Bericht über das Informationsprogramm - HYDRA-Institute
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11.07.2002<br />
Situationsbericht Algenschleim im Golf von Triest<br />
(Übersetzung des Zeitungsberichts)<br />
"Die Algen tauchen an allen Stränden der Provinz<br />
auf. Das Phänomen verschlimmert sich durch die<br />
'Verstärkung' aus Slowenien und Kroatien"<br />
Mucillagine <strong>über</strong>all, <strong>das</strong> Wochenende ist in Gefahr<br />
Aus dem Labor für Meeresbiologie die Bestätigung:<br />
"Nur die Bora kann <strong>das</strong> Desaster abwenden". Die<br />
Mucillagini kommen so gut wie <strong>über</strong>all an die<br />
Oberfläche. Und am Wochenende, wenn sich <strong>das</strong><br />
Wetter nicht ändert, wird es unmöglich sein, im Golf<br />
von Triest zu Baden.<br />
"Die Mucillagini füllen die oberflächennahe Wassersäule<br />
fast vollständig aus und sind bereit, an die<br />
Oberfläche zu steigen". Paola de Negro, Vizedirektorin<br />
des Laboratorio di Biologia Marina hatte keine<br />
Vorbehalte, folgende Prognose zu äußern: "Das<br />
Meer vor Triest könnte in den nächsten Stunden die<br />
Farbe verändern und sich in eine gelbbraune Brühe<br />
verwandeln unbrauchbar für <strong>das</strong> Baden im Meer, die<br />
Fischerei, die Touristen".<br />
"Auf einer imaginären Risikoskala – fügte die<br />
Wissenschaftlerin an – die von 1 bis 10 geht, befinden<br />
wir auf dem Niveau 9". Was soviel heißt als nur<br />
noch ein extremes Gewitter oder die Ankunft der<br />
Bora (die Wettervorhersagen für diesen Tag klangen<br />
fast wie eine Strafe: wolkenlos, beste Sichtverhältnisse,<br />
schwach windig, Tagestemperaturen zwischen<br />
22 und 30 Grad Celsius) könnte den Triestinern ein<br />
ruhiges Wochenende am Meer garantieren.<br />
"Gestern habe ich einen <strong>Bericht</strong> von unseren Kollegen<br />
bekommen, die im Bereich von Muccia (in der<br />
Nähe von Triest A.d.R.) arbeiten, in dem vom ersten<br />
massiven Auftreten von Algenschleim an der Oberfläche<br />
gesprochen wird. Wenn man berücksichtigt -<br />
ergänzte Frau Del Negro -, <strong>das</strong>s die große Hitze in<br />
Verbindung mit fast vollständiger Windstille die<br />
idealen Bedingungen für <strong>das</strong> an die Oberfläche<br />
Treten der Schleimaggregate sind, dann glaube ich<br />
nicht, <strong>das</strong>s man sich viele Hoffnungen machen kann,<br />
<strong>das</strong>s sich diese Tendenz noch umdreht.<br />
Mit anderen Worten, ein Desaster aus der Sicht der<br />
Umwelt. Und die Gründe für <strong>das</strong> Auftreten dieses<br />
Phänomens sind aus biologisch-hydrografischer<br />
Sicht wohlbekannt. Im Laboratorio di Biologia<br />
Marina wurde betont, <strong>das</strong>s der Golf von Triest schon<br />
seit jeher Auffangbecken für die verschiedensten<br />
Wassermassen aus der Adria gewesen ist. Das führe<br />
dazu, <strong>das</strong>s es in diesen Tagen nicht nur zu einer<br />
Anreicherung von Algenschleim aus dem Golf von<br />
Triest käme, sondern auch noch die an den Küsten<br />
von Slowenien und Kroatien entstandenen Aggregate<br />
in den Golf verfrachtet werden würden.<br />
11.07.2002<br />
Hoher Besuch aus Kalifornien: Es schien fast, als<br />
wolle es sich von seiner interessantesten Seite<br />
zeigen, um den hohen Gast zu beeindrucken. Die<br />
Rede ist einerseits von den Mucillagini, die gerade<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 44<br />
in jenen Tagen in besorgniserregender Konzentration<br />
vor den Küsten der nördlichen Adria in oberflächennahen<br />
Wassern für Aufregung sorgten, und<br />
andererseits von Professor Faruk Azzam, einem der<br />
bedeutendsten marinen Mikrobiologen der letzten<br />
Jahrzehnte vom Scripps Institution of Oceanography,<br />
University of California San Diego.<br />
Professor Azzam ist die Koryphäe im Bezug auf<br />
"microbial loop", einem Teilbereich der Meereswissenschaften,<br />
der sich mit der Bedeutung von Bakterien<br />
und anderen Mikroorganismen im Stoffkreis des<br />
Meeres beschäftigt. Professor Azzam und sein Team<br />
waren Teil eines internationalen Forschungsteams,<br />
<strong>das</strong> sich aus Wissenschaftlern des meeresbiologischen<br />
Labors der Universität Triest, der meeresbiologischen<br />
Forschungsstation Piran und dem meeresbiologischen<br />
Zentrum der Universität Zagreb zusammensetzte.<br />
Ziel dieses Projekts, <strong>das</strong> teils von der "National<br />
Science Foundation" der Vereinigten Staaten und<br />
teils von der Region Friuli im Rahmen von "Inter-<br />
Reg 3" finanziert wurde, war die Untersuchung der<br />
Bedeutung von Bakterien in der Entstehung, Entwicklung<br />
und Aggregation von Mucillagine. Zum<br />
Einsatz kamen sogenannte Mesokosmen, abgeschlossene<br />
Wasservolumina größeren Inhalts<br />
(ca. 400 l), die unter identischen Umgebungsbedingungen<br />
(Licht, Temperatur und Nährstoffe) bei<br />
variierender Bakteriendichte <strong>über</strong> 5 bis 6 Tage insitu<br />
inkubiert wurden. Über die unterschiedliche<br />
Entwicklung des Mucillagine-Phänomens bei<br />
unterschiedlicher Bakteriendichte erhoffte man sich<br />
so Erkenntnisse für potentielle Frühwarnsysteme.<br />
12.07.2002<br />
Bora fegte den Algenschleim weg - Der Wettergott<br />
schien ein Einsehen mit den Adria-Anrainern zu<br />
haben und schickte ihnen an diesem Tag die Bora. In<br />
den Regionalnachrichten um 19:30 wurde schon<br />
davon gesprochen, <strong>das</strong>s die Bora, ein Wind aus<br />
nordöstlicher Richtung, <strong>das</strong> komplette Schleimalgenproblem<br />
hinweggefegt habe, die Aggregate in<br />
der Wassersäule zerschlagen seien und diese nun auf<br />
den Meeresboden abgesunken wären. Dieser <strong>Bericht</strong><br />
schien deutlich <strong>über</strong>zogen, da zum einen die Bora<br />
nur mit verhaltener Intensität geblasen hatte und eine<br />
Einwirkzeit von wenigen Stunden nicht ausreicht,<br />
um eine komplette Umwälzung der Wassersäule zu<br />
erreichen. Zum anderen bräuchten auch die Meeresbiologen<br />
ihre Zeit, um auf den fast täglich durchgeführten<br />
Monitoring-Fahrten, den aktuellen Stand des<br />
Mucillagine-Phänomens zu erforschen und auszuwerten.<br />
Dennoch konnte davon ausgegangen werden,<br />
<strong>das</strong>s die Bora vom 12. Juli dazu beigetragen<br />
hatte, die Alarmglocken wieder leiser klingen zu<br />
lassen.<br />
Verstärkung bekäme die Bora in den nächsten Tagen<br />
durch ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, <strong>das</strong> ab<br />
Samstag Mittag kräftige Gewitter mit teils sintflutartigen<br />
Regenfällen bringen würde. Die erwarteten