Bericht über das Informationsprogramm - HYDRA-Institute
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3.3 Algenschleim<br />
Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, <strong>das</strong> im<br />
Zusammenhang mit einer Massenvermehrung von<br />
bestimmten Algen zu einer Beeinträchtigung des<br />
Badebetriebes führen kann. Bestimmte Algenarten<br />
sondern schleimige Substanzen ab, die sich dann zu<br />
einer zähen Schleimschicht verbinden, in der neben<br />
den Algen und den Schleimabsonderungen auch<br />
andere organische Partikel gefangen sind. Der<br />
Schleim, den jede der vielen hunderttausend Algenzellen<br />
pro Liter Wasser bildet, verklumpt und formt<br />
zunächst kleine Flöckchen, die auch als „Meeresschnee“<br />
bezeichnet werden. Diese Flöckchen können,<br />
wenn die Algenentwicklung anhält, zu Fäden<br />
oder kleinen netzartigen Gebilden von mehreren<br />
Zentimetern Länge zusammenkleben. Schließlich<br />
bilden sich meterlange watteartige Gebilde, die im<br />
Wasser schweben und in denen sich wie in einem<br />
Netz sehr viele andere Organismen verfangen. Nach<br />
einiger Zeit entstehen durch die Verwesung kleinster<br />
Tierchen und durch die Photosynthesetätigkeit der<br />
Algen Gasblasen in diesen Schleimwatten und<br />
führen dazu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesamte Material an die<br />
Meeresoberfläche treibt. Ähnliches kann man im<br />
Sommer in kleinen Tümpeln oder Pfützen im Süßwasser<br />
beobachten. An der Oberfläche zersetzen<br />
sich nun die Organismen und verbreiten einen<br />
unangenehmen Geruch. Ganze Buchten waren 1989<br />
an der Oberen Adria mit diesen bräunlichen, gärenden<br />
Algenschleimmatten bedeckt. Wissenschaftler<br />
konnten damals bei Überwachungsflügen lange<br />
Bänder aus dem Material entlang der Küste erkennen.<br />
Diese weithin sichtbaren Verschmutzungen<br />
fügten dem Tourismus großen Schaden zu. Für den<br />
unter den Algenmatten befindlichen Lebensraum<br />
war die Situation jedoch noch verheerender: An<br />
manchen Stellen sank nach stärkerem Wellengang<br />
ein Großteil des Algenschleims ab und <strong>über</strong>deckte<br />
den gesamten Meeresboden. Die Folge waren hier<br />
Sauerstoffmangelsituationen, die in Folge der<br />
bakteriellen Zersetzung des Materials auftraten.<br />
Trotz des anhaltend sehr warmen Sommers trat<br />
beispielsweise 1999 an der Adria kein Algenschleim<br />
auf. Dies mag ein Anzeichen dafür sein, <strong>das</strong>s für ein<br />
<strong>über</strong>mäßiges Algenwachstum an der Adria allein die<br />
Faktoren Wärme und Licht nicht ausreichen. Die<br />
Bedingungen, die hier zu einer Überproduktion von<br />
Biomasse führen, sind wesentlich komplizierterer<br />
Natur, so <strong>das</strong>s es bis heute keine eindeutigen Erklärungen<br />
für <strong>das</strong> Auftreten bzw. Ausbleiben des<br />
Algenschleimes gibt.<br />
3.4 Mikroalgen - Makroalgen<br />
Den erwähnten Mikroalgen gegen<strong>über</strong>gestellt<br />
werden die hauptsächlich im Meer lebenden, festgewachsenen<br />
Großalgen, die Makroalgen. Die<br />
meisten dieser Pflanzen bestehen entweder aus<br />
einem verzweigten oder unverzweigten Zellfaden<br />
oder einem blattähnlichen Gebilde, <strong>das</strong> verzweigt<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 14<br />
oder unverzweigt sein kann. Merkmale wie bei uns<br />
von Land her bekannten Pflanzen wie Wurzel,<br />
Stängel, Blüten oder Früchte gibt es bei diesen sehr<br />
einfachen Pflanzen nicht. Wie die Mikroalgen sind<br />
auch sie zu ihrem Gedeihen auf Phosphate und<br />
Nitrate aus dem Wasser angewiesen. Ohne Wurzeln,<br />
nur mit einer plattenartigen Haftscheibe am Untergrund<br />
festgewachsen, können Algen aus dem Boden<br />
keine Nährstoffe beziehen. Deshalb reagieren auch<br />
die Makroalgen auf Eutrophierung mit verstärktem<br />
Wachstum. Da die meisten Makroalgen zudem nur<br />
auf festem Untergrund, wie Felsboden oder künstlichen<br />
Materialien wie Betonmauern, Stahlpfeilern<br />
oder Holzpfählen siedeln können, ist ihr Vorkommen<br />
eingeschränkt. In der westlichen Adria treten<br />
sie beispielsweise gehäuft an den Blockschüttungen<br />
und Steinmolen der Wellenbrecher auf. An Felsküsten<br />
bestimmen sie maßgeblich die Unterwasserlandschaft.<br />
In den flachen Sand- und Schlickbereichen<br />
des Nordseewatts treten ebenfalls Makroalgen auf.<br />
Wenige Arten verankern sich im lockeren Boden<br />
oder sind an Muschelschalen festgeheftet. "Die<br />
Algen" sind noch immer <strong>das</strong> Schreckgespenst vieler<br />
Badeurlauber, dabei geht gerade von den sichtbaren<br />
Makroalgen <strong>über</strong>haupt keine Gefahr aus. Dies gilt<br />
auch für die weiter unten beschriebene „Killeralge“<br />
Caulerpa taxifolia. Diese aus den Tropen stammende<br />
Grünalge wird nämlich nur deshalb Killeralge<br />
genannt, weil sie durch ihr extrem schnelles Wachstum<br />
den gesamten Meeresboden an einigen Stellen<br />
im Mittelmeer <strong>über</strong>wächst und so anderen Lebewesen<br />
ihre Siedlungsräume und somit die Existenzgrundlage<br />
entzieht. Für den Menschen ist sie, trotz<br />
immer wieder auftauchender gegenteiliger Presseberichte,<br />
absolut ungefährlich. Wegen ihrer hohen<br />
ökologischen Bedeutung ist Caulerpa taxifolia im<br />
folgenden noch ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />
Allenfalls ein ästhetisches Problem erwächst aus<br />
Anhäufungen von verschiedenen im Sturm abgerissenen<br />
Algenarten, die im Badebereich umhertreiben<br />
können. An den Strand geschwemmt kann dieses<br />
Algenmaterial nach einigen Tagen zu einer Geruchsbelästigung<br />
führen, an der <strong>über</strong>wiegenden Zahl<br />
der offiziellen Touristenstrände wird der Spülsaum<br />
aber meist täglich entfernt.<br />
3.5 Seegras<br />
Ebenfalls in großen Mengen im Spülsaum des<br />
Mittelmeeres zu finden sind die Blätter des Seegrases<br />
Posidonia oceanica. Die Seegräser - kleinere<br />
Vertreter kommen auch in der Ost- und Nordsee<br />
vor - gehören anders als die Algen zu den höheren<br />
Pflanzen. Sie haben Wurzeln, Stängel, Blätter,<br />
Blüten und Früchte. Das Mittelmeerseegras bildet<br />
dichte Bestände von der Wasseroberfläche bis in<br />
40 m Tiefe, die an saftige Wiesen erinnern. Ihre<br />
Bedeutung für <strong>das</strong> gesamte Küstenökosystem ist<br />
immens. Seegras dient als Nahrung für viele<br />
Fischarten, als Kinderstube von Krebsen, Fischen