Einheitssatz: Aus Liebe zu den KMU - Schweizerischer ...
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8<br />
konjunktur<br />
In <strong>den</strong> meisten Branchen sind die<br />
klein- und mittelgrossen Unternehmen<br />
weniger von der Konjunkturabschwächung<br />
und dem starken<br />
Schweizer Franken betroffen als die<br />
Grossunternehmen. Grundsätzlich<br />
können sich aber auch die <strong>KMU</strong> der<br />
negativen Dynamik im dritten Quartal<br />
nicht mehr entziehen. UBS-Experten<br />
erwarten, dass sich das Wirtschaftswachstum<br />
in der Schweiz aufgrund<br />
des schwierigen wirtschaftlichen<br />
Umfeldes von 2,0 Prozent im<br />
laufen<strong>den</strong> Jahr auf 0,8 Prozent im<br />
nächsten Jahr abschwächen wird.<br />
Dynamik verlangsamt<br />
Gemäss der vierteljährlichen UBS-<br />
Umfrage bei über 500 Unternehmen<br />
hat sich die Dynamik bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong><br />
im Industriesektor bei allen Indikatoren<br />
verlangsamt oder ist sogar<br />
rückläufig. Einzig die Anzahl der Beschäftigten<br />
stieg im dritten Quartal<br />
noch leicht. Sowohl die Grossunternehmen<br />
wie auch die <strong>KMU</strong> stabilisierten<br />
ihre Umsätze im dritten Quartal,<br />
erwarten aber fürs letzte Quartal<br />
bereits einen Umsatzrückgang. Die<br />
Verkaufspreise, die Gewinne wie<br />
auch der Cashflow verschlechterten<br />
sich im dritten Quartal bei allen Unternehmen,<br />
wobei der Rückgang bei<br />
<strong>den</strong> <strong>KMU</strong> weniger stark war als bei<br />
<strong>den</strong> Grossunternehmen.<br />
Weiterhin stabile<br />
Beschäftigung im Bau<br />
Während sich die Gewinne der Grossunternehmen<br />
im Baugewerbe nach<br />
einem negativen Quartal wieder stabilisierten,<br />
waren sie bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong><br />
seit nunmehr sechs Quartalen rückläufig.<br />
Auch die Preise waren im dritten<br />
Quartal sowohl bei <strong>den</strong> Grossunternehmen<br />
wie auch bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong><br />
weiterhin rückläufig. Im letzten<br />
Quartal des laufen<strong>den</strong> Jahres erwarten<br />
die Unternehmen bei allen Indikatoren<br />
eine Verschlechterung. Eine<br />
<strong>Aus</strong>nahme bildet hier die Anzahl der<br />
Beschäftigten, die bei <strong>den</strong> Grossunternehmen<br />
wie bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong> unverändert<br />
bleiben dürfte.<br />
Der Dienstleistungssektor leidet weniger<br />
im aktuellen wirtschaftlichen<br />
Umfeld als die Industrie. So waren<br />
die Umsätze, Gewinne und Cashflows<br />
im dritten Quartal unverändert<br />
und die Beschäftigung konnte sogar<br />
noch einmal leicht ausgebaut wer<strong>den</strong>.<br />
Das Bild war jedoch je nach Unternehmensgrösse<br />
unterschiedlich.<br />
Während die Grossunternehmen die<br />
Beschäftigung mehr ausbauen konnten<br />
als die <strong>KMU</strong>, mussten Letztere bei<br />
<strong>den</strong> Verkaufspreisen weniger grosse<br />
Einbussen hinnehmen.<br />
Der Detailhandel und der Tourismus<br />
befin<strong>den</strong> sich ungeachtet der Unternehmensgrösse<br />
in der Krise. Im Detailhandel<br />
war allein die Beschäftigung<br />
bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong> im dritten Quartal<br />
noch unverändert, alle anderen Indikatoren<br />
verschlechterten sich sowohl<br />
bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong> wie auch bei <strong>den</strong> Grossunternehmen.<br />
Die <strong>KMU</strong> schnitten im<br />
Vergleich <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Grossunternehmen<br />
allerdings besser ab. Gleiches lässt<br />
sich auch im Tourismus beobachten:<br />
Bei <strong>den</strong> <strong>KMU</strong> sanken die Umsätze,<br />
Verkaufspreise, Gewinne und Cashflows<br />
weniger rasch als bei <strong>den</strong><br />
Grossunternehmen.<br />
Gleichgewichtskurs<br />
des Schweizer Frankens<br />
In der Umfrage wur<strong>den</strong> die Unternehmen<br />
nach dem Gleichgewichtskurs<br />
des Schweizer Frankens gegenüber<br />
dem Euro und dem US-Dollar gefragt.<br />
Ein Kurs von knapp über 1,20 Franken<br />
<strong>zu</strong>m Euro wird von 37 Prozent<br />
als <strong>zu</strong> stark erachtet, wobei in der Industrie<br />
ten<strong>den</strong>ziell ein höherer Wechselkurs<br />
gegenüber dem Euro als fairer<br />
angesehen wird als im Dienstleistungssektor.<br />
22 Prozent der Industrieunternehmen<br />
sehen <strong>den</strong> Franken zwischen<br />
1,30 und 1,40 als fair bewertet<br />
an. Bei <strong>den</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
ist dieser Anteil mit 12 Prozent<br />
etwas kleiner. Gegenüber dem Dollar<br />
sehen die meisten Unternehmen <strong>den</strong><br />
Gleichgewichtskurs zwischen 0,96<br />
und 1,00 Franken pro US-Dollar. Je<br />
nach Branche unterschei<strong>den</strong> sich jedoch<br />
die Sichtweisen. Im Baugewerbe<br />
beispielsweise sehen alle Grossunternehmen<br />
einen Gleichgewichtskurs gegenüber<br />
dem Euro von 1,30 oder höher<br />
als fair an, während einige <strong>KMU</strong><br />
auch einen Wechselkurs von 1,20 bevor<strong>zu</strong>gen<br />
wür<strong>den</strong>. In dieser Situation<br />
könnte die Exporttätigkeit der einzelnen<br />
Unternehmen eine Rolle spielen<br />
– kleinere Unternehmen sind vermehrt<br />
nur im Binnenmarkt tätig. In<br />
der Tourismusbranche spielt die An-<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 2. Dezember 2011<br />
kMu-konjunkturBAroMEtEr – Auch die <strong>KMU</strong> können sich der negativen Dynamik im dritten Quartal nicht mehr entziehen.<br />
Wirtschaftliches Umfeld schwierig<br />
Gewerbezeitung: Ist ein Staatsbankrott<br />
Griechenlands vorstellbar?<br />
n Claudia Sigl: Ob der Euro-Gipfel<br />
von Ende Oktober als Wende in der<br />
Bekämpfung der Eurokrise gesehen<br />
wer<strong>den</strong> kann, bleibt ab<strong>zu</strong>warten. Unsere<br />
Berechnungen zeigen, dass Griechenland<br />
auf <strong>den</strong> gesamten Schul<strong>den</strong>berg<br />
von rund 350 Milliar<strong>den</strong><br />
Euro einen Schnitt von 70 Prozent<br />
braucht, um eine nachhaltige Sanierung<br />
der Staatsfinanzen <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Die mit dem geplanten Schul<strong>den</strong>schnitt<br />
geplante Beteiligung der<br />
privaten Investoren zielt aber nur auf<br />
einen Teil der Schul<strong>den</strong> ab. Die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) mit ihren<br />
Anleihenbestän<strong>den</strong> von rund 60 Milliar<strong>den</strong><br />
Euro und die Hilfskredite des<br />
Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />
von 20 Milliar<strong>den</strong> Euro sind beispielsweise<br />
von dieser Massnahme ausgeschlossen.<br />
Wir erwarten, dass Griechenland<br />
in <strong>den</strong> nächsten fünf Monaten<br />
zahlungsunfähig wird. Auch<br />
die jüngst vereinbarte, gegenüber<br />
dem Sommer angehobene «freiwillige»<br />
Umschuldung dürfte Griechenland<br />
ein «Selective Default»-Rating<br />
für einen teilweisen Zahlungsausfall<br />
einbringen.<br />
Verkaufspreise Personalbestand<br />
n Mikro n Klein n Mittel n GU<br />
Cashflow Gesamtumsatz<br />
IntErVIEW – Claudia Sigl, Analystin, UBS.<br />
«Die Belastung bleibt hoch»<br />
Claudia Sigl, Analystin, UBS AG,<br />
Wealth Management Research.<br />
Was ist die grössere Gefahr für<br />
Europa resp. <strong>den</strong> Euroraum: die<br />
Schul<strong>den</strong>krise oder die Instabilitäten<br />
im europäischen Bankensektor?<br />
n <strong>Aus</strong>gangspunkt und damit der<br />
grösste Belastungsfaktor der derzeitigen<br />
Krise ist sicherlich die Staatsverschuldung.<br />
Unter der Krise leidet<br />
vor allem die Finanzindustrie. Europäische<br />
Banken wer<strong>den</strong> sowohl<br />
durch Investitionen in Anleihen der<br />
Peripherieländer als auch durch entsprechende<br />
Geschäftsaktivitäten mehr<br />
Kapital benötigen.<br />
Wie stabil ist das europäische und<br />
weltweite Bankensystem?<br />
n Die Belastung für die europäische<br />
Finanzindustrie bleibt unverändert<br />
hoch. Wir gehen nach wie vor davon<br />
aus, dass der von der europäischen<br />
Bankenaufsicht EBA ermittelte<br />
Kapitalbedarf von 106 Milliar<strong>den</strong><br />
Euro <strong>zu</strong> niedrig ist, um nachhaltig<br />
das Vertrauen in europäische Banken<br />
wiederher<strong>zu</strong>stellen. Entsprechend<br />
unserer Simulationen müssten<br />
sich die europäischen Institute<br />
frisches Kapital von bis <strong>zu</strong> 300 Milliar<strong>den</strong><br />
Euro beschaffen. Dies entspräche<br />
einer Kapitalerhöhung von<br />
20 bis 30 Prozent im Sektordurchschnitt.<br />
Die am stärksten davon betroffenen<br />
Institute, mit einem Anteil<br />
von nahe<strong>zu</strong> zwei Dritteln des Kapitalbedarfs<br />
von geschätzten 300 Milliar<strong>den</strong>,<br />
haben ihren Sitz in einem<br />
der Peripherieländer, gefolgt von<br />
deutschen und französischen Häusern.<br />
Da die Schweizer Institute gegenüber<br />
<strong>den</strong> stark verschuldeten<br />
Staaten nur sehr kleine Positionen<br />
in ihren Portfolios verfügen, sind sie<br />
von einem allfälligen Schul<strong>den</strong>schnitt<br />
Griechenlands nur am Rande<br />
betroffen.<br />
koMMEntAr<br />
«Prognosen sind<br />
schwierig…<br />
…vor allem, wenn<br />
sie die Zukunft<br />
betreffen», soll – je<br />
nach Quelle – Karl<br />
Valentin, Mark<br />
Twain oder Winston<br />
Churchill gesagt haben. Wer auch<br />
immer es war, bekommt nun definitiv<br />
recht. Am Wirtschaftswachstum im<br />
Jahr 2012 schei<strong>den</strong> sich die Geister:<br />
Die UBS spricht von 0,8 Prozent,<br />
während die Mehrheit der Schweizer<br />
Ökonomen sich um die 1,2 gruppiert;<br />
die CS schliesslich wagt eine positive<br />
Prognose von 2 Prozent BIP Wachstum.<br />
Warum divergieren die Erwartungen<br />
derart stark?<br />
Die allgemeine Antwort ist die<br />
einfachste, nämlich dass jeder andere<br />
Kriterien bewertet. Viel wichtiger aber<br />
ist, welche Erwartungen man <strong>den</strong><br />
Unternehmen unterstellt. Wenn davon<br />
ausgegangen wird, dass die Unternehmen<br />
realistische Erwartungen haben,<br />
ist der negative Spielraum grösser.<br />
D.h. wenn ich davon ausgehe, dass<br />
sich alle auf einen realistischen Fall<br />
ausrichten, dann muss ich als Prognostiker<br />
noch mit einem «wort-case»<br />
rechnen. Gehe ich hingegen davon<br />
aus, dass sich alle auf das Untergangsszenario<br />
vorbereiten, gibt es nur noch<br />
Raum für positive Überraschungen.<br />
Wenn der Barometer eine eindeutige<br />
Abwärtsten<strong>den</strong>z zeigt, muss man sich<br />
fragen, ob die <strong>KMU</strong> hier schon mit<br />
dem Schlimmsten rechnen, oder ob<br />
diese Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>den</strong> realistischen<br />
Wirtschaftsgang darstellen.<br />
Definitiv lässt sich diese Frage nicht<br />
beantworten. Kurz kann man aber<br />
sehr wohl sagen, dass es derzeit klug<br />
ist, sich auf magere Jahre vor<strong>zu</strong>bereiten.<br />
Solange die europäische Schul<strong>den</strong>krise<br />
nicht gelöst ist, bleibt der<br />
<strong>Aus</strong>blick für Europa negativ. Damit<br />
bleibt auch der Schweizer <strong>Aus</strong>blick<br />
getrübt, und die Frankenstärke wird<br />
<strong>zu</strong>r Normalität.<br />
Wird es Europa gelingen, seine<br />
Probleme <strong>zu</strong> lösen oder in gelenkte<br />
Bahnen <strong>zu</strong> bringen, ohne in eine<br />
Rezession <strong>zu</strong> fallen? Es ist wahrscheinlicher,<br />
dass die Union es schafft, als<br />
dass sie es nicht schafft. Und trotzdem<br />
wird es keine einfache Anpassung<br />
sein – und sie wird auch die<br />
Schweiz betreffen. Doch eben,<br />
Prognosen sind schwierig…<br />
Henrique Schneider<br />
zahl Mitarbeitende bei der Bewertung<br />
des Gleichgewichtskurses keine Rolle<br />
– die meisten Unternehmen in dieser<br />
Branche sehen einen Wechselkurs von<br />
1,30 und höher gegenüber dem Euro<br />
als fair an.<br />
Die exportorientierte Maschinenindustrie leidet unter dem aktuellen wirtschaftlichen<br />
Umfeld ganz besonders.