Bericht über das Informationsprogramm - HYDRA-Institute
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ADAC-Sommerservice<br />
<strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>das</strong> <strong>Informationsprogramm</strong><br />
2002<br />
im Auftrag von: ADAC-München<br />
Projektleitung: Peter Rey, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />
wissenschaftliche Leitung<br />
und Koordination:<br />
Datenbearbeitung<br />
und Editio:<br />
Dr. Knut Eichstaedt, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />
Dr. Thomas Pillen, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />
Regionalbearbeiter: Joan Hass, Friaul-Julisch Venetien<br />
Dr. Thomas Pillen, Venetien<br />
Annalisa Bertolo, Marken<br />
Tibor Lepel, Abruzzen<br />
Karin Finsterle, Ligurien<br />
Christian Lott, Toskana<br />
Matthias Schneider, Gar<strong>das</strong>ee<br />
Carsten Peter und Tamara Haber, Kroatien<br />
Dr. Djore Kasimir, Katalonien<br />
Sigrun Weber, Valencia<br />
Dr. Kerstin Bittner, Plattensee, Velencer See<br />
und Theißsee<br />
Wolf Wichmann, deutsche Nord- und Ostsee,<br />
Mecklenburger-Streilitzer Seenplatte<br />
Sylvia Merkt, Bodensee<br />
<strong>HYDRA</strong><br />
Institut für angewandte Hydrobiologie<br />
Büro Peter Rey<br />
Fürstenbergstr. 25, D-78467 Konstanz<br />
Tel.: +49-7531 924 00-0<br />
Fax: +49-7531 924 0022<br />
hydra.konstanz@hydra-institute.com<br />
www.hydra-institute.com
Inhaltsverzeichnis<br />
Die Rolle der Mikrobiologie in der Badegewässeruntersuchung ............................................................ 1<br />
Das Programm und seine Hintergründe................................................................................................... 9<br />
Das <strong>Informationsprogramm</strong>........................................................................................................... 9<br />
Das Spannungsfeld Tourismus und Natur ................................................................................... 11<br />
Ökologische Phänomene ............................................................................................................. 13<br />
Die Bewertung der aktuellen Badegewässerqualität während der Saison ............................................. 17<br />
Die Bewertung der Strände.................................................................................................................... 21<br />
Der Bewertungsmodus für die Jahreskategorien ................................................................................... 22<br />
Regionalberichte .................................................................................................................................... 24<br />
Regionalbericht Friaul-Julisch Venetien ..................................................................................... 24<br />
Regionalbericht Venetien ............................................................................................................ 36<br />
Regionalbericht Emilia-Romagna ............................................................................................... 50<br />
Regionalbericht Marken .............................................................................................................. 63<br />
Regionalbericht Abruzzen ........................................................................................................... 74<br />
Regionalbericht Ligurien............................................................................................................. 83<br />
Regionalbericht Toskana ............................................................................................................. 97<br />
Regionalbericht Gar<strong>das</strong>ee.......................................................................................................... 106<br />
Regionalbericht Kroatien........................................................................................................... 111<br />
Regionalbericht Katalonien ....................................................................................................... 118<br />
Regionalbericht Valencia .......................................................................................................... 136<br />
Regionalbericht Plattensee, Velencer See und Theißsee........................................................... 144<br />
Regionalbericht deutsche Nord- und Ostseeküste<br />
sowie Mecklenburger-Streilitzer Seenplatte.................................................................... 158<br />
Regionalbericht Bodensee ......................................................................................................... 175<br />
Datenanhang ........................................................................................................................................ 182
Die Rolle der Mikrobiologie in der Badegewässeruntersuchung<br />
von Georg D. Kasimir<br />
Zusammenfassung<br />
Meeresküsten, Seen und Flüsse werden für eine<br />
Fülle von Freizeitaktivitäten wie Tauchen,<br />
Schwimmen, Surfen u.s.w. genutzt. Sollen diese<br />
Aktivitäten unbeschadet <strong>über</strong>standen werden,<br />
müssen mögliche Gesundheitsrisiken untersucht und<br />
bewertet werden. Eine Vielzahl pathogener Keime<br />
können <strong>über</strong> <strong>das</strong> Wasser <strong>über</strong>tragen werden. Daher<br />
kommt mikrobiologischen Untersuchungen eine<br />
herausragende Rolle bei der Bewertung der Badegewässergüte<br />
zu. Beschränkte man sich in den<br />
vergangenen Dekaden aus praktischen Gründen vor<br />
allem auf die Untersuchung der wichtigsten fäkalen<br />
Indikatorkeime, kommen in neuerer Zeit moderne<br />
Methoden auf, die es ermöglichen, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
pathogener Keime im Wasser direkt und in<br />
kürzester Zeit nachzuweisen, und die à la longue zu<br />
einer Erweiterung der Parameterlisten der entsprechenden<br />
Badegewässergüte-Richtlinien führen<br />
könnten.<br />
1. Einleitung<br />
Seitdem der Zusammenhang zwischen dem Auftreten<br />
von Krankheiten und der mikrobiellen Kontamination<br />
des Wassers bekannt ist, bemüht man sich,<br />
<strong>das</strong> Risiko durch Analyse mikrobiologischer Parameter<br />
gering zu halten. In Zeiten des Massentourismus,<br />
der jeden Sommer zig Millionen Menschen ans<br />
Mittelmeer oder an (und in) andere Erholungsgewässer<br />
und Baderegionen treibt, kann sich ein<br />
schlechter Zustand der Badegewässer auch deutlich<br />
auf die Volksgesundheit – und die regionale Wirtschaft<br />
- auswirken.<br />
Die meisten Staaten, aber auch die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO haben daher Richtlinien für<br />
Badegewässer erlassen. Seit einem Vierteljahrhundert<br />
existiert die EU-Richtlinie 76/160/EWG, seit<br />
fast 10 Jahren wird ihre Novellierung im Lichte<br />
neuerer Erkenntnisse und Methoden diskutiert. Aber<br />
auch verschiedene nichtstaatliche Bewertungssysteme<br />
wie der ADAC-Sommerservice oder die sogenannte<br />
Blaue Flagge der FEEE (Foundation for<br />
Environmental Education in Europe) stützen ihre<br />
Beurteilungen der Strand- und Badegewässergüte in<br />
nicht unwesentlichem Maße auf hygienischbakteriologische<br />
Parameter.<br />
Im folgenden soll zunächst kurz die Infektionsgefährdung<br />
durch Badegewässer beschrieben werden.<br />
Anschließend werden bestehende Regelungen und<br />
Bewertungssysteme erläutert und diskutiert sowie<br />
ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen skizziert.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 1<br />
2. Die Infektionsgefährdung beim Baden oder<br />
beim Wassersport in natürlichen Badegewässern<br />
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation<br />
ist die mikrobiologische Kontamination von Badegewässern<br />
in Europa für jährlich 2 Millionen Fälle<br />
von Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich<br />
(WHO, 1999). Eine ganze Palette von Krankheitserregern<br />
können <strong>über</strong> <strong>das</strong> Wasser <strong>über</strong>tragen werden.<br />
Da im Regelfall von jedem Badenden, insbesondere<br />
von Kindern, auch Wasser aufgenommen wird, kann<br />
es zur Infektion kommen, wenn die infektiöse Dosis<br />
erreicht wird. Die Palette von möglichen Krankheiten<br />
reicht von Bindehautentzündungen <strong>über</strong> Entzündungen<br />
der Gehörgänge und Hautausschläge bis hin<br />
zu Durchfällen und verschiedenen Formen von<br />
Gastroenteritis, Entzündungen des Urogenitaltraktes,<br />
(atypischen) Pneumonien und bestimmten Formen<br />
der Gelbsucht. Mögliche Erreger sind bekannte<br />
Keime wie Campylobacter, Salmonella, Aeromonas,<br />
Yersinia, Pseudomonaden, enteropathogene E. coli<br />
und Vibrio cholerae, aber zunehmend werden auch<br />
neue oder weniger häufige Erreger nachgewiesen,<br />
wie beispielweise Shewanella alga, die in skandinavischen<br />
Badegewässern für Ohrinfektionen verantwortlich<br />
gemacht wurde oder Leptospiren. Auch<br />
Enteroviren, Hepatitis A Viren, Rotaviren, Adenoviren,<br />
Norwalkviren und andere Viren können <strong>über</strong><br />
Badegewässer <strong>über</strong>tragen werden. Neben den<br />
genannten bakteriellen und viralen Erregern können<br />
auch noch Pilze, Protozoen (z. B. Cryptosporidien,<br />
Giardia) und Trematodenlarven <strong>über</strong> Badegewässer<br />
<strong>über</strong>tragen werden.<br />
Nebenbei hingewiesen sei noch auf die Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s auch die Ufer und Strände der Badegebiete –<br />
vor allem in Zeiten intensiven Badebetriebes –<br />
pathogene Mikroorganismen aufweisen können. Vor<br />
allem in kälteren Gebieten verbringen die Badegäste<br />
meist wesentlich mehr Zeit am Strand als im Wasser,<br />
weshalb auch diese potentielle Infektionsquelle<br />
immer wieder zum Ziel von Untersuchungen wurde.<br />
So fand man Enteroviren während der Badesaison<br />
sowohl im Wasser als auch am Strand. Die Belastung<br />
der Strände korrelierte mit der Belastung des<br />
Meerwassers, ein Zusammenhang, der in verschiedenen<br />
Ländern festgestellt werden konnte. Trotz<br />
derartiger Nachweise in aller Welt konnte bisher<br />
keine epidemiologische Evidenz für diese Risiken<br />
gefunden werden. Da es bisher weder ausgedehnte<br />
diesbezügliche Ursache-Wirkungs-Studien gibt,<br />
noch ein quantitativer Zusammenhang zwischen der<br />
Konzentration an pathogenen Keimen und dem<br />
Auftreten von Haut-, Augen-, Gehör- und gastroenteritischen<br />
Symptomen nachgewiesen wurde, kam es<br />
noch nicht zur Festlegung entsprechender Grenz-
oder Richtwerte. Nichtsdestotrotz werden in manchen<br />
Badegebieten Sanddesinfektionen mittels<br />
Tab.1: Mögliche Infektionen beim Betreiben von Wassersport<br />
Erkranktes Organ Klinische Symptomatik Erreger<br />
Haut Dermatitis<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 2<br />
unterschiedlicher Verfahren vorgenommen.<br />
Ohr Otitis externa Pseudomonas aeruginosa<br />
Pseudomonas aeruginosa, Mycobacterium marinum &<br />
MOTT, Dermatophyten, Zerkarien, C. albicans, Aeromonas<br />
hydrophila, Staphylococcus aureus<br />
Auge Konjunktivitis Chlamydia trachomatis, Moraxellen, Adeno-Viren<br />
Gehirn Meningoenzephalitis ECHO-Viren, Amöben (Naegleria)<br />
Lunge (atypische) Pneumonie Legionella pneumophila, Adeno-Viren, ECHO-Viren<br />
Leber Ikterus, Hepatomegalie<br />
Urogenitaltrakt Hämaturie, Zystitis<br />
Darmtrakt<br />
Gastroenteritis u.a. gastrointest.<br />
Symptome<br />
3. Zur Geschichte der Badegewässergüteuntersuchung<br />
Die Methodik der heute verwendeten mikrobiologischen<br />
Badegewässergüte-Untersuchungen geht im<br />
Wesentlichen auf <strong>das</strong> vorletzte Jahrhundert, d. h. auf<br />
die Anfänge der klassischen Mikrobiologie zurück.<br />
Die auch heute noch gültige Ausgangs<strong>über</strong>legung<br />
von Escherich und anderen Bakteriologen seiner<br />
Zeit war, anstatt schwer und langwierig nachzuweisende<br />
pathogene Keime im Wasser zu suchen, vom<br />
gehäuften Vorhandensein normaler Darmbakterien<br />
auf <strong>das</strong> mögliche Vorhandensein pathogener Keime<br />
zu schließen. Eine ganze Reihe von epidemiologischen<br />
Studien, die seit den 50er Jahren erschienen<br />
sind, belegen einen ursächlichen und quantitativen<br />
Zusammenhang zwischen dem Auftreten gastroenteritischer<br />
Symptome und der anhand der Fäkal-<br />
Indikatorkeime gemessenen Güte der Erholungsgewässer.<br />
Früher wurde vor allem der Coli-Titer – also <strong>das</strong><br />
kleinste in einer Verdünnungsreihe (dem MPN-<br />
Ansatz) eingesetzte Probenvolumen, <strong>das</strong> in einer<br />
Flüssigkultur in Teströhrchen noch positive Reaktion<br />
ergab, als Maß für die Keimdichte der Indikatorkeime<br />
im Wasser verwendet. Seit ihrer Einführung<br />
Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
haben sich die präziseren Membranfilterverfahren<br />
durchgesetzt. Hierbei können die Kolonien auf<br />
Leptospira icterohaemorrhagiae, Schistosoma mansoni<br />
Schistosoma haematobium, Leptospira grippothyphosa<br />
u.a.<br />
Campylobacter jejuni,Vibrio cholerae (non O1), ECHO-<br />
Viren, Norwalkviren, Rotaviren, Giardia (Lamblia)<br />
intestinalis<br />
festen Nährböden ausgezählt werden und bei Bedarf<br />
weitergezüchtet oder genauer bestimmt werden. Die<br />
Membranfiltermethode hat sich seither <strong>über</strong> ein<br />
halbes Jahrhundert lang bewährt und wird auch<br />
heute noch verwendet.<br />
Im Zuge der späteren Forschungen zeigte sich aber,<br />
<strong>das</strong>s der oben genannte Ansatz, die Krankheitserreger<br />
<strong>über</strong> ihre primäre Begleitflora im Darm nachzuweisen,<br />
auch einer Reihe von Einwänden unterliegt.<br />
So ist beispielsweise die Überlebensdauer mancher<br />
pathogener Keime im aquatischen Biotop deutlich<br />
länger als die der Coli-Keime, so<strong>das</strong>s von der<br />
Abwesenheit der Indikatorkeime nicht unbedingt auf<br />
eine 100%ige Abwesenheit pathogener Keime oder<br />
Viren geschlossen werden kann. In der Folge wurde<br />
daher nach Methoden gesucht, mit deren Hilfe die<br />
gesuchten pathogenen Keime direkt nachzuweisen<br />
wären. Anfang der 80er Jahre glaubte man, diese mit<br />
der Polymerasekettenreaktion und Gensonden<br />
gefunden zu haben. Die anfängliche Euphorie<br />
verflog aber, als sich herausstellte, <strong>das</strong>s zwar tatsächlich<br />
kleinste Spuren von Erbgut gefunden<br />
werden konnten, aber keinesfalls immer klar war, ob<br />
es sich dabei jeweils um funktionsfähige und damit<br />
infektiöse Keime handelte. Zudem gab es Probleme<br />
mit Laborkontaminationen und falsch-positiven oder<br />
falsch-negativen Ergebnissen und Kontrollen. Damit<br />
fiel die Methode zwar im Hinblick auf <strong>das</strong> Routinemonitoring<br />
der Badegewässergüte vorerst aus,<br />
lieferte jedoch in der Folge wertvolle Hintergrund-
daten zur Kalibrierung der klassischen Methoden<br />
und wurde in den neunziger Jahren so weiterentwickelt<br />
und mit der Membranfiltertechnik und dem<br />
MPN-Ansatz kombiniert, <strong>das</strong>s damit die Menge<br />
pathogener Keime im Wasser abgeschätzt werden<br />
konnte.<br />
Folgende Schlussfolgerungen zeigen die Grenzen<br />
der klassischen Annahmen:<br />
- Nicht alle pathogenen Keime und Viren zeigen<br />
mit den Indikatorbakterien vergleichbare Verteilungsmuster<br />
in den Gewässern.<br />
- Vor allem mit dem Parameter Gesamtkoliforme<br />
werden auch viele Keime nicht-human-fäkaler<br />
Herkunft erfasst. Mehrere Autoren fanden aber<br />
auch, vor allem in den Tropen, Fäkalkoliforme<br />
in Gewässern, die frei von fäkalen Verunreinigungen<br />
waren.<br />
Immer wieder werden auch neue Indikatororganismen<br />
oder schneller zu bestimmende Ersatzparameter<br />
für die Coliformen vorgeschlagen. Beispielsweise<br />
wurde als schnelle Alternative für die Bestimmung<br />
der Konzentration von E. coli in Flusswasser die<br />
Bestimmung der Hydrolyserate der Beta-D-<br />
Glucuroni<strong>das</strong>e vorgeschlagen. Zunehmend als<br />
Indikator verwendet wird Clostridium perfringens,<br />
ein anaerober, sulfatreduzierender Keim, der wie die<br />
Colikeime stets in Warmblüterfaeces vorkommt.<br />
Wegen seiner Fähigkeit zur Bildung resistenter<br />
Sporen gilt Clostridium perfringens als besonders<br />
langlebiger und unempfindlicher Indikator, insbesondere<br />
auch in den Tropen, wo Coliforme und<br />
Enterokokken ihrer Indikatorfunktion nicht immer<br />
so gut gerecht werden wie in gemäßigten Klimaten.<br />
Die ebenfalls anaeroben Keime Bacterioides und<br />
Bifidobacterium wurden zur Unterscheidung zwischen<br />
fäkalen Verunreinigungen tierischer und<br />
menschlicher Herkunft herangezogen. Dafür wurden<br />
mittels verschiedener PCR-Verfahren spezifische<br />
Marker bestimmt, die auch in Routineuntersuchungen<br />
leicht Anwendung finden können. Bacterioides<br />
fragilis und dessen Bacteriophagen wurden auch als<br />
Indikatoren für enteropathogene Viren vorgeschlagen.<br />
4. Normen und Richtlinien<br />
Im Rahmen der europäischen Union gilt für Badegewässer<br />
mit Ausnahme von Wasser für therapeutische<br />
Zwecke und Wasser für Schwimmbecken seit<br />
1976 die Richtlinie 76/160 EWG, die folgende<br />
mikrobiologische Parameter beinhaltet: Gesamtkoliforme<br />
(Richtwert 500 kbE/100ml, Grenzwert<br />
10.000 kbE/100ml), Fäkalkoliforme (Richtwert<br />
100 kbE/100ml, Grenzwert 2.000 kbE/100ml) sowie<br />
die Fäkalstreptokokken, für die bisher lediglich ein<br />
Richtwert (100 kbE/100ml) festgesetzt wurde.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 3<br />
Neben diesen Fäkalindikatoren, die in mindestens<br />
zweiwöchigen Abständen zu untersuchen sind, sind<br />
in der Richtlinie noch Salmonellen sowie die Enteroviren<br />
angeführt, die zwar als Erreger diverser<br />
Darminfektionen bedeutsam sein können, in der<br />
Praxis des Badegewässergüte-Monitorings jedoch<br />
aus methodischen (und zum Teil auch epidemiologischen)<br />
Gründen weniger relevant sind.<br />
Auf der Basis dieser Richtlinie werden die EU-<br />
Badegewässer untersucht und die Ergebnisse jährlich<br />
in einem <strong>Bericht</strong> veröffentlicht, der mehrsprachig<br />
auch im Internet unter http://www.europa.eu.int<br />
zu finden ist.<br />
Seit Jahren wird eine Novellierung der Badegewässergüte-Richtlinie<br />
diskutiert, bisher jedoch noch<br />
ohne endgültige Ergebnisse. Einigkeit scheint <strong>über</strong><br />
die Einführung eines Grenzwertes auch für die<br />
Fäkalstreptokokken zu herrschen. Auch der Wegfall<br />
der Parameter der Gesamtkoliformen und der Enteroviren<br />
scheint festzustehen. Im Falle der Gesamtkoliformen<br />
gibt es inhaltliche Argumente, man meint,<br />
<strong>das</strong>s die Parameter E. coli und/oder Fäkalkoliforme<br />
mehr Aussagekraft hinsichtlich einer frischen<br />
fäkalen Verunreinigung besitzen. Im Falle der<br />
Enteroviren, die aufgrund unterschiedlicher Persistenz<br />
im Wasser durchaus ihre Berechtigung<br />
hätten, führen inhaltliche und praktische Gründe<br />
dazu, sie in dieser Form aus der zukünftigen Richtlinie<br />
auszuklammern. Einerseits ist die in der Richtlinie<br />
genannte Methodik viel zu unpräzise formuliert,<br />
um auch nur im Entferntesten vergleichbare Ergebnisse<br />
zu gewährleisten, andererseits ist der zeitliche<br />
und finanzielle Aufwand unverhältnismäßig groß im<br />
Vergleich zum Nutzen. Denn wem nützt es, wenn<br />
man mitten in der Badesaison erfährt, <strong>das</strong>s vor 6<br />
Wochen ein Badeverbot aufgrund enteroviraler<br />
Belastung hätte ausgesprochen werden müssen?<br />
Dementsprechend ist dem Autor seit 1991 auch kein<br />
Fall bekannt, wo aufgrund des Parameters Viren ein<br />
aktuelles Badeverbot ausgesprochen worden wäre.<br />
Aus der Literatur liegen eine ganze Reihe von<br />
Hinweisen dafür vor, <strong>das</strong>s mit den derzeit üblichen<br />
Methoden zum Nachweis von Enteroviren, d. h. dem<br />
Nachweis von sogenannten zytopathogenen oder<br />
zytopathischen Effekten auf menschlichen Zelllinien<br />
Viren gefunden werden, die ätiologisch nicht mit<br />
badegewässerassoziierter Gastroenteritis in Zusammenhang<br />
gebracht werden können. Zudem ist die<br />
Virusvermehrung in Zellkulturen und ihr anschließender<br />
immunologischer Nachweis nur für einen<br />
Teil der relevanten Viren möglich und erfordert<br />
zudem einen großen Arbeitsaufwand, der für Routinebadegewässeruntersuchungen<br />
nicht zu rechtfertigen<br />
ist. Daher wird seit Jahren <strong>über</strong>legt, den Parameter<br />
entweder ganz zu streichen, oder sich auf den<br />
methodisch einfacheren und schnellen Nachweis von<br />
Coliphagen zu beschränken.
Im Verlauf der Diskussionen um die neue Richtlinie<br />
wurden unterschiedliche Entwürfe und Modifizierungen<br />
diskutiert: In einem aus dem Jahre 1994<br />
stammenden Vorschlag für eine Richtlinie des Rates<br />
<strong>über</strong> die Qualität der Badegewässer entfallen die<br />
gesamtkoliformen Keime. An Stelle der fäkalkoliformen<br />
Keime tritt E. coli mit einem Grenzwert von<br />
500 kbE/100ml und einem Richtwert von<br />
100 kbE/100ml, die Fäkalstreptokokken erhalten<br />
zusätzlich zum Richtwert einen Grenzwert von<br />
400 kbE/100ml. Dazwischen wurden von der EU<br />
wie weiter oben erwähnt noch strengere Grenzwerte<br />
erwogen (Grenzwerte von 50 kbE/100ml für die<br />
Fäkalstreptokokken und 400 kbE/100ml für E. coli),<br />
mittlerweile hat aber die Angst davor, den Prozentsatz<br />
der nichtkonformen Badestellen deutlich zu<br />
steigern, wieder zu einer Erhöhung geführt. In<br />
Diskussion sind derzeit wieder (Entwurf vom<br />
24.10.2002) Grenzwerte von 200 kbE/100ml für die<br />
intestinalen Enterokokken und 500 kbE/100ml für<br />
E. coli. Die Richtwerte wären demnach<br />
100 kbE/100ml für die intestinalen Enterokokken<br />
und 250 kbE/100ml für E. coli.<br />
Um <strong>das</strong> gesamte Untersuchungssystem kostengünstiger<br />
zu gestalten, wurde im bisher letzten Entwurf<br />
die Parameterzahl von 19 in der geltenden Richtlinie<br />
auf nur mehr zwei bakteriologische Parameter<br />
(E. coli und intestinale Enterokokken) reduziert.<br />
Zusätzlich wird, jedoch ohne Richtwerte vorzugeben,<br />
die Abwesenheit von Algenblüten oder<br />
Makroalgenmassenvorkommen gefordert. Wenn die<br />
Bewertung einer Badestelle nur noch auf zwei<br />
mikrobiologischen Parameter beruht, besteht jedoch<br />
die Versuchung, diese durch einfache Abwasserchlorung<br />
zu „verbessern“. Damit würde zwar nicht<br />
<strong>das</strong> Vorhandensein von Abwasser im Badegewässer<br />
beseitigt, sondern nur der mikrobiologisch messbare<br />
Anteil inaktiviert.<br />
Weiter wird auch im aktuellsten Richtlinienentwurf<br />
die bisher vorgegebene starre Untersuchungsfrequenz<br />
von (mindestens) vierzehntägig in Frage<br />
gestellt. Die Erfahrungen der Jahre seit Bestehen der<br />
EU-Richtlinie zeigten, <strong>das</strong>s die <strong>über</strong>wiegende<br />
Anzahl der Messpunkte seit Jahren sehr konstante<br />
Ergebnisse mit geringer Varianz aufwies. Dazu<br />
gehören sowohl gute als auch schlechte Messpunkte.<br />
Nur ein kleiner Teil zeigte stark schwankende<br />
Ergebnisse. Dies ist auch leicht nachzuvollziehen:<br />
Wo es keine Flussmündungen, keine größeren<br />
Ortschaften und keine Industrieanlagen gibt, ist<br />
normalerweise auch kein Abwassereinfluss zu<br />
erwarten und umgekehrt. Ein kleinerer Anteil der<br />
Messpunkte weist stark schwankende Ergebnisse<br />
auf, bedingt beispielsweise durch Regenwasser<strong>über</strong>läufe,<br />
<strong>über</strong>lastete Kläranlagen, Einmündungen<br />
intermittierender Fließgewässer, die Nähe von<br />
Einleitungen in Kombination mit wechselnden<br />
Strömungsrichtungen usw.. Hier kann sich die<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 4<br />
zweiwöchige Untersuchungsfrequenz als völlig<br />
ungenügend erweisen, um die manchmal täglich<br />
schwankende Badegewässergüte zu erfassen. Daher<br />
gehen die Überlegungen in die Richtung der Einteilung<br />
in verschiedene Risikoprofile, aufgrund derer<br />
die Untersuchungsfrequenz dann deutlich entweder<br />
erhöht wird in Bereichen mit hoher Variabilität der<br />
Badegewässergüte oder verringert wird im Fall der<br />
Messpunkte, die nur einer geringen Varianz unterliegen.<br />
Ein derartiger Vorschlag wurde z. B. 1999<br />
von einer von der EU-Kommission beauftragten<br />
Expertengruppe formuliert.<br />
Im Dezember 2000 wurde von der Kommission eine<br />
Mitteilung <strong>über</strong> eine neue Politik für die Badegewässer<br />
verabschiedet, im Januar 2001 erging auch<br />
ein Aufruf zur Mitgestaltung bzw. eine Befragung<br />
an die betroffene (Fach-) Öffentlichkeit. Erklärtes<br />
Ziel der Revision ist einerseits eine Verringerung der<br />
zu messenden Parameter, um die qualitative Bewirtschaftung<br />
der Badegewässer zu vereinfachen und zu<br />
optimieren. Andererseits sollten die Grenz- und<br />
Richtwerte der bestehenden Richtlinie verschärft<br />
werden und ein Instrumentarium zur besseren<br />
Information der Öffentlichkeit geschaffen werden.<br />
Als Mängel der bestehenden Richtlinie wurden von<br />
der Kommission insbesondere folgende 4 Punkte –<br />
zitiert aus besagter Mitteilung der Kommission –<br />
erkannt:<br />
1) Einige der Parameter der Richtlinie sind<br />
veraltet und andere nicht mehr relevant.<br />
2) Die Überwachung der Gewässer erfolgte<br />
mit dem Ziel, die Einhaltung der Werte zu<br />
prüfen, nicht aber, um die Vorgänge an den<br />
Badegewässern besser zu verstehen.<br />
3) In der Richtlinie wurden keine Analysemethoden<br />
beschrieben, so<strong>das</strong>s Laboratorien<br />
unterschiedliche Methoden angewandt haben<br />
und die Ergebnisse nicht immer vergleichbar<br />
waren.<br />
4) Wegen des hohen Zeitaufwandes für<br />
mikrobielle Analysen erfolgen Maßnahmen<br />
auf nicht konforme Probennahmen beinahe<br />
zwangsläufig zu spät, um zu verhindern,<br />
<strong>das</strong>s Badegäste einer Verschmutzung ausgesetzt<br />
werden.<br />
In der Folge formulierte die Kommission nachstehend<br />
zusammengefasste Grundsätze für die Revision<br />
der Richtlinie:<br />
- Wasserqualitätsnormen sind unumgänglich. Es<br />
werden ehrgeizige Ziele benötigt, die in rechtlicher<br />
Hinsicht verbindlich sind.<br />
- Die qualitative Bewirtschaftung von Badegewässern<br />
lässt sich nicht auf eine reine Qualitäts<strong>über</strong>wachung<br />
beschränken. Vielmehr ist ein<br />
gründliches Verständnis aller sich auf die Wasserqualität<br />
auswirkenden Prozesse erforderlich,
weshalb nicht nur die Badegebiete selbst und<br />
deren direktes Umfeld betrachtet werden dürfen,<br />
sondern auch die Bodennutzung im Hinterland<br />
und Einleitungen flussaufwärts einbezogen<br />
werden müssen. Verschmutzungsquellen<br />
wie Abwassereinleitungen oder Ablaufwasser<br />
aus der Landwirtschaft müssen ausgewiesen<br />
werden, damit in den Bewirtschaftungsplänen<br />
für die Einzugsgebiete, wie sie in der Wasser-<br />
Rahmenrichtlinie gefordert werden, entsprechende<br />
Maßnahmen vorgesehen werden können.<br />
- Es ist mehr denn je erforderlich, in beinahe<br />
Echtzeit <strong>über</strong> zuverlässige Informationen <strong>über</strong><br />
die Badegebiete zu verfügen, damit die Bürger<br />
sich gut informiert entscheiden können, ob und<br />
wo sie baden gehen wollen. Deshalb sollten<br />
Stellen, die Informationen sammeln, d. h. lokale,<br />
regionale oder nationale Behörden der Mitgliedsstaaten<br />
und die europäische Kommission,<br />
umfassende Informationen bereitstellen.<br />
Obwohl sie seit <strong>über</strong> 25 Jahren existiert, wird die<br />
EU-Richtlinie noch immer nicht von allen Mitgliedsstaaten<br />
zur Gänze erfüllt, was zu wiederholten<br />
Ermahnungen durch die Europäische Kommission<br />
geführt hat.<br />
Als eklatantes Beispiel sei hier <strong>das</strong> jahrelange<br />
konsequente Weglassen eines der vorgeschriebenen<br />
bakteriologischen Parameter, der Gesamtkoliformen,<br />
durch Frankreich zu nennen. Im April 2000 wurde<br />
daher der Europäische Gerichtshof befasst. Erst in<br />
der Saison 2001 meldete Frankreich wieder Gesamtkoliformenzahlen<br />
an die Kommission. Auch die<br />
Probennahmefrequenz wird nicht von allen Mitgliedsstaaten<br />
eingehalten.<br />
Die Bewertung im jährlichen Badegewässergüte-<br />
<strong>Bericht</strong> der EU stützt sich vor allem auf die mikrobiologischen<br />
Parameter der gesamt- und der fäkalkoliformen<br />
Bakterien und ihre Statistik sowie die<br />
Parameter Mineralöle, Phenole und Tenside. Obwohl<br />
variable Faktoren wie Witterungsbedingungen<br />
einen erheblichen Einfluss im Hinblick auf eventuelle<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen haben, kann im<br />
allgemeinen dennoch ein Trend zur Verbesserung<br />
der Badegewässergüte europaweit festgestellt<br />
werden. Dafür gibt es mehrere Ursachen: zum einen<br />
wurde in der vergangenen Dekade die Sanierung der<br />
Fließgewässer und der Bau von vollbiologischen<br />
Abwasserreinigungsanlagen europaweit forciert,<br />
besonders auch von den vom Tourismus lebenden<br />
Küstengemeinden, zum anderen spielt auch die<br />
Wahl der Entnahmestellen und der „Entnahmephilosophie“<br />
eine nicht zu unterschätzende Rolle. So<br />
werden in manchen Regionen Italiens (z. B. Friaul,<br />
Veneto) die Proben von Schiffen aus in 50 oder<br />
100 m Entfernung vom Ufer genommen, in anderen<br />
Regionen dagegen (z. B. Katalonien und Valencia in<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 5<br />
Spanien) am Wochenende bei maximalem Badebetrieb<br />
in Hüfttiefe, also dem Bereich, in dem die<br />
meisten Badenden, insbesondere auch die am meisten<br />
gefährdeten Kinder, sich <strong>über</strong>wiegend aufhalten.<br />
Hier gäbe es jedenfalls noch Bedarf an eindeutigeren<br />
Vorschriften, eine schwierige Aufgabe in Anbetracht<br />
der enormen Verschiedenartigkeit der EU-<br />
Badegewässer, die ja marine Küstengewässer in<br />
kalten und warmen Meeren genauso umfassen wie<br />
Süßwasserbadestellen an stehenden und fließenden<br />
Oberflächengewässern oder künstlichen Baggerseen.<br />
Als Beispiel sei Kroatien genannt, <strong>das</strong> im Zuge<br />
seiner Bestrebungen, der EU beizutreten, ja schon<br />
eine Reihe von EU-Richtlinien umsetzt. Angesichts<br />
der zahlreichen, zum Großteil auch <strong>über</strong> kleine<br />
Inseln verstreuten Badebuchten (769 Messpunkte in<br />
2002), scheint es hier unrealistisch, Probenentnahmen<br />
vom Ufer aus vorzuschreiben bzw. die erforderliche<br />
Untersuchungsfrequenz einzuhalten.<br />
Bedenklich stimmen niederländische Arbeiten, die<br />
eindeutig Gastroenteritisfälle mit einem Badegewässer,<br />
<strong>das</strong> gemäß niederländischen und europäischen<br />
Richtlinien konform war, in Verbindung bringen<br />
konnten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, <strong>das</strong>s<br />
die derzeitigen EU-Grenzwerte nur einen ungenügenden<br />
Schutz gegen<strong>über</strong> einer möglichen Infektionsgefahr<br />
bieten. Auch andere Forscher waren in<br />
einer epidemiologisch-mikrobiologischen Studie zu<br />
dem Schluss gekommen, <strong>das</strong>s weder die<br />
WHO/UNEP-Richtlinie noch die EU-Richtlinie die<br />
badende Öffentlichkeit ausreichend vor Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
aufgrund fäkaler Belastungen<br />
des Wassers zu bewahren vermögen.<br />
In Hong Kong wurde 1992 eine umfangreiche<br />
epidemiologische Studie durchgeführt, bei der u. a.<br />
25.000 Badegäste befragt wurden. Bei 4,1 % der<br />
Badenden konnten Symptome festgestellt werden,<br />
die auf die Badeaktivität zurückzuführen waren.<br />
Während eine gute Korrelation zwischen Gastroenteritis-Symptomen<br />
und der Konzentration an<br />
Clostridium perfringens, Aeromonas sp. und Vibrio<br />
cholerae (non-01) festgestellt werden konnte, war<br />
keine direkte Beziehung zwischen Gastroenteritis-<br />
Symptomen und E. coli oder den Fäkalkoliformen<br />
festzustellen. In einer spanischen Studie in Santander<br />
wurden bei 7,5 % von ca. 2000 untersuchten<br />
Badegästen Symptome des Atmungstraktes, der<br />
Augen, der Ohren oder Fieberanfälle festgestellt.<br />
Das Auftreten der Symptome stand im Zusammenhang<br />
mit der Konzentration der bakteriellen Fäkalindikatoren<br />
im Badegewässer. Auch diese Studie<br />
deutet darauf hin, <strong>das</strong>s der derzeit geltende Grenzwert<br />
für die gesamtkoliformen Keime zu hoch<br />
angesetzt ist. Schon ab 2500 kbE/100ml wurde eine<br />
erhöhte Gesundheitsgefährdung festgestellt. Arbeiten<br />
einer englischen Arbeitsgruppe aus Leeds<br />
ergaben ab einer Fäkalstreptokokken-Konzentration<br />
von 32 kbE/100ml signifikante dosis-bedingte
Zusammenhänge mit dem Auftreten von Gastroenteritisfällen.<br />
Die Autoren empfehlen daher ebenfalls<br />
eine Revision der Richtlinie. Auch eine Reihe<br />
anderer epidemiologischer Arbeiten und Literaturstudien<br />
kommen zu dem Schluss, <strong>das</strong>s Baden in<br />
Gewässern, die geltende Richtlinien einhielten, zu<br />
Infektionen führen kann.<br />
Diese und eine Fülle ähnlicher Arbeiten haben<br />
sowohl die WHO als auch die EU dazu bewogen,<br />
bei den geplanten Novellierungen der Richtlinien<br />
strengere Grenzwerte der Fäkalindikatoren zu<br />
planen. Viele Autoren heben hervor, <strong>das</strong>s insbesondere<br />
die Fäkalstreptokokken ein Gesundheitsrisiko<br />
durch Wassersport gut abschätzen lassen. Von der<br />
WHO werden beispielsweise Fäkalstreptokokken-<br />
Konzentrationen von mehr als 50 kbE/100ml schon<br />
als mäßig verschmutzt gewertet werden. Die EU<br />
plante, den bisherigen Streptokokken-Richtwert von<br />
100 kbE/100ml zum Grenzwert zu machen und den<br />
Richtwert auf 50 kbE /100ml zu senken. Sie ist aber<br />
aus unverständlichen Gründen wieder davon abgekommen,<br />
wohl aus der „politischen“ Angst heraus,<br />
den EU-Bürgern eine anscheinende „Verschlechterung“<br />
des Konformitätsgrades der EU-Badegewässer<br />
nicht plausibel machen zu können. Der gewünschte<br />
bessere Schutz der Konsumenten bleibt dadurch aber<br />
großteils auf der Strecke. Die EU selbst führt im<br />
derzeitigen Entwurf der Richtlinie an, <strong>das</strong>s die<br />
gewählten Grenzwerte immerhin ein Risiko von 5 %<br />
bedeuten, an Gastroenteritis zu erkranken. Das<br />
Risiko von Atemwegserkrankungen wird mit 3 %<br />
angegeben. Beide Angaben beziehen sich auf Gewässer,<br />
die die Grenzwerte einhalten (aber die<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schreiten) und auf eine wiederholte<br />
Exposition der Badenden. Letztere ist aber bei einem<br />
ein- bis zweiwöchigen Badeurlaub regelmäßig<br />
gegeben. Im Vergleich zur geltenden Richtlinie stellt<br />
dies dennoch eine deutliche Verbesserung dar, lag<br />
<strong>das</strong> Risiko doch hier bei 12 bis 15 % für Gastroenteritis<br />
und Gewässer, die lediglich die Grenzwerte<br />
einhalten.<br />
Fatal aus Sicht der Verbraucherinformation erscheint,<br />
<strong>das</strong>s möglicherweise in Zukunft Badestellen<br />
mit regelmäßigen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen als<br />
richtlinienkonform angegeben werden können, wenn<br />
durch Managementmaßnahmen, beispielsweise die<br />
Erteilung von Badeverboten, ein Kontakt der<br />
Verbraucher mit dem kontaminierten Wasser ausgeschlossen<br />
wird. Der blaue Punkt in dem jährlichen<br />
Atlas der Badegewässergüte würde dann gar keine<br />
Aussagekraft mehr besitzen. Bisher sagte er ja<br />
zumindest etwas <strong>über</strong> die Einhaltung der hygienischen<br />
Richtwerte im Gewässer aus, wenn auch die<br />
Strandqualität hier nicht berücksichtigt wurde.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 6<br />
5. Nichtstaatliche Bewertungssysteme: Der<br />
ADAC-Sommerservice und die Blaue Flagge<br />
der FEEE<br />
An dieser Stelle soll noch kurz auf die Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
der (mikrobiologischen) Badegewässergüte-Analysen<br />
eingegangen werden. Als<br />
wichtigstes Beispiel sei der Sommerservice angeführt,<br />
mit dem der ADAC seit <strong>über</strong> 10 Jahren nicht<br />
nur seine mittlerweile 15 Millionen Mitglieder,<br />
sondern die gesamte deutsche Öffentlichkeit während<br />
der sommerlichen Badesaison <strong>über</strong> die Badegewässergüte<br />
in den wichtigsten Baderegionen<br />
informiert. Ähnlich wie die EU gibt auch der Sommerservice<br />
jedes Jahr zur Berliner Tourismusmesse<br />
ITB einen umfangreichen Endbericht mit seiner<br />
Jahresbewertung heraus, den der Leser hiermit in<br />
Händen hält. All dies hat den ADAC-<br />
Sommerservice zu einem der weltweit umfangreichsten<br />
Konsumenten-Informationssysteme in<br />
Umweltfragen gemacht.<br />
Der ADAC liefert, außer in seiner Jahresbewertung,<br />
stets aktuelle Untersuchungsergebnisse (berechnet<br />
jedoch nach einem Schlüssel, der auch die Ergebnisse<br />
der vergangenen Wochen einbezieht). Im Gegensatz<br />
zum Sommerservice stützt die „Blaue Flagge“<br />
der FEEE (Foundation for Environmental Education<br />
in Europe), ihre Bewertungen für Badegemeinden,<br />
die bestimmten Umwelt- und Ausstattungskriterien<br />
entsprechen, einerseits auf die gesammelten mikrobiologischen<br />
Daten der vorangegangenen Badesaison,<br />
andererseits auf andere Kriterien, wie Zugänglichkeit<br />
für Behinderte, Ausstattung etc.. Zudem<br />
werden nur Gemeinden bewertet, die dies selber<br />
beantragt haben. D. h. vom Fehlen einer blauen<br />
Flagge kann nicht auf schlechte Wasserqualität<br />
geschlossen werden.<br />
Wie auch der Sommerservice ist auch diese Organisation<br />
derzeit dabei, ihre Bewertungskriterien zu<br />
verschärfen.<br />
6. Ausblick und neue Entwicklungen<br />
a) Methodik der Wasseruntersuchung<br />
„Die Liste potentiell pathogener Keime, die <strong>über</strong> <strong>das</strong><br />
Wasser <strong>über</strong>tragen werden können, wird jedes Jahr<br />
umfangreicher. Neue Methoden, insbesondere<br />
molekularbiologische, müssen angewandt werden,<br />
um diese Krankheitserreger zu finden“, so der<br />
Beginn der Schlussfolgerungen eines <strong>Bericht</strong>s der<br />
American Academy of Microbiology. Bedingt durch<br />
eine ganze Vielzahl von Faktoren, insbesondere<br />
durch die Zunahme an immunsupprimierten Patienten<br />
und die Fortschritte der Medizin, aber auch<br />
durch die ständig verbesserten Nachweis- und<br />
Analysemethoden, erlangen eine Reihe von früher<br />
bedeutungslosen oder unbekannten Erregern an<br />
Bedeutung. Man spricht daher im englischen<br />
Sprachraum von den „emerging pathogens“. Parallel
dazu wird die Forderung erhoben, diese „neuen“<br />
Erreger auch schnell nachweisen und quantifizieren<br />
zu können. Weltweit wird daher an der Entwicklung<br />
neuer Methoden und Schnellverfahren gearbeitet.<br />
An dieser Stelle soll nur auf eine der neuen Techniken<br />
kurz eingegangen werden, da Mitarbeiter von<br />
<strong>HYDRA</strong> im Rahmen eines EU-Projektes mit dem<br />
Titel: „Entwicklung und Validierung einer DNS-<br />
Chip-Technologie für die Bewertung der bakteriologischen<br />
Qualität von Badegewässern und Trinkwasser“<br />
daran mitarbeiten. Ausgangspunkt für die<br />
Projektformulierung waren einige der weiter oben<br />
genannten Unzulänglichkeiten der derzeitigen<br />
Richtlinie und der darin vorgeschriebenen Methoden<br />
sowie <strong>das</strong> Bedürfnis nach schnelleren und besser<br />
standardisierbaren Methoden:<br />
- Kulturmethoden und Indikatorbakterien, wie<br />
sie heute verwendet werden, unterliegen einer<br />
Reihe von Fehlermöglichkeiten (Nährbodenzusammensetzung,<br />
inhomogene Inkubatoren<br />
u. a.).<br />
- Indikatorbakterien und pathogene Keime<br />
unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Resistenz<br />
gegen<strong>über</strong> Umweltfaktoren sowie die Überlebenszeiten<br />
im aquatischen Milieu.<br />
- Steigende Ansprüche an Frühwarnsysteme<br />
verlangen verkürzte Analysezeiten bis zum<br />
Vorliegen eines verwertbaren Ergebnisses.<br />
Die schnellen Fortschritte der molekularbiologischen<br />
Methoden auf der einen Seite und die Fortschritte<br />
bei der Miniaturisierung der Chip-<br />
Technologie auf der anderen Seite lassen es nun<br />
möglich erscheinen, die bisher benötigten Kultivierungsschritte<br />
zu <strong>über</strong>gehen und pathogene Bakterien<br />
direkt <strong>über</strong> ihre DNS in der Umwelt nachzuweisen<br />
und zu quantifizieren. Zur Bestimmung dienen dabei<br />
die 16S rDNA Sequenzen, spezifische mRNA und<br />
16S rRNA Sequenzen sollen die metabolische<br />
Aktivität und die Infektiosität anzeigen. Mit Hilfe<br />
eines derartigen DNS-Chips soll innerhalb von<br />
einigen Stunden jede Art von Wasserprobe auf <strong>das</strong><br />
Vorhandensein und die Konzentration von infektiösen<br />
pathogenen Keimen und deren Aktivitätszustand<br />
hin untersucht werden können.<br />
Mit ersten Ergebnissen dieses Forschungsvorhabens<br />
ist ab Ende 2003 zu rechnen. Derzeit wird die zweite<br />
Prototyp-Generation des Aqua-Chips erfolgreich<br />
getestet. Weltweit arbeiten mehrere Gruppen derzeit<br />
an ähnlichen Produkten. So kündigten z. B. die<br />
Firmen bioMérieux, Affymetrix und Gen-Probe in<br />
Zusammenarbeit mit Lyonnaise des Eaux seit<br />
mehreren Jahren die Entwicklung eines DNS-Chip-<br />
Verfahrens an, mit dem sie die Dauer der bakteriologischen<br />
Wasseruntersuchung von 48 auf 4 Stunden<br />
verkürzen wollen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 7<br />
Ein ganz andersartiger Ansatz versucht, Gefährdungen<br />
der Badegäste durch Modelling der<br />
Güteparameter aufgrund mehr oder weniger langer<br />
Zeitreihen unter Berücksichtigung diverser Faktoren<br />
und Parameter vorherzusagen.<br />
b) Die Information der Konsumenten<br />
Die EU betont in ihrem letzten Entwurf zur Richtliniennovellierung<br />
immer wieder die Bedeutung einer<br />
schnellen und besseren Information der Öffentlichkeit.<br />
Zudem sollen die Betroffenen lokalen und<br />
regionalen Stellen, die wissenschaftliche Gemeinschaft<br />
und Nichtregierungsorganisationen stärker<br />
eingebunden werden. Wörtlich steht im neuen<br />
Entwurf: „...in der Praxis bedeuten bessere Informationen<br />
Echtzeit-Informationen <strong>über</strong> die Bedingungen<br />
an den Stränden, deren Bewirtschaftung und die<br />
Qualität der Badegewässer. Dies sollte auf lokaler<br />
Ebene und <strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet erfolgen...“. Damit<br />
entfernt man sich aber weit von dem Ziel einer<br />
Europa-weit vergleichbaren und flächendeckenden<br />
Information für die interessierten EU-Bürger:<br />
<strong>über</strong>lässt man diese Informationen tatsächlich der<br />
„lokalen Ebene“, wird sie stark von den doch sehr<br />
unterschiedlichen lokalen Interessen geprägt sein.<br />
Selbst wenn man von der Möglichkeit geschönter<br />
Darstellungen absehen wollte, wird die Vielfalt der<br />
Sprachen und graphischen Darstellungsarten einen<br />
gesamtheitlichen Zugriff und objektiven Überblick<br />
<strong>über</strong> die europäischen Badegebiete unmöglich<br />
machen.<br />
7. Schlussbemerkungen<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, <strong>das</strong>s mikrobiologische<br />
Parameter schon jetzt weltweit ausschlaggebend<br />
für die Bewertung der Badegewässer<br />
und für die Risikoabschätzung sind. Die zukünftigen<br />
Entwicklungen werden diese Rolle eher noch aufwerten,<br />
da einerseits die Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />
steigen, und andererseits die Zahl der<br />
zu messenden Parameter (Stichwort „emerging<br />
pathogens“) ebenfalls zunimmt. Weitere Forschungen<br />
sind erforderlich, um die Frage zu klären, wie<br />
sich der Eintrag pathogener Keime in unterschiedliche<br />
aquatische Systeme hinsichtlich ihrer Pathogenität<br />
und Tenazität auswirkt und welche Parameter bei<br />
Bedarf sinnvoll die Enteroviren in der EU-Richtlinie<br />
ersetzen könnten. Auch müssen die derzeit geltenden<br />
Grenzwerte und die berücksichtigten Parameter<br />
angesichts des Auftretens von Epidemien nach dem<br />
Baden in Gewässern, die diese Grenzwerte einhielten,<br />
<strong>über</strong>prüft und gegebenenfalls gesenkt werden.<br />
Sowohl die EU als auch die Weltgesundheitsorganisation<br />
sind derzeit dabei, ihre Grenzwerte zu revidieren.<br />
Die EU will aber noch einen Schritt weitergehen<br />
und in Zukunft in der novellierten Badegewässergüte-Richtlinie<br />
neben der reinen Kontrolle der Güteparameter<br />
auch sanierende Maßnahmen im Falle der<br />
andauernden Nichteinhaltung der Grenzwerte
vorschreiben. Steigende Bedeutung wird in Zukunft<br />
auch einer raschen und genauen Information der<br />
Konsumenten beigemessen werden. Ob dies mit der<br />
zukünftigen Badegewässer-Richtlinie erreicht<br />
werden kann, wird sich noch erweisen müssen. Zu<br />
groß scheint bei vielen die Angst vor wirtschaftlichen<br />
Einbußen in bestimmten Urlaubsgegenden,<br />
sollten sich die Anhänger einer tatsächlich strengeren<br />
Richtlinie durchsetzen. Dabei könnte eine solche<br />
zu einer nötigen weiteren Sanierung führen und<br />
zudem durch Kenntlichmachung noch bestehender<br />
Schwachstellen, die es ja in allen EU-Staaten noch<br />
gibt, die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des gesamten<br />
(auch nicht gerade billigen) Überwachungssystems<br />
steigern.<br />
Literatur<br />
EEC (1976): Council directive of 8 December 1975<br />
concerning the quality of bathing water. Official<br />
Journal of the European Communities, 19, L 31<br />
(5.2.1976)<br />
Europäische Kommission (2001): Qualität der<br />
Badegewässer (Badesaison 2000).- Luxembourg,<br />
Amt für Veröffentlichungen der Europäischen<br />
Gemeinschaften, 2001<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 8<br />
Expert group WHO/US EPA (2000): Approaches to<br />
microbiological Monitoring.- p. 169-218 in Bartram<br />
& Rees (2000)<br />
Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />
(2002): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates <strong>über</strong> die Qualität<br />
der Badegewässer.- 2002/0254 (COD) KOM(2002)<br />
581 endgültig<br />
WHO (1998): Guidelines for Safe Recreational-<br />
Water Environments. Vol. 1: Coastal and Fresh-<br />
Waters.- Draft for consultation. WHO/EOS/98.14,<br />
World Health Organization. Geneva, 208 pp<br />
WHO (1999): Umwelt und Gesundheit in Europa in<br />
den 90er Jahren: Sachstand.- EUR/ICP/EHCO 02 02<br />
05/6 04249 – 29.3.1999<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. Georg Djore Kasimir<br />
Himmelstr.42<br />
A-1190 Wien<br />
E-Mail: kasimir@hydra-institute.com
Das Programm und seine Hintergründe<br />
1. Das <strong>Informationsprogramm</strong><br />
Der ADAC-Sommerservice wird seit 1990 alljährlich<br />
zwischen Mitte Mai und Mitte September<br />
durchgeführt. Während dieser Zeit werden die<br />
gesammelten Informationen <strong>über</strong> verschiedene<br />
Verteiler wie Pressemitteilungen, Telefonansagen,<br />
Telefonberatung sowie <strong>über</strong> interne und externe<br />
Online-Dienste den Medien und interessierten<br />
Bürgern zugänglich gemacht. Die Datengrundlage<br />
hierfür liefert <strong>das</strong> <strong>HYDRA</strong>-Institut in Konstanz. In<br />
dessen Händen liegt die wissenschaftliche Planung<br />
und Projektleitung des ADAC-Sommerservice.<br />
<strong>HYDRA</strong> sendet zur Informationsrecherche für drei<br />
Monate Fachleute aus dem Bereich Bio- und Geowissenschaften<br />
als Regionalbearbeiter in die jeweiligen<br />
Urlaubsgebiete.<br />
1.1 Beschaffung der notwendigen Informationen<br />
Die wissenschaftliche Recherche für den ADAC-<br />
Sommerservice umfasst drei große Teilbereiche:<br />
Erstens die hygienische Qualität des Wassers,<br />
zweitens den Zustand der Strände und drittens die<br />
gesamtökologische Situation der jeweiligen Region.<br />
Zur Untersuchung dieser Bereiche werden von den<br />
Regionalbearbeitern alle verfügbaren aktuellen<br />
Informationen zusammengetragen, ausgewertet und<br />
auf elektronischem Weg zur <strong>HYDRA</strong>-Zentrale in<br />
Konstanz weitergeleitet. Am Jahresende werden die<br />
Messergebnisse der einzelnen Probestellen und<br />
Probetage an die EU in Brüssel weitergeleitet. Nach<br />
einem Bewertungsschlüssel, an den sich auch der<br />
Bewertungsmodus des ADAC im wesentlichen<br />
anschließt, werden dann alle Messstellen einer<br />
Gesamtbewertung unterzogen. Dem ADAC-<br />
Sommerservice werden von den teilnehmenden<br />
Regionen die gleichen Daten und dar<strong>über</strong> hinaus<br />
oftmals noch weitere Werte zur Verfügung gestellt.<br />
Die Ergebnisse der vergangenen Saison werden in<br />
den Ausgaben 3/03 und 4/03 der ADAC-motorwelt<br />
in Form von Übersichtskarten veröffentlicht.<br />
1.2 Die EU-Richtlinie zur hygienischen Badegewässerqualität<br />
Ende der 60er Jahre beriet die Weltgesundheitsorganisation<br />
der Vereinten Nationen <strong>über</strong> Richtlinien<br />
zum Schutz der Bevölkerung gegen Verschmutzungen<br />
in Freizeitgewässern. In Anlehnung an die<br />
damals von Medizinern empfohlenen Überwachungskriterien,<br />
Analysenmethoden und tolerierbaren<br />
Höchstwerte verabschiedete der Rat der Europäischen<br />
Gemeinschaft am 8. Dezember 1975 die<br />
Richtlinie <strong>über</strong> die Qualität der Badegewässer.<br />
Hierin wurden die zu untersuchenden Parameter, die<br />
Messhäufigkeit, die Analysemethoden und die<br />
Durchführung der Überwachung festgelegt. In den<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 9<br />
darauffolgenden Jahren wurde die Richtlinie in den<br />
jeweiligen nationalen Gesetzgebungen der Mitgliedsstaaten<br />
umgesetzt. Damit sollten sich also,<br />
zumindest von ihrer Grundlage her, die Richtlinien<br />
in allen EU-Ländern entsprechen. Dennoch gibt es<br />
weiterhin Unterschiede. So wurden beispielsweise in<br />
Frankreich die Analysemethoden modifiziert und in<br />
Italien gelten strengere zulässige Höchstwerte. In<br />
Spanien und Frankreich wird die Praxis, Badeverbote<br />
zu verhängen, teilweise sehr zurückhaltend<br />
gehandhabt. Andere europäische Staaten, die nicht<br />
Mitglieder der EU sind, aber deren Gewässer der<br />
ADAC-Sommerservice berücksichtigt, wie die<br />
Schweiz, Ungarn, Slowenien und Kroatien haben<br />
abweichende Bestimmungen.<br />
1.3 Bakterielle Verschmutzungen beeinflussen<br />
die Badegewässerqualität<br />
Das wichtigste Ziel der Überwachung der Badegewässer<br />
ist es, möglichen gesundheitlichen Schaden<br />
von den Badenden fern zu halten. Das Risiko, sich<br />
mit Krankheiten anzustecken, besteht <strong>über</strong>all dort,<br />
wo möglicherweise krank machende Bakterien im<br />
Wasser sind und durch Körperöffnungen oder durch<br />
Wunden in den Körper eindringen können. Deshalb<br />
muss gewährleistet sein, <strong>das</strong>s der Gehalt an Krankheitserregern<br />
im Wasser so gering ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Risiko einer Ansteckung sehr klein oder im besten<br />
Fall <strong>über</strong>haupt nicht vorhanden ist.<br />
Aus Erfahrungswerten epidemiologischer Untersuchungen<br />
wurden in der EU-Richtlinie Grenzwerte<br />
festgelegt, die so niedrig gewählt wurden, <strong>das</strong>s bei<br />
ihrer Einhaltung keine Ansteckungsgefahr beim<br />
Baden in einem Gewässer zu befürchten ist. Da es<br />
bei der Analyse eines Gewässers mit unbekannter<br />
Bakterienzusammensetzung jedoch nicht klar ist,<br />
nach welchen speziellen Krankheitserregern gesucht<br />
werden muss, werden bestimmte Indikatororganismen<br />
gemessen. Diese Keime, die zur Gruppe der<br />
sogenannten coliformen Bakterien gezählt werden,<br />
gehören zu den normalen Besiedlern des menschlichen<br />
und tierischen Darms und lassen sich im<br />
Gegensatz zu den meisten Krankheitserregern relativ<br />
einfach nachweisen. Die Untersuchung der Wasserproben<br />
nach Indikatororganismen hat sich bewährt.<br />
Sie ermöglicht es, rasche und kostengünstige Befunde<br />
zu erstellen. Im Verdachtsfall, wenn Grenzwerte<br />
<strong>über</strong>schritten wurden, werden die Proben in den<br />
meisten Regionen auf weitere speziellere Krankheitserreger<br />
wie Streptokokken, Salmonellen und<br />
Darmviren hin untersucht. Die Analysen für diese<br />
Gruppen von Krankheitserregern sind jedoch aufwendiger,<br />
langwieriger und kostspieliger.<br />
1.4 Grenzwerte und Richtwerte
Für alle zu messenden Parameter sieht die EU-<br />
Richtlinie einen zwingenden Wert als Obergrenze<br />
vor. Dieser Grenzwert muss nach der EU-Richtlinie<br />
eingehalten werden. Dar<strong>über</strong> hinaus wurden in der<br />
EU-Richtlinie sog. Richtwerte festgelegt, die deutlich<br />
unter den Grenzwerten liegen und die als<br />
Zielmarke für die Erreichung einer dauerhaft guten<br />
Badegewässerqualität dienen sollen. Maßnahmen<br />
zur Verringerung von Einleitungen und Verschmutzungen<br />
orientieren sich an diesen Werten. Die Richt-<br />
und Grenzwerte der EU für die mikrobiologischen<br />
Parameter sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:<br />
Parameter<br />
Gesamtkoliforme<br />
kbE/100ml<br />
Fäkalkoliforme<br />
kbE/100 ml<br />
Fäkalstreptokokken<br />
kbE /100 ml<br />
Salmonellen<br />
kbE/ 1000 ml<br />
Richtwert <br />
Grenzwert<br />
500 10.000<br />
100 2.000<br />
100 -<br />
0 0<br />
Vergleicht man die Anzahl der Badeverbote in den<br />
verschiedenen Ländern im Datenanhang dieses<br />
<strong>Bericht</strong>es, so fällt auf, <strong>das</strong>s in Italien deutlich öfter<br />
temporäre Badeverbote verhängt wurden als in den<br />
anderen am Service teilnehmenden Ländern. Grund<br />
hierfür ist, <strong>das</strong>s in Italien bereits bei vergleichsweise<br />
geringen hygienischen Belastungen vorsorgliche<br />
Badeverbote ausgesprochen werden. Die italienische<br />
Gesetzgebung sieht, wie die nachfolgende Tabelle<br />
zeigt, für die Hygieneparameter deutlich niedrigere<br />
Grenzwerte vor als dies in den anderen Ländern<br />
Europas der Fall ist:<br />
Parameter<br />
italienischer<br />
Grenzwert<br />
Gesamtkoliforme kbE/100ml 2 000<br />
Fäkalkoliforme<br />
kbE/100 ml<br />
100<br />
Fäkalstreptokokken<br />
kbE /100 ml<br />
100<br />
Salmonellen<br />
kbE/ 1000 ml<br />
0<br />
1.5 Physikalische und chemische Parameter<br />
sind weitere Kriterien für die Wasserqualität<br />
Neben den mikrobiologischen Untersuchungen<br />
werden an den Messstellen noch verschiedene<br />
physikalische und chemische Parameter bestimmt.<br />
So wird der Säuregrad (pH-Wert) gemessen, die<br />
Färbung bestimmt, es wird bei der Probennahme auf<br />
Ölgeruch, einen möglichen Ölfilm oder eine<br />
Schaumbildung geachtet. Weiter wird <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
von treibenden Stoffen wie Teer, Holz,<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 10<br />
Kunststoff oder Flaschen notiert und es wird die<br />
Trübung des Wassers gemessen.<br />
1.6 Auf Umweltgifte wird bei Verdacht getestet<br />
Andere Stoffe, die als Zeichen von Verschmutzung<br />
gelten, werden nicht routinemäßig getestet. Besteht<br />
der Verdacht, Pestizide, Schwermetalle, Blausäureverbindungen<br />
oder hohe Phosphat- und Nitratmengen<br />
könnten ins Wasser gelangt sein, werden entsprechende<br />
spezifische Analysen angesetzt.<br />
1.7 Probennahme<br />
Die EU-Richtlinie sieht in der Regel die Probennahme<br />
im vierzehntägigen Rhythmus für jede<br />
Probennahmestelle vor. Die Stelle soll bei normalem<br />
Badebetrieb den Badebereich repräsentieren. Badebereiche<br />
sind laut Definition die Abschnitte eines<br />
Gewässers, welche die üblichen Einrichtungen einer<br />
Badestelle besitzen. Hierzu gehören u.a. Umkleiden,<br />
Duschen, Toilette, Strandliegen und Sonnenschirme.<br />
Daneben sollten aber auch alle anderen Bereiche, an<br />
denen sich häufig Badende aufhalten, als Badestellen<br />
ausgewiesen und regelmäßigen Kontrollen<br />
unterzogen werden. Stellen, die permanent Gesundheits-<br />
oder Sicherheitsrisiken aufweisen, müssen laut<br />
EU-Richtlinie durch entsprechende Beschilderung<br />
als zum Baden ungeeignet gekennzeichnet werden.<br />
Der Messrhythmus kann nach EU-Richtlinie von<br />
zweimal auf einmal monatlich reduziert werden,<br />
wenn in den vorangegangenen Jahren die Analysen<br />
ständig Ergebnisse lieferten, die deutlich unter den<br />
Richtwerten lagen und im Untersuchungsbereich<br />
keine neue mögliche Verschmutzungsursache<br />
hinzugetreten ist.<br />
Die Durchführung der Probennahmen obliegt meist<br />
den lokalen oder staatlichen Gesundheits- oder<br />
Umweltämtern. Die mikrobiologischen Untersuchungen<br />
werden meist in staatlichen Labors durchgeführt.<br />
In manchen Regionen werden dar<strong>über</strong><br />
hinaus auch private Labors mit den Analysen beauftragt.<br />
Zu den nationalen und regionalen Verfahrensweisen<br />
im Einzelnen sei auf die nachstehenden<br />
Regionalberichte verwiesen.<br />
1.8 Daten für den ADAC-Sommerservice<br />
Den Regionalbearbeitern des ADAC-Sommerservice<br />
werden von den jeweiligen Behörden und Labors die<br />
Originalmessdaten der aktuellen Untersuchungen<br />
nach Abschluss der Analysen zur Verfügung gestellt.<br />
Leider bestehen bezüglich der Weiterleitung<br />
der Daten große zeitliche Schwankungen, die vor<br />
allem an verschiedenen Verfahrenstechniken und am<br />
unterschiedlichen Personalstand der Labors und<br />
Behörden liegen. In den meisten Regionen werden<br />
die Daten jedoch innerhalb kürzester Zeit an den<br />
Regionalbearbeiter weitergeleitet. In vielen Regio-
nen werden die Regionalbearbeiter auch telefonisch<br />
oder per Fax benachrichtigt, wenn unvorhergesehene<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen gemessen wurden oder<br />
sonstige besondere Vorkommnisse mit Auswirkung<br />
auf den Badebetrieb eingetreten sind.<br />
1.9 Die aktuelle Bewertung während der Saison<br />
Sobald die Messdaten den Regionalbearbeiter<br />
vorliegen, werden diese nach einem internen Bewertungsschema<br />
ausgewertet. Hierbei hat <strong>das</strong> aktuelle<br />
Messergebnis <strong>das</strong> stärkste Gewicht. Die zurückliegenden<br />
Messwerte gehen mit einer geringeren<br />
Gewichtung in die Bewertung ein. Hierdurch kann<br />
neben der Bewertung der aktuellen Situation auch<br />
eine Aussage <strong>über</strong> die langfristige Qualität einer<br />
Badestelle getroffen werden. Die Badegewässerqualität<br />
wird schließlich mit einer Note auf einer Skala<br />
von 1 bis 4 (1 = sehr gut; 2 = gut, 3 = belastet; 4 =<br />
stark belastet) angegeben. Diese Bewertung wird<br />
während der Zeit des Sommerservice wöchentlich<br />
für <strong>über</strong> 4000 Messpunkte in Europa aktualisiert und<br />
an den Verbraucher und die Medien weitergegeben.<br />
1.10 Die Jahresabschlussbewertung<br />
Neben der aktuellen Bewertung der Badestellen wird<br />
alljährlich nach Ende der Badesaison eine Gesamtbewertung<br />
der Messstellen für die zurückliegende<br />
Saison vorgenommen. Diese Bewertung wird in<br />
Anlehnung an <strong>das</strong> Bewertungsschema der EU<br />
durchgeführt. Im Gegensatz zu der Bewertung durch<br />
die EU wird hierbei nicht nur zwischen “konform”<br />
und “nicht konform” unterschieden sondern es wird<br />
auch hier eine Bewertung von 1 bis 4 (1 = sehr gut;<br />
2 = gut; 3 = zeitweilig belastet; 4 = häufiger belastet)<br />
vorgenommen, die für den interessierten Bürger eine<br />
Einschätzung der Gewässersituation vor Ort erleichtert.<br />
1.11 Die Strandqualität<br />
Außer der <strong>Bericht</strong>erstattung <strong>über</strong> die Wasserqualität<br />
an den Urlaubsorten nehmen die Regionalbearbeiter<br />
auch eine Erfassung und Begutachtung der örtlichen<br />
Strände vor. Hierzu werden in den kleineren Regionen<br />
alle Strände mindestens einmal pro Saison<br />
begangen. In größeren Regionen, die mitunter bis zu<br />
750 offizielle Messpunkte haben können, werden die<br />
Strandinformationen entsprechend seltener erhoben.<br />
Bei der Strandbegutachtung werden die geographischen<br />
Gegebenheiten wie Länge, Breite, Untergrund,<br />
Steilheit und Material festgehalten. Ebenso<br />
werden touristische Einrichtungen wie Duschen,<br />
Toiletten, Liegestühle, Sonnenschirme und Spielplätze<br />
kontrolliert. Auch Sicherheitseinrichtungen<br />
wie Rettungswacht, Erste-Hilfe-Station, Rettungsboote<br />
und Warneinrichtungen werden erfasst.<br />
Abschließend werden die Strandsauberkeit, die Art<br />
der Müllentsorgung, die Häufigkeit der Reinigung<br />
und eventuelle Gefährdungen wie Bootsverkehr,<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 11<br />
Abwassereinleitungen oder unmittelbarer Straßenverkehr<br />
berücksichtigt, um dann zu einem Gesamturteil<br />
zu gelangen. Hier werden auf einem Kriterienkatalog<br />
mit Mindestanforderungen die Bewertungskategorien<br />
ermittelt.<br />
Bei der Bewertung der Strände wird seit 1996 mit<br />
Naturstränden gesondert verfahren. Die Bezeichnung<br />
Naturstrand soll verdeutlichen, <strong>das</strong>s der Strand<br />
nicht bewirtschaftet wird und deshalb <strong>über</strong> viele<br />
Einrichtungen, wie zum Beispiel Rettungswachen<br />
und sanitäre Einrichtungen nicht verfügt. Hiermit<br />
wäre er im Vergleich zu anderen Stränden schlechter<br />
zu bewerten. Dennoch kann der Naturstrand ausgezeichnet<br />
sauber, landschaftlich schön und ursprünglich<br />
sein. Es kann aber auch zu Anschwemmungen<br />
von Müll kommen, der dann monatelang nicht<br />
geräumt wird. Um diesen Unwägbarkeiten im<br />
Positiven wie im Negativen gerecht zu werden,<br />
wurden diese Strände aus dem herkömmlichen<br />
Bewertungsschema genommen und mit dem Hinweis<br />
Naturstrand geführt. Besonderheiten zu den<br />
Strandbewertungen finden sich in den nachfolgenden<br />
Regionalberichten. Die Bewertungen der einzelnen<br />
Strände sind im Datenanhang aufgeführt.<br />
2. Das Spannungsfeld Tourismus und Natur<br />
Badeurlaub steht immer im Zusammenhang mit der<br />
Nutzung von Natur. Sei es beim Baden am Strand,<br />
beim Camping auf dem Zeltplatz hinter den Dünen,<br />
durch die Anlage von Hotels oder bei der Entsorgung<br />
von Müll und Abwasser. Vor diesem Hintergrund<br />
steht der dritte große Themenkomplex, der im<br />
Rahmen des ADAC-Sommerservice bearbeitet wird.<br />
Die Informationsbeschaffung schließt auch Recherchen<br />
und wissenschaftliche Erklärungen für Phänomene<br />
ein, die dem Touristen vor Ort oder noch vor<br />
der Reise zu Hause unangenehm sind, Angst einjagen<br />
oder zumindest verunsichern. Die Algenschleimkatastrophe<br />
an der Oberen Adria 1989 war<br />
z. B. ein solches Problem. Es veranlasste damals den<br />
ADAC zur Einrichtung eines Infotelefons mit<br />
wissenschaftlicher Beratung.<br />
Noch immer und in immer stärkerem Maße sind<br />
solche “Kapriolen der Natur” oder “Warnsignale”,<br />
wie sie auch bisweilen bezeichnet werden, von<br />
größtem Interesse sowohl bei den Medien als auch<br />
beim Verbraucher. Mittlerweile können viele Erscheinungen,<br />
die alljährlich wieder auftreten, sehr<br />
detailliert und sachkundig erklärt werden. Die<br />
Regionalbearbeiter vor Ort sorgen für eine ständige<br />
Aktualisierung der Erkenntnisse und ihrer lokalen<br />
Spezifika. Die <strong>HYDRA</strong>-Zentrale in Konstanz, wo<br />
alle Informationen zusammenlaufen, dient seit<br />
einigen Jahren als Quelle wissenschaftlicher Hintergrundinformation<br />
für die Medien. Die <strong>über</strong> die<br />
Verteiler des ADAC veröffentlichten Sachinformationen<br />
werden in zahlreichen Interviews und Fern-
sehbeiträgen vertieft. Ganz spezielle Urlauberanfragen,<br />
die ein wissenschaftliches Thema zum Hintergrund<br />
haben, werden individuell telefonisch beantwortet.<br />
Da die häufigsten Themen inzwischen aber<br />
umfassend erarbeitet sind, stehen die Informationen<br />
hierzu auch <strong>über</strong> die Infodienste des ADAC zur<br />
Verfügung.<br />
2.1 Naturtourismus<br />
Tourismus ist einer der fundamentalen Aspekte der<br />
heutigen Wohlstandsgesellschaft und für viele<br />
Länder ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die<br />
extrem negativen Folgen des Tourismusbooms der<br />
60er-Jahre in Italien, der 70er-Jahre in Spanien und<br />
der 80er-Jahre in der Türkei sind vielen von uns<br />
hinlänglich bekannt: Hotelburgen, <strong>über</strong>füllte Strände,<br />
Umweltverschmutzung, Umweltzerstörung.<br />
Eine weitere Aufgabe des ADAC-Sommerservice ist<br />
es, zu untersuchen und zu beurteilen, inwieweit<br />
diese Attribute in den Urlaubsländern zutreffen und<br />
wie weit <strong>das</strong> Ausmaß in der jeweiligen Region<br />
wirklich ist. Die Erkenntnis, <strong>das</strong>s die ungehemmte<br />
Nutzung natürlicher Ressourcen nicht dauerhaft<br />
betrieben werden kann, sondern <strong>das</strong>s sich die Natur<br />
aufbraucht, folgte dem Boom in schnellen Schritten<br />
nach. Die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse<br />
in Maßnahmen zur Sanierung und Wiederherstellung<br />
findet langsam, oft schleppend statt, obwohl sie dort,<br />
wo sie stattfindet, fast <strong>über</strong>all prompt Erfolge zeigt.<br />
In den fortschrittlichsten Zonen, manchmal einzelne<br />
Kommunen, manchmal ganze Regionen, gehen jetzt<br />
Konzepte zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung und<br />
zum Schutz der gerade auch ökonomisch so wichtigen<br />
Natur in die ersten Phasen. Es bleibt zu wünschen,<br />
<strong>das</strong>s dieser Trend anhält und auch in diesem<br />
Bereich die klassischen und auch neuen Ferienregionen<br />
miteinander in Wettstreit um die Gunst der<br />
Urlauber treten.<br />
2.2 Abwasserentsorgung<br />
Der Bereich Abwasserentsorgung war der erste, in<br />
dem sich die Einsicht zur Notwendigkeit durchsetzte,<br />
zügig Maßnahmen ergreifen zu müssen. Hier<br />
waren die Folgen des Massentourismus deutlich zu<br />
spüren, da die in immer größerer Menge anfallenden<br />
Abwässer in direkter Nachbarschaft der Ferienorte<br />
ungeklärt ins Meer flossen. Der ökologische und<br />
hygienische Kollaps war un<strong>über</strong>sehbar, und die<br />
Gäste, die nicht mehr in verschmutztem Wasser<br />
schwimmen mochten, zogen zum Urlaub in andere<br />
Gebiete ab. Somit folgte der ökologischen Katastrophe<br />
der ökonomische Kollaps der betroffenen<br />
Regionen.<br />
Um die Situation in den Griff zu bekommen, wurden<br />
groß angelegte Image-Kampagnen ins Leben gerufen.<br />
Doch einzig die Tatsache, <strong>das</strong>s sich am Zustand<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 12<br />
der Badegewässer spürbar etwas verbesserte, brachte<br />
die Touristen zurück in die vorher verschmutzten<br />
Urlaubsländer. Inzwischen sind die meisten Touristenhochburgen<br />
mit ausreichenden Kläranlagen<br />
versorgt, so <strong>das</strong>s an offiziellen Stränden nur noch<br />
selten mit erheblichen Belastungen durch Abwasser<br />
gerechnet werden muss. Nach wie vor stellen aber<br />
sämtliche Einmündungen von Flüssen, Kanälen,<br />
Regen<strong>über</strong>läufen und Häfen Verschmutzungsquellen<br />
dar, da diese die Hinterlassenschaften der oftmals<br />
mangelhaften Abwasserentsorgungen aus dem<br />
Hinterland an die Küsten verfrachten. Die direkt am<br />
Meer oder den großen Seen gelegenen Gemeinden<br />
verdienen am Tourismus und sind darauf angewiesen,<br />
ihre Abwasserentsorgung mitunter mit hohen<br />
finanziellen Aufwand zu bewältigen. Die im Hinterland<br />
gelegenen Gemeinden jedoch partizipieren nur<br />
in geringen Maße vom Tourismusgeschäft an der<br />
Küste und haben folglich ein geringeres Interesse<br />
und auch nicht Mittel, ihre Abwassereinleitungen in<br />
Bäche oder Flüsse zu reduzieren. Manche Küstenstädte<br />
entsorgen deshalb inzwischen <strong>das</strong> Hinterland<br />
mit, um einer Verschmutzung ihrer Strände zu<br />
entgegenzuwirken. Das gesteigerte Bewusstsein der<br />
Urlauber sowie <strong>Informationsprogramm</strong>e wie der<br />
ADAC-Sommerservice, der immer wieder auf<br />
dauernde Verschmutzungen hinweist, tragen dazu<br />
bei, <strong>das</strong>s der notwendige politische Druck entsteht,<br />
dem Maßnahmen auf dem Entsorgungssektor auch<br />
im Hinterland der Urlaubsregionen folgen.<br />
2.3 Müll an Land - Müll im Meer<br />
Im Gegensatz zu der Abwasserproblematik liegt in<br />
bezug auf die Müllentsorgung in den meisten Regionen<br />
noch vieles im Argen. So gehören von stinkenden<br />
Müllsäcken gesäumte Straßen, wochenlang<br />
nicht geleerte und <strong>über</strong>volle Container und wilde<br />
Müllplätze in vielen Urlaubsgebieten zum gewohnten<br />
Erscheinungsbild.<br />
Immer wieder berichten die Regionalbearbeiter des<br />
ADAC-Sommerservice von Müllanschwemmungen<br />
an den Badestränden. Dies hat in einigen Fällen zu<br />
regelrechten Revolten und Protestaktionen seitens<br />
der Touristen geführt, die den Regionen eine<br />
schlechte Presse und in der nachfolgenden Saison<br />
Einbußen in den Kassen brachten. Leider nehmen<br />
die eigentlichen Verursacher, nämlich die Touristen<br />
selbst, die Misere meist erst dann war, wenn sie<br />
unmittelbar davon betroffen sind. So wird konsequent<br />
umweltverantwortliches Verhalten oftmals<br />
belächelt und als Wollsockentourismus bezeichnet.<br />
Die Müllberge türmen sich aber nicht zuletzt auch<br />
deshalb alljährlich in den Urlaubsländern auf, weil<br />
die Gesetzgebungen der Länder umweltverträgliches<br />
Verhalten nicht honorieren und die Recyclingbemühungen<br />
der jährlich steigenden Müllproduktion<br />
hinterherhinken. Hier ist ein grundsätzliches Umdenken<br />
notwendig, <strong>das</strong> jedoch nur allmählich in den
Köpfen der Verantwortlichen erwächst. Der ADAC-<br />
Sommerservice versucht zu einer Verbesserung der<br />
Situation beizutragen, indem die Touristen <strong>über</strong><br />
Pressemitteilungen, Telefonansagen und <strong>über</strong> die<br />
Medien dazu aufgefordert werden, nur wenig potentiellen<br />
Müll in die Urlaubsländer zu tragen und bei<br />
Käufen am Urlaubsort möglichst auf Mehrwegverpackungen<br />
zu achten. Außerdem wird versucht, bei<br />
den verantwortlichen Stellen ein entsprechendes<br />
Bewusstsein zu erwirken und es werden Alternativen<br />
zu den herkömmlichen Konzepten vorgeschlagen.<br />
In der Strandbewertung des ADAC-<br />
Sommerservice wird die Mülltrennung vor Ort u.a.<br />
auch als Bewertungskriterium herangezogen. Hierdurch<br />
werden zukünftig Strandbetreiber dazu motiviert,<br />
die entsprechenden Einrichtungen zu schaffen.<br />
2.4 Trinkwasser<br />
In den vergangenen Jahren musste immer wieder<br />
<strong>über</strong> die ADAC-Servicetelefone in einigen Regionen<br />
von dem Gebrauch des Leitungswassers abgeraten<br />
werden. In anderen Regionen, vor allem auf Inseln,<br />
musste <strong>das</strong> Trinkwasser rationiert werden, da die<br />
Versorgung durch Wasserschiffe in den heißen<br />
Sommermonaten nicht mehr gewährleistet war.<br />
Besonders in den Mittelmeerländern wird die Ressource<br />
Wasser immer mehr zur Mangelware. Dies<br />
mag einerseits klimatische und geographische<br />
Ursachen haben, andererseits entsteht der Mangel<br />
aber auch durch den enorm gestiegenen Verbrauch<br />
durch Industrie, Landwirtschaft und Tourismus.<br />
3. Ökologische Phänomene<br />
Im folgenden werden einige ökologische Phänomene<br />
angesprochen, die alljährlich den Badebetrieb<br />
beeinflussen und <strong>über</strong> die im Rahmen des ADAC-<br />
Sommerservice berichtet wird. Den ADAC erreichen<br />
jedes Jahr viele Anfragen der Mitglieder und<br />
der Presse, die auf eine Verunsicherung seitens der<br />
Sensationspresse zurückzuführen sind. Oftmals<br />
werden normale oder harmlose Erscheinungen an<br />
den Küsten zu Horrormeldungen hochstilisiert.<br />
Wichtige Sachverhalte werden dagegen selten<br />
aufgegriffen, weil sie sich nicht als Schlagzeile<br />
eignen. Der ADAC-Sommerservice sieht es hier als<br />
seine Aufgabe an, die Touristen nicht nur mit verständlichen<br />
und dennoch wissenschaftlich einwandfreien<br />
Informationen zu versorgen, er liefert in den<br />
meisten Fällen auch umsetzbare Verhaltensempfehlungen,<br />
mit denen der Badegast nötigenfalls der<br />
Situation am Urlaubsort begegnen kann. Vielfach<br />
kann nach verunsichernden Veröffentlichungen der<br />
Boulevardpresse auch generell Entwarnung gegeben<br />
werden, da wissenschaftliche Sachverhalte von den<br />
Journalisten falsch verstanden oder falsch wiedergegeben<br />
wurden.<br />
3.1 Eutrophierung<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 13<br />
Als eutrophiert wird ein Gewässer bezeichnet, wenn<br />
ihm von außen mehr Nährstoffe zugeführt werden,<br />
als es im natürlichen Gleichgewicht braucht und<br />
verbrauchen kann. Eutroph könnte in diesem Zusammenhang<br />
mit (zu) gut genährt <strong>über</strong>setzt werden.<br />
Unter Nährstoffen versteht man hier vornehmlich<br />
Stoffe, die von Pflanzen im Wasser, meist Algen,<br />
zum Aufbau und Betrieb ihrer Körpersubstanz<br />
verbraucht werden. Da Pflanzen ihren Brennstoff<br />
aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe des Sonnenlichts<br />
in der Photosynthese herstellen, sind es die<br />
pflanzenverfügbaren Nährstoffe, v.a. Phosphate und<br />
Nitrate, die zum Aufbau von Pflanzenmaterial<br />
dienen. Je mehr Nitrate und Phosphate im Wasser<br />
gelöst vorliegen, desto besser können die Pflanzen,<br />
meist mikroskopisch kleine, schwebende einzellige<br />
Algen, wachsen und sich vermehren, vorausgesetzt<br />
es steht genügend Sonnenlicht zur Verfügung. Die<br />
Problematik der Eutrophierung besteht darin, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong> massenhaft produzierte Pflanzenmaterial später<br />
abstirbt und bei der nachfolgenden bakteriellen<br />
Zersetzung der gesamte Sauerstoff am Gewässergrund<br />
verbraucht wird. Dies führt dann im Extremfall<br />
zu einem Absterben der gesamten Lebensgemeinschaft<br />
in dem betroffenen Gewässer.<br />
3.2 Algenblüten<br />
Erste Anzeichen für eine Eutrophierung kann eine<br />
Massenentwicklung von Mikroalgen sein, eine<br />
sogenannte „Algenblüte“. Algen enthalten Farbstoffe.<br />
Steigt der Gehalt von Algenzellen im Wasser<br />
stark an, sieht <strong>das</strong> Wasser bald gefärbt aus. Grüne,<br />
beige und braune Farbtöne herrschen vor, eine<br />
besondere Algengruppe "blüht" in roten Farbtönen<br />
und hat im Fachjargon den Begriff red tide (Rote<br />
Tide) geprägt. Algenblüten sind bis auf wenige<br />
Ausnahmen für den Badeurlauber ungefährlich.<br />
Manche Algenarten tragen jedoch Giftstoffe in sich,<br />
die Fische oder andere Meerestiere schädigen<br />
können. Auch dem Menschen können die sogenannten<br />
Algentoxine gefährlich werden, da z. B. Muscheln<br />
die Algen als Nahrung aus dem Wasser<br />
filtrieren und deren Gift, ohne selbst davon betroffen<br />
zu werden, in ihrem Körper einlagern. Essen wir nun<br />
nach dem ungefährlichen Bad in der Algenblüte<br />
abends unsere Meeresfrüchte-Paella oder unseren<br />
Muscheltopf, können sich ernste Gesundheitsprobleme<br />
einstellen. Von Durchfallerkrankungen bis hin<br />
zu Lähmungen und Kreislaufversagen reichen die<br />
Auswirkungen verschiedener Algengifte. Damit es<br />
nicht soweit kommt, werden die in den Verkauf<br />
gehenden Muscheln i. d. R. auf Algentoxine untersucht.<br />
Tritt in einem Meeresgebiet eine Algenblüte<br />
auf, wird die Muschelfischerei streng <strong>über</strong>wacht und<br />
gegebenenfalls, mit einem befristeten Fang- und<br />
Verkaufsverbot belegt.
3.3 Algenschleim<br />
Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, <strong>das</strong> im<br />
Zusammenhang mit einer Massenvermehrung von<br />
bestimmten Algen zu einer Beeinträchtigung des<br />
Badebetriebes führen kann. Bestimmte Algenarten<br />
sondern schleimige Substanzen ab, die sich dann zu<br />
einer zähen Schleimschicht verbinden, in der neben<br />
den Algen und den Schleimabsonderungen auch<br />
andere organische Partikel gefangen sind. Der<br />
Schleim, den jede der vielen hunderttausend Algenzellen<br />
pro Liter Wasser bildet, verklumpt und formt<br />
zunächst kleine Flöckchen, die auch als „Meeresschnee“<br />
bezeichnet werden. Diese Flöckchen können,<br />
wenn die Algenentwicklung anhält, zu Fäden<br />
oder kleinen netzartigen Gebilden von mehreren<br />
Zentimetern Länge zusammenkleben. Schließlich<br />
bilden sich meterlange watteartige Gebilde, die im<br />
Wasser schweben und in denen sich wie in einem<br />
Netz sehr viele andere Organismen verfangen. Nach<br />
einiger Zeit entstehen durch die Verwesung kleinster<br />
Tierchen und durch die Photosynthesetätigkeit der<br />
Algen Gasblasen in diesen Schleimwatten und<br />
führen dazu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesamte Material an die<br />
Meeresoberfläche treibt. Ähnliches kann man im<br />
Sommer in kleinen Tümpeln oder Pfützen im Süßwasser<br />
beobachten. An der Oberfläche zersetzen<br />
sich nun die Organismen und verbreiten einen<br />
unangenehmen Geruch. Ganze Buchten waren 1989<br />
an der Oberen Adria mit diesen bräunlichen, gärenden<br />
Algenschleimmatten bedeckt. Wissenschaftler<br />
konnten damals bei Überwachungsflügen lange<br />
Bänder aus dem Material entlang der Küste erkennen.<br />
Diese weithin sichtbaren Verschmutzungen<br />
fügten dem Tourismus großen Schaden zu. Für den<br />
unter den Algenmatten befindlichen Lebensraum<br />
war die Situation jedoch noch verheerender: An<br />
manchen Stellen sank nach stärkerem Wellengang<br />
ein Großteil des Algenschleims ab und <strong>über</strong>deckte<br />
den gesamten Meeresboden. Die Folge waren hier<br />
Sauerstoffmangelsituationen, die in Folge der<br />
bakteriellen Zersetzung des Materials auftraten.<br />
Trotz des anhaltend sehr warmen Sommers trat<br />
beispielsweise 1999 an der Adria kein Algenschleim<br />
auf. Dies mag ein Anzeichen dafür sein, <strong>das</strong>s für ein<br />
<strong>über</strong>mäßiges Algenwachstum an der Adria allein die<br />
Faktoren Wärme und Licht nicht ausreichen. Die<br />
Bedingungen, die hier zu einer Überproduktion von<br />
Biomasse führen, sind wesentlich komplizierterer<br />
Natur, so <strong>das</strong>s es bis heute keine eindeutigen Erklärungen<br />
für <strong>das</strong> Auftreten bzw. Ausbleiben des<br />
Algenschleimes gibt.<br />
3.4 Mikroalgen - Makroalgen<br />
Den erwähnten Mikroalgen gegen<strong>über</strong>gestellt<br />
werden die hauptsächlich im Meer lebenden, festgewachsenen<br />
Großalgen, die Makroalgen. Die<br />
meisten dieser Pflanzen bestehen entweder aus<br />
einem verzweigten oder unverzweigten Zellfaden<br />
oder einem blattähnlichen Gebilde, <strong>das</strong> verzweigt<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 14<br />
oder unverzweigt sein kann. Merkmale wie bei uns<br />
von Land her bekannten Pflanzen wie Wurzel,<br />
Stängel, Blüten oder Früchte gibt es bei diesen sehr<br />
einfachen Pflanzen nicht. Wie die Mikroalgen sind<br />
auch sie zu ihrem Gedeihen auf Phosphate und<br />
Nitrate aus dem Wasser angewiesen. Ohne Wurzeln,<br />
nur mit einer plattenartigen Haftscheibe am Untergrund<br />
festgewachsen, können Algen aus dem Boden<br />
keine Nährstoffe beziehen. Deshalb reagieren auch<br />
die Makroalgen auf Eutrophierung mit verstärktem<br />
Wachstum. Da die meisten Makroalgen zudem nur<br />
auf festem Untergrund, wie Felsboden oder künstlichen<br />
Materialien wie Betonmauern, Stahlpfeilern<br />
oder Holzpfählen siedeln können, ist ihr Vorkommen<br />
eingeschränkt. In der westlichen Adria treten<br />
sie beispielsweise gehäuft an den Blockschüttungen<br />
und Steinmolen der Wellenbrecher auf. An Felsküsten<br />
bestimmen sie maßgeblich die Unterwasserlandschaft.<br />
In den flachen Sand- und Schlickbereichen<br />
des Nordseewatts treten ebenfalls Makroalgen auf.<br />
Wenige Arten verankern sich im lockeren Boden<br />
oder sind an Muschelschalen festgeheftet. "Die<br />
Algen" sind noch immer <strong>das</strong> Schreckgespenst vieler<br />
Badeurlauber, dabei geht gerade von den sichtbaren<br />
Makroalgen <strong>über</strong>haupt keine Gefahr aus. Dies gilt<br />
auch für die weiter unten beschriebene „Killeralge“<br />
Caulerpa taxifolia. Diese aus den Tropen stammende<br />
Grünalge wird nämlich nur deshalb Killeralge<br />
genannt, weil sie durch ihr extrem schnelles Wachstum<br />
den gesamten Meeresboden an einigen Stellen<br />
im Mittelmeer <strong>über</strong>wächst und so anderen Lebewesen<br />
ihre Siedlungsräume und somit die Existenzgrundlage<br />
entzieht. Für den Menschen ist sie, trotz<br />
immer wieder auftauchender gegenteiliger Presseberichte,<br />
absolut ungefährlich. Wegen ihrer hohen<br />
ökologischen Bedeutung ist Caulerpa taxifolia im<br />
folgenden noch ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />
Allenfalls ein ästhetisches Problem erwächst aus<br />
Anhäufungen von verschiedenen im Sturm abgerissenen<br />
Algenarten, die im Badebereich umhertreiben<br />
können. An den Strand geschwemmt kann dieses<br />
Algenmaterial nach einigen Tagen zu einer Geruchsbelästigung<br />
führen, an der <strong>über</strong>wiegenden Zahl<br />
der offiziellen Touristenstrände wird der Spülsaum<br />
aber meist täglich entfernt.<br />
3.5 Seegras<br />
Ebenfalls in großen Mengen im Spülsaum des<br />
Mittelmeeres zu finden sind die Blätter des Seegrases<br />
Posidonia oceanica. Die Seegräser - kleinere<br />
Vertreter kommen auch in der Ost- und Nordsee<br />
vor - gehören anders als die Algen zu den höheren<br />
Pflanzen. Sie haben Wurzeln, Stängel, Blätter,<br />
Blüten und Früchte. Das Mittelmeerseegras bildet<br />
dichte Bestände von der Wasseroberfläche bis in<br />
40 m Tiefe, die an saftige Wiesen erinnern. Ihre<br />
Bedeutung für <strong>das</strong> gesamte Küstenökosystem ist<br />
immens. Seegras dient als Nahrung für viele<br />
Fischarten, als Kinderstube von Krebsen, Fischen
arten, als Kinderstube von Krebsen, Fischen und<br />
Weichtieren und die im Herbst abgeworfenen Blätter<br />
dienen dem gesamten System als Nachschub an<br />
Nährstoffen. Die Bestände sind durch menschlichen<br />
Einfluss dramatisch zurückgegangen. Früher war <strong>das</strong><br />
Mittelmeer rundum von Seegraswiesen gesäumt.<br />
Um die Ballungsgebiete stehen nur noch Reste, und<br />
auch an anderen Orten gehen die Bestände zurück.<br />
Höhere Wassertrübung durch Abspülungen vom<br />
Land, höheres Aufkommen von Mikroalgen als<br />
Lichtkonkurrenten im Zuge von Eutrophierungserscheinungen<br />
und die Belastung mit chemischen<br />
Substanzen, welche die Pflanze schädigen, führen zu<br />
einem schleichenden Rückgang. Ankernde Boote,<br />
Baumaßnahmen und Aufschüttungen zerstören die<br />
empfindlichen Strukturen akut. Eine Chance zur<br />
Regeneration besteht hier kaum. Eine weitere<br />
Bedrohung der Mittelmeer-Seegraswiese stellt seit<br />
einigen Jahren die zuvor angesprochene Grünalge<br />
Caulerpa taxifolia dar.<br />
3.6 Caulerpa taxifolia - die "Killeralge"<br />
Bis zum Jahre 1984 kannte kaum jemand die<br />
schmucke Alge mit den federartigen Blättern und<br />
der frischen grünen Farbe, um die sich in vielen<br />
Aquarien tropische Fische tummelten. Dann jedoch<br />
gelangte diese in den Tropen beheimatete Alge aus<br />
dem Abwasser der Aquarien des Ozeanographischen<br />
<strong>Institute</strong>s von Monaco ins Mittelmeer. Zunächst<br />
unbemerkt, dann gering beachtet, <strong>über</strong>lebte sie die<br />
für sie fremde Umgebung, tolerierte die hier vorherrschenden<br />
ganz und gar untropischen Temperaturen<br />
von unter 12 °C im Winter und breitete sich<br />
langsam aus. Erste Alarmmeldungen einzelner<br />
Wissenschaftler, die vor dem Fremdling warnten,<br />
wurden belächelt und verhallten. Doch dann begann<br />
die rasante Ausbreitung. Caulerpa taxifolia, die<br />
"Eibenblättrige" kann sich aus kleinen abgerissenen<br />
Bruchstücken regenerieren und trat schon bald an<br />
verschiedenen Stellen vor der Côte d'Azur auf. Die<br />
Alge wuchs so gut, <strong>das</strong>s sie die einheimischen<br />
Pflanzen geradezu <strong>über</strong>rollte und sie somit verdrängte.<br />
Längst ist man sich einig, <strong>das</strong>s dies eine ökologische<br />
Gefahr für die küstennahen Lebensräume<br />
bedeutet, zumal bislang alle Versuche, sie zu bekämpfen,<br />
fehlgeschlagen sind. Lediglich kleine, neu<br />
entdeckte Flächen von wenigen Quadratmetern<br />
konnten durch Taucher ausgerissen und nachhaltig<br />
gesäubert werden. Da die Alge so widerstandsfähig<br />
ist, sogar tagelang im Dunkeln an feuchter Luft<br />
<strong>über</strong>leben kann, nimmt man als Verbreitungsmechanismus<br />
die Anker von Sportbooten und die Netze<br />
von Fischern an. Nur so ist es erklärlich, <strong>das</strong>s die<br />
Ausbreitung von Caulerpa taxifolia sprunghaft und<br />
<strong>über</strong> viele hundert Kilometer zu beobachten ist. Der<br />
letzte bekannte italienische Wuchsort lag bis zum<br />
Winter 94/95 bei der Straße von Messina und im<br />
Frühsommer 1995 wurden vor der kroatischen Küste<br />
zwei größere Bestände entdeckt. Ein Ende ist nicht<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 15<br />
abzusehen und bislang ist auch keine wirksame<br />
Maßnahme gefunden worden, die Alge in ihrer<br />
Ausbreitung zu stoppen. Die Folgen für die einheimische<br />
Tier- und Pflanzenwelt ist ebenfalls noch<br />
unklar. Ob sich <strong>das</strong> Gift der Alge in der Nahrungskette<br />
anreichert und damit potentiell dem Menschen<br />
gefährlich werden kann, ist ebenfalls noch nicht<br />
geklärt.<br />
3.7 Haie<br />
Filme wie "Der Weiße Hai" und zahlreiche Dokumentationen<br />
haben <strong>das</strong> Image dieser Meeresbewohner<br />
als blutrünstige Monster und menschenfressende<br />
Ungeheuer tief in unserer Psyche verankert. Ausgelöst<br />
durch Gerüchte oder Meldungen von Haisichtungen<br />
bricht die bei vielen Badegästen latent<br />
vorhandene Angst aus und steigert sich zu hysterischer<br />
Panik. Haie sind normale Bewohner aller<br />
Meere und im Mittelmeer gibt es <strong>über</strong> 20 verschiedene<br />
Arten. In der Oberen Adria werden von Hochseeanglern<br />
regelmäßig vor allem Fuchshaie (Alopias<br />
vulpes) gefangen. Fischern gehen ab und zu verschiedene<br />
andere Arten in die Netze. Seit einigen<br />
Jahren ist bekannt, <strong>das</strong>s Bereiche der Oberen Adria<br />
fernab der Küste als Kinderstube für den Blauhai<br />
(Prionace glaucus) dienen. Blauhaie sind, wie viele<br />
andere Haiarten auch, lebendgebärend, und die<br />
Muttertiere wählen für die Geburt ihrer Nachkommen<br />
günstige Meeresgebiete aus. Eine Gruppe<br />
italienischer Wissenschaftler beschäftigt sich intensiv<br />
mit der Erforschung dieser Raubfische. Durch<br />
Markierungsversuche fand man heraus, <strong>das</strong>s Haie<br />
weite Wanderungen unternehmen. Durch die Zerstörung<br />
ihrer Lebensräume, Umweltverschmutzung und<br />
manche Fischereimethoden sind einige Haiarten<br />
bereits in ihrem Bestand bedroht. Selbstverständlich<br />
handelt es sich bei den meisten Haiarten um Raubfische,<br />
die Fische und andere Meeresbewohner fressen.<br />
Auch dem Menschen können einige Haie<br />
aufgrund ihrer Größe gefährlich werden. Haiangriffe<br />
auf Menschen sind allerdings v. a. in europäischen<br />
Meeren sehr selten. Der letzte in Italien bekannt<br />
gewordene Fall fand vor <strong>über</strong> 15 Jahren statt.<br />
3.8 Quallen<br />
Ein weiteres Thema, <strong>das</strong> Jahr für Jahr von großem<br />
Interesse für die Badeurlauber ist, ist <strong>das</strong> Auftreten<br />
von Quallen vor den Badestränden. Quallen oder<br />
Medusen gehören zur Gruppe der Nesseltiere. Ihr<br />
Körper ähnelt einem flachen oder glockenförmigen<br />
Schirmchen aus Gallerte. Sie sind sehr einfach<br />
aufgebaut, bestehen zum <strong>über</strong>wiegenden Teil aus<br />
Wasser, verfügen aber <strong>über</strong> effektive Mechanismen<br />
zur Verteidigung und zum Beutefang. In Zellen auf<br />
ihrer Körperoberfläche, v. a. auf ihren meist zahlreichen<br />
Tentakeln, tragen sie winzige Kapseln mit<br />
einem Auslösemechanismus. Berührt ein Feind oder<br />
ein Beutetier diese Kapseln, schießen explosionsartig<br />
winzige harpunenartige Fortsätze heraus, bohren
sich in die Haut und entladen durch ihren hohlen<br />
Schaft ein Gift in den Körper des Eindringlings. So<br />
werden Feinde abgeschreckt und Beutetiere gelähmt.<br />
Die Beute wird dann mittels der Tentakel zur Mundöffnung<br />
geführt und verdaut. Quallen unterliegen<br />
einem eigentümlichen Lebenszyklus. Ihre Nachkommen<br />
setzen sich als Larve zunächst am Boden<br />
fest und wachsen zu kleinen, wenige Millimeter bis<br />
Zentimeter hohen Becherchen mit einem Tentakelkranz<br />
heran. Im frühen Sommer knospen von dem<br />
Becherchen, auch Polyp genannt, winzig kleine<br />
Quallen, die dann frei im Wasser umher schwimmen.<br />
Das Ablösen der jungen Quallen scheint bei<br />
manchen Arten synchron zu verlaufen, so <strong>das</strong>s eine<br />
große Anzahl junger Quallen in einem Schwarm von<br />
den Meeresströmungen weggetragen wird. Im Laufe<br />
des Sommers wachsen die Quallen heran. Manche<br />
Arten, wie die in Nord- und Ostsee häufige Ohrenqualle<br />
(Aurelia aurita), können beachtliche Ausmaße<br />
annehmen und erreichen einen Schirmdurchmesser<br />
von fast einem halben Meter. Ihre Nesselkapseln<br />
allerdings sind nicht stark genug, die menschliche<br />
Haut zu durchschlagen, so <strong>das</strong>s sie als "nicht nesselnd"<br />
gelten. Kleinere Arten, wie die Leuchtqualle<br />
Pelagia noctiluca oder die Würfelqualle Carybdea<br />
marsupialis können jedoch unangenehme Vernesselungen<br />
verursachen. Ihre Tentakel sind so fein und<br />
oftmals meterlang, so <strong>das</strong>s sie beim Baden schwer<br />
zu sehen sind.<br />
3.9 Badedermatitis<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 16<br />
Auch an Süßwasserbadestellen treten bisweilen<br />
biologische Erscheinungen auf, die für Badende<br />
unangenehme Folgen haben können. So lebt in<br />
vielen Seen nördlich und südlich der Alpen eine<br />
Gruppe parasitischer Würmer, deren Larven sich in<br />
die Haut der Badenden bohren, dort aber absterben<br />
und kleine lokale Entzündungen verursachen. Die<br />
sogenannten Entenzerkarien, Larven der Pärchenegel,<br />
entwickeln sich in Wasserschnecken und<br />
schlüpfen im Sommer, um sich zur weiteren Entwicklung<br />
einen Wasservogel als Wirt zu suchen. Sie<br />
schwimmen dabei auf Schatten an der Oberfläche<br />
des Gewässers zu. Normalerweise bohren sie sich in<br />
die Haut des gefiederten Wirts und reifen dann in<br />
seinem Körper weiter heran. Im menschlichen<br />
Körper werden sie jedoch abgestoßen, sterben ab<br />
und hinterlassen kleine, rote Pusteln, die sich unter<br />
starkem Juckreiz entzünden können. Die Gesundheitsgefahr<br />
ist meist gering, hängt jedoch von der<br />
befallenen Körperoberfläche ab. Bei großflächiger<br />
Papelbildung ist die Gefahr von Sekundärinfektionen<br />
an aufgekratzten Stellen besonders hoch. Interessanterweise<br />
gibt es aber auch offensichtlich<br />
Menschen, die völlig unempfindlich gegen<strong>über</strong> dem<br />
Befall von Entenzerkarien sind.
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 17
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 18
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 19
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 20
Die Erfassung der Strände erfolgt anhand eines<br />
Parameterkataloges auf einem dafür entwickelten<br />
Testbogen (siehe Datenanhang).<br />
Alle Strände und Badestellen werden nach den<br />
gleichen Kriterien erfasst. Auf Grundlage dieser<br />
detaillierten Charakterisierung werden die Strände<br />
abschließend bewertet. Naturstrände, die nicht<br />
bewirtschaftet sind, werden bezeichnet, aber nicht<br />
bewertet.<br />
Ergebnis der Bewertung ist jeweils eine der nachfolgenden<br />
Kategorien:<br />
-1 noch nicht erfasst<br />
1 sehr gute Strandqualität<br />
2 gute Strandqualität<br />
3 Strandqualität mit Beanstandungen<br />
4 Strandqualität mit schweren Mängeln<br />
5 Naturstrand ohne Bewertung<br />
„Gut“ ist ein Strand, wenn folgendes erfüllt ist:<br />
Sicherheit<br />
- Überwachung/Erste Hilfe vorhanden<br />
- Keine Gefahrenquellen<br />
Sanitäre Einrichtungen:<br />
- Toiletten ausreichend vorhanden und<br />
mindestens durchschnittlich sauber<br />
Belastung und Sauberkeit:<br />
- Strandreinigung <strong>über</strong>durchschnittlich<br />
effizient<br />
- höchstens wenig Müll, Teer/Öl, andere<br />
Verunreinigungen<br />
- höchstens geringe Mengen von Algen/<br />
Seegrasanschwemmungen<br />
- keine Belastung durch Einleitungen/ Versickerungen<br />
im Strandbereich<br />
- keine Lärm-/Geruchsbelästigung<br />
„Sehr gut“ ist ein Strand, wenn zusätzlich zu<br />
„gut“ folgendes erfüllt ist:<br />
Der Strand ist in Hinblick auf seine landschaftliche<br />
Schönheit und die Umweltverträglichkeit des touristischen<br />
Konzepts hervorragend. Hierbei sind strenge<br />
Maßstäbe anzulegen. Verschiedene weitere Details<br />
sollen erfüllt sein:<br />
Sicherheit:<br />
- Nichtschwimmerzonen ausgewiesen<br />
- Bootskorridore ausgewiesen<br />
Sanitäre Einrichtungen:<br />
- Toiletten <strong>über</strong>durchschnittlich sauber<br />
Die Bewertung der Strände<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 21<br />
- Duschen vorhanden und mindestens durchschnittlich<br />
sauber<br />
Belastung und Sauberkeit:<br />
- kein Müll, Teer/Öl, andere Verunreinigungen<br />
- Mülltrennung<br />
Sonstiges:<br />
- Besucherinformation (Temperaturen, Tiden,<br />
Wasserhygiene, Warnsignale)<br />
„Mit Beanstandungen“ ist ein Strand zu bewerten,<br />
wenn einer der folgenden Mängel auftritt:<br />
Sanitäre Einrichtungen:<br />
- Toiletten vorhanden, aber zu wenig oder<br />
verschmutzt<br />
Belastung und Sauberkeit:<br />
- Mülleimer nicht ausreichend<br />
- Strandreinigung uneffizient<br />
- viel Algen/ Seegrasanschwemmungen (d. h.<br />
in störenden Mengen)<br />
Lärm-/Geruchsbelästigung<br />
„Mit schweren Mängeln“ ist ein Strand zu bewerten,<br />
wenn zusätzlich zu den unter „mit Beanstandungen“<br />
aufgeführten einer der folgenden Mängel<br />
auftritt:<br />
Sicherheit:<br />
- Gefahrenquellen vorhanden<br />
- Sanitäre Einrichtungen<br />
- keine Toiletten zur Verfügung<br />
Belastung und Sauberkeit:<br />
- keine Mülleimer<br />
- viel Müll, Teer/Öl, andere Verunreinigungen<br />
- Belastung durch Einleitungen/ Versickerungen<br />
im Strandbereich vorhanden<br />
- hohe Lärm-/Geruchsbelästigung
weniger Messungen als<br />
vorgeschrieben<br />
ungenügende<br />
Kontrolle<br />
Richtwerte eingehalten bei<br />
? 80% der Meßwerte für<br />
Gesamtkoliforme und<br />
Fäkalkoliforme und bei ?<br />
90% der Meßwerte für<br />
Fäkalstreptokokken<br />
Richtwerte eingehalten bei<br />
? 90% aller Proben<br />
Bewertungsmodus ADAC-Sommerservice<br />
Jahresgesamtkategorien I<br />
Zahl der Messungen maximal 19<br />
EU - konform,<br />
?4 Messungen<br />
Grenzwerte eingehalten Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />
Richtwerte eingehalten bei<br />
Richtwerte<br />
eingehalten<br />
Bewertungsmodus ADAC-Sommerservice<br />
Jahresgesamtkategorien II<br />
Sonderfall: Grenzwert<strong>über</strong>schreitung und Zahl der Messungen mehr als 19<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />
bei ? 50%<br />
aller<br />
Meßwerte<br />
in ? 5%<br />
aller Proben<br />
Richtwerte<br />
<strong>über</strong>schritten<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />
bei > 50%<br />
aller<br />
Meßwerte<br />
Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />
in ? 10%<br />
aller Proben<br />
Richtwerte<br />
eingehalten<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 23<br />
in > 5%<br />
aller Proben<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />
bei ? 50%<br />
aller<br />
Meßwerte<br />
Richtwerte<br />
<strong>über</strong>schritten<br />
in > 10%<br />
aller Proben<br />
Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />
bei > 50%<br />
aller<br />
Meßwerte<br />
1 2 3 4
Regionalberichte<br />
Regionalbericht Friaul-Julisch-Venetien<br />
Bearbeitet von Dipl.-Biol. Joan Hass, San Lorenzo Is., Gorizia<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Küste Friaul-Julisch-Venetiens erstreckt sich<br />
<strong>über</strong> 110 km im Norden der Adria. Der Tagliamento<br />
bildet die Grenze zu Venetien. Der 9 km lange<br />
Sandstrand der Halbinsel Lignano´s dehnt sich von<br />
der Flussmündung in nordöstlicher Richtung bis hin<br />
zur Lagune von Marano aus. Die Lagune ist zum<br />
Teil Naturreservat, der Grund schlammig und zum<br />
Baden ungeeignet. Die vorgelagerten Inseln sind nur<br />
mit Booten erreichbar. Am Ostrand der Lagune, fast<br />
spiegelbildlich zu Lignano, liegt die Halbinsel von<br />
Grado. Sie wird begrenzt von der Ausfahrt des<br />
Canale di Belvedere im Westen und der Mündung<br />
des Canale di Primero im Osten. Zu Grado gehört<br />
ein 20 km langer Küstenstreifen, an dem sich<br />
mehrere Sandstrände befinden. Weiter Richtung<br />
Norden erreicht man Staranzano und Monfalcone.<br />
Entlang einer am Waldrand gelegenen flacheren<br />
Düne erstrecken sich die wenigen hundert Meter des<br />
Strandes von Staranzano. Das Wasser ist extrem<br />
flach, am Westrand haben sich inselartig Salzrasen<br />
gebildet. Der Strand besteht aus feinem schlickigen<br />
Material, auf welchem Sand und feiner Kies<br />
aufgeschüttet wurden. Wenig weiter befinden sich<br />
die Strände von Monfalcone, dort wächst Gras teils<br />
bis fast ans Wasser; der Grund ist ebenfalls sehr<br />
schlickig. Südöstlich, nach der Mündung des<br />
Timavo, beginnt die Felsküste des Karstgebirges,<br />
welche sich bis nach Triest und Muggia zur<br />
slowenischen Grenze hinzieht.<br />
Die Triester Riviera (zwischen Duino und Grignano)<br />
weist zwei Hauptmerkmale auf: eine hohe, zum<br />
Meer hin abfallende Felsküste einerseits und <strong>das</strong><br />
Zusammenleben der mediterranen und der<br />
illyrischen mit der zentraleuropäischen Vegetation<br />
andererseits. Die Kalkfelsen verleihen dem Gebiet<br />
einen besonderen Reiz. Die Badestrände bis Triest<br />
befinden sich meist in kleineren Buchten und<br />
Yachthäfen. Triest besitzt einen kilometerlangen<br />
Stadtstrand mit gemauerter Mole, davor<br />
aufgeschütteten Scogliere (Felsen) und einigen aus<br />
Betonplattformen gestalteten Strandbädern.<br />
Ähnliches gilt für Muggia, die Riviera nimmt hier<br />
bereits die charakteristischen Züge der istrianischen<br />
Küste an. Als Strand werden hier die<br />
Bademöglichkeiten bezeichnet, die sich entlang der<br />
Scogliere an der Küstenstrasse befinden. Ausnahmen<br />
bilden <strong>das</strong> Bagno Lazzaretto und der Campingplatz<br />
Camping Lazzaretto. Ersteres ist eine geschlossene<br />
Badeanlage ausschließlich für Bedienstete des<br />
Militärs und deren Angehörige. Letzteres ist ein im<br />
Grunde frei zugänglicher Strand, der zum Camping-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 24<br />
platz gehört und direkt neben einem kleinen Hafen<br />
liegt.<br />
Die Strände machen im wesentlichen einen ordentlichen<br />
Eindruck, im Freien stehende Duschen und<br />
Toiletten sind vorhanden. An einigen Stellen wurden<br />
Betonflächen in die Felsen integriert, so <strong>das</strong>s mehr<br />
ebene Liegeflächen und Stufen für einen bequemeren<br />
Ein- und Ausstieg entstanden sind. Das Wasser<br />
lädt direkt zu einem erfrischenden Bad ein, da es<br />
aufgrund des felsigen Untergrundes klarer ist als an<br />
den Sandstränden. In erster Linie werden diese<br />
Stellen von Einheimischen frequentiert.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
Wie <strong>über</strong>all in Italien gelten auch in Friaul-Julisch-<br />
Venetien die gesetzlichen Regelungen nach dem<br />
D.P.R. 470/82 in Anlehnung an die EU-Richtlinien.<br />
Demzufolge werden während der Badesaison<br />
zweimal monatlich (möglichst in ca. 14-tägigem<br />
Rhythmus) an offiziellen Messstellen Wasserproben<br />
entnommen und nach vorgeschriebenen Analysemethoden<br />
untersucht. Zuständig für diese<br />
Untersuchungen ist <strong>das</strong> regionale Umweltinstitut<br />
ARPA-FVG (ARPA = Agenzia Regionale per la<br />
Protezione dell´Ambiente = Regionales Institut zum<br />
Schutz der Umwelt; FVG = Friuli-Venezia Giulia),<br />
dessen Hauptsitz sich in Palmanova befindet.<br />
Einzelne Abteilungen sind auf die Provinzen verteilt<br />
und jeweils in der Provinzhauptstadt ansässig. Sie<br />
sind direkt für die Umweltprobleme vor Ort<br />
zuständig. Für den Küstenbereich von Friaul-Julisch<br />
Venetien sind drei ARPAs verantwortlich: die<br />
ARPA-FVG Triest (Küstenbereich von Villaggio<br />
Pescatore bis Muggia), die ARPA-FVG Gorizia<br />
(Küstenbereich Grado bis Staranzano) und die<br />
ARPA-FVG Udine (Küstenbereich Lignano und<br />
Isola San Andrea).<br />
Bezüglich der Gewässerkontrollen wurde im Mai<br />
1999 ein neues Gesetz erlassen. Es ist wesentlich<br />
umfangreicher und komplexer als die bisherigen<br />
Vorschriften, denn es bezieht sich nicht nur auf die<br />
Badegewässer, sondern auf alle Gewässer (Seen,<br />
Flüsse, Grundwasser und <strong>das</strong> Meer). Das Gesetz<br />
zum Schutz der Gewässer vor Verschmutzung<br />
entstand auf Basis der Direktiven 91/271/CEE,<br />
welche sich auf die Stadtabwässer bezieht und<br />
91/676/CEE, welche den Schutz der Gewässer vor<br />
Verunreinigung durch Nitrate aus der Landwirtschaft<br />
zum Inhalt hat.
2.1. Probennahme und Messpunkte<br />
Die Messpunkte in Friaul-Julisch Venetien sind<br />
folgendermaßen verteilt:<br />
Provinz Messpunkte<br />
Gemeinde<br />
Udine 6 Lignano Sabbiadoro<br />
3 Marano Lagunare<br />
Gorizia 15 Grado<br />
2 Monfalcone<br />
1 Staranzano<br />
Trieste 9 Duino – Aurisina<br />
7 Muggia<br />
12 Trieste<br />
Die Untersuchungen an den 55 Messpunkten der<br />
offiziellen Badestellen wurden von April bis<br />
September zweimal monatlich durchgeführt. Der<br />
Abstand der Messpunkte an längeren<br />
Küstenabschnitten beträgt maximal zwei Kilometer.<br />
Die Proben werden in 80 bis 120 cm tiefem Wasser<br />
ungefähr 30 cm unterhalb der Wasseroberfläche<br />
entnommen. Die Probennahmen erfolgen meist vom<br />
Boot aus, mit dem vorsichtig möglichst nah an die<br />
Strände herangefahren wird. Nur in den besonders<br />
flachen Küstenbereichen von Grado bis Staranzano<br />
werden die Proben zu Fuß vom Strand aus<br />
entnommen, wozu mehrere Meter bis zum Erreichen<br />
von tieferem Wasser hinaus gegangen werden muss.<br />
Nach Schlechtwettertagen mit starken Regenfällen<br />
müssen mindestens 48 Stunden vergehen, bevor die<br />
Wasserproben entnommen werden.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchungen<br />
Als Belastungskriterium der Badegewässerqualität<br />
dienen die Keimzahlen. Untersucht wird auf<br />
Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme, Fäkalstreptokokken<br />
sowie Salmonellen. Die Untersuchung auf<br />
Salmonellen erfolgt normalerweise nur einmal im<br />
Monat. Ausnahmen bilden einige Problemzonen, wo<br />
diese Messungen zu den Routinekontrollen gehören.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Im Allgemeinen werden die Daten <strong>über</strong> die<br />
Badegewässerqualität öffentlich bekannt gegeben<br />
und an den Stränden ausgehängt. Bei hygienischen<br />
Beanstandungen besteht Informationspflicht seitens<br />
der Strandverantwortlichen; in der Regel sind dies<br />
die Bürgermeister der dazugehörigen Gemeinde.<br />
Dieser entscheidet dann <strong>über</strong> eine Beschränkung des<br />
Badebetriebes oder den Erlass eines Badeverbots,<br />
wobei dieses durch Beschilderung gekennzeichnet<br />
wird. Seit diesem Jahr sind die Hygienedaten auch<br />
offiziell auf der Internetseite der ARPA abrufbar.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 25<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
Die Verantwortung für die Abwicklung des ADAC-<br />
Sommerservice lag bei der ARPT von Triest<br />
(Azienda Regionale di Promozione Turistica). Von<br />
dort aus wurden die lokalen Touristenbehörden,<br />
speziell Lignano, Grado und Triest, sowie die ARPA<br />
<strong>über</strong> den Beginn des Sommerservices in Kenntnis<br />
gesetzt und um Mitarbeit gebeten, wobei diese kraft<br />
der langjährigen Zusammenarbeit und der<br />
inzwischen guten Kontakte immer reibungsloser<br />
verläuft. Der Sitz des ADAC-Sommerservice befand<br />
sich in San Lorenzo Isontino, in der Nähe von<br />
Gorizia.<br />
3.1 Informationsbeschaffung<br />
Aktuelle meteorologische und hydrographische<br />
Informationen lassen sich am Einfachsten im<br />
Internet abrufen. Alle Touristenorte sind im Internet<br />
vertreten, wo allgemeine Informationen <strong>über</strong> die<br />
Orte und ihre Geschichte, Aktuelles <strong>über</strong> Hotel- und<br />
Appartements, Veranstaltungen sowie die<br />
Wetterlage abgerufen werden können. Die Rohdaten<br />
zur Badegewässerqualität wurden von den ARPA-<br />
Abteilungen geliefert. Meist erfolgte die<br />
Daten<strong>über</strong>tragung per Fax, sobald die Analysen<br />
durchgeführt worden waren. Eine Aktualität der<br />
Informationen <strong>über</strong> die Badegewässerqualität war<br />
fast immer gewährleistet, da auch enger<br />
telefonischer Kontakt bestand und besondere<br />
Vorkommnisse auf diese Weise <strong>über</strong>mittelt wurden.<br />
Wie in jedem Jahr fanden einige gemeinsame<br />
Ausfahrten für die Probennahmen mit den einzelnen<br />
ARPAs statt. Die Möglichkeit, an den Ausfahrten<br />
teilzunehmen, ist von Vorteil, um sich einen<br />
Überblick <strong>über</strong> die Strände von der Wasserseite aus<br />
zu machen, trägt aber auch zum engeren Kontakt mit<br />
den Verantwortlichen und zum besseren<br />
gegenseitigen Informationsaustausch bei.<br />
Bei Fragen zu ökologischen Phänomenen, wie<br />
beispielsweise zum Algenschleim, ist <strong>das</strong><br />
Marinelaboratorium von Triest immer eine gute<br />
Informationsquelle. Die Direktorin Frau Prof. Dr.<br />
Serena Fonda-Umani sowie Dr. Paola de Negro<br />
zeigten sich stets sehr aufgeschlossen und<br />
hilfsbereit. Das Problem erhöhter<br />
Algenschleimproduktion war auch dieses Jahr<br />
höchst aktuell. Wie bereits in den vergangenen<br />
Jahren wurden vom 'Osservatorio dell'Alto<br />
Adriatico' (OAA) regelmäßige Treffen einmal pro<br />
Monat organisiert, bei denen Wissenschaftler der<br />
Adria-Anrainerstaaten ihre aktuellen Untersuchungsergebnisse,<br />
Beobachtungen und Erkenntnisse zum<br />
Thema austauschten. Anschließend wurden für die<br />
Presse wissenschaftlich fundierte, jedoch allgemein<br />
verständliche Pressemitteilungen verfasst, um die<br />
Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten. Die<br />
Möglichkeit als Regionalbearbeiter des ADAC-<br />
Sommerservice auch der Diskussionsrunde der
Experten aus den italienischen Adriaregionen (Friau-<br />
Julisch Venetien, Venetien und Emilia Romagna)<br />
und den angrenzenden Ländern (Kroatien und<br />
Slowenien) beizuwohnen, brachte aufschlussreiche<br />
und umfangreiche Informationen und bot<br />
Gelegenheit, Fragen im direkten Gespräch mit den<br />
Wissenschaftlern zu klären. Die Wissenschaftler des<br />
WWF im Naturpark Miramare sind ebenfalls<br />
kompetente Ansprechpartner, da sie aufgrund ihrer<br />
Arbeit auf und unter dem Wasser besondere<br />
ökologische Vorgänge unmittelbar bemerken.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Es versprach eine gute Saison zu werden. Pfingstferien<br />
und Feiertage im Mai sorgten für eine wachsende<br />
Touristenzahl aus den deutschsprachigen Ländern.<br />
Mitte Juni lagen die ersten statistischen Daten<br />
von Grado vor: Grado konnte im Vergleich zum<br />
Vorjahr <strong>über</strong> den Zeitraum vom 1. Januar bis zum<br />
31. Mai 2002 zunehmende Touristenzahlen von +8%<br />
verbuchen (Anstieg von 271.748 auf 293.409 anwesende<br />
Urlauber). In erster Linie haben die ausländischen<br />
Touristen zu diesem positiven Trend beigetragen.<br />
Allgemein wurden bis Ende Mai 22.850 mehr<br />
ausländische Touristen als im Vorjahr registriert (ein<br />
Anstieg von 116.363 auf 139.213), was ein Zuwachs<br />
von 19,6% bedeutet. Die Österreicher waren zu 10%<br />
mehr vertreten als im vergangenen Jahr (Anstieg von<br />
72.050 auf 79.254 anwesende Österreicher) und die<br />
Deutschen erhöhten ihre Präsenz um 56,7% (ein<br />
Anstieg von 29.896 auf 46.861). Nur die Italiener<br />
waren weniger badefreudig, sie waren um 0,8%<br />
weniger vertreten als im Vorjahr (statt 155.385<br />
waren 154.196 präsent).<br />
Ein hochsommerliches Wochenende Mitte Juni ließ<br />
auch die italienischen Bürger aus den Städten<br />
Richtung Küste flüchten. Über 30°C bei extremer<br />
Schwüle machten den Aufenthalt in den Städten zur<br />
Tortur. Überfüllte Strände mit „Flüchtlingen“ boten<br />
vermutlich nicht unbedingt Erholung, aber immerhin<br />
ein wenig Erfrischung.<br />
Der weitere Saisonverlauf sah weniger freundlich<br />
aus. Eine erneute Hochrechnung im Juli ergab ein<br />
ganz anderes Bild: Grado hatte bis Ende Juni fast<br />
4000 weniger Touristen als im gleichen Zeitraum<br />
2001 zu verzeichnen, was einem Rückgang von<br />
insgesamt 4,5% weniger präsenter Touristen entspricht.<br />
Es hatten sich 2,5% weniger Italiener<br />
(404.924 statt 415.478) und 6,9% weniger ausländische<br />
Touristen (336.824 statt 313.532) in Grado<br />
aufgehalten. Schien es Ende Mai noch, als würde es<br />
ein „deutsches Touristenjahr“ werden, deuten die<br />
Zahlen bis Ende Juni auf eine völlig andere Tendenz.<br />
Auf <strong>das</strong> gesamte erste Halbjahr 2002 bezogen<br />
waren es hauptsächlich die deutschen Touristen, die<br />
weniger präsent waren, als im Vorjahr: ein Rückgang<br />
um 11,6% (105.024 statt 118.849). Österreicher<br />
traf man ebenfalls weniger an, insgesamt waren<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 26<br />
zwar mehr Österreicher unterwegs, sie machten aber<br />
kürzeren Urlaub, so <strong>das</strong>s hier trotz eines geringen<br />
Zuwachs der Ankunftszahlen (0,7%) ebenfalls eine<br />
Rückgang in der Anwesenheit um 4,2% zu verzeichnen<br />
war (158.599 statt 165.597). Der negative<br />
Trend setzte sich auch in den ersten Juliwochen fort,<br />
die Hochstimmung zu Saisonbeginn war verflogen.<br />
Lignano hatte ebenfalls wenig zu lachen, denn auch<br />
dort wurden für <strong>das</strong> erste Halbjahr 2002 „negative“<br />
Zahlen registriert. Vor allem die ausländischen<br />
(hauptsächlich die deutschen) Touristen hatten 2002<br />
andere Urlaubspläne (Präsenz –7,1%), während die<br />
Italiener Lignano treu geblieben sind (Präsenz +0,6).<br />
Die Österreicher repräsentierten mit 49,7% in<br />
Lignano den Grossteil der ausländischen Gäste, doch<br />
auch ihre Anwesenheit vor Ort war im Vergleich zu<br />
2001 um 4,7% zurückgegangen (318.138 statt<br />
333.790). Die Deutschen waren zu 13,5% weniger<br />
vertreten (208.862 statt 241.582), machten aber<br />
immerhin noch 32,6% der ausländischen Gäste aus.<br />
Osteuropäische Gäste aus Tschechei, Ungarn,<br />
Slowakei und Polen waren die einzigen, die für<br />
positive Zahlen sorgten, sie waren um 4,2% mehr<br />
präsent als im Vorjahr (68.012 statt 65.259).<br />
Von dem allgemeinen Rückgang der Touristenzahlen<br />
waren in erster Linie die teureren Hotels (4-5<br />
Sterne) betroffen. Die Urlauber wollten sparen,<br />
sowohl in Unterkunft wie durch verkürzte Urlaubszeiten.<br />
Die Zahlen verschlechterten sich im Laufe<br />
des Juli und obwohl die ersten zwei Augustwochen<br />
(Hauptferienzeit der Italiener) ausgebucht waren,<br />
blieb man weiterhin skeptisch. Buchungen für die<br />
Zeit nach dem 15. August (Ferragosto) lagen relativ<br />
wenige vor und die Realität sah dann nicht viel<br />
besser aus. Das schlechte Wetter trug auch seinen<br />
Teil dazu bei, manch einer sagte sogar seinen Urlaub<br />
ab.<br />
Die letzten Jahre waren durch einen positiven Trend<br />
geprägt, es ging von Jahr zu Jahr aufwärts Der<br />
„Einbruch“ in der Saison 2002 im Vergleich zum<br />
vergangenen Jahr dürfte verschiedene Ursachen<br />
haben, zumal ein Vergleich mit 2001, welches als<br />
„goldenes Jahr“ bezeichnet wurde, sicherlich schwer<br />
zu halten ist. Die Wetterbedingungen waren im Jahr<br />
2002 nicht unbedingt einladend: Diverse Schlechtwetterperioden<br />
(Hochwasserkatastrophe in Deutschland,<br />
sowie einige schwere Unwetter in Italien<br />
Anfang Juni und im August) ließen wenig Urlaubsstimmung<br />
aufkommen.<br />
Einige Diskussionen gab es unter den Verantwortlichen<br />
wegen der Umstrukturierungen und Privatisierungen<br />
im Tourismusbereich. Die Zeiten der<br />
ARPT/APT (Azienda Regionale per la Promozione<br />
Turistica = Agentur für Tourismus, inkl. Vermarktung)<br />
sind vor<strong>über</strong>. Die lokalen Touristenverwaltungen<br />
wurden zu Aiat (Agenzia di informazione e<br />
accolgienza per i turisti = Informations- und Anmeldebüro<br />
für Touristen). Zusätzliche Außenstellen der<br />
Touristenverwaltungen, d. h. einfache Touristeninformationsstellen<br />
wurden zu Iat (Agenzia di infor-
mazione per i turisti = reines touristisches Informationsbüro).<br />
Verantwortlich in Grado für den Hauptstrand<br />
mit den Thermen und für die Promotion ist<br />
nun die GIT AG (GIT = Grado Impianti Turistici<br />
Spa) und in Lignano ist für Promotion und Strandverwaltung<br />
ein Konsortium (Consorzio di promozione<br />
lignanese) verantwortlich. Leider liefen diese<br />
Umstellungen nicht ganz reibungslos ab und verursachten<br />
für die einzelnen Institutionen organisatorische<br />
Probleme, sorgten aber auch für Unzufriedenheit<br />
unter den Touristen. In erster Linie schien<br />
Grado davon betroffen. Von Lignano hörte/las man<br />
diesbezüglich wenig. Die „Politik“ in Lignano dürfte<br />
in dieser Beziehung die bessere gewesen sein. Denn<br />
obwohl die Strandverwaltung eigentlich Sache des<br />
Konsortiums war, fiel sie in dieser Saison wegen der<br />
relativ kurzfristig erfolgten Umstrukturierungen und<br />
aufgrund der langjährigen Erfahrung noch in den<br />
Aufgabenbereich der jetzigen Aiat (ehemalige APT),<br />
um so einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.<br />
In Grado war dies nicht der Fall und deshalb<br />
war wichtige Vorarbeit für die Saison „liegen<br />
geblieben“. Neue Ideen wurden zwar eingebracht,<br />
die aber so kurzfristig nur schwer zu realisieren<br />
waren. Erhöhte Preise, geschlossene Kioske noch zu<br />
Pfingsten und <strong>das</strong> Verbot privater Liegestühle waren<br />
keine optimalen Voraussetzungen, um weiterhin<br />
Touristen anzulocken. Viele Stammgäste waren<br />
verärgert, von den Einheimischen gar nicht zu reden<br />
(vgl. 4.8).<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Comune di Muggia<br />
Die kommunale Abwasseranlage liegt nahe der<br />
Mole Ballota an der Mündung des Flusses Ospoi.<br />
Ihre Leistung beträgt ca. 7000 EGW, was etwa 60-<br />
65 % der ursprünglich vorgesehenen Leistungsfähigkeit<br />
entspricht. Die Ausleitung erfolgt in etwa<br />
800 m Entfernung vom Strand in die Bucht. Die<br />
Anlage soll durch eine neue Anlage nahe Triest<br />
ersetzt und in naher Zukunft stillgelegt werden.<br />
Triest<br />
Triest besitzt drei Anlagen mit unterseeischer<br />
Fernausleitung, eine bei Servola, eine bei Barcola<br />
und die neuere in der Industriezone beim Canale<br />
Zaule:<br />
Die Anlage bei Servola wurde 1993 erbaut. Ihre<br />
Leistung entspricht 160.000 EGW. Ihre Fernausleitungen<br />
erfolgen in 7,5 km und 6,5 km Entfernung<br />
zur Küste in den Golf. Die kürzere der beiden<br />
Ausleitungen wird bei Wartungsarbeiten an der<br />
längeren oder bei Notfällen in Betrieb genommen.<br />
Die Kläranlage bei Barcola wurde 1973 erbaut und<br />
hat eine Kapazität von 25.000 EGW. Ihre unterseeische<br />
Fernausleitung mündet in 950 m Entfernung<br />
zur Küste ins Meer.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 27<br />
Im Herbst 1997 wurde eine neue, größere Kläranlage<br />
bei Triest in Betrieb genommen, welche die<br />
Industriezone beim Canale Zaule und <strong>über</strong> eine<br />
lange Verbindung auch Muggia und die dortige<br />
Industriezone entsorgt. Das Ziel, auch die Abwässer<br />
von Muggia umzuleiten und alles <strong>über</strong> die neue<br />
Anlage zu entsorgen, wird nach und nach umgesetzt,<br />
so <strong>das</strong>s schon bald die alte Anlage von Muggia<br />
<strong>über</strong>flüssig werden wird (vgl. oben).<br />
Grignano<br />
Imhoff-Anlage mit Chlorierung des Ablaufs.<br />
Duino<br />
Duino besitzt eine Abwasserreinigungsanlage mit<br />
biologischer Klärstufe, die Mitte der 80er Jahre<br />
erbaut wurde. Ihre Leistung entspricht 1000 EGW.<br />
Die unterseeische Fernausleitung erfolgt in 1,8 km<br />
Entfernung zur Küste in den Golf.<br />
Sistiana<br />
Die Kläranlage von Sistiana mit mechanischer<br />
Reinigungsstufe wurde 1987 erbaut. Ihre Leistung<br />
entspricht 5000 EGW, die unterseeische Fernausleitung<br />
erfolgt in zwei Kilometer Entfernung zur<br />
Küste.<br />
Comune di Gorizia<br />
Grado<br />
Grado besitzt eine mechanische Abwasserreinigungsanlage,<br />
die 1981 erbaut wurde und deren<br />
Leistung 80.000 EGW entspricht. Die unterseeische<br />
Fernausleitung erfolgt in 4,5 km Entfernung von der<br />
Küste.<br />
Monfalcone<br />
Es wurde eine neue Fernausleitung gebaut. Sie führt<br />
am Rand des Strandes Marina Julia entlang. Die<br />
Arbeiten wurden dieses Jahr abgeschlossen.<br />
Comune di Latisana<br />
Lignano<br />
In Lignano gibt es eine vollbiologische Abwasseranlage<br />
mit Schlammausfaulung. Sie wurde 1976<br />
erbaut, ihre Leistung entspricht 250.000 EGW. Die<br />
unterseeische Fernausleitung erfolgt in 7,5 km<br />
Entfernung zur Küste.<br />
4.3 Badegewässerqualität<br />
Am Ende jeder Badesaison beurteilt die Regionalverwaltung<br />
die Situation der Badegewässer und die<br />
Kommission legt in einem Beschluss die für die<br />
kommende Saison zum Baden geeigneten Gewässerabschnitte<br />
fest. Der Beschluss No. 4431 vom 19.<br />
Dezember 2001, gültig für die Saison 2002, hatte<br />
alle in den vergangenen Jahren festgelegten Gewässerabschnitte<br />
bestätigt. Die „nicht zum Baden
geeignet“ ausgewiesenen Zonen wurden unabhängig<br />
von Verschmutzung von vornherein ausgeschlossen.<br />
Es handelt sich dabei um Hafenanlagen, Naturparks<br />
und militärische Sperrgebiete. Friaul Julisch-<br />
Venetien hat im Vergleich zu anderen Regionen den<br />
relativ grössten Anteil an Küstenbereichen, die<br />
grundsätzlich und permanent nicht zum Baden<br />
geeignet sind:<br />
Gesamtlänge<br />
Küste (km)<br />
Küste mit BV<br />
unabhängig<br />
von Verschmutzung<br />
(km)<br />
Küste mit BV<br />
wegen Verschmutzung<br />
(km)<br />
Zu kontrollierenderKüstenbereich<br />
(km)<br />
Zum Baden<br />
zugelassener<br />
Küstenbereich<br />
(km)<br />
* ( ) = Naturparks<br />
Udine<br />
Gorizia<br />
Trieste<br />
FVGgesamt<br />
Italien<br />
(Daten<br />
2000)<br />
16 47.6 48.1 111 7375.3<br />
5.1 19.8 16.4<br />
(1)*<br />
Vgl. auch Tabelle unter 4.4<br />
41.3<br />
(1)*<br />
870.1<br />
(150)*<br />
0 0 0 0 270.7<br />
12.5 25.3 24.6 62.4 6234.5<br />
10.9 27.8 31.7 70.4 4984.7<br />
Nach hygienischen Gesichtspunkten war die Badegewässerqualität<br />
in Friaul Julisch-Venetien auch in<br />
der Saison 2002 an allen <strong>über</strong>prüften Badestellen<br />
<strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut, mit Ausnahme eines<br />
Strandabschnittes von Lignano und der Insel San<br />
Andrea vor der Lagune von Marano, welche die<br />
Endauswertung mit einem „zeitweilig belastet“<br />
abschlossen. Trübes Wasser aufgrund von Sedimentaufwirbelung<br />
bei Wellengang ist kein Indiz für<br />
eine schlechte Badegewässerqualität. Das gleiche<br />
gilt für angeschwemmte Algen- und Seegrasreste,<br />
von denen die Strände regelmäßig gereinigt werden.<br />
Von April bis September wurden in 14-tägigem<br />
Abstand 55 Messpunkte entlang der Küste kontrolliert.<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen wurden an 22<br />
Probennahmestellen in insgesamt einundvierzig<br />
Fällen registriert, acht davon <strong>über</strong>trafen die strengeren<br />
italienischen Grenzwerte. Außerdem wurden<br />
viermal Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen gemäß der EU-<br />
Norm gemessen. Letztere <strong>über</strong>prüften die Behörden<br />
daraufhin sicherheitshalber möglichst in wöchentlichen<br />
Abstand.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 28<br />
Die Strände im Einzelnen:<br />
Der Salmonellenbefund an den Strandabschnitten<br />
„Gabbiano“ von Lignano Sabbiadoro und vor dem<br />
zentralen Bereich der Insel San Andrea am Ende der<br />
Hauptsaison führten zur Bewertung "zeitweilig<br />
belastet". Diese beiden Strandbereiche waren in den<br />
vergangenen Jahren als <strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut<br />
eingestuft worden.<br />
Ansonsten gab es an den Stränden von Lignano<br />
einmalige Richtwert<strong>über</strong>schreitungen im April am<br />
Strand Terrazza Mare, im Juli am Strand Camping<br />
Riviera und im September am Strand Riviera Tagliamento.<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen wiederholten<br />
sich im April und Juni am Strand Hotel Marin sowie<br />
im August und September am Strand Gabbiano. An<br />
der Küste der Insel San Andrea wurden im Juli und<br />
August vereinzelte Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
gemessen. Da die Insel unbewohnt ist, können<br />
Verunreinigungen hier nur durch die Strömung aus<br />
dem Bereich des Lagunengewässers herangeschwemmt<br />
werden.<br />
Einige Strände der Küste von Grado waren im<br />
August von deutlichen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
betroffen, die auch <strong>über</strong> den strengeren italienischen<br />
Grenzwerten lagen. Es handelte sich dabei um die<br />
Campingplatzstrände: Lido Carabinieri, Camping<br />
Europa und Camping Primero, sowie um den Strand<br />
von Grado Pineta. Ursache war angeblich ein kurzfristiger<br />
Defekt im Abwassersystem, der schnellstens<br />
behoben war. Die aufgrund der Überschreitung<br />
der italienischen Grenzwerte vorgeschriebenen<br />
Zusatzuntersuchungen wiesen aber wieder einwandfreie<br />
Werte auf. Zur Vorsicht beim Baden wurde<br />
auch dieses Jahr an einigen ausgewiesenen Stellen<br />
des Strandes von Grado Pineta geraten. Ursache war<br />
jedoch nicht die mangelhafte Badegewässerhygiene,<br />
sondern der besonders schlammige Untergrund.<br />
Staranzano und Monfalcone waren einst die Problemstrände<br />
der Region. Aufgrund der Lage zwischen<br />
der Mündung des Isonzo und dem Hafen von Monfalcone<br />
wurden bis vor sechs Jahren häufig stärkere<br />
Belastungen gemessen und es bestanden permanente<br />
Badeverbote. Die Situation hatte sich in den letzten<br />
Jahren deutlich verbessert. Der Strand von Marina<br />
Julia war am Ende der Saison 2001 wegen extrem<br />
hoher Werte mit einem Badeverbot belegt worden.<br />
Man vermutete, <strong>das</strong>s dies im Zusammenhang mit<br />
den wiederaufgenommenen Bauarbeiten an der<br />
neuen Fernausleitung der Kläranlage stand. Zu<br />
Beginn dieser Saison gab es jedoch keinerlei Probleme,<br />
so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> bestehende Badeverbot aufgehoben<br />
werden konnte. Während der Saison 2002 kam<br />
es in den Sommermonaten jeweils zu zwei bis drei<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an allen Stränden von<br />
Staranzano/Monfalcone.<br />
An der triestinischen Küste von Duino bis Muggia<br />
gab es im Juni beziehungsweise Juli jeweils einmalige<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an den Stränden:<br />
Villaggio Pescatore, Dama Bianca, Bagno Lazaretto<br />
sowie im September am Strand Barcola Ex Ce<strong>das</strong>.
Die Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen traten im April am<br />
Strand Duino Scolgiera und im Juni am Triester<br />
Stadtstrand Ex APT auf. Am Strand Duino Scogliera<br />
wurde zum Saisonbeginn eine vorsorgliches Badeverbot<br />
ausgesprochen, da auch die Zusatzuntersuchungen<br />
zunächst hohe Werte nahe der italienischen<br />
Grenzwerte aufwiesen. Anscheinend war durch die<br />
starken Regenfälle <strong>das</strong> Abwassersystem <strong>über</strong>lastet<br />
worden und hatte zu einem Defekt geführt. Nachdem<br />
sich die Situation im Sommer wieder stabilisiert<br />
hatte, wurde auch <strong>das</strong> Badeverbot wieder aufgehoben.<br />
Am Triester Stadtstrand handelte es sich um ein<br />
einmaliges Ereignis, die Zusatzuntersuchungen<br />
waren in Ordnung, es kam allerdings im August und<br />
im September erneut zu hohen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />
Ein Badeverbot wurde nicht ausgesprochen,<br />
die Situation jedoch vorsichtshalber durch wöchentliche<br />
Probennahme schärfer kontrolliert.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Außergewöhnliche Belastungsschwerpunkte liegen<br />
in der Region Friaul-Julisch Venetien nach den<br />
Sanierungsmaßnahmen der letzten Jahre nicht mehr<br />
vor. Lediglich bei extremen meteorologischen<br />
Ereignissen wie z. B. sintflutartigen Regenfällen<br />
kann es in der Nähe von Flußmündungen zu<br />
kurzfristigen Belastungsspitzen kommen.<br />
Bei den von permanenten Badeverboten (unabhängig<br />
von Verunreinigungen) betroffenen Küstenabschnitten<br />
handelt es sich um folgende:<br />
Provinz<br />
Gorizia<br />
Triest<br />
Gemeinde Küstenabschnitt [m]<br />
Grado<br />
Fahrrinne<br />
Hafen<br />
zum<br />
440<br />
Grado<br />
Kanalzufahrt Porto<br />
Buso<br />
420<br />
Grado Kanal Primero 8310<br />
Monfalcone Hafenbereich 3520<br />
Staranzano<br />
Duino-<br />
Aurisana<br />
Muggia<br />
Triest<br />
Triest<br />
Triest<br />
Triest<br />
Kanal Quarantina-<br />
Fluss Isonzo –<br />
Primero-Graben<br />
Rechts vom Fluss<br />
Timano – Bootsanleger<br />
Werft – Anlegestellen<br />
Schutthalde<br />
(Baustoffe)<br />
Mole – Anlegestellen<br />
Miramar – marines<br />
Naturreservat<br />
Molen – Anleger –<br />
Bahnhof<br />
9580<br />
1100<br />
4570<br />
850<br />
4370<br />
1420<br />
11200<br />
Udine<br />
Lignano<br />
Sabbiadoro<br />
Lignano<br />
Sabbiadoro<br />
Marano<br />
Lagunare<br />
Marano<br />
Lagunare<br />
4.5 Strandqualität<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 29<br />
Hafenbereich 540<br />
Flussmündung<br />
Tagliamento<br />
300<br />
Kanal Porto Buso 180<br />
Hafen von Lignano<br />
und Porto S.<br />
Andrea<br />
2520<br />
Die Strandqualität war in der vergangenen Saison<br />
<strong>über</strong>wiegend gut. Die touristisch wichtigen<br />
Sandstrände sind in der Regel so gut gepflegt, <strong>das</strong>s<br />
sie meist frei von angespültem Material sind. Nur<br />
nach stärkerem Seegang findet man größere<br />
Ansammlungen von Rot- und Grünalgen sowie<br />
Seegras. An der triestinischen Küste sind die<br />
Badebereiche der Strände bzw. Badeanstalten meist<br />
durch Schwimmbojen abgetrennt, so wird einerseits<br />
der Badebereich markiert, andererseits <strong>das</strong><br />
Anschwemmen von Algen oder Seegras verhindert.<br />
Ein schweres Unwetter Anfang Juni verursachte<br />
erhebliche Strandschäden von Lignano bis Monfalcone.<br />
Am stärksten davon betroffen war der Strand<br />
von Grado. Unverzügliche eingeleitete Reinigungs-<br />
und Sanierungsmaßnahmen der betroffenen Strände<br />
sorgten dafür, <strong>das</strong>s es für die bereits anwesenden<br />
Touristen keine größeren Beeinträchtigungen gab.<br />
Die meisten davon hatten <strong>das</strong> Unwetter selbst<br />
miterlebt, waren sich also der misslichen Lage der<br />
Strandbetreiber bewusst und genossen trotz Aufräumarbeiten<br />
und fehlender Sonnenschirmreihen<br />
Sonne, Strand und Meer. Ein stark verregneter<br />
August mit schweren Gewittern, verursachte erneut<br />
erhebliche Schäden in der Region, wobei die Strände<br />
in diesem Fall nur durch größere Mengen angeschwemmten<br />
Strandguts betroffen waren, welches<br />
schnellstmöglichst entfernt wurde (siehe auch 4.8).<br />
Bezüglich der Hundestrände hat sich die Situation<br />
nicht geändert. Der im Jahr 2001 in Aussicht gestellte<br />
Hundestrand an der Tagliamento-Mündung bei<br />
Lignano wurde leider nicht offiziell ins Leben<br />
gerufen. Am Strand von Marina Julia hat man sich<br />
ebenfalls nicht weiter drum gekümmert, einen<br />
Badebereich für Hunde abzugrenzen, weil die<br />
Kosten und der Aufwand gescheut wurden. Als<br />
Alternative gab es <strong>das</strong> Angebot, ein Tretboot zu<br />
mieten und mit dem Hund weiter rauszufahren, um<br />
ihn dort ins Wasser zu lassen. Von offizieller Seite<br />
gab es gegen diese Möglichkeit anscheinend keine<br />
Einwände und der Strandbetreiber konnte vermutlich<br />
statt Investitionskosten weitere Einnahmen für die<br />
Tretbootvermietung verbuchen.<br />
Probleme gab es weiterhin am Strand von Grado<br />
Pineta. Auf den ersten Blick macht er wie immer
einen einladenden Eindruck und die<br />
Sanierungsarbeiten, die im Winter/Frühjahr<br />
1999/2000 durchgeführt wurden, sind nach wie vor<br />
als positiv zu bewerten. Die Strandfläche hatte<br />
dazugewonnen. Leider konnten die Arbeiten<br />
aufgrund des Saisonbeginns letztes Jahr nicht<br />
beendet werden und der ohnehin schlammige<br />
Untergrund dieses Küstenabschnittes wurde zum<br />
Problem. Es hatte sich noch mehr Schlamm<br />
angesammelt, was vor allem bei Ebbe gefährlich<br />
werden konnte. Die Küstenwache hatte daher in der<br />
vergangenen Saison <strong>das</strong> Tretbootfahren an diesem<br />
Strand untersagt. Es bestand die Gefahr, <strong>das</strong>s die<br />
Tretboote auf Grund aufliefen und dort hängen<br />
blieben. Die einzige Möglichkeit zum Strand zurückzugelangen<br />
war, im knietiefen Schlamm zu<br />
waten. Auch <strong>das</strong> Baden an dem ca. 200 m langen<br />
Strand wurde deswegen an einigen Stellen, die<br />
deutlich mit Schildern gekennzeichnet waren,<br />
verboten. Leider hat sich bis heute nicht allzu viel an<br />
dieser Situation geändert.<br />
Die FEE (Federation of Environmental Education)<br />
zeichnet jedes Jahr die besten Strände und Häfen mit<br />
der blauen Flagge aus. Die blaue Flagge ist Merkmal<br />
für die Einhaltung europäischer Qualitätsansprüche.<br />
Kriterien für die Vergabe der Auszeichnung sind<br />
neben sauberem Wasser und Stränden auch<br />
funktionstüchtige Abwasser- und Kläranlagen sowie<br />
eine effiziente Müllsammlung, eine optimale<br />
Infrastruktur und Gastfreundlichkeit. Lignano und<br />
Grado gehörten auch 2002 wieder zu den insgesamt<br />
86 in ganz Italien ausgezeichneten Stränden. Auch<br />
die Qualität der Häfen wurde wieder anerkannt, und<br />
die blaue Flagge weht weiterhin an folgenden Häfen<br />
in Friaul-Julisch Venetien: In der Provinz Udine:<br />
Marina di Aquileia, Marina Punta Gabbiani, Marina<br />
Capo Nord, Marina Uno Lignano, Marina Punta<br />
Faro Lignano, Marina Punta Verde Lignano und<br />
Darsena Lignano Sabbiadoro; in der Provinz Gorizia:<br />
Porto S. Vito a Grado und Hannibal in Monfalcone;<br />
in der Provinz Triest: Base Nautica Lega<br />
Navale.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Eine unerfreuliche Pressemitteilung hat den<br />
Fischrestaurants Anfang Juni kurzfristig <strong>das</strong><br />
Geschäft verdorben: „Vergiftete Muscheln“ lautete<br />
die Schlagzeile. Die zuständigen Behörden hatten in<br />
Friaul-Julisch Venetien tonnenweise „vergiftete“<br />
Muscheln sichergestellt, die illegal im Bereich der<br />
Abwässereinleitungen von Porto Maghera gefischt<br />
wurden und stark mit Kolibakterien, Quecksilber,<br />
Blei und Dioxinen belastet waren. Des weiteren<br />
hatte man Muscheln aus einer sardinischen<br />
Miesmuschelzucht sichergestellt, weil diese<br />
aufgrund hoher Mengen von Algentoxinen für den<br />
Verzehr ungeeignet waren. Man vermutete, <strong>das</strong>s<br />
bereits infizierte Muscheln auf den Markt gelangt<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 30<br />
waren, so <strong>das</strong>s für einen kurzen Zeitraum<br />
sicherheitshalber vom Verzehr von<br />
Muschelgerichten abgeraten wurde. Die Muscheln<br />
aus den regionalen Gewässern, z. B. aus den<br />
Miesmuschelzuchten vor der triestinischen Küste<br />
sind normalerweise unbedenklich zu verzehren, da<br />
sie regelmäßig kontrolliert werden und der<br />
Muschelfang bei Auftreten von Algenblüten mit<br />
Algentoxin produzierenden Algen in dieser Phase<br />
verboten wird.<br />
Während an Land <strong>über</strong>wiegend die Sonne schien,<br />
„schneite“ es unter Wasser: Mucillagine,<br />
Algenschleim, sorgte für weitere Aufregung. Anfang<br />
Juli waren die Fischer die ersten, die Probleme damit<br />
hatten. Im Golf von Triest wurden größere<br />
Algenschleim-Aggregationen gesichtet. Noch<br />
bestand keine „Gefahr“ für <strong>das</strong> Badevergnügen<br />
entlang der Küste, aber größere Ansammlungen von<br />
Algenschleim in der freien Wassersäule innerhalb<br />
des Golfes bereiteten den Fischern erhebliche<br />
Schwierigkeiten beim Einholen der Netze. Die<br />
stabile Wetterlage ließ nichts Gutes erhoffen,<br />
obwohl zunächst in erster Linie die Küste Istriens<br />
bedroht war. Den ganzen Juli <strong>über</strong> bestand eine<br />
gewisse „Alarmbereitschaft“. Kräftige Nordwinde,<br />
starker Seegang und heftiger Regen retteten letztlich<br />
die Situation in der Region. Die Wissenschaftler der<br />
Adria-Anrainerstaaten beobachteten permanent die<br />
Situation und hielten die Bevölkerung auf dem<br />
Laufenden. Endgültige „Entwarnung“ für Friaul<br />
wurde erst Mitte August gegeben. So unterschiedlich<br />
auch die Beobachtungen und Hypothesen der<br />
Wissenschaftler immer noch ausfallen mögen,<br />
Einigkeit besteht dar<strong>über</strong> <strong>das</strong>s der Algenschleim<br />
kein auf die Küsten beschränktes Phänomen ist. Die<br />
Algenblüte hat ihren Ursprung im offenen Gewässer.<br />
Durch die starke Schleimproduktion entstehen die<br />
unterschiedlichen Aggregationsformen, die letztlich<br />
durch Strömung und/oder Wind in Küstennähe<br />
getrieben werden und dort zum ästhetischen<br />
Problem für den Badetourismus werden.Trotz vieler<br />
Schwierigkeiten in diesem Forschungsbereich<br />
glaubten die Wissenschaftler nach zwölf Jahren<br />
Forschung <strong>über</strong> Mucillagine <strong>das</strong> Phänomen soweit<br />
verstanden zu haben, um in einem groß angelegten<br />
Experiment Algenschleim unter künstlichen<br />
Bedingungen produzieren zu können. Und sie hatten<br />
Recht, es ist ihnen gelungen, Mucillagine im<br />
Reagenzglas zu erzeugen. An dem Experiment<br />
waren Wissenschaftler aus Kalifornien, Slowenien,<br />
Kroatien und Italien beteiligt, die mit besonderen<br />
Interesse diese ungewöhnlichen Zuchterfolge<br />
verfolgten. Der Name dieses innovativen<br />
Experiments lautet: 'Mesocosmus'. Ziel des<br />
Experiments war es herauszufinden, ob die<br />
bisherigen Erkenntnisse und die daraus folgenden<br />
Schlüsse <strong>über</strong> die Entstehung von Mucillagine<br />
richtig sind. Freilanduntersuchungen bergen immer<br />
eine gewisse Variabilität von Umweltfaktoren, die
sich nicht hundertprozentig nachvollziehen lassen.<br />
Kontrollierte Experimente unter vordefinierten<br />
Rahmenbedingungen liefern eindeutigere<br />
Ergebnisse. Das Experiment ist Teil eines<br />
vierjährigen Projekts mit einem Gesamtbudget von<br />
rund 3.3 Millionen €. Ob es jemals ein „Anti-<br />
Mucillagine-Rezept“ geben wird, bleibt nach wie<br />
vor mehr als fraglich. Wenn die Hypothesen der<br />
Wissenschaftler richtig sind, <strong>das</strong>s die Mucillagine-<br />
Bildung im Zusammenhang steht mit einem<br />
Ungleichgewicht der Bakterienaktivität und der<br />
normalerweise im Meer vorhandenen organischen<br />
Substanzen und <strong>das</strong>s dieses Ungleichgewicht von<br />
physiologischen Faktoren abhängt, dann wird es sehr<br />
schwierig oder gar unmöglich sein, eine Vorsorge<br />
oder gar Beseitung des Phänomens zu bewirken.<br />
Eine Mucillagine-Gefahr im Laufe einer Saison lässt<br />
sich auch in Zukunft nicht vorhersagen. Genauso<br />
wie Wettervorhersagen nur <strong>über</strong> 48 Stunden<br />
erfolgen, können auch die Biologen keine Wunder<br />
vollbringen. Tatsache bleibt, <strong>das</strong>s Mucillagine<br />
lediglich ein ästhetisches Problem darstellt,<br />
ungefährlich ist und nicht aufgrund von<br />
Meeresverschmutzung in unserer Zeit entstanden ist.<br />
So sind die ersten Mucillagine-<strong>Bericht</strong>e bereits aus<br />
dem Jahre 1729 bekannt.<br />
Die Mucillagine-Gefahr war kaum vor<strong>über</strong>, da<br />
wurden Medusenschwärme gesichtet. Eine<br />
Wissenschaftlerin aus dem meeresbiologischen<br />
Laboratorium Triest hatte Anfang August einen<br />
größeren Schwarm kleiner Medusen in ungefähr<br />
150 m Entfernung vor der Küste von Lignano Pineta<br />
beobachtet. Angaben <strong>über</strong> die Medusenart konnten<br />
zu diesem Zeitpunkt nicht gemacht werden. Es<br />
schien sich um eine nicht nesselnde Art zu handeln.<br />
Sie war in ihrer Form einer Rhizostoma pulma sehr<br />
ähnlich, allerdings in Miniaturformat und<br />
transparent. Die „Mini-Meduse“ (ca. 5 cm Schirmdurchmesser)<br />
glich trotz ihrer geringen Größe nicht<br />
einer juvenilen Form sondern einem adulten<br />
Exemplar. Beeindruckend war auch die Anzahl der<br />
Individuen, die auf 50 Exemplare pro Quadratmeter<br />
geschätzt wurde. Laut Aussagen seitens des<br />
Touristenbüros AIAT in Lignano wurden dort keine<br />
Meldungen <strong>über</strong> Medusen oder gar Verletzungen<br />
durch Kontakt mit Nesselfäden bekannt, so <strong>das</strong>s<br />
dieses Phänomen von den Badegästen wohl gar nicht<br />
bemerkt worden war.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Das Betreiben und Bewirtschaften von Stränden und<br />
Schwimmbädern ist mit vielen Vorschriften verbunden.<br />
Im Folgenden einige Auszüge der relevanten<br />
Regelungen hinsichtlich der Badesicherheit im<br />
Friaul am Beispiel der Ordinanza von Grado Nr. 22 -<br />
97, gültig für Grado und Lignano, für Triest gelten<br />
entsprechende Bestimmungen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 31<br />
Art. 2: Für <strong>das</strong> Baden reservierte Küstenzonen<br />
Als Badezone gilt in der Regel der Bereich vom<br />
Ufer bis zu einer Entfernung von 400 m von der<br />
Küste. Kommerziell betriebene Strand- bzw. Badezonen<br />
müssen mit roten oder orangefarbenen Bojen<br />
gekennzeichnet sein, deren Abstand zueinander<br />
nicht mehr als 50 m betragen darf. Bootfahren oder<br />
Segeln ist in diesen Bereichen verboten, mit Ausnahme<br />
der dafür ausgewiesenen Korridore zum<br />
Anlegen an Land.<br />
Art. 3: Für <strong>das</strong> Baden verbotene Zonen:<br />
a. in Häfen, an Fluss- und Kanalmündungen<br />
b. in den Einfahrtskanälen zu den Häfen<br />
c. vom Gesundheitsamt gesperrte Zonen<br />
d. in Einfahrtskorridoren zum An- und Ablegen<br />
Art. 5: Regeln für bewirtschaftete Strände und<br />
Strandbäder<br />
Die Betreiber müssen an gut sichtbarer Stelle einen<br />
mehrsprachigen Aushang zur Erklärung der Bedeutung<br />
der Roten Flagge aufhängen, darauf muss auch<br />
ein Hinweis <strong>über</strong> die Einsatzzeiten der Rettungsschwimmer<br />
sein. Der Sicherheitsdienst muss in den<br />
Monaten Mai und September mindestens acht<br />
Stunden und in den Monaten Juni, Juli und August<br />
neun Stunden vorhanden sein.<br />
Die Betreiber müssen während der Badesaison:<br />
1. für Einsatz und Ausrüstung der Rettungsschwimmer<br />
sorgen<br />
2. den Strand und Badebereich permanent kontrollieren,<br />
vor allem in Bezug auf gefährliche<br />
Gegenstände, wie z. B. Glasscherben oder gebrauchte<br />
Spritzen, die eine Gefahr für die Badegäste,<br />
insbesondere für im und mit dem Sand<br />
spielende Kinder darstellen könnten<br />
3. der Strandabschnitt muss mit einem den Vorschriften<br />
genügenden Erste-Hilfe-Kasten ausgestattet<br />
sein.<br />
Art. 6: Rettungs- und Sicherheitsdienst<br />
Jede Badeanstalt muss während der Öffnungszeiten<br />
mit einer eigenen Rettungsstation ausgestattet sein.<br />
Das Rettungspersonal muss entsprechend ausgebildet<br />
sein und ein gültiges Brevet vorweisen können.<br />
Dem Rettungspersonal muss ein rotes oder oranges<br />
Rettungsboot mit der Aufschrift ”Salvataggio” in<br />
weißen Buchstaben zur Verfügung stehen. Es muss<br />
mit gesicherten Rudern, einem Rettungsring mit<br />
mind. 30 m Leine und einem Bootshaken ausgestattet<br />
sein.<br />
Wenn Badende im Wasser sind, müssen auch die<br />
Rettungsboote im Wasser sein, mindestens ein Boot<br />
für 160 m Strandlänge. Wenn es die Wetterbedingungen<br />
verlangen, können die Rettungsboote auch<br />
am Strand liegen, sie müssen allerdings jederzeit<br />
einsatzbereit sein.
Die Rettungsschwimmer müssen ein rot-weißes<br />
Hemd mit der Aufschrift ”Salvataggio” tragen und<br />
eine Pfeife mit sich führen. Sie dürfen auf keinen<br />
Fall von ihrem Dienst weggerufen werden oder<br />
anderen Tätigkeiten nachgehen. Die Rettungsschwimmer<br />
dürfen nicht selbst die Besitzer des<br />
Strandbades sein. Nur im Falle vor<strong>über</strong>gehender<br />
Abwesenheit des Rettungsschwimmers darf ihn der<br />
Betreiber, vorausgesetzt er besitzt einen gültigen<br />
Rettungsschwimmerausweis, vertreten.<br />
Art.7: Vor<strong>über</strong>gehende Badebeschränkungen<br />
Wenn aufgrund der Wetterlage oder aus anderen<br />
Gründen Gefahren beim Baden drohen, ist der<br />
Betreiber verpflichtet, umgehend die rote Flagge zu<br />
hissen und die Badenden aufzufordern, <strong>das</strong> Wasser<br />
augenblicklich zu verlassen. Die Rote Flagge muss<br />
immer gehisst werden, wenn kein Rettungsdienst im<br />
Einsatz ist.<br />
Art. 8: Ausweisung von Badebereichen<br />
a. Gibt es im Uferabschnitt Stellen, die eine<br />
Gefahr für die Badenden darstellen, müssen<br />
diese gekennzeichnet sein.<br />
b. Die Grenzen der Badezone müssen durch<br />
Bojen kenntlich gemacht sein.<br />
c. Im Wasser müssen dreisprachige Schilder<br />
(italienisch/englisch/deutsch) angebracht sein,<br />
die auf die Grenze der Nichtschwimmerzone<br />
hinweisen.<br />
Im Grossen und Ganzen ist <strong>das</strong> Baden an der Küste<br />
Friauls als sicher zu bezeichnen. An den offiziell<br />
bewirtschafteten Stränden sind <strong>über</strong>all Rettungsdienste<br />
vorhanden. Das gilt für die Strände Lignanos<br />
und Grados, sowie für die Badeanstalten und bewirtschafteten<br />
Strände der triestinischen Küste einschließlich<br />
Duino und Sistiana, nicht aber für die<br />
freien Naturstrände.<br />
Entlang des Strandes von Lignano sind in regelmäßigen<br />
Abständen vorschriftsmäßig Rettungsboote im<br />
Einsatz, unmittelbar hinter der Hochwasserlinie sind<br />
für die Strand<strong>über</strong>wachung Hochsitze errichtet<br />
worden, damit ein besserer Überblick gewährleistet<br />
ist.<br />
Auch in Grado ist Sicherheit gewährleistet. Am<br />
Hauptstrand Grados ist man besonders gut ausgestattet.<br />
Hier gibt es Rettungsboote in Abständen von<br />
80 m, es sind einige Rettungsboote mit Jetantrieb im<br />
Einsatz, die noch schnellere Hilfe leisten können, als<br />
die Ruderboote. Auf den Stegausläufern ins Meer ist<br />
am Ende des Stegs ebenfalls ein Rettungsschwimmer<br />
stationiert, der von dort die Situation <strong>über</strong>wacht.<br />
In der Saison 2000 wurde der Einsatz von Funkgeräten<br />
eingeführt, damit die Rettungsschwimmer im<br />
Notfall direkt vom Boot aus Hilfe anfordern können.<br />
Eine Besonderheit ist <strong>das</strong> Einsetzen von Sonder-<br />
Rettungstruppen bei Grado Pineta (Punta Barcale).<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 32<br />
Hier sind im Sommer an den Wochenenden Rettungshunde<br />
(Neufundländer) mit ihren Betreuern im<br />
Einsatz, sowohl vom Boot, als auch vom Land aus.<br />
Richtung Triest gleichen die Strände immer mehr<br />
Badeanstalten, der Rettungsdienst ist dort ebenfalls<br />
gewährleistet. Die Badebereiche sind dort größtenteils<br />
schwimmbeckengleich durch Bojen-Leinen<br />
vom offenen Meer abgetrennt.<br />
Im Zusammenhang mit der Badesicherheit drohten<br />
in diesem Jahr saftige Strafen für „Baden in verbotenen<br />
Küstenabschnitten“ von Muggia. Bekanntlich<br />
gibt es Badeverbote, die aber nicht in Zusammenhang<br />
mit schlechter Badegewässerqualität stehen,<br />
sondern rein logistischer Natur sind (vgl. Tabelle<br />
4.4).<br />
Die Küste von Muggia kann man grob in zwei<br />
Abschnitte unterteilen, in denen <strong>das</strong> Baden, außerhalb<br />
der offiziellen Strandbadeanstalten nicht ganz<br />
ungefährlich ist. Der Küstenabschnitt von Punta<br />
Ronco bis zur Grenze nach Slowenien unterliegt der<br />
Kompetenz der Gemeinde und <strong>das</strong> Baden außerhalb<br />
der Badeanstalten wird nicht <strong>über</strong>wacht und erfolgt<br />
auf eigene Gefahr.<br />
Der Küstenabschnitt, von Triest kommend, vor<br />
Punta Ronco unterliegt der Kompetenz der Capitaneria<br />
di Porto (Küstenwache). Das Meer hinter dem<br />
Parkplatz von Porto San Rocco lädt zu einem Bad<br />
ein. Da es sich dort aber um <strong>das</strong> Hafeneinzugsgebiet<br />
handelt ist, besteht in diesem Bereich Badeverbot,<br />
welches auch deutlich mit Hinweisschildern gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Für Notfälle auf dem Meer gilt die gebührenfreie<br />
Notrufnummer 1530, die sog. "numero blu".<br />
4.8 Besondere Ereignisse mit Auswirkungen auf<br />
die Badegewässer- und Strandqualität oder<br />
sonstiger Bedeutung für den Tourismus<br />
Anfang Juni sollte eigentlich der Sommer so richtig<br />
anfangen, doch davon war nichts zu merken. Nach<br />
zwei Maiwochen mit hochsommerlichen Temperaturen<br />
bis zu 30 °C war eine Schlechtwetterperiode mit<br />
extremen Niederschlägen hereingebrochen, als<br />
stünde bereits der Herbst vor der Tür. Es herrschten<br />
Unwetter in ganz Norditalien. Friaul stand vielerorts<br />
unter Wasser. In den Voralpen von Pordenone<br />
wurde mit 363 mm ein Rekordniederschlag registriert.<br />
Die Region erklärte den Ausnahmezustand.<br />
Im Küstenbereich Friauls war besonders der Strand<br />
von Grado betroffen. Das Meer hatte während einer<br />
Nacht rund 80.000 m³ Strand verschlungen. Durch<br />
die anhaltenden Regenfälle verschlimmerte sich die<br />
Situation noch. Im Hafen war der Wasserspiegel<br />
<strong>über</strong> die Mole angestiegen. Am Strand wurde<br />
weiteres Material abgetragen. Strandkabinen und<br />
Sonnenschirme wurden zerstört und teilweise
weggeschwemmt. Mehrere Duschen wurden aus<br />
ihrem Fundament herausgerissen. Der Strand glich<br />
einem Schlachtfeld. Es war die Rede von einem<br />
Schaden von mehreren zig-tausend Euro.<br />
Das Unwetter mit extremem Seegang dauerte jedoch<br />
weiterhin an und verursachte vielerorts Schäden. Am<br />
Ende sollen in Grado 250-300.000 m³ Küste der<br />
Erosion zum Opfer gefallen sein. Besonders gravierend<br />
war die Einwirkung auf die der Lagune vorgelagerten<br />
Inseln „Banco d´Oro“, welche die Lagune<br />
vom offenen Meer trennten. Touristisch waren sie<br />
relativ unbedeutend, denn als Naturstrand nur mit<br />
Boot erreichbar, nicht bewirtschaftet und gering<br />
frequentiert. Aus ökologischer Sicht allerdings ist<br />
ein erheblicher Schaden erstanden, denn die Grenze<br />
zwischen Meer und Lagune existiert praktisch nicht<br />
mehr. Es ist nur noch ein schmaler, <strong>über</strong>wiegend<br />
schlammiger Streifen übriggeblieben. Die Zerstörung<br />
der Barriere zieht für die Fischzuchtbecken und<br />
Muschelzuchtanlagen Folgeschäden nach sich, da<br />
sie jetzt dem direkten Einfluss des Meeres ausgeliefert<br />
sind.<br />
Der Strand von Lignano war in seiner gesamten<br />
Länge beeinträchtigt worden. Von Sabbiadoro bis<br />
Riviera hatte <strong>das</strong> Unwetter seine Spuren hinterlassen<br />
und Sand gegen Unrat, Äste oder gar ganze Baumstämme<br />
ausgetauscht. Der geschätzte Schaden belief<br />
sich auf rund 400.000 Euro, einschließlich des<br />
beschädigten Materials und des Arbeitseinsatzes für<br />
die Reparaturarbeiten. In Sabbiadoro fehlten die<br />
ersten drei Sonnenschirmreihen. Zwischen Pineta<br />
und Riviera waren rund 30.000 m³ Sand weggeschwemmt<br />
worden. Reihenweise Strandmaterial<br />
(Sonnenschirme, Ständer und Liegestühle) war<br />
beschädigt worden.<br />
Auch die Strände von Monfalcone waren schwer<br />
betroffen. Endlich war der Strand (Marina Julia)<br />
wieder voll anerkannt und neu ausgestattet worden.<br />
Es gab keine Probleme mehr mit Wasserverunreinigung,<br />
<strong>das</strong> Problem um die neue gelegte Fernausleitung<br />
(der Strand in dem Bereich war in Diskussion<br />
wegen unbefestigtem Grund) war auch endlich<br />
bereinigt, da kam der nächste Schlag. Das Unwetter<br />
hatte auch hier nicht halt gemacht. Sand wurde<br />
weggeschwemmt, Tretboote lagen <strong>über</strong>all rum,<br />
einige waren bis nach Duino abgetrieben und mussten<br />
wieder „eingefangen“ werden. Sonnenschirme<br />
und Tische konnten nur Dank des schnellen Einsatzes<br />
der Strandbetreiber gerettet werden. Der Erosionsschaden<br />
ist nicht vergleichbar mit dem von<br />
Grado aber dennoch auch für diesen Strandabschnitt<br />
erheblich. Einige der Betreiber sprachen von rund<br />
einem Monat Arbeit bis wieder „Normalverhältnisse“<br />
herrschen. Das Problem des Hauptstrandes von<br />
Grado ist, <strong>das</strong>s er Jahr für Jahr künstlich angelegt<br />
und erweitert wird und somit leichte Angriffsfläche<br />
für <strong>das</strong> Meer bietet. In der Regel kommen derartige<br />
Unwetter jedoch nicht im Sommer sondern im<br />
Winter vor, so <strong>das</strong>s nach Erosionsschäden immer<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 33<br />
ausreichend Zeit bleibt, um den Strand für die<br />
Saison herzurichten.<br />
Im August mussten die Strandbetreiber erneut<br />
größere Aufräumaktionen starten. Starke Regenfälle<br />
und schwere Gewitter verursachten erhebliche<br />
Schäden in der Region, wobei die Strände in diesem<br />
Fall nur durch größere Mengen angeschwemmtes<br />
Strandgut betroffen waren.<br />
Ende Juni herrschte „Gewitter-Stimmung“ am<br />
Strand von Grado: Die neuen Strandverwalter von<br />
Grado, die GIT (Grado Impianto Turistico) hatten<br />
keine leeren Reden geschwungen. „Das Hinterlassen<br />
von privatem Strandmaterial ist verboten!“ Mit<br />
diesen Worten wurden die Badegäste darauf aufmerksam<br />
gemacht, ihre Strandutensilien nicht <strong>über</strong><br />
Nacht am Strand zu lassen. Diese Regelung war in<br />
diesem Jahr neu eingeführt worden. Anfangs gab es<br />
diesbezüglich keine Probleme für die Gäste des<br />
Hauptstrandes von Grado, vermutlich wurde aus<br />
diesem Grund die Warnung nicht allzu ernst genommen.<br />
Die Realität eines Morgens Ende Juni war<br />
trotz strahlendem Wetter wenig „sonnig“: sämtliche<br />
privaten Liegen, Strandstühle und Sonnenschirme<br />
waren verschwunden, eingesammelt von der Strandverwaltung.<br />
Wer seine Sachen wieder haben wollte<br />
musste Schlange stehen und seinen Besitz auslösen.<br />
Es gab zwar keine Strafe, aber die Kosten für die<br />
Arbeit wurden angerechnet. Es hagelte Beschwerden,<br />
doch die GIT bestand darauf, <strong>das</strong>s es angekündigt<br />
worden wäre, <strong>das</strong>s die neue Regelung am<br />
Eingang zum Strand in der Strandordnung stünde<br />
und <strong>das</strong>s sie eben entsprechend handeln würden.<br />
Außerdem sei dies eine Auflage der Capitaneria di<br />
Porto (Küstenwache) und werde in ganz Italien so<br />
gehandhabt. Letzteres ist allerdings nur bedingt<br />
richtig, denn diese Regelung gilt für die freien<br />
Strände, die unter der Aufsicht der Capitaneria di<br />
Porto stehen. Die Betreiber von bewirtschafteten<br />
Strandabschnitten dürfen für ihren Abschnitt eigene<br />
Regelungen aufstellen, wie es auch bis letztes Jahr in<br />
Grado der Fall war. Viele Gäste fühlten sich wohl<br />
am Strand von Grado, gerade weil sie zwar Eintritt<br />
zahlen mussten, dafür aber ihre Sachen dort lassen<br />
konnten statt sie hin und her zu schleppen. Die GIT<br />
hatte sich mit der Auflage <strong>das</strong> private Strandmaterial<br />
abends wegzuräumen äußerst unbeliebt bei ihren<br />
Gästen gemacht.<br />
Die Auflage wurde nach einiger Zeit wieder aufgehoben<br />
(vielleicht auch nur aufgeschoben, denn noch<br />
kann man nicht wissen, was im Jahr 2003 passieren<br />
wird). Sie stand ursprünglich wohl im Zusammenhang<br />
mit dem Bestreben den Strand von Grado zu<br />
einem „Elite-Strand“ zu machen. Die Tatsache, <strong>das</strong>s<br />
sich dazu auch Politiker positiv äußerten, sorgte für<br />
weiteren Zündstoff im ewigen „Konkurrenz-Krieg“<br />
zwischen Lignano und Grado. Beide Orte haben<br />
unterschiedliche Charakteristiken und ziehen ein<br />
unterschiedliches Publikum an, bieten aber Anreize
und Service sowohl für „die Masse“, als auch für <strong>das</strong><br />
„elitäre Publikum“.<br />
Die Debatten <strong>über</strong> die Politik und <strong>das</strong> gute oder<br />
schlechte Management der neuen Touristik-<br />
Gesellschaften hielt die ganze Saison <strong>über</strong> an. Bleibt<br />
zu hoffen, <strong>das</strong>s mit den diesjährigen Erfahrungen<br />
Besserungen in der nächsten Saison eintreten. Die<br />
gesunkenen Touristenzahlen in diesem Sommer<br />
dürften eher am schlechten Wetter und nur geringfügig<br />
am „schlechten Management“ gelegen haben,<br />
denn die meisten kommen wohl aufgrund der guten<br />
Erfahrungen der vergangenen Jahre und die in der<br />
Regel internen Querelen bekommt der Tourist<br />
eigentlich nicht mit, solange der direkte Service vor<br />
Ort stimmt.<br />
Statt Auto lieber Mini-Zug und Schiff nach Grado<br />
Die beiden alternativen Verkehrsmittel, um die<br />
“Sonneninsel” Grado zu besuchen, haben diesen<br />
Sommer erfolgreich Fuß gefasst. Sie wurden von<br />
mindestens 500 Personen pro Tag genutzt. Das<br />
Öffentliche Verkehrsmittelunternehmen der Provinz,<br />
die APT (= Azienda provinciale trasporti) hatte in<br />
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Grado und der<br />
GIT einen Minizug eingesetzt, der von morgens bis<br />
abends in 40-minütigen Abständen durch die Strassen<br />
von Grado zum Strand und innerhalb der Fußgängerzone<br />
verkehrte. In 20 Minuten konnte man so<br />
von einem Ende Grados zum anderen gelangen und<br />
die Möglichkeit einer Stadtrundfahrt gegen lästiges<br />
Parkplatzsuchen eintauschen. Der Service <strong>über</strong>s<br />
Meer war ebenfalls erfolgreich. Das Schiff „Delfino<br />
Verde“ pendelte ab Ende Juni zwischen Grado und<br />
Triest. Hier konnte eine stressfreie Schiffstour mit<br />
dem Genuss des Panoramas der triestinischen Küste<br />
und der Lagune von Grado verbunden werden.<br />
Der mysteriöse Bombenleger hatte wieder zugeschlagen.<br />
Es bestand Alarmbereitschaft an den<br />
Stränden<br />
Seit neun Jahren treibt der mysteriöse Bombenleger<br />
sein Unwesen und bis heute konnte er nicht <strong>über</strong>führt<br />
werden. In einer Privatwohnung in Pordenone<br />
explodierte in diesem Sommer ein Nutellaglas,<br />
welches am gleichen Tag in einem Supermarkt der<br />
Stadt gekauft worden war. Glücklicherweise kam die<br />
Frau mit dem Schrecken davon. Darauf hin bestand<br />
allerdings wieder Alarm in den größeren Einkaufszentren<br />
und an den Strandbadeorten, denn die<br />
Zwischenfälle am Strand von Lignano in den Jahren<br />
1996 und 2000, sowie weitere versteckte Bomben in<br />
Artikeln aus Supermärkten im Laufe der letzten<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 34<br />
Jahre sind nicht in Vergessenheit geraten. Trotz<br />
intensivster Nachforschungen gibt es bisher keine<br />
Spur, die zum Täter führt. Die Behörden und Psychologen<br />
gehen davon aus, <strong>das</strong>s es sich immer um<br />
denselben Täter handelt, der sich einen Spaß daraus<br />
macht, die Behörden an der Nase herumzuführen<br />
und gleichzeitig seine Bomben immer mehr perfektioniert.<br />
Lagune Grado/Marano wird auf Nil-Virus kontrolliert.<br />
Der Nil-Virus, der in diesem Jahr <strong>über</strong> 20 Todesfälle<br />
in Amerika verursacht hatte, wird durch Stechmücken<br />
auf den Menschen <strong>über</strong>tragen. Die Stechmücken<br />
selbst infizieren sich in der Regel an Wandervögeln.<br />
Die Lagune von Grado und Marano ist ein<br />
idealer Lebensraum für die Entwicklung dieser<br />
Mücken und gleichzeitig beliebtes Ziel von Wandervögeln<br />
als Raststation oder Überwinterungsort.<br />
Die Lagune ist eine der Risiko-Zonen, die ab Mai<br />
regelmäßig auf Krankheitserreger, speziell auf den<br />
Nil-Virus untersucht werden. Bisher ist noch kein<br />
Krankheitsfall in Italien bekannt geworden. Dennoch<br />
ist es Tatsache, <strong>das</strong>s der Virus bereits in Italien<br />
angekommen ist. 1998 hatte man in der Zone der<br />
Fucecchio-Sümpfe (Toskana, Provinz von Florenz)<br />
festgestellt, <strong>das</strong>s 37% der Pferde in dieser Gegend<br />
Virus-Träger waren und einige Tiere an Hirnhautentzündung<br />
erkrankt waren.<br />
5. Danksagung<br />
An dieser Stelle sei den Leitern der ARPT, ARPA,<br />
AIAT, GIT, des Konsortiums Lignano sowie deren<br />
Mitarbeitern für die Kooperation und Unterstützung<br />
und der Bereitstellung des Datenmaterials gedankt.<br />
Nur durch ihre Zusammenarbeit und Hilfe kann der<br />
ADAC-Sommerservice in Friaul-Julisch-Venetien<br />
erfolgreich durchgeführt werden. Ich persönlich<br />
freue mich nach nun mehreren Jahren<br />
Sommerservice im Friaul <strong>über</strong> den immer wieder<br />
freundlichen Empfang und den stets reibungslosen<br />
Informationsaustausch und hoffe auch weiterhin auf<br />
gute Zusammenarbeit. Weiterhin sei den<br />
wissenschaftlichen Kollegen des meeresbiologischen<br />
Labors Triest und des WWF Miramare für stets<br />
freundliche Unterstützung und hilfreiche<br />
Informationen gedankt, sowie allen weiteren, die mir<br />
mit Rat und Tat zur Seite standen und bei der<br />
Durchführung des ADAC-Sommerservice ihren<br />
Beitrag leisteten.
6. Adressen<br />
ARPT<br />
Azienda Regionale Promozione<br />
Turistica<br />
Via Rossini, 6<br />
I-34132 Trieste<br />
Präsident: Sergio Dressi<br />
Direktor: Ing. Guido Bulfone<br />
Koordination: Alessandra Trampus<br />
Tel: 040 - 363952 / 3772493<br />
Fax: 040 – 365496<br />
E-Mail:<br />
az.prom.tur@regione.fvg.it<br />
AIAT Grado<br />
Via Dante Alighieri, 72<br />
I - 34073 Grado<br />
Tel: 0431- 877111<br />
Fax: 0431- 83509<br />
Kontakt: Ing. G. Stefanutti<br />
Tel: 0431 - 85482<br />
E-Mail: aiatgrado@adriacom.it<br />
GIT Grado<br />
Via Dante Alighieri, 72<br />
I - 34073 Grado<br />
Präsidente : Claudio Martinis<br />
Ansprechpartner. L. Tognon<br />
Tel: 0431 - 899303<br />
Fax: 0431 – 899205<br />
AIAT Lignano<br />
Via Latisana, 42<br />
I-33054 Lignano Sabbiadoro<br />
Commissario: G. Ciuffarin<br />
Tecnico: Piero Pittari<br />
Tel: 0431 - 71821<br />
Fax: 0431 – 70449<br />
E-Mail: info@aptlignano.it<br />
Consorzio Turistico Lignano<br />
Via Latisana, 42<br />
I-33054 Lignano Sabbiadoro<br />
Präsidente: Bruno dellaMaria<br />
Tel: 0431 - 71821<br />
Fax: 0431 – 70449<br />
E-Mail: info@aptlignano.it<br />
ARPA-FVG regionale<br />
Piazza Grande 1<br />
33057 Palmanova (UD)<br />
Tel: 0432-922611<br />
Fax:0432-922626<br />
E-Mail: segretaria@arpa.fvg.it<br />
www.arpa.fvg.it<br />
Generaldirektor<br />
Gastone Novelli<br />
Tel: 0432-922611<br />
E-Mail: dirgen@arpa.fvg.it<br />
Abteilung Gewässerschutz<br />
Dr. Manlio Princi<br />
Tel: 0432-922604<br />
Handy: 348 7074417<br />
E-Mail: acque@arpa.fvg.it<br />
ARPA Triestina<br />
Via Lamarmora, 13<br />
I-34132 Trieste<br />
Direktor: Ing. Stellio Vatta<br />
Tel: 040-9494911<br />
E-Mail : dipts@arpa.fvg.it<br />
Ansprechpartner für Badegewässer<br />
Dr. Colugnati,<br />
Dott.essa L. Spadaro<br />
Tel: 040 - 9494905<br />
Fax: 040 – 9494944, -912, -916<br />
ARPA Goriziana<br />
Labor:<br />
PMP, Servizio Biotossicologico<br />
Via Duca d'Aosta, 117<br />
34170 Gorizia<br />
Direktorin: Dott.essa Ketty Cetul<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. Vinicio Rorato<br />
Tel uff.: 0481 – 581311<br />
Labor: 0481 – 581307<br />
Fax. 0481 - 581391<br />
E-Mail: dipgo@arpa.fvg.it<br />
ARPA Udinese<br />
Direktor Ing. Paolo Toso<br />
Via Colugna, 42<br />
Tel: 0432-553166<br />
E-Mail: dipud@arpa.fvg.it<br />
Ansprechpartnerin für<br />
Badegewässer<br />
Dott.essa Franchi<br />
Tel: 0432 – 493711, -755<br />
Fax: 0432 – 49546776<br />
Capitaneria di Porto<br />
Lignano: 0431 - 71076<br />
Triest: 040 – 6766111<br />
Laboratorio di Biologia Marina di<br />
Aurisina (LBM)<br />
Strada Costiera, 336<br />
I-34014 S.Croce- Trieste<br />
Präsident:<br />
Dr. Prof. A. Brambati<br />
Tel: 040 - 5603217 - 5603213<br />
Direktorin: Dott.essa Serena<br />
Fonda-Umani<br />
Tel: 040 – 224400<br />
www.univ.trieste.it<br />
Riserva Marina di Miramare<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 35<br />
Viale Miramare, 349<br />
I-34135 TRIESTE<br />
Dr. Roberto Odoricco<br />
Tel: 040 – 224147<br />
Umweltorganisationen und<br />
Kampagnen:<br />
Legambiente Udine<br />
Sede operativa: V. Beato Odorico<br />
da Pordenone 3<br />
Sede legale: Via Manzini 6,<br />
33100 Udine<br />
Sig. Marino Visintini<br />
Tel: 0432 - 509021<br />
Greenpeace Italia<br />
Viale Manlio Gelsomini, 28<br />
I-00153 Roma<br />
Tel: 06 - 5730053 o. 5782484<br />
Friaul im Internet:<br />
die wichtigsten Touristik-links<br />
(und andere) findet man unter:<br />
www.turismo.fvg.it
Regionalbericht Venetien<br />
Bearbeitet von Dr. Thomas Pillen, Tittmoning<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Küste Venetiens erstreckt sich von der Mündung<br />
des Tagliamento, im Scheitelpunkt der Oberen Adria<br />
nach Südwesten, entlang der Lagunen von Caorle,<br />
der Mündung der Piave, der Lagune von Venedig<br />
und den Mündungen von Brenta und Adige bis an<br />
die Pomündungen südlich von Venedig. Ihre Länge<br />
beträgt etwa 150 km. Die Strände sind allesamt<br />
Sandstrände, die teilweise durch Blockschüttungen<br />
und Steinwälle, den sogenannten "scogliere" vor<br />
Brandung und gegen Erosion geschützt werden. An<br />
den bekannten Badeorten Bibione, Caorle, Eraclea<br />
Mare, Lido di Jesolo, Lido di Cavallino, Lido di<br />
Venezia, Sottomarina, Isola Verde, Rosolina Mare<br />
und der Insel Albarella sind die Strände meist<br />
konzessioniert. Das Hinterland ist in den Stadtgebieten<br />
dicht bebaut, in den Randbereichen prägen<br />
Pinienwälder die Landschaft. Dazwischen gibt es<br />
noch kilometerlange Strandabschnitte mit Dünen<br />
und Buschzonen, die einen naturnahen Zustand<br />
aufweisen.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Messpunkte und Probennahme<br />
Die Festlegung der Analysestellen erfolgt auf<br />
Grundlage der EU-Richtlinien. Beprobt werden in<br />
der Regel alle Stellen, die aufgrund ihrer Zugänglichkeit<br />
oder ihrer Infrastruktur wie Bewirtschaftung,<br />
Campingplatz etc. zum Baden geeignet sind.<br />
Untersucht werden zusätzlich Stellen, die Aufschluss<br />
<strong>über</strong> mögliche Verunreinigungsquellen<br />
geben können.<br />
Generell wird vor Beginn der Saison Anfang April<br />
von dem zuständigen Dezernat der Region Venetiens<br />
bestimmt, welche Strände zum Baden geeignet<br />
sind. Diese Entscheidung wird auf der Basis der im<br />
Vorjahr durchgeführten Messungen getroffen. Dabei<br />
dürfen nicht mehr als 10 % für physikalischchemische<br />
bzw. 20 % für mikrobiologische Parameter<br />
der Routineuntersuchungen <strong>über</strong> den strengen<br />
italienischen Normen liegen, sonst wird die Zone als<br />
nicht für den Badebetrieb geeignet betrachtet.<br />
Werden in einem solchen Falle bei den ersten beiden<br />
im April durchgeführten Routineuntersuchungen<br />
keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen festgestellt, so<br />
kann dieser Messpunkt nachträglich noch als zum<br />
Baden geeignet erklärt werden.<br />
Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />
Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />
als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />
so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 36<br />
permanentes Badeverbot verhängt werden. Ein<br />
permanentes Badeverbot wird außerdem verhängt,<br />
wenn mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />
der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />
haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />
Messungen von mindestens zwei pro Monat<br />
durchgeführt wurden. Das Gesetz ist in der Badesaison<br />
2002, auf Basis der Ergebnisse aus den Jahren<br />
2000 und 2001, erstmals zur Anwendung gekommen<br />
und infolgedessen mussten 2 Strandabschnitte bis<br />
auf weiteres gesperrt werden. Es handelt sich um die<br />
Punkte: in der Gemeinde Chioggia / Isola Verde die<br />
Strandbereiche 50 m südlich der Flussmündung der<br />
Brenta und 50 m nördlich der Flussmündung der<br />
Etsch.<br />
In der Region Venetien wurden im Jahr 2002 an<br />
insgesamt 94 Untersuchungsstellen routinemäßig<br />
Proben genommen. Die Probennahme, sowie die<br />
Untersuchungen vor Ort erfolgte durch <strong>das</strong> Personal<br />
der zuständigen Umweltagentur ARPAV, (Agenzia<br />
Regionale per la Prevenzione e Protezione Ambientale<br />
del Veneto). Die Wasserproben wurden ca.<br />
30 cm unter der Wasseroberfläche an Stellen mit<br />
einer Wassertiefe von ca. 80 bis 120 cm entnommen.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Die anzuwendenden Untersuchungsmethoden<br />
werden durch <strong>das</strong> Gesetz D.P.R. 470/82 und dessen<br />
Ergänzungen geregelt. Folgende mikrobiologischen<br />
Parameter werden von Anfang April bis Ende<br />
September in 14-tägigen Abständen erfasst (angewandte<br />
Methode in Klammern): Gesamtkoliforme<br />
Bakterien pro 100 ml (Membranfiltermethode),<br />
fäkalkoliforme Bakterien pro 100 ml (Membranfiltermethode),<br />
Fäkalstreptokokken pro 100 ml<br />
(Membranfiltermethode). Für Salmonellen, die an<br />
allen Kanal- und Flussmündungen untersucht werden,<br />
werden unterschiedliche selektive Anreicherungsmethoden<br />
angewandt. Der Sauerstoffgehalt<br />
und der pH-Wert werden mittels Elektroden bestimmt<br />
und im Labor nochmals <strong>über</strong>prüft. Außerdem<br />
wird <strong>über</strong>prüft - visuell und <strong>über</strong> Geruchsproben -,<br />
ob Mineralöle, Tenside und Phenole im Gewässer<br />
vorhanden sind. Die Sichttiefe wird mit der Secchi-<br />
Scheibe ermittelt.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />
Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />
Parameter sind eindeutig durch <strong>das</strong> Präsidialdekret<br />
D.P.R. 470/82, welches sich an der EU-Richtlinie<br />
76/160/ EWG orientiert, festgelegt. Überschreitet ein<br />
Parameter der routinemäßigen Untersuchungen die,
im Vergleich zur EU deutlich strengeren italienischen<br />
Normen, so müssen in den darauffolgenden<br />
zwei Wochen an fünf Tagen Zusatzuntersuchungen<br />
durchgeführt werden. Wenn bei mehr als einer der<br />
fünf Zusatzuntersuchungen ein Grenzwert der<br />
hygienischen Parameter <strong>über</strong>schritten wird, muss ein<br />
temporäres Badeverbot ausgesprochen werden. Die<br />
Verhängung und Aufhebung eines temporären<br />
Badeverbotes obliegt dem Bürgermeister der betroffenen<br />
Gemeinde. Badeverbote werden durch Aushang<br />
an öffentlichen Stellen und durch Aufstellen<br />
von Verbotstafeln an den betroffenen Strandabschnitten<br />
publiziert. Im Bereich offizieller Badestrände<br />
weist außerdem die rote Flagge, die normalerweise<br />
bei Gefahren im Strandbereich gehisst wird,<br />
auf <strong>das</strong> Badeverbot hin. Eine Aufhebung des temporären<br />
Badeverbots kann erfolgen, wenn bei den<br />
beiden folgenden Routineuntersuchungen keine<br />
Grenzwerte <strong>über</strong>schritten werden.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die nach oben beschriebenen Schema gewonnenen<br />
Wasserproben wurden von den zuständigen Analyselabors<br />
(Presidio Multizonale di Prevenzione,<br />
PMP) in Mestre und in Rovigo analysiert und<br />
ausgewertet. Die dort aufgearbeiteten Informationen<br />
<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität erreichten<br />
den Regionalbearbeiter in dieser Saison einheitlich<br />
<strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet. In der Provinz Venedig werden die<br />
Daten von dem Analyselabor an die zuständige<br />
Abteilung innerhalb der ARPAV Provinz Venedig<br />
weitergeleitet und dort in eine Datenbank inseriert.<br />
Eine Kopie dieser Daten wurde jeden Freitag an den<br />
Regionalbearbeiter via E-Mail weitergeleitet. Die<br />
Daten aus der Provinz Rovigo wurden auf Anfrage<br />
ein- bis zweimal pro Monat elektronisch nach<br />
Bibione geschickt. Für die nahe Zukunft ist zu<br />
erwarten, <strong>das</strong>s aus beiden Provinzen die Daten via<br />
Internet abrufbar sein werden. Im Fall von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
wurde unmittelbar ein Fax mit<br />
den genauen Eckdaten der Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
oder dem Wortlaut des Badeverbots von der Umweltagentur<br />
ARPAV, von der betroffenen Kommune<br />
oder dem zuständigen Analyselabor direkt an den<br />
Regionalbearbeiter des ADAC geschickt.<br />
Daten zu aktuellen biologischen Untersuchungen der<br />
Forschungsschiffe der ARPAV und der Universität<br />
Padua, des Meeresbiologischen Instituts in Venedig<br />
C.N.R. sowie des Observatoriums Alto Adriatico<br />
wurden direkt von den zuständigen Biologen <strong>über</strong>mittelt.<br />
Dabei konnte vor allem in kritischen Situationen<br />
bezüglich Algenschleims direkt auf aktuelle<br />
Informationen zurückgegriffen werden.<br />
Zusätzlich schicken die Fremdenverkehrsbüros bzw.<br />
die lokalen Strandbetreiber jeden Dienstag eine<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 37<br />
aktuelle Zustandsbeschreibung der Strände. Diese<br />
erfolgt an Hand eines von dem Regionalbearbeiter<br />
vorgegebenen Protokolls, <strong>das</strong> von einem Verantwortlichen<br />
am Strand ausgefüllt wird.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />
der Region Venetien. Badeorte wie zum Beispiel<br />
Bibione, Caorle, Jesolo, Sottomarina und Rosolina<br />
Mare sind nahezu vollständig von der zahlreichen<br />
Präsenz von Touristen abhängig. In der Region<br />
Venetien wurden 2002 rund 28 Millionen Übernachtungen<br />
italienischer und ausländischer Gäste registriert.<br />
Die größte Fraktion der Touristen stellen dabei<br />
die Italiener, gefolgt von den Deutschen, den Österreichern,<br />
den Tschechen und den Polen.<br />
Über die letzten Jahre betrachtet ergibt sich folgendes<br />
Bild der touristischen Präsenz in der Region<br />
Venetien: Der Tourismus in der Region boomt ohne<br />
Unterbrechung. Seit 1997 waren die Zahlen der<br />
Ankünfte und Übernachtungen bei schon hohem<br />
Auslastungsgrad immer noch kontinuierlich steigend.<br />
Nun scheint vorerst einmal ein Plateau auf<br />
hohem Niveau erreicht worden zu sein. Im Jahr 2002<br />
waren die Besucherzahlen erstmals gleichbleibend<br />
oder leicht rückläufig (siehe Tabelle 4.1 und 4.2).<br />
Tabelle 4.1: Entwicklung der Besucherzahlen<br />
dargestellt als Anzahl Ankünfte pro Jahr.<br />
Ankünfte 1999 2000 2001 2002<br />
Bibione 563252 568419 595881 575639<br />
Caorle 440920 449914 460131 455580<br />
Jesolo 1052971 1104021 1104306 987586<br />
Cavallino 586945 597572 623796 597438<br />
Rosolina 131534 140752 158225 140693<br />
Tabelle 4.2: Entwicklung der Besucherzahlen<br />
dargestellt als Anzahl Übernachtungen pro Jahr.<br />
Übernachtungen<br />
1999 2000 2001 2002<br />
Bibione 5072138 5124113 5347864 5193340<br />
Caorle 3499806 3538469 3637375 3635207<br />
Jesolo 5263586 5392131 5720851 5273021<br />
Cavallino 5536664 5600855 5868702 5685868<br />
Rosolina 1464572 1572553 1700462 1556293<br />
Diese Stagnation bzw. der leichte Rückgang bei den<br />
Gästezahlen hatte besorgte Stimmen bei den verantwortlichen<br />
Funktionären der Tourismusindustrie zur
Folge. Eine Analyse der Daten zeigt aber, <strong>das</strong>s<br />
lediglich die hervorragenden Zahlen des Jahres 2001<br />
(siehe Tabelle 4.3) nicht noch einmal erreicht<br />
werden konnten. Realistisch gesehen liegen die<br />
Besucherzahlen des Jahres 2002 noch <strong>über</strong> den<br />
Werten von 1999 und 2000. Wie in vielen anderen<br />
Bereichen der Wirtschaft scheint aber auch in der<br />
Tourismusbranche noch immer alles auf eine fortwährende<br />
Steigerung des Umsatzes ausgelegt zu<br />
sein. Anbetrachts limitierter natürlicher Ressourcen<br />
auf der einen Seite und un<strong>über</strong>schaubarer Sonnenschirmreihen<br />
auf der anderen Seite wäre es wünschenswert,<br />
<strong>das</strong>s sich die in Umweltzertifizierungen<br />
propagierte Qualitätssicherung der Küstengemeinden<br />
auch in einer freiwilligen Limitierung der<br />
Kapazitäten niederschlägt.<br />
Tabelle 4.3: Prozentuale Veränderung der Besucherzahlen,<br />
dargestellt als Ankünfte und Übernachtungen<br />
im Zeitraum 2000 bis 2002.<br />
2001 zu<br />
2000<br />
Ankünfte Übernachtungen<br />
2002 zu<br />
2001<br />
2001 zu<br />
2000<br />
2002 zu<br />
2001<br />
Bibione 4,8% -3,4% 4,4% -2,9%<br />
Caorle 2,3% -1,0% 2,8% -0,1%<br />
Jesolo 0,0% -10,6% 6,1% -7,8%<br />
Cavallino 4,4% -4,2% 4,8% -3,1%<br />
Rosolina 12,4% -11,1% 8,1% -8,5%<br />
Obwohl in Struktur und Qualität der Strände der<br />
großen Badeorte nur geringe Unterschiede bestehen,<br />
so zeigt sich dennoch ein unterschiedliches Urlaubsverhalten<br />
seiner Besucher. Tabelle 4.4 beinhaltet<br />
eine Gegen<strong>über</strong>stellung der durchschnittlichen<br />
Verweildauer der Gäste in den größeren Badeorten<br />
der Region Venetien. Während Bibione, die Ortschaften<br />
des Cavallino und Rosolina Mare mit ihrem<br />
besonders auf junge Familien mit Kindern zugeschnittenen<br />
Angebot Verweilzeiten von 9 bis 11<br />
Tagen aufweisen, so ist Jesolo mit seinem auf junge<br />
Leute ausgerichteten Unterhaltungsprogramm mit 5<br />
Tagen <strong>das</strong> klassische Kurzurlaubsziel. Caorle mit<br />
seinen Stadtstränden, dem idyllischen Fischereihafen<br />
und dem historischen Stadtkern zieht seine Gäste für<br />
durchschnittlich 7,9 Tage an. Dieses unterschiedliche<br />
Urlaubsverhalten ist <strong>über</strong> die Jahre betrachtet<br />
ausgesprochen konstant.<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, <strong>das</strong>s<br />
Hotels und Ferienagenturen trotz leichten Rückgangs<br />
eine gute touristische Saison 2002 erwarten.<br />
Weniger optimistisch klingen allerdings die Stimmen<br />
des Einzelhandels und der Gastronomie, die<br />
trotz zahlreicher Präsenz von Gästen in den Urlaubsorten<br />
Rückgänge im Umsatz zu verzeichnen<br />
haben. Als Hauptursache dafür wird die durch die<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 38<br />
allgemeine wirtschaftliche Lage in den Ursprungsländern<br />
verursachte verringerte Kaufkraft der Touristen<br />
angesehen.<br />
Tabelle 4.4: Gegen<strong>über</strong>stellung der durchschnittlichen<br />
Urlauberverweildauer<br />
Übernachtungen/<br />
Ankunft<br />
1999 2000 2001 2002<br />
Bibione 9,0 9,0 9,0 9,0<br />
Caorle 7,9 7,9 7,9 7,9<br />
Jesolo 5 4,9 5,2 5,3<br />
Cavallino 9,4 9,4 9,4 9,4<br />
Rosolina 11,1 11,2 10,7 11,1<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Sämtliche Kläranlagen in den Ferienorten an der<br />
Küste sind mittlerweile auf die notwendigen Kapazitäten<br />
ausgebaut. In den letzten Jahren wurden die<br />
Kläranlagen im Küstenabschnitt zwischen Bibione<br />
und Rosolina Mare von bereits 625.000 bestehenden<br />
Einwohnergleichwerten (EGW) auf 775.000 EGW<br />
ausgebaut. In verschiedenen Gemeinden wurde die<br />
Mischkanalisation durch eine für Regenwasser und<br />
Abwasser getrennte Kanalisation ersetzt, um eine<br />
Überlastung der Kapazitäten bei größeren Niederschlagsmengen<br />
zu vermeiden. Außerdem wurden,<br />
wie etwa in Eraclea Mare, einige kleinere Kläranlagen<br />
in größeren zentralen Anlagen zusammengefasst.<br />
Die Kläranlagen sind zum Teil mit einer<br />
dritten Reinigungsstufe ausgestattet. Es wird in fast<br />
allen Fällen eine biologische Phosphateliminierung<br />
anstelle einer chemischen Phosphatfällung durchgeführt.<br />
Im Bereich von Venedig bestehen bisher zwei<br />
größere Kläranlagen, die auch die anfallenden<br />
Industrieabwässer von Mestre entsorgen. Diese<br />
sollen im Rahmen eines ehrgeizigen Projekts der<br />
Region Venetien in den kommenden 13 Jahren und<br />
einem finanziellen Aufwand von ca. 200 bis 250<br />
Mio. € zu einer Megakläranlage zusammengeschlossen<br />
werden. Nach Fertigstellung sollen dann alle<br />
privaten wie industriellen Abwässer, die bisher teils<br />
ungeklärt in die Lagune von Venedig geflossen sind,<br />
nach dem modernsten Stand der Technik aufbereitet<br />
werden. Bei dem derzeitigen Planungsstand ist<br />
allerdings noch unklar, ob die geklärten Abwässer<br />
dann in die Lagune, in den Fluss Brenta oder direkt<br />
ins Meer eingeleitet werden.<br />
Die Abwasserentsorgung im Hinterland ist noch<br />
problematisch. Viele kleinere Dörfer oder auch<br />
Städte leiten ihr Abwasser noch ungeklärt in die<br />
Flüsse, deren Wasserqualität dadurch erheblich<br />
beeinträchtigt wird.
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Der hygienische Zustand der Badegewässer an den<br />
offiziellen Badestellen in der Region Venetien kann<br />
auch in diesem Jahr als <strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut<br />
zu bezeichnet werden. Aufgrund des Neu- und<br />
Ausbau vieler Kläranlagen an der Küste ist in den<br />
letzten Jahren die hygienische Belastung der Strände<br />
zurückgegangen. Problemzonen sind jedoch nach<br />
wie vor die Fluss- und Kanalmündungen. Die<br />
Schmutzfracht der Flüsse kann bei entsprechenden<br />
Strömungen und Windverhältnissen in der direkten<br />
und weiteren Umgebung der Mündungen zu deutlich<br />
erhöhten Belastungen der Badegewässer führen. Im<br />
Zeitraum von April bis Ende August wurden an 49<br />
der insgesamt 94 untersuchten Messstellen zu<br />
keinem Zeitpunkt europäische Richt- bzw. Grenzwerte<br />
<strong>über</strong>schritten (52 %). An 45 Messpunkten<br />
wurden die europäischen Richtwerte mindestens<br />
einmal (48 %), an 35 Messpunkten zweimal oder<br />
häufiger (37 %) <strong>über</strong>schritten. An 36 Messstellen<br />
(38 %) wurden die italienischen Grenzwerte und an<br />
13 Messstellen (14 %) die europäischen Grenzwerte<br />
<strong>über</strong>schritten. Aufgrund der deutlich strengeren<br />
italienischen Gesetze zur Badegewässerqualität<br />
wurden in der Saison 2002 in der Region Venetien<br />
an 16 Messpunkten Strände mit einem temporären<br />
Badeverbot belegt. Dabei handelte es sich in 3<br />
Fällen um ein Badeverbot aufgrund einer Überschreitung<br />
von europäischen Grenzwerten. Dar<strong>über</strong><br />
hinaus waren in der Gemeinde Chioggia / Isola<br />
Verde die Strandbereiche 50 m südlich der Flussmündung<br />
der Brenta und 50 m nördlich der Flussmündung<br />
der Etsch aufgrund anhaltender hygienischer<br />
Belastung im vergangenen Jahr für die gesamte<br />
Badesaison 2002 für den Badebetrieb gesperrt.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Die Belastungsschwerpunkte lagen in der Saison<br />
2002 wieder an den Flussmündungen der Brenta und<br />
die Etsch. Die Schmutzfracht dieser beiden Flüsse<br />
war für die temporären Badeverbote in der Gemeinde<br />
Chioggia und Rosolina verantwortlich. Dabei<br />
gehen die Meinungen <strong>über</strong> die Verursacher der<br />
Verschmutzung auseinander. Gerne schieben die an<br />
der Küste gelegenen Ortschaften die Schuld auf die<br />
im Hinterland befindlichen landwirtschaftlichen<br />
Betriebe mit intensiver Nutztierproduktion. Schuld<br />
an der erhöhten Belastung der Strände in der Nähe<br />
der Brenta im Frühjahr hatte sicherlich die noch<br />
nicht erfolgte Installation der Stahlspundwände<br />
jeweils an den beiden Seiten der Flussmündung. Seit<br />
mehreren Jahren werden zu Beginn der Badesaison<br />
diese Spundwände von Spezialschiffen mehrere<br />
hundert Meter ins Meer hinausgezogen, um die<br />
belastete Wasserfracht der Brenta von den Stränden<br />
fern zu halten. Weitere jährlich wiederkehrende<br />
Belastungszonen im östlichen Bereich der Region<br />
Venetien befinden sich in der Nähe von Fluss- und<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 39<br />
Kanalmündungen, sowie an den Mündungen der<br />
Lagunen, da dort besonders nach stärkeren oder<br />
länger anhaltenden Regenfällen erhöhte Einträge<br />
von Fäkalien und damit Keimen aller Art in <strong>das</strong><br />
Meer erfolgen können. So kam es in der Gemeinde<br />
Caorle an den Strandabschnitten Zona Colonie<br />
(Lagune) und im Mündungsbereich des Flusses<br />
Livenza im Mai und im Juni vor<strong>über</strong>gehend zu<br />
hygienischen Belastungen.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Die Strände an der oberen Adria <strong>über</strong>zeugten auch<br />
im Jahr 2002 durch ihren guten bis sehr guten<br />
Zustand. In Bezug auf Sauberkeit, Effektivität der<br />
Strandreinigung, Zustand sanitärer Einrichtungen,<br />
Vorhandensein von Wach- und Rettungsdiensten,<br />
sowie der Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten<br />
gab es keinen Grund zu Beanstandungen. Dabei<br />
scheint die relativ hohe Dichte von Sonnenanbetern<br />
an den Stadtstränden die meisten Gäste nicht zu<br />
stören. Ganz im Gegenteil: Das bunte Treiben mit<br />
dem obligatorischen "Sehen und Gesehen Werden"<br />
ist für viele Touristen zentraler Teil ihres Badeurlaubs.<br />
Ein anderes Bild der Strandqualität bietet sich<br />
an manchen abseits gelegenen Küstenstreifen. In<br />
Bereichen, an denen kein kommerzieller Badebetrieb<br />
vorhanden ist, gibt es nur geringen Service. Die<br />
Reinigung erfolgt mehr oder weniger effizient durch<br />
die Kommune, die auch für die Müllsammlung<br />
verantwortlich ist.<br />
Behindertengerechte Strände in der Region Venetien:<br />
Nicht ohne Grund werden die Strände der Region<br />
Venetien als Paradies für Familien mit Kindern<br />
bezeichnet. Ausgedehnte, flach abfallende Sandstrände,<br />
hervorragende Infrastrukturen auf den<br />
Stränden bis hin zur lückenlosen Überwachung des<br />
Badebetriebs kennzeichnen die Badeorte dieser<br />
Region. Dank dieser Strukturen und der problemlosen<br />
Zugänglichkeit der Strände eignen sich fast alle<br />
Badeorte der Region Venetien für den Urlaub von<br />
Touristen mit eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit.<br />
Lediglich die Strände der Gemeinden Porto<br />
Tolle und Porto Viro sind aufgrund der zu <strong>über</strong>windenden<br />
Brücken bzw. der ausschließlichen Zugänglichkeit<br />
<strong>über</strong> den Wasserweg als nur eingeschränkt<br />
behindertengerecht einzustufen.<br />
Um auf die Bedürfnisse als behinderter Badegast<br />
aufmerksam zu machen, reicht die Anmeldung an<br />
einer der Strandkassen. Diese verlassen dann alle<br />
weiteren Schritte, stellen einen Sonnenschirmplatz<br />
in unmittelbarer Ufernähe zur Verfügung und legen<br />
Ihnen mit mobilen Fahrrampen den Weg bis zum<br />
Sonnenschirm und bis zur Wasserlinie. Auf Wunsch<br />
sind die Bademeister sogar beim Betreten und<br />
Verlassen des Wassers behilflich.<br />
Die Ortschaften Bibione, Caorle, Jesolo und Eraclea<br />
haben außerdem eine Broschüre herausgebracht, die
alle vor Ort befindlichen behindertengerechten<br />
Einrichtungen wie spezielle Rollstuhl-Fahrrampen<br />
bis zur Wasserlinie und behindertengerechte Toiletten<br />
am Strand beinhaltet. Die Broschüre kann unter<br />
anderem angefordert werden bei: CODESS, Viale<br />
Isonzo 11, I-30026 Portogruaro (VE), Fax: 0039<br />
0431 760598.<br />
Hundestrände in der Region Venetien:<br />
In der Region Venetien gibt es zwei freie Strandabschnitte,<br />
an denen <strong>das</strong> Mitführen von Hunden<br />
erlaubt ist.<br />
a) Am Strand von Bibione ist der unbewirtschaftete<br />
Bereich westlich des Leuchtturms für Vierbeiner<br />
freigegeben. Folgende Regeln gelten für die Mitnahme<br />
Ihres Hundes:<br />
- Der Zugang zum Hundestrand darf nur <strong>über</strong> die<br />
Via Faro oder die Via Procione erfolgen<br />
- Hunde, die nicht an der Leine gehalten werden,<br />
müssen einen Maulkorb tragen<br />
- Der Hundehalter muss Hilfsmittel zur Entsorgung<br />
der Exkremente mit sich führen.<br />
b) Ein echtes Paradies für Hundehalter stellt die<br />
Halbinsel Brussa dar. Der Strand der Brussa liegt<br />
zwischen Bibione und Caorle und ist einer der<br />
letzten relativ unberührten Naturstrände der Region<br />
Venetien. Der Besucher verzichtet zwar auf jeglichen<br />
Komfort wie z. B. hygienische Einrichtungen<br />
oder Gastronomie. Dafür erwarten ihn und seinen<br />
vierbeinigen Begleiter 4 km Sandstrand zum Spazieren<br />
gehen und Schwimmen ohne Vorschriften oder<br />
Einschränkungen.<br />
Das Projekt Bau-Bau-Beach am Lido di Venezia,<br />
<strong>das</strong> 2001 ins Leben gerufen wurde und einen voll<br />
ausgestatteten Hundstrand zwischen Alberoni und<br />
Malamocco für die Saison 2002 zum Ziel hatte, hat<br />
sich leider in der italienischen Bürokratie festgefahren<br />
und seine Realisierung ist ungewiss.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Algenschleim<br />
Dieses in Italien unter dem Begriff Mucillagine<br />
bekannt gewordene Phänomen entsteht durch Ausscheidungen<br />
von Mikroalgen und Bakterien, die im<br />
Laufe ihrer Zersetzung, von Wind und Wellen<br />
angetrieben, unter Wasser zu größeren Watten oder<br />
an der Wasseroberfläche zu flottierenden Teppichen<br />
aggregieren. Derartige Aggregate dieses schleimhaltigen<br />
Materials waren 1989 und 1990 zu einer ernst<br />
zu nehmenden Bedrohung der Tourismusindustrie<br />
der Oberen Adria geworden.<br />
Die Saison 2002 war gekennzeichnet von der Präsenz<br />
großer Mengen von Algenschleim, der aber<br />
aufgrund besonderer klimatischer Konditionen nicht<br />
den Weg an die Oberfläche fand. So blieb <strong>das</strong> von<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 40<br />
den Touristikoperatoren so gefürchtete Anlanden<br />
größerer Algenschleimmengen in der Region Venetien<br />
fast vollständig aus. Lediglich die Fischer waren<br />
wie schon in der Vergangenheit die Leidklagenden,<br />
da ihre Netze durch den Algenschleim unbrauchbar<br />
wurden.<br />
Dabei waren in der Saison 2002 alle Voraussetzungen<br />
für ein "großes Mucillagine-Jahr" gegeben.<br />
Immer wieder entwickelten sich große Mengen des<br />
Algenschleims und waren im Auftauchen begriffen,<br />
als ungewöhnlich kräftige meteorologische Ereignisse<br />
wie heftigste Gewitter und sehr starker Wind<br />
diese "in letzter Minute" noch zerschlugen. Dieser<br />
Algenkrimi dauerte <strong>über</strong> gut 2 Monate und seine<br />
Chronik wird im Kapitel 4.8 nochmals ausführlicher<br />
beschrieben.<br />
Anschwemmung von Makroalgen<br />
Um ein ökologisches Phänomen mit weitgehend<br />
natürlichen Ursachen handelt es sich bei den meist<br />
lokal begrenzten Anschwemmungen größerer<br />
Mengen von Rot- oder Grünalgen. Diese werden bei<br />
bestimmten Strömungs- und Wellenverhältnissen<br />
vom Meeresboden abgerissen und von anlandigen<br />
Winden an die Strände gespült. Wenn die Algenreste<br />
nicht, wie an den meisten Stränden jedoch üblich,<br />
sofort entfernt werden, kann es durch die Zersetzung<br />
des Pflanzenmaterials zu Geruchsbelästigungen<br />
kommen. Die hygienische Qualität des Badegewässers<br />
wird hierdurch jedoch nicht beeinträchtigt.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
An den konzessionierten Stränden Venetiens müssen<br />
Rettungsschwimmmeister und Erste-Hilfe-Stellen<br />
vorhanden sein. Aufgrund der sehr gut ausgebauten<br />
Infrastruktur kommt es fast nie zu Todesfällen durch<br />
Ertrinken an den Stränden in Venetien. Die auftretenden<br />
Todesfälle sind in der Regel auf Herz- oder<br />
Kreislaufversagen und nicht auf Ertrinken zurückzuführen.<br />
Die Überwachung der Badesicherheit ist gesetzlich<br />
für ganz Italien einheitlich geregelt. Die Gesetze<br />
werden von der Hafenkommandantur erlassen, die<br />
diese an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse<br />
anpasst.<br />
In den Region Venetien gelten folgende Regelungen:<br />
- an den konzessionierten Stränden muss während<br />
der gesamten Badesaison (1. Mai bis 30. September)<br />
ein Rettungsdienst zur Verfügung stehen. Dieses<br />
Rettungspersonal muss eine Ausbildung im Rettungsschwimmen<br />
und in Erste Hilfe nachweisen und<br />
jedes Jahr erneut eine Prüfung ablegen. Zusätzlich<br />
ist eine alljährliche medizinische Untersuchung<br />
notwendig, um <strong>das</strong> Zertifikat Rettungsschwimmmeister<br />
zu erhalten.
- Die Rettungsschwimmmeister müssen ein rotes T-<br />
Shirt mit der Aufschrift “Bagnino di salvataggio”<br />
tragen und von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 16:00<br />
bis 18:00 Uhr anwesend sein. Die Ausübung der<br />
Überwachung findet entweder von einem Boot oder<br />
von einem Hochsitz am Strand aus statt. Während<br />
dieser Zeit wird eine blaue Fahne gehisst, die anzeigt,<br />
<strong>das</strong>s der Strandabschnitt derzeit <strong>über</strong>wacht ist.<br />
Von 8:30 Uhr bis 19:30 Uhr muss eine in Erster<br />
Hilfe ausgebildete Person zusätzlich anwesend sein.<br />
Wenn die Wetterlage bzw. der Zustand des Meeres<br />
ein sicheres Baden nicht erlaubt, muss eine rote<br />
Flagge gehisst werden. Der Rettungsdienst ist dann<br />
außer Dienst.<br />
- Werden vom Rettungspersonal Ruderboote benutzt,<br />
müssen diese alle 100 m vorhanden sein. Bei<br />
der Nutzung von Motorbooten (ohne Schraubenantrieb)<br />
beträgt die Entfernung zwischen den Booten<br />
200 m und kann auf 300 m erhöht werden, wenn<br />
zwei Bademeister vor Ort sind.<br />
- Jede Bademeisterstation ist obligatorisch mit einem<br />
Erste-Hilfe-Kasten, 3 Sauerstoffflaschen und einem<br />
Wiederbelebungsgerät ausgerüstet. Erste-Hilfe-<br />
Stationen sind fakultativ, die meisten Strandbäder<br />
haben jedoch Erste-Hilfe-Stationen, in denen auch<br />
eine ausgebildete Krankenschwester zur Verfügung<br />
steht. Außerdem gibt es in jedem Strandort eine<br />
Außenstation der örtlichen Gesundheitsbehörden mit<br />
Notfalldiensten. In der Regel bieten diese Krankenstationen<br />
zu bestimmten Zeiten Übersetzungsdienste<br />
an.<br />
- Es ist obligatorisch, Nichtschwimmerzonen auszuweisen.<br />
Zudem muss der Badebereich, in den<br />
Boote nicht eindringen dürfen, durch rote Bojen<br />
angezeigt werden. Der Abstand zum Strand beträgt<br />
in Venetien 500 m.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
Die ansonsten als ruhig zu bezeichnende touristische<br />
Saison 2002 wurde in der Regione Veneto durch 2<br />
zentrale Themen bestimmt: zum einen die ungewöhnlich<br />
heftigen Unwetter und zum anderen die<br />
Gefahr des Auftretens von Algenschleim an der<br />
Wasseroberfläche.<br />
07.06.2002<br />
Ende Mai erfolgte die Verleihung der Bandiera Blu<br />
2002 der F.E.E.E. (Foundation for Environmental<br />
Education in Europe). Die Bandiera Blu, eine<br />
Auszeichnung für sehr gute Badegewässerqualität<br />
und ausgezeichnete touristische Infrastruktur, ging<br />
in der Region Venetien dieses Jahr an die Badeorte<br />
Bibione und Caorle. In der Kategorie Yachthäfen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 41<br />
wurde die Blaue Flagge an folgende Sportboothäfen<br />
Venetiens verliehen: Caorle - Darsena dell Orologio;<br />
Porto S. Margherita - Marina 4; Jesolo - Porto<br />
Turistico Jesolo; Cavallino - Marina Cavallino;<br />
Chioggia - Sporting Club; Rosolina - Marina di<br />
Albarella.<br />
08.06.2002<br />
Für die Jahreszeit ungewöhnlich heftige Stürme<br />
wüteten in weiten Teilen Venetiens und Friaul-<br />
Julisch-Venetiens. Orkanartige Winde aus Südosten,<br />
verbunden mit kräftigen Regenfällen und Gewittern<br />
führten zu Sachschäden in Millionenhöhe. An vielen<br />
Badestränden der Region, die schon für die Touristenströme<br />
vorbereitet waren, haben Wind und<br />
Wellen die Arbeit der letzten Wochen zerstört.<br />
Vielerorts war außerdem starke Stranderosion zu<br />
beklagen. Besonders stark davon betroffen war<br />
Jesolo, wo sogar der Notstand ausgerufen wurde.<br />
Dort wurden im Bereich "Riviera di Levante" und<br />
"Pineta Due" mehrere 1000 Schirmplätze Opfer der<br />
Wellen. In Venedig führten die anhaltenden Sturmwinde<br />
aus südlichen Richtungen zu einem Rekordhochwasser,<br />
dem sogenannten "Acqua Alta". Mit<br />
121 cm <strong>über</strong> Normal Null war der Wasserstand in<br />
der Lagunenstadt so hoch wie zuletzt vor 150<br />
Jahren. Ein weiteres Problem stellten die starken<br />
Niederschläge der letzten Tage dar. Nach sintflutartigen<br />
Regenfällen führten die Flüsse Piave, Livenza<br />
und Tagliamento Hochwasser, <strong>das</strong> für mehrere Tage<br />
durch die starken Südwinde zusätzlich aufgestaut<br />
wurde. Nach Nachlassen der Winde transportierten<br />
diese Flüsse jede Menge an Schwemmgut bis hin zu<br />
Baumstämmen ins Meer. Neben der ästhetischen<br />
und hygienischen Beeinträchtigung des Badevergnügens<br />
durch Strandanwurf im Bereich der mündungsnahen<br />
Strände stellte größeres Treibgut vor<strong>über</strong>gehend<br />
eine nicht zu unterschätzende Gefahr für<br />
die Schifffahrt dar.<br />
18.06.2002<br />
Schwere Unwetter suchten die Lagune von Venedig<br />
heim. Besonders betroffen von den schweren Gewittern<br />
waren die Insel "Lido di Venezia" und die<br />
Halbinsel "Cavallino". Innerhalb von 15 Minuten<br />
waren 3 Windhosen <strong>über</strong> den Lido hinweggezogen<br />
und haben zahlreiche Bäume entwurzelt. Die sintflutartigen<br />
Regenfälle führten zu ausgedehnten<br />
Überschwemmungen. Schäden an der Vegetation<br />
wurden auch von den kleineren Laguneninseln<br />
Murano und Burano gemeldet. Venedig selbst war<br />
durch umgestürzte Straßenschilder und Stromkabel<br />
mehrere Stunden vom Festland abgeschnitten. Am<br />
Cavallino wurden circa 20 Häuser abgedeckt und<br />
mehrere hundert Bäume entwurzelt. Die Wucht der<br />
Sturmböen, verbunden mit den enormen Regenmengen<br />
führten zum Kentern mehrerer Boote.
27.06.2002<br />
Im Rahmen ihrer intensiven Öffentlichkeits- und<br />
Aufklärungsarbeit veranstaltete die ARPA Veneto<br />
am 26.06.02 einen Tag der offenen Tür. Geladen<br />
waren unter anderem die Presse, mehrere Fernsehteams,<br />
Repräsentanten der Regione Veneto, vertreten<br />
durch den Referenten für den ADAC-<br />
Sommerservice Sig. Gabrielle Camillo und der<br />
ADAC-Sommerservice. Thematischer Inhalt der<br />
Veranstaltung war die Vorstellung der verschiedenen<br />
Aktivitäten und Verantwortlichkeiten der<br />
ARPAV wie Durchführung der Kontrollen zur<br />
Badegewässerqualität und des biologischen Monitorings<br />
in der nördlichen Adria. Auf den beiden für<br />
<strong>das</strong> Monitoring eingesetzten Forschungsschiffen<br />
wurde der Presse und den Fernsehteams ein Einblick<br />
in die zur Verfügung stehenden meeresbiologischen<br />
Probennahme- und Untersuchungsmethoden gegeben.<br />
Außerdem standen die Verantwortlichen der<br />
ARPAV der Presse für Interviews zur Verfügung.<br />
15.07.2002<br />
Schwere Unwetter mit heftigen Gewittern, wolkenbruchartigen<br />
Regenfällen und orkanartigen Sturmböen<br />
wüteten in den letzten Tagen <strong>über</strong> weiten<br />
Teilen Nord- und Mittelitaliens. In vielen Ortschaften<br />
wurden Bäume entwurzelt und Straßen und<br />
Keller <strong>über</strong>flutet. Im Bereich Bibione und Lignano,<br />
wo ein kurzes aber besonders heftiges Gewitter<br />
niederging, hielten sich die Schäden, abgesehen von<br />
zahlreichen umhergewirbelten Sonnenschirmen und<br />
Liegestühlen zum Glück in Grenzen.<br />
17.07.2002<br />
Der Badeort Bibione hat als erster und bisher einziger<br />
europäischer Touristenort für sein gesamtes<br />
Stadtgebiet mit all seinen verschiedenen Strukturen<br />
<strong>das</strong> Umweltzertifikat EMAS "Verified Environmental<br />
Management" der Europäischen Gemeinschaft<br />
verliehen bekommen.<br />
Seit mittlerweile 4 Jahren ist der Badeort Bibione<br />
mit der dazugehörigen Gemeinde San Michele al<br />
Taglimento in ein Öko-Audit-Verfahren involviert,<br />
<strong>das</strong> zum Ziel hat, <strong>das</strong> Umweltmanagement dieses<br />
fortschrittlichen Küstenorts an der oberen Adria zu<br />
zertifiziert. Nun war es endlich so weit: Seit 7. Juni<br />
darf sich der Touristenort nun mit dem begehrten<br />
EMAS-Logo schmücken. Aus Anlass der Verleihung<br />
und der Präsentation für die Presse kommenden<br />
Freitag hatte die an dem Zertifizierungsprozess<br />
beteiligte Universität Padua eine Pressemitteilung<br />
erstellt, die wie folgt lautet:<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 42<br />
UNIVERSITÄT VON PADUA<br />
FACHBEREICH FÜR UMWELTTECHNIK<br />
INSTITUT FÜR UMWELTFORSCHUNG<br />
Via Marzolo, 9<br />
35131 Padova<br />
Tel. 049 8275539 ; Fax. 049 8275785<br />
E-Mail: cesqa@unipd.it<br />
Padua, den 9. Juli 2002<br />
Umwelterklärung “EMAS” für den Badeort Bibione<br />
nach der Verordnung (CE) 761/2001.<br />
Zweifellos wird Bibione, <strong>das</strong> touristische Zentrum<br />
der Gemeinde von San Michele al Tagliamento, in<br />
den nächsten Jahren nicht nur als einer der berühmtesten<br />
Badeorte (an dritter Stelle für die Zahl der<br />
Touristen in Italien), sondern auch als europäisches<br />
Beispiel für einen Ort des praktizierten Umweltschutzes<br />
(best – practice) und des umweltverträglichen<br />
Tourismus in Erinnerung bleiben.<br />
Im Juni hat Bibione nach vierjähriger Arbeit mit der<br />
Gemeinde, der Universität von Padua (Prof. Antonio<br />
Scipioni, Institut für Umweltforschung), der Region<br />
Venetien, dem Verband ANPA, dem Ausschuss<br />
EMAS Italien und den anderen Unternehmern und<br />
Berufsverbänden zwei große Anerkennungen erhalten.<br />
Seit 7. Juni 2002 ist Bibione der einzige Badeort in<br />
Europa, der die Anerkennung EMAS im Bezug auf<br />
die Anwendung eines Systems für <strong>das</strong> Umweltmanagement<br />
für <strong>das</strong> gesamte Gebiet der Gemeinde und<br />
nicht nur für administrative Teilbereiche erhalten<br />
hat.<br />
Die Umwelterklärung EMAS (Eco-Management and<br />
Audit Scheme) nach der europäischen Verordnung<br />
N. 761/2002, die die herausragende Leistung einer<br />
Organisation im Bezug auf ihr Umweltmanagement<br />
attestiert, wurde bisher noch nie an eine gesamte<br />
Gemeinde, geschweige denn an einen kompletten<br />
Touristenort vergeben.<br />
Wegen der Innovativität und der Originalität dieses<br />
interessanten Forschungsvorhabens hat die europäische<br />
Kommission Bibione diesen Preis verliehen<br />
und hat den Badeort als eines der besten Vorzeigeobjekte<br />
(best practice) im Bezug auf Umweltpolitik<br />
und der Umsetzung des Umweltschutzes in Europa<br />
bezeichnet.<br />
Diese Initiative von Bibione hat klar ersichtlich <strong>das</strong><br />
Ziel einer umweltverträglichen Nutzung und Entwicklung<br />
der natürlichen Ressourcen unter der<br />
aktiven Einbeziehung aller im Sektor des Tourismus<br />
tätigen Organisationen.<br />
Den Grundprinzipien der Verordnung EMAS entsprechend<br />
stellt diese Umwelterklärung EMAS von<br />
Bibione erst den Anfang eines Prozesses dar, der als<br />
Zielsetzung die kontinuierliche Verbesserung des<br />
Umweltmanagements unter Einbeziehung einer<br />
immer größeren Zahl von beteiligten Organisationen<br />
und Objekten hat.
25.07.02<br />
Eine Meeresschildkröte der Art Caretta caretta, die<br />
als relativ häufig für die Adria beschrieben wird,<br />
verirrte sich in den Gewässern der Lagune von<br />
Venedig. Sie wurde nach Hinweisen von Mitgliedern<br />
des WWF von den Carabinieri und der Guardia<br />
di Finanza im Bereich der Insel Burano gefunden<br />
und geborgen. Nach einer eingehenden Körpervisite<br />
durch Meeresbiologen des naturkundlichen Museums<br />
Venedig, die den guten Gesundheitszustand des<br />
ca. 50 cm großen und ca. 50 Jahre alten Tieres<br />
ergab, wurde der Irrgänger von einem Schnellboot<br />
der Guardia di Finanza aufs offene Meer gebracht<br />
und in einer Entfernung von ca. 8 Seemeilen vor der<br />
Küste wieder in die Freiheit entlassen.<br />
06.08.02<br />
Ein seltenes Ereignis konnte am Strand von Jesolo<br />
beobachtet werden. Ein ca. 15 Meter langer Wal<br />
wurde von Badenden in nur 500 Meter Entfernung<br />
zum Strand gesichtet. Das vermutlich verirrte Tier<br />
wurde von Schlauchbooten der Küstenwache aufs<br />
offene Meer geleitet, wo es in Richtung Chioggia<br />
verschwand. Das Auftauchen eines so selten Gasts<br />
in Jesolo wurde vom Direktor des Tourismus-Büros<br />
als Glücksbringer für die Stadt bezeichnet und der<br />
Bürgermeister betone, <strong>das</strong>s die Präsenz eines so<br />
großen Wals in diesem Bereich der Adria ein Beweis<br />
für die hervorragende Badegewässerqualität<br />
von Jesolo sei.<br />
Die Chronik des Algenschleim–Jahres 2002 aus<br />
der Sicht der lokalen Presse<br />
03.07.2002<br />
Wissenschaftler und Politiker aus Emilia-Romagna,<br />
Veneto, Friuli, Slowenien und Kroatien traffen sich<br />
am 4. Juli zur 2. Arbeitstagung zur Überwachung<br />
der Algensituation in der nördlichen Adria im<br />
Hauptsitz der ARPA Veneto in Padova. Die Vertreter<br />
der einzelnen Anrainerländer stellten die Ergebnisse<br />
der aktuellen Monitoring-Fahrten vor, die sich<br />
wie folgt darstellten:<br />
Es bestand ein starker West-Ost-Gradient bezüglich<br />
der Präsenz und Intensität von Schleimaggregaten.<br />
Während im Bereich westlich von Triest bis zur Po-<br />
Mündung sehr gute Sichtweiten herrschten und nur<br />
vereinzelt „Meeresschnee“ beobachtet wurde, gab es<br />
vor der Küste Istriens eine Massenentwicklung von<br />
Schleimaggregaten. Die dort in einer Wasserschicht<br />
von 4 bis 15 m Wassertiefe vorhandenen Ansammlungen<br />
hatten sich zu wolkenartigen Gebilden von<br />
bis zu 1 m Durchmesser aggregiert und waren der<br />
Kategorie 3 des Beurteilungsschemas des Osservatorio<br />
Alto Adriatico zuzuordnen. Dies Ansammlungen<br />
waren teilweise an die Oberfläche getreten und<br />
wurden im Bereich von Rovinj und im Hafen von<br />
Triest an die Küste getrieben.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 43<br />
Die seit einigen Tagen vorherrschenden wechselhaften<br />
Wetterbedingungen mit anhaltendem Nordost-<br />
Wind (Bora) hatten die an der Oberfläche schwimmenden<br />
Schleimstrukturen und auch die Aggregate<br />
und Wolken in der Wassersäule großteils zerschlagen.<br />
Es existierten zu diesem Zeitpunkt also in keiner<br />
Region der nördlichen Adria Schleimaggregate an<br />
der Oberfläche. Die Leidtragenden waren einzig die<br />
Fischer, deren Netze durch die Schleimfracht<br />
verstopfen. Die weitere Entwicklung der Schleimaggregate<br />
hing in der folgenden Zeit ganz besonders<br />
von der Wetterentwicklung ab. Im Fall einer stabilen<br />
Wetterlage mit starker Sonneneinstrahlung und<br />
schwachen Winden <strong>über</strong> mehrere Wochen wäre eine<br />
Massenentwicklung von Schleimaggregaten in<br />
weiten Teilen der nördlichen Adria relativ wahrscheinlich<br />
gewesen.<br />
11.07.2002<br />
Bei den Routine-Ausfahrten des Umweltschutzamtes<br />
(ARPA Veneto) am 08. und 09.07.2002 wurden<br />
entlang der gesamten Küste der Region Venetien an<br />
der Wasseroberfläche Fronten mit angereichertem<br />
Algenschleim gesichtet, die in einer Entfernung von<br />
einer Seemeile parallel zur Küste verliefen. Weiter<br />
von der Küste entfernt wurden zahlreiche Flecken<br />
von Algenschleim an der Oberfläche beobachtet.<br />
In der darunter liegenden Wassersäule (2 bis 15 m<br />
Wassertiefe), in der in den vergangenen Wochen nur<br />
"Meeresschnee" beobachtet wurde, befanden sich<br />
nun Schleimaggregate in Form von Wolken, Bändern<br />
und ausgedehnten Netzen in nennenswerten<br />
Dimensionen. Die Entwicklung dieses Phänomens<br />
war eng verbunden mit dem Fortbestand der meteorologisch-hydrografischen<br />
Konditionen, die den<br />
Prozess der Entstehung von Algenschleim und<br />
seiner Aggregation begünstigten.<br />
Während der Ausfahrten wurden an mehreren<br />
Stellen entlang der Küste Tauchgänge durchgeführt,<br />
die die Präsenz von ausgedehnten Schichten von<br />
Algenschleim ergaben. Diese Ansammlungen, die<br />
auch als "falsche Meeresböden" bezeichnet werden,<br />
befanden sich an stark ausgeprägten Temperatursprungschichten<br />
zwischen 7 bis 10 m Wassertiefe,<br />
an denen sich die Schleimaggregate aufgrund des<br />
großen Dichteunterschieds zwischen warmen und<br />
kalten Wasser anreichern. Der während der Tauchgänge<br />
vorgefundene Algenschleim hatte eine milchige<br />
Färbung, welche auf seine Entstehung erst in<br />
den vergangenen Tagen hinwies. Das Fortdauern der<br />
stabilen Wetterlage mit nur schwachen Winden und<br />
eine weitere Erhöhung der Wassertemperatur könne<br />
ein Aufsteigen der sich momentan in der Wassersäule<br />
befindlichen Schleimaggregate begünstigen. Die<br />
Strömungs- und Windverhältnisse der kommenden<br />
Tage wäre für die weitere Ausbreitung und horizontale<br />
Verteilung des an der Oberfläche befindlichen<br />
Algenschleims verantwortlich gewesen.
11.07.2002<br />
Situationsbericht Algenschleim im Golf von Triest<br />
(Übersetzung des Zeitungsberichts)<br />
"Die Algen tauchen an allen Stränden der Provinz<br />
auf. Das Phänomen verschlimmert sich durch die<br />
'Verstärkung' aus Slowenien und Kroatien"<br />
Mucillagine <strong>über</strong>all, <strong>das</strong> Wochenende ist in Gefahr<br />
Aus dem Labor für Meeresbiologie die Bestätigung:<br />
"Nur die Bora kann <strong>das</strong> Desaster abwenden". Die<br />
Mucillagini kommen so gut wie <strong>über</strong>all an die<br />
Oberfläche. Und am Wochenende, wenn sich <strong>das</strong><br />
Wetter nicht ändert, wird es unmöglich sein, im Golf<br />
von Triest zu Baden.<br />
"Die Mucillagini füllen die oberflächennahe Wassersäule<br />
fast vollständig aus und sind bereit, an die<br />
Oberfläche zu steigen". Paola de Negro, Vizedirektorin<br />
des Laboratorio di Biologia Marina hatte keine<br />
Vorbehalte, folgende Prognose zu äußern: "Das<br />
Meer vor Triest könnte in den nächsten Stunden die<br />
Farbe verändern und sich in eine gelbbraune Brühe<br />
verwandeln unbrauchbar für <strong>das</strong> Baden im Meer, die<br />
Fischerei, die Touristen".<br />
"Auf einer imaginären Risikoskala – fügte die<br />
Wissenschaftlerin an – die von 1 bis 10 geht, befinden<br />
wir auf dem Niveau 9". Was soviel heißt als nur<br />
noch ein extremes Gewitter oder die Ankunft der<br />
Bora (die Wettervorhersagen für diesen Tag klangen<br />
fast wie eine Strafe: wolkenlos, beste Sichtverhältnisse,<br />
schwach windig, Tagestemperaturen zwischen<br />
22 und 30 Grad Celsius) könnte den Triestinern ein<br />
ruhiges Wochenende am Meer garantieren.<br />
"Gestern habe ich einen <strong>Bericht</strong> von unseren Kollegen<br />
bekommen, die im Bereich von Muccia (in der<br />
Nähe von Triest A.d.R.) arbeiten, in dem vom ersten<br />
massiven Auftreten von Algenschleim an der Oberfläche<br />
gesprochen wird. Wenn man berücksichtigt -<br />
ergänzte Frau Del Negro -, <strong>das</strong>s die große Hitze in<br />
Verbindung mit fast vollständiger Windstille die<br />
idealen Bedingungen für <strong>das</strong> an die Oberfläche<br />
Treten der Schleimaggregate sind, dann glaube ich<br />
nicht, <strong>das</strong>s man sich viele Hoffnungen machen kann,<br />
<strong>das</strong>s sich diese Tendenz noch umdreht.<br />
Mit anderen Worten, ein Desaster aus der Sicht der<br />
Umwelt. Und die Gründe für <strong>das</strong> Auftreten dieses<br />
Phänomens sind aus biologisch-hydrografischer<br />
Sicht wohlbekannt. Im Laboratorio di Biologia<br />
Marina wurde betont, <strong>das</strong>s der Golf von Triest schon<br />
seit jeher Auffangbecken für die verschiedensten<br />
Wassermassen aus der Adria gewesen ist. Das führe<br />
dazu, <strong>das</strong>s es in diesen Tagen nicht nur zu einer<br />
Anreicherung von Algenschleim aus dem Golf von<br />
Triest käme, sondern auch noch die an den Küsten<br />
von Slowenien und Kroatien entstandenen Aggregate<br />
in den Golf verfrachtet werden würden.<br />
11.07.2002<br />
Hoher Besuch aus Kalifornien: Es schien fast, als<br />
wolle es sich von seiner interessantesten Seite<br />
zeigen, um den hohen Gast zu beeindrucken. Die<br />
Rede ist einerseits von den Mucillagini, die gerade<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 44<br />
in jenen Tagen in besorgniserregender Konzentration<br />
vor den Küsten der nördlichen Adria in oberflächennahen<br />
Wassern für Aufregung sorgten, und<br />
andererseits von Professor Faruk Azzam, einem der<br />
bedeutendsten marinen Mikrobiologen der letzten<br />
Jahrzehnte vom Scripps Institution of Oceanography,<br />
University of California San Diego.<br />
Professor Azzam ist die Koryphäe im Bezug auf<br />
"microbial loop", einem Teilbereich der Meereswissenschaften,<br />
der sich mit der Bedeutung von Bakterien<br />
und anderen Mikroorganismen im Stoffkreis des<br />
Meeres beschäftigt. Professor Azzam und sein Team<br />
waren Teil eines internationalen Forschungsteams,<br />
<strong>das</strong> sich aus Wissenschaftlern des meeresbiologischen<br />
Labors der Universität Triest, der meeresbiologischen<br />
Forschungsstation Piran und dem meeresbiologischen<br />
Zentrum der Universität Zagreb zusammensetzte.<br />
Ziel dieses Projekts, <strong>das</strong> teils von der "National<br />
Science Foundation" der Vereinigten Staaten und<br />
teils von der Region Friuli im Rahmen von "Inter-<br />
Reg 3" finanziert wurde, war die Untersuchung der<br />
Bedeutung von Bakterien in der Entstehung, Entwicklung<br />
und Aggregation von Mucillagine. Zum<br />
Einsatz kamen sogenannte Mesokosmen, abgeschlossene<br />
Wasservolumina größeren Inhalts<br />
(ca. 400 l), die unter identischen Umgebungsbedingungen<br />
(Licht, Temperatur und Nährstoffe) bei<br />
variierender Bakteriendichte <strong>über</strong> 5 bis 6 Tage insitu<br />
inkubiert wurden. Über die unterschiedliche<br />
Entwicklung des Mucillagine-Phänomens bei<br />
unterschiedlicher Bakteriendichte erhoffte man sich<br />
so Erkenntnisse für potentielle Frühwarnsysteme.<br />
12.07.2002<br />
Bora fegte den Algenschleim weg - Der Wettergott<br />
schien ein Einsehen mit den Adria-Anrainern zu<br />
haben und schickte ihnen an diesem Tag die Bora. In<br />
den Regionalnachrichten um 19:30 wurde schon<br />
davon gesprochen, <strong>das</strong>s die Bora, ein Wind aus<br />
nordöstlicher Richtung, <strong>das</strong> komplette Schleimalgenproblem<br />
hinweggefegt habe, die Aggregate in<br />
der Wassersäule zerschlagen seien und diese nun auf<br />
den Meeresboden abgesunken wären. Dieser <strong>Bericht</strong><br />
schien deutlich <strong>über</strong>zogen, da zum einen die Bora<br />
nur mit verhaltener Intensität geblasen hatte und eine<br />
Einwirkzeit von wenigen Stunden nicht ausreicht,<br />
um eine komplette Umwälzung der Wassersäule zu<br />
erreichen. Zum anderen bräuchten auch die Meeresbiologen<br />
ihre Zeit, um auf den fast täglich durchgeführten<br />
Monitoring-Fahrten, den aktuellen Stand des<br />
Mucillagine-Phänomens zu erforschen und auszuwerten.<br />
Dennoch konnte davon ausgegangen werden,<br />
<strong>das</strong>s die Bora vom 12. Juli dazu beigetragen<br />
hatte, die Alarmglocken wieder leiser klingen zu<br />
lassen.<br />
Verstärkung bekäme die Bora in den nächsten Tagen<br />
durch ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, <strong>das</strong> ab<br />
Samstag Mittag kräftige Gewitter mit teils sintflutartigen<br />
Regenfällen bringen würde. Die erwarteten
Niederschläge sollten dabei so kräftig ausfallen, <strong>das</strong>s<br />
vom italienischen Katastrophenschutz bereits für alle<br />
Regionen von den Alpen bis nach Rom Voralarm<br />
ausgerufen worden war. Was von den Schleimaggregaten<br />
nach dieser Wetterkapriole übrig sein<br />
würde, die bis Mitte der folgenden Woche anhielt,<br />
war abzuwarten.<br />
16.07.2002<br />
Anhaltend schlechtes Wetter vertrieb <strong>das</strong> Mucillagine-Phänomen<br />
- 2 Tage Bora und 4 Tage heftige<br />
Gewitter mit orkanartigen Sturmböen hatten für eine<br />
fast vollständige Zerschlagung des Mucillagine-<br />
Phänomens gesorgt. Nach dem Sturm stellte sich die<br />
Situation wie folgt da:<br />
- in der Wassersäule waren nur noch kleine<br />
Fragmente von Schleimaggregaten in Form von<br />
Meeresschnee zu finden<br />
- ein Großteil des in der vergangenen Woche<br />
präsenten Algenschleims war bis auf die Temperatursprungschicht<br />
oder den Meeresboden<br />
abgesunken<br />
- es bestand keine Gefahr, <strong>das</strong> Mucillagine an<br />
die Oberfläche aufsteigt<br />
- es befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine<br />
Schleimaggregate an der Wasseroberfläche<br />
- es gab daher keine Strandbereiche, an denen in<br />
den folgenden Tagen Mucillagine angeschwemmt<br />
werden könnte.<br />
Summa summarum schienen die Gebete der Adria-<br />
Anrainer erhört worden zu sein, die auf kräftigen<br />
Sturm gehofft hatten, der <strong>das</strong> Mucillagine-<br />
Phänomen vertreiben könnte. Die aktuelle Wetterlage<br />
mit einem Mittelmeertief mit Zentrum <strong>über</strong> dem<br />
Golf von Genua versprach auch für die kommenden<br />
Tage eine Mischung aus Sonne, Wolken, starkem<br />
Wind und kräftigen Gewittern.<br />
22.07.2002<br />
Aufgrund der raschen Entwicklung von ausgedehnten<br />
Schleimaggregaten wurde der Termin für <strong>das</strong> 3.<br />
Treffen des OAA vorverlegt und <strong>das</strong> Treffen in<br />
Chioggia abgehalten.<br />
Im ersten Teil der Ausführungen wurde die Entwicklung<br />
der Mucillagine-Situation bis zum 12.07.<br />
abgehandelt, in der die rapide Zunahme von Aggregaten<br />
in der Wassersäule und <strong>das</strong> teilweise Auftauchen<br />
von diesen im Mittelpunkt stand. Die Situation<br />
bis zum Beginn der Schlechtwetterphase am<br />
12.07.02 war allen Beteiligten am Sommerservice<br />
bekannt und wurde deshalb nicht noch einmal<br />
aufgeführt.<br />
Erste Beobachtung nach der Schlechtwetterphase am<br />
18.07.02 ergaben folgendes Bild:<br />
- die kräftigen Winde aus nördlicher Richtung<br />
hatten zu einer Durchmischung der Wassersäule<br />
geführt,<br />
- die Aggregate wurden zerschlagen und befanden<br />
sich in Sedimentation,<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 45<br />
- größere Mengen der Mucillagini waren auf den<br />
Boden abgesunken und befanden sich in fortschreitender<br />
Zersetzung,<br />
- der bodennahe Wasserkörper wies ein geringe<br />
Sauerstoffuntersättigung auf,<br />
- in der freien Wassersäule befand sich Meeresschnee<br />
und kleine Schleimaggregate aus neuer<br />
Produktion,<br />
- die anhaltenden atmosphärischen Störungen<br />
verhinderten <strong>das</strong> Zusammenlagern zu größeren<br />
Aggregaten bzw. ein Aufsteigen des neu gebildeten<br />
Materials.<br />
Die Experten des OAA wiesen darauf hin, <strong>das</strong>s bei<br />
einer längeren Stagnationsphase mit schwachen<br />
Winden und hoher Sonneneinstrahlung die Bildung<br />
von größeren Aggregaten wieder beginnen könne.<br />
Das Osservatorio Alto Adriatico würde sich am 01.<br />
August zu seinem nächsten Treffen zusammenfinden,<br />
obwohl die Gefahr bestünde, <strong>das</strong>s aufgrund<br />
fehlender Finanzierung bzw. mangelnder Weiterführung<br />
der Projekte MAT und INTERREG III die<br />
Durchführung der großräumigen Monitoringfahrten<br />
in der gesamten nördliche Adria eingestellt werden<br />
müssen.<br />
24.07.2002<br />
Der Mucillagine-Wetter-Krimi ging weiter - Nach<br />
den neuesten Erkenntnissen des Umweltamts Venetien<br />
(ARPAV) vom 17. u 18. Juli 2002 war es nach<br />
der Schlechtwetterphase Mitte Juli zur erneuten<br />
Bildung von Algenschleim in der Wassersäule<br />
gekommen. Beobachtungen während einiger Tauchgänge<br />
am 22.07.02 zeigten, <strong>das</strong>s sich diese Aggregate,<br />
die zu Beginn <strong>über</strong> die oberen zehn Meter der<br />
Wassersäule verteilt waren, langsam Richtung<br />
Oberfläche verlagerten und dementsprechend in den<br />
kommenden Tagen an der Oberfläche auftauchen<br />
könnten. Aufgrund der Tatsache, <strong>das</strong>s die großen<br />
Mengen von Algenschleim der ersten Julihälfte nach<br />
dem Sturm zu Boden gesunken waren, würde dieses<br />
Oberflächenphänomen wohl nur in geringer Intensität<br />
ausfallen.<br />
Grundvoraussetzung für <strong>das</strong> Auftauchen von Algenschleim<br />
war aber - wie allen bekannt - eine <strong>über</strong><br />
mehrere Tage anhaltende Schönwetterperiode mit<br />
schwachen Winden und hoher Sonneneinstrahlung.<br />
Und an diesem Punkt kam nun <strong>das</strong> Wetterroulette<br />
wieder mit ins Spiel. Die neuesten Wettervorhersagen<br />
für die obere Adria vom 24.07.02 Mittag 13:00<br />
(http://www.arpa.veneto.it/cmt/meteo/index.htm)<br />
sagten neben heftigen Gewittern auch kräftige Wind<br />
aus nördlichen Richtungen für Donnerstag bis<br />
Samstag voraus. Für Freitag Abend wurde kräftige<br />
Bora vorhergesagt.<br />
Damit konnte auch für die kommenden Tage <strong>das</strong><br />
Auftauchen von nennenswerten Mengen von Algenschleim<br />
ausgeschlossen werden. Das Ausmaß der<br />
Zerschlagung der in den letzten Tagen neu gebilde-
ten Schleimaggregate war zu Beginn der kommenden<br />
Woche nach Abklingen der kräftigen Nordwinde<br />
erneut zu beurteilen.<br />
29.07.02<br />
Die Strände Venetiens blieben weiterhin von Mucillagine<br />
verschont - Die Zeitungen brachten keine<br />
Neuigkeiten, sondern bereiteten – teils politisch<br />
motiviert – immer wieder die altbekannte Situation<br />
vor Beginn der Bora letzten Donnerstag auf. Die<br />
Artikel beschrieben die Existenz ausgedehnter<br />
Mucillagine-Matten, die auf der Temperatursprungschicht<br />
lägen (falsche Böden = fondi falsi) und bei<br />
deren Aufsteigen die Gefahr von ausgedehnten<br />
Algenschleimteppichen an der Wasseroberfläche<br />
bestehen würde. Sie konnten aber keine Auskunft<br />
<strong>über</strong> den aktuellen Stand der Dinge geben.<br />
Tatsache war, <strong>das</strong>s seit Donnerstag ziemlich kontinuierlich<br />
Winde aus nordöstlichen Richtungen<br />
wehten, die zum einen <strong>das</strong> Aufsteigen von Algenschleim<br />
und zum Anderen <strong>das</strong> Anlanden von eventuell<br />
bereits bestehendem Schleimmaterial verhinderte.<br />
Diese Winde waren so stark, <strong>das</strong>s die für <strong>das</strong><br />
Wochenende geplanten Kontrollflüge des Umweltamts<br />
ARPAV mit dem Hubschrauber der Küstenwache<br />
nicht durchgeführt werden konnten. Ein neuer<br />
Versuch zur Luft<strong>über</strong>wachung sollte am 29.07.02<br />
gestartet werden.<br />
Die Situation an den Stränden war ruhig und ausgelassen.<br />
Das Wasser war ausgesprochen kühl für die<br />
Jahreszeit, sehr transparent und ohne jegliche Spur<br />
von Algenschleim. Sportfischer aus Bibione, die den<br />
gestrigen Sonntag für einen Bootsausflug bis 5<br />
Seemeilen vor die Küste nutzten, berichten von<br />
absoluter Abwesenheit von Mucillagine an der<br />
Wasseroberfläche und hoher Transparenz des<br />
Wassers. Gegen 10 Uhr 30 hatte dann wieder eine<br />
kräftige Bora eingesetzt die <strong>über</strong>lagert wurde von<br />
ausgesprochen starker Dünung aus Süd mit einer<br />
Wellenhöhe fern der Küste von ca. 2 – 3 m. Lange<br />
Wellen (50 – 100 m Wellenlänge) mit einer Wellenhöhe<br />
von 2 - 3 m <strong>über</strong>tragen ihre turbulenten Kräfte<br />
in größere Wassertiefen (> 30 m) und verwirbeln<br />
dort befindliche Ansammlungen von Algenschleim.<br />
02.08.02<br />
Gefahr von Algenschleimteppichen in der nördlichen<br />
Adria schien nach den Stürmen des letzten<br />
Wochenendes gebannt - Während des 4. Treffens<br />
des Osservatorio Alto Adriatico am 01.08.02 in<br />
Triest berichteten Wissenschaftler des Umweltamts<br />
Veneto und des Zentrums für angewandte Meeresforschung<br />
Chioggia <strong>über</strong> die aktuelle Mucillagine-<br />
Situation in den Küstengewässern der Region<br />
Venetien.<br />
Die anhaltenden starken Nordost-Winde der letzten<br />
Woche hatten zu einer starken Durchmischung der<br />
Wassersäule und einer Abnahme der Wassertemperatur<br />
von ca. 2 °C geführt. Die in den letzten Wochen<br />
auf der Dichtesprungschicht abgelagerten<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 46<br />
"falschen Böden" waren komplett aufgelöst und auf<br />
den Meeresboden abgesunken. Im Bereich der<br />
Sprungschicht und unterhalb waren noch Schleimaggregate<br />
in Form von Wolken anzutreffen. In den<br />
Küstengewässern Venetiens war es zu keinen<br />
nennenswerten Schleimansammlungen an der<br />
Wasseroberfläche gekommen.<br />
Das Observatorium Obere Adria (OAA) glaubte<br />
nach Auswertung der <strong>Bericht</strong>e aus allen Regionen<br />
<strong>das</strong> klassische Entwicklungsschema des Mucillagine-Phänomens<br />
im Ökosystem Adria auch dieses Jahr<br />
zu erkennen. Demnach kommt es Ende Mai/ Anfang<br />
Juni zur Bildung erster Schleimaggregate im Zentralbereich<br />
des Adria-Beckens. Diese Massenentwicklung<br />
läuft dann in Form einer Welle gegen den<br />
Urzeigersinn entlang der Küsten Dalmatiens, Kroatiens<br />
<strong>über</strong> Friulisch-Venetien, Venetien am Delta des<br />
Po vorbei um im Hochsommer dann auch die Küstengewässer<br />
der mittleren und südlichen Adria zu<br />
beeinflussen. Dafür sprachen auch die jüngsten<br />
Beobachtungen aus Puglien, wo Fischer von große<br />
Mengen Mucillagine in ihren Netzen sprachen. Bei<br />
diesem antizyklonalen Entwicklungsschema kommt<br />
es entweder zur zeitversetzten Massenproduktion<br />
des Algenschleims am Ort seines späteren Auftauchens<br />
oder aber – wie sich in diesem Jahr abzuzeichnen<br />
schien - zu einer Verfrachtung von andernorts<br />
produzierten (allochtonen) Materials.<br />
Als Synthese aller bisherigen Ergebnisse wagte <strong>das</strong><br />
OAA folgende Prognose: Das Phänomen Mucillagine<br />
schiene allerorts abzuklingen. Die Gefahr des an<br />
die Oberfläche Tretens von Schleimaggregaten wäre<br />
für den Bereich nördlich des Pos bis Kroatien relativ<br />
gering. Für die Bereiche südlich des Pos hingegen<br />
bestünde weiterhin die konkrete Gefahr des Auftauchens<br />
von größeren Algenschleimteppichen.<br />
06.08.02<br />
Resultate der Monitoring-Ausfahrt vom 05.08.02<br />
bestätigten die vollkommene Absenz von Algenschleimansammlungen<br />
an der Wasseroberfläche. Im<br />
Rahmen des ersten Fahrtabschnitts der Monitoring-<br />
Kampagne VIII A des Umweltamts Venetien<br />
(ARPAV) wurde die Mucillagine-Situation auf den<br />
Transsekten Punta Sabbioni und Jesolo (500 m,<br />
1000 m, 3000 m, 5 Seemeilen) untersucht. Diese<br />
Ausfahrt repräsentierte die erste Untersuchung der<br />
gesamten Wassersäule mit Hilfe einer Unterwasser-<br />
Videokamera nach Ende der Starkwind-Phase vor<br />
einer Woche und lieferte somit den neuen status quo<br />
der Mucillagine-Entwicklung in der nördlichen<br />
Adria. Die Ergebnisse ließen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
- Im gesamten untersuchten Bereich gab es<br />
keinerlei Spuren von an die Oberfläche aufgetauchten<br />
Algenschleim.<br />
- Die vor dem Sturm in der Wassersäule befindlichen<br />
Wolken und Makroaggregate waren<br />
komplett verschwunden.
- Auch der "falsche Meeresboden" war komplett<br />
aufgelöst.<br />
- Der Meeresboden ( auch noch in 20 m Wassertiefe)<br />
war frei von Ablagerungen von Mucillagine<br />
(ein <strong>über</strong>raschendes Ergebnis; wurden<br />
doch die großen Algenschleim-Mengen als Ablagerung<br />
auf dem Meeresboden vermutet).<br />
- Dementsprechend waren die Sauerstoffkonzentrationen<br />
auch unmittelbar <strong>über</strong> dem Meeresboden<br />
noch nahe der 100 %-Sättung.<br />
Die Wassersäule wies nur eine schwache thermische<br />
Schichtung auf. Die Oberflächentemperatur betrug<br />
26,5 °C, der Salzgehalt war mit knapp 38 °/oo<br />
ungewöhnlich hoch und zeugte von rezentem,<br />
antizyklonalen Einstrom von stark salzhaltigen<br />
Wasser aus dem zentralen Mittelmeer (ein Hinweis<br />
auf den möglichen Kompensationsstrom mit Verfrachtung<br />
von Algenschleimmaterial aus der nördlichen<br />
Adria in den Zentralbereich und Mucillagine-<br />
Probleme in Romagna und Marcche).<br />
Auch nach der letzten turbulenten Durchmischung<br />
der Wassersäule ging die Produktion von Algenschleim<br />
– wenn auch in reduzierter Form – weiter.<br />
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in der gesamten<br />
Wassersäule kleinste Aggregate in Form von "Meeresschnee".<br />
In dem Bereich von 5 m bis 8 m Wassertiefe<br />
kam es zur Aggregation dieses Meeresschnees<br />
in Form von Filamenten mit einer Dimension von 3<br />
bis 5 cm Länge.<br />
Es musste abgewartet werden, ob diese neue<br />
Produktion noch einmal solche Dimensionen<br />
erreichen würde, <strong>das</strong>s ein an die Oberfläche Treten<br />
dieses Algenschleims zu Problemen führen könnte.<br />
Dies schien zum damaligen Zeitpunkt aber eher<br />
unwahrscheinlich.<br />
27.08.02<br />
Der letzte Woche auf dem 5. Treffen des Osservatorio<br />
Alto Adriatico in Palmanova geäußerte Trend<br />
zum progressiven Rückgang des Algenschleimphänomens<br />
hielt in den Küstengewässern der Region<br />
Venetien an. Auf den jüngsten Monitoring-<br />
Ausfahrten des Umweltamts ARPAV vom 19. bis<br />
22.08.2002 wurde die vollständige Absenz von<br />
Algenschleimaggregaten an der Wasseroberfläche<br />
bestätigt. In der freien Wassersäule waren in einem<br />
Tiefenbereich von 3 bis 7 Metern noch vereinzelt<br />
Meeresschnee und Filamente anzutreffen. Die<br />
dar<strong>über</strong> und darunter liegenden Wasserschichten<br />
waren frei von Aggregaten.<br />
Das in den letzten Wochen produzierte Schleimmaterial<br />
war auf den Meeresboden abgesunken und<br />
bedeckte dort an einigen Stellen vollständig die<br />
Sedimentoberfläche. Der bakterielle Abbau dieses<br />
sedimentierten Algenschleims könnte in den kommenden<br />
Tagen zur Abnahme des Sauerstoffgehalts<br />
des bodennahen Wasserkörpers führen.<br />
5. Danksagung<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 47<br />
Im Vergleich zu anderen am ADAC-Sommerservice<br />
beteiligten Regionen ist in der Region Venetien die<br />
besonders enge und effiziente Zusammenarbeit<br />
zwischen den Fremdenverkehrsämtern und dem<br />
ADAC-Sommerservice-Repräsentanten hervorzuheben.<br />
Besonderen Anteil an dieser positiven Entwicklung<br />
hat <strong>das</strong> außerordentliche Engagement des<br />
Verantwortlichen im Tourismusministerium Herrn<br />
Alessandro Trevisan, des Präsidenten des Fremdenverkehrsamtes<br />
Bibione-Caorle Herrn Ing. Francesco<br />
Panzarin und des Beauftragten der Region Veneto<br />
für den ADAC-Sommerservice Herrn Gabriele<br />
Camillo. Für die freundliche Unterstützung sei ihnen<br />
und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Büro<br />
der APT Bibione sehr herzlich gedankt. Dank des<br />
ausgereiften Informationssystems wurden alle<br />
verantwortlichen Stellen frühzeitig von der Präsenz<br />
des ADAC Regionalbearbeiters in Kenntnis gesetzt.<br />
Mein besonderer Dank gilt auch Dr. Luigi Berti von<br />
der Umweltagentur ARPAV, der durch seine unermüdliche<br />
Kooperation die aktuellen Daten dem<br />
Regionalbearbeiter zukommen lässt. Für die Überlassung<br />
der Daten und zahlreicher Hintergrundinformationen<br />
sei Dr.ssa Vazzoler, Dr.ssa Bresolin,<br />
Dr. Ferronato und allen „Ragazze del Mare“ des<br />
ORAC, den Mitarbeitern der PMP Rovigo und<br />
Mestre, sowie den Biologen der Universität Padua,<br />
des Meeresbiologischen Instituts (CNR) in Venedig<br />
und des Meeresbiologischen Labors Triest herzlichst<br />
gedankt.
6. Adressen<br />
Regione del Veneto:<br />
Dipartimento del Turismo<br />
Alessandro Trevisan<br />
Palazzo Sceriman<br />
Cannaregio, 168<br />
30121 Venezia<br />
Tel.: 041 - 2792644<br />
Fax: 041 – 2792609<br />
Referente Regione Veneto<br />
per il ADAC-Sommerservice<br />
Gabriele Camillo<br />
APT Bibione & Caorle<br />
Viale Aurora 111<br />
30020 Bibione (VE)<br />
Tel.: 0431 - 442111<br />
Fax: 0431 - 439997<br />
gabriele.camillo@alfa.it<br />
Direzione del Dipartimento<br />
per l'Ecologia e la Tutela<br />
dell'Ambiente<br />
Dirigente Regionale<br />
Calle Priuli, 99<br />
30123 Venezia<br />
Tel.: 041 - 2792421<br />
Fax: 041 - 2792445<br />
Agenzia Regionale per la<br />
Prevenzione e Protezione<br />
Ambientale Veneto (A.R.PA.V.)<br />
Direttore Area Tecnico-Scientifica<br />
der Regione Veneto:<br />
Ing. Sandro Boato<br />
Sede Legale<br />
Piazzale Stazione 1<br />
35131 Padova<br />
Tel.: 049 - 8239303<br />
Fax: 049 – 660966<br />
ats@arpa.veneto.it<br />
http://www.arpa.veneto.it<br />
Verantwortlicher für <strong>das</strong><br />
Osservatorio Regionale Acque:<br />
Dr. Angelo Ferronato<br />
aferronato@arpa.veneto.it<br />
Seine rechte Hand:<br />
"La regina del mare"<br />
Dr.ssa Marina Vazzoler<br />
(koordiniert alle Aktivitäten<br />
balneabilità und ricerche)<br />
mvazzoler@arpa.veneto.it<br />
"Le ragazze del mare"<br />
Dr.ssa Cristina Bresolin<br />
(macht die Monitoring-Ausfahrten)<br />
cbresolin@arpa.veneto.it<br />
orac@arpa.veneto.it<br />
Dr.ssa Silvia de Boni<br />
sideboni@arpa.veneto.it<br />
Sede Legale<br />
Piazzale Stazione 1<br />
35131 Padova<br />
Tel.: 049 – 8239331<br />
Tel.: 049 – 8239345<br />
Fax: 049 – 8239370<br />
Osservatorio Regionale Acque<br />
Dott. Luigi Berti<br />
lberti@arpa.veneto.it<br />
Dr.ssa Sara Ancona<br />
sancona@arpa.veneto.it<br />
Tel.: 041 - 2391421<br />
Verantwortlicher<br />
Impianti di Depurazione<br />
Dr. Marco Ostoich<br />
Tel.: 041 – 2391420<br />
Corso del Popolo 32/E<br />
30172 Mestre<br />
Fax: 041 - 976682<br />
http://www.arpa.veneto.it<br />
ARPAV Provincia di Venezia<br />
Via Lissa 6<br />
30172 Mestre<br />
Direttore:<br />
Dr. Renzo Biancotto<br />
Tel.: 041 – 5445511<br />
Ansprechpartner Daten:<br />
Dr.ssa Marina Vazoler<br />
Tel: 041 - 5445529<br />
Fax: 041 – 5445500<br />
dapve@arpa.veneto.it<br />
Direttore ARPAV Provincia di<br />
Rovigo<br />
Ing. Nazareno Previato<br />
Viale Porta Po 78<br />
45100 Rovigo<br />
Tel.: 041 – 5445511<br />
Fax: 041 – 5445500<br />
dapro@arpa.veneto.it<br />
Presidii Multizonali di<br />
Prevenzione (PMP):<br />
PMP Mestre<br />
Dr.ssa Frate, Dr. Zaffalon, Dr.ssa<br />
Vianello<br />
Ing. Leandro de Rossi<br />
(Servizio territoriale)<br />
Via della Montagnola 2<br />
30171 Mestre-Venezia<br />
Tel.: 041 - 5441288<br />
Fax: 041 – 5441378<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 48<br />
PMP Rovigo<br />
Dr.ssa Sanavio, Dr. Passadore<br />
Dr. Munari<br />
(servizio Laboratorio)<br />
Viale della Pace 73<br />
45100 Rovigo<br />
Tel.: 0425 - 393819<br />
Fax: 0425 – 362882<br />
Universitäten und <strong>Institute</strong>:<br />
Università di Padova:<br />
Dipartimento di Medicina<br />
Ambientale e Sanità Pubblica<br />
Laboratorio per il Monitoraggio<br />
delle Acque Marino-Costiere<br />
Via L. Loredan, 18<br />
35131 Padova<br />
Tel: 049 8275386<br />
Fax: 049 8275395<br />
monitmar@ux1.unipd.it<br />
Università di Padova:<br />
Stazione Idrobiologica di Chioggia<br />
Sestriere Canali, 3<br />
Isola San Domenico<br />
30015 Chioggia<br />
Tel: 041-400051<br />
Fax: 041-400051<br />
Istituto di Biologia del Mare<br />
Castello 1364/a<br />
30122 Venezia<br />
Tel: 041-2404711<br />
Fax: 041-5204126<br />
biomar@ibm.ve.cnr.it<br />
www.ibm.ve.cnr.it<br />
Kommunen:<br />
Comune S. Michele al<br />
Tagliamento (Bibione)<br />
Piazza della Libertà 2<br />
30028 San Michele al Tagliamento<br />
(VE)<br />
Tel.: 0431-516311<br />
Fax: 0431-516312<br />
Comune Caorle<br />
Via del Paseri 15<br />
30021 Caorle (VE)<br />
Tel.: 0421-219111<br />
Fax: 0421-219300<br />
Comune Eraclea<br />
Piazza Giuseppe Garibaldi 1<br />
30020 Eraclea (VE)
Tel.: 0421-232103<br />
Fax: 0421-234150<br />
Comune Jesolo<br />
Via San Antonio 1<br />
30016 Jesolo (VE)<br />
Tel.: 0421-359111<br />
Fax: 0421–359134<br />
Comune Venezia<br />
San Marco 4136<br />
30100 Venezia (VE)<br />
Tel.: 041-2748111<br />
Fax: 041–5200782<br />
Comune Chioggia<br />
Corso del Popolo 1193<br />
30116 Chioggia (Ve)<br />
Tel.: 041-5534894<br />
Fax: 041–403459<br />
Comune Rosolina<br />
Via di Marconi 24<br />
45010 Rosolina (VE)<br />
Tel.: 0426-340185<br />
Fax: 0426-664285<br />
Comune Porto Viro<br />
Piazza Republica 23<br />
45014 Porto Viro (RO)<br />
Tel.: 0426 - 325742<br />
Fax: 0426 -633342<br />
Comune Porto Tolle<br />
Viale di Vittorio 3<br />
45018 Porto 'Tolle (RO)<br />
Tel.: 0426 - 380515<br />
Fax: 0426 – 394480<br />
Fremdenverkehrsämter (Azienda<br />
di Promozione Turistica):<br />
APT Bibione & Caorle<br />
(für Bibione)<br />
Viale Aurora 111<br />
30020 Bibione (VE)<br />
Referente per il ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Gabriele Camillo<br />
gabriele.camillo@alfa.it<br />
Tel.: 0431 - 442111<br />
Fax: 0431 - 439997<br />
aptbibione@alfa.it<br />
(für Caorle)<br />
Calle Liburniche 11<br />
30021 Caorle (VE)<br />
Tel.: 0421 - 81860<br />
Fax: 0421 - 84251<br />
aptcaorle@alfa.it<br />
www.bibione.com<br />
www.bibionecaorle.it<br />
APT Jesolo & Eraclea<br />
Piazza Brescia 13<br />
Barbara Masarin<br />
30017 Lido di Jesolo (VE)<br />
Tel.: 0421 - 370601<br />
Fax: 0421 - 370606<br />
info.apt@jesolo.it<br />
infoeracleamare@tin.it<br />
www.jesolo.it<br />
www.marconinet.it/apt/<br />
APT Venezia<br />
Castello 4421<br />
30122 Venezia<br />
Tel.: 041 - 5298700<br />
Fax: 041 - 5230399<br />
info@turismovenezia.it<br />
www.turismovenezia.it<br />
www.govenice.org<br />
APT Chioggia (für Sottomarina<br />
und Isola Verde)<br />
Lungo Mare Adriatico 101<br />
30019 Sottomarina (VE)<br />
Tel.: 041 - 5540466<br />
Fax: 041 – 5540855<br />
Signora Brigitte * 11<br />
infoaptchioggia@tiscali.it<br />
www.sottomarina.net<br />
www.tuttochioggia.it<br />
APT Rovigo(für Rosolina und<br />
Albarella)<br />
Via J. H. Dunant 10<br />
45100 Rovigo<br />
Tel.: 0425 - 361481<br />
Fax: 0425 - 30416<br />
info@apt.rovigo.it<br />
www.apt.rovigo.it<br />
www.rovigo.it<br />
(für Sottomarina)<br />
Viale dei Pini 4<br />
45010 Rosolina Mare (RO)<br />
Tel.: 0425 - 68012<br />
Fax: 0425 – 326007<br />
(für Albarella)<br />
Albarella S.p.A.<br />
Direttore PR Simone Casini<br />
Simona Tumiati<br />
Isola di Albarella<br />
45010 Rosolina (RO)<br />
Tel.: 0426-3321<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 49<br />
Fax: 0426-330009<br />
info@albarella.it<br />
simona.turmiati@gruppomarchega<br />
glia.com<br />
www.isoladialbarella.it<br />
Sonstige Organisationen:<br />
Consorzio di Promozione del<br />
Litorale del Cavallino<br />
Sig. Godeas<br />
Via Fausta 71/A<br />
30010 Ca' Savio (VE)<br />
Tel: 041 - 968071<br />
Fax: 041 - 5371106<br />
Bibione Spiaggia S.r.l.<br />
Via Baseleghe 1<br />
30020 Bibione (VE)<br />
Tel.: 0431 - 439671<br />
Fax: 0431 - 439675<br />
Consorzio Arenili di Caorle<br />
Viale dell‘Artigiano 9<br />
30021 Caorle (VE)<br />
Tel: 0421 - 84272<br />
Fax: 0421 – 82110<br />
Guardia Costiera<br />
Capitaneria di Porto Caorle<br />
Via Timavo 15<br />
30021 Caorle (VE)<br />
Tel.: 0421 210290<br />
Fax: 0421 211630<br />
cpcaorle@alfa.it<br />
www.guardiacostieracaorle.com<br />
Ente Parco Regionale Veneto<br />
del Delta del Po<br />
Direttore Giardino Botanico<br />
Rosolina Mare<br />
Dott. Marco Campagnolo<br />
Direttore Parco<br />
Avvocato Stefano Danieli<br />
Relazioni Publici<br />
Daniele Grossato<br />
Tel: 0422 – 397790<br />
Cell.: 335-5972048<br />
d.grossato@appcomm.it<br />
Via G. Marconi 6<br />
45012 Ariano nel Polesine (RO)<br />
Tel.: 0426 - 372202<br />
Fax: 0426 - 373035<br />
info@parcodeltapo.it<br />
www.parcodeltapo.org
Regionalbericht Emilia-Romagna<br />
Bearbeitet von Dipl.-Ing. Christel Zottmann, Dovadola/Forli<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die etwa 110 km lange Küste der Emilia-Romagna<br />
zwischen Po-Delta und Apennin wird durch sehr<br />
flache Sandstrände mit vielen kleineren und einigen<br />
größeren Flussmündungen geprägt. Die ursprünglichen<br />
Stranddünen sind nur noch stellenweise als<br />
Reste erkennbar, der <strong>über</strong>wiegende Teil der Küste<br />
ist vom Menschen stark beeinflusst.<br />
Wirtschaftliche Grundlage der Küstenorte ist der<br />
Massentourismus. Ravenna ist die einzige Küstengemeinde<br />
mit nennenswerter Industrie. Im Hinterland<br />
<strong>über</strong>wiegt die landwirtschaftliche Nutzung<br />
(Obst- und Gemüseanbau, Schweinemastbetriebe).<br />
Neben der intensiv betriebenen Fischerei und Miesmuschelzucht<br />
wird in der Adria auch Methangas<br />
gefördert.<br />
Die Strände sind fast an der gesamten Küste intensiv<br />
genutzt. Nur im Norden (Lidi Ferraresi) und bei<br />
Lido di Dante befinden sich längere freie Küstenabschnitte.<br />
Ansonsten sind die Strände entweder<br />
verpachtet oder in kommunaler Verwaltung. Sonnenschirm-<br />
und Liegestuhlreihen, Strandbars und<br />
Umkleidekabinen, Volleyballfelder und Bocciabahnen<br />
prägen <strong>das</strong> Bild. Die Benutzung der<br />
bewirtschafteten Strandbereiche (Badeanstalten, im<br />
Italienischen "Bagni") ist nur bei Anmieten eines<br />
Liegestuhls gestattet, auf dem schmalen Streifen<br />
zwischen Liegestuhlreihen und Wasserlinie darf<br />
nicht gelagert werden. Meist gehen die<br />
Badeanstalten fließend ineinander <strong>über</strong> und werden<br />
nur von kurzen freien Strandabschnitten<br />
unterbrochen. Je weiter man in den Norden der<br />
Region kommt, desto höher wird der Anteil dieser<br />
freien Abschnitte.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Die Liste der Probestellen, an denen von April bis<br />
September Proben zur Bestimmung der Badegewässerqualität<br />
entnommen werden, wird vor Beginn der<br />
Saison von der Regionalregierung festgelegt. Sie ist<br />
dabei an nationales Recht gebunden, <strong>das</strong> einen<br />
Maximalabstand der Messstellen von 2 km sowie<br />
Messstellen im Umfeld jeder Mündung und Einleitung<br />
vorschreibt. Im Allgemeinen sind die Messungen<br />
des Vorjahres Grundlage für die Auswahl der<br />
Messpunkte. Dabei müssen mindestens 90 % der<br />
Ergebnisse für physikalisch-chemische bzw. 80 %<br />
für mikrobiologische Parameter innerhalb der<br />
strengen italienischen Normen liegen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 50<br />
Entlang der 110 km langen Küste befinden sich<br />
90 Messstellen, die so gewählt sind, <strong>das</strong>s sie Belastungszonen<br />
erfassen. Für die Zonen 50 m rechts und<br />
links der Mündungen von Oberflächengewässern<br />
gelten permanente Badeverbote. Messpunkte liegen<br />
genau an den Grenzen dieser Badeverbote sowie<br />
rechts und links von Hafenkanälen und vor Regen<strong>über</strong>läufen<br />
und anderen Einleitungen. Probennahmepunkte<br />
werden gestrichen, wenn die potentielle<br />
Belastung entfällt, z. B., wenn aufgrund von Umbaumaßnahmen<br />
ein Regen<strong>über</strong>lauf geschlossen<br />
wurde. Die Routinemessungen zur Badegewässerqualität<br />
werden zweimal im Monat durchgeführt, so<br />
<strong>das</strong>s pro Jahr und Probestelle 12 Messungen vorliegen.<br />
Die Probennahme erfolgt mindestens 2 Tage<br />
nach dem letzten Niederschlag oder Sturm und in<br />
der Regel vom Boot aus. Gemessen wird zwischen 9<br />
und 15 Uhr an Stellen mit Badebetrieb, die eine<br />
Wassertiefe von 80 - 120 cm aufweisen. Die Entnahme<br />
der Proben erfolgt in 30 cm Wassertiefe.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Die mikrobiologischen Analysen der Wasserproben<br />
werden in den zentralen Labors der Provinzabteilungen<br />
der regionalen Umwelt- oder Gesundheitsbehörde<br />
(ARPA, Agenzia Regionale per la Prevenzione e<br />
l'Ambiente dell' Emilia-Romagna, AUSL, Azienda<br />
Unita' Sanitaria Locale) in Ferrara, Ravenna, Forlì<br />
und Rimini durchgeführt. Zweimal monatlich wird<br />
bei den Routinemessungen mit der Membranfiltrationsmethode<br />
auf die Parameter Gesamtkoliforme (m-<br />
Endo Agar oder m-Endo Agar Les), Fäkalkoliforme<br />
(m-FC Agar) und Fäkalstreptokokken (m-Enterococcus<br />
Agar oder Slanetz-Bartley) untersucht. Bei<br />
Zusatzmessungen nach hygienischen Belastungen<br />
wird auch auf Salmonellen geprüft.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Vor Beginn der Badesaison gibt die Regionalregierung<br />
eine Verfügung heraus, in welcher auf Grundlage<br />
der Vorjahresdaten die Badebereiche freigegeben<br />
oder gesperrt werden. Liegen die ersten beiden<br />
Routinemessungen an den geschlossenen Probennahmestellen<br />
innerhalb der Norm, werden sie wieder<br />
für den Badebetrieb geöffnet. Die Liste enthält auch<br />
diejenigen Zonen, die auf Grund von Gefährdungen<br />
permanent für den Badebetrieb gesperrt sind. So<br />
bestehen wegen möglicher hygienischer Belastung<br />
für die Bereiche 50 m rechts und links der Mündungen<br />
von Zuflüssen permanente Badeverbote. Eine<br />
Ausschilderung dieser Badeverbote ist nicht <strong>über</strong>all<br />
vorhanden. Meist fehlt ein Hinweis auf die Art der<br />
Gefährdung.
Treten während der Saison Überschreitungen der im<br />
internationalen Vergleich sehr niedrigen italienischen<br />
Grenzwerte auf, werden fünf Zusatzmessungen<br />
gemacht. Liegt mehr als eine dieser Messungen<br />
<strong>über</strong> einem der Grenzwerte, wird ein vor<strong>über</strong>gehendes<br />
Badeverbot erlassen. Die Verantwortung dafür,<br />
sowie für die Ausschilderung des Badeverbots, liegt<br />
beim jeweiligen Bürgermeister. Oft werden auch im<br />
Umfeld des eigentlichen Messpunktes Proben<br />
genommen, um die Ausdehnung und Intensität der<br />
Belastung festzustellen und demnach <strong>das</strong> Badeverbot<br />
einzugrenzen. Die Badeverbote werden wieder<br />
aufgehoben, sobald zwei aufeinanderfolgende<br />
Routinemessungen innerhalb der Norm liegen.<br />
Schilder, die ein temporäres Badeverbot anzeigen,<br />
sind häufig nicht vorhanden.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
Mit der erneuten Teilnahme am Sommerservice-<br />
Programm 2002 blickt die Region Emilia-Romagna<br />
auf eine mittlerweile <strong>über</strong> elfjährige Tradition<br />
zurück. Fast schon routinemäßig konnte daher auf<br />
eine bekannte Infrastruktur zurückgegriffen werden.<br />
In diesem Jahr wurde der Regionalbearbeiter im<br />
Tourismusgebäude von Cesenatico untergebracht.<br />
Die sehr hilfsbereiten und freundlichen Mitarbeiter<br />
der Tourismus- und Wirtschaftsabteilung haben zu<br />
einer sehr angenehmen und produktiven Arbeitsatmosphäre<br />
beigetragen. Auch in diesem Jahr war die<br />
Zusammenarbeit mit der Struttura Oceanografica<br />
Daphne sehr erfolgreich. Die meeresbiologische<br />
Abteilung der Regionalen Umweltbehörde ARPA<br />
hat die Teilnahme an meeresbiologischen Gewässeruntersuchungen<br />
ermöglicht und viele wichtige<br />
Hintergrundinformationen geliefert. Insgesamt war<br />
die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden<br />
reibungslos und zuverlässig.<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Zu den lokalen Gesundheits- und Umweltämtern<br />
konnten die bestehenden guten Kontakte weiter<br />
ausgebaut werden. Inzwischen geben alle Provinzbehörden<br />
nach jeder Routinemessung (d. h. zwei<br />
Mal im Monat) eigene aktuelle <strong>Bericht</strong>e zur Badegewässerqualität<br />
heraus. Diese <strong>Bericht</strong>e und die<br />
Rohdaten zur Mikrobiologie wurden per Kurier, Fax<br />
oder E-Mail an den Regionalbearbeiter <strong>über</strong>mittelt.<br />
In der Regel lagen die Ergebnisse in schriftlicher<br />
Form spätestens zwei Wochen nach der Probennahme<br />
vor. In der Haupturlaubszeit im Juli und August<br />
kam es jedoch teilweise zu Verzögerungen. Telefonisch<br />
konnten die Messergebnisse bei Bedarf zum<br />
Teil bereits innerhalb von zwei bis drei Tagen direkt<br />
bei den Labors abgefragt werden. Die Ergebnisse<br />
der Messungen kann man seit diesem Jahr auch <strong>über</strong><br />
<strong>das</strong> Internet erfahren. Die regionale Umweltbehörde<br />
hat eine Webseite in 5 Sprachen eingerichtet, auf der<br />
die einzelnen Messpunkte der Provinzen abgerufen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 51<br />
werden können (www.arpa.emr.it/balneazione/ita/<br />
index.asp). Die Verfügbarkeit der einzelnen <strong>Bericht</strong>e<br />
jedoch litt zum Teil noch unter großen zeitlichen<br />
Verzögerungen und war deshalb nur bedingt zur<br />
Informationsbeschaffung zu gebrauchen.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des<br />
ozeanographischen Forschungsschiffs DAPHNE II<br />
sorgte auch in diesem Jahr für fundierte Hintergrundinformationen<br />
zu biologischen und ökologischen<br />
Themen. Durch die regelmäßige Teilnahme<br />
am wöchentlichen küstenökologischen Monitoringprogramm<br />
der DAPHNE II war stets ein guter<br />
Überblick <strong>über</strong> den aktuellen ökologischen Zustand<br />
der Küstengewässer gewährleistet.<br />
Weitere Informationsquellen neben der persönlichen<br />
Begutachtung des Wassers und der Strände waren<br />
die Umwelt- und Tourismusämter der Küstengemeinden,<br />
die entsprechenden Ressorts der Regionalregierung,<br />
Hafenkommandanturen, Erste-Hilfe-<br />
Stationen und die Lokalpresse.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Emilia-Romagna gesamt<br />
In der Region Emilia-Romagna konzentrierte sich<br />
während des Jahres 2001 mit 83.8 % der größte Teil<br />
des gesamten Tourismus auf die Riviera. Der übrige<br />
Teil verteilte sich mit 7,1% auf die Kulturstädte,<br />
5,8 % entfiel auf die Bergregionen des Apennins.<br />
Weitere 4,1 % der Touristen verteilten sich auf die<br />
Thermalbäder. Im Jahre 2001 waren 79,9 % der<br />
Urlauber in der Emilia-Romagna Italiener und<br />
20,1 % ausländische Gäste. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr nahm der prozentuale Anteil der ausländischen<br />
Urlauber um 1,4 % ab. In den Monaten Mai<br />
bis September dieses Jahres hat die Zahl der italienischen<br />
Touristen, im Vergleich zum Vorjahr, in der<br />
Region um 1,1 % abgenommen. Die Zahl der<br />
ausländischen Touristen ist insgesamt um 1,9 %<br />
gesunken.<br />
Küstenregion<br />
In der gesamten Küstenregion der Emilia-Romagna<br />
wurde während der Zeit von 1997 bis 2001 ein<br />
kontinuierlicher Anstieg der Urlauberzahl um<br />
insgesamt 5,7 % beobachtet. Während des gleichen<br />
Zeitraums nahm die Präsenz, also die Anzahl der<br />
Personentage (Personentage = Ankünfte x Aufenthaltstage),<br />
um 3,1% leicht zu, jedoch war von 1998<br />
zu 1999 ein leichter Rückgang der Präsenz um 0,7%<br />
zu verzeichnen. Dieser Rückgang wurde durch die<br />
durchschnittlich abnehmende Aufenthaltsdauer der<br />
Touristen in den Küstenorten von 10,7 Tagen im<br />
Jahr 1997 auf 9,6 Tage im Jahr 2001 verursacht und<br />
verdeutlicht den derzeitigen Trend zum Kurzurlaub,<br />
der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Dieser Trend
ist sowohl unter den italienischen, wie auch unter<br />
ausländischen Urlaubern zu verzeichnen. Unter den<br />
deutschen Urlaubern, die im Durchschnitt nur<br />
ungefähr 8 Tage bleiben ist er nur sehr schwach<br />
ausgeprägt. Betrachtet man die nationale Herkunft<br />
der Touristen in der Küstenregion genauer, so hatten<br />
die Deutschen im vergangenen Jahr einen Anteil von<br />
45,4 % der Präsenz aller ausländischen Urlauber.<br />
Neben den Deutschen stellten die Osteuropäer mit<br />
19,8 % (russische Urlauber mitgerechnet) den<br />
zweitgrößten Teil der ausländischen Touristen dar,<br />
gefolgt von den Schweizern mit 8,4 %, den Urlaubern<br />
aus den Benelux-Ländern mit 6,9 % und den<br />
Franzosen mit 6,1 %.<br />
Ein Vergleich der Tourismuszahlen mit denen der<br />
Vorjahre zeigt, <strong>das</strong>s die Präsenz der Deutschen in<br />
der Küstenregion von 1997 bis zum Jahre 2001<br />
relativ gleichmäßig um 14,7 % zugenommen hatte,<br />
wohingegen im Vergleich der Tourismus aus dem<br />
restlichen Ausland von 1997 zu 1999 leicht rückläufig<br />
war und ab 1999 bis 2001 wieder gleichmäßig<br />
anstieg.<br />
Insgesamt zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2001,<br />
<strong>das</strong>s sich die Anzahl der deutschen Touristen im<br />
Vergleich zum Vorjahr um 6,2 % weiter erhöht hat.<br />
In dieser Zeit stieg auch die Präsenz der Touristen<br />
aus Russland um 16,7 %, wo hingegen der Tourismus<br />
aus Osteuropa um 2,4 % abnahm.<br />
Während die Italiener immer noch den Monat<br />
August als Urlaubszeit bevorzugen, besuchen die<br />
Ausländer die Küste der Emilia-Romagna relativ<br />
gleichmäßig <strong>über</strong> die gesamte Saison verteilt, und<br />
tragen somit zur Stabilisierung der Tourismusbranche<br />
in der Region bei.<br />
Vergleichszahlen für 2002 lagen Ende August noch<br />
nicht vor. Ausführliche Angaben zur Urlaubssaison<br />
2002 lassen sich erst nach der Erfassung und statistischen<br />
Aufarbeitung der Daten durch die örtlichen<br />
Behörden machen. Die Zahlen bezüglich des Tourismus<br />
der laufenden Saison werden in der Presse<br />
häufig sehr verschieden dargestellt und ausgelegt. So<br />
waren 2002 <strong>über</strong>wiegend Aussagen <strong>über</strong> den Rückgang<br />
des Tourismus in der Lokalpresse zu finden.<br />
Prinzipiell unterscheidet sich der Touristenzufluss<br />
jedes Jahr prozentual. Er wird beeinflusst durch die<br />
sozialökonomischen Verhältnisse, der Wetterlage,<br />
der Konjunktur und der Fähigkeit der Tourismusbetriebe,<br />
die Preise abzuwägen und attraktiv zu halten<br />
(Preis-Leistungs-Verhältnis). Der <strong>Bericht</strong> der regionalen<br />
Tourismusbehörde zur Entwicklung des<br />
Sommers 2002 vom Oktober 2002 stellt eine Aufsplittung<br />
der Ferienperiode (besonders bei den<br />
Deutschen, Franzosen, Schweizern, Skandinaviern<br />
und aus den Osten kommenden Touristen) und<br />
kürzere Ferien, aber dafür höhere Besucherzahlen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 52<br />
fest. Regen und Algenschleim trugen zur Verminderung<br />
der Zahlen der Kurzaufenthalte und Wochenendausflüge<br />
bei. Eine positive touristische Entwicklung<br />
mit einer Zunahme von 0,5 % wurde nur<br />
während der Monate Mai und Juni beobachtet.<br />
Zusammenfassend konnte die Tourismusbranche<br />
trotz der schwierigen Konjunktur und der lokalen<br />
Probleme wie Algenschleim und der Wetterlage eine<br />
zufriedenstellende Bilanz ziehen. Als negative<br />
Erscheinungen des <strong>Bericht</strong>jahres wurde der allgemein<br />
verringerte Konsum der Touristen festgestellt.<br />
Nur die Entwicklung der Vermietung von Ferienhäusern<br />
oder -wohnungen und die Ferien auf Campingplätzen<br />
waren positiv, d. h. deren Zahlen sind<br />
dieses Jahr weiter gestiegen.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die Abwasserentsorgung im gesamten Küstenstreifen<br />
entspricht dem auch in Deutschland üblichen<br />
Stand der Technik mit all seinen Vor- und Nachteilen.<br />
Im Schnitt sind in den Küstengemeinden 90 %<br />
der Einwohner an Kläranlagen angeschlossen. Die<br />
Anlagen verfügen <strong>über</strong> mechanische und biologische<br />
Stufen. Phosphat wird in der Regel chemisch gefällt.<br />
Die meisten Anlagen sind in der Lage, Stickstoff zu<br />
einige besitzen Denitrifikationsstufen zur Entfernung<br />
von Stickstoff. Zur Desinfektion werden dem<br />
Ablauf Chlorverbindungen zugesetzt, die jedoch<br />
wegen ihrer Auswirkungen auf die Ökosysteme der<br />
Zielgewässer bedenklich sind. Alle Anlagen sind<br />
großzügig bemessen und damit in der Lage, die in<br />
der Hauptsaison anfallenden Abwassermengen zu<br />
bewältigen. Im Schnitt sind sie auf <strong>das</strong> Dreifache der<br />
Stammbevölkerung ausgelegt - je nach Gemeindegröße<br />
schwanken die Werte zwischen 1,5 und 6fach.<br />
Um die Unterschiede zwischen Winter und Sommer<br />
abzufangen, wird in einigen Betrieben mit mehreren<br />
Reinigungsstraßen gearbeitet, die je nach Bedarf<br />
erhöht werden. Zum Teil werden auch Anlagen im<br />
Verbund betrieben - Spitzenbelastungen werden an<br />
<strong>das</strong> Hinterland abgegeben oder kleinere Anlagen nur<br />
im Sommer zugeschaltet.<br />
Da die Küstengemeinden bereits sehr früh Strukturen<br />
zur Abwasserbehandlung geschaffen haben - die<br />
erste Kläranlage wurde in den 70er Jahren errichtet -<br />
waren die großen Fortschritte hinsichtlich des<br />
Erfassungsgrades bereits Ende der 80er Jahre abgeschlossen.<br />
Diesbezüglich sind nur noch kleinere<br />
Verbesserungen möglich. Einziges größeres Bauprojekt<br />
der 90er Jahre war die neue Großkläranlage von<br />
Rimini, die seit 1995 die alte Anlage ergänzt. Die<br />
Anstrengungen der Gemeinden zielen jetzt in Richtung<br />
Modernisierung und Instandhaltung der bestehenden<br />
Systeme (z. B. dritte Reinigungsstufen,<br />
Endfiltration).<br />
Die Abwasserentsorgung im Hinterland ist noch<br />
problematisch. Viele kleine Dörfer leiten ihr Abwas-
ser noch ungeklärt in die Flüsse, deren Wasserqualität<br />
dadurch erheblich beeinträchtigt wird. Die neue<br />
Großkläranlage in Rimini entsorgt jetzt auch einen<br />
Teil des Hinterlandes, unter anderem aus der industriell<br />
hochentwickelten Republik San Marino, die<br />
keine eigene Kläranlage besitzt. Weitere Verbesserungen<br />
sind geplant.<br />
Ein weiteres Problem betrifft die Ableitung von<br />
Regenwasser. In vielen Fällen wird es gemeinsam<br />
mit Abwasser in einer Mischkanalisation erfasst.<br />
Dies führt bei heftigen Regenfällen zu einer Überlastung<br />
der Kanalisation. Daher gelangt hygienisch<br />
belastetes Mischwasser <strong>über</strong> Regen<strong>über</strong>läufe in<br />
Oberflächengewässer oder ins Meer. In Rimini und<br />
in Teilbereichen von Riccione wird <strong>das</strong> Mischwasser<br />
direkt im Strandbereich eingeleitet. Das Problem ist<br />
inzwischen aber von vielen Gemeinden erkannt. So<br />
sind z. B. Cesenatico und Cattolica dabei, ihre<br />
Systeme zur getrennten Ableitung von Regen- und<br />
Abwasser zu erweitern. Schwierig wird eine Vergrößerung<br />
der Kanalisation in Orten mit großen<br />
Altstadtteilen oder historischen unterirdischen<br />
Resten, wie zum Beispiel Rimini, da einfach kein<br />
Platz für ein weiteres Röhrensystem vorhanden ist.<br />
Dort bleibt nur die gesamte Klärung des Mischwassers.<br />
Cervia setzte von Anfang an auf eine Trennkanalisation,<br />
die hier sogar eine Behandlung des ersten<br />
stärker verschmutzten Regenwasserschwalles in der<br />
Kläranlage vorsieht.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Auch dieses Jahr ist die hygienische Belastung der<br />
Badegewässer an den Stränden der Emilia Romagna<br />
als sehr gering einzustufen. Im Zeitraum zwischen<br />
Mai und September wurden an insgesamt 90 Messpunkten<br />
entlang der Strände zweiwöchentlich<br />
bakteriologische Untersuchungen der Badegewässer<br />
durchgeführt. Die Bewertung der Badegewässer ist<br />
aufgrund dieser Daten erfreulich positiv ausgefallen:<br />
Insgesamt wurden während der Saison 2002 an<br />
lediglich 18 Messpunkten Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
für bestimmte Keime nach EU-Norm festgestellt.<br />
An nur drei Messpunkten kam es zu EU-<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen:<br />
In Bellaria/Igea Marina:<br />
- 100 m nördlich der Usomündung<br />
- 100 m südlich der Usomündung<br />
In Rimini Nord:<br />
- Canale Pedrera Grande<br />
In Riccione:<br />
- 50 m südlich der Marano-Mündung<br />
Insgesamt wurde in dem Zeitraum zwischen April<br />
und September 660 mikrobiologische Parameter<br />
untersucht. Dabei erreichten 573 Untersuchungen<br />
bzw. 87 % keine europäischen Richt- bzw.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 53<br />
Genzwerte. Es wurden insgesamt nur 51 (7,7 %)<br />
europäische Richtwert<strong>über</strong>schreitungen festgestellt.<br />
Die strengen italienischen Grenzwerte wurden<br />
insgesamt nur 32mal (4,8 %) und der europäische<br />
Grenzwert nur viermal (0,5 %) <strong>über</strong>schritten. Während<br />
der Saison 2002 kam es an drei Stränden<br />
insgesamt viermal zu einem temporären Badeverbot.<br />
Die Badeverbote wurden einmal aufgrund der<br />
schlechten Messdaten des Vorjahres und dreimal<br />
wegen wiederholter Überschreitungen der strengen<br />
italienischen Grenzwerte mit EU-Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
vergeben.<br />
Aufgrund der <strong>über</strong> die Saison angefallenen gewässerhygienischen<br />
Daten konnten 82 Badestellen mit<br />
dem Prädikat „sehr gut“ und sechs Strandabschnitte<br />
mit der Note „gut“ bewertet werden. Nur zwei<br />
Strände erhielten die Bewertung „zeitweilig belastet“.<br />
Die Beurteilung „häufiger belastet“ musste<br />
<strong>über</strong>haupt nicht vergeben werden.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Wie auch in anderen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Belastung der Gewässer in der Nähe<br />
von Flussmündungen, Hafenkanälen oder Zuflüssen<br />
anderer Art am höchsten. Dies gilt besonders nach<br />
starken Regenfällen. Aus diesem Grund ist <strong>das</strong><br />
Baden im Bereich von 50 m nördlich und südlich<br />
von Fluss- und Kanalmündungen generell verboten.<br />
Vom Mündungsbereich der Hafenkanäle muss<br />
wegen der Schifffahrt ein Abstand von 200 m<br />
eingehalten werden. Nicht immer sind diese Verbote<br />
durch Schilder klar gekennzeichnet.<br />
In diesem Jahr ist die Belastungssituation der Badegewässer<br />
in der Emilia-Romagna Dank der bestehenden<br />
Kläranlagen sehr gering ausgefallen. Die<br />
stärkste Belastung wurde im Bereich Bellaria/Igea<br />
Marina 100 m südlich der Usomündung gemessen.<br />
Da diese Messstelle schon im Vorjahr sehr belastet<br />
war und die schlechten hygienischen Messdaten<br />
dieses Jahr wieder bestätigt wurden, gab es an<br />
diesem Strandabschnitt während der gesamten<br />
Saison 2002 ein temporäres Badeverbot. 100 m<br />
nördlich der Usomündung wurde von den Behörden<br />
zweimal ein temporäres Badeverbot im Juli und<br />
September ausgesprochen, da wiederholt die strengen<br />
italienischen und einmal die europäischen<br />
Grenzwerte <strong>über</strong>schritten wurden. Ein weiterer<br />
Belastungsschwerpunkt lag während dieser Saison<br />
im Bereich Rimini-Nord am Kanal Pedrera Grande.<br />
Hier kam es wegen einer europäischen und mehreren<br />
italienischen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen zu einem<br />
kurzem temporären Badeverbot im September.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Der <strong>über</strong>wiegende Teil der Strände der Emilia-<br />
Romagna wurde in diesem wie auch in den letzten
Jahren mit gut bewertet. Für eine sehr gute Bewertung<br />
fehlte den meisten Stränden nur die Mülltrennung<br />
am Strand sowie die Information der Badegäste<br />
<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität. Die<br />
Strände der Emilia-Romagna werden fast ausschließlich<br />
von konzessionierten Strandbetreibern<br />
oder den Gemeinden selbst bewirtschaftet. Die<br />
verpachteten Strandabschnitte werden täglich, die<br />
freien Strände regelmäßig gereinigt. Allerdings ist<br />
die Reinigung der freien Strandabschnitte mit<br />
wenigen Ausnahmen nicht sehr effektiv. Vor allem<br />
Zigarettenkippen, aber auch Kleinmüll wie Plastiksplitter<br />
und Papierschnipsel sammeln sich während<br />
der Badesaison an den freien Strandabschnitten an.<br />
An allen Strandbädern sind Aufsichtspersonen und<br />
entsprechende Rettungsboote stationiert. Duschen,<br />
Umkleidekabinen, sanitäre Anlagen, Kinderspielgeräte<br />
und Sportmöglichkeiten sind für die Strandbetreiber<br />
eine Selbstverständlichkeit. Die Toiletten<br />
und Duschen der öffentlichen Strandbäder können<br />
laut der Strandordnung von Rimini, gültig für den<br />
südlichen Teil der Strände, von allen gratis benutzt<br />
werden, auch von denjenigen, die nicht zahlende<br />
Gäste der Strandbäder sind. Stellenweise auftretende<br />
Anschwemmungen größerer Mengen von Grün- und<br />
Rotalgen oder Treibgut werden bei der täglichen<br />
Strandreinigung beseitigt. Viele Strandbadbetreiber<br />
stellen inzwischen Schirme mit integrierten Aschenbechern<br />
auf, was <strong>das</strong> Problem der Kippen im Sand<br />
an den bewirtschafteten Strandabschnitten deutlich<br />
verringert. Verunreinigungen durch Öl und Teer<br />
treten in der Emilia-Romagna nur sehr selten auf.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Generell war der Sommer von Regen und starken<br />
Temperaturschwankungen begleitet. Die Periode mit<br />
sonnigem Wetter und hohen sommerlichen Temperaturen<br />
hielt bis Mitte Juli an. Anschließend folgte<br />
eine Schlechtwetterphase, die bis Ende August<br />
anhielt und insgesamt 16 Regentage (12 Tage mehr<br />
als 2001) und eine Senkung der Temperaturen als<br />
Folge hatte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die<br />
Gesamtzahl der Regentage im Sommer 2002 insgesamt<br />
um 7 Tage und die Sonnentage um 3 Tage<br />
gestiegen.<br />
"Mare in amore"<br />
Das Phänomen der Mikroalge Noctiluca scintillans,<br />
die <strong>das</strong> Meer in einer klaren Sternennacht zum<br />
Leuchten bringt (in der italienischen Sprache auch<br />
als "mare in amore" bezeichnet) und tags<strong>über</strong> die<br />
Wasseroberfläche in gelb bis orange färbt, wurde<br />
Anfang Juni zwischen Cesenatico und Cattolica auf<br />
dem offenen Meer beobachtet. Dieses Phänomen<br />
tritt jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni auf und ist<br />
Teil des natürlichen Alterungsprozesses der Mikroalge.<br />
In der Phase der Zerfalls verbinden sich die<br />
flockenartigen Aggregate in fadenähnliche Formen,<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 54<br />
die sich nun an der Wasseroberfläche befinden.<br />
Dieses Phänomen tritt nicht in Strandnähe auf,<br />
so<strong>das</strong>s keinerlei Beeinträchtigung des Badebetriebs<br />
besteht.<br />
Erosion bedroht die Küste<br />
Einige Bereiche der romagnolischen Küste werden<br />
durch Erosion bedroht, die an einigen Stellen den<br />
Sand fortspült und somit die Strände immer schmaler<br />
werden lässt. Zu den bedrohten Abschnitten<br />
gehören auch die zum Naturpark Podelta gehörenden<br />
küstennahen Pinienhaine im militärischen<br />
Sperrgebiet nördlich der Strände Ravennas. Um die<br />
Dünen vor diesen Wäldern vor der Erosion zu<br />
schützen ist dort die Küste mit Felsschüttungen<br />
befestigt worden. Die Küstenabschnitte mit der<br />
stärksten Erosion waren in diesem Jahr die Strände<br />
von Ravenna. Infolge eines starkes Sturmes war ab<br />
Punta Marina bis einschließlich Milano Marittima<br />
die Strandhöhe um einen halben Meter gesunken.<br />
Andere Sturmschäden wurden u. a. vom Lido di<br />
Dante am Strandbad Smeraldo berichtet. Dort hat<br />
<strong>das</strong> Meer ca. 10 m Strandfläche abgetragen. Auf<br />
Höhe der Bevano-Mündung wurde der letzte Wellenbrecher,<br />
der den Pinienwald schützt, vom Meer<br />
stark beschädigt. In Punta Marina trug die Strömung<br />
den Strand trotz zweier im Jahr 2001 errichteten<br />
2300 m langen Wellenbrecher ab. Aber auch der<br />
Süden der Region war von dem Problem der Erosion<br />
betroffen. An den Stränden von Cattolica führt z. B.<br />
die Bildung von sogenannten Landzungen an den<br />
Wellenbrechern zu einer Abnahme der Sandflächen<br />
an den Stränden. Vor allem die Strände zwischen der<br />
Landungsbrücke und dem Fluss Conca und ein<br />
langer Küstenabschnitt zwischen den Strandbädern<br />
75 und 90 waren von diesem Problem betroffen. Die<br />
Ursache der Erosion ist seit langem bekannt: Die<br />
Meeresströmungen transportieren den Sand von den<br />
Stränden weg und lagern diesen zum Teil an anderen<br />
Stränden oder an Wellenbrechern ab. Natürlicherweise<br />
sollten die Flüsse den vom Meer abtransportierten<br />
Sand ersetzen, was sie heutzutage wegen des<br />
meist sehr geringen Wasserstands und der Begradigung<br />
fast aller natürlichen Flussläufe nicht mehr tun.<br />
Dadurch verlieren viele Strände kontinuierlich an<br />
Substanz. Schlimmer wird es noch, wenn an benachbarten<br />
Stränden als Maßnahme gegen die<br />
Erosion Wellenbrecher oder Küstenschutzwälle<br />
gebaut werden. Dann schreitet die Erosion an<br />
einigen ungeschützten Stränden noch schneller<br />
voran. Um die Sandfracht der Flüsse nicht noch<br />
weiter einzuschränken und um <strong>das</strong> Ungleichgewicht<br />
zwischen Erosion und Deposition zu verringern,<br />
verzichtet man heute soweit wie möglich auf <strong>das</strong><br />
Ausbaggern der Flussläufe. Die einzelnen örtlichen<br />
Behörden entscheiden, planen und realisieren nun<br />
dringende Stranderweiterungen. Die vom Meer<br />
weggespülten Sandmassen werden dabei künstlich<br />
wieder aufgeschüttet, um so den Bau von weiteren<br />
Schutzwällen und Wellenbrechern einzuschränken.
Ein Projekt z. B. war die Sandfläche des freien<br />
Küstenabschnittes von Lido di Classe. Dieser freier<br />
Strandabschnitt wurde mit herantransportierten<br />
Sandmassen wieder ausgebaut.<br />
Algenschleim<br />
Das Phänomen des Algenschleims (Mucillagine) ist<br />
in diesem Jahr ab Mitte/Ende Juli vor der romagnolischen<br />
Küste aufgetreten und beunruhigte die<br />
Badegäste vor allem im August. Algenschleim in<br />
verschiedenen Formen wie kleinen Flecken, Bändern<br />
und Schlieren befanden sich zunächst 3-6 km<br />
vor der gesamten regionalen Küste, bis schließlich<br />
Ende Juli diese auch, zum Ärger der Badegäste,<br />
aufgrund von ungünstigen Wind- und Strömungsverhältnissen<br />
an die Küste trieben. Dank starker<br />
Gewitter und Wind aus Nordwest wurden die Algenschleimaggregate<br />
Anfang August zerschlagen und<br />
aufs offene Meer getrieben, so<strong>das</strong>s die Badegäste<br />
wieder ungetrübt baden konnten. Das Phänomen der<br />
Algenschleimansammlungen an der Küste trat erneut<br />
am 17. August an den Stränden zwischen Marina di<br />
Ravenna und San Mauro Mare auf. Dabei wurde<br />
auch altes, sich im bakteriellen Abbau befindliches<br />
Algenschleimmaterial an die Strände gespült, so<strong>das</strong>s<br />
für ein paar Tage die Badegäste mit einem unangenehmen<br />
Geruch belästigt wurden. Gegen Ende des<br />
Monats waren die Algenschleimansammlungen an<br />
der Wasseroberfläche wieder verschwunden und<br />
sanken bis Mitte September vollständig auf den<br />
Meeresgrund. Das Problem des Algenschleims stellt<br />
keine gesundheitliche Gefahr für den Menschen dar.<br />
Es ist lediglich ein ästhetisches Problem.<br />
Algenblüte<br />
Als Folge der Überdüngung (Eutrophierung) durch<br />
den hohen Eintrag von Nährstoffen durch die Flüsse,<br />
vor allem durch den Po, wurde vor den Stränden<br />
auch dieses Jahr zeitweise eine starke Vermehrung<br />
von Mikroalgen beobachtet. Mit dem bloßen Auge<br />
sind diese Algenblüten nur durch eine erhöhte<br />
Trübung und Verfärbung des Wassers wahrnehmbar.<br />
Die heftigen Gewitter und Regengüsse in der Urlaubsaison<br />
vor allem im Juli und August begünstigte<br />
<strong>das</strong> Massenauftreten dieser Mikroalgen. Eine Algenblüte<br />
war Mitte August nur im Norden der<br />
romagnolischen Küste vorherrschend, wurde aber<br />
durch starke Meeresströmungen einige Tage später<br />
auch in den Süden der Region getrieben. Vor allem<br />
im Norden der Region hielt die Algenblüte bis<br />
Mitte/Ende September an.<br />
Sauerstoffmangel<br />
Niedriger Sauerstoffgehalt auf dem Meeresgrund<br />
war Mitte Juni und ab Mitte August vor allem vor<br />
der nördlichen romagnolischen Küste festzustellen.<br />
Während einer explosionsartigen Vermehrung der<br />
Mikroalgen wird mit Hilfe des Sonnenlichtes und<br />
der Photosynthese zwar in den oberen Wasser-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 55<br />
schichten Sauerstoff produziert. Dieser gelingt aber<br />
aufgrund einer Sprungschicht des Gewässers nicht in<br />
tiefere Wasserschichten. Abgestorbenes organisches<br />
Material sammelt sich auf dem Meeresgrund an.<br />
Bakterieller Abbau dieser organischen Masse benötigt<br />
Sauerstoff und führt zu Sauerstoffmangel für die<br />
Lebewesen in Bodennähe.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die Strände der Emilia-Romagna gelten im allgemeinen<br />
als ungefährlich, da sie sehr flach ins Meer<br />
abfallen und so einen breiten Badestreifen bilden,<br />
der auch geeignet für Nichtschwimmer ist. Dennoch<br />
kommt es gelegentlich zu Unglücksfällen. Auch in<br />
diesem Jahr sind in der Sommersaison mehrere<br />
Personen ertrunken, einige konnten von den Bademeistern<br />
nur knapp vor dem Ertrinken gerettet<br />
werden. Die Mehrzahl der Opfer ertrank in unmittelbarer<br />
Nähe des Strandes. Häufig waren Herzprobleme<br />
die primäre Ursache für <strong>das</strong> Ertrinken dieser<br />
Badegäste. Zum Einen spielte Selbst<strong>über</strong>schätzung<br />
der eigenen Kräfte und der eigenen körperlichen<br />
Verfassung bei diesen Vorfällen eine wichtige Rolle<br />
und zum Anderen wurden oft die Verdauungszeiten<br />
nach den Mahlzeiten nicht eingehalten. Gelegentlich<br />
kann es in der als ruhiges und sicheres Meer geltenden<br />
Adria zu verstärkter Brandung oder zu Strömungen<br />
kommen. In solchen Fällen sind besonders<br />
Kinder gefährdet, die die wechselnden Bedingungen<br />
der Badegewässer nicht einschätzen können. Die<br />
Bademeister informieren die Gäste mittels entsprechender<br />
Fahnen <strong>über</strong> <strong>das</strong> Baderisiko. Die weiße<br />
Fahne bedeutet keine Gefahr. Das Hissen der gelben<br />
Fahnebedeutet starker Wind, die Sonnenschirme<br />
sollten geschlossen werden. Das Hissen der roten<br />
Fahne bedeutet Gefahr beim Baden. Im Süden der<br />
Region von Cervia bis Cattolica bedeutet ein Aushang<br />
von zwei roten Fahnen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Mieten von<br />
Booten wegen schlechter See- und Wetterverhältnissen<br />
nicht möglich ist. Informationstafeln zu den<br />
einzelnen Bedeutungen der Fahnen in deutscher<br />
Sprache sind in allen Strandbädern aufgestellt.<br />
Die Badeverordnung 2002 regelt unter anderem<br />
auch die Badeaufsicht am Strand. Eine speziell<br />
geprüfte Badeaufsicht am Strand muss in der Hochsaison<br />
zwischen 9:00 Uhr und 18:30 Uhr anwesend<br />
sein. Die Reduzierung um die Hälfte der Badeaufsicht<br />
ist gestattet in der ersten und in der letzten<br />
halben Stunde der zuvor genannten Aufsichtszeiten<br />
sowie in der Mittagspause von 13:00 bis 15:00 Uhr,<br />
da der Strand von weniger Badegästen besucht wird.<br />
Während der reduzierten Badeaufsicht muss unter<br />
die weiße Fahne die rote gehisst werden. Eine<br />
Alternative zur reduzierten Badeaufsicht in der<br />
Mittagspause ist ein unbeaufsichtigter Strand zwischen<br />
13:00 und 14:00 Uhr. Demnach darf die<br />
Badeaufsicht sich für eine Stunde vom Strand<br />
entfernen. In der Abwesenheit der Aufsichtsperson
muss die rote Fahne ausgehängt werden. In der<br />
nördlichen Hälfte der Emilia-Romagna sind für alle<br />
Strandabschnitte bestimmte Anzahlen von Aufsichtspersonen<br />
vorgeschrieben, während im südlichen<br />
Teil alle 150 m ein Bademeister anwesend sein<br />
muss. Die Bademeister sind in Abhängigkeit von<br />
den Witterungsbedingungen und der Zahl der sich<br />
im Wasser befindlichen Badegäste entweder in<br />
einem gekennzeichneten Rettungsboot mit Rudern<br />
auf dem Wasser oder sie befinden sich an Land auf<br />
einem Hochsitz stationiert. Für die Bademeister ist<br />
eine Grundausstattung an Material zur Leistung<br />
Erster Hilfe vorgeschrieben. Entsprechend ausgerüstete<br />
Rettungsräume gibt es in nahezu in allen<br />
Strandbädern. Dadurch, <strong>das</strong>s sich die Bademeister<br />
bei großem Badebetrieb in einem Boot auf dem<br />
Wasser befinden, ist eine weitere Sicherheit gewährleistet.<br />
Einzig bei der Kennzeichnung der Nichtschwimmerbereiche<br />
an den Badestränden bestehen<br />
Mängel. Offensichtlich werden Nichtschwimmerzonen<br />
wegen des flach abfallenden Strandes häufig als<br />
nicht für notwendig befunden.<br />
Nur an 54 % der Strände der Region sind die Nichtschwimmerbereiche<br />
durch Schilder gekennzeichnet<br />
oder durch parallel zur Küste verlaufende Wellenbrecher<br />
begrenzt. Bootsausfahrten sind an besonderen<br />
Stellen wie Häfen, Surf- oder Segelschulen<br />
ausgewiesen. Hierfür sind zwei Schwimmschnüre in<br />
einem entsprechenden Abstand mit Bojen ab einer<br />
Entfernung von 300 m senkrecht zum Ufer gespannt.<br />
Innerhalb dieser Korridore dürfen sich Schwimmer,<br />
Tret- und Schlauchboote nicht bewegen. Alle größeren<br />
Boote und auch Wasserskooter dürfen sich der<br />
Küste nicht weiter als auf 500 m nähern, ausgenommen<br />
in den speziell gekennzeichneten Bootskorridoren,<br />
in denen <strong>das</strong> Baden verboten ist. An allen<br />
Stränden, auch an den freien von Besuchern hochfrequentierten<br />
Abschnitten, müssen laut Gesetz<br />
Informationen <strong>über</strong> eventuelle Gefahren im Wasser<br />
wie Untiefen, Strömungen oder Hindernisse vorhanden<br />
sein.<br />
Insgesamt kann die Badesicherheit in der Region als<br />
gut beurteilt werden, 800 Bademeister entlang der<br />
knapp 110 km langen Küste sorgen für die Sicherheit<br />
der Badegäste. Im übrigen gelten sehr genaue<br />
Vorschriften seitens der Hafenpolizei von Ravenna<br />
und Rimini, die streng kontrolliert werden.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
Im April 2002:<br />
Das Tourismus- und <strong>das</strong> Handelsreferat der Region<br />
Emilia-Romagna gibt für sein Verwaltungsgebiet<br />
einen neuen Badeerlass heraus, der unter anderem<br />
<strong>das</strong> Mitführen oder den Aufenthalt von Hunden auf<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 56<br />
den Stränden der Emilia-Romagna, auch mit Hundeleine<br />
und Maulkorb, verbietet. Strandbäder, die ihren<br />
Strand mit einem gesonderten Platz für Hunde<br />
ausgestattet haben und eine Genehmigung der<br />
Regionalregierung hierfür erhielten, dürfen Hunden<br />
Eintritt gewähren. Die Gemeinden der unbewirtschafteten,<br />
freien Strände können nach vorheriger<br />
Vereinbarung mit der Regionalregierung auf den<br />
Stränden begrenzte Anlagen mit einem Hinweisschild<br />
der Benutzungszeiten einrichten.<br />
Im Mai 2002:<br />
Auch dieses Jahr wurde die Auszeichnung "Blaue<br />
Flagge" von der F.E.E. (Foundation for Enviromental<br />
Education) an verschiedene Strände der Emilia-<br />
Romagna verliehen. In diesem Jahr bekamen die<br />
Gemeinden von Ravenna, Cervia, Cesenatico,<br />
Gatteo a Mare, San Mauro Pascoli, Rimini, Misano<br />
Adriatico und Cattolica die begehrte Auszeichnung.<br />
Hier wurden die insgesamt 26 Kriterien der F.E.E.<br />
für Strände und 15 Kriterien für Sportboothäfen<br />
erfüllt.<br />
7. Juni 2002:<br />
Auf der Strandfläche von Milano Marittima Nord<br />
wurden infolge eines starken Sturmes in der Nacht<br />
vom 7. Juni ca. 12 m Strandfläche abgetragen und<br />
südlich der Salinenkanalmündung starke Erosionen<br />
verursacht. Punta Marina hatte im Vergleich zu<br />
Milano Marittima noch größere Sturmschäden. Der<br />
Verantwortliche der Region für Wasser und Boden,<br />
Giancarlo Capelli erklärte, <strong>das</strong>s nun Höhenmessungen<br />
entlang der ravennatischen Küste durchgeführt<br />
würden, die genaue Sturmschäden am Strand und<br />
auf dem Meeresgrund aufzeigen werden.<br />
10. Juni 2002:<br />
Während der Sitzung des Gemeinderats von Cattolica<br />
wurde <strong>das</strong> Problem der Bildung von Landzungen<br />
an den Wellenbrechern und die Abnahme der Sandflächen<br />
auf den Stränden von Cattolica vorgetragen.<br />
Der Vorsitzende der Cdu (Cristiano democratico<br />
uniti) Pierangelo Del Corso forderte eine Erweiterung<br />
der Wellenbrecher und einen Sandauftrag an<br />
den betroffenen Küstenabschnitten.<br />
13. Juni 2002:<br />
Ortsbesichtigung der Verantwortlichen der Gemeinden<br />
und Provinzen, die von den starken Sturmschäden<br />
des 7. Juni betroffen sind, um die Schäden vom<br />
Meer aus zu begutachten. Folgendes wurde während<br />
der Ausfahrt festgestellt: Ab Punta Marina in Richtung<br />
Süd ist die Strandhöhe um einen halben Meter<br />
gesunken. In Punta Marina zwischen zwei der<br />
2300 m langen Unterwasserwellenbrechern, die im<br />
Jahre 2001 fertiggestellt wurden, hat die Strömung<br />
Durchlass und trägt den Sand vom Strand ab. In<br />
Lido Adriano haben die in den 70er Jahren gebauten<br />
Wellenbrecher gute Resultate gebracht. In Lido di<br />
Dante, am Strandbad Smeraldo hat <strong>das</strong> Meer ca.
10 m Strandfläche abgetragen. In der Höhe der<br />
Bevanomündung hat <strong>das</strong> Meer den letzten Wellenbrecher,<br />
der den Pinienwald schützt, stark beschädigt.<br />
Andrea Mengozzi, Referent der Umweltbehörde<br />
erklärte, <strong>das</strong>s man die kleine Landzunge, die sich<br />
vor dem Pinienwald gebildet hat, zerstören muss, um<br />
dem Fluss eine direkte Mündung in <strong>das</strong> Meer zu<br />
geben. Mit dem anfallenden Sand der Halbinsel<br />
würde eine neue Düne gebaut werden.<br />
13. Juni 2002:<br />
Die 5 Strandbäder (Bagno Adolfo, Bagno Berto,<br />
Bagno Ermes, Bagno Sergio&Neri und Bagno<br />
Royal) in San Mauro Mare, die sich zu einer Kooperative<br />
„Grandi Spiagge“ zusammengeschlossen<br />
haben, eröffnen einen gemeinsamen, von der Regionalregierung<br />
genehmigten Hundestrand. Dieser ist<br />
einer der ersten Hundestrände der Region, der unter<br />
dem neuen Badeerlass eröffnet wurde. Der Hundestrand<br />
genannt „Fido Beach“ ist mit einem einfachen<br />
Kordelzaun eingezäunt und ist somit zum gewöhnlichen<br />
Strandbetrieb abgegrenzt. Der Eintritt für den<br />
Hund kostet 3,50 € am Tag und gegen eine kleine<br />
Kaution wird dem Hundebesitzer ein Hundekorb,<br />
sowie ein Futter- und Wassernapf zur Verfügung<br />
gestellt. Die Bedingung für <strong>das</strong> Mitführen von<br />
Hunden ist jedoch, <strong>das</strong>s diese an der Leine geführt<br />
werden oder einen Maulkorb tragen. Der Hundebesitzer<br />
verpflichtet sich den Exkremente seines<br />
Hundes sofort zu beseitigen. Er ist für jeden Schaden,<br />
der von dem Tier an Personen oder Dingen<br />
verursacht wird, voll verantwortlich. Außerdem<br />
müssen die Tiere einen gültigen Impfpass haben und<br />
<strong>das</strong> Mitführen der Hunde ans Wasser ist verboten.<br />
16. Juni 2002:<br />
Am 2. Umwelt-Sonntag wurden die Altstädte der<br />
Städte Ferrara und Ravenna für 8 Stunden für den<br />
Autoverkehr gesperrt. In Ferrara waren die Straßen<br />
von 11:00 – 19:00 Uhr und in Ravenna von 10:00 –<br />
18:00 Uhr gesperrt. Kostenlose Parkplätze vor der<br />
Altstadt sowie verschiedene Veranstaltungen in der<br />
Altstadt wurden angeboten. Der 1. Umwelt-Sonntag<br />
war am 12. Mai 2002.<br />
29. Juni 2002:<br />
Preisverleihung des „Großen Preises der Ferien<br />
2002“ der von der Wochenzeitschrift „Oggi“ organisiert<br />
wurde. 100 Ortschaften hatten sich für den<br />
Preis beworben. Untersucht wurden im wesentlichen<br />
10 Punkte: Sauberkeit des Meeres, Grün und Umwelt,<br />
Frequentierung der Strände, Qualität der<br />
touristischen Einrichtungen, Preise, Vorhandensein<br />
leistungsfähiger Krankenhäuser, Sicherheitsstandards<br />
und <strong>das</strong> Klima.<br />
Cervia hat mit 7799 Punkten die höchste Punktzahl<br />
erreicht. Das sind immerhin 78 % der Gesamtpunktzahl<br />
von 10000. Entscheidend für die Preisvergabe<br />
waren die Untersuchungen <strong>über</strong> die Grünflächen und<br />
die Umweltqualität. Der Strand und der Pinienwald<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 57<br />
weisen eine hohe Freiflächenqualität auf, denn für<br />
jeden Einwohner stehen ungefähr 60 Quadratmeter<br />
öffentliche Grünfläche zur Verfügung.<br />
29. Juni 2002:<br />
In Rimini’s Hafenkanal an der Brücke Tibero kam<br />
es zu einem Fischsterben. Sofortige Untersuchungen<br />
des Wassers ergaben Sauerstoffmangel als Grund für<br />
<strong>das</strong> Massensterben. Das Fischsterben wurde den<br />
hohen Temperaturen der letzten Tage und der<br />
Stagnation des Gewässers zugeschrieben. Um ein<br />
weiteres Fischsterben zu verhindern, wurde Luft in<br />
<strong>das</strong> Gewässer gepumpt.<br />
2. Juli 2002:<br />
Auf dem bisher einzigen freien und unbewirtschafteten<br />
Strand in Lido di Dante in Ravenna dürfen<br />
Hunde bis zu 150 m südlich der Flussmündung Uniti<br />
mit auf den Strand geführt werden. Die Gemeinde<br />
von Ravenna ist bisher die einzige in der Emilia-<br />
Romagna, die mit der Genehmigung der örtlichen<br />
Behörde sich entschieden hat, einen Teil des unbewirtschafteten<br />
freien Strandes für Hunde frei zu<br />
geben. Die Strandbenutzung ist unter folgenden<br />
Bedingungen möglich:<br />
- Öffnungszeiten sind vom Morgengrauen bis<br />
zur Dämmerung.<br />
- Auf dem Strandabschnitt muss der Hundebesitzer<br />
für seinen Hund selber Schatten schaffen<br />
sowie sich mit Trink- und Duschwasser versorgen.<br />
- Es dürfen nur auf den Besitzer behördlich<br />
angemeldete und registrierte Hunde auf den<br />
Strand.<br />
- Die Hunde müssen an der Leine geführt werden.<br />
- Die Hunde dürfen die Nachbarn nicht stören.<br />
- Sie dürfen nicht aggressiv gegen andere Hunde<br />
sein.<br />
- Der Zutritt für läufige Hündinnen ist untersagt.<br />
- Zum sofortigen Beseitigen der Exkremente des<br />
Hundes vom Strand muss sich der Hundebesitzer<br />
mit einer Schaufel und Tüten ausstatten.<br />
Die Sammeltüten müssen in den naheliegenden<br />
Abfalleimer entsorgt werden.<br />
- Als einziger Hundestrand in der Region dürfen<br />
in Lido di Dante die Hunde auch ins Wasser<br />
geführt werden.<br />
3. Juli 2002:<br />
In Lido di Dante (Ravenna) ist der größte offizielle<br />
Nacktbadestrand in Italien eröffnet worden. Der<br />
Strandabschnitt fängt am südlichen Ende von Lido<br />
di Dante vor dem Camping Classe an und erstreckt<br />
sich bis 1000 m in südlicher Richtung auf den<br />
unbewirtschafteten freien Strand. Der Strand wurde<br />
bereits in den letzten Jahren inoffiziell von den<br />
Naturalisten aufgesucht.
5. Juli 2002:<br />
Während der Pressekonferenz der Umweltorganisation<br />
Legambiente und der Goletta Verde in Marina<br />
di Ravenna wurde die symbolische Vergabe von<br />
4 schwarzen Piratenflaggen an die Gemeinden von<br />
Marina di Ravenna, Milano Marittima, Porto Garibaldi<br />
und Ravenna erläutert. Damit protestierten die<br />
Umweltschützer gegen die Einzementierung der<br />
Dünen und der Umweltverschmutzung entlang der<br />
Küste. Marina di Ravenna erhielt die „Auszeichnung“<br />
aufgrund des genehmigten Projekts der<br />
industriellen Gesellschaft Villa Marina aus Modena,<br />
die auf der Düne vor dem Ex-Ferienheim CRI eine<br />
Badeanlage bauen will. Milano Marittima erhielt die<br />
Flagge aufgrund einer Motocross-Piste, die vor dem<br />
Ex-Ferienheim Varese auf einer Düne entstanden ist.<br />
Porto Garibaldi bekam die „Auszeichnung“, da die<br />
Immobiliengesellschaft Medusa die Genehmigung<br />
erhielt, <strong>das</strong> Feriendorf Elisa mit einer Größe von 39<br />
Hektar im Nationalpark Po-Delta zu bauen und<br />
wegen der gesundheitsgefährdeten und umweltverschmutzenden<br />
Gasplattformen Angela und Angelina<br />
sowie der Ex-Anlage Enichem di Ravenna. Außerdem<br />
gab de Goletta Verde die Ergebnisse für die<br />
untersuchten Küstenabschnitte bekannt. Die einmaligen<br />
Untersuchungen nach fäkalkoliformen Bakterien<br />
der Badegewässer an 10 Probenentnahmepunkten<br />
ergaben eine gute Badewasserqualität zwischen<br />
Ferrara und Ravenna. Nur die Wasserprobe an der<br />
Mündung des Flusses Uniti bei Lido di Dante war<br />
nach der Einstufungen der Legambiente/Goletta<br />
Verde „leicht verschmutzt“ mit leicht erhöhten<br />
Werten der italienischen Grenzwerte für fäkalkoliforme<br />
Bakterien und Fäkalstreptokokken.<br />
22. Juli 2002:<br />
Es wurde vereinzelt Algenschleim auf der Wasseroberfläche<br />
im Norden sowie im Süden der Region<br />
beobachtet. Zwischen 3-6 km vor der gesamten<br />
Küste bestätigte sich die Präsenz von Algenschleimaggregaten<br />
in der Wassersäule. Der Badebereich war<br />
nicht von der Erscheinung betroffen.<br />
24. Juli 2002:<br />
Am Strand von Lido degli Estensi vor dem Strandbad<br />
Capri war eine tote „Unechte Karett-<br />
Meeresschildkröte“ (Caretta caretta) gestrandet.<br />
Man stellte an ihr Verletzungen an Kopf und Füssen<br />
fest.<br />
Im Juli 2002:<br />
Eine neue Methode für eine schnelle und sichere<br />
Feststellung des Bestandes an Biogiften in Miesmuscheln<br />
wurde von der Universität Modena und<br />
Reggio Emilia von Professor Gian Paolo Rossini in<br />
Zusammenarbeit mit dem Zentrum Ricerche Marine<br />
in Cesenatico, Dr. Roberto Poletti entwickelt und<br />
vorgestellt. Diese Methode kann in einem Prozess<br />
die 2 Klassen der giftigen Biotoxine ohne die Hilfe<br />
von Versuchstieren unterscheiden und quantifizie-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 58<br />
ren. Es wird nun für schnelle Miesmuschelanalysen<br />
an einen kommerziellen „Kit“ für Laboratorien<br />
gearbeitet, die für den Verbraucher, Verkäufer und<br />
Fischer eine größere Sicherheit bringt. Mit Hilfe der<br />
neuen Analyse kann eine Unterbrechung der Ernte<br />
der Miesmuscheln eher aufgehoben werden und<br />
schlechte Muscheln können auf dem Markt schneller<br />
aussortiert werden.<br />
Ende Juli 2002:<br />
Ab Ende Juli treiben Algenschleimansammlungen<br />
auf der Wasseroberfläche in Formen von Bändern,<br />
Schlieren und kleinen Flecken an fast allen Stränden<br />
der romangnolischen Küste.<br />
4. August 2002:<br />
Die von der Legambiente/Goletta Verde Anfang Juli<br />
<strong>über</strong>reichten schwarze Piratenflagge wegen der<br />
Einzementierung der Dünen in Milano Marittima<br />
wurde während der öffentlichen Reinigung der Düne<br />
mit freiwilligen Touristen, Repräsentanten der<br />
Legambiente, dem für <strong>das</strong> öffentliche Grün zuständigen<br />
Deliegierten des Bürgermeisters und dem<br />
Präsidenten des Rates der Therme Milano-Marittima<br />
symbolisch zurückgegeben. Zum Schutze der Dünen<br />
vor dem Ex-Ferienheim „Varese“ wurde ein 200 m<br />
langer und 50 cm hoher Zaun aufgestellt, der die<br />
Dünen vor den Motorrädern und Jeeps schützen soll.<br />
Die Oberflächen der Dünen wurden in der Vergangenheit<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen, welches<br />
einen großen Umweltschaden zu Folge hatte. An<br />
einem Projekt zur Rekonstuktion der Dünen, <strong>das</strong><br />
eine Oberflächenmodellierung, die Bepflanzung<br />
standortspezifischer Dünenpflanzen und einen<br />
kleinen informativen botanischen Garten mit Namenschilder<br />
an den Pflanzen vorsieht, wird nun<br />
gearbeitet.<br />
7. August 2002:<br />
Ein etwa 9 Meter langer und ca. 5 Tonnen schwerer<br />
Wal wurde vor der Küste Cesenatico gesichtet. Der<br />
Wal wurde bereits am 5. August in den Marken bei<br />
Senigallia gesichtet und wurde sogleich mit dem<br />
Namen „Lea“ getauft. <strong>Bericht</strong>en zufolge zog der<br />
Wal nach seinem Aufenthalt vor Cesenatico in<br />
Richtung Süden ab.<br />
8. August 2002:<br />
Gewitter und günstige Südwest- und Nordwestwinde<br />
in den vergangenen Tagen begünstigten eine Zerschlagung<br />
und einen Abtransport der Algenschleimansammlungen<br />
auf der Wasseroberfläche ins offene<br />
Meer.<br />
12./13. August 2002:<br />
Während der Ausfahrt der Daphne II des Meereskundlichen<br />
<strong>Institute</strong>s der ARPA „Struttura Oceanografica<br />
Dahne“ wurden auf den Meeresgrund<br />
abgesunkene Algenschleimaggregate festgestellt.<br />
Diese Ablagerungen führen gelegentlich zu einem
Mangel an gelösten Sauerstoff auf dem Meeresgrund,<br />
so<strong>das</strong>s viele Meeresgrundlebewesen, wie zum<br />
Beispiel verschiedene Muschelarten, unter Sauerstoffmangel<br />
leiden.<br />
Im Norden der romagnolischen Küstengewässer<br />
wurde außerdem eine starke Eutrophierung festgestellt.<br />
Das Meer hat vereinzelt eine grünbraune bis<br />
rotbraune Färbung. Aufgrund des hohen Nährstoffgehaltes<br />
im Süßwasserzufluss entwickeln sich die<br />
Algen sehr stark und färben <strong>das</strong> Meer.<br />
17. August 2002:<br />
Nachdem die Feriengäste an Ferragosto ohne Algenschleim<br />
baden konnten, mussten sie nun wieder mit<br />
Algenschleimansammlungen auf der Wasseroberfläche<br />
vor der Küste und am Strand rechnen. Zwischen<br />
Marina di Ravenna und San Mauro Mare trieben auf<br />
der Wasseroberfläche Algenschleimansammlungen<br />
in Form von großen Bändern und Flecken an den<br />
Strand.<br />
Im August 2002:<br />
Das erneute Auftauchen von Algenschleim vom<br />
17. August war der Anstoß um <strong>das</strong> Thema „Bau von<br />
Schwimmbädern auf den Strand“ zu diskutieren. Vor<br />
allem Hoteliers forderten Schwimmbäder, damit ein<br />
Badeurlaub gewährleistet ist. Allgemein ist man<br />
müde, von günstigen Winden abhängig zu sein, der<br />
den Algenschleim zerschlägt und ins offene Meer<br />
treibt.<br />
Im August 2002:<br />
Die Umweltschützer Legambiente <strong>über</strong>reichen dem<br />
Bürgermeister von Mailand symbolisch eine Unterhose,<br />
um damit eine schnelle Realisierung der<br />
Kläranlagen in Mailand zu fordern. Die größte<br />
Schuld an der Eutrophierung und der damit explosionsartigen<br />
Vermehrung der Algen wird der ungeklärten<br />
Einleitung von Abwässern in den Po gegeben.<br />
Aber wie Legambiente feststellt, trägt nicht nur<br />
Mailand zur Verschmutzung des Flusses bei. Ein<br />
großer Teil der in der Lombardei bereits bestehenden<br />
Kläranlagen ist nicht in der Lage, die Faktoren,<br />
die eine Eutrophierung verursachen, effektiv zu<br />
entfernen.<br />
Im August 2002:<br />
Legambiente/Goletta Verde hatte während seiner<br />
zweimonatigen Tour mit zwei Schiffen an Flussmündungen,<br />
Hafenanlagen, Naturschutzgebieten und<br />
offiziellen Badestränden einmalige Wasserproben<br />
gezogen und in bordeigenen Laboratorien auf<br />
Schadstoffe und Bakterien untersucht. In der Pressemitteilung<br />
des Abschlußberichtes wurde bekanntgegeben,<br />
<strong>das</strong>s in der Emilia-Romagna<br />
4 Probenentnahmestellen als „leicht verschmutzt“<br />
oder nach italienischen Recht mit Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
einzustufen sind. Sie wurden nach dem<br />
gleichen Messverfahren wie im Staatsgesetz DPR<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 59<br />
470/82 festgelegten Labormethoden für fäkalkoliforme<br />
Bakterien und Fäkalstreptokokken untersucht.<br />
Zwei der 4 Probenentnahmestellen lagen in ummittelbaren<br />
Mündungsbereichen, in Lido di Dante am<br />
Fluß Fiumi Uniti und in Riccione an der Maranomündung.<br />
Die anderen 2 Probenentnahmen in<br />
Rimini Bellariva vor dem Strandbad Nr. 85 b und in<br />
Misano Adriatico am Porto Verde wiesen leichte<br />
italienische Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen für Fäkalstreptokokken<br />
auf.<br />
Ende August 2002:<br />
Die Badegäste konnten nun wieder ohne Algenschleim<br />
baden. Algenschleimaggregate auf der<br />
Wasseroberfläche in Form von Bändern, Schlieren,<br />
Flecken und einzelne Aggregate waren auf der<br />
Wasseroberfläche verschwunden. Die Eutrophierung<br />
war vor der gesamten romagnolischen Küste stark<br />
zurückgegangen, nur auf der nördlichen Hälfte<br />
wurden noch erhöhte Chlorophyllwerte gemessen<br />
und eine Verfärbung des Meeres festgestellt.<br />
5. Danksagung<br />
Mein besonderer Dank gilt dem Tourismusbüro von<br />
Cesenatico für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes<br />
im Tourismusgebäude, hier geht mein besonderer<br />
Dank an Herren Buratti, dem Leiter der Tourismus-<br />
und Wirtschaftsabteilung. Ganz herzlich danken<br />
möchte ich auch den Mitarbeitern der Tourismus-<br />
und Handelsabteilung, besonders Dott.ssa Paola<br />
Pagliarani, für ihre Hilfe und die sehr angenehme<br />
und kreative Arbeitsatmosphäre in der ich arbeiten<br />
konnte. Weiterhin möchte ich ganz besonders der<br />
Struttura Oceanografica Daphne danken, für ihre<br />
exzellente wissenschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Unterstützung in allen wissenschaftlichen Fragen.<br />
Insbesondere möchte ich hier Dott. Giuseppe Montanari,<br />
Dott.ssa Anna Ghetti, Dott.ssa Margherita<br />
Benzi, Dott.ssa Carla Ferrari, und Dott.ssa Cristina<br />
Maziotti, sowie der Mannschaft des Forschungsschiffs<br />
Daphne II danken.<br />
Besonders danken möchte ich auch Dott. Carlo<br />
Turatti vom Hygieneamt in Comacchio für die<br />
nützlichen zusätzlichen Informationen, die ich von<br />
ihm erhalten habe. Auch möchte ich ihm und seinem<br />
Team für die Teilnahme bei der Probennahme für<br />
die Badegewässeruntersuchung danken.<br />
Mein besonderer Dank geht auch an die Hygieneämter<br />
von Ravenna, Forlì-Cesena und Rimini, die mir<br />
immer zuverlässig die Hygienedaten <strong>über</strong>mittelt<br />
haben und mir bei Rückfragen immer geholfen<br />
haben, eine Antwort zu finden. Ausdrücklich danken<br />
möchte ich auch allen anderen Behörden und Ämtern,<br />
die mich bei meinen täglichen Recherchen sehr<br />
zuvorkommend unterstützt haben.
6. Adressen<br />
PROVINZ FERRARA<br />
Lorena Ceragioli<br />
Azienda USL di Ferrara<br />
Distretto di Codigoro<br />
Via F. Cavalotti,7<br />
I-44021 Codigoro<br />
Tel: 0533-729829<br />
Fax: 0533-729828, -729828<br />
Dr. Carlo Turatti<br />
Servizio Igiene Pubblica<br />
Via Treponti 13<br />
I-44022 Comacchio<br />
Tel: 0533-310735<br />
Fax: 0533-310721<br />
E-Mail : sip.comacchio@jumpy.it<br />
Dr. Walter Cavalieri Foschini<br />
Assessore all’Ambiente<br />
Corso Mazzini 15<br />
I-44022 Comacchio (Fe)<br />
Tel: 0533-310201<br />
Fax: 0533-310202<br />
Dr. Giglio Zarattini<br />
Vizebürgemeister und Assessore<br />
Urbanistica<br />
Corso Mazzini 15<br />
I-44022 Comacchio (Fe)<br />
Tel: 0533-310213/-217<br />
Touristenbüro Ferrara<br />
Ufficio Informazioni Turistiche<br />
Castello Estense<br />
I-44100 Ferrara<br />
Tel: 0532-209370<br />
Fax: 0532-212266<br />
Touristenbüro Comacchio<br />
Tel. 0533-310161<br />
E-Mail : comacchio.iat@comune.comacchio.fe.it<br />
Capitaneria di Porto di Garibaldi<br />
Tel. 0533-327141<br />
PROVINZ RAVENNA:<br />
Dott.ssa Rafaella Angnelini<br />
AUSL Ravenna<br />
Responsabile del Servizio<br />
Largo Chartres, 3<br />
I-48100 Ravenna<br />
Tel: 0544-286698<br />
Fax: 0544-286700<br />
Sergio Cicognani<br />
AUSL Ravenna<br />
Resp. Campionamento Acqua di<br />
Balneazione<br />
Largo Chartres, 3<br />
I-48100 Ravenna<br />
Tel: 0544-286696<br />
E-Mail :<br />
ra.igienepubblica@ausl.ra.it<br />
Dott.ssa Michele Morri<br />
AUSL Ravenna<br />
Largo Chartres, 3<br />
I-48100 Ravenna<br />
Tel. 0544-286698<br />
Fax: 0544-210650<br />
Dr. Andrea Mengozzi<br />
Assessore all´Ambiente<br />
Provincia di Ravenna<br />
Piazza dei Caduti per la Libertá,<br />
2/4<br />
I-48100 Ravenna<br />
Tel: 0544-541380<br />
Fax: 0544-541300<br />
Cooperativa Bagnini Cervia<br />
Lungomare D’Annunzio<br />
Cervia<br />
Tel: 0544-971087<br />
Touristenbüro Ravenna:<br />
IAT Tourismo Ravenna<br />
Via Salara 10/12<br />
I-48100 Ravenna<br />
Tel: 0544-35404<br />
Fax: 0544-482670<br />
Touristenbüro Marina di Ravenna<br />
Tel. 0544-530117<br />
Fax: 0544-486035<br />
Capitaneria di Porto Ravenna<br />
Tel.: 0544 - 281511<br />
Touristenbüro Cervia:<br />
Tel: 0544-974400<br />
Fax: 0544-974400<br />
Capitaneria di Porto<br />
Ufficio Locale Marittimo di Cervia<br />
0544-72355<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 60<br />
PROVINZ CESENA-FORLI<br />
Struttura Oceanografica Daphne<br />
Dr. Attilio Rinaldi (Direttore)<br />
Dr. Guiseppe Montanari<br />
Dr.ssa Anna Ghetti<br />
Dr.ssa Carla Ferrari<br />
Dr.ssa Cristina Maziotti<br />
ARPA<br />
Viale Vespucci 2<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel. 0547-83941<br />
Dott.ssa Paola Pagliarani<br />
Ufficio Turistico<br />
Viale Roma 112<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-674407<br />
Fax: 0547-80129<br />
Dr. Guiseppe Cirillo<br />
ARPA Cesena<br />
Viale Salinitore, 20<br />
I-47100 Forli<br />
Tel: 0543-451432<br />
Fax: 0543-451451<br />
E-Mail : Gcirillo@fo.arpa.emr.it<br />
Dr. Flavio Valentini<br />
AUSL Cesena<br />
Viale Salinitore, 20<br />
I-47100 Forli<br />
Tel: 0543-352111<br />
Fax: 0543-451451<br />
Gilberto Savini<br />
AUSL Cesena Sede Cesenatico<br />
Borgo San Giaccomo<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-81388<br />
Fax: 0547-80433<br />
Dr.ssa Berta Berlani<br />
Assessore all’Ambiente<br />
Comune di Cesenatico<br />
Via M. Moretti, 5<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-79111<br />
Dr. Roberto Poletti<br />
Centro Ricerche Marine<br />
Viale Vespucci 2<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-80278
Cooperativa Bagnini Cesenatico<br />
Simone Battistoni<br />
Präsident der Kooperative Bagnini<br />
Viale degli Amicis<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-83261<br />
Capitaneria di Porto<br />
Ufficio Locale Marittimo Cesenatico<br />
Via del Porto<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel: 0547-80028<br />
Grandi Spiagge / San Mauro Mare<br />
Präsident der Kooperative<br />
Alessandro Del Vecchio<br />
E-Mail : koeman70@virgilio.it<br />
PROVINZ RIMINI<br />
Dr. Lanfranco Morri<br />
Präsident des APT-Servizi der<br />
Emilia Romagna<br />
P.le Frederico Fellini, 3<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541-55998<br />
Fax: 0541-24600<br />
Dr. Stefano Ceci<br />
Direktor des APT-Servizi der<br />
Provinz Rimini<br />
P.le Frederico Fellini, 3<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541-430100<br />
Fabio Grassi<br />
Ufficio Stampa<br />
APT Servizio<br />
P.le Frederico Fellini, 3<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541-430190, (430101)<br />
Fax: 0541-778628<br />
Dr. Gabrielle Croatti<br />
ARPA Rimini<br />
Via Gambalunga, 83<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541- 367276<br />
Fax: 0541-367275<br />
Dr. Mauro Stambazzi<br />
Direktor ARPA Provinz Rimini<br />
Via Gambalunga, 83<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541-444272<br />
Fax: 0541-444275<br />
Mobil: 335 5756958<br />
E-Mail : sez@rn.arpa.emr.it<br />
Dr. Efrem Coltelli<br />
ARPA-Rimini<br />
Responsabile del Servizio Teritoriale<br />
Via Gambalunga, 83<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel 0541-444257<br />
E-Mail : ecoltelli@rn.arpa.emr.it<br />
Dott. Fausto Fabbri<br />
AUSL Rimini<br />
Via Coriano 38<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel. 0541-707294<br />
Ing. Malatesta<br />
Direktor der Kläranlage St. Giustina<br />
(Depuratore)<br />
Via Marecchiese, 195<br />
I-47037 Rimini<br />
Tel: 0541-770437<br />
Mario Tebaldi<br />
Assessore al Turismo<br />
Piazza Roosevelt 3<br />
I-47841 Cattolica (Rn)<br />
Tel: 0541-961506, (963341),<br />
(966511)<br />
Fax: 0541-963344<br />
Dr. Mario Sala<br />
Dirigente Ambiente e Gestione del<br />
Patrimonio<br />
Piazza Roosevelt, 7<br />
I-47841 Cattolica<br />
Tel: 0541-966712, (966714)<br />
Fax: 0541-960340<br />
Dr. Pietro Pazzaglini<br />
Assessore all’Ambiente<br />
Piazza Roosevelt, 7<br />
I-47841 Cattolica<br />
Tel: 0541-966714<br />
Fax: 0541-960340<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 61<br />
Dr.ssa Maria Vittoria Prioli<br />
Ufficio Ambiente<br />
Comune di Cattolica<br />
Piazzale Roosevelt, 5<br />
I-47033 Cattolica<br />
Tel: 0541-966541<br />
Fax: 0541-960340<br />
Comune di Cattolica<br />
Ufficio Segreteria del Sindaco<br />
Responsabile: Dott.ssa Prioli<br />
Tel. 0541-966512/3<br />
Fax: 0541-960340/966793<br />
E-Mail : vittorip@cattolica.net<br />
Touristenbüro Rimini:<br />
Rimini Turismo<br />
P.le Fellini,3<br />
I-47900 Rimini<br />
Tel: 0541-54019<br />
Fax: 0541-54290<br />
Touristenbüro Riccione<br />
Commune di Riccione, Assessorato<br />
al Turismo<br />
Palazzo del Turismo<br />
P.le Ceccarini, 11<br />
I-47838 Riccione<br />
Tel: 0541-608332 (608333),<br />
(608274)<br />
Fax: 0541-600318<br />
Touristenbüro Cattolica<br />
Informazione Turistica<br />
Responsabile Mario Ceccarelli<br />
Piazza Nettuno, 1<br />
I-47841 Cattolica<br />
Tel: 0541-963341<br />
Fax: 0541-963344<br />
BOLOGNA<br />
Dr. Franco Brun<br />
Assessorato alla Sanitá<br />
Regione Emilia Romagna<br />
Viale Aldo Moro, 30<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel: 051-283179 (283174)<br />
Fax: 051-283168
Dr. Mauro Bellettini<br />
Assessorato alla Sanitá<br />
Regione Emilia Romagna<br />
Viale Aldo Moro, 30<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel: 051-2834176<br />
Fax: 051-283168<br />
Tel. in Ravenna: 0544-286695<br />
Mentino Preti<br />
ARPA Emilia-Romagna<br />
Dipartimento Ingegneria Costiera<br />
Via Po 4<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel: 051 6223829<br />
Dr. Adrano Zavatti<br />
ARPA Direttore Tecnico<br />
Via Po, 5<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel. 051/6223800<br />
Mobil: 335 8135382<br />
Dr. Edolo Minarelli<br />
ARPA-Direttore Generali<br />
Via Po, 5<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel. 051-6223800<br />
Mobil: 335 331268<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 62<br />
Umweltorganisationen<br />
Dr. Luigi Rambelli<br />
Presidente Regionale di Legambiente<br />
Legambiente Emilia Romagna<br />
Via Guglielmo Marconi, 69<br />
I-40122 Bologna<br />
Tel: 051-294801<br />
Fax: 051-251055<br />
Legambiente<br />
Circolo di Cesenatico<br />
Giulio Solaroli u. Sandra di Pecoraro<br />
Via Mesolino, 60<br />
I-47042 Cesenatico<br />
Tel. 0547-672730
Regionalbericht Marken<br />
Bearbeitet von Dipl. Biol. Annalisa Bertolo, Berlin<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Marken erstrecken sich entlang der mittelitalienischen<br />
Adriaküste von der Mündung des Flusses<br />
Tavollo, der Regionsgrenze zur Emilia-Romagna,<br />
bis zur Mündung des Flusses Tronto, der Grenze zur<br />
Region Abruzzen. Die Region ist unterteilt in die<br />
vier Provinzen Pesaro-Urbino, Ancona, Macerata<br />
sowie Ascoli Piceno. Vom Norden bis zum Süden<br />
der Region ziehen sich die Höhenzüge des Apennin<br />
sowie dessen Ausläufer, die als Hügelland bis an die<br />
Küste reichen. So gilt für die gesamte Region die<br />
naturräumliche Dreiteilung von Ost nach West:<br />
Küste, Hügelland und Gebirge. Die höchsten Berge<br />
im Nationalpark der Monti Sibillini im Süden der<br />
Marken erreichen Höhen von fast 2500 m. Es fließen<br />
neun nennenswerte Flüsse durch die Marken und in<br />
die Adria. Etwa 8 % der Region werden von Naturparks<br />
bedeckt. Das entspricht einer Fläche von<br />
87.000 ha. Zwei Nationalparks reichen in die Region<br />
hinein - der "Parco Nazionale dei Monti Sibillini"<br />
und der "Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti<br />
della Laga". Ferner wurden in den Marken vier<br />
Regionalparks ausgewiesen, von denen zwei direkt<br />
an der Küste gelegen sind. Dies sind der "Parco<br />
Naturale del Monte San Bartolo", nördlich von<br />
Pesaro, und der "Parco Naturale del Monte Conero",<br />
zwischen Ancona und Numana. Große städtische<br />
Metropolen fehlen ganz, die größte Stadt ist die<br />
Hauptstadt der Region, Ancona, mit ca. 300.000<br />
Einwohnern. Die Wirtschaft ist von Handwerk,<br />
Kleinindustrie, Handel, Dienstleistung und Tourismus<br />
geprägt. Im Hinterland spielt auch die Landwirtschaft<br />
noch eine entscheidende ökonomische<br />
Rolle. Für italienische Verhältnisse werden <strong>über</strong>proportional<br />
viele Flächen in biologischem Anbau<br />
bewirtschaftet. Im Jahr 2001 wirtschafteten 1.900<br />
Betriebe auf einer Anbaufläche von <strong>über</strong> 30.000 ha -<br />
Tendenz stark steigend. Das entspricht <strong>über</strong> 6 % der<br />
landwirtschaftlich genutzten Fläche der Marken.<br />
Lediglich in Kalabrien, Apulien und der Emilia-<br />
Romagna ist die biologische Landwirtschaft noch<br />
stärker vertreten. Die Hauptprodukte der landwirtschaftlichen<br />
Erzeugung sind Nudeln, Wein, Traubensaft,<br />
Olivenöl, Sonnenblumenöl und Heilkräuter.<br />
Die 173 km lange Küste ist, bis auf die Steilküsten<br />
des Conero bei Ancona und des Abschnitts zwischen<br />
Gabicce Mare und Pesaro, fast ausnahmslos von<br />
langen, flachen Sand- und Kiesstränden geprägt. Die<br />
Wassertiefe erreicht vor Sandstränden auch in einer<br />
Meile Entfernung vor der Küste maximal 10 m,<br />
während vor den Steilküsten bereits in geringem<br />
Abstand zum Ufer bis zu 16 m Tiefe erreicht werden.<br />
Ein Großteil der Küste wird intensiv touristisch<br />
genutzt. In jeder an der Küste gelegenen Gemeinde<br />
werden die bekannten italienischen "Bagni" betrieben,<br />
unterbrochen von nur kurzen freien Strandab-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 63<br />
schnitten. Vor allem etwas außerhalb der Ortschaften<br />
finden sich dann längere freie Strandabschnitte,<br />
die dann wiederum nur ab und zu von konzessionierten<br />
"Bagni" unterbrochen werden. Die wichtigsten<br />
Verkehrsverbindungen erstrecken sich entlang der<br />
Küste. Parallel zum Meer verlaufen sowohl die<br />
"Adriatica - SS16" und die Bahnlinie, als auch im<br />
Abstand von wenigen Kilometern die Autobahn<br />
"Bologna - Bari" (A 14). Vier Autobahnstrecken<br />
ohne Mautgebühr, sogenannte "Superstrade", verbinden<br />
die im Hinterland gelegenen Städte Urbino,<br />
Fabriano, Macerata, Tolentino und Ascoli Piceno<br />
mit der A14 und dem Meer. Die Schnellstraßen<br />
führen <strong>über</strong> einige Nationalstraßenabschnitte weiter<br />
nach Umbrien und Rom. Von Ancona aus besteht<br />
außerdem eine Schnellzugverbindung zur italienischen<br />
Hauptstadt. Der einzige bedeutende Flughafen<br />
der Region liegt etwas außerhalb von Ancona auf<br />
dem Stadtgebiet von Falconara Marittima. Der<br />
Hafen von Ancona ist einer der wichtigsten Häfen<br />
des Landes. Außer im Frachtverkehr kommt ihm<br />
eine besondere Bedeutung im Personenverkehr<br />
zwischen Italien und Südosteuropa - dem ehemaligen<br />
Jugoslawien, Griechenland und der Türkei - zu.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Die Festlegung der Probenahmestellen erfolgt in den<br />
Marken, wie in ganz Italien nach dem Gesetz "DPR<br />
470/82", vom 8. Juni 1982, <strong>das</strong> sich wiederum auf<br />
die EU-Richtlinie "76/160" bezieht.<br />
Dieses Gesetz, ergänzt und modifiziert durch <strong>das</strong><br />
Gesetz N°422, vom 29. Dezember 2000, beinhaltet<br />
außerdem, <strong>das</strong>s die Badesaison offiziell vom 1. Mai<br />
bis zum 30. September andauert und <strong>das</strong>s Wasserproben<br />
von einem Monat vor Saisonbeginn, also ab<br />
dem 1. April, bis zum Ende der Saison mindestens<br />
zweimal pro Monat entnommen werden müssen. Die<br />
Proben werden seit Oktober 1999 nicht mehr von<br />
der lokalen Gesundheitsbehörde (ASL) genommen,<br />
sondern von der zur gleichen Zeit neu gegründeten<br />
Umweltagentur der Region (ARPAM - Agenzia<br />
regionale per la protezione ambientale delle Marche).<br />
Sie werden an der Stelle, an der <strong>das</strong> Meer eine<br />
Tiefe von 80 – 120 cm aufweist, in 30 cm Tiefe<br />
entnommen. An Steilküsten werden Proben nicht<br />
weiter als 5 Meter von der Küste entfernt entnommen.<br />
Die Entnahme erfolgt zwischen 9:00 und 15:00<br />
Uhr. Bei starken Regenfällen oder Sturm, sowie<br />
zwei Tage danach dürfen keine Proben entnommen<br />
werden. Die Auswahl der Messpunkte wird von der<br />
Region in Zusammenarbeit mit der ARPAM getroffen.<br />
Der Abstand zwischen den einzelnen<br />
Messpunkten darf laut Gesetz 2.000 Meter nicht
punkten darf laut Gesetz 2.000 Meter nicht <strong>über</strong>schreiten,<br />
ist in der Regel aber wesentlich geringer<br />
gewählt. An den 172 km Küstenstrecke befinden<br />
sich 230 Messpunkte. In den Marken wird die<br />
gesamte Küstenlinie von den Messungen erfasst. Die<br />
Probenentnahmestellen sind so gewählt, <strong>das</strong>s auch<br />
Belastungsbereiche an Flussmündungen, Einleitungen<br />
sowie der Bereich rechts und links der Hafenkanäle<br />
erfasst werden. An diesen besonders belastungsgefährdeten<br />
Punkten besteht generelles Badeverbot.<br />
Innerhalb einer Entfernung von 100 m vom<br />
Hafen, 200 m von Anlegestellen sowie in Bootskorridoren<br />
ist Baden verboten. Wenn im Bereich einer<br />
Mündung kein Badeverbot bestehen soll, so ist es<br />
Pflicht, einen Messpunkt direkt an die Mündung zu<br />
legen (Decreto Ministeriale vom 29.01.1992).<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Zweimal im Monat werden von den ARPAM der<br />
vier Provinzen der Marken die Wasserproben<br />
analysiert. Untersucht werden 11 Parameter, darunter<br />
vier mikrobiologische Hygieneparameter. Gesamtkoliforme,<br />
Fäkalkoliforme sowie Streptokokken<br />
werden bei jeder Messung ermittelt, Salmonellen<br />
lediglich bei Verdacht. Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme<br />
werden mit der Mehrfachröhrchenmethode<br />
und der Membranfiltermethode bestimmt. Für die<br />
Ermittlung der Streptokokken werden die Flüssigkulturtechnik-Methode<br />
sowie die Membranfiltermethode<br />
angewandt. Das Gesetz DL 109/1993 erlaubt<br />
eine Erweiterung der Grenzwerte für den O2-Gehalt<br />
der Badegewässer, wenn ersatzweise andere Hygieneparameter<br />
in <strong>das</strong> Kontrollprogramm aufgenommen<br />
werden. Die Marken machen von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch und führen den Anforderungen<br />
entsprechende Untersuchungen zum Vorkommen<br />
hygienerelevanter Algen durch.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Durch eine Gesetzesänderung (Gesetz N°422, vom<br />
29. Dezember 2000) wurde die seit 1982 geltende<br />
Bestimmung zur Verhängung von Badeverboten in<br />
Folge von hygienischen Belastungen neu geregelt.<br />
Das neue Gesetz besagt, <strong>das</strong>s ein Strandabschnitt als<br />
"zum Baden nicht geeignet" gilt, wenn bei einem<br />
festgelegten Prozentsatz der im Vorjahr durchgeführten<br />
Messungen italienische oder europäische<br />
Grenzwerte für die Badegewässerqualität <strong>über</strong>schritten<br />
wurden. Zur Bewertung "nicht zum Baden<br />
geeignet" kommt es, wenn die folgenden Bedingungen<br />
nicht erfüllt werden:<br />
Es müssen mindestens 80 % der Messungen der<br />
Saison unterhalb der italienischen Grenzwerte für<br />
mikrobiologische Belastungen bleiben, sowie 90 %<br />
bezüglich der sonstigen Parameter. Neu hinzu<br />
kommt die Beachtung der europäischen Grenzwerte.<br />
95 % der Messungen müssen Ergebnisse unterhalb<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 64<br />
der großzügigeren europäischen Grenzwerte von<br />
10.000 Gesamtkoliformen/100 ml und 2.000 Fäkalkoliformen/100<br />
ml aufweisen. Wurde ein Strandabschnitt<br />
zum Ende der letzten Badesaison als "nicht<br />
zum Baden geeignet" eingestuft, so muss er zum<br />
Anfang der neuen Badesaison gesperrt werden.<br />
Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />
Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />
als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />
so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />
permanentes Badeverbot verhängt werden. Ein<br />
permanentes Badeverbot wird außerdem verhängt,<br />
wenn mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />
der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />
haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />
Messungen von mindestens zwei pro Monat<br />
durchgeführt wurden. Das Gesetz ist in der Badesaison<br />
2002, auf Basis der Ergebnisse aus den Jahren<br />
2000 und 2001, erstmals zur Anwendung gekommen<br />
und infolgedessen mussten 11 Strandabschnitte bis<br />
auf weiteres gesperrt werden. Es handelt sich um die<br />
Punkte: Graben Bastia (Marotta di Mondolfo); Fosso<br />
Nuovo / Neuer Graben (Falconara Marittima); am<br />
kleinen Hafen Porticciolo Torrette (Ancona); am<br />
Restaurant Zi Nenè sowie an der Provinzgrenze<br />
nördlich der Musonemündung (Numana); 100 m<br />
südlich der Musonemündung, 100 m südlich der<br />
Mündung des Baches Fiumarella und 300 m nördlich<br />
der Mündung des Potenza (Porto Recanati); 400<br />
m nördlich der Mündung des Chienti (Civitanova<br />
Marche); 500 m südlich der Mündung des Chienti<br />
(Porto Sant'Elpidio); 100 m nördlich des Entwässerungskanals<br />
Surgela (San Benedetto del Tronto).<br />
An dem entsprechenden Küstenabschnitt muß die<br />
Ursache der Verschmutzung ausfindig gemacht und<br />
behoben werden. Allerdings fügt hier <strong>das</strong> Gesetz<br />
einschränkend hinzu, "soweit es innerhalb der<br />
finanziellen Möglichkeiten" der entsprechenden<br />
Verantwortlichen liegt.<br />
Der Strand kann erst nach Behebung der Verschmutzungsursachen<br />
wieder geöffnet werden, wenn<br />
<strong>über</strong> einen Messungszeitraum von 6 Monaten keine<br />
einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung mehr festgestellt<br />
werden konnte. Diese 6 Monate können sich auch<br />
<strong>über</strong> zwei aufeinanderfolgende Badesaisons erstrecken.<br />
Neu ist allerdings auch die Möglichkeit, die Zahl der<br />
Gewässerproben pro Badesaison zu erhöhen. Auf<br />
diese Weise kann die prozentuale Gewichtigkeit<br />
ungünstig ausgefallener Messungen gemindert<br />
werden. Zum Beispiel hätte eine einzige Überschreitung<br />
der europäischen Grenzwerte, bei der bisher<br />
üblichen Zahl von 12 Messungen pro Saison, zur<br />
Folge, <strong>das</strong>s die 95 % erforderlicher einwandfreier<br />
Proben nicht mehr erreicht werden könnten. Bei<br />
einer angenommenen Durchführung von 20 Mes-
sungen pro Saison kann sich ein Strandabschnitt eine<br />
einzige Überschreitung der europäischen Grenzwerte<br />
hingegen "leisten".<br />
Während der Saison wird ein Badeverbot ausgesprochen,<br />
wenn die folgende Prozedur mit folgendem<br />
Resultat verläuft: Bei Routineuntersuchungen hat<br />
mindestens ein Parameter die italienischen Grenzwerte<br />
für Badegewässer <strong>über</strong>schritten. Im direkten<br />
Anschluss werden fünf Zusatzuntersuchungen<br />
vorgenommen, bei denen mindestens zwei Untersuchungen<br />
eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufweisen.<br />
Ist dies der Fall, so erfolgt eine Anweisung an den<br />
Gemeindebürgermeister, ein temporäres Badeverbot<br />
für den betroffenen Strand auszurufen. Der Bürgermeister<br />
hat für die Verbotsbeschilderung der Strände<br />
zu sorgen.<br />
Ein temporäres Badeverbot kann aufgehoben werden,<br />
wenn in den zwei nachfolgenden Routinemessungen<br />
keine hygienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />
wurden.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
Die Region Marken nimmt bereits im fünften Jahr<br />
am Sommerservice-Programm des ADAC teil. Die<br />
Erfahrungen, die in den fünf Jahren gesammelt<br />
werden konnten, ermöglichen mittlerweile eine<br />
routinierte direkte Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />
Verantwortlichen in der Region.<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Verantwortlich für den ADAC-Sommerservice war<br />
auf Seiten der Tourismusbehörde der Marken wieder<br />
Dott. Paolo Galli, der die Aufgabe in den vorangegangenen<br />
zwei Jahren an Dott. Pomponi <strong>über</strong>geben<br />
hatte. Dott. Galli hat sehr großes Interesse am<br />
Gelingen des Sommerservices gezeigt und sich<br />
während der gesamten Saison versucht einzubringen.<br />
Dies zeigte sich an seiner hohen Kooperationsbereitschaft<br />
bei der Versorgung mit Fotomaterial<br />
und für den Sommerservice relevanten Informationen,<br />
als auch in einer regen Anteilnahme in Form<br />
von praktischen Vorschlägen zur Gestaltung des<br />
Sommerservice.<br />
Die Basisarbeit für den ADAC-Sommerservice, die<br />
Ermittlung von Badegewässerqualität und Badeverboten<br />
lief <strong>über</strong> die in den Vorjahren erprobten<br />
Kanäle. Erster Ansprechpartner für den ADAC war<br />
wieder Herr Dott. Bolognini vom Wasserbüro der<br />
Umweltabteilung der Region, der den Sommerservice<br />
außerdem mit aktuellen Informationen <strong>über</strong><br />
Algenschleim und sonstige für die Gewässerqualität<br />
relevante Fragen versorgt hat.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 65<br />
Seit vergangenem Jahr ist ein zentrales System zur<br />
Übermittlung von Daten zur Badegewässerqualität<br />
per Computer operativ, <strong>das</strong> größere Schnelligkeit<br />
und Pünktlichkeit in diesem Bereich gewährleistet.<br />
Durch den direkten Kontakt zu den ARPAM der<br />
einzelnen Provinzen, die für die Datenerhebung<br />
verantwortlich zeichnen, konnte der eine oder andere<br />
Zwischenschritt eingespart werden, was zu einer<br />
präzisen und aktuellen Informationslage geführt hat.<br />
Die Zusammenarbeit mit den ARPAM der Provinzen<br />
Pesaro-Urbino, Ancona und Macerata hat sehr<br />
gut funktioniert. Das gilt nicht nur für die zuverlässige<br />
Versorgung mit Daten zur Gewässerqualität und<br />
zum aktuellen Stand der Badeverbote, es gilt auch<br />
für die fachlichen Informationen zur Algenschleimsituation<br />
während der Sommermonate. Etwas<br />
geringer war die Kooperationsbereitschaft leider in<br />
der südlichsten Provinz Ascoli Piceno. Des öfteren<br />
hat sich die Homepage der Region Marken, sowie<br />
die bestens auf dem laufenden gehaltene Homepage<br />
der ARPAM als nützliche Informationsquelle<br />
erwiesen.<br />
Als fruchtbare Informationsquellen haben sich auch<br />
wieder diverse Gemeindeverwaltungen, die Vigili<br />
Urbani, die Hafenmeistereien und die Tourismusinformationen<br />
(IAT) erwiesen.<br />
Informationen zu Ereignissen in der Region wurden<br />
außerdem aus der Tagespresse, wie aus diversen<br />
Veranstaltungskalendern entnommen.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Tourismus in den Marken bedeutet vor allem<br />
Strandurlaub. 80 % der Besucher der Marken kommen<br />
während der Sommerzeit in die Region und<br />
suchen ihr Quartier am Meer. Die meisten Gäste<br />
sind allerdings Italiener, die traditionell ihren Sommerurlaub<br />
im eigenen Land verbringen. Viele<br />
italienische Familien haben ihr festes Feriendomizil,<br />
dem sie <strong>über</strong> die Jahre hinweg treu bleiben. Diese<br />
Tatsache sichert der italienischen Küste eine Art<br />
Originalität. 17,5 % der Besucher waren 2002 nicht<br />
italienischer Nationalität. Bei einer im Vergleich<br />
zum Vorjahr stagnierenden Zahl von 1,56 Millionen<br />
Touristen hat sich der Besucherzuspruch aus dem<br />
Ausland entgegen dem Trend positiv entwickelt.<br />
5,1 % mehr Besucher und 3,5 % mehr Übernachtungen<br />
konnten offiziell gezählt werden.<br />
Die wichtigste ausländische Besucherfraktion wird<br />
seit Jahren von den Deutschen gestellt. In den ersten<br />
acht Monaten des Jahres 2002 wurden 65.400<br />
deutsche Urlauber gezählt. In weitem Abstand<br />
folgen die Länder Großbritannien (19.100) Besucher),<br />
Schweiz und Liechtenstein (18.120), Tsche-
chische Republik (17.950), Frankreich (16.850) und<br />
Österreich (14.230). Man beachte die Bedeutung der<br />
Besucher aus dem deutschsprachigen Raum insgesamt.<br />
Unter den weiteren Nationen ist die Zahl<br />
amerikanischer Touristen interessant. Unter den<br />
knapp 10.000 amerikanischen Besuchern der Marken<br />
dürfte sich eine beträchtliche Zahl befinden, die<br />
in ihrem Urlaub den eigenen italienischen Familienwurzeln<br />
gefolgt ist. Außerdem bemerkenswert ist<br />
der hohe Zuspruch aus Ländern Osteuropas. Allein<br />
aus den drei Ländern Tschechien, Polen und Russland<br />
kamen dieses Jahr knapp 38.000 Besucher in<br />
die Marken.<br />
Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />
für die Bewohner der Region Marken und dementsprechend<br />
wird die Entwicklung in diesem Wirtschaftsbereich<br />
aufmerksam verfolgt.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Seit den 80er Jahren sind in den Marken viele<br />
Kläranlagen errichtet worden. Die Region zählt<br />
heute 324 Anlagen. Bei der letzten Erhebung <strong>über</strong><br />
die Klärung kommunaler Abwässer von 1997 wurde<br />
festgestellt, <strong>das</strong>s 71,2 % der 1.489.225 Einwohner<br />
der Marken an eine Kläranlage angeschlossen sind,<br />
allerdings nur 53 % an Kläranlagen, die den aktuellen<br />
Normen gerecht werden. Die schlechteste Entsorgungslage<br />
besteht in den Einzugsgebieten der<br />
Flüsse Cesano, Tenna, Aso und Tronto, wo nur<br />
zwischen 15,3 und 33,3 % der Einwohner an eine<br />
den Normen entsprechende Kläranlage angeschlossen<br />
sind. 58 % der Kläranlagen in der Region haben<br />
eine Kapazität von weniger als 1.000 Einwohnergleichwerten.<br />
17 % der Anlagen haben eine Kapazität<br />
von 1.000 bis 2.000 Einwohnergleichwerten und<br />
17 % der Anlagen können die Abwässer von 2.000<br />
bis 10.000 Einwohnern entsorgen. 8 % können <strong>über</strong><br />
10.000 Einwohnergleichwerte klären.<br />
Die Kläranlagen arbeiten zum Teil mit Tropfkörper-<br />
oder Tauchtropfkörpertechnik, aber es gibt auch<br />
einige Belebtschlammanlagen. Einige wenige<br />
Pflanzenkläranlagen kleineren Ausmaßes finden sich<br />
ebenfalls.<br />
Die Region Marken ist zurzeit selbst noch damit<br />
beschäftigt, den Stand der Abwasserentsorgung zu<br />
<strong>über</strong>prüfen. Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme<br />
dürften im Frühjahr 2003 vorliegen. Einige<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Abwasserentsorgung<br />
sind zurzeit im Bau. Die Probleme, die aus der<br />
aktuellen Situation der Abwasserklärung resultieren,<br />
liegen auf der Hand. Die hygienische Qualität der<br />
Fließgewässer und dementsprechend auch der<br />
Mündungsbereiche ist oft schlecht. Ursache ist zum<br />
einen, <strong>das</strong>s noch nicht alle Einwohner an eine<br />
geregelte Entsorgung der Abwässer angeschlossen<br />
sind und zum anderen, <strong>das</strong>s die Kläranlagen oft nicht<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 66<br />
die gewünschte Leistung bringen. Das Hauptproblem<br />
bei bestehenden Kläranlagen liegt in der Dimensionierung<br />
der Anlagen. Bei starken Regenfällen<br />
werden die Kapazitäten einiger zu klein dimensionierter<br />
Anlagen mit unzureichenden Auffangbecken<br />
<strong>über</strong>lastet, da Regenwasser <strong>über</strong> die Mischkanalisation<br />
mit Haushaltsabwässern zusammenfließt. Über<br />
<strong>das</strong> Überlaufbecken fließt so ungeklärtes Abwasser<br />
in die Vorfluter. Ein weiteres häufig auftretendes<br />
Problem ist die Überdimensionierung der Anlagen.<br />
Bei unzureichender Beschickung der Kläranlagen<br />
mit Schmutzwasser ist die Reinigungsleistung<br />
eingeschränkt.<br />
In der Provinz Pesaro wurden im Sommer 1998<br />
sämtliche 119 Kläranlagen auf ihre Funktionstüchtigkeit<br />
hin untersucht: 24 funktionierten nur unzureichend,<br />
16 funktionierten gar nicht. Von den 67<br />
Kommunen haben 7 keine Kläranlagen.<br />
Die Daten für Ascoli Piceno von 1996 lauten: von<br />
104 untersuchten Anlagen funktionieren nur 76<br />
(Entsorgung von 55 % der Provinzbevölkerung).<br />
Von den 73 Kommunen werden nur 19 Kommunen<br />
den gesetzlichen Anforderungen entsprechend<br />
entsorgt. 13 Kommunen haben keine Kläranlage.<br />
Für die Provinzen von Ancona und Macerata waren<br />
in dieser Saison noch immer keine Daten zugänglich,<br />
da die Region selbst zurzeit noch an diesen<br />
arbeitet. Festzuhalten ist sicherlich, <strong>das</strong>s in der Stadt<br />
Macerata von 42.260 Einwohnern gerade einmal die<br />
Hälfte (24.000) an eine Kläranlage angeschlossen<br />
sind. Ähnliches gilt für die Kernstadt Ancona, wo<br />
von 99.453 Einwohnern gerade einmal 67.500<br />
angeschlossen sind. Ausreichende Kapazitäten<br />
bestehen hingegen z. B. in den Küstengemeinden<br />
Falconara Marittima, Gabicce Mare, Porto Recanati,<br />
Potenza Picena, Civitanova Marche, Porto<br />
Sant´Elpidio und Senigallia.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die Badegewässerqualität scheint sich in den Marken<br />
leicht zu bessern. Zwar wurden in Folge des<br />
Gesetzes N°422, vom 29. Dezember 2000, an elf<br />
Strandabschnitten permanente Badeverboten verhängt,<br />
aber die Zahl der verbliebenen temporären<br />
Badeverbote ist auf eine Zahl von maximal 9 heruntergegangen,<br />
so <strong>das</strong>s in der Summe weniger Strandabschnitte<br />
zur gleichen Zeit gesperrt waren, als noch<br />
im Vorjahr.<br />
Die Qualität der Badegewässer ist in der Regel als<br />
gut oder sehr gut zu bezeichnen. Hervorragend ist<br />
sie vor der Küste der Naturparks des Monte San<br />
Bartolo und des Monte Conero - beides Aushängeschilder<br />
der Küste der Marken. Die geologische<br />
Struktur, die Strömungsverhältnisse und die relativ<br />
große Entfernung zu belasteten Fließgewässern
garantieren einwandfreie Gewässer. Vor flachen,<br />
sandigen Küstenabschnitten ist die Gewässerqualität<br />
in der Regel zwar gut, durch den geringeren Wasseraustausch<br />
wirken die Selbstreinigungskräfte des<br />
Meeres allerdings weniger. Es kommt schneller zur<br />
Stratifikation des Wassers, Nährstoffe, Schadstoffe<br />
und abgestorbene Biomasse akkumulieren sich<br />
leichter im Flachwasser und es kann sporadisch zu<br />
Algenblüten und Sauerstoffmangel am Meeresgrund<br />
kommen. Problematischer sieht die Lage noch in<br />
den Mündungsbereichen der Fließgewässer aus.<br />
Die Wasserläufe sind vor allem im Hinterland oft<br />
durch Siedlungsabwässer verschmutzt und tragen<br />
diese Verschmutzungen ins Meer. Das größte<br />
Problem stellt also der noch unzureichende Stand<br />
der Abwasserklärung in weiten Teilen der Region<br />
dar. Im Bewusstsein dieser Tatsache werden einige<br />
an Mündungen oder Einleitungen gelegene Strände<br />
schon im Voraus, also bevor <strong>über</strong>haupt eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
festgestellt werden konnte, zum<br />
Baden gesperrt. In der Badesaison 2002 war dies<br />
wiederholt im Mündungsbereich des Baches Genica<br />
(Pesaro) der Fall. Der Stoffeintrag durch Flüsse und<br />
Gräben ins Meer lässt sich an der vielerorts ein bis<br />
zwei Tage anhaltenden Trübung des Wassers im<br />
Küstenbereich ablesen, auch wenn es sich bei den<br />
Schwebstoffen zum größten Teil um ausgeschwemmtes<br />
Bodenmaterial handelt.<br />
Mit temporären Badeverboten aufgrund von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
der mikrobiologischen Parameter,<br />
die <strong>über</strong> die Badegewässerqualität entscheiden,<br />
waren die folgenden Strände belegt: vor Viale<br />
Berna (Pesaro); 100 m nördlich des ehemaligen<br />
Restaurants Zi Nenè (Numana); 100 m nördlich<br />
sowie 100 m südlich des Abflusses der kommunalen<br />
Kläranlage von Potenza Picena; vor der ehemaligen<br />
Sefa-Werft (Civitanova Marche); 150 m südlich der<br />
Mündung des Ete Vivo (Fermo); 250 m südlich der<br />
Mündung des Aso (Pe<strong>das</strong>o); 100 m südlich des<br />
Abflusses des Enel Elektrizitätswerks (Pe<strong>das</strong>o).<br />
Wegen eines defekten Abwasserrohrs mußte an der<br />
Ortsgrenze zwischen Montemarciano und Falconara<br />
Marittima der Strandabschnitt zwischen dem Bahnwärterhäuschen<br />
N°190 und dem Kiosk "Bar Bonvini"<br />
vor<strong>über</strong>gehend gesperrt werden. Aufgrund der<br />
starken Niederschläge Mitte Juli wurde nördlich und<br />
südlich der Mündung des Torrente Genica in Pesaro<br />
vorsorglich vom 17.7.02 bis 31.07.02 ein temporäres<br />
Badeverbot verhängt.<br />
Die italienischen Grenzwerte für hygienische Belastung<br />
liegen deutlich unter den Richtlinien der EU,<br />
was in der Praxis bedeutet, <strong>das</strong>s in Italien bei sehr<br />
viel geringerer Belastung als an anderen Stränden<br />
der EU-Mitgliedsländer bereits Badeverbote ausgesprochen<br />
werden.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 67<br />
Neben den allgemeinen Problemen landwirtschaftlicher<br />
Einträge in die Gewässer lassen sich einige<br />
Problemschwerpunkte in der Region Marken geographisch<br />
ausmachen. Belastet sind fast alle größeren<br />
und einige kleinere Flüsse der Marken. Diese<br />
sind aufgrund unzureichender Klärung sowie zum<br />
Teil illegaler industrieller Einleitungen belastet.<br />
Besonders nach starken Regenereignissen, wenn<br />
<strong>über</strong> die Mischkanalisation Regenwasser von den<br />
Straßen mit Haushaltsabwässern zusammengeführt<br />
wird und somit die Auffangkapazitäten der Kläranlagen<br />
gesprengt werden, gelangen ungeklärte Abwässer<br />
in Flüsse und Bäche. Dabei sieht die Situation<br />
der Abwasserklärung an der Küste bei weitem<br />
besser aus als <strong>das</strong> im Hinterland der Fall ist.<br />
Besonders aufgefallen sind auch in diesem Jahr<br />
wieder die schlechten hygienischen Werte an der<br />
Mündung des Musone zwischen Numana und Porto<br />
Recanati und des Potenza in Porto Recanati. In<br />
Pesaro wiederholten sich dieses Jahr Probleme im<br />
Strandbereich nördlich des Foglia. Im Mündungsbereich<br />
des Chienti, der Civitanova Marche von Porto<br />
Sant'Elpidio trennt und der in den Vorjahren durch<br />
schlechte Hygienewerte aufgefallen war, besteht<br />
mittlerweile ein auf insgesamt 1.000 Metern Länge<br />
gültiges permanentes Badeverbot. Erst in einer<br />
Entfernung von 700 Metern zur Mündung fällt die<br />
Belastung der Küstengewässer nicht mehr auf. So<br />
fallen auch einige andere Belastungsschwerpunkte<br />
durch die Ausweisung neuer permanenter Badeverbote<br />
während der Badesaison nicht mehr auf, die<br />
Sanierung der entsprechenden Küstenabschnitte ist<br />
damit jedoch noch nicht garantiert. Die hygienische<br />
Belastung rührt neben den Flüssen ebenso aus<br />
diversen Entwässerungs- und Abwassergräben her.<br />
Zwei Kläranlagen, die sich in unmittelbare Nähe<br />
zum Meer befinden, belasten durch die im Endeffekt<br />
unzureichend geklärten Abwässer die Küste. Eine<br />
der Anlagen befindet sich südlich von San Benedetto<br />
del Tronto und entsorgt in den Kanal Bonifica-<br />
Surgela, die andere befindet sich im Norden von<br />
Potenza Picena. Die aufgelisteten Problempunkte<br />
stehen stellvertretend für weniger aufgefallene<br />
Belastungen an anderen Stellen der Region.<br />
Falconara ist auf Grund der hohen Dichte von<br />
Industrieanlagen als eine der besonderen Umweltproblemzonen<br />
Italiens ausgewiesen worden.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Sämtliche Strände der Marken sind von der ADAC-<br />
Mitarbeiterin besichtigt und in ein Strandarchiv<br />
aufgenommen worden. Über die Hälfte davon<br />
wurden dabei bereits zum wiederholten Mal unter<br />
die Lupe genommen. Sie haben zum großen Teil<br />
einen guten Eindruck hinterlassen. In den Marken<br />
sind in unmittelbarer Nähe zu den Gemeinden vor
allem bewirtschaftete Strände, unterbrochen von nur<br />
kleinen freien Strandabschnitten zu finden. Etwas<br />
außerhalb der Gemeindezentren verschiebt sich<br />
diese Verteilung zugunsten eines größeren Anteils<br />
freier Strände, unterbrochen von dem einen oder<br />
anderen konzessionierten Strandbetrieb.<br />
Die bewirtschafteten Strände weisen fast alle eine<br />
ähnliche Ausstattung auf: Sonnenschirme, Liegestühle,<br />
Strandbar oder Restaurant, Kinderspielecke<br />
mit einfachen Geräten und oft Sportmöglichkeiten<br />
wie Strandvolleyball, Basketball, Tretboote, etc.. Zu<br />
bemerken war dabei, <strong>das</strong>s sich die Ausstattung der<br />
Strände <strong>über</strong> die Jahre merklich verbessert hat. Ein<br />
deutlicher Schwerpunkt wird in der Verbesserung<br />
des Beachsportangebotes gelegt. Die Strände werden<br />
täglich gereinigt, haben ausreichend Mülleimer,<br />
Duschen und Toiletten. Einzig die Mülltrennung am<br />
Strand sowie eine ausführliche Touristeninformation<br />
<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität sind noch<br />
selten zu finden.<br />
Die freien Strände werden nicht so regelmäßig<br />
gereinigt wie die bewirtschafteten. Gerade in dem<br />
vom Wasser etwas abgelegeneren Bereich der freien<br />
Strände, sowie an den Rändern der Wege, die<br />
unmittelbar zu den Stränden führen, lag oft Müll. Im<br />
Badebereich selbst lag die eine oder andere Plastikflasche<br />
im Spülsaum. Auf Grund der direkten Nähe<br />
der Schnellstraße ”Adriatica”, sowie der Bahnlinie<br />
zum Strand kommt es an einigen Stränden zu einer<br />
gewissen Lärmbelästigung.<br />
An gut einem Drittel der besichtigten Küstenabschnitte<br />
muß der Besucher so gut wie ganz auf<br />
Strandinfrastruktur verzichten. Nichtsdestotrotz<br />
kann es sich bei einigen dieser Strände um reizvolle<br />
Naturstrände handeln. An 19 von 320 Stränden<br />
wurden erhebliche Mängel festgestellt. An einigen<br />
dieser Strände dürfte eine Änderung zum Besseren<br />
schwierig sein, was jedoch in der Zukunft weiter zu<br />
untersuchen ist.<br />
Seit Januar 2001 existiert in den Marken ein neues<br />
Gesetz, <strong>das</strong>s die behindertengerechte Einrichtung<br />
der Strände vorschreibt. Die Arbeiten dazu haben<br />
dieses Jahr zum Beispiel am Lido di Fermo begonnen.<br />
Trotzdem enden behindertengerechte Zugänge<br />
zum Meer an den meisten Orten noch in den vorderen<br />
Liegestuhlreihen. Obwohl an vielen Strandbädern<br />
Rampen von der Straße bis ins "bagno" führen,<br />
sind die Holzstege, die eine Überquerung des Strandes<br />
ermöglichen sollen, für Rollstuhlfahrer meist zu<br />
schmal ausgelegt und führen nach aktuellem Wissensstand<br />
nirgendwo bis an den Badebereich.<br />
Zum Thema Hundestrände lässt sich sagen, <strong>das</strong>s<br />
generell in der gesamten Region ein Verbot gilt,<br />
Hunde mit an den Strand zu nehmen. Ausgenommen<br />
sind speziell ausgebildete Blindenhunde, die an der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 68<br />
Leine zu führen sind und für deren Hygiene zu<br />
sorgen ist. Allerdings ist es den einzelnen Gemeinden<br />
<strong>über</strong>lassen worden, besonders ausgewiesene<br />
Hundestrände einzurichten. Diese Möglichkeit<br />
nehmen bisher vier Gemeinden war: In Fano, im<br />
Bereich des Lido, wurde auf einem freien Strandabschnitt<br />
nördlich des Baches Arzilla, beim Segelclub<br />
Lega Navale ein Hundestrand eingerichtet. Gleiches<br />
gilt die freien Strandabschnitten im Bereich der<br />
Mündungen des Flusses Potenza, und des Grabens<br />
Fiumarella, in Porto Recanati. In Cupra Marittima<br />
wird, auf einem südlich des Ortes gelegenen freien<br />
Strandabschnitt am Bach Acqua Rossa ein Hundestrand<br />
eingerichtet. Die Fertigstellung sollte bis<br />
Ende der Badesaison 2002 erfolgen. Und in Grottammare<br />
ist es offiziell möglich, kleine Hunde unter<br />
den Sonnenschirm der privat betriebenen Strandbäder<br />
mitzubringen. Voraussetzung ist, <strong>das</strong>s die Tiere<br />
sich, mit Leine und Maulkorb ausgerüstet, unter<br />
einem Sonnenschirm der letzten Reihe ruhig verhalten.<br />
Der Bereich direkt am Wasser kann nicht<br />
genutzt werden. Auch Strandcafés und Umkleidekabinen<br />
sind für Hunde tabu. An allen Hundestränden<br />
müssen Schäufelchen und Tüten zur Beseitigung der<br />
Exkremente selbst mitgebracht werden.<br />
Das Problem der Stranderosion ist bei den <strong>über</strong> die<br />
Jahre wiederholten Besichtigungen in stellenweise<br />
drastischen Ausmaßen zu bemerken. Arbeiten an<br />
zerstörten Uferwegen (z. B. Pe<strong>das</strong>o) und eine erhebliche<br />
Dezimierung einiger Badestrände (z. B. Fano)<br />
waren <strong>über</strong> die gesamte Küste verteilt wahrzunehmen.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Algenschleim (Mucillagine)<br />
Das Phänomen Algenschleim hat in diesem Jahr<br />
wieder einmal die Aufmerksamkeit von Urlaubern<br />
und Tourismuswirtschaft auf sich gezogen. Die<br />
Sorge, <strong>das</strong> man es in der Saison 2002 mit Algenschleimproblemen<br />
zu tun bekommen könne, bestand<br />
seit dem späten Frühjahr, als bei Routineuntersuchungen<br />
bereits eine gewisse Menge Algenschleimmaterials<br />
in der Wassersäule festgestellt werden<br />
konnte. Erst Ende Juli tauchte allerdings erstmals<br />
tatsächlich Algenschleim an der Küste der Marken<br />
auf. Am 24. Juli wurden Algenschleimflecken vor<br />
der Küste Anconas gesichtet. In den Folgetagen hat<br />
sich <strong>das</strong> Phänomen verstärkt und es kam zu ersten<br />
Anlandungen an den Stränden zwischen Gabicce<br />
Mare und Ancona. Dieses Ereignis wiederholte sich<br />
im Monat August in unregelmäßigen Abständen, je<br />
nach Wind und Wetterverhältnissen. Die Südhälfte<br />
der Region blieb von dem Phänomen verschont.<br />
Für den Badebetrieb bedeutete der Algenschleim<br />
eine ästhetische Belastung, wenn auch noch vergleichsweise<br />
gering, in keinem Fall stellte er jedoch<br />
eine Gefahr für die Gesundheit der Badegäste dar.
Bei Fachleuten und Tourismusbetreibern blieb man<br />
dem Thema gegen<strong>über</strong> relativ ruhig, frei nach dem<br />
Motto, <strong>das</strong> es sich bei Algenschleim nun einmal um<br />
ein natürliches Phänomen der Adria handle, mit dem<br />
man eben leben müsse. Dabei beruft man sich auf<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen direkten<br />
Zusammenhang von Algenschleim und Gewässerverschmutzung<br />
bezweifeln.<br />
Algenblüten<br />
Nach längeren Wärmeperioden kommt es vor den<br />
flachen Küsten der Marken immer wieder zur<br />
Massenvermehrung von Mikroalgen. In den vergangenen<br />
Jahren kam es regelmäßig zu einer<br />
Massenvermehrung der Alge Fibrocapsa japonica.<br />
Diese Alge war in der Saison 2002 nicht zu beobachten.<br />
Stattdessen kam es Mitte Juni zu einer<br />
Blüte der Alge Noctiluca scintillans im küstennahen<br />
Bereich zwischen dem Hafen von Gabicce Mare und<br />
dem Hafen von Fano. Die Algenblüte färbt die<br />
Küstengewässer bei Tageslicht rötlich und wirkt des<br />
Nachts leicht phosphoreszierend. Gefahren für die<br />
Gesundheit des Menschen durch die Alge sind nicht<br />
bekannt. Es handelt sich um ein eher ästhetisches<br />
Problem.<br />
Waldbrände<br />
Waldbrände waren in diesem Sommer dank der<br />
ungewöhnlich feuchten Witterung kein Problem.<br />
Küstenerosion<br />
Ein ökologisches Phänomen, <strong>das</strong> fast der gesamten<br />
Küste der Marken zu schaffen macht, ist die Erosion<br />
der Strände. Das Thema steht bereits seit mehreren<br />
Jahren auf der Tagesordnung nicht nur der Marken<br />
sondern sämtlicher Küstenregionen Italiens. Laut<br />
einer Erhebung von Legambiente sind 16 % der<br />
Küste der Marken besonders stark von Erosion<br />
bedroht. Im Grunde scheint man dem Problem, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong> Meer mit jedem Sturm ein Stück an der Küste<br />
nagt und mancherorts einen Teil des Strandes<br />
wegspült keine zufriedenstellende Lösung entgegenzusetzen<br />
zu haben. Dies gilt trotz der Tatsache, <strong>das</strong>s<br />
in den Marken 60 % der Küste mit Uferschutzmaßnahmen<br />
versehen sind. Zu komplex erscheinen die<br />
Strömungsverhältnisse des Meeres, um sämtliche<br />
Konsequenzen von Uferschutzmaßnahmen vorhersehen<br />
zu können. So bleibt einigen Gemeinden<br />
bisher nichts weiter übrig, als den Strand Jahr für<br />
Jahr wieder aufzufüllen. Das Phänomen ist bereits<br />
seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt und macht<br />
sich seit den 60ern und 70ern verstärkt bemerkbar.<br />
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, <strong>das</strong>s in<br />
den Marken laut einer Studie des WWF aus dem<br />
Jahr 1996 83 % der Küste intensiv, meist zu touristischen<br />
Zwecken, genutzt werden. Intensiv genutzt<br />
heißt in diesem Fall, <strong>das</strong>s die Küste mit Gebäuden<br />
und diverser anderer baulicher Infrastruktur versehen<br />
wurde. In ganz Italien liegt der Schnitt bei 58 %<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 69<br />
und lediglich in den Abruzzen sind laut dieser Studie<br />
noch mehr intensiv genutzte Küstenabschnitte zu<br />
finden (87,7 %).<br />
Die Unterwasserwiesen von Gabicce Mare<br />
Vor den Stränden von Gabicce Mare hat sich eine<br />
selten Pflanzengemeinschaft (Zostera marina und<br />
Cymodocea nodosa) angesiedelt, die von der Gemeinde<br />
selbst als "Unterwasserwiesen von Gabicce<br />
Mare" getauft wurden. Die Pflanzen (es handelt sich<br />
um Blütenpflanzen und nicht um Algen) haben sich<br />
unter Wasser zu dichten Wiesen ausgebreitet. Sie<br />
verweisen auf eine hervorragende ökologische<br />
Qualität des Meerwassers vor Gabicce Mare, da sie<br />
sich nur in unverschmutzten Gewässern entwickeln.<br />
Sie bringen keine gesundheitlichen Probleme mit<br />
sich, sondern tragen vielmehr dazu bei, die Wasserqualität<br />
zu verbessern. Außerdem wirken sie der<br />
Küstenerosion entgegen und begünstigen die natürliche<br />
Erhaltung der Sandbänke. Aus diesem Grund<br />
sind die Unterwasser-Wiesen durch <strong>das</strong> italienische<br />
Gesetz zur Bewahrung der biologischen Vielfalt<br />
geschützt und stellen ein wertvolles Naturgut dar.<br />
Die Gemeinde von Gabicce Mare arbeitet daran,<br />
dieses Naturgut mit seinen fremdenverkehrsbedingten<br />
Anforderungen auf einen Nenner zu bringen. Um<br />
bei den Urlaubern des Badeortes Verständnis dafür<br />
zu gewinnen, <strong>das</strong>s es sich bei der Präsenz von<br />
Wasserpflanzen nicht um einen Mangel an Pflege<br />
der Gewässer, sondern um ein natürliches Zeichen<br />
für besonders gute Badegewässer handelt, wurde<br />
eine Hinweistafel mit entsprechenden Erläuterungen<br />
in vier Sprachen in allen Strandbädern aufgestellt.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die Zahl der Rettungseinsätze am Strand ist nur<br />
ungenau zu beziffern, da die verschiedenen Rettungsorganisationen,<br />
wenn <strong>über</strong>haupt, ihre jeweils<br />
eigenen Statistiken führen.<br />
Gesetzlich ist die Überwachung der Badesicherheit<br />
durch einen Erlass der jeweiligen Hafenkommandantur<br />
geregelt. Diese Erlasse stimmen in den<br />
wesentlichen Punkten <strong>über</strong>ein.<br />
- An konzessionierten Stränden muss während der<br />
gesamten Badesaison (1. Mai - 30. September) ein<br />
Rettungsdienst zur Verfügung stehen. An freien<br />
Stränden sorgt entweder die jeweilige Gemeinde für<br />
die Überwachung oder es muss ein Schild aufgestellt<br />
werden, auf dem ausdrücklich darauf hingewiesen<br />
wird, <strong>das</strong>s in dem betroffenen Strandabschnitt keine<br />
Überwachung der Badesicherheit stattfindet.<br />
- Es besteht die Pflicht, Nichtschwimmerzonen<br />
durch weiße Bojen anzuzeigen. Wo dies nicht<br />
geschieht, muss wiederum ein Schild aufgestellt<br />
werden, auf dem darauf hingewiesen wird, <strong>das</strong>s der<br />
Nichtschwimmerbereich nicht ausgewiesen ist.
- Der Badebereich, in den Boote nicht eindringen<br />
dürfen, muss durch rote Bojen angezeigt werden.<br />
(Im Abstand von 100 m von Steilküsten und 300 m<br />
von Badestränden).<br />
- Bootskorridore sind durch gelbe oder orange Bojen<br />
kenntlich zu machen.<br />
- in Konzession betriebene Strände müssen mit<br />
einem roten Rettungsboot samt zweier Rettungsringe,<br />
Schwimmflossen und Taucherbrille ausgestattet<br />
sein. Von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr muss<br />
ein ausgebildeter* Rettungsschwimmer, der ein T-<br />
Shirt mit der Aufschrift "bagnino di salvataggio"<br />
trägt, anwesend sein - dies entweder auf seinem<br />
Rettungsboot, oder auf den speziell errichteten<br />
Hochsitzen. (*Rettungsschwimmer müssen einen<br />
Schein erwerben, der von der Italienischen<br />
Schwimmerföderation (FIN) oder von der Nationalen<br />
Rettungsföderation (FNS) ausgestellt werden<br />
kann.)<br />
Während der übrigen Zeiten zwischen 8.30 und<br />
19.30 muss eine in Erste-Hilfe ausgebildete Person<br />
den Rettungsdienst <strong>über</strong>nehmen.<br />
- mehrere Strandbetreiber können sich zusammenschließen,<br />
wenn sie sicherstellen, <strong>das</strong>s alle 150 m ein<br />
Rettungsschwimmer (Erste-Hilfe Person nur alle 300<br />
m) anwesend ist.<br />
- wenn die Wetterlage, bzw. der Zustand des Meeres<br />
ein sicheres Baden nicht erlaubt, muss vom Rettungsdienst<br />
eine rote Flagge gehisst werden. Der<br />
Rettungsdienst ist dann außer Dienst.<br />
- jeder betriebene Strand muss Rettungsmittel zur<br />
Verfügung stellen. Diese müssen mindestens eine<br />
Sauerstoffflasche, ein Röhrchen für die Mund zu<br />
Mund Beatmung, einen Beatmungsbeutel für die<br />
Beatmung, sowie einen Erste-Hilfe-Koffer umfassen.<br />
- der Erlass, der unter anderem all diese Sicherheitsbestimmungen<br />
beinhaltet, muss an jedem in Konzession<br />
betriebenen Strand ausgehängt werden.<br />
Die Badesicherheit wird von allen offiziellen Stellen<br />
als gut eingeschätzt. Gegensätzliche Meinungen<br />
wurden weder in der Presse noch an den Stränden<br />
vertreten.<br />
Die medizinische Versorgung in touristischen<br />
Ballungszentren wird durch <strong>das</strong> nationale Gesetz<br />
DPR 484/96 sichergestellt, in dem eben in den<br />
touristisch frequentierten Regionen während der<br />
Saison ausreichende Versorgungskapazitäten vorgeschrieben<br />
sind.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 70<br />
Landesweit fungiert die Notrettung 118, die in den<br />
Marken von vier Zentralen aus gesteuert wird. Die<br />
Notrettung arbeitet 24 Stunden am Tag und hat<br />
sowohl Rettungswagen, wie Motorboote und Helikopter<br />
zur Verfügung. Für jeden Rettungseinsatz<br />
steht ein Rettungsarzt zur Verfügung.<br />
Eine besondere Aktion zur Gewährleistung der<br />
Badesicherheit entlang der Küste wird jedes Jahr<br />
von der Capitaneria di Porto im Rahmen des landesweiten<br />
Programms "Mare d'amare" ("ein liebenswertes<br />
Meer") durchgeführt. Im Rahmen der<br />
Aktion wurden während der Sommersaison Strände,<br />
"bagni", Boote, und Häfen auf die Einhaltung von<br />
Sicherheits- und Umweltnormen kontrolliert.<br />
An 70 % der Strände befinden sich in Konzession<br />
bewirtschaftete "bagni". Diese Strände sind zu<br />
100 % den Gesetzen entsprechend ausgerüstet. Nach<br />
eigenen Beobachtungen sind bei weniger als 30 %<br />
aller Strände Nichtschwimmerzonen ausgewiesen.<br />
Bootskorridore sind <strong>über</strong>all ausgewiesen, wo auch<br />
Boote zu Wasser gelassen werden können. Insgesamt<br />
können die Rettungseinrichtungen positiv<br />
bewertet werden. Insgesamt scheint eine relativ hohe<br />
Badesicherheit gegeben. Die Adriaküste in den<br />
Marken selbst präsentiert dem Besucher eigentlich<br />
keine besonderen Gefahren. Einzige Ausnahme sind<br />
die Steilküstenabschnitte der Naturparke des Monte<br />
San Bartolo und des Monte Conero. An beiden<br />
Küsten sind in ausgedehnten Zonen sowohl <strong>das</strong><br />
Baden als auch der Aufenthalt und sogar der Durchgang<br />
verboten. Die entsprechenden Verbote sind vor<br />
Ort ausgeschildert, werden aber oft von Badegästen<br />
ignoriert. In diesem Jahr kam es, wie bereits im<br />
Vorjahr, an der Steilküste des Monte Conero wiederholt<br />
zu kleineren Erdrutschen in den gesperrten<br />
Gebieten. Obwohl sich zum Zeitpunkt der Erdrutsche<br />
Menschen in den betroffenen Zonen aufhielten,<br />
kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Die<br />
Verantwortlichen der betroffenen Gemeinden sind<br />
erneut aufgefordert worden, sich Gedanken <strong>über</strong><br />
eine effektivere Überwachung der Einhaltung der<br />
Verbote zu machen.<br />
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen kommt es in<br />
jedem Jahr auch zu tödlichen Badeunfällen. Die<br />
Gemeinde Pesaro hat sich in Folge eines tödlichen<br />
Badeunfalls an einem der freien Strände der Stadt<br />
dazu entschlossen, in Zukunft auch sämtliche freien<br />
Strände von Bademeistern <strong>über</strong>wachen zu lassen.<br />
Dies ist noch keinesfalls die Regel.
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
12.06.2002<br />
An der Gemeindegrenze von Marina di Montemarciano<br />
und Falconara Marittima leckte ein Abwasserrohr.<br />
Am Küstenabschnitt zwischen dem Bahnwärterhäuschen<br />
N° 190 und dem Kiosk "Bar Bonvini"<br />
wurde daraufhin ein temporäres Badeverbot verhängt,<br />
<strong>das</strong> erst am 22. Juli wieder aufgehoben<br />
wurde.<br />
12.06.2002<br />
Vor der Küste der nördlichen Marken, zwischen<br />
dem Hafen von Gabicce Mare und dem Hafen Fanos<br />
kam es für mehrere Tage zu einer Algenblüte. Die<br />
Alge Noctiluca scintillans färbte <strong>das</strong> Wasser rötlich.<br />
Ein Problem für die Gesundheit der Badegäste stellt<br />
die Alge nicht dar.<br />
Mitte Juni 2002<br />
Zu ungewöhnlich früher Jahreszeit wurde die italienische<br />
Halbinsel von einer Hitzewelle erfasst. Die<br />
Quecksilbersäule stiegen stellenweise bis <strong>über</strong> 40 °C<br />
und wurden von hoher Luftfeuchtigkeit begleitet.<br />
Während der zehn Tage andauernden Hitzeperiode<br />
wurden die Strände im ganzen Land von Badenden<br />
gestürmt.<br />
Mitte Juni 2002<br />
Im Süden der Marken wurde <strong>das</strong> Trinkwasser knapp.<br />
Die Winterniederschläge hatten die Trinkwasserreservoirs<br />
nicht genügend auffüllen können um dem<br />
ersten sommerlichen Ansturm auf die Wasservorräte<br />
standhalten zu können. In einigen Orten der Provinz<br />
Ascoli Piceno, darunter im Urlaubsort Grottammare,<br />
wurde die Wasserversorgung <strong>über</strong> Nacht unterbrochen,<br />
um die Reserven zu schonen. Die Bewässerung<br />
von Privatgärten wurde untersagt.<br />
15./16.06.2002<br />
Die ärztliche Bereitschaft von Porto Sant'Elpidio<br />
bemerkte ein gehäuftes Auftreten von kleinen<br />
Stichwunden in die Fußsohlen von Badegästen. Die<br />
Ursache für dieses Phänomen waren kleine stachelige<br />
Fische namens Petermännchen. Wer beim Baden<br />
versehentlich auf den Fisch tritt, der sich im ufernahen<br />
Sand versteckt hält, kann einen schmerzhaften<br />
Stich erleiden. Zum Schutz vor dieser unangenehmen<br />
Erfahrung empfahlen die Strandärzte die<br />
Benutzung von Badeschuhen.<br />
26.06.2002<br />
Ein tragischer Unfall ereignete sich am Strand von<br />
Fiorenzuola (Pesaro), im Naturpark Monte San<br />
Bartolo. Zwei Kinder wurden von einer Welle ins<br />
Meer gerissen und ertranken. Eine 58jährige Betreu-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 71<br />
erin kam ebenfalls ums Leben, als sie versuchte, die<br />
Kinder zu retten.<br />
08.07.2002<br />
Das Aktionsschiff "Goletta Verde" der Umweltschutzorganisation<br />
Legambiente machte bei seiner<br />
alljährlichen Gewässerkampagne in Ancona Station.<br />
08.07.2002<br />
Vor der Steilküste des Naturparks Monte San Bartolo<br />
wurde ein Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg<br />
entdeckt. Der Fundort lag etwa 100 Meter vor Punta<br />
della Croce (Pesaro) in drei Metern Wassertiefe. In<br />
den darauffolgenden Tagen wurden zwei weitere<br />
Relikte aus dem 2. Weltkrieg an gleicher Stelle<br />
gefunden. Alle drei Sprengkörper wurden auf See<br />
unschädlich gemacht.<br />
11.07.2002<br />
Am Strand von Numana Marcelli wurde ein regelrechtes<br />
Arsenal von Munition und Sprengkörpern<br />
entdeckt. Zwischen 50 und 80 Überbleibsel aus dem<br />
2. Weltkrieg wurden in 5 bis 15 Metern Entfernung<br />
zum Strand geborgen. Der Strandabschnitt vor dem<br />
Bagno "Il Pescatore" wurde bis zum Abschluss der<br />
Bergungsarbeiten am 14.07.02 auf circa 100 m<br />
Länge für Badegäste gesperrt.<br />
13.bis 17.07.2002<br />
Nord- und Mittelitalien wurde von einem Unwetter<br />
und heftigen Niederschlägen heimgesucht. Auch in<br />
den Marken liefen einige Keller und Bahnunterführungen<br />
voll Wasser. Es kam zu Behinderungen im<br />
Autoverkehr, da kleine Erdrutsche an verschiedenen<br />
Stellen der Region die Straßen unpassierbar machten.<br />
Das Unwetter stand stellvertretend für einen<br />
ungewöhnlich verregneten Zeitraum von Juli bis<br />
August, der den Urlaubern diverse Regentage und<br />
Temperaturen unter den saisonüblichen Werten<br />
bescherte.<br />
19.07.2002<br />
In Porto San Giorgio wurde ein polnischer Urlauber<br />
beim Baden vom Blitz erschlagen. Der Mann befand<br />
sich inmitten einer Urlaubergruppe, die sich zum<br />
Zeitpunkt gemeinsam im Wasser vergnügte. Laut<br />
Zeugenberichten kam der Blitzschlag unerwartet,<br />
weil vorher noch kein Donnerraunen zu vernehmen<br />
gewesen war und auch der Himmel <strong>das</strong> Gewitter<br />
nicht eindeutig ankündigte.<br />
24.07.2002<br />
Nachdem sich die Algenschleimgefahr bisher auf die<br />
weiter nördlich bzw. östlich gelegenen Bereiche der<br />
Adria beschränkt hatten, tauchte jetzt erstmals auch<br />
in dem Marken <strong>das</strong> Phänomen vor der Küste auf.<br />
Etwa 500 bis 1.000 Meter vor der Küste Anconas<br />
trieben Algenschleimflecken an der Meeresoberfläche.<br />
In den darauffolgenden Tagen verstärkten sich<br />
die Algenschleimvorkommen an der Meeresoberflä-
che vor der gesamten Nordküste der Region. Zwischen<br />
Ancona und Gabicce Mare kam es an mehreren<br />
Stellen zu Algenschleimanlandungen an die<br />
Strände. Erst in der zweiten Augustwoche besserte<br />
sich die Situation durch <strong>das</strong> Aufkommen von starkem<br />
Wind und Wellengang.<br />
01.08.2002<br />
Ein Erdrutsch an der Steilküste des Monte Conero<br />
rief allen Badenden ins Gedächtnis zurück, <strong>das</strong>s<br />
Badeverbotszonen in diesem Bereich absolut zu<br />
respektieren sind. Oft werden die Absperrungen zu<br />
besonders erdrutschgefährdeten Bereichen der<br />
Steilküste ignoriert. Es gab zum Glück keine Verletzten.<br />
05.08.2002<br />
Etwas außerhalb der Küstengewässer von Senigallia<br />
wurde ein circa neun Meter langer und schätzungsweise<br />
fünf Tonnen schwerer Finnwal gesichtet. Der<br />
Wal hatte sich scheinbar auf der Suche nach Futter<br />
in diesen Bereich der Adria verirrt.<br />
05.08.2002<br />
"Fermo pesca", <strong>das</strong> alljährliche Fischfangverbot vor<br />
der italienischen Küste trat in Kraft. Für 45 Tage<br />
war damit von Pesaro bis Vasto (Abruzzen) die<br />
Schonzeit zur Regenerierung der Fischbestände<br />
ausgerufen. Die Schonzeit sorgt jedes Jahr wieder<br />
für Streit zwischen Politikern und den betroffenen<br />
Fischern. Der Preis für frischen Fisch schnellt<br />
während der Zeit des Fermo pesca in die Höhe.<br />
20.08.2002<br />
In Pesaro wurde erneut Algenschleim bis in den<br />
Badebereich geschwemmt. Wie bereits zuvor bedeutete<br />
die Anlandung von Algenschleim lediglich ein<br />
ästhetisches Problem. Gesundheitliche Gefahren für<br />
die Badenden bestehen dadurch nicht.<br />
6. Adressen<br />
Tourismusbehörden:<br />
Regione Marche<br />
Servizio Turismo<br />
Dr. Strano (Direktor)<br />
Dr. Galli<br />
Via Gentile da Fabriano<br />
I-60125 Ancona<br />
Tel: 071 - 8062151<br />
Fax: 071 - 8062154<br />
paolo.galli@regione.marche.it<br />
Dr. Albanesi<br />
Dr.ssa Tarabelli<br />
Ufficio Statistica<br />
Tel: 071 - 8063570<br />
statistica@regione.marche.it<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 72<br />
28.08.2002<br />
Erneut sorgte ein heftiges Unwetter für die Überschwemmung<br />
von Kellern und Bahnunterführungen.<br />
Auch Straßen wurden durch Erdrutsche blockiert.<br />
Besonders betroffen von dem Unwetter waren die<br />
Provinz Pesaro und Urbino sowie <strong>das</strong> Hinterland der<br />
Provinz Ancona.<br />
5. Danksagung<br />
Fremdenverkehrsämter:<br />
(Uffici di Informazione e Accoglienza<br />
Turistica / IAT)<br />
IAT Senigallia<br />
Piazzale Morandi 2<br />
I-60019 Senigallia (AN)<br />
Tel.: 071 - 7922725<br />
Fax: 071 - 7924930<br />
IAT Ancona<br />
Via Thaon de Revel 4<br />
I-60100 Ancona<br />
Tel.: 071 - 358991<br />
Fax: 071 - 31966<br />
Dieses Jahr habe ich bereits zum fünften Mal in<br />
Folge Gelegenheit gehabt, in den Marken für den<br />
ADAC-Sommerservice arbeiten zu dürfen, und ich<br />
kann sagen, <strong>das</strong>s die Arbeitsbeziehungen mittlerweile<br />
auf einer sehr vertrauensvollen Basis stehen. Die<br />
offene Zusammenarbeit hat bei aller Professionalität<br />
ein fast freundschaftliches Verhältnis entstehen<br />
lassen.<br />
Dieses Jahr hat Dott. Galli auf Seiten der Region<br />
Marken die Verantwortung für den ADAC-<br />
Sommerservice wieder an sich gezogen, und es ist<br />
ihm gelungen der aktiven Zusammenarbeit neue<br />
Impulse zu verleihen.<br />
Dott. Bolognini hat wie gewohnt für einen korrekten<br />
und schnellen Informationsfluss zwischen den<br />
ARPAM der vier Provinzen und dem Sommerservice<br />
gesorgt. Aber auch der direkte Draht zu den<br />
ARPAM hat gut funktioniert und die Arbeit effizient<br />
gestaltet.<br />
All jenen gilt an dieser Stelle mein herzlicher Dank,<br />
aber auch meinem Partner Tibor und Anna, <strong>das</strong>s sie<br />
mir geholfen und mich ertragen haben, bei der<br />
immer wieder interessanten, herausfordernden und<br />
intensiven Arbeit für den Sommerservice.<br />
IAT San Benedetto d. Tronto<br />
Tel. 0735-592237<br />
IAT Ascoli Piceno<br />
Piazza del Popolo 1<br />
I-63100 Ascoli Piceno<br />
Tel.: 0736 - 253045<br />
Fax: 0736 – 252391<br />
IAT Macerata<br />
Via Garibaldi 87<br />
I-62100 Macerata<br />
Tel.: 0733 - 231547<br />
Fax: 0733 – 230449
IAT Pesaro<br />
Via Mazzolari 4<br />
I-61100 Pesaro<br />
Tel.: 0721 - 69341<br />
Fax: 0721 - 30426<br />
Numero Verde Turismo (Gebührenfreie<br />
Telefonnummer für<br />
touristische Informationen):<br />
800 - 222 – 111<br />
Umweltbehörden:<br />
Regione Marche<br />
Servizio Tutela e Risanamento<br />
Ambientale -<br />
Ufficio Tutela e Gestione delle<br />
Acque<br />
Dr. Luigi Bolognini (Verantwortlicher<br />
für Gewässerkontrolle)<br />
Via Tiziano 44<br />
I-60125 Ancona<br />
Tel.: 071 - 8063479<br />
Fax: 071 - 8063012<br />
luigi.bolognini@regione.marche.it<br />
ARPAM: Agenzia Regionale per<br />
la Protezione Ambientale nelle<br />
Marche (Regionale Umweltagentur)<br />
ARPAM - Direzione Generale<br />
Via Caduti del Lavoro, 40<br />
60131 Ancona<br />
Tel: 071-21327.1<br />
Fax: 071-21327.40<br />
Dr. De Rosa<br />
(Wissenschaftlich-Technischer<br />
Direktor)<br />
Tel: 071-2132721<br />
D.ssa Ammazzalorso<br />
Tel.: 071-2132737<br />
ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />
di Ancona<br />
Dr.ssa Mengarelli<br />
Tel: 071 - 28732763<br />
Dr. Mariottini<br />
Tel.: 071 – 28732760<br />
Dr. Principi<br />
Tel.: 071-28732768<br />
ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />
di Ascoli Piceno<br />
Via della Repubblica, 34<br />
I-63100 Ascoli Piceno<br />
Dr.ssa Cosentino<br />
Tel.: 0736-2238207<br />
ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />
di Pesaro<br />
Via Borsanti, 8<br />
I-61100 Pesaro<br />
Dr.ssa Ercolessi<br />
Tel.: 0721 - 3999730<br />
ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />
di Macerata<br />
Via Armaroli, 44<br />
I-62100 Macerata<br />
Dr. Zazzetta<br />
Tel.: 0733-2933761<br />
D.ssa Scuriatti<br />
Tel.: 0733-2933760<br />
Hafenmeistereien / Küstenwache<br />
(Capitanerie di Porto):<br />
Pesaro<br />
Capo Sosto<br />
Capo Paddeu<br />
Tel: 0721 – 400016<br />
Ancona:<br />
Capitano Ceccacci<br />
Capo Colella<br />
Comandante Ortensio<br />
Tel: 071 - 227581<br />
San Benedetto del Tronto<br />
Guardia Marina Colombo<br />
Tel: 0735 - 592744<br />
Nationale Zentrale der Küstenwache<br />
Comando Centrale delle Capitanerie<br />
di Porto (Roma)<br />
Tel: 06-59081<br />
Ufficio Relazioni Esterne<br />
Tel: 06-59084666<br />
Feuerwehr<br />
Comando Provinciale dei Vigili<br />
del Fuoco - Ancona<br />
Tel.: 071 – 280801<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 73<br />
Ispettorato Regionale per le Marche<br />
Via Marini 18<br />
I-60100 Ancona<br />
Tel: 071-227511<br />
Forstwacht<br />
Guardia Forestale<br />
Coord. Provinciale - Ancona<br />
Tel: 071-2810226/227<br />
Coord. Regionale<br />
D.ssa Sperti<br />
Tel: 071-2810507/508<br />
Erste Hilfe (Pronto Soccorso)<br />
Centrale Operativa Ancona<br />
Dr. R. Sestidi<br />
Tel: 167 - 118 – 0111<br />
Italienisches Innenministerium -<br />
Büro für Außenkontakte<br />
Centro Operativo del Ministero<br />
degli Interni - Ufficio Relazioni<br />
Esterne<br />
Geom. Silvestrini<br />
Tel: 06-46536235<br />
Fax: 06-4747848<br />
Umweltschutzorganisationen:<br />
Legambiente Marche<br />
Tel: 071-200852<br />
Luigino Quarchioni<br />
Presidente regionale<br />
Legambiente<br />
Tel.: 339-1122832<br />
WWF<br />
Delegazione Marche<br />
Via Cialdini 24/a<br />
I-60100 Ancona<br />
Tel.: 071 - 203634
Regionalbericht Abruzzen<br />
Bearbeitet von Dipl. Ing. Tibor Lepel, Berlin<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Region Abruzzen ist mit nur 1,2 Mio. Einwohnern<br />
auf einer Fläche von 10.750 km² eine der<br />
kleineren, landwirtschaftlich geprägten Regionen<br />
Italiens. Neben der Landwirtschaft ist der Tourismus<br />
der bedeutendste Wirtschaftszweig der Region, der<br />
sich vor allem entlang der 133 km langen Küste und<br />
in den Bergen des Hinterlandes entwickelt. Drei<br />
Provinzen teilen sich die Strände. Von Norden nach<br />
Süden sind dies: Teramo, Pescara und Chieti. Eine<br />
vierte Provinz, L'Aquila, liegt im Westen der Region<br />
und hat keine Küste. Hier befindet sich die offizielle,<br />
nur 67.000 Einwohner zählende Hauptstadt der<br />
Region, L'Aquila. Die größte und wirtschaftlich<br />
bedeutendste Stadt der Abruzzen ist Pescara mit<br />
120.000 Einwohnern. Die Hafenstadt ist <strong>das</strong> Industrie-<br />
und Dienstleistungszentrum der Region. Im<br />
Umland Pescaras befinden sich die meisten industriellen<br />
Produktionsbetriebe. Die wichtigsten Erzeugnisse<br />
der Region sind Lebensmittel, Bekleidung,<br />
Lederwaren und Möbel. In Pescara befinden<br />
sich außerdem diverse Regionalbehörden, darunter<br />
auch eine Stelle des Umweltamtes und die Tourismusbehörde.<br />
Die Abruzzen sind selbst im eigenen Land eine noch<br />
nicht entdeckte Region. Mit ihr werden in erster<br />
Linie einsame, hohe Berge und Nationalparks<br />
verbunden. Berge prägen denn auch tatsächlich fast<br />
die gesamte Region. So befindet sich beispielsweise<br />
mit dem 2912 m hohen Gran Sasso d'Italia der<br />
höchste Berg des Apennin in den Abruzzen. In den<br />
Nationalparks, die ein Drittel des regionalen Territoriums<br />
ausmachen, leben noch Wölfe, Adler und<br />
Bären in freier Wildbahn. Das Panorama dieser<br />
Bergwelt dient den Badeorten als Hintergrund. Nur<br />
ein dünner Streifen Hügelland trennt <strong>das</strong> Meer von<br />
den Gipfeln. Die Nationalparks des Gran Sasso oder<br />
der Majella sind vom Strandquartier aus leicht in<br />
Tagestouren zu erreichen.<br />
Die Küste lässt sich grob den 3 Küstenprovinzen<br />
zuordnen. Im Norden, in der Provinz Teramo, findet<br />
man lange, gut ausgestattete Sandstrände, die in den<br />
Ortszentren meist den berühmten italienischen<br />
Strandbädern, den "bagni", in Konzession gegeben<br />
sind. Die Ferienorte sind meist neueren Datums und<br />
am Fuß der Hügel gelegen auf denen noch die<br />
historischen Ortschaften thronen. Die Badeorte sind<br />
oft neueren Datums, aber dafür ist man hier am<br />
besten auf die Gäste eingestellt.<br />
Entlang des kleinen Küstenabschnitts der Provinz<br />
Pescara geht der Sandstrand weiter. Allerdings<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 74<br />
macht sich hier die Großstadt mit all ihrem Leben<br />
und ihrer neueren Architektur bemerkbar.<br />
Abwechslungsreicher ist die Küste der Provinz<br />
Chieti, wenn auch touristisch noch wenig erschlossen.<br />
Von Ortona aus südlich bis Vasto und San<br />
Salvo wechseln sich hier Steilküstenabschnitte und<br />
kleine Kiesstrände ab. Sandstrände sind im Golfo di<br />
Vasto und im Golfo di Venere zwischen Fossacesia<br />
und Casalbordino zu finden.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Die Festlegung der Probenahmestellen erfolgt in den<br />
Abruzzen, wie in ganz Italien nach dem Gesetz<br />
"DPR 470/82", vom 8. Juni 1982, <strong>das</strong> sich wiederum<br />
auf die EU-Richtlinie "76/160" bezieht.<br />
Dieses Gesetz, ergänzt und modifiziert durch <strong>das</strong><br />
Gesetz N°422, vom 29. Dezember 2000, beinhaltet<br />
außerdem, <strong>das</strong>s die Badesaison offiziell vom 1. Mai<br />
bis zum 30. September andauert und <strong>das</strong>s Wasserproben<br />
von einem Monat vor Saisonbeginn (1.<br />
April) bis zum Ende der Saison mindestens zweimal<br />
pro Monat entnommen werden müssen. Die Proben<br />
werden seit Oktober 1999 nicht mehr von der<br />
lokalen Gesundheitsbehörde genommen, sondern<br />
von der zur gleichen Zeit neu gegründeten Umweltagentur<br />
der Region (ARTA - Agenzia regionale per<br />
la tutela del ambiente Abruzzo). Sie werden an<br />
Stellen an denen <strong>das</strong> Meer eine Tiefe von 80 –<br />
120 cm aufweist in 30 cm Tiefe entnommen. An<br />
Steilküsten werden Proben nicht weiter als 5 Meter<br />
von der Küste entfernt entnommen. Die Probenahme<br />
erfolgt zwischen 9:00 und 15:00 Uhr. Bei starken<br />
Regenfällen oder Sturm, sowie zwei Tage danach<br />
dürfen keine Proben entnommen werden. Die<br />
Auswahl der Messpunkte wird von der Region in<br />
Zusammenarbeit mit der ARTA getroffen. Der<br />
Abstand zwischen den einzelnen Messpunkten darf<br />
laut Gesetz 2.000 Meter nicht <strong>über</strong>schreiten, ist in<br />
der Regel aber wesentlich geringer gewählt. Auf den<br />
133 km Küstenstrecke befinden sich 115 Messpunkte.<br />
In den Abruzzen wird die gesamte Küstenlinie<br />
von den Messungen erfasst. Die Probenentnahmestellen<br />
sind so gewählt, <strong>das</strong>s auch Belastungsbereiche<br />
an Flussmündungen, Einleitungen sowie rechts<br />
und links der Hafenkanäle erfasst werden. An diesen<br />
besonders belastungsgefährdeten Punkten besteht<br />
generelles Badeverbot. Innerhalb von 100 m vom<br />
Hafen, 200 m von Anlegestellen sowie in Bootskorridoren<br />
ist Baden verboten. Soll im einem Mündungsbereich<br />
kein Badeverbot bestehen, so ist es
Pflicht, einen Messpunkt direkt an die Mündung zu<br />
legen (Decreto Ministeriale vom 29.01.1992).<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Zweimal im Monat werden von den ARTA der drei<br />
Küstenprovinzen der Abruzzen die Wasserproben<br />
analysiert. Untersucht werden 11 Parameter, darunter<br />
vier mikrobiologische Hygieneparameter. Gesamtkoliforme,<br />
Fäkalkoliforme sowie Streptokokken<br />
werden bei jeder Messung ermittelt, Salmonellen<br />
lediglich bei Verdacht. Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme<br />
werden mit der Mehrfachröhrchenmethode<br />
und der Membranfiltermethode bestimmt. Für die<br />
Ermittlung der Streptokokken werden die Flüssigkulturtechnik-Methode<br />
sowie die Membranfiltermethode<br />
angewandt.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Belastungen<br />
Durch eine Gesetzesänderung (Gesetz N°422, vom<br />
29. Dezember 2000) wurde die seit 1982 geltende<br />
Bestimmung zur Verhängung von Badeverboten in<br />
Folge von hygienischen Belastungen neu geregelt.<br />
Das neue Gesetz besagt, <strong>das</strong>s ein Strandabschnitt als<br />
"zum Baden nicht geeignet" gilt, wenn bei einem<br />
festgelegten Prozentsatz der im Vorjahr durchgeführten<br />
Messungen italienische oder europäische<br />
Grenzwerte für die Badegewässerqualität <strong>über</strong>schritten<br />
wurden. Zur Bewertung "nicht zum Baden<br />
geeignet" kommt es, wenn die folgenden Bedingungen<br />
nicht erfüllt werden:<br />
Es müssen mindestens 80 % der Messungen der<br />
Saison unterhalb der italienischen Grenzwerte für<br />
mikrobiologische Belastungen bleiben, sowie 90 %<br />
bezüglich der sonstigen Parameter. Neu hinzu<br />
kommt die Berücksichtigung der europäischen<br />
Grenzwerte. 95 % der Messungen müssen Ergebnisse<br />
unterhalb der großzügigeren europäischen<br />
Grenzwerte von 10.000 Gesamtkoliformen pro<br />
100 ml und 2.000 Fäkalkoliformen pro 100 ml<br />
aufweisen. Wurde ein Strandabschnitt zum Ende der<br />
letzten Badesaison als "nicht zum Baden geeignet"<br />
eingestuft, so muss er zum Anfang der neuen Badesaison<br />
gesperrt werden.<br />
Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />
Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />
als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />
so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />
permanentes Badeverbot verhängt werden. Das<br />
Gesetz ist in der Badesaison 2002, auf Basis der<br />
Ergebnisse aus den Jahren 2000 und 2001, zum<br />
ersten mal zur Anwendung gekommen. Ein permanentes<br />
Badeverbot wird außerdem verhängt, wenn<br />
mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />
der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />
haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 75<br />
Messungen von mindestens zwei pro Monat durchgeführt<br />
wurden.<br />
An dem entsprechenden Küstenabschnitt muß die<br />
Ursache der Verschmutzung ausfindig gemacht und<br />
behoben werden. Allerdings fügt hier <strong>das</strong> Gesetz<br />
einschränkend hinzu, "soweit es innerhalb der<br />
finanziellen Möglichkeiten" der entsprechenden<br />
Verantwortlichen liegt. An den vier Messpunkten,<br />
die in den Abruzzen aufgrund der neuen gesetzlichen<br />
Regelung permanente Badeverbote ausgesprochen<br />
wurden (vgl. Kap. 4.2), sind erste Planungsschritte<br />
zur Behebung der Verschmutzungsursachen<br />
eingeleitet worden. In allen Fällen handelt es sich<br />
um bekannte Probleme bei vorhandenen Kläranlagen.<br />
Die Behebung der Mängel soll laut Aussagen<br />
der zuständigen Behörden bei der Verteilung der<br />
Finanzmittel für derartige Vorhaben Vorrang gewährt<br />
werden.<br />
Der Strand kann nach Behebung der Verschmutzungsursachen<br />
erst wieder geöffnet werden, wenn<br />
<strong>über</strong> einen Untersuchungszeitraum von 6 Monaten<br />
keine einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung mehr festgestellt<br />
werden konnte. Diese 6 Monate können sich<br />
auch <strong>über</strong> zwei aufeinanderfolgende Badesaisons<br />
erstrecken.<br />
Neu ist allerdings auch die Möglichkeit, die Zahl der<br />
Gewässerproben pro Badesaison zu erhöhen. Auf<br />
diese Weise kann die prozentuale Gewichtigkeit<br />
ungünstig ausgefallener Messungen gemindert<br />
werden. Zum Beispiel hätte eine einzige Überschreitung<br />
der europäischen Grenzwerte, bei der bisher<br />
üblichen Zahl von 12 Messungen pro Saison, zur<br />
Folge, <strong>das</strong>s die 95 % erforderlicher einwandfreier<br />
Proben nicht mehr erreicht werden könnten. Bei<br />
einer angenommenen Durchführung von 20 Messungen<br />
pro Saison kann sich ein Strandabschnitt eine<br />
einzige Überschreitung der europäischen Grenzwerte<br />
hingegen "leisten".<br />
Während der Saison wird ein Badeverbot ausgesprochen,<br />
wenn die Kontrollprozedur mit folgendem<br />
Resultat verläuft: Bei Routineuntersuchungen hat<br />
mindestens ein Parameter die Grenzwerte für Badegewässer<br />
<strong>über</strong>schritten. Im direkten Anschluss<br />
werden fünf Zusatzuntersuchungen vorgenommen,<br />
bei denen mindestens zwei Untersuchungen mindestens<br />
eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufweisen. Ist<br />
dies der Fall, so erfolgt eine Anweisung an den<br />
Bürgermeister der Gemeinde, ein temporäres Badeverbot<br />
für den betroffenen Strand auszurufen. Der<br />
Bürgermeister hat für die Verbotsbeschilderung der<br />
Strände zu sorgen.<br />
Ein temporäres Badeverbot kann aufgehoben werden,<br />
wenn in den zwei nachfolgenden Routinemessungen<br />
keine hygienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />
wurden.
In den Abruzzen werden zusätzlich zu den fünf<br />
gesetzlich vorgeschriebenen Zusatzuntersuchungen<br />
noch weitere Gewässerproben genommen. Um die<br />
Grenze zwischen einem belasteten und einem<br />
unbelasteten Messpunkt genauer bestimmen zu<br />
können wird in Schritten von jeweils 100 m der<br />
Zwischenraum der offiziellen Messpunkte beprobt.<br />
Badeverbote werden dann bis zu dem letzten belasteten<br />
Messpunkt ausgesprochen, auch wenn es<br />
sich bei diesen Messpunkten um keine der offiziellen<br />
Routinemesspunkte handelt. Bei diesem Prozedere<br />
handelt es sich um eine regionale Eigenheit in<br />
der Vorgehensweise, die für eine größtmögliche<br />
hygienische Sicherheit der Badegäste sorgen soll.<br />
Die Küste der Abruzzen gehört zu den am häufigsten<br />
beprobten Küstenabschnitten Italiens.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
Die Region Abruzzen hat in der Saison 2002 zum<br />
dritten Mal am ADAC-Sommerservice-Programm<br />
teilgenommen. In der Region wird der Sommerservice<br />
weiterhin sehr ernst genommen. Dies äußert<br />
sich in hoher Kooperationsbereitschaft auf Seiten<br />
der verantwortlichen Personen. Sowohl die Tourismusbeauftragten,<br />
als auch die für die Kontrollen der<br />
Badegewässerqualität zuständigen Stellen waren<br />
stets bereit, den Sommerservice schnell mit aktuellen<br />
Informationen zu versorgen.<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die Informationsbeschaffung hat im in Bezug auf<br />
die Basisinformationen zum Sommerservice im<br />
dritten Jahr der Teilnahme eine zuverlässige Routine<br />
erreicht. Zu aktuellen Themen, sowie zu Spezialthemen,<br />
die im Rahmen des Sommerservices von<br />
Jahr zu Jahr wechseln, kann eine offene Zusammenarbeit<br />
mit dem Sommerservice registriert werden.<br />
Unter der Verantwortung des Generaldirektors der<br />
APTR, Dott. Savelli, haben dem ADAC- Sommerservice,<br />
mit D.ssa Giuganino und Dott. Giovannucci<br />
zwei zuverlässige und hilfsbereite Kontaktpersonen<br />
zu sämtlichen den Tourismusbereich betreffenden<br />
Fragen zur Verfügung gestanden.<br />
Die Daten zur Badegewässerqualität sowie die<br />
aktuell verhängten Badeverbote sind mit großer<br />
Aktualität von der verantwortlichen Umweltabteilung<br />
der Region, namentlich von Herrn Dott. Caporale<br />
geliefert worden. Dott. Caporale führt sämtliche<br />
Daten der 19 Küstengemeinden und der<br />
Umweltämter (ARTA) der 3 Küstenprovinzen an<br />
einer Stelle zusammen. Er hat den ADAC-<br />
Sommerservice außerdem mit wichtigen Informationen<br />
zum Stand der Abwasserklärung, als auch mit<br />
Hintergrundinformationen zu sämtlichen Fragestellungen,<br />
die in den Themenbereich Gewässerqualität<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 76<br />
fallen, versorgt. Von Seiten der Gewässerbehörde<br />
wurde in diesem Jahr großes Interesse an einer<br />
intensivierten Zusammenarbeit mit dem ADAC<br />
bekundet.<br />
Die regelmäßige Lektüre der regionalen Tagespresse<br />
hat einen guten Überblick <strong>über</strong> die Geschehnisse in<br />
der Region ermöglicht. Für genauere Informationen<br />
zu einzelnen kulturellen Ereignissen konnte auf die<br />
lokalen Touristeninformationsbüros (IAT) zurückgegriffen<br />
werden.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Die Abruzzen sind eine Region, die in vielen Reiseführern<br />
als "noch nicht entdeckt" beschrieben wird.<br />
Dabei ist in den Abruzzen im Vergleich zu vielen<br />
anderen Regionen gleich zweimal im Jahr Touristensaison.<br />
Lediglich 60 - 70 % des Tourismusgeschäfts<br />
wird im Sommer abgewickelt, der andere<br />
Teil fällt auf die Wintersaison. Die Berge der Region<br />
sind ein beliebtes Ziel für Skitouristen.<br />
Das Tourismuskonzept der Region setzt auf die<br />
Kombination von Meer und Bergen. Die höchsten<br />
Berge des Apennin und Naturparks, die ein Drittel<br />
der gesamten Region umfassen, befinden sich in<br />
unmittelbarer Nähe zum Meer. Dies sind die Besonderheiten,<br />
die die Abruzzen von anderen Regionen<br />
an der Mittelmeerküste unterscheiden.<br />
Von Mai bis August konnten im Jahr 2002 insgesamt<br />
372.154 Touristen in Hotels, Herbergen und<br />
Ferienwohnungen entlang der Strände der Abruzzen<br />
offiziell gezählt werden. Das ist ein geringer Zuwachs<br />
von 1,5 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum<br />
des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen<br />
hat sich im Vergleich zum Vorjahr um circa 90.000<br />
oder 3 % erhöht. Den größten Anteil von 85 % der<br />
Abruzzen-Touristen stellen immer noch die Italiener<br />
selbst. Die Zahl der ausländischen Gäste verteilt sich<br />
allerdings interessanterweise gleichmäßig <strong>über</strong> den<br />
gesamten Saisonzeitraum. Das heißt, es sind während<br />
der Vorsaison bereits ungefähr so viele ausländische<br />
Besucher in den Abruzzen zu Besuch wie in<br />
der Hauptsaison. Somit sind ausländische Touristen<br />
gerade in der Zwischensaison ein wichtiger Faktor.<br />
Im Monat Mai betrug der Anteil ausländischer Gäste<br />
gar ein Viertel der Gesamtbesucherzahl. Insgesamt<br />
kamen trotz finanziell schwieriger Zeiten 2 % mehr<br />
Ausländer an die Strände der Abruzzen als noch im<br />
Vorjahr. Damit setzt sich der positive Trend der<br />
Vorjahre fort. Wichtigstes Herkunftsland ist weiterhin<br />
Deutschland.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die Region arbeitet zurzeit an der Verwirklichung<br />
einer funktionierenden Abwasserentsorgung. Insge-
samt existieren ca. 500 Kläranlagen, an die ca. 80 %<br />
der Haushalte angeschlossen sind. Allen voran<br />
haben sich die Küstengemeinden, die ein direktes<br />
wirtschaftliches Interesse mit der Gewässerreinhaltung<br />
verbindet, mit Kläranlagen ausgestattet. Entlang<br />
der Küste wurden in den letzten Jahren allein<br />
<strong>über</strong> 70 Mio. € in neue Kläranlagen investiert.<br />
Schlechter sieht die Abwasserentsorgung in den<br />
dünnbesiedelten Bereichen des Hinterlandes aus.<br />
Hier werden die Haushaltsabwässer oft noch ungeklärt<br />
in Flüsse und Bäche eingeleitet.<br />
Die EU schreibt für die Reinigungsleistung von<br />
Kläranlagen eigene Normwerte vor, die bei Strafandrohung<br />
eingehalten werden müssen. Die neuen<br />
Normen gelten für Kläranlagen <strong>über</strong> 15.000 EW<br />
bereits seit Ende des Jahres 2000, für kleinere<br />
Anlagen ab dem Jahr 2005. Die Region Abruzzen<br />
verfügt <strong>über</strong> 21 Anlagen <strong>über</strong> 15.000 EW (fast alle<br />
an der Küste gelegen), wovon bisher die Hälfte die<br />
Werte einhält. Die andere Hälfte der Anlagen wird<br />
zurzeit modernisiert. Schwierigkeiten bei der Abwasserklärung<br />
bestehen etwa in Lanciano und<br />
Ortona. Die mangelhafte Klärleistung hat zur regelmäßigen<br />
Überschreitung der Grenzwerte für Badegewässer<br />
im Mündungsbereich der Bäche Feltrino<br />
und Peticcio und zur zwangsläufigen Verhängung<br />
eines permanenten Badeverbotes geführt. Schwieriger<br />
als die Modernisierung dieser Großanlagen wird<br />
sich die Modernisierung mehrerer hundert Kleinanlagen<br />
gestalten. Eine solche Kleinanlage wird zum<br />
Beispiel für die schlechten Gewässerwerte an der<br />
Mündung des Sangro verantwortlich gemacht. Die<br />
direkt am Strand gelegene Anlage muss geschlossen<br />
werden.<br />
Das große Sorgenkind der Region, der Fluss Pescara<br />
und damit verbunden die gleichnamige Stadt, haben<br />
in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach<br />
vorn getan. Zurzeit werden im Rahmen eines 10<br />
Mio. € teuren Projektes die letzten noch ungeklärten<br />
Abwässer erfasst und den Kläranlagen zugeleitet.<br />
Zwei gesonderte Auffangbecken zur Erfassung stark<br />
belasteten Regenwassers sind Teil des Projektes. Die<br />
Resultate scheinen sich an Pescaras Stränden bemerkbar<br />
zu machen. Die Gewässerqualität hat sich<br />
im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren deutlich<br />
verbessert. Dies gilt auch wenn der Hauptgrund für<br />
die Kehrtwende an den Stränden der Stadt wohl bei<br />
Arbeiten im Mündungsbereich zu suchen ist (siehe<br />
Kapitel 4.3). Probleme bestehen in Pescara noch im<br />
Rohrleitungs- und Pumpsystem. Bei Leckagen und<br />
Pumpenausfällen kommt es vereinzelt immer noch<br />
zur Einleitung ungeklärter Abwässer in den Fluss.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die Badegewässerqualität ist nahezu in der gesamten<br />
Region gut oder sehr gut. In der nördlich von<br />
Pescara gelegenen Provinz Teramo wurde, wie<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 77<br />
bereits in den beiden Vorjahren, auch in der Saison<br />
2002 kein einziges Badeverbot verhängt. Die Gewässerqualität<br />
konnte für sämtliche Strände zwischen<br />
Martinsicuro und Silvi Marina durchgehend<br />
als gut oder sehr gut bewertet werden. Die Situation<br />
in Pescara, wo noch vor zwei Jahren weite Teile des<br />
Stadtstrandes nahezu ganzjährig gesperrt werden<br />
mussten, hat sich deutlich verbessert. Baggerarbeiten<br />
im Mündungsbereich haben dafür gesorgt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
trotz einiger Verbesserungen immer noch stark<br />
belastete Flusswasser des Pescara nicht mehr vor die<br />
Strände der Stadt, sondern weiter hinaus ins offene<br />
Meer geleitet wird. Im Süden der Region, in der<br />
Provinz Chieti ist es der eine oder andere Bach und<br />
Fluss, der, mit ungeklärten Haushaltsabwässern<br />
belastet, die Mündungsbereiche an der Küste verunreinigt.<br />
Bei einer Gesamtzahl von 115 Messpunkten<br />
entlang der 133 km langen Küste kam es nur an<br />
7 Stränden zur Verhängung eines temporären Badeverbots.<br />
In Pescara war lediglich ein Strand davon<br />
betroffen, sämtliche anderen Strände lagen in der<br />
südlichen Provinz Chieti. In Italien werden Badeverbote<br />
bereits bei geringerer Belastung verhängt,<br />
als dies die EU-Norm vorschreibt. Aufgrund der<br />
Überschreitung italienischer Grenzwerte wurden<br />
dieses Jahr folgende Strandabschnitte zeitweilig<br />
gesperrt: die Strandabschnitte, 300 m nördlich des<br />
Hafenkanals von Pescara, 350 m südlich der Mündung<br />
des Alento (Francavilla al Mare), 350 m<br />
südlich der Mündung des Foro (Ortona), 50 m<br />
nördlich des Grabens Cintioni (Ortona), 75 Meter<br />
südlich des Bahnhofs von Fossacesia, 200 m südlich<br />
des Flusses Sangro (Torino di Sangro) und 200 m<br />
nördlich des Grabens Lebba (Vasto). Die Strandabschnitte<br />
200 Meter südlich sowie 200 Meter nördlich<br />
der Mündung des Baches Peticcio (Ortona) waren<br />
während der gesamten Saison 2002 gesperrt.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Im Norden der Region, in der Provinz Teramo,<br />
befinden sich durchweg die saubersten Strände der<br />
Region, im Süden, in der Provinz Chieti, kam es zu<br />
den meisten Badeverboten. Getrennt werden Nord<br />
und Süd von der Großstadt Pescara, die eine Sondersituation<br />
an der Küste bildet. Industrielle Abwässer<br />
spielen in der Region keine herausragende Rolle. Es<br />
sind die Abwässer aus Haushalten und der Landwirtschaft,<br />
die <strong>über</strong> die Flüsse ins Meer gelangen und<br />
dieses belasten. Die Küstengemeinden selbst verfügen<br />
oft <strong>über</strong> eine gut funktionierende Abwasserklärung.<br />
Dies gilt vor allem für die touristischen Hochburgen.<br />
Im Hinterland der Abruzzen besteht noch<br />
Aufholbedarf, was die Abwasserreinigung betrifft.<br />
Auch hier lässt sich eine Dreiteilung der abruzzesischen<br />
Küste nachvollziehen. Der Küstenabschnitt im<br />
Norden der Region hat aufgrund der unmittelbaren<br />
Nähe eines Hochgebirges zum Meer kaum Hinterland<br />
und dementsprechend kaum größere Fließgewässer,<br />
die <strong>das</strong> Meer belasten. Der am stärksten
elastete Fluss in der Provinz Teramo ist der Tordino.<br />
Der Süden verfügt <strong>über</strong> mehr Hinterland und<br />
dementsprechend <strong>über</strong> mehr belastete Flüsse und<br />
Bäche. Sämtliche Badeverbote, die während der<br />
Saison ausgesprochen werden mussten, befinden<br />
sich in Mündungsnähe zu solch einem Bach oder<br />
Fluss, fast alle lagen in der südlichen Provinz Chieti.<br />
In Pescara mündet der längste Fluss der Region ins<br />
Meer, der Abwässer aus einem weiten Hinterland<br />
und aus den Großstädten Pescara und Chieti an die<br />
Küste transportiert. Allerdings scheint es gelungen<br />
zu sein, durch die oben bereits erwähnten Maßnahmen<br />
die Situation der Vorjahre entschärfen zu<br />
können. Seit der besseren Erfassung der Abwässer<br />
aus dem Stadtgebiet wurden zumindest an den<br />
Stränden deutlich geringere hygienische Belastungen<br />
festgestellt. Für die gesamte Region gilt, <strong>das</strong>s<br />
Badeverbote, die im Mündungsbereich eines Fließgewässers<br />
verhängt wurden, unbedingt zu respektieren<br />
sind. Im Mündungsbereich stärker belasteter<br />
Flüsse, wie z. B. des Moro oder des Feltrino (belastet<br />
durch die Stadt Lanciano), werden Proben in<br />
geringem Abstand zur Mündung genommen. Hierdurch<br />
kann kontrolliert werden, ab welcher Entfernung<br />
zur Mündung die Gewässerqualität den Anforderungen<br />
an Badegewässer entsprechen. Der Fluss<br />
Feltrino führt während der Sommermonate fast<br />
ausschließlich Abwasser aus der Kläranlage von<br />
Lanciano. Die Kläranlage leistet nicht genug, um die<br />
Badegewässerqualität an der Mündung zu garantieren.<br />
Seit der Saison 2002 gilt an den Stränden in<br />
Mündungsnähe zum Feltrino ein permanentes<br />
Badeverbot. Ähnliches gilt für den Fluss Peticcio,<br />
der in unmittelbarer Nähe zur Kläranlage von Ortona<br />
ins Meer mündet und für den Fluss Sangro, der<br />
ebenfalls durch eine nicht funktionstüchtige Kleinkläranlage<br />
belastet wird. Hier werden die permanenten<br />
Badeverbotszonen erweitert.<br />
In der ganzen Region kommt es leider immer wieder<br />
zu illegalen Einleitungen ungeklärter Abwässer in<br />
die Flüsse. Diesem Phänomen mit strafrechtlichen<br />
Mitteln beizukommen gestaltet sich in der Praxis<br />
schwierig.<br />
4.5 Strandqualität<br />
In den Abruzzen wurden sämtliche Strände im<br />
Rahmen des Sommerservice begutachtet, die meisten<br />
davon bereits zum wiederholten Mal. Die zentralen<br />
Strände der traditionsreicheren Badeorte, wie<br />
Alba Adriatica, Roseto degli Abruzzi, Pineto,<br />
Francavilla oder Vasto haben einen gepflegten<br />
Eindruck hinterlassen. In Ortszentren gelegene<br />
Strände sind zum <strong>über</strong>wiegenden Teil Strandbadbetreibern<br />
in Konzession gegeben. Die Strandbäder<br />
heißen in Italien "bagni" und sind während der<br />
Sommermonate eine feste Institution entlang der<br />
gesamten italienischen Küste. Zwischen den in<br />
Konzession gegebenen Strandabschnitten befinden<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 78<br />
sich vereinzelt auch frei nutzbare Strandabschnitte.<br />
Während diese an den zentralen Stränden eher rar<br />
sind, findet man an den weniger zentral gelegenen<br />
Stränden vor allem freie Strände und nur vereinzelt<br />
"bagni".<br />
Die "bagni" sind in der Regel recht ähnlich ausgestattet.<br />
Es gibt Liegestuhlplätze unter Sonnenschirmen,<br />
Umkleidekabinen und Duschen. Im Hintergrund<br />
befindet sich oft eine Strandbar oder gar ein<br />
Restaurant. Für Kinder steht eine leider manchmal<br />
etwas schlichte Spielecke zur Verfügung und auf<br />
Stundenbasis können Volleyballfelder, Paddelboote<br />
oder Tretboote gemietet werden. Viele Hotels und<br />
"bagni", vor allem der Ortszentren, engagieren für<br />
die Badesaison Animateure, die sportliche Aktivitäten<br />
und Spiele am Strand organisieren. Die meisten<br />
Strände der Abruzzen sind gut für Kleinkinder<br />
geeignet. Breite Strände und ein sanft abfallender<br />
Badebereich lassen ein vergleichsweise gefahrloses<br />
Baden zu.<br />
Aufgabe der Strandbetreiber ist per Gesetz für<br />
Sicherheit und Sauberkeit auf dem gepachteten<br />
Strandabschnitt zu sorgen. Diese Verpflichtung wird<br />
von den Pächtern ernst genommen und die Strände<br />
sind dementsprechend sauber und von Bademeistern<br />
<strong>über</strong>wacht.<br />
Etwas schlechter sieht dagegen die Situation auf<br />
einigen freien Stränden aus. Hier sind die Gemeinden<br />
für die Reinhaltung und die Einrichtung einer<br />
Bade<strong>über</strong>wachung zuständig. Obwohl die Küstengemeinden<br />
der Abruzzen auch von Seiten der<br />
Hafenmeistereien zur Erfüllung ihrer Pflichten<br />
eindringlich hingewiesen werden, haben bisher nicht<br />
alle Bürgermeister die notwendigen Schritte dazu<br />
eingeleitet. Freie Strände sind daher vor allem an<br />
abgelegenen Küstenabschnitten etwas schmutziger<br />
und eine Überwachung durch Bademeister ist die<br />
absolute Ausnahme.<br />
In den Abruzzen sind nur zwei Strände bekannt, an<br />
denen Hunde während der Badesaison geduldet<br />
werden. Der eine ist der freie Strand vor dem Campingplatz<br />
"Lido Ripari di Giobbe" nördlich Ortonas.<br />
Der andere ist der Stadtstrand von Giulianova. In<br />
Ortona ist es lediglich der hundefreundlichen Einstellung<br />
der Campingplatzbetreiber und der abgeschiedenen<br />
Lage des Strandes zu verdanken, <strong>das</strong><br />
Hunde mit an den Strand, wenn auch nicht mit ins<br />
Wasser dürfen. In Giuliavova hingegen kommt eine<br />
Verordnung der Capitaneria di Porto zur Geltung,<br />
die es jedem Badeort ermöglicht, den "bagni" selber<br />
freizustellen, ob sie Hunde zulassen möchten oder<br />
nicht. In den betreffenden Strandbädern können<br />
Hunde unter einen Sonnenschirm der letzten Reihe<br />
mitgenommen werden. Sie dürfen ein Höchstgewicht<br />
von 6 kg allerdings nicht <strong>über</strong>steigen und<br />
müssen sich unter dem Schirm ruhig verhalten.<br />
Bisher macht außer Giulianova noch keine Gemeinde<br />
von dieser Möglichkeit Gebrauch.
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Küstenerosion<br />
Küstenerosion ist eines der zentralen Themen <strong>das</strong><br />
viele Tourismusbetreiber in den Abruzzen besorgt.<br />
Jedes Jahr werden Strände in Badeorten von Wind<br />
und Wellen in ihrer Breite dezimiert und müssen<br />
mühevoll für die neue Saison wieder mit frischem<br />
Sand aufgeschüttet werden. Die Umweltorganisation<br />
Legambiente zählt die Abruzzen zu den am stärksten<br />
von Küstenerosion betroffenen Regionen Italiens.<br />
Laut einer Erhebung von Legambiente sind in den<br />
Abruzzen 25 % der Strände besonders stark von<br />
Erosion bedroht. Insgesamt sind 60 % der Küste von<br />
dem Phänomen betroffen. Eine Ursache des Phänomens<br />
scheint in der massiven Befestigung der<br />
Fließgewässer zu liegen. Noch in den 80er Jahren<br />
wurden umgerechnet circa 510 Millionen € in die<br />
Befestigung von Flussbetten und Flussufern investiert.<br />
In der Konsequenz werden heute weniger<br />
Sedimente ins Meer gespült, die zur natürlichen<br />
Regenerierung der Strände beitragen können. Die<br />
Region hat in diesem Sommer auf einer eigens zum<br />
Thema einberufenen Konferenz eine Machbarkeitsstudie<br />
vorgestellt, die erstmals einen Küstenschutzplan<br />
für die gesamte Küste der Abruzzen vorgibt.<br />
Die Machbarkeitsstudie bezieht sich auf ein computergestütztes<br />
Modell zur Planung der notwendigen<br />
Küstenschutzbauten. Aufgrund des enormen Kostenbedarfs<br />
für ein Gesamtprojekt soll vorerst an den<br />
am stärksten betroffenen der touristisch bedeutsamen<br />
Badeorte gehandelt werden.<br />
Algenschleim (Mucillagine)<br />
Der Algenschleim, der dieses Jahr im Bereich der<br />
nördlichen Adria für Besorgnis unter den Tourismusbetreibern<br />
gesorgt hat, hat die Küste der Abruzzen<br />
nahezu ganz verschont. Lediglich zwei Tage<br />
lang, vom 24. zum 25. Juli, war Algenschleim direkt<br />
vor der Küste der Abruzzen zu sehen. Die Situation<br />
wurde von drei Tage anhaltendem stürmischem<br />
Wetter bereinigt. Das Thema hatte sich damit für die<br />
Region in diesem Jahr erledigt.<br />
Waldbrände<br />
Ein für italienische Verhältnisse besonders regenreicher<br />
Sommer sorgt für eine ausgesprochen positive<br />
Bilanz beim Schutz der Wälder vor Feuer. In den<br />
Abruzzen kam es während der gesamten Saison zu<br />
keinen nennenswerten Schäden durch Waldbrände.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die Adria ist bekannt für ihre familienfreundlichen<br />
Strände. Das liegt unter anderem daran, <strong>das</strong>s es nur<br />
wenige gefährliche Küstenabschnitte gibt. Dies ist<br />
auch in den Abruzzen der Fall. Die weiten nur flach<br />
abfallenden Badebereiche an den Stränden der<br />
Abruzzen bieten nur wenig Gefahrenpotential. Das<br />
bedeutet allerdings nicht, <strong>das</strong>s die Adria als Meer<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 79<br />
nicht ernst zu nehmen sei und die wichtigen Grundregeln<br />
zur Badesicherheit nicht eingehalten werden<br />
müssten. Jedes Jahr kommt es auch zu Todesfällen<br />
im Badebetrieb. Diese sind allerdings fast ausschließlich<br />
auf die Missachtung elementarer Baderegeln<br />
oder die Fehleinschätzung der eigenen<br />
physischen Verfassung zurückzuführen.<br />
Die wichtigsten Bestimmungen zur Badesicherheit<br />
sind in der Badeordnung "Ordinanza di balneazione"<br />
enthalten, die von den Hafenmeistereien und der<br />
Küstenwache herausgegeben wird und in jedem<br />
Strandbad zur Einsicht aushängt. Die Badeordnung<br />
ist während der gesamten offiziellen Badesaison,<br />
vom 1. Mai bis zum 30. September in Kraft. Sämtliche<br />
Verstöße gegen sie können als Ordnungswidrigkeit<br />
geahndet und mit einem Bußgeld von mindestens<br />
1.000 € bestraft werden.<br />
Die Badeordnung ähnelt sich in ganz Italien, von<br />
Provinz zu Provinz können allerdings einzelne<br />
Unterschiede in der Badeordnung auftreten. Im<br />
Wesentlichen beinhaltet sie die folgenden Sicherheitsbestimmungen:<br />
- In Konzession betriebene Strände müssen<br />
spätestens ab dem 30. Juni und mindestens bis<br />
zum 1. September voll funktionsfähig betrieben<br />
werden. Dazu gehört die ordnungsgemäße Überwachung<br />
des Strandes durch ausgebildete<br />
Rettungsschwimmer. Öffnet ein Strandbad bereits<br />
vor dem 30. Juni oder bleibt es bis nach<br />
dem 1. September geöffnet, so ist der Strand<br />
auch in dieser Zeit mit Rettungsschwimmern zu<br />
versehen.<br />
- Der Rettungsdienst muss während der gesamten<br />
Öffnungszeit der Strandbäder, von 9:30 Uhr bis<br />
18:30 Uhr einsatzbereit sein. Die Strand<strong>über</strong>wachung<br />
muss von ausgebildeten Rettungsschwimmern<br />
gesichert werden. Der Abstand der<br />
einzelnen Rettungsschwimmer voneinander darf<br />
höchstens 159 Meter, während der Mittagspause<br />
von 13:30 bis 15:30 Uhr 318 Meter, betragen.<br />
Die Rettungsschwimmer sind verpflichtet ein<br />
rotes T-Shirt mit der Aufschrift "salvataggio"<br />
oder "bagnino" zu tragen. Jeder Rettungsschwimmer<br />
muss mit einer Sauerstoffflasche,<br />
einem Gerät zur Mund-zu-Mund-Beatmung und<br />
einem einfachen Verbandskasten ausgestattet<br />
sein. Vom Strandbetreiber werden ein Hochstuhl,<br />
ein Fernglas, Rettungsringe und ein rotes<br />
Rettungsruderboot zur Verfügung gestellt.<br />
- In Zeiten, in denen der Strand nicht von Rettungsschwimmern<br />
<strong>über</strong>wacht wird müssen eine<br />
rote Flagge gehisst und Schilder aufgestellt<br />
werden, die möglichst in mehreren Sprachen<br />
<strong>über</strong>setzt, folgenden Text enthalten: "Attenzione<br />
- balneazione non sicura per mancanza di servizio<br />
di salvataggio" / "Achtung - Baden nicht sicher,<br />
da kein Rettungsdienst im Einsatz". Die<br />
gleiche Kennzeichnung muss von den Gemein-
den für die freien Strände vorgenommen werden,<br />
auf denen kein Rettungsdienst eingerichtet<br />
wurde.<br />
- Die Rote Flagge, die den Badenden auf potentielle<br />
Gefahren beim Baden hinweist wird außerdem<br />
gehisst, wenn schlechtes Wetter die Badesicherheit<br />
gefährdet, wenn Haie gesichtet<br />
werden oder ein sonstiger Grund dies erforderlich<br />
macht. Die weiße Flagge bedeutet, <strong>das</strong>s der<br />
Strand zurzeit <strong>über</strong>wacht wird und keine äußeren<br />
Umstände gegen <strong>das</strong> Baden sprechen.<br />
- Der Nichtschwimmerbereich muss durch<br />
Schilder mit der Aufschrift "Limite acque sicure"<br />
ausgewiesen sein. Ist dies nicht der Fall, so<br />
muss auf entsprechenden Schildern am Strand<br />
darauf hingewiesen werden, <strong>das</strong>s der Nichtschwimmerbereich<br />
nicht ausgewiesen ist.<br />
- Der Badebereich, in den Boote (mit Ausnahme<br />
von Tretbooten, Ruderbooten, Paddelboden,<br />
Jollen u.ä.) nicht eindringen dürfen, muss im<br />
Abstand von 300 m durch rote oder orangefarbene<br />
Bojen gekennzeichnet werden.<br />
- Bootskorridore müssen eine Breite von 20 m<br />
aufweisen und ebenfalls durch rote oder orangefarbene<br />
Bojen gekennzeichnet sein. Am Strand<br />
müssen Hinweisschilder in mehreren Sprachen<br />
auf die Bootskorridore hinweisen.<br />
- Aquascooter und ähnliche Sportgeräte müssen<br />
den Badebereich <strong>über</strong> die Bootskorridore verlassen.<br />
- Aus Sicherheitsgründen sind folgende Bereiche<br />
nicht zum Baden zugelassen: im Bereich des<br />
Hafenkanals und des Sporthafens von Pescara,<br />
sowie im Abstand von 100 m dazu; im Abstand<br />
von 50 m zu Flussmündungen, falls nicht ausdrücklich<br />
erlaubt; im Abstand von 200 m zu<br />
Baustellen; in speziell ausgewiesenen Bootskorridoren;<br />
in allen Strandabschnitten, die mit der<br />
Beschilderung "divieto di balneazione" / "Badeverbot"<br />
ausgewiesen sind, sei es aus hygienischen<br />
Gründen oder Sicherheitsgründen.<br />
Von den 115 Strandabschnitten, die den Messpunkten<br />
zur Badegewässerqualität zugeordnet werden<br />
können, werden 72 <strong>über</strong>wiegend durch konzessionierte<br />
Strandbäder bewirtschaftet. An diesen Stränden<br />
wurden in der Regel die vorgeschriebenen<br />
Sicherheitsbestimmungen eingehalten. Nicht alle<br />
Strände hatten allerdings die Nichtschwimmerbereiche<br />
ausgewiesen. Rettungsdienste auf freien Stränden,<br />
die sich nicht in unmittelbarer Nähe zu konzessionierten<br />
"bagni" befinden, sind selten.<br />
Eine besondere Aktion zur Gewährleistung der<br />
Sicherheit der Touristen an der Küste der Abruzzen<br />
führte die Küstenwache im Rahmen eines Nationalen<br />
Aktionsprogramms durch. "Mare d'amare" (ein<br />
Meer zum Lieben) heißt die Initiative, die verschärfte<br />
Kontrollen der Normen zur Badesicherheit und<br />
zur Wahrung der Gesundheit der Touristen zum<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 80<br />
Inhalt hatte. Kontrolliert wurden "bagni", Häfen,<br />
Boote und Fischmärkte.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
10.06.2002<br />
In Francavilla al Mare fand eine Konferenz zum<br />
Thema Stranderosion statt. Vorgestellt wurde eine<br />
Machbarkeitsstudie für den integrierten Küstenschutz,<br />
die den Anspruch erhebt, erstmals die gesamte<br />
Küstenlinie der Region Abruzzen als zusammenhängenden<br />
Naturraum zu berücksichtigen. Die<br />
Region Abruzzen sieht die Studie als ersten konkreten<br />
Schritt zur Umsetzung eines ehrgeizigen und für<br />
Italien bisher einzigartigen Projektes zum Schutz der<br />
Strände vor Erosion.<br />
11.06.2002<br />
In Giulianova wurde <strong>das</strong> Strandbad "Charlet" eröffnet,<br />
<strong>das</strong> speziell den Bedürfnissen sehbehinderter<br />
Menschen angepasst wurde.<br />
15.06.2002<br />
Die italienische Küstenwache startete ihr Programm<br />
"mare d'amare", <strong>das</strong> während der Sommermonate für<br />
größtmögliche Sicherheit an den Stränden sorgen<br />
soll. Im Rahmen der Aktion sollten Strandbäder und<br />
Sporthäfen auf ihre Sicherheitsstandards hin <strong>über</strong>prüft<br />
und Informationsarbeit geleistet werden.<br />
25.06.2002<br />
Ein 200 Meter langer Strandabschnitt im Süden der<br />
Stadt Pescara wurde mit Sand aufgefüllt, der durch<br />
einen hohen Anteil organischer Reststoffe verunreinigt<br />
war. Kurz nach Abschluss der Arbeiten kam es<br />
durch die Zersetzung des organischen Materials zu<br />
Schaumbildung. Badegäste beschwerten sich <strong>über</strong><br />
<strong>das</strong> unschöne Phänomen. Nach wenigen Tagen<br />
verschwand der Schaum allerdings wieder.<br />
09.07.2002<br />
Die Lokalpresse veröffentlichte eine repräsentative<br />
Studie des Instituts Ecotrans, nach der für gut zwei<br />
Drittel der deutschen Italienurlauber Umweltaspekte<br />
wie saubere Strände und Gewässer entscheidenden<br />
Einfluss auf die Wahl des Urlaubsortes haben. Für<br />
knapp die Hälfte der befragten Deutschen ist außerdem<br />
wichtig, <strong>das</strong>s die Unterkunft ökologischen<br />
Kriterien entspricht. Zur gleichen Zeit hatten sich in<br />
einer für die Abruzzen bisher einmaligen Initiative<br />
acht Herbergen des Badeortes Pineto dazu entschlossen,<br />
ihren Betrieb nach ökologischen Kriterien<br />
umzustrukturieren. Ab der Saison 2002 setzt man in<br />
diesen Herbergen auf Müllvermeidung, Maßnahmen<br />
zur Einsparung von Wasser und Energie, sowie auf<br />
ein Angebot regionaltypischer Speisen aus kontrolliert<br />
biologischem Anbau. Die acht Unterkünfte
werden für ihre Bemühungen zertifiziert und im<br />
Rahmen einer eigenen Kampagne zusammen mit<br />
weiteren 124 bereits zertifizierten Herbergen der<br />
nördlichen Adria vermarktet. Zielgruppe der zertifizierten<br />
Herbergen sind vor allem deutsche Touristen.<br />
12.07.2002<br />
In Roseto degli Abruzzi wurde ein Dekret verabschiedet,<br />
<strong>das</strong>s Hunden nicht nur den Zutritt zum<br />
Strand sondern auch zu allen öffentlichen Parken<br />
und zum Pinienhain verbietet. Des weiteren müssen<br />
Hunde auf dem gesamten Stadtgebiet an der Leine<br />
geführt werden. Für besonders gefährliche Hunderassen<br />
gilt Maulkorbzwang.<br />
24.07.2002<br />
Erstmals in diesem Jahr tauchten Algenschleimflecken<br />
an der Küste der Abruzzen auf. Badegäste an<br />
den Stränden zwischen Pescara und Montesilvano<br />
bemerkten Algenschleim an der Gewässeroberfläche.<br />
25.07.2002<br />
700 Meter vor der Küste zog sich ein Algenschleimstreifen<br />
entlang der gesamten Region.<br />
26.07.2002<br />
In der Nacht zum 26.Juli zog kräftiger Wind auf und<br />
Gewitterschauer entschärften die Gefahr einer<br />
Anlandung von Algenschleim an der Küste. Das<br />
stürmische Wetter hielt <strong>über</strong> 3 Tage an und sorgte<br />
dafür, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Phänomen Algenschleim in den<br />
Abruzzen nicht wieder auftauchte.<br />
05.08.2002<br />
An der mittleren Adriaküste begann der alljährliche<br />
Fangstopp "fermo pesca". Die 45-tägige Schonzeit<br />
soll zur Regenerierung der Fischbestände vor der<br />
italienischen Küste beitragen. Infolge des<br />
Fangstopps stiegen die Preise für frischen Fisch in<br />
die Höhe. Bis zum 19. September mussten auch<br />
Fischrestaurants Ware aus anderen Fanggebieten<br />
importieren.<br />
12.08.2002<br />
Aufmerksame Bürger beobachteten in Civitella del<br />
Tronto <strong>das</strong> Abladen von Abfällen und Schlämmen in<br />
einem stillgelegten Steinbruch. Sie vermuteten die<br />
illegale Deponierung von Industrieschlämmen auf<br />
dem unmittelbar neben dem Fluss Salinello gelegenen<br />
Areal und reichten eine Petition zur Untersu-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 81<br />
chung der Vorgänge ein. Augenzeugenberichten zu<br />
Folge soll es im Unterlauf des Salinello zuvor zu<br />
ungeklärtem Fischsterben gekommen sein. Polizei<br />
und Gesundheitsamt wurden eingeschaltet.<br />
15.08.2002 Ferragosto<br />
Der italienische Feiertag wurde in vielen Urlaubsorten<br />
traditionell mit Feiern und Strandfeuerwerken<br />
begangen.<br />
16.08.2002<br />
Aus einem Versuchslabor für Kernphysik im Bergmassiv<br />
des Gran Sasso traten Chemikalien aus und<br />
verunreinigen den Fluss Mavone. Der Mavone<br />
mündet in den Vomano. An der Mündung des<br />
Vomano, der zwischen Roseto degli Abruzzi und<br />
Pineto ins Meer fließt, waren nach ersten Angaben<br />
allerdings keine Verunreinigungen festzustellen<br />
gewesen. Polizei und Behörden ermittelten.<br />
5. Danksagung<br />
Ich möchte mich zum Abschluss des Saisonberichtes<br />
bei all denjenigen bedanken, die den ADAC-<br />
Sommerservice auch in diesem Jahr wieder unterstützt<br />
und somit zu einem guten Gelingen beigetragen<br />
haben. Auf Seiten der Region Abruzzen zeichnen<br />
dafür der Direktor des Tourismusamtes Dott.<br />
Savelli und seine zuverlässigen Mitarbeiter Dott.<br />
Giovanni Giovannucci und Dott.ssa Annalisa Giuganino<br />
dafür verantwortlich, und es freut mich sagen<br />
zu können, <strong>das</strong>s sich in den 3 Jahren der Zusammenarbeit<br />
eine zuverlässige Vertrauensbasis gebildet hat.<br />
Außerdem möchte ich mich ganz herzlich bei Dott.<br />
Nicola Caporale und seinem Büro bedanken, dem<br />
der Sommerservice außer einer zuverlässigen Versorgung<br />
mit aktuellen Daten zur Badegewässerqualität,<br />
wieder einmal viele Hintergrundinformationen<br />
zur Situation der abruzzesischen Küste zu verdanken<br />
hat. Mein Dank gilt auch all denjenigen, die mir am<br />
Telefon bei der Beantwortung spezifischer Anfragen<br />
zu Kulturereignissen und besonderen Vorkommnissen<br />
während der Sommersaison geholfen haben. Ich<br />
möchte hierbei die Angestellten der lokalen Touristeninformationsbüros<br />
besonders erwähnen. Und<br />
schließlich geht mein persönlicher Dank an Annalisa,<br />
Valentina, Nicolas und Anna für Unterstützung<br />
und die gute Laune während der Arbeit.
6. Adressen<br />
Tourismusbehörde:<br />
Regione Abruzzo<br />
Abruzzo Promozione Turismo<br />
Via N.Fabrizi 171<br />
I-65122 Pescara<br />
Dott. Bruno Savelli (Generaldirektor)<br />
Tel.: 085 - 429001<br />
Fax: 085 - 298246<br />
E-Mail: bruno.savelli@tin.it<br />
Dott. Giovanni Giovannucci<br />
(marketing)<br />
Tel.: 085 - 4298965<br />
Dott.ssa Annalisa Giuganino<br />
Tel. + Fax: 085 - 42900225/4<br />
Dott. Antonio Ruggeri (Statistik)<br />
E-Mail: sistema.informativo<br />
@abruzzoturismo.it<br />
IAT (Touristeninformation):<br />
Maritnsicuro: 0861 - 762336<br />
Alba Adriatica: 0861 - 712426<br />
Tortoreto: 0861 - 787726<br />
Giulianova: 085 - 8003013<br />
Roseto d. Abruzzi: 085 - 8991157<br />
Pineto: 085 - 9491745<br />
Silvi: 085 - 930343<br />
Montesilvano: 085 - 4458859<br />
Pescara: 085 - 42900212<br />
Francavilla: 085 - 817169<br />
Ortona: 085 - 9063841<br />
Vasto: 0873 - 367312<br />
Nummero Verde (touristisches<br />
Infotelefon): 800502520<br />
Umweltbehörde:<br />
Regione Abruzzo<br />
Area Ambiente Gestione Integrata<br />
Acqua e Suolo,<br />
Servizio Opere Marittime e Qualità<br />
delle Acque Marine<br />
Via Catullo 124<br />
Pescara<br />
Tel.: 085 - 4510713<br />
Fax: 085 - 4518770<br />
E-Mail:<br />
servoomm@regione.abruzzo.it<br />
Dott. Caporale (Ansprechpartner<br />
für Gewässerfragen / Verantwortlicher<br />
der Abteilung)<br />
Dott. Visca (Stellvertreter)<br />
Sonstige Ämter und Institutionen:<br />
Hafenmeisterei (Capitaneria di<br />
Porto) von Pescara<br />
Comandante Ferdinando Lavaggi<br />
Tel.: 085 – 694040<br />
Vigili del Fuoco (Feuerwehr)<br />
Ispettorato Regionale Abruzzo e<br />
Molise<br />
Tel.: 0862 - 315733/4<br />
Corpo Forrestale dello Stato<br />
(Forst) - Zentrale der Region<br />
Abruzzen (L'Aquila)<br />
Tel.: 0862 - 364332<br />
Corpo Forrestale dello Stato -<br />
Zentrale der Provinz Pescara<br />
Tel.: 085 - 76296<br />
ACI (Automobil Club Italiano)<br />
Informazione stradale: 1518<br />
Informazione turistica: 06 - 4477<br />
Istituto Zooprofilattico Sperimentale<br />
- Abruzzo / Molise<br />
Reparto Biologia Marina e Fluviale<br />
Dott.ssa Carla Giansanta<br />
Umweltschutzorganistionen:<br />
Legambiente Abruzzo<br />
Tel.: 085 - 4152645<br />
Präsident: Antonio Ricci<br />
Pressestelle Goletta Verde:<br />
Tel.: 348 - 00 00 380<br />
Verbraucherzentrale:<br />
ARCO - Pescara<br />
Tel: 085 - 2821<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 82
Regionalbericht Ligurien<br />
Bearbeitet von Dipl. Biol. Karin Finsterle, Como<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Im Nordwesten Italiens gelegen, umfasst die Region<br />
Ligurien den felsigen und buchtenreichen Küstenstreifen<br />
der italienischen Riviera, an den sich ein<br />
schmaler Bereich gebirgigen Hinterlandes anschließt.<br />
Das Landesinnere zeichnet sich durch sein<br />
charakteristisches Mittelgebirgsrelief aus, <strong>das</strong> im<br />
Nordwesten von den See- und den Ligurischen<br />
Alpen sowie dem sich südöstlich anschließenden<br />
Ligurischen Apennin gebildet wird. Die Küste<br />
Liguriens erstreckt sich von der französischitalienischen<br />
Grenze, westlich der Stadt Ventimiglia,<br />
bis zur Magramündung südlich von La Spezia auf<br />
einer Länge von rund 346 km. Der gesamte Küstenabschnitt<br />
westlich der Stadt Genua bis zur französischen<br />
Grenze wird als Riviera di Ponente, die Küste<br />
im Südosten von Genua bis zur Grenze der Toskana<br />
als Riviera di Levante bezeichnet. Während an der<br />
Riviera di Ponente der Schelfbereich sehr schmal ist<br />
und der Meeresgrund rasch auf Tiefen bis zu 3000 m<br />
abfällt, sind der Riviera di Levante großflächige<br />
Schelfbereiche vorgelagert. Durch den Schutz der<br />
Gebirgszüge im Landesinneren herrscht an der<br />
Küste ein subtropisches Klima, mit trockenen,<br />
heißen Sommern und milden Wintern. Die Niederschläge<br />
fallen hauptsächlich in den Monaten September/Oktober<br />
und März/April. Durch die Ausläufer<br />
der See- und der Ligurischen Alpen ist die Küste<br />
der Riviera di Ponente in zahlreiche Buchten gegliedert.<br />
Die ausgedehnten Steilküstenbereiche werden<br />
durch wenige Küstenebenen unterbrochen. Infolgedessen<br />
sind die Strände schmal und selten länger als<br />
zwei Kilometer. An der Riviera di Levante bildet der<br />
Ligurische Apennin eine Steilküste. Die Zugänge<br />
zum Hinterland sind begrenzt, und in weiten Bereichen<br />
fehlt <strong>das</strong> Vorland. Die Strände sind klein, oft in<br />
kleinen Buchten versteckt und schwer zugänglich.<br />
Bekanntestes Beispiel für eine derart isolierte Lage<br />
sind die Cinque Terre in der Provinz La Spezia.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
In der Region Ligurien ist, wie <strong>über</strong>all in Italien, die<br />
Überwachung der Badegewässerqualität durch die<br />
gesetzlichen Vorschriften des "Decreto del Presidente<br />
della Repubblica (D.P.R. 470/82)" geregelt. Die<br />
Bestimmungen des D.P.R. 470/82 orientieren sich an<br />
der EU-Richtlinie 76/160CEE, wobei die italienischen<br />
Grenzwerte für die bakteriologischen Parameter<br />
wesentlich strenger festgelegt sind, als es die EU-<br />
Richtlinie vorsieht. In einem neuen Gesetz vom<br />
29.12.2000 (L. Nr. 422/2000) sind die Regelungen<br />
des D.P.R. 470/82 <strong>über</strong>arbeitet und zum Teil den<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 83<br />
europäischen Bestimmungen angenähert worden.<br />
Die wichtigsten Änderungen betreffen die Maßnahmen<br />
bei massiven Belastungen sowie die Kriterien<br />
zur Ausweisung von Badegewässern. Die offizielle<br />
Badesaison beginnt am 1. Mai und endet am<br />
30. September. Die routinemäßigen Messungen zur<br />
Badegewässerqualität beginnen am 1. April. Spätestens<br />
einen Monat vor Saisonbeginn informieren die<br />
zuständigen Behörden die einzelnen Kommunen<br />
<strong>über</strong> die zum Baden geeigneten bzw. nicht für den<br />
Badebetrieb freizugebenden Strände sowie <strong>über</strong> neu<br />
hinzugefügte oder gestrichene Probennahmestellen.<br />
Entscheidungsgrundlage sind die Messungen des<br />
Vorjahres. Ein Messpunkt gilt als zum Baden<br />
geeignet wenn in den Routinemessungen die folgenden<br />
Kriterien erfüllt sind:<br />
- Die Probennahmen wurden mit einer Häufigkeit<br />
von mindestens zweimal im Monat durchgeführt<br />
- Für die nichtbakteriologischen Parameter gilt:<br />
90 % der Ergebnisse sind konform mit den gesetzlich<br />
festgelegten Parametern. Im Falle der<br />
Nichtkonformität dürfen sich die numerischen<br />
Parameter nicht mehr als 50 % von den vorgegebenen<br />
Parametern unterscheiden. Ausgenommen<br />
von der 50 %-Regelung sind der pH-<br />
Wert und der Sauerstoffgehalt.<br />
- Für die mikrobiologischen Parameter Gesamtkoliforme,<br />
Fäkalkoliforme und Fäkalstreptokokken<br />
beträgt der Prozentsatz der konformen<br />
Parameter mindestens 80 %. Für die Parameter<br />
gesamtkoliforme und fäkalkoliforme Bakterien<br />
erhöht sich der prozentuelle Anteil der konformen<br />
Werte auf 95 %, wenn die Grenzwerte<br />
10000 KE/100 ml bzw. 2000 KE/100 ml<br />
(KE=koloniebildende Einheiten) <strong>über</strong>schritten<br />
wurden.<br />
Wird ein Strandabschnitt zum Ende der Saison als<br />
zum Baden ungeeignet ausgewiesen, so muss er zu<br />
Beginn der nächsten Saison gesperrt sein. Weisen<br />
zwei aufeinanderfolgende Untersuchungen keine<br />
Überschreitungen der italienischen Grenzwerte auf,<br />
so kann der entsprechende Bereich wieder zum<br />
Baden freigegeben werden. Permanente Badeverbote<br />
werden verhängt, wenn 1/3 der Routineuntersuchungen<br />
nicht konform der gesetzlichen Bestimmungen<br />
sind. Die Überwachung der Badegewässer in Ligurien<br />
liegt in der Zuständigkeit der ARPAL (Agenzia<br />
Regionale per la Protezione dell´Ambiente Ligure,<br />
ARPAL), deren Zentralstelle sich in Genua befindet.<br />
In den Labors der ARPAL in den vier Provinzen<br />
Imperia, Savona, Genua und La Spezia werden die<br />
Wasserproben analysiert. Die insgesamt 387 Probennahmestellen<br />
in der Region sind so gelegt, <strong>das</strong>s<br />
Belastungsbereiche erfasst werden.
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
In Ligurien erstreckt sich der Zeitraum der Probennahme<br />
von April bis September. Während dieser<br />
Zeit werden an 389 Messpunkten in 14-tägigem<br />
Abstand Wasserproben genommen und auf 10<br />
Parameter hin untersucht. Der Gehalt an totalkoliformen<br />
Bakterien, fäkalkoliformen Bakterien und<br />
Fäkalstreptokokken wird jeweils auf 100 ml Wasserprobe<br />
bestimmt. Die Bestimmung erfolgt mit<br />
Hilfe des Membranfilterverfahrens und der anschließenden<br />
Bebrütung auf unterschiedlichen Nährmedien.<br />
Besteht der Verdacht einer größeren Verschmutzung,<br />
wird zusätzlich auf Salmonellen und<br />
Enteroviren untersucht. Zur Bestimmung von<br />
Salmonellen werden unterschiedliche selektive<br />
Anreicherungsmethoden verwendet. Der Sauerstoffgehalt<br />
und der pH-Wert werden mittels Elektroden<br />
bestimmt, <strong>das</strong> Vorkommen von Mineralöl, Tensiden<br />
und Phenolen sowie die Prüfung auf Verfärbungen<br />
erfolgen organoleptisch (optisch und nach Geruch).<br />
Die Transparenz (Sichttiefe) wird mit der Secchi-<br />
Scheibe ermittelt.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Es ist gesetzlich vorgeschrieben, <strong>das</strong>s nach<br />
Schlechtwetterlagen mit starken Regenfällen und<br />
Sturm keine Wasserproben genommen werden<br />
sollten, da diese Ergebnisse nicht repräsentativ<br />
wären. Wird während des Probennahmezeitraums<br />
eine Nichtkonformität eines Parameters festgestellt,<br />
sind vom zuständigen Labor Untersuchungen anzustellen,<br />
die die Ursachen der Belastung und die<br />
Grenzen der belasteten Zone ausfindig machen. An<br />
5 verschiedenen Tagen sind Zusatzmessungen am<br />
Messpunkt und an den Grenzen der belasteten Zone<br />
durchzuführen. Wird während der Zusatzuntersuchungen<br />
mehr als einmal eine Nichtkonformität<br />
eines Parameters festgestellt, so muss für den betroffenen<br />
Abschnitt ein temporäres Badeverbot ausgesprochen<br />
werden. Das zuständige Labor der jeweiligen<br />
Provinz (ARPAL Dipartimento Provinciale)<br />
informiert telefonisch und <strong>über</strong> Fax den Bürgermeister<br />
der betroffenen Kommune. Dieser muss die<br />
Kennzeichnung des betreffenden Strandabschnittes<br />
durch entsprechende Hinweisschilder veranlassen.<br />
Die Aufhebung des Badeverbotes kann dann erfolgen,<br />
wenn in den folgenden zwei Routineuntersuchungen<br />
keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen vorliegen.<br />
Wiederum informiert die zuständige Behörde<br />
den Bürgermeister <strong>über</strong> die Aufhebung des Badeverbotes.<br />
In Ligurien ist <strong>das</strong> Baden im Bereich von Hafenanlagen<br />
und militärischen Sperrgebieten generell<br />
verboten. Das Baden im unmittelbaren Mündungsbereich<br />
von Flussmündungen ist laut Ordinanza<br />
Balneare untersagt. Wegen hoher bakterieller Belastung<br />
ganzjährig für den Badebetrieb gesperrt sind<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 84<br />
der Rio Leiro, der Rio Vernazza, sowie die Strände-<br />
Vernazzola und Mulina di Crevari im Stadtbereich<br />
von Genua. Weiterhin der unmittelbare östliche und<br />
westliche Mündungsbereich des Flusses Magra<br />
südlich von La Spezia.<br />
3. Die Region im ADAC-Sommerservice-<br />
Programm - Informationsbeschaffung –<br />
Nach Absprache mit den Verantwortlichen der<br />
Zentralstelle der ARPAL in Genua, Dott. Soracco,<br />
Dottssa Brescianini und Dott.ssa Bertolotto, wurden<br />
die für den Sommerservice relevanten Daten von<br />
den zuständigen Behörden der 4 Provinzen zur<br />
Verfügung gestellt. Die digitale Daten<strong>über</strong>mittlung<br />
funktionierte für die Provinz La Spezia reibungslos<br />
und pünktlich. Hier lagen die Daten zu Anfang jeden<br />
Monats auf Diskette vor und wurden zusätzlich per<br />
E-Mail verschickt. In der Provinz Imperia wurden<br />
die Daten zweimal im Monat handschriftlich <strong>über</strong>tragen.<br />
Digitale Daten standen während der Saison<br />
nicht zur Verfügung. Für die Provinz Savona gab es<br />
bei den Behörden interne Probleme mit der Datenverarbeitung,<br />
so <strong>das</strong>s aktuelle digitale Daten nur mit<br />
Verzögerung geliefert werden konnten. Für die<br />
Provinz Genua waren zum Ende des Sommerservice<br />
lediglich die Daten für April bis Juni in digitaler<br />
Form zu bekommen. Informationen zur aktuellen<br />
Situation, <strong>das</strong> Verhängen bzw. Aufheben von<br />
Badeverboten sowie die Ergebnisse der aktuell<br />
durchgeführten Zusatzmessungen wurden von den<br />
zuständigen Gesundheitsämtern der vier Provinzen<br />
per Fax <strong>über</strong>mittelt bzw. ein- bis zweimal wöchentlich<br />
durch telefonische Anfrage aktualisiert. Wegen<br />
der teilweisen Überlastung der Labors ist der ständige<br />
persönliche Kontakt mit den Verantwortlichen<br />
unerlässlich, um jeder Zeit <strong>über</strong> den aktuellen Stand<br />
in den vier Provinzen informiert zu sein.<br />
Informationen zu aktuellen ökologischen und touristisch<br />
relevanten Problemen in der Region wurden<br />
aus der Lokalpresse und aus entsprechenden Veröffentlichungen<br />
im Internet entnommen. Dar<strong>über</strong><br />
hinaus ermöglichte die Kooperation mit der ARPAL<br />
in La Spezia (Dott. Palmieri, Dott. Grillo) sowie den<br />
zuständigen Hafenbehörden der vier Provinzen<br />
fundierte Informationen zur ökologischen Gesamtsituation,<br />
aktuellen wissenschaftlichen Projekten<br />
sowie politisch relevanten Themen, wie z. B. die<br />
Ausweisung von Naturschutzgebieten, zu bekommen.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Die Förderung des Fremdenverkehrs in der Region<br />
Ligurien ist in die 5 Verwaltungsbezirke Riviera dei<br />
Fiori (Blumenriviera), Riviera delle Palme (Palmenriviera),<br />
Genova (Bereich Genua), Tigullio (Bereich<br />
Tigullio und Portofino) und 5 Terre-Golfo dei Poeti
(Cinque Terre-Bucht der Dichter) aufgeteilt. Die<br />
zentrale Verwaltungsstelle „InLiguria“ befindet sich<br />
in Genua. Die dem Kapitel zugrunde liegenden<br />
Daten werden in den Büros der Fremdenverkehrsämter<br />
gesammelt und beziehen sich auf die Aktivitäten<br />
touristischer Strukturen mit Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
Dies sind Pensionen, Hotels und Appartementhäuser.<br />
Zur Beschreibung der Situation im<br />
Jahr 2002 wird die Zahl der registrierten Übernachtungen<br />
herangezogen.<br />
Der Großteil des ligurischen Fremdenverkehrs<br />
konzentriert sich nach wie vor auf den Bereich der<br />
touristisch stark erschlossenen Provinzen Imperia<br />
und Savona (Blumen- und Palmenriviera). Allerdings<br />
können die Provinzen Genua und La Spezia<br />
und hier besonders der Bereich des Nationalparks<br />
der Cinque Terre während der letzten Jahre die<br />
größeren Zuwachsraten hinsichtlich der Urlauberzahlen<br />
verzeichnen.<br />
In der ersten Jahreshälfte 2002 wurden in der Region<br />
Ligurien insgesamt 6.680.790 Übernachtungen<br />
registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (6.642.823<br />
Übernachtungen) bedeutet dies einen geringfügigen<br />
Anstieg von 0,6 %. Die Anzahl der Übernachtungen<br />
in der ersten Jahreshälfte 2002 teilt sich wie folgt auf<br />
die 5 Fremdenverkehrszentren auf: Riviera dei Fiori<br />
1.725.205, Riviera delle Palme 3.017.274, Genova<br />
698.945, Tigullio 660.792, 5 Terre-Golfo dei Poeti<br />
578.574. Im Vergleich zum Vorjahr ist im Bereich<br />
der Cinque Terre-Golfo die Poeti mit 13,6 % die<br />
größte Zuwachsrate zu verzeichnen. Ein geringfügiger<br />
Anstieg ist im Bereich der Riviera delle Palme<br />
(1,1 %) und im Bereich Tigullio (0,7 %) zu beobachten.<br />
Verluste weisen die Riviera dei Fiori (- 1,0 %)<br />
und der Bereich Genova (- 6,9 %) auf. In der zweiten<br />
Jahreshälfte 2002 wurden in den Monaten Juli<br />
bis November insgesamt 8.053.009 Übernachtungen<br />
registriert. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr<br />
(8.200.125 Übernachtungen) einen Rückgang von<br />
1,8 %. Der Negativtrend in der zweiten Jahreshälfte<br />
ist vorwiegend auf Verluste in den Monaten Juli bis<br />
September zurückzuführen. Während dieses Zeitraumes<br />
sind in allen 5 Fremdenverkehrsbezirken<br />
herbe Verluste oder nur geringfügige Zuwachsraten<br />
zu beobachten. Erwähnenswert ist der Anstieg der<br />
Übernachtungen im Bereich der Blumen- und der<br />
Palmenriviera in den Monaten Oktober und November.<br />
Für die Region Ligurien bestätigt sich auch in<br />
diesem Jahr der Trend weg vom traditionellen<br />
Langzeiturlaub, hin zum Ausflugs- und Wochenendtourismus.<br />
Diese Entwicklung ist durch die geografische<br />
Lage der Region begünstigt. In relativ kurzer<br />
Zeit ist die Region von den Großstadtzentren Mailand<br />
und Turin erreichbar. So ist bis November 2002<br />
die Zahl der Übernachtungen einheimischer Touristen<br />
mit 14.733.799 bei weitem höher als die Anzahl<br />
der Übernachtungen ausländischer Touristen<br />
(4.330.260).<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 85<br />
Auch in diesem Jahr erwähnenswert ist der hohe<br />
Anteil deutscher Touristen bei den registrierten<br />
Übernachtungen ausländischer Touristen. Von<br />
insgesamt 1.437.136 registrierten Übernachtungen<br />
ausländischer Urlauber im dritten Quartal des Jahres<br />
beträgt mit 369.322 Übernachtungen der Anteil<br />
deutscher Touristen 25,7 %.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die im Folgenden ausgeführten Argumente wurden<br />
aus einer aktuellen Arbeit („Gli scarichi liguri,<br />
elementi conoscitivi sintetici“; 14.08.2001) der<br />
regionalen Umweltbehörde (ARPAL = Agenzia<br />
regionale per la protezione del Ambiente ligure)<br />
entnommen. Die Veröffentlichung ist von dem<br />
damaligen Generaldirektor der ARPAL Dott. Elefante<br />
genehmigt. Die Daten wurden freundlicherweise<br />
vom verantwortlichen Sachbearbeiter Dott.<br />
Raffetto zu Verfügung gestellt.<br />
Es muss hier erwähnt werden, <strong>das</strong>s die Datenerhebung<br />
für die obengenannte Arbeit noch nicht vollständig<br />
abgeschlossen ist. Trotzdem kann mit den<br />
zur Verfügung stehenden Informationen ein aussagekräftiges<br />
Bild zur Situation der Abwasserentsorgung<br />
in Ligurien erstellt werden.<br />
Der Stand der Abwasserentsorgung in der Region<br />
Ligurien ist in den Tabellen 1 und 2 zusammenfasst<br />
und wird im folgenden erläutert. Zur Beschreibung<br />
der aktuellen Situation des Abwasserentsorgungssystems<br />
in Ligurien werden die folgenden Indikatoren<br />
herangezogen:<br />
AE (abitanti equivalenti): Einwohnergleichwerte,<br />
EGW<br />
CN (carico nominale): Nennbelastung; Größe der<br />
Siedlungsagglomerate ausgedrückt in EGW<br />
CT (utenza servita dalla rete fognaria): Teilnehmer<br />
ausgedrückt in EGW die an ein Abwassernetz<br />
angeschlossen sind<br />
BC (bilancio dell´utenza servita): Teilnehmerbilanz,<br />
CT ausgedrückt in % von CN<br />
UD (utenza servita da depuratori): Teilnehmer<br />
ausgedrückt in EGW, die an eine Kläranlage angeschlossen<br />
sind.<br />
BD (bilancio depurativo): Teilnehmerbilanz, UD<br />
ausgedrückt in % von CN<br />
CR (carico residuo): Restbelastung; Bewertungsindikator<br />
für die verbleibende Belastung. Kann in<br />
EGW oder in % von CN ausgedrückt werden.<br />
Zur vollständigen Interpretation der Situation in<br />
Ligurien muss des weiteren festgehalten werden,<br />
<strong>das</strong>s der Bau von Abwasserkläranlagen mit Abwasserrohren,<br />
die weit vor der Küste in größerer Tiefe<br />
münden, von der Region gefördert wird (regionales<br />
Gesetz LR 43/95).
Tabelle 1: Relatives Abwasseraufkommen und Belastungsdruck auf die Abwasserentsorgung. Erläuterung der<br />
Indikatoren siehe oben<br />
Provinz Vorfluter<br />
Imperia<br />
Savona<br />
Genua<br />
CN<br />
EGW total<br />
BC % Teilnehmer<br />
angeschl. ans<br />
Abwassernetz<br />
Indikatoren<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 86<br />
BD % Teilnehmer<br />
angeschl. an<br />
Kläranlage<br />
CR Restbelastung<br />
in EGW<br />
Meer 509.000 55 % 52 % 434.000<br />
Wasserläufe im<br />
Landesinneren<br />
70.000 79 % 57 % 47.000<br />
Meer 858.000 69 % 63 % 575.000<br />
Wasserläufe im<br />
Landesinneren<br />
182.000 52 % 51 % 124.000<br />
Meer 1.333.000 76 % 64 % 709.000<br />
Wasserläufe im<br />
Landesinneren<br />
468.000 48 % 44 % 324.000<br />
La<br />
Meer 177.000 89 % 58 % 136.000<br />
Spezia Wasserläufe im<br />
Landesinneren<br />
320.000 84 % 64 % 171.000<br />
Gesamt<br />
Meer<br />
Wasserläufe im<br />
Landesinneren<br />
2.877.000<br />
1.040.000<br />
71 %<br />
62 %<br />
61 %<br />
52 %<br />
1.853.000<br />
(64 %)<br />
666.000<br />
(64 %)<br />
Tabelle 2: Situation der Abwasserentsorgung vor der Küste durch lange Abwasserrohre<br />
Provinz<br />
Anzahl der Abwasserrohre<br />
EGW gesamt<br />
EGW angeschlossen<br />
% EGW angeschlossen<br />
Imperia 8 509.000 309.000 61 %<br />
Savona 19 858.000 588.000 69 %<br />
Genua 20 1.333.000 810.000 61 %<br />
La Spezia 14 177.000 73.000 42 %<br />
Gesamt 61 2.877.000 1.780.000 62 %<br />
In den aufgeführten Daten wird von einer Nennbelastung<br />
von 3.917.000 Einwohnergleichwerten<br />
(EGW) ausgegangen. Bei der Kalkulation der<br />
Nennbelastung wurden die tatsächliche Einwohnerzahl<br />
der Region Ligurien, Pendler, <strong>das</strong> Touristenaufkommen<br />
sowie, wo dies möglich war, Industrieäquivalente<br />
berücksichtigt. Dies erklärt, warum der<br />
Wert weit höher liegt als die tatsächliche Einwohnerzahl<br />
in der Region Ligurien (1996: 1.600.000).<br />
Aus den beiden Tabellen geht hervor, <strong>das</strong>s in der<br />
Region Ligurien sowohl der Ausbau des Abwassernetzes<br />
als auch die Abwasserbehandlung in Kläranlagen<br />
im Bereich der Küste weiter vorangeschritten<br />
ist, als im Landesinneren. An der Küste werden<br />
61 % und im Landesinneren 52 % der Nennbelastung<br />
in Kläranlagen behandelt. Bezogen auf die<br />
gesamte Region bedeutet dies eine Abwasserbehandlung<br />
in Kläranlagen von 59 % der Nennbelastung.<br />
Die verbleibende Restbelastung (CR) ist mit 64 %<br />
(Meer: 1.853.000 EGW, Wasserläufe im Landesinneren:<br />
666.000 EGW) für beide Vorflutersysteme<br />
relativ hoch. Im Bereich der Küste ist dies auf den<br />
geringen Prozentsatz der Umsetzung in den vorhandenen<br />
Anlagen zurückzuführen. Die relativ hohe<br />
Restbelastung im Landesinneren ist zum einen durch<br />
den geringen Anteil der Abwasserklärung in Kläranlagen<br />
und zum anderen durch die hohe Zahl der<br />
Anlagen vom Typ Imhoff (Sickergruben) zu erklä-
en. Weiterhin zu bemerken ist, <strong>das</strong>s bei der Kalkulation<br />
der aufgeführten Koeffizienten von reibungslos<br />
funktionierenden Kläranlagen ausgegangen wird.<br />
Praktisch bestehen jedoch in vielen Kläranlagen<br />
chronische Funktionsstörungen oder die Anlagen<br />
befinden sich gerade im Umbau. Die reale Situation<br />
der verbleibenden Restbelastung ist also möglicherweise<br />
noch negativer zu bewerten. Abgeschwächt<br />
wird dieses negative Bild dadurch, <strong>das</strong>s 62 % der<br />
Nennbelastung nach einer Vorbehandlung durch<br />
lange Abwasserrohre in größerer Entfernung vor der<br />
Küste ins Meer geleitet wird. Fern von der Küste<br />
wird die Abwasserfracht durch die Strömungsverhältnisse<br />
verteilt und auf natürlichem Wege geklärt.<br />
Für die vier Provinzen der Region ergibt sich <strong>das</strong><br />
folgende Bild: Im Gegensatz zur regionalen Tendenz<br />
ist in der Provinz Imperia der Ausbau des Abwassernetzes<br />
lediglich im Landesinneren zufriedenstellend.<br />
Hier werden 79 % der vorhandenen Nennbelastung<br />
durch Abwasserleitungen entsorgt. Wie aus<br />
der hohen Restbelastung deutlich wird, ist die<br />
Abwasserbehandlung in Kläranlagen nicht ausreichend.<br />
In der Provinz Savona ist die Situation vergleichbar<br />
mit der regionalen Situation. Hier ist <strong>das</strong> Abwassernetz<br />
im Bereich der Küste weiter entwickelt als im<br />
Inneren der Provinz. Ein relativ hoher Anteil von<br />
69 % der Nennbelastung wird durch lange Abwasserrohre<br />
in größerer Entfernung ins Meer geleitet.<br />
In der Provinz Genua ist der Unterschied zwischen<br />
Küste und Landesinnerem am deutlichsten ausgeprägt.<br />
Dennoch bleibt die Restbelastung sehr hoch.<br />
Dies liegt zum größten Teil an den laufenden Umbau-<br />
und Modernisierungsarbeiten an den Kläranlagen<br />
der Stadt Genua. Paradoxerweise liegt der<br />
Anteil der Nennbelastung, die durch lange Abwasserrohre<br />
ins Meer geleitet wird, unter dem Prozentsatz<br />
der in Kläranlagen behandelten Abwasserfracht.<br />
Dies liegt daran, <strong>das</strong>s in Genua eine der größten<br />
Anlagen nicht <strong>über</strong> ein langes Abwasserrohr verfügt,<br />
sondern die behandelten Abwässer ins Hafenbecken<br />
leitet.<br />
In der Provinz La Spezia ist der Ausbau des Abwassernetzes<br />
sowohl im Landesinneren als auch an der<br />
Küste <strong>über</strong>durchschnittlich hoch. Auch der Anteil<br />
der in Kläranlagen behandelten Abwässer ist relativ<br />
zufriedenstellend. Trotzdem bleibt die Restbelastung<br />
relativ hoch. Wie bereits in der Provinz Genua ist<br />
auch hier der Anteil der Nennbelastung, die durch<br />
lange Abwasserrohre ins Meer geleitet wird, geringer<br />
als der Prozentsatz der in Kläranlagen behandelten<br />
Abwässer. Dies liegt darin begründet, <strong>das</strong>s ein<br />
Großteil der Abwässer in kleineren, dezentralisierten<br />
Anlagen behandelt wird, deren Abwasserrohre dann<br />
in kleinere Wasserläufe im Landesinneren münden.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 87<br />
Bezogen auf die Badegewässerqualität lässt sich<br />
zusammenfassend sagen, <strong>das</strong>s trotz der oben geschilderten<br />
Mängel die Badegewässerqualität in der<br />
Region Ligurien als gut bis sehr gut eingestuft<br />
werden kann. Gerade in den letzten Jahren wird von<br />
vielen Kommunen in den Ausbau und die Modernisierung<br />
des Abwassernetzes sowie in den Bau von<br />
Kläranlagen investiert. Investitionen, die in Zukunft<br />
zu einer weiteren Verbesserung der Badegewässerqualität<br />
und zu einer Entlastung der Umwelt beitragen<br />
dürften.<br />
4.3 Badegewässerqualität<br />
Die hygienische Badegewässerqualität an der ligurischen<br />
Küste kann für die Saison 2002 als <strong>über</strong>wiegend<br />
gut bis sehr gut bezeichnet werden. Belastungszonen<br />
bestanden, wie in den Jahren zuvor,<br />
vorwiegend im Bereich der Flussmündungen. Im<br />
Zeitraum von April bis Ende September 2002<br />
wurden insgesamt 389 offiziell zum Baden freigegebene<br />
Strandabschnitte im 14-tägigen Rhythmus<br />
bakteriologisch untersucht. Auf Grundlage der dabei<br />
angefallenen Daten wurden 330 Strandabschnitte mit<br />
dem Gesamturteil „sehr gut“ ausgezeichnet, 42<br />
bekamen die Note „gut“. Neun Messstellen musste<br />
nach den vorliegenden Daten die Bewertung „zeitweilig<br />
belastet“ gegeben werden. Acht Strandabschnitte<br />
wurden als „häufiger belastet“ bewertet.<br />
Hierbei handelt es sich um folgende Strände:<br />
In Vallecrosia:<br />
- Strand im Bereich der Kläranlage<br />
In Costarainera:<br />
- Küstenabschnitt unterhalb des Krankenhauses<br />
Im Stadtgebiet von Genua:<br />
- Mündung des Flusses Vernazza<br />
- östlich der Mündung des Flusses Sturla<br />
- Strand Priaruggia<br />
- an der Mündung des Flusses Leiro<br />
In Bogliasco:<br />
- Mündung des Baches Poggio<br />
In Ameglia:<br />
- östlicher Mündungsbereich des Flusses Magra<br />
Aufgrund des strengen italienischen Hygienegesetzes<br />
wurden in der Saison 2002 in Ligurien<br />
52 Strände bzw. Messpunkte mindestens einmal mit<br />
einem temporären Badeverbot belegt; dabei wurden<br />
in 18 Fällen die europäischen Richtwerte und in<br />
5 Fällen die europäischen Grenzwerte für die hygienischen<br />
Parameter <strong>über</strong>schritten. 7 Messpunkte<br />
blieben wegen Bauarbeiten für den Badebetrieb<br />
gesperrt. Insgesamt waren 26 Messpunkte temporär<br />
mit einem Badeverbot belegt, ohne <strong>das</strong>s es dabei zu<br />
einer Überschreitung der Hygieneparameter kam.<br />
An 7 Messpunkten wurden Badeverbote wegen<br />
Überschreitung der Parameter Färbung bzw. Transparenz<br />
ausgesprochen. Infolge permanenter bakteriologischer<br />
Grundbelastung waren die folgenden
Messpunkte permanent mit einem Badeverbot<br />
belegt:<br />
In Genua<br />
- der Strand Mulina di Crevari im Westen des<br />
Stadteiles Voltri<br />
- der Strand Vernazzola im Stadtteil Bocca<strong>das</strong>se<br />
östlich des Capo Santa Chiara<br />
- die Mündung des Flusses Leiro<br />
- die Mündung des Flusses Vernazza<br />
In Ameglia:<br />
- der unmittelbare Mündungsbereich des Flusses<br />
Magra. Hier liegen im Bereich der Messpunkte<br />
keine Badestrände. Die Untersuchungen der Badegewässerqualität<br />
der angrenzenden Badestrände<br />
ergab während der Saison 2001 keinerlei Belastungen.<br />
Zum Auftreten von Salmonellen kam es an 7 Messpunkten<br />
im Stadtbereich von Genua sowie in Borghetto<br />
S. Spirito, Albisola Marina und in Ameglia an<br />
der Magramündung. Die Überschreitungen der<br />
Richt- bzw. Grenzwerte waren meist auf defekte<br />
Kläranlagen und Kanalsysteme zurückzuführen oder<br />
wurden durch Reparaturarbeiten am Kanalsystem<br />
verursacht. Als positiv muss in solchen Fällen<br />
hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s während Reparatur-<br />
und Wartungsarbeiten die Strandabschnitte der<br />
Umgebung prophylaktisch für den Badebetrieb<br />
gesperrt wurden und, sofern die Wetterverhältnisse<br />
dies zuließen, eine tägliche Kontrolle der gewässerhygienischen<br />
Parameter stattfand.<br />
Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, <strong>das</strong>s in diesem<br />
Jahr mehr Badeverbote ausgesprochen wurden.<br />
Dabei ist im Jahr 2002 die Zahl der Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
nahezu gleich geblieben, während sich<br />
die Zahl der Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen verringert<br />
hat. Ein Großteil der Badeverbote wurde wegen<br />
Bauarbeiten prophylaktisch verhängt. In diesem<br />
Zusammenhang erwähnenswert ist die Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s es sich bei den Bauarbeiten in der Regel um<br />
Maßnahmen zur Verbesserung des Kanalsystems<br />
und der Abwasserentsorgung handelt. Daher kann<br />
trotz der vermehrten Zahl der Badeverbote in diesem<br />
Jahr durchaus eine positive Bilanz gezogen werden:<br />
Der Trend der stetigen Verbesserung der Badegewässerqualität<br />
der letzten Jahre setzt sich auch in<br />
diesem Jahr fort, Projekte zur kontrollierten Abwasserentsorgung<br />
werden vermehrt auch in die Tat<br />
umgesetzt. Als positiv zu erwähnen ist ebenfalls die<br />
deutlich sichtbare Kennzeichnung der Badeverbote<br />
durch entsprechende Hinweisschilder in italienischer<br />
Sprache. Hier wäre allerdings eine mehrsprachige<br />
Ausführung der Schilder wünschenswert.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Die Strandabschnitte, bei denen es zu einer Überschreitung<br />
der europäischen Richt- bzw. Grenzwerte<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 88<br />
kam, liegen größtenteils im Einflussbereich von<br />
Flussmündungen. Zonen mit einer hohen bakteriologischen<br />
Belastung sind permanent mit einem Badeverbot<br />
belegt. Vielfach liegt die Ursache der Belastungen<br />
in der mangelnden Versorgung des Hinterlandes<br />
mit Kläranlagen. Einige kleine Dörfer im<br />
Landesinneren leiten ihre Abwässer ungeklärt in die<br />
Flüsse oder verfügen lediglich <strong>über</strong> Klärwerke mit<br />
einer mechanischen Reinigungsstufe. Meist gelangen<br />
Belastungen erst mit ausgiebigen Regenfällen in<br />
die trockenen Flussläufe und ins Meer. An der Küste<br />
leiten viele Gemeinden ihre Abwässer nach einer<br />
mechanischen Reinigung, einem Sedimentationsprozess<br />
und gegebenenfalls nach einer Desinfektion<br />
<strong>über</strong> lange Abwasserrohre ins Meer. Eine biologische<br />
Reinigung der Abwässer ist eher die Ausnahme.<br />
Da die Rohrleitungen in einiger Entfernung von<br />
der Küste und zudem in größerer Tiefe münden,<br />
kommt es in der Regel zu keinerlei Belastungen.<br />
In der Provinz Savona sind die Ortschaften Varigotti,<br />
Noli, Spotorno, Bergeggi, Vado Ligure, Savona,<br />
Albisola, Celle Ligure und Varazze an die Großkläranlage<br />
in Savona angeschlossen. Nach einigen<br />
Anlaufschwierigkeiten funktioniert die Anlage<br />
mittlerweile ohne Zwischenfälle, wie die guten<br />
Ergebnisse der Untersuchungen der Badegewässer<br />
der genannten Orte deutlich zeigen. Weitere Kläranlagen<br />
im Bereich der Provinz Savona sind in Planung.<br />
Der hohe Belastungsgrad im Stadtbereich von<br />
Genua ist zum Teil auf illegale Abwassereinleitungen<br />
zurückzuführen, andererseits sind die Abwasserrohre,<br />
die vor der Küste münden, wegen des regen<br />
Schiffverkehrs sehr kurz. Längere Rohre würden<br />
durch die Anker der Frachtschiffe ständig beschädigt<br />
werden. Besonders schwerwiegend ist die Situation<br />
im Stadtteil Voltri in Genua, der zudem <strong>über</strong> keine<br />
gut funktionierende Abwasserbehandlung verfügt.<br />
Auch kommt es immer wieder zu Betriebsstörungen<br />
und Defekten an den vorhandenen, teils veralteten<br />
Kläranlagen im Bereich der Küste. Als Negativbeispiele<br />
wären hier die Kläranlagen im östlichen<br />
Stadtbereich von Genua (Quarto und Sturla) zu<br />
nennen.<br />
Weitere Belastungsschwerpunkte der Region stellen<br />
die Industriehäfen bei Savona, Genua und La Spezia<br />
dar. Hier werden jährlich ca. 33 Millionen Tonnen<br />
Rohöl angelandet und in den nahe gelegenen Raffinerien<br />
weiterverarbeitet. Hauptumschlagplatz ist der<br />
Hafen Genua, wo jährlich ca. 25 Millionen Tonnen<br />
Rohöl angelandet werden, gefolgt von Savona mit 6<br />
Millionen Tonnen und La Spezia mit 3 Millionen<br />
Tonnen. In Zusammenhang mit dem normalen<br />
Tankerbetrieb kann es zu punktuellen Belastungen<br />
und zu Anschwemmungen von Ölklumpen in der<br />
Nähe der Hafenanlagen kommen, was in diesem<br />
Jahr jedoch nicht beobachtet werden konnte. Zu
Belastungen anderer Art führen die an der sogenannten<br />
"Blumenriviera" (Riviera dei fiori) vorhandenen<br />
Massenkulturen für Schnittblumen und Zierpflanzen.<br />
Ein Teil der verwendeten Düngemittel und Pestizide<br />
gelangt <strong>über</strong> die lokalen Abwassersysteme ins Meer.<br />
Die Badegewässerqualität wird dadurch zwar kaum<br />
beeinträchtigt, aus ökologischer Sicht stellt dies<br />
jedoch ein ernstzunehmendes Problem dar. (Quelle:<br />
Legambiente). Zu Belastungen mit Schwermetallen<br />
kommt es im Westen des Ortes Cogoleto im Bereich<br />
der veralteten Chromfabrik Stoppani. Der Fluss<br />
Lerone gilt als hoch belastet. Im Mündungsbereich<br />
des Lerone kommt es häufiger zu anormalen Wasserfärbungen.<br />
Der unmittelbare Mündungsbereich ist<br />
nicht für den Badebetrieb ausgewiesen. Der angrenzende<br />
Strandbereich wird zwar regelmäßig untersucht,<br />
trotzdem ist hier vom Baden abzuraten. Die<br />
veraltete Industrieanlage soll in naher Zukunft still<br />
gelegt werden.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Die Qualität der Strände an der ligurischen Küste<br />
kann auch in diesem Jahr als gut bezeichnet werden.<br />
Generell gab es an den Stränden, die offiziell unter<br />
Konzession verwaltet werden, selten Beanstandungen.<br />
Durch die tägliche Reinigung dieser Strände<br />
(auch Bagni genannt), war fast nie nennenswerter<br />
Strandanwurf im Spülsaum festzustellen. Mülleimer,<br />
Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen sind meist<br />
in ausreichender Zahl vorhanden und sauber. Rettungsmittel<br />
und die Überwachung des Badebetriebes<br />
sind an diesen Strandabschnitten obligatorisch.<br />
Negativ zu bemerken ist, <strong>das</strong>s in vielen Gemeinden<br />
die Abstände zwischen den aufgestellten Liegestuhlreihen<br />
sehr gering gewählt sind, so <strong>das</strong>s sich der<br />
einzelne Badegast schnell eingeengt fühlen kann.<br />
Für die Nutzung der Einrichtungen an diesen<br />
Strandabschnitten ist eine Gebühr zu entrichten,<br />
deren Höhe von dem gewählten Service abhängt<br />
(z. B. Sonnenschirm mit Strandstuhl oder Liegestuhl,<br />
Privatkabine, erste, zweite oder dritte Reihe<br />
etc.). Strände, die nicht unter Konzession verwaltet<br />
sind, werden als freie Strände bezeichnet. Die Pflege<br />
dieser Strandabschnitte obliegt meist den Kommunen.<br />
Bezüglich Sauberkeit, Strandreinigung und<br />
hygienischer Einrichtungen (Duschen, Toiletten)<br />
weisen diese Strandabschnitte recht unterschiedliche<br />
Qualitäten auf und schnitten in der Bewertung meist<br />
schlechter ab als die unter Konzession verwalteten<br />
Strände. Eine Ausnahme bilden hier die sogenannten<br />
ausgestatteten freien Strände. Dies sind kommunale<br />
Strandabschnitte deren Verwaltung an private<br />
Unternehmer vergeben wurde. In der Regel wird an<br />
diesen Stränden ein ähnlicher Service angeboten wie<br />
an den privat geführten Stränden. Der Eintritt ist<br />
frei, Sonnenschirme, Liegestühle und Privatkabinen<br />
können gegen eine Gebühr gemietet werden.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 89<br />
Offiziell ist in Italien <strong>das</strong> Mitführen von Hunden an<br />
den Strand während der Badesaison verboten.<br />
Zuwiderhandlungen werden mit empfindlichen<br />
Geldstrafen geahndet. Da offizielle Hundestrände in<br />
Italien nach wie vor sehr selten sind, muss hier als<br />
äußerst positiv hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s in<br />
Ligurien mittlerweile 4 Hundestrände existieren.<br />
Diese befinden sich in den Kommunen Albissola<br />
(Bau-Beach), in Pietra Ligure, in Laigueglia (Bagni<br />
Capo Mele) und in Ospedaletti. Der Badebetrieb an<br />
diesen Strandabschnitten unterliegt strengen hygienischen<br />
Bestimmungen. Für die Vierbeiner ist ein<br />
gültiges Impfzeugnis vorgeschrieben. Neben den<br />
nötigen Utensilien für <strong>das</strong> Wohlbefinden und die<br />
Notdurft der Vierbeiner sind die Strandabschnitte<br />
mit Bar, Toiletten, Duschen, Umkleidekabinen<br />
sowie mit Sonnenschirmen und Liegestühlen ausgestattet.<br />
Die Höhe des zu entrichtenden Eintrittpreises<br />
richtet sich auch hier nach dem gewählten Service.<br />
Bei anlandigem Wind kommt es häufiger zur Anschwemmung<br />
von Müll, der normalerweise weit<br />
entfernt von der Küste im Meer treibt. Zur Entfernung<br />
von an der Wasseroberfläche treibendem Müll<br />
wurden auch in diesem Jahr wieder in der Region<br />
von einigen Kommunen Reinigungsschiffe, sogenannte<br />
Pelikane, eingesetzt. Die Beurteilung der<br />
Strände und der Wasseroberfläche fiel in den meisten<br />
Fällen jedoch gut aus. Ausnahmen gab es an<br />
Stränden in direktem Einflussbereich von Hafenanlagen,<br />
größeren Städten sowie in touristisch stark<br />
erschlossenen Zonen. Negativ wurde eine mangelnde<br />
Absicherung des Badebetriebes gegen Bootsverkehr<br />
und Wassersportbetrieb bewertet. Weiterhin<br />
gingen die Zugänglichkeit eines Strandes, der Grad<br />
der bakteriellen Belastungen sowie <strong>das</strong> vorhandene<br />
Verkehrsleit- und Parkplatzsystem in die Bewertung<br />
ein.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Der Bade- und Strandtourismus ist in der Region<br />
Ligurien einer der Hauptwirtschaftszweige. So wird<br />
in einer 1999 veröffentlichten Studie der Wert von<br />
nur einem Quadratmeter Strand in Ligurien auf 2000<br />
Dollar pro Jahr geschätzt. Entsprechend stellt die<br />
Küstenerosion in der Region ein gravierendes<br />
Problem dar. Der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes<br />
entlang der Küste bereits zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts, die starke Zunahme der Besiedlungsdichte<br />
nach dem 2. Weltkrieg sowie der Bau vieler<br />
kleiner Yachthäfen sind nach Expertenmeinung die<br />
wesentlichen Ursachen des Erosionsproblems an der<br />
Küste. Durch die Eingriffe wurden die Strömungsverhältnisse<br />
vielerorts derart verändert, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
empfindliche Gleichgewicht zwischen Ablagerung<br />
und Abtragung gestört ist. Ein Ablagerungsdefizit ist<br />
die Folge und kann vielfach als Stranderosion<br />
beobachtet werden. Allein 1998 bezuschusste die<br />
Region Ligurien mit 5 Milliarden Lire (umgerechnet
ca. 2,55 Millionen €) Restrukturierungsmaßnahmen<br />
der Kommunen. Die in der Vergangenheit häufig<br />
angewandte Methode der Konstruktion von Molen<br />
und Steinwällen vor den Stränden wird mittlerweile<br />
jedoch als <strong>über</strong>holt und kontraproduktiv bewertet, da<br />
sich <strong>das</strong> Erosionsproblem lediglich verlagert. Für die<br />
Zukunft wird die Lösung in umweltverträglichen<br />
Maßnahmen gesehen, die die natürliche Dynamik<br />
des Systems berücksichtigen. Strandaufspülungen<br />
mit geeigneten Materialien und vor allem zur passenden<br />
Jahreszeit scheint nach Meinung der Experten<br />
eine Methode zu sein, die diese Kriterien erfüllen<br />
kann.<br />
In der Umgebung von Alassio ist <strong>das</strong> Sediment im<br />
Uferbereich äußerst feinkörnig. Schon bei geringer<br />
Brandung wird Sediment aufgewirbelt, was zu einer<br />
Trübung und Verfärbung des Wassers im Badebereich<br />
führt.<br />
Durch den Bau neuer Hafenanlagen, Küstenschutzmaßnahmen<br />
und Strandaufspülungen mit ungeeigneten<br />
Materialien ging in weiten Bereichen der Region<br />
Ligurien der natürliche, felsige Meeresboden verloren.<br />
Als Folge solcher Eingriffe ist vielerorts ein<br />
Rückgang der Posidoniawiesen, gefolgt von einer<br />
zunehmenden Verarmung der marinen Flora und<br />
Fauna zu beobachten. Mit dem Rückgang der<br />
Posidoniawiesen geht auch der natürliche Küstenschutz,<br />
den die z. T. viele Jahrhunderte alten Matten<br />
bilden, verloren. Mit der Errichtung künstlicher<br />
Barrieren wird versucht, die noch bestehenden<br />
Lebensgemeinschaften zu schützen und zu restabilisieren.<br />
Jüngstes Projekt dieser Art in der Region<br />
Ligurien ist <strong>das</strong> 1998 begonnene künstliche Riff vor<br />
der Küste von Alassio.<br />
Die Region Ligurien ist in Italien von der Ausbreitung<br />
der eingeschleppten Alge Caulerpa taxifolia<br />
am stärksten betroffen. Im Jahr 1992 wurde die Alge<br />
erstmals im Hafenbecken von Imperia gesichtet.<br />
Vermutlich gelangte die Alge mit Fischer- oder<br />
Segelbooten aus Frankreich und dem Fürstentum<br />
Monaco in den 40 km weiter östlich gelegenen<br />
Hafen vom Imperia. Im Bereich von Ventimiglia bis<br />
Ceriale wird die mittlerweile von Caulerpa taxifolia<br />
besiedelte Fläche auf <strong>über</strong> 5000 Hektar geschätzt.<br />
Von wissenschaftlicher Seite aus werden die Folgen<br />
der Ausbreitung der Alge sehr unterschiedlich<br />
beurteilt. Laut einer Umfrage unter den Fischern im<br />
Raum Imperia fühlen sich 81 % der Fischer bei der<br />
Ausübung ihres Handwerkes durch <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
von Caulerpa taxifolia gestört; 77 % der Fischer<br />
geben einen Rückgang der Fänge an und<br />
führen dies auf <strong>das</strong> Vorhandensein der Alge zurück.<br />
Maßnahmen um eine rasche Weiterverbreitung der<br />
Alge gleich nach ihrer Entdeckung zu verhindern,<br />
wurden nicht durchgeführt. Die verwandte Algenart<br />
Caulerpa racemosa wurde bisher lediglich in Genua/Quarto<br />
lokalisiert.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 90<br />
Das Meeresgebiet im Bereich der ligurischen Küste,<br />
Korsika, Sardinien und der östlichen Côte d´Azur<br />
gilt als bevorzugtes Aufenthaltsgebiet für Wale und<br />
Delfine. Der Nährstoffreichtum dieser Gewässer<br />
begünstigt <strong>das</strong> Wachstum einer planktonisch lebenden<br />
Krebsart (Meganichtyphanes norvegica), die<br />
nicht nur den hier lebenden Bartenwalen als Nahrung<br />
dient, sondern dar<strong>über</strong> hinaus einen wichtigen<br />
Bestandteil im Nahrungsnetz darstellt. Schätzungen<br />
ergaben, <strong>das</strong>s sich im Becken Ligurien-Korsika-<br />
Sardinien-Provence <strong>über</strong> 2000 Großwale und zwischen<br />
25-45000 Delfine aufhalten. Die folgende<br />
Aufstellung gibt einen Überblick <strong>über</strong> die im Mittelmeer<br />
vorkommenden Wal- und Delfinarten:<br />
verbreitete Arten<br />
Finnwal (Balaenoptera<br />
physalus)<br />
Pottwal (Physeter<br />
macrocephalus)<br />
Cuvier-Schnabelwal<br />
(Ziphius cavirostris)<br />
Gewöhnlicher Grindwal<br />
(Globicephala melas)<br />
Rundkopfdelfin<br />
(Grampus griseus)<br />
Großer Tümmler<br />
(Tursiops truncatus)<br />
Blau-weißer Delfin<br />
(Stenella coeruleoalba)<br />
Gemeiner Delfin<br />
(Delfinus delphi)<br />
selten anzutreffende<br />
Arten<br />
Zwergwal (Balaenoptera<br />
acutorostrata)<br />
Schwertwal<br />
(Orcinus orca)<br />
kleiner Schwertwal<br />
(Pseudorca crassidens)<br />
Rauhzahndelfin<br />
(Steno bredanensis)<br />
Die im Ligurischen Meer am häufigsten anzutreffende<br />
Walart sind Finnwale (Balaenoptera physalus),<br />
die neben den Blauwalen die zweitgrößte<br />
Walspezies der Erde darstellen. Auf der Nordhalbkugel<br />
erreichen Finnwale eine Größe von bis zu<br />
20,5 m.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
In der Region Ligurien beginnt die Badesaison<br />
offiziell am 1. Mai und endet am 30. September.<br />
Während dieses Zeitraumes ist die Sicherheit an den<br />
Stränden durch die “Ordinanza Balneare” geregelt,<br />
die von den zuständigen Hafenbehörden (Capitaneria<br />
di Porto) vor Saisonbeginn für den jeweiligen<br />
Zuständigkeitsbereich erlassen werden.<br />
Im Bereich von konzessionierten Strandabschnitten<br />
sind die folgenden Sicherheitsmaßnahmen durch<br />
eine Ordinanza geregelt:<br />
- Die Badezone umfasst den Bereich vom Ufer bis<br />
zu einer Entfernung von 200 m. Seewärts ist die<br />
Grenze durch rote Signalkörper zu kennzeichnen.<br />
Innerhalb dieser Zone ist die Durchfahrt mit Wasser-
fahrzeugen unter Motor- sowie unter Segel zwischen<br />
9:00 und 20:00 untersagt. Die Durchfahrt von<br />
Ruder- und Tretbooten ist erlaubt.<br />
- Das Baden außerhalb der 200 m Zone bzw. außerhalb<br />
des genannten Zeitraumes geschieht auf eigene<br />
Gefahr.<br />
- Generell besteht im Bereich von Flussmündungen<br />
und Hafenanlagen ein permanentes Badeverbot.<br />
- Während des Zeitraumes von 1. Juni bis zum 15.<br />
September ist zwischen 9:00 und 19:00 Uhr die<br />
Überwachung des Badebereiches durch einen<br />
ausgebildeten Bademeister obligatorisch. Überschreitet<br />
die Länge des Strandabschnittes 80 m, so<br />
sind für die Überwachung zwei Bademeister vorgeschrieben,<br />
bei <strong>über</strong> 160 m Länge drei Bademeister<br />
usw. Die Aufsicht ist von einem erhöhten Sitz<br />
(Mindesthöhe 1,50 m) auszuführen. Befinden sich<br />
keine Personen im Wasser, so kann der Bademeister<br />
seinen Aufsichtsplatz verlassen, allerdings darf er<br />
sich nicht weiter als 6 m vom Ufer entfernen.<br />
- Gefahren wie starke Strömung, starke Brandung<br />
und gefährliche Felsen unter Wasser müssen durch<br />
<strong>das</strong> Hissen einer roten Flagge am Strand signalisiert<br />
werden. Starker Wind muss durch eine gelbe Flagge<br />
angezeigt sein.<br />
- Als Rettungsmittel müssen einsatzbereit vorhanden<br />
sein: 1. Ein spezielles Rettungsboot mit Rudern,<br />
ausgestattet mit mindestens einem Rettungsring. Der<br />
Rettungsring muss an einer Leine von mindestens<br />
25 m Länge befestigt sein. 2. Zusätzlich an Land<br />
zwei Rettungsringe mit Leine, deren Länge jeweils<br />
mindestens 25 m betragen muss. 3. Eine Rettungsleine<br />
mit Rettungsgurt von mindestens 100 m Länge.<br />
Die Rettungsleine muss auf einer speziellen Aufrollvorrichtung<br />
angebracht sein. 4. Ein Feuerlöscher<br />
- Für Schwimmbäder innerhalb eines konzessionierten<br />
Strandbetriebes, richtet sich die Anzahl des<br />
Aufsichtspersonals nach der Oberfläche des<br />
Schwimmbeckens: Bis zu einer Fläche von 100m 2<br />
ist zur Aufsicht ein Bademeister vorgeschrieben, bei<br />
Überschreitung von 600m 2 müssen zwei Bademeister<br />
die Aufsicht führen; die weitere Staffelung<br />
erfolgt in Schritten von je 600 m 2 .<br />
- An konzessionierten Stränden ist <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
eines Erste-Hilfe-Koffers mit einer minimalen<br />
Grundausstattung Pflicht. Die Grundausstattung<br />
umfasst: fünf Konfektionen steriler Gaze diverser<br />
Größen (5x5, 10x10, 18x40), 100 g Watte für<br />
medizinische Zwecke, zwei Rollen Heftpflaster<br />
(2,5 cm und 7,5 cm), Wundpflaster verschiedener<br />
Größen, Wasserstoffperoxydlösung 10 %ig zur<br />
Wunddesinfektion, Alkohol zur Wunddesinfektion,<br />
Cortisonsalbe (Typ Betamethason), entzündungs-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 91<br />
hemmende Creme (Typ Ketoprofen), chirurgische<br />
Instrumente (chirurg. Schere, chirurg. Pinzette),<br />
Einmalhandschuhe, steriles Wundtuch, elastische<br />
Binden (7 und 10 cm), Mullbinden, 2 Packungen<br />
synthetisches Eis; weiterhin, jedoch nur für den<br />
ärztlichen Gebrauch bestimmt: 2 Flaschen (500ml)<br />
physiologische Kochsalzlösung mit Infusionsbesteck,<br />
3 Flaschen 33 %ige Glucoselösung, Nitroderivate<br />
(z. B. Carvasin 5mg) in Tablettenform zur<br />
Behandlung von Herzattacken (Angina pectoris),<br />
Cortisonampullen (z. B. Methylprednisolon), 3<br />
Ampullen Schmerzmittel, Einwegspritzen (5 und<br />
10 ml). Zusätzlich vorgeschrieben sind: 2 Sauerstoffflaschen<br />
zur Beatmung mit entsprechenden<br />
Beatmungsmasken in zwei Größen, eine Beatmungshilfe<br />
zur künstlichen Beatmung (Beatmungsbeutel)<br />
mit entsprechenden Beatmungsmasken in<br />
zwei Größen, drei Kieferspreizer, ein Tubus für<br />
Intubationszwecke, drei Anti-AIDS-Beatmungsmasken<br />
für die Mund-zu-Mundbeatmung.<br />
- Spezielle Erste-Hilfe-Stationen mit Krankenliege<br />
sind nicht vorgeschrieben. Von einigen Kommunen<br />
werden an besonders stark besuchten Stränden<br />
Krankenwagen stationiert.<br />
Die Einhaltung der in der Ordinanza geregelten<br />
Vorschriften wird von Land und von See aus von der<br />
zuständigen Capitaneria di Porto (Hafenbehörde),<br />
der Guardia Costiera (Küstenwache), der Guardia di<br />
Finanza (Finanzpolizei) und den Carabinieri (Polizei)<br />
<strong>über</strong>wacht. Zusätzlich werden an Tagen mit<br />
besonders hohem Besucheraufkommen Kontrollflüge<br />
mit Hubschraubern unternommen. Überschreitungen<br />
bzw. Nichteinhaltung der vorgeschriebenen<br />
Regeln werden mit Geldbußen und gerichtlichen<br />
Verfahren geahndet. Dabei ist es selbstverständlich,<br />
<strong>das</strong>s <strong>über</strong> die Kontrollfunktion hinaus, auch Rettungsaktionen<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Ausbildung zum Bademeister bzw. Bademeisterassistenten<br />
wird von zwei offiziell zugelassenen<br />
Organisationen, vergleichbar der deutschen DLRG,<br />
vorgenommen (Società Nazionale di Salvamento,<br />
Federazione Italiana Nuoto). Ein Kurs dauert je nach<br />
Kurshäufigkeit zwischen 3 und 6 Monaten und wird<br />
mit einer theoretischen und praktischen Prüfung<br />
abgeschlossen. Die Kursinhalte umfassen Rettungsschwimmen,<br />
Rettungstechniken und Befreiungsgriffe,<br />
Erste-Hilfe, Meteorologie, Gesetzeslehre und<br />
Navigation.<br />
Nach Informationen der Società Nazionale di Salvamento<br />
(Nationale Gesellschaft zur Lebensrettung)<br />
in Genua ist die Überwachung durch einen ausgebildeten<br />
Bademeister in Hotelschwimmbädern obligatorisch.<br />
In der Region Ligurien werden ca. 80 % der Strände<br />
unter Konzession betrieben. Die verbleibenden 20 %
sind sogenannte freie Strände. Hier muss zwischen<br />
ausgestatteten und nicht ausgestatteten freien Stränden<br />
unterschieden werden. Die ausgestatteten freien<br />
Strände befinden sich unter kommunaler Verwaltung<br />
und unterliegen ebenfalls der Regelung der “Ordinanza<br />
Balneare”. Hier ist weder eine Überwachung<br />
noch <strong>das</strong> Vorhandensein von Rettungsmitteln und<br />
die Kennzeichnung der 200 m Badezone vorgeschrieben.<br />
Dies muss von der zuständigen Kommune<br />
durch entsprechende Hinweisschilder angezeigt<br />
werden. Leider musste bei den Strandbegehungen<br />
vor Ort immer wieder festgestellt werden, <strong>das</strong>s nicht<br />
an allen kommunalen freien Stränden entsprechende<br />
Hinweisschilder aufgestellt sind, oder <strong>das</strong>s die<br />
vorhandenen Schilder nur in italienischer Sprache<br />
geschrieben sind. Hier wäre eine mehrsprachige<br />
Ausführung wünschenswert. Die Minimalausstattung<br />
solcher Strandabschnitte umfasst in ausreichender<br />
Zahl aufgestellte Mülleimer, die in regelmäßigen,<br />
zeitlichen Abständen geleert werden müssen.<br />
Die Ausstattung mit kalten Duschen, Toiletten und<br />
Umkleidekabinen sowie die Säuberung des Strandes<br />
ist von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich<br />
und oft zu bemängeln. Im allgemeinen kann die<br />
Überwachung an den freien Strandabschnitten vom<br />
Aufsichtspersonal eines angrenzenden konzessionierten<br />
Strandes (Bagni, Lido) mit <strong>über</strong>nommen<br />
werden, was bei starkem Besucherandrang jedoch<br />
kaum möglich ist. Wenige Kommunen in der Region<br />
Ligurien bieten neben hygienischem Service auch<br />
eine Überwachung des Strandes an. Die nicht<br />
ausgestatteten freien Strände sind meist kleinere,<br />
abgelegene Badestellen, für die die Bezeichnung<br />
Naturstrände am zutreffendsten ist.<br />
Durch <strong>das</strong> charakteristische Küstenrelief in der<br />
Region Ligurien sind an den meisten Strandabschnitten<br />
die flachen Badebereiche sehr eng. Eine<br />
Abgrenzung von wirklich sicheren Nichtschwimmerzonen<br />
ist daher nur in wenigen Fällen möglich.<br />
Entsprechend beträgt der Anteil der Badestellen mit<br />
ausgewiesenen Nichtschwimmerzonen ca. 5 % der<br />
gesamten Badestellen.<br />
Da an den unter Konzession geführten Strandabschnitten<br />
die Einhaltung der “Ordinanza Balneare”<br />
besonders hinsichtlich der Überwachungs- und<br />
Rettungseinrichtungen strengen Kontrollen unterliegt,<br />
kann die Badesicherheit hier als gewährleistet<br />
und gut beurteilt werden. An den freien Stränden<br />
ohne eine Überwachung sollte sich der einzelne<br />
Badegast nicht auf die Wachsamkeit anderer Touristen<br />
oder des Bademeisters eines angrenzenden<br />
Bagno verlassen und entsprechend vorsichtig handeln.<br />
Gleiches gilt natürlich auch in besonderem<br />
Maße für abgelegene Strände und Badestellen, da<br />
hier im Ernstfall nicht sofort mit kompetenter Hilfe<br />
zu rechnen ist und Rettungsfahrzeuge längere, oft<br />
schwierige Anfahrtswege zurücklegen müssen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 92<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse<br />
02.06. Maßnahmen zur Kontrolle sogenannter<br />
„unnormaler Wellen“<br />
Seit der Inbetriebnahme der Schnellfähren von<br />
Genua und Vado Ligure in Richtung Korsika bzw.<br />
Sardinien kommt es im Bereich der Provinzen<br />
Genua und Savona zu einem Phänomen, <strong>das</strong> im<br />
italienischen mit dem Ausdruck "onda anomale", zu<br />
deutsch unnormale Welle, beschrieben wird. Diese<br />
sogenannten unnormalen Wellen traten täglich zur<br />
gleichen Uhrzeit auf. Auch bei ruhiger See kommt<br />
es zu einer Serie von starken Wellen. Um den<br />
Badebetrieb an den betroffenen Küstenabschnitten<br />
nicht zu gefährden, wurden in diesem Jahr entsprechende<br />
Regelungen bezüglich der Geschwindigkeiten<br />
und Routenplanung der Schnellfähren sowie<br />
großer Schiffe in Kraft gesetzt.<br />
06.06. Hydromedusen<br />
Wie häufig in Frühsommer kam es in der Region<br />
Ligurien zu einem Massenauftreten kleiner Hydromedusen,<br />
die im Lateinischen den Namen Velella<br />
velella tragen. Die Tierart gehört zwar zum großen<br />
Stamm der Nesseltiere, ist aber für den Badegast<br />
völlig ungefährlich. Die Tiere treiben, von Strömungen<br />
und Wind angetrieben, an der Wasseroberfläche<br />
und besitzen eine intensiv violette Färbung. Einmal<br />
an den Strand angespült sterben die Tiere und<br />
können, wo sie nicht beseitigt werden, einen leicht<br />
unangenehmen Geruch verursachen.<br />
07.06. Öl am Strand des genueser Stadtteiles Voltri<br />
Am späten Nachmittag beobachteten Passanten am<br />
Strand des genueser Stadtteiles Voltri einen auf dem<br />
Wasser treibenden Ölteppich, der sich auf den<br />
Strand zu bewegte. Die umgehend alarmierten<br />
Hafenbehörden konnten nicht mehr verhindern, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong> Öl an den Strand gespült wurde. Das Öl stammte<br />
höchstwahrscheinlich aus einem Tanker, der seine<br />
leeren Tanks illegal auf See gereinigt hatte. Wegen<br />
häufiger Überschreitung der hygienischen Parameter<br />
bestand im östlichen Bereich des Strandes von Voltri<br />
in diesem Jahr ein permanentes Badeverbot.<br />
10.06. Teurer Euro<br />
Zu Beginn der Feriensaison 2002 wurden in der<br />
Region Ligurien Statistiken <strong>über</strong> den Preisanstieg<br />
der verschiedenen Serviceangebote veröffentlicht.<br />
Z. B. zahlten in diesem Jahr zwei Personen für einen<br />
Tag in einem Strandbad für einen Liegestuhl, eine<br />
Strandliege, einen Sonnenschirm und die Nutzung<br />
der gemeinschaftlichen Umkleidekabine zwischen<br />
16,5 und 29 €. Dies bedeutet einen Anstieg im<br />
Vergleich zum Vorjahr von 5-10 %. Desgleichen<br />
hatten die Preise für Hotels, Restaurants und Gaststätten<br />
eine Teuerungsrate von 3-5 %, in Einzelfällen<br />
bis zu 10 % erfahren.<br />
13.06. Klarheit beim Fischkauf
In Italien ist seit dem 27. März diesen Jahres der<br />
Verkauf von Fisch durch einen neuen Erlass geregelt.<br />
Schwerpunkt der neuen Regelung ist die<br />
Kennzeichnung des Fisches. Handelt es sich um<br />
fangfrischen Fisch aus italienischen Gewässern, so<br />
ist dem Handelsnamen des Produktes in der Regel<br />
der Zusatz „nostrano“ oder „pescato“ hinzugefügt.<br />
Bei Fisch der aus Zuchtbetrieben stammt, muss dies<br />
eindeutig gekennzeichnet sein, zusätzlich muss hier<br />
auch <strong>das</strong> Herkunftsland angegeben werden. In der<br />
Regel ist in Italien Fisch aus Fischfarmen an dem<br />
Zusatz „allevamento“ zu erkennen. Die Einhaltung<br />
der Kennzeichnungspflicht wird von den Hafenbehörden<br />
streng kontrolliert. So wurden z. B. bei einer<br />
Kontrolle in San Remo Strafen von insgesamt<br />
6000 € für die falsche Kennzeichnung des Fischs<br />
vergeben.<br />
19.06. Mögliche Haisichtung<br />
2,5 Meilen vor der Küste von Albisola wurde ein<br />
Hai gesichtet. Die Beobachtung stammt von der<br />
Besatzung eines Kontrollbootes der Feuerwehr und<br />
wurde von den Hafenbehörden als absolut glaubwürdig<br />
angesehen. Auch wenn die Sichtung nur<br />
wenige Sekunden andauerte, wurde die Größe des<br />
gesichteten Tieres auf circa 3 Meter geschätzt. Seit<br />
der Beobachtung wurden im Bereich der Küste<br />
zwischen Celle Ligure und Bergeggi vermehrt<br />
Patrouillenfahrten durchgeführt. Die Strandbetreiber<br />
im Bereich wurden vorsichtshalber informiert. Im<br />
Falle einer Sichtung in Ufernähe sind entsprechende<br />
Vorsichtsmaßnahmen, wie <strong>das</strong> Hissen einer roten<br />
Flagge, zu treffen. Experten nehmen an, <strong>das</strong>s es sich<br />
bei dem beobachteten Exemplar möglicherweise um<br />
einen Riesenhai (Cetorhinus maximus) oder um<br />
einen Fuchshai (Alopias vulpinus) gehandelt hatte.<br />
21.06. Neuer Wanderweg<br />
In Montecarlo wurde offiziell der erste Teil des neu<br />
eingerichteten, internationalen Wanderweges „Via<br />
Alpina“ eingeweiht. Der neue Weg führt <strong>über</strong><br />
Ligurien und Piemont und verbindet ein Netz von<br />
Wanderwegen <strong>über</strong> <strong>das</strong> die Länder Frankreich, die<br />
Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein und<br />
Slowenien erreicht werden können. In Ligurien<br />
wurden mit finanzieller Unterstützung der EU<br />
entlang des Exkursionsweges Rastplätze, Aussichtspunkte,<br />
Übernachtungsmöglichkeiten und Informationspunkte<br />
geschaffen.<br />
22.6. Treibgut Müll<br />
Im Bereich der Küste von Genua wurde vermehrt<br />
schwimmender Müll in Ufernähe getrieben. Das<br />
Problem des auf dem Wasser treibenden Unrates<br />
stellt vor allem in den Sommermonaten ein Problem<br />
dar. Der zu beobachtende Müll, wie z. B. Plastikflaschen<br />
und Plastiktüten, ist <strong>über</strong>wiegend auf <strong>das</strong><br />
unzivilisierte und ignorante Verhalten vieler Strandbesucher<br />
und Bootsbesitzer zurückzuführen, die<br />
ihren Müll am Strand zurücklassen bzw. ins Meer<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 93<br />
kippen. Eine Tatsache, die der aufmerksame Beobachter<br />
nach einem sonnigen und heißen Sonntag<br />
beim Betrachten vieler freier Strandabschnitte<br />
bestätigt findet. Einmal ins Meer gelangt wird der<br />
Müll abhängig von den Strömungen transportiert<br />
und gelangt bei ungünstiger Strömung auch wieder<br />
in Ufernähe.<br />
23.06. Lokale Schiffverbindungen in La Spezia<br />
Beginnend mit dem Wochenende des 22. und 23.<br />
Juni wurden in La Spezia die Schiffsverbindungen<br />
nach Portovenere/Isola Palmaria und Lerici wieder<br />
aufgenommen.<br />
23.06. Hai gefangen<br />
Am 23. Juni fanden Fischer in Laigueglia einen<br />
ungewöhnlichen Fang im Netz. Es handelte sich um<br />
einen planktonfressenden Riesenhai (Cetorhinus<br />
maximus). Das gefangene Exemplar war 4 Meter<br />
lang und brachte 250 Kilogramm auf die Waage. Die<br />
Fischer fanden den Hai bereits tot in ihrem Netz. Ob<br />
es sich bei dem Fang um den am 19. Juni vor Albisola<br />
gesichteten Hai handelt war unklar.<br />
24.06. Hammerhai gefangen und Haisichtungen<br />
Circa 2 Meilen vor der Küste im Bereich der Orte<br />
Sestri Levante und Moneglia wurde ein Hammerhai<br />
gefangen. Bei dem 2 Meter langen und circa 150<br />
Kilogramm schweren Exemplar handelte es sich um<br />
den glatten Hammerhai (Sphyrna zygaena). Die<br />
Tiere dieser Haiart können eine Größe von bis zu 3,7<br />
Metern erreichen. Aus der Familie der Hammerhaie<br />
ist der glatte Hammerhai (Sphyrna zygaena) die im<br />
westlichen Mittelmeer am häufigsten anzutreffende<br />
Art. Sein größerer Verwandter, der große Hammerhai<br />
(Sphyrna mokkarran) wird im westlichen Mittelmeerraum<br />
höchst selten angetroffen und scheint<br />
sich vorwiegend auf die nordafrikanische Küste zu<br />
beschränken. Eine weitere Sichtung wurde aus dem<br />
Badeort Diano Marina und aus La Spezia gemeldet.<br />
In Diano Marina wurde von einem Schnorchler in<br />
Ufernähe ein Hai gesichtet. Bei den anschließenden<br />
Kontrollfahrten konnte die Sichtung kein zweites<br />
Mal bestätigt werden. Möglicherweise handelte es<br />
sich bei dem gesichteten Exemplar um einen Blauhai<br />
(Prionace glauca). In La Spezia wurden zwei<br />
Blauhaie im Hafen gesichtet.<br />
25.06. Schwerer Verkehrsunfall führte zur Vergiftung<br />
des Flusses Scrivia<br />
Auf der Autobahn A7 in Höhe der Ortschaft Ronco<br />
kam es in Fahrtrichtung Genua zu einem schweren<br />
Verkehrsunfall. Aus noch nicht geklärten Gründen<br />
kam ein Tanklastwagen ins Schleudern und kippte<br />
um. Bei dem Unfall kam der Fahrer ums Leben. Die<br />
Ladung des Tanklastwagens, reines Phenol in<br />
flüssiger Form, ergoss sich auf die Fahrbahn und<br />
floss in den angrenzenden Fluss Scrivia. Phenol ist<br />
eine hochgiftige Substanz und geht von flüssiger<br />
Form in den Gaszustand <strong>über</strong>. Wegen der giftigen
Gaswolke mussten die Anwohner des betroffenen<br />
Autobahnabschnittes am Unfalltag Fenster und<br />
Türen geschlossen halten. Drei Personen wurden<br />
wegen Vergiftungen im Krankenhaus behandelt. Der<br />
Fluss Scrivia fließt in nördlicher Richtung und<br />
mündet in den Po. Durch den Unfall, bei dem 8000<br />
Liter Phenol in die Umwelt gelangten, wurde der<br />
Fluss extrem verschmutzt. Es kam zu einem massiven<br />
Fischsterben. Die Trinkwasserbrunnen im<br />
Bereich des Flusses wurden vorsichtshalber geschlossen.<br />
Der Transport von gefährlichen Gütern<br />
und die Unfallrate auf dem betroffenen Streckenabschnitt<br />
der A7 Mailand-Genua sorgt immer wieder<br />
für Schlagzeilen.<br />
26.06. Badeverbot wegen defekter Abwasserpumpe<br />
Eine defekte Abwasserpumpe führte im Osten des<br />
Ortes Albenga im Bereich des Flusses Lionetta zum<br />
Eintrag von Abwässern in <strong>das</strong> Flussbett. Der Bereich<br />
wurde zeitweilig für den Badebetrieb gesperrt. Der<br />
Schaden konnte nach kurzer Zeit behoben werden<br />
01.07. Weltmeisterschaften in der Kunst des Feuerwerks<br />
Wie in den vergangenen 6 Jahren war San Remo<br />
auch in diesem Jahr wieder Austragungsort der<br />
internationalen Meisterschaften in der Kunst des<br />
Feuerwerks. Insgesamt nahmen sechs Nationen an<br />
dem Wettbewerb teil, der am 01. Juni begann und<br />
am 13. Juni mit einem großen Finale endete.<br />
02.07. Legambiente: Goletta Verde 2002<br />
Die diesjährige Aktion „Goletta Verde“ der italienischen<br />
Umweltschutzorganisation Legambiente ergab<br />
für die Region Ligurien ein positives Bild. Im<br />
Rahmen der Aktion werden seit nunmehr 16 Jahren<br />
während der Sommermonate an der gesamten<br />
italienischen Küste Wasserproben genommen und<br />
auf ihren Bakteriengehalt untersucht. Während der<br />
letzten Junitage wurden in der Region Ligurien an<br />
insgesamt 38 Punkten Wasserproben genommen.<br />
Die Untersuchungsergebnisse zeigten deutlich, <strong>das</strong>s<br />
die Problemzonen in Ligurien in den Mündungsbereichen<br />
von Flüssen und Bächen zu suchen sind.<br />
Ursache ist meist eine unzureichende Abwasserbehandlung<br />
in den Gemeinden des Landesinneren. Ein<br />
weiteres Problem der Region Ligurien besteht, so<br />
die Legambiente, in der falschen Nutzung vieler<br />
Fluss- und Bachbetten in der Region. Oftmals wird<br />
Sand und Kies aus den Flussbetten entnommen, was<br />
an der Küste zu Erosion führt, da kein Sand mehr<br />
durch die Flüsse nachgeliefert werden kann.<br />
02.07. Blaue Flagge 2002<br />
In diesem Jahr vergab die EU in Italien insgesamt 85<br />
Mal die blaue Flagge. Die Auszeichnung, die für<br />
eine gute Badegewässerqualität, umweltentlastende<br />
Maßnahmen (Kläranlagen, Abwasserbehandlung,<br />
Mülltrennung) sowie für touristenfreundlichen<br />
Service steht, wurde im Vergleich zum Vorjahr (81<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 94<br />
Gemeinden) an 4 weitere Gemeinden vergeben. Im<br />
gesamtitalienischen Vergleich liegt die Region<br />
Ligurien, mit insgesamt 10 mit der blauen Flagge<br />
ausgezeichneten Gemeinden, an zweiter Stelle. Den<br />
ersten Platz nimmt in diesem Jahr die Region Toskana,<br />
mit insgesamt 11 Auszeichnungen ein.<br />
In Ligurien erhielten in diesem Jahr die folgenden<br />
Kommunen die blaue Flagge:<br />
In der Provinz Imperia: Bordighera, Caporosso und<br />
Taggia; in der Provinz Savona: Berteggi; Celle<br />
Ligure und Savona (Spiaggia Fornaci); in der Provinz<br />
Genova: Moneglia und Chiavari; in der Provinz<br />
La Spezia: Lerici und Framura. Weiterhin wurden in<br />
Ligurien die folgenden Touristenhäfen mit einer<br />
blauen Flagge ausgezeichnet: San Stefano al Mare:<br />
Marina degli Aregai; Imperia: Imperia Mare; Andora:<br />
Porto Turistico; Savona: Darsena Vecchia;<br />
Rapallo: Porto Turistico Internazionale; Chiavari:<br />
Porto Turistico; La Spezia: Porto Lotti<br />
Hauptkriterien für die Vergabe der Auszeichnung an<br />
Yachthäfen sind u.a. die Abwasserentsorgungsmöglichkeiten<br />
im Hafen, <strong>das</strong> Vorhandensein von Behältern<br />
für Problemmüll (Farbreste, Öl etc.), keine<br />
starke Belastung des Hafenwassers, Informationsbereitstellung<br />
<strong>über</strong> Umweltangelegenheiten und<br />
Information <strong>über</strong> die Vergabe der blauen Flagge.<br />
07.07. Schlafsacktourismus unerwünscht<br />
Am frühen Sonntagmorgen wurden in Diano Marina<br />
Jugendliche, die die Nacht im Schlafsack am Strand<br />
verbracht hatten, von der Ortspolizei geweckt. Im<br />
Rahmen der Aktion, die ironischerweise unter dem<br />
Namen „süßes Erwachen“ lief, wurden Geldbußen<br />
von 1033 € vergeben. Auch im letzten Jahr wurde in<br />
Diano Marina eine ähnliche Aktion durchgeführt.<br />
Der Bürgermeister will mit solchen Einsätzen gegen<br />
<strong>das</strong> Überhandnehmen des illegalen Übernachtens am<br />
Strand vorgehen.<br />
15.07. Fährverbindungen nach Marokko<br />
Seit Juni existieren in Ligurien zwei Fährverbindungen<br />
zwischen Italien und Marokko. Bisher mussten<br />
Reisende nach Marokko entweder fliegen oder die<br />
Fährverbindungen von Frankreich (Sete) und Spanien<br />
(Algeciras) aus nutzen.<br />
1.Vado Ligure (Savona) – Tanger – Vado Ligure:<br />
Die neue Fährverbindung wurde am 25. Juni in<br />
Betrieb genommen. Anbieter der Schiffslinie ist der<br />
weltweite Tour Operator Marini Travel. Die 11.000<br />
Tonnen Fähre ist in der Lage 1200 Passagiere, 220<br />
Autos und 35 LKW bzw. Busse zu transportieren.<br />
Abfahrt ist um 10:00 vom Fährhafen in Vado Ligure.<br />
Nach einer Reisezeit von 2 Tagen legt die Fähre<br />
in Tanger/Marokko an. Die Abfahrt von Tanger<br />
erfolgt jeweils um 15:30.2. Genua – Tanger –<br />
Genua: Reederei ist die marokkanische Gesellschaft<br />
COMANAV (Compagnie Marocaine de Navigation).<br />
Von Genua aus fährt die Fähre Marrakech. Die<br />
Fähre ist 127 Meter lang, hat 1140 Registertonnen<br />
und ist in der Lage 624 Passagiere und 220 Autos zu
transportieren. Neben Restaurant- und Barbetrieb,<br />
gibt es an Bord ein Kino, einen Konferenzsaal, eine<br />
Diskothek, ein Schwimmbad und eine Moschee.<br />
25.07. Ungewöhnliche Begegnung<br />
Am Nachmittag wurden im kleinen Ort Framura, in<br />
der Provinz La Spezia Badegäste und Strandbesucher<br />
Zeugen eines ungewöhnlichen Schauspiels.<br />
Kurz nach 13.00 Uhr bemerkten Kinder einen<br />
Delphin, der sich in unmittelbarer Ufernähe aufhielt.<br />
In der Annahme <strong>das</strong> Tier sei verletzt alarmierten<br />
besorgte Strandbesucher die Küstenwache. Doch<br />
bald <strong>über</strong>zeugten die Darbietungen des ungewöhnlichen<br />
Gastes Badegäste und Küstenwache vom<br />
Gegenteil. Der Delphin, dessen genaue Artzugehörigkeit<br />
nicht näher spezifiziert wurde, begann mit<br />
eleganten Sprüngen die Anwesenden zu begeistern.<br />
Ein zugeworfener Ball wurde von dem Tier als<br />
neues Spielzeug akzeptiert. Animiert durch die<br />
offensichtliche Zutraulichkeit des Tieres, begaben<br />
sich einige Besucher ins Wasser. Auf die Annäherungsversuche<br />
reagierte der Delphin ohne Scheu.<br />
Nach circa drei Stunden war die ungewöhnliche<br />
Begegnung zu Ende. Der Delphin tauchte ab und<br />
schwamm in Richtung offenes Meer.<br />
26.07. Delphin starb am Strand<br />
In der Versilia (Toskana) wurde ein Delphin in<br />
unmittelbarer Strandnähe beobachtet. Versuche der<br />
Hafenbehörden <strong>das</strong> Tier in tieferes Wasser zu<br />
begleiten waren vergeblich, da der Delphin immer<br />
wieder in Richtung Strand schwamm, ein Verhalten,<br />
<strong>das</strong> nur bei kranken Tieren zu beobachten ist. Auch<br />
eine sofort eingeleitete Rettungsaktion konnte dem<br />
Tier nicht mehr helfen. Nach 2 Stunden starb <strong>das</strong><br />
Tier am Strand. Bei der Obduktion des toten Delphins<br />
wurde ein massiver Parasitenbefall festgestellt,<br />
der zum Tod des Tieres geführt hatte. Bei dem<br />
Delphin handelte es sich um einen Blau-weißen<br />
Delphin (Stenella coeruleoalba).<br />
07.08. Unwetter <strong>über</strong> Norditalien<br />
In der Region Ligurien kam es während des Durchzugs<br />
einer Unwetterfront während der vergangenen<br />
Tage zu um Teil intensiven Gewittern. In Genua und<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 95<br />
La Spezia wurden nach wolkenbruchartigen Regenfällen<br />
einige Straßen <strong>über</strong>schwemmt. Im Vergleich<br />
zu den Nachbarregionen blieb Ligurien jedoch von<br />
der Unwetterfront verschont. Es waren nur geringe<br />
Sachschäden zu beklagen.<br />
5. Danksagung<br />
Ein herzlicher Dank gebührt allen Mitarbeiter/-innen<br />
der lokalen Tourismus- und Gesundheitsbehörden<br />
für ihre Kooperationsbereitschaft, die reibungslose<br />
Zusammenarbeit und die zur Verfügung gestellten<br />
Messergebnisse. Signora Vera Colombano und<br />
Signora Christina Maineri vom APT-Büro in Finale<br />
Ligure sei für die freundschaftliche Aufnahme und<br />
ihre unbürokratische Hilfe bei der Bewältigung der<br />
Startschwierigkeiten gedankt. Signor Monasterolo,<br />
Dott. Barlocco und Dott. Ravina von der APT in<br />
Alassio sei für ihr Interesse an meiner Arbeit und die<br />
kompetente Organisation gedankt. Bei Dott. Borsadoli<br />
von der regionalen APT „InLiguria“ bedanke<br />
ich mich für die bereitgestellten Informationen und<br />
<strong>das</strong> Interesse an unserer Arbeit. Den Verantwortlichen<br />
bei der ARPAL in Genua, Dott. Soracco,<br />
Dottssa Brescianini und Dott.ssa Bertolotto, sei für<br />
<strong>das</strong> entgegengebrachte Vertrauen und die Zusammenarbeit<br />
gedankt. Bei den Verantwortlichen der<br />
lokalen Gesundheitsämter, Dott. De Muro, Dott<br />
Avenoso, Dott.ssa Mulina, Dott.ssa Filippi, Dott.<br />
Lino, Dott. Grillo und Dott. Palmieri bedanke ich<br />
mich für die freundschaftliche Kooperation, die<br />
Daten<strong>über</strong>mittlung und die entgegengebrachte<br />
Geduld, durch die mir die Arbeit vor Ort wesentlich<br />
erleichtert wurde. Besonderer Dank gebührt Dott.<br />
Grillo und Dott. Palmieri von der ARPAL La Spezia<br />
sowie Dott. Avenoso von der ARPAL Savona für ihr<br />
Interesse an meiner Arbeit, die vielen kompetenten<br />
Ratschläge sowie der Organisation der Zusammenarbeit<br />
mit der Capitaneria di Porto La Spezia. Ebenso<br />
ein besonderer Dank gebührt der Capitaneria di<br />
Porto von La Spezia für <strong>das</strong> entgegengebrachte<br />
Vertrauen, ihre großzügige Kooperation bei der<br />
Strandbesichtigung und die freundschaftliche Aufnahme.
6. Adressen<br />
Tourismusbehörden (Servizio<br />
Promozione Turistica):<br />
APT - Finale Ligure<br />
Via San Pietro 14<br />
17024 Finale Ligure<br />
Tel.: 019-681019<br />
Fax: 019-681804<br />
APT Riviera delle Palme - Alassio<br />
Direttore Ravina<br />
Dott. Barlocco<br />
Sig. Monasterolo<br />
Viale Gibb 26<br />
17021 Alassio<br />
Tel.: 0182–647123<br />
0182-647135<br />
Fax: 0182-644690<br />
APTL Agenzia Regionale di<br />
Promozione Turisti „IN<br />
LIGURIA“<br />
Direttore generale<br />
Dott. A. Dalla Giovanna,<br />
Segretaria Signora Cinzia,<br />
Signora Patrizia Scarso<br />
Touristenstatistik: Dott. Borsadoli<br />
Palazzo Ducale - Piazza Matteotti<br />
16123 Genova<br />
Tel.: 010-5308201<br />
Fax: 010–5958507<br />
Ämter für Statistik:<br />
ISTAT - (Istituto Nationale di<br />
Statistica)<br />
- Ufficio Regionale per la Liguria -<br />
Via XX. Settembre 8/25 - 6° piano<br />
16121 Genova<br />
Tel.: 010-542351<br />
Fax: 010-542351<br />
Camera di Commercio - Provincia<br />
Savona<br />
Piazza Leon Pancaldo 1/5<br />
17100 Savona<br />
Tel.: 019-8314243<br />
Fax: 019–823700<br />
Umweltagenturen (Agenzia Regionale<br />
per la Protezione<br />
dell´Ambiente Ligure, ARPAL):<br />
ARPAL Dipartimento Regionale<br />
di Genova)<br />
Direttore generale dell´ARPAL:<br />
Dott. Bruno Soracco<br />
Fax: 010-5451901<br />
Verantwortlich für Badegewässerdaten:<br />
Dott.ssa Bertolotto<br />
Tel: 010-57633234<br />
010–576331 (Zentr.)<br />
Piazza della Vittoria 15/c<br />
16121 Genova<br />
ARPAL Dipartimento Provinciale<br />
di Imperia<br />
Dott. De Muro / Dott.ssa Ocello/<br />
Dott. Legnani<br />
Via Nizza 6<br />
18100 Imperia<br />
Tel.: 0183-673224<br />
0183-673244<br />
0183-673241<br />
0183-673 1 (Zentr.)<br />
Fax: 0183-673264<br />
ARPAL Dipartimento Provinciale<br />
di Savona<br />
Dott. Avenoso, Signora Luisi<br />
Via Zunini 1<br />
17000 Savona<br />
Tel.: 019-84181227<br />
019-84181220<br />
019-84181221<br />
Fax: 019 – 84181229<br />
ARPAL Dipartimento Provinciale<br />
di Genova<br />
Dott.ssa Mulina / Dott.ssa Filippi/<br />
Dott. Sangiuolo<br />
Via Montesano 5<br />
16100 Genova<br />
Tel.: 010-8462434/5<br />
Fax: 010 - 8462422<br />
ARPAL Dipartimento Provinciale<br />
di La Spezia<br />
Direttore UO Laboratori Dott.<br />
Filipelli<br />
Dott. Palmieri / Dott. Grillo<br />
Via Fontevivo 129<br />
19100 La Spezia<br />
Tel.: 0187-5669320<br />
0187-5669319<br />
0187–5669317<br />
0187–2814233 (Palmieri)<br />
Fax: 0187 - 5669321<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 96<br />
Wissenschaftliche Institutionen<br />
Universität Genua<br />
Prof. G. Relini<br />
- Istituto di Zoologia, Laboratori di<br />
Biologia marina e di Ecologia<br />
animale -<br />
Via Balbi 5 - Università<br />
16126 Genova<br />
Tel.: 010–2477537/2465315<br />
E-Mail: sibmzool@unige.it<br />
Aquarium Genua<br />
Toni di Natale<br />
Area Porto Antico - Ponte Spinola<br />
16128 Genova<br />
Tel.: 010-2481205 (Info)<br />
336-333366<br />
Fax: 010-256160<br />
E-Mail: info@acquario.ge.it<br />
www.acquario.ge.it<br />
Hafenbehörden<br />
Capitaneria di Porto Savona<br />
17000 Savona<br />
Tel.: 019-856666<br />
Fax: 019-856498<br />
Capitaneria di Porto la Spezia<br />
Capitano di Vascello (CP)<br />
19100 La Spezia<br />
Tel.: 0187-778015<br />
Umweltschutzorganisationen:<br />
Legambiente Genova<br />
Via Caffa 3 / 5b<br />
16129 Genova<br />
Tel./Fax: 010-319168<br />
Legambiente Roma<br />
- Centro di Documentazione -<br />
Via Salaria 403<br />
00199 Roma<br />
Tel.: 06-862681<br />
Fax: 06-86218474
Regionalbericht Toskana<br />
Bearbeitet von Christian Lott, Fetovaia/Elba<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Festlandküste der Toskana erstreckt sich <strong>über</strong><br />
mehr als 330 km Länge von der Mündung der Magra<br />
bei La Spezia im Norden bis zur Mündung des<br />
Chiarone, südlich der Halbinsel Monte Argentario.<br />
Im Süden der Magramündung beginnen flache<br />
Sandstrände, die sich bis nach Viareggio fortsetzen.<br />
Weiter südlich erstreckt sich ein zusammenhängendes<br />
Wald- und Buschgebiet bis zur Mündung des<br />
Arno bei Marina di Pisa. Die teilweise schwer<br />
zugängliche Küstenlinie wird von Dünen und Sand<br />
geprägt. Südlich des Arno befinden sich die Stadtstrände<br />
von Marina di Pisa. Pinienhaine und Sandstrände<br />
leiten <strong>über</strong> in <strong>das</strong> Gebiet von Tirrenia. Es<br />
folgt <strong>das</strong> Stadtgebiet von Livorno mit Hafenanlagen<br />
und einigen Strandbädern. Den südlich von Livorno<br />
gelegenen Abschnitt prägt eine stark zerklüftete<br />
Felsküste. Ab Castiglioncello läuft die Felsküste<br />
allmählich flach aus und südlich von Rosignano<br />
beginnen wieder ausgedehnte Sandstrände mit einem<br />
waldreichen Hinterland. Am Golf von Baratti<br />
beginnt erneut steile Felsküste, die nur an wenigen<br />
Stellen zugänglich ist und sich bis Piombino fortsetzt.<br />
Südöstlich von Piombino erstrecken sich<br />
entlang des Golfes von Follonica lange, sehr schmale<br />
Sandstrände, die nur von der Steilküste an der<br />
Punta Ala unterbrochen werden. Ab Marina di<br />
Grosseto beginnt der Parco Naturale della Maremma.<br />
Er umfasst die ausgedehnten Sumpf- und<br />
Schwemmlandflächen des Ombrone. Südlich des<br />
Gebirgsmassivs Monte dell' Ucellina endet der<br />
Naturpark in der Bucht von Talamone. Sand- und<br />
Kiesstrände mit in Pinienhainen gelegenen Campingplätzen<br />
ziehen sich bis zur Steilküste des Monte<br />
Argentario hin. Der südliche Teil der Lagune von<br />
Orbetello bildet der Tombolo di Feniglia, der mit<br />
den Felsen von Ansedonia endet. Die Strände<br />
südlich von Ansedonia bis zur Mündung des Chiarone<br />
liegen vor Schilf bedecktem Schwemmland.<br />
Die größeren Inseln des Toskanischen Archipels,<br />
Elba, Giglio und Capraia, sind begehrte exklusivere<br />
Touristenziele. Schroffe, steil abfallende Felsküsten<br />
mit kleinen sandigen Buchten prägen hier <strong>das</strong><br />
Landschaftsbild. Die kleinen Inseln Gorgona,<br />
Pianosa, Montecristo und Giannutri gehören vollständig<br />
zum Nationalpark Toskanischer Archipel<br />
und sind nur sehr eingeschränkt zugänglich<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität der<br />
Region<br />
2.1 Probennahme und Messwerte<br />
Die Überwachung der Badegewässer auf biologische,<br />
chemische und physikalische Überschreitungen<br />
der Parameter wird in ganz Italien nach dem<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 97<br />
Dekret des Präsidenten der Republik n. 470 vom<br />
8. Juni 1982 (Ergänzung: 29. Januar 1992) vollzogen.<br />
Dieses Gesetz ist an die EU-Richtlinien angelehnt,<br />
weist allerdings deutlich strengere Grenzwerte<br />
bei den hygienischen Parametern auf. Auf Grundlage<br />
der letztjährigen Messwerte gibt die Regionalregierung<br />
bis spätestens einen Monat vor Beginn der<br />
aktuellen Badesaison im regionalen Amtsblatt<br />
(Gazzetta ufficiale) die offiziellen Messpunkte<br />
bekannt. Dort werden die zum Baden geeigneten<br />
Strände, die nicht zum Baden freigegebenen Strände<br />
und neu hinzugefügte bzw. gestrichene Messpunkte<br />
aufgeführt. In der Region Toskana wurden in diesem<br />
Jahr 366 offizielle Messpunkte im Rahmen der<br />
Untersuchungen zur Badegewässerqualität beprobt.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Von April bis September werden von den kommunalen<br />
Umweltämtern im Rahmen der Routinemessungen<br />
zweimal pro Monat Badegewässerproben<br />
genommen. Die in hüfttiefem Wasser oberflächennah<br />
gezogenen Wasserproben werden in eines der<br />
sechs zuständigen Umweltämter (Massa, Lucca,<br />
Pisa, Livorno, Piombino, Grosseto) transportiert und<br />
dort analysiert.<br />
Die Wasserproben werden auf insgesamt<br />
12 Parameter untersucht. Als Hygieneparameter<br />
wird jeweils die Anzahl von Darmbakterien routinemäßig<br />
bestimmt (Gesamt- und Fäkalkoliforme<br />
sowie Streptokokken). Bei Anzeichen von Belastungen<br />
werden die Proben zusätzlich auf Salmonellen<br />
untersucht. Alle bakteriologischen Untersuchungen<br />
werden mit der Membranfiltermethode (MPN)<br />
durchgeführt und auf entsprechenden Nährmedien<br />
inkubiert.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Belastungen<br />
Überschreitet ein Messwert den entsprechenden<br />
Hygieneparameter, hat dies zur Folge, <strong>das</strong>s<br />
5 Zusatzmessungen an diesem Messpunkt erfolgen<br />
müssen. Diese sollten sich zeitlich direkt an die<br />
Routinemessung anschließen. Weisen zwei oder<br />
mehr Zusatzmessungen erneut Überschreitungen<br />
auf, so wird für diesen Messpunkt ein zeitlich<br />
befristetes Badeverbot ausgesprochen. Das zuständige<br />
Umweltamt benachrichtigt den Bürgermeister der<br />
entsprechenden Kommune, der für die Ausweisung<br />
des Badeverbots verantwortlich ist. In der Regel<br />
werden in der Nähe des Wassers Schilder mit dem<br />
Hinweis auf <strong>das</strong> Badeverbot aufgestellt. Für die<br />
Aufhebung des Badeverbots ist es erforderlich, <strong>das</strong>s<br />
mindestens zwei aufeinander folgende Routinemessungen<br />
keine Überschreitungen mehr aufweisen.<br />
D. h. ein temporäres Badeverbot bleibt im Normal-
fall mindestens für einen Monat bestehen. Ein<br />
Messpunkt, der während der Saison langfristig<br />
höhere Belastungen in den Hygieneparametern<br />
aufweist, wird für <strong>das</strong> kommende Jahr mit einem<br />
permanenten Badeverbot belegt.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die Informationen <strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität<br />
werden in Zusammenarbeit mit den<br />
sechs zuständigen Umweltämtern (ARPAT "Agenzia<br />
Regionale per la Protezione Ambientale della<br />
Toscana") zusammengestellt. Mindestens einmal pro<br />
Monat werden die aktuellen Messergebnisse per E-<br />
Mail oder Fax an <strong>das</strong> Sommerservicebüro auf der<br />
Insel Elba geschickt. Hinweise <strong>über</strong> Belastungen<br />
und Badeverbote, die in der Zwischenzeit auftreten,<br />
werden telefonisch, per E-Mail oder mit einem<br />
kurzen Fax <strong>über</strong>mittelt. Der aktuelle Status wird<br />
wöchentlich telefonisch abgefragt. Am Ende der<br />
Saison werden die gesamten Daten von der ARPAT-<br />
Zentrale in Florenz auf Datenträger <strong>über</strong>sandt. Eine<br />
Ausnahme innerhalb der regionalen Umweltämter<br />
stellt die ARPAT Piombino dar, die neben der<br />
Badegewässerqualität auch meeresbiologisches<br />
Monitoring betreibt und ökologische Fragestellungen<br />
in Projekten bearbeitet. Sie ist somit ein Hauptansprechpartner<br />
für alle weiterführenden Informationen<br />
<strong>über</strong> die Meeresregion. Des weiteren wurden<br />
den Tageszeitungen aktuelle ökologische Informationen<br />
entnommen oder bei regionalen Organisationen<br />
abgefragt. So bestehen gute Kontakte zu Alessandro<br />
Giannì, einem auf Elba ansässigen ehemaligen<br />
Greenpeace-Mitarbeiter, der nun im italienischen<br />
Umweltministerium in Rom arbeitet, und zu den<br />
meeresbiologischen Fachbereichen der Universitäten<br />
Florenz, Pisa und Livorno. Außerdem findet ein<br />
regelmäßiger Austausch mit Mitarbeitern des Nationalparks<br />
Toskanischer Archipel, mit lokalen und<br />
nationalen Umweltorganisationen und den wichtigen<br />
Interessengruppen der Tourismusbranche statt.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
In der Region Toskana wurden in der letzten statistischen<br />
Auswertung aus dem Jahr 2000 rund 32 Mio.<br />
touristische Übernachtungen pro Jahr gezählt. Das<br />
Hauptgewicht liegt mit 8 Mio. Übernachtungen in<br />
der Provinz Florenz, gefolgt von der Provinz Livorno<br />
mit 6 Mio. Übernachtungen. Die 18 Mio. Übernachtungen<br />
von Italienern stellen dabei einen Anteil<br />
von 60 %. Die restlichen 14 Mio. Übernachtungen<br />
setzen sich aus ausländischen Touristen der verschiedensten<br />
Nationen zusammen. Die Italiener<br />
reisen zu 80 % in den Monaten Juli bis September,<br />
die ausländischen Touristen bevorzugen eher die<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 98<br />
Nebensaison im Mai, Juni und September. Führend<br />
mit einem Anteil von 30 % der Übernachtungen<br />
ausländischer Touristen sind die Deutschen, danach<br />
folgen die Amerikaner mit 11 % und die Schweizer<br />
mit 8 %. Betrachtet man die touristischen Ziele, so<br />
fällt auf, <strong>das</strong>s 50 % der Italiener einen Badeurlaub in<br />
der Toskana verbringen und nur 22 % Kulturreisende<br />
sind. Bei den ausländischen Touristen ist <strong>das</strong><br />
Verhältnis genau umgekehrt, 50 % sind auf Kulturreise<br />
in der Toskana. Lediglich 28 % verbringen<br />
ihren Urlaub an der Küste, wovon die 2 Mio. Übernachtungen<br />
der Deutschen einen Anteil von 55 %<br />
ausmachen. Die Entwicklung des Tourismus in den<br />
vergangenen Jahren zeigte einen beständigen Anstieg<br />
in den touristischen Übernachtungen. 1991<br />
wurden 28 Mio. Übernachtungen in der Toskana<br />
gezählt, 19 Mio. Übernachtungen von Italienern und<br />
9 Mio. Ausländern. Die Daten zeigen, <strong>das</strong>s bei den<br />
inländischen Touristen die Entwicklung rückläufig<br />
ist. Der generelle Anstieg der Übernachtungen um<br />
14 % für den Zeitraum 1991 bis 1997 kam durch den<br />
gesteigerten Anteil ausländischer Touristen zustande.<br />
In der gleichen Periode stieg z. B. die Zahl<br />
deutscher, japanischer und amerikanischer Übernachtungen<br />
jeweils um 40 %.<br />
Für die vergangene Saison wird aus vielen touristischen<br />
Orten der Toskana ein Rückgang der Besucherzahlen<br />
gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr gemeldet. Die<br />
angespannte ökonomische Situation im Inland und<br />
in den Herkunftsländern der ausländischen Besucher<br />
wird dafür verantwortlich gemacht. Die Euro-<br />
Einführung scheint ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen<br />
zu haben. Offensichtlich war auch der Trend<br />
vieler italienischer Urlauber, die klassische Urlaubszeit<br />
um Ferragosto zu umgehen und niedrigere Vor-<br />
und Nachsaisonpreise zu nutzen.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die Region Toskana hat einen potentiellen Bedarf an<br />
der Klärung von Abwasser in Höhe von 15,3 Mio.<br />
Einwohnergleichwerten (EGW). Dabei entfallen auf<br />
häusliche Abwässer 3,5 Mio. EGW, auf Industrieabwässer<br />
6,7 Mio. EGW und auf Abwässer aus der<br />
Tierzucht 5,1 Mio. EGW (Quelle: "Verso la relazione<br />
sullo stato dell'ambiente" ARPAT 1997).<br />
In der Toskana sind zurzeit kommunale Kläranlagen<br />
mit einer Kapazität von 7,2 Mio. EGW in Betrieb.<br />
Des Weiteren entfallen auf den Betrieb von privaten<br />
Kläranlagen, vor allem von größeren Industriebetrieben,<br />
ungefähr 5 Mio. EGW. Die verbleibenden<br />
Abwässer in Höhe von 3 Mio. EGW werden zurzeit<br />
noch ungeklärt in die Umwelt geleitet. Kleine Dörfer<br />
oder auch Wochenendsiedlungen mit weniger als 50<br />
Einwohnern dürfen dies laut Gesetz auch. Übrig<br />
bleibt ein Restbedarf an Kläranlagen für die Toskana<br />
mit einer Gesamtkapazität von circa 1,2 Mio. EGW.<br />
Der Bau der noch notwendigen Kläranlagen wird
mit einer Summe von 256 Mio. € veranschlagt. In<br />
dem Dreijahresplan 1994-1996 für den Umweltschutz<br />
in der Region Toskana wurden allerdings nur<br />
37 Mio. € für den Bau von Kläranlagen bewilligt.<br />
Letzteres bedeutet, <strong>das</strong>s für den Komplettausbau des<br />
Kläranlagennetzes, nach den derzeitig zur Verfügung<br />
gestellten finanziellen Mitteln, 20 bis 25 Jahre<br />
benötigt werden. Erschwerend ist zu bemerken, <strong>das</strong>s<br />
einige lokale und regionale <strong>Bericht</strong>e vom bisweilen<br />
desolaten Zustand bestehender Anlagen sprechen.<br />
Die Region Toskana hat eine Gesamtfläche von<br />
22992 km 2 mit 3,6 Mio. Einwohnern (Stand 1998).<br />
Die Landschaft ist durch den Gebirgszug des Apennins<br />
in weiten Bereichen stark zerklüftet und unzugänglich.<br />
Letzteres führt dazu, <strong>das</strong>s die Bewohner<br />
stark auf die urbanen Zentren konzentriert sind. So<br />
leben 3,2 Mio. Menschen in der Stadt und nur 0,4<br />
Mio. Menschen verstreut auf dem Land. Die größten<br />
Abwasserprobleme stellen sich damit primär in den<br />
Zentren. Florenz als Hauptstadt der Toskana ist nur<br />
zu 51 % an Kläranlagen angeschlossen. Die Stadt<br />
zählt mit 800.000 ungeklärten EGW zu den Hauptverschmutzern<br />
des Arno, dem größten Fluss in der<br />
Toskana, der in Höhe von Pisa ins Meer mündet. Die<br />
größten Erfolge in der Abwasserentsorgung wurden<br />
in den vergangenen 15 Jahren bei den großen Industriebetrieben<br />
(Leder, Papier, Textilien) erzielt. Es<br />
gelang durch den Bau zentraler Kläranlagenkomplexe,<br />
wie z. B. in der Nähe von Pisa in der Anlage<br />
Aquarno mit einer Kapazität von 3,5 Mio. EGW, die<br />
Industrieabwässer hinreichend zu reinigen. Auf der<br />
anderen Seite kommt es in den dünn besiedelten<br />
Landstrichen zu Belastungen durch Tierzuchtbetriebe<br />
und Landwirtschaft. So hat die Provinz Grosseto<br />
mit 216.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte<br />
von 49 Einwohnern pro km 2 (Vergleich<br />
Provinz Florenz: 283 Einwohner pro km 2 ) eine<br />
Abwasserbelastung durch Viehzucht von 1,7 Mio.<br />
EGW. Lokale Probleme ergaben sich auch dieses<br />
Jahr vereinzelt durch <strong>über</strong>alterte Anlagen und<br />
Ausleitungen in Strandnähe. So werden beispielsweise<br />
auf Elba die angelaufenen Sanierungsmassnahmen<br />
an den untermeerischen Abwasserleitungen<br />
als <strong>über</strong>fällig erachtet.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die hygienische Badegewässerqualität vor den<br />
toskanischen Stränden war an den meisten der durch<br />
366 Messpunkte repräsentierten offiziellen Badestellen<br />
gut bis sehr gut. Gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr (in<br />
Klammern) ist eine leichte Verschlechterung zu<br />
verzeichnen. An 274 (330) Messstellen wurden bei<br />
den zweiwöchentlichen Untersuchungen der Umweltämter<br />
von April bis August zu keinem Zeitpunkt<br />
die europäischen Richt- oder Grenzwerte für Verschmutzungen<br />
<strong>über</strong>schritten. An 96 (36) Badestellen<br />
wurden die Richtwerte mindestens einmal, an<br />
fünf (1) Stränden auch die Grenzwerte <strong>über</strong>schritten.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 99<br />
Die strengeren italienischen Richtlinien führten in<br />
der Badesaison 2002 zur Verhängung von insgesamt<br />
fünf zeitweiligen Badeverboten aus hygienischen<br />
Gründen. Die betroffenen Strände waren:<br />
- in San Vincenzo an der Punta Sud<br />
- in Piombino am Gemeindesportplatz<br />
- im Bereich Carrara am Strandbad Lido an der<br />
Grenze zum Principe-Strand und am Strandbad<br />
Stella del Mare<br />
- in Massa an der Magliano-Mündung.<br />
Wegen eines Defekts der Kläranlagenausleitung war<br />
der Strand Marina di Cecina in Cecina Marina im<br />
August für zwei Wochen vorsorglich gesperrt.<br />
Wegen der festgestellten Verschmutzung mit Bakterien<br />
in den vorangegangenen Jahren blieben folgende<br />
Strandabschnitte auch während der Saison 2002<br />
zum Baden gesperrt:<br />
- in Livorno am Botro Felciaio<br />
- in Marciana Marina der Stadtstrand an der<br />
Mündung des Lavacchio-Grabens<br />
Aufgrund von Bauarbeiten für einen neuen Yachthafen<br />
waren folgende Strände die gesamte Saison <strong>über</strong><br />
gesperrt:<br />
- in Scarlino zwischen der Solmine-<br />
Kanalmündung und der Fiumara-Mündung<br />
Die anhaltenden Überdüngungsprobleme der Lagune<br />
von Orbetello führten im Hochsommer zur Sperrung<br />
des Strandes an der Ansedonia-Kanalmündung<br />
wegen Sauerstoffmangels und starker Wassertrübung.<br />
Generell zeigt die Verteilung der Verschmutzungen<br />
an der Küste der Toskana eine Häufung in Ballungsgebieten<br />
um die großen Städte und vor Fluss- und<br />
Kanalmündungen. Deshalb bestehen auch in Stadtgebieten,<br />
um Häfen und Flussmündungen und vor<br />
Industrieanlagen permanente Badeverbote, die<br />
allerdings gerade von Einheimischen nicht selten<br />
missachtet werden. An diesen nicht-offiziellen<br />
Badestellen ist auch die Küste oftmals mit Müll und<br />
Strandgut stark verschmutzt.<br />
Dem gegen<strong>über</strong> stehen punktuelle Belastungen, die<br />
auf Fehlfunktionen von Kläranlagen, Überlastungen,<br />
Rohrbruch und Unfälle zurückzuführen sind. Zum<br />
Teil sind Einträge von Verschmutzungen auch auf<br />
meteorologische Ereignisse wie hohe Niederschläge<br />
oder starke Brandung nach Stürmen zurückzuführen.<br />
Die Folgen sind meist von kurzer Dauer und von<br />
geringer räumlicher Ausdehnung. Die gemessenen<br />
Werte verbessern sich oft rasch wieder und sind für<br />
die generelle Bewertung der Wasserqualität nur von<br />
geringer Bedeutung. Die Empfehlung, nach starken<br />
Regenfällen vor allem im Bereich um die Zuflüsse<br />
nicht sofort wieder Baden zu gehen, wird jedoch im<br />
Sommer angesichts der hohen Außentemperaturen<br />
praktisch nicht beachtet.
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Die Belastungen der küstennahen Gewässer in der<br />
Toskana lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum<br />
einen kommt es vor den Mündungen der großen<br />
Flüsse generell zu Überschreitungen der Hygieneparameter,<br />
daher existieren vor den meisten Flussmündungen<br />
permanente Badeverbote. In diesem Zusammenhang<br />
ist vor allen anderen Flüssen der Arno<br />
zu nennen. In seinem Einzugsgebiet leben circa 2,5<br />
Mio. Menschen, davon gut die Hälfte in den Großstädten<br />
Florenz und Pisa. Rund 50 % der Abwässer<br />
aus der Hauptstadt gelangen ungeklärt in den Arno.<br />
Neben den Belastungen der Flüsse mit krankheitserregenden<br />
Keimen weisen sie ebenfalls einen hohen<br />
Gehalt an Nährstoffen sowie Schadstoffen auf.<br />
Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat entstammen<br />
einerseits häuslichen Abwässern, andererseits<br />
werden sie auch bei intensiver Land- und Viehwirtschaft<br />
in den Wasserkreislauf eingetragen. In der<br />
Provinz Grosseto werden z. B. 72 % (1,7 Mio.) der<br />
Einwohnergleichwerte durch die Abwässer in der<br />
Viehwirtschaft erzeugt, <strong>das</strong> sind rund 11 % der in<br />
der Toskana insgesamt zu klärenden Abwässer. Die<br />
meisten Schadstoffe werden von den größeren<br />
Industriebetrieben produziert. In der Toskana sind<br />
dies in erster Linie die Papier-, Leder-, Textil-,<br />
Chemie- und Metallindustrie. Die Schadstoffe<br />
gelangen zu einem gewissen Prozentsatz immer<br />
noch in die Umwelt, wie z. B. die hohen Schwermetallbelastungen<br />
im Raum Albegna (Provinz Grosseto)<br />
durch die Metallindustrie, die immense Luft-,<br />
Boden- und Wasserverschmutzung durch die <strong>über</strong>alterten<br />
Hochofenanlagen in Piombino oder der<br />
Eintrag großer Mengen an Unkrautvernichtungsmitteln<br />
durch die intensive Blumenzucht in der Provinz<br />
Lucca. Zum anderen handelt es sich um lokale,<br />
meist kleinräumige und temporäre Belastungen in<br />
den küstennahen Räumen, die an der gesamten<br />
toskanischen Küste punktuell auftreten. Sie werden<br />
durch Einleitungen kleinerer Ansiedlungen sowie<br />
durch Störungen oder Überlastungsmomente in den<br />
Kläranlagen hervorgerufen. Gerade in der touristischen<br />
Hauptsaison reichen die Kapazitäten einiger<br />
Kläranlagen nicht mehr aus. Starke Regenfälle<br />
begünstigen diesen Effekt, da viele Anlagen mit<br />
Mischwasser gespeist werden und so in Gefahr<br />
stehen, <strong>über</strong>zulaufen. Man geht davon aus, <strong>das</strong>s nur<br />
70 % der Kläranlagen einwandfrei <strong>über</strong> die Saison<br />
hinweg funktionieren. In der Regel handelt es sich<br />
bei den messbaren Folgen um kurzfristige Überschreitungen<br />
von EU-Richtwerten in den Hygieneparametern.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Bedingt durch die landschaftliche Struktur der<br />
toskanischen Küste und die schlechte Zugänglichkeit<br />
mancher Küstenabschnitte weisen die Strände in<br />
Bezug auf Sauberkeit recht verschiedene Qualität<br />
auf. Allgemein lässt sich sagen, <strong>das</strong>s die offiziellen,<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 100<br />
von Gemeinden und Konzessionären verwalteten<br />
Strände gute bis sehr gute Qualität aufweisen. Die<br />
Strände sind sauber, Müll und Spülsaum werden<br />
täglich geräumt. Duschen, Toiletten und Mülleimer<br />
sind fast immer vorhanden. Bei anlandigem Wind<br />
kommt es an vielen Stränden allerdings zur Anschwemmung<br />
von Müll vom Meer her. An abgelegenen<br />
Stränden wird dieser selten oder nie entfernt.<br />
Auch gibt es an diesen sogenannten freien oder<br />
Naturstränden keine Infrastruktur für die Überwachung<br />
des Badebereichs bzw. Erste Hilfe. Im Vergleich<br />
zu den Vorjahren ist der Zustand bezüglich<br />
Strandqualität etwas schlechter, dennoch wurden<br />
knapp drei Viertel (80% Vorjahr) aller Strände als<br />
gut oder sehr gut bewertet. Im Gegensatz zum<br />
Vorjahr waren die Aufschüttungsarbeiten an den<br />
meisten Stränden rechtzeitig zu Saisonbeginn<br />
abgeschlossen, so <strong>das</strong>s sie pünktlich für die Urlauber<br />
freigegeben werden konnten.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Auch in diesem Jahr kam es wieder punktuell zur<br />
Anschwemmung von Teer und Ölklümpchen an der<br />
toskanischen Küste. Diese Substanzen, die durch die<br />
illegale Reinigung von Tankschiffen auf hoher See<br />
ins Meer gelangen, traten kurzzeitig in den küstennahen<br />
Gewässern der Inseln Giglio und Elba, bei<br />
Follonica und vor Castiglioncello und in der Versilia<br />
auf. Die schwarzen Flecken und Tröpfchen sind<br />
nicht nur schädlich für die Meeresumwelt und ihre<br />
Organismen, sondern auch äußerst lästig für die<br />
Besucher der Strände. Sie werden mit den Meeresströmungen<br />
verdriftet und in Abhängigkeit von<br />
Wind- und Strömungsrichtung auch an die Küste<br />
gespült. Lokal verschwindet diese Verschmutzung<br />
meist innerhalb eines Tages aus dem Wasser, da<br />
bereits geringfügige Wetterveränderungen <strong>das</strong><br />
Wind- und Strömungsgeschehen so beeinflussen,<br />
<strong>das</strong>s der Teer auf die offene See oder an andere<br />
Küstenabschnitte verdriftet wird. An den Stränden<br />
und auf den Felsen bleiben jedoch bis zu mehrere<br />
Dezimeter breite schwarze klebrige Bänder liegen,<br />
die mit viel Aufwand entfernt werden müssen oder<br />
auf Jahre die Umwelt belasten. Die schon länger<br />
angekündigte Überwachung per Satellit ist bislang<br />
noch nicht verfügbar.<br />
Die Zahl der Waldbrände war in diesem Jahr etwas<br />
geringer und auch die betroffene Fläche. Dennoch<br />
wurden erneut große Flächen Macchia und Wald in<br />
der Toskana zerstört. Nach Angaben der nationalen<br />
Forstverwaltung (Corpo Forestale dello Stato) sind<br />
viele Waldbrände auf Brandstiftung zurückzuführen,<br />
nur ein kleinerer Anteil kommt durch menschliche<br />
Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit zustande.<br />
Besonders heftig trafen in diesem Sommer mehrfach<br />
Überschwemmungen nach Gewitterregen einige<br />
Zonen der Toskana. So wurde im Hinterland der
Versilia einiger Schaden angerichtet und Anfang<br />
September wurden auf der Insel Elba einige Campingplätze<br />
und Hotels zerstört. Menschen wurden<br />
glücklicherweise nicht verletzt.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die Überwachung und die Sicherheit an den Stränden<br />
in Italien wird durch die zuständigen Hafenbehörden,<br />
die Capitaneria di Porto, geregelt. Diese<br />
geben vor Saisonbeginn die Badeverordnung „Ordinanza<br />
Balneare“ heraus, welche auf staatlichen und<br />
europäischen Gesetzen beruht.<br />
In der Toskana gibt es sechs zuständige Capitanerie<br />
di Porto, in den wesentlichen Punkten stimmen die<br />
einzelnen Bestimmungen <strong>über</strong>ein:<br />
- Nach Definition beginnt die Badesaison am 1.<br />
Mai und endet am 30. September.<br />
- Generelles Badeverbot herrscht im Bereich von<br />
Hafenanlagen und -einfahrten, in allgemeinen<br />
Schifffahrtszonen, im Bereich von Industrieanlagen,<br />
in Bootskorridoren und im Bereich von<br />
Flussmündungen.<br />
- An nicht konzessionierten Stränden (freien<br />
Stränden) muss keine Überwachung stattfinden.<br />
Die Kommunen sind verpflichtet, hier in<br />
Rücksprache mit der Hafenbehörde Warntafeln<br />
aufzustellen, aus denen hervorgeht, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Baden aufgrund der fehlenden Überwachung<br />
nicht sicher ist.<br />
Für konzessionierte Strände gilt:<br />
- Die Badeanstalten müssen vom 1. Juni bis zum<br />
20. September von 08:00-20:00 Uhr geöffnet<br />
sein, die Überwachung des Badebetriebs durch<br />
Bademeister ist in der Zeit von 09:30-18:30<br />
Uhr vorgeschrieben. Für Strandabschnitte bis<br />
80 m Breite (bzw. 50 Kabinen/Sonnenschirme)<br />
reicht ein Bademeister, dar<strong>über</strong> für je weitere<br />
80 m ein weiterer. In den nicht <strong>über</strong>wachten<br />
Zeiten sind die rote und die gelbe Flagge zu<br />
hissen.<br />
- Die Bedeutung der Flaggensignale ist mehrsprachig<br />
auszuhängen.<br />
- Die Badezone umfasst den Bereich vom Strand<br />
bis zu 200 m Entfernung. Die seeseitige Grenze<br />
ist durch eine rote/orange Bojenreihe zu kennzeichnen,<br />
die Bojen dürfen max. 50 m voneinander<br />
entfernt sein.<br />
- Zwischen 08:00 und 20:00 ist die Durchfahrt<br />
der Badezone für Boote unter Motor und Segel<br />
verboten. Tretboote und Ruder-/Paddelboote<br />
dürfen passieren.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 101<br />
- Prinzipiell ist innerhalb von 100 m von der<br />
Küste mit minimaler Geschwindigkeit (max.<br />
3 Knoten) zu fahren.<br />
- Die Rettungskräfte (Bademeister) müssen eine<br />
staatliche Ausbildung/Prüfung absolvieren, die<br />
von zwei zugelassenen Organisationen durchgeführt<br />
wird: Assistente Bagnanti (Federazione<br />
Italiana Nuoto) und Bagnino per Salvataggio<br />
(Soc. di Salvamento di Genova). Die Ausbildung<br />
umfasst neben medizinisch/anatomischen<br />
Grundkenntnissen, Rettungstechniken und –<br />
schwimmen, Erste Hilfe, Navigation, Meteorologie<br />
und Gesetzeskunde. Zugelassen zur Ausbildung<br />
werden 16- bis 55-jährige mit sportärztlicher<br />
Tauglichkeitsbescheinigung.<br />
- Die Bademeister müssen sich an einem Punkt<br />
aufhalten, der den bestmöglichen Überblick erlaubt<br />
(z. B. Aussichtsturm) oder auf einem Rettungsboot<br />
im Wasser. Sie dürfen nicht mit anderen<br />
Aufgaben beschäftigt sein. Sie müssen<br />
ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift „Salvataggio“<br />
tragen.<br />
Als Rettungs- und Hilfsmittel müssen zur Verfügung<br />
stehen:<br />
- ein Fernglas<br />
- ein Rettungsboot mit der Aufschrift „Salvataggio“<br />
oder „SOS“ mit Rettungsring und mind.<br />
30 m Leine<br />
- im Uferbereich zwei weitere Rettungsringe mit<br />
je 30 m Leine<br />
- ein Rettungsgurt mit mind. 200 m Leine auf<br />
einer speziellen Aufrollvorrichtung<br />
- Rettungskoffer mit genormten Inhalt, Sauerstoff,<br />
Beatmungstubus und -beutel.<br />
Schwimmbäder auf staatlichem Gelände müssen<br />
ebenfalls durch Bademeister <strong>über</strong>wacht werden.<br />
Die Kontrolle <strong>über</strong> die Einhaltung der Vorschriften<br />
erfolgt von den zuständigen Kontrollinstanzen:<br />
Capitaneria di Porto (Hafenpolizei), Guardia Costiera<br />
(Küstenwache), Carabinieri (Polizei) und Guardia<br />
di Finanza (Steuerpolizei).<br />
Die Umsetzung und Einhaltung der Ordinanza<br />
balneare erfolgt an den konzessionierten Stränden<br />
der Toskana nach eigener Einschätzung gut. Die<br />
Strandbetreiber sind bestrebt, die Sicherheit wie den<br />
Service zu gewährleisten, Badeunfälle sind eine<br />
schlechte Werbung und ziehen Untersuchungen nach<br />
sich.<br />
Die Einrichtungen werden regelmäßig von den<br />
Kontrollorganen geprüft, Nichteinhaltung der<br />
Vorschriften kann mit empfindlichen Geldbußen
elegt werden. In den vergangenen Jahren sind keine<br />
Stimmen bekannt geworden, welche die Sicherheit<br />
an den toskanischen Stränden anprangern. Die<br />
Kommunen sind bestrebt, die maximale Sicherheit<br />
zu gewährleisten und richten in der Hochsaison<br />
zusätzliche Sicherheits- und Rettungsdienste ein, um<br />
Unfälle zu vermeiden bzw. zu managen. So wurde<br />
auch in diesem Jahr an den Stränden von Rosignano<br />
eine mobile Einsatztruppe mit zusätzlichen Hilfskräften<br />
des Rettungsdienstes organisiert, die bis zum<br />
Saisonende patrouillierte, um vorbeugend und<br />
helfend einzugreifen. Auf der Seeseite wurde die<br />
Initiative durch ein Rettungsboot mit Fachkräften<br />
unterstützt. Während der Hochsaison war ein zusätzlicher<br />
Hubschrauberrettungsdienst für die toskanischen<br />
Inseln im Einsatz.<br />
In den touristisch frequentierten Ortschaften werden<br />
in den Sommermonaten Erste-Hilfe-Stationen<br />
errichtet, die schnelle Erstversorgung bei Unfällen<br />
gewährleisten. Die Rettungsdienste sind in ständiger<br />
Bereitschaft, nach Zeitungsberichten scheint die<br />
Rettungskette gut organisiert zu sein, bei Unfällen<br />
wird meist von sehr schneller Hilfeleistung berichtet.<br />
Etwas anders sieht die Situation an den freien<br />
Stränden aus, die zum Teil schlecht zugängliche<br />
Naturstrände sind. Wo keine Strukturen zur Überwachung<br />
und Rettung vorhanden sind, kann diese<br />
natürlich auch nicht erfolgen. Oft fehlen die von den<br />
Kommunen aufzustellenden Hinweisschilder, <strong>das</strong>s<br />
Baden hier aufgrund fehlender Überwachung nicht<br />
sicher ist. Der Nutzen dieser Schilder erscheint<br />
ohnehin fragwürdig.<br />
Um ein schnelles Eingreifen der Rettungskette auch<br />
hier zu gewährleisten, patrouillieren während der<br />
Hochsaison Einheiten der Küstenwache mit Booten<br />
und Hubschraubern. Daneben konnte oft beobachtet<br />
werden, <strong>das</strong>s Hilfskräfte bei Unfällen schnell von<br />
der Schifffahrt <strong>über</strong> UKW-Seefunk herbeigerufen<br />
wurde.<br />
Während der Badesaison engagierten sich die<br />
Hafenbehörden mit Aktionen an Stränden und Häfen<br />
für mehr Sicherheit am und auf dem Wasser. Stark<br />
beworben wurde die einheitliche Notrufnummer<br />
1560 der Küstenwache mit 24-Stunden-Bereitschaft.<br />
Unter dieser Rufnummer werden zentral Notfallmeldungen<br />
angenommen und koordiniert.<br />
Leider kam es <strong>über</strong> die Saison verteilt zu vielen<br />
Unfällen von Badenden, die zum Teil nur noch tot<br />
geborgen werden konnten. In den meisten Fällen<br />
waren Selbst<strong>über</strong>schätzung und mangelnde Vorsicht<br />
beim Baden in hohen Wellen und bei starker Strömung<br />
die Ursache. Auch Havarien von Segelbooten,<br />
Tretbooten, Surfern und mehrere schwere Zusammenstöße<br />
mit Aquascootern hielten die Rettungskräfte<br />
in Atem.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 102<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
01.06.2002<br />
Sommerservice-Erfolg in S.Andrea/Elba - Rechtzeitig<br />
zu Beginn der Badesaison wurde die Sanierung<br />
der Abwasserleitung in Sant’Andrea auf Elba in<br />
Angriff genommen. Hoteliers und der Verein der<br />
Freunde von S. Andrea waren durch einen <strong>Bericht</strong><br />
der ADAC-Motorwelt alarmiert worden, wonach ein<br />
Leck in der strandnahen Leitung monatelang nicht<br />
repariert worden war. In enger Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Sommerservice-Mitarbeiter, dem<br />
örtlichen Umweltamt und einer Interessengruppe<br />
von Bürgern wurde die Reparatur durch ein Tauchunternehmen<br />
<strong>über</strong>wacht und dokumentiert, um einen<br />
einwandfreien Betrieb während der Saison 2002 zu<br />
gewährleisten. In einem zweiten Schritt soll die<br />
gesamte Anlage Anfang 2003 erneuert werden.<br />
04.06.2002<br />
Blaue Flagge für Wasserqualität - Bei der diesjährigen<br />
Verleihung der Bandiera Blu, einer Auszeichnung<br />
der FEEE für sehr gute Badegewässerqualität<br />
und ein ausgereiftes Service- und Sicherheitssystem<br />
an den Stränden, erreichten die italienischen Strände<br />
einen neuen Rekord. Die blaue Flagge wehte 2002<br />
an 86 italienischen Stränden, im Vergleich zu 84<br />
Flaggen im vergangenen Jahr und 74 im Jahr 2000.<br />
In der Toskana ging die Auszeichnung an folgende<br />
Strände:<br />
Marina di Carrara, Forte dei Marmi, Pietrasanta,<br />
Camaiore, Viareggio, Tirrenia, Castiglioncello und<br />
Vada in Rosignano Marittimo, Castagneto Carducci,<br />
Follonica, Castiglione della Pescaia, Marina di<br />
Grosseto.<br />
05.06.2002<br />
Quallen machten Strände blau - Große Mengen<br />
blauer Segelquallen der Art Velella velella wurden<br />
an die Strände der südlichen Toskana und der Inseln<br />
geschwemmt. Das Phänomen tritt im Abstand von<br />
mehreren Jahren auf und ist in seinem Auftreten<br />
nicht genau erforscht. Die leicht nesselnden Quallen<br />
werden von Strömungen und Wind in Strandnähe<br />
befördert, wo sie Badende als unangenehm empfinden.<br />
Ihren ästhetischen Reiz verlieren die bizarren<br />
Tiere ebenfalls, einmal an Land geschwemmt, recht<br />
schnell. Die Massen verrottenden organischen<br />
Materials verursachen einen kräftigen Geruch und<br />
nach wenigen Tagen bleiben nur noch dünne Häutchen<br />
einer pergamentartigen Substanz übrig.<br />
12.07.2002<br />
Schleichende Ölverschmutzung - Teer und Ölrückstände<br />
aus illegalen Tankerreinigungen beeinträchtigten<br />
die Badegewässerqualität, die Strandsauberkeit<br />
und die Natur. Wiederholt kam es in den ver-
gangenen Wochen zur Anschwemmung von Teerklümpchen<br />
an den Stränden der südlichen Toskana<br />
und auf den Inseln. Schwarze Füße bei Badenden,<br />
getrübter Urlaubsspaß, Zornesröte bei den Strandbadbetreibern<br />
und finanzielle und ideelle Verluste<br />
waren die Folge. Das lange geplante Satelliten-<br />
Monitoringsystem der italienischen Küstenregionen<br />
zur Aufdeckung und Verfolgung der Verursacher ist<br />
noch immer nicht in Betrieb. Eine Verhinderung<br />
dieses Umweltfrevels bleibt somit auf längere Sicht<br />
unwahrscheinlich.<br />
17.07.2002<br />
Stranderosion in Follonica schritt fort - Immer<br />
weniger Sand an den Stränden, immer lauter die<br />
Stimmen, die Barrieren und Aufschüttungen fordern,<br />
vor allem von Seiten der Hoteliers und Strandkonzessionäre.<br />
Erneut trafen sich Interessenvertreter der<br />
Anliegergemeinden im Golf von Follonica, um ein<br />
gemeinsames Vorgehen zu besprechen. An manchen<br />
Stellen ist der Strand nur noch wenige Meter breit,<br />
die Uferbefestigung senkt sich dramatisch ab.<br />
Kritiker warnen jedoch vor weiterem Verbau der<br />
Küsten und der Errichtung neuer „Erosionsschutzwälle“.<br />
Tatsächlich sind <strong>über</strong> 80 % aller Sandstrände<br />
in der Toskana durch Erosion bedroht, meist aufgrund<br />
baulicher Veränderungen in der Vergangenheit.<br />
17.07.2002<br />
Hilferuf für die Toskanischen Inseln - Unter dem<br />
Namen SOS Elba formiert sich auf den Toskanischen<br />
Inseln eine breite Bürgerbewegung. Umweltschützer<br />
und Hoteliers, Hausfrauen und Touristen,<br />
Künstler und Profipolitiker von den Grünen bis zur<br />
Forza Italia protestierten gemeinsam gegen die<br />
neuen Bebauungs- und Nutzungspläne der Kommunalverwaltungen<br />
der Inseln Elba, Giglio und<br />
Capraia. Vor allem auf Elba sollen Strände privatisiert,<br />
neue Hotels in Strandnähe gebaut und viele<br />
kleine und größere Anlegestellen und Hafenanlagen<br />
in zum Teil ursprünglichen Buchten errichtet werden.<br />
Mit Demonstrationen und Infoveranstaltungen<br />
wollten die Organisatoren die Gemeinden zum<br />
Umdenken zwingen.<br />
02./14.08.2002<br />
Heftige Sommergewitter brachten trübes Wasser -<br />
Extreme Niederschläge ließen Flüsse und Bäche in<br />
Minutenschnelle anschwellen und brachten<br />
Schwemmholz und Sediment ins Meer und an die<br />
Strände. So waren die Strandbetreiber in der Versilia,<br />
auf Elba und auch im Bereich Grosseto im<br />
August mehrfach gefordert, große Mengen von Holz<br />
und auch Müll von den Stränden zu entfernen, die<br />
<strong>über</strong> Nacht angeschwemmt wurden. Auf Elba war<br />
die Südwestküste tagelang wie in Milchkaffee<br />
getaucht. Die Wassermassen hatten Asche aus den<br />
Hügeln abgeschwemmt und ins Meer befördert. Der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 103<br />
Südwesten der Insel war ein Jahr zuvor von einem<br />
der größten Buschfeuer heimgesucht worden.<br />
28.08.2002<br />
Dauerproblem Lagune von Orbetello - Die anhaltende<br />
Eutrophierung und <strong>das</strong> Sinken des Grundwasserspiegels<br />
in der Lagune von Orbetello, einem der<br />
größten und wichtigsten Feuchtgebiete Italiens,<br />
bleibt weiterhin ein Problem. Zwar wird durch eine<br />
Rohrleitung frisches Meerwasser in die Lagune<br />
gepumpt, um damit Sauerstoff ein- und Nährstoffe<br />
auszutragen. Dennoch musste Ende August ein<br />
Strand vor der Ausleitung des Ansedonia-Kanals<br />
zum Baden gesperrt werden. Die Grenzwerte für<br />
Trübung und Sauerstoffzehrung waren deutlich<br />
<strong>über</strong>schritten worden.<br />
04.09.2002<br />
Überschwemmungskatastrophe auf Elba - Mehrere<br />
Campingplätze und Hotels bei Marina di Campo und<br />
Portoferraio wurden am Vormittag durch Flutwellen<br />
und Schlammlawinen zerstört. Hunderte von Urlaubern<br />
verloren ihre Zelte, Wohnwagen und Autos und<br />
mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen.<br />
Verletzt wurde niemand. Nach heftigen Gewitterregen<br />
konnten die Wassermassen durch verstopfte<br />
Bachläufe und Kanäle nicht ablaufen und suchten<br />
sich einen neuen Weg durch die touristischen Anlagen.<br />
5. Danksagung<br />
Herzlicher Dank gebührt den Abteilungsleitern der<br />
zuständigen Umweltämter und ihren Mitarbeitern für<br />
die freundliche Kooperation, die reibungslose<br />
Übermittlung der Messdaten und die Hilfsbereitschaft<br />
bei telefonischen Nachfragen. Für die Koordination<br />
der Sommerservice-Aktivitäten sei Herrn<br />
Dr. Mauro Pellegrini vom Tourismusministerium in<br />
Florenz gedankt. Dr. Antonio Melley, ARPA Toscana<br />
in Florenz, versorgte uns mit regionalen Daten<br />
und Hintergrundinformationen und war stets für alle<br />
Fragen offen. Für die Vermittlung von Kontakten<br />
sowie die abschließende Daten<strong>über</strong>mittlung möchte<br />
ich Frau Dott.ssa. Marisa Iozzelli vom Gesundheitsministerium<br />
in Florenz danken. Herzlicher<br />
Dank geht auch an die Fremdenverkehrsbüros der<br />
Region für Informationen <strong>über</strong> Veranstaltungen in<br />
der Toskana.
6. Adressen<br />
Assessorato al Turismo<br />
Via di Novoli, 26<br />
I-50127 Firenze<br />
Assessore Regionale al Turismo<br />
Dr. Gianarelli<br />
Tel: 055 - 438-3640/ -3604<br />
Fax: 055 - 438-3464<br />
Koordination Sommerservice<br />
Promozione Turismo<br />
Dr. Mauro Pellegrini<br />
Tel: 055 - 438-3657<br />
Fax: 055 - 438-3064<br />
Regione Toscana<br />
Dipartimento di Sanità<br />
Via di Novoli, 26<br />
I-50127 Firenze<br />
Dipartimento Ambiente<br />
ARPAT-Koordination<br />
Dott.ssa. Marisa Iozzelli<br />
Tel: 055 - 438-2111<br />
Fax: 055 - 438-3063<br />
E-Mail (all'attenzione della Dott.ssa<br />
Iozelli):<br />
r.calzolai@mail.regione.toscana.it<br />
Risorsa Idrica Interna e Marina e<br />
Gestione<br />
Ing. Antonio Cosimini<br />
Tel.: 055 - 438-3334<br />
ARPAT Massa Carrara<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Ambientale<br />
Dr. Camici<br />
Dr. Giuseppe Sansoni (Ansprechpartner)<br />
Via del Patriota, 2<br />
I-54100 Massa<br />
Tel: 0585 - 899409<br />
Fax: 0585 - 47000<br />
E-Mail: g.sansoni@arpat.toscana.it<br />
ARPAT Piana di Lucca<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Ambientale<br />
Dr. Gilberto Baldaccini (Ansprechpartner)<br />
Ing. Barsanti<br />
Via A. Vallisneri, 6<br />
I-55100 Lucca<br />
Tel: 0583 - 958711 (Centrale)<br />
Tel: 0583 - 958726 (Baldaccini)<br />
Fax: 0583 - 958720<br />
Labor in Pietra Santa:<br />
Tel: 0584 - 793725<br />
E-Mail:<br />
gn.baldaccini@arpat.toscana.it<br />
ARPAT Pisa<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Ambientale<br />
Dott. Giaconi<br />
Dott. Ferri (Ansprechpartner)<br />
Via Vittorio Veneto, 27<br />
I-56127 Pisa<br />
Tel: 050 - 835663 (Dr. Ferri)<br />
Fax: 050 - 835670<br />
E-Mail: g.ferri@arpat.toscana.it<br />
ARPAT Livorno<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Ambientale<br />
Dr. Pisani<br />
Dr. Paulo Righini (Ansprechpartner)<br />
Via Marradi, 116<br />
I-57100 Livorno<br />
Tel: 0586 - 263451 (Dr. Pisani)<br />
Tel: 0586 - 263485<br />
Fax: 0586 - 263477<br />
E-Mail: p.righini@arpat.toscana.it<br />
ARPAT Val di Cornia<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Ambientale<br />
Dr. Pietrini<br />
Dr. Gartner (Ansprechpartner)<br />
Dr. Mario Bucci<br />
Responsabile "Aria/Mare" für die<br />
Region Toskana<br />
S.S. No. 389 Loc. Montegemoli<br />
I-57025 Piombino (LI)<br />
Tel: 0565 - 277311<br />
Fax: 0565 – 277308<br />
E-Mail: ecotossicologia.pb@<br />
arpat.toscana.it<br />
ARPAT Area Grossetana<br />
Servizio Multizonale di Prevenzione<br />
Dr. Silvano Gianerini<br />
Dr. Spavafina (Ansprechpartner)<br />
Via Fiume 35<br />
I-58100 Grosseto<br />
Tel: 0564 - 422411 (Centrale)<br />
Tel: 0564 - 422457 (Spadafina)<br />
Fax: 0564 - 422460<br />
E-Mail: biologia.gr@arpat.toscana.it<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 104<br />
Prof. Gianfranco Sartoni<br />
Università di Firenze<br />
Dipartimento Botanica Vegetale<br />
Via La Pira, 4<br />
I-50121 Firenze<br />
Tel.: 055 - 275737-0<br />
Fax: 055 - 275737-3<br />
Alessandro Giannì<br />
Via delle Noci, 4<br />
I-57030 Marciana (LI)<br />
Tel.: 0565 - 901265<br />
WWF - Toscana<br />
Via S.Anna, 3<br />
I-50129 Firenze<br />
Tel.: 055 - 477876<br />
Legambiente Isole Toscane<br />
SOS Elba<br />
Umberto Mazzantini<br />
I-57039 Marciana Marina<br />
Parco NazionaleArcipelago Toscano<br />
Via Guerrazzi,1<br />
I-57037 Portoferraio (LI)<br />
Tel.: 0565 - 919411<br />
Fax: 0565 – 919428<br />
parco@islepark.it<br />
APTs in der Region<br />
APT 8 Massa Carrara<br />
Tel: 0585-240046<br />
Fax:0585-869015<br />
Via Vespucci 24<br />
54037 Marina di Massa (MS)<br />
apt@massacarrara.turismo.toscana.it<br />
w³.massacarrara.turismo.toscana.it<br />
APT 1 Versilia<br />
Tel: 0584-48881<br />
Fax:0584-47406<br />
Piazza Mazzini 22<br />
55049 Viareggio<br />
aptversilia@<br />
versilia.turismo.toscana.it<br />
www.versilia.turismo.toscana.it<br />
APT 9 Pisa<br />
Tel: 050-40096<br />
Fax: 050-40903<br />
Via Benedetto Croce 24<br />
56100 Pisa<br />
info@pisa.turismo.toscana.it<br />
www.pisa.turismo.toscana.it
APT 7 Livorno<br />
Tel: 0586-898111<br />
Fax:0586-896173<br />
Piazza Cavour 6<br />
57125 Livorno<br />
info@livorno.turismo.toscana.it<br />
www.livorno.turismo.toscana.it<br />
APT 2 Arcipelago Toscano<br />
Direttore Gentini<br />
Tel: 0565-914 671<br />
Fax: 0565-916350<br />
Calata Italia, 26<br />
I-57037 Portoferraio (LI)<br />
E-Mail: info@<br />
mail.arcipelago.turismo.toscana.it<br />
www.archipelago.turismo.toscana.it<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 105<br />
APT 6 Grosseto<br />
Tel: 0564-462611<br />
Fax: 0564-454606<br />
Via Monterosa 206<br />
58100 Grosseto<br />
E-Mail: aptgrosseto@<br />
grosseto.turismo.toscana.it<br />
www.grosseto.turismo.toscana.it
Regionalbericht Gar<strong>das</strong>ee<br />
Bearbeitet von: Dipl.-Biol. Matthias Schneider, Hamburg<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Der Gar<strong>das</strong>ee hat eine Gesamtoberfläche von<br />
370 km² und erreicht eine Tiefe von 346 m. Seine<br />
Maximallänge beträgt 51,6 km und seine maximale<br />
Breite misst 17,2 km. Der See besteht morphologisch<br />
gesehen aus zwei Becken. Das größere und<br />
tiefere Trentiner-Brescianer Seebecken oder Alto<br />
Lago wird von dem kleineren, maximal 50 m tiefen<br />
Veroneser Becken, dem Basso Lago durch die<br />
Erhebungen des Seebodens entlang der Linie Torri<br />
del Benaco - Sirmione begrenzt. Aufgrund dieser<br />
geomorphologischen Gegebenheiten wird der<br />
Wasseraustausch des Veroneser Beckens mit dem<br />
restlichen See erschwert und Nährstoffeinträge wie<br />
Phosphate und Nitrate haben einen größeren Effekt<br />
auf die Produktivität von Bakterien, ein- und mehrzelligen<br />
Algen, sowie Wasserpflanzen. Dieser Teil<br />
des Sees reagiert daher empfindlicher auf Störungen<br />
des Ökosystems. Aus hydrographischer Sicht ist der<br />
nördliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees aufgrund der größeren<br />
mittleren Tiefe und des steilen Uferabfalls weniger<br />
anfällig gegen Verschmutzung und Eutrophierung.<br />
Der nördliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees wird wegen der<br />
guten Windverhältnisse vor allem von Surfern und<br />
Seglern benutzt. In diesem Bereich gibt es <strong>über</strong>wiegend<br />
schmale Kiesstrände mit steil abfallendem<br />
Ufer. Der nordwestliche Teil besteht aus einer<br />
schroffen Steilküste mit nur wenig gut zugänglichen<br />
Strandabschnitten. Familien mit Kindern bevorzugen<br />
zumeist den südlichen Teil des Sees wegen seiner<br />
flachen und ausgedehnten Strände sowie der großen<br />
Anzahl von Campingplätzen und Appartementanlagen.<br />
Alle Sandstrände sind hier zur Intensivierung<br />
des Fremdenverkehres künstlich aufgeschüttet<br />
worden. Der westliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees wird<br />
geprägt durch alte, renommierte Hotels der gehobenen<br />
Klasse. An diesem Ufer des Gar<strong>das</strong>ees begann<br />
der Tourismus bereits im 19. Jahrhundert, weshalb<br />
es auch als Riviera des Gar<strong>das</strong>ees bezeichnet wird.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Generell werden Badestellen beprobt, die aufgrund<br />
ihrer Zugänglichkeit oder ihrer Infrastruktur einen<br />
Badebetrieb ermöglichen. Vor Beginn der Saison im<br />
April wird dann von den zuständigen Dezernaten der<br />
Regionen bestimmt, ob diese Strände auch zum<br />
Baden geeignet sind. Diese Entscheidung erfolgt<br />
nach EU-Richtlinien und beruht auf den Messergebnissen<br />
des Vorjahres. Dabei dürfen nicht mehr als<br />
10 % für physikalisch-chemische und 20 % für<br />
mikrobiologische Parameter der Routineuntersu-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 106<br />
chungen <strong>über</strong> den strengen italienischen Normen<br />
liegen, bzw. 5 % <strong>über</strong> den EU-Grenzwerten. Ist dies<br />
jedoch der Fall, wird die Zone als nicht für den<br />
Badebetrieb geeignet betrachtet.<br />
Am Gar<strong>das</strong>ee wurden 2002 an insgesamt 125 Stränden<br />
gewässerhygienische Daten zur Beurteilung der<br />
Badegewässerqualität erhoben. Die Probennahme<br />
erfolgte durch <strong>das</strong> Personal der zuständigen Gesundheitsämter<br />
der verantwortlichen Provinzen<br />
Brescia, Trento und Verona. Dabei wurden die<br />
Wasserproben in der Regel in einer Entfernung von<br />
5 bis 10 Metern zum Ufer von einem Schiff aus<br />
entnommen. Die Messungen wurden in vierzehntägigem<br />
Abstand gemäß der D.P.R. 470/82 durchgeführt.<br />
Der Zeitraum der regelmäßigen Untersuchungen<br />
umfasst die Monate April bis September („periodo<br />
di campionamento”) und die Badesaison besteht<br />
von Mai bis September („stagione balneare”).<br />
Sollten dabei in einer Badesaison an einer einzelne<br />
Badestelle mehr als ein Drittel aller Routinemessungen<br />
die italienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schreiten, wird<br />
die Badestelle vorsorglich für die nachfolgende<br />
Saison gesperrt. Erst bei Nachweis verbesserter<br />
Messwerte und Beheben der Belastungsursachen,<br />
wird die Badestelle für die <strong>über</strong>nächste Saison<br />
wieder geöffnet.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Gemessen werden die mikrobiologischen Parameter<br />
gesamtkoliforme Bakterien, fäkalkoliforme Bakterien,<br />
Streptokokken und Salmonellen. Die dabei<br />
anzuwendenden Untersuchungsmethoden sind durch<br />
<strong>das</strong> Präsidialdekret D.P.R. 470/82 festgelegt. Zur<br />
Bestimmung von gesamtkoliformen Bakterien,<br />
fäkalkoliformen Bakterien und Fäkalstreptokokken<br />
wird die Membranfiltermethode benutzt. Für Salmonellen<br />
werden verschiedene Anreicherungsmethoden<br />
angewandt. Alle drei Regionen <strong>über</strong>prüfen regelmäßig<br />
auf die Anwesenheit von koliformen Bakterien<br />
und Streptokokken. Die Untersuchung der Salmonellen<br />
erfolgt in der Region Brescia einmal im<br />
Monat, während in der Region Verona und Trento<br />
nur dann auf Salmonellen getestet wird, wenn die<br />
anderen Parameter außerordentlich <strong>über</strong>schritten<br />
werden, oder es andere Anzeichen gibt, die Salmonellenanwesenheit<br />
vermuten lassen.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />
Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />
Parameter sind eindeutig durch <strong>das</strong> Präsidialdekret<br />
D.P.R. 470/82 festgelegt. Ein Badeverbot wird<br />
erlassen, wenn eine Routinemessung eine Grenz-
wert<strong>über</strong>schreitung (nach italienischer Norm)<br />
aufweist und diese in mindestens zwei der insgesamt<br />
fünf Zusatzuntersuchungen („suppletivi”) bestätigt<br />
wird. Ein Badeverbot wird wieder aufgehoben, wenn<br />
die zwei auf <strong>das</strong> Badeverbot folgenden Routinemessungen<br />
keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen mehr<br />
aufweisen.<br />
Die Verhängung und Aufhebung eines temporären<br />
Badeverbotes obliegt dem Bürgermeister der betroffenen<br />
Gemeinde. Die Bekanntgabe eines Badeverbotes<br />
erfolgt durch Aufstellen von Verbotstafeln<br />
und/oder dem Aufhängen einer roten Flagge. Ferner<br />
werden bestehende Badeverbote in der Lokalpresse<br />
publiziert.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die Wasserproben für die Analysen zur Badegewässerqualität<br />
werden von den verschiedenen regionalen<br />
Gesundheitsbehörden genommen und an die entsprechenden<br />
Analyselabors in Brescia, Trento und<br />
Verona weitergeleitet. Die Ergebnisse dieser Analysen<br />
werden wiederum den Gesundheitsämtern<br />
mitgeteilt. Fallen die Analysen positiv aus, verständigen<br />
die Gesundheitsämter den Bürgermeister der<br />
betroffenen Gemeinde. Der Bürgermeister spricht<br />
daraufhin ein Badeverbot aus und leitet die notwendigen<br />
Schritte zur öffentlichen Bekanntgabe ein.<br />
Sowohl die Ergebnisse der Analysen, als auch eine<br />
Kopie der erlassenen Badeverbote werden jeden<br />
Mittwoch an die Comunità del Garda, der Zentrale<br />
für touristische Betreuung weitergeleitet und stehen<br />
somit dem verantwortlichen Regionalarbeiter zur<br />
Verfügung. Die Daten aus der Provinz Trento<br />
wurden per Fax, die Daten aus der Provinz Verona<br />
per E-Mail und die Daten der Provinz Brescia per<br />
Post <strong>über</strong>mittelt. Ferner wurden die Gesundheitsämter<br />
zum Teil direkt angerufen, um eventuelle neue<br />
Strandsperrungen oder Strandöffnungen zu erfahren.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />
der Gemeinden am Gar<strong>das</strong>ee. Von 1991 bis 1997<br />
war ein ständiger Anstieg der Touristenzahlen und<br />
der Übernachtungen zu verzeichnen. Waren es im<br />
Jahre 1991 noch 2.137.945 Gäste mit insgesamt<br />
12.384.685 Übernachtungen, so ist im Zeitraum von<br />
1991 bis 1997 ein Zuwachs von 23 % bezogen auf<br />
die Gäste zu verzeichnen. Die Übernachtungen<br />
stiegen um 15 %. Im Jahre 1998 und 1999 war ein<br />
weiterer Anstieg der Gästezahlen (2.835.299 in 1998<br />
und 2.936.653 in 1999) und der Übernachtungen<br />
(14.931.242 in 1998 und ca. 16.000.000 in 1999) zu<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 107<br />
verzeichnen. Die Übernachtungen lagen in 2000 mit<br />
16.369.682 ebenso ähnlich dem Vorjahr, wie auch<br />
die Gästezahlen (2.936.510 Personen). Für <strong>das</strong> Jahr<br />
2002 lagen bis zur Fertigstellung des <strong>Bericht</strong>es noch<br />
keine statistischen Angaben vor.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die zentrale Großkläranlage zur Aufbereitung der<br />
Abwässer des Veroneser und Brescianer Ufers ist<br />
seit 1981 in Betrieb. Sie liegt in der Gemeinde<br />
Peschiera del Garda am linken Ufer des Gar<strong>das</strong>eeabflusses<br />
Mincio. Die Kläranlage verfügt <strong>über</strong> eine<br />
mechanische, eine biologische und eine dritte<br />
chemische Stufe zur Phosphateliminierung, sowie<br />
<strong>über</strong> eine abschließende Desinfektion durch Chlorierung.<br />
Die Gesamtkapazität der Anlage soll in der<br />
letzten Ausbauphase 550.000 Einwohnergleichwerte<br />
(EGW) betragen. Mittlerweile liegt die aktuelle<br />
Kapazität schon bei etwa 440.000 EGW. Die Abwässer<br />
der Gemeinden Limone, Tremosine und<br />
Tignale werden in drei kleineren Kläranlagen<br />
aufbereitet, da diese Gemeinden aus geographischen<br />
Gegebenheiten nicht an die Ringkanalisation angeschlossen<br />
werden konnten. Ebenso besitzt die<br />
Provinz Trento ein eigenes Klärsystem. Von den<br />
insgesamt 377.000 Einwohnern rund um den Gar<strong>das</strong>ee<br />
sind 92 % an eine Kanalisation angeschlossen.<br />
Die höchste Anschlussrate von 96 % besteht im<br />
Trentino, die niedrigste mit ca. 84 % am Brescianer<br />
Ufer. Haushalte, die zur Zeit noch nicht an <strong>das</strong><br />
Kanalisationssystem angeschlossen sind, sind u. a.<br />
Häuser, die unter Denkmalschutz stehen und für die<br />
spezielle bauliche Genehmigungen notwendig sind.<br />
Die Trennung des reinen Regenwassers („acque<br />
bianche“) vom eigentlichen Abwasser („acque<br />
nere“) wurde bisher erst stellenweise realisiert. Sind<br />
in Peschiera del Garda bereits 75 % der Kanalisation<br />
getrennt, so herrscht in vielen Gemeinden noch gar<br />
keine Trennung des Wassers. Das kann besonders<br />
bei hohen Niederschlägen zu einem Überlaufen der<br />
Kanalisation und damit einem direkten Eintrag von<br />
Fäkalien und anderen Belastungen in Bäche, Flüsse<br />
und letztendlich den See führen. Ebenso steigt mit<br />
der Abwassermenge auch <strong>das</strong> Risiko von Undichtigkeiten<br />
in der Kanalisation, da der Druck in den<br />
Abwasserrohren enorm ansteigen kann. Ein weiteres<br />
Problem entsteht durch plötzliche hohe Niederschläge<br />
in dem es durch die Wassermassen zur Überlastung<br />
von Sammelbecken und Klärstufen der Kläranlage<br />
kommen kann.<br />
Seit Inbetriebnahme der Kläranlage wird kontinuierlich<br />
am Ausbau der Ringkanalisation gearbeitet. So<br />
wurden z. B. noch zusätzliche Kanalsysteme unterseeisch<br />
verlegt. Ferner wird zur Zeit <strong>das</strong> Überwachungssystem<br />
der gesamten Ringkanalisation<br />
modernisiert. Televideokameras werden installiert<br />
und ein neues Computersystem erlaubt eine zentrale<br />
und genauere Überwachung. Als besonderer Service
wurden am Gar<strong>das</strong>ee spezielle Rufnummern eingerichtet<br />
(0456400945 & 3355757166), <strong>über</strong> die<br />
Bürger und Touristen Defekte am Abwassersystem<br />
sofort und direkt bei der Kläranlage melden können.<br />
Dieses ermöglicht eine sofortiges Eingreifen.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die hygienische Badegewässerqualität des Gar<strong>das</strong>ees<br />
kann auch für die Saison 2002 als <strong>über</strong>wiegend<br />
gut bis sehr gut bezeichnet werden, d. h. die hygienische<br />
Belastung des Gar<strong>das</strong>ees war als verhältnismäßig<br />
gering einzustufen. An 4 Stränden bestand diese<br />
Saison vorsorglich ein permanentes Badeverbot.<br />
Diese Strände waren aufgrund schlechter Vorjahreswerte<br />
und den strengen italienischen Richtlinien<br />
ganz gesperrt worden. Während der Saison<br />
(01. April – 30. September) wurde an 26 von insgesamt<br />
121 offenen Stränden ein zeitweiliges Badeverbot<br />
ausgesprochen. Einer dieser 26 Strände<br />
wurden mit der Note „4“ (häufiger belastet) und<br />
5 mit der Note „3“ (zeitweilig belastet) bewertet,<br />
d. h. es kam zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach<br />
EU-Richtlinien. Die übrigen 20 Strände wurden<br />
temporär für den Badebetrieb gesperrt, da es zu<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach den im Vergleich<br />
zu den EU Richtlinien strengen italienischen Normen<br />
kam. Im Vergleich zum Vorjahr wurden dieses<br />
Jahr mehr Strände gesperrt.<br />
Am Trentiner Ufer wurde wie im Vorjahr bereits an<br />
keinem der insgesamt 8 Strände ein Badeverbot<br />
ausgesprochen. 5 der Strände erhielten für die<br />
Saison 2002 die Bewertung „1“, d. h. eine sehr gute<br />
Badegewässerqualität. Die restlichen 3 Strände<br />
erhielten die Bewertung „2“, d. h. eine gute Badegewässerqualität.<br />
Dies bedeutet eine leichte Verschlechterung<br />
zum Vorjahr, die womöglich durch<br />
höhere Einträge <strong>über</strong> die Flüsse aufgrund erhöhter<br />
Niederschläge dieses Jahr zu begründen ist.<br />
Am Brescianer Ufer waren 2 der insgesamt<br />
52 Stränden für die Saison vorsorglich gesperrt (s.<br />
o.). An allein 21 Stränden wurden temporäre Badeverbote<br />
ausgesprochen (siehe unten), welches einem<br />
Prozentsatz von 42 % der offenen Strände entspricht.<br />
Im Vergleich zur Saison 2001 sind dies<br />
insgesamt 18 Strandsperrungen mehr, man muss also<br />
von einer deutlichenVerschlechterung sprechen, die<br />
aber zum großen Teil auf die außergewöhnliche<br />
heftigen Niederschläge zurückzuführen ist. So liegen<br />
die meisten Belastungsspitzen im Monat August, in<br />
dem es sehr viel geregnet hat. Fünf der Strände, an<br />
denen temporäre Badeverbote ausgesprochen wurden,<br />
erhielten die Bewertung „3“ (zeitweilig belastet)<br />
und ein Strand die Bewertung „4“ (häufiger<br />
belastet), d. h. die Belastungen lagen hier zeitweise<br />
<strong>über</strong> den EU-Grenzwerten.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 108<br />
Am Veroneser Ufer waren ebenfalls 2 Strände der<br />
insgesamt 65 Stränden während der gesamten Saison<br />
vorsorglich aufgrund schlechter Vorjahreswerte<br />
gesperrt worden. An 5 der restlichen 63 Strände<br />
wurden zeitweilig Badeverbote ausgesprochen<br />
(siehe unten), welches einem Prozentsatz von etwa<br />
8 % entspricht. Im Vergleich zur Saison 2001 sind<br />
dies 2 Sperrungen weniger, man kann also im<br />
allgemeinen von einer besseren Saison sprechen.<br />
Zudem erhielten alle Strände die Bewertung „1“<br />
(sehr gut) oder „2“ (gut). Die Belastungen sind also<br />
als eher niedrig einzustufen. Hier scheint sich <strong>das</strong><br />
schlechte Wetter weniger nachteilig auf die Badegewässerqualität<br />
ausgewirkt zu haben als in den<br />
anderen Provinzen.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Die recht vielen Strandsperrungen in dieser Saison<br />
müssen vor dem Hintergrund der italienischen<br />
Richtlinien für Badegewässer gesehen werden.<br />
Würden EU-Richtlinien Anwendung finden, wäre es<br />
sicherlich zu wesentlich weniger Strandsperrungen<br />
gekommen. Dennoch war diese Saison im Vergleich<br />
zu den Vorjahren sicherlich problemreich. Großen<br />
Anteil an den Belastungsspitzen mancherorts dürften<br />
die hohen Niederschläge zusammen mit Abwasserproblemen<br />
vor Ort gewesen sein.<br />
Dieses Jahr sind die Strände des Brescianer Ufers im<br />
Bereich Lonato und Desenzano del Garda bis nach<br />
Toscolano Maderno zusammen mit Peschiera del<br />
Garda am Veroneser Ufer die Belastungsschwerpunkte.<br />
Bei den Strandsperrungen (für Details siehe Auswertungstabelle<br />
im Anhang) handelt es sich zum Teil<br />
um Strandabschnitte, die auch schon im vergangenen<br />
Jahr zeitweise belastet waren. Die Ursachen<br />
dieser erhöhten Belastung sind den verantwortlichen<br />
Stellen in den Kommunen bekannt. Leider verhindern<br />
sowohl politische als auch finanzielle Probleme<br />
eine schnelle Behebung dieser Ursachen.<br />
Insgesamt muss jedoch darauf hingewiesen werden,<br />
<strong>das</strong>s sich die hygienischen Belastungen des Gar<strong>das</strong>ees<br />
an den weitaus meisten Stellen zu jeder Zeit<br />
innerhalb der in der EU geltenden Grenzen bewegten.<br />
Die Vorgehensweise, bereits bei vergleichsweise<br />
geringen hygienischen Belastungen Badeverbote<br />
zu erlassen, muss vor diesem Hintergrund als Präventivmaßnahme<br />
angesehen werden, die der Sicherheit<br />
der Badegäste zugute kommt und im europäischen<br />
Vergleich als lobenswert herausgestellt<br />
werden muss.
4.5 Strandqualität<br />
Neben der Wasserqualität wurde auch der Zustand<br />
der Strände erfasst und bewertet. Beurteilt wurden<br />
neben Sauberkeit der Strände, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
von Mülleimern, Duschen, Toiletten, potentiellen<br />
Gefahrenquellen, intensiver Wassersportbetrieb,<br />
Lärmbelästigungen, Zugänglichkeit der Strände,<br />
allgemeine Infrastruktur und die Präsenz eines<br />
Wach- und Rettungsdienstes.<br />
Im allgemeinen lässt sich sagen, <strong>das</strong>s die Strände<br />
gute bis sehr gute Qualität besitzen. Toiletten,<br />
Duschen und Mülleimer sind fast immer vorhanden.<br />
Die sanitären Einrichtungen sind jedoch häufig nicht<br />
direkt am Strand zu finden, sondern gehören entweder<br />
zu den Campingplätzen, Appartementanlagen<br />
oder den Bars und Cafés des jeweiligen Strandabschnittes.<br />
Ferner sei zu erwähnen, <strong>das</strong>s es sich als<br />
schwierig erweist, die Strände des Gar<strong>das</strong>ees mit<br />
den Meeresstränden anderer Regionen zu vergleichen.<br />
Der Grund hierfür liegt in grundsätzlichen<br />
strukturellen Unterschieden zwischen Küsten- und<br />
Seestränden.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Badedermatitis<br />
Wie jedes Jahr, wurde auch im Jahr 2002 vereinzelt<br />
vom Auftreten der Badedermatitis ("La Grattarola")<br />
berichtet. Hierbei handelt es sich um eine allergische<br />
Hautreaktion, die durch Entenzerkarien, die Larven<br />
des Pärchenegels, ausgelöst wird. Sie befallen<br />
normalerweise Wasservögel, der Mensch tritt hier<br />
nur als sogenannter Fehlwirt auf. Die stark juckenden<br />
Hautreizungen sind für den Menschen ungefährlich<br />
und klingen in der Regel nach einigen Tagen ab.<br />
Die Larven entwickeln sich nur, wenn <strong>das</strong> Gewässer<br />
eine bestimmte Temperatur (ca. 25 °C) erreicht hat.<br />
Weitere Informationen zur Badedermatitis können<br />
im allgemeinen Teil des vorliegenden <strong>Bericht</strong>es<br />
nachgelesen werden.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
A: Allgemeine Informationen<br />
1. An allen in Konzession befindlichen Strandabschnitten<br />
(„spiaggia attrezzata“) muss laut Gesetz<br />
ein qualifizierter Bademeister („brevetto di bagnino“)<br />
anwesend sein. Dies kann der Konzessionshalter<br />
selbst, oder ein von ihm angestellter Bademeister<br />
sein. Sicherheitseinrichtungen wie z. B. ausgewiesene<br />
Nichtschwimmerzonen und <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
von Rettungsgeräten sind an diesen Stränden obligatorisch.<br />
2. An sogenannten 'freien Stränden' („spiaggia<br />
libera“), für die von den entsprechenden Kommunen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 109<br />
keine Konzessionen vergeben wurden, sind per<br />
Gesetz weder Rettungspersonal noch Rettungsgeräte<br />
notwendig.<br />
Die Mehrzahl der den Messpunkten zugeordneten<br />
Küstenabschnitte des Gar<strong>das</strong>ees sind als freie<br />
Strände zu definieren.<br />
3. In öffentlichen Badeanstalten und an den Swimmingpools<br />
in Hotelanlagen müssen Bademeister<br />
anwesend sein.<br />
B: Spezielle Informationen<br />
Im Trentiner Bereich (acht Strände, an denen offiziell<br />
die Badegewässerqualität <strong>über</strong>prüft wird), gibt<br />
es wie auch in den letzten Jahren schon die sogenannte<br />
Aktion "spiagge sicure" (sichere Strände). An<br />
diesen Stränden sind Erste-Hilfe-Stationen mit<br />
Bademeistern und Rettungsschwimmern vorhanden.<br />
In der Provinz Brescia (nur 20 % der Strände sind<br />
dort bewirtschaftet) und in der Provinz Verona (ca.<br />
17 % der Messstellen sind als konzessionierte<br />
Strände einzustufen) sind wie bereits oben erwähnt<br />
die meisten Strände als 'freie Strände' zu bezeichnen.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
Juni 2002<br />
Seenotrettungsdienst im Einsatz:<br />
Dank der Mitarbeit der Regionen Lombardei und<br />
Venetien, der autonomen Provinz Trient, des Verkehrs-<br />
und Schifffahrtsministeriums, sowie der<br />
Comunità del Garda war vom Juni bis September ein<br />
Seenotrettungsdienst am Gar<strong>das</strong>ee aktiv. 24 Stunden<br />
täglich wurde die Rettung von Schiffbrüchigen und<br />
die Überwachung der Sicherheit des Bootsverkehrs<br />
von einer schnellen Einsatztruppe sichergestellt. Das<br />
Rettungsboot war im Hafen von Bogliaco in der<br />
Gemeinde Gargnano stationiert und konnte mit der<br />
extra eingerichteten, gebührenfreien Telefonnummer<br />
1530 (numero blu) von jedem örtlichen Fernsprecher<br />
und aus den italienischen Mobiltelefonnetzen erreicht<br />
werden. Der Einsatz dieses Seenotrettungskreuzers<br />
war nur eine der Aktionen, die dieses Jahr<br />
von den Gar<strong>das</strong>eegemeinschaften zur Sicherheit für<br />
den Bootsverkehr eingesetzt wurden.<br />
Juni 2002<br />
Im Juni wurde eine neue Autofährverbindung<br />
eingeweiht. Nun kann man nicht nur den See, wie<br />
schon seit längerem im südlichen Bereich von Torri<br />
del Benaco nach Toscolano-Maderno queren,<br />
sondern auch noch weit nördlicher: von Malcesine<br />
nach Limone sul Garda. Die neue Fährverbindung<br />
soll vor allem den Durchgangsverkehr in den nördli-
chen Gemeinden Riva del Garda und Torbole<br />
reduzieren. Mit einer Fahrt können so bis zu 300<br />
Passagiere und 23 PKW befördert werden. Die Fahrt<br />
dauert etwa 20 Minuten. Im Sommer 2002 verkehrte<br />
die Fähre täglich 8 Mal (hin und zurück).<br />
Juni 2002<br />
Der Gemeinde Sirmione wurde dieses Jahr die<br />
„Blaue Flagge 2002“ für seine Strände verliehen.<br />
Die Blaue Flagge ist ein Gütesiegel für Urlaubsorte,<br />
die die Rahmenbedingungen der EU-Komission<br />
hinsichtlich der Sauberkeit der Badegewässer<br />
erfüllen. Zusätzlich müssen die Maßgaben der<br />
nationalen FEE (Foundation of Environmental<br />
Education) erfüllt werden. Dies sind z. B. Sicherheits-<br />
und Service-Aspekte, umwelterzieherische<br />
Maßnahmen, sowie Umweltmanagement.<br />
Die Blaue Flagge wird jeweils für ein Jahr<br />
vergeben.<br />
August 2002<br />
Sehr eigenwillig zeigte sich <strong>das</strong> Wetter im August.<br />
Teilweise <strong>über</strong>raschten heftige Wärmegewitter in<br />
den späten Nachmittagsstunden Badegäste, Segler,<br />
6. Adressen<br />
A.S.L. Provincia di Brescia<br />
Distretto Sanitario n° 11 Garda e<br />
n° 12 Vallesabbia<br />
Viale Landi, 5<br />
I-25087 Salò (BS)<br />
Direttore del Distretto:<br />
Dott. Angelo BENEDETTI -<br />
Responsabile Servizio 1<br />
”I.P.A.T.S.L.L.”<br />
Tel.: 0365 29 66 61<br />
Fax.: 0365 29 66 52<br />
E-Mail: distretto.Garda@<br />
aslbrescia.it<br />
www.alsbrescia.it<br />
Area ‘Igiene e Medicina di Comunità’<br />
Coordinatore Sanitario:<br />
Dott. Aldo VIOLA,<br />
Tel.: 0365 29 66 41<br />
Fax: 0365 29 66 65<br />
A.S.L. Provincia di Brescia<br />
Laboratorio di Sanità Pubblica<br />
Via Cantore, 20<br />
I-25100 Brescia<br />
Direttore:<br />
Dott. Fabrizio SPEZIANI<br />
Tel./<br />
Fax: 030 38 38 646<br />
E-Mail: uomicrografia@libero.it<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 110<br />
Surfer und Motorbootführer. Besonders schwer war<br />
der Hagelsturm in der Nacht vom 3. auf den 4.<br />
August. Der heftige Hagelschauer demolierte im<br />
Bereich von Moniga und Manerba del Garda, sowie<br />
auf der östlichen Seite des Sees bei Bardolino und<br />
Lazise nicht nur Autos, Lokale, Campingplätze und<br />
Marinas, sondern zerstörte auch die Ernte vieler<br />
Weinbauern.<br />
5. Danksagung<br />
ARPAV Dipartimento Provinciale<br />
di Verona<br />
Servizio Territoriale-<br />
Via Dominutti<br />
I-37135 Verona<br />
Direttore: Dott Attilio TACCONI<br />
Responsabile: Centro operativo<br />
controlli e studio Lago di Garda<br />
Dott. Giorgio FRANZINI<br />
Tel.: 04580 16 571<br />
Fax: 04580 16 888<br />
E-Mail: gfranzini@arpa.veneto.it<br />
www.arpa.veneto.it<br />
Settore operativo per le Attività di<br />
Laboratorio Medico-<br />
Biotossicologico<br />
Azienda Provinciale per i Servizi<br />
Sanitari<br />
Provincia Autonoma di Trento<br />
U.O. Laboratorio di Igiene Epidemiologia<br />
e Sanità Pubblica<br />
Via Piave, 5<br />
I-38100 Trento<br />
Responsabile:<br />
Dr. Italo DELL'EVA<br />
Tel.: 0461 90 28 01<br />
Fax: 0461 91 68 8391 68 83<br />
www.azien<strong>das</strong>anitaria.trentino.it<br />
Zum Abschluss möchte ich mich bei allen Verantwortlichen<br />
und Beteiligten recht herzlich für die<br />
Mitarbeit und freundliche Kooperation bedanken.<br />
Mein besonderer Dank gilt den verantwortlichen<br />
Gesundheitsämtern und deren Mitarbeitern in<br />
Brescia, Trento und Verona für die Übermittlung des<br />
für den ADAC-Sommerservice benötigten Datenmaterials.<br />
Dem Präsidenten der Comunità del Garda,<br />
Giuseppe Mongiello und allen seinen freundlichen<br />
und hilfsbereiten Mitarbeitern gilt mein ganz besonderes<br />
Dank. Ganz herzlich möchte ich mich bei<br />
Elisabetta Bonzanini bedanken, deren Hilfe einmalig<br />
ist.<br />
Agenzia Provinciale per la Protezione<br />
dell'Ambiente<br />
Provincia Autonoma di Trento<br />
P.zza Vittoria, 5<br />
I-38100 Trento<br />
Dr. Erio VOLPI<br />
Tel.: 0461 – 49 77 02<br />
Fax: 0461 – 49 77 59<br />
Dr.ssa Chiara DE FRANCESCO<br />
Tel.: 0461 49 77 02<br />
www.provincia.tn.it/appa<br />
Centro di Riva del Garda<br />
Sezione Idrobiologia<br />
Porto S. Nicolò<br />
I-38066 Riva del Garda<br />
Comunità del Garda<br />
Via Roma, 8<br />
I-25083 Gardone Riviera (BS)<br />
Presidente:<br />
Prof. Giuseppe Mongiello<br />
Referente: Elisabetta Bonzanini<br />
Tel.: 0365 29 04 11<br />
Fax.: 0365 29 00 25<br />
E-Mail: info@lagodigarda.it<br />
www.lagodigarda.it
Regionalbericht Kroatien<br />
Bearbeitet von Dipl.-Hydrol. Carsten Peter, Berlin und Dipl.-Romanist Tamara Haber, Medulin<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die Küste Kroatiens umfasst einschließlich der<br />
vielen Inseln eine Gesamtlänge von etwa 6000 km<br />
von der slowenischen Grenze im Norden bis zur<br />
Grenze zu Montenegro (Jugoslawien) im Süden.<br />
Die starke Gliederung der kroatischen Küste in tief<br />
eingeschnittene, fjordartige Buchten und vorgelagerte<br />
Inseln ist Folge einer Faltung mariner Sedimente<br />
im Tertiär. Die Mulden dieser in dinarischer (d. h.<br />
parallel zur dalmatinischen Küste) Streichrichtung<br />
verlaufenden Faltung sind während des nacheiszeitlichen<br />
Meeresspiegelanstiegs zum Teil <strong>über</strong>flutet<br />
worden. Die hierdurch gebildeten Kanäle trennen die<br />
dalmatinischen Inseln untereinander und vom<br />
Festland. Die entstandenen schlauchartigen Buchten<br />
bilden hervorragende Naturhäfen für den ausgeprägten<br />
Sportboottourismus des Landes. Die Inselwelt<br />
Kroatiens ist außerdem auch ein begehrtes Reiseziel<br />
für Taucher.<br />
Das Klima des adriatischen Küstenlandes ist mediterran<br />
mit trockenen, warmen Sommern und milden,<br />
feuchten Wintern. Starke Abkühlung tritt im nördlichen<br />
Teil des Küstenlandes auf, wenn die Bora<br />
weht, ein Fallwind aus nordöstlicher Richtung.<br />
Entsprechend dem vollmediterranen Klima wachsen<br />
im Küstenland immergrüne Wälder und Macchien<br />
mit Kiefern, Zypressen und Steineichen.<br />
Die Strände Kroatiens sind aufgrund dieser naturräumlichen<br />
Gegebenheiten <strong>über</strong>wiegend Felsstrände<br />
mit vereinzelten kleineren Kiesbuchten. Im Bereich<br />
der Urlaubszentren finden sich häufig betonierte<br />
Badeplattformen, aber auch künstlich mit Kies oder<br />
Sand aufgeschüttete Badebuchten. Erfreulich ist,<br />
<strong>das</strong>s viele der Badeplätze ein intaktes Hinterland<br />
aufweisen. Besonders die vielen kleineren Strände,<br />
so z. B. die der Campingplätze, liegen häufig direkt<br />
am Rand der bis zum Meer heranreichenden Kiefernwälder.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Seit Frühjahr 1996 bildet ein neuer Erlass die gesetzlichen<br />
Grundlagen des hygienisch-bakteriologischen<br />
Überwachungsprogramms der Wassergüte des<br />
Meerwassers in Kroatien. Die Bestimmung regelt bis<br />
ins Detail die Probennahme und die im Labor zu<br />
untersuchenden Parameter.<br />
Auch die verwaltungstechnische Organisation des<br />
Messprogramms hat sich in den letzten Jahren<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 111<br />
geändert. Zuständig für Durchführung und auch<br />
Finanzierung des Messprogramms in den einzelnen<br />
"Gespannschaften" (länderähnliche Verwaltungseinheiten<br />
mit jedoch sehr eingeschränkter Selbständigkeit)<br />
sind die eingerichteten Umweltschutzämter.<br />
Auch die Mittel für die Bezahlung der Gesundheitsämter,<br />
die mit der Durchführung des Messprogramms<br />
beauftragt werden, für ihre Leistungen muss<br />
von hier erfolgen. Die kroatischen Tourismusunternehmen<br />
beteiligen sich z.T. <strong>über</strong> die Tourismusverbände<br />
an der Finanzierung.<br />
In der Saison 2002 wurden in Kroatien<br />
754 Messpunkte vierzehntägig untersucht. Gegen<strong>über</strong><br />
dem Vorjahr hat die Zahl damit erneut um fast<br />
10 Prozent zugenommen. Auch in Istrien wurden<br />
dieses Jahr, nach massiver Reduktion von ursprünglich<br />
einmal <strong>über</strong> 200 Messpunkten vor dem Jahr<br />
2000 auf nur noch gerade <strong>über</strong> 100 in den beiden<br />
letzten Jahren wieder 169 Punkte gemessen.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Gesetzlich vorgesehen sind Probennahmen vom<br />
1. April bis zum Ende der Badesaison im September.<br />
Angestrebt werden 10 Messungen in vierzehntägigem<br />
Abstand.<br />
Standardmäßig erhoben werden bakteriologische<br />
Daten zum Gehalt an gesamt- und fäkalkoliformen<br />
Keimen und Fäkalstreptokokken. Zusätzlich hierzu<br />
werden physikalische Parameter wie der pH-Wert,<br />
die Wasser- und Lufttemperatur, der Gehalt an<br />
Ammonium, die Sauerstoffsättigung, der Silikatgehalt,<br />
Sichttiefe, Farbe, Verunreinigung mit Ölprodukten<br />
erfasst. Methodisch wird inzwischen <strong>über</strong>all<br />
die Membranfiltermethode für den bakteriologischen<br />
Nachweis verwendet. Andere chemische Nachweise<br />
erfolgen nach amerikanischen Standardverfahren.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischer Beanstandung<br />
Die kroatischen Grenzwerte für die Parameter<br />
Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme sind bedeutend<br />
strenger als die EU-Grenzwerte (500 Gesamtkoliforme<br />
in 100 ml gegen<strong>über</strong> 10000, 100 fäkalkoliforme<br />
Keime in 100 ml gegen<strong>über</strong> 2000). Für<br />
Fäkalstreptokokken, für die ein EU-Grenzwert nicht<br />
existiert, ist ebenfalls ein sehr niedriger Grenzwert<br />
von 100 Keimen pro 100 ml festgesetzt, der dem<br />
EU-Leitwert entspricht. Zu Beginn der Saison wird<br />
die abschließende Auswertung der Vorjahreswerte<br />
zur Beurteilung der Notwendigkeit eventueller<br />
Badebetriebseinschränkungen zugrunde gelegt. Bei<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitung im Laufe der Saison sind<br />
Wiederholungsmessungen vorgesehen. Bei Bestätigung<br />
der schlechten Werte wird die Sanitärinspekti-
on eingeschaltet, die wiederum die Verantwortlichen<br />
für den entsprechenden Strand (Gemeinde, Hotelbetreiber)<br />
veranlassen muss, diesen zu sperren.<br />
Die strengen Richtlinien werden zunehmend auch<br />
durchgesetzt. So wurden auch dieses Jahr erneut<br />
während der Saison Strände gesperrt, bei denen die<br />
Messwerte die strengen kroatischen Grenzwerte<br />
<strong>über</strong>schritten hatten. Der bereits zum Ende der<br />
Saison des letzten Jahres gesperrte Strand in Opatija<br />
blieb auch dieses Jahr gesperrt. Auch wurden an<br />
einigen Stränden nach technischem Versagen von<br />
Abwassersystemen temporäre Sperrungen ausgesprochen.<br />
Die seit mehreren Jahren permanent<br />
gesperrten Badestellen im Stadtbereich von Rijeka<br />
sind seit mehreren Jahren gut beschildert.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die von den Gesundheitsämtern in Pula, Rijeka,<br />
Gospic, Zadar, Sibenik, Split, Dubrovnik und der<br />
Außenstelle des Gesundheitsamts Split in Makarska<br />
vorgenommenen Untersuchungen werden an <strong>das</strong><br />
jeweils zuständige Umweltamt und an <strong>das</strong> Büro des<br />
Umweltministeriums in Rijeka <strong>über</strong>liefert. In Rijeka<br />
werden die Daten zentral erfasst und <strong>Bericht</strong>e <strong>über</strong><br />
den landesweiten Zustand der Badegewässer erstellt.<br />
Nachdem in den letzten Jahren die Daten noch z.T.<br />
<strong>über</strong> einen direkten Kontakt in den Gesundheitsämtern<br />
per Fax oder Post an den Regionalbearbeiter<br />
<strong>über</strong>tragen worden sind, kam dieses Jahr erneut ein<br />
modernes Geographisches Informationssystem in<br />
der Zentrale in Rijeka zum Einsatz. In diesem<br />
System werden die ebenfalls digital erfassten Ergebnisse<br />
der regionalen Gesundheitsämter gesammelt.<br />
Die Daten werden dann per Internet an den Regionalbearbeiter<br />
weitergeleitet.<br />
Dieses fortschrittliche System hat dieses Jahr gut<br />
funktioniert. Vom Standpunkt einer aktuellen<br />
<strong>Bericht</strong>erstattung ist ein funktionierendes EDV-<br />
System mit geographischem Bezug insbesondere vor<br />
dem Hintergrund der in Kroatien zu bearbeitenden<br />
Datenmengen (10 Termine, um die 750 Stellen, 3<br />
Parameter) sicher der einzig gangbare Weg. Allerdings<br />
wird der geografische Bezug der einzelnen<br />
Messpunkte in Rijeka erst nach Ende der Saison für<br />
<strong>das</strong> <strong>Bericht</strong>swesen hergestellt. Die Klärung der Lage<br />
von neuen Messpunkten ist während der Saison<br />
nicht immer einfach. Die Datenlieferung an den<br />
Regionalbearbeiter per E-Mail hat auch dieses Jahr<br />
wieder gut funktioniert. Auch die Neueingabe der<br />
Daten in Rijeka ist für die Gesundheitsämter, die<br />
ihre Daten bereits auf Datenträger angeliefert haben,<br />
entfallen. Inzwischen haben die Gesundheitsämter,<br />
die vor der Einführung des Programms schon eigene<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 112<br />
Software im Einsatz hatten, entsprechende Schnittstellen<br />
entwickelt, so <strong>das</strong>s auch deren Daten jetzt<br />
zeitnah ins System einfließen sollten. Die Daten von<br />
Rijeka und Istrien wurden auch dieses Jahr direkt an<br />
den Sommerservice geliefert, um möglichst zeitnah<br />
zu berichten. Beim Gesundheitsamt in Rijeka gab es<br />
erneut Probleme mit der EDV-Schnittstelle zum<br />
Zentralsystem im Umweltministerium.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, <strong>das</strong>s der Informationsfluss<br />
sich inzwischen sehr gut eingespielt<br />
hat.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Auch die Saison 2002 verlief erneut zufriedenstellend<br />
für den kroatischen Tourismus. Allerdings<br />
liegen die Zuwachsraten nicht mehr so hoch wie in<br />
den vergangenen Jahren.<br />
Zwischen Januar und Oktober 2002 stieg die Anzahl<br />
der ankommenden Urlauber um 6 %, während die<br />
Übernachtungen um 3 % zulegten. Insgesamt wurden<br />
in diesem Zeitraum 8.073.092 Touristen und<br />
44.113.491 Übernachtungen gezählt. Die stärkste<br />
Region ist Istrien gefolgt von Rijeka mit den Inseln<br />
der Kvarner Bucht.<br />
Tabelle 1: Touristische Zahlen nach Gespannschaften<br />
(Index: Zahlen 2002 / Zahlen 2001)<br />
Gespannschaft/<br />
Bezirk<br />
Istrien<br />
Index<br />
Tourist. 2.325.669 99,8<br />
Übernacht. 15.857.464 99,0<br />
Rijeka (Primorje- Tourist. 1.868.706 103,6<br />
Gorski Kotar) Übernacht. 10.078.783 100,6<br />
Lika-Senj<br />
Zadar<br />
Šibenik-Knin<br />
Split-Dalmatia<br />
Tourist. 213.137 123,5<br />
Übernacht. 860.193 112,7<br />
Tourist. 645.338 106,7<br />
Übernacht. 3.756.676 109,8<br />
Tourist. 574.966 114,8<br />
Übernacht. 2.529.708 110,5<br />
Tourist. 1.154.964 112,2<br />
Übernacht. 6.426.480 106,7<br />
Tourist. 580.687 106,3<br />
Dubrovnik-Neretva Übernacht. 3.214.069 104,3<br />
Auffällig ist, <strong>das</strong>s die Regionen südlich der Kvarnerbucht<br />
deutlich weiter zulegen, während die<br />
Zahlen für die stärksten Regionen Istrien und Rijeka<br />
mit der Kvarner Bucht nahezu stagnieren. Für Istrien<br />
waren die Besucherzahlen sogar ganz leicht rückläufig.
Individualtouristen stellen in Kroatien etwa 65 % der<br />
Urlauber gegen<strong>über</strong> nur 35 %, die in organisierten<br />
Urlauben nach Kroatien reisen.<br />
Betrachtet man die Nationalitäten der Reisenden, so<br />
stellen die deutschen Urlauber mit 1.469.507 den<br />
größten Anteil dar, gefolgt von Italienern mit<br />
1.072.963 und den Nachbarn aus Slowenien mit<br />
861.028. In etwa gleichauf kommen die Österreicher<br />
mit 678.333 und die Tschechen mit 696.381.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Die Abwasserentsorgung <strong>über</strong> Kläranlagen ist in<br />
Kroatien im Ausbau befindlich. Als Großprojekt ist<br />
erst vor drei Jahren in Split eine Ringkanalisation<br />
mit Reinigung und Fernausleitung in Betrieb genommen<br />
worden. Diese Arbeiten spiegeln sich in<br />
einer deutlich verbesserten Wasserqualität im<br />
Stadtbereich von Split wieder. Diese Strände waren<br />
unter dem Einfluss von Kommunalabwässern aus<br />
Split vor dem Ausbau häufig belastet.<br />
Zur Zeit werden im Sommer für Istrien etwa<br />
361.200 EGW (117.700 im Winter), für Rijeka<br />
455.780 EGW (408.000 im Winter); für Primorska-<br />
Goranska 25.110 EGW (8.550 im Winter), Zadar<br />
13.000 EGW (20.000 im Winter), Sibenik 10.000<br />
EGW (3.000 im Winter) und Split 149.100 EGW<br />
(87.900 im Winter) an Abwässern von Kläranlagen<br />
gereinigt. In dieser Aufstellung sind nur Anlagen mit<br />
einer Kapazität von mehr als 5.000 EGW aufgenommen.<br />
Kleinere Hotel- und Zeltplatzanlagen<br />
führen daher noch einmal zu einer (wenn auch nicht<br />
wesentlichen) Erhöhung dieser Zahlen.<br />
In letzter Zeit wurden Arbeiten an den Anlagen von<br />
Opatija - Punta Kolova, Insel Rab - Lopar, Insel Krk<br />
- Baska, Pula - Peroj durchgeführt. Das Abwassersystem<br />
von Zadar und Sibenik wird teilweise erneuert.<br />
Für die Gespannschaft Dubrovnik ist in einem<br />
größeren Projekt die Verbesserung der Abwasserentsorgung<br />
des gesamten Küstenstrichs geplant. Auch<br />
soll in einem Großprojekt die Abwasserentsorgung<br />
der Altstadt von Dubrovnik angegangen werden.<br />
Dieses Projekt ist aufgrund des Schutzes der Stadt<br />
als Weltkulturerbe besonders aufwendig.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die Badegewässerqualität an der kroatischen Küste<br />
war in der Saison 2002 bis auf drei Ausnahmen sehr<br />
gut oder gut. In der gesamten vorliegenden Messperiode<br />
gab es lediglich drei Messpunkte, an denen<br />
EU-Grenzwerte, dann auch nur jeweils in einer<br />
Messung, <strong>über</strong>schritten wurden. In Istrien gab es bei<br />
allen vorliegenden Daten dieses Jahr keine einzige<br />
Überschreitung der strengen EU-Richtwerte für die<br />
Qualität von Badegewässern.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 113<br />
Insgesamt wurden an 754 Messpunkten Untersuchungen<br />
durchgeführt. Während es im letzten Jahr<br />
noch zwei mit „4“ bewertete Messpunkte gab, war<br />
dieses Jahr „3“ <strong>das</strong> schlechteste Urteil.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Belastungsschwerpunkte lagen wie in den vergangenen<br />
Jahren im Bereich von Opatija und Rijeka.<br />
Grund für die regelmäßig auftretenden Belastungen<br />
im Bereich von Opatija ist vermutlich vor allem <strong>das</strong><br />
sehr alte Abwassersystem mit zahlreichen Leckagen.<br />
Verschärft wird <strong>das</strong> Problem durch eine Reihe noch<br />
nicht angeschlossener Haushalte und durch den<br />
Austritt einer Vielzahl submariner Karstquellen, die<br />
<strong>das</strong> Problem der ungenügenden Abwasserentsorgung<br />
im landwirtschaftlich genutzten Hinterland nach<br />
Opatija tragen.<br />
Besonders betroffen waren auch dieses Jahr der<br />
"Strand von Slatina - Pancera" in Opatija, der mit<br />
knapp 70 % Richtwert<strong>über</strong>schreitungen trauriger<br />
Spitzenreiter in der Belastung des mondänen Badeortes<br />
ist. Es handelt sich hier um den Hauptstrand<br />
des beliebten Badeortes Opatija. Dieser Strand<br />
wurde letztes Jahr am 25. Juli durch Aufstellen von<br />
Verbotsschildern offiziell geschlossen und ist auch<br />
dieses Jahr nicht wieder geöffnet worden. Nach<br />
Europäischen Richtlinien und dem diesem Report<br />
zugrundeliegenden Bewertungsschema reicht es<br />
dennoch für die Wasserkategorie „2“, d. h. „gut“.<br />
Auch die Strände im Umfeld des Hautstrandes haben<br />
mit Richtwert<strong>über</strong>schreitungen in 50 % der Proben<br />
als belastet zu gelten.<br />
Der Strand des Ortes Ika <strong>über</strong>schritt wie Slatina-<br />
Pancera in <strong>über</strong> 50 % Prozent der Proben EU-<br />
Richtwerte. Nach kroatischen Vorschriften wurde<br />
der Hauptstrand von Ika am 31. Juli geschlossen und<br />
bis zum Ende der Saison nicht wieder geöffnet.<br />
Damit setzt sich der gute Trend des letzten Jahres<br />
fort, <strong>das</strong>s nämlich die kroatischen Behörden ihre<br />
strenge Gesetzgebung auch durchsetzen. Im letzten<br />
Jahr waren <strong>das</strong> erste Mal touristisch wichtige Strände<br />
während der Saison geschlossen worden. Man<br />
sollte betonen, <strong>das</strong>s die Strände nach EU-Recht nicht<br />
hätten gesperrt werden müssen.<br />
Im Bereich von Rijeka bestehen die permanenten<br />
Badeverbote der letzten Jahre fort. Im Einzelnen<br />
sind dies die Strände im Stadtteil Kantrida im<br />
Abschnitt vom Pensionistenheim bis zum Erholungszentrum<br />
"3. Mai". Die dort vorhandenen<br />
Strände werden fast ausschließlich von der Stadtbevölkerung<br />
genutzt.<br />
Der Strand „Gasthof Toc“ in Selce bei Crikvenica<br />
wurde vom 26. Juni bis 5. Juli wegen Bauarbeiten an<br />
der Kanalisation gesperrt.
Ein Strand in Novi Vinodolski, der Punkt „Povile<br />
unterhalb der Bungalows“ wurde wegen wiederholter<br />
Überschreitungen der kroatischen Grenzwerte am<br />
20. August bis zum Ende der Saison geschlossen.<br />
Die Inseln der Kvarnerbucht weisen gegen<strong>über</strong> dem<br />
Festland erheblich bessere Werte auf.<br />
Aber auch auf den Inseln gab es Ausreißer. Auf der<br />
Insel Rab wurden in einer Messung sehr hohe<br />
hygienische Belastung gemessen. Nach Aussagen<br />
der Behörden war die Ursache <strong>das</strong> Versagen einer<br />
Pumpstation, die am Tag der Probenahme gestreikt<br />
hat, so <strong>das</strong>s Abwässer im Strandbereich einsickerten.<br />
Weder vorher noch nach diesem Tag wurden diese<br />
hohen Werte noch einmal gemessen. Der im letzten<br />
Jahr gesperrte Strand auf Rab (Suha Punta) ist nach<br />
einer Sanierung des Abwassereinleitungssystems<br />
dieses Jahr von den Daten unauffällig und wieder<br />
zum Baden freigegeben.<br />
Auch in Istrien kam es nach einem akuten Problem<br />
an einer Pumpstation am Strand „Felsenklippe<br />
Valsaline“ zur Einleitung von Abwässern im Badebereich.<br />
Die Behörden reagierten auch hier schnell<br />
und informierten die Öffentlichkeit und den Sommerservice.<br />
Der Strand war für zwei Tage vom 9. bis<br />
11. Juli gesperrt. Die Wiederholungsmessung am 11.<br />
Juli führte zur Aufhebung der Sperrung, denn die<br />
Werte hatten sich nach Beseitigung der technischen<br />
Störung schnell normalisiert.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Die Qualität der Strände hat sich gegen<strong>über</strong> dem<br />
Vorjahr kaum verändert. Auch weiterhin mangelt es<br />
an kroatischen Stränden in der Hochsaison an einer<br />
ausreichenden Zahl von Mülleimern, Duschen und<br />
einer regelmäßigen Reinigung. An vielen Stränden<br />
in Istrien und der Kvarnerbucht werden in der<br />
Hauptsaison auffällige, grüne Toilettencontainer<br />
aufgestellt. Diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen,<br />
da die Versorgung mit WC an den kroatischen<br />
Stränden in den letzten Jahren in der Hochsaison ein<br />
ständiges Problem war. Aufgrund der Vielzahl von<br />
Badebuchten verteilt sich der Badetourismus im<br />
Gegensatz zu anderen europäischen Zielen sehr<br />
weiträumig. Eine Installation und Unterhaltung von<br />
festen Sanitäreinrichtungen ist deshalb in der Regel<br />
wirtschaftlich nicht vertretbar. Weiter verbessert hat<br />
sich die Situation an der dalmatinischen Küste. Mit<br />
dem wiederauflebenden Tourismus wird hier verstärkt<br />
in die Infrastruktur der Strände investiert. Der<br />
mit der Blauen Flagge der FEEE ausgezeichnete<br />
Strand von Brela an der Makarska-Riviera ist ein<br />
Musterbeispiel für einen gut ausgestatteten, bewirtschaften<br />
Strand.<br />
4.6 Ökologische Phänomene<br />
Vorkommen der sog. Killeralge Caulerpa taxifolia:<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 114<br />
Standorte der aus den Tropen stammenden Alge<br />
Caulerpa taxifolia, die durch ein ungehindertes<br />
Wachstum die Meeresböden an vielen Stellen im<br />
Mittelmeer <strong>über</strong>wuchert, gibt bzw. gab es in Kroatien<br />
auf der Insel Krk im Hafen von Malinska, auf<br />
der Insel Rab und in der Bucht von Starigrad auf der<br />
Insel Hvar.<br />
Der größte kroatische Bestand von Caulerpa taxifolia<br />
in der Bucht von Starigrad ist gleichzeitig der<br />
Platz, an dem die Alge erstmals in Kroatien gefunden<br />
wurde. Der Bestand wurde 1994 entdeckt und<br />
bedeckt heute eine Fläche von etwa 10.000 m ² .<br />
Während die Alge auf der Insel Pag mit großem<br />
technischen Aufwand (Saugbagger) entfernt werden<br />
konnte, sind Vorhaben zur vollständigen Entfernung<br />
in Starigrad nicht geplant und wären nach Aussage<br />
eines im Gebiet arbeitenden Meeresbiologen auch<br />
aussichtslos. Es werden jedoch Versuche zu verschiedenen<br />
Bekämpfungsmethoden unternommen.<br />
Die im letzten Jahr sehr erfolgreich eingesetzte<br />
Methode zur Bekämpfung der Alge, die Abdeckung<br />
mit Plastikfolie, wurde weiterentwickelt. Natürlich<br />
eignet sich dieses Verfahren nur für ausgesprochen<br />
ruhige Buchten, da Wellenschlag <strong>das</strong> sichere Befestigen<br />
der Folie unmöglich machen würde. Zusätzlich<br />
wurden inzwischen Versuche mit Schnecken unternommen,<br />
welche die von den meisten Meereslebewesen<br />
verschmähte Alge offenbar im Versuch sehr<br />
gut reduzieren konnten. Die Versuche zur Beseitigung<br />
der Alge auf Starigrad wurden leider dieses<br />
Jahr aufgrund von Finanzierungsmangel <strong>über</strong>wiegend<br />
eingestellt.<br />
Ein Bestand bei der Insel Pag, der im September<br />
1996 entdeckt und in <strong>über</strong> 100 Tauchstunden noch<br />
im gleichen Jahr in mühsamer Handarbeit entfernt<br />
wurde, ist im letzten Jahr wieder in die Schlagzeilen<br />
gekommen. Fünf Jahre nach dem aufwendigen<br />
„Unkrautjäten“ unter Wasser ist die Alge im Juni<br />
letzten Jahres in der Nähe des alten Vorkommens<br />
wieder entdeckt worden. Nur etwa 100 Meter vom<br />
alten Standort entfernt entdeckten Taucher des<br />
lokalen Tauchclubs die Alge und meldeten dies dem<br />
Institut für Ozeanographie und Fischereiwesen in<br />
Split. Die unmittelbar eingeleitete Entfernung<br />
scheint Erfolg gehabt zu haben.<br />
Im letzten Jahr ist der Bestand bei Malinska auf Krk<br />
scheinbar endgültig abgestorben. Die Forscher des<br />
Meeresforschungsinstituts in Rovinj schieben den<br />
späten Erfolg früherer, nur teilweise erfolgreicher,<br />
Entfernungsversuche auf den strengen Winter im<br />
letzten Jahr.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Erneut liegen dieses Jahr detaillierte statistische<br />
Daten zu Unfällen am Meer vor. Badeunfälle ohne<br />
und mit Fremdbeteiligung (Boote, Jet-Ski, etc.)
werden in Kroatien den Hafenämtern gemeldet, die<br />
in ihren jeweiligen Bereichen für die Sicherheit auf<br />
See zuständig sind. Die grundlegenden Gesetze und<br />
Regelungen hierzu werden vom Ministerium für<br />
Seewesen, Verkehr und Telekommunikation in<br />
Zagreb herausgegeben. Das Ministerium erstellt<br />
auch die Statistiken zu Unfällen, indem es die Daten<br />
von den Hafenämtern zusammenführt und auswertet.<br />
Das Ministerium hat dem Sommerservice statistische<br />
Daten zur Verfügung gestellt, die allerdings<br />
noch nicht für <strong>das</strong> Jahr 2002 fertiggestellt sind.<br />
Tabelle 2: Statistik zu Unfällen auf See<br />
Ereignisse<br />
Such- und Rettungseinsätze<br />
zum Schutz von Menschenleben<br />
Anzahl<br />
2000<br />
Anzahl<br />
1999<br />
450 469<br />
Gerettete Personen 775 910<br />
Gerettete Schiffe 17 11<br />
Gerettete Boote 205 264<br />
Gerettete Surfbords 18 21<br />
Todesopfer insgesamt, 54 42<br />
davon während des Rettungseinsatzes<br />
0 1<br />
Unfälle auf See 12 10<br />
Mann <strong>über</strong> Bord 6 1<br />
Schwimmer 20 10<br />
Taucher 15 14<br />
ohne Tauchgerät 3 5<br />
mit Tauchgerät 12 9<br />
andere Todesfälle 1 6<br />
Gesetzliche Grundlagen<br />
Narodne Novine (<strong>das</strong> kroatische Amtsblatt) Nummer<br />
50 von 1995 Artikel 4 regelt, welche Anforderungen<br />
ein Konzessionsnehmer eines Strandes zu erfüllen<br />
hat. Er muss danach dafür sorgen, <strong>das</strong>s Erste-Hilfe-<br />
Material vorhanden ist, der Badebereich zur Seeseite<br />
durch (Schwimm-)Barrieren abgesperrt ist und<br />
notwendiges Material und Personal zur Sicherstellung<br />
der Sicherheit und Durchführung von Rettungsaktionen<br />
vorhanden ist. Ein Strandwachdienst<br />
ist damit de facto vorgeschrieben.<br />
Status Quo der Strand<strong>über</strong>wachung<br />
Eine Überwachung des Badebetriebs durch ausgebildete<br />
Rettungsschwimmer gibt es in Kroatien erst<br />
seit kurzem nur an den Hauptstränden der Orte<br />
Opatija und Crkvenica. Es gibt verschiedener Orts<br />
Studien und Bestrebungen zur Einführung eines<br />
„Baywatch“-Service. So wird für den Bezirk Split<br />
eine Studie durchgeführt, welche die Machbarkeit<br />
eines derartigen Service für Split <strong>über</strong>prüft. Alle<br />
Bestrebungen sind jedoch lokaler Natur.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 115<br />
Als landesweite Organisation engagiert sich <strong>das</strong><br />
Kroatische Rote Kreuz (im Folgende KRK abgekürzt)<br />
für die Einführung einer Überwachung des<br />
Badebetriebs. Die beiden <strong>über</strong>wachten kroatischen<br />
Strände, werden von ausgebildeten Helfern der<br />
KRK-Ortsverbände betreut. Die Finanzierung<br />
<strong>über</strong>nehmen die Konzessionsnehmer der Strände<br />
und die lokalen touristischen Verbände.<br />
Das KRK ist Mitglied im Verband der Lebensretter<br />
in Europa (ILSE) und unterhält Kontakte zur DLRG<br />
in Deutschland und der Österreichischen Wasserrettung.<br />
Zur Zeit hat <strong>das</strong> KRK etwa 100 nach Standards<br />
von ILSE ausgebildete Retter. Davon sind allerdings<br />
zur Zeit nur 20 im Wechseldienst in Opatija und<br />
Crkvenica im Einsatz. Für die Zukunft ist geplant,<br />
weitere Strand<strong>über</strong>wachungen einzuführen. Problempunkt<br />
dabei ist die Sicherstellung einer Finanzierung,<br />
die wieder lokal organisiert werden muss.<br />
Das KRK hat keinen offiziellen Auftrag zur Wahrnehmung<br />
der Wasserrettung in Kroatien. Es gibt<br />
auch keine Regelungen dar<strong>über</strong>, was für eine Ausbildung<br />
ein Retter haben muss. In Ermangelung<br />
einer solcher Bestimmung kann es auch sein, <strong>das</strong>s<br />
private Sicherheitsfirmen versuchen werden, in <strong>das</strong><br />
Geschäft einzusteigen.<br />
Einen gewissen Standard zur Strand<strong>über</strong>wachung<br />
kann man auch von den mit der Blauen Flagge<br />
ausgezeichneten Stränden erwarten. Nach Aussagen<br />
von Margita Mastrovic, die Mitglied der FEEE<br />
Partnerorganisation „Ljepa Nasa“ in Kroatien ist,<br />
sollten auch an diesen Stränden eine Überwachung<br />
vorhanden sein. Ganz so streng sind die Vorschriften<br />
der FEEE allerdings nicht. Der FEEE reicht auch<br />
„<strong>das</strong> Vorhandensein geeigneter Rettungsmittel in<br />
ausreichender Zahl“.<br />
Gefahren im Badebereich<br />
Die Sicherheit im Badebereich genügt nach Beurteilung<br />
des Autors häufig nicht deutschen Standards.<br />
So sind die Zugangstreppen an Felsstränden oder<br />
Stränden mit betonierten Plattformen oft nicht in<br />
gutem Zustand. Man muss schon mal mit Spitzen<br />
und scharfen Kanten rechnen. Ein weiteres Problem<br />
ist die Trennung von Badebetrieb und Bootsverkehr.<br />
Während es an den bewirtschafteten Stränden im<br />
Norden Kroatiens jetzt sehr häufig Schwimmsperren<br />
gibt (>50 % der bewirtschafteten Strände), die <strong>das</strong><br />
Einfahren von Booten in den Badebereich verhindern,<br />
ist <strong>das</strong> in Dalmatien noch selten der Fall.<br />
Genaue Daten gibt es aufgrund der noch geringen<br />
Zahl der Strandberichte aus Dalmatien nicht.<br />
Ausweisung von Nichtschwimmerzonen ist eine<br />
große Seltenheit. Dies liegt mit Sicherheit auch an<br />
der Beschaffenheit der kroatischen Strände. Es<br />
handelt sich zumeist um Felsstrände oder Kiesstrände<br />
mit starkem Gefälle und bewegter Unterwasser-
topographie. Die Ausweisung einer klassischen<br />
Nichtschwimmerzone ist hier wenig praktikabel.<br />
Boote gegen Schwimmer und Taucher<br />
In Abwesenheit von Gefahren wie starken Strömungen<br />
und Wellenschlag stellt in Kroatien der Sportbootsverkehr<br />
eine große Gefahr dar.<br />
Es gab auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von<br />
zum Teil tödlichen Zusammenstößen von Sportbooten<br />
und Schwimmern respektive Tauchern.<br />
Gesetzliche Regelungen<br />
Das Verhalten von Sportbootfahrern und Schwimmern<br />
wird in einer Reihe von Gesetzen geregelt.<br />
Grundlage ist Narodne Novine Nummer 17 von<br />
1994. In Narodne Novine Nummer 161 vom Jahre<br />
1998 wurden die Bestimmungen noch einmal<br />
verschärft.<br />
- Schwimmern ist es verboten, weiter als 100 m<br />
ins Meer hinaus zu schwimmen.<br />
- Motorbootfahrer dürfen sich in Gleitfahrt nicht<br />
näher als 300 m der Küste nähern (war 250 m).<br />
Das gilt auch für Jetski und Jetscooter.<br />
- Langsamere Motorboote bis 12 m und Segelboote<br />
dürfen sich nicht mehr als 50 m der Küste<br />
nähern.<br />
- Im Bereich von Badestellen ist für diese<br />
Fahrzeuge ein Abstand von 50 m zu bewirtschafteten<br />
(und damit abgesperrten, s.o.) und<br />
150 m zu Naturstränden einzuhalten.<br />
- Für Taucher sind gerade neu Regelungen in<br />
Kraft getreten, die insbesondere darauf abzielen,<br />
die in den letzten Jahren aufgetretenen Unfälle<br />
von schlecht oder gar nicht ausgebildeten<br />
Tauchern und illegal im Land operierenden<br />
ausländischen Tauchschulen unter Kontrolle zu<br />
bringen. Grundsätzlich ist eine Tauchstelle mit<br />
einer Taucherboje zu kennzeichnen.<br />
Die Regelungen, welche die kroatischen Gesetze zur<br />
Sicherheit der Badenden festschreiben, sind streng.<br />
Problem ist die Abwesenheit einer ausreichend<br />
ausgestatteten Exekutive, welche die an sich strengen<br />
Regeln <strong>über</strong>wachen kann. Trotz der strengen<br />
Gesetze sind durch Badende rasende Motorboote<br />
und Jetski in Kroatien leider an der Tagesordnung.<br />
Aber auch viele Schwimmer verhalten sich extrem<br />
leichtsinnig, in dem sie vielfach sehr weit ins Meer<br />
hinaus schwimmen. Schwimmer und Schnorchler<br />
sind ohne mitgeführte Boje von einem Motorboot<br />
bei etwas Wellengang nur noch schwer auszumachen.<br />
Ohne harte statistische Zahlen steht eine<br />
abschließende Aussage zur Badesicherheit auf<br />
wackeligen Füßen: Es scheint insgesamt nicht sehr<br />
viel zu passieren und es könnte sicher noch deutlich<br />
weniger passieren, wenn Boots- und Badeurlauber<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 116<br />
sich an die gesetzlichen Regelungen und den gesunden<br />
Menschenverstand halten würden.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkung<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den Tourismus<br />
5. Juni:<br />
Am Weltumwelttag, dem 5. Juni, wurden feierlich<br />
48 ‚Blaue Flaggen‘ in Kroatien gehisst. Die ‚Blaue<br />
Flagge‘ wird von der FEEE (Foundation for Environmental<br />
Education in Europe) als Auszeichnung<br />
an Strände und Sportboothäfen vergeben, welche die<br />
umfangreichen Umweltkriterien der FEEE erfüllen.<br />
Die Auszeichnung haben dieses Jahr 33 Strände und<br />
15 Marinas in Kroatien erhalten.<br />
20. Juni:<br />
Es erschienen die ersten Meldungen <strong>über</strong> Algenschleim<br />
an der kroatischen Küste. Das schleimige<br />
Material wurde zuerst in Dalmatien in der Gegend<br />
von Split gemeldet. Kurze Zeit danach wurden auch<br />
Flecken an der Meeresoberfläche in der Kvarnerbucht<br />
gesichtet.<br />
23. Juni:<br />
In einer Pressekonferenz informierten die Wissenschaftler<br />
des Meeresforschungsinstituts in Rovinj<br />
<strong>über</strong> die Algenschleimsituation. In der Zwischenzeit<br />
tauchte <strong>das</strong> Material vor der Südspitze und entlang<br />
der Ostküste Istriens bis nach Rijeka auf. Entgegen<br />
den Befürchtungen entwickelte sich die Situation<br />
jedoch nicht zu einem Problem für den Badebetrieb.<br />
Schlechtes Wetter führt zu einem Rückgang des<br />
Phänomens.<br />
14. Juli:<br />
Am Abend des 14. Juli zog ein großer Gewittersturm<br />
<strong>über</strong> Kroatien hinweg und richtete vielfältige Schäden<br />
an. Am stärksten betroffen war Istrien. Hier<br />
wurde auf einem Zeltplatz in Vrsar ein Tourist von<br />
einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf der<br />
Roten Insel in Rovinj wurden Hunderte alter Bäume<br />
vom Sturm umgeworfen. Zahlreiche Yachten gerieten<br />
in Seenot.<br />
16. August:<br />
In einer Pressekonferenz teilten Behördenvertreter<br />
und <strong>das</strong> Hauptwasserversorgungsunternehmen<br />
Istriens mit, <strong>das</strong>s es durch die starken Niederschläge<br />
im August zu hygienischer Verunreinigung des<br />
Trinkwassers in Südistrien (Großraum Pula) gekommen<br />
war. Es wurde empfohlen, <strong>das</strong> Wasser bis<br />
auf weiteres abzukochen oder abgefülltes Mineralwasser<br />
zu kaufen. Die Warnung wurde wenige Tage<br />
später wieder aufgehoben.
5. Danksagung<br />
Danken möchten wir der Koordinatorin der Untersuchungen<br />
beim Umweltministerium in Rijeka, Frau<br />
Margita Mastrovic und ihren Mitarbeitern für die<br />
freundliche Kooperation. Des weiteren möchten wir<br />
Herrn Dr. Smodloka, Leiter des Instituts "Rudjer<br />
Boskovic" in Rovinj und seinem Kollegen Dr.<br />
6. Adressen<br />
Forschungseinrichtungen und<br />
<strong>Institute</strong> (Sprachen der Ansprechpartner<br />
in Klammern):<br />
Ministerium für Umweltschutz und<br />
Planung - Büro für die Adria –<br />
Rijeka - Leiterin:<br />
Mr. Sc. Margita Mastrovic (GB, I)<br />
Uzarska 2/1<br />
51 000 Rijeka<br />
Tel.: 051 - 213499<br />
Fax: 051 - 214324<br />
E-Mail:<br />
margita.mastrovic@mzopu.hr<br />
Forschungsinstitut "Rudjer Boskovic"<br />
für Meereskunde<br />
Dir. Herr Dr. Smodlaka (GB, I)<br />
Frau Dr. Zavodnik (GB)<br />
Elvis Zahtila (GB)<br />
Danilo Degobbis (GB, I)<br />
52 210 Rovinj<br />
Tel.: 052 - 811544 / 804700<br />
E-Mail: degobbis@cim.irb.hr<br />
URL: www.more.cim.irb.hr<br />
Institut für Ozeanographie und<br />
Fischereiwesen<br />
Direktor: Frau Dr. Marasovic (GB)<br />
Herr Dr. Zvonaric (GB)<br />
Set I. Mestrovica 63<br />
58000 Split<br />
Tel.: 021 - 358688<br />
Fax: 021 - 358650<br />
http://www.izor.hr/<br />
Biologisches Institut Dubrovnik<br />
Dr. Adam Benovic (GB)<br />
PO Box 93<br />
50000 Dubrovnik<br />
Tel.: 020 - 427937<br />
http://www.izor.hr/hr/lab/labeko_uzgoj.html<br />
Gesundheitsämter:<br />
Zavod za javno zdravstvo Pula<br />
Leiter: Sonja Dikovic (GB)<br />
Zeljko Stipic (GB)<br />
Vladimir Nazora 3<br />
52 100 Pula<br />
Tel.: 052 – 217688 (int.260)<br />
Fax: 052 – 222151<br />
E-Mail: stipic@more.cim.irb.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo<br />
Primorsko-goranske zupanije<br />
Leiter: mr.sc.Visnja Hinic (GB)<br />
Dusanka Cuzela (GB)<br />
Kresimirova 52 a<br />
51 000 Rijeka<br />
Tel.: 051 – 358 736<br />
Fax: 051 – 213 948<br />
E-Mail: visnja.hinic@ri.tel.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo Lickosenjske<br />
zupanije<br />
Dr. Marija Jurkovic<br />
Senjskih Zrtava 2<br />
53 000 Gospic<br />
Tel.:053 - 574452<br />
Fax: 053 – 574453<br />
E-Mail: zzjzz-lickosenjske@gs.tel.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo Zadarske<br />
zupanije<br />
Nives Elersek(GB)<br />
Kolovare 2<br />
23 000 Zadar<br />
Tel.: 023 - 300858 / 300840<br />
Fax: 023 – 21107<br />
E-Mail: zavod-za-javno-zdravstvozadar@zd.tel.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo Sibensko-kninske<br />
zupanije<br />
Leiter: Lidija Bujas<br />
Kralja Zvonimira 23<br />
22 000 Sibenik<br />
Tel.: 022 - 212425 / 212430<br />
Fax: 022 - – 215063<br />
E-Mail: lidija.bujas@si.hinet.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo Splitskodalmatinske<br />
zupanije<br />
Leiter: Dr. Meri Prodan-Bedalov<br />
Vukovarska 46<br />
21 000 Split<br />
Tel.: 021 - 539819<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 117<br />
Degobbis danken für ihre hilfreichen Informationen<br />
zu aktuellen Fragen der Meeresforschung und<br />
speziell zur Mucillagine-Problematik. Zum gleichen<br />
Anlass auch großen Dank an Frau Dr. Marasovic,<br />
Leiterin des Instituts für Ozeanographie und Fischereiwesen<br />
in Split, die ebenfalls wieder mit Auskünften<br />
weitergeholfen hat.<br />
Fax: 021 - – 535318<br />
E-Mail: zjz-split@hi.hinet.hr<br />
Zavod za javno zdravstvo Split<br />
Ispostava Makarska<br />
Mirna Zwirn (GB)<br />
21 300 Makarska<br />
Tel.: 021 - 612033<br />
Fax: 021 – 612103<br />
Zavod za javno zdravstvo Dubrovacko-neretvanske<br />
zupanije<br />
Leiter: mr. sc. Zorica Smoljan,<br />
(GB)<br />
Dr Ante Starcevica 45<br />
PP 58<br />
20001 Dubrovnik<br />
tel. +385 20 417 288<br />
fax. +385 20 413 625<br />
E-Mail: zzjz-h.a.l.@du.hinet-hr<br />
Ämter für Umweltschutz und<br />
Planung:<br />
Procelnik Ureda za prostorno<br />
uredjenje, stambeno komunalne<br />
poslove, graditeljstvo i zastitu<br />
okolisa<br />
Leiter: Herr Francic (GB)<br />
Branka Vukovic(GB)<br />
Dr.-Ante-Starcevica 67<br />
20 000 Dubrovnik<br />
Tel.: 020 - 421681 / 020 - 412939<br />
Fax: 020 – 413892<br />
Pula<br />
Odjel za prostorno planiranje,<br />
graditeljstvo i zastitu okolisa<br />
Istarske zupanije<br />
Frau Liliana Dravec (GB)<br />
Flanaticka 29<br />
52 000 Pula<br />
Tel.: 051 - 216656<br />
Fax: 051 - 216626
Regionalbericht Katalonien<br />
Bearbeitet von Dr. Ðore Georg Kasimir, Wien<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Katalonien, seit zwölf Jahren in ununterbrochener<br />
Reihe am ADAC-Sommerservice beteiligt, besteht<br />
im wesentlichen aus vier unterschiedlichen Küstenregionen:<br />
Im Norden liegt die zur Provinz Girona gehörende<br />
"Costa Brava", von der französischen Grenze (bei<br />
Portbou) bis zum Fluss Tordera (bei Blanes) reichend.<br />
Küstenmorphologisch ist sie sehr vielseitig<br />
ausgeprägt mit schroffen Felsküsten (z. B. Cap de<br />
Creus, mit dem vor 4 Jahren eingerichteten Naturpark,<br />
Cap de Begur, Montgrímassiv) und kleinen,<br />
z. T. nur vom Meer aus erreichbaren Badebuchten<br />
und Kiesstränden bis hin zu ausgedehnten Sandstränden<br />
wie beispielsweise in der Bucht von Roses<br />
oder zwischen Estartit und Pals. In der Bucht von<br />
Roses liegt einerseits <strong>das</strong> wichtigste Feuchtgebiet<br />
der Costa Brava, die geschützten Aiguamolls de<br />
l'Empordà, andererseits weist <strong>das</strong> Gebiet mit<br />
St. Martí d’Empúries bei Escala auch <strong>das</strong> wichtigste<br />
griechisch-römische Ausgrabungsgelände auf. Mit<br />
Empuriabrava, dem "katalanischen Venedig" und<br />
Estartit mitsamt den Medes-Inseln beinhaltet die<br />
Costa Brava auch eines der wichtigsten Tauch- und<br />
Nautikgebiete des Mittelmeeres.<br />
Nach Süden schließt dann - mit ausgedehnten<br />
Sandstränden und dicht urbanisiert - <strong>das</strong> "Maresme",<br />
schon zur Provinz Barcelona gehörend, an. Auch<br />
hier liegen Orte von großer touristischer Bedeutung<br />
wie beispielsweise Calella, <strong>das</strong> schon vor der touristischen<br />
Erschließung aufgrund der Textilindustrie<br />
viele Verbindungen zu Deutschland hatte und<br />
derzeit eine rapide Entwicklung der Verbesserung<br />
und Modernisierung in Richtung Nachhaltigkeit des<br />
Tourismus durchmacht. Die Stadt Barcelona selbst<br />
hat seit der Olympiade 1992 mit allen Infrastrukturen<br />
versehene Sandstrände im Stadtbereich. Derzeit<br />
wird die Strandpromenade erweitert und neu gestylt<br />
und an der Neuordnung des Gebietes um die Besósmündung<br />
im Hinblick auf <strong>das</strong> Forum 2004<br />
gearbeitet. Unterbrochen durch Hafen und Mündungsgebiet<br />
des Llobregat setzen sich die Sandstrände<br />
dann fort bis zum unter Schutz stehenden<br />
Kalkmassiv des Garraf mit einigen kleinen Stränden.<br />
Danach, in Sitges, beginnt wieder ein Bereich mit<br />
mehr oder weniger ausgedehnten Sandstränden,<br />
durch kurze felsige Küstenabschnitte unterbrochen.<br />
Zur südlichsten der drei am Meer gelegenen Provinzen<br />
Kataloniens, Tarragona, gehört als Küstengebiet<br />
einerseits die "Costa Daurada", mit ausgedehnten<br />
Sandstränden und intensiver touristischer Nutzung,<br />
aber auch mit wenig frequentierten kleinen Buchten<br />
in ihrem südlichen Teil, andererseits <strong>das</strong> Ebrotal und<br />
<strong>das</strong> Ebrodelta. Hier wird immer intensiver an der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 118<br />
weiteren touristischen Erschließung und der Schaffung<br />
einer eigenen touristischen Marke im Rahmen<br />
der <strong>über</strong>geordneten Marke "Costa Daurada" gearbeitet.<br />
Der Trend geht auch hier zu einem naturnahen<br />
Qualitätstourismus. Nach der Schiffbarkeit des Ebro,<br />
die bisher auf den letzten 90 km Flusslänge verwirklicht<br />
ist und derzeit um 16,5km bis nach Ascó<br />
verlängert wird, geht man an die Ufergestaltung und<br />
Renaturierung. In Planung ist auch ein schiffbarer<br />
Kanal zwischen Amposta und St. Carles de la Ràpita<br />
samt neuen touristischen Siedlungen mit direkter<br />
Zufahrtmöglichkeit für die Yachten wie in Empuriabrava.<br />
Das Ebrodelta selbst ist durch ausgedehnte und<br />
großteils unerschlossene Sandstrände und <strong>das</strong> größte<br />
Feucht- und Vogelschutzgebiet Kataloniens charakterisiert.<br />
Zudem beherbergt es große Muschelzuchtanstalten,<br />
deren jährliche Miesmuschelproduktion<br />
3000 Tonnen <strong>über</strong>steigt. Noch ist nicht ganz abzusehen,<br />
wie sich der PHN, der nationale hydrologische<br />
Plan, der eine Umleitung eines bedeutenden Teils<br />
des Ebrowassers nach Süden (Murcia und Alicante)<br />
vorsieht, auf die touristische Nutzung des Ebro<br />
auswirken wird.<br />
Die nördliche Costa Daurada hat neben den touristisch<br />
wichtigen Küstengemeinden Cambrils, Vilaseca,<br />
Salou und Mont-roig mit "Port Aventura" nahe<br />
von Salou den größten Themen- und Attraktionenpark<br />
Spaniens aufzuweisen. Er wird in den kommenden<br />
Jahren weiter ausgebaut werden und mittelfristig<br />
sogar einen eigenen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge<br />
bekommen. Des Weiteren sind<br />
2002 zwei neue Luxushotels mit je 500 Zimmern<br />
erbaut worden. Port Aventura befindet sich damit<br />
auf dem besten Weg, zum wichtigsten Themenpark<br />
Europas zu werden.<br />
Zunehmende touristische Bedeutung gewinnt <strong>das</strong><br />
Hinterland der Costa Daurada: Allen, die Ruhe und<br />
Erholung suchen oder auch dem Trubel an der Küste<br />
kurzfristig entkommen möchten, bietet <strong>das</strong> bergige<br />
Hinterland (u.a. Prades Berge, Ports de Tortosa-<br />
Beseit) ein reichhaltiges und noch wenig bekanntes<br />
Angebot. Weinliebhaber schätzen vor allem die<br />
inzwischen Weltruhm genießenden Prioratweine, die<br />
vor kurzem durch eine eigene Qualitäts- und Herkunftsbezeichnung<br />
ausgezeichnet wurden. Eher noch<br />
ein Geheimtipp sind dagegen die Weine der Terra<br />
Alta. Mit dem Thermenhotel Montbrió hat die Costa<br />
Daurada auch eines der bestausgestattetsten Kur-<br />
und Tagungshotels Spaniens aufzuweisen.<br />
Insgesamt handelt es sich bei der katalanischen<br />
Küste um ein dicht besiedeltes und traditionell
touristisch intensiv genutztes Gebiet. Entsprechend<br />
vielfältig ist auch <strong>das</strong> touristische Angebot. Kehrseite<br />
dieser Entwicklung ist der massive Bebauungsdruck,<br />
dem sich die letzten unberührten Küstenabschnitte<br />
ausgesetzt sehen. Mittlerweile wurde dieses<br />
Problem aber auch von verantwortlichen Stellen<br />
erkannt und es wird zumindest versucht, einerseits<br />
letzte Reste unverbauten Gebietes zu schützen und<br />
neue Urbanisationen etwas von der Küste weg zu<br />
verlagern, andererseits die urbanistische Qualität<br />
dieser außerhalb der Hauptsaison oft wie ausgestorbenen<br />
Siedlungen zu verbessern.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Für die Festlegung bzw. Streichung von offiziellen<br />
Messstellen sind seit 1990 die Gemeinden in Zusammenarbeit<br />
mit der Agència Catalana de l'Aigua<br />
verantwortlich. In der Saison 2002 wurden in den<br />
17 Untersuchungswochen zwischen dem 1. Juni und<br />
dem 24. September 241 Messpunkte (3 mehr als<br />
2001) an 210 Stränden in wöchentlichen Abständen<br />
untersucht. Die 13 Messpunkte an den 12 Binnenbadegewässern<br />
wurden in zweiwöchentlichem Abstand<br />
beprobt, so <strong>das</strong>s hier insgesamt sechs Datenserien<br />
vorliegen. Die zwei neu hinzugekommenen Messpunkte<br />
gehören zu den Gemeinden Calonge und<br />
Cornudella de Montsant. Wegen der Bauarbeiten für<br />
<strong>das</strong> Forum 2004 war der Strand Camp de la Bota in<br />
St.Adrià <strong>über</strong> die gesamte Saison für die Öffentlichkeit<br />
gesperrt. Innerhalb der wöchentlichen Untersuchungsintervalle<br />
wurden die meisten Strände zusätzlich<br />
noch vier- bis fünfmal visuell kontrolliert sowie<br />
wieder, wie erstmals in der vergangenen Saison,<br />
täglich von den drei Ultraleichtflugzeugen der ACA<br />
aus etwa 200 m Höhe kontrolliert. Im Verlauf der<br />
diesjährigen Badesaison erfolgten letztlich <strong>über</strong><br />
22.426 Inspektionen im Auftrag der Agència Catalana<br />
de l'Aigua. 5208 Wasserproben, 18 % mehr als<br />
2001 wurden mikrobiologisch untersucht. Die<br />
Entnahme der Wasserproben erfolgte im Badebereich<br />
(Brusttiefe des Entnehmenden) am Wochenende,<br />
also bei erhöhter Frequentierung. Dadurch soll<br />
erreicht werden, <strong>das</strong>s die Belastung zum Zeitpunkt<br />
der maximalen Nutzung erfasst wird. Die Proben<br />
werden nach der Entnahme gekühlt bei 4 °C transportiert<br />
und innerhalb von sechs Stunden in Reus<br />
aufgearbeitet.<br />
Abgesehen von der vom Ufer aus erfolgenden<br />
Untersuchung der hygienischen Badegewässergüte<br />
läuft während der Sommersaison ein umfassendes<br />
Monitoringprogramm des katalanischen Litorals in<br />
Form von großen Messkampagnen. Mittels Thermosalinimeter<br />
werden in-situ Messungen der Wassertemperatur<br />
und der Salinität in ufernahen und<br />
uferfernen Profilen durchgeführt. Dies ist besonders<br />
wichtig für <strong>das</strong> Aufspüren von Süßwasserfahnen im<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 119<br />
unmittelbaren Küstenbereich. Weiters werden die<br />
Parameter Chlorophyll a, gelöster Sauerstoff, BSB5,<br />
Nitrate, Nitrit, Ammonium, Phosphate und Silikate,<br />
pH-Wert sowie die bakteriellen Fäkalparameter<br />
gemessen. An 10 Messstellen werden zusätzlich<br />
noch chlorierte Pflanzenschutzmittel und chlorierte<br />
Lösungsmittel, Quecksilber und Cadmium gemessen.<br />
Die Messkampagnen dieses Untersuchungsschiffes<br />
dienen dazu, durch Untersuchung küstenfernerer<br />
Vergleichszonen Referenzwerte für die Beurteilung<br />
der Küstengewässer zu liefern, die Umgebung von<br />
Abwasserfernausleitungsrohren zu <strong>über</strong>wachen und<br />
eventuelle Ausnahmesituationen, wie beispielsweise<br />
bei Algenblüten, zu untersuchen. Die Arbeit dieses<br />
Untersuchungsschiffes wurde vom ADAC-<br />
Reisemagazin in dem 2000 erschienenen Costa<br />
Brava Heft dokumentiert.<br />
Wegen der guten Ergebnisse wurde die 2001 begonnene<br />
zusätzliche Überwachung der Küste aus der<br />
Luft fortgesetzt. Von drei ultraleichten Kleinflugzeugen<br />
aus wurde die gesamte Küste zweimal<br />
täglich im Hinblick auf Ölverunreinigungen durch<br />
Schiffe, Medusenbänke und ähnliches <strong>über</strong>wacht.<br />
Insgesamt 356 Flugstunden wurden dazu durchgeführt.<br />
Hauptziel der Kampagne 2002 des Umweltministeriums<br />
war wieder die Reduktion der schwimmenden<br />
Feststoffe und der Ölflecken sowie eine Verbesserung<br />
der Konsumenteninformation direkt an den<br />
Stränden. Dafür wurden wieder an den 240 Messpunkten<br />
wöchentlich aktualisierte Informationssäulen<br />
aufgestellt.<br />
Wie auch im vergangenen Jahr standen der katalanischen<br />
Wasseragentur auch wieder eine Reihe von<br />
Wasserfahrzeugen zur Verfügung, um vor allem um<br />
schwimmende Feststoffe oder andere Verunreinigungen<br />
im Uferbereich des Meeres zu beseitigen. In<br />
der Saison 2002 konnte ihre Effektivität gesteigert<br />
werden, indem zusätzlich zur Mannschaft Inspektoren<br />
eingesetzt wurden, die die Kampagne der Schiffe<br />
<strong>über</strong>prüften und eine Erfolgskontrolle einführten.<br />
760 Inspektionen wurden von ihnen durchgeführt. In<br />
der Saison 2002 wurden von den verschiedenen<br />
Typen von Wasserfahrzeugen 890 m³ schwimmender<br />
Verunreinigungen entfernt, darunter 303 m³<br />
Holz, 94 m³ Algen und 282 m³ Plastik.<br />
Die katalanische Wasseragentur beteiligte sich auch<br />
an einem europäischen Forschungsprogramm, dem<br />
INTERREG, <strong>das</strong> auf den unmittelbaren Küstenbereich<br />
des westlichen Mittelmeeres ausgerichtet ist.<br />
Im Gegensatz zur Tiefsee ist der Küstenbereich, <strong>das</strong><br />
sogenannte Litoral, relativ wenig untersucht, obwohl<br />
es eine Schlüsselposition als Übergang zwischen<br />
Meer und Land inne hat und Basis eines der wich-
tigsten Wirtschaftszweige der Mittelmeerländer, des<br />
Tourismus, ist. Zudem ist es besonders dicht besiedelt,<br />
im Sommer können sich die Bewohnerzahlen<br />
weit mehr als nur verdoppeln, was zu einer besonderen<br />
Belastung dieses empfindlichen Ökosystems<br />
führt. Das Forschungsprogramm soll wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse <strong>über</strong> die ökologischen Zusammenhänge<br />
des Litorals bringen und Phänomene, die auch<br />
für den Badetourismus von Bedeutung sind, aufklären.<br />
Dazu gehören die Lebenszyklen und z. B.<br />
Massenvorkommen von Medusen und von manchmal<br />
auch toxischen Kleinalgen, aber auch die<br />
Zusammenhänge dieser Phänomene mit meteorologischen<br />
oder klimatischen Phänomenen. Auf einer<br />
Tagung in Barcelona wurden die ersten Ergebnisse<br />
präsentiert.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Die hygienisch-bakteriologische Untersuchung,<br />
durchgeführt vom mikrobiologischen Labor der<br />
medizinischen Fakultät Rovira i Virgili in Reus<br />
unter der Leitung von Dr. M. J. Figueras, umfasst<br />
die drei Parameter Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme<br />
und Fäkalstreptokokken und wurde wöchentlich<br />
(bzw. bei den Binnengewässern zweiwöchentlich)<br />
durchgeführt. Wie in den vorangegangenen <strong>Bericht</strong>sjahren<br />
wurde für die Koliformen ein MPN<br />
(most probable number)-Verfahren unter Verwendung<br />
eines Standard-Endo-Mediums, für die Fäkalstreptokokken<br />
ein Membranfilterverfahren (unter<br />
Verwendung des m-Enterococcus Agar, Bebrütung<br />
48 h bei 37 °C) verwendet. In geringerer Frequenz<br />
wurde an manchen Messpunkten auch auf Salmonellen<br />
und andere Parameter hin untersucht.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Diesbezügliche Maßnahmen fallen in Spanien unter<br />
die Kompetenz der Gemeinden und werden daher<br />
sehr unterschiedlich gehandhabt. Aktuelle hygienische<br />
Beanstandungen (aber auch andere Gefahren<br />
wie hoher Wellengang, ablandige Strömungen,<br />
Winde oder Quallenvorkommen) werden durch<br />
Hissen der roten oder gelben Flagge am Strand<br />
angezeigt. Im Falle kurzfristiger Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen,<br />
z. B. Im Falle von Kanalisationshavarien,<br />
werden Informationstafeln mit dem Hinweis<br />
auf <strong>das</strong> Badeverbot aus hygienischen Gründen<br />
angebracht und der betroffene Strandabschnitt<br />
mittels Plastikbändern abgesperrt. In bestimmten<br />
Fällen werden die Badegäste auch <strong>über</strong> Lautsprecherwagen<br />
der lokalen Polizei oder der Guardia<br />
Civil vor einer eventuellen Gefahr gewarnt.<br />
Seitens der Agència Catalana de l'Aigua (ACA)<br />
werden die Ergebnisse der wöchentlichen Bewertungen<br />
in der Tagespresse, in Radio und Fernsehen<br />
sowie <strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet den Konsumenten bekanntgegeben.<br />
Seit der Saison 2001 hat die ACA an den<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 120<br />
meisten Stränden Informationssäulen eingerichtet,<br />
an denen mittels Farbcode <strong>das</strong> Ergebnis der wöchentlichen<br />
Untersuchungen veröffentlicht wird.<br />
Auch die Jahresabschlussbewertung der vergangenen<br />
Jahre ist ersichtlich, leider wurde – wohl aus<br />
Gründen des Designs - von dem ursprünglichen<br />
Vorhaben abgesehen, weitere Daten und Informationen<br />
wie täglich aktualisierte meteorologische und<br />
andere nützliche Informationen und Hinweise<br />
anzubringen.<br />
Werden Grenzwerte wiederholt <strong>über</strong>schritten, ohne<br />
<strong>das</strong>s außergewöhnliche meteorologische Ereignisse<br />
als Ursache festzustellen sind, werden eventuell<br />
vorhandene Ausleitungsrohre von Tauchern auf<br />
Lecks abgesucht bzw. die Kläranlagen auf ihre<br />
Funktion <strong>über</strong>prüft.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen<br />
des Instituts in Reus werden dem Regionalbearbeiter<br />
des Sommerservice wöchentlich durch die<br />
zuständige Abteilung der Agència Catalana de<br />
l'Aigua jeweils sofort nach Vorliegen des kompletten<br />
Datensatzes <strong>über</strong>mittelt. Die Beschaffung weiterer<br />
für den ADAC-Sommerservice relevanter Informationen<br />
erfolgt auf unterschiedlichste Art und<br />
Weise, so insbesondere durch eigenen Lokalaugenschein<br />
an den Stränden, durch Auswertung der<br />
lokalen und regionalen Presse- beziehungsweise<br />
Rundfunkmeldungen, immer öfter auch aus dem<br />
Internet. Besonders wertvoll war wieder die von der<br />
ACA gebotene Möglichkeit, an einigen der von der<br />
ACA täglich durchgeführten Inspektionsflügen in<br />
einem Ultraleichtflugzeug teilzunehmen.<br />
Viele Informationen werden auch durch persönliche<br />
Kontakte zu <strong>Institute</strong>n, Gemeindeämtern, Umweltorganisationen<br />
und Einzelpersonen sowie <strong>über</strong><br />
Literatur der Regierungsbuchhandlung, die monographische<br />
Beiträge u. a. auch zu vielen ökologischen<br />
bzw. tourismusbezogenen Themen herausgibt,<br />
gewonnen. Weiterhin werden <strong>Bericht</strong>e unterschiedlichster<br />
staatlicher und nicht-staatlicher Organisationen<br />
(zum Beispiel die Schriftenreihen des "Centre d'<br />
Estudis del Mar" oder des "Servei del Medi Ambient"<br />
der Diputació de Barcelona) herangezogen.<br />
Sowohl die Provinzregierungen und einzelne touristische<br />
Gemeinden als auch die Ministerien selbst<br />
machen mittlerweile viele ihrer Dokumente <strong>über</strong> <strong>das</strong><br />
Internet der Öffentlichkeit zugänglich. Informationen<br />
zu Ozonmesswerten in Katalonien zur besseren<br />
Information der Badegäste wurden vom neu eingerichteten<br />
Messnetz für troposphärisches Ozon<br />
geliefert. Bei wiederholter Überschreitung der<br />
Grenzwerte an einer der 49 Messstationen wurde die<br />
Bevölkerung gewarnt, damit insbesondere Asthma-
tiker und empfindliche ältere Menschen sich rechtzeitig<br />
darauf einstellen können. Das Ozonmessnetz<br />
wurde bis nach Saisonende am 15. Oktober betrieben.<br />
Über eine Internetseite (www.gencat.es/servmet<br />
/uvi/) wurden die Konsumenten auch <strong>über</strong> die<br />
aktuelle UV-Einstrahlung informiert.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Auch die Saison 2002 verlief insgesamt positiv für<br />
den katalanischen Tourismus, die Zahl der Touristen<br />
stieg nur leicht, die Einnahmen aus dem Tourismus<br />
steigerten sich dagegen deutlich, ein Indikator dafür,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bestreben Kataloniens, vom quantitativen<br />
auf qualitatives Wachstum umzusteigen, seine<br />
Früchte trägt.<br />
Auch in den kommenden Jahren werden <strong>über</strong><br />
6 Mio. € in Pläne zur qualitativen Verbesserung<br />
wichtiger Tourismusgemeinden investiert werden.<br />
Schwerpunkte dieser Investitionen sind derzeit<br />
Roses an der Costa Brava, Cardona in der Provinz<br />
Barcelona und Pallars Sobirá in den Pyrenäen.<br />
Durch Ausweitung des komplementären (z. B.<br />
kulturellen) Angebotes und der Infrastruktur sollen<br />
diese Zonen neue Anziehungspunkte erhalten.<br />
Die Aktivitäten des Tourismussektors lassen erkennen,<br />
<strong>das</strong>s der Trend hin zu einem qualitativ höheren<br />
Angebot und somit zur Nachhaltigkeit auch im Jahr<br />
2002 weiter verfolgt wurde. Im Februar 2001 wurden<br />
beim großen Tourismuskongress Kataloniens<br />
die erreichten Ergebnisse vorgestellt und die strategischen<br />
Weichenstellungen für den Tourismus im<br />
21. Jahrhundert vorgenommen.<br />
Einig ist man sich darin, <strong>das</strong>s vor allem in den<br />
obersten Hotelkategorien noch Bedarf an einer<br />
Ausweitung des Angebotes besteht. Geplant sind<br />
derzeit solche Objekte in den Costa Daurada-Orten<br />
Roda de Barà, wo beim zukünftigen Yachthafen ein<br />
5-Sterne-Hotel erbaut werden soll, in Creixell, wo<br />
im Zusammenhang mit 2 neuen Golfplätzen auch<br />
Luxushotels geplant werden und in Mont-roig del<br />
Camp, bisher vor allem durch seine Campingplätze<br />
bekannt, die mit fast 20.000 die Hotelbettenzahl um<br />
<strong>das</strong> 40-fache <strong>über</strong>steigen. Auch hier plant man jetzt<br />
Bau von Hotels der obersten Kategorie.<br />
An der Costa Daurada erhielten die Hotels Occidental<br />
Blau Mar und Playa Park in Salou sowie der<br />
Themenpark Port Aventura die EMAS Umwelt-<br />
Zertifizierung. Dieses europaweit anerkannte Zertifizierungssystem<br />
für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften<br />
verfolgt ein mehrfaches Ziel: Kostensenkung,<br />
Imageverbesserung, Erfüllung gesetzlicher<br />
Auflagen und Verbesserung der Motivation der<br />
Belegschaft der Betriebe. Neben den genannten<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 121<br />
Betrieben seien noch der Camping St.Pol in St. Feliu<br />
de Guíxols, der Camping Les Medes in L’Estartit,<br />
4 Melià Hotels in Sitges, Girona und Barcelona<br />
sowie <strong>das</strong> Hotel Petit Caçadors in Ribes de Freser<br />
angeführt. Weitere Campingplätze, Hotelbetriebe<br />
und Themenparks sind derzeit mitten im Zertifizierungsverfahren.<br />
Abgesehen von der EMAS Zertifizierung hat Katalonien<br />
als einziges Bundesland Spaniens eine eigene<br />
Auszeichnung für umweltfreundliche Betriebe nach<br />
deutschem und holländischem Modell eingeführt.<br />
Das Tourismuspatronat der Diputation von Tarragona<br />
hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt um<br />
eine Verbesserung des Managements bemüht. Dazu<br />
wurden verschiedene Arbeitsinstrumente und -<br />
methoden entwickelt und gefestigt wie: Schaffung<br />
von Aktionsplänen (1996), Entwicklung von Fortbildungsprogrammen<br />
(1997), Erstellung eines<br />
Prozesshandbuchs (1999), Implementierung des<br />
zielorientierten Managements (2001). Im Juli 2002<br />
wurden diese Bemühungen durch den Erhalt des<br />
Zertifikats ISO 9001: 2000 belohnt. Damit ist <strong>das</strong><br />
Patronat der Costa Daurada die erste öffentliche<br />
Organisation zur Förderung des Fremdenverkehrs in<br />
Spanien, die diese Auszeichnung erhält.<br />
Ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Möglichkeiten<br />
der Qualitätssteigerung stellt ein "Sprachenservice"<br />
dar, der es Touristen, die sich in einer<br />
Notsituation an die Polizei wenden, ermöglicht, sich<br />
in ihrer Muttersprache verständigen zu können.<br />
Dazu hatten die Costa Brava Gemeinden Roses,<br />
Figueres, La Bisbal, Sant Feliu de Guixols, Lloret<br />
und Blanes den Polizeiwachstuben Praktikanten aus<br />
Tourismusschulen zugeteilt, die mindestens französisch,<br />
deutsch und englisch sprechen und bis Ende<br />
September für Übersetzungen zur Verfügung standen.<br />
Eine der Optionen, um aus der extremen Saisonalität<br />
des Tourismus auszubrechen, ist die Einführung<br />
neuer Angebote. Ein solches Alternativangebot<br />
wurde im Costa Brava Landkreis Baix Empordà mit<br />
einem 300 km langen Radwegenetz geschaffen. Bei<br />
der Planung stützte man sich auf österreichische,<br />
holländische und schweizer Vorbilder.<br />
Außerordentliche Fortschritte wurden in letzter Zeit<br />
im Hinblick auf die Beschilderung touristischer<br />
Wanderwege und Radrouten erzielt. Zwischen 1998<br />
und 2002 wurden in Zusammenarbeit von Turisme<br />
de Catalunya und 31 der 41 katalanischen Landkreise<br />
insgesamt 311 Wander- und Radwege auf insgesamt<br />
4276 km Länge mit 6876 einheitlich gestalteten<br />
Schildern touristisch nutzbar gemacht. Bei 89 dieser<br />
Routen mit insgesamt 1532 km Länge handelt es<br />
sich um Mountainbikerouten.<br />
Kataloniens derzeit sechs Mountainbike Zentren<br />
wurden kürzlich mit einem Spezialpreis beim
Wettbewerb für Aktivurlaubsangebote ausgezeichnet.<br />
1997 gegründet, bieten sie ein Netz von Mountainbikerouten<br />
mit der dazugehörigen Infrastruktur<br />
sowie kulturellen Zusatzangeboten. Die Zentren<br />
befinden sich in den Landkreisen Baix Camp, Pla de<br />
L'Estany / Banyoles, Gironès, Pallars Jussà, Ripollès<br />
und la Selva und umfassen 27 Routen mit insgesamt<br />
mehr als 1000 km Länge. Dazugekommen ist 2001<br />
<strong>das</strong> Zentrum Vall d'Aran in den Pyrenäen mit<br />
118 km Streckenlänge. Genauere Informationen gibt<br />
es bei den Tourismusinformationsstellen. Drei<br />
weitere derartige Zentren - in Cerdanya (mit sieben<br />
Routen auf 225 km), in Berguedà (mit acht Routen<br />
auf 130 km) und in Salines Bessagoda (Alt Empordà,<br />
mit sieben Routen von insgesamt 107 km Länge)<br />
sind mittlerweile dazugekommen. Bei den BTT-<br />
Zentren handelt es sich um Gebiete, die speziell für<br />
die Anhänger des Mountainbiking eingerichtet sind.<br />
Die Routen weisen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade<br />
auf, entsprechendes Kartenmaterial wurde<br />
herausgegeben. In den Zentren stehen den Bikern<br />
jeweils Duschen und WC-Anlagen, Fahrradverleihstellen,<br />
Reparaturwerkstätten sowie Informationsstellen,<br />
die <strong>über</strong> Hotels, Restaurants, Herbergen und<br />
touristische Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten<br />
der Zone informieren, zur Verfügung. Gegründet<br />
wurden die Zentren auf gemeinsame Initiative des<br />
katalanischen Radfahrerverbandes und des katalanischen<br />
Tourismusverbandes (Turisme de Catalunya)<br />
hin, die sich damit einen wichtigen Impuls in Richtung<br />
auf eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus<br />
außerhalb der <strong>über</strong>laufenen Küstengebiete und<br />
teilweise außerhalb der Hauptreisezeiten erhoffen.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Erweiterung des<br />
touristischen Angebots stellen thematisch orientierte<br />
Routen dar. So haben die Maresmegemeinden<br />
Mataró und Argentona eine Karte mit Informationen<br />
zur „Ruta Puig i Cadafalch“ herausgegeben, die<br />
13 modernistische Bauten dieses bekannten Architekten<br />
umfasst.<br />
Im Landkreis Baix Ebre wird zusammen mit angrenzenden<br />
Landkreisen an einer Templerorden-Route<br />
gearbeitet. Auch Miravet und Penyíscola sollen<br />
neben Tortosa einbezogen werden. Diese neue Route<br />
ergänzt <strong>das</strong> kulturelle Angebot der ebenfalls erst<br />
kürzlich eingeführten „Ruta dels Tres Reis“ (Route<br />
der drei Könige), die von den drei Ortschaften<br />
Tortosa, Alcanyís und Morella gebildet wird.<br />
An der Costa Daurada führten die Küstengemeinden<br />
Salou, Cambrils und Mont-roig 2001 nach ihrer<br />
Anerkennung als Teil der "nautischen Stationen<br />
Spaniens" nautische Komplett-Angebotspakete ein,<br />
die vor allem in der Nebensaison kommerzialisiert<br />
werden. Die Bezeichnung "Nautische Station Spaniens"<br />
ist eine Qualitätsauszeichnung der spanischen<br />
Bundestourismusbehörde in Madrid, der bisher die<br />
Stationen Estartit (Katalonien), Manga del Mar<br />
Menor (Murcia) und Tarifa (Andalusien) angehören.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 122<br />
Zur Zeit bemüht sich auch die Hauptstadt des<br />
Garraf, Vilanova i la Geltrù um eine Anerkennung<br />
als „nautische Station“.<br />
Die 2000 eingeführten schwimmenden Plattformen<br />
mit Sprungtürmen, Rutschbahnen, Trampolinen,<br />
Schwimmbecken, Spielplätzen und anderen Attraktionen<br />
konnten sich als Hit auch in der Saison 2002<br />
konsolidieren. Neben Tarragona setzen vor allem<br />
Salou und Cambrils auf die künstlichen Inseln. Der<br />
Besuch der etwa 100m vom Ufer entfernt verankerten<br />
Inseln ist kostenlos, die Sicherheit wird von<br />
2 Mitarbeitern des Roten Kreuzes <strong>über</strong>wacht.<br />
In Erkenntnis der großen Bedeutung einer intakten<br />
Umwelt auch für den Tourismus wurden durch die<br />
katalanische Umweltbehörde vier weitere Naturparks<br />
(Els Ports Tortosa-Beseit, Prades, Montsant<br />
und Alt Pirineu) geschaffen. Umweltminister Puig<br />
plant die Gründung einer katalanischen Naturparkagentur<br />
zur effizienteren Verwaltung der katalanischen<br />
Naturschutzgebiete.<br />
Der Naturpark Els Ports Tortosa-Beseit im Landkreis<br />
Montsià (beim Ebrodelta) ist mit seinen 35110<br />
ha der zweitgrößte Naturpark Kataloniens nach dem<br />
Naturpark Cadí Moixeró.<br />
Im Falle des Feuchtgebietes La Platera am Südstrand<br />
von Estartit hat nach der Gemeinde auch <strong>das</strong> Madrider<br />
Umweltministerium die Anwendung des Küstengesetzes<br />
beschlossen, so <strong>das</strong>s die geplante Verbauung<br />
dieses ökologisch wertvollen Küstenteils im<br />
letzten Augenblick abgewendet werden konnte.<br />
Mittlerweile ist die Gemeinde darangegangen, den<br />
ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.<br />
Auch in Mont-roig del Camp kam es zur Rücknahme<br />
schon erteilter Baugenehmigungen im Bereich<br />
von Miami Platja, zwischen Strand und N-340. Zwar<br />
können die schon vorhandenen Großbauten nicht<br />
abgerissen werden, jedoch werden alle noch unbebauten<br />
Grundstücke zu Grünanlagen umgewidmet.<br />
Mit diesen Maßnahmen soll <strong>das</strong> touristische Image<br />
der in den 50-er und 60-er Jahren viel zu schnell und<br />
vor allem viel zu planlos gewachsenen touristischen<br />
Siedlung gehoben werden.<br />
Eine ganze Reihe von Ortschaften an der Costa<br />
Daurada sind dabei, durch die Schaffung von Grünzonen<br />
innerhalb der touristischen Ortskerne an<br />
Umweltqualität zu gewinnen. Ein positives Beispiel<br />
ist der 8700 m² große Friedenspark in Segur de<br />
Calafell mit Spielplätzen, Bocciabahnen, Parkanlagen<br />
und einer zentralen Prachtstrasse. Salou will<br />
dem Beispiel Calafells folgen und wird einen<br />
ehemaligen Campingplatz in eine große öffentliche<br />
Parkanlage umwandeln. Und in Cambrils wurde der<br />
"Fischerpark" ebenfalls direkt am Meer mit ähnlicher<br />
Motivation gebaut.
Als zwiespältiges Beispiel muss die Gemeinde<br />
Torredembarra genannt werden, wo am Strand<br />
Canyadell im Sommer 2000 trotz heftiger Anrainerproteste<br />
die schattenspendenden Pinien gefällt<br />
wurden. Die Grünzone musste einer weiteren Siedlung<br />
direkt an der Küstenlinie weichen. Dies ist um<br />
so unverständlicher, als dieselbe Gemeinde an ihrem<br />
nördlichen Küstenabschnitt vorbildlichen Schutz<br />
eines naturbelassenen Dünengebietes (Muntanyans)<br />
betreibt und sich in Ausstellungen zur nachhaltigen<br />
Küstenbewirtschaftung bekennt.<br />
In Ametlla de Mar wurde im Juli 2001 an der Cala<br />
Bon Capó <strong>das</strong> Hotel Ametlla Mar eröffnet, ohne die<br />
erforderlichen Bewilligungen der Generaldirektion<br />
für Tourismus und der Umweltbehörde zu besitzen.<br />
Eine Umweltschutzorganisation hatte vergeblich<br />
versucht, durch Einsprüche den Bau des Hotels <strong>über</strong><br />
einem intermittierenden Wasserlauf zu verhindern.<br />
Neben Zweifeln an der Gesetzlichkeit des Projektes<br />
wurde auf <strong>das</strong> Risiko von plötzlichen Hochwässern<br />
verwiesen, einer Gefahr, die angesichts der früheren<br />
Campingplatzkatastrophen und der Hochwässer der<br />
Jahre 2000 (siehe Sommerservice Endbericht 2000)<br />
und 2002 nicht von der Hand zu weisen ist. Aus<br />
denselben Gründen hat auch die ACA ein (derzeit<br />
noch laufendes) Gerichtsverfahren gegen <strong>das</strong> Hotel<br />
eingeleitet. In der Saison 2002 sorgte <strong>das</strong> immer<br />
noch ohne Bewilligung der Generaldirektion arbeitende<br />
Hotel wieder für unangenehme Schlagzeilen,<br />
als <strong>über</strong> hundert Hotelgäste am 19. August sich in<br />
einer lautstarken Kundgebung <strong>über</strong> die schlechte<br />
Qualität der Verpflegung und der Bedienung beschwerten.<br />
Mehrere der Hotelkunden erstatteten<br />
Anzeige.<br />
Im Thermalbadeort Caldes d’Estrac im Maresme<br />
wurde <strong>das</strong> 120 Jahre alte Hotel Colón direkt am<br />
Strand abgerissen. Ein neues Hotel mit 85 Zimmern<br />
und Thermalbad ist derzeit im Bau.<br />
Im Zuge der gewünschten nachhaltigen Entwicklung<br />
sowie in Umsetzung der entsprechenden EU-<br />
Richtlinien können in immer mehr Gemeinden nun<br />
auch organische Abfälle getrennt entsorgt und in<br />
einer der mittlerweile 14 Kompostieranlagen weiterverarbeitet<br />
werden. Vilanova i la Geltrú (Costa de<br />
Garraf) hat zusammen mit Nachbargemeinden eine<br />
großangelegte Bewusstseinskampagne für die<br />
Mülltrennung 2001 abgeschlossen und dafür einen<br />
Preis der Landesregierung für gemeinde<strong>über</strong>greifende<br />
Zusammenarbeit erhalten. Der Gemeindeverband<br />
Baix Camp betreibt seit Jahren eine gut ausgestattete<br />
Gemeinschaftsanlage in Botarell, die die organischen<br />
Abfälle der Umgebung zu Kompost verarbeitet.<br />
Leider muss die Anlage in Botarell in der Hochsaison,<br />
bedingt durch <strong>das</strong> massive tourismusbedingte<br />
Aufkommen auch nicht-getrennten Müll verarbeiten.<br />
Bisher gibt es in Katalonien etwa 200 sogenannter<br />
„punts verds“, also Müllplätze, an denen Hausmüll<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 123<br />
getrennt gesammelt und entsprechend entsorgt wird.<br />
Gedacht wird auch an mobile Sammelstellen, um<br />
dem saisonal durch den Tourismus stark ansteigenden<br />
Müllaufkommen gerecht werden zu können.<br />
Derzeit werden in ganz Katalonien etwas <strong>über</strong><br />
35.000 t organischen Mülls kompostiert.<br />
Die Autobahnkonzessionsgesellschaft ACESA hat<br />
unter der Nummer 902200320 eine rund um die Uhr<br />
besetzte Servicenummer für ihre Kunden geschaffen,<br />
die derzeit viersprachig (spanisch, katalan,<br />
englisch und französisch) <strong>über</strong> günstige Routenwahl<br />
und die Verkehrsvoraussagen für die kommenden<br />
Tage informiert sowie in Notfällen (bei Bedarf von<br />
ärztlicher oder technischer Hilfe) angerufen werden<br />
kann. Die Informationen sind auch im Internet unter<br />
www.autopistas.com auf Englisch abrufbar.<br />
Mit großem Aufwand weiterverfolgt wurde auch<br />
2002 der weitere Ausbau der Strandpromenaden und<br />
der Ausbau der Strandinfrastruktur mit fixen oder<br />
mobilen, zunehmend auch behindertengerechten<br />
Toilettenanlagen, Mülltrennungscontainern und<br />
immer öfter auch Spielplätzen und anderen Freizeitangeboten<br />
für Kinder. Als Beispiele seien genannt<br />
St. Carles de la Ràpita, La Pineda, Salou, Cambrils,<br />
Tarragona Coma Ruga, El Vendrell, Segur de<br />
Calafell, Vilanova i la Geltrú, Gavà und St.Feliu<br />
(St.Pol). Parallel dazu wird teilweise, z. B. in<br />
Cambrils, der Verkehr aus dem direkten Strandbereich<br />
verbannt oder reduziert, eine Maßnahme, die<br />
sich deutlich auf die Attraktivität und Umweltqualität<br />
der betreffenden Strandbereiche auswirkt.<br />
Die Umgestaltung der P. del Miracle, dem Stadtstrand<br />
der Costa-Daurada Hauptstadt Tarragona, ist<br />
mittlerweile abgeschlossen. Über ein Terrassensystem<br />
wurde einerseits <strong>das</strong> Zentrum der Stadt an den<br />
Strand angebunden und zugleich eine Kombination<br />
von Stadtpark, Sportanlagen und Strandpromenade<br />
geschaffen. Andererseits haben unter dieser Terrasse<br />
schattige Parkplätze und Infrastrukturen wie <strong>das</strong><br />
Rote Kreuz Platz gefunden.<br />
Besonders konsequent wurde in der Saison 2002 in<br />
Palafrugell vorgegangen, um die touristische Qualität<br />
der zu Palafrugell gehörenden Küstenortschaften<br />
Calella, Llafranc und Tamariu zu heben. Durch eine<br />
Gemeindeverordnung wurden im Zeitraum vom<br />
15. Juni bis zum 15. September sämtliche Bauarbeiten,<br />
die Lärm, Staub und LKW-Verkehr verursachen<br />
können, untersagt.<br />
Ausgebaut wird derzeit noch einmal die Zahl der<br />
Anlegestellen für Motor- und Segelyachten. Vor<br />
allem für größere Yachten soll in Roda de Barà an<br />
der Costa Daurada bis 2004 ein Sporthafen errichtet<br />
werden. Die Bewilligung dafür stammt noch vor<br />
dem bis 2006 befristeten diesbezüglichen Moratorium<br />
der katalanischen Generalitat. Derzeit werden
etwa 5-600 Anlegestellen geplant. Damit soll der<br />
steigenden Nachfrage nach Anlagestellen entsprochen<br />
werden. In den Saisonen 2001 und 2002 war<br />
der Badebetrieb am Strand Platja Pelliseta daher<br />
durch den Bau gestört bzw. der entsprechende<br />
Strandbereich gesperrt. Es ist auch zu befürchten,<br />
<strong>das</strong>s sich der Bau durch Veränderung der Strömungsverhältnisse<br />
negativ auf die südlich gelegene<br />
Strandbereiche (Platja Llarga und P. de Creixell)<br />
auswirkt.<br />
Nach 7 Jahren noch immer in der Bauphase ist der<br />
Yachthafen von Portbou. Er soll etwa 300 Anlegestellen<br />
erhalten durch deren Verkauf die noch<br />
fehlenden Baukosten gewonnen werden sollen.<br />
Derzeit wird mit schwimmenden Anlegestellen<br />
improvisiert.<br />
Der Yachthafen von Segur de Calafell soll mit ca.<br />
1,2 Mio. € renoviert und bis 2004 auf 5-600 Anlegestellen<br />
ausgebaut werden.<br />
Die Zunahme des Bootstourismus hat mancherorts<br />
aber auch schon zu Sättigungseffekten geführt. So<br />
sind in der Hochsaison manche Buchten um <strong>das</strong> Cap<br />
de Creus an der nördlichen Costa Brava so mit<br />
Yachten <strong>über</strong>füllt, <strong>das</strong>s es zu Protesten und an die<br />
Touristen gerichtete Informationskampagnen von<br />
Naturschützern kam und auch die betroffenen<br />
Gemeinden an Beschränkungen und markierte<br />
Ankerplätze – eine Art nautischer Kurzparkzonen,<br />
wie sie auf Mallorca schon praktiziert werden – zu<br />
denken beginnen.<br />
In der Folge seien weitere Meldungssplitter zum<br />
Thema Tourismus zitiert:<br />
- Bewährt hat sich die Anfang Juli 2001 eingerichtete<br />
touristische Informationsstelle für die<br />
jährlich etwa 10 Millionen per Autobahn auf<br />
der E-15 (A-7) nach Katalonien einreisenden<br />
Touristen. 50 km vor der Ankunft in Barcelona<br />
an der Raststätte Montseny informiert sie die<br />
Feriengäste <strong>über</strong> <strong>das</strong> touristische Angebot der<br />
Provinz Barcelona. Hier konnte man bis<br />
30. September Straßenkarten kaufen und Hotelreservierungen<br />
vornehmen oder sich Fahrscheine<br />
für Barcelona-Rundfahrten mit den offenen<br />
Doppeldeckerbussen („Bus turistíc“) besorgen.<br />
Die Einrichtung weiterer Informationsstellen<br />
an den Raststätten der Landkreise la<br />
Selva, Penedès und Lleida ist geplant.<br />
- Touristisches U-Boot in Estartit / Costa Brava.<br />
Seit 2001 können Touristen im Sommer die<br />
Unterwasserwelt des Tauchparadieses Medesinseln<br />
auch per U-Boot, bequem vom ihrem<br />
Sitzplatz aus, beobachten. Das U-Boot des Unternehmens<br />
Lligam Centre SL hat eine Kapazität<br />
von 28 Fahrgästen und eine Geschwindig-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 124<br />
keit von 10 Knoten <strong>über</strong> Wasser und von maximal<br />
2 Knoten unter Wasser.<br />
- Seit Juli 2000 ist der Radweg zwischen der<br />
Provinzhauptstadt Girona mit ihren zahlreichen<br />
Sehenswürdigkeiten und dem Badeort San Feliu<br />
de Guixols an der Costa Brava in Betrieb.<br />
40 gefahrlose Kilometer lang folgt er großteils<br />
einer ehemaligen Eisenbahntrasse und ist Teil<br />
des künftigen großen grünen Wegenetzes <strong>das</strong><br />
die Küste mit Ripoll in den katalanischen Pyrenäen<br />
verbindet. Die Einrichtung dieses Netzes<br />
folgte dem Bedürfnis der Touristen, die zunehmend<br />
neben dem reinen Strandbetrieb auch<br />
nach Alternativen verlangen, die von sportlicher<br />
Betätigung bis hin zu kulturellen Angeboten<br />
gehen. Wichtige Komponente dieser Bedürfnisse<br />
sind dabei sichere Radwege. In Zukunft<br />
werden auch die Orte Banyoles im Landesinneren<br />
sowie Palamós an der Küste in <strong>das</strong><br />
Netz eingebunden werden. Das Programm der<br />
"grünen Eisenbahnlinien" verfolgt <strong>das</strong> Ziel,<br />
ungenutzte alte Infrastrukturen einer neuen touristischen<br />
Nutzung zuzuführen. Wanderer und<br />
Radfahrer können auf den ehemaligen Eisenbahnlinien<br />
ungestört von Autos und LKW die<br />
landschaftlich schöne Umgebung, z. B. des<br />
Ter-Tals, genießen. Dieses relativ junge touristische<br />
Angebot wird schon intensiv genutzt und<br />
hat schon mehreren europäischen Regionen als<br />
Vorbild bei der Einführung ähnlicher Wegenetze<br />
gedient.<br />
- Barcelona: Die „Pedrera“ oder Casa Mila am<br />
Paseo de Gràcia, nach der Sagrada Familia <strong>das</strong><br />
meistbesuchte Bauwerk des modernistischen<br />
Architekten A. Gaudí, konnte auch im Sommer<br />
2002 an Freitagen und Samstagen zusätzlich in<br />
der Nacht (zwischen 21 h und ein Uhr) besucht<br />
werden. Dabei werden neben dem Besuch des<br />
Espai Gaudí auch musikalische Veranstaltungen<br />
geboten.<br />
- Direkt am Strand Sant Salvador in El Vendrell<br />
ist jetzt <strong>das</strong> Museum Pau Casals, des weltberühmten<br />
Cellisten und - weniger bekannt -<br />
Friedensaktivisten, zu besichtigen. Im Ortskern<br />
von El Vendrell ist weiterhin sein Geburtshaus<br />
zu sehen. Von Barcelona aus gelangt man auf<br />
der nach ihm benannten Autobahn A-16 in<br />
45 Minuten nach Vendrell. Das Museum ist bis<br />
30.9. von 11 bis 20 Uhr geöffnet, an Sonn- und<br />
Feiertagen von 10 bis 14 Uhr (Internet:<br />
www.paucasals.org).<br />
- Barcelona. Seit Ende August 2001 verkehrt der<br />
neue Hochgeschwindigkeitskatamaran Turbocat<br />
zwischen Barcelona und dem mallorquinischen<br />
Hafen Alcúdia. Die Reisezeit beträgt drei<br />
Stunden, bis zu 880 Reisende können pro Tag<br />
befördert werden. Die Betreibergesellschaft<br />
Universal hat inzwischen auch Direktverbin-
dungen zwischen Barcelona und Ciutadella auf<br />
Menorca sowie zwischen Ciutadella und Alcúdia<br />
aufgenommen.<br />
- Im Landkreis Berguedà ist man daran gegangen,<br />
die Gesamtheit der früher im offenen Tagebergbau<br />
betriebenen Kohlebergwerke zu einem<br />
Freizeitpark und Freilichtmuseum umzugestalten<br />
und sie so der touristischen Nutzung<br />
zuzuführen. Hauptattraktion werden die fossilisierten<br />
Dinosaurierspuren von Fumanya in der<br />
Gemeinde Vallcebre sein. Die Minen waren<br />
Anfang der neunziger Jahre stillgelegt worden.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Bergbaumuseum<br />
von Cercs sollen die archäologisch interessanten<br />
Teile des ehemaligen Minengeländes zu einer<br />
thematischen Route der Bergwerke zusammengefasst<br />
werden.<br />
- Girona ist schon lange bekannt für sein reiches<br />
jüdisches Erbe. Seit einigen Jahren wird es<br />
auch touristisch genutzt. Als neue Komponente<br />
ist 2001 <strong>das</strong> Museum jüdischer Geschichte im<br />
"Centre Bonastruc Ça Porta" hinzugekommen.<br />
Ein Teil des Museums ist auch dem Call, dem<br />
jüdischen Viertel Gironas und seinen bekanntesten<br />
Bewohnern sowie den Beziehungen zwischen<br />
jüdischer und christlicher Gemeinde gewidmet.<br />
Nach seiner kompletten Fertigstellung<br />
in ein bis zwei Jahren wird <strong>das</strong> Museum jüdischer<br />
Geschichte eine der Hauptattraktionen<br />
des reichen kulturellen Angebotes Gironas darstellen.<br />
- Palamós / Costa Brava: In der renovierten Casa<br />
Montaner wurde auf 900 m² Fläche neben dem<br />
Fischereimuseum auch <strong>das</strong> Archiv von Palamós<br />
sowie ein Stützpunkt des meeresbiologischen<br />
Instituts der Universität Girona untergebracht.<br />
Dieses Museum ergänzt <strong>das</strong> kulturelle<br />
Angebot des Ortes, <strong>das</strong> u.a. aus der gotischen<br />
Kirche Sta. Maria del Mar und dem Museum<br />
Cau de la Costa Brava sowie aus dem Internationalen<br />
Festival der klassischen Musik (Juli<br />
und August) besteht.<br />
- Anfang Juli fand in Calella de Palafrugell, dem<br />
"kleinen" Calella an der Costa Brava, <strong>das</strong> traditionelle<br />
Havaneras-Festival statt. Havaneras<br />
sind die traditionellen Lieder der katalanischen<br />
Soldaten und Auswanderer während der Unabhängigkeitskriege<br />
in Kuba. Das Festival ist<br />
wegen seiner romantischen Kulisse bekannt,<br />
die Sänger und Musiker spielen auf Booten und<br />
schwimmenden Plattformen, <strong>das</strong> Publikum befindet<br />
sich am Strand und auf der Uferpromenade.<br />
Im Lauf der Sommersaison wurden an<br />
den Montagen auch an anderen Stränden mit<br />
touristischer Bedeutung, z. B. in Tamariu,<br />
Llafranc oder Port Bo derartige Konzerte aufgeführt.<br />
Das Angebot wurde 2002 von etwa<br />
41.000 Besuchern genutzt.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 125<br />
- In Lleida wurde im alten Wasserspeicher ein<br />
Wassermuseum eröffnet. Zusätzlich werden<br />
themenbezogene Routen und Exkursionen organisiert.<br />
- Pobla de Segur. Bekannt ist hier vor allem <strong>das</strong><br />
kleine Flößermuseum, in dem die Technik und<br />
Geschichte des traditionellen Holztransportes<br />
gezeigt wird. Heutzutage werden noch einmal<br />
jährlich Holzstämme mit Birken- oder Haselstrauchästen<br />
zu Flößen verbunden und flussabwärts<br />
geschickt. Was einst aus Traditionsbewusstsein<br />
begann ist heute eine wichtige<br />
Touristenattraktion geworden.<br />
- Auch in der Saison 2002 wurden in der Provinz<br />
Lleida wieder mehrere Dampflokomotivfahrten<br />
auf unterschiedlichen Strecken veranstaltet.<br />
Diese, von der Gesellschaft "tren turistíc de<br />
Vapor de Lleida" (touristischer Dampfzug<br />
Llei<strong>das</strong>) veranstalteten Sonderfahrten führen<br />
immer zu anderen Zielen und beinhalten jeweils<br />
dazu passende Besichtigungs- oder Kulturprogramme<br />
(z. B. Konzerte oder Besuch der<br />
berühmten Cava Kellereien von Raimat).<br />
- Die Gemeinde Blanes an der südlichen Costa<br />
Brava beauftragt private Wachdienste, für die<br />
Sicherheit an den Badestränden des Ortes zu<br />
sorgen. Damit soll einerseits verhindert werden,<br />
<strong>das</strong>s Badegäste Opfer kleinerer Diebstähle<br />
werden und andererseits die Lokalpolizei in der<br />
Hochsaison entlastet werden. Abgesehen von<br />
der erhofften Abschreckung der Diebe helfen<br />
die Wachposten auch bei der Suche nach verlorengegangenen<br />
Kindern und stehen für Informationen<br />
zur Verfügung. Als weitere Aufgabe<br />
<strong>über</strong>wachen sie <strong>das</strong> Hundeverbot am Strand<br />
und stehen in ständigem Kontakt mit der Lokalpolizei<br />
und dem Roten Kreuz. Meeresseitig<br />
werden die Strände von Blanes wie auch in den<br />
vergangenen Jahren von der Wasserpolizei<br />
kontrolliert. Mit diesen Maßnahmen soll den<br />
Badegästen ein Gefühl der Sicherheit gegeben<br />
werden, <strong>das</strong> sie an den Ort bindet.<br />
- Fortgesetzt wurden die Bemühungen um<br />
Beschilderung bzw. Markierung und Ausbau<br />
von Wanderrouten sowohl an der Küste als<br />
auch im Landesinneren Kataloniens. Im<br />
Camprodontal in den Pyrenäen werden<br />
28 Wanderrouten unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades<br />
mit insgesamt 600 km Wanderwegen<br />
neu markiert und beschildert. Zusätzlich<br />
wurden entsprechende Karten und Informationsblätter<br />
herausgegeben. Allein im Landkreis<br />
Baix Empordà sind seit 1995 <strong>über</strong> 370 km<br />
Wanderwege vorbildlich beschildert worden<br />
und werden nun als Alternative zum Strandund-Sonne-Tourismus<br />
vermarktet. Es stehen<br />
ein Weitwanderweg (GR-92) und 14 regionale<br />
Kurzwanderwege sowie 17 Wanderrouten<br />
lokaler Bedeutung zur Auswahl. Für jede gibt
kaler Bedeutung zur Auswahl. Für jede gibt es<br />
Informationsblätter und Karten.<br />
- Besonders umfangreich und sorgfältig gemacht<br />
sind auch die von der Diputation Barcelona zusammen<br />
mit der katalanischen Exkursionistenvereinigung<br />
herausgegebenen ausführlichen<br />
Routenbeschreibungen zu den Wanderrouten<br />
der Provinz Barcelona.<br />
- Das Tourismuspatronat der Diputation von<br />
Tarragona (www.costadaurada.org) hat 2002<br />
die Herausgabe aufwendig gestalteter und reich<br />
bebilderter Farbbroschüren in mehreren Sprachen,<br />
darunter auch Deutsch fortgeführt. In einer<br />
werden beispielsweise elf Wanderrouten an<br />
der Costa Daurada und im Landesinneren<br />
(Berge von Prades, Montsantrücken) <strong>über</strong>sichtlich<br />
und gut bebildert vorgestellt. Neben der<br />
Routenbeschreibung und den Fotos wird auch<br />
auf Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt<br />
hingewiesen. Praktische Hinweise und wichtige<br />
Telefonnummern runden <strong>das</strong> Informationsangebot<br />
an. Andere Farbbroschüren stellen z. B.<br />
neun Ausflugsrouten per PKW, spezielle familienfreundliche<br />
Angebote oder die „Via verda“<br />
der Terra alta vor.<br />
- Weiters zu erwähnen sind hier die zehn<br />
Wanderrouten, die an der Costa Daurada von<br />
den drei Gemeinden L’Ampolla, Vandellós und<br />
Ametlla eingerichtet wurden. Der dazu herausgegebene<br />
Führer ist mit zehn einzeln verwendbaren<br />
Farbfoldern mit genauen Routenangaben,<br />
nützlichen Telefonnummern und Hinweisen<br />
auf kulturelle, historische und landschaftliche<br />
Besonderheiten ausgestattet. Er ist graphisch<br />
attraktiv gestaltet und in sechs Sprachen, darunter<br />
auch auf Deutsch, erhältlich.<br />
- Ähnliches, aber auf ein Ortsgebiet begrenzt,<br />
gilt für die neun von der Gemeinde Cambrils<br />
herausgegebenen ökotouristischen Besichtigungsrouten,<br />
ebenfalls in verschiedenen Sprachen<br />
erhältlich. Sie haben eine Länge zwischen<br />
2,7 und 19 km und sind thematisch gegliedert.<br />
- Auch die Costa Brava Gemeinde Port de la<br />
Selva hat Faltblätter zu fünf thematischen<br />
Wanderrouten herausgegeben. Darunter sind<br />
eine botanische, eine historische und eine geologische<br />
Route.<br />
- Katalonien als traditionsreiche Industrieregion<br />
besitzt eine Vielzahl historischer Fabrikgebäude,<br />
Bergwerke und anderer industrieller Einrichtungen<br />
aus der Frühzeit der Industrialisierung.<br />
Viele davon sind Meisterwerke<br />
modernistischer Architektur und werden heute<br />
touristisch genutzt. Der Industrietourismus hat<br />
sich heute zu einer wichtigen Bereicherung des<br />
touristischen Angebots entwickelt und dementsprechend<br />
werden mehrere Themenrouten an-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 126<br />
geboten. Wichtige Ortschaften diesbezüglich<br />
sind Igualada, Terassa und Manresa, alle mit<br />
Museen in ehemaligen Fabrikhallen, sowie Gavà<br />
(prähistorische Minen und Museum), Cardona<br />
(Salzbergwerk) und Cercs (Kohlebergbau).<br />
- Die seit 1972 stillgelegte Bleimine von Bellmunt<br />
del Priorat soll nun nach Fertigstellung<br />
des dazugehörigen modernistischen Museums<br />
ebenfalls touristisch genutzt werden.<br />
- Während der Sommersaison <strong>über</strong>bieten sich die<br />
touristischen Regionen mit Kulturveranstaltungen<br />
und Festivals. In Barcelona z. B. ist es <strong>das</strong><br />
Sommerkulturfestival GREC, <strong>das</strong> an <strong>über</strong> 40<br />
Spielorten in den Sommerwochen weit <strong>über</strong><br />
hundert verschiedene Konzerte, Theater- und<br />
Tanzaufführungen bietet, unter anderem auch<br />
am Strand der Barceloneta. Es zählt zu den<br />
großen seiner Art und macht Barcelona im<br />
Sommer zu einer der Kulturhauptstädte des<br />
Kontinents. Im Juli und August werden von<br />
vielen der touristischen Küstenorte der Costa<br />
Brava, des Maresme und der Costa Daurada<br />
Musik- und Kulturfestivals aller Art veranstaltet<br />
um durch dieses Zusatzangebot den reinen<br />
Strandurlaub zu ergänzen. Als Beispiel sei <strong>das</strong><br />
Festival der traditionellen Musik (FIMPT) in<br />
Vilanova i la Geltrú genannt, <strong>das</strong> 2000 seinen<br />
20-sten Geburtstag feierte. Aber auch die traditionellen<br />
Sommerfeste vieler Gemeinden gehören<br />
zu den authentischen touristischen Attraktionen.<br />
Einige davon (Santa Tecla in Tarragona,<br />
Fiesta Mayor in Sitges, Gracia in Barcelona<br />
und die „Dansa y el Ball del ciri“ in Castellterçol)<br />
wurden mittlerweile zu Veranstaltungen<br />
im „Nationalen Interesse“ deklariert.<br />
- Das Kloster Sant Pere de Rodes ist einer der<br />
touristischen und kulturellen Anziehungspunkte<br />
desjenigen Teils der nördlichen Costa Brava,<br />
der sich noch nicht dem Massentourismus verschrieben<br />
hat. In seiner Umgebung finden sich<br />
auch eine Vielzahl prähistorischer Dolmen sowie<br />
der Naturpark Cap de Creus, <strong>das</strong> letzte<br />
große unverbaute Gebiet der Costa Brava. Das<br />
Kloster beherbergt auch <strong>das</strong> Informationszentrum<br />
des Naturparks, <strong>das</strong> seit Dezember 2002<br />
täglich geöffnet hat. Hier kann man Informationsblätter<br />
mit Wanderrouten, aber auch geführte<br />
Führungen durch den Park erhalten.<br />
- Das Ebrodelta, <strong>das</strong> letzte touristisch noch<br />
wenig entwickelte Küstengebiet Kataloniens<br />
(touristische Kapazität: etwa 13.000 Plätze)<br />
wird zwar intensiv landwirtschaftlich genutzt,<br />
ist gleichzeitig aber auch <strong>das</strong> größte Feuchtgebiet<br />
Kataloniens und eines der wichtigen Vogelschutzgebiete<br />
Europas. Touristisch zeichnet<br />
sich <strong>das</strong> Ebrodelta durch <strong>das</strong> Fehlen des Massentourismus<br />
aus. Liebhaber langer Strand-
wanderungen, ruhiger Radtouren, Angler und<br />
Vogelbeobachter kommen aber voll auf ihre<br />
Kosten. Die Nähe wichtiger Fischerhäfen sorgt<br />
für ein besonders reichhaltiges Angebot an diversen<br />
Meeresfrüchten. Das Fehlen des Massentourismus<br />
könnte sich in Zukunft als<br />
Trumpfkarte der touristischen Entwicklung des<br />
Ebrodeltas erweisen. Im Zuge dieser Entwicklungen<br />
werden traditionelle Landhütten des<br />
Deltas der touristischen Nutzung zugeführt aber<br />
auch neu gebaut, zudem ist derzeit in<br />
St. Jaume d'Enveja ein Luxus-Biohotel mit<br />
150 Zimmern geplant. In der Nachbargemeinde<br />
Deltebre existiert ja mit dem Delta-Hotel schon<br />
ein "biologisch" orientiertes Hotel im traditionellen<br />
Baustil des Deltas und mit hervorragendem<br />
gastronomischen Angebot.<br />
- Das katalanische Umweltministerium hat 2001<br />
grünes Licht für die Herstellung der Schiffbarkeit<br />
des Ebro auf zusätzlichen 16,5 km Länge<br />
zwischen den Orten Ascó und Móra d'Ebre gegeben.<br />
Über 2,5 Mio. € sollen dafür aufgewendet<br />
werden. Ziel ist längerfristig, den gesamten<br />
Flusslauf zwischen Riba-roja und der Mündung<br />
schiffbar zu machen. Das bedeutet eine Mindesttiefe<br />
von 1,5 m, eine Breite von 20 bis<br />
50 m und eine Mindestschüttung zwischen 80<br />
und 125 m³/s. Derzeit sind schon 91 km des<br />
wasserreichsten Flusses der iberischen Halbinsel<br />
zumindest für kleinere Schiffe schiffbar und<br />
werden auch zunehmend touristisch genutzt.<br />
Dazu kommen 40 km zwischen den Stauhaltungen<br />
Riba-roja und Mequinensa. Noch ist<br />
nicht ganz abzusehen, wie sich der nationale<br />
hydrologische Plan, der eine Umleitung eines<br />
großen Teils des Ebrowassers nach Süden vorsieht,<br />
auf die touristische Nutzung des Ebro<br />
auswirken wird.<br />
- Allen bekannt sind die katalanischen Strände.<br />
Viel zu wenig bekannt ist dagegen, <strong>das</strong>s es in<br />
den 4 katalanischen Provinzen eine ganze Reihe<br />
von Thermalbädern gibt. Sei es in den Pyrenäen,<br />
wie die auf 1500 m Höhe gelegenen Caldes<br />
de Boi, oder am Meer, wie Caldes d'Estrac<br />
und Arenys im Maresme, dem nördlich von<br />
Barcelona gelegenen Küstengebiet. Die ältesten<br />
gehen auf römische Thermen zurück, wie sie in<br />
Girona oder in Caldes de Montbui zu finden<br />
sind, die meisten auf die Blütezeit der Thermalbäder<br />
im katalanischen Jugendstil, dem<br />
Modernismus, so z. B. <strong>das</strong> Vichy Catalán oder<br />
<strong>das</strong> Prats in Caldes de Malavella. Dass sich <strong>das</strong><br />
Image mittlerweile zu modernisieren beginnt,<br />
zeigt <strong>das</strong> Luxusthermenhotel in Montbrió, im<br />
Hinterland der Costa Daurada.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Im Jahr 2002 konnte Katalonien seine Kläranlagen-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 127<br />
kapazität weiter verbessern. In den zehn Jahren der<br />
Sommerservicepräsenz in der Region erhöhte sich<br />
die Zahl der Kläranlagen von 60 im Jahr 1991 auf<br />
derzeit nunmehr 246. 72 weitere sind noch im Bau<br />
bzw. werden erneuert und modernisiert. Die Konformität<br />
nach der Kläranlagenrichtlinien 91/271 der<br />
EU beträgt <strong>über</strong> 97 %. Für den Zeitraum bis 2005 ist<br />
geplant, auch die Gemeinden mit weniger als 2000<br />
Einwohnern mit Abwasserreinigungsanlagen zu<br />
versorgen. Deutlich verbessert hat sich durch diese<br />
Investitionen nicht nur die Belastung der Küstengewässer,<br />
sondern auch die der katalanischen Flüsse,<br />
die einerseits in ihren Mündungsgebieten stark auf<br />
die Küstengewässer einwirken, andererseits die auch<br />
als touristische Badegewässer genutzten Stauseen<br />
mit Wasser versorgen.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die Saison 2002 dauerte vom 1. Juni bis zum<br />
24. September und zeigte hinsichtlich der hygienisch-bakteriologischen<br />
Wasserqualität im Großen<br />
und Ganzen die guten Ergebnisse der vergangenen<br />
Jahre, sicherlich ein Ergebnis des langjährigen<br />
Kläranlagenausbaus. Im Gegensatz zum Vorjahr gab<br />
es jedoch außergewöhnliche meteorologische<br />
Ereignisse, die in mehreren Bereichen zu Problemen<br />
führten. An etwa 75 % der Tage der Hauptbadesaison<br />
kam es irgendwo zu Regenfällen. Besonders<br />
heftige Regenfälle und Unwetter führten Ende Juli<br />
und Anfang August, also mitten in der Hauptsaison,<br />
nicht nur zu Verkehrsbehinderungen und großen<br />
Schäden an verschiedenen Infrastruktureinrichtungen,<br />
sondern wirkten sich auch dramatisch auf die<br />
Küstengewässer aus. Als Folge kam es einerseits zu<br />
direktem Einschwemmen aus dem terrestrischen<br />
Bereich und den vielen meist sommertrockenen<br />
Fließgewässern, andererseits zur Überlastung der<br />
Kläranlagen, wodurch teilweise kaum oder gänzlich<br />
ungeklärtes Abwasser ins Meer gelangen konnte. Im<br />
ganzen August blieb die Unwetterhäufigkeit ungewöhnlich<br />
hoch. Die Konsequenzen führten einmal<br />
mehr drastisch vor Augen, wie direkt sich <strong>das</strong><br />
meteorologische Geschehen auf die Badegewässerqualität<br />
auswirkt. Die wichtigsten Regenfälle fanden<br />
Anfang Juni, am 31.7. und 1.8. sowie in der gesamten<br />
zweiten Augusthälfte statt. Am meisten hatten<br />
die Landkreise Maresme, Barcelona, Garraf, La<br />
Selva, Alt Empordà, Tarragona und Baix Camp<br />
unter den anormalen Regenfällen zu leiden, die z. T.<br />
90 % <strong>über</strong> dem langjährigen Mittel für die Sommermonate<br />
lagen.<br />
Trotzdem gab es in der Saison 2002 immerhin<br />
238 Messpunkte, die durch die ganze Saison bzw.<br />
Messkampagne hindurch keine einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
aufzuweisen hatten. 60 Messpunkte<br />
blieben zusätzlich auch ohne Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />
Sie gehörten zu den folgenden 36 (2001: 42;<br />
2000: 38; 1999: 36) Gemeinden: Costa Brava:
Colera, Llançà, Port de la Selva, Castelló<br />
d’Empúries, Sant Pere Pescador, L’Escala, Pals,<br />
Begur, Palafrugell, Palamós, Calonge, Castell Platja<br />
d'Aro, Tossa de Mar und Blanes; Provinz Barcelona:<br />
Malgrat de Mar, Pineda de Mar, Canet de Mar,<br />
Mataró, Premià de Mar, Castelldefels, Sitges und<br />
Vilanova i la Geltrú; Costa Daurada: Roda de Barà,<br />
Creixell, Torredembarra, Tarragona, Vila-Seca,<br />
Salou, Cambrils, Mont-roig del Camp, Vandellós i<br />
L'Hospitalet, Ametlla de Mar, L’Ampolla, und<br />
Alcanar.<br />
Zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in sechs von<br />
17 Untersuchungswochen kam es - trotz der neuen<br />
Fernausleitung - noch im Bereich um die Mündung<br />
des derzeit in der Sanierungsphase befindlichen<br />
Flusses Llobregat. Fallweise Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
(in drei Untersuchungswochen) hatte wegen<br />
der dort erfolgenden Bauarbeiten der Strand Camp<br />
de la Bòta in St.Adria de Besòs aufzuweisen. Für<br />
den Tourismus spielte dies jedoch keine Rolle: die<br />
Llobregatmündung liegt unzugänglich in einem<br />
Industriegebiet, der Strand Camp de la Bota war<br />
wegen der Bauarbeiten für <strong>das</strong> Forum 2004 ebenfalls<br />
nicht zugänglich und gesperrt.<br />
Zu häufigen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen (in etwas<br />
<strong>über</strong> 50 % der Fälle) kam es auch an der Platja del<br />
Rec (zwischen Escala und St.Marti d’Empúries<br />
gelegen) und an der Platjolamündung im Ebrodelta.<br />
Im Falle der Platja del Rec ist die Ursache dieser<br />
Überschreitungen und der fallweisen Trübungen des<br />
Wassers in der Mündung der kleinen Flusslaufes des<br />
Ter Vell zu suchen. Auch hier wurden aber durch<br />
Sanierungsmassnahmen der ACA im Vergleich zum<br />
Vorjahr (als es noch zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
kam) Verbesserungen erzielt.<br />
Aufgrund der hygienischen Beurteilung des Wassers<br />
konnten 2002 147 bzw. 61,3 % der Messpunkte mit<br />
sehr gut bewertet werden. 92 Strände, <strong>das</strong> sind<br />
38,3 % wurden mit gut bewertet und nur ein Messpunkt,<br />
0,4 % war als häufig belastet einzustufen.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Letzter verbleibender Belastungsschwerpunkt in<br />
Katalonien ist nach wie vor der Großraum Barcelona<br />
mit seinen <strong>über</strong> zwei Millionen Einwohnern, deren<br />
Abwässer bisher nur zu einem kleineren Teil einer<br />
Klärung zugeführt werden. Sie gelangen einerseits<br />
teilgeklärt <strong>über</strong> die etwa drei Kilometer lange<br />
Besósfernausleitung ins Meer, vor allem aber <strong>über</strong><br />
die südlich von Barcelona, im Mai 2002 in Betrieb<br />
genommene, 3,2 km lange Llobregatfernausleitung.<br />
Sowohl Besós als auch Llobregat sind zusätzlich zu<br />
den kommunalen Haushaltsabwässern mit diversen<br />
Industrieabwässern belastet. Schließlich liegt in<br />
ihrem Einzugsgebiet der am stärksten industrialisierte<br />
Teil Kataloniens mit einer Vielzahl von Betrieben<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 128<br />
aller Sparten. Eine wichtige weitere Belastungsquelle<br />
stellt der Hafen von Barcelona dar. Strömungs-<br />
und lagebedingt trifft die genannte Belastung aber<br />
nicht die Strände der Großstadt Barcelona selbst -<br />
kein einziger der acht Messpunkte in Barcelona<br />
hatte 2002 eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufzuweisen<br />
-, sondern den Bereich südlich der Llobregat-<br />
Mündung. Eine deutliche Verbesserung dieser<br />
Situation ist nach Fertigstellung der seit 3 Jahren im<br />
Bau befindlichen Großkläranlage von El Prat südlich<br />
von Barcelona zu erwarten. Die 245 Mio. € teuren<br />
Arbeiten schreiten nahezu planmäßig voran. Die<br />
Fertigstellung ist jetzt absehbar und für <strong>das</strong> Jahr<br />
2003 vorgesehen und stellt einen wichtigen Sanierungsschritt<br />
Kataloniens dar. Einen wichtigen<br />
Fortschritt brachte der Anschluss der Abwasserfernausleitung<br />
an der Llobregatmündung, die dazu<br />
führte, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> jahrelang geltende permanente<br />
Badeverbot am Strand von El Prat de Llobregat im<br />
Juni 2002 aufgehoben werden und der Strand von<br />
der lokalen Bevölkerung erstmals auch wieder zum<br />
Baden genutzt werden konnte.<br />
Zusammenfassend kann also festgestellt werden,<br />
<strong>das</strong>s in der Saison 2002 <strong>über</strong> 99 % der Strände (2002<br />
97 %) konform nach der geltenden Badegewässerrichtlinie<br />
der EU waren. Verbessert haben sich dabei<br />
insbesondere die Strände P.del Rec in Escala, die P.<br />
del Prat und die Platjola im Ebrodelta, die im Vorjahr<br />
nicht richtlinienkonform waren.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Die Inspektionen der Strandqualität durch den<br />
Sommerservice ergaben ein etwas anderes Verteilungsschema<br />
als für die hygienische Qualität der<br />
Badegewässer. Mit "ausgezeichnet" wurden 8,3 %<br />
der Strände bewertet. Die <strong>über</strong>wältigende Mehrheit<br />
der Strände, nämlich 45,8 % erhielt eine gute Bewertung,<br />
31,1 % waren befriedigend und 0,8 %<br />
wurden als mangelhaft eingestuft. 14,1 % wurden als<br />
„Naturstrände“ gewertet (Für Details siehe die<br />
Tabelle „Katalonien“ im Datenanhang).<br />
Kombiniert man die Bewertungen für die Strandqualität<br />
mit der optischen und hygienischen Wasserqualität,<br />
können in der Saison 2002 folgende zehn<br />
Strände mit Bestnoten in allen Bereichen trumpfen:<br />
P. del Port de la Selva; P. del Moll Grec in Escala;<br />
del Racó, P.de Sa Riera und P. de Llafranc in Begur;<br />
P. de la Fosca und P. Gran in Palamós, P. de la Mar<br />
Menuda und P. de Tossa in Tossa de Mar, P. de<br />
Calafell; Platja de Coma-ruga Süd und P. de Llevant<br />
in El Vendrell.<br />
Die Unterschiede in den Bewertungen von Sommerservice<br />
und ACA sind auf die jeweils berücksichtigten<br />
Kriterien zurückzuführen. In die Bewertung<br />
durch den Sommerservice gehen ja auch Sicherheitskriterien<br />
wie u.a. die Abgrenzung der Badebe-
eiche durch Bojen sowie die aktualisierte Konsumenteninformation<br />
am Strand ein.<br />
Im Vergleich zu den Vorjahren wurden die Strandinfrastrukturen<br />
an vielen Orten weiter verbessert.<br />
Als positiv ist die zunehmende Ausstattung vieler<br />
Strände mit mobilen und immer öfter auch behindertengerechten<br />
Toilettenanlagen und mit Begrenzungsbojen<br />
für den sicheren Badebereich und die<br />
vermehrten Möglichkeiten zur Mülltrennung auch<br />
im Strandbereich zu vermerken. Weiterverfolgt<br />
wurde an vielen Stränden wie schon weiter oben<br />
erwähnt der Ausbau großzügiger Strandpromenaden<br />
sowie parallel dazu Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.<br />
Als nicht ausreichend ist vielerorts noch immer die<br />
Absicherung des Badebereiches durch Bojen zu<br />
bezeichnen, mit Hilfe derer die Boots- und Wasserskooterfahrer<br />
effizient vom Befahren des Badebereichs<br />
abgehalten werden können. Positiv hervorzuheben<br />
sind in dieser Hinsicht beispielsweise die<br />
Gemeinden Calella im Maresme, Calella de Palafrugell<br />
und Llafranc sowie Cambrils und Salou.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Störungen des Badebetriebes durch Quallenvorkommen<br />
gab in dieser Badesaison kaum. Lediglich<br />
Anfang Juni gab es Vorkommen von Velella velella<br />
im Bereich zwischen Torredembarra und Mont-roig.<br />
Ansonsten kam es nur vereinzelt zu vermehrtem<br />
Auftraten von Pelagia noctiluca und der wenig<br />
nesselnden Lungenqualle Rhizostoma pulmo, die in<br />
den Landkreisen Baix Empordà und Baix Llobregat<br />
zum Hissen der gelben Flagge führten.<br />
Im Zusammenhang mit Medusenvorkommen ist<br />
erwähnenswert, <strong>das</strong>s die Gemeinde Barcelona in<br />
Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz wie schon im<br />
Vorjahr ein präventives Medusenwarnsystem eingerichtet<br />
hatte. Es wurden daher nicht nur wie sonst an<br />
den Stränden Erste-Hilfe-Leistungen und Behandlungen<br />
bei von Medusen verursachten Hautausschlägen<br />
angeboten, sondern die Medusenbänke<br />
schon auf offenem Meer, fünf bis zehn Seemeilen<br />
vor der Küstenlinie, beobachtet und ihre Ortsveränderungen<br />
verfolgt, so<strong>das</strong>s rechtzeitig allfällige<br />
Badeverbote ausgesprochen werden konnten. Außerdem<br />
werden sogenannte Pelikanschiffe eingesetzt,<br />
um die Medusen aus dem Meer zu holen. Falls<br />
Quallen an den Strand gespült werden, werden sie<br />
von den mit Rechen ausgestatteten Strandreinigungstraktoren<br />
entfernt, weil Reste dieser Tiere auch<br />
einen oder zwei Tage nach ihrem Tod noch Hautausschläge<br />
verursachen können, da die Nesselzellen<br />
aktiv bleiben.<br />
Am Strand La Fosca von Palamós, in der Bucht von<br />
Roses sowie am Strand von Pals tritt fallweise eine<br />
Braunfärbung des Meerwassers im Uferbereich ein.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 129<br />
Diese Verfärbungen des Wassers werden von den<br />
Badegästen oft als störend empfunden, weil sie für<br />
Abwassereinleitungen gehalten werden. Sie bestehen<br />
jedoch aus mikroskopisch kleinen durch Geißeln<br />
bewegliche Algen, von den Wissenschaftlern als<br />
Dinoflagellaten bezeichnet, die in einer Dichte von<br />
<strong>über</strong> 200.000 Individuen pro Milliliter Wasser die<br />
Braunfärbung verursachen. Im Gegensatz zu den<br />
durch Abwassereinleitungen verursachten Verfärbungen<br />
des Meerwassers zeigt diese Dinoflagellatenart<br />
(es handelt sich um Alexandrium taylori)<br />
reines Wasser ohne Abwassereinflüsse an. In verunreinigtem<br />
Wasser kommen sie nicht vor. Die Badegäste<br />
können leicht selber testen, ob es sich um<br />
solche Algen handelt, indem sie eine Glasflasche mit<br />
dem Wasser füllen und beobachten, wie sich die<br />
Organismen verhalten. Die Zellen von Alexandrium<br />
neigen dazu, sich zu sammeln, so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> trübe<br />
Wasser in der Flasche schnell klar wird während<br />
man zugleich die Bildung einer dichten braunen<br />
kugelförmigen Wolke aus Algenzellen beobachten<br />
kann. Verdunkelt man die Flasche mit einem Karton,<br />
in den man zuvor ein Loch geschnitten hat, kann<br />
man beobachten, wie sich die Zellwolke nach<br />
einiger Zeit vor diesem Loch einfindet, da die Algen<br />
zum Überleben Licht benötigen.<br />
Auch in der Saison 2002 konnten keine Kolonien<br />
von Caulerpa taxifolia an der katalanischen Küste<br />
gefunden werden. Untersucht wurden zwischen Mai<br />
und Dezember 126 Tauchprofile, davon 97 an der<br />
Costa Brava, 13 in Barcelona und 16 an der Costa<br />
Daurada.<br />
Das katalanische Umweltministerium hat Mitte Juni<br />
2002 älteren und empfindlichen Menschen (z. B.<br />
Asthmatiker und andere Personen mit Erkrankungen<br />
der Atmungsorgane, Kinder), die im Bereich von<br />
Tarragona und Vila-Seca leben, Vorsichtsmassnahmen<br />
wegen der hohen Ozonkonzentrationen empfohlen.<br />
So sollten vor allem Anstrengungen wie<br />
Sport im Freien vermieden werden. In Vila-Seca<br />
wurden sogar einmal 384 µg/m³ Ozon festgestellt,<br />
womit der Grenzwert von 240 µg/m³, ab dem die<br />
Bevölkerung informiert werden muss, deutlich<br />
<strong>über</strong>schritten wurde.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die folgenden Meldungssplitter sollen einen Überblick<br />
<strong>über</strong> die Situation der Badesicherheit in Katalonien<br />
geben:<br />
- Im Juni 2001 wurde in Katalonien eine neue<br />
Richtlinie für öffentliche und private<br />
Schwimmbäder erlassen. Öffentlich zugängliche<br />
Bäder mit mehr als 200 m² müssen seitdem<br />
pro 200 Badegästen eine(n) ausgebildete(n)<br />
Lebensretter(in) einsetzen. Kleinere Bäder
müssen zumindest Aufsichtspersonen mit Erste-Hilfe-Kenntnissen<br />
einsetzen.<br />
- Immer lauter werden die Stimmen, die legislative<br />
Mittel fordern, um Übertretungen der Badeverbote<br />
auch ahnden zu können, da unvorsichtige<br />
Badegäste bei Zuwiderhandlung auch<br />
<strong>das</strong> Leben des Rettungspersonals gefährden. So<br />
mussten in der Saison 2000 an einem einzigen<br />
Tag in Sitges 43 Personen gerettet werden, die<br />
trotz gehisster roter Flagge gebadet hatten.<br />
- Im Sommer 2002 konnten erstmals die seit<br />
März gesetzlich vorgeschriebenen Praxistests<br />
und Prüfungen für <strong>das</strong> Lenken von Wasserskootern<br />
des Typs B (zwischen 55 und 110 PS)<br />
und des Typs C (unter 55 PS) abgelegt werden.<br />
Die Führerscheinpflicht für diese Art von Wasserfahrzeugen<br />
wurde wegen der Häufung von<br />
Unfällen durch die zunehmende Zahl der Wasserskooter<br />
eingeführt. Die Lenkerberechtigung<br />
wird erteilt, nachdem in einer theoretische Prüfung<br />
allgemeines Grundlagenwissen <strong>über</strong> Navigation<br />
und die Verhaltensregeln im Strandbereich<br />
geprüft wurde sowie <strong>das</strong> praktische Beherrschen<br />
des Wasserskooters in der Praxis<br />
nachgewiesen werden konnte. Im Praxistest<br />
müssen die Kanditaten u.a. den Skooter starten,<br />
in einer mit Bojen markierten Strecke <strong>das</strong> Beherrschen<br />
des Lenkens mit und ohne Beifahrer<br />
beweisen sowie auf freier See auf- und absteigen.<br />
Allein in Katalonien existieren derzeit<br />
schon 4000 Wasserskooter. Wasserskooter des<br />
Typs A mit mehr als 110 PS erfordern eine höherrangige<br />
Lenkerberechtigung.<br />
- Die Diputation der Provinz Barcelona, zuständig<br />
für die Strände Barcelonas, des Maresme<br />
und des Garraf, hat 2002 700.000 € für Strandsicherheitsmassnahmen<br />
und Rettungsdienste<br />
ausgegeben. Allein im Landkreis Garraf mit<br />
den Badeorten Sitges, Cubelles und Vilanova<br />
werden vom Roten Kreuz 86 Retter eingesetzt.<br />
- Ebenfalls von der Diputation der Provinz<br />
Barcelona wird seit der Saison 2001 eine beispielgebende<br />
Initiative durchgeführt, um am<br />
Strand verlorengegangene Kinder schnell wiederfinden<br />
zu können. Es wurden farbige Armbänder<br />
verteilt, denen gleichfarbige Markierungen<br />
an den verschiednen Strandabschnitten<br />
entsprechen. Weiterhin wurden an den Stränden<br />
von Sitges, Vilanova und vier weiteren<br />
Stränden Spezialrollstühle zur Verfügung gestellt,<br />
mithilfe derer Behinderte sicher ins Wasser<br />
gelangen können. An der Costa Daurada<br />
profilierte sich Tarragona als erste Gemeinde,<br />
die durch behindertengerechte Strandzugänge<br />
und die Benützung von Spezialrollstühlen Behinderten<br />
<strong>das</strong> Baden ermöglicht.<br />
- Calafell und Cunit, zwei Badeorte der Costa<br />
Daurada, folgten dem Beispiel Barcelonas mit<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 130<br />
den Armbändern, die <strong>das</strong> Wiederfinden verlorengegangener<br />
Kinder am Strand erleichtern<br />
sollen und auf denen Telefonnummern oder eine<br />
Adresse festgehalten werden. Anscheinend<br />
machte diese Maßnahme die Eltern auf die Gefahr<br />
des Verlorengehens aufmerksam, so <strong>das</strong>s<br />
in der Saison 2001 nur 10 Kindern geholfen<br />
werden musste.<br />
- Bezüglich der Organisation der Ersten Hilfe an<br />
der Stränden zeigt sich katalonienweit ein uneinheitliches<br />
Bild: Zum Teil haben die Gemeinden<br />
Abkommen mit dem Roten Kreuz,<br />
zum Teil mit anderen Organisationen. Manche<br />
dieser Abkommen beziehen sich nur auf den<br />
reinen Rettungs- und Wachdienst am Strand,<br />
andere beinhalten auch den Krankentransport<br />
und Ambulanzdienst am Land. An der Costa<br />
Brava beispielsweise haben 16 Gemeinden Abkommen<br />
mit dem Roten Kreuz. Dabei bewachen<br />
200 Rot-Kreuzler 41 Strände u. a. der<br />
Gemeinden Roses, Castelló d'Empúries, Palamós,<br />
Sant Feliu, Platja d'Aro, Lloret de Mar<br />
und Blanes. Der Krankentransport ist hierbei<br />
jedoch nicht eingeschlossen. Abkommen mit<br />
dem Roten Kreuz, die einen permanenten Ambulanzdienst<br />
am Strand garantieren, haben Roses,<br />
L'Escala, Castelló d'Empúries, Llançà und<br />
Sant Pere Pescador. Roses und L'Escala verhandeln<br />
zusätzlich mit der katalanischen Krankentransportgesellschaft<br />
CTSC bezüglich eines<br />
Rund-um-die-Uhr-Dienstes. Palamós, Pals, Calonge,<br />
St.Feliu de Guíxols und Platja d'Aro haben<br />
einen permanenten Ambulanzdienst. Toroella,<br />
Begur und Palafrugell haben zwar keinen<br />
strandbezogenen Ambulanzdienst, besitzen<br />
jedoch gemeindeeigene Rettungsfahrzeuge.<br />
Auch Blanes hat einen gemeindeeigenen Ambulanzdienst.<br />
Lloret de Mar besitzt drei Rettungsfahrzeuge,<br />
Tossa wiederum hat ein Abkommen<br />
mit dem Roten Kreuz, <strong>das</strong> garantiert,<br />
<strong>das</strong>s ein Rettungsfahrzeug ständig an der Platja<br />
Gran bereitsteht. Als besonders vorbildlich im<br />
Hinblick auf die Sicherheitsvorkehrungen kann<br />
Port de la Selva bezeichnet werden: Beinahe<br />
14 % des Gemeindebudgets werden hier in Sicherheitsmaßnahmen<br />
investiert. Seit 1995 werden<br />
im Sommer spezielle Wachmannschaften<br />
engagiert, denen 2 Rettungswägen, zwei<br />
Schnellboote und zwei Geländefahrzeuge zur<br />
Verfügung stehen. Zusätzlich zu den mittlerweile<br />
8 „Baywatchern“ nehmen während der<br />
Badesaison auch die 8 Dorfpolizisten Sicherheitsaufgaben<br />
an den Stränden wahr. Einheitlich<br />
ist dagegen die Sicherheits- und Rettungsinfrastruktur<br />
in der Provinz Barcelona, die<br />
zentral von der Diputation koordiniert und mitfinanziert<br />
wird: 38 kleine und 10 große Wasserfahrzeuge,<br />
24 Wachtürme, 223 Funkgeräte,<br />
10 Geländefahrzeuge und ein Wasserskooter<br />
standen dem Roten Kreuz in dieser Saison für
die Bewachung der Strände Barcelonas zur<br />
Verfügung. 354 Baywatcher verrichteten von<br />
56 Stützpunkten aus ihre Arbeit. Das Programm<br />
betreut auch die beiden Orte Cabrera<br />
und Vilassar de Mar im Maresme, so <strong>das</strong>s außer<br />
Barcelona selber nunmehr auch die komplette<br />
Provinz Barcelona abgedeckt ist.<br />
- Sechs Patrouillenboote der spanischen Guardia<br />
Civil de Mar <strong>über</strong>wachten permanent den<br />
Schiffsverkehr in der 12-Meilenzone Kataloniens.<br />
Während der Badesaison 2001 wurden<br />
sie zum dritten Mal schwerpunktmäßig eingesetzt,<br />
um speziell <strong>das</strong> korrekte Verhalten der<br />
Wasserskooterfahrer zu <strong>über</strong>wachen. In Spanien<br />
müssen Wasserskooter angemeldet und<br />
pflichtversichert sein. In der Nacht dürfen sie<br />
nicht in Betrieb genommen werden. Im Bereich<br />
von 200 m vor der Küste dürfen sie sich maximal<br />
mit einer Geschwindigkeit von drei Knoten<br />
und ausschließlich innerhalb der durch Bojen<br />
als Ein- und Ausfahrtskorridore gekennzeichneten<br />
Bereiche bewegen. Zuwiderhandlungen<br />
können hohe Geldstrafen nach sich ziehen.<br />
Durch diese Maßnahmen wird eine Verbesserung<br />
der Sicherheit der Badegäste gewährleistet.<br />
- Salou und Cambrils, die zwei Hauptbadeorte<br />
der Costa Daurada haben ihre Vorreiterrolle bei<br />
Strandsicherheitsmaßnahmen auch 2002 verteidigt.<br />
Wieder lag ein Hauptaugenmerk der<br />
Wachmannschaften auf der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften<br />
durch die Wasserfahrzeuge,<br />
vor allem Motorboote und Wasserskooter.<br />
Beide Gemeinden haben den gesamten Strandbereich<br />
durch farbige Bojen abgesichert, die<br />
Einhaltung der 200 m-Zone durch die Wasserfahrzeuge<br />
wird durch Beamte der lokalen Polizei,<br />
des Roten Kreuzes und der Guardia Civil<br />
kontrolliert. An der gesamten Costa Daurada<br />
wurden 90 Motorschiffe für diese Sicherheitsmaßnahme<br />
eingesetzt. Als mangelhaft ist in<br />
anderen Badegemeinden dieser Zone die Absicherung<br />
mit Bojen anzusehen. Grund dafür ist<br />
die ungenaue Formulierung des Gesetzes, <strong>das</strong><br />
zwar eine Absicherung vorschreibt, aber offen<br />
lässt, wer für die Finanzierung und Durchführung<br />
der Maßnahme verantwortlich ist. Mindestens<br />
ebenso wichtig wie die Absicherung ist<br />
jedoch ein verantwortungsvolles und gesetzeskonformes<br />
Verhalten der Schiffsführer, die sich<br />
nur in den durch Bojen gekennzeichneten Kanälen<br />
dem Ufer mehr als 200 m nähern dürfen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 131<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
25 Jahre lang bestand ein permanentes Badeverbot<br />
am Strand von El Prat, vor dem Flughafen Barcelonas<br />
gelegen. Ursache war die Einleitung nicht<br />
geklärter Abwässer des Südteiles von Barcelona, El<br />
Prat l’Hospitalet und mehrerer kleinerer Gemeinden<br />
in den Fluss Llobregat, der oberhalb des Strandes<br />
von El Prat mündet. Nun wurde ein wichtiger Schritt<br />
in Richtung Sanierung dieses Küstenabschnittes<br />
getan, der bisher als schwärzester Punkt der katalanischen<br />
Küste in Verruf war. Anfang Juni 2002<br />
wurde vom spanischen Umweltminister Matas und<br />
vom katalanischen Umweltministers Espadaler eine<br />
erste Bauphase der neuen Großkläranlage in El Prat<br />
eingeweiht. Sie ist auf 2 Millionen Einwohnergleichwerte<br />
konzipiert und ermöglicht zunächst die<br />
mechanische Grobklärung des Abwassers, die<br />
biologische Reinigungsstufe ist noch in Bau.<br />
Zugleich wurde die Anlage jedoch schon an eine<br />
3,2 km lange Fernausleitung angeschlossen. Vor<br />
allem letztere Maßnahme hat in wenigen Wochen zu<br />
einer deutlichen Verbesserung der hygienischbakteriologischen<br />
Wasserqualität in El Prat geführt.<br />
Mit einer weiteren Verbesserung ist zu rechnen,<br />
wenn die biologische Reinigungsstufe in Betrieb<br />
geht. Insgesamt werden 180 Mio. € in diesen Sanierungsschritt<br />
investiert. Obwohl der Strand von El<br />
Prat selber derzeit keinerlei touristische Bedeutung<br />
hat, ist zu erwarten, <strong>das</strong>s sich die Kläranlage insgesamt<br />
positiv auf den Küstenbereich südlich von<br />
Barcelona auswirken wird, einen Bereich, in dem<br />
auch wichtige touristische Ortschaften wie z. B.<br />
Sitges liegen.<br />
Palafrugell-Llofriu, Costa Brava.<br />
Die Gewinnung von Kork war vor dem Tourismus<br />
seit dem 18. Jahrhundert wichtigste Erwerbsquelle in<br />
vielen bewaldeten mediterranen Küstenbereichen.<br />
Diesem fast ausgestorbenen traditionellen Industriezweig<br />
wird seit dem Vorjahr mit einem Fest gedacht.<br />
Mitte Juni konnten die Touristen mit Pferdewägen<br />
Exkursionen in die Korkeichenwälder machen,<br />
sehen, wie die Korkeichen geschält und handwerklich<br />
verarbeitet werden. Gemeinsame landestypische<br />
Jausen und Mittagessen sowie Workshops für<br />
Kinder rundeten <strong>das</strong> Programm ab.<br />
Tageweise waren aufgrund der durch Unwetter<br />
verursachten Einschwemmungen an einigen Stränden<br />
die roten Flaggen gehisst. Vor allem betraf <strong>das</strong><br />
Strände im Maresme, insbesondere den Bereich<br />
zwischen Malgrat und Montgat.<br />
Im Bau ist weiterhin die Umleitung des im Süden<br />
Barcelonas mündenden Flusses Llobregat. Damit<br />
hofft man, viele Fliegen mit einer Klappe zu schla-
gen: Einerseits wird Platz für die Erweiterung des<br />
Containerhafens und die Errichtung der Großkläranlage<br />
(geplante Fertigstellung: 2003) gewonnen,<br />
andererseits wurde mit ersten Bauarbeiten für die<br />
dritte Piste des Flughafens in El Prat de Llobregat<br />
begonnen, die ebenfalls 2003 fertiggestellt sein soll.<br />
Dadurch sollen Verspätungen in den Spitzenbelastungsperioden<br />
vermieden werden und die Kapazität<br />
auf mehr als 40 Millionen Passagiere pro Jahr erhöht<br />
werden. Und last but not least soll auch die Umwelt<br />
gewinnen, wurde doch <strong>das</strong> ganze Projekt so konzipiert,<br />
<strong>das</strong>s teilweise verloren gegangene Feucht-<br />
Biotope, Auwälder und Überschwemmungsgebiete<br />
des Flussdeltas wiedergewonnen werden oder neue<br />
Lagunen entstehen. Was auf den ersten Blick wie<br />
eine rein technische Maßnahme in einem Industrie-<br />
und Hafengebiet ohne touristisch genutzte Strände<br />
aussieht, hat jedoch in vieler Hinsicht auch weitreichende<br />
touristische Bedeutung. Kernpunkt dabei ist<br />
vor allem die 250 Mio. € teure Großkläranlage, die<br />
<strong>das</strong> Abwasser von etwa 2 Millionen Menschen aus<br />
dem Großraum Barcelona klären wird. Der gesamte<br />
Küstenbereich dieser Zone wird also enorm von den<br />
nun begonnenen Maßnahmen profitieren. Abgesehen<br />
von der Bedeutung als Naherholungsbereich der<br />
Großstadt Barcelona liegen im Süden Barcelonas<br />
auch einige große Campingplätze, die von Gästen<br />
frequentiert werden, die Strandurlaub mit dem<br />
kulturellen Angebot der Großstadt kombinieren<br />
wollen. Im Zuge dieser ganzen Sanierung wurde in<br />
der Saison 2002 auch der Strand von El Prat de<br />
Llobregat, seit einigen Jahren schon sehr gepflegt<br />
und mit Infrastrukturen versehen, aber wegen der<br />
schlechten Wassergüte seit vielen Jahren mit permanentem<br />
Badeverbot belegt, wieder als Badestrand<br />
verfügbar und wurde mit weiteren Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />
versehen. Bis zum Jahr 2004 soll<br />
dann auch ein 90 ha großer Litoralpark entstehen,<br />
der einerseits in einer Kernzone <strong>das</strong> fragile Deltaökosystem<br />
schützt, andererseits aber in den Randbereichen<br />
Raum für Restaurants, Parkplätze und<br />
andere Infrastrukturen bietet und die Strandzone um<br />
einen großzügig angelegten Freizeitpark erweitert.<br />
Innerhalb des Parks wird man sich nur zu Fuß, auf<br />
dem Fahrrad oder auf Pferden fortbewegen können.<br />
4.9 Ausblick auf die nächste Saison<br />
Auch für die kommende Saison ist eine Weiterentwicklung<br />
der oben beschriebenen Entwicklungen zu<br />
erwarten. Dies betrifft den Ausbau von Verkehrswegen,<br />
Eisenbahnlinien und anderen Infrastrukturen<br />
wie Rad- und Wanderrouten ebenso wie die direkten<br />
Verbesserungen des touristischen Angebotes, den<br />
Ausbau des Bettenangebots beziehungsweise vor<br />
allem die qualitativen Verbesserungen innerhalb des<br />
schon bestehenden Angebotes sowie die Verbesserungen<br />
im direkten Küsten- und Strandbereich und<br />
die Schaffung neuer Angebote. Insgesamt<br />
100 Mio. € werden dafür in den kommenden Jahren<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 132<br />
von der Generalitat mobilisiert und sollen kleinen<br />
und mittleren Unternehmen der Tourismusbranche<br />
zugute kommen.<br />
Deutliche Manifestation des Willens zur Qualitätssteigerung<br />
war die 2000 erfolgte Gründung des<br />
Amtes für touristische Qualität der katalanischen<br />
Landesregierung mit Zentrale im Landkreis Baix<br />
Empordà, der sich in den vorangegangenen Jahren<br />
besondere Verdienste um die systematische Qualitätssteigerung<br />
bei Hotels und Restaurants erworben<br />
hatte.<br />
Einen wichtigen Schritt in Richtung touristischurbanistischer<br />
Qualität macht Toroella de Montgrí<br />
(die Gemeinde zu der auch der Bade- und Tauchort<br />
Estartit gehört): In der Altstadt wurden in vorbildlicher<br />
Weise Strom- und Telefonkabel unterirdisch<br />
verlegt, die moderne Straßenbeleuchtung wurde<br />
wieder durch eine traditionelle ersetzt. Etwa<br />
500.000 € liess sich die Gemeinde diese "Gesichtswäsche"<br />
der weiter verbesserten Fußgängerzone<br />
kosten. Zusätzlich werden die Fassaden einiger<br />
historischer Gebäude renoviert.<br />
Auch Castelló d'Empúries ist dabei, sein reiches<br />
mittelalterliches Kulturerbe wiederaufleben zu<br />
lassen. Neben diversen historischen Gebäuden,<br />
deren Restaurierung gleichzeitig Raum für benötigte<br />
Einrichtungen wie Veranstaltungsräume und einer<br />
Bühne schafft wird vor allem die Kathedrale, einer<br />
der schönsten Beispiele der katalanischen Gotik,<br />
renoviert. Aber auch in der touristischen Siedlung<br />
Empuriabrava wird in Richtung touristischer Umwelterlebnisqualität<br />
gearbeitet: so werden die Radwege<br />
zwischen Empuriabrava und Roses bzw. dem<br />
Naturschutzgebiet der Aiguamolls und andere Rad-<br />
und Fußwege ausgebaut, eine Fußgängerbrücke <strong>über</strong><br />
den Muga und diverse Aussichtstürme angelegt und<br />
alles vorbildlich beschildert. Zudem werden die<br />
Strandbereiche der Naturstrände La Rubina und Can<br />
Comes neugestaltet, wobei besonders auf eine gute<br />
Umweltverträglichkeit geachtet wird. Castelló<br />
d'Empúries wurde außerdem von der Generaldirektion<br />
für Tourismus für ein Pilotprojekt innerhalb des<br />
Programms für Sport- und Erlebnistourismus ausgewählt.<br />
Dem Thema Wasser gewidmet ist der jetzt neu<br />
eröffnete Park Costa Caribe bei Vila-Seca und Salou<br />
an der Costa Daurada. 4000 m² Strandlandschaft an<br />
4700 m² Becken und Lagunen sowie 9 Attraktionen<br />
und 2 Vier-Sterne-Hotels mit zusammen 1000<br />
Zimmern sind dies Jahr neu zu Port Aventura<br />
hinzugekommen. Eines der beiden Hotels (Hotel<br />
Port Aventura) ist einem mediterranen Dorf nachempfunden,<br />
<strong>das</strong> zweite, <strong>das</strong> Hotel El Paso, spiegelt<br />
mexikanisches Ambiente wieder und soll im Juli<br />
2003 eröffnet werden. Die Hotelgäste haben freien<br />
Zugang zu den beiden Themenparks Port Aventura
und Costa Caribe und verfügen <strong>über</strong> einen Shuttlebus<br />
zum Strand. Mit dieser Erweiterung seiner<br />
Einrichtungen erwartet Port Aventura 2002 3,6 Mio.<br />
Besucher (500.000 mehr als im vergangenen Jahr)<br />
und hofft, sich mit dieser Kombination von Themenpark,<br />
Wasserpark und Hotellerie sowie seinem<br />
breiten rekreativen und Vergnügungsangebot an der<br />
Spitze der europäischen Themenparks zu behaupten.<br />
Ausgedehnt wurden auch die Öffnungszeiten von<br />
März bis Weihnachten.<br />
Amposta am Ebro investiert in den kommenden drei<br />
Jahren <strong>über</strong> 600.000 € in eine Dynamisierung der<br />
touristischen Entwicklung. Damit sollen Defizite<br />
behoben werden, die sich bei Befragungen der<br />
Touristen herausstellten. Vor allem soll die Beschilderung<br />
der Routen und Straßen verbessert werden,<br />
Radrouten an den Ebro-Ufern gebaut werden und<br />
der Strand Platja dels Eucalyptus mit den nötigen<br />
Infrastrukturen wie Duschen, Picknickplätzen,<br />
Müllcontainern und einem Parkplatz versehen<br />
werden.<br />
Weiterverfolgt wurde auch 2002 die Instandsetzung<br />
der sogenannten Küstenwanderwege in Katalonien.<br />
So wurde in Mont-roig eine "Ruta de las Calas" (ein<br />
Wanderweg der kleinen Buchten) angelegt, der per<br />
pedes, schnorchelnd oder mit Booten zurückgelegt<br />
werden kann. Salou plant einen Küstenweg um <strong>das</strong><br />
Cap Salou. Im Bereich des Kaps wurden auch<br />
Baubewilligungen zurückgezogen, um die Landschaftsqualität<br />
der Zone zu sichern. Und an der<br />
Costa Brava werden die "Camins de ronda" weiter<br />
ausgebaut. Diese Wege wurden ursprünglich von<br />
Fischern und der Küstenwache benutzt, um<br />
Schmuggelschiffe zu beobachten und an der Landung<br />
zu hindern. Jetzt werden sie wieder hergerichtet<br />
und als Spazier- und Küstenwanderwege genutzt.<br />
Im Jahr 2002 wurde der „cami de ronda“ auch im<br />
Bereich von Rosas fertiggestellt. 1,9 Mio. € wurden<br />
dafür vom Madrider Umweltministerium zugeschossen.<br />
Auch Führer und Beschreibungen dieser Routen<br />
sind mittlerweile erhältlich. Im Endausbau soll man<br />
fast die gesamte Küste der Costa Brava von der<br />
französischen Grenze bis Blanes auf diesen Wegen<br />
zurücklegen können. Ein Angebot, <strong>das</strong> besonders<br />
außerhalb der Saison attraktiv ist und ebenfalls zur<br />
besseren Auslastung in der Nebensaison beitragen<br />
kann. In Palamós wurden 7 kombinierte Ausflugsrouten<br />
ausgearbeitet, die geführte Landspaziergänge<br />
und Museumsbesuche mit einem Schiffsausflug auf<br />
einem der traditionellen ("vela latina") Segelboote<br />
miteinander verbinden. Die Routen geben einen<br />
guten Überblick <strong>über</strong> die landschaftliche, kulturelle<br />
und touristische Vielfalt der Umgebung von Palamós<br />
und ergänzen die schon bekannten Animations-<br />
und Tanzprogramme.<br />
L'Hospitalet de l'Infant und Miami Platja sind dabei,<br />
ihre Strandpromenaden mittels einer 100 m langen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 133<br />
Holzbrücke <strong>über</strong> den Llastres zu einer durchgehenden<br />
Promenade zusammenzuführen. Dadurch<br />
können Touristen zu Fuß zwischen den beiden<br />
Küstenorten verkehren ohne die stark befahrene und<br />
fußgängerfeindliche Nationalstraße benützen zu<br />
müssen. Auf ähnliche Art und Weise wurden die<br />
Strandpromenaden von Cambrils und Vilafortuny<br />
miteinander verbunden.<br />
Tarragona, <strong>das</strong> römische Tarraco, und seine archäologischen<br />
Schätze wurden im November 2000 zum<br />
Weltkulturerbe erklärt. Dies eröffnet eine neue<br />
Etappe auch für die touristische Vermarktung der<br />
Stadt, die damit auf dem besten Wege scheint, sich<br />
zu einem großen Freilichtmuseum und zur archäologischen<br />
Hauptstadt Kataloniens zu entwickeln.<br />
Geplant sind umfangreiche Investitionen zur Restaurierung<br />
des römischen Theaters und zur Zugänglichmachung<br />
der paläochristlichen Nekropolis.<br />
Weiters ist ein neuer Sitz für <strong>das</strong> Archäologische<br />
Nationalmuseum in Tarragona geplant.<br />
Der Hafen von Barcelona, nach Algeciras der<br />
zweitwichtigste Hafen Spaniens, wird weiter ausgebaut.<br />
Seine Fläche wird auf 1300 ha verdoppelt<br />
werden. Diese Ausweitung zusammen mit Verbesserungen<br />
der Anbindung an die Bahn und an <strong>das</strong><br />
katalanische Schnellstrassennetz sollen bis 2015 die<br />
Passagierzahlen und die Warenmenge verdoppeln<br />
auf 1 Million Passagiere bzw. 60 Mio. Tonnen<br />
Warenumschlag.<br />
Barcelona, ohnehin schon Museumsstadt par excellence,<br />
erweitert sein museales Angebot kontinuierlich:<br />
Das 1941 eröffnete Maritimmuseum in Barcelona<br />
wird derzeit erneuert und soll bis 2003 interaktiv<br />
werden. Derzeit wird es von <strong>über</strong> 180.000 Besuchern<br />
pro Jahr besichtigt. Mit der modernen museumspädagogischen<br />
Ausrichtung, die sich am erfolgreichen<br />
Konzept des Wissenschaftsmuseums Barcelonas<br />
orientiert, sollen die Besucherzahlen noch<br />
deutlich gesteigert werden. Das Wissenschaftsmuseum,<br />
nach dem Deutschen Museum in München <strong>das</strong><br />
zweitgrößte Europas, wird ebenfalls deutlich auf<br />
24.000 m² erweitert und umgestaltet.<br />
In Barcelona wird weiter intensiv am Ausbau der<br />
Bettenkapazität, vor allem im Bereich der Drei- und<br />
Vier-Sterne-Kategorien, gearbeitet. Bis 2003 soll<br />
auch die Rotonda, ein spektakuläres modernistisches<br />
Gebäude am Fuße des Tibidabo, neu renoviert sein<br />
und nach 35 Jahren wieder zu einem Hotel werden.<br />
Auch Badalona, bisher ohne touristische Bedeutung,<br />
bereitet sich durch Hotelbauten auf den für <strong>das</strong><br />
„Forum der Kulturen“ erwarteten Andrang vor: bis<br />
2004 sollen 8 Hotels mittlerer und hoher Kategorie<br />
und 900 bis 1000 Betten entstehen. Eines davon<br />
wird nahe am zukünftigen Sporthafen liegen.<br />
Zugleich sollen zahlreiche weitere Maßnahmen <strong>das</strong><br />
Bild Badalonas von einem verschlafenen, tristen<br />
Städtchen am Rand der Metropole Barcelonas zu
einer attraktiven Dienstleistungsstadt mit 5 km<br />
Sandstränden, einer grünen Lunge und zahlreichen<br />
Veranstaltungsorten verändern.<br />
In den vergangenen Jahren hat Barcelona den<br />
Kongresstourismus als wichtigen Wachstums- und<br />
Werbefaktor erkannt. Im Rahmen der Planung des<br />
Forum 2004 ist daher auch ein neues Kongreßzentrum<br />
mit einer Kapazität von bis zu 40.000<br />
Besuchern geplant.<br />
Aber nicht nur in der Stadt Barcelona wird die<br />
Bettenkapazität erweitert. Dem zunehmenden<br />
Interesse der Touristen an Alternativangeboten zum<br />
reinen Strandprogramm sollen Hotelprojekte in<br />
touristisch attraktiven Ortschaften des Landesinneren<br />
entgegenkommen, so z. B. in Cardona, wo als<br />
Ergänzung zum Parador Nacional ein neues Hotel<br />
errichtet wird.<br />
Tarragona will ebenfalls seine Bettenkapazität<br />
ausbauen. Auch hier setzt man zur Steigerung der<br />
Übernachtungszahlen neben dem Werbeeffekt des<br />
"Weltkulturerbes" verstärkt auf den Kongresstourismus,<br />
der in dem neuen Kongressgebäude einen<br />
attraktiven Veranstaltungsort dazugewonnen hat.<br />
2003 wird die derzeit um 90 Mio. € in Bau befindliche<br />
Entsalzungsanlage in Blanes in Betrieb gehen.<br />
Sie soll in einer ersten Phase 10 Mio. m³ Meerwasser<br />
pro Jahr entsalzen und <strong>über</strong> Pumpwerke in die<br />
Netze von Blanes, Lloret, Tossa und Palafolls<br />
einspeisen. Dadurch soll der in der touristischen<br />
Hauptsaison stark ansteigende Wasserbedarf dieser<br />
Gemeinden sichergestellt werden. Nach dem vollständigen<br />
Ausbau sollen insgesamt 14 Gemeinden<br />
des Maresme und der Costa Brava versorgt werden.<br />
In der ersten Planungsphase befindet sich auch der<br />
Naturpark „Alt Pirineu“. Er soll mit 66.000 ha der<br />
größte Naturpark Kataloniens werden. Zusammen<br />
mit dem angrenzenden – schon existierenden –<br />
Naturpark Aigüestortes wären dann 107.000 ha<br />
Naturschutzgebiet vorhanden und für einen nachhaltigen<br />
Tourismus nutzbar.<br />
In ganz Spanien sollen die wichtigsten Strände<br />
behindertenfreundlicher gestaltet werden. Das<br />
Madrider Umweltministerium sieht dafür etwa<br />
24 Mio. € vor. An 590 Stränden werden spanienweit<br />
5000 behindertengerechte WC-Anlagen, Umziehkabinen<br />
und Zugänge ins Meer gebaut werden und<br />
z. T. schwimmfähige Rollstühle zur Verfügung<br />
stehen. Dazu kommen 1494 Behindertenparkplätze.<br />
In Katalonien werden von diesen Maßnahmen 80<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 134<br />
Strände profitieren, 17 davon an der Costa Brava, 42<br />
in der Costa Daurada und 27 an der Küste Barcelonas.<br />
Die Auswahl der Maßnahmen, mit deren Abschluss<br />
2004 gerechnet wird, wurde in Zusammenarbeit<br />
und Absprache mit den 240 wichtigsten<br />
Behindertenorganisationen erarbeitet.<br />
Mit künstlichen Riffen aus Betonblöcken soll die<br />
illegale Schleppnetzfischerei an der katalanischen<br />
Küste verhindert werden. Damit sollen die in Tiefen<br />
von 12 bis 30m noch recht gut erhaltenen Seegraswiesen<br />
geschützt werden, die zunehmend von der<br />
Schleppnetzfischerei in Tiefen von weniger als 50 m<br />
illegal zerstört werden. Der Schutz der Seegraswiesen<br />
ist nötig geworden, weil <strong>das</strong> Neptungras (wiss.<br />
Name: Posidonia oceanica) durch die Fischerei mit<br />
immer stärkeren Schleppschiffen, durch ankernde<br />
Yachten und Motorschiffe und nicht zuletzt durch<br />
die Sandbaggerungen und Sandabsaugungen zum<br />
Zwecke der Regeneration der vielerorts zunehmend<br />
erodierten Sandstrände in den vergangenen Jahren<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Rückgang<br />
der Seegrasbestände bedeutet wiederum eine<br />
Bedrohung für <strong>das</strong> gesamte Küstenökosystem, da sie<br />
Brutplatz und "Kinderstube" vieler Fischarten und<br />
anderer Meeresorganismen darstellen. Das ambitionierte<br />
Großprojekt will die gesamte Küste Kataloniens<br />
auf diese Weise schützen und soll mit EU-<br />
Finanzhilfe bis 2006 fertiggestellt werden.<br />
5. Danksagung<br />
Wie jedes Jahr haben auch in der Saison 2002 eine<br />
Reihe von Institutionen und Einzelpersonen in<br />
dankenswerter Weise zum Gelingen des ADAC-<br />
Sommerservice beigetragen. Besonders erwähnt<br />
seien hier als Institutionen die Agència Catalana de<br />
l'Aigua des Umweltministeriums, die Abteilung<br />
"Turisme de Catalunya" (Leiterin N.Machordom)<br />
des Industrie-, Handels- und Tourismusministeriums,<br />
die Diputació und <strong>das</strong> Patronat de Turisme von<br />
Tarragona (Leiter O. Bono), die Diputació der<br />
Provinz Barcelona, die Diputació de Girona, der<br />
Consell Comarcal del Maresme und der dem Landwirtschaftsministerium<br />
zugehörige Naturpark<br />
Ebrodelta. Folgenden Einzelpersonen ist dar<strong>über</strong><br />
hinaus besonders zu danken: J. M. Alonso, O. Bono,<br />
M. J. Corales, M. J. Figueras Salvat, X. Font Urgell,<br />
M. Forns Bernhardt, J. L. Guerrero de la Marta,<br />
J. Herrera, M. A. Leal, J. Mayoral Antigas, E. Mateu<br />
Morelló, J. Paltre, G. Pinart, Sr. Sanllehi i Brunet,<br />
M. De Torres, C. San Vicente.
6. Adressen<br />
Turisme de Catalunya<br />
P. de Gracia 105<br />
08008 Barcelona<br />
Tel.: 934849900<br />
Fax: 934849888<br />
Agència Catalana de l'Aigua<br />
Provença 204-208<br />
08036 Barcelona<br />
Tel.: 935672800<br />
Fax: 93458018<br />
Department de Medi Ambient<br />
Av. Diagonal 523-525<br />
08029 Barcelona<br />
Diputació de Barcelona<br />
Mallorca 244, entl.3a<br />
08008 Barcelona<br />
Tel.: 934022134<br />
Fax. 934022969<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 135<br />
Diputació de Girona<br />
Pujada de Sant Marti, 4-5<br />
17004 Girona<br />
Tel.: 972205700<br />
Patronat de Turisme de la<br />
Diputació<br />
de Tarragona<br />
Passeig de Torroja, s/n<br />
43003 Tarragona<br />
Tel.: 977230312<br />
Fax. 977238033
Regionalbericht Valencia<br />
Bearbeitet von Dipl.-Biol. Sigrun Weber, Valencia<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Die 466 km lange Küste des Landes Valencia reicht<br />
vom Ebro-Delta im Norden an der Grenze zu Katalonien<br />
bis zum Mar Menor an der Grenze zu Murcia.<br />
Sie ist von Norden nach Süden in 3 größere Küstenabschnitte<br />
entsprechend den 3 Provinzen eingeteilt,<br />
der Costa Azahar in der Provinz Castellon mit einer<br />
Länge von 126 km, der Costa de Valencia in der<br />
Provinz Valencia mit einer Länge von 108 km und<br />
der Costa Blanca in der Provinz Alicante mit 232 km<br />
Länge. Die nördliche Hälfte der Küste des Landes<br />
Valencia bildet bis zum Cap San Antonio (Javea)<br />
<strong>das</strong> "Ovalo Valenciano" mit einer insgesamt konkaven<br />
Küstenlinie. Daher zeichnen sich die Strände der<br />
beiden ersten Küstenabschnitte durch langgezogene,<br />
schmale bis breite und flache Sand- oder Kiesstrände<br />
aus. Das unmittelbare Hinterland der Strände ist bis<br />
auf zwei Ausnahmen (Sierra de Irta und Cullera)<br />
Flachland, <strong>das</strong> mit ausgeklügelten Bewässerungssystemen<br />
vorwiegend zum Anbau von Zitrusfrüchten<br />
genutzt wird. In der südlichen Hälfte des Landes<br />
Valencia reichen einige Gebirgsausläufer bis an die<br />
Küste, so <strong>das</strong>s langgezogene breite Sandstrände sich<br />
mit Fels- oder Sandbuchten abwechseln. Das Wasser<br />
an diesem Küstenabschnitt ist zumeist klarer, aufgrund<br />
des häufig felsigen Untergrundes und des<br />
geringeren Nährstoffeintrages durch die Landwirtschaft.<br />
Im Land Valencia sind 83 % der 194 Strände<br />
Sandstrände oder- buchten, 16 % Kiesstrände und<br />
2 % reine Felsstrände. Die reizvolle Landschaft und<br />
<strong>das</strong> sehr beständige Klima machen den Küstenbereich<br />
des Landes zu einem gefragten Ferienziel.<br />
Schon <strong>über</strong> 70 % des Küstenabschnitts sind für<br />
diesen Zweck urbanisiert. 45 % der ca. 4 Millionen<br />
zählenden festen Bevölkerung des Landes Valencia<br />
leben in den 62 an der Küste liegenden Küstengemeinden<br />
(Castellon, Valencia und Alicante eingeschlossen),<br />
die in der Hauptsaison ihre Einwohnerzahl<br />
nahezu verdoppeln. Neben den 17 Handels- und<br />
Fischereihäfen gibt es noch 37 Sporthäfen, die den<br />
touristischen Ausbau an der Küste unterstreichen.<br />
Der größte Teil der Industrie ist auf die Städte<br />
Castellon, Sagunt, Valencia und Alicante konzentriert.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probenahme und Messpunkte<br />
Die Badegewässerqualität wird ganzjährig <strong>über</strong>wacht.<br />
Während der Badesaison werden die Ergebnisse<br />
wöchentlich in Presse, Radio und Fernsehen<br />
bekannt gegeben. Badestrände mit längerer Ausdehnung<br />
besitzen zumeist mehrere Messstellen, die vom<br />
ADAC-Sommerservice in der Bewertung jeweils als<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 136<br />
eigene Badezone behandelt werden. Die Messpunkte<br />
sind seit ihrer Festlegung vor elf Jahren bis auf<br />
wenige Ausnahmen beibehalten worden und es<br />
kommen in jedem Jahr einige neue hinzu. In der<br />
Provinz Valencia wurde in diesem Jahr ein neuer<br />
Strand ins Messprogramm aufgenommen, in der<br />
Provinz Alicante drei, damit sind es insgesamt 194<br />
Messpunkte. Die Festlegung der zu beprobenden<br />
Stellen unternimmt in letzter Instanz die Umweltbehörde<br />
des Landes Valencia, während die einzelnen<br />
Gemeinden ein Jahr im Voraus neue Strände zur<br />
Beurteilung vorschlagen können. Die Behörde<br />
entscheidet dann je nach Besucherzahl, Größe und<br />
Lage des Strandes, ob dieser Strand beprobt wird.<br />
Die Entnahme an den Probestellen, die an den<br />
jeweiligen Stränden nach der höchsten Badegästefrequenz<br />
ausgewählt werden, erfolgt in ca. 1,50 m<br />
tiefem Wasser etwa 30 cm unterhalb der Wasseroberfläche<br />
in ein steriles Gefäß. Die Proben werden<br />
bei 4 °C gekühlt ins Labor gebracht, wo sie innerhalb<br />
der nächsten acht Stunden analysiert werden.<br />
Die Probennahmen und die Bestimmung der physikalisch<br />
chemischen Parameter werden durch technisches<br />
Personal der Umweltbehörde des Landes<br />
Valencia durchgeführt. Die Probennahmen erfolgten<br />
immer jeweils an derselben Stelle, am gleichen<br />
Wochentag, Montag oder Dienstag, und zur gleichen<br />
Uhrzeit. Die Analyse der Gewässerproben während<br />
der Badesaison erfolgt durch ein Auftragslabor,<br />
während die ganzjährigen Routineanalysen vom<br />
staatlichen Labor des Gesundheitsamtes durchgeführt<br />
werden.<br />
Seitens der Umweltbehörde des Landes Valencia<br />
werden zur Erhaltung der Wasserqualität 8 Müllsammelschiffe,<br />
genannt Pelikan, eingesetzt. Sie sind<br />
für die Einsammlung von Festmüll von der Wasseroberfläche<br />
und auch für <strong>das</strong> Absaugen kleinerer<br />
Ölteppiche oder sonstiger schwimmender Flüssigstoffe<br />
ausgerüstet.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Als mikrobiologische Untersuchung wird die Membranfiltermethode<br />
zur Bestimmung folgender Parameter<br />
angewendet: Gesamtkoliforme/100 ml, Fäkalkoliforme/100<br />
ml, Fäkalstreptokokken/100 ml, Salmonellen/1<br />
l (letztere monatlich bis zweiwöchentlich<br />
bis Anfang Juli nur in den Provinzen Valencia und<br />
Castellon). Die Wasserkontrolle erfolgt außerhalb<br />
der Saison monatlich, im Juni alle 2 Wochen. Ab<br />
dem 03. Juni bis zum 11. September wurde in dieser<br />
Saison die Gewässerqualität wöchentlich kontrolliert.<br />
Während der Badesaison erfolgte keine Kontrolle<br />
auf Salmonellen.
Als physikalisch-chemische Parameter wurden<br />
Temperatur, pH-Wert (elektrometrisch), Phosphat<br />
und Nitrat (photometrisch, vierzehntägig), Transparenz,<br />
Farbe, Mineralöle, Tenside, Teer, Phenole,<br />
Treibgut bzw. Müll (visuell) bestimmt. Zudem wird<br />
der Sand an 40 stark frequentierten Stränden des<br />
Landes einmal monatlich im Zeitraum zwischen<br />
April bis August auf humanpathogene Pilze untersucht.<br />
Die Entnahmestellen der Sandproben befinden<br />
sich im Bereich der höchsten Besucherfrequenz<br />
ca. 3 – 5 m hinter der Uferlinie in tieferen Sandschichten.<br />
Die Proben werden im Labor des Landesgesundheitsministeriums<br />
analysiert.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Die Umweltbehörde verteilt zu Anfang der Saison<br />
<strong>über</strong> die Touristeninformationsbüros der jeweiligen<br />
Küstengemeinden mehrsprachige Informationsbroschüren,<br />
in denen die Strände, die in der vorhergehenden<br />
Badesaison häufiger Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
aufwiesen, als zum Baden ungeeignet bezeichnet<br />
werden. An einigen Stränden wurden durch<br />
die Umweltbehörde unmittelbar im Bereich der<br />
Einleitungen Schilder mit Pfeilen aufgestellt, die<br />
spanisch und englisch besagen, <strong>das</strong>s der Bereich<br />
zwischen den Pfeilen zum Baden nicht geeignet ist.<br />
An Stränden, an denen es aufgrund eines außergewöhnlichen<br />
Ereignisses (Überschwemmung, Bruch<br />
eines submarinen Ausleitungsrohrs, etc.) zu einer<br />
einmaligen Verschlechterung der Wasserqualität<br />
kommt, wird ein zeitweiliges Badeverbot durch rote<br />
Beflaggung verhängt. Dies veranlassen die jeweiligen<br />
Gemeinden und <strong>das</strong> Rote Kreuz. Dauernde<br />
Badeverbote existieren nicht, obwohl sie an einigen<br />
Stränden angebracht wären. Beim Feststellen einer<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitung werden normalerweise<br />
keine Kontrollmessungen durchgeführt.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Der ADAC-Sommerservice konnte in diesem Jahr<br />
zum achten Mal im Land Valencia durchgeführt<br />
werden. Die für die Zusammenarbeit maßgeblichen<br />
Institutionen und Behörden vor Ort waren <strong>das</strong> Amt<br />
für Tourismus des Landes Valencia (Agencia Valenciana<br />
de Turisme) und die Umweltbehörde des<br />
Landes Valencia (Conselleria de Medioambiente).<br />
Die Informationen zur Badegewässerqualität an den<br />
194 <strong>über</strong>wachten Stränden wurden per E-Mail direkt<br />
vom Auftragslabor an die Umweltbehörde und von<br />
dort <strong>über</strong> E-Mail an den ADAC Sommerservice<br />
weitergegeben. Die ermittelten Resultate wurden<br />
normalerweise 6-10 aber manchmal auch erst 14<br />
Tage nach den jeweiligen Probennahmen bekannt<br />
gegeben, so <strong>das</strong>s eine schnelle und aktuelle Daten<strong>über</strong>mittlung<br />
nicht immer gewährleistet war. Mit der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 137<br />
Agencia Valenciana de Turisme, der Umweltbehörde,<br />
den Gemeindeverwaltungen, den lokalen Umwelt-<br />
und Tourismusämtern, Umweltschutzgruppen<br />
und deutscher ansässiger Presse und Radiosender<br />
sowie einigen privaten Institutionen konnte die<br />
konstruktive Zusammenarbeit der vergangenen Jahre<br />
intensiviert werden. Fragen zum Tourismus und<br />
umweltrelevante Fragen konnten von den oben<br />
genannten Institutionen zur Zufriedenheit beantwortet<br />
werden. Es wurde immer wieder offen auf konkrete<br />
Fragen eingegangen. Die Information <strong>über</strong><br />
außergewöhnliche Ereignisse kam aus der Presse<br />
oder auch von der Agencia Valenciana de Turisme.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Spanien liegt weltweit an zweiter Stelle, was die<br />
einreisenden Touristen und an dritter Stelle, was die<br />
Einnahmen durch den Tourismus betrifft. Die<br />
meistbesuchtesten autonomen Regionen waren<br />
Andalusien, Katalonien, die Balearen, Madrid, die<br />
Kanaren und <strong>das</strong> Land Valencia, in dieser Reihenfolge.<br />
Das Land Valencia konnte im Jahr 2001 9,3 %<br />
des gesamten spanischen Tourismus mit mehr als<br />
4,3 Millionen Besuchern und damit 3,5 % mehr als<br />
im vorangegangenen Jahr verzeichnen. In den<br />
einzelnen Provinzen des Landes Valencia stieg die<br />
Zahl der Übernachtungen in der Provinz Alicante<br />
um insgesamt 0,02 %, in der Provinz Valencia um<br />
12,74 % und in der Provinz Castellón um 5,95 % im<br />
Vergleich zum Jahr 2000. Auffallend ist eine verstärkte<br />
Zunahme des Tourismus im Inland vor allem<br />
in den Provinzen Valencia und Castellón im Vergleich<br />
zur Küste. Seit dem Beginn einer Studie im<br />
Jahr 1988 zeigt sich bei der Zahl der Übernachtungen<br />
der nationalen Touristen im Land Valencia ein<br />
steter Anstieg zwischen 1 und 5 %, mit einem Boom<br />
in den Jahren 1991 und 1992 (Anstieg 10-20 %), der<br />
sicherlich mit der wirtschaftlichen Lage in Spanien<br />
und dem Krieg in Ex-Jugoslawien zusammenhing.<br />
Zwischen 1996 und 1999 war kaum ein Anstieg des<br />
nationalen Tourismus zu verzeichnen. Die Zahl der<br />
Übernachtungen von ausländischen Touristen<br />
erreichte 1991 einen Tiefpunkt mit einer Abnahme<br />
zwischen 5 und 20 %, um dann bis 1994 und 1995<br />
mit einer jährlichen Zunahme bis zu 28 % sprunghaft<br />
anzusteigen. 1997 ging die Zunahme auf 0 %<br />
zurück und stieg dann bis 1999 wieder auf 10 % an.<br />
Im Jahr 2000 nahm die Zahl der Übernachtungen der<br />
ausländischen Touristen um 2,6 % ab, um im Jahr<br />
2001 wieder um 2,5 % zuzunehmen. In den einzelnen<br />
Provinzen nahm die Zahl der Übernachtungen<br />
der ausländischen Gäste vom Jahr 2000 zum Jahr<br />
2001 in der Provinz Alicante um 2,23 % und in der<br />
Provinz Valencia um 14,29 % zu, in der Provinz<br />
Castellón nahmen die ausländischen Besucher um<br />
10,13 % ab. 2001 waren im Land Valencia 62,49 %<br />
der ausländischen Touristen Engländer, 7,76 %
Belgier, 5,29 % Franzosen, 4,84 % Holländer und<br />
4,06 %Deutsche. Für 45,13 % der deutschen Touristen<br />
ist <strong>das</strong> Urlaubsziel die Provinz Alicante, für<br />
28,29 % die Provinz Valencia und für 26,58 % die<br />
Provinz Castellón. Bei den 2001 im Land Valencia<br />
registrierten 19.902.410 Übernachtungen entfielen<br />
71,22 % auf die Provinz Alicante mit ca. 1.380.000<br />
Einwohnern, 17,09 % auf die Provinz Valencia mit<br />
ca. 2.173.000 Einwohnern und 11,69 % auf die<br />
Provinz Castellón mit ca. 450.000 Einwohnern. Vor<br />
allem der nationale Tourismus ist stark saisonabhängig,<br />
während der internationale Tourismus mehr<br />
<strong>über</strong> <strong>das</strong> Jahr verteilt ist. Der Tourismus im Landesinneren<br />
wird seit einigen Jahren speziell von der<br />
Touristenagentur des Landes Valencia gefördert und<br />
findet immer größeren Anklang. Zudem geht der<br />
Trend vor allem auf nationaler Ebene eher hin zum<br />
Kurzurlaub von einigen Tagen, die Zahl der Touristen,<br />
die einen zwei- oder mehrwöchigen Urlaub<br />
machen, geht zurück.<br />
Der Badebetrieb in der Hochsaison beginnt im Land<br />
Valencia mit dem Beginn der Schulferien am 1. Juli<br />
und steigert sich noch bis zum 1. August, dem<br />
Monat, in dem <strong>über</strong> 50 % der Spanier Urlaub machen.<br />
Die Öffnung der Posten des Roten Kreuzes,<br />
die Aufstellung der Strandtoiletten, die Auslegung<br />
von Bootskorridoren und Badeinseln erfolgt meist<br />
zwischen dem 15. Juni und dem 1. Juli. Die Strände<br />
sind in diesen beiden Monaten maximal ausgelastet,<br />
während man im Juni und September noch viele<br />
ruhige Bereiche findet.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Zu Beginn der Erfassung im Jahr 1985 im "Libro<br />
Blanco del Agua de la Comunidad Valenciana"<br />
waren nur 31 % der Bevölkerung an eine Abwasserentsorgung<br />
angeschlossen, wobei noch viele der<br />
Anlagen funktionsuntüchtig oder völlig veraltet<br />
waren. In einem Dringlichkeitsprogramm wurde in<br />
den Folgejahren zunächst der Kläranlagenbau in<br />
besonders sensiblen Zonen und Ballungszentren<br />
vorangetrieben. Bis 1993 wurde bei einem Investitionsvolumen<br />
von ca. 30 Milliarden Peseten erreicht,<br />
<strong>das</strong>s 66 % der ständigen und 34 % der saisonalen<br />
Bevölkerung an die Abwasserentsorgung, unter die<br />
auch die rein mechanische Klärung und die submarinen<br />
Abwasserkanäle fallen, angeschlossen waren.<br />
Seit 1994 werden jährlich ca. 2,5 Milliarden Peseten<br />
in die Abwasserentsorgung investiert, wobei 43 %<br />
der Gelder vom Land Valencia, 25 % vom spanischen<br />
Staat, 10 % von den Provinzen und Gemeinden,<br />
16 % von der europäischen Gemeinschaft und<br />
7 % aus privaten Fonds stammen.<br />
Seit 1994 werden im Durchschnitt mehr als 20 neue<br />
und große Anlagen jährlich gebaut. Das in Kläranlagen<br />
gereinigte Wasservolumen stieg ab 1995 um<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 138<br />
2000 oder mehr Kubikmeter jährlich. In <strong>über</strong> 370<br />
Kläranlagen mit einer Kapazität von ca. 6 Millionen<br />
Einwohnergleichwerten (EWG) wird jetzt Abwasser<br />
gereinigt. 1994 waren es noch 192 Kläranlagen mit<br />
einer Kapazität von 3.825.000 EWG. In diesem und<br />
im letzten Jahr neu in Betrieb genommene Kläranlagen<br />
sind an der Küste in der Provinz Castellón die<br />
Anlage in Cabanes, in der Provinz Valencia die<br />
Anlagen im Süden der Albfuera und in Sueca und in<br />
der Provinz Alicante die Kläranlagen in Teulada,<br />
Benissa, Altea, Benidorm und Orihuela. Insgesamt<br />
wurden für den Bau dieser neuen Anlagen ca. 90<br />
Mio. € ausgegeben. Im Landesinneren sind weitere<br />
21 Kläranlagen in Betrieb genommen worden. In der<br />
Provinz Castellón befindet sich die größte Kläranlage<br />
mit 170.000 EGW in Castellon, in der Provinz<br />
Valencia mit annähernd 500.000 EGW in Valencia<br />
und in der Provinz Alicante befinden sich die<br />
größten Kläranlagen, alle ausgelegt für <strong>über</strong> 100.000<br />
EGW, in Alicante (2) Benidorm, Elche und Elda.<br />
Die Industrie im Land Valencia besitzt meist eigene<br />
Klär- bzw. Vorkläreinrichtungen, allerdings wird<br />
zum Teil immer noch ungenügend geklärtes oder<br />
völlig ungeklärtes Abwasser illegal in Flussläufe,<br />
Bewässerungskanäle oder direkt ins Meer eingeleitet.<br />
Beim Neubau der Kläranlagen werden jetzt die<br />
entsprechenden Einwohnergleichwerte der jeweiligen<br />
ansässigen Industrie mit einkalkuliert. Vor allem<br />
in den Ballungszentren treten Probleme mit Industrieabwässern<br />
auf. Die Kontrollen sind noch ungenügend.<br />
Jedoch wächst der Druck durch die Gesetzgebung<br />
der Europäischen Gemeinschaft und auch<br />
durch den Tourismus. Zudem erweitert sich <strong>das</strong><br />
Bewusstsein der Regierungen und der Bevölkerung<br />
bezüglich einer fortschrittlichen Abwasserentsorgung<br />
immer mehr.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die Daten zur hygienischen Badegewässerqualität<br />
der diesjährigen Saison im Land Valencia sind<br />
<strong>über</strong>wiegend als gut bis sehr gut zu bezeichnen: Von<br />
den 194 im Rahmen des Messprogramms von Ende<br />
Mai bis Anfang September regelmäßig untersuchten<br />
Badestränden wiesen 96 % der Badestrände keine<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen auf. Dies ist ein sehr<br />
ähnliches Ergebnis wie im letzten Jahr, als 95 % der<br />
Strände keine Überschreitung der Grenzwerte<br />
aufwiesen. Die entscheidende Verbesserung um<br />
11 % im Vergleich zum Jahr 1997, in dem <strong>das</strong> Land<br />
Valencia ebenfalls am Sommerserviceprogramm<br />
teilnahm, bestätigte sich somit wiederum in dieser<br />
Saison. 81 Strände wiesen in der diesjährigen Saison<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen auf. Das waren insgesamt<br />
38 % der 45 untersuchten Strände in der<br />
Provinz Castellon, 56 % der 62 untersuchten Strände<br />
in der Provinz Valencia und 33 % der 87 untersuchten<br />
Strände in der Provinz Alicante. Diese Zahlen<br />
fielen in diesem Jahr für die Provinzen Castellón<br />
und Valencia etwas schlechter aus als im letzten mit
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an 35 % der Strände in<br />
der Provinz Castellón und 51 % der Strände in<br />
Valencia. In Alicante verbesserte sich die Qualität<br />
leicht um 2 %. Auch in diesem Jahr kam es im<br />
Sommer einige Male zu sehr starken Regenfällen.<br />
Dies kann die Bedegewässerqualität an einigen<br />
Messpunkten sehr stark beeinträchtigen, da die<br />
Kläranlagen dann häufig <strong>über</strong>laufen und ungeklärtes<br />
Abwasser ins Meer fließt. Generell zeigt sich im<br />
Vergleich zum Jahr 1997 eine deutliche Verbesserung<br />
der Wasserqualität in allen Provinzen mit einer<br />
deutlichen Verringerung der Strände in den einzelnen<br />
Provinzen, die Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
aufweisen. Zu dieser langfristigen Verbesserung<br />
trägt der weitergehende Ausbau der Infrastruktur mit<br />
dem Bau neuer oder der Verbesserung alter Kläranlagen<br />
an der Küste und im Landesinneren bei.<br />
Trotzdem sind die meisten Flüsse im Land Valencia<br />
immer noch belastet. Zu Beginn der Badesaison<br />
wurde von der Umweltbehörde aufgrund nicht<br />
zufriedenstellender Analyseergebnisse vom Vorjahr<br />
an insgesamt 7 Stränden vom Baden abgeraten. Dies<br />
sind in der Provinz Castellón in Peñiscola der Strand<br />
Playa Sur und in der Provinz Valencia in El Puig die<br />
Strände Playa Barri de Pescadors und Playa Medicalia,<br />
in Alboraya der Strand Playa Patacona, in Sueca<br />
die Strände Playa Perelló, Playa Motilla und Playa<br />
Mareny de Baraquetes. In der Provinz Alicante<br />
waren alle Strände zum Baden geeignet. Zudem rät<br />
die Umweltbehörde dringend vom Baden in Flussmündungen,<br />
Hafeneinfahrten und in der Nähe von<br />
Einleitungen ab.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Einige Strandabschnitte im Land Valencia, darunter<br />
auch einige der von der Umweltbehörde als nicht<br />
zum Baden geeignet erklärte Strände, wiesen in<br />
dieser Badesaison Belastungen auf. Vor allem in der<br />
Provinz Valencia und hier besonders im Einflussbereich<br />
der Stadt Valencia aber auch der südlich<br />
liegenden Lagune Albufera kommt es häufig zu<br />
erhöhten Belastungen der Badegewässer. Hier fehlen<br />
immer noch Kläranlagen oder die vorhandenen sind<br />
in den Sommermonaten <strong>über</strong>lastet. In der Provinz<br />
Valencia in Sueca wurde eine Kläranlage neu in<br />
Betrieb genommen, man kann dort langfristig mit<br />
einer Verbesserung der Wasserqualität rechnen. In<br />
Alboraya soll ein offen ins Meer mündender und<br />
teilweise hochbelasteter Entwässerungskanal in den<br />
Unterwasserausleitungskanal am Strand Playa<br />
Malvarrosa in Valencia geleitet werden. Dies verbessert<br />
zwar die Wasserqualität an den Stränden<br />
Alborayas, wie es jedoch an den Stränden Playa<br />
Malvarrosa und Playa Cabanyal in Valencia bezüglich<br />
der zukünftigen Wasserqualität aussieht, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Im folgenden seien die Strände genannt, die während<br />
der Saison eine oder mehrere Grenzwert<strong>über</strong>-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 139<br />
schreitungen sowie Richtwert<strong>über</strong>schreitungen nach<br />
der EU-Norm bezüglich des Gehaltes an koliformen<br />
Bakterien in mehr als 50 % der Messungen aufwiesen<br />
und die somit stark oder häufig mit häuslichen<br />
Abwässern belastet waren. Das waren in der Provinz<br />
Castellón in Peniscola der Strand Playa Sur, in der<br />
Provinz Valencia in El Puig die Strände Playa del<br />
Barrio de Pescadores und Playa Medicalia, in<br />
Alboraya die Strände Playa Patacona und Playa<br />
Alboraya 2, in Sueca die Strände Playa Perelló und<br />
Playa Motilla und in der Provinz Alicante in Altea<br />
der Strand Playa la Olla. Als ebenfalls häufiger<br />
belastet mit einem Anteil der Messungen mit Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
von <strong>über</strong> 25 % in der Saison<br />
müssen in der Provinz Castellón in Castellón der<br />
Strand Playa Serradal 2, in Almassora der Strand<br />
Playa Ben Afeli, in Nules der Strand Playa Nules, in<br />
der Provinz Valencia in Alboraya der Strand Playa<br />
Alboraya 1, sowie in Valencia die Strände Playa<br />
Malvarrosa und Playa Cabanyal bezeichnet werden.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Neben der Wasserqualität werden vom ADAC-<br />
Sommerservice auch die Strände beurteilt. Die<br />
Strandreinigung wurde in den meisten Fällen als<br />
sehr effizient befunden. Mülleimer sind zahlreich<br />
vorhanden und werden täglich geleert. An nahezu<br />
allen Badestränden befinden sich Süßwasserduschen<br />
oder Fußduschen. Die trinkwassersparenden Fußduschen<br />
wurden 1996 an den Stränden des Landes<br />
Valencia eingeführt und ersetzen seitdem zunehmend<br />
die normalen Duschen. Die Fußduschen<br />
werden von Pumpstationen gespeist, die <strong>das</strong> Meerwasser<br />
aufbereiten. Es können durch diese Maßnahme<br />
mit den zurzeit <strong>über</strong> 1350 installierten Fußduschen<br />
jährlich mehr als 150.000 Kubikmeter<br />
Trinkwasser eingespart werden. Die Kontrolle der<br />
Fußduschen erfolgt <strong>über</strong> ein zentral gesteuertes<br />
Computersystem. An nahezu allen Stränden sind<br />
Spiel- und Klettergeräte, Volleyballnetze und<br />
Fußballtore aufgestellt, diese Einrichtungen werden<br />
Jahr für Jahr verbessert und erweitert. An 12 Badestränden<br />
standen schwimmende Badeinseln zur<br />
Verfügung. An einigen Badestränden wird Kinderbetreuung<br />
angeboten. An nahezu allen Stränden<br />
waren während der Badesaison Chemietoiletten<br />
aufgestellt. Dies ist ein bedeutender Fortschritt zu<br />
den vorangegangenen Jahren, in denen an weniger<br />
als der Hälfte der Strände Toiletten aufgestellt<br />
waren. Durch die zusätzliche Verbesserung der<br />
Information an den Badestränden, zum Beispiel <strong>über</strong><br />
die aktuelle Wasserqualität, konnten in diesem Jahre<br />
wesentlich mehr Strände mit sehr gut bewertet<br />
werden. Generell wurden die Strände als sehr gut<br />
bezeichnet, die alle erforderlichen Kriterien erfüllten,<br />
zudem noch naturnah oder gut in die natürliche<br />
Umgebung integriert waren und an denen Information<br />
für die Touristen vorhanden war.
Es wurden ca. 71 % der Strände mit gut und ca.<br />
22 % mit sehr gut bewertet, was einer ähnlichen<br />
Bewertung zum im Vorjahr entspricht. An den<br />
übrigen 8 % der Strände bestanden Mängel wie<br />
fehlende sanitäre Einrichtungen, belastetes Wasser<br />
oder Müll auf dem Strand. 3 % dieser Strände<br />
erhielten eine 3 und 5 % eine 4. Zunehmend wird an<br />
den Badestränden ein Service für behinderte Badegäste<br />
mit breiten Stegen speziellen Toiletten, Umkleidekabinen,<br />
Duschen, Amphibienstühlen und<br />
speziell ausgebildetem Personal bereitgestellt. Mit<br />
den Amphibienstühlen können gehbehinderte<br />
Badegäste selbstständig zum Baden ins Meer gelangen.<br />
Bisher sind im Land Valencia 36 Strände<br />
entsprechend eingerichtet, von denen sich 10 in der<br />
Provinz Castellón, 13 in der Provinz Valencia und<br />
13 in der Provinz Alicante befinden. Hunde sind an<br />
den Badestränden im Land Valencia grundsätzlich<br />
nicht erlaubt. Durch die Installation von Webcams<br />
an zahlreichen Badestränden des Landes Valencia,<br />
besteht die Möglichkeit <strong>das</strong> Strandleben live im<br />
Internet unter www.comunidad-valenciana.com zu<br />
verfolgen.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
An einigen Stränden wurde in der Saison vermehrt<br />
Seegras vor allem der Art Posidonia angespült, was<br />
zu Beschwerden seitens der Badegäste führte. Das<br />
meist recht windige Wetter und <strong>das</strong> bewegte Meer<br />
trugen zu diesem Phänomen bei. Lokale Wissenschaftler<br />
bezeichnen <strong>das</strong> Vorhandensein des Seegrases<br />
als gutes Zeichen, <strong>das</strong> auf ein gesundes Ökosystem<br />
im Meer hinweist. Von mehreren Naturschutzgruppen<br />
wie zum Beispiel Adena oder WWF wurde<br />
zu Kampagnen zum Schutz der Posidonienwiesen an<br />
der Küste des Landes Valencia aufgerufen.<br />
Wegen des starken Wachstums des Unterholzes im<br />
recht feuchten Frühjahr und des heißen, trockenen<br />
und meist windigen Wetters in der Saison wurde im<br />
ganzen Land Valencia ab dem 15. Juni höchste<br />
Alarmstufe wegen Waldbrandgefahr erklärt. Das<br />
Land Valencia startete zu diesem Thema mehrere<br />
Kampagnen zur Information der Bevölkerung<br />
während des Sommers. Es kam zu zahlreichen<br />
kleineren und auch einigen größeren Bränden, die<br />
vor allem durch Unvorsichtigkeit verursacht worden<br />
waren. Ein abgebrannter Wald bedeutet im Land<br />
Valencia oft eine irreversible Wüstenbildung. Der<br />
Boden wird nicht mehr gehalten und durch die<br />
seltenen aber sehr starken Regenfälle wird die<br />
trockene Erde von dem felsigen Untergrund gespült.<br />
Zurück bleibt der blanke Fels, auf dem nichts mehr<br />
wachsen kann.<br />
Die sonst sehr gravierende Wasserknappheit vor<br />
allem in der Provinz Alicante wurde im Laufe des<br />
Sommers durch die Einspeisung frischen Trinkwassers<br />
aus Meerwasserentsalzungsanlagen weitgehend<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 140<br />
verhindert. In Javea und Calpe gab es durchgehend<br />
trinkbares Leitungswasser, in Denia wurde Mitte<br />
August eine neue Meerwasserentsalzungsanlage in<br />
Betrieb genommen. Ab sofort steht auch in diesem<br />
Ort <strong>über</strong>all Trinkwasser zur Verfügung. Das Land<br />
unternimmt weiterhin alle Anstrengungen, um der<br />
Wasserknappheit vorzubeugen.<br />
In diese Saison wurden in der Provinz Castellón<br />
Anfang August zwei Haie in Strandnähe gesichtet.<br />
Diese Meldung konnte allerdings nicht bestätigt<br />
werden, als Helfer des Roten Kreuzes einen Nachmittag<br />
lang <strong>das</strong> Meer absuchten. Nach Aussagen<br />
Einheimischer kommen um diese Jahreszeit normalerweise<br />
keine Haie in unmittelbare Küstennähe.<br />
Im Juni trat im Küstengebiet der Provinz Castellón<br />
während eines Tages lokal begrenzt ein Schwarm<br />
sehr kleiner, ovaler blauer Medusen der Art Velella<br />
auf, die <strong>das</strong> Wasser entsprechend färbten. Die Tiere<br />
sind nur zwischen 1 und 5 cm groß. Sie wurden vom<br />
Wind an dem Sand getrieben und verendeten dort.<br />
Die Quallen gelten als ungefährlich, können aber bei<br />
manchen Personen leichte Vernesselungen hervorrufen.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Ein Großteil der Strände des Landes Valencia gilt<br />
als nicht besonders gefährlich, da die Strände recht<br />
flach ins Wasser abfallen. Dennoch gibt es zahlreiche<br />
Gefahren wie witterungsbedingte Strömungen,<br />
Wellenbrecher, steilere Ufer, Felsen oder große<br />
Steine im Wasser. Wegen des Leichtsinns einiger<br />
Badegäste mussten in diesem Jahr in unmittelbarer<br />
Nähe von Wellenbrechern oder Felsen aber auch an<br />
strömungsreichen Stränden zahlreiche Rettungsaktionen<br />
gestartet werden. Nur an sehr wenigen Stränden<br />
sind Nichtschwimmerbereiche durch Bojen<br />
gekennzeichnet. Es ist unbedingt notwendig, auf die<br />
Fahnensignale der Rettungshelfer zu achten. Dabei<br />
bedeutet der Aushang der grünen Fahne, <strong>das</strong>s keine<br />
Gefahr besteht, der Aushang der gelben, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Meer bewegt ist und Vorsicht geboten ist und der<br />
Aushang der roten, <strong>das</strong>s wegen unmittelbarer Gefahr<br />
nicht gebadet werden darf. Immer wieder werden<br />
Signale und Warnungen missachtet. Deshalb gab es<br />
auch in dieser Saison wieder zahlreiche Ertrunkene<br />
zu beklagen, darunter auch jüngere Personen. Zu den<br />
meisten Unglückfällen kommt es durch leichtsinniges<br />
Verhalten der Badegäste. Sie richten sich nicht<br />
nach dem Fahnenaushang oder sie schwimmen zu<br />
weit aufs Meer hinaus. Viele Strände des Landes<br />
sind Anfang Juni noch nicht ausreichend bewacht.<br />
Die offizielle Badesaison mit Bewachung der<br />
Strände beginnt normalerweise am 15. Juni und<br />
endet am 7. September. An einigen Stränden und an<br />
den Wochenenden wird mit der Bewachung schon<br />
Anfang Juni begonnen. Die Rettungsschwimmer<br />
sind in der Regel von morgens 10:00 Uhr bis abends
18:00 Uhr ununterbrochen an den Stränden anwesend.<br />
An den meisten Stränden verfügen sie <strong>über</strong><br />
Wasserscooter oder Motorboote. Im Land Valencia<br />
sind ca. 98 % der Strände bewacht und es ist Rettungsmaterial<br />
vorhanden. An ca. 90 % der Strände<br />
befinden sich Erste-Hilfe-Stationen. Die Kennzeichnung<br />
der Nichtschwimmerbereiche an den Badestränden<br />
ist eher mangelhaft. Nur an etwa 5 % der<br />
Strände sind die flachen Bereiche durch Bojen<br />
gekennzeichnet. An 11 % der Strände sind Bootskorridore<br />
durch Bojen oder ähnliches gekennzeichnet.<br />
Die Markierung von Bootskorridoren befinden<br />
sich vor allem an Stränden mit angrenzendem<br />
Hafen. Eigentlich müssen laut Gesetz alle Ausfahrten<br />
von Booten von den Stränden, z. B. die Ausfahrten<br />
von den Surf- und Segelschulen oder auch die<br />
vom Roten Kreuz gekennzeichnet werden. Generell<br />
müssen Boote einen Mindestabstand zur Küste von<br />
100 m einhalten.<br />
Zur Badesicherheit in Hotelschwimmbädern, in<br />
Schwimmbädern in Feriensiedlungen und Apartmentblocks<br />
und in den öffentlichen Schwimmbädern<br />
gibt es eine Vorschrift, <strong>das</strong>s in Schwimmbädern von<br />
einer Größe zwischen 200 und 500 m ² mindestens<br />
eine entsprechend ausgebildete und geprüfte Aufsichtsperson<br />
und in Schwimmbädern mit einer<br />
Fläche von 500 bis 1000 m ² mindestens zwei Aufsichtpersonen<br />
während der offiziellen Badezeiten<br />
anwesend sein müssen.<br />
Die Badesicherheit in der Region kann bezüglich des<br />
Vorhandenseins von Rettungsschwimmern und<br />
deren Ausrüstung als gut beurteilt werden. Gefahr<br />
durch natürliche Gegebenheiten wie Strömungen<br />
oder Felsen oder auch Bauten im Meer ist an vielen<br />
Stränden vorhanden, wenn man sich nicht an die<br />
Anweisungen der Rettungshelfer hält. Vor allem in<br />
der Provinz Alicante ist an einigen Stränden wegen<br />
erhöhter Strömungsgefahr Vorsicht geboten. Die<br />
fehlende Kennzeichnung der Nichtschwimmerbereiche<br />
erhöht <strong>das</strong> Risiko für die Nichtschwimmer oder<br />
auch für die Kinder, die jedoch an den Stränden des<br />
Landes Valencia sowieso nicht ohne Aufsicht baden<br />
sollten.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
Juni 2002:<br />
Bei der diesjährigen Verleihung der Blauen Flagge,<br />
die für Strand- und Wasserqualität und auch für die<br />
Umweltfreundlichkeit steht, wurden 85 Strände des<br />
Landes Valencia ausgezeichnet. Verglichen mit dem<br />
Vorjahr kamen in diesem Jahr 3 Strände hinzu. In<br />
der Provinz Castellón wurden von 45 Stränden 21<br />
ausgezeichnet, in der Provinz Valencia wurden von<br />
62 Stränden 17 ausgezeichnet und in der Provinz<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 141<br />
Alicante wurden von 87 Stränden 47 ausgezeichnet.<br />
Zudem wurden 19 Sporthäfen des Landes für die<br />
Qualität, Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und die<br />
Installationen mit der Blauen Flagge ausgezeichnet,<br />
einer weniger als im Vorjahr. In ganz Spanien<br />
wurden 422 Strände ausgezeichnet, 32 mehr als im<br />
Vorjahr. Bezüglich der Anzahl der ausgezeichneten<br />
Strände nimmt Spanien im europäischen Vergleich<br />
den ersten Platz ein, gefolgt von Griechenland und<br />
Frankreich. In ganz Spanien wurden 96 Sporthäfen<br />
mit der Blauen Flagge ausgezeichnet, 9 mehr als im<br />
Vorjahr.<br />
04.06.02<br />
In der Provinz Alicante mussten zu Saisonbeginn<br />
gleich 29 Badende aus dem Meer gerettet werden.<br />
Einer davon ertrank. Das Rote Kreuz warnte eindringlich<br />
vor nicht sichtbaren Strömungen und<br />
Unebenheiten im Strandbereich. Während der<br />
beiden Unwetter im Herbst und Winter des vergangenen<br />
Jahres haben sich die Sandmassen an einigen<br />
Stränden derart verschoben, <strong>das</strong>s auch im flacheren<br />
Bereich starke Strömungen durch tiefere Sandlöcher<br />
entstehen können. Die Strömungen lassen die<br />
Badenden nicht mehr aus dem Wasser kommen. Sie<br />
machen <strong>das</strong> Baden auch bei guter Witterung sehr<br />
gefährlich. Besonders viele Rettungseinsätze wurden<br />
in Alicante am Strand Playa San Juan, in Elche am<br />
Strand La Marina, in Guardamar am Strand Playa<br />
Centro und in Torrevieja am Strand La Mata verzeichnet.<br />
07.07.02<br />
Die Stadt Alicante errichtete am Strand Playa San<br />
Juan <strong>über</strong> den Sommer ein ganzes Freizeitzentrum<br />
für Behinderte in einem 50 Quadratmeter großen<br />
Zelt. Bademöglichkeiten mit ins Wasser gleitenden<br />
Amphibienstühlen und spezielle Umkleidekabinen<br />
und Duschen waren vorhanden. Das Besondere an<br />
dem an der spanischen Küste einzigartigen Projekt<br />
war <strong>das</strong> Animationsprogramm und <strong>das</strong> Freizeitangebot,<br />
speziell abgestimmt auf geistig oder auch<br />
körperlich behinderte Erwachsene und Kinder. Das<br />
Angebot bestand bis einschließlich zum 31. August.<br />
Speziell ausgebildete Erzieher und Psychopädagogen<br />
standen zur Betreuung vor Ort zur Verfügung.<br />
Es wurden unter anderem Aktivitäten wie Töpfern,<br />
Malen, Wasserspiele, Vorlesen von Geschichten,<br />
Tanz und Gesang angeboten.<br />
23.07.02<br />
Die Strände Playa El Arenal und Playa Montañar<br />
von Javea wurden von einer großen Menge toter<br />
Fische <strong>über</strong>schwemmt. Schuld daran war die Besatzung<br />
eines Fischerbootes, welche nahe des Küstenbereiches<br />
dieses Ortes eine große Menge Fische <strong>über</strong><br />
Bord geworfen hatte. Die Badegäste befürchten<br />
zunächst, <strong>das</strong>s die Fische aufgrund einer Verseuchung<br />
des Badegewässers gestorben waren. Nachdem<br />
dann aber einige Fischkisten am Strand auf-
taucht waren, konnte die Ursache geklärt werden,<br />
und die Badenden beruhigten sich wieder. Das<br />
Baden musste wegen dieses Vorfalls nicht eingeschränkt<br />
werden.<br />
07.08.2002<br />
Am Strand Playa Moro de Gos in Oropesa in der<br />
Provinz Castellón schlugen einige Badende und ein<br />
Angestellter des Roten Kreuzes Alarm. Sie hatten<br />
zwei Haie in Ufernähe gesichtet. Sofort wurde der<br />
Strand gesperrt und die Badenden aus dem Wasser<br />
geholt. Angestellte des Roten Kreuzes begaben sich<br />
mit Motorbooten aufs Meer, um die Haie zu suchen.<br />
Sie wurden jedoch nicht fündig. Von der Gemeinde<br />
wurde daraufhin versichert, <strong>das</strong>s es sich um eine<br />
Täuschung handeln müsse. Haie kämen um diese<br />
Jahreszeit keinesfalls nahe an die Küste heran.<br />
11.08.02 und 12.08.02<br />
Nach der Explosion einer Autobombe der Terroristenbande<br />
ETA vor einer Polizeikaserne in Santa Pola<br />
in der Provinz Alicante, bei der 2 Menschen ums<br />
Leben gekommen waren, explodierte eine Bombe in<br />
einem Schnellimbiss-Restaurant in Torrevieja,<br />
ebenfalls in der Provinz Alicante. Menschen kamen<br />
nicht zu Schaden, da die ETA kurz vor der Explosion<br />
mittels eines Telefonanrufes gewarnt hatte. Die<br />
ETA warnte zum selben Zeitpunkt vor einer Bombe,<br />
die im Sand des Strandes „Playa Gran Playa“ von<br />
Santa Pola vergraben gewesen sein soll. Nach 25stündiger<br />
erfolgloser Suche öffnete die Polizei den<br />
Strand wieder für den Badebetrieb. Sie ging zunächst<br />
davon aus, <strong>das</strong>s es ein falscher Alarm war.<br />
Kurz darauf wurde die Polizei wieder vor einer<br />
Bombe am Strand von Santa Pola gewarnt. Der<br />
Strand wurde erneut gesperrt und nach weiterer<br />
eintägiger Suche fand die Polizei nun endlich die<br />
zweifach von der ETA angekündigte Bombe am<br />
Stand. Sie war in einem Rucksack versteckt einen<br />
Meter tief im Sand in der Nähe der Diskothek<br />
„Elcano“ vergraben. Der Strand wurde erst nach<br />
einiger Zeit wieder vollständig geöffnet.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 142<br />
12.08.02<br />
Es gab Bombendrohungen für Strände in Gandia und<br />
Cullera in der Provinz Valencia. Die Strände und<br />
Strandpromenaden der beiden Orte wurden daraufhin<br />
gesperrt. Die Polizei konnte nach mehrstündiger<br />
Suche an diesen Stränden nicht fündig werden und<br />
vermutete falschen Alarm und gab die Strände<br />
wieder für den Publikumsverkehr frei.<br />
5. Danksagung<br />
Der Dank für die große Kooperations- und Hilfsbereitschaft<br />
sei in erster Linie den für die Zusammenarbeit<br />
maßgeblichen Institutionen, der Agencia<br />
Valenciana del Turisme (AVT, valencianische<br />
Touristenagentur) und der Conselleria de Medio<br />
Ambiente (Umweltbehörde) ausgesprochen. Wie<br />
schon in den vergangenen Jahren wurden die Daten<br />
zur Wasserqualität von der Abteilung „Calidad<br />
Ambiental / Recursos Hidrológicos“ der Conselleria<br />
de Medio Ambiente nach dem Erhalt <strong>über</strong>mittelt, so<br />
<strong>das</strong>s eine relativ schnelle Bearbeitung und eine<br />
aktuelle Daten<strong>über</strong>mittlung nach Deutschland<br />
gewährleistet war. Den Ansprechpartnern in der<br />
AVT, Frau Ana Grau und Herrn Amadeo Cardona,<br />
sowie Herrn Daniel Arnal im Touristeninformationsbüro<br />
Valencia-Paz möchte ich für die Übermittlung<br />
zahlreicher Informationen von touristischem<br />
und ökologischem Interesse aus dem ganzen Land<br />
Valencia danken, sowie für die vielen Ratschläge<br />
und die <strong>über</strong> den ganzen Sommerservice währende<br />
Unterstützung. In der Conselleria de Medio Ambiente<br />
möchte ich mich bei Frau Marisa Tejerizo, bei<br />
Frau Patrizia Costell und bei Frau Marisa Bueno für<br />
die problemlose, zuverlässige und schnelle Daten<strong>über</strong>mittlung<br />
und die Informationen <strong>über</strong> den neuesten<br />
Stand der Abwasserentsorgung bedanken. Auch<br />
den anderen Mitarbeitern dieser Abteilung danke ich<br />
für die Informationen und die Hilfsbereitschaft.<br />
Ansonsten bedanke ich mich bei den Mitarbeitern<br />
vieler Touristenbüros und Rettungsstationen der<br />
Region für die ihre Hilfs- und Informationsbereitschaft.
6. Adressen<br />
Ana Grau<br />
c/o Agencia Valenciana del Turisme<br />
Avda. Aragón, 30- 8°<br />
E-46021 Valencia<br />
España<br />
Tel: 96-3986371<br />
Fax: 96-3986001<br />
Amadeo Cardona<br />
c/o Agencia Valenciana del Turisme<br />
Avda. Aragón, 30- 8°<br />
E-46021 Valencia<br />
España<br />
Tel: 96-3986025<br />
Fax: 96-3986001<br />
Daniel Arnal<br />
Tourist-Info Valencia-Paz<br />
Calle de la Paz, 48<br />
E-46003 Valencia<br />
España<br />
Tel: 96-3986422<br />
Fax: 96-3986421<br />
Marisa Tejerizo<br />
Conselleria de Medio Ambiente<br />
Direcion General de Calidad<br />
Ambiental<br />
Calle Francisco Cubells. 7<br />
46011 Valencia<br />
España<br />
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ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 143<br />
Marisa Bueno<br />
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Regionalbericht Plattensee (Balaton), Velencer See und Theißsee<br />
Bearbeitet von Dr. Kerstin Bittner, Dipl.-Biologin, Konstanz<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
1.1 Der Plattensee<br />
Der im Nordwesten Ungarns liegende Plattensee<br />
(Balaton), ist mit <strong>über</strong> 590 km 2 der größte Binnensee<br />
Mittel- und Westeuropas und erstreckt sich <strong>über</strong><br />
77 km Länge. Er ist nach Budapest <strong>das</strong> touristisch<br />
bedeutendste Gebiet. Die Breite beträgt an der<br />
schmalsten Stelle 1,6 km und an der breitesten<br />
14 km. Drei Komitate (Verwaltungsdistrikte) grenzen<br />
an seine Ufer, <strong>das</strong> Nordufer gehört <strong>über</strong>wiegend<br />
zum Komitat Veszprém, <strong>das</strong> Südufer zum Komitat<br />
Somogy und der Westen befindet sich teilweise im<br />
Einzugsgebiet des Komitats Zala.<br />
Der See verfügt <strong>über</strong> eine ganze Reihe von charakteristischen<br />
Besonderheiten. Auffällig sind vor allem<br />
die starke Trübung und “Geschmeidigkeit” des<br />
Wassers, die durch biologische Prozesse (biogene<br />
Ca-Ausfällung durch Algenwachstum) hervorgerufen<br />
werden, <strong>das</strong> feinkörnige, weiche Sediment sowie<br />
die mit 3,3 m sehr geringe durchschnittliche Wassertiefe.<br />
Letztere bewirkt eine rasche Angleichung der<br />
Wasser- an die Lufttemperaturen, wodurch im<br />
Hochsommer Wassertemperaturen um 25 °C keine<br />
Seltenheit sind. Eine weitere Besonderheit hängt mit<br />
der künstlichen Regulierung des Wasserspiegel bzw.<br />
des Abflusses <strong>über</strong> ein Stauwehr am Siókanal<br />
zusammen. Mit diesen Arbeiten, die bereits im 18.<br />
Jahrhundert begonnen wurden, ging eine geschlossene<br />
Ufersicherung einher, so <strong>das</strong>s heute rund um<br />
den See Blockwurf und/oder Ufermauern <strong>das</strong> Uferbild<br />
prägen. In Längsrichtung, von Südwest nach<br />
Nordost ist der See in vier Becken gegliedert (I.<br />
Keszthely, II. Szigliget III. Tihány, IV. Siófok). Der<br />
Hauptzufluss erfolgt durch die Zala in <strong>das</strong> westlichste,<br />
kleinste Seebecken. Durch die mitgeführte<br />
Nährstofffracht ist dieser Bereich besonders von<br />
Eutrophierungsvorgängen betroffen, was sich auch<br />
in der von Ost nach West schlechteren Wasserqualität<br />
bemerkbar macht. Die gesamte Uferlinie beträgt<br />
253 km. Charakteristisch für <strong>das</strong> Südufer sind die<br />
sehr ausgedehnten Flachwasserbereiche am Ufer, die<br />
geringe Ufergliederung sowie ein fast vollständig<br />
geschlossener Siedlungsgürtel. Dagegen zeichnet<br />
sich <strong>das</strong> Nordufer, bedingt durch <strong>das</strong> hügelige<br />
Hinterland, durch eine stärkere Gliederung der<br />
Uferlinie, eine geringere Siedlungsdichte und tiefere<br />
Wasserbereiche aus. Hier befinden sich stellenweise<br />
noch ausgedehnte Schilfbestände. Größere Industrie-<br />
oder landwirtschaftliche Betriebe in Seenähe gibt es<br />
nicht. Private Motorboote sind nicht zugelassen.<br />
Die <strong>über</strong>wiegende Mehrheit der Strände am Plattensee<br />
werden als abgegrenzte Strandanlagen (kommunale<br />
Strandbäder, Campingstrände, Hotelstrände)<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 144<br />
betrieben und der Zugang ist häufig kostenpflichtig.<br />
Vor allem am Südufer gibt es aber auch längere<br />
Abschnitte mit freiem Zugang. Nahezu allen Strandanlagen<br />
gemeinsam ist, <strong>das</strong>s sie landseitig künstlich<br />
aufgeschüttet wurden, seeseitig mit einer Ufermauer<br />
und einem Steinwall befestigt sind und ausgedehnte<br />
Rasenflächen mit mehr oder minder älterem Baumbestand<br />
besitzen.<br />
1.2 Der Velencer See<br />
Auf halbem Weg zwischen Budapest und dem<br />
Plattensee im Komitat Fejér gelegen, stellt auch der<br />
Velencer See (Velencei-tó) ein wichtiges Erholungsgebiet<br />
Ungarns dar. Die Wasseroberfläche des<br />
18,5 km langen und durchschnittlich 2,3 km breiten<br />
Sees beträgt bei einem Wasserstand von 160 cm<br />
rund 24,2 km ² .<br />
Aufgrund der geringen Wassertiefe von durchschnittlich<br />
1,9 m folgt die Wassertemperatur rasch<br />
den Veränderungen der Lufttemperatur. Die mittlere<br />
Wassertemperatur liegt in den Sommermonaten bei<br />
20,5 °C. Auf Grund der geringen Wassertiefe kam es<br />
im Laufe der letzten Jahrhunderte immer wieder<br />
größere Wasserstandsschwankungen, die zeitweise<br />
zum fast völligen Austrocknen des Sees führten. Um<br />
einen gleichmäßigen Wasserstand gewährleisten zu<br />
können und ein Verlanden des See durch die vorrückenden<br />
Schilfbestände zu verhindern, wurden<br />
schon 1880 gewässerregulierende Maßnahmen<br />
eingeleitet. Ab 1970 wurden im Császár-Bach, dem<br />
nordwestlich gelegenen Hauptzufluss des Sees, zwei<br />
Wasserspeicherbecken gebaut. Diese beiden Speicher<br />
können 13,3 Mio. m ³ Wasser, <strong>das</strong> entspricht<br />
30 % des Wasservorrats des Sees, ersetzen. Bei lang<br />
anhaltendem Wassermangel wie beispielsweise im<br />
Sommer 1993 reicht dieser Speicher nicht aus, um<br />
<strong>das</strong> Wasserniveau auf 130 - 170 cm zu halten. Unter<br />
solchen Umständen wurde zusätzlich Wasser aus<br />
einem Trinkwasserspeicher (Schacht von Rákhegy)<br />
zugeführt; dieser Trinkwasserspeicher ist in erster<br />
Linie als Zusatzversorgung im Zusammenhang mit<br />
der geplanten Förderung des Tourismus in den<br />
Gemeinden am Nordufer konzipiert. Der Wasserabfluss<br />
wird <strong>über</strong> den Dinnyés-Kajtor-Kanal sowie die<br />
Schleuse von Dinnyés reguliert. In den trockenen<br />
Jahren 1988 - 1995 wurde kein Wasser abgelassen,<br />
der See war praktisch ohne Abfluss.<br />
Ein weiteres Charakteristikum des Sees sind die<br />
vielen Schilfinseln, die im westlichen Bereich des<br />
Sees besonders großflächig ausgebildet sind; hier<br />
befindet sich auch <strong>das</strong> Naturschutzgebiet (Vogelreservat).<br />
In diesem Abschnitt des Sees blieb <strong>das</strong> Ufer<br />
von Regulierungsmaßnahmen weitgehend verschont.<br />
Der südliche und südöstliche Teil des Sees ist von
einem fast geschlossenen Siedlungsgürtel geprägt,<br />
wo sich auch die meisten öffentlich zugänglichen<br />
Strände befinden. Die ersten Ufersicherungsmaßnahmen<br />
wurden bereits Ende der 1930er Jahre<br />
begonnen und nach dem Krieg fortgeführt, da sich<br />
die Nutzungsansprüche des Sees hin zu Badetourismus<br />
und Wassersport verändert hatte. Hauptziel der<br />
Regulierungsmaßnahmen wie die Uferregulierung<br />
und die Rekonstruktion des Seebettes war die<br />
Ausbildung einer etwa 20 km langen offenen Uferzone.<br />
Bis zur zweiten Hälfte der 90er Jahre wurden<br />
mehr als 90 % der ausgesetzten Regulierungsmaßnahmen<br />
erfüllt und <strong>das</strong> bisherige Verhältnis von<br />
Schilf zu freier Wasserfläche von 60 % zu 40 % hat<br />
sich zugunsten der freien Wasserfläche umgekehrt.<br />
Die Mehrzahl der Strände am Velencer See stellen<br />
geschlossene Strandanlagen dar (kommunale<br />
Strandbäder, Camping- und Hotelstrände), deren<br />
Benutzung kostenpflichtig ist. Wie am Plattensee<br />
sind private Motorboote auf dem Velencer See nicht<br />
gestattet.<br />
1.3 Der Theißsee<br />
Der Theißsee (Tisza-tó), der bis 1989 auch als<br />
Kiskörer Stausee bezeichnet wurde, befindet sich<br />
etwa 140 km östlich von Budapest im Norden der<br />
Ungarischen Tiefebene. Das Gebiet liegt an der<br />
Grenze der Komitate Jász-Nagykun-Szolnok und<br />
Heves, grenzt im Norden aber auch an <strong>das</strong> Komitat<br />
Borsod-Abaúj-Zemplén.<br />
Im Jahr 1973 wurde die Staustufe bei Kisköre in<br />
Betrieb genommen. In der ersten Einstaustufe bis<br />
1973 wurde der Wasserspiegel des Theißsees auf<br />
87,5 m <strong>über</strong> dem Meeresspiegel (Adria) eingestellt,<br />
1985 folgte der Einstau bis auf 89,0 m ü. A., <strong>das</strong><br />
entspricht rund 100 Mio. m³ Wasser. Der Theißsees<br />
erstreckt sich <strong>über</strong> 27 km Länge und die größte<br />
Breite beträgt zwischen Poroszló und Tiszafüred ca.<br />
6 km. Dort wird der See auch von der Eisenbahnlinie<br />
und der Landstraße 33 zwischen Füzesabony und<br />
Debrecen <strong>über</strong>spannt. Die Gesamtfläche des Theißsees<br />
(inkl. einiger Inseln) beträgt 127 km². Außer der<br />
Theiß gibt es zwei weitere Zuflüsse in den Theißsee:<br />
den Bach Rima bei Négyes und den Bach Laskó bei<br />
Sarud.<br />
Durch die Staustufe bei Kisköre wurde die Theiß<br />
nicht komplett aufgestaut, sondern behält weitgehend<br />
den Charakter eines Fließgewässers. Man kann<br />
im Theißsee vier Teilbecken unterscheiden. Vor<br />
allem im Bereich der nördlichen Becken (Tiszavalker<br />
B. und Poroszlóer B.) liegt die Staufläche hinter<br />
dem Uferdamm, rechtsseitig der Theiß. Die Verbindung<br />
zur Theiß besteht nur <strong>über</strong> Kanäle mit Schleusentoren.<br />
Im Bereich des Saruder Beckens, <strong>das</strong> sich<br />
rechtsseitig des Theißbettes befindet, und dem<br />
linksseitig der Theiß gelegenen Abádszalóker<br />
Becken bilden Staubereich und Theißbett eine<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 145<br />
zusammenhängende Wasserfläche. Das Theißbett<br />
mit einer mittleren Wassertiefe von 10 m kreuzt in<br />
diesem Bereich die Staufläche, die nur eine mittlere<br />
Tiefe von 1,9 m hat. Das Theißbett ist hier nicht<br />
mehr durch Uferdämme vom Staubereich getrennt,<br />
der Verlauf zeichnet sich jedoch durch parallel<br />
gelegene Schilfinseln ab. Von den 104 km² Wasserfläche<br />
des Theißsees entfallen 6,8 % auf den Theißlauf<br />
selbst. Die Verweildauer des Wassers im<br />
Staubereich beträgt eine Woche bis acht Monate.<br />
Über die Wintermonate wird ein Großteil des Wassers<br />
abgelassen (Senkung des Wasserspiegels um<br />
etwa 1-2 m), damit im Frühjahr die Hochwässer<br />
aufgenommen werden können.<br />
Mit der Anlage des Stausees wollte man in erster<br />
Linie den Wasserbedarf in der Landwirtschaft<br />
decken. Aber auch die Energieerzeugung, eine<br />
bessere Beschiffbarkeit der Theiß, Hochwasserschutz,<br />
Schutz des Grundwassers, Sicherung der<br />
Trink- und Brauchwasserversorgung sowie die<br />
Nutzung des Sees als Erholungs- und Wassersportgebiet<br />
werden als Gründe aufgeführt.<br />
Hinsichtlich der Nutzung für den Tourismus kann<br />
der Theißsee nicht auf eine so lange Tradition wie<br />
der Balaton zurückblicken. Das Erholungsgebiet<br />
befindet sich erst in der Entwicklung, doch gerade<br />
darin liegt der Reiz. Die Siedlungen liegen nicht<br />
dicht an dicht und die Ufer sind naturnah gestaltet,<br />
ohne Betonmauern oder Blockwurf, und <strong>über</strong> den<br />
Damm frei zugänglich. Die meisten Ferienhaussiedlungen<br />
und Campingplätze liegen direkt hinter dem<br />
Uferdamm, da vor dem Damm ein Bebauungsverbot<br />
besteht. Auf der Wasserfläche hat sich eine artenreiche<br />
Vegetation aus Wasserpflanzen gebildet. Das<br />
Tiszavalker Becken ist als Vogelreservat ausgewiesen,<br />
hier ist von Februar bis Juni Betreten und<br />
Befahren verboten. Oberstes Entwicklungsziel für<br />
dieses Becken ist der Naturschutz. Das Poroszlóer<br />
Becken ist für Angler und Kanufahrer besonders<br />
geeignet, während Segelschiffe mit geringem Tiefgang<br />
auch im Saruder Becken fahren können.<br />
Entwicklungsschwerpunkt für diese beiden Becken<br />
ist der Ökotourismus. Für Wassersport mit Motorbooten<br />
und Jet-Ski, die am Theißsee im Gegensatz<br />
zum Balaton und Velencer See erlaubt sind, eignet<br />
sich <strong>das</strong> Abádszalóker Becken. Der Theißsee ist<br />
auch ein geeignetes Badegewässer, da aufgrund der<br />
geringen Wassertiefe bei entsprechenden Lufttemperaturen<br />
im Sommer auch eine schnelle Erwärmung<br />
des Wasserkörpers (20 – 22 °C) erfolgt. Das Wasser<br />
kann sich jedoch nicht so stark aufheizen wie im<br />
Balaton oder Velencer See, da ein ständiger Austausch<br />
besonders <strong>über</strong> die in den 80 Jahren ausgebaggerten<br />
Verbindungskanäle zwischen der Theiß<br />
und dem See stattfindet.
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
2.1.1 Balaton<br />
Aktuelle Grundlage für den Gewässerschutz am<br />
Plattensee ist eine gemeinsame, ministerielle Verordnung<br />
des Ministeriums für Umwelt- und Wasserwesens<br />
sowie des Gesundheitsministeriums aus<br />
dem letzten Jahr [16/2001. (K.Ért. 7.) KöM-KöViM-<br />
EüM]. In enger Zusammenarbeit der Ministerien<br />
bzw. ihrer jeweiligen Regionalbehörden wird weiterhin<br />
ein Monitoring-Programm am Balaton durchgeführt.<br />
Dieses schreibt für die drei den Plattensee<br />
berührenden Verwaltungsdistrikte (Komitate), Zala,<br />
Veszprém und Somogy zahlreiche Untersuchungspunkte<br />
vor, wobei sich die Messpunkte auf Zuflüsse,<br />
Abwasserreinigungsanlagen im Einzugsgebiet, auf<br />
Buchten, Flussmündungen, die Freiwasserzone und<br />
ausgewiesene Strände beziehen. In diesem Jahr<br />
waren 28 Strände in diesem Programm vertreten.<br />
Diese Untersuchungen obliegen dem Umweltamt<br />
Mitteltransdanubien in Székesfehérvár (Középdunántuli<br />
Környezetvédelmi Felügyelöség) (im<br />
Weiteren nur noch Umweltamt genannt) und sind in<br />
einem ebenfalls in dieser Verordnung festgelegten<br />
Umfang und Zeitraum durchzuführen. Im Gegensatz<br />
zu den vergangenen beiden Jahren werden in diesem<br />
Jahr vom Umweltamt keine weiteren Strände im<br />
Rahmen des Monitoringprogramms untersucht.<br />
Diese 28 Strände werden vom 1. Mai bis zum 30.<br />
September in einem 14-tägigen Turnus untersucht.<br />
Bei einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung wird die Probenahme<br />
einige Tage später wiederholt. Nach der<br />
ungarischen Norm für die Überwachung Wasserqualität<br />
von Oberflächengewässern (Magyar Szabvány<br />
12749:1993) werden die Proben auf fünf Parameter-<br />
Gruppen hin untersucht: (A) Sauerstoffhaushalt, (B)<br />
Nährstoffe (N- und P-Verbindungen sowie Chl a<br />
Gehalt), (C) Mikrobiologie (Hygieneparameter), (D)<br />
Mikroverunreinigungen (anorganische und organische<br />
Stoffe: z. B. Schwermetalle, Öle, PCP, radioaktive<br />
Stoffe, ökotoxikologische Tests) und (E) Sonstige<br />
(pH, Mineralien). An den ADAC-Sommerservice<br />
2002 wurden die Daten der Parametergruppe<br />
C (Mikrobiologie) sowie der Chlorophyll a-Gehalt<br />
weitergeleitet. Die vom Umweltamt genommenen<br />
Proben werden für die mikrobiologischen Untersuchungen<br />
an die drei Komitatsgesundheitsämter<br />
(Állami Népegészégügyi és Tisziorvosi Solgálat<br />
ÁNTSZ) weitergeleitet, die Chlorophyll a Bestimmung<br />
obliegt dem Umweltamt. Dar<strong>über</strong> hinaus ist<br />
gesetzlich für alle Badegewässer festgeschrieben<br />
[273/2001](XII.21) Korm. rendelt], <strong>das</strong>s die Strandbetreiber<br />
(Gemeinden oder Privatpersonen) auf<br />
eigene Kosten mikrobiologische Untersuchungen<br />
durchführen lassen müssen. Diese Untersuchungen<br />
finden in der Regel monatlich statt. Diese Ergebnisse<br />
sind nicht öffentlich zugänglich. Auch hier sind<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 146<br />
die jeweiligen Parameter-Gruppen sowie die Analyse-<br />
und Bewertungsverfahren sind in der Ungarischen<br />
Norm zur Überwachung der Wasserqualität<br />
von Oberflächengewässern verbindlich festgelegt.<br />
Im Komitat Veszprém lag aus den letzten Jahren die<br />
Genehmigung von einigen Strandbetreibern u. a. von<br />
den Campingstränden der Balatontourist AG, für<br />
eine Weiterleitung der Daten an den ADAC-<br />
Sommerservice vor. Die Daten der Campingstrände<br />
der Siotour AG wurden <strong>über</strong> <strong>das</strong> Umweltamt<br />
Székesfehérvár an den Regionalbearbeiter des<br />
ADAC weitergeleitet. Vom Gesundheitsamt des<br />
Komitats Veszprém wurde 2002 von 35, aus dem<br />
Komitat Zala von 2 und aus dem Komitat Somogy<br />
von 3 weiteren Stränden die gewässerhygienischen<br />
Daten <strong>über</strong>mittelt.<br />
So fanden zusätzlich zu den vom Umweltamt <strong>über</strong>mittelten<br />
Daten von 34 Stränden (28 aus dem Monitoringprogramm<br />
und 6 Siotour AG Strände) noch<br />
weitere 34 Strände im diesjährigen ADAC-Sommerservice<br />
Beachtung. 6 Strände (die kommunalen<br />
Strände von Balatonakáli, Szigliget, und Csopak, der<br />
Vak Bottyán Strand von Balatonkenese, der Eszterházy<br />
Strand in Balatonfüred und der Club Aliga<br />
in Balatonaliga) waren sowohl im 14-tägigen Monitoringprogramm<br />
des Umweltamtes als auch im<br />
monatlichen Routineturnus des ANTSZ vertreten.<br />
Für diese Strände liegen daher deutlich mehr Datenpunkte<br />
vor.<br />
Zur Überwachung der Algenentwicklung (Chlorophyall<br />
a Gehalt in mg/m³) werden vom Umweltamt<br />
zusätzlich zu den Probenahmen an den 28<br />
ausgewiesenen Stränden in den Seemitten der vier<br />
Becken des Balatons sowie an vier ausgewählten<br />
Stränden der vier Becken wöchentlich Proben<br />
genommen.<br />
2.1.2 Velencer See<br />
Ähnlich wie am Plattensee besteht am Velencer See<br />
und seinem Einzugsgebiet ein größeres Netz von<br />
Messstellen. Am See selber werden vom Umweltamt<br />
Mitteltransdanubien an 9 ausgewählten Stränden<br />
Proben entnommen und die Parametergruppen und<br />
Methoden erfolgen wie am Balaton nach der ungarischen<br />
Norm für die Überwachung der Wasserqualität<br />
von Oberflächengewässern (Magyar Szabvány<br />
12749:1993). So waren auch in diesem Jahr diese<br />
9 Strände vom Velencer See im ADAC-Sommerservice<br />
vertreten. Die Durchführung der mikrobiologischen<br />
Messungen obliegt dem Gesundheitsamt des<br />
Komitats Fejér in Székesfehérvár. Die zweiwöchentliche<br />
Überwachung der Algenentwicklung (Chlorophyll-a-Gehalt)<br />
obliegt dem Umweltamt. Zusätzlich<br />
wurden auch am Velencer See wöchentlich an vier<br />
ausgewählten Stellen im Freiwasser und an Stränden<br />
Chlorophyll-Proben entnommen.
2.1.3 Theißsee<br />
Für den Theißsee gilt als Gesetzesgrundlage die<br />
Vorschrift für alle Badegewässer in Ungarn<br />
(273/2001.(XII.21)). Hier untersuchen die zuständigen<br />
Gesundheitsämter der Komitate Jasz-Nagyunk-<br />
Szolnok und Heves an allen 6 Stränden am Theißsee<br />
in zweiwöchentlichem Abstand die Wasserqualität.<br />
Die in dieser Vorschrift festgelegten Parametergruppen<br />
und Methoden unterliegen der Bestimmung für<br />
die ungarische Norm für die Überwachung der<br />
Wasserqualität von Oberflächengewässern (Magyar<br />
Szabvány 12749:1993). Diese Untersuchung ist für<br />
die Strandbetreiber kostenpflichtig und daher sind<br />
die Daten nicht öffentlich zugänglich. Die freiwillige<br />
Weiterleitung der Daten <strong>über</strong> die Mitarbeiterinnen<br />
des Tourismusbüros in Tiszafüred verlief in diesem<br />
Jahr nur unzureichend, es waren 5 Strände an dem<br />
Messprogramm für den ADAC-Sommerservice<br />
beteiligt. Es wurden aber von keinem Strand ausreichend<br />
Daten für eine Endauswertung <strong>über</strong>liefert.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
In der Ungarischen Norm zur mikrobiologischen<br />
Untersuchung der Badegewässer (MSZ13690/<br />
3:1989) werden für nicht fließende Gewässer zwei<br />
Kategorien unterschieden: zum Baden geeignet und<br />
zum Baden nicht geeignet. An den 28 Monitoringstränden<br />
vom Balaton, den 9 Stränden vom<br />
Velencer See sowie an den übrigen Stränden werden<br />
die Hygiene-Parameter Gesamtkoliforme, E. coli<br />
und Enterococcen (bzw. Fäkalstreptococcen) sowie<br />
der Chlorophyll a-Gehalt ermittelt. Salmonellen und<br />
Enteroviren werden nicht regelmäßig erfasst. Nach<br />
den neusten Bestimmungen zur Untersuchung von<br />
Badegewässern [273/2001.(XII.21.)] wurden die<br />
Richt- und Grenzwerte der EU angeglichen. Lediglich<br />
bei den Enterococcen gibt es zusätzlich zu dem<br />
EU konformen Richtwert von 100 kbE/100ml einen<br />
Grenzwert von 300 kbE/100 ml. Die Gesamtkoliformen<br />
(kbE/100ml) werden mit Hilfe der Membranfiltermethode<br />
(MSZ ISO 9308-1/MSZ ISO 9308-<br />
2), die E. coli Konzentration auch mittels der Membranfiltermethode<br />
(MSZ ISO 9308-1) oder mittels der<br />
Mikromethode (MSZ EN ISO 9308-3) gemessen.<br />
Fäkalenterococcen/1 ml werden ebenfalls durch die<br />
Membranfiltermethode oder mittels Flüssigkeitsanreicherung<br />
(MSZ EN ISO 7899-1/ MSZ EN ISO<br />
7899-2) ermittelt.<br />
Weiterhin wird der Chlorophyll-a Gehalt in mg/m³<br />
bestimmt (MSZ ISO 10260). Hierbei gelten für die<br />
Bemessung der Wasserqualität der Richtwert von<br />
25 mg Chl a / m³ bzw. der Grenzwert von 75 mg<br />
Chl a / m³. Die mikrobiologischen Untersuchungen<br />
werden an allen Stränden von den jeweiligen Komitatsgesundheitsämtern<br />
durchgeführt. Wobei an den<br />
28 Monitoringstränden des Balatons, den 9 Stränden<br />
des Velencer Sees sowie an den Stränden des Theiß-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 147<br />
sees in einem 14-tägigen Rhythmus beprobt wird, an<br />
den übrigen Stränden des Balatons nur monatlich.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Die Gesundheitsämter schicken monatlich eine<br />
offizielle Mitteilung an die Stadtverwaltung, die<br />
Auskunft dar<strong>über</strong> gibt, ob der entsprechende Strand<br />
zum Baden geeignet ist oder nicht. Die Bürgermeisterämter<br />
sind angehalten, dieses Schreiben an den<br />
Strandbetreiber weiterzuleiten, der es im Eingangsbereich<br />
aufhängen soll. Im Falle einer Richt- bzw.<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitung werden von Seiten der<br />
Gesundheitsämter in der Regel nach einigen Tagen<br />
Zusatzuntersuchungen an den entsprechenden<br />
Stellen durchgeführt. In der Regel beschränkt sich<br />
die Aufgabe der Untersuchungsbehörden auf die<br />
Information und fachliche Beratung der lokalen<br />
Entscheidungsträger, wie die örtlichen Ordnungsbehörden.<br />
Diese erlassen gegebenenfalls Beschränkungen<br />
des Badebetriebes oder ein Badeverbot. Lediglich<br />
bei wiederholt festgestellten bzw. bekannten<br />
Belastungs- oder Gefahrenpunkten (Fluss- bzw.<br />
Bachmündungen, ARA-Einleitung, Bootskorridore,<br />
Hafenanlagen) bestehen bereits generelle Einschränkungen<br />
bzw. Verbote des Badebetriebes oder können<br />
von den Umwelt- bzw. Gesundheitsbehörden<br />
angeordnet werden.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Wie in den vergangenen Jahren <strong>über</strong>nahm auch in<br />
diesem Jahr wieder <strong>das</strong> Umweltamt in Székesfehérvár<br />
die Koordinierung der Daten<strong>über</strong>mittlung zur<br />
Gewässergüte des Balatons und des Velencer Sees<br />
and den ADAC-Sommerservice. Es wurden die<br />
Hygienemesswerte der Parametergruppe C (Mikrobiologie)<br />
der vier beteiligten Komitatsgesundheitsämter<br />
sowie der Chlorophyll a-Gehalt am Balaton<br />
und des Velencer Sees zentral im Umweltamt erfasst<br />
und dann via Fax an die ADAC-Regionalbearbeiterin<br />
weitergeleitet. Die Ergebnisse der<br />
gewässerhygienischen Messungen (auch bei Wiederholungs-Messungen)<br />
lagen in der Regel unmittelbar<br />
nach der Auswertung vor, was meist einer<br />
Woche nach der Probennahme entsprach. Die Daten<br />
zur aktuellen Algenentwicklung, die vom Umweltamt<br />
in den 4 Seebecken erhoben wurden, konnten<br />
auf der Internetseite des Umweltministeriums<br />
(www.ktm.hu) eingesehen werden wo sie 14-tägig<br />
aktualisiert werden. Dort wurde auch die Auswertung<br />
der Daten gemäß der ungarischen Norm im<br />
Rahmen des „Informationssystems zur Wasserqualität<br />
des Balatons und des Velencer Sees“ der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht.
Die Übermittlung der gewässerhygienischen Daten<br />
der übrigen Strände erfolgten <strong>über</strong> die jeweiligen<br />
Gesundheitsämter in Veszprém, Zala und Somogy.<br />
Hier wurden monatlich die Daten der Strände, für<br />
die eine Erlaubnis zur Weiterleitung der Daten<br />
bestand, entweder zusammengefasst oder die Originaldatenblätter<br />
per Fax an die Regionalbearbeiterin<br />
weitergeleitet. Hier lagen die Daten etwa ein bis<br />
zwei Wochen nach Probennahme vor.<br />
Die Daten vom Theißsee wurden von den Strandbetreibern<br />
an <strong>das</strong> Regionale Tourismus Projektbüro<br />
des Theißsees gesendet, dort gesammelt und per<br />
Post an die Regionalbearbeiterin <strong>über</strong>mittelt. Leider<br />
war auch in diesem Jahr der Informationsfluss<br />
spärlich. Es wurden zwar regelmäßig Proben von<br />
den Gesundheitsämtern durchgeführt, deren Ergebnisse<br />
auch auf der Internetseite des Ministeriums für<br />
Umwelt und Wasserwesens (www.ktm.hu) eingesehen<br />
werden konnten, aber die Rohdaten wurden von<br />
den Strandbetreibern jedoch nicht alle und nicht<br />
regelmäßig weitergeleitet.<br />
Für Informationen aus dem touristischen Umfeld<br />
standen die jeweiligen Regionalvertretungen des<br />
ungarischen Tourismusamtes zur Verfügung, für den<br />
Balaton die Mitarbeiter des Büros für Tourismus<br />
Projekte in Balatonfüred, für den Velencer See die<br />
Mitarbeiter der Marketing Leitung der Region<br />
Mittel-Transdanubien in Agárd und für den Theißsee<br />
die Mitabeiter des Tourismus-Projektbüros in<br />
Tiszafüred.<br />
Weitere für den ADAC-Sommerservice relevante<br />
Informationen konnten durch den Ausbau der<br />
Kontakte zu Institutionen und Behörden wie beispielsweise<br />
der Balaton Vereinigung (Balatoni<br />
Szövetségi), dem Limnologischen Institut in Tihany,<br />
der Polizeidirektion Veszprém, den Direktionen der<br />
Wasserwirtschaftsämter in Siófok, Székesfehérvár,<br />
Szolnok und Kisköre, dem Wasserwerk in Siófok<br />
aber auch durch die beiden großen privaten Campingplatzbetreiber<br />
Balatontourist AG und Siotour<br />
AG sowie der Auswertung der lokalen und internationalen<br />
Presse und aus dem Internet gewonnen<br />
worden.<br />
3.2 Öffentliche Bekanntmachung von Wasserqualitätsdaten<br />
Um eine umfassende Bekanntmachung der öffentlich-rechtlichen<br />
und der gemeinnützigen Daten zu<br />
begünstigen, haben die regionalen Organisationen<br />
des Ministeriums für Umwelt und Wasserwirtschaft<br />
und des Ministeriums für Gesundheit Sozial- und<br />
Familiensachen und die Aufsichtsämter für Umwelt<br />
in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Gesundheits-<br />
und Amtsarztdienstes für die SommersSaison<br />
<strong>das</strong> “Informationssystem für den Plattensee und den<br />
Velencer See” initiiert. Die Veröffentlichung der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 148<br />
Ergebnisse der Wasserqualitätsuntersuchungen<br />
sowohl der 28 Monitoringstrände am Balaton als<br />
auch der 9 Strände des Velencer Sees erfolgen in<br />
einem Farbensystem, <strong>das</strong> auf drei Farbstufen beruht.<br />
Blau: Wasserqualität ist exzellent, Grün: Wasserqualität<br />
ist ausreichend, Schwarz: Wasserqualität war<br />
bei wiederholten Messungen unzureichend. Weiße<br />
Farbmarkierung bedeutet, <strong>das</strong>s an diesem Messpunkt<br />
die Messung wiederholt wird. Die Farbskalierung<br />
ergibt sich aus einer Kombination der gewässerhygienischen<br />
Untersuchungen bezüglich der mikrobiologischen<br />
Parameter sowie des Chlorophyll-<br />
Gehaltes. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse<br />
erfolgt via Internet (www.ktm.hu/balaton) und an<br />
Informationstafeln an den Stränden. Zusätzlich<br />
werden die Daten der wöchentlichen Chlorophylluntersuchungen<br />
im Rahmen einer Vorhersage zur<br />
Algenentwicklung im Internet veröffentlicht. Für die<br />
Medien wird wöchentlich eine kurze Zusammenfassung<br />
erstellt. Seit diesem Jahr betreibt auch <strong>das</strong><br />
Umweltamt Mittlere Theiß ein nach dem gleichen<br />
Muster funktionierendes Informationssystem<br />
(www.ktm.hu/balaton). Zusätzlich können die<br />
Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen<br />
der übrigen Strände <strong>über</strong> die homepage der ungarischen<br />
Gesundheitsämter (www.antsz.hu) abgerufen<br />
werden.<br />
4. Badesaison 2000<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
4.1.1 Balaton<br />
Bis vor einigen Jahren wurden die Daten zur touristischen<br />
Entwicklung am Balaton jeweils getrennt in<br />
den einzelnen Komitaten erhoben. Die Auswertung<br />
der Daten von 1985 im Vergleich zu der Entwicklung<br />
von 1990 bis 1996 zeigt, <strong>das</strong>s bis 1992 deutlich<br />
weniger Gäste kamen und bis 1996 die Anzahl stabil<br />
auf diesem niedrigen Niveau blieb. Besonders<br />
betroffen waren <strong>das</strong> Nordufer (Komitat Veszprém)<br />
und <strong>das</strong> Südufer (Komitat Somogy) mit einem<br />
Anteil von nur noch 73 % bzw. 58 % der Gäste aus<br />
dem Jahr 1985. Der westliche Bereich des Sees<br />
(Komitat Zala) konnte allerdings eine Zunahme auf<br />
112 % verzeichnen. Während in dieser Zeit die<br />
Privatzimmervermietung rund um den Balaton<br />
zurückging, registrierten Hotels und Ferienhäuser<br />
eine Zunahme an Gästen. Auf den Campingplätzen<br />
am Südufer ging die Zahl der Gäste zurück, am<br />
Nordufer blieb sie konstant und am Westufer gab es<br />
eine Zunahme an Campinggästen.<br />
Inzwischen werden die Daten für <strong>das</strong> gesamte<br />
Erholungsgebiet Balaton erhoben, <strong>das</strong> 164 Gemeinden<br />
in den drei Komitaten rund um den See umfasst.<br />
Seit 2000 gibt es auch bezüglich der Gäste in Privatunterkünften<br />
statistische Aufzeichnungen. Die dort<br />
registrierten Gäste stammten zu 80 % aus dem<br />
Ausland. Beispielsweise wurden im Jahr 2000 rund
1,3 Mio. Gäste am Balaton registriert, davon 24 % in<br />
Privatunterkünften.<br />
Betrachtet man nur die Gäste in den gewerblichen<br />
Unterkünften, so konnten im Jahr 2001 rund 1 Mio.<br />
Gäste verzeichnet werden, was einen leichten<br />
Anstieg zum Vorjahr bedeutete. Dabei kamen rund<br />
die Hälfte (48 %) der Gäste aus Ungarn und ein<br />
Drittel (30 %) aus Deutschland, <strong>das</strong> entspricht etwa<br />
59 % aller ausländischen Gäste. Die Anzahl der<br />
deutschen Touristen blieb in etwa auf dem Vorjahresniveau.<br />
Mit großem Abstand folgen dann die<br />
Österreicher (5,6 %, bezogen auf die Gästezahl<br />
insgesamt), die Niederländer (3,0 %), die Dänen<br />
(1,9 %) und die Polen (1,2 %). Die Anzahl der Gäste<br />
der übrigen Länder ist sehr gering. Die Gäste blieben<br />
durchschnittlich 4.81 Tage. Dabei blieben die<br />
ungarischen Gäste durchschnittlich nur 3.24 Tage,<br />
während die ausländischen Gäste 6.28 Tage blieben,<br />
diese Werte entsprechen in etwa den Daten aus dem<br />
Vorjahr. Bevorzugte Unterkünfte (etwa zu zwei<br />
Drittel) sind sowohl bei den Ungarn als auch bei den<br />
ausländischen Gästen die Hotels, <strong>über</strong>wiegend die<br />
höherklassigen Hotels (drei und vier Sterne). Hinter<br />
den Hotels liegen die Campingplätze bei ausländischen<br />
Gästen an zweiter Stelle der Beliebtheitsskala,<br />
dort verbrachten im Jahr 2001 25 % ihren Urlaub.<br />
Die Ungarn ziehen die Jugendherbergen (14 %) den<br />
Campingplätzen (10 %) als Übernachtungsstätten<br />
vor.<br />
Die Tendenz der ersten fünf Monate des Jahres 2002<br />
zeigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine<br />
leichte Zunahme der Gäste um etwa 8 %, dabei ist<br />
besonders der Anteil ausländischer Gäste angestiegen.<br />
4.1.2 Velencer See<br />
Der Tourismus am Velencer See ist vor allem von<br />
inländischen Urlaubern geprägt. Von 1980 bis 1999<br />
hat sich die Kapazität der Unterkünfte versechsfacht;<br />
die Hälfte aller Unterkunftsmöglichkeiten steht auf<br />
Campingplätzen zur Verfügung, ein Viertel sind<br />
Privatunterkünfte und 8 % der gesamten Übernachtungskapazität<br />
wird von Hotels bereitgestellt. Bis<br />
1999 ist die Anzahl der Gäste auf <strong>das</strong> Dreifache<br />
angestiegen und die Anzahl der Übernachtungen hat<br />
sich vervierfacht. Im Jahr 1999 wurden in den<br />
gewerblichen und privaten Unterkünften mehr als<br />
88.000 Gäste gezählt - fast 30.000 davon aus dem<br />
Ausland - die insgesamt nahezu 390.000 Übernachtungen<br />
in dem Gebiet ergaben. Im Jahr 2001 kamen<br />
im Vergleich zum Vorjahr insgesamt etwas weniger<br />
Gäste an den Velencer See, dabei lag der Anteil der<br />
inländischen Gäste bei 75 %. Verbunden damit gab<br />
es auch weniger Übernachtungen. Ein Trend der<br />
auch schon 2000 vorlag. Besonders bei den ausländischen<br />
Gästen machen sich die rückläufigen Gästezahlen<br />
bemerkbar. Allerdings blieben die ausländischen<br />
Gäste mit durchschnittlich 6,4 Nächten deut-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 149<br />
lich länger als die inländischen Gäste, die den<br />
Velencer See oft nur für ein verlängertes Wochenende<br />
besuchten. Der Hauptanteil der ausländischen<br />
Gäste kommt auch weiterhin aus Deutschland und<br />
Holland, die relativen Zahlen sind jedoch rückläufig,<br />
wo hingegen die Anzahl der Gäste aus Osteuropa<br />
zunimmt. Für die ersten 6 Monate des Jahres 2002<br />
deutet sich an, <strong>das</strong>s für diesen Zeitraum die Gäste-<br />
und Übernachtungszahlen im Vergleich zum Jahr<br />
2001 annähernd konstant geblieben sind.<br />
4.1.3 Theißsee<br />
Der Theißsee wird hauptsächlich von inländischen<br />
Gästen besucht. Schon bald nach der Aufstauung<br />
machte sich der See einen Namen als Anglerparadies.<br />
Mit den zunehmenden Besucherzahlen wurden<br />
auch die Handels- und Dienstleistungsangebote<br />
erweitert, der gezielte Ausbau der Infrastruktur und<br />
des Telefonnetzes erfolgte erst später.<br />
Umfassende, für den Tourismus relevante Daten,<br />
liegen für den Zeitraum von 1990 bis 1998 vor. Sie<br />
beziehen sich auf 20 Gemeinden am See und in<br />
unmittelbarer Umgebung. Laut einer Studie wurden<br />
35.332 Gäste im Jahr 1998 registriert, davon waren<br />
82 % Ungarn. Ebenso viele Gäste gab es im Jahr<br />
1990. Unmittelbar nach der Grenzöffnung lag<br />
damals der Anteil der Gäste aus dem Ausland sehr<br />
hoch (33 %). Während im Jahr 1995 mit 38.779<br />
Gästen wohl bisher <strong>das</strong> Maximum erreicht wurde,<br />
fiel die Zahl im darauf folgenden Jahr auf 32.575<br />
Gäste zurück. Seitdem steigt die Anzahl der Gäste<br />
wieder kontinuierlich. Der Anteil der ausländischen<br />
Gäste liegt seit 1995 zwischen 17 und 21 %. Vor<br />
allem der Angeltourismus zeigte in den letzten<br />
Jahren eine schnelle Entwicklung, aber auch immer<br />
mehr Familien besuchen den Theißsee. Besonders<br />
im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok ist der Anteil des<br />
Theißsees am gesamten Tourismusaufkommen des<br />
Komitats sehr hoch (42,8 % im Jahr 1998). In den<br />
Städten Tiszafüred und Abádszalók (Komitat J.-N.-<br />
Sz.) verbrachten 85 % der Gäste des Theißsees ihren<br />
Urlaub. Im Jahr 1990 betrug die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer 4,7 Tage und 1998 bleiben die<br />
Gäste durchschnittlich 3,8 Tage. Die ausländischen<br />
Gäste blieben durchschnittlich 5,8 (1990) bzw. 7,3<br />
(1998) Tage am Theißsee.<br />
Die touristischen Daten aus dem Jahre 2001 zeigen,<br />
<strong>das</strong> sich die touristische Situation am Theiß-See<br />
nach der Zyanidkatastrophe 2000 wieder erholt. Im<br />
Jahr 2001 besuchten in den gewerblichen Unterkünften<br />
73.006 Gäste die gesamte Theißsee-Region,<br />
welche 67 Gemeinden in den Komitaten Heves,<br />
Jász-Nagykun-Szolnok, Borsod-Abaúj-Zemplén und<br />
Hajdú-Bihár umfasst. Das ist eine Steigerung der<br />
Gästezahlen im Vergleich zum Jahr 2000 um<br />
12,6 %. Bei diesen Gästen handelt es sich zu etwa<br />
74 % um inländische Gäste.
Für <strong>das</strong> Jahr 2002 liegen Daten aus 20 Gemeinden<br />
der unmittelbaren Theißsee Umgebung von Januar<br />
bis Juni vor. In diesem Zeitraum besuchten 27.162<br />
Gäste die Region. Damit stieg die Anzahl der Gäste<br />
2002 auf 114 % der Anzahl im gleichen Zeitraum<br />
des Vorjahres und auch die Anzahl der Übernachtungen<br />
ist etwas um den gleichen Anteil angestiegen.<br />
Dabei lag der Anteil der ausländischen Gäste<br />
nur bei knapp 23 %. Die meisten ausländischen<br />
Gäste kamen im Jahr 2001 aus Deutschland (8,3 %),<br />
Polen (1,8 %), der Slowakei (1,5 %), Österreich<br />
(1,4 %) und Holland (1,1 %).<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
4.2.1 Balaton<br />
In der gesamten Uferregion des Plattensees werden<br />
die Abwässer der Seegemeinden in 7 Teilregionen<br />
getrennt gesammelt und den jeweiligen Regional-<br />
Klärwerken (12) zugeführt. Bei der Entsorgung der<br />
gereinigten Abwässer werden drei unterschiedliche<br />
Wege beschritten: Die Ausleitung in Fremdeinzugsgebiete<br />
(1. Priorität), die Einleitung nach weiterer<br />
Nachbehandlung durch natürliche Schilfkläranlagen/Schönungsteiche<br />
etc. (2. Priorität) und schließlich<br />
die unmittelbare Einleitung in den Plattensee<br />
(direkt oder <strong>über</strong> Vorfluter). Vier Teilregionen (I, II,<br />
VI und VII) mit insgesamt sechs Klärwerken,<br />
darunter die größeren Agglomerationen (Siófok,<br />
Füred) leiten ihre gereinigten Abwässer heute in<br />
Fremdeinzugsgebiete aus. Eine weitere größere<br />
Teilregion (IV/ Keszthely) mit einem Klärwerk nutzt<br />
<strong>das</strong> große Schilfgebiet des Kis-Balaton im Delta des<br />
Flusses Zala als nachgeschaltete Pflanzenkläranlage.<br />
Über Vorfluter oder Direkteinleitung erhält der<br />
Plattensee die gereinigten Abwässer aus 19 Kläranlagen.<br />
Hiervon liegen sieben Anlagen im weiteren<br />
(Zala, Kis-Balaton) und sieben an kleineren Vorflutern<br />
im näheren Einzugsgebiet. Fünf Kläranlagen<br />
liegen direkt am Ufer (Teilregionen V und VI) und<br />
leiten die gereinigten Abwässer aus vier Kommunen<br />
und einem Campingplatz direkt in den Plattensee.<br />
Bei den meisten Kläranlagen handelt es sich um<br />
dreistufige Anlagen mit Phosphateliminierung. Die<br />
Anlagen werden von privaten Aktiengesellschaften<br />
betrieben, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist.<br />
In den letzten Jahren wurde <strong>das</strong> Kanalnetz der<br />
einzelnen Regionen weiter ausgebaut, die Kapazitäten<br />
der Regionalklärwerke entsprechend erhöht<br />
sowie die Menge des <strong>über</strong> Vorfluter oder direkt<br />
eingeleiteten (gereinigten) Abwassers nochmals<br />
reduziert. Nach Abschluss der laufenden Baumaßnahmen<br />
in Teilregion V - Badacsonytördemic/Nemesgulács<br />
wird sich die Zahl der Direkteinleiter<br />
von fünf auf drei reduzieren. Seit Ende des<br />
Jahres 1998 wurde durch Ausweitung der Verbundsysteme<br />
und Zentralisierung der Abwasserreinigung<br />
(Region IV Keszthely) die Menge des im Kis-<br />
Balaton Schilfgebiet nachbehandelten Abwassers<br />
erhöht. In zwei Teilregionen, aus denen geklärte<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 150<br />
Abwässer ausgeleitet werden, Siófok (Teilregion I)<br />
und Balatonfökajár (Teilregion VII) wurden die<br />
bestehenden Kapazitäten durch Erweiterung des<br />
Kanalnetzes bereits erhöht. Desgleichen ist für<br />
Balatonfüred (Teilregion VI) für die nächsten Jahre<br />
geplant.<br />
Daten zum Anschlussgrad der privaten Haushalte<br />
der drei Bezirke an <strong>das</strong> Kanalisationsnetz liegen für<br />
<strong>das</strong> Jahr 1996 vor. Danach betrug der Anschlussgrad<br />
im Bezirk Somogy (Südufer) 35 % (geplant für <strong>das</strong><br />
Jahr 2010: 63 %), im Bezirk Veszprém (Nordufer)<br />
39 % (geplant für <strong>das</strong> Jahr 2010: 74 %) und im<br />
Bezirk Zala (Westufer) 47 % (geplant für <strong>das</strong> Jahr<br />
2010: 70 %).<br />
4.2.2 Velencer See<br />
Hauptziel am Velencer See ist ebenfalls, die gereinigten<br />
Abwässer nicht in den See zu leiten, sondern<br />
aus dem Gebiet abzuleiten. In fast allen direkt am<br />
See gelegenen Gemeinden besteht ein Kanalisationsnetz,<br />
<strong>das</strong> allerdings noch nicht vollständig<br />
ausgebaut ist. Ebenso ist der Anschlussgrad der<br />
privaten Haushalte in den einzelnen Gemeinden zum<br />
Teil noch recht gering. So liegt er in Agárd/Gárdony<br />
bei 89 %, in Velence bei 54 %, in Kápolnásnyék bei<br />
33 %. Die Abwässer der Seegemeinden werden<br />
durch 11 Pumpwerke der Kläranlage von Agárd<br />
zugeleitet, gereinigt und <strong>über</strong> den Dinnyés-Kajtor-<br />
Kanal aus dem Einzugsgebiet des Sees ausgeleitet.<br />
4.2.3 Theißsee<br />
Im Gebiet des Theißsees wurde in den letzten Jahren<br />
<strong>das</strong> Kanalnetz zur Abwasserentsorgung in den<br />
seenahen Gemeinden Sarud, Tiszanána, Kisköre,<br />
Poroszló, Abádszalók und Tiszafüred zu 90-100 %<br />
ausgebaut. Abwasserreinigungsanlagen befinden<br />
sich in Kisköre, Abádszalók und Tiszafüred. Im<br />
weiteren Umland ist die Abwasserentsorgung meist<br />
individuell für die einzelnen Haushalte geregelt,<br />
z. B. indem <strong>das</strong> Wasser in Abwasserkammern<br />
gesammelt wird und regelmäßig abgepumpt und<br />
entsorgt wird.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
4.3.1 Balaton<br />
Von insgesamt 68 Stränden gehen 54 in die Gesamtbewertung<br />
der Saison ein, bei 14 Stränden lagen<br />
weniger als 4 Messungen vor. Im Komitat Veszprém<br />
konnten im Vergleich zum Vorjahr Strände bzw.<br />
deren Betreiber hinzugewonnen werden und im<br />
Komitat Somogy fielen <strong>über</strong>wiegend die Strände aus<br />
dem Programm, an denen nicht ausreichend Proben<br />
zur Bewertung vorlagen. Die Anzahl der Strände im<br />
Komitat Zala ist gleich geblieben. Wie schon in den<br />
vergangenen Jahren gab es auch in dieser Saison in<br />
Bezug auf die Badegewässerqualität am Plattensee<br />
ein <strong>über</strong>wiegend positives Ergebnis. Es wurden<br />
während der gesamten Saison keine Badeverbote
verhängt. Lediglich am Anfang der Saison im Juni<br />
und in der ersten Augustwoche kam es an insgesamt<br />
4 Stränden zu kurzfristigen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
nach EU-Norm für bestimmte Darmbakterien.<br />
Das waren der freie Libás Strand in<br />
Kestzhely, der Fövényes Strand in Balatonfüszfö,<br />
der Club Aliga Strand in Balatonaliga und der<br />
Aranypart Strand in Siófok. Wiederholte Kontrolluntersuchungen<br />
wenige Tage später ergaben jedoch<br />
allesamt wieder Ergebnisse, die unterhalb der<br />
Grenzwerte lagen. Da keine ungewöhnlichen Ereignisse,<br />
wie z. B. defekte Kläranlagen vorlagen, bleibt<br />
als Erklärungsmöglichkeit für die Überschreitungen<br />
im Juni der hohe Besucherandrang vom vorangegangenen<br />
Wochenende, denn <strong>das</strong> schon tagelang<br />
anhaltende gute Wetter mit warmen Wassertemperaturen<br />
schuf optimale Bedingungen für die Entwicklung<br />
der Bakterien. Für die Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
Anfang August an einigen Stränden könnte<br />
sowohl der Sturm als auch die heftigen Regenfälle in<br />
dieser Zeit eine Erklärung sein. Der Sturm konnte<br />
aufgrund des niedrigen Wasserstandes viel Sediment<br />
aus dem Untergrund aufwirbeln und der Regen<br />
belastetes Sediment aus den umgebende landwirtschaftlichen<br />
Flächen punktuell einspülen.<br />
Insgesamt verringerte sich die Zahl der Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr, so <strong>das</strong>s in<br />
der Gesamtjahresbewertung mehr Stränden (19) eine<br />
sehr gute Wasserqualität bescheinigt werden konnte.<br />
Algenentwicklung<br />
Während der Sommersaison 2002 trat keine <strong>über</strong>mäßige<br />
Algenentwicklung auf. Nach wöchentlichen<br />
Untersuchungen des Umweltamtes wurde in dem<br />
östlichen Becken (Siófok) die Wasserqualität bezüglich<br />
des Chl a-Gehaltes immer als sehr gut bewertet,<br />
in dem Mittleren Becken (Szemese) wurden nur zum<br />
Ende der Saison leicht erhöhte Algenkonzentrationen<br />
gemessen, in den westlichen Becken (Szigliget<br />
und Keszthely) traten ab Anfang Juli Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
auf. Zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
kam es allerdings nie, so <strong>das</strong>s auch hier die Wasserqualität<br />
mit gut bewertet werden konnte.<br />
Schon den dritten Sommer in Folge liegt der Wasserspiegel<br />
zum Ende der Saison deutlich unterhalb<br />
des für die Jahreszeit üblichen Niveau. Dieses Jahr<br />
wurde sogar zeitweise der niedrigste Wasserstand<br />
seit <strong>über</strong> 30 Jahren registriert. Verantwortlich dafür<br />
ist die ungewöhnliche Niederschlagsarmut des<br />
Winterhalbjahres (Schnee und Regen). Die starke<br />
Verdunstung im Sommer ließ den Wasserstand<br />
sinken. Eine Auswirkung auf die Wasserqualität<br />
ergab sich dadurch aber nicht.<br />
4.3.2 Velencer See<br />
In der Saison 2002 war der Velencer See zum<br />
fünften Mal im ADAC-Sommerservice vertreten.<br />
Die Beurteilung der hygienischen Badegewässerqua-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 151<br />
lität der 9 Strände am Velencer See sieht in diesem<br />
Jahr folgendermaßen aus: während der Saison<br />
konnten fast alle Strände als „gut” oder „sehr gut“<br />
beurteilt werden. Es traten keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
nach EU-Norm auf, daher wurden auch<br />
keine Badeverbote verhängt. In der Jahresendbewertung<br />
werden die Strände des Velencer See aufgrund<br />
von regelmäßig auftretenden Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />
an allen Stränden mit „gut“ bewertet.<br />
Algenentwicklung<br />
Es wurde keine <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />
beobachtet. Lediglich ab und zu waren die Werte<br />
leicht erhöht, zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen der<br />
Algenkonzentration kam es aber nie. Nach den<br />
ungarischen Richtlinien wurden die Wasserqualität<br />
des Velencer Sees bezüglich der Algenkonzentration<br />
als „sehr gut“ bis „gut“ eingestuft.<br />
4.3.3 Theißsee<br />
In diesem Jahr nam der Theißsee zum vierten Mal<br />
am ADAC-Sommerservice teil. Es beteiligten sich<br />
fünf der sechs Strände am Messprogramm. Nur an<br />
einem Strand kam es zu Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />
Eine abschließende Bewertung nach Ende der<br />
Saison war aufgrund zu geringer Probenanzahlen an<br />
keinem Strand möglich. Untersuchungsergebnisse<br />
zur Algenentwicklung lagen nicht vor, jedoch findet<br />
ein kontinuierlicher Wasseraustausch statt, so <strong>das</strong>s<br />
kaum Bedenken hinsichtlich einer Beeinträchtigung<br />
der Wasserqualität durch <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />
bestehen.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
4.4.1 Balaton<br />
Da im gesamten Uferbereich des Plattensees größere<br />
Industrieansiedlungen oder landwirtschaftliche<br />
Großbetriebe fehlen und die gereinigten Abwässer<br />
der größeren Agglomerationen weitgehend ausgeleitet<br />
werden, treten punktuelle Belastungen durch<br />
Einleitungen nicht auf. Allerdings gelangen <strong>über</strong> den<br />
Hauptzufluss Zala noch größere Mengen an Nähr-<br />
und Schadstoffen aus dem weiteren Einzugsgebiet in<br />
den See. Eine weitere wichtige Phosphatquelle stellt<br />
der auf den Weinbergen des Nordufers verwendete<br />
Kunstdünger dar. Durch Auswaschung und Bodenerosion<br />
gelangen <strong>über</strong>schüssigen Nährstoffe in den<br />
See. Insgesamt ist der Nitrat- und Phosphat-Eintrag<br />
durch Vorfluter und Direkteinleiter in den See<br />
immer noch zu hoch, so <strong>das</strong>s es bei entsprechend<br />
ungünstigen Wetterbedingungen (Windstille, lange<br />
Hitzeperiode mit starker Sonneneinstrahlung) auch<br />
in Zukunft zu einem extremen Algenwachstum<br />
kommen kann. Grundsätzlich sollte <strong>das</strong> Baden in der<br />
Nähe von Fluss- und Bachmündungen sowie Hafenanlagen<br />
(Fährrouten) unterbleiben.
4.4.2 Velencer See<br />
Ähnlich wie am Plattensee ist die Uferregion des<br />
Velencer Sees von Siedlungen geprägt, so <strong>das</strong>s eine<br />
direkte Belastung durch industrielle oder landwirtschaftliche<br />
Einleitungen entfällt. Ebenso wenig<br />
bringen die Zuflüsse bedeutende Verunreinigungen<br />
mit sich. Der größte Zufluss, der Császár-Bach,<br />
fließt zunächst durch <strong>das</strong> ausgedehnte Schilfgebiet<br />
des im Westen des Sees gelegenen Naturschutzgebietes,<br />
so <strong>das</strong>s die mitgeführten Nährstoffe bereits in<br />
diesem Bereich ausgefiltert werden. Die größten<br />
Probleme resultieren im Velencer See aus einem zu<br />
niedrigen Wasserstand. Es wurden große Anstrengungen<br />
unternommen, den See zu verjüngen und<br />
den natürlichen Alterungsprozess aufzuhalten. So<br />
wurden großflächige Sedimentbaggerungen durchgeführt,<br />
die in erster Linie darauf abzielten, die<br />
Seeoberfläche zu vergrößern und die Schilfflächen,<br />
insbesondere solche, die geschädigt waren, zu<br />
reduzieren. Das Verhältnis von Schilf zu freier<br />
Wasseroberfläche beträgt nach den Verjüngungsmaßnahmen<br />
heute 40 zu 60.<br />
4.4.3 Theißsee<br />
Auch am Theißsee gibt es keine größeren Industrieansiedlungen<br />
oder landwirtschaftlichen Großbetriebe.<br />
Ebenso gibt es am Oberlauf der Theiß in Ungarn<br />
keine größeren Industrieansiedlungen. Die Gewässergüte<br />
beträgt <strong>über</strong>wiegend Güteklasse II. Als<br />
Reaktion auf die Verschmutzungswellen im Frühjahr<br />
2000 sollen die Gefahrenquellen im Theißeinzugsgebiet<br />
besser erfasst und <strong>über</strong>wacht werden. Wie<br />
sich im Fall der Zyanidverunreinigung gezeigt hat,<br />
ermöglicht <strong>das</strong> Schleusensystem des Theißsees den<br />
Schutz des Stausees vor der Einleitung verschmutzten<br />
Theißwassers. Eine Belastungsquelle stellt<br />
jedoch der im Bereich des Vogelreservates mündende<br />
Bach Rima, bzw. Egerpatak dar, der Abwässer<br />
und Abfälle aus dem Hinterland einträgt. Derzeit<br />
werden vom Lehrstuhl der Ökologie der Universität<br />
Debrecen Untersuchungen zur Verbesserung der<br />
Situation durchgeführt.<br />
4.5 Strandqualität<br />
4.5.1 Balaton<br />
Es wurden in der Saison 2002 68 Strände besucht<br />
und begutachtet. Die Strandqualität am Plattensee<br />
konnte in diesem Jahr <strong>über</strong>wiegend als gut beurteilt<br />
werden. Wie auch im vergangenen Jahr wurde die<br />
Infrastruktur an einigen Stränden durch Neu- oder<br />
Ausbau der Sanitäreinrichtungen weiter verbessert.<br />
Lediglich in Einzelfällen gab es Anlass zu Beanstandungen<br />
bei der Ausstattung und/oder Sauberkeit<br />
der Sanitäreinrichtungen. In punkto Zugänglichkeit,<br />
Sicherheit und Effektivität der Strandreinigung lag<br />
die <strong>über</strong>wiegende Mehrheit der Strände auf einem<br />
guten bis sehr guten Niveau. Einige Strände werden<br />
in ihrer Qualität jedoch durch die seenahe Trassenführung<br />
der Bahnlinie und Straße negativ berührt, da<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 152<br />
eine geringe, in Einzelfällen auch starke Lärmbelästigung<br />
vorliegt. An allen konzessionierten Stränden<br />
ist eine Bade<strong>über</strong>wachung, eine Erste-Hilfe-Station<br />
und ein Rettungsboot vorgeschrieben. Außerdem<br />
besteht an allen Stränden ein Hunde- und Angelverbot.<br />
Bei Umbaumaßnahmen wird in letzter Zeit immer<br />
mehr Wert auf den behindertengerechten Ausbau der<br />
Strände gelegt. So gibt es an zwei Stränden (Siófok,<br />
Aranypart; Zánka, Ifjúsági Strand) sogar Liftanlagen<br />
mit dem Rollstuhlfahrer ins Wasser gelassen werden<br />
können. Einige, direkt am Ufer gelegene Campingplätze<br />
der Balatontourist AG sind mit behindertengerechten<br />
Sanitär-Einrichtungen ausgestattet. Dazu<br />
gehören: der Piroska Camping in Balatonakarattya,<br />
der Yacht Camping in Balatonalmádi, der Füred<br />
Camping in Balatonfüred, der Holiday Camping, der<br />
Strand Camping und der Levendula Camping in<br />
Balatonakali, der Vénusz Camping in Balatonszepezd<br />
und der Napfény Camping in Révfülöp. Auf<br />
dem Gelände in Balatonfüred gibt es auch Bungalows<br />
für vier Personen, die behindertengerecht<br />
ausgestattet sind. Am Südufer des Sees bietet die<br />
Siótour AG folgende Campingplätze mit behindertengerechter<br />
Ausstattung, die ebenfalls direkt am<br />
Ufer liegen: der Autós I. Camping in Zamárdi und<br />
der Vadvirág Camping in Balatonszemes.<br />
Am Balatonufer gibt es drei FKK Strände: Das<br />
Strandbad in Balatonbereny, der Strand Camping in<br />
Siofok und der Piroska Camping in Balatonakarattya.<br />
4.5.2 Velencer See<br />
Der Mehrzahl der Strände am Velencer See kann<br />
eine gute Qualität attestiert werden. Insbesondere die<br />
konzessionierten Strände verfügen <strong>über</strong> hinreichende<br />
Sanitäranlagen, die z. T. jedoch noch ausgebaut<br />
werden könnten. Eine schlechtere Bewertung erfolgte<br />
in erster Linie aufgrund von mangelnder Toilettenkapazität.<br />
Am Südufer lässt sich aufgrund der<br />
seenahen Straßen- und Bahnlinienführung (direkte<br />
Bahn-Verbindung nach Budapest) eine gewisse<br />
Lärmbelästigung feststellen. Tiefwasserbereiche und<br />
Nichtschwimmerzonen sind fast ausnahmslos durch<br />
Schilder ausgewiesen. In der Regel sind die Strände<br />
bewacht.<br />
4.5.3 Theißsee<br />
Ebenso konnte den Stränden des Theißsees eine gute<br />
Qualität bescheinigt werden. Die sanitären Einrichtungen<br />
sind ausreichend und befinden sich <strong>über</strong>wiegend<br />
in einem guten Zustand, wenn auch teilweise<br />
veraltet. Auch an den freien Stränden wird der<br />
Badebetrieb <strong>über</strong>wacht und es gibt Erste-Hilfe-<br />
Stationen.<br />
Behindertengerechte sanitäre Einrichtungen befinden<br />
sich auf dem Free Paradiso Camping und Strand<br />
in Kisköre.
4.6 Ökologische Phänomene<br />
Algenentwicklung<br />
Weder am Plattensee noch am Velencer See konnte<br />
während der Badesaison eine <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />
beobachtet werden.<br />
Starke Vermehrung der Schwäne auf dem Balaton<br />
Ende der 1980er Jahre wurden Höckerschwäne aus<br />
dem Tiergarten Györ als Touristenattraktion am<br />
Plattensee ausgesetzt. Seit dieser Zeit haben sich die<br />
Tiere sehr stark vermehrt und tragen inzwischen<br />
erheblich zur Verschmutzung des Wassers bei.<br />
Außerdem bedrohen sie mittlerweile schon die<br />
Existenz anderer Vogelarten und greifen dar<strong>über</strong><br />
hinaus zum Schutz ihrer Jungen oder aus Hunger<br />
auch gelegentlich Menschen an. Um die Schwanenpopulation<br />
zu verringern, wurden als Gegenmaßnahme<br />
die Eier der Schwäne eingefettet oder lackiert,<br />
wodurch ein Luftaustausch zwischen Ei und<br />
Atmosphäre verhindert wird und dieses abstirbt. Die<br />
Methode verstößt jedoch gegen die gesetzlichen<br />
Vorschriften, da der Schwan zu den geschützten<br />
Arten zählt. Laut eines Sprechers des Nationalparks<br />
sollten solche Aktionen höchstens in Ausnahmefällen<br />
mit einer speziellen Erlaubnis durchgeführt<br />
werden. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s der Balaton von Oktober<br />
bis April einen besonderen Schutz genießt, da es<br />
sich um ein unter die Ramsaer-Konvention fallendes<br />
Gebiet handelt. Inzwischen wird jedoch <strong>über</strong>legt,<br />
den Schwan von der Liste der geschützten Arten zu<br />
streichen. Auch die Fütterung der Schwäne durch<br />
die Touristen trägt dazu bei, <strong>das</strong>s sich so große<br />
Populationen entwickeln können. Daher fordert die<br />
Nationalpark-Verwaltung dazu auf, <strong>das</strong> Füttern zu<br />
unterlassen.<br />
Niedrige Wasserstände am Balaton und Velencer<br />
See<br />
In den vergangenen beiden Jahren lag die jährliche<br />
Niederschlagsmenge am Balaton weit unterhalb des<br />
langjährigen Mittels. Dieser Trend setzte sich auch<br />
im Jahr 2002 durch. Erstmals seit <strong>über</strong> 80 Jahren<br />
war in den vergangenen Jahren (1999-2002) die<br />
natürliche Wasserbilanz des Balatons negativ, so<br />
<strong>das</strong>s der Wasserstand des Balatons in diesem Jahr<br />
zeitweise auf den niedrigsten Stand seit etwa 30<br />
Jahren fiel. Seit dem 30. April 2000 wurde laut<br />
Mitteilung der Lokaldirektion der Direktion für<br />
Wasserwesen in Siófok kein Wasser mehr <strong>über</strong> den<br />
Sió-Kanal abgelassen und da auch in diesem Jahr<br />
unterdurchschnittlich geringe Niederschläge fielen,<br />
lag der Wasserstand Ende August deutlich tiefer als<br />
in den Vorjahren. An einigen Stränden des Südufers<br />
bildeten sich kleine Inseln und Sandbänke, beispielsweise<br />
in Balatonfenyves. Der niedrige Wasserstand<br />
hatte jedoch weder Auswirkungen auf die<br />
Wasserqualität noch auf den Fischbestand. Laut der<br />
Lokaldirektion in Siófok werden verschiedenen<br />
Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserniveaus des<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 153<br />
Balatons angedacht, beispielsweise die Möglichkeit<br />
der Umleitung von Wasser aus den Flüssen Donau,<br />
Drau oder Raba. Da die ökologischen Folgen eines<br />
solchen Eingriffs aber unkalkulierbar sind, werden<br />
diese Pläne vermutlich nicht realisiert. Ab 2003<br />
werden allerdings die Grenzwerte für die Wasserstandsregulierung<br />
durch den Sió-Kanal um etwa 10<br />
cm angehoben. Somit wird ab dem nächsten Jahr der<br />
Sió-Kanal im Winter beispielsweise erst bei einen<br />
Wasserstand von 95 cm (am Pegel Siófok) statt wie<br />
bisher bei 85 cm geöffnet und zusätzlich wird der<br />
maximale Wasserhöchststand auf einen Pegelstand<br />
von 110 cm angehoben. Somit kann der Wasserstand<br />
zu Beginn der Sommersaison auf ein höheres Niveau<br />
eingeregelt werden und eine vorausschauendere<br />
Wasserplanung betrieben werden. Diese Maßnahmen<br />
funktionieren aber nur bei ausreichend Niederschlägen<br />
im Herbst und Winter.<br />
Auch der Velencer See hatte dieses Jahr mit den<br />
geringen Niederschlägen im Winter und Frühjahr zu<br />
kämpfen. Laut Aussage der Direktion für Wasserwesen<br />
in Székesfehérvár fiel der Wasserstand schon im<br />
Mai unter den minimalen Sollwert und erreichte<br />
Ende Juli einen Tiefststand von 118 cm. Damit lag<br />
dieser deutlich unter den Werten aus den Jahren<br />
2000 und 2001. Aus dem Dinnyés-kajtori Kanal ist<br />
schon seit einigen Jahren kein Wasser mehr abgelassen<br />
worden. Da durch die geringen Niederschläge<br />
auch die beiden Speicherbecken Pátkai und Zámolyi<br />
nicht genügend Wasser führen, wurde auch hier in<br />
diesem Jahr die Diskussion entfacht, Wasser, wie<br />
schon 1993, aus anderen Gebieten in den See umzuleiten.<br />
Heftige Regenfälle Anfang August ließen den<br />
Wasserspiegel aber schon wieder leicht ansteigen.<br />
Stechmückenbekämpfung<br />
In dieser Saison fanden am Balaton zwischen Juni<br />
und August insgesamt fünf Aktionen zur Stechmückenbekämpfung<br />
statt, fünf davon mit chemischen<br />
Mitteln (K-Othrin und Reslin Super) und drei mit<br />
dem biologischen Mittel Teknar HP-D. Die chemischen<br />
Stechmückenbekämpfungen der Adultstadien<br />
wurden rund um den See per Flugzeug-Besprühung<br />
auf einer Fläche von ca. 5.750 ha durchgeführt, die<br />
biologische Bekämpfung der Larvenstadien mittels<br />
Handbesprühung erfolgte auf ca. 2200 ha. Die<br />
verwendeten Wirkstoffe sind für den Menschen und<br />
Säugetiere ungefährlich, und auch andere Insekten<br />
sollen von der Aktion weitestgehend unbetroffen<br />
sein. Allerdings werden die Imker im Einsatzgebiet<br />
frühzeitig informiert, die Tiere an den entsprechenden<br />
Tagen nicht fliegen zulassen.<br />
Am Velencer See fanden in der laufenden Saison<br />
zwischen Mai und August 6 Aktionen zur Stechmückenbekämpfung<br />
statt, davon 1 mit biologischen<br />
(400 ha) und 5 mit chemischen Mitteln (je 2841 ha).<br />
Die Mückenbekämpfung am Velencer See wurde als<br />
erfolgreich bewertet.
Am Theißsee wurden diese Saison 5 Bekämpfungsaktionen<br />
durchgeführt, beginnend Mitte Juni und<br />
dann in einem Abstand von 2-3 Wochen. Es wurden<br />
auf einer Fläche von 5200 – 5700 ha nur chemische<br />
Mittel eingesetzt. Die Möglichkeit einer biologischen<br />
Stechmückenbekämpfung am Theißsee und<br />
die Auffindung der Brutstätten wird noch untersucht.<br />
Für nächstes Jahr ist eine kombinierte (chemische<br />
und biologische) Bekämpfung geplant. Die Wirksamkeit<br />
der Aktionen wird mit einer Erfolgsquote<br />
von 90-94 % angegeben.<br />
Weitere ökologische Phänomene wie beispielsweise<br />
<strong>das</strong> Auftreten von Badedermatitis spielen an Balaton,<br />
Velencer See und Theiß-See keine Rolle.<br />
4.7 Badesicherheit<br />
4.7.1 Gesetzliche Grundlagen und äußere Rahmenbedingungen<br />
Nach dem ungarischen Gesetz [46/2001.(XII.27)<br />
BM rendelt] sind alle gebührenpflichtigen Strände<br />
dazu verpflichtet, den Badebereich durch eine<br />
Badeaufsicht <strong>über</strong>wachen zu lassen. Die Ausbildung<br />
der Badeaufsicht erfolgt in einem einwöchigen<br />
Erste-Hilfe-Kurs zur Rettung aus dem Wasser, der<br />
mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Dar<strong>über</strong><br />
hinaus muss ein ärztlich attestierter Tauglichkeitsnachweis<br />
vorliegen. Jeder Strand muss <strong>über</strong> ein<br />
Ruderboot, an dem eine Flagge mit einem roten<br />
Kreuz auf weißem Grund angebracht ist, verfügen.<br />
Die Badeaufsicht muss sich im Umkreis von 50<br />
Metern um <strong>das</strong> Boot aufhalten und den Strand im<br />
Blick haben, meist ist sie zudem mit einem Fernglas<br />
ausgerüstet. An vielen Stränden <strong>über</strong>nimmt diese<br />
Aufgabe der Bootsverleiher, insofern er <strong>über</strong> die<br />
erforderlichen Kenntnisse verfügt. An größeren<br />
Stränden sind auch teilweise Hochstände für einen<br />
guten Überblick aufgestellt. Gelegentlich patrouilliert<br />
die Badeaufsicht auch im Boot. Auch viele freie<br />
Strände werden von einer Badeaufsicht <strong>über</strong>wacht.<br />
Ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben ist die Ausweisung<br />
der Nichtschwimmerzone, die bis zu einer<br />
Wassertiefe von 120 cm reicht und durch Bojen<br />
markiert wird. Das Strandende ist ebenfalls mit<br />
Bojen gekennzeichnet. In diesem Bereich ist z. B.<br />
<strong>das</strong> Surfen verboten. Die gebührenpflichtigen<br />
Strände sind in der Regel mit den für die Erstversorgung<br />
von Verletzten notwendigen Materialien und<br />
Medikamenten ausgerüstet. Bei Boots- und Badeunfällen<br />
stehen zudem die Wasserpolizei und ein<br />
Freiwilliger Rettungs- und Warndienst zur Verfügung.<br />
Am Balaton gibt es neben der Wasserpolizei-<br />
Zentrale (Tel: 84-310-712) in Siófok, die rund um<br />
die Uhr erreichbar ist, fünf weitere Wasserpolizeistationen<br />
(Siófok, Fonyód, Balatonföldvár, Keszthely,<br />
Balatonfüred), von denen die in Fonyód ebenfalls 24<br />
Stunden lang erreichbar ist, während die anderen<br />
Stationen nur tags<strong>über</strong> Dienst haben. Sie verfügen<br />
alle <strong>über</strong> Motorboote und können sehr schnell am<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 154<br />
Unfallort sein. Der Freiwillige Rettungsdienst<br />
besteht in mehreren Gemeinden und ist 24 Stunden<br />
oder nur tags<strong>über</strong> einsatzbereit. Auch die Freiwilligen<br />
Rettungsdienste verfügen <strong>über</strong> Motorboote. Alle<br />
Institutionen können <strong>über</strong> Funktelefon kommunizieren.<br />
Am Balaton sind an 24 Stellen Blinklichttürme<br />
errichtet, am Velencer See an 2 Stellen, die von fast<br />
allen Stellen am See gesehen werden können. Sie<br />
sind von 1. Mai bis 30. September in Betrieb. Es<br />
werden 2 Sturmwarnungsstufen unterschieden:<br />
- Sturmwarnung Grad 1: 30 Lichtblitze pro<br />
Minute, Windstärke > 45 km/h, außerhalb 500<br />
m vom Ufer entfernt ist Baden und Wassersport<br />
verboten.<br />
- Sturmwarnung Grad 2: 60 Lichtblitze pro<br />
Minute, Windstärke > 60 km/h, untersagt ist<br />
dann Segeln mit Booten der Kategorie B, Surfen,<br />
Wasserski und anderer Wassersport sowie<br />
Baden.<br />
4.7.2 Situation vor Ort<br />
Jedes Jahr ereignen sich am Balaton durchschnittlich<br />
5 – 15 tödlich Unfälle. Die <strong>über</strong>wiegende Mehrzahl<br />
der Unfallopfer sind Männer und Jungen. Nach dem<br />
Stand der Wasserpolizei in Siófok vom 16.08.2002<br />
ereigneten sich am Plattensee im Jahr 2002<br />
15 tödliche Badeunfälle. Dabei handelte es sich um<br />
11 erwachsene Männer und 4 Jungen. Am Südufer<br />
des Balaton geschehen mehr Unfälle als am Nordufer.<br />
Dies hängt wohl damit zusammen, <strong>das</strong>s hier<br />
<strong>das</strong> Badegebiet größer ist und zum anderen, <strong>das</strong>s der<br />
lange flache Wasserbereich plötzlich tiefer werden<br />
kann und <strong>das</strong> flache Badewasser unterschätzt wird.<br />
Am Velencer See gab es im Laufe dieser Saison<br />
zwei Tote, ein 5-jähriger Junge, der Ende Juni in<br />
einer kleinen Untiefe ertrank und im Juli ein erwachsener<br />
Mann. Am Theiß-See gab es keine<br />
tödlichen Badeunfälle.<br />
Insgesamt wird die Badesituation vor Ort aber als<br />
sicher eingeschätzt. Die große Mehrheit der Unfälle<br />
wird durch Eigenverschulden und Leichtsinnigkeit<br />
der Badenden verursacht. Besonders häufig sind<br />
Unfälle, die sich auf Tretbooten ereignen, wenn die<br />
Badenden <strong>über</strong>hitzt von der auf dem Tretboot<br />
befindlichen Rutsche ins Wasser rutschen. Ähnliches<br />
gilt für <strong>das</strong> Verlassen von Luftmatratzen,<br />
besonders wenn sie weit vom Strand entfernt sind,<br />
so <strong>das</strong>s nicht schnell genug Hilfe kommen kann. In<br />
den meisten Fällen bleiben die eingeleiteten Tauchaktionen<br />
nach den Unfallopfern erfolglos und es<br />
dauert Tage, bis man sie an der Wasseroberfläche<br />
treibend findet. Es wird daher inzwischen <strong>über</strong> eine<br />
Schwimmwestenpflicht auf Tretbooten nachgedacht.<br />
Dar<strong>über</strong> hinaus gibt es nicht selten Unfälle infolge<br />
von Herz- und Kreislaufkrankheiten, immer häufiger<br />
auch infolge von Alkoholeinfluss.
4.7.3 Abschließende Beurteilung<br />
Die Badesicherheit am Plattensee kann als hoch<br />
eingeschätzt werden, wie die geringe Zahl der<br />
tödlichen Unfälle und die Ursachen für diese Unfälle<br />
zeigen. Auch waren fast alle Strände mit der vorgeschriebenen<br />
Bade<strong>über</strong>wachung und den Rettungsmitteln<br />
ausgerüstet. Allerdings <strong>über</strong>nimmt oftmals<br />
der Bootsverleiher die Badeaufsicht, <strong>das</strong>s bewirkt<br />
zum einen, <strong>das</strong>s er nicht eindeutig als Rettungsperson<br />
erkenntlich ist, zum anderen kann er seiner<br />
Aufgabe als Badeaufsicht nicht hinreichend nachkommen.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />
auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />
oder sonstiger Bedeutung für den<br />
Tourismus<br />
1. Juni 2002: Der Kampf gegen die Mücken beginnt<br />
pünktlich mit dem Saisonstart<br />
Wie schon seit 22 Jahren wurden auch im Jahr 2002<br />
am Balaton wieder die Mücken mit chemischen und<br />
biologischem Gift bekämpft. Die Kosten der Mückenbekämpfung<br />
von 49 Millionen Forint wurden<br />
vom Ungarischen Tourismusamt und den Bürgermeisterämtern<br />
entlang des Balaton getragen. Benutzt<br />
wurde biologisches Gift zur Abtötung der Larven in<br />
den Schlupfgebieten und chemisches Gift in einem<br />
Abstand von mindestens 50 m vom Balaton in den<br />
Gemeinden. Die Stellen zur Bekämpfung der Larven<br />
wurden wegen ihrer unmittelbaren Nähe zum Wasser<br />
von einer unabhängigen Expertenkommission<br />
sehr sorgfältig ausgewählt, um eine wirksame<br />
Bekämpfung mit möglichst geringer Belastung des<br />
Balatonwassers zu erzielen.<br />
13. - 16. Juni: Internationales Harley-Davidson<br />
Festival in Alsóörs<br />
Schon zum dritten Mal wurde im Europa-Kemping<br />
Alsóörs <strong>das</strong> Internationale Harley-Davidson Festival<br />
veranstaltet, zu dem mehr als 5.000 Motorradfahrer<br />
und weitere 15.000 Besucher anreisten.<br />
Juli 2002 Sommerhitze in Ungarn fordert Tote am<br />
Balaton<br />
Eine große Sommerhitze mit Temperaturen bis zu 37<br />
Grad <strong>über</strong>fiel im Juli Ungarn. Am Balaton war der<br />
Wasserstand wegen der hohen Temperaturen beträchtlich<br />
gesunken. Am Südufer musste man<br />
mehrere hundert Meter im Wasser laufen, bis es tief<br />
genug zum Schwimmen war. Trotzdem war der See<br />
gefährlich und es kam zu mehreren Todesfällen.<br />
Zwei polnische Jungen, 10 und 15 Jahre alt, konnten<br />
nur noch tot geborgen werden. Vermutlich waren sie<br />
<strong>über</strong>hitzt vom Tretboot gesprungen.<br />
01. Juli 2002: Aus für die meisten Wechselstuben<br />
Ab dem 01. Juli hieß es an vielen Wechselstuben<br />
"No Change", denn viele mussten schließen, weil<br />
gesetzliche Restriktionen zur Vorbeugung der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 155<br />
Geldwäsche in Kraft getreten waren und viele<br />
Wechselstuben die strengeren Auflagen nicht mehr<br />
erfüllten.<br />
27. Juli 2002: Anna-Ball in Balatonfüred<br />
Ein Ball mit 176-jähriger Tradition, der die als<br />
Reformzeitalter bezeichneten ersten Jahrzehnte des<br />
19. Jahrhundert wieder aufleben lässt, wurde traditionell<br />
wieder in Balatonfüred veranstaltet. Höhepunkt<br />
der farbenprächtigen Veranstaltung war die<br />
Wahl der Ballkönigin und ihrer Hofdamen, die am<br />
28. Juli in einer offenen Kutsche durch die Stadt<br />
fuhren.<br />
August 2002: Sandinseln im Balaton<br />
Durch die langanhaltende Trockenheit und den<br />
dadurch bedingten niedrigen Wasserstand hatten<br />
sich im Balaton ausgedehnte Sandinseln, die zum<br />
Teil 50–100 m lang und 20–30 m breit waren,<br />
gebildet. Die Wasserqualität war aber durch den<br />
niedrigen Wasserstand nicht beeinflusst.<br />
Juli /August 2002<br />
Deutsche Polizei-Beamte im Einsatz am Balaton<br />
Auch in diesem Jahr sorgten am Balaton wieder<br />
deutsche Polizisten für Ordnung. Die 27 Beamten<br />
waren von Anfang Juli bis Ende August in sechs<br />
größeren Orten stationiert. Es ist für die deutschen<br />
Urlauber sehr hilfreich, wenn sich bei Überfällen<br />
oder Unfällen ein Beamter aus der Heimat um den<br />
Fall kümmert. Die deutschen Beamten dienen als<br />
Vermittler zwischen den Urlaubern und den ungarischen<br />
Behörden, sie sind nicht bewaffnet und dürfen<br />
auch keine Straftäter verhaften.<br />
03. August 2002: Balatondurchquerung<br />
Nachdem <strong>das</strong> große Ereignis am Balaton dieses Jahr<br />
wetterbedingt um eine Woche verschoben werden<br />
musste, fand die große Durchquerung am 03. August<br />
statt. Mehrere Tausend Schwimmer gingen an den<br />
Start, um die 5,5 km lange Strecke von Révülöp<br />
nach Balatonboglar zurückzulegen.<br />
20. August 2002 Nationalfeiertag<br />
Mit dem Nationalfeiertag am 20. August (Fest der<br />
Staatsgründung) wurde auch dieses Jahr wieder mit<br />
vielen Festen und Feuerwerken rund um den See die<br />
diesjährige Saison beendet.<br />
5. Danksagung<br />
Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn István<br />
Kling und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
am Umweltamt Mitteltransdanubien in Székesféhervár,<br />
bedanken die auch in diesem Jahr wieder mit<br />
großem Engagement die Koordinierung der Daten<strong>über</strong>mittlung<br />
<strong>über</strong>nahmen und dar<strong>über</strong> hinaus für<br />
viele Fragen zur Verfügung standen. Für die konstruktive<br />
und angenehme Zusammenarbeit geht mein<br />
Dank auch an die zuständigen Gesundheitsämter der
drei Regionen. Danken möchte ich weiterhin Emese<br />
Szalai, der Leiterin der Balatoni Régionalis Marketing<br />
Igazgatóság sowie ihren Mitarbeiterinnen, die<br />
mir auf vielfältige Weise geholfen haben, besonders<br />
danke ich ihr für die Bereitstellung der Räumlichkeiten,<br />
Büroeinrichtung und Betriebsmittel. Ein weiterer<br />
Dank geht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
der der Közép Dunantuli Marketing Igazgatóság,<br />
unter der Leitung von Herrn Mihály Birkás,<br />
für die Unterstützung des ADAC-Sommerservices<br />
am Velencer See. Für ihr Engagement bei der<br />
Unterstützung des Sommerservices am Theißsee<br />
möchte ich ganz herzlich der Leiterin der Tisza-tavi<br />
Marketing Igazgatóság, Anita Molnár, sowie ihren<br />
Mitarbeiterinnen danken. Ein weiterer Dank geht an<br />
die Balatoni Szövetség, besonders an Herrn János<br />
Lázár, der mir sowohl bei der Strandbegutachtung<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 156<br />
und bei Fragen zur Mückenbekämpfung eine wertvolle<br />
Hilfe war. Weiterhin gilt mein Dank den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wasserämter<br />
in Siófok, Székesféhervár, Kisköre und Szolnok für<br />
ihre Auskünfte. Der Laborleiterin des Umweltamtes<br />
der Region Mittlere Theiß, Katalin Zsuga danke ich<br />
für die wertvollen Informationen zur Ökologie des<br />
Theißsees und die gute Zusammenarbeit. Weitere<br />
wertvolle Informationen und Unterstützung erhielt<br />
ich von der Polizeidirektion in Veszprém und Siófok<br />
und dem Direktor des Limnologischen <strong>Institute</strong>s in<br />
Tihany Sándor Hérodek. Schließlich sei auch Herrn<br />
Árpád Csákvári, Direktor von der Balatontourist<br />
AG, und Frau Léner-Takács von der Siotour AG für<br />
ihr persönliches Engagement und die stete Hilfsbereitschaft<br />
herzlich gedankt.
6. Adressen<br />
Plattensee<br />
Ungarisches Toursimusamt<br />
Balatoni Régionalis Marketing<br />
Igazgatóság (BRMI)<br />
Blaha Lujza u. 2<br />
8230 Balatonfüred<br />
Tel: +(36) 87 - 342-801<br />
Fax: +(36) 87 - 342-871<br />
Umweltamt Mitteltransdanubien<br />
Hosszúsétatér 1<br />
H-8000 Székesfehérvár<br />
Tel.: +(36) 22 - 514-300<br />
Fax: +(36) 22 - 313-564<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />
Somogy (Südufer)<br />
Fodor J. tér 1<br />
H-7400 Kaposvár<br />
Tel.: +(36) 82 – 528-400<br />
Fax: +(36) 82 – 310-444<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />
Veszprém (Nordufer)<br />
Joszef A. u. 36<br />
H-8200 Veszprém<br />
Tel.: +(36) 88 - 424-866<br />
Fax: +(36) 88 – 425-484<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />
Zala (Westufer)<br />
Göcseji u. 24<br />
H-8900 Zalaegerszeg<br />
Tel.: +(36) 92 - 314-105<br />
Balatontourist RT<br />
Kossuth Lajos u. 25<br />
H-8200 Veszprém<br />
Tel.: +(36) 88 - 544-400<br />
Fax: +(36) 88 - 544-401<br />
Siotour AG<br />
Batthyány utca 2/b<br />
H-8600 Siófok<br />
Tel: +(36) 84 -310-806<br />
Fax: +(36) 84 - 310-803<br />
Velencer See<br />
Magyar Turizmus Rt.<br />
Közép-dunantúli Regionális<br />
Marketing Igazgatóság<br />
Tópart u. 17<br />
H-2484 Agárd<br />
Tel: +(36) 22 - 370-051<br />
Fax: +(36) 22 - 370-063<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />
Fejér<br />
Mátyás K. krt. 13<br />
H- 8000 Székesfehérvár<br />
Tel: +(36) 22 - 511-720<br />
Fax: +(36) 22 - 312-991<br />
Velencetours BT<br />
Szabadság u. 16<br />
H-2483 Gárdony<br />
Tel: +(36) 22 - 355-075<br />
Fax: +(36) 22 - 355-099<br />
ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 157<br />
Theißsee<br />
Ungarisches Tourismusamt<br />
Tisza-tavi Régionalis Marketing<br />
Igazgatóság<br />
Kossuth tér 1<br />
H-5350 Tiszafüred<br />
Tel.: +(36) 59 510-071<br />
Fax: +(36) 59 351 753<br />
Umweltamt Mittlere Theiß<br />
PF 25<br />
5002 Szolnok<br />
Tel.: +(36) 56 521-196<br />
Fax: +(36) 56428-150<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Jász-<br />
Nagykun-Szolnok<br />
Ady E. út 35-37<br />
5000 Szolnok<br />
Tel.: +(36) 56 422 224<br />
Gesundheitsamt ÁNTSZ Heves<br />
Klapka Gy. út 11<br />
3300 Eger<br />
Tel.: +(36) 36 310 133<br />
Fax: +(36) 36 310 22
Regionalberichte Deutsche Nord- und Ostseeküste sowie Mecklenburg-Strelitzer-Seenplatte<br />
Bearbeitet von Dipl.-Geol. Wolf Wichmann, Pinneberg<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
1.1 Nordseeküste<br />
Die deutsche Nordseeküste hat eine Länge von rund<br />
500 km, hinzu kommen nochmals rund 500 km<br />
Küstenlänge der vorgelagerten Inseln. An der<br />
Festlandsküste liegen ca. 70, auf den Inseln weitere<br />
90 Strände.<br />
Vor der Festlandsküste dehnt sich ein großflächiges<br />
Wattgebiet aus, <strong>das</strong> sich jeweils bis zu den vorgelagerten<br />
Ostfriesischen bzw. den äußeren Nordfriesischen<br />
Inseln hinzieht. Unterbrochen wird dieses<br />
Gebiet durch die Mündungsbereiche der großen<br />
Flüsse: im Westen, an der Grenze zu den Niederlanden,<br />
durch die Ems, bei Wilhelmshaven durch<br />
Jadebusen und Außenjade, bei Bremerhaven durch<br />
die Weser und schließlich - als Grenze zwischen<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein - durch die<br />
Elbe. Insgesamt repräsentiert <strong>das</strong> vor der Kontinentalküste<br />
der Nordsee liegende Wattenmeer zwischen<br />
Esbjerg und Den Helder mit einer Gesamtfläche von<br />
rund 9.000 km² inklusive der trockenfallenden<br />
Wattflächen, vorgelagerten Inseln und Sommerpoldern<br />
<strong>das</strong> größte zusammenhängende tidenabhängige<br />
Feuchtgebiet der Erde.<br />
Die Badestellen der Festlandsküste liegen meist am<br />
Fuß oder an der Böschung von begrünten Deichen.<br />
Der Deichfuß grenzt dabei direkt an die Hochwasserlinie<br />
oder es ist ihm nur ein schmales Vorland<br />
vorgelagert. Der Einstieg ins Wasser erfolgt in der<br />
Regel <strong>über</strong> Treppen oder Leitern, da der Deich bzw.<br />
<strong>das</strong> Vorland fast immer mit einer befestigten steilen<br />
Stufe an <strong>das</strong> eigentliche Watt grenzen. Im Gegensatz<br />
zur Festlandsküste, wo die meisten "Sandstrände"<br />
künstlich angelegt sind, besitzen die Inseln seeseitig<br />
ausgedehnte natürliche Sandstrände, oft ohne deutliche<br />
Abgrenzung zum Überflutungsbereich. Am<br />
Festland sind Strände dieser Art nur bei St. Peter-<br />
Ording und Westerhever zu finden.<br />
An der Festlandsküste und an der landseitigen Küste<br />
der vorgelagerten Inseln ist der Badebetrieb durch<br />
die Gezeiten auf etwa drei bis vier Stunden täglich<br />
(Hochwasser) beschränkt. Vorsicht ist stets geboten,<br />
da die Tidenströmungen des ab- bzw. auflaufenden<br />
Wassers sowohl für geübte Schwimmer, als auch für<br />
unvorsichtige Wattwanderer lebensgefährlich sein<br />
können. Einzig die seeseitige Küste der Inseln<br />
erlaubt ein zeitlich weniger begrenztes Badevergnügen.<br />
1.2 Ostseeküste<br />
Die deutsche Ostseeküste erstreckt sich <strong>über</strong> die<br />
Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 158<br />
Vorpommern. Die Ostseeküste Schleswig-Holsteins<br />
hat, die Küstenabschnitte Fehmarns nicht gerechnet,<br />
eine Länge von 328 km. Die Küste Fehmarns misst<br />
nochmals ca. 50 km. An dieser Küste liegen 124<br />
offizielle Badestellen. Die Küste Mecklenburg-<br />
Vorpommerns hat mit 157 offiziellen Badestellen<br />
eine Gesamtlänge von 1712 km, davon 1358 km<br />
Bodden- und Haffküste und 354 km Außenküste.<br />
An der Ostsee wechseln sich Steiluferbereiche mit<br />
flachufrigen Strecken der Ausgleichsküste ab.<br />
Während für die Ostseeküste Schleswig-Holsteins<br />
die Förden und Flussmündungen typisch sind, ist die<br />
Küste Mecklenburg-Vorpommerns von den vorgelagerten<br />
(Halb-) Inseln (Darß/Zingst, Hiddensee,<br />
Rügen, Usedom) und den abgetrennten Boddengewässern<br />
geprägt. Das Hinterland ist hier nicht<br />
zwangsläufig flach. So können sich stellenweise<br />
hügelige Abschnitte vom Meer landeinwärts erstrecken,<br />
die bis zu 180 m ansteigen und vielfach<br />
kleinere Seen mit einschließen.<br />
Die Ostseeküste unterliegt einem nur sehr geringen<br />
Gezeiteneinfluss. Der Wasserstand wird hauptsächlich<br />
durch den Wind beeinflusst. So kann beispielsweise<br />
langanhaltender beständiger Westwind den<br />
Wasserkörper der Ostsee als stehende Welle (sog.<br />
Seiche) deutlich nach Osten hin verschieben. Dies<br />
bewirkt einen deutlichen Niedrigwasserstand an der<br />
entgegengesetzten Küstenlinie. Die Ostseestrände<br />
der norddeutschen Küste bestehen aus Moränenablagerungen<br />
der letzten Eiszeiten. Auf weiten Strecken<br />
dominiert feiner Sand, in den Gerölle unterschiedlicher<br />
Größe eingestreut sein können. Im<br />
Bereich der Steilküsten kann der Geröllanteil <strong>über</strong>wiegen.<br />
Fast <strong>über</strong>all schließt sich an <strong>das</strong> Ufer eine<br />
ausgedehnte Flachwasserzone an.<br />
Im Gegensatz zu den Sandstränden der offenen<br />
Ostseeküste haben die Badestellen an den Boddengewässern<br />
Mecklenburg-Vorpommerns in der Regel<br />
eine geringe Ausdehnung. Sie bestehen meist aus<br />
einer sandigen oder grasbewachsenen Liegefläche,<br />
landeinwärts und entlang der Wasserkante sind sie<br />
zum Teil von ausgedehnten Schilfgürteln gesäumt.<br />
Der Zugang zum Wasser erfolgt bei letzteren <strong>über</strong><br />
schmale Durchbrüche im Schilf. Die Ausprägung<br />
dieser Badestellen erinnert an die Binnensee-Strände<br />
der Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte.<br />
1.3 Mecklenburger Seenplatte<br />
Die Mecklenburger Seenplatte erstreckt sich vom<br />
großen Schweriner See <strong>über</strong> den Plauer See zur<br />
Müritz ostwärts. Hier schließt sich <strong>das</strong> Gebiet der<br />
Strelitzer Kleinseen an, <strong>das</strong> sich bis kurz vor die<br />
Oder durch die Uckermark zieht. An ca. 170 dieser
Seen liegen 255 Badestellen, <strong>über</strong> die im Rahmen<br />
des ADAC-Sommerservice berichtet wurde.<br />
Die typische Struktur der Mecklenburg-Strelitzer-<br />
Seenplatte mit ihren <strong>über</strong> 1.000 Seen entstand nach<br />
der letzten Eiszeit vor 15 - 20.000 Jahren. Das<br />
gesamte Gebiet ist relativ dünn besiedelt und frei<br />
von großen Industrieanlagen. Die Wasserfläche der<br />
Seenplatte allein nimmt 5 % der gesamten Landesfläche<br />
Mecklenburg-Vorpommerns ein. Damit stellt<br />
<strong>das</strong> Land einen Anteil von 25 % an der gesamten<br />
Seenfläche Deutschlands. Der größte einzelne See<br />
der Seenplatte ist die Müritz mit 117 km². Sie bildet<br />
den zentralen Bereich des Müritz-Nationalparks mit<br />
einer Gesamtfläche von 318 Quadratkilometern.<br />
Mit Ausnahme einiger großer Seen (z. B. Müritz,<br />
Schweriner See, Tollensesee, Kummerower See,<br />
Plauer See) bzw. mittelgroßer Seen (z. B. Lankower<br />
See, Ostorfer See, Dobbertiner See, Kritzower See,<br />
Klein Pritzer See, Groß Labenzer See, Mechower<br />
See, Malchiner See, Teterower See, Krakower See,<br />
Fleesensee, Groß Kressiner See) haben die meisten<br />
Seen nur eine offizielle Badestelle. Auch finden die<br />
Messungen häufig nur ein Mal pro Monat statt. Die<br />
Strände zeigen in der Regel nur eine geringe Ausdehnung<br />
und sind seitlich oft durch Schilfgürtel<br />
begrenzt. Landeinwärts schließen sich meist Liegewiesen<br />
an. Der Gewässerboden ist im Uferbereich<br />
<strong>über</strong>wiegend feinsandig. Die Badestellen sind selten<br />
für einen größeren Badebetrieb konzipiert. Touristisch<br />
genutzte Badestellen sind meist Campingplätzen,<br />
Hotels oder Pensionen angegliedert.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
In den deutschen Küstenländern erfolgt die Überwachung<br />
und Untersuchung der Badegewässer weitgehend<br />
nach einheitlichen Methoden. Diese Methoden<br />
werden im Folgenden dargestellt, wobei Abweichungen<br />
und Ergänzungen bei der Besprechung der<br />
einzelnen Regionen/Länder aufgeführt werden.<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Die Festlegung der Probestellen erfolgt auf Grundlage<br />
der EU-Richtlinien. Beprobt werden in der<br />
Regel alle Badestellen, d. h. Stellen, die aufgrund<br />
ihrer Zugänglichkeit oder ihrer Infrastruktur wie<br />
Bewirtschaftung, Campingplatz etc. zum Baden<br />
geeignet erscheinen, sowie Stellen, an denen tatsächlich<br />
ein regelmäßiger Badebetrieb herrscht. Einzelne<br />
Probestellen können aus dem Untersuchungsprogramm<br />
gestrichen werden, sofern sie nicht mehr als<br />
Badestellen genutzt oder mit einem permanenten<br />
Badeverbot belegt werden. Einige Badestellen von<br />
nur lokaler Bedeutung wurden aus der EU-<br />
<strong>Bericht</strong>erstattung herausgenommen. Sie werden aber<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 159<br />
weiterhin untersucht und die Ergebnisse im Internet<br />
veröffentlicht.<br />
Beprobt werden zusätzlich Stellen, die Aufschluss<br />
<strong>über</strong> mögliche Verunreinigungsquellen geben<br />
können. Die genauen Messpunkte werden von den<br />
örtlichen Gesundheitsämtern in Zusammenarbeit mit<br />
den zuständigen Hygieneinstituten nach einer<br />
Ortsbesichtigung festgelegt. Berücksichtigt werden<br />
hierbei morphologische und hydrographische Einflüsse,<br />
sowie die Lage von Einmündungen und<br />
Einleitungen. Die offiziellen Messpunkte werden<br />
jährlich <strong>über</strong>prüft und gegebenenfalls ergänzt bzw.<br />
aufgegeben. Für jede Badestelle wird in der Regel<br />
ein Messpunkt festgelegt. Wo dieser Punkt nicht als<br />
repräsentativ für die gesamte Badestelle angesehen<br />
wird, z. B. an Einläufen etc., werden mehrere Entnahmestellen<br />
festgelegt.<br />
Die Probeentnahme sowie die Untersuchungen vor<br />
Ort erfolgen auf Grundlage der EU-Richtlinien und<br />
werden durch <strong>das</strong> Personal der zuständigen Gesundheitsämter<br />
durchgeführt. Die Wasserproben werden<br />
ca. 30 cm unter der Wasseroberfläche entnommen.<br />
Dadurch werden Anreicherungen von Bakterien an<br />
der Oberfläche, die meist sehr unregelmäßig verteilt<br />
sind, nicht erfasst. Andererseits werden Belastungen<br />
durch Süßwasserzuflüsse miterfasst, die sich aufgrund<br />
der geringeren Dichte von Süßwasser in<br />
Oberflächennähe einschichten.<br />
Die Proben werden in der Regel an Stellen mit der<br />
höchsten Badefrequenz und idealerweise einer<br />
Wassertiefe von ca. 1 m entnommen. Diese Mindestwassertiefe<br />
soll den Einfluss von Sedimentaufwirbelungen<br />
verringern. In Bereichen mit ausgedehnten<br />
Flachwasserzonen, wie sie zum Beispiel<br />
häufig an der Ostsee anzutreffen sind, werden die<br />
Proben auch an Stellen mit geringerer Tiefe entnommen,<br />
zumal hier in der Regel auch der stärkste<br />
Badebetrieb herrscht. Teilweise (z. B. in der Eckernförder<br />
Bucht) werden seit 2001 im Rahmen eines<br />
Sondermessprogramms seitens des LANU zusätzlich<br />
schiffsgestützt Wasserproben in einiger Entfernung<br />
zum Strand entnommen. Dar<strong>über</strong> hinaus dienen<br />
zusätzliche, oft regional und zeitlich begrenzt<br />
durchgeführte Sondermessprogramme seitens des<br />
LANU aber auch einzelner Landkreise in Schleswig-<br />
Holstein der Optimierung von Datengewinnungsmethoden<br />
und damit Verbesserung der Badesicherheit.<br />
Der Zeitpunkt der Messungen ist weitgehend durch<br />
die von der EU vorgeschriebenen 14-tägigen Messintervalle<br />
vorgeben. Abweichungen können bei<br />
besonderen Witterungsverhältnissen oder durch<br />
Berücksichtigung der Gezeiten auftreten. Die Tageszeit<br />
der Probennahme ist durch organisatorische<br />
Erfordernisse bestimmt, d. h. die Zeit des intensivsten<br />
Badebetriebes kann oftmals nicht erfasst werden.
Der Transport der gekühlten Proben zum Untersuchungslabor<br />
erfolgt in der Regel am Tag der Probennahme,<br />
die Bearbeitung der Proben meist erst am<br />
darauf folgenden Tag. Frühestens 24 Stunden nach<br />
Beginn der Untersuchung, kann mit einem Ergebnis<br />
gerechnet werden. Im Fall einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
kann also die Benachrichtigung der<br />
zuständigen Stellen zwei Tage nach der Probenentnahme<br />
erfolgen. Im Verdachtsfall bzw. bei Kontrolluntersuchungen<br />
nach einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
werden die Proben noch am gleichen Tag<br />
bearbeitet und die Meldung kann in diesem Falle<br />
bereits einen Tag früher erfolgen.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
In den deutschen Küstenländern werden einheitliche<br />
Methoden zur mikrobiologischen Routineuntersuchung<br />
der Badegewässer angewendet. Die Untersuchungsmethoden<br />
entsprechen den- EU- Richtlinien.<br />
Untersucht wird regelmäßig auf gesamt- und fäkalkoliforme<br />
Bakterien, an einigen Messpunkten und<br />
bei Bedarf zusätzlich auf Fäkalstreptokokken und<br />
Salmonellen. Gesamt- und fäkalkoliforme Bakterien<br />
werden gemeinsam in einer Flüssigkultur angereichert<br />
und ihre Anzahl nach dem MPN-Verfahren<br />
(most probable number) bestimmt. Dabei werden<br />
mehrere Kulturröhrchen mit unterschiedlich verdünntem<br />
Meerwasser unter optimalen Bedingungen<br />
bebrütet. Für die Auswertung zählt man nach einer<br />
festgelegten Bebrütungsdauer die Röhrchen aus.<br />
Anhand spezieller biochemischer Reaktionen kann<br />
die Anwesenheit bestimmter Bakterien nachgewiesen<br />
werden. In Tabellen kann anhand des Ergebnisses<br />
die "wahrscheinliche Zahl" abgelesen werden.<br />
Die "Gesamtkoliformen" werden in Schleswig-<br />
Holstein nach den eigentlichen Koliformen (GCE)<br />
und nach "Gesamtkoliformen inkl. Aeromonaden"<br />
(GCA) differenziert. Aeromonaden sind Umweltkeime,<br />
die erst ab einem Vorkommen von 10.000<br />
Keimen pro 100 ml für die Gesundheit bedenklich<br />
werden können.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />
Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />
Parameter sind in den Bundesländern durch Landesverordnungen<br />
geregelt: In Schleswig-Holstein durch<br />
die Badestellenverordnung und dazugehörige Ausführungsverordnung<br />
sowie Verwaltungsvorschriften,<br />
in Mecklenburg-Vorpommern durch die Badestellen-Hygiene-Verordnung.<br />
Wird bei einer Untersuchung eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
festgestellt, so ist unverzüglich - in der<br />
Regel bis zu drei Tage nach der ersten Untersuchung<br />
- eine Nachkontrolle durchzuführen. Wird damit die<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitung eines hygienisch relevanten<br />
Parameters bestätigt, so gilt <strong>das</strong> Badegewässer<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 160<br />
als zum Baden ungeeignet und es wird ein Badeverbot<br />
verhängt. Zur Aufhebung dieses Badeverbotes<br />
sind drei (Schleswig-Holstein) bzw. zwei (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
an verschiedenen Tagen durchgeführte<br />
Messungen erforderlich, in denen die<br />
Grenzwerte eingehalten werden.<br />
Diese in den genannten Vorschriften festgelegte<br />
Vorgehensweise wird in den nördlichen Bundesländern<br />
meist eingehalten. Hinzu kommt in einigen<br />
Fällen eine Modifikation der Maßnahmen nach<br />
Besichtigung der Badestelle und der Beurteilung der<br />
örtlichen Situation durch den Amtsarzt.<br />
Permanente Badeverbote können aus Sicherheits-<br />
oder Hygieneerwägungen verhängt werden. Auch<br />
Stellen, die zeitweise eine Belastung aufweisen,<br />
werden bisweilen mit einem permanenten Badeverbot<br />
belegt, wenn die erforderliche vermehrte Überwachung<br />
zu aufwendig ist.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
Die deutsche Nord- und Ostseeküste ist seit 1991 in<br />
<strong>das</strong> Programm des ADAC-Sommerservice integriert.<br />
Zusätzlich wird seit der Saison 1992 auch von der<br />
Mecklenburg-Strelitzer-Seenplatte berichtet. Die<br />
deutsche Küste wurde bis 2001 von zwei Regionalbearbeitern<br />
betreut. Erstmalig wurde in der Saison<br />
2002 für die gesamte Region Norddeutschlands -<br />
also Nordsee, Ostsee und Mecklenburg-Strelitzer<br />
Seenplatte - nur ein einzelner Regionalbearbeiter<br />
eingesetzt. Die Zusammenarbeit mit den jeweils<br />
zuständigen Gesundheits- und Umweltbehörden und<br />
den Landesämtern hat sich in den letzten Jahren sehr<br />
positiv und konstruktiv entwickelt.<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Die aktuellen Messdaten zur Badegewässerqualität<br />
werden dem ADAC-Sommerservice durch <strong>das</strong><br />
Niedersächsische Landesgesundheitsamt - Außenstelle<br />
Aurich (NLGA) und mit Einwilligung der<br />
Gemeinden im Gesundheitsamtbezirk Aurich durch<br />
<strong>das</strong> Labor für chemische und mikrobiologische<br />
Analysen (LCMA), Aurich für die niedersächsische<br />
Küste zur Verfügung gestellt. In Schleswig-Holstein<br />
liefert <strong>das</strong> Landesamt für Natur und Umwelt<br />
(LANU) in Flintbek und in Mecklenburg-<br />
Vorpommern <strong>das</strong> Sozialministerium in Schwerin die<br />
Daten zur Badewasserqualität.<br />
Auch in diesem Jahr funktionierte die Weiterleitung<br />
der gewässerhygienischen Daten aus allen drei<br />
Bundesländern insgesamt gut bis hervorragend. Die<br />
Übermittlung der gewässerhygienischen Daten der<br />
niedersächsischen Nordseeküste durch <strong>das</strong> NLGA<br />
Aurich an uns erfolgte in unregelmäßigen Abständen<br />
per E-Mail in einem Datenbankformat. Die Untersu-
chungen für die Strände von den Inseln Baltrum,<br />
Juist und Norderney und den Festlandstränden<br />
Dornumersiel, Krummhörn/Upleward, Neßmersiel<br />
und Norden/Norddeich wurden von LCMA in<br />
Aurich durchgeführt. Mit Einwilligung der Gemeinden<br />
wurden die ersten Daten leider erst nach dem<br />
Ende der Badesaison zusammen mit den Gesamtdaten<br />
für Niedersachsen an den ADAC-Sommerservice<br />
<strong>über</strong>mittelt. Wie bereits in den vorangegangenen<br />
Jahren präsentierte <strong>das</strong> NLGA auch in diesem<br />
Sommer die aktuellen gewässerhygienischen Daten<br />
mit Ausnahme der vorgenannten Badestellen auf<br />
seiner eigenen Homepage im Internet.<br />
Aus Schleswig-Holstein wurden die Daten im Laufe<br />
der Saison per E-Mail im Excel-Format an <strong>das</strong><br />
Regionalbüro versandt. Wie seit zwei Jahren üblich,<br />
erhielt <strong>das</strong> ADAC Regionalbüro die Informationen<br />
wöchentlich einmal zusammen mit einer entsprechenden<br />
Gesamtbewertung der schleswigholsteinischen<br />
Badestellen vom LANU zugeschickt.<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen sowie daraus resultierende<br />
Maßnahmen wie z. B. Badeverbote oder<br />
entsprechende Empfehlungen wurden dem Regionalbearbeiter<br />
jeweils zusätzlich und aktuell per E-<br />
Mail zugeleitet. Somit war auch in diesem Jahr eine<br />
weitgehend aktuelle <strong>Bericht</strong>erstattung sichergestellt.<br />
Wie schon im Jahr zuvor wurden die aktuellen<br />
Hygienedaten sämtlicher Badegewässer des Landes<br />
auf einer eigenen Homepage veröffentlicht.<br />
Vom Sozialministerium in Schwerin wurden die<br />
Daten in diesem Jahr erstmalig auf elektronischem<br />
Wege an uns <strong>über</strong>sandt. Nach geringfügigen Anlaufschwierigkeiten<br />
funktionierte diese Art der Daten<strong>über</strong>mittlung<br />
bis zum Ende der Saison perfekt.<br />
Badeverbote wurden aus Schwerin direkt an uns<br />
sowohl telefonisch, als auch per E-Mail gemeldet.<br />
Um auch bei Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen stets<br />
aktuell berichten zu können, wurde auf eine direkte<br />
Weiterleitung der Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen von<br />
den Landeshygieneinstituten an <strong>das</strong> Sozialministerium<br />
und von dort an uns besonderer Wert gelegt. Die<br />
Bedeutung der direkten Weiterleitung dieser Daten<br />
wurde auch von Seiten des Sozialministeriums<br />
nochmals hervorgehoben, so <strong>das</strong>s auch die aktuelle<br />
Meldung von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in dieser<br />
Saison reibungslos funktionierte.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen<br />
verlief hervorragend. Insbesondere zu nennen sind<br />
hier die Umweltministerien der Länder, welche uns<br />
Informationen zur Gewässerökologie und Abwasserentsorgung<br />
zur Verfügung stellten. Die im Rahmen<br />
des Algenfrüherkennungssystems Schleswig-<br />
Holsteins vom Landesamt für Natur und Umwelt<br />
bzw. des Küstengewässer-Monitorings Mecklenburg-Vorpommerns<br />
vom Landesamt für Umwelt,<br />
Naturschutz und Geologie regelmäßig angefertigten<br />
<strong>Bericht</strong>e wurden uns wiederum stets aktuell zur<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 161<br />
Verfügung gestellt. Auch in diesem Jahr wurden die<br />
14-tägig erscheinenden Algenreports des Algenfrüherkennungssystems<br />
(ALGFES) in Schleswig-<br />
Holstein auch auf der Homepage durch <strong>das</strong> LANU<br />
bereitgestellt. Auch Niedersachsen stellte die Ergebnisse<br />
der landeseigenen Algen<strong>über</strong>wachung an der<br />
Nordseeküste im Internet zur Verfügung.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />
Organisationen wie z. B. dem Tourismusverband in<br />
Schleswig-Holstein und insbesondere die informelle<br />
Kooperation mit Umweltverbänden wie der Schutzstation<br />
Wattenmeer, der Aktionskonferenz Nordsee<br />
(AKN) in Bremen, den WWF-Büros in Husum und<br />
Bremen sowie Greenpeace Deutschland e.V. wurde<br />
erfolgreich fortgesetzt. Besonders im Hinblick auf<br />
die Verfolgung und <strong>Bericht</strong>erstattung <strong>über</strong> die<br />
Entwicklung des Seuchenzuges der Seehundestaupe<br />
in dieser Saison im Bereich des Wattenmeeres<br />
erwiesen sich diese Kontakte als sehr hilfreich.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in<br />
den nördlichen Bundesländern. Im Bereich des<br />
Wattenmeeres <strong>über</strong>trifft seine Bedeutung als Erwerbsquelle<br />
bereits seit Jahren die traditionellen<br />
Bereiche wie Fischerei und Landwirtschaft. Der<br />
Gesamtumsatz aus dem Tourismus in der Wattenmeerregion<br />
beträgt mindestens 1,5 Mrd. € und allein<br />
in Schleswig-Holstein werden 19,4 Cent pro verdientem<br />
€ in der Region direkt aus dem Tourismus<br />
erwirtschaftet. Nach Berechnungen aus dem Jahr<br />
1997 entspricht die Wertschöpfung aus der Tourismuswirtschaft<br />
hier etwa 9.000 Vollzeitarbeitsplätzen.<br />
Seit 1984 haben sich die Gästezahlen an der<br />
Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste in etwa<br />
verdoppelt, die Aufenthaltsdauer des einzelnen<br />
Urlaubsgastes ist nach der Statistik allerdings von<br />
rund 12 auf 8,5 Tage zurück gegangen. Dies wirkt<br />
sich negativ auf die Übernachtungszahlen aus, so<br />
<strong>das</strong>s sich der Trend in diesem Bereich nicht so<br />
deutlich wiederspiegelt. Gerade in den letzten Jahren<br />
ist die Marktsituation <strong>über</strong>dies durch eine gewisse<br />
Stagnation gekennzeichnet, der die Branche durch<br />
unterschiedliche Maßnahmen entgegenzuwirken<br />
versucht. Neben dem allgemeinen Trend zu verstärkter<br />
Sparsamkeit der Urlauber gibt es auch deutliche<br />
Verschiebungen im jeweiligen Marktanteil der<br />
nördlichen Bundesländer im Wesentlichen zu<br />
Gunsten der Neuen Länder, besonders Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Obgleich der Tourismus in den<br />
Küstenländern in erster Linie von dem Erlebnis einer<br />
intakten Natur profitiert, geht der Trend insgesamt<br />
langsam auch bei den norddeutschen Tourismusveranstaltern<br />
zu verstärkten Investitionen in wetterunabhängige<br />
Freizeit- und Vergnügungseinrichtungen.<br />
Die deutsche Touristikbranche folgt damit im<br />
wesentlichen einer bereits seit Jahren in den Nieder-
landen vorherrschenden Tendenz, wo an vielen<br />
Orten weitläufige Erlebnisbäder, häufig mit tropischem<br />
Ambiente ausgestattet, den Nordseeurlauber<br />
"unter Dach und Fach" bringen. Auf diese Weise<br />
hofft man in der Branche, auch langfristig mit<br />
stabilen Einkünften kalkulieren und wetterbedingte<br />
Schwankungen in der Saisonkasse ausgleichen zu<br />
können.<br />
Die zu Redaktionsschluss vorliegenden Zahlen des<br />
statistischen Bundesamtes weisen für die Sommersaison<br />
2002 eine gegen<strong>über</strong> 2001 kaum veränderte<br />
insgesamt stagnierende bis leicht rückläufige Entwicklung<br />
bei den Übernachtungszahlen im Norden<br />
aus. Diese Entwicklung bestätigt den Bundestrend,<br />
nach dem rund 2 % weniger Gäste<strong>über</strong>nachtungen in<br />
der Sparte des Inlandtourismus verbucht werden<br />
konnten, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.<br />
Von den drei Nord-Bundesländern bestätigen vor<br />
allen Dingen Schleswig-Holstein und Niedersachsen<br />
diese Entwicklung. Einzig Mecklenburg-Vorpommern<br />
konnte auch in der Sommersaison 2002 wie<br />
schon in den Vorjahren 2001 und dem Rekordjahr<br />
2000 wiederum signifikant zulegen.<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus ist in<br />
Mecklenburg-Vorpommern mit geschätzten Umsätzen<br />
von ca. 2,5 Mrd. € und einem bundesweit<br />
einmaligen Anteil am Volkseinkommen von 10 %<br />
entsprechend hoch. Die Beherbergungskapazität hat<br />
sich von 1991 bis 1997 im Bereich der Hotels und<br />
Pensionen mehr als verdoppelt und ist im Bereich<br />
der Ferienwohnungen um ca. 50 % gestiegen, wobei<br />
die Auslastung (1993-1998) nur leicht zurückging.<br />
In der Saison 2000 setzte sich dieser Trend noch<br />
ungebremst fort und führte zu einem vorläufigen<br />
Rekord: Allein in den ersten 6 Monaten des Jahres<br />
wurde eine Steigerung von rund 20 Prozent verbucht.<br />
Allein für den Monat Juni erzielte Mecklenburg-Vorpommern<br />
bei den Übernachtungen ein Plus<br />
von 29 %. Gästebefragungen in den letzten Jahren<br />
haben ergeben, <strong>das</strong>s für 90 % der Besucher Mecklenburg-Vorpommerns<br />
die vielfältige und intakte<br />
Natur <strong>das</strong> Reisemotiv Nummer Eins ist - immerhin<br />
steht rund ein Viertel der Landesfläche unter Schutz.<br />
Auch für die Saison 2002 hält <strong>das</strong> Wachstum in<br />
diesem Bereich an. Bereits in den ersten drei Monaten<br />
konnte <strong>das</strong> Land mit 2,4 Mio. Übernachtungen<br />
einen Zuwachs von 16 % an Gäste<strong>über</strong>nachtungen<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen.<br />
Zwischen Mai und Oktober <strong>über</strong>nachteten 15,8 Mio.<br />
Gäste in den Hotels und Pensionen und erbrachten<br />
damit einen Zuwachs von 8 % im Vergleich zum<br />
Sommerhalbjahr 2001. Für alle berechneten Zeiträume<br />
zeigte sich für Mecklenburg-Vorpommern<br />
eine zum Bundestrend deutlich gegenläufige Entwicklung.<br />
Bundesweit musste die Tourismusbranche<br />
für <strong>das</strong> erste Quartal Einbussen vom 3 % an Über-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 162<br />
nachtungen hinnehmen, für <strong>das</strong> Sommerhalbjahr<br />
2 %.<br />
Schleswig-Holstein<br />
Das geschätzte Umsatzvolumen der schleswigholsteinischen<br />
Tourismusbranche beträgt derzeit<br />
rund 3 Mrd. Euro. Damit trägt der Tourismus mit<br />
4,6 % zum Volkseinkommen bei (Bundesdurchschnitt<br />
2,8 %). Insgesamt sind in der Branche rund<br />
80.000 Menschen beschäftigt; dies sind fast 8 %<br />
aller Beschäftigten Schleswig-Holsteins. Die Übernachtungszahlen<br />
lagen in Schleswig-Holstein im<br />
Jahr 1995 um 35 % <strong>über</strong> dem Niveau des Jahres<br />
1985. Seit einigen Jahren allerdings ist die Zahl der<br />
Gäste konstant bis leicht rückläufig. So wurde im<br />
Jahr 1999 bei den Übernachtungen nur ein leichtes<br />
Plus von 0,3 % registriert (Bundesdurchschnitt:<br />
+5,6 %). Dennoch gehört Schleswig-Holstein fest in<br />
den Urlaubsplan vieler Deutscher, die dort etwa<br />
93 % aller Feriengäste ausmachen: 80,6 % der<br />
Befragten bei einer Reiseanalyse, die 1997 einen<br />
Urlaub in Schleswig-Holstein verbrachten, wollten<br />
in den nächsten drei Jahren "ziemlich sicher" oder<br />
"wahrscheinlich" wieder nach Schleswig-Holstein<br />
kommen. Den größten Marktanteil der Feriengebiete<br />
in Schleswig-Holstein (auf Basis der Übernachtungszahlen)<br />
hat derzeit die Ostsee mit 41 %, gefolgt<br />
von der Nordsee mit 38 % und dem Binnenland mit<br />
20 %. Die Situation der Tourismusbranche zu<br />
verbessern ist die erklärte Absicht der Landesregierung.<br />
Mit der Umsetzung einer Konzeption zum<br />
sanften Tourismus, die bewusst <strong>das</strong> Natur- und<br />
Umwelt- Erlebnis bewerben soll, werden Investitionen<br />
gefördert, Marketingstrukturen verbessert und<br />
Eigeninitiativen unterstützt. Einige wesentliche<br />
Schritte in diese Richtung wurden in den vergangenen<br />
Jahren bereits umgesetzt. So wurden ein einheitliches<br />
Informations- und Reservierungssystem<br />
eingeführt und ein auf die besonderen Bedürfnisse<br />
de Touristen zugeschnittenes Verkehrskonzept<br />
umgesetzt. Einrichtungen zur beruflichen Aus- und<br />
Fortbildung von Fachkräften in der Branche in<br />
Husum und Lübeck sollen den Nachwuchs-<br />
Anforderungen des Gewerbes Rechnung tragen, <strong>das</strong><br />
neu gegründete "Institut für Tourismus- und Bäderforschung<br />
in Nordeuropa" (N.I.T.) unter Anderem<br />
die wissenschaftliche Basis für zukünftige Trendermittlung<br />
und -steuerung stellen. Als neue Dachorganisation<br />
in der Tourismusbranche des Landes nimmt<br />
seit Anfang 2001 die "Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein<br />
GmbH" die Aufgaben einer zentralen<br />
Vermarktungsorganisation wahr. Die zu jeweils<br />
50 % aus Mitgliedern des öffentlichen und des<br />
privatwirtschaftlichen Bereichs zusammengesetzte<br />
Organisation löst damit den bis dahin zuständigen<br />
"Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V." ab und<br />
bietet im Internet unter "www.sh-tourismus.de"<br />
seine Dienstleistungen an.
Insgesamt konnte <strong>das</strong> nördlichste Bundesland für die<br />
gesamte Vorjahressaison mit 4,3 Mio. Übernachtungsgäste<br />
eine leichte Steigerung der Besucherzahlen<br />
von 0,2 % im Vergleich zu 2000 verbuchen.<br />
Dabei standen 8,7 Mio. Übernachtungen von insgesamt<br />
1,9 Mio. Gästen an der Ostsee den 7,7 Mio.<br />
Übernachtungen der Nordsee gegen<strong>über</strong>, die von<br />
rund 1 Mio. Urlaubern gebucht worden waren.<br />
Deutliche Unterschiede gab es auch in den Urlaubsmustern<br />
zwischen der Nord- und der Ostseeküste.<br />
Durchschnittlich lag die Verweildauer der Urlauber<br />
an der Nordsee mit 7,6 Tagen - unabhängig von der<br />
Art der Beherbergung - deutlich höher, als an der<br />
Ostsee mit durchschnittlich 4,6 Tagen. Wie bereits<br />
im Vorjahr konnte die Nordseeregion auch 2001<br />
wiederum mit +1,3 % leicht an Übernachtungsgästen<br />
hinzugewinnen, während die Urlaubsregion Ostseeküste<br />
- ebenfalls dem Vorjahrestrend folgend -1,5 %<br />
an Übernachtungen verloren hat. Möglicherweise<br />
spiegelt sich hier eine Marktverschiebung zu Gunsten<br />
des anderen Ostsee-Bundeslandes Mecklenburg-<br />
Vorpommern wieder.<br />
Für die Saison 2002 weist die Statistik für <strong>das</strong> Land<br />
Schleswig-Hostein folgende Tendenz aus: im ersten<br />
Quartal <strong>über</strong>nachteten insgesamt 2,2 Millionen<br />
Gäste in den Beherbergungsbetrieben landesweit,<br />
was einem Zuwachs von 4 % im Vorjahresvergleich<br />
entspricht. Das Sommerhalbjahr, also der Zeitraum<br />
zwischen Mai und Oktober brachte mit 15,4 Mio.<br />
Übernachtungen. Die Zahlen des Statistischen<br />
Landesamtes weisen insgesamt für die ersten neun<br />
Monate 2002 einen leichten Rückgang der Übernachtungen<br />
von 2,6 % gegen<strong>über</strong> dem Vorjahreszeitraum<br />
aus. Die abschließende Auswertung wird<br />
für Februar/März 2003 erwartet.<br />
Niedersachsen<br />
Auch in Niedersachsen arbeitet seit Oktober 2001<br />
eine neue zentrale Marketingorganisation für die<br />
Tourismuswirtschaft. Die "Tourismus Marketing<br />
Niedersachsen GmbH (TMN)" will die verschiedenen,<br />
in Niedersachsen bisher regional sehr eigenständig<br />
arbeitenden Vermarktungsorganisationen<br />
unter vereinheitlichten Qualitätsstandards zusammenführen<br />
und koordinierend gemeinsame Touristikkonzepte<br />
erarbeiten. Rund 1,5 Mio. € pro Jahr<br />
stehen der Gesellschaft, an der sich Unternehmen<br />
und Tourismusverbände gleichermaßen beteiligen,<br />
als reine Marketingmittel zur Verfügung. Diese<br />
sollen zukünftig effizienter eingesetzt werden als<br />
bisher, <strong>das</strong> Internet soll auch stärker als bisher als<br />
Vertriebskanal eingesetzt werden.<br />
Mit 5,3 Millionen Fremd<strong>über</strong>nachtungen im ersten<br />
Quartal 2002 konnte Niedersachsen seinen Stand mit<br />
wiederum 0 % Zuwachs gegen<strong>über</strong> demselben<br />
Vorjahreszeitraum halten. Für <strong>das</strong> erste Halbjahr<br />
weist die Landesstatistik mit 14,6 Mio. Gästen<br />
allerdings schon ein Minus von 3,3 % gegen<strong>über</strong><br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 163<br />
dem Vergleichszeitraum des Vorjahres aus, was<br />
besonders auf <strong>das</strong> schlechte Juni-Ergebnis zurückgeführt<br />
wird. Besonders betroffen im Bereich der<br />
Nordseeregion war die ostfriesische Küste mit einem<br />
zweistelligen Minus von 10,5 %, gefolgt von der<br />
Cuxhavener Küste mit Unterelbe (-9,4 %) und den<br />
Ostfriesischen Inseln mit -8,2 %. Der Trend wird<br />
durch die letzten veröffentlichten Zahlen der Landesstatistik<br />
grundsätzlich bestätigt: die 8-Monats-<br />
Bilanz bis August weist einen Rückgang der Übernachtungszahlen<br />
um -3 % bei insgesamt 22,8 Mio.<br />
Gäste<strong>über</strong>nachtungen aus. Die Haupturlaubsgebiete<br />
der Nordseeküste konnten diese rückläufige Tendenz<br />
im Juni Dank der durch die Ferien bedingt gestiegene<br />
Reisefrequenz zwar stoppen jedoch nicht mehr<br />
umkehren.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Für den Ausbau von Kläranlagen sind in den letzten<br />
Jahren in den nördlichen Bundesländern große<br />
Anstrengungen unternommen worden. In Niedersachsen<br />
liegt der derzeitige Anschlussgrad an die<br />
kommunale Abwasserentsorgung und an öffentliche<br />
Kanalisationsanlagen insgesamt bei 92 %. Die<br />
restlichen 8 % der Bevölkerung sind vorwiegend aus<br />
infrastrukturellen Gründen dauerhaft an Kleinkläranlagen<br />
nach DIN 4261 oder entsprechend gleichwertige<br />
Einrichtungen angeschlossen. In Niedersachsen<br />
arbeiten derzeit rund 220.000 Kleinkläranlagen, von<br />
denen ca. 10.000 Pflanzenkläranlagen sind. In<br />
Niedersachsen sind derzeit insgesamt 543 kommunale<br />
Kläranlagen mit einer Leistung von je 1.000<br />
Einwohnerwerten in Betrieb (EW= Anzahl der<br />
Einwohner plus Einwohnergleichwert; ein Einwohnergleichwert<br />
= dem BSB 5 von 60 g O 2/Tag). Die<br />
Kapazität aller kommunalen Kläranlagen liegt<br />
mithin bei 15,2 Mio. EW. Derzeit liegt die Effektivität<br />
der Kläranlagen mit einer Ausbaugröße ab 1.000<br />
EW bei Frachtabbauraten von 95,2 % für CSB, 95 %<br />
bei Gesamt-Phosphor und 85,7 % bei Gesamt-<br />
Stickstoff ohne den organischen N-Anteil. Das Land<br />
Niedersachsen ist in fünf wasserwirtschaftlich<br />
organisierte Gebiete aufgeteilt, die sich ihrerseits an<br />
den Einzugsgebieten der großen Vorflutersysteme<br />
orientieren. Dies sind die Flusseinzugsgebiete von<br />
Vechte, Ems, Weser und Elbe sowie <strong>das</strong> Küsteneinzugsgebiet<br />
der Nordsee. Der Abbaugrad im Küsteneinzugsgebiet<br />
für die relevanten Parameter liegt<br />
derzeit für den CSB bei 95,1 %, für P-gesamt bei<br />
95,9 % und für N-gesamt 82,3 %.<br />
In Schleswig-Holstein wurden - nicht zuletzt ausgelöst<br />
durch die Algenmassenentwicklung in Nord-<br />
und Ostsee 1988 und <strong>das</strong> "Seehundsterben" - im<br />
Jahre 1988 mit dem Phosphor-Sofortprogramm und<br />
1989 mit dem "Dringlichkeitsprogramm zur Entlastung<br />
der Nord- und Ostsee von Nährstoffen aus<br />
Abwassereinleitungen" bei einem geschätzten<br />
Investitionsvolumen von ca. 465 Mio. € die Weichen
für eine deutliche Verringerung der Nährstoffzufuhr<br />
in Gewässer gestellt. Das Ziel einer Reduzierung des<br />
Gehaltes an Nährstoffen im Abwasser, bei Phosphor<br />
um 98 % und bei Stickstoff um 60 - 70 %, ist in<br />
weiten Teilen erreicht. 1998 waren von ursprünglich<br />
38 Kläranlagen noch acht Maßnahmen in der Förderung,<br />
zwei weitere waren noch nicht begonnen<br />
worden. Das Dringlichkeitsprogramm fand seine<br />
Fortsetzung in dem im Dezember 1995 verabschiedeten<br />
"Programm zum Ausbau kommunaler Kläranlagen<br />
mit Anschlusswerten von mehr als 10.000<br />
Einwohnergleichwerten entsprechend den Anforderungen<br />
der Richtlinie des Rates vom 21.05.1991<br />
<strong>über</strong> die Behandlung von kommunalem Abwasser<br />
(91/271/EWG)". Heute beträgt der Anschlussgrad an<br />
die öffentliche Kanalisation ca. 90 % und hat damit<br />
den durch die Kosten-Nutzen-Ssituation gegebenen<br />
Zielwert erreicht. Ungefähr 60 % der Bevölkerung<br />
werden in großen Kläranlagen >100.000 Einwohnergleichwerte<br />
entsorgt. Etwa 10 % der Bevölkerung<br />
müssen auf Dauer <strong>über</strong> dezentrale Kleinkläranlagen<br />
entsorgt werden. Das Programm zum Ausbau der<br />
zentralen Kläranlagen wird mit weiteren Investitionen<br />
von 164 Mio. € voraussichtlich im Jahre 2003<br />
abgeschlossen sein, die Modernisierung und Nachrüstung<br />
der ca. 57.000 Kleinkläranlagen etwa drei<br />
Jahre später. Weitere Anstrengungen werden im<br />
Bereich der zentralen Ortsentwässerung unternommen:<br />
So ist insgesamt noch in <strong>über</strong> 100 Gemeinden<br />
der Neu- oder Ausbau von Leitungssystemen mit<br />
einem Investitionsvolumen von <strong>über</strong> 153 Mio. €<br />
geplant.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern verfügten 1990/91<br />
selbst große Städte wie Rostock, Schwerin oder<br />
Stralsund nur <strong>über</strong> mechanische Kläranlagen, in<br />
Greifswald gab es lediglich einen großen Abwasserteich,<br />
in Schwerin, Waren und Neustrelitz wurde nur<br />
mechanisch gereinigtes Abwasser auf landwirtschaftlichen<br />
Flächen entsorgt. Von den 1991 vorhandenen<br />
360 Kläranlagen hatten zwar die meisten<br />
eine biologische Stufe, der tatsächliche Reinigungsgrad<br />
war jedoch <strong>über</strong>wiegend gering. Der Anschlussgrad<br />
an die zentrale Abwasserentsorgung<br />
betrug nur 64 %, im ländlichen Raum sogar nur<br />
23 %. Seitdem wurden 2,5 bis 3 Milliarden Mark in<br />
Erweiterungen und Neubauten von Kläranlagen<br />
investiert, so <strong>das</strong>s der Anschlussgrad an öffentliche<br />
Kläranlagen gegenwärtig etwa 79 % beträgt. Während<br />
1990 noch 40 % der Einwohner <strong>über</strong> nur<br />
mechanisch arbeitende Kläranlagen entsorgt wurden,<br />
sind diese Kläranlagen inzwischen fast vollständig<br />
stillgelegt oder nachgerüstet worden. Ganze 4 % der<br />
Einwohner waren 1990 an Kläranlagen mit Phosphor-<br />
oder Stickstoffelimination angeschlossen,<br />
heute sind es rund 70 % der an öffentliche Kläranlagen<br />
angeschlossenen Einwohner. Dabei werden<br />
mittlerweile 99.9 % der anfallenden Abwässer<br />
biologisch gereinigt und zu einem ebenfalls großen<br />
Teil (jeweils <strong>über</strong> 70 %) weitergehend gereinigt<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 164<br />
(z. B. durch Nitrifizierung, Denitrifizierung und<br />
Phosphor-Eliminierung). Der derzeit gültige "Generalplan<br />
Abwasserbeseitigung" des Landes sieht<br />
neben dem weiteren Ausbau einzelner Kläranlagen<br />
vor allem den Neubau und die Sanierung des zum<br />
Teil 100 Jahre alten Abwassernetzes vor. Aufgrund<br />
der geringen Besiedlungsdichte in Mecklenburg-<br />
Vorpommern wird als Zielvorgabe eine Entsorgung<br />
von ca. 85 % der Bevölkerung <strong>über</strong> öffentliche<br />
Abwassersysteme angenommen, von denen ca. 40 %<br />
in großen Kläranlagen >100.000 Einwohnergleichwerte<br />
entsorgt werden. 12-15 % der Bevölkerung<br />
werden auch in Zukunft ihr Abwasser <strong>über</strong> Hauskläranlagen<br />
entsorgen, da die dezentrale Abwasserentsorgung<br />
beispielsweise für einzelne Haushalte<br />
oder Gemeinden bis zu 50 Einwohner energiesparender<br />
ist und lange Transportwege <strong>über</strong>flüssig<br />
macht. Die biologische Reinigung der Abwässer in<br />
Kleinkläranlagen wurde allein in den letzten drei<br />
Jahren mit insgesamt 1,28 Mio. € von den Landkreisen<br />
und kreisfreien Städten gefördert.<br />
Der seit 1992 zu verzeichnende Anstieg des jährlichen<br />
Klärschlammanfalls ist in den letzten Jahren<br />
zum Stillstand gekommen. Auch die Belastung der<br />
Klärschlämme mit Schwermetallen (außer Kupfer)<br />
und organischen Schadstoffen konnte in den letzten<br />
Jahren gesenkt werden. Aus Mangel an praktikablen<br />
Alternativen wird der Großteil der Klärschlämme<br />
(53 %) in der Landwirtschaft als Sekundärrohstoffdünger<br />
eingesetzt.<br />
Die Sanierung von Belastungsschwerpunkten ist<br />
damit in den nördlichen Bundesländern bereits jetzt<br />
oder in naher Zukunft abgeschlossen. In Zukunft ist<br />
schwerpunktmäßig die Reduzierung von Nähr- und<br />
Schadstoffeinträgen aus diffusen Quellen - insbesondere<br />
aus landwirtschaftlich genutzten Flächen -<br />
in Angriff zu nehmen, so <strong>das</strong>s Gewässerschutz<br />
künftig aus einem großräumigen Flächenmanagement<br />
bestehen muss.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Nordsee<br />
Nach den ersten kühlen Wochen der Badesaison mit<br />
Wassertemperaturen um 16 °C, hielten sich die<br />
restliche Zeit <strong>über</strong> die Temperaturen um 18 – 22 °C.<br />
Höhere Wassertemperaturen sind an der Nordsee<br />
durch den gezeitenbedingten ständigen Austausch<br />
des Wasserkörpers kaum möglich.<br />
Die Badesaison 2002 an der deutschen Nordseeküste<br />
zeichnete sich durch einen hygienisch guten bis sehr<br />
guten Zustand aller Badestellen aus. Zwischen April<br />
und September kam es an wenigen Badestellen zu<br />
Überschreitungen der Hygienegrenzwerte entlang<br />
der schleswig-holsteinischen und niedersächsischen<br />
Nordseeküste:
Dies betraf die Badestellen:<br />
- FKK-Strand Hörn auf Pellworm<br />
- Hörn auf Pellworm<br />
- Schlüttsiel, Ockholm und<br />
- Vollerwiek<br />
Die Richtwerte wurden nicht immer an allen Messpunkten<br />
eingehalten, was jedoch keine Einschränkungen<br />
für <strong>das</strong> Baden im Meer bedeutet. Die Überschreitungen<br />
waren zudem in der Regel nur vor<strong>über</strong>gehender<br />
Natur. An 57 von 146 Messpunkten<br />
wurden Richtwert<strong>über</strong>schreitungen nach EU-Norm<br />
festgestellt. Untersucht wurden 14-tägig je nach Ort<br />
ein oder mehrere Proben pro Strand.<br />
Auf <strong>das</strong> Vorkommen von Fäkalstreptokokken<br />
werden die Proben in Deutschland nicht routinemäßig<br />
getestet. Stichprobenkontrollen in der Saison<br />
2002 wiesen keine erhöhten Keimzahlen von Fäkalstreptokokken<br />
auf.<br />
Nach den ungewöhnlich ergiebigen Regenfällen<br />
gegen Ende des Sommers erreichte die Flutwelle aus<br />
dem Oberlauf der Elbe ab Mitte August auch die<br />
Nordsee nahen Badestellen im Bereich der Unterelbe<br />
und der Flussmündung. Mit stark erhöhter Keimbelastung<br />
und angeschwemmtem Treibgut war<br />
besonders an den Badestellen im Bereich Otterndorf<br />
und Altenbruch zu rechnen. Vorbeugend gaben die<br />
schleswig-holsteinischen und niedersächsischen<br />
Behörden entsprechende Warnhinweise für diese,<br />
aber auch für die zahlreichen nicht behördlich<br />
<strong>über</strong>wachten Badestrände entlang der Elbe heraus.<br />
Tatsächlich wurden aber bei den Routinemessungen<br />
keine erhöhten Keimzahlen festgestellt. Die Badestellen<br />
entlang der Nordseeküste waren zu keinem<br />
Zeitpunkt von den Auswirkungen des Elbehochwassers<br />
betroffen.<br />
Aus hygienischer Sicht können alle Nordseebadestellen<br />
als unbedenklich eingestuft werden. Stärkere,<br />
alljährlich wiederkehrende hygienische Belastungsschwerpunkte<br />
treten an der Nordseeküste aufgrund<br />
der ständigen Wasserdurchmischung infolge der<br />
Gezeiten nicht auf. Wie in anderen Regionen besteht<br />
jedoch auch an der Nordsee im Bereich von Flussmündungen<br />
und andern Zuläufen sowie in der Nähe<br />
von Hafenanlagen potenziell die Gefahr erhöhter<br />
Keimbelastung. Flüsse tragen Nährstoffe ins Meer<br />
ein. Algen und Bakterien wachsen besonders gut in<br />
nährstoffreichem Wasser. Generell ist die Keimbelastung<br />
deshalb dort höher als in nährstoffarmen<br />
Gewässern. Im Küstenbereich der Nordsee wird<br />
hauptsächlich Weidewirtschaft betrieben, zum Teil<br />
auch auf und vor den Deichen im Bereich der<br />
Salzwiesen. Besonders nach starken Regenfällen<br />
können Nährstoffe und Fäkalkeime von den Weiden<br />
in die Entwässerungsgräben der Marschwiesen, in<br />
Bäche und Flüsse gespült werden und so kurzfristig<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 165<br />
zu erhöhten Keimzahlen in den Übergangsbereichen<br />
zum Meer führen. Auch <strong>über</strong>laufende Kläranlagen<br />
oder defekte Abwassersysteme lassen vermehrt<br />
Keime in Fließgewässer gelangen, <strong>über</strong> die sie ins<br />
Meer transportiert werden. Auch Abgase aus Verkehr<br />
und Verbrennungsanlagen tragen generell zur<br />
Nährstoffanreicherung in Gewässern bei. Große<br />
Flüsse wie Eider, Elbe, Weser und Ems sind meist<br />
durch ihre vielfache Nutzung organisch mehr oder<br />
weniger stark belastet, was sich unter ungünstigen<br />
Bedingungen negativ auf die Badegewässerqualität<br />
der umliegenden Strände auswirken kann.<br />
Auch natürliche Phänomene schränkten den Badebetrieb<br />
2002 nicht nennenswert ein. Das für die Jahreszeit<br />
in der Nordsee fast schon typische Massenauftreten<br />
der ungiftigen Schaumalge Phaeocystis<br />
beschränkte sich in diesem Jahr lediglich auf einen<br />
kurzen Zeitraum zu Beginn der Saison. Des Weiteren<br />
kam es im Juli um die Felsinsel Helgoland zur<br />
Blüte des ebenfalls ungiftigen Roten Schwimmwimpertierchens<br />
Myrionecta rubra. Die Leuchtalge<br />
Noctiluca trat in diesem Jahr nur vereinzelt in hohen<br />
Konzentrationen vor der Küste auf und verursachte<br />
<strong>das</strong> mittlerweile allseits bekannte Phänomen des<br />
Meeresleuchtens. Zweigeißelalgen gab es auch<br />
diesmal nicht in nennenswerten Konzentrationen, so<br />
<strong>das</strong>s die Gesundheit von Badegästen zu keiner Zeit<br />
gefährdet war. Erst gegen Ende der Saison Mitte<br />
August trübten Anschwemmungen von Quallen<br />
lokal und zeitlich begrenzt bei entsprechenden<br />
Windrichtungen den Badespaß auf den ostfriesischen<br />
und nordfriesischen Inseln. Vereinzelt verletzten<br />
sich Strandgäste an den brennenden Nesselfäden,<br />
aber es kam zu keinen schwerwiegenden Zwischenfällen.<br />
Ostsee<br />
Die hygienische Badegewässerqualität an der deutschen<br />
Ostseeküste kann für die vergangene Saison<br />
<strong>über</strong>wiegend als gut bis sehr gut bezeichnet werden.<br />
Die Badegewässerqualität wird im Verlaufe der<br />
Badesaison an den 281 offiziellen Badestellen<br />
kontinuierlich im zweiwöchigen Turnus von den<br />
zuständigen Behörden kontrolliert. Dabei kam es im<br />
Zeitraum von Mai bis Ende September an folgenden<br />
Messpunkten zu Überschreitungen der EU-<br />
Grenzwerte für hygienische Parameter:<br />
bei Altenhof<br />
- an der Badestelle Aschau<br />
bei Barkelsby<br />
- an der Badestelle Hohenstein am Campingplatz<br />
bei Barth<br />
- an der Badestelle Jugendherberge in der Glöwitzer<br />
Bucht
ei Dahme<br />
- an der Badestelle Deich<strong>über</strong>fahrt<br />
bei Damp<br />
- an der Badestelle am Hauptstrand<br />
bei Eckernförde<br />
- an der Badestelle Borby<br />
bei Harrislee<br />
- an der Badestelle Wassersleben<br />
bei Niesgrau<br />
- an der Badestelle Ohrfeldhaff<br />
bei Putgarten<br />
- an der Badestelle Vitt<br />
bei Schwedeneck<br />
- an der Badestelle Dänisch-Nienhof<br />
bei Sierksdorf<br />
- an der Badestelle Miramar<br />
bei Strande<br />
- an der Badestelle am Kurstrand<br />
am Timmendorfer Strand<br />
- an der Badestelle Wohnanlage "Carpe Diem"<br />
bei Waabs an den Badestellen<br />
- Lehmberg am Campingplatz<br />
Die unmittelbaren Nachkontrollen ergaben jedoch an<br />
nahezu allen Standorten jeweils kein Keimbelastung<br />
mehr, so <strong>das</strong>s keine Badeverbote ausgesprochen<br />
werden mussten. Lediglich an der Badestelle<br />
- Lehmberg am Campingplatz in der Gemeinde<br />
Waabs<br />
wurde nach wiederholter Überschreitung der Hygiene-Grenzwerte<br />
vom 09. und 13. August vorsorglich<br />
ein behördliches Badeverbot ausgesprochen.<br />
Insgesamt kam es im Verlauf der Saison an<br />
183 Messpunkten zu einer Überschreitung der EU-<br />
Richtwerte. Infolge umfangreicher Strandaufspülungsarbeiten<br />
musste ab dem 15. August an den<br />
Badstellen im Bereich um Kröslin und Lubmin mit<br />
starken Eintrübungen des Badewassers gerechnet<br />
werden. Hygienische Beanstandungen gab es aber<br />
auch in diesem Zeitraum an keinem der beiden<br />
Badebereiche.<br />
Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />
Die Badegewässerqualität an den 255 offiziellen<br />
Badestellen der Seen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
war im Verlaufe der Saison gut bis sehr gut. Wäh-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 166<br />
rend der Badesaison wurde in vierzehntägigem<br />
Turnus die Keimbelastung an den Badestellen von<br />
den zuständigen Behörden untersucht. Die EU<br />
Hygiene-Grenzwerte wurden an keiner Badestelle<br />
<strong>über</strong>schritten<br />
Wegen einer <strong>über</strong>durchschnittlich starken Vermehrung<br />
von Blaualgen wurde vom 17. bis zum 25. Juni<br />
für die Badestelle<br />
- Augustastrand am Tollensesee in der Gemeinde<br />
Neubrandenburg<br />
von den zuständigen Behörde ein vorsorgliches<br />
Badeverbot verhängt. Dieser Maßnahme lag keine<br />
Belastung des Gewässers durch erhöhte Keimzahlen<br />
zu Grunde. Die Hygiene-Vorgaben der EU wurden<br />
hierdurch nicht berührt.<br />
Im Zeitraum von Mai bis Ende September lagen die<br />
Messwerte von den 255 offiziellen Badestellen bei<br />
102 Messpunkten <strong>über</strong> den EU-Richtwerten.<br />
Belastungsschwerpunkte:<br />
Belastungsschwerpunkte lassen sich nach den<br />
Ergebnissen dieser Saison kaum mehr feststellen.<br />
An der wasserhygienischen Situation an den Seen<br />
Mecklenburg-Vorpommerns zeigt sich der Erfolg<br />
des Kläranlagen- und Abwassernetzausbaus in einer<br />
weitestgehend hervorragenden Badegewässerqualität.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Nordsee<br />
Der Eintrag von Schad- und Nährstoffen stellt schon<br />
seit Jahrzehnten eine erhebliche Belastung für die<br />
Nordsee und den Wattenmeerbereich dar. Erhöhte<br />
Konzentrationen von Schwermetallen finden sich<br />
besonders in den feinkörnigen Sedimenten des<br />
Wattenmeeres. Eintragspfade sind in erster Linie die<br />
in die Nordsee mündenden Flüsse und atmosphärische<br />
Niederschläge. Belastungen des Ökosystems<br />
durch Öl werden offenkundig durch verölte Seevögel,<br />
Teerklumpen am Strand und Meldungen in den<br />
Medien <strong>über</strong> driftende Ölteppiche auf der offenen<br />
See.<br />
Für den Badeurlauber deutlichstes Zeichen erhöhter<br />
Nährstoffeinträge sind die Schaumbildungen der<br />
einzelligen Alge Phaeocystis und die gerade in den<br />
Sommermonaten der letzten Jahre in Niedersachsen<br />
verstärkt auftretenden sogenannten "Schwarzen<br />
Flecken" im Watt. Überhöhter Eintrag von Nährstoffen<br />
<strong>über</strong> Jahrzehnte hinweg, vorwiegend aus Flüssen,<br />
Atmosphäre und den diffusen Quellen landwirtschaftlicher<br />
Produktion sind die Ursachen hierfür.
Das Wattenmeer vor der Festlandsküste der Nordsee<br />
dehnt sich zwischen Esbjerg und Den Helder auf<br />
einer Gesamtfläche von rund 9.000 km² inklusive<br />
der trockenfallenden Wattflächen, vorgelagerten<br />
Inseln und Sommerpoldern aus. Damit ist dieser<br />
Küstenabschnitt vor drei Staaten Europas <strong>das</strong> weltweit<br />
größte zusammenhängende tidenabhängige<br />
Feuchtgebiet. Entsprechend hoch ist seine ökologische<br />
Bedeutung zum einen weltweit, für die Nordsee<br />
aber im Besonderen einzuschätzen. Gleichzeitig als<br />
Kulturraum <strong>über</strong> Generationen hinweg genutzt, steht<br />
<strong>das</strong> Wattenmeer seit jeher im Konflikt zwischen den<br />
vielfältigen Nutzungsansprüchen unterschiedlicher<br />
Interessengruppen und einem natürlichen Schutzanspruch,<br />
der sich allein aus seiner Schlüsselstellung<br />
im naturgegebenen ökologischen Gesamtgefüge<br />
zwingend herleiten lässt. Der anhaltende Streit in<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein um Nationalparkgrenzen,<br />
Nutzungsinteressen und Mitspracherechte<br />
begleitet von zum Teil handgreiflichen<br />
Übergriffen auf Wissenschaftler vor Ort zeigt<br />
deutlich, <strong>das</strong>s die allgemeine Bewusstseinsbildung<br />
in Sachen Umweltschutz noch längst nicht abgeschlossen<br />
ist, ja möglicherweise in vielen Bereichen<br />
noch gar nicht stattgefunden hat. Neben der zunehmenden<br />
Ausweisung auch sensibler Bereiche als<br />
Industrieparks zur Erzeugung von windkraftgenerierter<br />
Energie birgt gerade die zunehmende Tendenz<br />
zur Ausweitung touristischer Aktivitäten die<br />
Gefahr einer <strong>über</strong>mäßigen Infrastrukturbildung mit<br />
negativen Einflüssen auf sensible Bereiche des<br />
Ökosystems Wattenmeer. Auf eine zurückhaltende<br />
Vorgehensweise unter Verzicht auf <strong>über</strong>flüssige und<br />
naturraumschädigende bauliche und infrastrukturelle<br />
Maßnahmen ist hier dringend zu hoffen. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, <strong>das</strong>s gerade im Erhalt und<br />
der Förderung des Naturerlebnisses "Wattenmeer"<br />
ein außerordentlich hohes touristisches Wertschöpfungspotenzial<br />
liegt.<br />
Entlang der Deutschen Nordseeküste verläuft eine<br />
der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt.<br />
Der größte Teil des Schiffsverkehrs dient zur Anbindung<br />
wichtiger industrieller Ballungszentren,<br />
Umschlagplätze und Ölterminals in England, den<br />
Niederlanden, der Bundesrepublik bis hinauf nach<br />
Skandinavien und dem Baltikum. Er verläuft <strong>über</strong><br />
die Schifffahrtswege des Ärmelkanals und der<br />
Deutschen Bucht. Hinzu kommen Schiffsbewegungen<br />
von den Förderanlagen in den Erdöl- und<br />
Erdgasfeldern der zentralen Nordsee sowie zu deren<br />
Ver- und Entsorgung. Die Gefahren für <strong>das</strong> Ökosystem<br />
der Nordsee, die allein durch betriebsbedingte<br />
Einleitung von Ölen und Schmierstoffen seitens der<br />
Schifffahrt und der Offshore-Industrie ausgehen,<br />
sind enorm: rund 90 % der alljährlich an der sogenannten<br />
"schleichenden Ölpest" verendenden Seevögel<br />
sind Opfer von Schiffsbetriebsstoffen, den<br />
sogenannten "Bunker-C"-Schwerölen. Das hohe<br />
Tankschifffahrtsaufkommen in dem extrem schwie-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 167<br />
rigen Seegebiet entlang der deutschen Nordseeküste<br />
birgt <strong>über</strong>dies die latente Gefahr einer Tankerhavarie.<br />
Ein nach statistischen Gesichtspunkten längst<br />
<strong>über</strong>fälliger Tankerunfall in der Deutschen Bucht<br />
hätte bei ungünstiger Wetterlage ungleich katastrophalere<br />
Auswirkungen auf <strong>das</strong> ökologisch hochsensible<br />
Wattenmeer als der Unfall der "Exxon Valdez"<br />
auf die Felsküsten des Prince Williams Sound in<br />
Alaska. Dass eine bedeutende Gefahr für <strong>das</strong> Ökosystem<br />
der Nordsee von der Schifffahrt ausgeht,<br />
wird nicht zuletzt durch den Fall des vor Amrum<br />
gestrandeten und ausgebrannten Holzfrachters<br />
"Pallas" und der im Sommer 2000 vor der Insel Sylt<br />
aufgetretenen Ölpest veranschaulicht. Auch die<br />
offizielle Tagespolitik hat offensichtlich die Zeichen<br />
der Zeit erkannt und trägt diesem Umstand mittlerweile<br />
durch entsprechende Forderungen nach einer<br />
Überwachung des Schiffsverkehrs auf der Nordsee<br />
durch eine europaweit operierende Küstenwache<br />
sowie dem Ruf nach strengerer rechtlicher Ahndung<br />
von Verstößen gegen internationale Schutzbestimmungen<br />
Rechnung.<br />
Ostsee<br />
Das Überangebot an Nährstoffen ist mit seinen<br />
vielfältigen Folgen zur Zeit <strong>das</strong> gravierendste<br />
Problem in der Ostsee. In den letzten 20 Jahren hat<br />
sich die maximale Nitratkonzentration in den Wintermonaten<br />
mehr als verdoppelt, der Phosphatgehalt<br />
mehr als verdreifacht. Eine direkte Konsequenz ist<br />
die zu hohe pflanzliche Produktion in Form einer<br />
Algenmassenentwicklung, welche in der Folge zu<br />
Boden sinkt und durch den mikrobiellen Abbau zu<br />
einer drastischen Reduktion des Sauerstoffgehaltes<br />
in tieferen Wasserschichten beiträgt. So kam es<br />
beispielsweise Anfang der 80er Jahre in der Kieler<br />
und Mecklenburger Bucht zu einer katastrophalen<br />
Sauerstoffmangelsituation mit Schwefelwasserstoffproduktion<br />
unterhalb von 20 m Wassertiefe, welche<br />
zwei bis drei Monate andauerte. Allein in der Kieler<br />
Bucht waren 747 km² Meeresboden betroffen, wo<br />
nur ca. 1,5 % der Bodentiere <strong>über</strong>lebten.<br />
Stark fortgeschritten ist die Eutrophierung in einigen<br />
Bodden und Haffen, den inneren Bereichen der<br />
Förden und im Bereich der Flussmündungen. Besonders<br />
zu nennen sind hier die westlichen Bodden<br />
der Darß-Zingster Boddenkette, die Warnowmündung<br />
sowie die Odermündung (Stettiner Haff,<br />
Pommersche Bucht). Durch den unter 4.2 beschriebenen<br />
Ausbau der Kläranlagen ist - zumindest in den<br />
deutschen Küstengewässern - ein Rückgang der<br />
Gesamtphosphor- und Orthophosphat-Konzentrationen<br />
festzustellen, welcher jedoch noch keinen<br />
Einfluss auf die Algenentwicklung erkennen lässt.<br />
Für Nitrat-Stickstoff ist derzeit kein Trend erkennbar,<br />
was auf die Belastung aus diffusen Quellen<br />
hinweist (Flächenabspülungen, atmosphärischer<br />
Eintrag). Hauptverursacher sind hier die Landwirtschaft<br />
und die Verbrennung von fossilen Brennstof-
fen z. B. auch im Autoverkehr. Dass die Bedrohung<br />
dieses Lebensraumes auch auf den Ebenen politischer<br />
Entscheidungen zumindest wahrgenommen<br />
wird, zeigt eine Entschließung der Parlamentarischen<br />
Versammlung des Europarates vom 28. Juni<br />
2002: in dieser Entschließung zeigen sich die Abgeordneten<br />
des Hohen Hauses in Strassburg alarmiert<br />
<strong>über</strong> die zunehmende Verseuchung der Ostsee. Die<br />
Einleitung von ungeklärten Abwässern, Altölen, und<br />
Treibstoffen sowie die Überfischung bedrohten akut<br />
<strong>das</strong> Ökosystem des Binnenmeeres. Zusätzlich kämen<br />
noch Belastungen durch Substanzen wie <strong>das</strong> hochgiftige<br />
Unkrautvernichtungsmittel Lindan, der<br />
<strong>über</strong>mäßige Düngemitteleinsatz im Küstenbereich<br />
sowie Kriegsaltlasten aus den Verklappungsgebieten<br />
für Munition und chemische Kampfstoffe aus den<br />
Weltkriegen. Eine Altlast von mindestens noch<br />
40.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe wird derzeit<br />
auf dem Boden der Ostsee vermutet.<br />
Die Ostsee gehört zu den am stärksten befahrenen<br />
Seegebieten weltweit. Dieses hohe Verkehrsaufkommen<br />
bringt erhebliche Gefahren wie Ölverschmutzung<br />
und Belastung durch Müll mit sich. Wie<br />
hoch die Gefahr eines Tankerunglücks ist, zeigte die<br />
Havarie der "Baltic Carrier" Ende März diesen<br />
Jahres in der Kadettrinne nordwestlich der Halbinseln<br />
Darß, eine der meistbefahrendsten Wasserstraßen<br />
der Ostsee. Wie eine darauffolgende Beobachtung<br />
der Schiffsbewegungen in der Kadettrinne<br />
durch Greenpeace Deutschland e.V. zeigte, ist <strong>das</strong><br />
Risiko eines Schiffunglücks in diesem Bereich<br />
enorm. Aus Anlass der Havarie des Uralt-Tankers<br />
"Prestige" vor Spaniens Nordostküste im Herbst<br />
2002 hat Greenpeace Deutschland e.V. die aktive<br />
Überwachung der Kadettrinne, unterstützt von<br />
deutschen Hochseelotsen <strong>über</strong> die Wintermonate<br />
hinweg wieder aufgenommen. Die Fahrtroute der<br />
"Prestige" verlief vor ihrer Havarie nämlich von<br />
Riga aus <strong>über</strong> die Kadettrinne, durch <strong>das</strong> Kattegatt<br />
und anschließend entlang der Nordsee-<br />
Wattenmeerküste durch den Ärmelkanal nach<br />
Süden. Ein Unfall in der Ostsee oder im Bereich des<br />
Wattenmeeres hätte nicht effektiv bekämpft werden<br />
können. Neben der objektiv schweren Schädigung<br />
der betroffenen Ökosysteme wären auch die finanziellen<br />
Einbussen für eine Tourismuswirtschaft, die<br />
mit der Schönheit und Unversehrtheit natürlicher<br />
Lebensräume wirbt, dramatisch gewesen. Eine<br />
Radar<strong>über</strong>wachung des Seegebietes besteht derzeit<br />
nicht, obwohl jährlich 50.000 Schiffe die Durchfahrt<br />
zwischen der mecklenburg-vorpommerschen Halbinsel<br />
Darß und der dänischen Insel Falster passieren<br />
und die Gewässer teilweise sehr flach sind. Seit<br />
1990 verunglückten hier allein 22 Schiffe. So<br />
werden von verschiedener Seite eine bessere Sicherung<br />
des Schiffverkehrs in diesem Seegebiet gefordert,<br />
zu der z. B. die Einrichtung einer Schiffsleitstelle<br />
mit einem Weitbereichs-Radar, Lotsenpflicht<br />
für Schiffe mit großem Tiefgang und eine für Un-<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 168<br />
glücksfälle angemessene Schlepper-Kapazität<br />
gehören. Aber noch vor der Ölverseuchung durch<br />
Tankerunfälle stellt die sogenannte "schleichende<br />
Verölung" durch <strong>das</strong> Lenzen von Ölrückständen <strong>das</strong><br />
größere Problem dar. Jahr für Jahr werden 600-700<br />
Ölfilme entlang der Hauptschifffahrtswege in der<br />
Ostsee entdeckt.<br />
Mit ihrer Konferenz im Jahr 2000 hat die Helsinki<br />
Kommission in Hamburg beschlossen, künftig<br />
stärker gegen die Ölverschmutzung der Ostsee<br />
vorzugehen. Nach dem MARPOL Abkommen aus<br />
den 70er Jahren stehen ohnehin in jedem Hafen<br />
entsprechende Ballastwasseraufbereitungsanlagen<br />
zur Verfügung. Diese würden nur aus Kostengründen<br />
häufig nicht genutzt. Experten diskutieren daher<br />
<strong>über</strong> ein Modell, nach dem jedes einlaufende Schiff<br />
eine Hafengebühr bezahlen müsste, mit der die<br />
Entsorgung von Schiffsmüll, Sonderabfällen, Bilgenwasser<br />
und Altöl abgegolten wäre. Somit würde<br />
die illegale Entsorgung der Rückstände auf offener<br />
See an Attraktivität verlieren.<br />
Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />
Die Belastung dieser Gewässer geht hauptsächlich<br />
auf diffuse Einträge von düngenden Substanzen und<br />
Pestiziden aus der landwirtschaftlichen Nutzung des<br />
Einzugsgebietes der Seen zurück. Untersuchungen<br />
aus dem Jahr 1995 an insgesamt 185 Seen Mecklenburg<br />
Vorpommerns ergaben hinsichtlich der Nährstoffversorgung<br />
folgendes Bild: Ungefähr 15 % der<br />
Gewässer sind als mesotroph, 69 % als leicht, mäßig<br />
bzw. stark eutroph und 17 % als polytroph einzustufen.<br />
Als Folge kommt es durch <strong>das</strong> Nährstoff<strong>über</strong>angebot<br />
bei entsprechender Witterung in zahlreichen<br />
Seen zu starkem Algenwachstum mit zeitweise stark<br />
eingeschränkten Sichttiefen. Bei starkem Algenwachstum<br />
werden im allgemeinen auch erhöhte pH-<br />
Werte festgestellt. Belastungsschwerpunkte als<br />
Resultat punktueller Einleitungen aus Haushalt und<br />
Industrie tragen nur untergeordnet zur ökologischen<br />
Qualität der Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte bei.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Seit der Badesaison 1993 wird vom ADAC-<br />
Sommerservice neben der Wasserqualität auch der<br />
Zustand der Strände erfasst und bewertet. Beurteilt<br />
werden die Strände hinsichtlich folgender Kriterien:<br />
Sauberkeit, Effektivität der Strandreinigung, Zustand<br />
sanitärer Einrichtungen, Präsenz eines Wach-<br />
und Rettungsdienstes, potentielle Gefahrenquellen<br />
wie z. B. intensiver Motorsport oder gefährliche<br />
Strömungen, Ausschilderung und Badehinweise,<br />
Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten, touristische<br />
Infrastruktur und störende Einflüsse wie z. B.<br />
Lärmbelästigung durch unmittelbaren Autoverkehr.<br />
Zur Grundausstattung der touristisch frequentierten<br />
Strände gehören in den meisten Fällen öffentliche<br />
Toiletten, ausreichend Mülleimer mit der Möglich-
keit zur Mülltrennung, Strandkorbvermietung sowie<br />
ein Sanitäts- und Rettungsdienst. An der <strong>über</strong>wiegenden<br />
Zahl der bewirtschafteten Strände ist eine<br />
Kurabgabe von ein bis drei € pro Tag zu bezahlen.<br />
Aus den Einnahmen (Mecklenburg-Vorpommern ca.<br />
15 Mio. €, Schleswig-Holstein ca. 31 Mio. € jährlich)<br />
werden Dienstleistungen wie die Strandreinigung,<br />
Wasserrettung, Zimmervermittlung, Kurkonzerte<br />
etc. finanziert.<br />
"Blaue Flagge" versus "Blaue Tafel"<br />
Seit 1996 beteiligt sich Mecklenburg-Vorpommern<br />
wieder bei der Bewerbung um sogenannte "Blaue<br />
Flaggen" für Badestrände, welche von der europäischen<br />
Stiftung für Umwelterziehung (FEEE) verliehen<br />
werden. Ausgezeichnet werden Strände, die eine<br />
Reihe von Auflagen erfüllen: hygienisch unbelastetes<br />
Wasser (als Maßstab gelten hier die strengen<br />
europäischen Richtwerte), Sauberkeit, Überwachung<br />
und Erste Hilfe, sanitäre Einrichtungen, Vorhandensein<br />
von Aufklärungs- und Informationstafeln und<br />
umweltverträgliche Strandinfrastruktur. Zusätzlich<br />
muss seit diesem Jahr auch die Abwasserentsorgung<br />
den europäischen Richtlinien entsprechen und der<br />
Strand muss zumindest innerhalb der Gemeinde<br />
auch für behinderte Menschen zugänglich sein. Die<br />
Kampagne soll ein Anreiz für die Gemeinden sein,<br />
ihre Badestrände umweltfreundlicher einzurichten<br />
und zu unterhalten. Auch in diesem Jahr wurden<br />
wieder 20 Strände an der Ostseeküste Mecklenburg-<br />
Vorpommerns mit der "Blauen Flagge" ausgezeichnet.<br />
Europaweit wurden in diesem Jahr wieder ca.<br />
2000 "Blaue Flaggen" verliehen, wobei wie auch in<br />
den Vorjahren schon die südeuropäischen Länder<br />
Frankreich, Griechenland und Spanien mit jeweils<br />
<strong>über</strong> 300 verliehenen blauen Flaggen Spitzenreiter<br />
waren.<br />
Schleswig-Holstein hat auch in diesem Jahr nicht an<br />
dem Wettbewerb zur Verleihung der "Blauen Europa<br />
Flagge" für Badestrände teilgenommen.<br />
Hauptkritikpunkt an der Auszeichnung ist nach wie<br />
vor, <strong>das</strong>s die Untersuchungsmethoden und<br />
Vergabekriterien nicht europaweit einheitlich seien.<br />
Zur Auszeichnung der Strände mit hygienisch<br />
einwandfreier Wasserqualität wird in Schleswig-<br />
Holstein seit 1992 vom Fremdenverkehrsverband in<br />
Kooperation mit dem Umweltministerium und den<br />
Kreisgesundheitsbehörden die Blaue Tafel<br />
"Gesundes Baden im Meer" verliehen. Kriterium zur<br />
Vergabe ist die regelmäßige hygienische<br />
Untersuchung der Badestelle, bei der während der<br />
letzten zwei Jahre keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />
aufgetreten sein darf. Weiterhin muss die Gemeinde<br />
sich verpflichten, die aktuellen<br />
Untersuchungsergebnisse auszuhängen,<br />
Informationsmaterial bereitzuhalten sowie die Tafel<br />
bei einer akuten Verschlechterung der Wasserqualität<br />
sofort zu entfernen. Somit beschränkt sich die<br />
"Blaue Tafel" Schleswig-Holsteins auf <strong>das</strong> Kriterium<br />
Gewässerhygiene, während die "Blaue Flagge"<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 169<br />
auch schwer quantifizierbare Parameter wie "Umweltinformation<br />
bzw. Umwelterziehung" bewertet<br />
und somit eine generelle "Umweltfreundlichkeit" der<br />
Gemeinde suggeriert, die jedoch im Einzelfall nicht<br />
unbedingt zutreffend sein muss. Derzeit sind in 36<br />
schleswig-holsteinischen Gemeinden an Nord- und<br />
Ostsee mehr als 100 "Blaue Tafeln" aufgestellt.<br />
Die Qualitätsbeurteilung der in Augenschein genommenen<br />
Strände der Ostsee fiel in den meisten<br />
Fällen gut aus. Insgesamt konnten ca. 58 % der<br />
Strände mit sehr gut bis gut bewertet werden. An ca.<br />
26 % der Strände kam es zu Beanstandungen, die in<br />
der <strong>über</strong>wiegenden Zahl der Fälle in fehlenden<br />
sanitären Einrichtungen, fehlenden Möglichkeiten<br />
zur Müllentsorgung und nicht vorhandenen Rettungsstationen<br />
begründet waren. Nicht bewirtschaftete<br />
Strände werden seit 1996 aus der Bewertung<br />
herausgenommen und als Naturstrand gekennzeichnet<br />
(ca. 12 % der Strände), sofern keine massiven<br />
Gefahrenquellen im Strandbereich vorhanden sind.<br />
Einige touristisch wenig frequentierte Strände (ca.<br />
3 %) konnten noch nicht beurteilt werden.<br />
4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />
Nordsee<br />
Natürliche Phänomene schränkten den Badebetrieb<br />
in der Saison 2002 kaum ein. Die Schaumalge<br />
Phaeocystis trat zwar am Anfang der Saison in<br />
Erscheinung, aber nicht in solchen Mengen, <strong>das</strong>s sie<br />
zu Beeinträchtigungen geführt hätte. Überraschenderweise<br />
trat diese Algenart an der niedersächsischen<br />
Küste in dieser Saison <strong>über</strong>haupt nicht nennenswert<br />
in Erscheinung. Ungewöhnlich große<br />
Mengen von Grünalgen traten bereits ab Ende Mai<br />
in den Küstengewässern vor Ostfriesland auf.<br />
Ursache hierfür waren die verhältnismäßig hohen<br />
Wassertemperaturen während des Februars, die<br />
anstatt der "normalen" 4 °C in diesem Jahr bei 9 °C<br />
lagen. Diese Situation begünstigte bei anhaltend<br />
schneller Erwärmung des Küstenwassers in diesem<br />
Jahr <strong>das</strong> Wachstum dieser auch "Meersalat" genannten<br />
Grünalgenart (Ulva lactuca) bis in den späten<br />
Sommer hinein.<br />
Im Juli sorgte <strong>das</strong> ungiftige Rote Schwimmwimpertierchen<br />
Myrionecta rubra bei Windstille um Helgoland<br />
herum zeitweise für eine tiefrote Verfärbung<br />
des Meerwassers. Im gleichen Zeitraum brachte <strong>das</strong><br />
Meeresleuchttierchen Noctiluca <strong>das</strong> bewegte Meerwasser<br />
vor der Küste zum Leuchten. Mitte Juni und<br />
noch einmal gegen Ende der Saison im August<br />
trübten massenhafte Anschwemmungen von Quallen<br />
bei ungünstigen Windlagen kurzzeitig und lokal<br />
begrenzt den Badespaß auf den ost- und nordfriesischen<br />
Inseln. Betroffen waren in erster Linie die der<br />
offenen Nordsee zugewandten Inselstrände. Ursache<br />
derartiger "Qualleninvasionen" ist eine andauernde<br />
ablandige Windlage. Das Oberflächenwasser wird
Richtung offene See abgetrieben, nachströmendes<br />
Tiefenwasser trägt harmlose Ohrenquallen (Aurelia<br />
aurita) und verschiedene Arten nesselnder "Feuerquallen“<br />
(Blaue Haarqualle Cyanea lamarcki und<br />
Gelbe Haarqualle Cyanea capillata) gleichermaßen<br />
in die strandnahen Bereiche. Mitte August wurden<br />
auf diese Weise massenhaft junge, bis zu 10 cm<br />
große Quallen an die Strände der ostfriesischen<br />
Inseln gespült.<br />
Meeressäuger<br />
In diesem Sommer trat in Teilen von Nord- und<br />
Ostsee zum zweiten Mal nach 14-jähriger Pause eine<br />
verheerende Viruserkrankung unter den Küstenpopulationen<br />
des Gemeinen Seehundes (Phoca vitulina)<br />
auf. Wie bereits im Frühjahr/ Sommer 1988<br />
begann der Seuchenzug im Bereich der dänischen<br />
Kattegatt-Inseln Hesselø, Anholt und Laesø. Ausgelöst<br />
wird die Erkrankung durch einen Morbili-Virus,<br />
einer Gruppe, der auch die Auslöser der Maul- und<br />
Klauenseuche und der Staupe-Erreger angehören.<br />
Da in der Tat vermutet wird, <strong>das</strong>s der für die Seehund-Epidemie<br />
verantwortliche Erreger eine mutierte<br />
Abart des Hundestaupe-Virus ist, bekam er die<br />
Bezeichnung PDV (Phocine-Distemper Virus=<br />
Seehunde-Staupe-Virus). Die ersten toten Seehunde<br />
wurden am 22. Mai vor der Ostseeinsel Anholt<br />
gefunden. Von Anholt aus breitete sich die Krankheit<br />
nach nach Norden hin <strong>über</strong> die Meerenge von<br />
Skagerrak/ Kattegat bis an die schwedische Westküste<br />
und nach Norwegen hin aus. Ab Mitte Juni<br />
(16.06.) gab es die ersten Totfunde im niederländischen<br />
Wattenmeer vor der Provinz Noord-Holland,<br />
und Ende Juli/ Anfang August an den Küsten Belgiens<br />
und Frankreichs Überraschenderweise hatte<br />
sich die Seuche erst ab Ende August im gesamten<br />
restlichen Wattenmeer verbreitet. Ab Mitte Oktober<br />
war dann <strong>das</strong> Gebiet um The Wash an der ostenglischen<br />
Kanalküste betroffen und schließlich starben<br />
die Seehunde ab Mitte Oktober im gesamten Seegebiet<br />
um England einschließlich der irischen Ostküste.<br />
Auf dem Höhepunkt des Seuchenzuges Mitte<br />
November waren im Nordseegebiet einschließlich<br />
Skagerrak/ Kattegat insgesamt etwa 21.200 Tiere<br />
verendet. Im Bereich Skagerrak/ Kattegat kam die<br />
Seuche ab diesem Zeitpunkt zum Stillstand, während<br />
sie in den anderen Gebieten mit niedrigerer Intensität<br />
andauerte.<br />
Derzeit gibt es noch keine abschließenden Erkenntnisse<br />
<strong>über</strong> die Zahl der Staupeopfer. Aufschluss<br />
hier<strong>über</strong> wird nach den ersten Zählungen 2003<br />
erwartet. Dennoch sind aufgrund der Erfahrungen<br />
aus dem Seucheereignis vor 14 Jahren realistische<br />
Einschätzungen bereits jetzt möglich. So gehen<br />
Fachleute zwar von hohen Verlusten in den einzelnen<br />
Regionalbeständen aus, dennoch scheinen die<br />
Populationen weniger dezimiert worden zu sein als<br />
1988. Die Epidemie vernichtete damals rund 60 %<br />
des gesamten Seehund-Bestands der Nordseeküste.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 170<br />
Diesmal wird für den Gesamtbestand der betroffenen<br />
Population mit einer Mortalitätsrate von rund<br />
53 % gerechnet. Die Verluste für den Wattenmeerbestand<br />
dürften sich dabei um 50 % und für die<br />
ostenglische Küste einschließlich The Wash um ca.<br />
55 % einpendeln.<br />
Krisenmanagement in der Region<br />
Nachdem der PDV Erreger als Todesursache identifiziert<br />
worden war, konnten aufgrund der Erfahrungen<br />
von 1988 die entsprechenden Vorbereitungen<br />
für ein fachgerechtes Management getroffen werden.<br />
Bereits frühzeitig wurde ein Meldesystem entlang<br />
der Nordseeküste eingerichtet, sowie die notwendigen<br />
infrastrukturellen und informellen Netzwerke<br />
zur Erforschung und Management der Epidemie<br />
aufgebaut. In Schleswig-Holstein wurden neben den<br />
entsprechenden Landes- und Bundesbehörden auch<br />
die Umweltverbände mit in den "Aktionsplan<br />
Seehundstaupe" des Umweltministeriums mit<br />
eingebunden. Die Seuche breitete sich während der<br />
Sommermonate entlang der Wattenmeerküste aus,<br />
erreichte ihren Höhepunkt im deutschen Wattenmeer<br />
ab etwa Mitte September um danach wieder langsam<br />
abzuklingen. Am 14. November wurde der Aktionsplan<br />
in Schleswig-Holstein offiziell abgeschlossen.<br />
Tab. 1: Verluste im Detail (K= davon Kegelrobben):<br />
Ostsee (Kattegat/ Skagerrak)/ Limfjord:<br />
Dänemark: 2.509 (K: 0)<br />
Schweden: 4.000 (K: 0)<br />
Norwegen: 878 (K: 0)<br />
MeckVopo: 11 (K: 0)<br />
Gesamt: 7.398 (K: 0)<br />
Nordsee (Wattenmeer):<br />
Dänemark: 962 (K: 1)<br />
Schleswig-Holstein: 3.338 (K: 0),<br />
Helgoland: 270 (K: 0)<br />
Hamburg: 261 (K: 0)<br />
Niedersachsen: 3.851 (K: 19)<br />
Niederlande: 2.244 (K: 2)<br />
Gesamt: 10.926 (K: 22)<br />
Nordsee (außerhalb Wattenmeer):<br />
Belgien/ Frankreich: 22 (K: 0)<br />
Großbrit./ Nordirl. 3702 (K: mind. 581)<br />
Gesamt: 3.724 (K: mind. 581)<br />
(Quelle: MURSYS/ CWSS)<br />
Verluste in Zahlen:<br />
Bis zum offiziellen Ende des "Aktionsplanes Seehundestaupe"<br />
waren in Schleswig-Holstein seit dem<br />
11. August 3.600 tote Robben, darunter in der<br />
Hauptsache Seehunde, aber zu einem geringen<br />
Prozentsatz auch Kegelrobben (Halychoerus grypus)
geborgen worden. Für <strong>das</strong> gesamte internationale<br />
Wattenmeer - also einschließlich der Küsten Dänemarks<br />
und der Niederlande - wird ein Verlust von<br />
bislang rund 11.000 Tieren, für die gesamte betroffene<br />
Nord- und Ostseeregion von <strong>über</strong> 22.200<br />
angegeben (Stand 06.12.02).<br />
Trotz der hohen Mortalität ist die Population nach<br />
Einschätzungen von Fachleuten nicht in ihrem<br />
Bestand gefährdet. Im Sommer 2002 lebten allein im<br />
Wattenmeer rund 28.000 Seehunde.<br />
Ostsee<br />
Algenblüten<br />
In der südöstlichen Ostsee wurden Ende Juli starke<br />
Ansammlungen von Blaualgen an der Wasseroberfläche<br />
ausgemacht. Dabei handelte es sich um<br />
größere Vorkommen insbesondere der Blaualge<br />
"Nodularia spumigena", die zu den potentiell giftigen<br />
Blaualgen gehört. Der Kontakt mit der Haut und<br />
<strong>das</strong> Verschlucken von Blaualgen können zu verschiedenen<br />
Beschwerden wie z. B. Übelkeit, Erbrechen,<br />
Durchfall, Atemnot, Hautreizungen oder<br />
Quaddeln führen. Da es nicht möglich ist, mit<br />
einfachen Mitteln zwischen giftigen und ungiftigen<br />
Blaualgen zu unterscheiden, wird bei starken Blaualgenvorkommen<br />
generell vom Baden abgeraten. Da<br />
sich die Blaualgen abhängig von Wetter und Windrichtung<br />
zum Teil innerhalb kurzer Zeit auch in<br />
Küstennähe anreichern können, ist die Erfassung der<br />
aktuellen täglichen Situation schwierig. Deshalb ist<br />
eigenverantwortliches Verhalten wichtig: Blaualgenblüten<br />
sind durch eine starke grünliche Trübung<br />
des Wassers und durch Schlieren oder gar mehrere<br />
Zentimeter dicke Algenschichten in Ufernähe auch<br />
für den Laien zu erkennen. Wenn bereits in knietiefem<br />
Wasser die eigenen Füße nicht mehr zu erkennen<br />
sind, sollte <strong>das</strong> Baden vorsichtshalber vermieden<br />
werden. Insbesondere sollte auch darauf geachtet<br />
werden, <strong>das</strong>s Kinder und Haustiere nicht baden oder<br />
am Ufersaum planschen und blaualgenhaltiges<br />
Wasser schlucken. Durch die nördlichen Winde<br />
Ende Juli kam es in der westlichen Lübecker Bucht<br />
dazu, <strong>das</strong>s an den Stränden von Kellenhusen, Dahme<br />
und Meeschendorf auf Fehmarn für einige Tage vom<br />
Baden abgeraten werden musste. Die Badegäste<br />
wurden u.a. auf sofort aufgestellten Informationstafeln<br />
<strong>über</strong> die gesundheitlichen Risiken vor Ort<br />
informiert.<br />
Im Greifswalder Bodden und im Strelasund waren<br />
verschiedene Arten der coccalen Blaualge Woronichinia<br />
dominant und sehr zahlreich vertreten. Im<br />
Stettiner Haff wurde im Juni zwar eine starke<br />
Vermehrung fädiger Blaualgen festgestellt, doch<br />
setzte diese sich nicht in den Folgemonaten fort.<br />
Auch in der Pommerschen Bucht wurden im August<br />
hohe Konzentrationen von Blaualgen der Art Anabaena<br />
spiroides beobachtet. Eine Blüte der potenziell<br />
toxischen Blaualge Mikrocystis flos-aquae, wie<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 171<br />
sie in den Vorjahren stellenweise aufgetreten war,<br />
blieb diese Saison aus. So kam es nicht zu einer<br />
direkten Beeinträchtigung der Badestrände durch<br />
Algenblüten.<br />
Während des Sommers kam es in Bereichen der<br />
Flensburger und Kieler Förde sowie der Eckernförder<br />
Bucht stellenweise zur Ausbildung von Algenblüten,<br />
wie sie auch in den letzten Jahren wiederholt<br />
beobachtet wurden. Dominant sind hier verschiedene<br />
Dinoflagellaten (z. B. Gymnodinium sp., Prorocentrum<br />
minimum/micans) sowie verschiedene<br />
Kieselalgenarten (z. B. Dactyliosolen fragilissima,<br />
Skeletonema costatum, Rhizosolenia pungens.<br />
Chaetoceros sp., Leptocylindricus danicus). Bei<br />
intensiven Algenblüten einiger dieser Arten kann es<br />
zu braun-rötlichen Verfärbungen des Wassers<br />
kommen, die gerade in den inneren Bereichen<br />
insbesondere der Kieler Förde schon fast zum<br />
alljährlichen sommerlichen Erscheinungsbild gehören.<br />
Auf die Badewasserqualität haben diese Arten<br />
keinen negativen Einfluss. Zum Ende der Saison<br />
haben Blüten der größeren Dinoflagellaten der<br />
Gattung Ceratium zum Teil <strong>das</strong> sogenannte Meeresleuchten<br />
verursacht.<br />
Quallenvorkommen<br />
Die alljährlichen Massenvorkommen von Quallen an<br />
den Ostseestränden waren auch diese Saison wieder<br />
zu beobachten. Dabei handelt es sich aber stets zum<br />
Großteil um die Ohrenqualle Aurelia aurita, die für<br />
den Badegast keinerlei Gefahr darstellt. Nur vereinzelt<br />
kam es zu kleineren Ansammlungen von sogenannten<br />
Feuerquallen, der Gelben Haarqualle<br />
Cyanea capillata, die Badegäste durchaus empfindlich<br />
nesseln kann.<br />
Meeressäuger<br />
Siehe hierzu auch den Textabschnitt zum Robbensterben<br />
für die Nordsee.<br />
Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />
Die Badesaison 2002 verlief im Seengebiet von<br />
Mecklenburg-Vorpommern ohne nennenswerte<br />
Ereignisse. Es gab bis Ende August keine Meldungen<br />
<strong>über</strong> Einschränkungen für den Badebetrieb<br />
durch Blaualgenblüten, wie es in vorangegangenen<br />
Sommern oder in anderen Bundesländern auch in<br />
dieser Saison der Fall war.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Die Badestrände der deutschen Nord- und Ostseeküste<br />
gelten als die sichersten der ganzen Welt. Dies<br />
ist zu einem großen Teil den Rettungsschwimmern<br />
der DLRG (Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft)<br />
und der Wasserwacht des Deutschen Roten<br />
Kreuzes (DRK) zu verdanken. So kommen allein<br />
von der DLRG während der Saison vom 15. Mai bis<br />
30. September etwa 2500 Rettungsschwimmer in ca.
250 Rettungswachen an den norddeutschen Küsten<br />
zum Einsatz, die ihren Jahresurlaub damit verbringen,<br />
Dienst für die Sicherheit der Badegäste zu<br />
leisten. Bezahlt wird für den Einsatz unverständlicherweise<br />
so gut wie <strong>über</strong>haupt nicht: Für die<br />
ehrenamtliche Tätigkeit wird nur eine Pauschale von<br />
5 € pro Tag, An- und Abreise sowie freie Unterkunft<br />
und Verpflegung geboten. Gerade in der Nebensaison<br />
kommt es daher auch schon mal zu personellen<br />
Engpässen, zumal die DLRG Nachwuchssorgen<br />
plagen. Daher fordert die DLRG schon seit längerem,<br />
für den Einsatz der Rettungsschwimmer eine<br />
angemessenere Vergütung zu ermöglichen, zumal<br />
auch bei einer notwendig gewordenen Rettungsaktion<br />
keine Gebühren von der Krankenkasse des<br />
Verunfallten gefordert werden, was bei dem Einsatz<br />
von Rettungskräften an Land hingegen völlig normal<br />
ist.<br />
Geregelt ist die Überwachung der Badestellen in<br />
Schleswig-Holstein durch die Badestellenverordnung<br />
des Landes. Dort ist festgeschrieben, <strong>das</strong>s an<br />
betriebenen Badestellen - also in der Regel dort, wo<br />
Eintritt gezahlt werden muss - für einen Strandabschnitt<br />
von 600 Metern zwei Aufsichtspersonen<br />
einzusetzen sind. Auch in Mecklenburg-<br />
Vorpommern stehen die meisten touristisch genutzten<br />
Strände unter der engmaschigen Überwachung<br />
durch Rettungsschwimmer. Insbesondere in den<br />
letzten Jahren wurden dort viele Rettungswachen<br />
neu gebaut und sind mit modernsten Hilfsmitteln<br />
ausgestattet. Funk, Motorboot sowie Erste-Hilfe-<br />
Ausrüstung mit Sauerstoffversorgung gehören<br />
mittlerweile zum Standard. Vielfach verfügen die<br />
Stationen auch <strong>über</strong> Jetski zum schnellen Einsatz bei<br />
unmittelbar lebensbedrohlichen Situationen.<br />
Verantwortlich für die Wasserrettung an der niedersächsischen<br />
Nordseeküste ist der Landesverband der<br />
DLRG Niedersachsen mit Sitz in Bad Nenndorf.<br />
Niedersachsen stellt mit 73.000 Mitgliedern und<br />
rund 300 Ortsgruppen in 19 Bezirken den größten<br />
Landesverband der Bundesrepublik. Die gesetzliche<br />
Grundlage zur Badestellen<strong>über</strong>wachung entspricht<br />
der in Schleswig-Holstein.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Anzahl der<br />
nötigen Aufsichtspersonen nicht so klar definiert, da<br />
eine entsprechende Verordnung bisher nicht erlassen<br />
wurde. Lediglich eine Empfehlung des Sozialministeriums<br />
liegt vor, in der wie in Schleswig-Holstein<br />
zwei Aufsichtspersonen für einen Strandabschnitt<br />
von 600 Metern vorgesehen werden. Die Entscheidung,<br />
ob eine Überwachung der Badestellen nötig<br />
ist, liegt aber bei den Kommunen und kann entsprechend<br />
ausgelegt werden. Insbesondere unbewachte<br />
aber stark frequentierte Badestellen stellen an der<br />
Küste naturgemäß eine größere Gefahr dar. Beispielsweise<br />
werden der kilometerlange Sandstrand<br />
zwischen Zingst und Prerow oder die Schaabe auf<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 172<br />
Rügen zwischen Glowe und Juliusruh in den Sommermonaten<br />
regelmäßig von vielen Badegästen<br />
besucht, diese seien jedoch unbewacht. Die DLRG<br />
kritisiert diese Lücken in der Überwachung und<br />
fordert schon seit mehreren Jahren eine entsprechende<br />
Badestellenverordnung.<br />
Insgesamt werden an den norddeutschen Küsten im<br />
Jahr etwa 450.000 Wachstunden an den Stränden<br />
geleistet, wobei Erste-Hilfe in durchschnittlich 200<br />
schweren Fällen nötig wird. Hinzu kommen die<br />
unzähligen kleinen "Katastrophen" des Strandalltags<br />
wie Schnitt- und Schürfwunden, verloren gegangene<br />
Kinder, abgetriebene Wasserspielzeuge und ähnliches<br />
mehr.<br />
In jeder Saison sind leider auch einige Todesfälle zu<br />
beklagen. Seit zwei Jahren nimmt die Zahl der<br />
Badeunfälle mit tödlichem Ausgang bedauerlicherweise<br />
wieder zu, nachdem es bis zum Jahr 2000 eine<br />
eher rückläufige Tendenz in diesem Bereich gab.<br />
Die aktuelle Statistik <strong>über</strong> Ertrinkungsunfälle in<br />
Deutschland weist in Halbjahresbilanz zwischen<br />
Januar und August 2002 481 Todesfälle aus, was<br />
eine Zunahme um 71 Fälle in Vergleich zum ersten<br />
Halbjahr 2001 bedeutet. In der Hochsommersaison<br />
zwischen Juni und August fanden mit 287 Menschen<br />
37 mehr den Tod als noch im Jahr zuvor. Auch nach<br />
Abzug der 22 Todesopfer der Elbeflut als Folge<br />
einer Sondersituation, liegt die Zahl der Todesfälle<br />
durch Ertrinken höher als im Vergleichszeitraum des<br />
Vorjahres, nämlich bei 49 für die Monate Januar bis<br />
August und 15 zwischen Juni und August 2002.Wie<br />
in den vergangenen Jahren verunglückten die meisten<br />
Menschen, nämlich insgesamt 318 an un<strong>über</strong>wachten<br />
Flüssen, Seen, Bächen und Teichen. Gegen<strong>über</strong><br />
der gestiegenen Zahl an Binnengewässern<br />
ging die Zahl der Ertrinkungsfälle im Meer leicht<br />
zurück, was Fachleute allerdings auf die niedrigen<br />
Wassertemperaturen zu Beginn der Badesaison<br />
zurückführen. So starben bis Ende August insgesamt<br />
28 Personen im Meer, gegen<strong>über</strong> 37 Personen im<br />
ganzen Jahr 2001. Bei der Rangliste der Bundesländer<br />
liegt Bayern mit einer Gesamtzahl von<br />
87 Ertrinkungsfällen vor Nordrhein-Westfalen mit<br />
71 und Baden Württemberg sowie Niedersachsen,<br />
beide mit 36 Fällen, auf dem ersten Platz in<br />
Deutschland.<br />
Häufig ist Leichtsinn oder unvernünftiges Verhalten<br />
wie die Missachtung von Badeverboten und Alkoholkonsum<br />
bei den schweren Unfällen mit im Spiel,<br />
wobei <strong>das</strong> Risiko an den unbewachten Stränden am<br />
größten ist. Trotz dieser traurigen Zwischenfälle<br />
kann die Sicherheit an den deutschen Meeresbadestellen<br />
insgesamt als sehr gut bezeichnet werden.<br />
Insbesondere die vielen flachen Badebereiche<br />
machen die Strände auch für Eltern mit kleinen<br />
Kindern sehr attraktiv. Für zusätzliche Sicherheit
sollte durch <strong>das</strong> eigene umsichtige Verhalten gesorgt<br />
werden.<br />
Das besondere Gefahrenpotenzial der Nordsee für<br />
unerfahrene Badende und Wattwanderer liegt in den<br />
Eigenheiten des Gezeitenwechsels. Die starken<br />
Unterströmungen bei ablaufendem Tidewasser<br />
können besonders Kinder, aber auch erfahrenen<br />
Schwimmer in Richtung offenes Meer ziehen.<br />
Auflaufendes Wasser gefährdet besonders Wattwanderer,<br />
die in Unkenntnis des aktuellen Tidenkalenders<br />
oder aus Unwissenheit zu weit auf die offene<br />
Wattfläche geraten sind. Oft müssen Rettungsdienste<br />
ausrücken, um den von der steigenden Flut Eingeschlossenen<br />
Hilfe zu leisten, die häufig mit Unterkühlungen<br />
aufgenommen werden. Auch an Buhnen<br />
können sich häufig unterschätzte Strömungen<br />
ausbilden und an den offenen Seeseiten der Watteninseln<br />
besteht erhöhtes Risiko durch Wellenschlag<br />
und Querströmung.<br />
Doch nicht nur <strong>das</strong> Baden im Meer verlangt eine<br />
gewisse Umsichtigkeit und eine gesunde realistische<br />
Einschätzung der eigenen Kräfte. Auch an Binnengewässern<br />
kam es zu Unfällen beim Baden, u. a. an<br />
den Seen Mecklenburg-Vorpommerns. An den meist<br />
unbewachten Badestellen der Binnengewässer, die<br />
zum Teil auch recht un<strong>über</strong>sichtlich sein können,<br />
sollten Eltern und Betreuer von Kinder- und Jugendgruppen<br />
stets die Aufsichtspflicht sehr ernst nehmen,<br />
um im Ernstfall auch wirklich Hilfe leisten zu<br />
können.<br />
4.8 Chronik besonderer Ereignisse in der<br />
Region<br />
22.05.2002<br />
In Seehundkadavern, die auf der dänischen Ostseeinsel<br />
Anholt im Kattegatt gefunden wurden, identifizierten<br />
Veterinärmediziner den Seehundestaupevirus<br />
(PDV), der bereits 1988 als Auslöser einer Nordseeweiten<br />
Robben-Epidemie für den Tod von rund<br />
60 % des damaligen Seehundbestandes verantwortlich<br />
war. Der erneute Ausbruch der Robbenseuche<br />
kam in Nord- und Ostsee erst Mitte November zum<br />
Stillstand. Auf den Britischen Inseln war die Seuche<br />
auch im Dezember noch nicht zu Ende. Der Badebetrieb<br />
wurde nicht beeinflusst.<br />
14.06.2002<br />
Bereits Mitte Juni traten die ersten Massen von<br />
Algen und Quallen im Bereich der ostfriesischen<br />
Inseln auf. Der Grund für die außergewöhnlich<br />
frühzeitigen Massenbildungen lag in der ungewöhnlich<br />
hohen Wassertemperatur der Nordsee im Winter<br />
und Frühjahr. Dieser Umstand bietet beste Voraussetzungen<br />
für die Entwicklung des marinen Planktons.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 173<br />
12.07.2002<br />
Deutschlands erstes Sandskulpturen-Festival wurde<br />
in Travemünde eröffnet. Rund 80 Künstler aus aller<br />
Welt versuchten aus 3.000 Tonnen Spezialsand<br />
spektakuläre Kunstwerke zu schaffen.<br />
17.07.2002<br />
Für Aufregung sorgte ein Bombenfund auf der<br />
Hochseeinsel Helgoland. Drei bis zu sieben Zentner<br />
schwere Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg<br />
wurden bei Sturm auf den felsigen Strand gespült.<br />
Die Entschärfung durch ein Spezialteam ging ohne<br />
Zwischenfälle vonstatten.<br />
03.08.2002<br />
In Cuxhaven nahm eine neue zentrale Leitstelle der<br />
Wasserschutzpolizei ihren Dienst auf. Sie ist für die<br />
Reviere Nord- und Ostsee zuständig und soll vor<br />
allem die Kooperation zwischen den fünf deutschen<br />
Küstenbundesländern optimieren.<br />
28.08.2002<br />
Außergewöhnlich heftige Niederschläge gingen <strong>über</strong><br />
Nord-, Nordwest- und Nordostdeutschland nieder<br />
und führten zu weiträumigen Überflutungen entlang<br />
der Flüsse und deren kleineren Zuläufen. Es kam zu<br />
weiträumigen Überflutungen und Zerstörungen<br />
großen Ausmaßes, unter anderem auch entlang der<br />
Elbe. Die Behörden warnten vor Verunreinigung<br />
und hygienischen Belastungen infolge der Wassermassen.<br />
5. Danksagung<br />
Eine Reihe von Institutionen und Einzelpersonen<br />
haben auch in diesem Jahr wieder zum Gelingen des<br />
Sommerservice beigetragen. Stellvertretend für viele<br />
andere sei hier besonders Frau Dau und Frau Reppin<br />
vom Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Herrn Dr. Mohr und Frau Dreyer vom Landesamt<br />
für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, Herrn<br />
Dr. Heinemeyer und Herrn Janssen vom Staatlichen<br />
Medizinaluntersuchungsamt Aurich in Niedersachsen<br />
sowie Herrn Dr. Knobling vom Ministerium für<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Schleswig-Holstein<br />
für ihre kooperative Zusammenarbeit<br />
und stete Hilfsbereitschaft herzlich gedankt. Für<br />
interessante Informationen und aktuelle Auskünfte<br />
<strong>über</strong> Algenblüten danken wir insbesondere Frau<br />
Göbel (Landesamt für Natur und Umwelt Flintbek),<br />
Herrn von Weber (Landesamt für Umwelt und Natur<br />
Stralsund), Frau Schöppe (Staatliches Amt für<br />
Umwelt und Natur Stralsund). Herzlicher Dank geht<br />
auch an Herrn Lothar Koch von der Schutzstation<br />
Wattenmeer auf Sylt für die regelmäßige Übersendung<br />
von aktuellen Informationen zu ökologischen<br />
Belangen aus dem Bereich des schleswigholsteinischen<br />
Wattenmeeres bzw. Stellungnahmen<br />
zur Entwicklungen im Nationalpark schleswigholsteinisches<br />
Wattenmeer insgesamt.
6. Adressen<br />
Landesamt für Natur und Umwelt<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
Frau Jeanette Göbel<br />
Hamburger Chaussee 25<br />
24220 Flintbek<br />
Tel: 04347 - 704-444<br />
Fax: 04347 - 704-402<br />
Landesamt für Natur und Umwelt<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
Frau Dreyer<br />
Hamburger Chaussee 25<br />
24220 Flintbek<br />
Tel: 04347 - 704-229<br />
Fax: 04347 - 704-202<br />
Landesamt für Natur und Umwelt<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
Herr Dr. Mohr<br />
Hamburger Chaussee 25<br />
24220 Flintbek<br />
Tel: 04347 - 704-220<br />
Fax: 04347 - 704-202<br />
Landesamt für Umwelt, Naturschutz<br />
und Geologie Mecklenburg-<br />
Vorpommern (LUNG)<br />
Herr von Weber<br />
Goldbergerstr. 12<br />
18273 Güstrow<br />
Tel.: 03843- 777-331<br />
Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales des Landes<br />
Schleswig-Holstein<br />
Herr Dr. Knobling<br />
Adolf-Westphal-Str.4<br />
24143 Kiel<br />
Tel.: 0431 - 988-5473<br />
Fax: 0431 - 988-5416<br />
Ministerium für Soziales<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Frau Anne-Katrin Dau<br />
Werder Straße 124<br />
Postfach 544<br />
19055 Schwerin<br />
Tel.: 0385 - 588-9362<br />
Fax: 0385 - 588-9099<br />
Staatliches Amt für Umwelt und<br />
Natur (StAUN) Stralsund<br />
Frau Schöppe<br />
Badenstr. 18<br />
18439 Stralsund<br />
Tel.: 03831 - 696-710<br />
Niedersächsisches Landesgesundheitsamt<br />
- Außenstelle Aurich (NLGA) -<br />
Herr Dr. E. A. Heinemeyer<br />
Herr F. Janssen<br />
Lüchtenburger Weg<br />
26603 Aurich 24<br />
Tel.: 04941 - 2621<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 174<br />
Tourismusverband Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Herr Fischer<br />
Platz der Freundschaft 1<br />
18059 Rostock<br />
Tel.: 0381 – 4030500<br />
Tourismus-Agentur Schleswig-<br />
Holstein GmbH<br />
Walkerdamm 17<br />
24103 Kiel<br />
Tel.: 0431-60058-40<br />
Fax: 043160057-44<br />
Tourismus Marketing Niedersachsen<br />
GmbH - TMN<br />
Theaterstraße 4-5<br />
30159 Hannover<br />
Tel.: 0511-270488-0<br />
Fax: 0511-270488-8<br />
Schutzstation Wattenmeer<br />
c/o Lothar Koch<br />
Bötticher Str. 18<br />
25980 Westerland/ Sylt<br />
Tel.: 04651 - 26088<br />
Fax: 04651 - 26167<br />
E-Mail: l.koch@cldithm.comlink.de<br />
Umweltstiftung WWF<br />
- Wattenmeerstelle -<br />
c/o Dr. Ulrich Rösner<br />
Norderstr. 3<br />
25831 Husum<br />
Tel.: 04841 - 62073<br />
Fax: 04841 - 4736
Regionalbericht Bodensee 2002<br />
Bearbeitet von Sylvia Merkt, Konstanz<br />
1. Die Region und ihre Strände<br />
Der Bodensee ist mit einer Oberfläche von<br />
571,6 km² der größte See Deutschlands und zugleich<br />
auch internationales Gewässer im Dreiländereck<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er wird in<br />
zwei charakteristische Bereiche geteilt: den Obersee<br />
mit dem Überlingersee und den Untersee mit den<br />
Seeteilen Gnadensee und Zellersee. Die tiefste Stelle<br />
des Bodensees mit 256 m liegt im Oberseebecken<br />
zwischen Fischbach (D) und Uttwil (CH). Der See<br />
wird vor allem vom Alpenrhein gespeist, der an der<br />
schweizerisch-österreichischen Grenze mündet. Bei<br />
Konstanz verbindet ein kurzes Rheinstück, der<br />
Seerhein, den Obersee mit dem Untersee. Letzteren<br />
durchfließt er erneut als „Rheinsee“, um ihn 25 km<br />
westlich davon bei Stein am Rhein endgültig als<br />
Hochrhein zu verlassen. Der Bodensee dient seinem<br />
Einzugsgebiet sowie dem Großraum Stuttgart als<br />
Trinkwasserreservoir. Insgesamt werden nahezu vier<br />
Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem<br />
Bodensee versorgt. Der Bodensee ist auch beliebtes<br />
Segel- und Sportbootrevier; mehr als 55.000 Wasserfahrzeuge<br />
aller Klassen sind hier offiziell zugelassen.<br />
Fährlinien und Ausflugsboote verbinden die<br />
wichtigsten Städte. An den Ufern finden sich zahlreiche<br />
Campingplätze und Strandbäder.<br />
2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />
durch die Region<br />
2.1 Probennahme und Messpunkte<br />
Rund um den See werden 106 offizielle Badestellen<br />
geführt und regelmäßigen Qualitätskontrollen<br />
unterzogen. In Deutschland sind die Gesundheitsämter<br />
der Landkreise Konstanz, des Bodenseekreises<br />
(beide Baden-Württemberg) und Lindau (Bayern)<br />
für die Überwachung der Hygiene der Badegewässer<br />
zuständig. Die Probennahmen und die Analysen<br />
werden nach Landesgesetz in Anlehnung an die EU-<br />
Richtlinien durchgeführt. In Baden-Württemberg<br />
galten bis 1997 ausschließlich die von den Gesundheitsämtern<br />
erhobenen Wasserproben als offizielle<br />
Datengrundlage entsprechend der EU-Richtlinie. Sie<br />
werden an <strong>das</strong> Labor des Landesgesundheitsamtes<br />
nach Stuttgart geschickt und dort analysiert. Durch<br />
die langen Bearbeitungswege liegen die Analyseergebnisse<br />
oft erst eine Woche nach den Probennahmen<br />
vor. Im Landkreis Konstanz werden schon seit<br />
mehreren Jahren im Auftrag der Kommunen zusätzliche<br />
Proben zur Badegewässerqualität durch private<br />
Labors analysiert. Deren Ergebnisse werden bis dato<br />
jedoch nicht <strong>über</strong> die <strong>über</strong>geordneten Dienststellen<br />
nach Brüssel weitergeleitet.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 175<br />
In den vergangenen Jahren kam es seitens der EU<br />
wiederholt zu Beurteilungen der Badestellen am<br />
Bodensee, die mit der erhobenen Datenlage nicht zu<br />
erklären waren. Vielen Stellen wurde eine zu geringe<br />
Probenahmehäufigkeit attestiert; womöglich sind<br />
nicht alle Originaldaten in Brüssel angelangt oder<br />
berücksichtigt worden. Ein Anfang '97 getroffener<br />
Beschluss des Sozialministeriums Stuttgart empfiehlt<br />
nun die wöchentliche hygienische Kontrolle<br />
der Badestellen während der Saison, um auf jeden<br />
Fall eine ausreichende Datengrundlage zu gewährleisten.<br />
Da die hierfür nötigen zusätzlichen Proben<br />
auf Gemeindeebene genehmigt und von Gemeinde<br />
oder Betreiber finanziert werden müssen, ist es nicht<br />
möglich, diesen Beschluss flächendeckend umzusetzen.<br />
Im Rahmen dieser neuen Regelung wurden nun<br />
endlich auch Analysen ausgewählter privater Labors<br />
als offizielle Messungen anerkannt.<br />
Nebenbei kann nun auch an Stellen, an denen mehr<br />
als 19 Messungen pro Saison stattfinden, der 5 %-<br />
Regel der EU-Richtlinie ein Schnippchen geschlagen<br />
werden. Nach dieser wird, wenn weniger als<br />
20 Messungen vorliegen, ein Badeplatz schon bei<br />
einer einmaligen Grenzwert<strong>über</strong>schreitung (> 5 %<br />
der Proben) als nicht konform (= roter Punkt)<br />
eingestuft. Fraglich bleibt, ob diese statistische<br />
Schönung schlechter Messergebnisse auch dem<br />
Bestreben dient, Belastungsquellen zu lokalisieren<br />
und zu beseitigen.<br />
Die österreichischen Badestellen werden ebenfalls<br />
nach EU-Richtlinien <strong>über</strong>wacht. Die Probennahme<br />
erfolgt 14-tägig. Zuständig dafür ist <strong>das</strong> Umweltinstitut<br />
des Landes Vorarlberg in Bregenz.<br />
In der Schweiz werden die Probennahmen, Analysen<br />
und Bewertungen nach den „Schweizerischen<br />
Empfehlungen für die hygienische Beurteilung von<br />
See- und Flussbädern“ vorgenommen, die sich von<br />
den EU-Richtlinien unterscheiden. Hierbei werden<br />
gegen<strong>über</strong> den anderen Bodenseeanrainern keine<br />
gesamtkoliformen Keime gemessen. Stattdessen<br />
werden bei jeder Messung die Proben nach Salmonellen<br />
untersucht, ein ebenfalls sinnvoller Indikator<br />
für die Existenz weiterer Krankheitserreger. Die<br />
Analysen werden in den kantonalen Gewässerschutzlabors<br />
durchgeführt.<br />
Im Kanton St. Gallen wurde für <strong>das</strong> Jahr 1998 und<br />
folgende beschlossen, die Gewässergüte betreffende<br />
Messungen nur noch alle drei Jahre vorzunehmen,<br />
da von Jahr zu Jahr kaum signifikante Veränderungen<br />
aufgetreten sind. Allerdings besteht in diesem<br />
Zusammenhang die Ausnahmeregelung, drei Messpunkte<br />
im Kanton einmal in der Saison zu beproben.
So wurden in der Saison 2002 im Kanton St. Gallen<br />
an sieben Messstellen durch die Saison hindurch<br />
neun Messkampagnen durchgeführt. Im Kanton<br />
Thurgau wurden in der Badesaison 2002 an<br />
21 Messstellen 46 Proben gezogen. Im Gegensatz zu<br />
den Bodenseeanrainern Österreich und Deutschland<br />
wird in der Schweiz eine Messung alle drei Wochen<br />
als ausreichend zur hygienischen Gewässercharakterisierung<br />
erachtet. Die Schweizer Messstellen<br />
können wegen der geringeren Probenahmedichte,<br />
aber auch aufgrund unterschiedlicher Indikatorkeime<br />
daher nur unter Vorbehalt mit den österreichischen<br />
und deutschen Stellen verglichen werden.<br />
2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />
Deutschland: Mikrobiologische Untersuchungen auf<br />
Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme und Fäkalstreptokokken<br />
erfolgen entsprechend den mikrobiologischen<br />
Untersuchungsverfahren (Gruppe K) nach<br />
DIN 38 411, Teil 6, Juni 1991, die sowohl die<br />
Methode der Flüssigkeitsanreicherung als auch die<br />
Membranfiltermethode vorsieht.<br />
Schweiz und Österreich: Die hier gängigen Analysemethoden<br />
entsprechen weitestgehend denen in<br />
Deutschland, vorrangig wird <strong>das</strong> Membranfilterverfahren<br />
verwendet.<br />
2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />
Deutschland: Bei hygienischen Beanstandungen<br />
(Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach EU-Richtlinie)<br />
erfolgt eine Benachrichtigung des Strandbad-<br />
Betreibers und die Aufforderung, ursächliche Belastungsquellen<br />
aufzuzeigen. Innerhalb der folgenden<br />
Tage werden Nachproben gezogen. Aufgrund deren<br />
Ergebnisse und einer Vor-Ort-Inspektion wird von<br />
amtsärztlicher Seite dar<strong>über</strong> entschieden, ob die<br />
entsprechende Badestelle mit einem Badeverbot<br />
belegt werden muss. Werden bei den Nachproben<br />
Salmonellen nachgewiesen, wird sofort ein Badeverbot<br />
ausgesprochen. Ergeben weitere Zusatzuntersuchungen<br />
keine entsprechenden Beanstandungen<br />
mehr, kann <strong>das</strong> Badeverbot sogleich wieder aufgehoben<br />
werden.<br />
An zwei Stellen im Landkreis Bodenseekreis<br />
(Strandbad Eriskirch und Strandbad Langenargen)<br />
wurde dar<strong>über</strong> hinaus ein Frühwarnsystem für<br />
hygienische Belastungen durch den hier mündenden<br />
Fluss Schussen eingerichtet. Durch <strong>das</strong> Hissen einer<br />
roten Flagge wird eine mögliche Belastung angezeigt.<br />
Diese prophylaktische Maßnahme sagt nichts<br />
<strong>über</strong> die tatsächliche Belastung im Badebereich aus,<br />
ist demzufolge nicht mit einem Badeverbot gleichzusetzen.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 176<br />
Schweiz: Zeigen die Routinemessungen erhöhte<br />
hygienische Belastungen, werden zunächst die<br />
Betreiber der Strandbäder und die Kommunen<br />
informiert. In der Regel werden keine Badeverbote<br />
verhängt, sondern die Öffentlichkeit <strong>über</strong> die Regionalpresse<br />
informiert und auf diese Weise an die<br />
Eigenverantwortung der Badegäste appelliert. Bei<br />
besonders hohen oder auffälligen Belastungen<br />
können auch Badeverbote verhängt werden, nachdem<br />
der zuständige Kantonsarzt zu Rate gezogen<br />
wurde.<br />
Österreich: Seit Frühjahr 1997 gilt die Novelle des<br />
Österreichischen Bäderhygienegesetzes. Bei Überschreitung<br />
der EU-Grenzwerte in Hygieneparametern<br />
werden unverzüglich Nachproben anberaumt.<br />
Bestätigen diese die festgestellte Belastung, wird als<br />
zuständige Behörde die Bezirkshauptmannschaft<br />
aktiv und lässt den Badebereich sperren.<br />
3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />
3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />
Sommerservice<br />
Bereits 1995 wurde der Bodensee informell in <strong>das</strong><br />
Programm des ADAC-Sommerservice aufgenommen.<br />
In den zurückliegend durchgeführten Programmen<br />
zum ADAC-Sommerservice am Bodensee<br />
konnte eine stetige Intensivierung der Kontakte zu<br />
den Gesundheitsämtern bzw. den zuständigen<br />
staatlichen Labors der drei Anrainerstaaten erreicht<br />
werden. Die vertragliche Vereinbarung mit dem<br />
ADAC sah jedoch im Jahr 2002 keine Stelle eines<br />
Regionalbearbeiters für den Bodensee vor, weshalb<br />
lediglich die für die Datenverarbeitung notwendigen<br />
Routinearbeit für diese Region geleistet werden<br />
konnte. Alle Arbeiten liefen <strong>über</strong> die Zentrale in<br />
Konstanz, in der die Originaldaten der Saison<br />
gesammelt weiterverarbeitet wurden.<br />
4. Badesaison 2002<br />
4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />
Die Badesaison 2002 war im Allgemeinen gut. So<br />
die einhellige Meinung der Betreiber der öffentlichen<br />
Badeanstalten rund um den See. Die aktuellen<br />
Zahlen der Strandbäder im Drei-Jahres-Vergleich für<br />
<strong>das</strong> "Hörnle" und <strong>das</strong> Rheinstrandbad in Konstanz<br />
sowie <strong>das</strong> Strandbad Wallhausen zeigen dem Trend<br />
der letzten Jahre entsprechend deutlich nach oben. In<br />
allen drei Einrichtungen wurden in der vergangenen<br />
Saison Besucherrekorde verzeichnet. Die touristische<br />
Saison insgesamt ist am Bodensee zufriedenstellend<br />
ausgefallen. Bei auswärtigen Feriengästen<br />
ist z. B. die Stadt Konstanz nach wie vor beliebt, die<br />
Übernachtungs- und Ankunftszahlen sind hier im<br />
Vergleich zum Vorjahr um ca. 4 % angestiegen.<br />
Auch die durchschnittliche Verweildauer ist länger<br />
geworden, blieben die Touristen 1999 noch 3,5 Tage
in Konstanz, so waren es im Jahr 2002 3,9 Tage.<br />
Rund 20 % der Gäste kamen aus dem Ausland; an<br />
der Spitze der Auslands-Statistik stehen die Schweiz<br />
und die USA.<br />
Die gesamte Reiseregion Bodensee-Oberschwaben<br />
erzielte für die Monate Juli und August des Jahres<br />
2002 mit einem Übernachtungszuwachs um 2,3 %<br />
ein <strong>über</strong>durchschnittliches Ergebnis. Es ergab sich<br />
für die Ankünfte ein insgesamter Anstieg um 7,5 %,<br />
8,2 % mehr ausländische Touristen besuchten die<br />
Region Bodensee. Die Übernachtungszahlen stiegen<br />
um 6,3 %, der Anteil der ausländischen Touristen,<br />
die in der Region <strong>über</strong>nachtet haben, ist um 13,5 %<br />
angestiegen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
in der Region Bodensee-Oberschwaben betrug<br />
ähnlich wie in Konstanz, vier Tage. Auch im österreichischen<br />
Bregenz konnten Zuwächse bei den<br />
Übernachtungszahlen verbucht werden. Im Juli 2002<br />
wurden 3 % mehr Übernachtungen registriert als im<br />
Juli davor, im August ergab sich sogar eine Steigerung<br />
gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr um 9,37 %. Erst im<br />
September und Oktober ließen sich Rückgange in<br />
den Übernachtungszahlen von 1,14 %, bzw. 17,96 %<br />
verzeichnen. Der <strong>über</strong>wiegende Anteil der Touristen<br />
in der Region rund um Bregenz in der Sommersaison<br />
kommt mit jeweils <strong>über</strong> 30 % aus Österreich<br />
selbst und aus Deutschland. Touristen aus den USA<br />
oder Übersee rangieren mit 1,52 % am Ende der<br />
Besucherstatistik. Besonders deutlich zeigt sich<br />
anhand der statistischen Auswertung des Juni 2002<br />
der Trend zum Tagesausflug. Bei den Gästeankünften<br />
im Juni 2002 konnte die Region Bregenz ein<br />
Plus im Vergleich zum Vorjahr von <strong>über</strong> 10 %<br />
verbuchen, bei den Übernachtungen im selben<br />
Zeitraum lediglich ein Plus von knapp 3 %. Im<br />
Kanton St. Gallen konnte sowohl bei den Ankünften<br />
als auch bei den Logiernächten in den letzten Jahren<br />
ein stetiger Zuwachs festgestellt werden, so z. B. um<br />
5,7 % bei den Ankünften von 1999 auf <strong>das</strong> Jahr<br />
2000 und sogar um 5,9 % bei den Logiernächten.<br />
Mit 18,5 % stellen die Urlauber aus dem benachbarten<br />
Deutschland den Hauptteil der ausländischen<br />
Touristen, gefolgt mit 2,4 % von US-Amerikanern<br />
und Briten. Im Kanton Thurgau haben die Logiernächtezahlen<br />
im Jahr 2001 (Zahlen aus dem Jahr<br />
2002 lagen zum Zeitpunkt des Redaktionsschluss<br />
noch nicht vor) kräftig zugenommen. Die Nachfrage<br />
nach touristischen Dienstleistungen hat sich nicht<br />
nur auf den <strong>über</strong>nachtenden Tourismus, sondern<br />
auch auf den Ausflugsverkehr und die Gastronomie<br />
positiv ausgewirkt. Im Jahr 2001 wurden in Thurgauer<br />
Hotel- und Kurbetrieben insgesamt 378.684<br />
Logiernächte verzeichnet, was einer Zunahme von<br />
13,7 % oder 45.747 Übernachtungen mehr als im<br />
Vorjahr entspricht. Bei den ausländischen Gästen<br />
ergab sich eine Übernachtungszunahme von 13,4 %,<br />
Besucher aus Deutschland stellten mit 58 % den<br />
Hauptanteil an den ausländischen Nächtigungen.<br />
89 % der ausländischen Gäste stammten aus Europa.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 177<br />
Die Aufenthaltsdauer pro Gast betrug durchschnittlich<br />
2,2 Nächte. Noch nie konnten im Thurgau mehr<br />
Ankünfte als im Jahre 2000 verzeichnet werden. So<br />
konnte die Zahl der im Thurgau verfügbaren Hotelbetten<br />
leicht gesteigert werden und beläuft sich nun<br />
auf durchschnittlich 3.200 verfügbare Betten. Die<br />
Zimmerauslastung <strong>über</strong>trifft bei vielen Hotelbetrieben<br />
die 50%-Marke. Die Nachfrage für <strong>das</strong> Thurgauer<br />
Parahotellerie-Angebot (Campingplätze,<br />
Jugendherbergen, Gruppenunterkünfte, Ferienwohnungen,<br />
Ferien auf dem Bauernhof und Schlaf im<br />
Stroh) belief sich auf rund 500.000 Logiernächte.<br />
Die am Ausflugsverkehr beteiligten Leistungsträger<br />
meldeten für <strong>das</strong> Jahr 2001 erfreuliche Besucher-<br />
und Frequenzzahlen. Die Flotte der Schweizerischen<br />
Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (SBB AG)<br />
konnte einen Passagierzuwachs von 18,3 % gegen<strong>über</strong><br />
dem Vorjahr vermelden. Die Auto- und Reisefähre<br />
Romanshorn-Friedrichshafen erzielte einen<br />
Zuwachs von 5,3 % bei den Passagieren und 15,2 %<br />
beim Transport von Fahrzeugen. Die Schweizerische<br />
Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein transportierte<br />
412.890 Fahrgäste. Dies sind 117.405<br />
Passagiere (+ 39 %) mehr als 1999. Der Raddampfer<br />
"Hohentwiel" beförderte 29.800 Fahrgäste, was<br />
einer Steigerung zum Vorjahr von 16,5 % entspricht.<br />
Insgesamt lässt sich feststellen, <strong>das</strong>s der Bodensee<br />
nach letzten Umfragen als Ferienziel bekannter ist<br />
als der Schwarzwald oder <strong>das</strong> Allgäu und <strong>das</strong>s die<br />
recht guten Übernachtungszahlen rund um den<br />
Bodensee die Einbußen durch <strong>das</strong> Hochwasser vom<br />
Frühsommer 1999 weitestgehend wettgemacht<br />
haben. Sogar die immensen Einbußen der Campingplätze<br />
von rund 18 % konnten in den darauf folgenden<br />
Saisons wieder ausgeglichen werden. In der<br />
Hochsaison bestimmen die klassischen Feriengäste<br />
und Kurzurlauber am Bodensee <strong>das</strong> Bild. Ein Trend<br />
zur Pauschal- und Gruppenreise an den Bodensee<br />
lässt sich kontinuierlich in den vergangenen<br />
10 Jahren feststellen. Neue Impulse für Pauschalreisen<br />
bietet u. a. die im Jahr 2000 eingeführte Bodensee-Erlebniskarte,<br />
die auch in der vergangenen<br />
Saison mit rund 66.000 verkauften Exemplaren<br />
wieder guten Absatz gefunden hat. Am beliebtesten<br />
sind nach wie vor die Drei-Tages-Karten, die mit<br />
24.214 Exemplaren am meisten verkauft wurden,<br />
33.253 Karten wurden für sieben Tage verkauft und<br />
7.833 für 14 Tage. Etwa gleich wie im Vorjahr lag<br />
die Zahl der Nutzung pro Karte, an der Spitze lagen<br />
die Bodensee-Schifffahrt, die Insel Mainau, <strong>das</strong> Sea-<br />
Life-Center, die Pfänderbahn und <strong>das</strong> Zeppelinmuseum.<br />
Die Erlebniskarte bietet dem Touristen mit<br />
insgesamt 185 Partnern in den vier Bodensee-<br />
Ländern Schweiz, Österreich, Deutschland und dem<br />
Fürstentum Liechtenstein für 47 € an drei aufeinander<br />
folgenden Tagen, für 60 € an sieben Tagen und<br />
für 87 € 14 Tage lang jeweils für Erwachsene freie<br />
Fahrt auf allen Bodensee-Kursschiffen und zahlreichen<br />
Bergbahnen, freien Eintritt auf der Insel Mai-
nau, in zahlreiche Museen und Attraktionen rund um<br />
den Bodensee und schließlich in Strand- und Freibäder,<br />
Thermen und Freizeitparks. Die Erlebniskarte<br />
wird zu 96 % am deutschen Bodenseeufer verkauft,<br />
der Rest verteilt sich auf Vorarlberg und die Ostschweiz.<br />
Lediglich 5 % der Karten werden an<br />
Einheimische verkauft. Auch für <strong>das</strong> Jahr 2003 wird<br />
die Erlebniskarte wieder aufgelegt. Im April wird<br />
die Karte in ihre 4. Saison starten. Die Preise für die<br />
Karte steigen um etwa 5 %. Als neue Partner werden<br />
u. a. <strong>das</strong> Eisenbahn-, Puppen- und Motorradmuseum<br />
in Sipplingen hinzukommen sowie die historische<br />
„Öchslebahn“ in Oberschwaben, die Heuneburg,<br />
einstiger keltischer Fürstensitz im Oberen Donautal<br />
oder <strong>das</strong> Bregenzerwälder Käsehaus mit Schaukäserei.<br />
Die aktuellsten Zahlen registrierter Freizeitboote auf<br />
dem Bodensee beziehen sich auf <strong>das</strong> Jahr 2000. Die<br />
Anzahl rein privat genutzter Freizeitboote steigt in<br />
den letzten Jahren nur noch langsam an und beläuft<br />
sich derzeit auf 48.043 registrierte Boote. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr wurden lediglich weitere<br />
128 Motorboote und 72 Segelboote mit Motor<br />
verzeichnet. Die Gesamtzahl aller Wasserfahrzeuge<br />
auf dem Bodensee beläuft sich aktuell auf 56.749.<br />
Diese Zahl berücksichtigt auch Fahrgast- und<br />
Lastschiffe, Berufsfischerboote, Mietboote sowie<br />
Pedalos.<br />
4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />
Nachdem in den 70er Jahren die zunehmende<br />
Verschmutzung und der steigende Eintrag von<br />
Nährstoffen <strong>das</strong> Trinkwasserreservoir Bodensee<br />
immer stärker bedrohten, wurden umfangreiche<br />
Sanierungsmaßnahmen auf kommunaler, regionaler<br />
und internationaler Ebene beschlossen und größtenteils<br />
umgesetzt. Diese Anstrengungen wurden in den<br />
letzten Jahren auf deutscher und österreichischer<br />
Seite weiter intensiviert.<br />
Die Schweiz plant, die Abwasserentsorgung zukünftig<br />
zu verbessern, indem sie die Kosten für den Bau<br />
von Kläranlagen und die Abwasseraufbereitung<br />
nicht mehr <strong>über</strong> allgemeine Staatsmittel, sondern<br />
durch angeglichene Abwassergebühren der Verursacher<br />
finanzieren will. Im November 1999, anlässlich<br />
des achten bilateralen Umweltgesprächs, haben sich<br />
Vertreter der Umweltbehörden von St. Gallen,<br />
Schweiz, und Vorarlberg, Österreich, mit der Wasserqualität<br />
des Alten Rheins, einem Zufluss des<br />
Bodensees beschäftigt. Die Gewässergüte des Alten<br />
Rheins wird nun bereits seit vier Jahren speziell<br />
auch von diesen beiden Behörden kontrolliert, um<br />
mit der erhobenen Datengrundlage die Wirkung der<br />
Kläranlage Altenrhein in Altenrhein zu messen.<br />
Durch den Ausbau dieser Kläranlage soll die Konzentration<br />
von organischen Stoffen im Auslauf<br />
wesentlich reduziert werden und somit den strengen<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 178<br />
Anforderungen der internationalen Bodensee-<br />
Richtlinien genügen.<br />
Rund um den See sind derzeit 90,7 % aller Haushalte<br />
und Betriebe an Kläranlagen angeschlossen,<br />
wovon der <strong>über</strong>wiegende Anteil mit Anlagen zur<br />
Phosphat- und Nitrateliminierung (3. Stufe), einige<br />
aber auch schon mit hygienischer Nachbereitung<br />
ausgestattet sind. Die Reinigungsleistung der Kläranlagen<br />
liegt heute für die organische Belastung bei<br />
98 %, für die Phosphor-Eliminierung sogar bei 96<br />
bis 99 %. Obwohl auch der Ausbaugrad von Regenbecken<br />
63,6 % beträgt, gelangen nach starken<br />
Gewitterregen immer noch riesige Mengen<br />
Schmutzwasser in den See, wo es vor allem in<br />
Flachwasser- und Flussmündungsbereichen zu<br />
tagelangen Belastungen kommt.<br />
4.3 Die Badegewässerqualität<br />
Die einzelnen Landkreise wiesen folgendes Bild auf:<br />
Kreis Konstanz:<br />
- 35 Messpunkte, 22 sehr gut, 11 gut, 2 zeitweilig<br />
belastet<br />
Bodenseekreis:<br />
- 26 Messpunkte, 5 sehr gut, 20 gut, 1 zeitweilig<br />
belastet<br />
Kreis Lindau:<br />
- 5 Messpunkte, 2 sehr gut, 3 gut<br />
Vorarlberg:<br />
- 12 Messpunkte, 11 gut, 1 häufiger belastet<br />
Kanton St. Gallen:<br />
- Alle sieben Messpunkte im Kanton St. Gallen<br />
konnten aufgrund ungenügender Datengrundlage,<br />
d. h. weniger als drei verwertbare Messungen,<br />
nicht ausgewertet werden.<br />
Kanton Thurgau:<br />
- Alle 21 Messpunkte im Kanton Thurgau<br />
konnten aufgrund ungenügender Datengrundlage,<br />
d. h. weniger als drei verwertbare Messungen,<br />
nicht ausgewertet werden.<br />
4.4 Belastungsschwerpunkte<br />
Belastungsschwerpunkte sind am Bodensee, wie<br />
auch in anderen Regionen, Einmündungen von<br />
Flüssen, Bächen und Kanalisationen. Hervorzuheben<br />
sind der Bereich um die Schussenmündung zwischen<br />
Eriskirch und Langenargen, der Bereich um<br />
die Mündung der Seefelder Aach bei Uhldingen,<br />
beide am Nordufer des Sees, der Bereich um die<br />
Mündung der Radolfzeller Aach am Untersee sowie<br />
die Badestellen im direkten Einflussbereich der alten<br />
Rheinmündung im Südosten des Obersees. Die z. T.
erheblichen hygienischen Belastungen an diesen<br />
Uferabschnitten sind seit Jahren bekannt. Solche, oft<br />
den Badestellen benachbarte Fluss- und Bachmündungen,<br />
dienen entweder als Vorfluter kommunaler<br />
Kläranlagen und bringen vorgeklärtes Abwasser,<br />
oder sie bringen Schmutzwasser aus dem Hinterland<br />
in den Uferbereich des Sees ein. Leider ist auf<br />
absehbare Zeit noch keine Beseitigung dieser Missstände<br />
in Sicht.<br />
Ein Problem genereller Art ist die hygienische<br />
Belastung der Bodenseeufer nach starken Regenfällen.<br />
Zuflüsse führen dann dem See in großem<br />
Umfang Erosionsmaterial und Auswaschungen<br />
landwirtschaftlicher Nutzflächen zu. Hinzu kommen<br />
diffuse Einträge aus dem oft ebenfalls landwirtschaftlich<br />
genutzten Uferbereich. Messungen an<br />
einzelnen Punkten direkt nach starken Gewitterregen<br />
zeigten deutlich, <strong>das</strong>s anschließend an vielen Badestellen<br />
Belastungen im und <strong>über</strong> Grenzwertbereich<br />
auftreten können. Diese Messungen erscheinen unter<br />
Berufung auf die EU-Norm (=„außergewöhnliche<br />
Witterungsbedingungen“ nach Artikel 5 Abs. 2 der<br />
Richtlinie des Rates von 1976) jedoch nicht in einer<br />
vergleichenden Abschlussbewertung.<br />
4.5 Strandqualität<br />
Die meisten freien und unbewirtschafteten Badestrände<br />
am Bodensee befinden sich in Privatbesitz<br />
und sind daher dem Urlauber kaum zugänglich. Der<br />
Öffentlichkeit stehen jedoch eine Vielzahl reizvoller<br />
Strandbäder oder Campingplätze mit umfangreicher<br />
Infrastruktur zur Verfügung. Eine neuerliche Erfassung<br />
der Strandqualität wurde 2002 nicht durchgeführt.<br />
1996 beschränkte sich die Überprüfung auf<br />
zunächst 61 Stellen des Landkreises Konstanz, der<br />
Schweizer Oberseegemeinden und des Kreises<br />
Lindau. Keinem der besuchten Strandbäder konnte<br />
eine sehr gute Strandqualität attestiert werden, 30<br />
Stellen bekamen die Note „gut“, an 29 Stellen kam<br />
es zu Beanstandungen. Die häufigsten Gründe für<br />
Beanstandungen waren: nicht beseitigte „Seegras“-,<br />
Algen- und Müllanschwemmungen, Geruchs- und<br />
Lärmbelästigungen sowie Sicherheitsmängel im<br />
Badebereich. Letztere sind oft auf die vorgegebene,<br />
ungünstige Uferstruktur zurückzuführen (Steilufer,<br />
verfugte Ufermauer, Blockschüttung, rutschige<br />
Zugänge usw.). Negativ aufgefallen ist vereinzelt<br />
auch <strong>das</strong> Fehlen von Papier- und Müllkörben im<br />
Badebereich. Andernorts mussten unzumutbar lange<br />
Strecken zur Müllentsorgung oder für den Gang zur<br />
Toilette in Kauf genommen werden. Vorbildlich<br />
gelöst waren viele dieser Probleme an den meisten<br />
der größeren Strandbäder, an denen sich an heißen<br />
Sommertagen mehrere tausend Badegäste tummeln<br />
(z. B. Freibad Horn in Konstanz, dem größten<br />
Strandbad am Bodensee). An diesen größeren<br />
Badeanstalten war auch eine ständige Überwachung<br />
des Badebetriebs gewährleistet, in Deutschland z. B.<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 179<br />
durch die DLRG (siehe auch unter 4.7 Badesicherheit<br />
in der Region).<br />
4.6 Chronik besonderer Ereignisse in der<br />
Region<br />
Flugzeugabsturz am Bodensee<br />
Bei einem der schwersten Flugzeugunglücke in<br />
Deutschland sind in der Nacht zum 2. Juli 2002 71<br />
Menschen ums Leben gekommen. Kurz vor Mitternacht<br />
stießen im Luftraum des westlichen Bodensees<br />
nahe Überlingen eine russische Chartermaschine des<br />
Typs Tupolew 154 und eine Boing des Paketdienstes<br />
DHL in ca. 12.000 Metern Höhe zusammen. An<br />
Bord der Chartermaschine befanden sich 69 Menschen,<br />
darunter 52 Jugendliche: In der Frachtmaschine<br />
starben der britische Pilot und der kanadische<br />
Copilot. Die Tupolew der Bashkirian Airlines war<br />
mit einer Reisegruppe von Moskau <strong>über</strong> Genf nach<br />
Barcelona unterwegs, die DHL-Boing kam von<br />
Bahrein und flog <strong>über</strong> Norditalien Richtung Brüssel.<br />
Als Ursache für den Zusammenprall gilt die zeitgleiche<br />
Verringerung der Flughöhe. Gebäude, Wald-<br />
und Getreideflächen waren durch herabstürzende<br />
und brennende Trümmerteile in Brand geraten,<br />
Personen am Boden sind nicht zu Schaden gekommen.<br />
Die Polizei sperrte <strong>das</strong> Absturzgebiet in einem<br />
Umkreis von 25 km ab. In einem Korridor von<br />
einem Kilometer Breite und zehn Kilometern Länge<br />
wurden Wrack- Gepäck- und Leichenteile gefunden.<br />
Straßen und Anlagen am Bodenseeufer waren in<br />
diesem Gebiet für Tage lediglich beschränkt zugänglich.<br />
Der tragische Unfall hatte weder auf die Badegewässerqualität<br />
noch auf die Trinkwassergüte einen<br />
Einfluss. Beobachtungen und Messungen haben zu<br />
keinem Zeitpunkt Hinweise auf eine Verunreinigung<br />
des Bodenseewassers mit Kerosin oder anderen<br />
Stoffen gegeben.<br />
Badedermatitis<br />
Eines der größeren Probleme für den Badeurlauber<br />
am Bodensee war in den letzten Jahren <strong>das</strong> Auftreten<br />
von Badedermatitis. Die Temperaturen in der<br />
Saison 2002 waren zwischen dem 19. Juni und<br />
10. Juli recht hoch, und so wurden aus den Gemeinden<br />
Hegne, Allensbach, Radolfzell und Horn Fälle<br />
von Badedermatitis gemeldet und an diesen Badestellen<br />
von behördlicher Seite vom Baden abgeraten.<br />
Die Problematik der Badedermatitis droht bei<br />
Wassertemperaturen um ca. 20°C akut zu werden<br />
und war somit im Sommer 2002, im Gegensatz zum<br />
Vorjahr, wieder ein Thema. Generell handelt es sich<br />
um eine zwar lästige, aber normalerweise harmlos<br />
verlaufende Hautreaktion, in den seltensten Fällen<br />
wird ein Hautarzt aufgesucht oder gar <strong>das</strong> Gesundheitsamt<br />
informiert. So kann auch keine eindeutige<br />
Zahl von Badedermatitis-Fällen ermittelt werden.<br />
Bei der Badedermatitis handelt es sich um eine<br />
allergische Hautreaktion, die durch Entenzerkarien,<br />
die Larven des Pärchenegels, ausgelöst wird. Zerka-
ien befallen normalerweise Wasservögel, der<br />
Mensch tritt hier als sog. Fehlwirt auf. Die stark<br />
juckenden Hautreizungen sind für den Menschen<br />
ungefährlich und klingen in der Regel nach einigen<br />
Tagen ab. Besonders gefährdet sind Badegäste an<br />
Flachufern mit starkem "Seegras"- und Algenbewuchs,<br />
vielen Wasservögeln und Wasserschnecken.<br />
Hier herrschen die optimalen Verhältnisse zur<br />
Entwicklung der Zerkarien. Einigermaßen sicher<br />
sind Badende an Stellen mit künstlichem Uferverbau,<br />
mit leichter Strömung, oder wenn Badestege<br />
den Flachwasserbereich <strong>über</strong>brücken.<br />
Borreliose<br />
Nach neuesten Studien der Universität Konstanz<br />
<strong>über</strong>tragen bis zu 50 % der Zecken in der Bodenseeregion<br />
die gefährliche Borreliose-Krankheit, für die<br />
es noch keine Schutzimpfung gibt. Die Zecken<br />
fühlen sich gerade an den Plätzen, die auch den<br />
Erholungssuchenden gefallen, besonders wohl:<br />
schattige Waldränder oder lauschige Grillplätze.<br />
Nicht bei allen Betroffenen bricht die Krankheit aus<br />
- Krankheitsbilder unmittelbar nach dem Zeckenbiss<br />
sind vor allem Hautrötungen. Noch Monate und<br />
Jahre später kann es zu Pergamenthaut, Lähmungserscheinungen,<br />
Gelenkentzündungen und Herzrhythmusstörungen<br />
kommen. Das Gesundheitsamt<br />
Konstanz empfiehlt deshalb, jede am Menschen<br />
gefundene Zecke auf Borreliose zu testen. Einen<br />
Test für 40,- DM führt z. B. <strong>das</strong> Landesgesundheitsamt<br />
in Stuttgart durch. Prophylaktische Maßnahmen<br />
zur Vermeidung von Zeckenbissen wäre geeignete<br />
Kleidung, die Arme und Beine bedeckt und ein<br />
eventuelles Auftragen von Insektenschutzmitteln auf<br />
die Haut. Besonders wichtig ist es, die Zecke so<br />
schnell als möglich zu entfernen, im Zweifel im<br />
Rahmen eines Arztbesuches.<br />
Schwäne und Enten füttern<br />
Im direkten Zusammenhang mit dem Problem der<br />
Badedermatitis steht auch die allgemein verbreitete<br />
Gewohnheit der Wasservogelfütterung in Freizeitanlagen,<br />
an Anlegestegen, in Häfen und auch in<br />
Strandbädern. Zu kritisieren sind nicht etwa Kinder,<br />
die kleine Brotkrumen verteilen und sich auch <strong>über</strong><br />
einzelne Schwäne, Enten, Bläßhühner oder Möwen<br />
freuen. Ein großes Problem sind vielmehr die<br />
„erwachsenen Tierfreunde“, die gezielt Unmengen<br />
von Brot und Hausabfällen sammeln, um sich ihrer<br />
periodisch und tütenweise am Bodenseeufer zu<br />
entledigen. Die Folgen werden allgemein unterschätzt.<br />
Zunächst führt ein solches Handeln zu einer<br />
direkten Verschmutzung des Wassers und Uferbereichs.<br />
Das konzentrierte Auftreten von Wasservögeln,<br />
die sich längere Zeit an solchen regelmäßigen<br />
Futterplätzen aufhalten, verursacht umfangreiche<br />
Kotablagerungen und dadurch bedingte bakterielle<br />
(Salmonellen) und parasitäre Belastungen sowie den<br />
Eintrag von Nährstoffen ins Gewässer. Wo sich<br />
viele Wasservögel aufhalten, kann sich auch der<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 180<br />
Wirtswechsel der Pärchenegel vollziehen, deren<br />
Zerkarienstadium die Badedermatitis verursacht.<br />
Dar<strong>über</strong> hinaus ist bei diesen unsinnigen, exzessiven<br />
Zufütterungsaktivitäten mit einer zunehmenden<br />
Verbreitung von Krankheitserregern im Wasservogelbestand<br />
zu rechnen. Eingedenk dieser negativen<br />
Auswirkungen hat <strong>das</strong> Gesundheitsamt Konstanz in<br />
einem Brief an die Gemeinden seines Landkreises<br />
gebeten, Urlauber und Ortsansässige <strong>über</strong> dieses<br />
Problem umfassend zu informieren. Betont wird<br />
dabei vor allem die Gefahr für Kleinkinder, die in<br />
den dergestalt verschmutzten Ufer- und Flachwasserbereichen<br />
spielen.<br />
4.7 Badesicherheit in der Region<br />
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wie z. B.<br />
in Schleswig-Holstein, wo eine Landesverordnung<br />
die Bade<strong>über</strong>wachung regelt, gelten in den Bundesländern<br />
Bayern und Baden-Württemberg keine<br />
gesetzlichen Richtlinien oder Verordnungen. Das<br />
Land als solches beteiligt sich weder an den Kosten,<br />
die durch eine ständige und effiziente Überwachung<br />
der Badestrände entstehen, noch werden Betreibern<br />
oder Gemeinden, die eine Badeanstalt unterhalten,<br />
irgendwelche Auflagen gemacht. Für die Sicherheit<br />
an den Strandbädern sind die Gemeinden zuständig.<br />
In ihrem Auftrag <strong>über</strong>wachen Rettungsschwimmer<br />
der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />
(DLRG) und der Wasserwacht des Deutschen Roten<br />
Kreuzes (DRK) die Badestellen am deutschen<br />
Bodenseeufer an offiziellen Strandbädern. So ist seit<br />
1990 die Wachaussicht im Freibad Horn in Konstanz<br />
mit Sicherheit am Wochenende und an Feiertagen<br />
von Mitarbeitern der DLRG besetzt, die ein Auge<br />
auf den See und die sich tummelnden Badegäste<br />
haben. Vom 15. Mai bis 15. September sind jedes<br />
Wochenende zumindest ein Wachleiter, zwei Wachhelfer<br />
und zwei Rettungstaucher ehrenamtlich von<br />
10 Uhr bis 19 Uhr im Dienst. Das umfangreiche<br />
Ausbildungsprogramm lässt keinen Zweifel an der<br />
Fachkompetenz der Helfer. Das Rettungsschwimmabzeichen<br />
in Silber, ein Funklehrgang, die jährliche<br />
Teilnahme an Einsatzübungen, Revier- und Wetterkunde<br />
und natürlich die Ausbildung in Erster Hilfe<br />
sind nur einige Punkte, die absolviert werden müssen.<br />
Neben Ruderbooten stehen der DLRG zwei<br />
komplette Tauchausrüstungen und zwei Schnelltauchgeräte<br />
zur Verfügung. Zusätzlich steht seit Juli<br />
2001 eine Notrufsäule im Freibad Horn. Die Meldestation<br />
ist direkt mit dem Handy des Bademeisters<br />
verbunden, der innerhalb der Saison von Mai bis<br />
September jeweils von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr<br />
abends im Dienst ist und selbst zum Rettungsschwimmer<br />
ausgebildet ist.<br />
In der Saison 2002 wurde von der Wasserschutzpolizei<br />
rund um den See die höchste Zahl an Unfällen<br />
und Verletzten auf dem See seit 1985 registriert. Bei<br />
199 Unfällen gab es 42 Verletzte und acht Tote. Die
Unfallentwicklung der vergangenen zehn Jahre<br />
scheint eindeutig. Auf baden-württembergischer<br />
Seite des Sees verdoppelte sich die Unfallzahl seit<br />
zehn Jahren auf 100 Unfallereignisse. Im Vergleich<br />
mit den Vorjahren gab es einen Anstieg um 26,5 %.<br />
Die Zahl der Verletzten erhöhte sich vom Jahr 2001<br />
auf 2002 von 14 auf 23. Zehn davon brachen in der<br />
Wintersaison auf dünner Eisdecke ein und waren<br />
unterkühlt. Sechs Tote waren bei Unglücken im<br />
baden-württembergischen Seeteil zu beklagen. Bei<br />
Stürmen mussten die Beamten 302-mal ausrücken.<br />
Nach Erläuterung der internationalen Unfallstatistik<br />
für den Bodensee stieg die Zahl der Schiffsunfälle<br />
gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr von 70 auf 78. Die Höhe der<br />
Sachschäden lag bei nahezu 290.000 Euro. Auch im<br />
Bereich des Tauchsports musste wieder ein Todesopfer<br />
beklagt werden. Laut Wasserschutzpolizei ist<br />
vor allem der Überlinger See als Tauchrevier weiterhin<br />
sehr beliebt. Schätzungen <strong>über</strong> die Anzahl der<br />
6. Adressen<br />
Deutschland:<br />
Kreis Konstanz:<br />
Staatl. Gesundheitsamt Konstanz<br />
Herr Dr. Benz<br />
Webersteig 7<br />
78462 Konstanz<br />
Tel.: 07531 / 800 282<br />
Fax : 07531 / 800 385<br />
Bodenseekreis:<br />
Landratsamt Bodenseekreis<br />
- Gesundheitsamt -<br />
Herr Dr. Kiß<br />
Albrechtstr. 75<br />
88045 Friedrichshafen<br />
Tel.: 07541 / 204-830<br />
Fax: 07541 / 204 865<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 181<br />
Tauchgänge gehen bist weit <strong>über</strong> 40.000 pro Jahr.<br />
2002 wurden zwei Tauchunfälle mit einem Toten<br />
und einem Verletzten registriert. So musste am 18.<br />
April 2002 ein Taucher aus einer Wassertiefe von 79<br />
Metern geborgen werden. Die Unfallursache blieb<br />
ungeklärt.<br />
5. Danksagung<br />
Kreis Lindau:<br />
Staatl. Gesundheitsamt Lindau<br />
Dr. Gutfried<br />
Frau Seeberger<br />
Ludwig-Kick-Str. 22<br />
88131 Lindau<br />
Tel.: 08382 / 93 11 18<br />
Fax: 08382 / 931133<br />
Schweiz:<br />
Kanton Thurgau:<br />
Kantonales Laboratorium Frauenfeld<br />
Herr Toggenburger<br />
Herr Dr. Guggisberg<br />
Spannerstr. 20<br />
CH-8501 Frauenfeld<br />
Tel.: 0041 52 724 2264<br />
Fax: 0041 52 724 2905<br />
Bedanken möchten wir uns für die Kooperation aller<br />
Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden der deutschen<br />
Landkreise Konstanz, Bodenseekreis und Lindau,<br />
der kantonalen Labore der Schweizer Kantone St.<br />
Gallen und Thurgau sowie des Umweltinstituts des<br />
Landes Vorarlberg in Österreich. Ein ganz persönlicher<br />
Dank geht an Herrn Mag. Buhmann vom<br />
Umweltinstitut Vorarlberg. Besonderer Dank gilt<br />
auch dem Team des Gesundheitsamtes Konstanz,<br />
Herrn Dr. Benz und Herrn Brunner für die unkomplizierte<br />
und konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Kanton St. Gallen:<br />
Kantonales Amt für Lebensmittelkontrolle<br />
Frau Silvia Högger<br />
Blarerstr. 2<br />
CH-9001 St. Gallen<br />
Tel.: 0041 71 229 28 00<br />
Fax: 0041 71 229 28 01<br />
www.kal.ch<br />
Österreich:<br />
Land Vorarlberg:<br />
Umweltinstitut Vorarlberg<br />
Herr Mag. D. Buhmann<br />
Montforststr. 4<br />
A-6901 Bregenz<br />
Tel.: 0043 5574 511 42 410<br />
Fax: 0043 5574 511 420 95<br />
www.vorarlberg.at/umweltinstitut
Legende<br />
Belastungsbalken:<br />
Kategorien Wasser:<br />
Datenanhang<br />
Richtwert<strong>über</strong>schreitungen (RWÜ) in % aller Proben<br />
Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen (GWÜ) in % aller Proben<br />
1 sehr gute hygienische Wasserqualität<br />
2 gute hygienische Wasserqualität<br />
3 zeitweilig belastet<br />
4 häufiger belastet<br />
0 zu wenige Messungen: keine Bewertung möglich<br />
Badeverbote:<br />
t hier bestand vor<strong>über</strong>gehend Badeverbot<br />
p hier bestand für die Badesaison 2002 permanentes Badeverbot<br />
Kategorien Strand:<br />
(Hinweis: Bei den permanenten Badeverboten in Italien handelt es sich <strong>über</strong>wiegend um im Jahr<br />
2002 routinemäßig untersuchte, aber wegen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in den Jahren 2000 und<br />
2001 nicht für den Badebetrieb freigegebene Messstellen)<br />
-1 noch nicht erfaßt<br />
1 sehr gute Strandqualität<br />
2 gute Strandqualität<br />
3 Strandqualität mit Beanstandungen<br />
4 Strandqualität mit schweren Mängeln<br />
5 Naturstrand ohne Bewertung<br />
ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 182