Bericht über das Informationsprogramm - HYDRA-Institute
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Zusammenhänge mit dem Auftreten von Gastroenteritisfällen.<br />
Die Autoren empfehlen daher ebenfalls<br />
eine Revision der Richtlinie. Auch eine Reihe<br />
anderer epidemiologischer Arbeiten und Literaturstudien<br />
kommen zu dem Schluss, <strong>das</strong>s Baden in<br />
Gewässern, die geltende Richtlinien einhielten, zu<br />
Infektionen führen kann.<br />
Diese und eine Fülle ähnlicher Arbeiten haben<br />
sowohl die WHO als auch die EU dazu bewogen,<br />
bei den geplanten Novellierungen der Richtlinien<br />
strengere Grenzwerte der Fäkalindikatoren zu<br />
planen. Viele Autoren heben hervor, <strong>das</strong>s insbesondere<br />
die Fäkalstreptokokken ein Gesundheitsrisiko<br />
durch Wassersport gut abschätzen lassen. Von der<br />
WHO werden beispielsweise Fäkalstreptokokken-<br />
Konzentrationen von mehr als 50 kbE/100ml schon<br />
als mäßig verschmutzt gewertet werden. Die EU<br />
plante, den bisherigen Streptokokken-Richtwert von<br />
100 kbE/100ml zum Grenzwert zu machen und den<br />
Richtwert auf 50 kbE /100ml zu senken. Sie ist aber<br />
aus unverständlichen Gründen wieder davon abgekommen,<br />
wohl aus der „politischen“ Angst heraus,<br />
den EU-Bürgern eine anscheinende „Verschlechterung“<br />
des Konformitätsgrades der EU-Badegewässer<br />
nicht plausibel machen zu können. Der gewünschte<br />
bessere Schutz der Konsumenten bleibt dadurch aber<br />
großteils auf der Strecke. Die EU selbst führt im<br />
derzeitigen Entwurf der Richtlinie an, <strong>das</strong>s die<br />
gewählten Grenzwerte immerhin ein Risiko von 5 %<br />
bedeuten, an Gastroenteritis zu erkranken. Das<br />
Risiko von Atemwegserkrankungen wird mit 3 %<br />
angegeben. Beide Angaben beziehen sich auf Gewässer,<br />
die die Grenzwerte einhalten (aber die<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schreiten) und auf eine wiederholte<br />
Exposition der Badenden. Letztere ist aber bei einem<br />
ein- bis zweiwöchigen Badeurlaub regelmäßig<br />
gegeben. Im Vergleich zur geltenden Richtlinie stellt<br />
dies dennoch eine deutliche Verbesserung dar, lag<br />
<strong>das</strong> Risiko doch hier bei 12 bis 15 % für Gastroenteritis<br />
und Gewässer, die lediglich die Grenzwerte<br />
einhalten.<br />
Fatal aus Sicht der Verbraucherinformation erscheint,<br />
<strong>das</strong>s möglicherweise in Zukunft Badestellen<br />
mit regelmäßigen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen als<br />
richtlinienkonform angegeben werden können, wenn<br />
durch Managementmaßnahmen, beispielsweise die<br />
Erteilung von Badeverboten, ein Kontakt der<br />
Verbraucher mit dem kontaminierten Wasser ausgeschlossen<br />
wird. Der blaue Punkt in dem jährlichen<br />
Atlas der Badegewässergüte würde dann gar keine<br />
Aussagekraft mehr besitzen. Bisher sagte er ja<br />
zumindest etwas <strong>über</strong> die Einhaltung der hygienischen<br />
Richtwerte im Gewässer aus, wenn auch die<br />
Strandqualität hier nicht berücksichtigt wurde.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 6<br />
5. Nichtstaatliche Bewertungssysteme: Der<br />
ADAC-Sommerservice und die Blaue Flagge<br />
der FEEE<br />
An dieser Stelle soll noch kurz auf die Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
der (mikrobiologischen) Badegewässergüte-Analysen<br />
eingegangen werden. Als<br />
wichtigstes Beispiel sei der Sommerservice angeführt,<br />
mit dem der ADAC seit <strong>über</strong> 10 Jahren nicht<br />
nur seine mittlerweile 15 Millionen Mitglieder,<br />
sondern die gesamte deutsche Öffentlichkeit während<br />
der sommerlichen Badesaison <strong>über</strong> die Badegewässergüte<br />
in den wichtigsten Baderegionen<br />
informiert. Ähnlich wie die EU gibt auch der Sommerservice<br />
jedes Jahr zur Berliner Tourismusmesse<br />
ITB einen umfangreichen Endbericht mit seiner<br />
Jahresbewertung heraus, den der Leser hiermit in<br />
Händen hält. All dies hat den ADAC-<br />
Sommerservice zu einem der weltweit umfangreichsten<br />
Konsumenten-Informationssysteme in<br />
Umweltfragen gemacht.<br />
Der ADAC liefert, außer in seiner Jahresbewertung,<br />
stets aktuelle Untersuchungsergebnisse (berechnet<br />
jedoch nach einem Schlüssel, der auch die Ergebnisse<br />
der vergangenen Wochen einbezieht). Im Gegensatz<br />
zum Sommerservice stützt die „Blaue Flagge“<br />
der FEEE (Foundation for Environmental Education<br />
in Europe), ihre Bewertungen für Badegemeinden,<br />
die bestimmten Umwelt- und Ausstattungskriterien<br />
entsprechen, einerseits auf die gesammelten mikrobiologischen<br />
Daten der vorangegangenen Badesaison,<br />
andererseits auf andere Kriterien, wie Zugänglichkeit<br />
für Behinderte, Ausstattung etc.. Zudem<br />
werden nur Gemeinden bewertet, die dies selber<br />
beantragt haben. D. h. vom Fehlen einer blauen<br />
Flagge kann nicht auf schlechte Wasserqualität<br />
geschlossen werden.<br />
Wie auch der Sommerservice ist auch diese Organisation<br />
derzeit dabei, ihre Bewertungskriterien zu<br />
verschärfen.<br />
6. Ausblick und neue Entwicklungen<br />
a) Methodik der Wasseruntersuchung<br />
„Die Liste potentiell pathogener Keime, die <strong>über</strong> <strong>das</strong><br />
Wasser <strong>über</strong>tragen werden können, wird jedes Jahr<br />
umfangreicher. Neue Methoden, insbesondere<br />
molekularbiologische, müssen angewandt werden,<br />
um diese Krankheitserreger zu finden“, so der<br />
Beginn der Schlussfolgerungen eines <strong>Bericht</strong>s der<br />
American Academy of Microbiology. Bedingt durch<br />
eine ganze Vielzahl von Faktoren, insbesondere<br />
durch die Zunahme an immunsupprimierten Patienten<br />
und die Fortschritte der Medizin, aber auch<br />
durch die ständig verbesserten Nachweis- und<br />
Analysemethoden, erlangen eine Reihe von früher<br />
bedeutungslosen oder unbekannten Erregern an<br />
Bedeutung. Man spricht daher im englischen<br />
Sprachraum von den „emerging pathogens“. Parallel