Einheitssatz: Aus Liebe zu den KMU - Schweizerischer ...
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gewerbe akTuell<br />
ZuM Tode Von MarkuS kündIg – Die Schweiz hat kürzlich Abschied genommen von einem<br />
grossartigen Menschen und Politiker. Der sgv trauert um seinen Ehrenpräsi<strong>den</strong>ten.<br />
Echter Macher und Gewerbler<br />
Schweizer Politiker vom Schlage eines<br />
Markus Kündig kann man in der<br />
Nachkriegszeit an <strong>den</strong> Fingern abzählen.<br />
Sie erklimmen nur selten die<br />
höchsten politischen Leitern, die wenigsten<br />
schaffen es bis in <strong>den</strong> Bundesrat.<br />
Daran ist in der Regel der erklärte<br />
Wille des Parlaments schuld,<br />
die Macht in die Hände von Männern<br />
und Frauen <strong>zu</strong> legen, die <strong>den</strong> Rahmen<br />
der Durchschnittlichkeit nicht<br />
grundsätzlich sprengen. Nicht Brillanz<br />
und Kühnheit sind gefragt, sondern<br />
Berechenbarkeit und auch eine<br />
gewisse Biederkeit. Der 1931 geborene<br />
Zuger Kündig machte sich einen<br />
Spass daraus, <strong>den</strong> engen Rahmen <strong>zu</strong><br />
sprengen. «Ich wäre im Bundesrat<br />
unglücklich gewesen, weil man mit<br />
der Wahl quasi die Freiheit des Denkens<br />
und des Handelns an der BundeshausGarderobe<br />
abgeben muss.<br />
Ich konnte das nicht – Furgler und<br />
Hürlimann hat es nicht gestört»,<br />
pflegte er <strong>zu</strong> sagen. Wahrheit oder<br />
Schutzbehauptung? Die Medien haben<br />
es ihm geglaubt. Streiten war in<br />
diesem Punkt sinnlos und wurde mit<br />
sturer Nichtbeachtung bestraft.<br />
*<br />
Ein echter Macher und hervorragender<br />
Stratege war der gelernte Buchdrucker<br />
alleweil. In seiner Amtszeit<br />
als Zuger Ständerat (1974 bis 1994)<br />
setzte er manchen Meilenstein. Unvergesslich<br />
bleibt seine Rolle bei der<br />
Schaffung der 2. Säule. Als Präsi<strong>den</strong>t<br />
der ständerätlichen Kommission <strong>zu</strong>r<br />
<strong>Aus</strong>arbeitung des Gesetzes über die<br />
berufliche Vorsorge (BVG) hat Markus<br />
Kündig die eigenen Vorstellungen<br />
gegen einen enormen Widerstand der<br />
Landesregierung und des Nationalrates<br />
durchgebracht. Später überwachte<br />
er minutiös die Umset<strong>zu</strong>ng<br />
und zögerte auch nicht, nötige Verbesserungen<br />
wie die Abschaffung der<br />
«gol<strong>den</strong>en Fesseln» durch<strong>zu</strong>pauken.<br />
«Wer Medikamente über das Internet<br />
bezieht, spielt mit der Gesundheit<br />
russisches Roulette.» So lautete die<br />
starke Botschaft der Kampagne «Illegale<br />
Medikamente sind tödlich», an<br />
der sich kürzlich die Hälfte der Apotheken<br />
in der Schweiz beteiligt hat.<br />
Die Statistiken sprechen eine klare<br />
Sprache: Gefälschte Medikamente<br />
sind gemäss der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO weltweit für mindestens<br />
200 000 Todesfälle verantwortlich.<br />
Fachleute sind der Ansicht,<br />
dass diese Schät<strong>zu</strong>ng eindeutig <strong>zu</strong><br />
vorsichtig ist. Auch wenn in <strong>den</strong> Apotheken<br />
bisher noch keine gefälschten<br />
Arzneimittel gefun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>, kommen<br />
sie trotzdem in unser Land. Die<br />
Kontrollbehörde des Bundes Swissmedic<br />
geht nämlich von über 50 000<br />
illegalen Arzneimittelimporten im<br />
Jahr 2010 aus – 2006 waren es erst<br />
knapp 200!<br />
Swissmedic, der Apothekerverband<br />
pharmaSuisse und die Pharmaindustrie<br />
führten deshalb die gemein<br />
Allerdings mussten alle jene, die es<br />
wagten, Kündig als «Vater der 2. Säule»<br />
<strong>zu</strong> bezeichnen, dafür büssen.<br />
«Wir Zuger mögen keine Denkmäler,<br />
nicht einmal eigene», lautete seine<br />
unwirsche Reaktion.<br />
Ein Denkmal setzte ihm indessen<br />
Otto Fischer, der sonst kein sonderlich<br />
nettes Verhältnis <strong>zu</strong> CVPLeuten<br />
pflegte: «Man kann über Kündig sagen,<br />
was man will, aber ‹e gschiede<br />
Cheib› ist er», meinte der Gewerbedirektor<br />
anerkennend. Die bei<strong>den</strong><br />
hatten noch anderes gemeinsam, vor<br />
allem <strong>den</strong> Glauben an <strong>den</strong> liberalen,<br />
föderalistischen Staat, der <strong>den</strong> Bürgern<br />
und der Wirtschaft viel Freiheit<br />
IMPreSSuM Herausgeber/Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv<br />
Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031380 14 14<br />
Fax 031380 14 15 – verlag@sgv-usam.ch – www.sgv-usam.ch<br />
Herausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />
Ein markanter<br />
Politiker<br />
und umsichtigersgv-Ehrenpräsi<strong>den</strong>t:<br />
Markus Kündig<br />
(1931–2011).<br />
gewährt, aber auch viel Selbstverantwortung<br />
aufbürdet. Dass der jüngere<br />
CVPMann stets auch für die sozialen<br />
Anliegen und insbesondere für<br />
die Sozialpartnerschaft eintrat, war<br />
ein willkommener Mehrwert.<br />
*<br />
Markus Kündig war ein Gewerbler<br />
mit Leib und Seele. Kein Wunder, begann<br />
er doch seine berufliche Laufbahn<br />
mit einer Buchdruckerlehre. Mit<br />
bloss 24 Jahren musste er seine höhere<br />
<strong>Aus</strong>bildung in Deutschland abbrechen,<br />
um die väterliche Druckerei,<br />
ein währschaftes <strong>KMU</strong> mit 35 Mitarbeiten<strong>den</strong>,<br />
<strong>zu</strong> übernehmen. Kündig<br />
sah als seine Pflicht, sich neben der<br />
Politik auch im Gewerbe <strong>zu</strong> engagieren,<br />
<strong>zu</strong>erst als Präsi<strong>den</strong>t des Verbandes<br />
Graphischer Unternehmen und<br />
von 1982 bis 1991 als Präsi<strong>den</strong>t des<br />
Schweizerischen Gewerbeverbandes<br />
sgv. In dieser Funktion gelang ihm<br />
das Kunststück, <strong>den</strong> nach dem Abgang<br />
von Otto Fischer orientierungslosen<br />
und mit argen Personalproblemen<br />
kämpfen<strong>den</strong> Verband wieder auf<br />
Kurs <strong>zu</strong> bringen. Er tat dies mit viel<br />
Geschick, grossem Fachwissen, natürlicher<br />
Autorität und einer gesun<strong>den</strong><br />
Portion Sturheit. Und es gelang<br />
ihm schliesslich, <strong>den</strong> Gewerbeverband<br />
<strong>zu</strong>r wichtigsten Dachorganisation<br />
der <strong>KMU</strong> <strong>zu</strong> machen. Der sgv<br />
verdankte ihm seinen enormen Einsatz<br />
mit der Verleihung der Ehrenpräsi<strong>den</strong>tschaft.<br />
Kündig blieb auch danach im Verband<br />
stets eingebun<strong>den</strong>; um mit der<br />
Zeit <strong>zu</strong> einem väterlichen Freund und<br />
Mentor <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>. Einen Ruhestand<br />
kannte der passionierte Cellospieler<br />
nicht; so stand er noch lange Jahre<br />
an der Spitze der Gemeinschaftsstiftung<br />
des Gewerbes (heute proparis)<br />
und des Schweizerischen Instituts<br />
für Unternehmerschulung. Bis <strong>zu</strong>letzt<br />
sah man Markus Kündig trotz seiner<br />
schweren Erkrankung an sgvAnlässen<br />
wie Sessionen der Gewerbekammer<br />
oder Winterkonferenzen in<br />
Klosters.<br />
*<br />
Der Hinschied von Markus Kündig<br />
ist in mehrfacher Hinsicht ein grosser<br />
Verlust. Er war ein Mann, der sich<br />
für das Wohl des Landes mit Herzblut,<br />
Lust und Prinzipien eingesetzt<br />
hat. Seine Dienste am Gewerbe bleiben<br />
ebenso unvergessen wie sein<br />
analytischer Durchblick und sein feiner<br />
Humor.<br />
redaktion:<br />
Patrick M. Lucca, Chefredaktor – Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor<br />
Matthias Engel, Redaktor<br />
redaktion@sgv-usam.ch – Tel. 031380 14 14<br />
Patrick M. Lucca<br />
aPoTHeker-kaMPagne – Der Be<strong>zu</strong>g von Arzneien über das Internet kann nicht nur eine hohe<br />
Geldstrafe nach sich ziehen, sondern stellt auch ein hohes medizinisches Risiko dar.<br />
Russisches Roulette mit Medikamenten<br />
same Kampagne «Illegale Medikamente<br />
sind tödlich» durch. Unter<br />
dem Dach von Stop Piracy, der<br />
Schweizer Plattform gegen Fälschung<br />
und Produktpiraterie, wur<strong>den</strong><br />
die Konsumenten aufgefordert,<br />
keine Heilmittel via Internet <strong>zu</strong> kaufen<br />
und nur <strong>den</strong> legalen Abgabekanälen<br />
<strong>zu</strong> vertrauen.<br />
wirkstoffgehalt von 173%<br />
Zudem konnten die Konsumenten<br />
ihre online gekauften Medikamente<br />
in einer der 759 teilnehmen<strong>den</strong> Apotheken<br />
gratis testen lassen. Verdächtige<br />
Produkte wur<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r Kontrolle<br />
an Swissmedic weitergeleitet. Dass<br />
sogar aus Westeuropa stammende<br />
Medikamente meist von zweifelhafter<br />
Qualität sind, zeigten die Untersuchungen<br />
von Produkten, die im<br />
Rahmen einer internationalen Razzia<br />
beschlagnahmt wur<strong>den</strong>: Von <strong>den</strong> 46<br />
von Swissmedic analysierten Mustern<br />
wiesen fast die Hälfte Qualitätsmängel<br />
auf: Unterdosierung (bis<br />
33%), Überdosierung (bis 173%),<br />
Immer zahlreicher, immer gefährlicher: Vom Zoll beschlagnahmte Medikamente.<br />
kein Wirkstoff, andere als die deklarierten<br />
Stoffe, in Indien statt in Europa<br />
hergestellte Produkte. <strong>Aus</strong>serdem<br />
enthielten die meisten sogenannt<br />
«natürlichen Arzneimittel»<br />
<strong>zu</strong>m Teil giftige synthetische Wirkstoffe.<br />
zvg<br />
lInk<br />
www.stop-piracy.ch<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 2. Dezember 2011<br />
auS <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong><br />
«Lehrling des Jahres»<br />
Bereits <strong>zu</strong>m dritten Mal suchten der Gewerbeverband<br />
BaselStadt, MigrosKulturprozent und<br />
die «Basler Zeitung» <strong>den</strong> «Lehrling des Jahres».<br />
Sieger wurde der angehende Automatiker Christian<br />
Oxé (Bild). Er absolviert derzeit das dritte<br />
Lehrjahr bei der ETAVIS Kriegel+Schaffner AG<br />
in Basel. Zweite wurde Nina Rothenhäusler,<br />
angehende Fachfrau Betreuung Kinder in der<br />
Tagesstätte Annator in Basel. Bronze ging an<br />
Nicolas Schwob, KochLernender im Café Parkblick<br />
des Altersheims Madle in Prattleln. Geprüft<br />
wur<strong>den</strong> in sechs Disziplinen Persönlichkeit, Kreativität,<br />
Allgemeinbildung, Medienkompetenz,<br />
logisches Denken sowie Umwelt und Sozialkompetenz.<br />
In einem InternetVoting kämpften<br />
die 12 Finalisten schliesslich um die Gunst der<br />
breiten Öffentlichkeit.<br />
Neuer NGV-Präsi<strong>den</strong>t<br />
Die 77. Generalversammlung des Nidwaldner<br />
Gewerbeverbandes (NGV) in Buochs stand ganz<br />
im Zeichen der Stabsübergabe: Nach zehn Jahren<br />
erfolgreicher Tätigkeit hat Urs Heller sein<br />
Amt als oberster Nidwaldner Gewerbler abgegeben.<br />
Als Nachfolger wurde einstimmig das Vorstandsmitglied<br />
Edi Engelberger, der Sohn des<br />
ehemaligen sgvPräsi<strong>den</strong>ten, gewählt. Er führt<br />
in Engelberg eine Druckerei. Im Anschluss an<br />
die gut besuchte und in einer aufgeräumten<br />
Stimmung durchgeführten Generalversammlung<br />
wurde über die Erfahrungen der Tripartiten Arbeitsmarktkommission<br />
UR/OW/NW/SZ berichtet,<br />
mit Ergän<strong>zu</strong>ngen von sgvRessortleiter Rudolf<br />
Horber aus gesamtschweizerischer Sicht.<br />
ToTenTafel<br />
Abschied<br />
von Eduard Kull<br />
Im Alter von 74 Jahren<br />
ist kürzlich das<br />
sgvEhrenmitglied<br />
Eduard Kull verstorben.<br />
Der Aarauer<br />
<strong>KMU</strong>Patron führte<br />
während langer Jahre<br />
eine eigene Spenglerei.<br />
Eduard Kull<br />
engagierte sich daneben<br />
im SchweizerischenSpenglermeister<br />
und Installateurverband,<br />
(heute suissetec), <strong>den</strong> er später<br />
präsidierte. In dieser Eigenschaft war er von<br />
1988 bis 1994 Delegierter der Schweizerischen<br />
Gewerbekammer sowie von 1994 bis 2000 Vorstandsmitglied<br />
des Schweizerischen Gewerbeverbandes<br />
sgv von 1994 bis 2000. Am Schweizerischen<br />
Gewerbekongress 2000 in St. Gallen<br />
wurde er für seine Verdienste um die <strong>KMU</strong>Wirtschaft<br />
<strong>zu</strong>m Ehrenmitglied gewählt. Der sgv wird<br />
seinem Ehrenmitglied über das Grab hinaus in<br />
Dankbarkeit verbun<strong>den</strong> bleiben.<br />
anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />
Tel. 031387 22 11 – service.be@publimag.ch – leitung: Alfred Blaser<br />
Herstellung: St.Galler Tagblatt AG – auflage: 108536 Exemplare (WEMF-<br />
Beglaubigung 2010). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen