastroangebote<br />

im VIP-Restaurant nutzt, er kann<br />

seinen Begleitern ein originelles<br />

Rahmenprogramm bieten, bei dem<br />

altbewährte Lieder mit einem neuen<br />

Konzept verknüpft wer<strong>den</strong>», wirbt<br />

Walter Hitz für sein Musical.<br />

LINK<br />

www.alperose-musical.ch<br />

Matthias Engel<br />

Bei der 360-Grad-Dekoration wird der Übergang zwischen Bühne, Kulisse und<br />

Gastrobereich fliessend sein.

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