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Bericht über das Informationsprogramm - HYDRA-Institute

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ADAC-Sommerservice<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>das</strong> <strong>Informationsprogramm</strong><br />

2002<br />

im Auftrag von: ADAC-München<br />

Projektleitung: Peter Rey, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />

wissenschaftliche Leitung<br />

und Koordination:<br />

Datenbearbeitung<br />

und Editio:<br />

Dr. Knut Eichstaedt, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />

Dr. Thomas Pillen, <strong>HYDRA</strong> Konstanz<br />

Regionalbearbeiter: Joan Hass, Friaul-Julisch Venetien<br />

Dr. Thomas Pillen, Venetien<br />

Annalisa Bertolo, Marken<br />

Tibor Lepel, Abruzzen<br />

Karin Finsterle, Ligurien<br />

Christian Lott, Toskana<br />

Matthias Schneider, Gar<strong>das</strong>ee<br />

Carsten Peter und Tamara Haber, Kroatien<br />

Dr. Djore Kasimir, Katalonien<br />

Sigrun Weber, Valencia<br />

Dr. Kerstin Bittner, Plattensee, Velencer See<br />

und Theißsee<br />

Wolf Wichmann, deutsche Nord- und Ostsee,<br />

Mecklenburger-Streilitzer Seenplatte<br />

Sylvia Merkt, Bodensee<br />

<strong>HYDRA</strong><br />

Institut für angewandte Hydrobiologie<br />

Büro Peter Rey<br />

Fürstenbergstr. 25, D-78467 Konstanz<br />

Tel.: +49-7531 924 00-0<br />

Fax: +49-7531 924 0022<br />

hydra.konstanz@hydra-institute.com<br />

www.hydra-institute.com


Inhaltsverzeichnis<br />

Die Rolle der Mikrobiologie in der Badegewässeruntersuchung ............................................................ 1<br />

Das Programm und seine Hintergründe................................................................................................... 9<br />

Das <strong>Informationsprogramm</strong>........................................................................................................... 9<br />

Das Spannungsfeld Tourismus und Natur ................................................................................... 11<br />

Ökologische Phänomene ............................................................................................................. 13<br />

Die Bewertung der aktuellen Badegewässerqualität während der Saison ............................................. 17<br />

Die Bewertung der Strände.................................................................................................................... 21<br />

Der Bewertungsmodus für die Jahreskategorien ................................................................................... 22<br />

Regionalberichte .................................................................................................................................... 24<br />

Regionalbericht Friaul-Julisch Venetien ..................................................................................... 24<br />

Regionalbericht Venetien ............................................................................................................ 36<br />

Regionalbericht Emilia-Romagna ............................................................................................... 50<br />

Regionalbericht Marken .............................................................................................................. 63<br />

Regionalbericht Abruzzen ........................................................................................................... 74<br />

Regionalbericht Ligurien............................................................................................................. 83<br />

Regionalbericht Toskana ............................................................................................................. 97<br />

Regionalbericht Gar<strong>das</strong>ee.......................................................................................................... 106<br />

Regionalbericht Kroatien........................................................................................................... 111<br />

Regionalbericht Katalonien ....................................................................................................... 118<br />

Regionalbericht Valencia .......................................................................................................... 136<br />

Regionalbericht Plattensee, Velencer See und Theißsee........................................................... 144<br />

Regionalbericht deutsche Nord- und Ostseeküste<br />

sowie Mecklenburger-Streilitzer Seenplatte.................................................................... 158<br />

Regionalbericht Bodensee ......................................................................................................... 175<br />

Datenanhang ........................................................................................................................................ 182


Die Rolle der Mikrobiologie in der Badegewässeruntersuchung<br />

von Georg D. Kasimir<br />

Zusammenfassung<br />

Meeresküsten, Seen und Flüsse werden für eine<br />

Fülle von Freizeitaktivitäten wie Tauchen,<br />

Schwimmen, Surfen u.s.w. genutzt. Sollen diese<br />

Aktivitäten unbeschadet <strong>über</strong>standen werden,<br />

müssen mögliche Gesundheitsrisiken untersucht und<br />

bewertet werden. Eine Vielzahl pathogener Keime<br />

können <strong>über</strong> <strong>das</strong> Wasser <strong>über</strong>tragen werden. Daher<br />

kommt mikrobiologischen Untersuchungen eine<br />

herausragende Rolle bei der Bewertung der Badegewässergüte<br />

zu. Beschränkte man sich in den<br />

vergangenen Dekaden aus praktischen Gründen vor<br />

allem auf die Untersuchung der wichtigsten fäkalen<br />

Indikatorkeime, kommen in neuerer Zeit moderne<br />

Methoden auf, die es ermöglichen, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

pathogener Keime im Wasser direkt und in<br />

kürzester Zeit nachzuweisen, und die à la longue zu<br />

einer Erweiterung der Parameterlisten der entsprechenden<br />

Badegewässergüte-Richtlinien führen<br />

könnten.<br />

1. Einleitung<br />

Seitdem der Zusammenhang zwischen dem Auftreten<br />

von Krankheiten und der mikrobiellen Kontamination<br />

des Wassers bekannt ist, bemüht man sich,<br />

<strong>das</strong> Risiko durch Analyse mikrobiologischer Parameter<br />

gering zu halten. In Zeiten des Massentourismus,<br />

der jeden Sommer zig Millionen Menschen ans<br />

Mittelmeer oder an (und in) andere Erholungsgewässer<br />

und Baderegionen treibt, kann sich ein<br />

schlechter Zustand der Badegewässer auch deutlich<br />

auf die Volksgesundheit – und die regionale Wirtschaft<br />

- auswirken.<br />

Die meisten Staaten, aber auch die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO haben daher Richtlinien für<br />

Badegewässer erlassen. Seit einem Vierteljahrhundert<br />

existiert die EU-Richtlinie 76/160/EWG, seit<br />

fast 10 Jahren wird ihre Novellierung im Lichte<br />

neuerer Erkenntnisse und Methoden diskutiert. Aber<br />

auch verschiedene nichtstaatliche Bewertungssysteme<br />

wie der ADAC-Sommerservice oder die sogenannte<br />

Blaue Flagge der FEEE (Foundation for<br />

Environmental Education in Europe) stützen ihre<br />

Beurteilungen der Strand- und Badegewässergüte in<br />

nicht unwesentlichem Maße auf hygienischbakteriologische<br />

Parameter.<br />

Im folgenden soll zunächst kurz die Infektionsgefährdung<br />

durch Badegewässer beschrieben werden.<br />

Anschließend werden bestehende Regelungen und<br />

Bewertungssysteme erläutert und diskutiert sowie<br />

ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen skizziert.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 1<br />

2. Die Infektionsgefährdung beim Baden oder<br />

beim Wassersport in natürlichen Badegewässern<br />

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

ist die mikrobiologische Kontamination von Badegewässern<br />

in Europa für jährlich 2 Millionen Fälle<br />

von Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich<br />

(WHO, 1999). Eine ganze Palette von Krankheitserregern<br />

können <strong>über</strong> <strong>das</strong> Wasser <strong>über</strong>tragen werden.<br />

Da im Regelfall von jedem Badenden, insbesondere<br />

von Kindern, auch Wasser aufgenommen wird, kann<br />

es zur Infektion kommen, wenn die infektiöse Dosis<br />

erreicht wird. Die Palette von möglichen Krankheiten<br />

reicht von Bindehautentzündungen <strong>über</strong> Entzündungen<br />

der Gehörgänge und Hautausschläge bis hin<br />

zu Durchfällen und verschiedenen Formen von<br />

Gastroenteritis, Entzündungen des Urogenitaltraktes,<br />

(atypischen) Pneumonien und bestimmten Formen<br />

der Gelbsucht. Mögliche Erreger sind bekannte<br />

Keime wie Campylobacter, Salmonella, Aeromonas,<br />

Yersinia, Pseudomonaden, enteropathogene E. coli<br />

und Vibrio cholerae, aber zunehmend werden auch<br />

neue oder weniger häufige Erreger nachgewiesen,<br />

wie beispielweise Shewanella alga, die in skandinavischen<br />

Badegewässern für Ohrinfektionen verantwortlich<br />

gemacht wurde oder Leptospiren. Auch<br />

Enteroviren, Hepatitis A Viren, Rotaviren, Adenoviren,<br />

Norwalkviren und andere Viren können <strong>über</strong><br />

Badegewässer <strong>über</strong>tragen werden. Neben den<br />

genannten bakteriellen und viralen Erregern können<br />

auch noch Pilze, Protozoen (z. B. Cryptosporidien,<br />

Giardia) und Trematodenlarven <strong>über</strong> Badegewässer<br />

<strong>über</strong>tragen werden.<br />

Nebenbei hingewiesen sei noch auf die Tatsache,<br />

<strong>das</strong>s auch die Ufer und Strände der Badegebiete –<br />

vor allem in Zeiten intensiven Badebetriebes –<br />

pathogene Mikroorganismen aufweisen können. Vor<br />

allem in kälteren Gebieten verbringen die Badegäste<br />

meist wesentlich mehr Zeit am Strand als im Wasser,<br />

weshalb auch diese potentielle Infektionsquelle<br />

immer wieder zum Ziel von Untersuchungen wurde.<br />

So fand man Enteroviren während der Badesaison<br />

sowohl im Wasser als auch am Strand. Die Belastung<br />

der Strände korrelierte mit der Belastung des<br />

Meerwassers, ein Zusammenhang, der in verschiedenen<br />

Ländern festgestellt werden konnte. Trotz<br />

derartiger Nachweise in aller Welt konnte bisher<br />

keine epidemiologische Evidenz für diese Risiken<br />

gefunden werden. Da es bisher weder ausgedehnte<br />

diesbezügliche Ursache-Wirkungs-Studien gibt,<br />

noch ein quantitativer Zusammenhang zwischen der<br />

Konzentration an pathogenen Keimen und dem<br />

Auftreten von Haut-, Augen-, Gehör- und gastroenteritischen<br />

Symptomen nachgewiesen wurde, kam es<br />

noch nicht zur Festlegung entsprechender Grenz-


oder Richtwerte. Nichtsdestotrotz werden in manchen<br />

Badegebieten Sanddesinfektionen mittels<br />

Tab.1: Mögliche Infektionen beim Betreiben von Wassersport<br />

Erkranktes Organ Klinische Symptomatik Erreger<br />

Haut Dermatitis<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 2<br />

unterschiedlicher Verfahren vorgenommen.<br />

Ohr Otitis externa Pseudomonas aeruginosa<br />

Pseudomonas aeruginosa, Mycobacterium marinum &<br />

MOTT, Dermatophyten, Zerkarien, C. albicans, Aeromonas<br />

hydrophila, Staphylococcus aureus<br />

Auge Konjunktivitis Chlamydia trachomatis, Moraxellen, Adeno-Viren<br />

Gehirn Meningoenzephalitis ECHO-Viren, Amöben (Naegleria)<br />

Lunge (atypische) Pneumonie Legionella pneumophila, Adeno-Viren, ECHO-Viren<br />

Leber Ikterus, Hepatomegalie<br />

Urogenitaltrakt Hämaturie, Zystitis<br />

Darmtrakt<br />

Gastroenteritis u.a. gastrointest.<br />

Symptome<br />

3. Zur Geschichte der Badegewässergüteuntersuchung<br />

Die Methodik der heute verwendeten mikrobiologischen<br />

Badegewässergüte-Untersuchungen geht im<br />

Wesentlichen auf <strong>das</strong> vorletzte Jahrhundert, d. h. auf<br />

die Anfänge der klassischen Mikrobiologie zurück.<br />

Die auch heute noch gültige Ausgangs<strong>über</strong>legung<br />

von Escherich und anderen Bakteriologen seiner<br />

Zeit war, anstatt schwer und langwierig nachzuweisende<br />

pathogene Keime im Wasser zu suchen, vom<br />

gehäuften Vorhandensein normaler Darmbakterien<br />

auf <strong>das</strong> mögliche Vorhandensein pathogener Keime<br />

zu schließen. Eine ganze Reihe von epidemiologischen<br />

Studien, die seit den 50er Jahren erschienen<br />

sind, belegen einen ursächlichen und quantitativen<br />

Zusammenhang zwischen dem Auftreten gastroenteritischer<br />

Symptome und der anhand der Fäkal-<br />

Indikatorkeime gemessenen Güte der Erholungsgewässer.<br />

Früher wurde vor allem der Coli-Titer – also <strong>das</strong><br />

kleinste in einer Verdünnungsreihe (dem MPN-<br />

Ansatz) eingesetzte Probenvolumen, <strong>das</strong> in einer<br />

Flüssigkultur in Teströhrchen noch positive Reaktion<br />

ergab, als Maß für die Keimdichte der Indikatorkeime<br />

im Wasser verwendet. Seit ihrer Einführung<br />

Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

haben sich die präziseren Membranfilterverfahren<br />

durchgesetzt. Hierbei können die Kolonien auf<br />

Leptospira icterohaemorrhagiae, Schistosoma mansoni<br />

Schistosoma haematobium, Leptospira grippothyphosa<br />

u.a.<br />

Campylobacter jejuni,Vibrio cholerae (non O1), ECHO-<br />

Viren, Norwalkviren, Rotaviren, Giardia (Lamblia)<br />

intestinalis<br />

festen Nährböden ausgezählt werden und bei Bedarf<br />

weitergezüchtet oder genauer bestimmt werden. Die<br />

Membranfiltermethode hat sich seither <strong>über</strong> ein<br />

halbes Jahrhundert lang bewährt und wird auch<br />

heute noch verwendet.<br />

Im Zuge der späteren Forschungen zeigte sich aber,<br />

<strong>das</strong>s der oben genannte Ansatz, die Krankheitserreger<br />

<strong>über</strong> ihre primäre Begleitflora im Darm nachzuweisen,<br />

auch einer Reihe von Einwänden unterliegt.<br />

So ist beispielsweise die Überlebensdauer mancher<br />

pathogener Keime im aquatischen Biotop deutlich<br />

länger als die der Coli-Keime, so<strong>das</strong>s von der<br />

Abwesenheit der Indikatorkeime nicht unbedingt auf<br />

eine 100%ige Abwesenheit pathogener Keime oder<br />

Viren geschlossen werden kann. In der Folge wurde<br />

daher nach Methoden gesucht, mit deren Hilfe die<br />

gesuchten pathogenen Keime direkt nachzuweisen<br />

wären. Anfang der 80er Jahre glaubte man, diese mit<br />

der Polymerasekettenreaktion und Gensonden<br />

gefunden zu haben. Die anfängliche Euphorie<br />

verflog aber, als sich herausstellte, <strong>das</strong>s zwar tatsächlich<br />

kleinste Spuren von Erbgut gefunden<br />

werden konnten, aber keinesfalls immer klar war, ob<br />

es sich dabei jeweils um funktionsfähige und damit<br />

infektiöse Keime handelte. Zudem gab es Probleme<br />

mit Laborkontaminationen und falsch-positiven oder<br />

falsch-negativen Ergebnissen und Kontrollen. Damit<br />

fiel die Methode zwar im Hinblick auf <strong>das</strong> Routinemonitoring<br />

der Badegewässergüte vorerst aus,<br />

lieferte jedoch in der Folge wertvolle Hintergrund-


daten zur Kalibrierung der klassischen Methoden<br />

und wurde in den neunziger Jahren so weiterentwickelt<br />

und mit der Membranfiltertechnik und dem<br />

MPN-Ansatz kombiniert, <strong>das</strong>s damit die Menge<br />

pathogener Keime im Wasser abgeschätzt werden<br />

konnte.<br />

Folgende Schlussfolgerungen zeigen die Grenzen<br />

der klassischen Annahmen:<br />

- Nicht alle pathogenen Keime und Viren zeigen<br />

mit den Indikatorbakterien vergleichbare Verteilungsmuster<br />

in den Gewässern.<br />

- Vor allem mit dem Parameter Gesamtkoliforme<br />

werden auch viele Keime nicht-human-fäkaler<br />

Herkunft erfasst. Mehrere Autoren fanden aber<br />

auch, vor allem in den Tropen, Fäkalkoliforme<br />

in Gewässern, die frei von fäkalen Verunreinigungen<br />

waren.<br />

Immer wieder werden auch neue Indikatororganismen<br />

oder schneller zu bestimmende Ersatzparameter<br />

für die Coliformen vorgeschlagen. Beispielsweise<br />

wurde als schnelle Alternative für die Bestimmung<br />

der Konzentration von E. coli in Flusswasser die<br />

Bestimmung der Hydrolyserate der Beta-D-<br />

Glucuroni<strong>das</strong>e vorgeschlagen. Zunehmend als<br />

Indikator verwendet wird Clostridium perfringens,<br />

ein anaerober, sulfatreduzierender Keim, der wie die<br />

Colikeime stets in Warmblüterfaeces vorkommt.<br />

Wegen seiner Fähigkeit zur Bildung resistenter<br />

Sporen gilt Clostridium perfringens als besonders<br />

langlebiger und unempfindlicher Indikator, insbesondere<br />

auch in den Tropen, wo Coliforme und<br />

Enterokokken ihrer Indikatorfunktion nicht immer<br />

so gut gerecht werden wie in gemäßigten Klimaten.<br />

Die ebenfalls anaeroben Keime Bacterioides und<br />

Bifidobacterium wurden zur Unterscheidung zwischen<br />

fäkalen Verunreinigungen tierischer und<br />

menschlicher Herkunft herangezogen. Dafür wurden<br />

mittels verschiedener PCR-Verfahren spezifische<br />

Marker bestimmt, die auch in Routineuntersuchungen<br />

leicht Anwendung finden können. Bacterioides<br />

fragilis und dessen Bacteriophagen wurden auch als<br />

Indikatoren für enteropathogene Viren vorgeschlagen.<br />

4. Normen und Richtlinien<br />

Im Rahmen der europäischen Union gilt für Badegewässer<br />

mit Ausnahme von Wasser für therapeutische<br />

Zwecke und Wasser für Schwimmbecken seit<br />

1976 die Richtlinie 76/160 EWG, die folgende<br />

mikrobiologische Parameter beinhaltet: Gesamtkoliforme<br />

(Richtwert 500 kbE/100ml, Grenzwert<br />

10.000 kbE/100ml), Fäkalkoliforme (Richtwert<br />

100 kbE/100ml, Grenzwert 2.000 kbE/100ml) sowie<br />

die Fäkalstreptokokken, für die bisher lediglich ein<br />

Richtwert (100 kbE/100ml) festgesetzt wurde.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 3<br />

Neben diesen Fäkalindikatoren, die in mindestens<br />

zweiwöchigen Abständen zu untersuchen sind, sind<br />

in der Richtlinie noch Salmonellen sowie die Enteroviren<br />

angeführt, die zwar als Erreger diverser<br />

Darminfektionen bedeutsam sein können, in der<br />

Praxis des Badegewässergüte-Monitorings jedoch<br />

aus methodischen (und zum Teil auch epidemiologischen)<br />

Gründen weniger relevant sind.<br />

Auf der Basis dieser Richtlinie werden die EU-<br />

Badegewässer untersucht und die Ergebnisse jährlich<br />

in einem <strong>Bericht</strong> veröffentlicht, der mehrsprachig<br />

auch im Internet unter http://www.europa.eu.int<br />

zu finden ist.<br />

Seit Jahren wird eine Novellierung der Badegewässergüte-Richtlinie<br />

diskutiert, bisher jedoch noch<br />

ohne endgültige Ergebnisse. Einigkeit scheint <strong>über</strong><br />

die Einführung eines Grenzwertes auch für die<br />

Fäkalstreptokokken zu herrschen. Auch der Wegfall<br />

der Parameter der Gesamtkoliformen und der Enteroviren<br />

scheint festzustehen. Im Falle der Gesamtkoliformen<br />

gibt es inhaltliche Argumente, man meint,<br />

<strong>das</strong>s die Parameter E. coli und/oder Fäkalkoliforme<br />

mehr Aussagekraft hinsichtlich einer frischen<br />

fäkalen Verunreinigung besitzen. Im Falle der<br />

Enteroviren, die aufgrund unterschiedlicher Persistenz<br />

im Wasser durchaus ihre Berechtigung<br />

hätten, führen inhaltliche und praktische Gründe<br />

dazu, sie in dieser Form aus der zukünftigen Richtlinie<br />

auszuklammern. Einerseits ist die in der Richtlinie<br />

genannte Methodik viel zu unpräzise formuliert,<br />

um auch nur im Entferntesten vergleichbare Ergebnisse<br />

zu gewährleisten, andererseits ist der zeitliche<br />

und finanzielle Aufwand unverhältnismäßig groß im<br />

Vergleich zum Nutzen. Denn wem nützt es, wenn<br />

man mitten in der Badesaison erfährt, <strong>das</strong>s vor 6<br />

Wochen ein Badeverbot aufgrund enteroviraler<br />

Belastung hätte ausgesprochen werden müssen?<br />

Dementsprechend ist dem Autor seit 1991 auch kein<br />

Fall bekannt, wo aufgrund des Parameters Viren ein<br />

aktuelles Badeverbot ausgesprochen worden wäre.<br />

Aus der Literatur liegen eine ganze Reihe von<br />

Hinweisen dafür vor, <strong>das</strong>s mit den derzeit üblichen<br />

Methoden zum Nachweis von Enteroviren, d. h. dem<br />

Nachweis von sogenannten zytopathogenen oder<br />

zytopathischen Effekten auf menschlichen Zelllinien<br />

Viren gefunden werden, die ätiologisch nicht mit<br />

badegewässerassoziierter Gastroenteritis in Zusammenhang<br />

gebracht werden können. Zudem ist die<br />

Virusvermehrung in Zellkulturen und ihr anschließender<br />

immunologischer Nachweis nur für einen<br />

Teil der relevanten Viren möglich und erfordert<br />

zudem einen großen Arbeitsaufwand, der für Routinebadegewässeruntersuchungen<br />

nicht zu rechtfertigen<br />

ist. Daher wird seit Jahren <strong>über</strong>legt, den Parameter<br />

entweder ganz zu streichen, oder sich auf den<br />

methodisch einfacheren und schnellen Nachweis von<br />

Coliphagen zu beschränken.


Im Verlauf der Diskussionen um die neue Richtlinie<br />

wurden unterschiedliche Entwürfe und Modifizierungen<br />

diskutiert: In einem aus dem Jahre 1994<br />

stammenden Vorschlag für eine Richtlinie des Rates<br />

<strong>über</strong> die Qualität der Badegewässer entfallen die<br />

gesamtkoliformen Keime. An Stelle der fäkalkoliformen<br />

Keime tritt E. coli mit einem Grenzwert von<br />

500 kbE/100ml und einem Richtwert von<br />

100 kbE/100ml, die Fäkalstreptokokken erhalten<br />

zusätzlich zum Richtwert einen Grenzwert von<br />

400 kbE/100ml. Dazwischen wurden von der EU<br />

wie weiter oben erwähnt noch strengere Grenzwerte<br />

erwogen (Grenzwerte von 50 kbE/100ml für die<br />

Fäkalstreptokokken und 400 kbE/100ml für E. coli),<br />

mittlerweile hat aber die Angst davor, den Prozentsatz<br />

der nichtkonformen Badestellen deutlich zu<br />

steigern, wieder zu einer Erhöhung geführt. In<br />

Diskussion sind derzeit wieder (Entwurf vom<br />

24.10.2002) Grenzwerte von 200 kbE/100ml für die<br />

intestinalen Enterokokken und 500 kbE/100ml für<br />

E. coli. Die Richtwerte wären demnach<br />

100 kbE/100ml für die intestinalen Enterokokken<br />

und 250 kbE/100ml für E. coli.<br />

Um <strong>das</strong> gesamte Untersuchungssystem kostengünstiger<br />

zu gestalten, wurde im bisher letzten Entwurf<br />

die Parameterzahl von 19 in der geltenden Richtlinie<br />

auf nur mehr zwei bakteriologische Parameter<br />

(E. coli und intestinale Enterokokken) reduziert.<br />

Zusätzlich wird, jedoch ohne Richtwerte vorzugeben,<br />

die Abwesenheit von Algenblüten oder<br />

Makroalgenmassenvorkommen gefordert. Wenn die<br />

Bewertung einer Badestelle nur noch auf zwei<br />

mikrobiologischen Parameter beruht, besteht jedoch<br />

die Versuchung, diese durch einfache Abwasserchlorung<br />

zu „verbessern“. Damit würde zwar nicht<br />

<strong>das</strong> Vorhandensein von Abwasser im Badegewässer<br />

beseitigt, sondern nur der mikrobiologisch messbare<br />

Anteil inaktiviert.<br />

Weiter wird auch im aktuellsten Richtlinienentwurf<br />

die bisher vorgegebene starre Untersuchungsfrequenz<br />

von (mindestens) vierzehntägig in Frage<br />

gestellt. Die Erfahrungen der Jahre seit Bestehen der<br />

EU-Richtlinie zeigten, <strong>das</strong>s die <strong>über</strong>wiegende<br />

Anzahl der Messpunkte seit Jahren sehr konstante<br />

Ergebnisse mit geringer Varianz aufwies. Dazu<br />

gehören sowohl gute als auch schlechte Messpunkte.<br />

Nur ein kleiner Teil zeigte stark schwankende<br />

Ergebnisse. Dies ist auch leicht nachzuvollziehen:<br />

Wo es keine Flussmündungen, keine größeren<br />

Ortschaften und keine Industrieanlagen gibt, ist<br />

normalerweise auch kein Abwassereinfluss zu<br />

erwarten und umgekehrt. Ein kleinerer Anteil der<br />

Messpunkte weist stark schwankende Ergebnisse<br />

auf, bedingt beispielsweise durch Regenwasser<strong>über</strong>läufe,<br />

<strong>über</strong>lastete Kläranlagen, Einmündungen<br />

intermittierender Fließgewässer, die Nähe von<br />

Einleitungen in Kombination mit wechselnden<br />

Strömungsrichtungen usw.. Hier kann sich die<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 4<br />

zweiwöchige Untersuchungsfrequenz als völlig<br />

ungenügend erweisen, um die manchmal täglich<br />

schwankende Badegewässergüte zu erfassen. Daher<br />

gehen die Überlegungen in die Richtung der Einteilung<br />

in verschiedene Risikoprofile, aufgrund derer<br />

die Untersuchungsfrequenz dann deutlich entweder<br />

erhöht wird in Bereichen mit hoher Variabilität der<br />

Badegewässergüte oder verringert wird im Fall der<br />

Messpunkte, die nur einer geringen Varianz unterliegen.<br />

Ein derartiger Vorschlag wurde z. B. 1999<br />

von einer von der EU-Kommission beauftragten<br />

Expertengruppe formuliert.<br />

Im Dezember 2000 wurde von der Kommission eine<br />

Mitteilung <strong>über</strong> eine neue Politik für die Badegewässer<br />

verabschiedet, im Januar 2001 erging auch<br />

ein Aufruf zur Mitgestaltung bzw. eine Befragung<br />

an die betroffene (Fach-) Öffentlichkeit. Erklärtes<br />

Ziel der Revision ist einerseits eine Verringerung der<br />

zu messenden Parameter, um die qualitative Bewirtschaftung<br />

der Badegewässer zu vereinfachen und zu<br />

optimieren. Andererseits sollten die Grenz- und<br />

Richtwerte der bestehenden Richtlinie verschärft<br />

werden und ein Instrumentarium zur besseren<br />

Information der Öffentlichkeit geschaffen werden.<br />

Als Mängel der bestehenden Richtlinie wurden von<br />

der Kommission insbesondere folgende 4 Punkte –<br />

zitiert aus besagter Mitteilung der Kommission –<br />

erkannt:<br />

1) Einige der Parameter der Richtlinie sind<br />

veraltet und andere nicht mehr relevant.<br />

2) Die Überwachung der Gewässer erfolgte<br />

mit dem Ziel, die Einhaltung der Werte zu<br />

prüfen, nicht aber, um die Vorgänge an den<br />

Badegewässern besser zu verstehen.<br />

3) In der Richtlinie wurden keine Analysemethoden<br />

beschrieben, so<strong>das</strong>s Laboratorien<br />

unterschiedliche Methoden angewandt haben<br />

und die Ergebnisse nicht immer vergleichbar<br />

waren.<br />

4) Wegen des hohen Zeitaufwandes für<br />

mikrobielle Analysen erfolgen Maßnahmen<br />

auf nicht konforme Probennahmen beinahe<br />

zwangsläufig zu spät, um zu verhindern,<br />

<strong>das</strong>s Badegäste einer Verschmutzung ausgesetzt<br />

werden.<br />

In der Folge formulierte die Kommission nachstehend<br />

zusammengefasste Grundsätze für die Revision<br />

der Richtlinie:<br />

- Wasserqualitätsnormen sind unumgänglich. Es<br />

werden ehrgeizige Ziele benötigt, die in rechtlicher<br />

Hinsicht verbindlich sind.<br />

- Die qualitative Bewirtschaftung von Badegewässern<br />

lässt sich nicht auf eine reine Qualitäts<strong>über</strong>wachung<br />

beschränken. Vielmehr ist ein<br />

gründliches Verständnis aller sich auf die Wasserqualität<br />

auswirkenden Prozesse erforderlich,


weshalb nicht nur die Badegebiete selbst und<br />

deren direktes Umfeld betrachtet werden dürfen,<br />

sondern auch die Bodennutzung im Hinterland<br />

und Einleitungen flussaufwärts einbezogen<br />

werden müssen. Verschmutzungsquellen<br />

wie Abwassereinleitungen oder Ablaufwasser<br />

aus der Landwirtschaft müssen ausgewiesen<br />

werden, damit in den Bewirtschaftungsplänen<br />

für die Einzugsgebiete, wie sie in der Wasser-<br />

Rahmenrichtlinie gefordert werden, entsprechende<br />

Maßnahmen vorgesehen werden können.<br />

- Es ist mehr denn je erforderlich, in beinahe<br />

Echtzeit <strong>über</strong> zuverlässige Informationen <strong>über</strong><br />

die Badegebiete zu verfügen, damit die Bürger<br />

sich gut informiert entscheiden können, ob und<br />

wo sie baden gehen wollen. Deshalb sollten<br />

Stellen, die Informationen sammeln, d. h. lokale,<br />

regionale oder nationale Behörden der Mitgliedsstaaten<br />

und die europäische Kommission,<br />

umfassende Informationen bereitstellen.<br />

Obwohl sie seit <strong>über</strong> 25 Jahren existiert, wird die<br />

EU-Richtlinie noch immer nicht von allen Mitgliedsstaaten<br />

zur Gänze erfüllt, was zu wiederholten<br />

Ermahnungen durch die Europäische Kommission<br />

geführt hat.<br />

Als eklatantes Beispiel sei hier <strong>das</strong> jahrelange<br />

konsequente Weglassen eines der vorgeschriebenen<br />

bakteriologischen Parameter, der Gesamtkoliformen,<br />

durch Frankreich zu nennen. Im April 2000 wurde<br />

daher der Europäische Gerichtshof befasst. Erst in<br />

der Saison 2001 meldete Frankreich wieder Gesamtkoliformenzahlen<br />

an die Kommission. Auch die<br />

Probennahmefrequenz wird nicht von allen Mitgliedsstaaten<br />

eingehalten.<br />

Die Bewertung im jährlichen Badegewässergüte-<br />

<strong>Bericht</strong> der EU stützt sich vor allem auf die mikrobiologischen<br />

Parameter der gesamt- und der fäkalkoliformen<br />

Bakterien und ihre Statistik sowie die<br />

Parameter Mineralöle, Phenole und Tenside. Obwohl<br />

variable Faktoren wie Witterungsbedingungen<br />

einen erheblichen Einfluss im Hinblick auf eventuelle<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen haben, kann im<br />

allgemeinen dennoch ein Trend zur Verbesserung<br />

der Badegewässergüte europaweit festgestellt<br />

werden. Dafür gibt es mehrere Ursachen: zum einen<br />

wurde in der vergangenen Dekade die Sanierung der<br />

Fließgewässer und der Bau von vollbiologischen<br />

Abwasserreinigungsanlagen europaweit forciert,<br />

besonders auch von den vom Tourismus lebenden<br />

Küstengemeinden, zum anderen spielt auch die<br />

Wahl der Entnahmestellen und der „Entnahmephilosophie“<br />

eine nicht zu unterschätzende Rolle. So<br />

werden in manchen Regionen Italiens (z. B. Friaul,<br />

Veneto) die Proben von Schiffen aus in 50 oder<br />

100 m Entfernung vom Ufer genommen, in anderen<br />

Regionen dagegen (z. B. Katalonien und Valencia in<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 5<br />

Spanien) am Wochenende bei maximalem Badebetrieb<br />

in Hüfttiefe, also dem Bereich, in dem die<br />

meisten Badenden, insbesondere auch die am meisten<br />

gefährdeten Kinder, sich <strong>über</strong>wiegend aufhalten.<br />

Hier gäbe es jedenfalls noch Bedarf an eindeutigeren<br />

Vorschriften, eine schwierige Aufgabe in Anbetracht<br />

der enormen Verschiedenartigkeit der EU-<br />

Badegewässer, die ja marine Küstengewässer in<br />

kalten und warmen Meeren genauso umfassen wie<br />

Süßwasserbadestellen an stehenden und fließenden<br />

Oberflächengewässern oder künstlichen Baggerseen.<br />

Als Beispiel sei Kroatien genannt, <strong>das</strong> im Zuge<br />

seiner Bestrebungen, der EU beizutreten, ja schon<br />

eine Reihe von EU-Richtlinien umsetzt. Angesichts<br />

der zahlreichen, zum Großteil auch <strong>über</strong> kleine<br />

Inseln verstreuten Badebuchten (769 Messpunkte in<br />

2002), scheint es hier unrealistisch, Probenentnahmen<br />

vom Ufer aus vorzuschreiben bzw. die erforderliche<br />

Untersuchungsfrequenz einzuhalten.<br />

Bedenklich stimmen niederländische Arbeiten, die<br />

eindeutig Gastroenteritisfälle mit einem Badegewässer,<br />

<strong>das</strong> gemäß niederländischen und europäischen<br />

Richtlinien konform war, in Verbindung bringen<br />

konnten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, <strong>das</strong>s<br />

die derzeitigen EU-Grenzwerte nur einen ungenügenden<br />

Schutz gegen<strong>über</strong> einer möglichen Infektionsgefahr<br />

bieten. Auch andere Forscher waren in<br />

einer epidemiologisch-mikrobiologischen Studie zu<br />

dem Schluss gekommen, <strong>das</strong>s weder die<br />

WHO/UNEP-Richtlinie noch die EU-Richtlinie die<br />

badende Öffentlichkeit ausreichend vor Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

aufgrund fäkaler Belastungen<br />

des Wassers zu bewahren vermögen.<br />

In Hong Kong wurde 1992 eine umfangreiche<br />

epidemiologische Studie durchgeführt, bei der u. a.<br />

25.000 Badegäste befragt wurden. Bei 4,1 % der<br />

Badenden konnten Symptome festgestellt werden,<br />

die auf die Badeaktivität zurückzuführen waren.<br />

Während eine gute Korrelation zwischen Gastroenteritis-Symptomen<br />

und der Konzentration an<br />

Clostridium perfringens, Aeromonas sp. und Vibrio<br />

cholerae (non-01) festgestellt werden konnte, war<br />

keine direkte Beziehung zwischen Gastroenteritis-<br />

Symptomen und E. coli oder den Fäkalkoliformen<br />

festzustellen. In einer spanischen Studie in Santander<br />

wurden bei 7,5 % von ca. 2000 untersuchten<br />

Badegästen Symptome des Atmungstraktes, der<br />

Augen, der Ohren oder Fieberanfälle festgestellt.<br />

Das Auftreten der Symptome stand im Zusammenhang<br />

mit der Konzentration der bakteriellen Fäkalindikatoren<br />

im Badegewässer. Auch diese Studie<br />

deutet darauf hin, <strong>das</strong>s der derzeit geltende Grenzwert<br />

für die gesamtkoliformen Keime zu hoch<br />

angesetzt ist. Schon ab 2500 kbE/100ml wurde eine<br />

erhöhte Gesundheitsgefährdung festgestellt. Arbeiten<br />

einer englischen Arbeitsgruppe aus Leeds<br />

ergaben ab einer Fäkalstreptokokken-Konzentration<br />

von 32 kbE/100ml signifikante dosis-bedingte


Zusammenhänge mit dem Auftreten von Gastroenteritisfällen.<br />

Die Autoren empfehlen daher ebenfalls<br />

eine Revision der Richtlinie. Auch eine Reihe<br />

anderer epidemiologischer Arbeiten und Literaturstudien<br />

kommen zu dem Schluss, <strong>das</strong>s Baden in<br />

Gewässern, die geltende Richtlinien einhielten, zu<br />

Infektionen führen kann.<br />

Diese und eine Fülle ähnlicher Arbeiten haben<br />

sowohl die WHO als auch die EU dazu bewogen,<br />

bei den geplanten Novellierungen der Richtlinien<br />

strengere Grenzwerte der Fäkalindikatoren zu<br />

planen. Viele Autoren heben hervor, <strong>das</strong>s insbesondere<br />

die Fäkalstreptokokken ein Gesundheitsrisiko<br />

durch Wassersport gut abschätzen lassen. Von der<br />

WHO werden beispielsweise Fäkalstreptokokken-<br />

Konzentrationen von mehr als 50 kbE/100ml schon<br />

als mäßig verschmutzt gewertet werden. Die EU<br />

plante, den bisherigen Streptokokken-Richtwert von<br />

100 kbE/100ml zum Grenzwert zu machen und den<br />

Richtwert auf 50 kbE /100ml zu senken. Sie ist aber<br />

aus unverständlichen Gründen wieder davon abgekommen,<br />

wohl aus der „politischen“ Angst heraus,<br />

den EU-Bürgern eine anscheinende „Verschlechterung“<br />

des Konformitätsgrades der EU-Badegewässer<br />

nicht plausibel machen zu können. Der gewünschte<br />

bessere Schutz der Konsumenten bleibt dadurch aber<br />

großteils auf der Strecke. Die EU selbst führt im<br />

derzeitigen Entwurf der Richtlinie an, <strong>das</strong>s die<br />

gewählten Grenzwerte immerhin ein Risiko von 5 %<br />

bedeuten, an Gastroenteritis zu erkranken. Das<br />

Risiko von Atemwegserkrankungen wird mit 3 %<br />

angegeben. Beide Angaben beziehen sich auf Gewässer,<br />

die die Grenzwerte einhalten (aber die<br />

Richtwerte <strong>über</strong>schreiten) und auf eine wiederholte<br />

Exposition der Badenden. Letztere ist aber bei einem<br />

ein- bis zweiwöchigen Badeurlaub regelmäßig<br />

gegeben. Im Vergleich zur geltenden Richtlinie stellt<br />

dies dennoch eine deutliche Verbesserung dar, lag<br />

<strong>das</strong> Risiko doch hier bei 12 bis 15 % für Gastroenteritis<br />

und Gewässer, die lediglich die Grenzwerte<br />

einhalten.<br />

Fatal aus Sicht der Verbraucherinformation erscheint,<br />

<strong>das</strong>s möglicherweise in Zukunft Badestellen<br />

mit regelmäßigen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen als<br />

richtlinienkonform angegeben werden können, wenn<br />

durch Managementmaßnahmen, beispielsweise die<br />

Erteilung von Badeverboten, ein Kontakt der<br />

Verbraucher mit dem kontaminierten Wasser ausgeschlossen<br />

wird. Der blaue Punkt in dem jährlichen<br />

Atlas der Badegewässergüte würde dann gar keine<br />

Aussagekraft mehr besitzen. Bisher sagte er ja<br />

zumindest etwas <strong>über</strong> die Einhaltung der hygienischen<br />

Richtwerte im Gewässer aus, wenn auch die<br />

Strandqualität hier nicht berücksichtigt wurde.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 6<br />

5. Nichtstaatliche Bewertungssysteme: Der<br />

ADAC-Sommerservice und die Blaue Flagge<br />

der FEEE<br />

An dieser Stelle soll noch kurz auf die Öffentlichkeitswirksamkeit<br />

der (mikrobiologischen) Badegewässergüte-Analysen<br />

eingegangen werden. Als<br />

wichtigstes Beispiel sei der Sommerservice angeführt,<br />

mit dem der ADAC seit <strong>über</strong> 10 Jahren nicht<br />

nur seine mittlerweile 15 Millionen Mitglieder,<br />

sondern die gesamte deutsche Öffentlichkeit während<br />

der sommerlichen Badesaison <strong>über</strong> die Badegewässergüte<br />

in den wichtigsten Baderegionen<br />

informiert. Ähnlich wie die EU gibt auch der Sommerservice<br />

jedes Jahr zur Berliner Tourismusmesse<br />

ITB einen umfangreichen Endbericht mit seiner<br />

Jahresbewertung heraus, den der Leser hiermit in<br />

Händen hält. All dies hat den ADAC-<br />

Sommerservice zu einem der weltweit umfangreichsten<br />

Konsumenten-Informationssysteme in<br />

Umweltfragen gemacht.<br />

Der ADAC liefert, außer in seiner Jahresbewertung,<br />

stets aktuelle Untersuchungsergebnisse (berechnet<br />

jedoch nach einem Schlüssel, der auch die Ergebnisse<br />

der vergangenen Wochen einbezieht). Im Gegensatz<br />

zum Sommerservice stützt die „Blaue Flagge“<br />

der FEEE (Foundation for Environmental Education<br />

in Europe), ihre Bewertungen für Badegemeinden,<br />

die bestimmten Umwelt- und Ausstattungskriterien<br />

entsprechen, einerseits auf die gesammelten mikrobiologischen<br />

Daten der vorangegangenen Badesaison,<br />

andererseits auf andere Kriterien, wie Zugänglichkeit<br />

für Behinderte, Ausstattung etc.. Zudem<br />

werden nur Gemeinden bewertet, die dies selber<br />

beantragt haben. D. h. vom Fehlen einer blauen<br />

Flagge kann nicht auf schlechte Wasserqualität<br />

geschlossen werden.<br />

Wie auch der Sommerservice ist auch diese Organisation<br />

derzeit dabei, ihre Bewertungskriterien zu<br />

verschärfen.<br />

6. Ausblick und neue Entwicklungen<br />

a) Methodik der Wasseruntersuchung<br />

„Die Liste potentiell pathogener Keime, die <strong>über</strong> <strong>das</strong><br />

Wasser <strong>über</strong>tragen werden können, wird jedes Jahr<br />

umfangreicher. Neue Methoden, insbesondere<br />

molekularbiologische, müssen angewandt werden,<br />

um diese Krankheitserreger zu finden“, so der<br />

Beginn der Schlussfolgerungen eines <strong>Bericht</strong>s der<br />

American Academy of Microbiology. Bedingt durch<br />

eine ganze Vielzahl von Faktoren, insbesondere<br />

durch die Zunahme an immunsupprimierten Patienten<br />

und die Fortschritte der Medizin, aber auch<br />

durch die ständig verbesserten Nachweis- und<br />

Analysemethoden, erlangen eine Reihe von früher<br />

bedeutungslosen oder unbekannten Erregern an<br />

Bedeutung. Man spricht daher im englischen<br />

Sprachraum von den „emerging pathogens“. Parallel


dazu wird die Forderung erhoben, diese „neuen“<br />

Erreger auch schnell nachweisen und quantifizieren<br />

zu können. Weltweit wird daher an der Entwicklung<br />

neuer Methoden und Schnellverfahren gearbeitet.<br />

An dieser Stelle soll nur auf eine der neuen Techniken<br />

kurz eingegangen werden, da Mitarbeiter von<br />

<strong>HYDRA</strong> im Rahmen eines EU-Projektes mit dem<br />

Titel: „Entwicklung und Validierung einer DNS-<br />

Chip-Technologie für die Bewertung der bakteriologischen<br />

Qualität von Badegewässern und Trinkwasser“<br />

daran mitarbeiten. Ausgangspunkt für die<br />

Projektformulierung waren einige der weiter oben<br />

genannten Unzulänglichkeiten der derzeitigen<br />

Richtlinie und der darin vorgeschriebenen Methoden<br />

sowie <strong>das</strong> Bedürfnis nach schnelleren und besser<br />

standardisierbaren Methoden:<br />

- Kulturmethoden und Indikatorbakterien, wie<br />

sie heute verwendet werden, unterliegen einer<br />

Reihe von Fehlermöglichkeiten (Nährbodenzusammensetzung,<br />

inhomogene Inkubatoren<br />

u. a.).<br />

- Indikatorbakterien und pathogene Keime<br />

unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Resistenz<br />

gegen<strong>über</strong> Umweltfaktoren sowie die Überlebenszeiten<br />

im aquatischen Milieu.<br />

- Steigende Ansprüche an Frühwarnsysteme<br />

verlangen verkürzte Analysezeiten bis zum<br />

Vorliegen eines verwertbaren Ergebnisses.<br />

Die schnellen Fortschritte der molekularbiologischen<br />

Methoden auf der einen Seite und die Fortschritte<br />

bei der Miniaturisierung der Chip-<br />

Technologie auf der anderen Seite lassen es nun<br />

möglich erscheinen, die bisher benötigten Kultivierungsschritte<br />

zu <strong>über</strong>gehen und pathogene Bakterien<br />

direkt <strong>über</strong> ihre DNS in der Umwelt nachzuweisen<br />

und zu quantifizieren. Zur Bestimmung dienen dabei<br />

die 16S rDNA Sequenzen, spezifische mRNA und<br />

16S rRNA Sequenzen sollen die metabolische<br />

Aktivität und die Infektiosität anzeigen. Mit Hilfe<br />

eines derartigen DNS-Chips soll innerhalb von<br />

einigen Stunden jede Art von Wasserprobe auf <strong>das</strong><br />

Vorhandensein und die Konzentration von infektiösen<br />

pathogenen Keimen und deren Aktivitätszustand<br />

hin untersucht werden können.<br />

Mit ersten Ergebnissen dieses Forschungsvorhabens<br />

ist ab Ende 2003 zu rechnen. Derzeit wird die zweite<br />

Prototyp-Generation des Aqua-Chips erfolgreich<br />

getestet. Weltweit arbeiten mehrere Gruppen derzeit<br />

an ähnlichen Produkten. So kündigten z. B. die<br />

Firmen bioMérieux, Affymetrix und Gen-Probe in<br />

Zusammenarbeit mit Lyonnaise des Eaux seit<br />

mehreren Jahren die Entwicklung eines DNS-Chip-<br />

Verfahrens an, mit dem sie die Dauer der bakteriologischen<br />

Wasseruntersuchung von 48 auf 4 Stunden<br />

verkürzen wollen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 7<br />

Ein ganz andersartiger Ansatz versucht, Gefährdungen<br />

der Badegäste durch Modelling der<br />

Güteparameter aufgrund mehr oder weniger langer<br />

Zeitreihen unter Berücksichtigung diverser Faktoren<br />

und Parameter vorherzusagen.<br />

b) Die Information der Konsumenten<br />

Die EU betont in ihrem letzten Entwurf zur Richtliniennovellierung<br />

immer wieder die Bedeutung einer<br />

schnellen und besseren Information der Öffentlichkeit.<br />

Zudem sollen die Betroffenen lokalen und<br />

regionalen Stellen, die wissenschaftliche Gemeinschaft<br />

und Nichtregierungsorganisationen stärker<br />

eingebunden werden. Wörtlich steht im neuen<br />

Entwurf: „...in der Praxis bedeuten bessere Informationen<br />

Echtzeit-Informationen <strong>über</strong> die Bedingungen<br />

an den Stränden, deren Bewirtschaftung und die<br />

Qualität der Badegewässer. Dies sollte auf lokaler<br />

Ebene und <strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet erfolgen...“. Damit<br />

entfernt man sich aber weit von dem Ziel einer<br />

Europa-weit vergleichbaren und flächendeckenden<br />

Information für die interessierten EU-Bürger:<br />

<strong>über</strong>lässt man diese Informationen tatsächlich der<br />

„lokalen Ebene“, wird sie stark von den doch sehr<br />

unterschiedlichen lokalen Interessen geprägt sein.<br />

Selbst wenn man von der Möglichkeit geschönter<br />

Darstellungen absehen wollte, wird die Vielfalt der<br />

Sprachen und graphischen Darstellungsarten einen<br />

gesamtheitlichen Zugriff und objektiven Überblick<br />

<strong>über</strong> die europäischen Badegebiete unmöglich<br />

machen.<br />

7. Schlussbemerkungen<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, <strong>das</strong>s mikrobiologische<br />

Parameter schon jetzt weltweit ausschlaggebend<br />

für die Bewertung der Badegewässer<br />

und für die Risikoabschätzung sind. Die zukünftigen<br />

Entwicklungen werden diese Rolle eher noch aufwerten,<br />

da einerseits die Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />

steigen, und andererseits die Zahl der<br />

zu messenden Parameter (Stichwort „emerging<br />

pathogens“) ebenfalls zunimmt. Weitere Forschungen<br />

sind erforderlich, um die Frage zu klären, wie<br />

sich der Eintrag pathogener Keime in unterschiedliche<br />

aquatische Systeme hinsichtlich ihrer Pathogenität<br />

und Tenazität auswirkt und welche Parameter bei<br />

Bedarf sinnvoll die Enteroviren in der EU-Richtlinie<br />

ersetzen könnten. Auch müssen die derzeit geltenden<br />

Grenzwerte und die berücksichtigten Parameter<br />

angesichts des Auftretens von Epidemien nach dem<br />

Baden in Gewässern, die diese Grenzwerte einhielten,<br />

<strong>über</strong>prüft und gegebenenfalls gesenkt werden.<br />

Sowohl die EU als auch die Weltgesundheitsorganisation<br />

sind derzeit dabei, ihre Grenzwerte zu revidieren.<br />

Die EU will aber noch einen Schritt weitergehen<br />

und in Zukunft in der novellierten Badegewässergüte-Richtlinie<br />

neben der reinen Kontrolle der Güteparameter<br />

auch sanierende Maßnahmen im Falle der<br />

andauernden Nichteinhaltung der Grenzwerte


vorschreiben. Steigende Bedeutung wird in Zukunft<br />

auch einer raschen und genauen Information der<br />

Konsumenten beigemessen werden. Ob dies mit der<br />

zukünftigen Badegewässer-Richtlinie erreicht<br />

werden kann, wird sich noch erweisen müssen. Zu<br />

groß scheint bei vielen die Angst vor wirtschaftlichen<br />

Einbußen in bestimmten Urlaubsgegenden,<br />

sollten sich die Anhänger einer tatsächlich strengeren<br />

Richtlinie durchsetzen. Dabei könnte eine solche<br />

zu einer nötigen weiteren Sanierung führen und<br />

zudem durch Kenntlichmachung noch bestehender<br />

Schwachstellen, die es ja in allen EU-Staaten noch<br />

gibt, die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des gesamten<br />

(auch nicht gerade billigen) Überwachungssystems<br />

steigern.<br />

Literatur<br />

EEC (1976): Council directive of 8 December 1975<br />

concerning the quality of bathing water. Official<br />

Journal of the European Communities, 19, L 31<br />

(5.2.1976)<br />

Europäische Kommission (2001): Qualität der<br />

Badegewässer (Badesaison 2000).- Luxembourg,<br />

Amt für Veröffentlichungen der Europäischen<br />

Gemeinschaften, 2001<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 8<br />

Expert group WHO/US EPA (2000): Approaches to<br />

microbiological Monitoring.- p. 169-218 in Bartram<br />

& Rees (2000)<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />

(2002): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates <strong>über</strong> die Qualität<br />

der Badegewässer.- 2002/0254 (COD) KOM(2002)<br />

581 endgültig<br />

WHO (1998): Guidelines for Safe Recreational-<br />

Water Environments. Vol. 1: Coastal and Fresh-<br />

Waters.- Draft for consultation. WHO/EOS/98.14,<br />

World Health Organization. Geneva, 208 pp<br />

WHO (1999): Umwelt und Gesundheit in Europa in<br />

den 90er Jahren: Sachstand.- EUR/ICP/EHCO 02 02<br />

05/6 04249 – 29.3.1999<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. Georg Djore Kasimir<br />

Himmelstr.42<br />

A-1190 Wien<br />

E-Mail: kasimir@hydra-institute.com


Das Programm und seine Hintergründe<br />

1. Das <strong>Informationsprogramm</strong><br />

Der ADAC-Sommerservice wird seit 1990 alljährlich<br />

zwischen Mitte Mai und Mitte September<br />

durchgeführt. Während dieser Zeit werden die<br />

gesammelten Informationen <strong>über</strong> verschiedene<br />

Verteiler wie Pressemitteilungen, Telefonansagen,<br />

Telefonberatung sowie <strong>über</strong> interne und externe<br />

Online-Dienste den Medien und interessierten<br />

Bürgern zugänglich gemacht. Die Datengrundlage<br />

hierfür liefert <strong>das</strong> <strong>HYDRA</strong>-Institut in Konstanz. In<br />

dessen Händen liegt die wissenschaftliche Planung<br />

und Projektleitung des ADAC-Sommerservice.<br />

<strong>HYDRA</strong> sendet zur Informationsrecherche für drei<br />

Monate Fachleute aus dem Bereich Bio- und Geowissenschaften<br />

als Regionalbearbeiter in die jeweiligen<br />

Urlaubsgebiete.<br />

1.1 Beschaffung der notwendigen Informationen<br />

Die wissenschaftliche Recherche für den ADAC-<br />

Sommerservice umfasst drei große Teilbereiche:<br />

Erstens die hygienische Qualität des Wassers,<br />

zweitens den Zustand der Strände und drittens die<br />

gesamtökologische Situation der jeweiligen Region.<br />

Zur Untersuchung dieser Bereiche werden von den<br />

Regionalbearbeitern alle verfügbaren aktuellen<br />

Informationen zusammengetragen, ausgewertet und<br />

auf elektronischem Weg zur <strong>HYDRA</strong>-Zentrale in<br />

Konstanz weitergeleitet. Am Jahresende werden die<br />

Messergebnisse der einzelnen Probestellen und<br />

Probetage an die EU in Brüssel weitergeleitet. Nach<br />

einem Bewertungsschlüssel, an den sich auch der<br />

Bewertungsmodus des ADAC im wesentlichen<br />

anschließt, werden dann alle Messstellen einer<br />

Gesamtbewertung unterzogen. Dem ADAC-<br />

Sommerservice werden von den teilnehmenden<br />

Regionen die gleichen Daten und dar<strong>über</strong> hinaus<br />

oftmals noch weitere Werte zur Verfügung gestellt.<br />

Die Ergebnisse der vergangenen Saison werden in<br />

den Ausgaben 3/03 und 4/03 der ADAC-motorwelt<br />

in Form von Übersichtskarten veröffentlicht.<br />

1.2 Die EU-Richtlinie zur hygienischen Badegewässerqualität<br />

Ende der 60er Jahre beriet die Weltgesundheitsorganisation<br />

der Vereinten Nationen <strong>über</strong> Richtlinien<br />

zum Schutz der Bevölkerung gegen Verschmutzungen<br />

in Freizeitgewässern. In Anlehnung an die<br />

damals von Medizinern empfohlenen Überwachungskriterien,<br />

Analysenmethoden und tolerierbaren<br />

Höchstwerte verabschiedete der Rat der Europäischen<br />

Gemeinschaft am 8. Dezember 1975 die<br />

Richtlinie <strong>über</strong> die Qualität der Badegewässer.<br />

Hierin wurden die zu untersuchenden Parameter, die<br />

Messhäufigkeit, die Analysemethoden und die<br />

Durchführung der Überwachung festgelegt. In den<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 9<br />

darauffolgenden Jahren wurde die Richtlinie in den<br />

jeweiligen nationalen Gesetzgebungen der Mitgliedsstaaten<br />

umgesetzt. Damit sollten sich also,<br />

zumindest von ihrer Grundlage her, die Richtlinien<br />

in allen EU-Ländern entsprechen. Dennoch gibt es<br />

weiterhin Unterschiede. So wurden beispielsweise in<br />

Frankreich die Analysemethoden modifiziert und in<br />

Italien gelten strengere zulässige Höchstwerte. In<br />

Spanien und Frankreich wird die Praxis, Badeverbote<br />

zu verhängen, teilweise sehr zurückhaltend<br />

gehandhabt. Andere europäische Staaten, die nicht<br />

Mitglieder der EU sind, aber deren Gewässer der<br />

ADAC-Sommerservice berücksichtigt, wie die<br />

Schweiz, Ungarn, Slowenien und Kroatien haben<br />

abweichende Bestimmungen.<br />

1.3 Bakterielle Verschmutzungen beeinflussen<br />

die Badegewässerqualität<br />

Das wichtigste Ziel der Überwachung der Badegewässer<br />

ist es, möglichen gesundheitlichen Schaden<br />

von den Badenden fern zu halten. Das Risiko, sich<br />

mit Krankheiten anzustecken, besteht <strong>über</strong>all dort,<br />

wo möglicherweise krank machende Bakterien im<br />

Wasser sind und durch Körperöffnungen oder durch<br />

Wunden in den Körper eindringen können. Deshalb<br />

muss gewährleistet sein, <strong>das</strong>s der Gehalt an Krankheitserregern<br />

im Wasser so gering ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Risiko einer Ansteckung sehr klein oder im besten<br />

Fall <strong>über</strong>haupt nicht vorhanden ist.<br />

Aus Erfahrungswerten epidemiologischer Untersuchungen<br />

wurden in der EU-Richtlinie Grenzwerte<br />

festgelegt, die so niedrig gewählt wurden, <strong>das</strong>s bei<br />

ihrer Einhaltung keine Ansteckungsgefahr beim<br />

Baden in einem Gewässer zu befürchten ist. Da es<br />

bei der Analyse eines Gewässers mit unbekannter<br />

Bakterienzusammensetzung jedoch nicht klar ist,<br />

nach welchen speziellen Krankheitserregern gesucht<br />

werden muss, werden bestimmte Indikatororganismen<br />

gemessen. Diese Keime, die zur Gruppe der<br />

sogenannten coliformen Bakterien gezählt werden,<br />

gehören zu den normalen Besiedlern des menschlichen<br />

und tierischen Darms und lassen sich im<br />

Gegensatz zu den meisten Krankheitserregern relativ<br />

einfach nachweisen. Die Untersuchung der Wasserproben<br />

nach Indikatororganismen hat sich bewährt.<br />

Sie ermöglicht es, rasche und kostengünstige Befunde<br />

zu erstellen. Im Verdachtsfall, wenn Grenzwerte<br />

<strong>über</strong>schritten wurden, werden die Proben in den<br />

meisten Regionen auf weitere speziellere Krankheitserreger<br />

wie Streptokokken, Salmonellen und<br />

Darmviren hin untersucht. Die Analysen für diese<br />

Gruppen von Krankheitserregern sind jedoch aufwendiger,<br />

langwieriger und kostspieliger.<br />

1.4 Grenzwerte und Richtwerte


Für alle zu messenden Parameter sieht die EU-<br />

Richtlinie einen zwingenden Wert als Obergrenze<br />

vor. Dieser Grenzwert muss nach der EU-Richtlinie<br />

eingehalten werden. Dar<strong>über</strong> hinaus wurden in der<br />

EU-Richtlinie sog. Richtwerte festgelegt, die deutlich<br />

unter den Grenzwerten liegen und die als<br />

Zielmarke für die Erreichung einer dauerhaft guten<br />

Badegewässerqualität dienen sollen. Maßnahmen<br />

zur Verringerung von Einleitungen und Verschmutzungen<br />

orientieren sich an diesen Werten. Die Richt-<br />

und Grenzwerte der EU für die mikrobiologischen<br />

Parameter sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:<br />

Parameter<br />

Gesamtkoliforme<br />

kbE/100ml<br />

Fäkalkoliforme<br />

kbE/100 ml<br />

Fäkalstreptokokken<br />

kbE /100 ml<br />

Salmonellen<br />

kbE/ 1000 ml<br />

Richtwert <br />

Grenzwert<br />

500 10.000<br />

100 2.000<br />

100 -<br />

0 0<br />

Vergleicht man die Anzahl der Badeverbote in den<br />

verschiedenen Ländern im Datenanhang dieses<br />

<strong>Bericht</strong>es, so fällt auf, <strong>das</strong>s in Italien deutlich öfter<br />

temporäre Badeverbote verhängt wurden als in den<br />

anderen am Service teilnehmenden Ländern. Grund<br />

hierfür ist, <strong>das</strong>s in Italien bereits bei vergleichsweise<br />

geringen hygienischen Belastungen vorsorgliche<br />

Badeverbote ausgesprochen werden. Die italienische<br />

Gesetzgebung sieht, wie die nachfolgende Tabelle<br />

zeigt, für die Hygieneparameter deutlich niedrigere<br />

Grenzwerte vor als dies in den anderen Ländern<br />

Europas der Fall ist:<br />

Parameter<br />

italienischer<br />

Grenzwert<br />

Gesamtkoliforme kbE/100ml 2 000<br />

Fäkalkoliforme<br />

kbE/100 ml<br />

100<br />

Fäkalstreptokokken<br />

kbE /100 ml<br />

100<br />

Salmonellen<br />

kbE/ 1000 ml<br />

0<br />

1.5 Physikalische und chemische Parameter<br />

sind weitere Kriterien für die Wasserqualität<br />

Neben den mikrobiologischen Untersuchungen<br />

werden an den Messstellen noch verschiedene<br />

physikalische und chemische Parameter bestimmt.<br />

So wird der Säuregrad (pH-Wert) gemessen, die<br />

Färbung bestimmt, es wird bei der Probennahme auf<br />

Ölgeruch, einen möglichen Ölfilm oder eine<br />

Schaumbildung geachtet. Weiter wird <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

von treibenden Stoffen wie Teer, Holz,<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 10<br />

Kunststoff oder Flaschen notiert und es wird die<br />

Trübung des Wassers gemessen.<br />

1.6 Auf Umweltgifte wird bei Verdacht getestet<br />

Andere Stoffe, die als Zeichen von Verschmutzung<br />

gelten, werden nicht routinemäßig getestet. Besteht<br />

der Verdacht, Pestizide, Schwermetalle, Blausäureverbindungen<br />

oder hohe Phosphat- und Nitratmengen<br />

könnten ins Wasser gelangt sein, werden entsprechende<br />

spezifische Analysen angesetzt.<br />

1.7 Probennahme<br />

Die EU-Richtlinie sieht in der Regel die Probennahme<br />

im vierzehntägigen Rhythmus für jede<br />

Probennahmestelle vor. Die Stelle soll bei normalem<br />

Badebetrieb den Badebereich repräsentieren. Badebereiche<br />

sind laut Definition die Abschnitte eines<br />

Gewässers, welche die üblichen Einrichtungen einer<br />

Badestelle besitzen. Hierzu gehören u.a. Umkleiden,<br />

Duschen, Toilette, Strandliegen und Sonnenschirme.<br />

Daneben sollten aber auch alle anderen Bereiche, an<br />

denen sich häufig Badende aufhalten, als Badestellen<br />

ausgewiesen und regelmäßigen Kontrollen<br />

unterzogen werden. Stellen, die permanent Gesundheits-<br />

oder Sicherheitsrisiken aufweisen, müssen laut<br />

EU-Richtlinie durch entsprechende Beschilderung<br />

als zum Baden ungeeignet gekennzeichnet werden.<br />

Der Messrhythmus kann nach EU-Richtlinie von<br />

zweimal auf einmal monatlich reduziert werden,<br />

wenn in den vorangegangenen Jahren die Analysen<br />

ständig Ergebnisse lieferten, die deutlich unter den<br />

Richtwerten lagen und im Untersuchungsbereich<br />

keine neue mögliche Verschmutzungsursache<br />

hinzugetreten ist.<br />

Die Durchführung der Probennahmen obliegt meist<br />

den lokalen oder staatlichen Gesundheits- oder<br />

Umweltämtern. Die mikrobiologischen Untersuchungen<br />

werden meist in staatlichen Labors durchgeführt.<br />

In manchen Regionen werden dar<strong>über</strong><br />

hinaus auch private Labors mit den Analysen beauftragt.<br />

Zu den nationalen und regionalen Verfahrensweisen<br />

im Einzelnen sei auf die nachstehenden<br />

Regionalberichte verwiesen.<br />

1.8 Daten für den ADAC-Sommerservice<br />

Den Regionalbearbeitern des ADAC-Sommerservice<br />

werden von den jeweiligen Behörden und Labors die<br />

Originalmessdaten der aktuellen Untersuchungen<br />

nach Abschluss der Analysen zur Verfügung gestellt.<br />

Leider bestehen bezüglich der Weiterleitung<br />

der Daten große zeitliche Schwankungen, die vor<br />

allem an verschiedenen Verfahrenstechniken und am<br />

unterschiedlichen Personalstand der Labors und<br />

Behörden liegen. In den meisten Regionen werden<br />

die Daten jedoch innerhalb kürzester Zeit an den<br />

Regionalbearbeiter weitergeleitet. In vielen Regio-


nen werden die Regionalbearbeiter auch telefonisch<br />

oder per Fax benachrichtigt, wenn unvorhergesehene<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen gemessen wurden oder<br />

sonstige besondere Vorkommnisse mit Auswirkung<br />

auf den Badebetrieb eingetreten sind.<br />

1.9 Die aktuelle Bewertung während der Saison<br />

Sobald die Messdaten den Regionalbearbeiter<br />

vorliegen, werden diese nach einem internen Bewertungsschema<br />

ausgewertet. Hierbei hat <strong>das</strong> aktuelle<br />

Messergebnis <strong>das</strong> stärkste Gewicht. Die zurückliegenden<br />

Messwerte gehen mit einer geringeren<br />

Gewichtung in die Bewertung ein. Hierdurch kann<br />

neben der Bewertung der aktuellen Situation auch<br />

eine Aussage <strong>über</strong> die langfristige Qualität einer<br />

Badestelle getroffen werden. Die Badegewässerqualität<br />

wird schließlich mit einer Note auf einer Skala<br />

von 1 bis 4 (1 = sehr gut; 2 = gut, 3 = belastet; 4 =<br />

stark belastet) angegeben. Diese Bewertung wird<br />

während der Zeit des Sommerservice wöchentlich<br />

für <strong>über</strong> 4000 Messpunkte in Europa aktualisiert und<br />

an den Verbraucher und die Medien weitergegeben.<br />

1.10 Die Jahresabschlussbewertung<br />

Neben der aktuellen Bewertung der Badestellen wird<br />

alljährlich nach Ende der Badesaison eine Gesamtbewertung<br />

der Messstellen für die zurückliegende<br />

Saison vorgenommen. Diese Bewertung wird in<br />

Anlehnung an <strong>das</strong> Bewertungsschema der EU<br />

durchgeführt. Im Gegensatz zu der Bewertung durch<br />

die EU wird hierbei nicht nur zwischen “konform”<br />

und “nicht konform” unterschieden sondern es wird<br />

auch hier eine Bewertung von 1 bis 4 (1 = sehr gut;<br />

2 = gut; 3 = zeitweilig belastet; 4 = häufiger belastet)<br />

vorgenommen, die für den interessierten Bürger eine<br />

Einschätzung der Gewässersituation vor Ort erleichtert.<br />

1.11 Die Strandqualität<br />

Außer der <strong>Bericht</strong>erstattung <strong>über</strong> die Wasserqualität<br />

an den Urlaubsorten nehmen die Regionalbearbeiter<br />

auch eine Erfassung und Begutachtung der örtlichen<br />

Strände vor. Hierzu werden in den kleineren Regionen<br />

alle Strände mindestens einmal pro Saison<br />

begangen. In größeren Regionen, die mitunter bis zu<br />

750 offizielle Messpunkte haben können, werden die<br />

Strandinformationen entsprechend seltener erhoben.<br />

Bei der Strandbegutachtung werden die geographischen<br />

Gegebenheiten wie Länge, Breite, Untergrund,<br />

Steilheit und Material festgehalten. Ebenso<br />

werden touristische Einrichtungen wie Duschen,<br />

Toiletten, Liegestühle, Sonnenschirme und Spielplätze<br />

kontrolliert. Auch Sicherheitseinrichtungen<br />

wie Rettungswacht, Erste-Hilfe-Station, Rettungsboote<br />

und Warneinrichtungen werden erfasst.<br />

Abschließend werden die Strandsauberkeit, die Art<br />

der Müllentsorgung, die Häufigkeit der Reinigung<br />

und eventuelle Gefährdungen wie Bootsverkehr,<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 11<br />

Abwassereinleitungen oder unmittelbarer Straßenverkehr<br />

berücksichtigt, um dann zu einem Gesamturteil<br />

zu gelangen. Hier werden auf einem Kriterienkatalog<br />

mit Mindestanforderungen die Bewertungskategorien<br />

ermittelt.<br />

Bei der Bewertung der Strände wird seit 1996 mit<br />

Naturstränden gesondert verfahren. Die Bezeichnung<br />

Naturstrand soll verdeutlichen, <strong>das</strong>s der Strand<br />

nicht bewirtschaftet wird und deshalb <strong>über</strong> viele<br />

Einrichtungen, wie zum Beispiel Rettungswachen<br />

und sanitäre Einrichtungen nicht verfügt. Hiermit<br />

wäre er im Vergleich zu anderen Stränden schlechter<br />

zu bewerten. Dennoch kann der Naturstrand ausgezeichnet<br />

sauber, landschaftlich schön und ursprünglich<br />

sein. Es kann aber auch zu Anschwemmungen<br />

von Müll kommen, der dann monatelang nicht<br />

geräumt wird. Um diesen Unwägbarkeiten im<br />

Positiven wie im Negativen gerecht zu werden,<br />

wurden diese Strände aus dem herkömmlichen<br />

Bewertungsschema genommen und mit dem Hinweis<br />

Naturstrand geführt. Besonderheiten zu den<br />

Strandbewertungen finden sich in den nachfolgenden<br />

Regionalberichten. Die Bewertungen der einzelnen<br />

Strände sind im Datenanhang aufgeführt.<br />

2. Das Spannungsfeld Tourismus und Natur<br />

Badeurlaub steht immer im Zusammenhang mit der<br />

Nutzung von Natur. Sei es beim Baden am Strand,<br />

beim Camping auf dem Zeltplatz hinter den Dünen,<br />

durch die Anlage von Hotels oder bei der Entsorgung<br />

von Müll und Abwasser. Vor diesem Hintergrund<br />

steht der dritte große Themenkomplex, der im<br />

Rahmen des ADAC-Sommerservice bearbeitet wird.<br />

Die Informationsbeschaffung schließt auch Recherchen<br />

und wissenschaftliche Erklärungen für Phänomene<br />

ein, die dem Touristen vor Ort oder noch vor<br />

der Reise zu Hause unangenehm sind, Angst einjagen<br />

oder zumindest verunsichern. Die Algenschleimkatastrophe<br />

an der Oberen Adria 1989 war<br />

z. B. ein solches Problem. Es veranlasste damals den<br />

ADAC zur Einrichtung eines Infotelefons mit<br />

wissenschaftlicher Beratung.<br />

Noch immer und in immer stärkerem Maße sind<br />

solche “Kapriolen der Natur” oder “Warnsignale”,<br />

wie sie auch bisweilen bezeichnet werden, von<br />

größtem Interesse sowohl bei den Medien als auch<br />

beim Verbraucher. Mittlerweile können viele Erscheinungen,<br />

die alljährlich wieder auftreten, sehr<br />

detailliert und sachkundig erklärt werden. Die<br />

Regionalbearbeiter vor Ort sorgen für eine ständige<br />

Aktualisierung der Erkenntnisse und ihrer lokalen<br />

Spezifika. Die <strong>HYDRA</strong>-Zentrale in Konstanz, wo<br />

alle Informationen zusammenlaufen, dient seit<br />

einigen Jahren als Quelle wissenschaftlicher Hintergrundinformation<br />

für die Medien. Die <strong>über</strong> die<br />

Verteiler des ADAC veröffentlichten Sachinformationen<br />

werden in zahlreichen Interviews und Fern-


sehbeiträgen vertieft. Ganz spezielle Urlauberanfragen,<br />

die ein wissenschaftliches Thema zum Hintergrund<br />

haben, werden individuell telefonisch beantwortet.<br />

Da die häufigsten Themen inzwischen aber<br />

umfassend erarbeitet sind, stehen die Informationen<br />

hierzu auch <strong>über</strong> die Infodienste des ADAC zur<br />

Verfügung.<br />

2.1 Naturtourismus<br />

Tourismus ist einer der fundamentalen Aspekte der<br />

heutigen Wohlstandsgesellschaft und für viele<br />

Länder ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die<br />

extrem negativen Folgen des Tourismusbooms der<br />

60er-Jahre in Italien, der 70er-Jahre in Spanien und<br />

der 80er-Jahre in der Türkei sind vielen von uns<br />

hinlänglich bekannt: Hotelburgen, <strong>über</strong>füllte Strände,<br />

Umweltverschmutzung, Umweltzerstörung.<br />

Eine weitere Aufgabe des ADAC-Sommerservice ist<br />

es, zu untersuchen und zu beurteilen, inwieweit<br />

diese Attribute in den Urlaubsländern zutreffen und<br />

wie weit <strong>das</strong> Ausmaß in der jeweiligen Region<br />

wirklich ist. Die Erkenntnis, <strong>das</strong>s die ungehemmte<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen nicht dauerhaft<br />

betrieben werden kann, sondern <strong>das</strong>s sich die Natur<br />

aufbraucht, folgte dem Boom in schnellen Schritten<br />

nach. Die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse<br />

in Maßnahmen zur Sanierung und Wiederherstellung<br />

findet langsam, oft schleppend statt, obwohl sie dort,<br />

wo sie stattfindet, fast <strong>über</strong>all prompt Erfolge zeigt.<br />

In den fortschrittlichsten Zonen, manchmal einzelne<br />

Kommunen, manchmal ganze Regionen, gehen jetzt<br />

Konzepte zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung und<br />

zum Schutz der gerade auch ökonomisch so wichtigen<br />

Natur in die ersten Phasen. Es bleibt zu wünschen,<br />

<strong>das</strong>s dieser Trend anhält und auch in diesem<br />

Bereich die klassischen und auch neuen Ferienregionen<br />

miteinander in Wettstreit um die Gunst der<br />

Urlauber treten.<br />

2.2 Abwasserentsorgung<br />

Der Bereich Abwasserentsorgung war der erste, in<br />

dem sich die Einsicht zur Notwendigkeit durchsetzte,<br />

zügig Maßnahmen ergreifen zu müssen. Hier<br />

waren die Folgen des Massentourismus deutlich zu<br />

spüren, da die in immer größerer Menge anfallenden<br />

Abwässer in direkter Nachbarschaft der Ferienorte<br />

ungeklärt ins Meer flossen. Der ökologische und<br />

hygienische Kollaps war un<strong>über</strong>sehbar, und die<br />

Gäste, die nicht mehr in verschmutztem Wasser<br />

schwimmen mochten, zogen zum Urlaub in andere<br />

Gebiete ab. Somit folgte der ökologischen Katastrophe<br />

der ökonomische Kollaps der betroffenen<br />

Regionen.<br />

Um die Situation in den Griff zu bekommen, wurden<br />

groß angelegte Image-Kampagnen ins Leben gerufen.<br />

Doch einzig die Tatsache, <strong>das</strong>s sich am Zustand<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 12<br />

der Badegewässer spürbar etwas verbesserte, brachte<br />

die Touristen zurück in die vorher verschmutzten<br />

Urlaubsländer. Inzwischen sind die meisten Touristenhochburgen<br />

mit ausreichenden Kläranlagen<br />

versorgt, so <strong>das</strong>s an offiziellen Stränden nur noch<br />

selten mit erheblichen Belastungen durch Abwasser<br />

gerechnet werden muss. Nach wie vor stellen aber<br />

sämtliche Einmündungen von Flüssen, Kanälen,<br />

Regen<strong>über</strong>läufen und Häfen Verschmutzungsquellen<br />

dar, da diese die Hinterlassenschaften der oftmals<br />

mangelhaften Abwasserentsorgungen aus dem<br />

Hinterland an die Küsten verfrachten. Die direkt am<br />

Meer oder den großen Seen gelegenen Gemeinden<br />

verdienen am Tourismus und sind darauf angewiesen,<br />

ihre Abwasserentsorgung mitunter mit hohen<br />

finanziellen Aufwand zu bewältigen. Die im Hinterland<br />

gelegenen Gemeinden jedoch partizipieren nur<br />

in geringen Maße vom Tourismusgeschäft an der<br />

Küste und haben folglich ein geringeres Interesse<br />

und auch nicht Mittel, ihre Abwassereinleitungen in<br />

Bäche oder Flüsse zu reduzieren. Manche Küstenstädte<br />

entsorgen deshalb inzwischen <strong>das</strong> Hinterland<br />

mit, um einer Verschmutzung ihrer Strände zu<br />

entgegenzuwirken. Das gesteigerte Bewusstsein der<br />

Urlauber sowie <strong>Informationsprogramm</strong>e wie der<br />

ADAC-Sommerservice, der immer wieder auf<br />

dauernde Verschmutzungen hinweist, tragen dazu<br />

bei, <strong>das</strong>s der notwendige politische Druck entsteht,<br />

dem Maßnahmen auf dem Entsorgungssektor auch<br />

im Hinterland der Urlaubsregionen folgen.<br />

2.3 Müll an Land - Müll im Meer<br />

Im Gegensatz zu der Abwasserproblematik liegt in<br />

bezug auf die Müllentsorgung in den meisten Regionen<br />

noch vieles im Argen. So gehören von stinkenden<br />

Müllsäcken gesäumte Straßen, wochenlang<br />

nicht geleerte und <strong>über</strong>volle Container und wilde<br />

Müllplätze in vielen Urlaubsgebieten zum gewohnten<br />

Erscheinungsbild.<br />

Immer wieder berichten die Regionalbearbeiter des<br />

ADAC-Sommerservice von Müllanschwemmungen<br />

an den Badestränden. Dies hat in einigen Fällen zu<br />

regelrechten Revolten und Protestaktionen seitens<br />

der Touristen geführt, die den Regionen eine<br />

schlechte Presse und in der nachfolgenden Saison<br />

Einbußen in den Kassen brachten. Leider nehmen<br />

die eigentlichen Verursacher, nämlich die Touristen<br />

selbst, die Misere meist erst dann war, wenn sie<br />

unmittelbar davon betroffen sind. So wird konsequent<br />

umweltverantwortliches Verhalten oftmals<br />

belächelt und als Wollsockentourismus bezeichnet.<br />

Die Müllberge türmen sich aber nicht zuletzt auch<br />

deshalb alljährlich in den Urlaubsländern auf, weil<br />

die Gesetzgebungen der Länder umweltverträgliches<br />

Verhalten nicht honorieren und die Recyclingbemühungen<br />

der jährlich steigenden Müllproduktion<br />

hinterherhinken. Hier ist ein grundsätzliches Umdenken<br />

notwendig, <strong>das</strong> jedoch nur allmählich in den


Köpfen der Verantwortlichen erwächst. Der ADAC-<br />

Sommerservice versucht zu einer Verbesserung der<br />

Situation beizutragen, indem die Touristen <strong>über</strong><br />

Pressemitteilungen, Telefonansagen und <strong>über</strong> die<br />

Medien dazu aufgefordert werden, nur wenig potentiellen<br />

Müll in die Urlaubsländer zu tragen und bei<br />

Käufen am Urlaubsort möglichst auf Mehrwegverpackungen<br />

zu achten. Außerdem wird versucht, bei<br />

den verantwortlichen Stellen ein entsprechendes<br />

Bewusstsein zu erwirken und es werden Alternativen<br />

zu den herkömmlichen Konzepten vorgeschlagen.<br />

In der Strandbewertung des ADAC-<br />

Sommerservice wird die Mülltrennung vor Ort u.a.<br />

auch als Bewertungskriterium herangezogen. Hierdurch<br />

werden zukünftig Strandbetreiber dazu motiviert,<br />

die entsprechenden Einrichtungen zu schaffen.<br />

2.4 Trinkwasser<br />

In den vergangenen Jahren musste immer wieder<br />

<strong>über</strong> die ADAC-Servicetelefone in einigen Regionen<br />

von dem Gebrauch des Leitungswassers abgeraten<br />

werden. In anderen Regionen, vor allem auf Inseln,<br />

musste <strong>das</strong> Trinkwasser rationiert werden, da die<br />

Versorgung durch Wasserschiffe in den heißen<br />

Sommermonaten nicht mehr gewährleistet war.<br />

Besonders in den Mittelmeerländern wird die Ressource<br />

Wasser immer mehr zur Mangelware. Dies<br />

mag einerseits klimatische und geographische<br />

Ursachen haben, andererseits entsteht der Mangel<br />

aber auch durch den enorm gestiegenen Verbrauch<br />

durch Industrie, Landwirtschaft und Tourismus.<br />

3. Ökologische Phänomene<br />

Im folgenden werden einige ökologische Phänomene<br />

angesprochen, die alljährlich den Badebetrieb<br />

beeinflussen und <strong>über</strong> die im Rahmen des ADAC-<br />

Sommerservice berichtet wird. Den ADAC erreichen<br />

jedes Jahr viele Anfragen der Mitglieder und<br />

der Presse, die auf eine Verunsicherung seitens der<br />

Sensationspresse zurückzuführen sind. Oftmals<br />

werden normale oder harmlose Erscheinungen an<br />

den Küsten zu Horrormeldungen hochstilisiert.<br />

Wichtige Sachverhalte werden dagegen selten<br />

aufgegriffen, weil sie sich nicht als Schlagzeile<br />

eignen. Der ADAC-Sommerservice sieht es hier als<br />

seine Aufgabe an, die Touristen nicht nur mit verständlichen<br />

und dennoch wissenschaftlich einwandfreien<br />

Informationen zu versorgen, er liefert in den<br />

meisten Fällen auch umsetzbare Verhaltensempfehlungen,<br />

mit denen der Badegast nötigenfalls der<br />

Situation am Urlaubsort begegnen kann. Vielfach<br />

kann nach verunsichernden Veröffentlichungen der<br />

Boulevardpresse auch generell Entwarnung gegeben<br />

werden, da wissenschaftliche Sachverhalte von den<br />

Journalisten falsch verstanden oder falsch wiedergegeben<br />

wurden.<br />

3.1 Eutrophierung<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 13<br />

Als eutrophiert wird ein Gewässer bezeichnet, wenn<br />

ihm von außen mehr Nährstoffe zugeführt werden,<br />

als es im natürlichen Gleichgewicht braucht und<br />

verbrauchen kann. Eutroph könnte in diesem Zusammenhang<br />

mit (zu) gut genährt <strong>über</strong>setzt werden.<br />

Unter Nährstoffen versteht man hier vornehmlich<br />

Stoffe, die von Pflanzen im Wasser, meist Algen,<br />

zum Aufbau und Betrieb ihrer Körpersubstanz<br />

verbraucht werden. Da Pflanzen ihren Brennstoff<br />

aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe des Sonnenlichts<br />

in der Photosynthese herstellen, sind es die<br />

pflanzenverfügbaren Nährstoffe, v.a. Phosphate und<br />

Nitrate, die zum Aufbau von Pflanzenmaterial<br />

dienen. Je mehr Nitrate und Phosphate im Wasser<br />

gelöst vorliegen, desto besser können die Pflanzen,<br />

meist mikroskopisch kleine, schwebende einzellige<br />

Algen, wachsen und sich vermehren, vorausgesetzt<br />

es steht genügend Sonnenlicht zur Verfügung. Die<br />

Problematik der Eutrophierung besteht darin, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> massenhaft produzierte Pflanzenmaterial später<br />

abstirbt und bei der nachfolgenden bakteriellen<br />

Zersetzung der gesamte Sauerstoff am Gewässergrund<br />

verbraucht wird. Dies führt dann im Extremfall<br />

zu einem Absterben der gesamten Lebensgemeinschaft<br />

in dem betroffenen Gewässer.<br />

3.2 Algenblüten<br />

Erste Anzeichen für eine Eutrophierung kann eine<br />

Massenentwicklung von Mikroalgen sein, eine<br />

sogenannte „Algenblüte“. Algen enthalten Farbstoffe.<br />

Steigt der Gehalt von Algenzellen im Wasser<br />

stark an, sieht <strong>das</strong> Wasser bald gefärbt aus. Grüne,<br />

beige und braune Farbtöne herrschen vor, eine<br />

besondere Algengruppe "blüht" in roten Farbtönen<br />

und hat im Fachjargon den Begriff red tide (Rote<br />

Tide) geprägt. Algenblüten sind bis auf wenige<br />

Ausnahmen für den Badeurlauber ungefährlich.<br />

Manche Algenarten tragen jedoch Giftstoffe in sich,<br />

die Fische oder andere Meerestiere schädigen<br />

können. Auch dem Menschen können die sogenannten<br />

Algentoxine gefährlich werden, da z. B. Muscheln<br />

die Algen als Nahrung aus dem Wasser<br />

filtrieren und deren Gift, ohne selbst davon betroffen<br />

zu werden, in ihrem Körper einlagern. Essen wir nun<br />

nach dem ungefährlichen Bad in der Algenblüte<br />

abends unsere Meeresfrüchte-Paella oder unseren<br />

Muscheltopf, können sich ernste Gesundheitsprobleme<br />

einstellen. Von Durchfallerkrankungen bis hin<br />

zu Lähmungen und Kreislaufversagen reichen die<br />

Auswirkungen verschiedener Algengifte. Damit es<br />

nicht soweit kommt, werden die in den Verkauf<br />

gehenden Muscheln i. d. R. auf Algentoxine untersucht.<br />

Tritt in einem Meeresgebiet eine Algenblüte<br />

auf, wird die Muschelfischerei streng <strong>über</strong>wacht und<br />

gegebenenfalls, mit einem befristeten Fang- und<br />

Verkaufsverbot belegt.


3.3 Algenschleim<br />

Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, <strong>das</strong> im<br />

Zusammenhang mit einer Massenvermehrung von<br />

bestimmten Algen zu einer Beeinträchtigung des<br />

Badebetriebes führen kann. Bestimmte Algenarten<br />

sondern schleimige Substanzen ab, die sich dann zu<br />

einer zähen Schleimschicht verbinden, in der neben<br />

den Algen und den Schleimabsonderungen auch<br />

andere organische Partikel gefangen sind. Der<br />

Schleim, den jede der vielen hunderttausend Algenzellen<br />

pro Liter Wasser bildet, verklumpt und formt<br />

zunächst kleine Flöckchen, die auch als „Meeresschnee“<br />

bezeichnet werden. Diese Flöckchen können,<br />

wenn die Algenentwicklung anhält, zu Fäden<br />

oder kleinen netzartigen Gebilden von mehreren<br />

Zentimetern Länge zusammenkleben. Schließlich<br />

bilden sich meterlange watteartige Gebilde, die im<br />

Wasser schweben und in denen sich wie in einem<br />

Netz sehr viele andere Organismen verfangen. Nach<br />

einiger Zeit entstehen durch die Verwesung kleinster<br />

Tierchen und durch die Photosynthesetätigkeit der<br />

Algen Gasblasen in diesen Schleimwatten und<br />

führen dazu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesamte Material an die<br />

Meeresoberfläche treibt. Ähnliches kann man im<br />

Sommer in kleinen Tümpeln oder Pfützen im Süßwasser<br />

beobachten. An der Oberfläche zersetzen<br />

sich nun die Organismen und verbreiten einen<br />

unangenehmen Geruch. Ganze Buchten waren 1989<br />

an der Oberen Adria mit diesen bräunlichen, gärenden<br />

Algenschleimmatten bedeckt. Wissenschaftler<br />

konnten damals bei Überwachungsflügen lange<br />

Bänder aus dem Material entlang der Küste erkennen.<br />

Diese weithin sichtbaren Verschmutzungen<br />

fügten dem Tourismus großen Schaden zu. Für den<br />

unter den Algenmatten befindlichen Lebensraum<br />

war die Situation jedoch noch verheerender: An<br />

manchen Stellen sank nach stärkerem Wellengang<br />

ein Großteil des Algenschleims ab und <strong>über</strong>deckte<br />

den gesamten Meeresboden. Die Folge waren hier<br />

Sauerstoffmangelsituationen, die in Folge der<br />

bakteriellen Zersetzung des Materials auftraten.<br />

Trotz des anhaltend sehr warmen Sommers trat<br />

beispielsweise 1999 an der Adria kein Algenschleim<br />

auf. Dies mag ein Anzeichen dafür sein, <strong>das</strong>s für ein<br />

<strong>über</strong>mäßiges Algenwachstum an der Adria allein die<br />

Faktoren Wärme und Licht nicht ausreichen. Die<br />

Bedingungen, die hier zu einer Überproduktion von<br />

Biomasse führen, sind wesentlich komplizierterer<br />

Natur, so <strong>das</strong>s es bis heute keine eindeutigen Erklärungen<br />

für <strong>das</strong> Auftreten bzw. Ausbleiben des<br />

Algenschleimes gibt.<br />

3.4 Mikroalgen - Makroalgen<br />

Den erwähnten Mikroalgen gegen<strong>über</strong>gestellt<br />

werden die hauptsächlich im Meer lebenden, festgewachsenen<br />

Großalgen, die Makroalgen. Die<br />

meisten dieser Pflanzen bestehen entweder aus<br />

einem verzweigten oder unverzweigten Zellfaden<br />

oder einem blattähnlichen Gebilde, <strong>das</strong> verzweigt<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 14<br />

oder unverzweigt sein kann. Merkmale wie bei uns<br />

von Land her bekannten Pflanzen wie Wurzel,<br />

Stängel, Blüten oder Früchte gibt es bei diesen sehr<br />

einfachen Pflanzen nicht. Wie die Mikroalgen sind<br />

auch sie zu ihrem Gedeihen auf Phosphate und<br />

Nitrate aus dem Wasser angewiesen. Ohne Wurzeln,<br />

nur mit einer plattenartigen Haftscheibe am Untergrund<br />

festgewachsen, können Algen aus dem Boden<br />

keine Nährstoffe beziehen. Deshalb reagieren auch<br />

die Makroalgen auf Eutrophierung mit verstärktem<br />

Wachstum. Da die meisten Makroalgen zudem nur<br />

auf festem Untergrund, wie Felsboden oder künstlichen<br />

Materialien wie Betonmauern, Stahlpfeilern<br />

oder Holzpfählen siedeln können, ist ihr Vorkommen<br />

eingeschränkt. In der westlichen Adria treten<br />

sie beispielsweise gehäuft an den Blockschüttungen<br />

und Steinmolen der Wellenbrecher auf. An Felsküsten<br />

bestimmen sie maßgeblich die Unterwasserlandschaft.<br />

In den flachen Sand- und Schlickbereichen<br />

des Nordseewatts treten ebenfalls Makroalgen auf.<br />

Wenige Arten verankern sich im lockeren Boden<br />

oder sind an Muschelschalen festgeheftet. "Die<br />

Algen" sind noch immer <strong>das</strong> Schreckgespenst vieler<br />

Badeurlauber, dabei geht gerade von den sichtbaren<br />

Makroalgen <strong>über</strong>haupt keine Gefahr aus. Dies gilt<br />

auch für die weiter unten beschriebene „Killeralge“<br />

Caulerpa taxifolia. Diese aus den Tropen stammende<br />

Grünalge wird nämlich nur deshalb Killeralge<br />

genannt, weil sie durch ihr extrem schnelles Wachstum<br />

den gesamten Meeresboden an einigen Stellen<br />

im Mittelmeer <strong>über</strong>wächst und so anderen Lebewesen<br />

ihre Siedlungsräume und somit die Existenzgrundlage<br />

entzieht. Für den Menschen ist sie, trotz<br />

immer wieder auftauchender gegenteiliger Presseberichte,<br />

absolut ungefährlich. Wegen ihrer hohen<br />

ökologischen Bedeutung ist Caulerpa taxifolia im<br />

folgenden noch ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />

Allenfalls ein ästhetisches Problem erwächst aus<br />

Anhäufungen von verschiedenen im Sturm abgerissenen<br />

Algenarten, die im Badebereich umhertreiben<br />

können. An den Strand geschwemmt kann dieses<br />

Algenmaterial nach einigen Tagen zu einer Geruchsbelästigung<br />

führen, an der <strong>über</strong>wiegenden Zahl<br />

der offiziellen Touristenstrände wird der Spülsaum<br />

aber meist täglich entfernt.<br />

3.5 Seegras<br />

Ebenfalls in großen Mengen im Spülsaum des<br />

Mittelmeeres zu finden sind die Blätter des Seegrases<br />

Posidonia oceanica. Die Seegräser - kleinere<br />

Vertreter kommen auch in der Ost- und Nordsee<br />

vor - gehören anders als die Algen zu den höheren<br />

Pflanzen. Sie haben Wurzeln, Stängel, Blätter,<br />

Blüten und Früchte. Das Mittelmeerseegras bildet<br />

dichte Bestände von der Wasseroberfläche bis in<br />

40 m Tiefe, die an saftige Wiesen erinnern. Ihre<br />

Bedeutung für <strong>das</strong> gesamte Küstenökosystem ist<br />

immens. Seegras dient als Nahrung für viele<br />

Fischarten, als Kinderstube von Krebsen, Fischen


arten, als Kinderstube von Krebsen, Fischen und<br />

Weichtieren und die im Herbst abgeworfenen Blätter<br />

dienen dem gesamten System als Nachschub an<br />

Nährstoffen. Die Bestände sind durch menschlichen<br />

Einfluss dramatisch zurückgegangen. Früher war <strong>das</strong><br />

Mittelmeer rundum von Seegraswiesen gesäumt.<br />

Um die Ballungsgebiete stehen nur noch Reste, und<br />

auch an anderen Orten gehen die Bestände zurück.<br />

Höhere Wassertrübung durch Abspülungen vom<br />

Land, höheres Aufkommen von Mikroalgen als<br />

Lichtkonkurrenten im Zuge von Eutrophierungserscheinungen<br />

und die Belastung mit chemischen<br />

Substanzen, welche die Pflanze schädigen, führen zu<br />

einem schleichenden Rückgang. Ankernde Boote,<br />

Baumaßnahmen und Aufschüttungen zerstören die<br />

empfindlichen Strukturen akut. Eine Chance zur<br />

Regeneration besteht hier kaum. Eine weitere<br />

Bedrohung der Mittelmeer-Seegraswiese stellt seit<br />

einigen Jahren die zuvor angesprochene Grünalge<br />

Caulerpa taxifolia dar.<br />

3.6 Caulerpa taxifolia - die "Killeralge"<br />

Bis zum Jahre 1984 kannte kaum jemand die<br />

schmucke Alge mit den federartigen Blättern und<br />

der frischen grünen Farbe, um die sich in vielen<br />

Aquarien tropische Fische tummelten. Dann jedoch<br />

gelangte diese in den Tropen beheimatete Alge aus<br />

dem Abwasser der Aquarien des Ozeanographischen<br />

<strong>Institute</strong>s von Monaco ins Mittelmeer. Zunächst<br />

unbemerkt, dann gering beachtet, <strong>über</strong>lebte sie die<br />

für sie fremde Umgebung, tolerierte die hier vorherrschenden<br />

ganz und gar untropischen Temperaturen<br />

von unter 12 °C im Winter und breitete sich<br />

langsam aus. Erste Alarmmeldungen einzelner<br />

Wissenschaftler, die vor dem Fremdling warnten,<br />

wurden belächelt und verhallten. Doch dann begann<br />

die rasante Ausbreitung. Caulerpa taxifolia, die<br />

"Eibenblättrige" kann sich aus kleinen abgerissenen<br />

Bruchstücken regenerieren und trat schon bald an<br />

verschiedenen Stellen vor der Côte d'Azur auf. Die<br />

Alge wuchs so gut, <strong>das</strong>s sie die einheimischen<br />

Pflanzen geradezu <strong>über</strong>rollte und sie somit verdrängte.<br />

Längst ist man sich einig, <strong>das</strong>s dies eine ökologische<br />

Gefahr für die küstennahen Lebensräume<br />

bedeutet, zumal bislang alle Versuche, sie zu bekämpfen,<br />

fehlgeschlagen sind. Lediglich kleine, neu<br />

entdeckte Flächen von wenigen Quadratmetern<br />

konnten durch Taucher ausgerissen und nachhaltig<br />

gesäubert werden. Da die Alge so widerstandsfähig<br />

ist, sogar tagelang im Dunkeln an feuchter Luft<br />

<strong>über</strong>leben kann, nimmt man als Verbreitungsmechanismus<br />

die Anker von Sportbooten und die Netze<br />

von Fischern an. Nur so ist es erklärlich, <strong>das</strong>s die<br />

Ausbreitung von Caulerpa taxifolia sprunghaft und<br />

<strong>über</strong> viele hundert Kilometer zu beobachten ist. Der<br />

letzte bekannte italienische Wuchsort lag bis zum<br />

Winter 94/95 bei der Straße von Messina und im<br />

Frühsommer 1995 wurden vor der kroatischen Küste<br />

zwei größere Bestände entdeckt. Ein Ende ist nicht<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 15<br />

abzusehen und bislang ist auch keine wirksame<br />

Maßnahme gefunden worden, die Alge in ihrer<br />

Ausbreitung zu stoppen. Die Folgen für die einheimische<br />

Tier- und Pflanzenwelt ist ebenfalls noch<br />

unklar. Ob sich <strong>das</strong> Gift der Alge in der Nahrungskette<br />

anreichert und damit potentiell dem Menschen<br />

gefährlich werden kann, ist ebenfalls noch nicht<br />

geklärt.<br />

3.7 Haie<br />

Filme wie "Der Weiße Hai" und zahlreiche Dokumentationen<br />

haben <strong>das</strong> Image dieser Meeresbewohner<br />

als blutrünstige Monster und menschenfressende<br />

Ungeheuer tief in unserer Psyche verankert. Ausgelöst<br />

durch Gerüchte oder Meldungen von Haisichtungen<br />

bricht die bei vielen Badegästen latent<br />

vorhandene Angst aus und steigert sich zu hysterischer<br />

Panik. Haie sind normale Bewohner aller<br />

Meere und im Mittelmeer gibt es <strong>über</strong> 20 verschiedene<br />

Arten. In der Oberen Adria werden von Hochseeanglern<br />

regelmäßig vor allem Fuchshaie (Alopias<br />

vulpes) gefangen. Fischern gehen ab und zu verschiedene<br />

andere Arten in die Netze. Seit einigen<br />

Jahren ist bekannt, <strong>das</strong>s Bereiche der Oberen Adria<br />

fernab der Küste als Kinderstube für den Blauhai<br />

(Prionace glaucus) dienen. Blauhaie sind, wie viele<br />

andere Haiarten auch, lebendgebärend, und die<br />

Muttertiere wählen für die Geburt ihrer Nachkommen<br />

günstige Meeresgebiete aus. Eine Gruppe<br />

italienischer Wissenschaftler beschäftigt sich intensiv<br />

mit der Erforschung dieser Raubfische. Durch<br />

Markierungsversuche fand man heraus, <strong>das</strong>s Haie<br />

weite Wanderungen unternehmen. Durch die Zerstörung<br />

ihrer Lebensräume, Umweltverschmutzung und<br />

manche Fischereimethoden sind einige Haiarten<br />

bereits in ihrem Bestand bedroht. Selbstverständlich<br />

handelt es sich bei den meisten Haiarten um Raubfische,<br />

die Fische und andere Meeresbewohner fressen.<br />

Auch dem Menschen können einige Haie<br />

aufgrund ihrer Größe gefährlich werden. Haiangriffe<br />

auf Menschen sind allerdings v. a. in europäischen<br />

Meeren sehr selten. Der letzte in Italien bekannt<br />

gewordene Fall fand vor <strong>über</strong> 15 Jahren statt.<br />

3.8 Quallen<br />

Ein weiteres Thema, <strong>das</strong> Jahr für Jahr von großem<br />

Interesse für die Badeurlauber ist, ist <strong>das</strong> Auftreten<br />

von Quallen vor den Badestränden. Quallen oder<br />

Medusen gehören zur Gruppe der Nesseltiere. Ihr<br />

Körper ähnelt einem flachen oder glockenförmigen<br />

Schirmchen aus Gallerte. Sie sind sehr einfach<br />

aufgebaut, bestehen zum <strong>über</strong>wiegenden Teil aus<br />

Wasser, verfügen aber <strong>über</strong> effektive Mechanismen<br />

zur Verteidigung und zum Beutefang. In Zellen auf<br />

ihrer Körperoberfläche, v. a. auf ihren meist zahlreichen<br />

Tentakeln, tragen sie winzige Kapseln mit<br />

einem Auslösemechanismus. Berührt ein Feind oder<br />

ein Beutetier diese Kapseln, schießen explosionsartig<br />

winzige harpunenartige Fortsätze heraus, bohren


sich in die Haut und entladen durch ihren hohlen<br />

Schaft ein Gift in den Körper des Eindringlings. So<br />

werden Feinde abgeschreckt und Beutetiere gelähmt.<br />

Die Beute wird dann mittels der Tentakel zur Mundöffnung<br />

geführt und verdaut. Quallen unterliegen<br />

einem eigentümlichen Lebenszyklus. Ihre Nachkommen<br />

setzen sich als Larve zunächst am Boden<br />

fest und wachsen zu kleinen, wenige Millimeter bis<br />

Zentimeter hohen Becherchen mit einem Tentakelkranz<br />

heran. Im frühen Sommer knospen von dem<br />

Becherchen, auch Polyp genannt, winzig kleine<br />

Quallen, die dann frei im Wasser umher schwimmen.<br />

Das Ablösen der jungen Quallen scheint bei<br />

manchen Arten synchron zu verlaufen, so <strong>das</strong>s eine<br />

große Anzahl junger Quallen in einem Schwarm von<br />

den Meeresströmungen weggetragen wird. Im Laufe<br />

des Sommers wachsen die Quallen heran. Manche<br />

Arten, wie die in Nord- und Ostsee häufige Ohrenqualle<br />

(Aurelia aurita), können beachtliche Ausmaße<br />

annehmen und erreichen einen Schirmdurchmesser<br />

von fast einem halben Meter. Ihre Nesselkapseln<br />

allerdings sind nicht stark genug, die menschliche<br />

Haut zu durchschlagen, so <strong>das</strong>s sie als "nicht nesselnd"<br />

gelten. Kleinere Arten, wie die Leuchtqualle<br />

Pelagia noctiluca oder die Würfelqualle Carybdea<br />

marsupialis können jedoch unangenehme Vernesselungen<br />

verursachen. Ihre Tentakel sind so fein und<br />

oftmals meterlang, so <strong>das</strong>s sie beim Baden schwer<br />

zu sehen sind.<br />

3.9 Badedermatitis<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 16<br />

Auch an Süßwasserbadestellen treten bisweilen<br />

biologische Erscheinungen auf, die für Badende<br />

unangenehme Folgen haben können. So lebt in<br />

vielen Seen nördlich und südlich der Alpen eine<br />

Gruppe parasitischer Würmer, deren Larven sich in<br />

die Haut der Badenden bohren, dort aber absterben<br />

und kleine lokale Entzündungen verursachen. Die<br />

sogenannten Entenzerkarien, Larven der Pärchenegel,<br />

entwickeln sich in Wasserschnecken und<br />

schlüpfen im Sommer, um sich zur weiteren Entwicklung<br />

einen Wasservogel als Wirt zu suchen. Sie<br />

schwimmen dabei auf Schatten an der Oberfläche<br />

des Gewässers zu. Normalerweise bohren sie sich in<br />

die Haut des gefiederten Wirts und reifen dann in<br />

seinem Körper weiter heran. Im menschlichen<br />

Körper werden sie jedoch abgestoßen, sterben ab<br />

und hinterlassen kleine, rote Pusteln, die sich unter<br />

starkem Juckreiz entzünden können. Die Gesundheitsgefahr<br />

ist meist gering, hängt jedoch von der<br />

befallenen Körperoberfläche ab. Bei großflächiger<br />

Papelbildung ist die Gefahr von Sekundärinfektionen<br />

an aufgekratzten Stellen besonders hoch. Interessanterweise<br />

gibt es aber auch offensichtlich<br />

Menschen, die völlig unempfindlich gegen<strong>über</strong> dem<br />

Befall von Entenzerkarien sind.


ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 17


ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 18


ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 19


ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 20


Die Erfassung der Strände erfolgt anhand eines<br />

Parameterkataloges auf einem dafür entwickelten<br />

Testbogen (siehe Datenanhang).<br />

Alle Strände und Badestellen werden nach den<br />

gleichen Kriterien erfasst. Auf Grundlage dieser<br />

detaillierten Charakterisierung werden die Strände<br />

abschließend bewertet. Naturstrände, die nicht<br />

bewirtschaftet sind, werden bezeichnet, aber nicht<br />

bewertet.<br />

Ergebnis der Bewertung ist jeweils eine der nachfolgenden<br />

Kategorien:<br />

-1 noch nicht erfasst<br />

1 sehr gute Strandqualität<br />

2 gute Strandqualität<br />

3 Strandqualität mit Beanstandungen<br />

4 Strandqualität mit schweren Mängeln<br />

5 Naturstrand ohne Bewertung<br />

„Gut“ ist ein Strand, wenn folgendes erfüllt ist:<br />

Sicherheit<br />

- Überwachung/Erste Hilfe vorhanden<br />

- Keine Gefahrenquellen<br />

Sanitäre Einrichtungen:<br />

- Toiletten ausreichend vorhanden und<br />

mindestens durchschnittlich sauber<br />

Belastung und Sauberkeit:<br />

- Strandreinigung <strong>über</strong>durchschnittlich<br />

effizient<br />

- höchstens wenig Müll, Teer/Öl, andere<br />

Verunreinigungen<br />

- höchstens geringe Mengen von Algen/<br />

Seegrasanschwemmungen<br />

- keine Belastung durch Einleitungen/ Versickerungen<br />

im Strandbereich<br />

- keine Lärm-/Geruchsbelästigung<br />

„Sehr gut“ ist ein Strand, wenn zusätzlich zu<br />

„gut“ folgendes erfüllt ist:<br />

Der Strand ist in Hinblick auf seine landschaftliche<br />

Schönheit und die Umweltverträglichkeit des touristischen<br />

Konzepts hervorragend. Hierbei sind strenge<br />

Maßstäbe anzulegen. Verschiedene weitere Details<br />

sollen erfüllt sein:<br />

Sicherheit:<br />

- Nichtschwimmerzonen ausgewiesen<br />

- Bootskorridore ausgewiesen<br />

Sanitäre Einrichtungen:<br />

- Toiletten <strong>über</strong>durchschnittlich sauber<br />

Die Bewertung der Strände<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 21<br />

- Duschen vorhanden und mindestens durchschnittlich<br />

sauber<br />

Belastung und Sauberkeit:<br />

- kein Müll, Teer/Öl, andere Verunreinigungen<br />

- Mülltrennung<br />

Sonstiges:<br />

- Besucherinformation (Temperaturen, Tiden,<br />

Wasserhygiene, Warnsignale)<br />

„Mit Beanstandungen“ ist ein Strand zu bewerten,<br />

wenn einer der folgenden Mängel auftritt:<br />

Sanitäre Einrichtungen:<br />

- Toiletten vorhanden, aber zu wenig oder<br />

verschmutzt<br />

Belastung und Sauberkeit:<br />

- Mülleimer nicht ausreichend<br />

- Strandreinigung uneffizient<br />

- viel Algen/ Seegrasanschwemmungen (d. h.<br />

in störenden Mengen)<br />

Lärm-/Geruchsbelästigung<br />

„Mit schweren Mängeln“ ist ein Strand zu bewerten,<br />

wenn zusätzlich zu den unter „mit Beanstandungen“<br />

aufgeführten einer der folgenden Mängel<br />

auftritt:<br />

Sicherheit:<br />

- Gefahrenquellen vorhanden<br />

- Sanitäre Einrichtungen<br />

- keine Toiletten zur Verfügung<br />

Belastung und Sauberkeit:<br />

- keine Mülleimer<br />

- viel Müll, Teer/Öl, andere Verunreinigungen<br />

- Belastung durch Einleitungen/ Versickerungen<br />

im Strandbereich vorhanden<br />

- hohe Lärm-/Geruchsbelästigung


weniger Messungen als<br />

vorgeschrieben<br />

ungenügende<br />

Kontrolle<br />

Richtwerte eingehalten bei<br />

? 80% der Meßwerte für<br />

Gesamtkoliforme und<br />

Fäkalkoliforme und bei ?<br />

90% der Meßwerte für<br />

Fäkalstreptokokken<br />

Richtwerte eingehalten bei<br />

? 90% aller Proben<br />

Bewertungsmodus ADAC-Sommerservice<br />

Jahresgesamtkategorien I<br />

Zahl der Messungen maximal 19<br />

EU - konform,<br />

?4 Messungen<br />

Grenzwerte eingehalten Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />

Richtwerte eingehalten bei<br />


Richtwerte<br />

eingehalten<br />

Bewertungsmodus ADAC-Sommerservice<br />

Jahresgesamtkategorien II<br />

Sonderfall: Grenzwert<strong>über</strong>schreitung und Zahl der Messungen mehr als 19<br />

Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />

bei ? 50%<br />

aller<br />

Meßwerte<br />

in ? 5%<br />

aller Proben<br />

Richtwerte<br />

<strong>über</strong>schritten<br />

Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />

bei > 50%<br />

aller<br />

Meßwerte<br />

Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />

in ? 10%<br />

aller Proben<br />

Richtwerte<br />

eingehalten<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 23<br />

in > 5%<br />

aller Proben<br />

Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />

bei ? 50%<br />

aller<br />

Meßwerte<br />

Richtwerte<br />

<strong>über</strong>schritten<br />

in > 10%<br />

aller Proben<br />

Richtwerte <strong>über</strong>schritten<br />

bei > 50%<br />

aller<br />

Meßwerte<br />

1 2 3 4


Regionalberichte<br />

Regionalbericht Friaul-Julisch-Venetien<br />

Bearbeitet von Dipl.-Biol. Joan Hass, San Lorenzo Is., Gorizia<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Küste Friaul-Julisch-Venetiens erstreckt sich<br />

<strong>über</strong> 110 km im Norden der Adria. Der Tagliamento<br />

bildet die Grenze zu Venetien. Der 9 km lange<br />

Sandstrand der Halbinsel Lignano´s dehnt sich von<br />

der Flussmündung in nordöstlicher Richtung bis hin<br />

zur Lagune von Marano aus. Die Lagune ist zum<br />

Teil Naturreservat, der Grund schlammig und zum<br />

Baden ungeeignet. Die vorgelagerten Inseln sind nur<br />

mit Booten erreichbar. Am Ostrand der Lagune, fast<br />

spiegelbildlich zu Lignano, liegt die Halbinsel von<br />

Grado. Sie wird begrenzt von der Ausfahrt des<br />

Canale di Belvedere im Westen und der Mündung<br />

des Canale di Primero im Osten. Zu Grado gehört<br />

ein 20 km langer Küstenstreifen, an dem sich<br />

mehrere Sandstrände befinden. Weiter Richtung<br />

Norden erreicht man Staranzano und Monfalcone.<br />

Entlang einer am Waldrand gelegenen flacheren<br />

Düne erstrecken sich die wenigen hundert Meter des<br />

Strandes von Staranzano. Das Wasser ist extrem<br />

flach, am Westrand haben sich inselartig Salzrasen<br />

gebildet. Der Strand besteht aus feinem schlickigen<br />

Material, auf welchem Sand und feiner Kies<br />

aufgeschüttet wurden. Wenig weiter befinden sich<br />

die Strände von Monfalcone, dort wächst Gras teils<br />

bis fast ans Wasser; der Grund ist ebenfalls sehr<br />

schlickig. Südöstlich, nach der Mündung des<br />

Timavo, beginnt die Felsküste des Karstgebirges,<br />

welche sich bis nach Triest und Muggia zur<br />

slowenischen Grenze hinzieht.<br />

Die Triester Riviera (zwischen Duino und Grignano)<br />

weist zwei Hauptmerkmale auf: eine hohe, zum<br />

Meer hin abfallende Felsküste einerseits und <strong>das</strong><br />

Zusammenleben der mediterranen und der<br />

illyrischen mit der zentraleuropäischen Vegetation<br />

andererseits. Die Kalkfelsen verleihen dem Gebiet<br />

einen besonderen Reiz. Die Badestrände bis Triest<br />

befinden sich meist in kleineren Buchten und<br />

Yachthäfen. Triest besitzt einen kilometerlangen<br />

Stadtstrand mit gemauerter Mole, davor<br />

aufgeschütteten Scogliere (Felsen) und einigen aus<br />

Betonplattformen gestalteten Strandbädern.<br />

Ähnliches gilt für Muggia, die Riviera nimmt hier<br />

bereits die charakteristischen Züge der istrianischen<br />

Küste an. Als Strand werden hier die<br />

Bademöglichkeiten bezeichnet, die sich entlang der<br />

Scogliere an der Küstenstrasse befinden. Ausnahmen<br />

bilden <strong>das</strong> Bagno Lazzaretto und der Campingplatz<br />

Camping Lazzaretto. Ersteres ist eine geschlossene<br />

Badeanlage ausschließlich für Bedienstete des<br />

Militärs und deren Angehörige. Letzteres ist ein im<br />

Grunde frei zugänglicher Strand, der zum Camping-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 24<br />

platz gehört und direkt neben einem kleinen Hafen<br />

liegt.<br />

Die Strände machen im wesentlichen einen ordentlichen<br />

Eindruck, im Freien stehende Duschen und<br />

Toiletten sind vorhanden. An einigen Stellen wurden<br />

Betonflächen in die Felsen integriert, so <strong>das</strong>s mehr<br />

ebene Liegeflächen und Stufen für einen bequemeren<br />

Ein- und Ausstieg entstanden sind. Das Wasser<br />

lädt direkt zu einem erfrischenden Bad ein, da es<br />

aufgrund des felsigen Untergrundes klarer ist als an<br />

den Sandstränden. In erster Linie werden diese<br />

Stellen von Einheimischen frequentiert.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

Wie <strong>über</strong>all in Italien gelten auch in Friaul-Julisch-<br />

Venetien die gesetzlichen Regelungen nach dem<br />

D.P.R. 470/82 in Anlehnung an die EU-Richtlinien.<br />

Demzufolge werden während der Badesaison<br />

zweimal monatlich (möglichst in ca. 14-tägigem<br />

Rhythmus) an offiziellen Messstellen Wasserproben<br />

entnommen und nach vorgeschriebenen Analysemethoden<br />

untersucht. Zuständig für diese<br />

Untersuchungen ist <strong>das</strong> regionale Umweltinstitut<br />

ARPA-FVG (ARPA = Agenzia Regionale per la<br />

Protezione dell´Ambiente = Regionales Institut zum<br />

Schutz der Umwelt; FVG = Friuli-Venezia Giulia),<br />

dessen Hauptsitz sich in Palmanova befindet.<br />

Einzelne Abteilungen sind auf die Provinzen verteilt<br />

und jeweils in der Provinzhauptstadt ansässig. Sie<br />

sind direkt für die Umweltprobleme vor Ort<br />

zuständig. Für den Küstenbereich von Friaul-Julisch<br />

Venetien sind drei ARPAs verantwortlich: die<br />

ARPA-FVG Triest (Küstenbereich von Villaggio<br />

Pescatore bis Muggia), die ARPA-FVG Gorizia<br />

(Küstenbereich Grado bis Staranzano) und die<br />

ARPA-FVG Udine (Küstenbereich Lignano und<br />

Isola San Andrea).<br />

Bezüglich der Gewässerkontrollen wurde im Mai<br />

1999 ein neues Gesetz erlassen. Es ist wesentlich<br />

umfangreicher und komplexer als die bisherigen<br />

Vorschriften, denn es bezieht sich nicht nur auf die<br />

Badegewässer, sondern auf alle Gewässer (Seen,<br />

Flüsse, Grundwasser und <strong>das</strong> Meer). Das Gesetz<br />

zum Schutz der Gewässer vor Verschmutzung<br />

entstand auf Basis der Direktiven 91/271/CEE,<br />

welche sich auf die Stadtabwässer bezieht und<br />

91/676/CEE, welche den Schutz der Gewässer vor<br />

Verunreinigung durch Nitrate aus der Landwirtschaft<br />

zum Inhalt hat.


2.1. Probennahme und Messpunkte<br />

Die Messpunkte in Friaul-Julisch Venetien sind<br />

folgendermaßen verteilt:<br />

Provinz Messpunkte<br />

Gemeinde<br />

Udine 6 Lignano Sabbiadoro<br />

3 Marano Lagunare<br />

Gorizia 15 Grado<br />

2 Monfalcone<br />

1 Staranzano<br />

Trieste 9 Duino – Aurisina<br />

7 Muggia<br />

12 Trieste<br />

Die Untersuchungen an den 55 Messpunkten der<br />

offiziellen Badestellen wurden von April bis<br />

September zweimal monatlich durchgeführt. Der<br />

Abstand der Messpunkte an längeren<br />

Küstenabschnitten beträgt maximal zwei Kilometer.<br />

Die Proben werden in 80 bis 120 cm tiefem Wasser<br />

ungefähr 30 cm unterhalb der Wasseroberfläche<br />

entnommen. Die Probennahmen erfolgen meist vom<br />

Boot aus, mit dem vorsichtig möglichst nah an die<br />

Strände herangefahren wird. Nur in den besonders<br />

flachen Küstenbereichen von Grado bis Staranzano<br />

werden die Proben zu Fuß vom Strand aus<br />

entnommen, wozu mehrere Meter bis zum Erreichen<br />

von tieferem Wasser hinaus gegangen werden muss.<br />

Nach Schlechtwettertagen mit starken Regenfällen<br />

müssen mindestens 48 Stunden vergehen, bevor die<br />

Wasserproben entnommen werden.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchungen<br />

Als Belastungskriterium der Badegewässerqualität<br />

dienen die Keimzahlen. Untersucht wird auf<br />

Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme, Fäkalstreptokokken<br />

sowie Salmonellen. Die Untersuchung auf<br />

Salmonellen erfolgt normalerweise nur einmal im<br />

Monat. Ausnahmen bilden einige Problemzonen, wo<br />

diese Messungen zu den Routinekontrollen gehören.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Im Allgemeinen werden die Daten <strong>über</strong> die<br />

Badegewässerqualität öffentlich bekannt gegeben<br />

und an den Stränden ausgehängt. Bei hygienischen<br />

Beanstandungen besteht Informationspflicht seitens<br />

der Strandverantwortlichen; in der Regel sind dies<br />

die Bürgermeister der dazugehörigen Gemeinde.<br />

Dieser entscheidet dann <strong>über</strong> eine Beschränkung des<br />

Badebetriebes oder den Erlass eines Badeverbots,<br />

wobei dieses durch Beschilderung gekennzeichnet<br />

wird. Seit diesem Jahr sind die Hygienedaten auch<br />

offiziell auf der Internetseite der ARPA abrufbar.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 25<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

Die Verantwortung für die Abwicklung des ADAC-<br />

Sommerservice lag bei der ARPT von Triest<br />

(Azienda Regionale di Promozione Turistica). Von<br />

dort aus wurden die lokalen Touristenbehörden,<br />

speziell Lignano, Grado und Triest, sowie die ARPA<br />

<strong>über</strong> den Beginn des Sommerservices in Kenntnis<br />

gesetzt und um Mitarbeit gebeten, wobei diese kraft<br />

der langjährigen Zusammenarbeit und der<br />

inzwischen guten Kontakte immer reibungsloser<br />

verläuft. Der Sitz des ADAC-Sommerservice befand<br />

sich in San Lorenzo Isontino, in der Nähe von<br />

Gorizia.<br />

3.1 Informationsbeschaffung<br />

Aktuelle meteorologische und hydrographische<br />

Informationen lassen sich am Einfachsten im<br />

Internet abrufen. Alle Touristenorte sind im Internet<br />

vertreten, wo allgemeine Informationen <strong>über</strong> die<br />

Orte und ihre Geschichte, Aktuelles <strong>über</strong> Hotel- und<br />

Appartements, Veranstaltungen sowie die<br />

Wetterlage abgerufen werden können. Die Rohdaten<br />

zur Badegewässerqualität wurden von den ARPA-<br />

Abteilungen geliefert. Meist erfolgte die<br />

Daten<strong>über</strong>tragung per Fax, sobald die Analysen<br />

durchgeführt worden waren. Eine Aktualität der<br />

Informationen <strong>über</strong> die Badegewässerqualität war<br />

fast immer gewährleistet, da auch enger<br />

telefonischer Kontakt bestand und besondere<br />

Vorkommnisse auf diese Weise <strong>über</strong>mittelt wurden.<br />

Wie in jedem Jahr fanden einige gemeinsame<br />

Ausfahrten für die Probennahmen mit den einzelnen<br />

ARPAs statt. Die Möglichkeit, an den Ausfahrten<br />

teilzunehmen, ist von Vorteil, um sich einen<br />

Überblick <strong>über</strong> die Strände von der Wasserseite aus<br />

zu machen, trägt aber auch zum engeren Kontakt mit<br />

den Verantwortlichen und zum besseren<br />

gegenseitigen Informationsaustausch bei.<br />

Bei Fragen zu ökologischen Phänomenen, wie<br />

beispielsweise zum Algenschleim, ist <strong>das</strong><br />

Marinelaboratorium von Triest immer eine gute<br />

Informationsquelle. Die Direktorin Frau Prof. Dr.<br />

Serena Fonda-Umani sowie Dr. Paola de Negro<br />

zeigten sich stets sehr aufgeschlossen und<br />

hilfsbereit. Das Problem erhöhter<br />

Algenschleimproduktion war auch dieses Jahr<br />

höchst aktuell. Wie bereits in den vergangenen<br />

Jahren wurden vom 'Osservatorio dell'Alto<br />

Adriatico' (OAA) regelmäßige Treffen einmal pro<br />

Monat organisiert, bei denen Wissenschaftler der<br />

Adria-Anrainerstaaten ihre aktuellen Untersuchungsergebnisse,<br />

Beobachtungen und Erkenntnisse zum<br />

Thema austauschten. Anschließend wurden für die<br />

Presse wissenschaftlich fundierte, jedoch allgemein<br />

verständliche Pressemitteilungen verfasst, um die<br />

Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten. Die<br />

Möglichkeit als Regionalbearbeiter des ADAC-<br />

Sommerservice auch der Diskussionsrunde der


Experten aus den italienischen Adriaregionen (Friau-<br />

Julisch Venetien, Venetien und Emilia Romagna)<br />

und den angrenzenden Ländern (Kroatien und<br />

Slowenien) beizuwohnen, brachte aufschlussreiche<br />

und umfangreiche Informationen und bot<br />

Gelegenheit, Fragen im direkten Gespräch mit den<br />

Wissenschaftlern zu klären. Die Wissenschaftler des<br />

WWF im Naturpark Miramare sind ebenfalls<br />

kompetente Ansprechpartner, da sie aufgrund ihrer<br />

Arbeit auf und unter dem Wasser besondere<br />

ökologische Vorgänge unmittelbar bemerken.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Es versprach eine gute Saison zu werden. Pfingstferien<br />

und Feiertage im Mai sorgten für eine wachsende<br />

Touristenzahl aus den deutschsprachigen Ländern.<br />

Mitte Juni lagen die ersten statistischen Daten<br />

von Grado vor: Grado konnte im Vergleich zum<br />

Vorjahr <strong>über</strong> den Zeitraum vom 1. Januar bis zum<br />

31. Mai 2002 zunehmende Touristenzahlen von +8%<br />

verbuchen (Anstieg von 271.748 auf 293.409 anwesende<br />

Urlauber). In erster Linie haben die ausländischen<br />

Touristen zu diesem positiven Trend beigetragen.<br />

Allgemein wurden bis Ende Mai 22.850 mehr<br />

ausländische Touristen als im Vorjahr registriert (ein<br />

Anstieg von 116.363 auf 139.213), was ein Zuwachs<br />

von 19,6% bedeutet. Die Österreicher waren zu 10%<br />

mehr vertreten als im vergangenen Jahr (Anstieg von<br />

72.050 auf 79.254 anwesende Österreicher) und die<br />

Deutschen erhöhten ihre Präsenz um 56,7% (ein<br />

Anstieg von 29.896 auf 46.861). Nur die Italiener<br />

waren weniger badefreudig, sie waren um 0,8%<br />

weniger vertreten als im Vorjahr (statt 155.385<br />

waren 154.196 präsent).<br />

Ein hochsommerliches Wochenende Mitte Juni ließ<br />

auch die italienischen Bürger aus den Städten<br />

Richtung Küste flüchten. Über 30°C bei extremer<br />

Schwüle machten den Aufenthalt in den Städten zur<br />

Tortur. Überfüllte Strände mit „Flüchtlingen“ boten<br />

vermutlich nicht unbedingt Erholung, aber immerhin<br />

ein wenig Erfrischung.<br />

Der weitere Saisonverlauf sah weniger freundlich<br />

aus. Eine erneute Hochrechnung im Juli ergab ein<br />

ganz anderes Bild: Grado hatte bis Ende Juni fast<br />

4000 weniger Touristen als im gleichen Zeitraum<br />

2001 zu verzeichnen, was einem Rückgang von<br />

insgesamt 4,5% weniger präsenter Touristen entspricht.<br />

Es hatten sich 2,5% weniger Italiener<br />

(404.924 statt 415.478) und 6,9% weniger ausländische<br />

Touristen (336.824 statt 313.532) in Grado<br />

aufgehalten. Schien es Ende Mai noch, als würde es<br />

ein „deutsches Touristenjahr“ werden, deuten die<br />

Zahlen bis Ende Juni auf eine völlig andere Tendenz.<br />

Auf <strong>das</strong> gesamte erste Halbjahr 2002 bezogen<br />

waren es hauptsächlich die deutschen Touristen, die<br />

weniger präsent waren, als im Vorjahr: ein Rückgang<br />

um 11,6% (105.024 statt 118.849). Österreicher<br />

traf man ebenfalls weniger an, insgesamt waren<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 26<br />

zwar mehr Österreicher unterwegs, sie machten aber<br />

kürzeren Urlaub, so <strong>das</strong>s hier trotz eines geringen<br />

Zuwachs der Ankunftszahlen (0,7%) ebenfalls eine<br />

Rückgang in der Anwesenheit um 4,2% zu verzeichnen<br />

war (158.599 statt 165.597). Der negative<br />

Trend setzte sich auch in den ersten Juliwochen fort,<br />

die Hochstimmung zu Saisonbeginn war verflogen.<br />

Lignano hatte ebenfalls wenig zu lachen, denn auch<br />

dort wurden für <strong>das</strong> erste Halbjahr 2002 „negative“<br />

Zahlen registriert. Vor allem die ausländischen<br />

(hauptsächlich die deutschen) Touristen hatten 2002<br />

andere Urlaubspläne (Präsenz –7,1%), während die<br />

Italiener Lignano treu geblieben sind (Präsenz +0,6).<br />

Die Österreicher repräsentierten mit 49,7% in<br />

Lignano den Grossteil der ausländischen Gäste, doch<br />

auch ihre Anwesenheit vor Ort war im Vergleich zu<br />

2001 um 4,7% zurückgegangen (318.138 statt<br />

333.790). Die Deutschen waren zu 13,5% weniger<br />

vertreten (208.862 statt 241.582), machten aber<br />

immerhin noch 32,6% der ausländischen Gäste aus.<br />

Osteuropäische Gäste aus Tschechei, Ungarn,<br />

Slowakei und Polen waren die einzigen, die für<br />

positive Zahlen sorgten, sie waren um 4,2% mehr<br />

präsent als im Vorjahr (68.012 statt 65.259).<br />

Von dem allgemeinen Rückgang der Touristenzahlen<br />

waren in erster Linie die teureren Hotels (4-5<br />

Sterne) betroffen. Die Urlauber wollten sparen,<br />

sowohl in Unterkunft wie durch verkürzte Urlaubszeiten.<br />

Die Zahlen verschlechterten sich im Laufe<br />

des Juli und obwohl die ersten zwei Augustwochen<br />

(Hauptferienzeit der Italiener) ausgebucht waren,<br />

blieb man weiterhin skeptisch. Buchungen für die<br />

Zeit nach dem 15. August (Ferragosto) lagen relativ<br />

wenige vor und die Realität sah dann nicht viel<br />

besser aus. Das schlechte Wetter trug auch seinen<br />

Teil dazu bei, manch einer sagte sogar seinen Urlaub<br />

ab.<br />

Die letzten Jahre waren durch einen positiven Trend<br />

geprägt, es ging von Jahr zu Jahr aufwärts Der<br />

„Einbruch“ in der Saison 2002 im Vergleich zum<br />

vergangenen Jahr dürfte verschiedene Ursachen<br />

haben, zumal ein Vergleich mit 2001, welches als<br />

„goldenes Jahr“ bezeichnet wurde, sicherlich schwer<br />

zu halten ist. Die Wetterbedingungen waren im Jahr<br />

2002 nicht unbedingt einladend: Diverse Schlechtwetterperioden<br />

(Hochwasserkatastrophe in Deutschland,<br />

sowie einige schwere Unwetter in Italien<br />

Anfang Juni und im August) ließen wenig Urlaubsstimmung<br />

aufkommen.<br />

Einige Diskussionen gab es unter den Verantwortlichen<br />

wegen der Umstrukturierungen und Privatisierungen<br />

im Tourismusbereich. Die Zeiten der<br />

ARPT/APT (Azienda Regionale per la Promozione<br />

Turistica = Agentur für Tourismus, inkl. Vermarktung)<br />

sind vor<strong>über</strong>. Die lokalen Touristenverwaltungen<br />

wurden zu Aiat (Agenzia di informazione e<br />

accolgienza per i turisti = Informations- und Anmeldebüro<br />

für Touristen). Zusätzliche Außenstellen der<br />

Touristenverwaltungen, d. h. einfache Touristeninformationsstellen<br />

wurden zu Iat (Agenzia di infor-


mazione per i turisti = reines touristisches Informationsbüro).<br />

Verantwortlich in Grado für den Hauptstrand<br />

mit den Thermen und für die Promotion ist<br />

nun die GIT AG (GIT = Grado Impianti Turistici<br />

Spa) und in Lignano ist für Promotion und Strandverwaltung<br />

ein Konsortium (Consorzio di promozione<br />

lignanese) verantwortlich. Leider liefen diese<br />

Umstellungen nicht ganz reibungslos ab und verursachten<br />

für die einzelnen Institutionen organisatorische<br />

Probleme, sorgten aber auch für Unzufriedenheit<br />

unter den Touristen. In erster Linie schien<br />

Grado davon betroffen. Von Lignano hörte/las man<br />

diesbezüglich wenig. Die „Politik“ in Lignano dürfte<br />

in dieser Beziehung die bessere gewesen sein. Denn<br />

obwohl die Strandverwaltung eigentlich Sache des<br />

Konsortiums war, fiel sie in dieser Saison wegen der<br />

relativ kurzfristig erfolgten Umstrukturierungen und<br />

aufgrund der langjährigen Erfahrung noch in den<br />

Aufgabenbereich der jetzigen Aiat (ehemalige APT),<br />

um so einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.<br />

In Grado war dies nicht der Fall und deshalb<br />

war wichtige Vorarbeit für die Saison „liegen<br />

geblieben“. Neue Ideen wurden zwar eingebracht,<br />

die aber so kurzfristig nur schwer zu realisieren<br />

waren. Erhöhte Preise, geschlossene Kioske noch zu<br />

Pfingsten und <strong>das</strong> Verbot privater Liegestühle waren<br />

keine optimalen Voraussetzungen, um weiterhin<br />

Touristen anzulocken. Viele Stammgäste waren<br />

verärgert, von den Einheimischen gar nicht zu reden<br />

(vgl. 4.8).<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Comune di Muggia<br />

Die kommunale Abwasseranlage liegt nahe der<br />

Mole Ballota an der Mündung des Flusses Ospoi.<br />

Ihre Leistung beträgt ca. 7000 EGW, was etwa 60-<br />

65 % der ursprünglich vorgesehenen Leistungsfähigkeit<br />

entspricht. Die Ausleitung erfolgt in etwa<br />

800 m Entfernung vom Strand in die Bucht. Die<br />

Anlage soll durch eine neue Anlage nahe Triest<br />

ersetzt und in naher Zukunft stillgelegt werden.<br />

Triest<br />

Triest besitzt drei Anlagen mit unterseeischer<br />

Fernausleitung, eine bei Servola, eine bei Barcola<br />

und die neuere in der Industriezone beim Canale<br />

Zaule:<br />

Die Anlage bei Servola wurde 1993 erbaut. Ihre<br />

Leistung entspricht 160.000 EGW. Ihre Fernausleitungen<br />

erfolgen in 7,5 km und 6,5 km Entfernung<br />

zur Küste in den Golf. Die kürzere der beiden<br />

Ausleitungen wird bei Wartungsarbeiten an der<br />

längeren oder bei Notfällen in Betrieb genommen.<br />

Die Kläranlage bei Barcola wurde 1973 erbaut und<br />

hat eine Kapazität von 25.000 EGW. Ihre unterseeische<br />

Fernausleitung mündet in 950 m Entfernung<br />

zur Küste ins Meer.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 27<br />

Im Herbst 1997 wurde eine neue, größere Kläranlage<br />

bei Triest in Betrieb genommen, welche die<br />

Industriezone beim Canale Zaule und <strong>über</strong> eine<br />

lange Verbindung auch Muggia und die dortige<br />

Industriezone entsorgt. Das Ziel, auch die Abwässer<br />

von Muggia umzuleiten und alles <strong>über</strong> die neue<br />

Anlage zu entsorgen, wird nach und nach umgesetzt,<br />

so <strong>das</strong>s schon bald die alte Anlage von Muggia<br />

<strong>über</strong>flüssig werden wird (vgl. oben).<br />

Grignano<br />

Imhoff-Anlage mit Chlorierung des Ablaufs.<br />

Duino<br />

Duino besitzt eine Abwasserreinigungsanlage mit<br />

biologischer Klärstufe, die Mitte der 80er Jahre<br />

erbaut wurde. Ihre Leistung entspricht 1000 EGW.<br />

Die unterseeische Fernausleitung erfolgt in 1,8 km<br />

Entfernung zur Küste in den Golf.<br />

Sistiana<br />

Die Kläranlage von Sistiana mit mechanischer<br />

Reinigungsstufe wurde 1987 erbaut. Ihre Leistung<br />

entspricht 5000 EGW, die unterseeische Fernausleitung<br />

erfolgt in zwei Kilometer Entfernung zur<br />

Küste.<br />

Comune di Gorizia<br />

Grado<br />

Grado besitzt eine mechanische Abwasserreinigungsanlage,<br />

die 1981 erbaut wurde und deren<br />

Leistung 80.000 EGW entspricht. Die unterseeische<br />

Fernausleitung erfolgt in 4,5 km Entfernung von der<br />

Küste.<br />

Monfalcone<br />

Es wurde eine neue Fernausleitung gebaut. Sie führt<br />

am Rand des Strandes Marina Julia entlang. Die<br />

Arbeiten wurden dieses Jahr abgeschlossen.<br />

Comune di Latisana<br />

Lignano<br />

In Lignano gibt es eine vollbiologische Abwasseranlage<br />

mit Schlammausfaulung. Sie wurde 1976<br />

erbaut, ihre Leistung entspricht 250.000 EGW. Die<br />

unterseeische Fernausleitung erfolgt in 7,5 km<br />

Entfernung zur Küste.<br />

4.3 Badegewässerqualität<br />

Am Ende jeder Badesaison beurteilt die Regionalverwaltung<br />

die Situation der Badegewässer und die<br />

Kommission legt in einem Beschluss die für die<br />

kommende Saison zum Baden geeigneten Gewässerabschnitte<br />

fest. Der Beschluss No. 4431 vom 19.<br />

Dezember 2001, gültig für die Saison 2002, hatte<br />

alle in den vergangenen Jahren festgelegten Gewässerabschnitte<br />

bestätigt. Die „nicht zum Baden


geeignet“ ausgewiesenen Zonen wurden unabhängig<br />

von Verschmutzung von vornherein ausgeschlossen.<br />

Es handelt sich dabei um Hafenanlagen, Naturparks<br />

und militärische Sperrgebiete. Friaul Julisch-<br />

Venetien hat im Vergleich zu anderen Regionen den<br />

relativ grössten Anteil an Küstenbereichen, die<br />

grundsätzlich und permanent nicht zum Baden<br />

geeignet sind:<br />

Gesamtlänge<br />

Küste (km)<br />

Küste mit BV<br />

unabhängig<br />

von Verschmutzung<br />

(km)<br />

Küste mit BV<br />

wegen Verschmutzung<br />

(km)<br />

Zu kontrollierenderKüstenbereich<br />

(km)<br />

Zum Baden<br />

zugelassener<br />

Küstenbereich<br />

(km)<br />

* ( ) = Naturparks<br />

Udine<br />

Gorizia<br />

Trieste<br />

FVGgesamt<br />

Italien<br />

(Daten<br />

2000)<br />

16 47.6 48.1 111 7375.3<br />

5.1 19.8 16.4<br />

(1)*<br />

Vgl. auch Tabelle unter 4.4<br />

41.3<br />

(1)*<br />

870.1<br />

(150)*<br />

0 0 0 0 270.7<br />

12.5 25.3 24.6 62.4 6234.5<br />

10.9 27.8 31.7 70.4 4984.7<br />

Nach hygienischen Gesichtspunkten war die Badegewässerqualität<br />

in Friaul Julisch-Venetien auch in<br />

der Saison 2002 an allen <strong>über</strong>prüften Badestellen<br />

<strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut, mit Ausnahme eines<br />

Strandabschnittes von Lignano und der Insel San<br />

Andrea vor der Lagune von Marano, welche die<br />

Endauswertung mit einem „zeitweilig belastet“<br />

abschlossen. Trübes Wasser aufgrund von Sedimentaufwirbelung<br />

bei Wellengang ist kein Indiz für<br />

eine schlechte Badegewässerqualität. Das gleiche<br />

gilt für angeschwemmte Algen- und Seegrasreste,<br />

von denen die Strände regelmäßig gereinigt werden.<br />

Von April bis September wurden in 14-tägigem<br />

Abstand 55 Messpunkte entlang der Küste kontrolliert.<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen wurden an 22<br />

Probennahmestellen in insgesamt einundvierzig<br />

Fällen registriert, acht davon <strong>über</strong>trafen die strengeren<br />

italienischen Grenzwerte. Außerdem wurden<br />

viermal Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen gemäß der EU-<br />

Norm gemessen. Letztere <strong>über</strong>prüften die Behörden<br />

daraufhin sicherheitshalber möglichst in wöchentlichen<br />

Abstand.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 28<br />

Die Strände im Einzelnen:<br />

Der Salmonellenbefund an den Strandabschnitten<br />

„Gabbiano“ von Lignano Sabbiadoro und vor dem<br />

zentralen Bereich der Insel San Andrea am Ende der<br />

Hauptsaison führten zur Bewertung "zeitweilig<br />

belastet". Diese beiden Strandbereiche waren in den<br />

vergangenen Jahren als <strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut<br />

eingestuft worden.<br />

Ansonsten gab es an den Stränden von Lignano<br />

einmalige Richtwert<strong>über</strong>schreitungen im April am<br />

Strand Terrazza Mare, im Juli am Strand Camping<br />

Riviera und im September am Strand Riviera Tagliamento.<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen wiederholten<br />

sich im April und Juni am Strand Hotel Marin sowie<br />

im August und September am Strand Gabbiano. An<br />

der Küste der Insel San Andrea wurden im Juli und<br />

August vereinzelte Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

gemessen. Da die Insel unbewohnt ist, können<br />

Verunreinigungen hier nur durch die Strömung aus<br />

dem Bereich des Lagunengewässers herangeschwemmt<br />

werden.<br />

Einige Strände der Küste von Grado waren im<br />

August von deutlichen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

betroffen, die auch <strong>über</strong> den strengeren italienischen<br />

Grenzwerten lagen. Es handelte sich dabei um die<br />

Campingplatzstrände: Lido Carabinieri, Camping<br />

Europa und Camping Primero, sowie um den Strand<br />

von Grado Pineta. Ursache war angeblich ein kurzfristiger<br />

Defekt im Abwassersystem, der schnellstens<br />

behoben war. Die aufgrund der Überschreitung<br />

der italienischen Grenzwerte vorgeschriebenen<br />

Zusatzuntersuchungen wiesen aber wieder einwandfreie<br />

Werte auf. Zur Vorsicht beim Baden wurde<br />

auch dieses Jahr an einigen ausgewiesenen Stellen<br />

des Strandes von Grado Pineta geraten. Ursache war<br />

jedoch nicht die mangelhafte Badegewässerhygiene,<br />

sondern der besonders schlammige Untergrund.<br />

Staranzano und Monfalcone waren einst die Problemstrände<br />

der Region. Aufgrund der Lage zwischen<br />

der Mündung des Isonzo und dem Hafen von Monfalcone<br />

wurden bis vor sechs Jahren häufig stärkere<br />

Belastungen gemessen und es bestanden permanente<br />

Badeverbote. Die Situation hatte sich in den letzten<br />

Jahren deutlich verbessert. Der Strand von Marina<br />

Julia war am Ende der Saison 2001 wegen extrem<br />

hoher Werte mit einem Badeverbot belegt worden.<br />

Man vermutete, <strong>das</strong>s dies im Zusammenhang mit<br />

den wiederaufgenommenen Bauarbeiten an der<br />

neuen Fernausleitung der Kläranlage stand. Zu<br />

Beginn dieser Saison gab es jedoch keinerlei Probleme,<br />

so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> bestehende Badeverbot aufgehoben<br />

werden konnte. Während der Saison 2002 kam<br />

es in den Sommermonaten jeweils zu zwei bis drei<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an allen Stränden von<br />

Staranzano/Monfalcone.<br />

An der triestinischen Küste von Duino bis Muggia<br />

gab es im Juni beziehungsweise Juli jeweils einmalige<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an den Stränden:<br />

Villaggio Pescatore, Dama Bianca, Bagno Lazaretto<br />

sowie im September am Strand Barcola Ex Ce<strong>das</strong>.


Die Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen traten im April am<br />

Strand Duino Scolgiera und im Juni am Triester<br />

Stadtstrand Ex APT auf. Am Strand Duino Scogliera<br />

wurde zum Saisonbeginn eine vorsorgliches Badeverbot<br />

ausgesprochen, da auch die Zusatzuntersuchungen<br />

zunächst hohe Werte nahe der italienischen<br />

Grenzwerte aufwiesen. Anscheinend war durch die<br />

starken Regenfälle <strong>das</strong> Abwassersystem <strong>über</strong>lastet<br />

worden und hatte zu einem Defekt geführt. Nachdem<br />

sich die Situation im Sommer wieder stabilisiert<br />

hatte, wurde auch <strong>das</strong> Badeverbot wieder aufgehoben.<br />

Am Triester Stadtstrand handelte es sich um ein<br />

einmaliges Ereignis, die Zusatzuntersuchungen<br />

waren in Ordnung, es kam allerdings im August und<br />

im September erneut zu hohen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />

Ein Badeverbot wurde nicht ausgesprochen,<br />

die Situation jedoch vorsichtshalber durch wöchentliche<br />

Probennahme schärfer kontrolliert.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Außergewöhnliche Belastungsschwerpunkte liegen<br />

in der Region Friaul-Julisch Venetien nach den<br />

Sanierungsmaßnahmen der letzten Jahre nicht mehr<br />

vor. Lediglich bei extremen meteorologischen<br />

Ereignissen wie z. B. sintflutartigen Regenfällen<br />

kann es in der Nähe von Flußmündungen zu<br />

kurzfristigen Belastungsspitzen kommen.<br />

Bei den von permanenten Badeverboten (unabhängig<br />

von Verunreinigungen) betroffenen Küstenabschnitten<br />

handelt es sich um folgende:<br />

Provinz<br />

Gorizia<br />

Triest<br />

Gemeinde Küstenabschnitt [m]<br />

Grado<br />

Fahrrinne<br />

Hafen<br />

zum<br />

440<br />

Grado<br />

Kanalzufahrt Porto<br />

Buso<br />

420<br />

Grado Kanal Primero 8310<br />

Monfalcone Hafenbereich 3520<br />

Staranzano<br />

Duino-<br />

Aurisana<br />

Muggia<br />

Triest<br />

Triest<br />

Triest<br />

Triest<br />

Kanal Quarantina-<br />

Fluss Isonzo –<br />

Primero-Graben<br />

Rechts vom Fluss<br />

Timano – Bootsanleger<br />

Werft – Anlegestellen<br />

Schutthalde<br />

(Baustoffe)<br />

Mole – Anlegestellen<br />

Miramar – marines<br />

Naturreservat<br />

Molen – Anleger –<br />

Bahnhof<br />

9580<br />

1100<br />

4570<br />

850<br />

4370<br />

1420<br />

11200<br />

Udine<br />

Lignano<br />

Sabbiadoro<br />

Lignano<br />

Sabbiadoro<br />

Marano<br />

Lagunare<br />

Marano<br />

Lagunare<br />

4.5 Strandqualität<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 29<br />

Hafenbereich 540<br />

Flussmündung<br />

Tagliamento<br />

300<br />

Kanal Porto Buso 180<br />

Hafen von Lignano<br />

und Porto S.<br />

Andrea<br />

2520<br />

Die Strandqualität war in der vergangenen Saison<br />

<strong>über</strong>wiegend gut. Die touristisch wichtigen<br />

Sandstrände sind in der Regel so gut gepflegt, <strong>das</strong>s<br />

sie meist frei von angespültem Material sind. Nur<br />

nach stärkerem Seegang findet man größere<br />

Ansammlungen von Rot- und Grünalgen sowie<br />

Seegras. An der triestinischen Küste sind die<br />

Badebereiche der Strände bzw. Badeanstalten meist<br />

durch Schwimmbojen abgetrennt, so wird einerseits<br />

der Badebereich markiert, andererseits <strong>das</strong><br />

Anschwemmen von Algen oder Seegras verhindert.<br />

Ein schweres Unwetter Anfang Juni verursachte<br />

erhebliche Strandschäden von Lignano bis Monfalcone.<br />

Am stärksten davon betroffen war der Strand<br />

von Grado. Unverzügliche eingeleitete Reinigungs-<br />

und Sanierungsmaßnahmen der betroffenen Strände<br />

sorgten dafür, <strong>das</strong>s es für die bereits anwesenden<br />

Touristen keine größeren Beeinträchtigungen gab.<br />

Die meisten davon hatten <strong>das</strong> Unwetter selbst<br />

miterlebt, waren sich also der misslichen Lage der<br />

Strandbetreiber bewusst und genossen trotz Aufräumarbeiten<br />

und fehlender Sonnenschirmreihen<br />

Sonne, Strand und Meer. Ein stark verregneter<br />

August mit schweren Gewittern, verursachte erneut<br />

erhebliche Schäden in der Region, wobei die Strände<br />

in diesem Fall nur durch größere Mengen angeschwemmten<br />

Strandguts betroffen waren, welches<br />

schnellstmöglichst entfernt wurde (siehe auch 4.8).<br />

Bezüglich der Hundestrände hat sich die Situation<br />

nicht geändert. Der im Jahr 2001 in Aussicht gestellte<br />

Hundestrand an der Tagliamento-Mündung bei<br />

Lignano wurde leider nicht offiziell ins Leben<br />

gerufen. Am Strand von Marina Julia hat man sich<br />

ebenfalls nicht weiter drum gekümmert, einen<br />

Badebereich für Hunde abzugrenzen, weil die<br />

Kosten und der Aufwand gescheut wurden. Als<br />

Alternative gab es <strong>das</strong> Angebot, ein Tretboot zu<br />

mieten und mit dem Hund weiter rauszufahren, um<br />

ihn dort ins Wasser zu lassen. Von offizieller Seite<br />

gab es gegen diese Möglichkeit anscheinend keine<br />

Einwände und der Strandbetreiber konnte vermutlich<br />

statt Investitionskosten weitere Einnahmen für die<br />

Tretbootvermietung verbuchen.<br />

Probleme gab es weiterhin am Strand von Grado<br />

Pineta. Auf den ersten Blick macht er wie immer


einen einladenden Eindruck und die<br />

Sanierungsarbeiten, die im Winter/Frühjahr<br />

1999/2000 durchgeführt wurden, sind nach wie vor<br />

als positiv zu bewerten. Die Strandfläche hatte<br />

dazugewonnen. Leider konnten die Arbeiten<br />

aufgrund des Saisonbeginns letztes Jahr nicht<br />

beendet werden und der ohnehin schlammige<br />

Untergrund dieses Küstenabschnittes wurde zum<br />

Problem. Es hatte sich noch mehr Schlamm<br />

angesammelt, was vor allem bei Ebbe gefährlich<br />

werden konnte. Die Küstenwache hatte daher in der<br />

vergangenen Saison <strong>das</strong> Tretbootfahren an diesem<br />

Strand untersagt. Es bestand die Gefahr, <strong>das</strong>s die<br />

Tretboote auf Grund aufliefen und dort hängen<br />

blieben. Die einzige Möglichkeit zum Strand zurückzugelangen<br />

war, im knietiefen Schlamm zu<br />

waten. Auch <strong>das</strong> Baden an dem ca. 200 m langen<br />

Strand wurde deswegen an einigen Stellen, die<br />

deutlich mit Schildern gekennzeichnet waren,<br />

verboten. Leider hat sich bis heute nicht allzu viel an<br />

dieser Situation geändert.<br />

Die FEE (Federation of Environmental Education)<br />

zeichnet jedes Jahr die besten Strände und Häfen mit<br />

der blauen Flagge aus. Die blaue Flagge ist Merkmal<br />

für die Einhaltung europäischer Qualitätsansprüche.<br />

Kriterien für die Vergabe der Auszeichnung sind<br />

neben sauberem Wasser und Stränden auch<br />

funktionstüchtige Abwasser- und Kläranlagen sowie<br />

eine effiziente Müllsammlung, eine optimale<br />

Infrastruktur und Gastfreundlichkeit. Lignano und<br />

Grado gehörten auch 2002 wieder zu den insgesamt<br />

86 in ganz Italien ausgezeichneten Stränden. Auch<br />

die Qualität der Häfen wurde wieder anerkannt, und<br />

die blaue Flagge weht weiterhin an folgenden Häfen<br />

in Friaul-Julisch Venetien: In der Provinz Udine:<br />

Marina di Aquileia, Marina Punta Gabbiani, Marina<br />

Capo Nord, Marina Uno Lignano, Marina Punta<br />

Faro Lignano, Marina Punta Verde Lignano und<br />

Darsena Lignano Sabbiadoro; in der Provinz Gorizia:<br />

Porto S. Vito a Grado und Hannibal in Monfalcone;<br />

in der Provinz Triest: Base Nautica Lega<br />

Navale.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Eine unerfreuliche Pressemitteilung hat den<br />

Fischrestaurants Anfang Juni kurzfristig <strong>das</strong><br />

Geschäft verdorben: „Vergiftete Muscheln“ lautete<br />

die Schlagzeile. Die zuständigen Behörden hatten in<br />

Friaul-Julisch Venetien tonnenweise „vergiftete“<br />

Muscheln sichergestellt, die illegal im Bereich der<br />

Abwässereinleitungen von Porto Maghera gefischt<br />

wurden und stark mit Kolibakterien, Quecksilber,<br />

Blei und Dioxinen belastet waren. Des weiteren<br />

hatte man Muscheln aus einer sardinischen<br />

Miesmuschelzucht sichergestellt, weil diese<br />

aufgrund hoher Mengen von Algentoxinen für den<br />

Verzehr ungeeignet waren. Man vermutete, <strong>das</strong>s<br />

bereits infizierte Muscheln auf den Markt gelangt<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 30<br />

waren, so <strong>das</strong>s für einen kurzen Zeitraum<br />

sicherheitshalber vom Verzehr von<br />

Muschelgerichten abgeraten wurde. Die Muscheln<br />

aus den regionalen Gewässern, z. B. aus den<br />

Miesmuschelzuchten vor der triestinischen Küste<br />

sind normalerweise unbedenklich zu verzehren, da<br />

sie regelmäßig kontrolliert werden und der<br />

Muschelfang bei Auftreten von Algenblüten mit<br />

Algentoxin produzierenden Algen in dieser Phase<br />

verboten wird.<br />

Während an Land <strong>über</strong>wiegend die Sonne schien,<br />

„schneite“ es unter Wasser: Mucillagine,<br />

Algenschleim, sorgte für weitere Aufregung. Anfang<br />

Juli waren die Fischer die ersten, die Probleme damit<br />

hatten. Im Golf von Triest wurden größere<br />

Algenschleim-Aggregationen gesichtet. Noch<br />

bestand keine „Gefahr“ für <strong>das</strong> Badevergnügen<br />

entlang der Küste, aber größere Ansammlungen von<br />

Algenschleim in der freien Wassersäule innerhalb<br />

des Golfes bereiteten den Fischern erhebliche<br />

Schwierigkeiten beim Einholen der Netze. Die<br />

stabile Wetterlage ließ nichts Gutes erhoffen,<br />

obwohl zunächst in erster Linie die Küste Istriens<br />

bedroht war. Den ganzen Juli <strong>über</strong> bestand eine<br />

gewisse „Alarmbereitschaft“. Kräftige Nordwinde,<br />

starker Seegang und heftiger Regen retteten letztlich<br />

die Situation in der Region. Die Wissenschaftler der<br />

Adria-Anrainerstaaten beobachteten permanent die<br />

Situation und hielten die Bevölkerung auf dem<br />

Laufenden. Endgültige „Entwarnung“ für Friaul<br />

wurde erst Mitte August gegeben. So unterschiedlich<br />

auch die Beobachtungen und Hypothesen der<br />

Wissenschaftler immer noch ausfallen mögen,<br />

Einigkeit besteht dar<strong>über</strong> <strong>das</strong>s der Algenschleim<br />

kein auf die Küsten beschränktes Phänomen ist. Die<br />

Algenblüte hat ihren Ursprung im offenen Gewässer.<br />

Durch die starke Schleimproduktion entstehen die<br />

unterschiedlichen Aggregationsformen, die letztlich<br />

durch Strömung und/oder Wind in Küstennähe<br />

getrieben werden und dort zum ästhetischen<br />

Problem für den Badetourismus werden.Trotz vieler<br />

Schwierigkeiten in diesem Forschungsbereich<br />

glaubten die Wissenschaftler nach zwölf Jahren<br />

Forschung <strong>über</strong> Mucillagine <strong>das</strong> Phänomen soweit<br />

verstanden zu haben, um in einem groß angelegten<br />

Experiment Algenschleim unter künstlichen<br />

Bedingungen produzieren zu können. Und sie hatten<br />

Recht, es ist ihnen gelungen, Mucillagine im<br />

Reagenzglas zu erzeugen. An dem Experiment<br />

waren Wissenschaftler aus Kalifornien, Slowenien,<br />

Kroatien und Italien beteiligt, die mit besonderen<br />

Interesse diese ungewöhnlichen Zuchterfolge<br />

verfolgten. Der Name dieses innovativen<br />

Experiments lautet: 'Mesocosmus'. Ziel des<br />

Experiments war es herauszufinden, ob die<br />

bisherigen Erkenntnisse und die daraus folgenden<br />

Schlüsse <strong>über</strong> die Entstehung von Mucillagine<br />

richtig sind. Freilanduntersuchungen bergen immer<br />

eine gewisse Variabilität von Umweltfaktoren, die


sich nicht hundertprozentig nachvollziehen lassen.<br />

Kontrollierte Experimente unter vordefinierten<br />

Rahmenbedingungen liefern eindeutigere<br />

Ergebnisse. Das Experiment ist Teil eines<br />

vierjährigen Projekts mit einem Gesamtbudget von<br />

rund 3.3 Millionen €. Ob es jemals ein „Anti-<br />

Mucillagine-Rezept“ geben wird, bleibt nach wie<br />

vor mehr als fraglich. Wenn die Hypothesen der<br />

Wissenschaftler richtig sind, <strong>das</strong>s die Mucillagine-<br />

Bildung im Zusammenhang steht mit einem<br />

Ungleichgewicht der Bakterienaktivität und der<br />

normalerweise im Meer vorhandenen organischen<br />

Substanzen und <strong>das</strong>s dieses Ungleichgewicht von<br />

physiologischen Faktoren abhängt, dann wird es sehr<br />

schwierig oder gar unmöglich sein, eine Vorsorge<br />

oder gar Beseitung des Phänomens zu bewirken.<br />

Eine Mucillagine-Gefahr im Laufe einer Saison lässt<br />

sich auch in Zukunft nicht vorhersagen. Genauso<br />

wie Wettervorhersagen nur <strong>über</strong> 48 Stunden<br />

erfolgen, können auch die Biologen keine Wunder<br />

vollbringen. Tatsache bleibt, <strong>das</strong>s Mucillagine<br />

lediglich ein ästhetisches Problem darstellt,<br />

ungefährlich ist und nicht aufgrund von<br />

Meeresverschmutzung in unserer Zeit entstanden ist.<br />

So sind die ersten Mucillagine-<strong>Bericht</strong>e bereits aus<br />

dem Jahre 1729 bekannt.<br />

Die Mucillagine-Gefahr war kaum vor<strong>über</strong>, da<br />

wurden Medusenschwärme gesichtet. Eine<br />

Wissenschaftlerin aus dem meeresbiologischen<br />

Laboratorium Triest hatte Anfang August einen<br />

größeren Schwarm kleiner Medusen in ungefähr<br />

150 m Entfernung vor der Küste von Lignano Pineta<br />

beobachtet. Angaben <strong>über</strong> die Medusenart konnten<br />

zu diesem Zeitpunkt nicht gemacht werden. Es<br />

schien sich um eine nicht nesselnde Art zu handeln.<br />

Sie war in ihrer Form einer Rhizostoma pulma sehr<br />

ähnlich, allerdings in Miniaturformat und<br />

transparent. Die „Mini-Meduse“ (ca. 5 cm Schirmdurchmesser)<br />

glich trotz ihrer geringen Größe nicht<br />

einer juvenilen Form sondern einem adulten<br />

Exemplar. Beeindruckend war auch die Anzahl der<br />

Individuen, die auf 50 Exemplare pro Quadratmeter<br />

geschätzt wurde. Laut Aussagen seitens des<br />

Touristenbüros AIAT in Lignano wurden dort keine<br />

Meldungen <strong>über</strong> Medusen oder gar Verletzungen<br />

durch Kontakt mit Nesselfäden bekannt, so <strong>das</strong>s<br />

dieses Phänomen von den Badegästen wohl gar nicht<br />

bemerkt worden war.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Das Betreiben und Bewirtschaften von Stränden und<br />

Schwimmbädern ist mit vielen Vorschriften verbunden.<br />

Im Folgenden einige Auszüge der relevanten<br />

Regelungen hinsichtlich der Badesicherheit im<br />

Friaul am Beispiel der Ordinanza von Grado Nr. 22 -<br />

97, gültig für Grado und Lignano, für Triest gelten<br />

entsprechende Bestimmungen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 31<br />

Art. 2: Für <strong>das</strong> Baden reservierte Küstenzonen<br />

Als Badezone gilt in der Regel der Bereich vom<br />

Ufer bis zu einer Entfernung von 400 m von der<br />

Küste. Kommerziell betriebene Strand- bzw. Badezonen<br />

müssen mit roten oder orangefarbenen Bojen<br />

gekennzeichnet sein, deren Abstand zueinander<br />

nicht mehr als 50 m betragen darf. Bootfahren oder<br />

Segeln ist in diesen Bereichen verboten, mit Ausnahme<br />

der dafür ausgewiesenen Korridore zum<br />

Anlegen an Land.<br />

Art. 3: Für <strong>das</strong> Baden verbotene Zonen:<br />

a. in Häfen, an Fluss- und Kanalmündungen<br />

b. in den Einfahrtskanälen zu den Häfen<br />

c. vom Gesundheitsamt gesperrte Zonen<br />

d. in Einfahrtskorridoren zum An- und Ablegen<br />

Art. 5: Regeln für bewirtschaftete Strände und<br />

Strandbäder<br />

Die Betreiber müssen an gut sichtbarer Stelle einen<br />

mehrsprachigen Aushang zur Erklärung der Bedeutung<br />

der Roten Flagge aufhängen, darauf muss auch<br />

ein Hinweis <strong>über</strong> die Einsatzzeiten der Rettungsschwimmer<br />

sein. Der Sicherheitsdienst muss in den<br />

Monaten Mai und September mindestens acht<br />

Stunden und in den Monaten Juni, Juli und August<br />

neun Stunden vorhanden sein.<br />

Die Betreiber müssen während der Badesaison:<br />

1. für Einsatz und Ausrüstung der Rettungsschwimmer<br />

sorgen<br />

2. den Strand und Badebereich permanent kontrollieren,<br />

vor allem in Bezug auf gefährliche<br />

Gegenstände, wie z. B. Glasscherben oder gebrauchte<br />

Spritzen, die eine Gefahr für die Badegäste,<br />

insbesondere für im und mit dem Sand<br />

spielende Kinder darstellen könnten<br />

3. der Strandabschnitt muss mit einem den Vorschriften<br />

genügenden Erste-Hilfe-Kasten ausgestattet<br />

sein.<br />

Art. 6: Rettungs- und Sicherheitsdienst<br />

Jede Badeanstalt muss während der Öffnungszeiten<br />

mit einer eigenen Rettungsstation ausgestattet sein.<br />

Das Rettungspersonal muss entsprechend ausgebildet<br />

sein und ein gültiges Brevet vorweisen können.<br />

Dem Rettungspersonal muss ein rotes oder oranges<br />

Rettungsboot mit der Aufschrift ”Salvataggio” in<br />

weißen Buchstaben zur Verfügung stehen. Es muss<br />

mit gesicherten Rudern, einem Rettungsring mit<br />

mind. 30 m Leine und einem Bootshaken ausgestattet<br />

sein.<br />

Wenn Badende im Wasser sind, müssen auch die<br />

Rettungsboote im Wasser sein, mindestens ein Boot<br />

für 160 m Strandlänge. Wenn es die Wetterbedingungen<br />

verlangen, können die Rettungsboote auch<br />

am Strand liegen, sie müssen allerdings jederzeit<br />

einsatzbereit sein.


Die Rettungsschwimmer müssen ein rot-weißes<br />

Hemd mit der Aufschrift ”Salvataggio” tragen und<br />

eine Pfeife mit sich führen. Sie dürfen auf keinen<br />

Fall von ihrem Dienst weggerufen werden oder<br />

anderen Tätigkeiten nachgehen. Die Rettungsschwimmer<br />

dürfen nicht selbst die Besitzer des<br />

Strandbades sein. Nur im Falle vor<strong>über</strong>gehender<br />

Abwesenheit des Rettungsschwimmers darf ihn der<br />

Betreiber, vorausgesetzt er besitzt einen gültigen<br />

Rettungsschwimmerausweis, vertreten.<br />

Art.7: Vor<strong>über</strong>gehende Badebeschränkungen<br />

Wenn aufgrund der Wetterlage oder aus anderen<br />

Gründen Gefahren beim Baden drohen, ist der<br />

Betreiber verpflichtet, umgehend die rote Flagge zu<br />

hissen und die Badenden aufzufordern, <strong>das</strong> Wasser<br />

augenblicklich zu verlassen. Die Rote Flagge muss<br />

immer gehisst werden, wenn kein Rettungsdienst im<br />

Einsatz ist.<br />

Art. 8: Ausweisung von Badebereichen<br />

a. Gibt es im Uferabschnitt Stellen, die eine<br />

Gefahr für die Badenden darstellen, müssen<br />

diese gekennzeichnet sein.<br />

b. Die Grenzen der Badezone müssen durch<br />

Bojen kenntlich gemacht sein.<br />

c. Im Wasser müssen dreisprachige Schilder<br />

(italienisch/englisch/deutsch) angebracht sein,<br />

die auf die Grenze der Nichtschwimmerzone<br />

hinweisen.<br />

Im Grossen und Ganzen ist <strong>das</strong> Baden an der Küste<br />

Friauls als sicher zu bezeichnen. An den offiziell<br />

bewirtschafteten Stränden sind <strong>über</strong>all Rettungsdienste<br />

vorhanden. Das gilt für die Strände Lignanos<br />

und Grados, sowie für die Badeanstalten und bewirtschafteten<br />

Strände der triestinischen Küste einschließlich<br />

Duino und Sistiana, nicht aber für die<br />

freien Naturstrände.<br />

Entlang des Strandes von Lignano sind in regelmäßigen<br />

Abständen vorschriftsmäßig Rettungsboote im<br />

Einsatz, unmittelbar hinter der Hochwasserlinie sind<br />

für die Strand<strong>über</strong>wachung Hochsitze errichtet<br />

worden, damit ein besserer Überblick gewährleistet<br />

ist.<br />

Auch in Grado ist Sicherheit gewährleistet. Am<br />

Hauptstrand Grados ist man besonders gut ausgestattet.<br />

Hier gibt es Rettungsboote in Abständen von<br />

80 m, es sind einige Rettungsboote mit Jetantrieb im<br />

Einsatz, die noch schnellere Hilfe leisten können, als<br />

die Ruderboote. Auf den Stegausläufern ins Meer ist<br />

am Ende des Stegs ebenfalls ein Rettungsschwimmer<br />

stationiert, der von dort die Situation <strong>über</strong>wacht.<br />

In der Saison 2000 wurde der Einsatz von Funkgeräten<br />

eingeführt, damit die Rettungsschwimmer im<br />

Notfall direkt vom Boot aus Hilfe anfordern können.<br />

Eine Besonderheit ist <strong>das</strong> Einsetzen von Sonder-<br />

Rettungstruppen bei Grado Pineta (Punta Barcale).<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 32<br />

Hier sind im Sommer an den Wochenenden Rettungshunde<br />

(Neufundländer) mit ihren Betreuern im<br />

Einsatz, sowohl vom Boot, als auch vom Land aus.<br />

Richtung Triest gleichen die Strände immer mehr<br />

Badeanstalten, der Rettungsdienst ist dort ebenfalls<br />

gewährleistet. Die Badebereiche sind dort größtenteils<br />

schwimmbeckengleich durch Bojen-Leinen<br />

vom offenen Meer abgetrennt.<br />

Im Zusammenhang mit der Badesicherheit drohten<br />

in diesem Jahr saftige Strafen für „Baden in verbotenen<br />

Küstenabschnitten“ von Muggia. Bekanntlich<br />

gibt es Badeverbote, die aber nicht in Zusammenhang<br />

mit schlechter Badegewässerqualität stehen,<br />

sondern rein logistischer Natur sind (vgl. Tabelle<br />

4.4).<br />

Die Küste von Muggia kann man grob in zwei<br />

Abschnitte unterteilen, in denen <strong>das</strong> Baden, außerhalb<br />

der offiziellen Strandbadeanstalten nicht ganz<br />

ungefährlich ist. Der Küstenabschnitt von Punta<br />

Ronco bis zur Grenze nach Slowenien unterliegt der<br />

Kompetenz der Gemeinde und <strong>das</strong> Baden außerhalb<br />

der Badeanstalten wird nicht <strong>über</strong>wacht und erfolgt<br />

auf eigene Gefahr.<br />

Der Küstenabschnitt, von Triest kommend, vor<br />

Punta Ronco unterliegt der Kompetenz der Capitaneria<br />

di Porto (Küstenwache). Das Meer hinter dem<br />

Parkplatz von Porto San Rocco lädt zu einem Bad<br />

ein. Da es sich dort aber um <strong>das</strong> Hafeneinzugsgebiet<br />

handelt ist, besteht in diesem Bereich Badeverbot,<br />

welches auch deutlich mit Hinweisschildern gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Für Notfälle auf dem Meer gilt die gebührenfreie<br />

Notrufnummer 1530, die sog. "numero blu".<br />

4.8 Besondere Ereignisse mit Auswirkungen auf<br />

die Badegewässer- und Strandqualität oder<br />

sonstiger Bedeutung für den Tourismus<br />

Anfang Juni sollte eigentlich der Sommer so richtig<br />

anfangen, doch davon war nichts zu merken. Nach<br />

zwei Maiwochen mit hochsommerlichen Temperaturen<br />

bis zu 30 °C war eine Schlechtwetterperiode mit<br />

extremen Niederschlägen hereingebrochen, als<br />

stünde bereits der Herbst vor der Tür. Es herrschten<br />

Unwetter in ganz Norditalien. Friaul stand vielerorts<br />

unter Wasser. In den Voralpen von Pordenone<br />

wurde mit 363 mm ein Rekordniederschlag registriert.<br />

Die Region erklärte den Ausnahmezustand.<br />

Im Küstenbereich Friauls war besonders der Strand<br />

von Grado betroffen. Das Meer hatte während einer<br />

Nacht rund 80.000 m³ Strand verschlungen. Durch<br />

die anhaltenden Regenfälle verschlimmerte sich die<br />

Situation noch. Im Hafen war der Wasserspiegel<br />

<strong>über</strong> die Mole angestiegen. Am Strand wurde<br />

weiteres Material abgetragen. Strandkabinen und<br />

Sonnenschirme wurden zerstört und teilweise


weggeschwemmt. Mehrere Duschen wurden aus<br />

ihrem Fundament herausgerissen. Der Strand glich<br />

einem Schlachtfeld. Es war die Rede von einem<br />

Schaden von mehreren zig-tausend Euro.<br />

Das Unwetter mit extremem Seegang dauerte jedoch<br />

weiterhin an und verursachte vielerorts Schäden. Am<br />

Ende sollen in Grado 250-300.000 m³ Küste der<br />

Erosion zum Opfer gefallen sein. Besonders gravierend<br />

war die Einwirkung auf die der Lagune vorgelagerten<br />

Inseln „Banco d´Oro“, welche die Lagune<br />

vom offenen Meer trennten. Touristisch waren sie<br />

relativ unbedeutend, denn als Naturstrand nur mit<br />

Boot erreichbar, nicht bewirtschaftet und gering<br />

frequentiert. Aus ökologischer Sicht allerdings ist<br />

ein erheblicher Schaden erstanden, denn die Grenze<br />

zwischen Meer und Lagune existiert praktisch nicht<br />

mehr. Es ist nur noch ein schmaler, <strong>über</strong>wiegend<br />

schlammiger Streifen übriggeblieben. Die Zerstörung<br />

der Barriere zieht für die Fischzuchtbecken und<br />

Muschelzuchtanlagen Folgeschäden nach sich, da<br />

sie jetzt dem direkten Einfluss des Meeres ausgeliefert<br />

sind.<br />

Der Strand von Lignano war in seiner gesamten<br />

Länge beeinträchtigt worden. Von Sabbiadoro bis<br />

Riviera hatte <strong>das</strong> Unwetter seine Spuren hinterlassen<br />

und Sand gegen Unrat, Äste oder gar ganze Baumstämme<br />

ausgetauscht. Der geschätzte Schaden belief<br />

sich auf rund 400.000 Euro, einschließlich des<br />

beschädigten Materials und des Arbeitseinsatzes für<br />

die Reparaturarbeiten. In Sabbiadoro fehlten die<br />

ersten drei Sonnenschirmreihen. Zwischen Pineta<br />

und Riviera waren rund 30.000 m³ Sand weggeschwemmt<br />

worden. Reihenweise Strandmaterial<br />

(Sonnenschirme, Ständer und Liegestühle) war<br />

beschädigt worden.<br />

Auch die Strände von Monfalcone waren schwer<br />

betroffen. Endlich war der Strand (Marina Julia)<br />

wieder voll anerkannt und neu ausgestattet worden.<br />

Es gab keine Probleme mehr mit Wasserverunreinigung,<br />

<strong>das</strong> Problem um die neue gelegte Fernausleitung<br />

(der Strand in dem Bereich war in Diskussion<br />

wegen unbefestigtem Grund) war auch endlich<br />

bereinigt, da kam der nächste Schlag. Das Unwetter<br />

hatte auch hier nicht halt gemacht. Sand wurde<br />

weggeschwemmt, Tretboote lagen <strong>über</strong>all rum,<br />

einige waren bis nach Duino abgetrieben und mussten<br />

wieder „eingefangen“ werden. Sonnenschirme<br />

und Tische konnten nur Dank des schnellen Einsatzes<br />

der Strandbetreiber gerettet werden. Der Erosionsschaden<br />

ist nicht vergleichbar mit dem von<br />

Grado aber dennoch auch für diesen Strandabschnitt<br />

erheblich. Einige der Betreiber sprachen von rund<br />

einem Monat Arbeit bis wieder „Normalverhältnisse“<br />

herrschen. Das Problem des Hauptstrandes von<br />

Grado ist, <strong>das</strong>s er Jahr für Jahr künstlich angelegt<br />

und erweitert wird und somit leichte Angriffsfläche<br />

für <strong>das</strong> Meer bietet. In der Regel kommen derartige<br />

Unwetter jedoch nicht im Sommer sondern im<br />

Winter vor, so <strong>das</strong>s nach Erosionsschäden immer<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 33<br />

ausreichend Zeit bleibt, um den Strand für die<br />

Saison herzurichten.<br />

Im August mussten die Strandbetreiber erneut<br />

größere Aufräumaktionen starten. Starke Regenfälle<br />

und schwere Gewitter verursachten erhebliche<br />

Schäden in der Region, wobei die Strände in diesem<br />

Fall nur durch größere Mengen angeschwemmtes<br />

Strandgut betroffen waren.<br />

Ende Juni herrschte „Gewitter-Stimmung“ am<br />

Strand von Grado: Die neuen Strandverwalter von<br />

Grado, die GIT (Grado Impianto Turistico) hatten<br />

keine leeren Reden geschwungen. „Das Hinterlassen<br />

von privatem Strandmaterial ist verboten!“ Mit<br />

diesen Worten wurden die Badegäste darauf aufmerksam<br />

gemacht, ihre Strandutensilien nicht <strong>über</strong><br />

Nacht am Strand zu lassen. Diese Regelung war in<br />

diesem Jahr neu eingeführt worden. Anfangs gab es<br />

diesbezüglich keine Probleme für die Gäste des<br />

Hauptstrandes von Grado, vermutlich wurde aus<br />

diesem Grund die Warnung nicht allzu ernst genommen.<br />

Die Realität eines Morgens Ende Juni war<br />

trotz strahlendem Wetter wenig „sonnig“: sämtliche<br />

privaten Liegen, Strandstühle und Sonnenschirme<br />

waren verschwunden, eingesammelt von der Strandverwaltung.<br />

Wer seine Sachen wieder haben wollte<br />

musste Schlange stehen und seinen Besitz auslösen.<br />

Es gab zwar keine Strafe, aber die Kosten für die<br />

Arbeit wurden angerechnet. Es hagelte Beschwerden,<br />

doch die GIT bestand darauf, <strong>das</strong>s es angekündigt<br />

worden wäre, <strong>das</strong>s die neue Regelung am<br />

Eingang zum Strand in der Strandordnung stünde<br />

und <strong>das</strong>s sie eben entsprechend handeln würden.<br />

Außerdem sei dies eine Auflage der Capitaneria di<br />

Porto (Küstenwache) und werde in ganz Italien so<br />

gehandhabt. Letzteres ist allerdings nur bedingt<br />

richtig, denn diese Regelung gilt für die freien<br />

Strände, die unter der Aufsicht der Capitaneria di<br />

Porto stehen. Die Betreiber von bewirtschafteten<br />

Strandabschnitten dürfen für ihren Abschnitt eigene<br />

Regelungen aufstellen, wie es auch bis letztes Jahr in<br />

Grado der Fall war. Viele Gäste fühlten sich wohl<br />

am Strand von Grado, gerade weil sie zwar Eintritt<br />

zahlen mussten, dafür aber ihre Sachen dort lassen<br />

konnten statt sie hin und her zu schleppen. Die GIT<br />

hatte sich mit der Auflage <strong>das</strong> private Strandmaterial<br />

abends wegzuräumen äußerst unbeliebt bei ihren<br />

Gästen gemacht.<br />

Die Auflage wurde nach einiger Zeit wieder aufgehoben<br />

(vielleicht auch nur aufgeschoben, denn noch<br />

kann man nicht wissen, was im Jahr 2003 passieren<br />

wird). Sie stand ursprünglich wohl im Zusammenhang<br />

mit dem Bestreben den Strand von Grado zu<br />

einem „Elite-Strand“ zu machen. Die Tatsache, <strong>das</strong>s<br />

sich dazu auch Politiker positiv äußerten, sorgte für<br />

weiteren Zündstoff im ewigen „Konkurrenz-Krieg“<br />

zwischen Lignano und Grado. Beide Orte haben<br />

unterschiedliche Charakteristiken und ziehen ein<br />

unterschiedliches Publikum an, bieten aber Anreize


und Service sowohl für „die Masse“, als auch für <strong>das</strong><br />

„elitäre Publikum“.<br />

Die Debatten <strong>über</strong> die Politik und <strong>das</strong> gute oder<br />

schlechte Management der neuen Touristik-<br />

Gesellschaften hielt die ganze Saison <strong>über</strong> an. Bleibt<br />

zu hoffen, <strong>das</strong>s mit den diesjährigen Erfahrungen<br />

Besserungen in der nächsten Saison eintreten. Die<br />

gesunkenen Touristenzahlen in diesem Sommer<br />

dürften eher am schlechten Wetter und nur geringfügig<br />

am „schlechten Management“ gelegen haben,<br />

denn die meisten kommen wohl aufgrund der guten<br />

Erfahrungen der vergangenen Jahre und die in der<br />

Regel internen Querelen bekommt der Tourist<br />

eigentlich nicht mit, solange der direkte Service vor<br />

Ort stimmt.<br />

Statt Auto lieber Mini-Zug und Schiff nach Grado<br />

Die beiden alternativen Verkehrsmittel, um die<br />

“Sonneninsel” Grado zu besuchen, haben diesen<br />

Sommer erfolgreich Fuß gefasst. Sie wurden von<br />

mindestens 500 Personen pro Tag genutzt. Das<br />

Öffentliche Verkehrsmittelunternehmen der Provinz,<br />

die APT (= Azienda provinciale trasporti) hatte in<br />

Zusammenarbeit mit der Gemeinde Grado und der<br />

GIT einen Minizug eingesetzt, der von morgens bis<br />

abends in 40-minütigen Abständen durch die Strassen<br />

von Grado zum Strand und innerhalb der Fußgängerzone<br />

verkehrte. In 20 Minuten konnte man so<br />

von einem Ende Grados zum anderen gelangen und<br />

die Möglichkeit einer Stadtrundfahrt gegen lästiges<br />

Parkplatzsuchen eintauschen. Der Service <strong>über</strong>s<br />

Meer war ebenfalls erfolgreich. Das Schiff „Delfino<br />

Verde“ pendelte ab Ende Juni zwischen Grado und<br />

Triest. Hier konnte eine stressfreie Schiffstour mit<br />

dem Genuss des Panoramas der triestinischen Küste<br />

und der Lagune von Grado verbunden werden.<br />

Der mysteriöse Bombenleger hatte wieder zugeschlagen.<br />

Es bestand Alarmbereitschaft an den<br />

Stränden<br />

Seit neun Jahren treibt der mysteriöse Bombenleger<br />

sein Unwesen und bis heute konnte er nicht <strong>über</strong>führt<br />

werden. In einer Privatwohnung in Pordenone<br />

explodierte in diesem Sommer ein Nutellaglas,<br />

welches am gleichen Tag in einem Supermarkt der<br />

Stadt gekauft worden war. Glücklicherweise kam die<br />

Frau mit dem Schrecken davon. Darauf hin bestand<br />

allerdings wieder Alarm in den größeren Einkaufszentren<br />

und an den Strandbadeorten, denn die<br />

Zwischenfälle am Strand von Lignano in den Jahren<br />

1996 und 2000, sowie weitere versteckte Bomben in<br />

Artikeln aus Supermärkten im Laufe der letzten<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 34<br />

Jahre sind nicht in Vergessenheit geraten. Trotz<br />

intensivster Nachforschungen gibt es bisher keine<br />

Spur, die zum Täter führt. Die Behörden und Psychologen<br />

gehen davon aus, <strong>das</strong>s es sich immer um<br />

denselben Täter handelt, der sich einen Spaß daraus<br />

macht, die Behörden an der Nase herumzuführen<br />

und gleichzeitig seine Bomben immer mehr perfektioniert.<br />

Lagune Grado/Marano wird auf Nil-Virus kontrolliert.<br />

Der Nil-Virus, der in diesem Jahr <strong>über</strong> 20 Todesfälle<br />

in Amerika verursacht hatte, wird durch Stechmücken<br />

auf den Menschen <strong>über</strong>tragen. Die Stechmücken<br />

selbst infizieren sich in der Regel an Wandervögeln.<br />

Die Lagune von Grado und Marano ist ein<br />

idealer Lebensraum für die Entwicklung dieser<br />

Mücken und gleichzeitig beliebtes Ziel von Wandervögeln<br />

als Raststation oder Überwinterungsort.<br />

Die Lagune ist eine der Risiko-Zonen, die ab Mai<br />

regelmäßig auf Krankheitserreger, speziell auf den<br />

Nil-Virus untersucht werden. Bisher ist noch kein<br />

Krankheitsfall in Italien bekannt geworden. Dennoch<br />

ist es Tatsache, <strong>das</strong>s der Virus bereits in Italien<br />

angekommen ist. 1998 hatte man in der Zone der<br />

Fucecchio-Sümpfe (Toskana, Provinz von Florenz)<br />

festgestellt, <strong>das</strong>s 37% der Pferde in dieser Gegend<br />

Virus-Träger waren und einige Tiere an Hirnhautentzündung<br />

erkrankt waren.<br />

5. Danksagung<br />

An dieser Stelle sei den Leitern der ARPT, ARPA,<br />

AIAT, GIT, des Konsortiums Lignano sowie deren<br />

Mitarbeitern für die Kooperation und Unterstützung<br />

und der Bereitstellung des Datenmaterials gedankt.<br />

Nur durch ihre Zusammenarbeit und Hilfe kann der<br />

ADAC-Sommerservice in Friaul-Julisch-Venetien<br />

erfolgreich durchgeführt werden. Ich persönlich<br />

freue mich nach nun mehreren Jahren<br />

Sommerservice im Friaul <strong>über</strong> den immer wieder<br />

freundlichen Empfang und den stets reibungslosen<br />

Informationsaustausch und hoffe auch weiterhin auf<br />

gute Zusammenarbeit. Weiterhin sei den<br />

wissenschaftlichen Kollegen des meeresbiologischen<br />

Labors Triest und des WWF Miramare für stets<br />

freundliche Unterstützung und hilfreiche<br />

Informationen gedankt, sowie allen weiteren, die mir<br />

mit Rat und Tat zur Seite standen und bei der<br />

Durchführung des ADAC-Sommerservice ihren<br />

Beitrag leisteten.


6. Adressen<br />

ARPT<br />

Azienda Regionale Promozione<br />

Turistica<br />

Via Rossini, 6<br />

I-34132 Trieste<br />

Präsident: Sergio Dressi<br />

Direktor: Ing. Guido Bulfone<br />

Koordination: Alessandra Trampus<br />

Tel: 040 - 363952 / 3772493<br />

Fax: 040 – 365496<br />

E-Mail:<br />

az.prom.tur@regione.fvg.it<br />

AIAT Grado<br />

Via Dante Alighieri, 72<br />

I - 34073 Grado<br />

Tel: 0431- 877111<br />

Fax: 0431- 83509<br />

Kontakt: Ing. G. Stefanutti<br />

Tel: 0431 - 85482<br />

E-Mail: aiatgrado@adriacom.it<br />

GIT Grado<br />

Via Dante Alighieri, 72<br />

I - 34073 Grado<br />

Präsidente : Claudio Martinis<br />

Ansprechpartner. L. Tognon<br />

Tel: 0431 - 899303<br />

Fax: 0431 – 899205<br />

AIAT Lignano<br />

Via Latisana, 42<br />

I-33054 Lignano Sabbiadoro<br />

Commissario: G. Ciuffarin<br />

Tecnico: Piero Pittari<br />

Tel: 0431 - 71821<br />

Fax: 0431 – 70449<br />

E-Mail: info@aptlignano.it<br />

Consorzio Turistico Lignano<br />

Via Latisana, 42<br />

I-33054 Lignano Sabbiadoro<br />

Präsidente: Bruno dellaMaria<br />

Tel: 0431 - 71821<br />

Fax: 0431 – 70449<br />

E-Mail: info@aptlignano.it<br />

ARPA-FVG regionale<br />

Piazza Grande 1<br />

33057 Palmanova (UD)<br />

Tel: 0432-922611<br />

Fax:0432-922626<br />

E-Mail: segretaria@arpa.fvg.it<br />

www.arpa.fvg.it<br />

Generaldirektor<br />

Gastone Novelli<br />

Tel: 0432-922611<br />

E-Mail: dirgen@arpa.fvg.it<br />

Abteilung Gewässerschutz<br />

Dr. Manlio Princi<br />

Tel: 0432-922604<br />

Handy: 348 7074417<br />

E-Mail: acque@arpa.fvg.it<br />

ARPA Triestina<br />

Via Lamarmora, 13<br />

I-34132 Trieste<br />

Direktor: Ing. Stellio Vatta<br />

Tel: 040-9494911<br />

E-Mail : dipts@arpa.fvg.it<br />

Ansprechpartner für Badegewässer<br />

Dr. Colugnati,<br />

Dott.essa L. Spadaro<br />

Tel: 040 - 9494905<br />

Fax: 040 – 9494944, -912, -916<br />

ARPA Goriziana<br />

Labor:<br />

PMP, Servizio Biotossicologico<br />

Via Duca d'Aosta, 117<br />

34170 Gorizia<br />

Direktorin: Dott.essa Ketty Cetul<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Vinicio Rorato<br />

Tel uff.: 0481 – 581311<br />

Labor: 0481 – 581307<br />

Fax. 0481 - 581391<br />

E-Mail: dipgo@arpa.fvg.it<br />

ARPA Udinese<br />

Direktor Ing. Paolo Toso<br />

Via Colugna, 42<br />

Tel: 0432-553166<br />

E-Mail: dipud@arpa.fvg.it<br />

Ansprechpartnerin für<br />

Badegewässer<br />

Dott.essa Franchi<br />

Tel: 0432 – 493711, -755<br />

Fax: 0432 – 49546776<br />

Capitaneria di Porto<br />

Lignano: 0431 - 71076<br />

Triest: 040 – 6766111<br />

Laboratorio di Biologia Marina di<br />

Aurisina (LBM)<br />

Strada Costiera, 336<br />

I-34014 S.Croce- Trieste<br />

Präsident:<br />

Dr. Prof. A. Brambati<br />

Tel: 040 - 5603217 - 5603213<br />

Direktorin: Dott.essa Serena<br />

Fonda-Umani<br />

Tel: 040 – 224400<br />

www.univ.trieste.it<br />

Riserva Marina di Miramare<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 35<br />

Viale Miramare, 349<br />

I-34135 TRIESTE<br />

Dr. Roberto Odoricco<br />

Tel: 040 – 224147<br />

Umweltorganisationen und<br />

Kampagnen:<br />

Legambiente Udine<br />

Sede operativa: V. Beato Odorico<br />

da Pordenone 3<br />

Sede legale: Via Manzini 6,<br />

33100 Udine<br />

Sig. Marino Visintini<br />

Tel: 0432 - 509021<br />

Greenpeace Italia<br />

Viale Manlio Gelsomini, 28<br />

I-00153 Roma<br />

Tel: 06 - 5730053 o. 5782484<br />

Friaul im Internet:<br />

die wichtigsten Touristik-links<br />

(und andere) findet man unter:<br />

www.turismo.fvg.it


Regionalbericht Venetien<br />

Bearbeitet von Dr. Thomas Pillen, Tittmoning<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Küste Venetiens erstreckt sich von der Mündung<br />

des Tagliamento, im Scheitelpunkt der Oberen Adria<br />

nach Südwesten, entlang der Lagunen von Caorle,<br />

der Mündung der Piave, der Lagune von Venedig<br />

und den Mündungen von Brenta und Adige bis an<br />

die Pomündungen südlich von Venedig. Ihre Länge<br />

beträgt etwa 150 km. Die Strände sind allesamt<br />

Sandstrände, die teilweise durch Blockschüttungen<br />

und Steinwälle, den sogenannten "scogliere" vor<br />

Brandung und gegen Erosion geschützt werden. An<br />

den bekannten Badeorten Bibione, Caorle, Eraclea<br />

Mare, Lido di Jesolo, Lido di Cavallino, Lido di<br />

Venezia, Sottomarina, Isola Verde, Rosolina Mare<br />

und der Insel Albarella sind die Strände meist<br />

konzessioniert. Das Hinterland ist in den Stadtgebieten<br />

dicht bebaut, in den Randbereichen prägen<br />

Pinienwälder die Landschaft. Dazwischen gibt es<br />

noch kilometerlange Strandabschnitte mit Dünen<br />

und Buschzonen, die einen naturnahen Zustand<br />

aufweisen.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Messpunkte und Probennahme<br />

Die Festlegung der Analysestellen erfolgt auf<br />

Grundlage der EU-Richtlinien. Beprobt werden in<br />

der Regel alle Stellen, die aufgrund ihrer Zugänglichkeit<br />

oder ihrer Infrastruktur wie Bewirtschaftung,<br />

Campingplatz etc. zum Baden geeignet sind.<br />

Untersucht werden zusätzlich Stellen, die Aufschluss<br />

<strong>über</strong> mögliche Verunreinigungsquellen<br />

geben können.<br />

Generell wird vor Beginn der Saison Anfang April<br />

von dem zuständigen Dezernat der Region Venetiens<br />

bestimmt, welche Strände zum Baden geeignet<br />

sind. Diese Entscheidung wird auf der Basis der im<br />

Vorjahr durchgeführten Messungen getroffen. Dabei<br />

dürfen nicht mehr als 10 % für physikalischchemische<br />

bzw. 20 % für mikrobiologische Parameter<br />

der Routineuntersuchungen <strong>über</strong> den strengen<br />

italienischen Normen liegen, sonst wird die Zone als<br />

nicht für den Badebetrieb geeignet betrachtet.<br />

Werden in einem solchen Falle bei den ersten beiden<br />

im April durchgeführten Routineuntersuchungen<br />

keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen festgestellt, so<br />

kann dieser Messpunkt nachträglich noch als zum<br />

Baden geeignet erklärt werden.<br />

Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />

Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />

als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />

so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 36<br />

permanentes Badeverbot verhängt werden. Ein<br />

permanentes Badeverbot wird außerdem verhängt,<br />

wenn mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />

der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />

haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />

Messungen von mindestens zwei pro Monat<br />

durchgeführt wurden. Das Gesetz ist in der Badesaison<br />

2002, auf Basis der Ergebnisse aus den Jahren<br />

2000 und 2001, erstmals zur Anwendung gekommen<br />

und infolgedessen mussten 2 Strandabschnitte bis<br />

auf weiteres gesperrt werden. Es handelt sich um die<br />

Punkte: in der Gemeinde Chioggia / Isola Verde die<br />

Strandbereiche 50 m südlich der Flussmündung der<br />

Brenta und 50 m nördlich der Flussmündung der<br />

Etsch.<br />

In der Region Venetien wurden im Jahr 2002 an<br />

insgesamt 94 Untersuchungsstellen routinemäßig<br />

Proben genommen. Die Probennahme, sowie die<br />

Untersuchungen vor Ort erfolgte durch <strong>das</strong> Personal<br />

der zuständigen Umweltagentur ARPAV, (Agenzia<br />

Regionale per la Prevenzione e Protezione Ambientale<br />

del Veneto). Die Wasserproben wurden ca.<br />

30 cm unter der Wasseroberfläche an Stellen mit<br />

einer Wassertiefe von ca. 80 bis 120 cm entnommen.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Die anzuwendenden Untersuchungsmethoden<br />

werden durch <strong>das</strong> Gesetz D.P.R. 470/82 und dessen<br />

Ergänzungen geregelt. Folgende mikrobiologischen<br />

Parameter werden von Anfang April bis Ende<br />

September in 14-tägigen Abständen erfasst (angewandte<br />

Methode in Klammern): Gesamtkoliforme<br />

Bakterien pro 100 ml (Membranfiltermethode),<br />

fäkalkoliforme Bakterien pro 100 ml (Membranfiltermethode),<br />

Fäkalstreptokokken pro 100 ml<br />

(Membranfiltermethode). Für Salmonellen, die an<br />

allen Kanal- und Flussmündungen untersucht werden,<br />

werden unterschiedliche selektive Anreicherungsmethoden<br />

angewandt. Der Sauerstoffgehalt<br />

und der pH-Wert werden mittels Elektroden bestimmt<br />

und im Labor nochmals <strong>über</strong>prüft. Außerdem<br />

wird <strong>über</strong>prüft - visuell und <strong>über</strong> Geruchsproben -,<br />

ob Mineralöle, Tenside und Phenole im Gewässer<br />

vorhanden sind. Die Sichttiefe wird mit der Secchi-<br />

Scheibe ermittelt.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />

Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />

Parameter sind eindeutig durch <strong>das</strong> Präsidialdekret<br />

D.P.R. 470/82, welches sich an der EU-Richtlinie<br />

76/160/ EWG orientiert, festgelegt. Überschreitet ein<br />

Parameter der routinemäßigen Untersuchungen die,


im Vergleich zur EU deutlich strengeren italienischen<br />

Normen, so müssen in den darauffolgenden<br />

zwei Wochen an fünf Tagen Zusatzuntersuchungen<br />

durchgeführt werden. Wenn bei mehr als einer der<br />

fünf Zusatzuntersuchungen ein Grenzwert der<br />

hygienischen Parameter <strong>über</strong>schritten wird, muss ein<br />

temporäres Badeverbot ausgesprochen werden. Die<br />

Verhängung und Aufhebung eines temporären<br />

Badeverbotes obliegt dem Bürgermeister der betroffenen<br />

Gemeinde. Badeverbote werden durch Aushang<br />

an öffentlichen Stellen und durch Aufstellen<br />

von Verbotstafeln an den betroffenen Strandabschnitten<br />

publiziert. Im Bereich offizieller Badestrände<br />

weist außerdem die rote Flagge, die normalerweise<br />

bei Gefahren im Strandbereich gehisst wird,<br />

auf <strong>das</strong> Badeverbot hin. Eine Aufhebung des temporären<br />

Badeverbots kann erfolgen, wenn bei den<br />

beiden folgenden Routineuntersuchungen keine<br />

Grenzwerte <strong>über</strong>schritten werden.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die nach oben beschriebenen Schema gewonnenen<br />

Wasserproben wurden von den zuständigen Analyselabors<br />

(Presidio Multizonale di Prevenzione,<br />

PMP) in Mestre und in Rovigo analysiert und<br />

ausgewertet. Die dort aufgearbeiteten Informationen<br />

<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität erreichten<br />

den Regionalbearbeiter in dieser Saison einheitlich<br />

<strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet. In der Provinz Venedig werden die<br />

Daten von dem Analyselabor an die zuständige<br />

Abteilung innerhalb der ARPAV Provinz Venedig<br />

weitergeleitet und dort in eine Datenbank inseriert.<br />

Eine Kopie dieser Daten wurde jeden Freitag an den<br />

Regionalbearbeiter via E-Mail weitergeleitet. Die<br />

Daten aus der Provinz Rovigo wurden auf Anfrage<br />

ein- bis zweimal pro Monat elektronisch nach<br />

Bibione geschickt. Für die nahe Zukunft ist zu<br />

erwarten, <strong>das</strong>s aus beiden Provinzen die Daten via<br />

Internet abrufbar sein werden. Im Fall von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

wurde unmittelbar ein Fax mit<br />

den genauen Eckdaten der Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

oder dem Wortlaut des Badeverbots von der Umweltagentur<br />

ARPAV, von der betroffenen Kommune<br />

oder dem zuständigen Analyselabor direkt an den<br />

Regionalbearbeiter des ADAC geschickt.<br />

Daten zu aktuellen biologischen Untersuchungen der<br />

Forschungsschiffe der ARPAV und der Universität<br />

Padua, des Meeresbiologischen Instituts in Venedig<br />

C.N.R. sowie des Observatoriums Alto Adriatico<br />

wurden direkt von den zuständigen Biologen <strong>über</strong>mittelt.<br />

Dabei konnte vor allem in kritischen Situationen<br />

bezüglich Algenschleims direkt auf aktuelle<br />

Informationen zurückgegriffen werden.<br />

Zusätzlich schicken die Fremdenverkehrsbüros bzw.<br />

die lokalen Strandbetreiber jeden Dienstag eine<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 37<br />

aktuelle Zustandsbeschreibung der Strände. Diese<br />

erfolgt an Hand eines von dem Regionalbearbeiter<br />

vorgegebenen Protokolls, <strong>das</strong> von einem Verantwortlichen<br />

am Strand ausgefüllt wird.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />

der Region Venetien. Badeorte wie zum Beispiel<br />

Bibione, Caorle, Jesolo, Sottomarina und Rosolina<br />

Mare sind nahezu vollständig von der zahlreichen<br />

Präsenz von Touristen abhängig. In der Region<br />

Venetien wurden 2002 rund 28 Millionen Übernachtungen<br />

italienischer und ausländischer Gäste registriert.<br />

Die größte Fraktion der Touristen stellen dabei<br />

die Italiener, gefolgt von den Deutschen, den Österreichern,<br />

den Tschechen und den Polen.<br />

Über die letzten Jahre betrachtet ergibt sich folgendes<br />

Bild der touristischen Präsenz in der Region<br />

Venetien: Der Tourismus in der Region boomt ohne<br />

Unterbrechung. Seit 1997 waren die Zahlen der<br />

Ankünfte und Übernachtungen bei schon hohem<br />

Auslastungsgrad immer noch kontinuierlich steigend.<br />

Nun scheint vorerst einmal ein Plateau auf<br />

hohem Niveau erreicht worden zu sein. Im Jahr 2002<br />

waren die Besucherzahlen erstmals gleichbleibend<br />

oder leicht rückläufig (siehe Tabelle 4.1 und 4.2).<br />

Tabelle 4.1: Entwicklung der Besucherzahlen<br />

dargestellt als Anzahl Ankünfte pro Jahr.<br />

Ankünfte 1999 2000 2001 2002<br />

Bibione 563252 568419 595881 575639<br />

Caorle 440920 449914 460131 455580<br />

Jesolo 1052971 1104021 1104306 987586<br />

Cavallino 586945 597572 623796 597438<br />

Rosolina 131534 140752 158225 140693<br />

Tabelle 4.2: Entwicklung der Besucherzahlen<br />

dargestellt als Anzahl Übernachtungen pro Jahr.<br />

Übernachtungen<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Bibione 5072138 5124113 5347864 5193340<br />

Caorle 3499806 3538469 3637375 3635207<br />

Jesolo 5263586 5392131 5720851 5273021<br />

Cavallino 5536664 5600855 5868702 5685868<br />

Rosolina 1464572 1572553 1700462 1556293<br />

Diese Stagnation bzw. der leichte Rückgang bei den<br />

Gästezahlen hatte besorgte Stimmen bei den verantwortlichen<br />

Funktionären der Tourismusindustrie zur


Folge. Eine Analyse der Daten zeigt aber, <strong>das</strong>s<br />

lediglich die hervorragenden Zahlen des Jahres 2001<br />

(siehe Tabelle 4.3) nicht noch einmal erreicht<br />

werden konnten. Realistisch gesehen liegen die<br />

Besucherzahlen des Jahres 2002 noch <strong>über</strong> den<br />

Werten von 1999 und 2000. Wie in vielen anderen<br />

Bereichen der Wirtschaft scheint aber auch in der<br />

Tourismusbranche noch immer alles auf eine fortwährende<br />

Steigerung des Umsatzes ausgelegt zu<br />

sein. Anbetrachts limitierter natürlicher Ressourcen<br />

auf der einen Seite und un<strong>über</strong>schaubarer Sonnenschirmreihen<br />

auf der anderen Seite wäre es wünschenswert,<br />

<strong>das</strong>s sich die in Umweltzertifizierungen<br />

propagierte Qualitätssicherung der Küstengemeinden<br />

auch in einer freiwilligen Limitierung der<br />

Kapazitäten niederschlägt.<br />

Tabelle 4.3: Prozentuale Veränderung der Besucherzahlen,<br />

dargestellt als Ankünfte und Übernachtungen<br />

im Zeitraum 2000 bis 2002.<br />

2001 zu<br />

2000<br />

Ankünfte Übernachtungen<br />

2002 zu<br />

2001<br />

2001 zu<br />

2000<br />

2002 zu<br />

2001<br />

Bibione 4,8% -3,4% 4,4% -2,9%<br />

Caorle 2,3% -1,0% 2,8% -0,1%<br />

Jesolo 0,0% -10,6% 6,1% -7,8%<br />

Cavallino 4,4% -4,2% 4,8% -3,1%<br />

Rosolina 12,4% -11,1% 8,1% -8,5%<br />

Obwohl in Struktur und Qualität der Strände der<br />

großen Badeorte nur geringe Unterschiede bestehen,<br />

so zeigt sich dennoch ein unterschiedliches Urlaubsverhalten<br />

seiner Besucher. Tabelle 4.4 beinhaltet<br />

eine Gegen<strong>über</strong>stellung der durchschnittlichen<br />

Verweildauer der Gäste in den größeren Badeorten<br />

der Region Venetien. Während Bibione, die Ortschaften<br />

des Cavallino und Rosolina Mare mit ihrem<br />

besonders auf junge Familien mit Kindern zugeschnittenen<br />

Angebot Verweilzeiten von 9 bis 11<br />

Tagen aufweisen, so ist Jesolo mit seinem auf junge<br />

Leute ausgerichteten Unterhaltungsprogramm mit 5<br />

Tagen <strong>das</strong> klassische Kurzurlaubsziel. Caorle mit<br />

seinen Stadtstränden, dem idyllischen Fischereihafen<br />

und dem historischen Stadtkern zieht seine Gäste für<br />

durchschnittlich 7,9 Tage an. Dieses unterschiedliche<br />

Urlaubsverhalten ist <strong>über</strong> die Jahre betrachtet<br />

ausgesprochen konstant.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, <strong>das</strong>s<br />

Hotels und Ferienagenturen trotz leichten Rückgangs<br />

eine gute touristische Saison 2002 erwarten.<br />

Weniger optimistisch klingen allerdings die Stimmen<br />

des Einzelhandels und der Gastronomie, die<br />

trotz zahlreicher Präsenz von Gästen in den Urlaubsorten<br />

Rückgänge im Umsatz zu verzeichnen<br />

haben. Als Hauptursache dafür wird die durch die<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 38<br />

allgemeine wirtschaftliche Lage in den Ursprungsländern<br />

verursachte verringerte Kaufkraft der Touristen<br />

angesehen.<br />

Tabelle 4.4: Gegen<strong>über</strong>stellung der durchschnittlichen<br />

Urlauberverweildauer<br />

Übernachtungen/<br />

Ankunft<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Bibione 9,0 9,0 9,0 9,0<br />

Caorle 7,9 7,9 7,9 7,9<br />

Jesolo 5 4,9 5,2 5,3<br />

Cavallino 9,4 9,4 9,4 9,4<br />

Rosolina 11,1 11,2 10,7 11,1<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Sämtliche Kläranlagen in den Ferienorten an der<br />

Küste sind mittlerweile auf die notwendigen Kapazitäten<br />

ausgebaut. In den letzten Jahren wurden die<br />

Kläranlagen im Küstenabschnitt zwischen Bibione<br />

und Rosolina Mare von bereits 625.000 bestehenden<br />

Einwohnergleichwerten (EGW) auf 775.000 EGW<br />

ausgebaut. In verschiedenen Gemeinden wurde die<br />

Mischkanalisation durch eine für Regenwasser und<br />

Abwasser getrennte Kanalisation ersetzt, um eine<br />

Überlastung der Kapazitäten bei größeren Niederschlagsmengen<br />

zu vermeiden. Außerdem wurden,<br />

wie etwa in Eraclea Mare, einige kleinere Kläranlagen<br />

in größeren zentralen Anlagen zusammengefasst.<br />

Die Kläranlagen sind zum Teil mit einer<br />

dritten Reinigungsstufe ausgestattet. Es wird in fast<br />

allen Fällen eine biologische Phosphateliminierung<br />

anstelle einer chemischen Phosphatfällung durchgeführt.<br />

Im Bereich von Venedig bestehen bisher zwei<br />

größere Kläranlagen, die auch die anfallenden<br />

Industrieabwässer von Mestre entsorgen. Diese<br />

sollen im Rahmen eines ehrgeizigen Projekts der<br />

Region Venetien in den kommenden 13 Jahren und<br />

einem finanziellen Aufwand von ca. 200 bis 250<br />

Mio. € zu einer Megakläranlage zusammengeschlossen<br />

werden. Nach Fertigstellung sollen dann alle<br />

privaten wie industriellen Abwässer, die bisher teils<br />

ungeklärt in die Lagune von Venedig geflossen sind,<br />

nach dem modernsten Stand der Technik aufbereitet<br />

werden. Bei dem derzeitigen Planungsstand ist<br />

allerdings noch unklar, ob die geklärten Abwässer<br />

dann in die Lagune, in den Fluss Brenta oder direkt<br />

ins Meer eingeleitet werden.<br />

Die Abwasserentsorgung im Hinterland ist noch<br />

problematisch. Viele kleinere Dörfer oder auch<br />

Städte leiten ihr Abwasser noch ungeklärt in die<br />

Flüsse, deren Wasserqualität dadurch erheblich<br />

beeinträchtigt wird.


4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Der hygienische Zustand der Badegewässer an den<br />

offiziellen Badestellen in der Region Venetien kann<br />

auch in diesem Jahr als <strong>über</strong>wiegend gut bis sehr gut<br />

zu bezeichnet werden. Aufgrund des Neu- und<br />

Ausbau vieler Kläranlagen an der Küste ist in den<br />

letzten Jahren die hygienische Belastung der Strände<br />

zurückgegangen. Problemzonen sind jedoch nach<br />

wie vor die Fluss- und Kanalmündungen. Die<br />

Schmutzfracht der Flüsse kann bei entsprechenden<br />

Strömungen und Windverhältnissen in der direkten<br />

und weiteren Umgebung der Mündungen zu deutlich<br />

erhöhten Belastungen der Badegewässer führen. Im<br />

Zeitraum von April bis Ende August wurden an 49<br />

der insgesamt 94 untersuchten Messstellen zu<br />

keinem Zeitpunkt europäische Richt- bzw. Grenzwerte<br />

<strong>über</strong>schritten (52 %). An 45 Messpunkten<br />

wurden die europäischen Richtwerte mindestens<br />

einmal (48 %), an 35 Messpunkten zweimal oder<br />

häufiger (37 %) <strong>über</strong>schritten. An 36 Messstellen<br />

(38 %) wurden die italienischen Grenzwerte und an<br />

13 Messstellen (14 %) die europäischen Grenzwerte<br />

<strong>über</strong>schritten. Aufgrund der deutlich strengeren<br />

italienischen Gesetze zur Badegewässerqualität<br />

wurden in der Saison 2002 in der Region Venetien<br />

an 16 Messpunkten Strände mit einem temporären<br />

Badeverbot belegt. Dabei handelte es sich in 3<br />

Fällen um ein Badeverbot aufgrund einer Überschreitung<br />

von europäischen Grenzwerten. Dar<strong>über</strong><br />

hinaus waren in der Gemeinde Chioggia / Isola<br />

Verde die Strandbereiche 50 m südlich der Flussmündung<br />

der Brenta und 50 m nördlich der Flussmündung<br />

der Etsch aufgrund anhaltender hygienischer<br />

Belastung im vergangenen Jahr für die gesamte<br />

Badesaison 2002 für den Badebetrieb gesperrt.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Die Belastungsschwerpunkte lagen in der Saison<br />

2002 wieder an den Flussmündungen der Brenta und<br />

die Etsch. Die Schmutzfracht dieser beiden Flüsse<br />

war für die temporären Badeverbote in der Gemeinde<br />

Chioggia und Rosolina verantwortlich. Dabei<br />

gehen die Meinungen <strong>über</strong> die Verursacher der<br />

Verschmutzung auseinander. Gerne schieben die an<br />

der Küste gelegenen Ortschaften die Schuld auf die<br />

im Hinterland befindlichen landwirtschaftlichen<br />

Betriebe mit intensiver Nutztierproduktion. Schuld<br />

an der erhöhten Belastung der Strände in der Nähe<br />

der Brenta im Frühjahr hatte sicherlich die noch<br />

nicht erfolgte Installation der Stahlspundwände<br />

jeweils an den beiden Seiten der Flussmündung. Seit<br />

mehreren Jahren werden zu Beginn der Badesaison<br />

diese Spundwände von Spezialschiffen mehrere<br />

hundert Meter ins Meer hinausgezogen, um die<br />

belastete Wasserfracht der Brenta von den Stränden<br />

fern zu halten. Weitere jährlich wiederkehrende<br />

Belastungszonen im östlichen Bereich der Region<br />

Venetien befinden sich in der Nähe von Fluss- und<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 39<br />

Kanalmündungen, sowie an den Mündungen der<br />

Lagunen, da dort besonders nach stärkeren oder<br />

länger anhaltenden Regenfällen erhöhte Einträge<br />

von Fäkalien und damit Keimen aller Art in <strong>das</strong><br />

Meer erfolgen können. So kam es in der Gemeinde<br />

Caorle an den Strandabschnitten Zona Colonie<br />

(Lagune) und im Mündungsbereich des Flusses<br />

Livenza im Mai und im Juni vor<strong>über</strong>gehend zu<br />

hygienischen Belastungen.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Die Strände an der oberen Adria <strong>über</strong>zeugten auch<br />

im Jahr 2002 durch ihren guten bis sehr guten<br />

Zustand. In Bezug auf Sauberkeit, Effektivität der<br />

Strandreinigung, Zustand sanitärer Einrichtungen,<br />

Vorhandensein von Wach- und Rettungsdiensten,<br />

sowie der Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten<br />

gab es keinen Grund zu Beanstandungen. Dabei<br />

scheint die relativ hohe Dichte von Sonnenanbetern<br />

an den Stadtstränden die meisten Gäste nicht zu<br />

stören. Ganz im Gegenteil: Das bunte Treiben mit<br />

dem obligatorischen "Sehen und Gesehen Werden"<br />

ist für viele Touristen zentraler Teil ihres Badeurlaubs.<br />

Ein anderes Bild der Strandqualität bietet sich<br />

an manchen abseits gelegenen Küstenstreifen. In<br />

Bereichen, an denen kein kommerzieller Badebetrieb<br />

vorhanden ist, gibt es nur geringen Service. Die<br />

Reinigung erfolgt mehr oder weniger effizient durch<br />

die Kommune, die auch für die Müllsammlung<br />

verantwortlich ist.<br />

Behindertengerechte Strände in der Region Venetien:<br />

Nicht ohne Grund werden die Strände der Region<br />

Venetien als Paradies für Familien mit Kindern<br />

bezeichnet. Ausgedehnte, flach abfallende Sandstrände,<br />

hervorragende Infrastrukturen auf den<br />

Stränden bis hin zur lückenlosen Überwachung des<br />

Badebetriebs kennzeichnen die Badeorte dieser<br />

Region. Dank dieser Strukturen und der problemlosen<br />

Zugänglichkeit der Strände eignen sich fast alle<br />

Badeorte der Region Venetien für den Urlaub von<br />

Touristen mit eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit.<br />

Lediglich die Strände der Gemeinden Porto<br />

Tolle und Porto Viro sind aufgrund der zu <strong>über</strong>windenden<br />

Brücken bzw. der ausschließlichen Zugänglichkeit<br />

<strong>über</strong> den Wasserweg als nur eingeschränkt<br />

behindertengerecht einzustufen.<br />

Um auf die Bedürfnisse als behinderter Badegast<br />

aufmerksam zu machen, reicht die Anmeldung an<br />

einer der Strandkassen. Diese verlassen dann alle<br />

weiteren Schritte, stellen einen Sonnenschirmplatz<br />

in unmittelbarer Ufernähe zur Verfügung und legen<br />

Ihnen mit mobilen Fahrrampen den Weg bis zum<br />

Sonnenschirm und bis zur Wasserlinie. Auf Wunsch<br />

sind die Bademeister sogar beim Betreten und<br />

Verlassen des Wassers behilflich.<br />

Die Ortschaften Bibione, Caorle, Jesolo und Eraclea<br />

haben außerdem eine Broschüre herausgebracht, die


alle vor Ort befindlichen behindertengerechten<br />

Einrichtungen wie spezielle Rollstuhl-Fahrrampen<br />

bis zur Wasserlinie und behindertengerechte Toiletten<br />

am Strand beinhaltet. Die Broschüre kann unter<br />

anderem angefordert werden bei: CODESS, Viale<br />

Isonzo 11, I-30026 Portogruaro (VE), Fax: 0039<br />

0431 760598.<br />

Hundestrände in der Region Venetien:<br />

In der Region Venetien gibt es zwei freie Strandabschnitte,<br />

an denen <strong>das</strong> Mitführen von Hunden<br />

erlaubt ist.<br />

a) Am Strand von Bibione ist der unbewirtschaftete<br />

Bereich westlich des Leuchtturms für Vierbeiner<br />

freigegeben. Folgende Regeln gelten für die Mitnahme<br />

Ihres Hundes:<br />

- Der Zugang zum Hundestrand darf nur <strong>über</strong> die<br />

Via Faro oder die Via Procione erfolgen<br />

- Hunde, die nicht an der Leine gehalten werden,<br />

müssen einen Maulkorb tragen<br />

- Der Hundehalter muss Hilfsmittel zur Entsorgung<br />

der Exkremente mit sich führen.<br />

b) Ein echtes Paradies für Hundehalter stellt die<br />

Halbinsel Brussa dar. Der Strand der Brussa liegt<br />

zwischen Bibione und Caorle und ist einer der<br />

letzten relativ unberührten Naturstrände der Region<br />

Venetien. Der Besucher verzichtet zwar auf jeglichen<br />

Komfort wie z. B. hygienische Einrichtungen<br />

oder Gastronomie. Dafür erwarten ihn und seinen<br />

vierbeinigen Begleiter 4 km Sandstrand zum Spazieren<br />

gehen und Schwimmen ohne Vorschriften oder<br />

Einschränkungen.<br />

Das Projekt Bau-Bau-Beach am Lido di Venezia,<br />

<strong>das</strong> 2001 ins Leben gerufen wurde und einen voll<br />

ausgestatteten Hundstrand zwischen Alberoni und<br />

Malamocco für die Saison 2002 zum Ziel hatte, hat<br />

sich leider in der italienischen Bürokratie festgefahren<br />

und seine Realisierung ist ungewiss.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Algenschleim<br />

Dieses in Italien unter dem Begriff Mucillagine<br />

bekannt gewordene Phänomen entsteht durch Ausscheidungen<br />

von Mikroalgen und Bakterien, die im<br />

Laufe ihrer Zersetzung, von Wind und Wellen<br />

angetrieben, unter Wasser zu größeren Watten oder<br />

an der Wasseroberfläche zu flottierenden Teppichen<br />

aggregieren. Derartige Aggregate dieses schleimhaltigen<br />

Materials waren 1989 und 1990 zu einer ernst<br />

zu nehmenden Bedrohung der Tourismusindustrie<br />

der Oberen Adria geworden.<br />

Die Saison 2002 war gekennzeichnet von der Präsenz<br />

großer Mengen von Algenschleim, der aber<br />

aufgrund besonderer klimatischer Konditionen nicht<br />

den Weg an die Oberfläche fand. So blieb <strong>das</strong> von<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 40<br />

den Touristikoperatoren so gefürchtete Anlanden<br />

größerer Algenschleimmengen in der Region Venetien<br />

fast vollständig aus. Lediglich die Fischer waren<br />

wie schon in der Vergangenheit die Leidklagenden,<br />

da ihre Netze durch den Algenschleim unbrauchbar<br />

wurden.<br />

Dabei waren in der Saison 2002 alle Voraussetzungen<br />

für ein "großes Mucillagine-Jahr" gegeben.<br />

Immer wieder entwickelten sich große Mengen des<br />

Algenschleims und waren im Auftauchen begriffen,<br />

als ungewöhnlich kräftige meteorologische Ereignisse<br />

wie heftigste Gewitter und sehr starker Wind<br />

diese "in letzter Minute" noch zerschlugen. Dieser<br />

Algenkrimi dauerte <strong>über</strong> gut 2 Monate und seine<br />

Chronik wird im Kapitel 4.8 nochmals ausführlicher<br />

beschrieben.<br />

Anschwemmung von Makroalgen<br />

Um ein ökologisches Phänomen mit weitgehend<br />

natürlichen Ursachen handelt es sich bei den meist<br />

lokal begrenzten Anschwemmungen größerer<br />

Mengen von Rot- oder Grünalgen. Diese werden bei<br />

bestimmten Strömungs- und Wellenverhältnissen<br />

vom Meeresboden abgerissen und von anlandigen<br />

Winden an die Strände gespült. Wenn die Algenreste<br />

nicht, wie an den meisten Stränden jedoch üblich,<br />

sofort entfernt werden, kann es durch die Zersetzung<br />

des Pflanzenmaterials zu Geruchsbelästigungen<br />

kommen. Die hygienische Qualität des Badegewässers<br />

wird hierdurch jedoch nicht beeinträchtigt.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

An den konzessionierten Stränden Venetiens müssen<br />

Rettungsschwimmmeister und Erste-Hilfe-Stellen<br />

vorhanden sein. Aufgrund der sehr gut ausgebauten<br />

Infrastruktur kommt es fast nie zu Todesfällen durch<br />

Ertrinken an den Stränden in Venetien. Die auftretenden<br />

Todesfälle sind in der Regel auf Herz- oder<br />

Kreislaufversagen und nicht auf Ertrinken zurückzuführen.<br />

Die Überwachung der Badesicherheit ist gesetzlich<br />

für ganz Italien einheitlich geregelt. Die Gesetze<br />

werden von der Hafenkommandantur erlassen, die<br />

diese an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse<br />

anpasst.<br />

In den Region Venetien gelten folgende Regelungen:<br />

- an den konzessionierten Stränden muss während<br />

der gesamten Badesaison (1. Mai bis 30. September)<br />

ein Rettungsdienst zur Verfügung stehen. Dieses<br />

Rettungspersonal muss eine Ausbildung im Rettungsschwimmen<br />

und in Erste Hilfe nachweisen und<br />

jedes Jahr erneut eine Prüfung ablegen. Zusätzlich<br />

ist eine alljährliche medizinische Untersuchung<br />

notwendig, um <strong>das</strong> Zertifikat Rettungsschwimmmeister<br />

zu erhalten.


- Die Rettungsschwimmmeister müssen ein rotes T-<br />

Shirt mit der Aufschrift “Bagnino di salvataggio”<br />

tragen und von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 16:00<br />

bis 18:00 Uhr anwesend sein. Die Ausübung der<br />

Überwachung findet entweder von einem Boot oder<br />

von einem Hochsitz am Strand aus statt. Während<br />

dieser Zeit wird eine blaue Fahne gehisst, die anzeigt,<br />

<strong>das</strong>s der Strandabschnitt derzeit <strong>über</strong>wacht ist.<br />

Von 8:30 Uhr bis 19:30 Uhr muss eine in Erster<br />

Hilfe ausgebildete Person zusätzlich anwesend sein.<br />

Wenn die Wetterlage bzw. der Zustand des Meeres<br />

ein sicheres Baden nicht erlaubt, muss eine rote<br />

Flagge gehisst werden. Der Rettungsdienst ist dann<br />

außer Dienst.<br />

- Werden vom Rettungspersonal Ruderboote benutzt,<br />

müssen diese alle 100 m vorhanden sein. Bei<br />

der Nutzung von Motorbooten (ohne Schraubenantrieb)<br />

beträgt die Entfernung zwischen den Booten<br />

200 m und kann auf 300 m erhöht werden, wenn<br />

zwei Bademeister vor Ort sind.<br />

- Jede Bademeisterstation ist obligatorisch mit einem<br />

Erste-Hilfe-Kasten, 3 Sauerstoffflaschen und einem<br />

Wiederbelebungsgerät ausgerüstet. Erste-Hilfe-<br />

Stationen sind fakultativ, die meisten Strandbäder<br />

haben jedoch Erste-Hilfe-Stationen, in denen auch<br />

eine ausgebildete Krankenschwester zur Verfügung<br />

steht. Außerdem gibt es in jedem Strandort eine<br />

Außenstation der örtlichen Gesundheitsbehörden mit<br />

Notfalldiensten. In der Regel bieten diese Krankenstationen<br />

zu bestimmten Zeiten Übersetzungsdienste<br />

an.<br />

- Es ist obligatorisch, Nichtschwimmerzonen auszuweisen.<br />

Zudem muss der Badebereich, in den<br />

Boote nicht eindringen dürfen, durch rote Bojen<br />

angezeigt werden. Der Abstand zum Strand beträgt<br />

in Venetien 500 m.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

Die ansonsten als ruhig zu bezeichnende touristische<br />

Saison 2002 wurde in der Regione Veneto durch 2<br />

zentrale Themen bestimmt: zum einen die ungewöhnlich<br />

heftigen Unwetter und zum anderen die<br />

Gefahr des Auftretens von Algenschleim an der<br />

Wasseroberfläche.<br />

07.06.2002<br />

Ende Mai erfolgte die Verleihung der Bandiera Blu<br />

2002 der F.E.E.E. (Foundation for Environmental<br />

Education in Europe). Die Bandiera Blu, eine<br />

Auszeichnung für sehr gute Badegewässerqualität<br />

und ausgezeichnete touristische Infrastruktur, ging<br />

in der Region Venetien dieses Jahr an die Badeorte<br />

Bibione und Caorle. In der Kategorie Yachthäfen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 41<br />

wurde die Blaue Flagge an folgende Sportboothäfen<br />

Venetiens verliehen: Caorle - Darsena dell Orologio;<br />

Porto S. Margherita - Marina 4; Jesolo - Porto<br />

Turistico Jesolo; Cavallino - Marina Cavallino;<br />

Chioggia - Sporting Club; Rosolina - Marina di<br />

Albarella.<br />

08.06.2002<br />

Für die Jahreszeit ungewöhnlich heftige Stürme<br />

wüteten in weiten Teilen Venetiens und Friaul-<br />

Julisch-Venetiens. Orkanartige Winde aus Südosten,<br />

verbunden mit kräftigen Regenfällen und Gewittern<br />

führten zu Sachschäden in Millionenhöhe. An vielen<br />

Badestränden der Region, die schon für die Touristenströme<br />

vorbereitet waren, haben Wind und<br />

Wellen die Arbeit der letzten Wochen zerstört.<br />

Vielerorts war außerdem starke Stranderosion zu<br />

beklagen. Besonders stark davon betroffen war<br />

Jesolo, wo sogar der Notstand ausgerufen wurde.<br />

Dort wurden im Bereich "Riviera di Levante" und<br />

"Pineta Due" mehrere 1000 Schirmplätze Opfer der<br />

Wellen. In Venedig führten die anhaltenden Sturmwinde<br />

aus südlichen Richtungen zu einem Rekordhochwasser,<br />

dem sogenannten "Acqua Alta". Mit<br />

121 cm <strong>über</strong> Normal Null war der Wasserstand in<br />

der Lagunenstadt so hoch wie zuletzt vor 150<br />

Jahren. Ein weiteres Problem stellten die starken<br />

Niederschläge der letzten Tage dar. Nach sintflutartigen<br />

Regenfällen führten die Flüsse Piave, Livenza<br />

und Tagliamento Hochwasser, <strong>das</strong> für mehrere Tage<br />

durch die starken Südwinde zusätzlich aufgestaut<br />

wurde. Nach Nachlassen der Winde transportierten<br />

diese Flüsse jede Menge an Schwemmgut bis hin zu<br />

Baumstämmen ins Meer. Neben der ästhetischen<br />

und hygienischen Beeinträchtigung des Badevergnügens<br />

durch Strandanwurf im Bereich der mündungsnahen<br />

Strände stellte größeres Treibgut vor<strong>über</strong>gehend<br />

eine nicht zu unterschätzende Gefahr für<br />

die Schifffahrt dar.<br />

18.06.2002<br />

Schwere Unwetter suchten die Lagune von Venedig<br />

heim. Besonders betroffen von den schweren Gewittern<br />

waren die Insel "Lido di Venezia" und die<br />

Halbinsel "Cavallino". Innerhalb von 15 Minuten<br />

waren 3 Windhosen <strong>über</strong> den Lido hinweggezogen<br />

und haben zahlreiche Bäume entwurzelt. Die sintflutartigen<br />

Regenfälle führten zu ausgedehnten<br />

Überschwemmungen. Schäden an der Vegetation<br />

wurden auch von den kleineren Laguneninseln<br />

Murano und Burano gemeldet. Venedig selbst war<br />

durch umgestürzte Straßenschilder und Stromkabel<br />

mehrere Stunden vom Festland abgeschnitten. Am<br />

Cavallino wurden circa 20 Häuser abgedeckt und<br />

mehrere hundert Bäume entwurzelt. Die Wucht der<br />

Sturmböen, verbunden mit den enormen Regenmengen<br />

führten zum Kentern mehrerer Boote.


27.06.2002<br />

Im Rahmen ihrer intensiven Öffentlichkeits- und<br />

Aufklärungsarbeit veranstaltete die ARPA Veneto<br />

am 26.06.02 einen Tag der offenen Tür. Geladen<br />

waren unter anderem die Presse, mehrere Fernsehteams,<br />

Repräsentanten der Regione Veneto, vertreten<br />

durch den Referenten für den ADAC-<br />

Sommerservice Sig. Gabrielle Camillo und der<br />

ADAC-Sommerservice. Thematischer Inhalt der<br />

Veranstaltung war die Vorstellung der verschiedenen<br />

Aktivitäten und Verantwortlichkeiten der<br />

ARPAV wie Durchführung der Kontrollen zur<br />

Badegewässerqualität und des biologischen Monitorings<br />

in der nördlichen Adria. Auf den beiden für<br />

<strong>das</strong> Monitoring eingesetzten Forschungsschiffen<br />

wurde der Presse und den Fernsehteams ein Einblick<br />

in die zur Verfügung stehenden meeresbiologischen<br />

Probennahme- und Untersuchungsmethoden gegeben.<br />

Außerdem standen die Verantwortlichen der<br />

ARPAV der Presse für Interviews zur Verfügung.<br />

15.07.2002<br />

Schwere Unwetter mit heftigen Gewittern, wolkenbruchartigen<br />

Regenfällen und orkanartigen Sturmböen<br />

wüteten in den letzten Tagen <strong>über</strong> weiten<br />

Teilen Nord- und Mittelitaliens. In vielen Ortschaften<br />

wurden Bäume entwurzelt und Straßen und<br />

Keller <strong>über</strong>flutet. Im Bereich Bibione und Lignano,<br />

wo ein kurzes aber besonders heftiges Gewitter<br />

niederging, hielten sich die Schäden, abgesehen von<br />

zahlreichen umhergewirbelten Sonnenschirmen und<br />

Liegestühlen zum Glück in Grenzen.<br />

17.07.2002<br />

Der Badeort Bibione hat als erster und bisher einziger<br />

europäischer Touristenort für sein gesamtes<br />

Stadtgebiet mit all seinen verschiedenen Strukturen<br />

<strong>das</strong> Umweltzertifikat EMAS "Verified Environmental<br />

Management" der Europäischen Gemeinschaft<br />

verliehen bekommen.<br />

Seit mittlerweile 4 Jahren ist der Badeort Bibione<br />

mit der dazugehörigen Gemeinde San Michele al<br />

Taglimento in ein Öko-Audit-Verfahren involviert,<br />

<strong>das</strong> zum Ziel hat, <strong>das</strong> Umweltmanagement dieses<br />

fortschrittlichen Küstenorts an der oberen Adria zu<br />

zertifiziert. Nun war es endlich so weit: Seit 7. Juni<br />

darf sich der Touristenort nun mit dem begehrten<br />

EMAS-Logo schmücken. Aus Anlass der Verleihung<br />

und der Präsentation für die Presse kommenden<br />

Freitag hatte die an dem Zertifizierungsprozess<br />

beteiligte Universität Padua eine Pressemitteilung<br />

erstellt, die wie folgt lautet:<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 42<br />

UNIVERSITÄT VON PADUA<br />

FACHBEREICH FÜR UMWELTTECHNIK<br />

INSTITUT FÜR UMWELTFORSCHUNG<br />

Via Marzolo, 9<br />

35131 Padova<br />

Tel. 049 8275539 ; Fax. 049 8275785<br />

E-Mail: cesqa@unipd.it<br />

Padua, den 9. Juli 2002<br />

Umwelterklärung “EMAS” für den Badeort Bibione<br />

nach der Verordnung (CE) 761/2001.<br />

Zweifellos wird Bibione, <strong>das</strong> touristische Zentrum<br />

der Gemeinde von San Michele al Tagliamento, in<br />

den nächsten Jahren nicht nur als einer der berühmtesten<br />

Badeorte (an dritter Stelle für die Zahl der<br />

Touristen in Italien), sondern auch als europäisches<br />

Beispiel für einen Ort des praktizierten Umweltschutzes<br />

(best – practice) und des umweltverträglichen<br />

Tourismus in Erinnerung bleiben.<br />

Im Juni hat Bibione nach vierjähriger Arbeit mit der<br />

Gemeinde, der Universität von Padua (Prof. Antonio<br />

Scipioni, Institut für Umweltforschung), der Region<br />

Venetien, dem Verband ANPA, dem Ausschuss<br />

EMAS Italien und den anderen Unternehmern und<br />

Berufsverbänden zwei große Anerkennungen erhalten.<br />

Seit 7. Juni 2002 ist Bibione der einzige Badeort in<br />

Europa, der die Anerkennung EMAS im Bezug auf<br />

die Anwendung eines Systems für <strong>das</strong> Umweltmanagement<br />

für <strong>das</strong> gesamte Gebiet der Gemeinde und<br />

nicht nur für administrative Teilbereiche erhalten<br />

hat.<br />

Die Umwelterklärung EMAS (Eco-Management and<br />

Audit Scheme) nach der europäischen Verordnung<br />

N. 761/2002, die die herausragende Leistung einer<br />

Organisation im Bezug auf ihr Umweltmanagement<br />

attestiert, wurde bisher noch nie an eine gesamte<br />

Gemeinde, geschweige denn an einen kompletten<br />

Touristenort vergeben.<br />

Wegen der Innovativität und der Originalität dieses<br />

interessanten Forschungsvorhabens hat die europäische<br />

Kommission Bibione diesen Preis verliehen<br />

und hat den Badeort als eines der besten Vorzeigeobjekte<br />

(best practice) im Bezug auf Umweltpolitik<br />

und der Umsetzung des Umweltschutzes in Europa<br />

bezeichnet.<br />

Diese Initiative von Bibione hat klar ersichtlich <strong>das</strong><br />

Ziel einer umweltverträglichen Nutzung und Entwicklung<br />

der natürlichen Ressourcen unter der<br />

aktiven Einbeziehung aller im Sektor des Tourismus<br />

tätigen Organisationen.<br />

Den Grundprinzipien der Verordnung EMAS entsprechend<br />

stellt diese Umwelterklärung EMAS von<br />

Bibione erst den Anfang eines Prozesses dar, der als<br />

Zielsetzung die kontinuierliche Verbesserung des<br />

Umweltmanagements unter Einbeziehung einer<br />

immer größeren Zahl von beteiligten Organisationen<br />

und Objekten hat.


25.07.02<br />

Eine Meeresschildkröte der Art Caretta caretta, die<br />

als relativ häufig für die Adria beschrieben wird,<br />

verirrte sich in den Gewässern der Lagune von<br />

Venedig. Sie wurde nach Hinweisen von Mitgliedern<br />

des WWF von den Carabinieri und der Guardia<br />

di Finanza im Bereich der Insel Burano gefunden<br />

und geborgen. Nach einer eingehenden Körpervisite<br />

durch Meeresbiologen des naturkundlichen Museums<br />

Venedig, die den guten Gesundheitszustand des<br />

ca. 50 cm großen und ca. 50 Jahre alten Tieres<br />

ergab, wurde der Irrgänger von einem Schnellboot<br />

der Guardia di Finanza aufs offene Meer gebracht<br />

und in einer Entfernung von ca. 8 Seemeilen vor der<br />

Küste wieder in die Freiheit entlassen.<br />

06.08.02<br />

Ein seltenes Ereignis konnte am Strand von Jesolo<br />

beobachtet werden. Ein ca. 15 Meter langer Wal<br />

wurde von Badenden in nur 500 Meter Entfernung<br />

zum Strand gesichtet. Das vermutlich verirrte Tier<br />

wurde von Schlauchbooten der Küstenwache aufs<br />

offene Meer geleitet, wo es in Richtung Chioggia<br />

verschwand. Das Auftauchen eines so selten Gasts<br />

in Jesolo wurde vom Direktor des Tourismus-Büros<br />

als Glücksbringer für die Stadt bezeichnet und der<br />

Bürgermeister betone, <strong>das</strong>s die Präsenz eines so<br />

großen Wals in diesem Bereich der Adria ein Beweis<br />

für die hervorragende Badegewässerqualität<br />

von Jesolo sei.<br />

Die Chronik des Algenschleim–Jahres 2002 aus<br />

der Sicht der lokalen Presse<br />

03.07.2002<br />

Wissenschaftler und Politiker aus Emilia-Romagna,<br />

Veneto, Friuli, Slowenien und Kroatien traffen sich<br />

am 4. Juli zur 2. Arbeitstagung zur Überwachung<br />

der Algensituation in der nördlichen Adria im<br />

Hauptsitz der ARPA Veneto in Padova. Die Vertreter<br />

der einzelnen Anrainerländer stellten die Ergebnisse<br />

der aktuellen Monitoring-Fahrten vor, die sich<br />

wie folgt darstellten:<br />

Es bestand ein starker West-Ost-Gradient bezüglich<br />

der Präsenz und Intensität von Schleimaggregaten.<br />

Während im Bereich westlich von Triest bis zur Po-<br />

Mündung sehr gute Sichtweiten herrschten und nur<br />

vereinzelt „Meeresschnee“ beobachtet wurde, gab es<br />

vor der Küste Istriens eine Massenentwicklung von<br />

Schleimaggregaten. Die dort in einer Wasserschicht<br />

von 4 bis 15 m Wassertiefe vorhandenen Ansammlungen<br />

hatten sich zu wolkenartigen Gebilden von<br />

bis zu 1 m Durchmesser aggregiert und waren der<br />

Kategorie 3 des Beurteilungsschemas des Osservatorio<br />

Alto Adriatico zuzuordnen. Dies Ansammlungen<br />

waren teilweise an die Oberfläche getreten und<br />

wurden im Bereich von Rovinj und im Hafen von<br />

Triest an die Küste getrieben.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 43<br />

Die seit einigen Tagen vorherrschenden wechselhaften<br />

Wetterbedingungen mit anhaltendem Nordost-<br />

Wind (Bora) hatten die an der Oberfläche schwimmenden<br />

Schleimstrukturen und auch die Aggregate<br />

und Wolken in der Wassersäule großteils zerschlagen.<br />

Es existierten zu diesem Zeitpunkt also in keiner<br />

Region der nördlichen Adria Schleimaggregate an<br />

der Oberfläche. Die Leidtragenden waren einzig die<br />

Fischer, deren Netze durch die Schleimfracht<br />

verstopfen. Die weitere Entwicklung der Schleimaggregate<br />

hing in der folgenden Zeit ganz besonders<br />

von der Wetterentwicklung ab. Im Fall einer stabilen<br />

Wetterlage mit starker Sonneneinstrahlung und<br />

schwachen Winden <strong>über</strong> mehrere Wochen wäre eine<br />

Massenentwicklung von Schleimaggregaten in<br />

weiten Teilen der nördlichen Adria relativ wahrscheinlich<br />

gewesen.<br />

11.07.2002<br />

Bei den Routine-Ausfahrten des Umweltschutzamtes<br />

(ARPA Veneto) am 08. und 09.07.2002 wurden<br />

entlang der gesamten Küste der Region Venetien an<br />

der Wasseroberfläche Fronten mit angereichertem<br />

Algenschleim gesichtet, die in einer Entfernung von<br />

einer Seemeile parallel zur Küste verliefen. Weiter<br />

von der Küste entfernt wurden zahlreiche Flecken<br />

von Algenschleim an der Oberfläche beobachtet.<br />

In der darunter liegenden Wassersäule (2 bis 15 m<br />

Wassertiefe), in der in den vergangenen Wochen nur<br />

"Meeresschnee" beobachtet wurde, befanden sich<br />

nun Schleimaggregate in Form von Wolken, Bändern<br />

und ausgedehnten Netzen in nennenswerten<br />

Dimensionen. Die Entwicklung dieses Phänomens<br />

war eng verbunden mit dem Fortbestand der meteorologisch-hydrografischen<br />

Konditionen, die den<br />

Prozess der Entstehung von Algenschleim und<br />

seiner Aggregation begünstigten.<br />

Während der Ausfahrten wurden an mehreren<br />

Stellen entlang der Küste Tauchgänge durchgeführt,<br />

die die Präsenz von ausgedehnten Schichten von<br />

Algenschleim ergaben. Diese Ansammlungen, die<br />

auch als "falsche Meeresböden" bezeichnet werden,<br />

befanden sich an stark ausgeprägten Temperatursprungschichten<br />

zwischen 7 bis 10 m Wassertiefe,<br />

an denen sich die Schleimaggregate aufgrund des<br />

großen Dichteunterschieds zwischen warmen und<br />

kalten Wasser anreichern. Der während der Tauchgänge<br />

vorgefundene Algenschleim hatte eine milchige<br />

Färbung, welche auf seine Entstehung erst in<br />

den vergangenen Tagen hinwies. Das Fortdauern der<br />

stabilen Wetterlage mit nur schwachen Winden und<br />

eine weitere Erhöhung der Wassertemperatur könne<br />

ein Aufsteigen der sich momentan in der Wassersäule<br />

befindlichen Schleimaggregate begünstigen. Die<br />

Strömungs- und Windverhältnisse der kommenden<br />

Tage wäre für die weitere Ausbreitung und horizontale<br />

Verteilung des an der Oberfläche befindlichen<br />

Algenschleims verantwortlich gewesen.


11.07.2002<br />

Situationsbericht Algenschleim im Golf von Triest<br />

(Übersetzung des Zeitungsberichts)<br />

"Die Algen tauchen an allen Stränden der Provinz<br />

auf. Das Phänomen verschlimmert sich durch die<br />

'Verstärkung' aus Slowenien und Kroatien"<br />

Mucillagine <strong>über</strong>all, <strong>das</strong> Wochenende ist in Gefahr<br />

Aus dem Labor für Meeresbiologie die Bestätigung:<br />

"Nur die Bora kann <strong>das</strong> Desaster abwenden". Die<br />

Mucillagini kommen so gut wie <strong>über</strong>all an die<br />

Oberfläche. Und am Wochenende, wenn sich <strong>das</strong><br />

Wetter nicht ändert, wird es unmöglich sein, im Golf<br />

von Triest zu Baden.<br />

"Die Mucillagini füllen die oberflächennahe Wassersäule<br />

fast vollständig aus und sind bereit, an die<br />

Oberfläche zu steigen". Paola de Negro, Vizedirektorin<br />

des Laboratorio di Biologia Marina hatte keine<br />

Vorbehalte, folgende Prognose zu äußern: "Das<br />

Meer vor Triest könnte in den nächsten Stunden die<br />

Farbe verändern und sich in eine gelbbraune Brühe<br />

verwandeln unbrauchbar für <strong>das</strong> Baden im Meer, die<br />

Fischerei, die Touristen".<br />

"Auf einer imaginären Risikoskala – fügte die<br />

Wissenschaftlerin an – die von 1 bis 10 geht, befinden<br />

wir auf dem Niveau 9". Was soviel heißt als nur<br />

noch ein extremes Gewitter oder die Ankunft der<br />

Bora (die Wettervorhersagen für diesen Tag klangen<br />

fast wie eine Strafe: wolkenlos, beste Sichtverhältnisse,<br />

schwach windig, Tagestemperaturen zwischen<br />

22 und 30 Grad Celsius) könnte den Triestinern ein<br />

ruhiges Wochenende am Meer garantieren.<br />

"Gestern habe ich einen <strong>Bericht</strong> von unseren Kollegen<br />

bekommen, die im Bereich von Muccia (in der<br />

Nähe von Triest A.d.R.) arbeiten, in dem vom ersten<br />

massiven Auftreten von Algenschleim an der Oberfläche<br />

gesprochen wird. Wenn man berücksichtigt -<br />

ergänzte Frau Del Negro -, <strong>das</strong>s die große Hitze in<br />

Verbindung mit fast vollständiger Windstille die<br />

idealen Bedingungen für <strong>das</strong> an die Oberfläche<br />

Treten der Schleimaggregate sind, dann glaube ich<br />

nicht, <strong>das</strong>s man sich viele Hoffnungen machen kann,<br />

<strong>das</strong>s sich diese Tendenz noch umdreht.<br />

Mit anderen Worten, ein Desaster aus der Sicht der<br />

Umwelt. Und die Gründe für <strong>das</strong> Auftreten dieses<br />

Phänomens sind aus biologisch-hydrografischer<br />

Sicht wohlbekannt. Im Laboratorio di Biologia<br />

Marina wurde betont, <strong>das</strong>s der Golf von Triest schon<br />

seit jeher Auffangbecken für die verschiedensten<br />

Wassermassen aus der Adria gewesen ist. Das führe<br />

dazu, <strong>das</strong>s es in diesen Tagen nicht nur zu einer<br />

Anreicherung von Algenschleim aus dem Golf von<br />

Triest käme, sondern auch noch die an den Küsten<br />

von Slowenien und Kroatien entstandenen Aggregate<br />

in den Golf verfrachtet werden würden.<br />

11.07.2002<br />

Hoher Besuch aus Kalifornien: Es schien fast, als<br />

wolle es sich von seiner interessantesten Seite<br />

zeigen, um den hohen Gast zu beeindrucken. Die<br />

Rede ist einerseits von den Mucillagini, die gerade<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 44<br />

in jenen Tagen in besorgniserregender Konzentration<br />

vor den Küsten der nördlichen Adria in oberflächennahen<br />

Wassern für Aufregung sorgten, und<br />

andererseits von Professor Faruk Azzam, einem der<br />

bedeutendsten marinen Mikrobiologen der letzten<br />

Jahrzehnte vom Scripps Institution of Oceanography,<br />

University of California San Diego.<br />

Professor Azzam ist die Koryphäe im Bezug auf<br />

"microbial loop", einem Teilbereich der Meereswissenschaften,<br />

der sich mit der Bedeutung von Bakterien<br />

und anderen Mikroorganismen im Stoffkreis des<br />

Meeres beschäftigt. Professor Azzam und sein Team<br />

waren Teil eines internationalen Forschungsteams,<br />

<strong>das</strong> sich aus Wissenschaftlern des meeresbiologischen<br />

Labors der Universität Triest, der meeresbiologischen<br />

Forschungsstation Piran und dem meeresbiologischen<br />

Zentrum der Universität Zagreb zusammensetzte.<br />

Ziel dieses Projekts, <strong>das</strong> teils von der "National<br />

Science Foundation" der Vereinigten Staaten und<br />

teils von der Region Friuli im Rahmen von "Inter-<br />

Reg 3" finanziert wurde, war die Untersuchung der<br />

Bedeutung von Bakterien in der Entstehung, Entwicklung<br />

und Aggregation von Mucillagine. Zum<br />

Einsatz kamen sogenannte Mesokosmen, abgeschlossene<br />

Wasservolumina größeren Inhalts<br />

(ca. 400 l), die unter identischen Umgebungsbedingungen<br />

(Licht, Temperatur und Nährstoffe) bei<br />

variierender Bakteriendichte <strong>über</strong> 5 bis 6 Tage insitu<br />

inkubiert wurden. Über die unterschiedliche<br />

Entwicklung des Mucillagine-Phänomens bei<br />

unterschiedlicher Bakteriendichte erhoffte man sich<br />

so Erkenntnisse für potentielle Frühwarnsysteme.<br />

12.07.2002<br />

Bora fegte den Algenschleim weg - Der Wettergott<br />

schien ein Einsehen mit den Adria-Anrainern zu<br />

haben und schickte ihnen an diesem Tag die Bora. In<br />

den Regionalnachrichten um 19:30 wurde schon<br />

davon gesprochen, <strong>das</strong>s die Bora, ein Wind aus<br />

nordöstlicher Richtung, <strong>das</strong> komplette Schleimalgenproblem<br />

hinweggefegt habe, die Aggregate in<br />

der Wassersäule zerschlagen seien und diese nun auf<br />

den Meeresboden abgesunken wären. Dieser <strong>Bericht</strong><br />

schien deutlich <strong>über</strong>zogen, da zum einen die Bora<br />

nur mit verhaltener Intensität geblasen hatte und eine<br />

Einwirkzeit von wenigen Stunden nicht ausreicht,<br />

um eine komplette Umwälzung der Wassersäule zu<br />

erreichen. Zum anderen bräuchten auch die Meeresbiologen<br />

ihre Zeit, um auf den fast täglich durchgeführten<br />

Monitoring-Fahrten, den aktuellen Stand des<br />

Mucillagine-Phänomens zu erforschen und auszuwerten.<br />

Dennoch konnte davon ausgegangen werden,<br />

<strong>das</strong>s die Bora vom 12. Juli dazu beigetragen<br />

hatte, die Alarmglocken wieder leiser klingen zu<br />

lassen.<br />

Verstärkung bekäme die Bora in den nächsten Tagen<br />

durch ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, <strong>das</strong> ab<br />

Samstag Mittag kräftige Gewitter mit teils sintflutartigen<br />

Regenfällen bringen würde. Die erwarteten


Niederschläge sollten dabei so kräftig ausfallen, <strong>das</strong>s<br />

vom italienischen Katastrophenschutz bereits für alle<br />

Regionen von den Alpen bis nach Rom Voralarm<br />

ausgerufen worden war. Was von den Schleimaggregaten<br />

nach dieser Wetterkapriole übrig sein<br />

würde, die bis Mitte der folgenden Woche anhielt,<br />

war abzuwarten.<br />

16.07.2002<br />

Anhaltend schlechtes Wetter vertrieb <strong>das</strong> Mucillagine-Phänomen<br />

- 2 Tage Bora und 4 Tage heftige<br />

Gewitter mit orkanartigen Sturmböen hatten für eine<br />

fast vollständige Zerschlagung des Mucillagine-<br />

Phänomens gesorgt. Nach dem Sturm stellte sich die<br />

Situation wie folgt da:<br />

- in der Wassersäule waren nur noch kleine<br />

Fragmente von Schleimaggregaten in Form von<br />

Meeresschnee zu finden<br />

- ein Großteil des in der vergangenen Woche<br />

präsenten Algenschleims war bis auf die Temperatursprungschicht<br />

oder den Meeresboden<br />

abgesunken<br />

- es bestand keine Gefahr, <strong>das</strong> Mucillagine an<br />

die Oberfläche aufsteigt<br />

- es befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine<br />

Schleimaggregate an der Wasseroberfläche<br />

- es gab daher keine Strandbereiche, an denen in<br />

den folgenden Tagen Mucillagine angeschwemmt<br />

werden könnte.<br />

Summa summarum schienen die Gebete der Adria-<br />

Anrainer erhört worden zu sein, die auf kräftigen<br />

Sturm gehofft hatten, der <strong>das</strong> Mucillagine-<br />

Phänomen vertreiben könnte. Die aktuelle Wetterlage<br />

mit einem Mittelmeertief mit Zentrum <strong>über</strong> dem<br />

Golf von Genua versprach auch für die kommenden<br />

Tage eine Mischung aus Sonne, Wolken, starkem<br />

Wind und kräftigen Gewittern.<br />

22.07.2002<br />

Aufgrund der raschen Entwicklung von ausgedehnten<br />

Schleimaggregaten wurde der Termin für <strong>das</strong> 3.<br />

Treffen des OAA vorverlegt und <strong>das</strong> Treffen in<br />

Chioggia abgehalten.<br />

Im ersten Teil der Ausführungen wurde die Entwicklung<br />

der Mucillagine-Situation bis zum 12.07.<br />

abgehandelt, in der die rapide Zunahme von Aggregaten<br />

in der Wassersäule und <strong>das</strong> teilweise Auftauchen<br />

von diesen im Mittelpunkt stand. Die Situation<br />

bis zum Beginn der Schlechtwetterphase am<br />

12.07.02 war allen Beteiligten am Sommerservice<br />

bekannt und wurde deshalb nicht noch einmal<br />

aufgeführt.<br />

Erste Beobachtung nach der Schlechtwetterphase am<br />

18.07.02 ergaben folgendes Bild:<br />

- die kräftigen Winde aus nördlicher Richtung<br />

hatten zu einer Durchmischung der Wassersäule<br />

geführt,<br />

- die Aggregate wurden zerschlagen und befanden<br />

sich in Sedimentation,<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 45<br />

- größere Mengen der Mucillagini waren auf den<br />

Boden abgesunken und befanden sich in fortschreitender<br />

Zersetzung,<br />

- der bodennahe Wasserkörper wies ein geringe<br />

Sauerstoffuntersättigung auf,<br />

- in der freien Wassersäule befand sich Meeresschnee<br />

und kleine Schleimaggregate aus neuer<br />

Produktion,<br />

- die anhaltenden atmosphärischen Störungen<br />

verhinderten <strong>das</strong> Zusammenlagern zu größeren<br />

Aggregaten bzw. ein Aufsteigen des neu gebildeten<br />

Materials.<br />

Die Experten des OAA wiesen darauf hin, <strong>das</strong>s bei<br />

einer längeren Stagnationsphase mit schwachen<br />

Winden und hoher Sonneneinstrahlung die Bildung<br />

von größeren Aggregaten wieder beginnen könne.<br />

Das Osservatorio Alto Adriatico würde sich am 01.<br />

August zu seinem nächsten Treffen zusammenfinden,<br />

obwohl die Gefahr bestünde, <strong>das</strong>s aufgrund<br />

fehlender Finanzierung bzw. mangelnder Weiterführung<br />

der Projekte MAT und INTERREG III die<br />

Durchführung der großräumigen Monitoringfahrten<br />

in der gesamten nördliche Adria eingestellt werden<br />

müssen.<br />

24.07.2002<br />

Der Mucillagine-Wetter-Krimi ging weiter - Nach<br />

den neuesten Erkenntnissen des Umweltamts Venetien<br />

(ARPAV) vom 17. u 18. Juli 2002 war es nach<br />

der Schlechtwetterphase Mitte Juli zur erneuten<br />

Bildung von Algenschleim in der Wassersäule<br />

gekommen. Beobachtungen während einiger Tauchgänge<br />

am 22.07.02 zeigten, <strong>das</strong>s sich diese Aggregate,<br />

die zu Beginn <strong>über</strong> die oberen zehn Meter der<br />

Wassersäule verteilt waren, langsam Richtung<br />

Oberfläche verlagerten und dementsprechend in den<br />

kommenden Tagen an der Oberfläche auftauchen<br />

könnten. Aufgrund der Tatsache, <strong>das</strong>s die großen<br />

Mengen von Algenschleim der ersten Julihälfte nach<br />

dem Sturm zu Boden gesunken waren, würde dieses<br />

Oberflächenphänomen wohl nur in geringer Intensität<br />

ausfallen.<br />

Grundvoraussetzung für <strong>das</strong> Auftauchen von Algenschleim<br />

war aber - wie allen bekannt - eine <strong>über</strong><br />

mehrere Tage anhaltende Schönwetterperiode mit<br />

schwachen Winden und hoher Sonneneinstrahlung.<br />

Und an diesem Punkt kam nun <strong>das</strong> Wetterroulette<br />

wieder mit ins Spiel. Die neuesten Wettervorhersagen<br />

für die obere Adria vom 24.07.02 Mittag 13:00<br />

(http://www.arpa.veneto.it/cmt/meteo/index.htm)<br />

sagten neben heftigen Gewittern auch kräftige Wind<br />

aus nördlichen Richtungen für Donnerstag bis<br />

Samstag voraus. Für Freitag Abend wurde kräftige<br />

Bora vorhergesagt.<br />

Damit konnte auch für die kommenden Tage <strong>das</strong><br />

Auftauchen von nennenswerten Mengen von Algenschleim<br />

ausgeschlossen werden. Das Ausmaß der<br />

Zerschlagung der in den letzten Tagen neu gebilde-


ten Schleimaggregate war zu Beginn der kommenden<br />

Woche nach Abklingen der kräftigen Nordwinde<br />

erneut zu beurteilen.<br />

29.07.02<br />

Die Strände Venetiens blieben weiterhin von Mucillagine<br />

verschont - Die Zeitungen brachten keine<br />

Neuigkeiten, sondern bereiteten – teils politisch<br />

motiviert – immer wieder die altbekannte Situation<br />

vor Beginn der Bora letzten Donnerstag auf. Die<br />

Artikel beschrieben die Existenz ausgedehnter<br />

Mucillagine-Matten, die auf der Temperatursprungschicht<br />

lägen (falsche Böden = fondi falsi) und bei<br />

deren Aufsteigen die Gefahr von ausgedehnten<br />

Algenschleimteppichen an der Wasseroberfläche<br />

bestehen würde. Sie konnten aber keine Auskunft<br />

<strong>über</strong> den aktuellen Stand der Dinge geben.<br />

Tatsache war, <strong>das</strong>s seit Donnerstag ziemlich kontinuierlich<br />

Winde aus nordöstlichen Richtungen<br />

wehten, die zum einen <strong>das</strong> Aufsteigen von Algenschleim<br />

und zum Anderen <strong>das</strong> Anlanden von eventuell<br />

bereits bestehendem Schleimmaterial verhinderte.<br />

Diese Winde waren so stark, <strong>das</strong>s die für <strong>das</strong><br />

Wochenende geplanten Kontrollflüge des Umweltamts<br />

ARPAV mit dem Hubschrauber der Küstenwache<br />

nicht durchgeführt werden konnten. Ein neuer<br />

Versuch zur Luft<strong>über</strong>wachung sollte am 29.07.02<br />

gestartet werden.<br />

Die Situation an den Stränden war ruhig und ausgelassen.<br />

Das Wasser war ausgesprochen kühl für die<br />

Jahreszeit, sehr transparent und ohne jegliche Spur<br />

von Algenschleim. Sportfischer aus Bibione, die den<br />

gestrigen Sonntag für einen Bootsausflug bis 5<br />

Seemeilen vor die Küste nutzten, berichten von<br />

absoluter Abwesenheit von Mucillagine an der<br />

Wasseroberfläche und hoher Transparenz des<br />

Wassers. Gegen 10 Uhr 30 hatte dann wieder eine<br />

kräftige Bora eingesetzt die <strong>über</strong>lagert wurde von<br />

ausgesprochen starker Dünung aus Süd mit einer<br />

Wellenhöhe fern der Küste von ca. 2 – 3 m. Lange<br />

Wellen (50 – 100 m Wellenlänge) mit einer Wellenhöhe<br />

von 2 - 3 m <strong>über</strong>tragen ihre turbulenten Kräfte<br />

in größere Wassertiefen (> 30 m) und verwirbeln<br />

dort befindliche Ansammlungen von Algenschleim.<br />

02.08.02<br />

Gefahr von Algenschleimteppichen in der nördlichen<br />

Adria schien nach den Stürmen des letzten<br />

Wochenendes gebannt - Während des 4. Treffens<br />

des Osservatorio Alto Adriatico am 01.08.02 in<br />

Triest berichteten Wissenschaftler des Umweltamts<br />

Veneto und des Zentrums für angewandte Meeresforschung<br />

Chioggia <strong>über</strong> die aktuelle Mucillagine-<br />

Situation in den Küstengewässern der Region<br />

Venetien.<br />

Die anhaltenden starken Nordost-Winde der letzten<br />

Woche hatten zu einer starken Durchmischung der<br />

Wassersäule und einer Abnahme der Wassertemperatur<br />

von ca. 2 °C geführt. Die in den letzten Wochen<br />

auf der Dichtesprungschicht abgelagerten<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 46<br />

"falschen Böden" waren komplett aufgelöst und auf<br />

den Meeresboden abgesunken. Im Bereich der<br />

Sprungschicht und unterhalb waren noch Schleimaggregate<br />

in Form von Wolken anzutreffen. In den<br />

Küstengewässern Venetiens war es zu keinen<br />

nennenswerten Schleimansammlungen an der<br />

Wasseroberfläche gekommen.<br />

Das Observatorium Obere Adria (OAA) glaubte<br />

nach Auswertung der <strong>Bericht</strong>e aus allen Regionen<br />

<strong>das</strong> klassische Entwicklungsschema des Mucillagine-Phänomens<br />

im Ökosystem Adria auch dieses Jahr<br />

zu erkennen. Demnach kommt es Ende Mai/ Anfang<br />

Juni zur Bildung erster Schleimaggregate im Zentralbereich<br />

des Adria-Beckens. Diese Massenentwicklung<br />

läuft dann in Form einer Welle gegen den<br />

Urzeigersinn entlang der Küsten Dalmatiens, Kroatiens<br />

<strong>über</strong> Friulisch-Venetien, Venetien am Delta des<br />

Po vorbei um im Hochsommer dann auch die Küstengewässer<br />

der mittleren und südlichen Adria zu<br />

beeinflussen. Dafür sprachen auch die jüngsten<br />

Beobachtungen aus Puglien, wo Fischer von große<br />

Mengen Mucillagine in ihren Netzen sprachen. Bei<br />

diesem antizyklonalen Entwicklungsschema kommt<br />

es entweder zur zeitversetzten Massenproduktion<br />

des Algenschleims am Ort seines späteren Auftauchens<br />

oder aber – wie sich in diesem Jahr abzuzeichnen<br />

schien - zu einer Verfrachtung von andernorts<br />

produzierten (allochtonen) Materials.<br />

Als Synthese aller bisherigen Ergebnisse wagte <strong>das</strong><br />

OAA folgende Prognose: Das Phänomen Mucillagine<br />

schiene allerorts abzuklingen. Die Gefahr des an<br />

die Oberfläche Tretens von Schleimaggregaten wäre<br />

für den Bereich nördlich des Pos bis Kroatien relativ<br />

gering. Für die Bereiche südlich des Pos hingegen<br />

bestünde weiterhin die konkrete Gefahr des Auftauchens<br />

von größeren Algenschleimteppichen.<br />

06.08.02<br />

Resultate der Monitoring-Ausfahrt vom 05.08.02<br />

bestätigten die vollkommene Absenz von Algenschleimansammlungen<br />

an der Wasseroberfläche. Im<br />

Rahmen des ersten Fahrtabschnitts der Monitoring-<br />

Kampagne VIII A des Umweltamts Venetien<br />

(ARPAV) wurde die Mucillagine-Situation auf den<br />

Transsekten Punta Sabbioni und Jesolo (500 m,<br />

1000 m, 3000 m, 5 Seemeilen) untersucht. Diese<br />

Ausfahrt repräsentierte die erste Untersuchung der<br />

gesamten Wassersäule mit Hilfe einer Unterwasser-<br />

Videokamera nach Ende der Starkwind-Phase vor<br />

einer Woche und lieferte somit den neuen status quo<br />

der Mucillagine-Entwicklung in der nördlichen<br />

Adria. Die Ergebnisse ließen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

- Im gesamten untersuchten Bereich gab es<br />

keinerlei Spuren von an die Oberfläche aufgetauchten<br />

Algenschleim.<br />

- Die vor dem Sturm in der Wassersäule befindlichen<br />

Wolken und Makroaggregate waren<br />

komplett verschwunden.


- Auch der "falsche Meeresboden" war komplett<br />

aufgelöst.<br />

- Der Meeresboden ( auch noch in 20 m Wassertiefe)<br />

war frei von Ablagerungen von Mucillagine<br />

(ein <strong>über</strong>raschendes Ergebnis; wurden<br />

doch die großen Algenschleim-Mengen als Ablagerung<br />

auf dem Meeresboden vermutet).<br />

- Dementsprechend waren die Sauerstoffkonzentrationen<br />

auch unmittelbar <strong>über</strong> dem Meeresboden<br />

noch nahe der 100 %-Sättung.<br />

Die Wassersäule wies nur eine schwache thermische<br />

Schichtung auf. Die Oberflächentemperatur betrug<br />

26,5 °C, der Salzgehalt war mit knapp 38 °/oo<br />

ungewöhnlich hoch und zeugte von rezentem,<br />

antizyklonalen Einstrom von stark salzhaltigen<br />

Wasser aus dem zentralen Mittelmeer (ein Hinweis<br />

auf den möglichen Kompensationsstrom mit Verfrachtung<br />

von Algenschleimmaterial aus der nördlichen<br />

Adria in den Zentralbereich und Mucillagine-<br />

Probleme in Romagna und Marcche).<br />

Auch nach der letzten turbulenten Durchmischung<br />

der Wassersäule ging die Produktion von Algenschleim<br />

– wenn auch in reduzierter Form – weiter.<br />

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in der gesamten<br />

Wassersäule kleinste Aggregate in Form von "Meeresschnee".<br />

In dem Bereich von 5 m bis 8 m Wassertiefe<br />

kam es zur Aggregation dieses Meeresschnees<br />

in Form von Filamenten mit einer Dimension von 3<br />

bis 5 cm Länge.<br />

Es musste abgewartet werden, ob diese neue<br />

Produktion noch einmal solche Dimensionen<br />

erreichen würde, <strong>das</strong>s ein an die Oberfläche Treten<br />

dieses Algenschleims zu Problemen führen könnte.<br />

Dies schien zum damaligen Zeitpunkt aber eher<br />

unwahrscheinlich.<br />

27.08.02<br />

Der letzte Woche auf dem 5. Treffen des Osservatorio<br />

Alto Adriatico in Palmanova geäußerte Trend<br />

zum progressiven Rückgang des Algenschleimphänomens<br />

hielt in den Küstengewässern der Region<br />

Venetien an. Auf den jüngsten Monitoring-<br />

Ausfahrten des Umweltamts ARPAV vom 19. bis<br />

22.08.2002 wurde die vollständige Absenz von<br />

Algenschleimaggregaten an der Wasseroberfläche<br />

bestätigt. In der freien Wassersäule waren in einem<br />

Tiefenbereich von 3 bis 7 Metern noch vereinzelt<br />

Meeresschnee und Filamente anzutreffen. Die<br />

dar<strong>über</strong> und darunter liegenden Wasserschichten<br />

waren frei von Aggregaten.<br />

Das in den letzten Wochen produzierte Schleimmaterial<br />

war auf den Meeresboden abgesunken und<br />

bedeckte dort an einigen Stellen vollständig die<br />

Sedimentoberfläche. Der bakterielle Abbau dieses<br />

sedimentierten Algenschleims könnte in den kommenden<br />

Tagen zur Abnahme des Sauerstoffgehalts<br />

des bodennahen Wasserkörpers führen.<br />

5. Danksagung<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 47<br />

Im Vergleich zu anderen am ADAC-Sommerservice<br />

beteiligten Regionen ist in der Region Venetien die<br />

besonders enge und effiziente Zusammenarbeit<br />

zwischen den Fremdenverkehrsämtern und dem<br />

ADAC-Sommerservice-Repräsentanten hervorzuheben.<br />

Besonderen Anteil an dieser positiven Entwicklung<br />

hat <strong>das</strong> außerordentliche Engagement des<br />

Verantwortlichen im Tourismusministerium Herrn<br />

Alessandro Trevisan, des Präsidenten des Fremdenverkehrsamtes<br />

Bibione-Caorle Herrn Ing. Francesco<br />

Panzarin und des Beauftragten der Region Veneto<br />

für den ADAC-Sommerservice Herrn Gabriele<br />

Camillo. Für die freundliche Unterstützung sei ihnen<br />

und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Büro<br />

der APT Bibione sehr herzlich gedankt. Dank des<br />

ausgereiften Informationssystems wurden alle<br />

verantwortlichen Stellen frühzeitig von der Präsenz<br />

des ADAC Regionalbearbeiters in Kenntnis gesetzt.<br />

Mein besonderer Dank gilt auch Dr. Luigi Berti von<br />

der Umweltagentur ARPAV, der durch seine unermüdliche<br />

Kooperation die aktuellen Daten dem<br />

Regionalbearbeiter zukommen lässt. Für die Überlassung<br />

der Daten und zahlreicher Hintergrundinformationen<br />

sei Dr.ssa Vazzoler, Dr.ssa Bresolin,<br />

Dr. Ferronato und allen „Ragazze del Mare“ des<br />

ORAC, den Mitarbeitern der PMP Rovigo und<br />

Mestre, sowie den Biologen der Universität Padua,<br />

des Meeresbiologischen Instituts (CNR) in Venedig<br />

und des Meeresbiologischen Labors Triest herzlichst<br />

gedankt.


6. Adressen<br />

Regione del Veneto:<br />

Dipartimento del Turismo<br />

Alessandro Trevisan<br />

Palazzo Sceriman<br />

Cannaregio, 168<br />

30121 Venezia<br />

Tel.: 041 - 2792644<br />

Fax: 041 – 2792609<br />

Referente Regione Veneto<br />

per il ADAC-Sommerservice<br />

Gabriele Camillo<br />

APT Bibione & Caorle<br />

Viale Aurora 111<br />

30020 Bibione (VE)<br />

Tel.: 0431 - 442111<br />

Fax: 0431 - 439997<br />

gabriele.camillo@alfa.it<br />

Direzione del Dipartimento<br />

per l'Ecologia e la Tutela<br />

dell'Ambiente<br />

Dirigente Regionale<br />

Calle Priuli, 99<br />

30123 Venezia<br />

Tel.: 041 - 2792421<br />

Fax: 041 - 2792445<br />

Agenzia Regionale per la<br />

Prevenzione e Protezione<br />

Ambientale Veneto (A.R.PA.V.)<br />

Direttore Area Tecnico-Scientifica<br />

der Regione Veneto:<br />

Ing. Sandro Boato<br />

Sede Legale<br />

Piazzale Stazione 1<br />

35131 Padova<br />

Tel.: 049 - 8239303<br />

Fax: 049 – 660966<br />

ats@arpa.veneto.it<br />

http://www.arpa.veneto.it<br />

Verantwortlicher für <strong>das</strong><br />

Osservatorio Regionale Acque:<br />

Dr. Angelo Ferronato<br />

aferronato@arpa.veneto.it<br />

Seine rechte Hand:<br />

"La regina del mare"<br />

Dr.ssa Marina Vazzoler<br />

(koordiniert alle Aktivitäten<br />

balneabilità und ricerche)<br />

mvazzoler@arpa.veneto.it<br />

"Le ragazze del mare"<br />

Dr.ssa Cristina Bresolin<br />

(macht die Monitoring-Ausfahrten)<br />

cbresolin@arpa.veneto.it<br />

orac@arpa.veneto.it<br />

Dr.ssa Silvia de Boni<br />

sideboni@arpa.veneto.it<br />

Sede Legale<br />

Piazzale Stazione 1<br />

35131 Padova<br />

Tel.: 049 – 8239331<br />

Tel.: 049 – 8239345<br />

Fax: 049 – 8239370<br />

Osservatorio Regionale Acque<br />

Dott. Luigi Berti<br />

lberti@arpa.veneto.it<br />

Dr.ssa Sara Ancona<br />

sancona@arpa.veneto.it<br />

Tel.: 041 - 2391421<br />

Verantwortlicher<br />

Impianti di Depurazione<br />

Dr. Marco Ostoich<br />

Tel.: 041 – 2391420<br />

Corso del Popolo 32/E<br />

30172 Mestre<br />

Fax: 041 - 976682<br />

http://www.arpa.veneto.it<br />

ARPAV Provincia di Venezia<br />

Via Lissa 6<br />

30172 Mestre<br />

Direttore:<br />

Dr. Renzo Biancotto<br />

Tel.: 041 – 5445511<br />

Ansprechpartner Daten:<br />

Dr.ssa Marina Vazoler<br />

Tel: 041 - 5445529<br />

Fax: 041 – 5445500<br />

dapve@arpa.veneto.it<br />

Direttore ARPAV Provincia di<br />

Rovigo<br />

Ing. Nazareno Previato<br />

Viale Porta Po 78<br />

45100 Rovigo<br />

Tel.: 041 – 5445511<br />

Fax: 041 – 5445500<br />

dapro@arpa.veneto.it<br />

Presidii Multizonali di<br />

Prevenzione (PMP):<br />

PMP Mestre<br />

Dr.ssa Frate, Dr. Zaffalon, Dr.ssa<br />

Vianello<br />

Ing. Leandro de Rossi<br />

(Servizio territoriale)<br />

Via della Montagnola 2<br />

30171 Mestre-Venezia<br />

Tel.: 041 - 5441288<br />

Fax: 041 – 5441378<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 48<br />

PMP Rovigo<br />

Dr.ssa Sanavio, Dr. Passadore<br />

Dr. Munari<br />

(servizio Laboratorio)<br />

Viale della Pace 73<br />

45100 Rovigo<br />

Tel.: 0425 - 393819<br />

Fax: 0425 – 362882<br />

Universitäten und <strong>Institute</strong>:<br />

Università di Padova:<br />

Dipartimento di Medicina<br />

Ambientale e Sanità Pubblica<br />

Laboratorio per il Monitoraggio<br />

delle Acque Marino-Costiere<br />

Via L. Loredan, 18<br />

35131 Padova<br />

Tel: 049 8275386<br />

Fax: 049 8275395<br />

monitmar@ux1.unipd.it<br />

Università di Padova:<br />

Stazione Idrobiologica di Chioggia<br />

Sestriere Canali, 3<br />

Isola San Domenico<br />

30015 Chioggia<br />

Tel: 041-400051<br />

Fax: 041-400051<br />

Istituto di Biologia del Mare<br />

Castello 1364/a<br />

30122 Venezia<br />

Tel: 041-2404711<br />

Fax: 041-5204126<br />

biomar@ibm.ve.cnr.it<br />

www.ibm.ve.cnr.it<br />

Kommunen:<br />

Comune S. Michele al<br />

Tagliamento (Bibione)<br />

Piazza della Libertà 2<br />

30028 San Michele al Tagliamento<br />

(VE)<br />

Tel.: 0431-516311<br />

Fax: 0431-516312<br />

Comune Caorle<br />

Via del Paseri 15<br />

30021 Caorle (VE)<br />

Tel.: 0421-219111<br />

Fax: 0421-219300<br />

Comune Eraclea<br />

Piazza Giuseppe Garibaldi 1<br />

30020 Eraclea (VE)


Tel.: 0421-232103<br />

Fax: 0421-234150<br />

Comune Jesolo<br />

Via San Antonio 1<br />

30016 Jesolo (VE)<br />

Tel.: 0421-359111<br />

Fax: 0421–359134<br />

Comune Venezia<br />

San Marco 4136<br />

30100 Venezia (VE)<br />

Tel.: 041-2748111<br />

Fax: 041–5200782<br />

Comune Chioggia<br />

Corso del Popolo 1193<br />

30116 Chioggia (Ve)<br />

Tel.: 041-5534894<br />

Fax: 041–403459<br />

Comune Rosolina<br />

Via di Marconi 24<br />

45010 Rosolina (VE)<br />

Tel.: 0426-340185<br />

Fax: 0426-664285<br />

Comune Porto Viro<br />

Piazza Republica 23<br />

45014 Porto Viro (RO)<br />

Tel.: 0426 - 325742<br />

Fax: 0426 -633342<br />

Comune Porto Tolle<br />

Viale di Vittorio 3<br />

45018 Porto 'Tolle (RO)<br />

Tel.: 0426 - 380515<br />

Fax: 0426 – 394480<br />

Fremdenverkehrsämter (Azienda<br />

di Promozione Turistica):<br />

APT Bibione & Caorle<br />

(für Bibione)<br />

Viale Aurora 111<br />

30020 Bibione (VE)<br />

Referente per il ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Gabriele Camillo<br />

gabriele.camillo@alfa.it<br />

Tel.: 0431 - 442111<br />

Fax: 0431 - 439997<br />

aptbibione@alfa.it<br />

(für Caorle)<br />

Calle Liburniche 11<br />

30021 Caorle (VE)<br />

Tel.: 0421 - 81860<br />

Fax: 0421 - 84251<br />

aptcaorle@alfa.it<br />

www.bibione.com<br />

www.bibionecaorle.it<br />

APT Jesolo & Eraclea<br />

Piazza Brescia 13<br />

Barbara Masarin<br />

30017 Lido di Jesolo (VE)<br />

Tel.: 0421 - 370601<br />

Fax: 0421 - 370606<br />

info.apt@jesolo.it<br />

infoeracleamare@tin.it<br />

www.jesolo.it<br />

www.marconinet.it/apt/<br />

APT Venezia<br />

Castello 4421<br />

30122 Venezia<br />

Tel.: 041 - 5298700<br />

Fax: 041 - 5230399<br />

info@turismovenezia.it<br />

www.turismovenezia.it<br />

www.govenice.org<br />

APT Chioggia (für Sottomarina<br />

und Isola Verde)<br />

Lungo Mare Adriatico 101<br />

30019 Sottomarina (VE)<br />

Tel.: 041 - 5540466<br />

Fax: 041 – 5540855<br />

Signora Brigitte * 11<br />

infoaptchioggia@tiscali.it<br />

www.sottomarina.net<br />

www.tuttochioggia.it<br />

APT Rovigo(für Rosolina und<br />

Albarella)<br />

Via J. H. Dunant 10<br />

45100 Rovigo<br />

Tel.: 0425 - 361481<br />

Fax: 0425 - 30416<br />

info@apt.rovigo.it<br />

www.apt.rovigo.it<br />

www.rovigo.it<br />

(für Sottomarina)<br />

Viale dei Pini 4<br />

45010 Rosolina Mare (RO)<br />

Tel.: 0425 - 68012<br />

Fax: 0425 – 326007<br />

(für Albarella)<br />

Albarella S.p.A.<br />

Direttore PR Simone Casini<br />

Simona Tumiati<br />

Isola di Albarella<br />

45010 Rosolina (RO)<br />

Tel.: 0426-3321<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 49<br />

Fax: 0426-330009<br />

info@albarella.it<br />

simona.turmiati@gruppomarchega<br />

glia.com<br />

www.isoladialbarella.it<br />

Sonstige Organisationen:<br />

Consorzio di Promozione del<br />

Litorale del Cavallino<br />

Sig. Godeas<br />

Via Fausta 71/A<br />

30010 Ca' Savio (VE)<br />

Tel: 041 - 968071<br />

Fax: 041 - 5371106<br />

Bibione Spiaggia S.r.l.<br />

Via Baseleghe 1<br />

30020 Bibione (VE)<br />

Tel.: 0431 - 439671<br />

Fax: 0431 - 439675<br />

Consorzio Arenili di Caorle<br />

Viale dell‘Artigiano 9<br />

30021 Caorle (VE)<br />

Tel: 0421 - 84272<br />

Fax: 0421 – 82110<br />

Guardia Costiera<br />

Capitaneria di Porto Caorle<br />

Via Timavo 15<br />

30021 Caorle (VE)<br />

Tel.: 0421 210290<br />

Fax: 0421 211630<br />

cpcaorle@alfa.it<br />

www.guardiacostieracaorle.com<br />

Ente Parco Regionale Veneto<br />

del Delta del Po<br />

Direttore Giardino Botanico<br />

Rosolina Mare<br />

Dott. Marco Campagnolo<br />

Direttore Parco<br />

Avvocato Stefano Danieli<br />

Relazioni Publici<br />

Daniele Grossato<br />

Tel: 0422 – 397790<br />

Cell.: 335-5972048<br />

d.grossato@appcomm.it<br />

Via G. Marconi 6<br />

45012 Ariano nel Polesine (RO)<br />

Tel.: 0426 - 372202<br />

Fax: 0426 - 373035<br />

info@parcodeltapo.it<br />

www.parcodeltapo.org


Regionalbericht Emilia-Romagna<br />

Bearbeitet von Dipl.-Ing. Christel Zottmann, Dovadola/Forli<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die etwa 110 km lange Küste der Emilia-Romagna<br />

zwischen Po-Delta und Apennin wird durch sehr<br />

flache Sandstrände mit vielen kleineren und einigen<br />

größeren Flussmündungen geprägt. Die ursprünglichen<br />

Stranddünen sind nur noch stellenweise als<br />

Reste erkennbar, der <strong>über</strong>wiegende Teil der Küste<br />

ist vom Menschen stark beeinflusst.<br />

Wirtschaftliche Grundlage der Küstenorte ist der<br />

Massentourismus. Ravenna ist die einzige Küstengemeinde<br />

mit nennenswerter Industrie. Im Hinterland<br />

<strong>über</strong>wiegt die landwirtschaftliche Nutzung<br />

(Obst- und Gemüseanbau, Schweinemastbetriebe).<br />

Neben der intensiv betriebenen Fischerei und Miesmuschelzucht<br />

wird in der Adria auch Methangas<br />

gefördert.<br />

Die Strände sind fast an der gesamten Küste intensiv<br />

genutzt. Nur im Norden (Lidi Ferraresi) und bei<br />

Lido di Dante befinden sich längere freie Küstenabschnitte.<br />

Ansonsten sind die Strände entweder<br />

verpachtet oder in kommunaler Verwaltung. Sonnenschirm-<br />

und Liegestuhlreihen, Strandbars und<br />

Umkleidekabinen, Volleyballfelder und Bocciabahnen<br />

prägen <strong>das</strong> Bild. Die Benutzung der<br />

bewirtschafteten Strandbereiche (Badeanstalten, im<br />

Italienischen "Bagni") ist nur bei Anmieten eines<br />

Liegestuhls gestattet, auf dem schmalen Streifen<br />

zwischen Liegestuhlreihen und Wasserlinie darf<br />

nicht gelagert werden. Meist gehen die<br />

Badeanstalten fließend ineinander <strong>über</strong> und werden<br />

nur von kurzen freien Strandabschnitten<br />

unterbrochen. Je weiter man in den Norden der<br />

Region kommt, desto höher wird der Anteil dieser<br />

freien Abschnitte.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Die Liste der Probestellen, an denen von April bis<br />

September Proben zur Bestimmung der Badegewässerqualität<br />

entnommen werden, wird vor Beginn der<br />

Saison von der Regionalregierung festgelegt. Sie ist<br />

dabei an nationales Recht gebunden, <strong>das</strong> einen<br />

Maximalabstand der Messstellen von 2 km sowie<br />

Messstellen im Umfeld jeder Mündung und Einleitung<br />

vorschreibt. Im Allgemeinen sind die Messungen<br />

des Vorjahres Grundlage für die Auswahl der<br />

Messpunkte. Dabei müssen mindestens 90 % der<br />

Ergebnisse für physikalisch-chemische bzw. 80 %<br />

für mikrobiologische Parameter innerhalb der<br />

strengen italienischen Normen liegen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 50<br />

Entlang der 110 km langen Küste befinden sich<br />

90 Messstellen, die so gewählt sind, <strong>das</strong>s sie Belastungszonen<br />

erfassen. Für die Zonen 50 m rechts und<br />

links der Mündungen von Oberflächengewässern<br />

gelten permanente Badeverbote. Messpunkte liegen<br />

genau an den Grenzen dieser Badeverbote sowie<br />

rechts und links von Hafenkanälen und vor Regen<strong>über</strong>läufen<br />

und anderen Einleitungen. Probennahmepunkte<br />

werden gestrichen, wenn die potentielle<br />

Belastung entfällt, z. B., wenn aufgrund von Umbaumaßnahmen<br />

ein Regen<strong>über</strong>lauf geschlossen<br />

wurde. Die Routinemessungen zur Badegewässerqualität<br />

werden zweimal im Monat durchgeführt, so<br />

<strong>das</strong>s pro Jahr und Probestelle 12 Messungen vorliegen.<br />

Die Probennahme erfolgt mindestens 2 Tage<br />

nach dem letzten Niederschlag oder Sturm und in<br />

der Regel vom Boot aus. Gemessen wird zwischen 9<br />

und 15 Uhr an Stellen mit Badebetrieb, die eine<br />

Wassertiefe von 80 - 120 cm aufweisen. Die Entnahme<br />

der Proben erfolgt in 30 cm Wassertiefe.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Die mikrobiologischen Analysen der Wasserproben<br />

werden in den zentralen Labors der Provinzabteilungen<br />

der regionalen Umwelt- oder Gesundheitsbehörde<br />

(ARPA, Agenzia Regionale per la Prevenzione e<br />

l'Ambiente dell' Emilia-Romagna, AUSL, Azienda<br />

Unita' Sanitaria Locale) in Ferrara, Ravenna, Forlì<br />

und Rimini durchgeführt. Zweimal monatlich wird<br />

bei den Routinemessungen mit der Membranfiltrationsmethode<br />

auf die Parameter Gesamtkoliforme (m-<br />

Endo Agar oder m-Endo Agar Les), Fäkalkoliforme<br />

(m-FC Agar) und Fäkalstreptokokken (m-Enterococcus<br />

Agar oder Slanetz-Bartley) untersucht. Bei<br />

Zusatzmessungen nach hygienischen Belastungen<br />

wird auch auf Salmonellen geprüft.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Vor Beginn der Badesaison gibt die Regionalregierung<br />

eine Verfügung heraus, in welcher auf Grundlage<br />

der Vorjahresdaten die Badebereiche freigegeben<br />

oder gesperrt werden. Liegen die ersten beiden<br />

Routinemessungen an den geschlossenen Probennahmestellen<br />

innerhalb der Norm, werden sie wieder<br />

für den Badebetrieb geöffnet. Die Liste enthält auch<br />

diejenigen Zonen, die auf Grund von Gefährdungen<br />

permanent für den Badebetrieb gesperrt sind. So<br />

bestehen wegen möglicher hygienischer Belastung<br />

für die Bereiche 50 m rechts und links der Mündungen<br />

von Zuflüssen permanente Badeverbote. Eine<br />

Ausschilderung dieser Badeverbote ist nicht <strong>über</strong>all<br />

vorhanden. Meist fehlt ein Hinweis auf die Art der<br />

Gefährdung.


Treten während der Saison Überschreitungen der im<br />

internationalen Vergleich sehr niedrigen italienischen<br />

Grenzwerte auf, werden fünf Zusatzmessungen<br />

gemacht. Liegt mehr als eine dieser Messungen<br />

<strong>über</strong> einem der Grenzwerte, wird ein vor<strong>über</strong>gehendes<br />

Badeverbot erlassen. Die Verantwortung dafür,<br />

sowie für die Ausschilderung des Badeverbots, liegt<br />

beim jeweiligen Bürgermeister. Oft werden auch im<br />

Umfeld des eigentlichen Messpunktes Proben<br />

genommen, um die Ausdehnung und Intensität der<br />

Belastung festzustellen und demnach <strong>das</strong> Badeverbot<br />

einzugrenzen. Die Badeverbote werden wieder<br />

aufgehoben, sobald zwei aufeinanderfolgende<br />

Routinemessungen innerhalb der Norm liegen.<br />

Schilder, die ein temporäres Badeverbot anzeigen,<br />

sind häufig nicht vorhanden.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

Mit der erneuten Teilnahme am Sommerservice-<br />

Programm 2002 blickt die Region Emilia-Romagna<br />

auf eine mittlerweile <strong>über</strong> elfjährige Tradition<br />

zurück. Fast schon routinemäßig konnte daher auf<br />

eine bekannte Infrastruktur zurückgegriffen werden.<br />

In diesem Jahr wurde der Regionalbearbeiter im<br />

Tourismusgebäude von Cesenatico untergebracht.<br />

Die sehr hilfsbereiten und freundlichen Mitarbeiter<br />

der Tourismus- und Wirtschaftsabteilung haben zu<br />

einer sehr angenehmen und produktiven Arbeitsatmosphäre<br />

beigetragen. Auch in diesem Jahr war die<br />

Zusammenarbeit mit der Struttura Oceanografica<br />

Daphne sehr erfolgreich. Die meeresbiologische<br />

Abteilung der Regionalen Umweltbehörde ARPA<br />

hat die Teilnahme an meeresbiologischen Gewässeruntersuchungen<br />

ermöglicht und viele wichtige<br />

Hintergrundinformationen geliefert. Insgesamt war<br />

die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden<br />

reibungslos und zuverlässig.<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Zu den lokalen Gesundheits- und Umweltämtern<br />

konnten die bestehenden guten Kontakte weiter<br />

ausgebaut werden. Inzwischen geben alle Provinzbehörden<br />

nach jeder Routinemessung (d. h. zwei<br />

Mal im Monat) eigene aktuelle <strong>Bericht</strong>e zur Badegewässerqualität<br />

heraus. Diese <strong>Bericht</strong>e und die<br />

Rohdaten zur Mikrobiologie wurden per Kurier, Fax<br />

oder E-Mail an den Regionalbearbeiter <strong>über</strong>mittelt.<br />

In der Regel lagen die Ergebnisse in schriftlicher<br />

Form spätestens zwei Wochen nach der Probennahme<br />

vor. In der Haupturlaubszeit im Juli und August<br />

kam es jedoch teilweise zu Verzögerungen. Telefonisch<br />

konnten die Messergebnisse bei Bedarf zum<br />

Teil bereits innerhalb von zwei bis drei Tagen direkt<br />

bei den Labors abgefragt werden. Die Ergebnisse<br />

der Messungen kann man seit diesem Jahr auch <strong>über</strong><br />

<strong>das</strong> Internet erfahren. Die regionale Umweltbehörde<br />

hat eine Webseite in 5 Sprachen eingerichtet, auf der<br />

die einzelnen Messpunkte der Provinzen abgerufen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 51<br />

werden können (www.arpa.emr.it/balneazione/ita/<br />

index.asp). Die Verfügbarkeit der einzelnen <strong>Bericht</strong>e<br />

jedoch litt zum Teil noch unter großen zeitlichen<br />

Verzögerungen und war deshalb nur bedingt zur<br />

Informationsbeschaffung zu gebrauchen.<br />

Die enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des<br />

ozeanographischen Forschungsschiffs DAPHNE II<br />

sorgte auch in diesem Jahr für fundierte Hintergrundinformationen<br />

zu biologischen und ökologischen<br />

Themen. Durch die regelmäßige Teilnahme<br />

am wöchentlichen küstenökologischen Monitoringprogramm<br />

der DAPHNE II war stets ein guter<br />

Überblick <strong>über</strong> den aktuellen ökologischen Zustand<br />

der Küstengewässer gewährleistet.<br />

Weitere Informationsquellen neben der persönlichen<br />

Begutachtung des Wassers und der Strände waren<br />

die Umwelt- und Tourismusämter der Küstengemeinden,<br />

die entsprechenden Ressorts der Regionalregierung,<br />

Hafenkommandanturen, Erste-Hilfe-<br />

Stationen und die Lokalpresse.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Emilia-Romagna gesamt<br />

In der Region Emilia-Romagna konzentrierte sich<br />

während des Jahres 2001 mit 83.8 % der größte Teil<br />

des gesamten Tourismus auf die Riviera. Der übrige<br />

Teil verteilte sich mit 7,1% auf die Kulturstädte,<br />

5,8 % entfiel auf die Bergregionen des Apennins.<br />

Weitere 4,1 % der Touristen verteilten sich auf die<br />

Thermalbäder. Im Jahre 2001 waren 79,9 % der<br />

Urlauber in der Emilia-Romagna Italiener und<br />

20,1 % ausländische Gäste. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr nahm der prozentuale Anteil der ausländischen<br />

Urlauber um 1,4 % ab. In den Monaten Mai<br />

bis September dieses Jahres hat die Zahl der italienischen<br />

Touristen, im Vergleich zum Vorjahr, in der<br />

Region um 1,1 % abgenommen. Die Zahl der<br />

ausländischen Touristen ist insgesamt um 1,9 %<br />

gesunken.<br />

Küstenregion<br />

In der gesamten Küstenregion der Emilia-Romagna<br />

wurde während der Zeit von 1997 bis 2001 ein<br />

kontinuierlicher Anstieg der Urlauberzahl um<br />

insgesamt 5,7 % beobachtet. Während des gleichen<br />

Zeitraums nahm die Präsenz, also die Anzahl der<br />

Personentage (Personentage = Ankünfte x Aufenthaltstage),<br />

um 3,1% leicht zu, jedoch war von 1998<br />

zu 1999 ein leichter Rückgang der Präsenz um 0,7%<br />

zu verzeichnen. Dieser Rückgang wurde durch die<br />

durchschnittlich abnehmende Aufenthaltsdauer der<br />

Touristen in den Küstenorten von 10,7 Tagen im<br />

Jahr 1997 auf 9,6 Tage im Jahr 2001 verursacht und<br />

verdeutlicht den derzeitigen Trend zum Kurzurlaub,<br />

der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Dieser Trend


ist sowohl unter den italienischen, wie auch unter<br />

ausländischen Urlaubern zu verzeichnen. Unter den<br />

deutschen Urlaubern, die im Durchschnitt nur<br />

ungefähr 8 Tage bleiben ist er nur sehr schwach<br />

ausgeprägt. Betrachtet man die nationale Herkunft<br />

der Touristen in der Küstenregion genauer, so hatten<br />

die Deutschen im vergangenen Jahr einen Anteil von<br />

45,4 % der Präsenz aller ausländischen Urlauber.<br />

Neben den Deutschen stellten die Osteuropäer mit<br />

19,8 % (russische Urlauber mitgerechnet) den<br />

zweitgrößten Teil der ausländischen Touristen dar,<br />

gefolgt von den Schweizern mit 8,4 %, den Urlaubern<br />

aus den Benelux-Ländern mit 6,9 % und den<br />

Franzosen mit 6,1 %.<br />

Ein Vergleich der Tourismuszahlen mit denen der<br />

Vorjahre zeigt, <strong>das</strong>s die Präsenz der Deutschen in<br />

der Küstenregion von 1997 bis zum Jahre 2001<br />

relativ gleichmäßig um 14,7 % zugenommen hatte,<br />

wohingegen im Vergleich der Tourismus aus dem<br />

restlichen Ausland von 1997 zu 1999 leicht rückläufig<br />

war und ab 1999 bis 2001 wieder gleichmäßig<br />

anstieg.<br />

Insgesamt zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2001,<br />

<strong>das</strong>s sich die Anzahl der deutschen Touristen im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 6,2 % weiter erhöht hat.<br />

In dieser Zeit stieg auch die Präsenz der Touristen<br />

aus Russland um 16,7 %, wo hingegen der Tourismus<br />

aus Osteuropa um 2,4 % abnahm.<br />

Während die Italiener immer noch den Monat<br />

August als Urlaubszeit bevorzugen, besuchen die<br />

Ausländer die Küste der Emilia-Romagna relativ<br />

gleichmäßig <strong>über</strong> die gesamte Saison verteilt, und<br />

tragen somit zur Stabilisierung der Tourismusbranche<br />

in der Region bei.<br />

Vergleichszahlen für 2002 lagen Ende August noch<br />

nicht vor. Ausführliche Angaben zur Urlaubssaison<br />

2002 lassen sich erst nach der Erfassung und statistischen<br />

Aufarbeitung der Daten durch die örtlichen<br />

Behörden machen. Die Zahlen bezüglich des Tourismus<br />

der laufenden Saison werden in der Presse<br />

häufig sehr verschieden dargestellt und ausgelegt. So<br />

waren 2002 <strong>über</strong>wiegend Aussagen <strong>über</strong> den Rückgang<br />

des Tourismus in der Lokalpresse zu finden.<br />

Prinzipiell unterscheidet sich der Touristenzufluss<br />

jedes Jahr prozentual. Er wird beeinflusst durch die<br />

sozialökonomischen Verhältnisse, der Wetterlage,<br />

der Konjunktur und der Fähigkeit der Tourismusbetriebe,<br />

die Preise abzuwägen und attraktiv zu halten<br />

(Preis-Leistungs-Verhältnis). Der <strong>Bericht</strong> der regionalen<br />

Tourismusbehörde zur Entwicklung des<br />

Sommers 2002 vom Oktober 2002 stellt eine Aufsplittung<br />

der Ferienperiode (besonders bei den<br />

Deutschen, Franzosen, Schweizern, Skandinaviern<br />

und aus den Osten kommenden Touristen) und<br />

kürzere Ferien, aber dafür höhere Besucherzahlen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 52<br />

fest. Regen und Algenschleim trugen zur Verminderung<br />

der Zahlen der Kurzaufenthalte und Wochenendausflüge<br />

bei. Eine positive touristische Entwicklung<br />

mit einer Zunahme von 0,5 % wurde nur<br />

während der Monate Mai und Juni beobachtet.<br />

Zusammenfassend konnte die Tourismusbranche<br />

trotz der schwierigen Konjunktur und der lokalen<br />

Probleme wie Algenschleim und der Wetterlage eine<br />

zufriedenstellende Bilanz ziehen. Als negative<br />

Erscheinungen des <strong>Bericht</strong>jahres wurde der allgemein<br />

verringerte Konsum der Touristen festgestellt.<br />

Nur die Entwicklung der Vermietung von Ferienhäusern<br />

oder -wohnungen und die Ferien auf Campingplätzen<br />

waren positiv, d. h. deren Zahlen sind<br />

dieses Jahr weiter gestiegen.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die Abwasserentsorgung im gesamten Küstenstreifen<br />

entspricht dem auch in Deutschland üblichen<br />

Stand der Technik mit all seinen Vor- und Nachteilen.<br />

Im Schnitt sind in den Küstengemeinden 90 %<br />

der Einwohner an Kläranlagen angeschlossen. Die<br />

Anlagen verfügen <strong>über</strong> mechanische und biologische<br />

Stufen. Phosphat wird in der Regel chemisch gefällt.<br />

Die meisten Anlagen sind in der Lage, Stickstoff zu<br />

einige besitzen Denitrifikationsstufen zur Entfernung<br />

von Stickstoff. Zur Desinfektion werden dem<br />

Ablauf Chlorverbindungen zugesetzt, die jedoch<br />

wegen ihrer Auswirkungen auf die Ökosysteme der<br />

Zielgewässer bedenklich sind. Alle Anlagen sind<br />

großzügig bemessen und damit in der Lage, die in<br />

der Hauptsaison anfallenden Abwassermengen zu<br />

bewältigen. Im Schnitt sind sie auf <strong>das</strong> Dreifache der<br />

Stammbevölkerung ausgelegt - je nach Gemeindegröße<br />

schwanken die Werte zwischen 1,5 und 6fach.<br />

Um die Unterschiede zwischen Winter und Sommer<br />

abzufangen, wird in einigen Betrieben mit mehreren<br />

Reinigungsstraßen gearbeitet, die je nach Bedarf<br />

erhöht werden. Zum Teil werden auch Anlagen im<br />

Verbund betrieben - Spitzenbelastungen werden an<br />

<strong>das</strong> Hinterland abgegeben oder kleinere Anlagen nur<br />

im Sommer zugeschaltet.<br />

Da die Küstengemeinden bereits sehr früh Strukturen<br />

zur Abwasserbehandlung geschaffen haben - die<br />

erste Kläranlage wurde in den 70er Jahren errichtet -<br />

waren die großen Fortschritte hinsichtlich des<br />

Erfassungsgrades bereits Ende der 80er Jahre abgeschlossen.<br />

Diesbezüglich sind nur noch kleinere<br />

Verbesserungen möglich. Einziges größeres Bauprojekt<br />

der 90er Jahre war die neue Großkläranlage von<br />

Rimini, die seit 1995 die alte Anlage ergänzt. Die<br />

Anstrengungen der Gemeinden zielen jetzt in Richtung<br />

Modernisierung und Instandhaltung der bestehenden<br />

Systeme (z. B. dritte Reinigungsstufen,<br />

Endfiltration).<br />

Die Abwasserentsorgung im Hinterland ist noch<br />

problematisch. Viele kleine Dörfer leiten ihr Abwas-


ser noch ungeklärt in die Flüsse, deren Wasserqualität<br />

dadurch erheblich beeinträchtigt wird. Die neue<br />

Großkläranlage in Rimini entsorgt jetzt auch einen<br />

Teil des Hinterlandes, unter anderem aus der industriell<br />

hochentwickelten Republik San Marino, die<br />

keine eigene Kläranlage besitzt. Weitere Verbesserungen<br />

sind geplant.<br />

Ein weiteres Problem betrifft die Ableitung von<br />

Regenwasser. In vielen Fällen wird es gemeinsam<br />

mit Abwasser in einer Mischkanalisation erfasst.<br />

Dies führt bei heftigen Regenfällen zu einer Überlastung<br />

der Kanalisation. Daher gelangt hygienisch<br />

belastetes Mischwasser <strong>über</strong> Regen<strong>über</strong>läufe in<br />

Oberflächengewässer oder ins Meer. In Rimini und<br />

in Teilbereichen von Riccione wird <strong>das</strong> Mischwasser<br />

direkt im Strandbereich eingeleitet. Das Problem ist<br />

inzwischen aber von vielen Gemeinden erkannt. So<br />

sind z. B. Cesenatico und Cattolica dabei, ihre<br />

Systeme zur getrennten Ableitung von Regen- und<br />

Abwasser zu erweitern. Schwierig wird eine Vergrößerung<br />

der Kanalisation in Orten mit großen<br />

Altstadtteilen oder historischen unterirdischen<br />

Resten, wie zum Beispiel Rimini, da einfach kein<br />

Platz für ein weiteres Röhrensystem vorhanden ist.<br />

Dort bleibt nur die gesamte Klärung des Mischwassers.<br />

Cervia setzte von Anfang an auf eine Trennkanalisation,<br />

die hier sogar eine Behandlung des ersten<br />

stärker verschmutzten Regenwasserschwalles in der<br />

Kläranlage vorsieht.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Auch dieses Jahr ist die hygienische Belastung der<br />

Badegewässer an den Stränden der Emilia Romagna<br />

als sehr gering einzustufen. Im Zeitraum zwischen<br />

Mai und September wurden an insgesamt 90 Messpunkten<br />

entlang der Strände zweiwöchentlich<br />

bakteriologische Untersuchungen der Badegewässer<br />

durchgeführt. Die Bewertung der Badegewässer ist<br />

aufgrund dieser Daten erfreulich positiv ausgefallen:<br />

Insgesamt wurden während der Saison 2002 an<br />

lediglich 18 Messpunkten Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

für bestimmte Keime nach EU-Norm festgestellt.<br />

An nur drei Messpunkten kam es zu EU-<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen:<br />

In Bellaria/Igea Marina:<br />

- 100 m nördlich der Usomündung<br />

- 100 m südlich der Usomündung<br />

In Rimini Nord:<br />

- Canale Pedrera Grande<br />

In Riccione:<br />

- 50 m südlich der Marano-Mündung<br />

Insgesamt wurde in dem Zeitraum zwischen April<br />

und September 660 mikrobiologische Parameter<br />

untersucht. Dabei erreichten 573 Untersuchungen<br />

bzw. 87 % keine europäischen Richt- bzw.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 53<br />

Genzwerte. Es wurden insgesamt nur 51 (7,7 %)<br />

europäische Richtwert<strong>über</strong>schreitungen festgestellt.<br />

Die strengen italienischen Grenzwerte wurden<br />

insgesamt nur 32mal (4,8 %) und der europäische<br />

Grenzwert nur viermal (0,5 %) <strong>über</strong>schritten. Während<br />

der Saison 2002 kam es an drei Stränden<br />

insgesamt viermal zu einem temporären Badeverbot.<br />

Die Badeverbote wurden einmal aufgrund der<br />

schlechten Messdaten des Vorjahres und dreimal<br />

wegen wiederholter Überschreitungen der strengen<br />

italienischen Grenzwerte mit EU-Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

vergeben.<br />

Aufgrund der <strong>über</strong> die Saison angefallenen gewässerhygienischen<br />

Daten konnten 82 Badestellen mit<br />

dem Prädikat „sehr gut“ und sechs Strandabschnitte<br />

mit der Note „gut“ bewertet werden. Nur zwei<br />

Strände erhielten die Bewertung „zeitweilig belastet“.<br />

Die Beurteilung „häufiger belastet“ musste<br />

<strong>über</strong>haupt nicht vergeben werden.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Wie auch in anderen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Belastung der Gewässer in der Nähe<br />

von Flussmündungen, Hafenkanälen oder Zuflüssen<br />

anderer Art am höchsten. Dies gilt besonders nach<br />

starken Regenfällen. Aus diesem Grund ist <strong>das</strong><br />

Baden im Bereich von 50 m nördlich und südlich<br />

von Fluss- und Kanalmündungen generell verboten.<br />

Vom Mündungsbereich der Hafenkanäle muss<br />

wegen der Schifffahrt ein Abstand von 200 m<br />

eingehalten werden. Nicht immer sind diese Verbote<br />

durch Schilder klar gekennzeichnet.<br />

In diesem Jahr ist die Belastungssituation der Badegewässer<br />

in der Emilia-Romagna Dank der bestehenden<br />

Kläranlagen sehr gering ausgefallen. Die<br />

stärkste Belastung wurde im Bereich Bellaria/Igea<br />

Marina 100 m südlich der Usomündung gemessen.<br />

Da diese Messstelle schon im Vorjahr sehr belastet<br />

war und die schlechten hygienischen Messdaten<br />

dieses Jahr wieder bestätigt wurden, gab es an<br />

diesem Strandabschnitt während der gesamten<br />

Saison 2002 ein temporäres Badeverbot. 100 m<br />

nördlich der Usomündung wurde von den Behörden<br />

zweimal ein temporäres Badeverbot im Juli und<br />

September ausgesprochen, da wiederholt die strengen<br />

italienischen und einmal die europäischen<br />

Grenzwerte <strong>über</strong>schritten wurden. Ein weiterer<br />

Belastungsschwerpunkt lag während dieser Saison<br />

im Bereich Rimini-Nord am Kanal Pedrera Grande.<br />

Hier kam es wegen einer europäischen und mehreren<br />

italienischen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen zu einem<br />

kurzem temporären Badeverbot im September.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Der <strong>über</strong>wiegende Teil der Strände der Emilia-<br />

Romagna wurde in diesem wie auch in den letzten


Jahren mit gut bewertet. Für eine sehr gute Bewertung<br />

fehlte den meisten Stränden nur die Mülltrennung<br />

am Strand sowie die Information der Badegäste<br />

<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität. Die<br />

Strände der Emilia-Romagna werden fast ausschließlich<br />

von konzessionierten Strandbetreibern<br />

oder den Gemeinden selbst bewirtschaftet. Die<br />

verpachteten Strandabschnitte werden täglich, die<br />

freien Strände regelmäßig gereinigt. Allerdings ist<br />

die Reinigung der freien Strandabschnitte mit<br />

wenigen Ausnahmen nicht sehr effektiv. Vor allem<br />

Zigarettenkippen, aber auch Kleinmüll wie Plastiksplitter<br />

und Papierschnipsel sammeln sich während<br />

der Badesaison an den freien Strandabschnitten an.<br />

An allen Strandbädern sind Aufsichtspersonen und<br />

entsprechende Rettungsboote stationiert. Duschen,<br />

Umkleidekabinen, sanitäre Anlagen, Kinderspielgeräte<br />

und Sportmöglichkeiten sind für die Strandbetreiber<br />

eine Selbstverständlichkeit. Die Toiletten<br />

und Duschen der öffentlichen Strandbäder können<br />

laut der Strandordnung von Rimini, gültig für den<br />

südlichen Teil der Strände, von allen gratis benutzt<br />

werden, auch von denjenigen, die nicht zahlende<br />

Gäste der Strandbäder sind. Stellenweise auftretende<br />

Anschwemmungen größerer Mengen von Grün- und<br />

Rotalgen oder Treibgut werden bei der täglichen<br />

Strandreinigung beseitigt. Viele Strandbadbetreiber<br />

stellen inzwischen Schirme mit integrierten Aschenbechern<br />

auf, was <strong>das</strong> Problem der Kippen im Sand<br />

an den bewirtschafteten Strandabschnitten deutlich<br />

verringert. Verunreinigungen durch Öl und Teer<br />

treten in der Emilia-Romagna nur sehr selten auf.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Generell war der Sommer von Regen und starken<br />

Temperaturschwankungen begleitet. Die Periode mit<br />

sonnigem Wetter und hohen sommerlichen Temperaturen<br />

hielt bis Mitte Juli an. Anschließend folgte<br />

eine Schlechtwetterphase, die bis Ende August<br />

anhielt und insgesamt 16 Regentage (12 Tage mehr<br />

als 2001) und eine Senkung der Temperaturen als<br />

Folge hatte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die<br />

Gesamtzahl der Regentage im Sommer 2002 insgesamt<br />

um 7 Tage und die Sonnentage um 3 Tage<br />

gestiegen.<br />

"Mare in amore"<br />

Das Phänomen der Mikroalge Noctiluca scintillans,<br />

die <strong>das</strong> Meer in einer klaren Sternennacht zum<br />

Leuchten bringt (in der italienischen Sprache auch<br />

als "mare in amore" bezeichnet) und tags<strong>über</strong> die<br />

Wasseroberfläche in gelb bis orange färbt, wurde<br />

Anfang Juni zwischen Cesenatico und Cattolica auf<br />

dem offenen Meer beobachtet. Dieses Phänomen<br />

tritt jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni auf und ist<br />

Teil des natürlichen Alterungsprozesses der Mikroalge.<br />

In der Phase der Zerfalls verbinden sich die<br />

flockenartigen Aggregate in fadenähnliche Formen,<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 54<br />

die sich nun an der Wasseroberfläche befinden.<br />

Dieses Phänomen tritt nicht in Strandnähe auf,<br />

so<strong>das</strong>s keinerlei Beeinträchtigung des Badebetriebs<br />

besteht.<br />

Erosion bedroht die Küste<br />

Einige Bereiche der romagnolischen Küste werden<br />

durch Erosion bedroht, die an einigen Stellen den<br />

Sand fortspült und somit die Strände immer schmaler<br />

werden lässt. Zu den bedrohten Abschnitten<br />

gehören auch die zum Naturpark Podelta gehörenden<br />

küstennahen Pinienhaine im militärischen<br />

Sperrgebiet nördlich der Strände Ravennas. Um die<br />

Dünen vor diesen Wäldern vor der Erosion zu<br />

schützen ist dort die Küste mit Felsschüttungen<br />

befestigt worden. Die Küstenabschnitte mit der<br />

stärksten Erosion waren in diesem Jahr die Strände<br />

von Ravenna. Infolge eines starkes Sturmes war ab<br />

Punta Marina bis einschließlich Milano Marittima<br />

die Strandhöhe um einen halben Meter gesunken.<br />

Andere Sturmschäden wurden u. a. vom Lido di<br />

Dante am Strandbad Smeraldo berichtet. Dort hat<br />

<strong>das</strong> Meer ca. 10 m Strandfläche abgetragen. Auf<br />

Höhe der Bevano-Mündung wurde der letzte Wellenbrecher,<br />

der den Pinienwald schützt, vom Meer<br />

stark beschädigt. In Punta Marina trug die Strömung<br />

den Strand trotz zweier im Jahr 2001 errichteten<br />

2300 m langen Wellenbrecher ab. Aber auch der<br />

Süden der Region war von dem Problem der Erosion<br />

betroffen. An den Stränden von Cattolica führt z. B.<br />

die Bildung von sogenannten Landzungen an den<br />

Wellenbrechern zu einer Abnahme der Sandflächen<br />

an den Stränden. Vor allem die Strände zwischen der<br />

Landungsbrücke und dem Fluss Conca und ein<br />

langer Küstenabschnitt zwischen den Strandbädern<br />

75 und 90 waren von diesem Problem betroffen. Die<br />

Ursache der Erosion ist seit langem bekannt: Die<br />

Meeresströmungen transportieren den Sand von den<br />

Stränden weg und lagern diesen zum Teil an anderen<br />

Stränden oder an Wellenbrechern ab. Natürlicherweise<br />

sollten die Flüsse den vom Meer abtransportierten<br />

Sand ersetzen, was sie heutzutage wegen des<br />

meist sehr geringen Wasserstands und der Begradigung<br />

fast aller natürlichen Flussläufe nicht mehr tun.<br />

Dadurch verlieren viele Strände kontinuierlich an<br />

Substanz. Schlimmer wird es noch, wenn an benachbarten<br />

Stränden als Maßnahme gegen die<br />

Erosion Wellenbrecher oder Küstenschutzwälle<br />

gebaut werden. Dann schreitet die Erosion an<br />

einigen ungeschützten Stränden noch schneller<br />

voran. Um die Sandfracht der Flüsse nicht noch<br />

weiter einzuschränken und um <strong>das</strong> Ungleichgewicht<br />

zwischen Erosion und Deposition zu verringern,<br />

verzichtet man heute soweit wie möglich auf <strong>das</strong><br />

Ausbaggern der Flussläufe. Die einzelnen örtlichen<br />

Behörden entscheiden, planen und realisieren nun<br />

dringende Stranderweiterungen. Die vom Meer<br />

weggespülten Sandmassen werden dabei künstlich<br />

wieder aufgeschüttet, um so den Bau von weiteren<br />

Schutzwällen und Wellenbrechern einzuschränken.


Ein Projekt z. B. war die Sandfläche des freien<br />

Küstenabschnittes von Lido di Classe. Dieser freier<br />

Strandabschnitt wurde mit herantransportierten<br />

Sandmassen wieder ausgebaut.<br />

Algenschleim<br />

Das Phänomen des Algenschleims (Mucillagine) ist<br />

in diesem Jahr ab Mitte/Ende Juli vor der romagnolischen<br />

Küste aufgetreten und beunruhigte die<br />

Badegäste vor allem im August. Algenschleim in<br />

verschiedenen Formen wie kleinen Flecken, Bändern<br />

und Schlieren befanden sich zunächst 3-6 km<br />

vor der gesamten regionalen Küste, bis schließlich<br />

Ende Juli diese auch, zum Ärger der Badegäste,<br />

aufgrund von ungünstigen Wind- und Strömungsverhältnissen<br />

an die Küste trieben. Dank starker<br />

Gewitter und Wind aus Nordwest wurden die Algenschleimaggregate<br />

Anfang August zerschlagen und<br />

aufs offene Meer getrieben, so<strong>das</strong>s die Badegäste<br />

wieder ungetrübt baden konnten. Das Phänomen der<br />

Algenschleimansammlungen an der Küste trat erneut<br />

am 17. August an den Stränden zwischen Marina di<br />

Ravenna und San Mauro Mare auf. Dabei wurde<br />

auch altes, sich im bakteriellen Abbau befindliches<br />

Algenschleimmaterial an die Strände gespült, so<strong>das</strong>s<br />

für ein paar Tage die Badegäste mit einem unangenehmen<br />

Geruch belästigt wurden. Gegen Ende des<br />

Monats waren die Algenschleimansammlungen an<br />

der Wasseroberfläche wieder verschwunden und<br />

sanken bis Mitte September vollständig auf den<br />

Meeresgrund. Das Problem des Algenschleims stellt<br />

keine gesundheitliche Gefahr für den Menschen dar.<br />

Es ist lediglich ein ästhetisches Problem.<br />

Algenblüte<br />

Als Folge der Überdüngung (Eutrophierung) durch<br />

den hohen Eintrag von Nährstoffen durch die Flüsse,<br />

vor allem durch den Po, wurde vor den Stränden<br />

auch dieses Jahr zeitweise eine starke Vermehrung<br />

von Mikroalgen beobachtet. Mit dem bloßen Auge<br />

sind diese Algenblüten nur durch eine erhöhte<br />

Trübung und Verfärbung des Wassers wahrnehmbar.<br />

Die heftigen Gewitter und Regengüsse in der Urlaubsaison<br />

vor allem im Juli und August begünstigte<br />

<strong>das</strong> Massenauftreten dieser Mikroalgen. Eine Algenblüte<br />

war Mitte August nur im Norden der<br />

romagnolischen Küste vorherrschend, wurde aber<br />

durch starke Meeresströmungen einige Tage später<br />

auch in den Süden der Region getrieben. Vor allem<br />

im Norden der Region hielt die Algenblüte bis<br />

Mitte/Ende September an.<br />

Sauerstoffmangel<br />

Niedriger Sauerstoffgehalt auf dem Meeresgrund<br />

war Mitte Juni und ab Mitte August vor allem vor<br />

der nördlichen romagnolischen Küste festzustellen.<br />

Während einer explosionsartigen Vermehrung der<br />

Mikroalgen wird mit Hilfe des Sonnenlichtes und<br />

der Photosynthese zwar in den oberen Wasser-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 55<br />

schichten Sauerstoff produziert. Dieser gelingt aber<br />

aufgrund einer Sprungschicht des Gewässers nicht in<br />

tiefere Wasserschichten. Abgestorbenes organisches<br />

Material sammelt sich auf dem Meeresgrund an.<br />

Bakterieller Abbau dieser organischen Masse benötigt<br />

Sauerstoff und führt zu Sauerstoffmangel für die<br />

Lebewesen in Bodennähe.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die Strände der Emilia-Romagna gelten im allgemeinen<br />

als ungefährlich, da sie sehr flach ins Meer<br />

abfallen und so einen breiten Badestreifen bilden,<br />

der auch geeignet für Nichtschwimmer ist. Dennoch<br />

kommt es gelegentlich zu Unglücksfällen. Auch in<br />

diesem Jahr sind in der Sommersaison mehrere<br />

Personen ertrunken, einige konnten von den Bademeistern<br />

nur knapp vor dem Ertrinken gerettet<br />

werden. Die Mehrzahl der Opfer ertrank in unmittelbarer<br />

Nähe des Strandes. Häufig waren Herzprobleme<br />

die primäre Ursache für <strong>das</strong> Ertrinken dieser<br />

Badegäste. Zum Einen spielte Selbst<strong>über</strong>schätzung<br />

der eigenen Kräfte und der eigenen körperlichen<br />

Verfassung bei diesen Vorfällen eine wichtige Rolle<br />

und zum Anderen wurden oft die Verdauungszeiten<br />

nach den Mahlzeiten nicht eingehalten. Gelegentlich<br />

kann es in der als ruhiges und sicheres Meer geltenden<br />

Adria zu verstärkter Brandung oder zu Strömungen<br />

kommen. In solchen Fällen sind besonders<br />

Kinder gefährdet, die die wechselnden Bedingungen<br />

der Badegewässer nicht einschätzen können. Die<br />

Bademeister informieren die Gäste mittels entsprechender<br />

Fahnen <strong>über</strong> <strong>das</strong> Baderisiko. Die weiße<br />

Fahne bedeutet keine Gefahr. Das Hissen der gelben<br />

Fahnebedeutet starker Wind, die Sonnenschirme<br />

sollten geschlossen werden. Das Hissen der roten<br />

Fahne bedeutet Gefahr beim Baden. Im Süden der<br />

Region von Cervia bis Cattolica bedeutet ein Aushang<br />

von zwei roten Fahnen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Mieten von<br />

Booten wegen schlechter See- und Wetterverhältnissen<br />

nicht möglich ist. Informationstafeln zu den<br />

einzelnen Bedeutungen der Fahnen in deutscher<br />

Sprache sind in allen Strandbädern aufgestellt.<br />

Die Badeverordnung 2002 regelt unter anderem<br />

auch die Badeaufsicht am Strand. Eine speziell<br />

geprüfte Badeaufsicht am Strand muss in der Hochsaison<br />

zwischen 9:00 Uhr und 18:30 Uhr anwesend<br />

sein. Die Reduzierung um die Hälfte der Badeaufsicht<br />

ist gestattet in der ersten und in der letzten<br />

halben Stunde der zuvor genannten Aufsichtszeiten<br />

sowie in der Mittagspause von 13:00 bis 15:00 Uhr,<br />

da der Strand von weniger Badegästen besucht wird.<br />

Während der reduzierten Badeaufsicht muss unter<br />

die weiße Fahne die rote gehisst werden. Eine<br />

Alternative zur reduzierten Badeaufsicht in der<br />

Mittagspause ist ein unbeaufsichtigter Strand zwischen<br />

13:00 und 14:00 Uhr. Demnach darf die<br />

Badeaufsicht sich für eine Stunde vom Strand<br />

entfernen. In der Abwesenheit der Aufsichtsperson


muss die rote Fahne ausgehängt werden. In der<br />

nördlichen Hälfte der Emilia-Romagna sind für alle<br />

Strandabschnitte bestimmte Anzahlen von Aufsichtspersonen<br />

vorgeschrieben, während im südlichen<br />

Teil alle 150 m ein Bademeister anwesend sein<br />

muss. Die Bademeister sind in Abhängigkeit von<br />

den Witterungsbedingungen und der Zahl der sich<br />

im Wasser befindlichen Badegäste entweder in<br />

einem gekennzeichneten Rettungsboot mit Rudern<br />

auf dem Wasser oder sie befinden sich an Land auf<br />

einem Hochsitz stationiert. Für die Bademeister ist<br />

eine Grundausstattung an Material zur Leistung<br />

Erster Hilfe vorgeschrieben. Entsprechend ausgerüstete<br />

Rettungsräume gibt es in nahezu in allen<br />

Strandbädern. Dadurch, <strong>das</strong>s sich die Bademeister<br />

bei großem Badebetrieb in einem Boot auf dem<br />

Wasser befinden, ist eine weitere Sicherheit gewährleistet.<br />

Einzig bei der Kennzeichnung der Nichtschwimmerbereiche<br />

an den Badestränden bestehen<br />

Mängel. Offensichtlich werden Nichtschwimmerzonen<br />

wegen des flach abfallenden Strandes häufig als<br />

nicht für notwendig befunden.<br />

Nur an 54 % der Strände der Region sind die Nichtschwimmerbereiche<br />

durch Schilder gekennzeichnet<br />

oder durch parallel zur Küste verlaufende Wellenbrecher<br />

begrenzt. Bootsausfahrten sind an besonderen<br />

Stellen wie Häfen, Surf- oder Segelschulen<br />

ausgewiesen. Hierfür sind zwei Schwimmschnüre in<br />

einem entsprechenden Abstand mit Bojen ab einer<br />

Entfernung von 300 m senkrecht zum Ufer gespannt.<br />

Innerhalb dieser Korridore dürfen sich Schwimmer,<br />

Tret- und Schlauchboote nicht bewegen. Alle größeren<br />

Boote und auch Wasserskooter dürfen sich der<br />

Küste nicht weiter als auf 500 m nähern, ausgenommen<br />

in den speziell gekennzeichneten Bootskorridoren,<br />

in denen <strong>das</strong> Baden verboten ist. An allen<br />

Stränden, auch an den freien von Besuchern hochfrequentierten<br />

Abschnitten, müssen laut Gesetz<br />

Informationen <strong>über</strong> eventuelle Gefahren im Wasser<br />

wie Untiefen, Strömungen oder Hindernisse vorhanden<br />

sein.<br />

Insgesamt kann die Badesicherheit in der Region als<br />

gut beurteilt werden, 800 Bademeister entlang der<br />

knapp 110 km langen Küste sorgen für die Sicherheit<br />

der Badegäste. Im übrigen gelten sehr genaue<br />

Vorschriften seitens der Hafenpolizei von Ravenna<br />

und Rimini, die streng kontrolliert werden.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

Im April 2002:<br />

Das Tourismus- und <strong>das</strong> Handelsreferat der Region<br />

Emilia-Romagna gibt für sein Verwaltungsgebiet<br />

einen neuen Badeerlass heraus, der unter anderem<br />

<strong>das</strong> Mitführen oder den Aufenthalt von Hunden auf<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 56<br />

den Stränden der Emilia-Romagna, auch mit Hundeleine<br />

und Maulkorb, verbietet. Strandbäder, die ihren<br />

Strand mit einem gesonderten Platz für Hunde<br />

ausgestattet haben und eine Genehmigung der<br />

Regionalregierung hierfür erhielten, dürfen Hunden<br />

Eintritt gewähren. Die Gemeinden der unbewirtschafteten,<br />

freien Strände können nach vorheriger<br />

Vereinbarung mit der Regionalregierung auf den<br />

Stränden begrenzte Anlagen mit einem Hinweisschild<br />

der Benutzungszeiten einrichten.<br />

Im Mai 2002:<br />

Auch dieses Jahr wurde die Auszeichnung "Blaue<br />

Flagge" von der F.E.E. (Foundation for Enviromental<br />

Education) an verschiedene Strände der Emilia-<br />

Romagna verliehen. In diesem Jahr bekamen die<br />

Gemeinden von Ravenna, Cervia, Cesenatico,<br />

Gatteo a Mare, San Mauro Pascoli, Rimini, Misano<br />

Adriatico und Cattolica die begehrte Auszeichnung.<br />

Hier wurden die insgesamt 26 Kriterien der F.E.E.<br />

für Strände und 15 Kriterien für Sportboothäfen<br />

erfüllt.<br />

7. Juni 2002:<br />

Auf der Strandfläche von Milano Marittima Nord<br />

wurden infolge eines starken Sturmes in der Nacht<br />

vom 7. Juni ca. 12 m Strandfläche abgetragen und<br />

südlich der Salinenkanalmündung starke Erosionen<br />

verursacht. Punta Marina hatte im Vergleich zu<br />

Milano Marittima noch größere Sturmschäden. Der<br />

Verantwortliche der Region für Wasser und Boden,<br />

Giancarlo Capelli erklärte, <strong>das</strong>s nun Höhenmessungen<br />

entlang der ravennatischen Küste durchgeführt<br />

würden, die genaue Sturmschäden am Strand und<br />

auf dem Meeresgrund aufzeigen werden.<br />

10. Juni 2002:<br />

Während der Sitzung des Gemeinderats von Cattolica<br />

wurde <strong>das</strong> Problem der Bildung von Landzungen<br />

an den Wellenbrechern und die Abnahme der Sandflächen<br />

auf den Stränden von Cattolica vorgetragen.<br />

Der Vorsitzende der Cdu (Cristiano democratico<br />

uniti) Pierangelo Del Corso forderte eine Erweiterung<br />

der Wellenbrecher und einen Sandauftrag an<br />

den betroffenen Küstenabschnitten.<br />

13. Juni 2002:<br />

Ortsbesichtigung der Verantwortlichen der Gemeinden<br />

und Provinzen, die von den starken Sturmschäden<br />

des 7. Juni betroffen sind, um die Schäden vom<br />

Meer aus zu begutachten. Folgendes wurde während<br />

der Ausfahrt festgestellt: Ab Punta Marina in Richtung<br />

Süd ist die Strandhöhe um einen halben Meter<br />

gesunken. In Punta Marina zwischen zwei der<br />

2300 m langen Unterwasserwellenbrechern, die im<br />

Jahre 2001 fertiggestellt wurden, hat die Strömung<br />

Durchlass und trägt den Sand vom Strand ab. In<br />

Lido Adriano haben die in den 70er Jahren gebauten<br />

Wellenbrecher gute Resultate gebracht. In Lido di<br />

Dante, am Strandbad Smeraldo hat <strong>das</strong> Meer ca.


10 m Strandfläche abgetragen. In der Höhe der<br />

Bevanomündung hat <strong>das</strong> Meer den letzten Wellenbrecher,<br />

der den Pinienwald schützt, stark beschädigt.<br />

Andrea Mengozzi, Referent der Umweltbehörde<br />

erklärte, <strong>das</strong>s man die kleine Landzunge, die sich<br />

vor dem Pinienwald gebildet hat, zerstören muss, um<br />

dem Fluss eine direkte Mündung in <strong>das</strong> Meer zu<br />

geben. Mit dem anfallenden Sand der Halbinsel<br />

würde eine neue Düne gebaut werden.<br />

13. Juni 2002:<br />

Die 5 Strandbäder (Bagno Adolfo, Bagno Berto,<br />

Bagno Ermes, Bagno Sergio&Neri und Bagno<br />

Royal) in San Mauro Mare, die sich zu einer Kooperative<br />

„Grandi Spiagge“ zusammengeschlossen<br />

haben, eröffnen einen gemeinsamen, von der Regionalregierung<br />

genehmigten Hundestrand. Dieser ist<br />

einer der ersten Hundestrände der Region, der unter<br />

dem neuen Badeerlass eröffnet wurde. Der Hundestrand<br />

genannt „Fido Beach“ ist mit einem einfachen<br />

Kordelzaun eingezäunt und ist somit zum gewöhnlichen<br />

Strandbetrieb abgegrenzt. Der Eintritt für den<br />

Hund kostet 3,50 € am Tag und gegen eine kleine<br />

Kaution wird dem Hundebesitzer ein Hundekorb,<br />

sowie ein Futter- und Wassernapf zur Verfügung<br />

gestellt. Die Bedingung für <strong>das</strong> Mitführen von<br />

Hunden ist jedoch, <strong>das</strong>s diese an der Leine geführt<br />

werden oder einen Maulkorb tragen. Der Hundebesitzer<br />

verpflichtet sich den Exkremente seines<br />

Hundes sofort zu beseitigen. Er ist für jeden Schaden,<br />

der von dem Tier an Personen oder Dingen<br />

verursacht wird, voll verantwortlich. Außerdem<br />

müssen die Tiere einen gültigen Impfpass haben und<br />

<strong>das</strong> Mitführen der Hunde ans Wasser ist verboten.<br />

16. Juni 2002:<br />

Am 2. Umwelt-Sonntag wurden die Altstädte der<br />

Städte Ferrara und Ravenna für 8 Stunden für den<br />

Autoverkehr gesperrt. In Ferrara waren die Straßen<br />

von 11:00 – 19:00 Uhr und in Ravenna von 10:00 –<br />

18:00 Uhr gesperrt. Kostenlose Parkplätze vor der<br />

Altstadt sowie verschiedene Veranstaltungen in der<br />

Altstadt wurden angeboten. Der 1. Umwelt-Sonntag<br />

war am 12. Mai 2002.<br />

29. Juni 2002:<br />

Preisverleihung des „Großen Preises der Ferien<br />

2002“ der von der Wochenzeitschrift „Oggi“ organisiert<br />

wurde. 100 Ortschaften hatten sich für den<br />

Preis beworben. Untersucht wurden im wesentlichen<br />

10 Punkte: Sauberkeit des Meeres, Grün und Umwelt,<br />

Frequentierung der Strände, Qualität der<br />

touristischen Einrichtungen, Preise, Vorhandensein<br />

leistungsfähiger Krankenhäuser, Sicherheitsstandards<br />

und <strong>das</strong> Klima.<br />

Cervia hat mit 7799 Punkten die höchste Punktzahl<br />

erreicht. Das sind immerhin 78 % der Gesamtpunktzahl<br />

von 10000. Entscheidend für die Preisvergabe<br />

waren die Untersuchungen <strong>über</strong> die Grünflächen und<br />

die Umweltqualität. Der Strand und der Pinienwald<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 57<br />

weisen eine hohe Freiflächenqualität auf, denn für<br />

jeden Einwohner stehen ungefähr 60 Quadratmeter<br />

öffentliche Grünfläche zur Verfügung.<br />

29. Juni 2002:<br />

In Rimini’s Hafenkanal an der Brücke Tibero kam<br />

es zu einem Fischsterben. Sofortige Untersuchungen<br />

des Wassers ergaben Sauerstoffmangel als Grund für<br />

<strong>das</strong> Massensterben. Das Fischsterben wurde den<br />

hohen Temperaturen der letzten Tage und der<br />

Stagnation des Gewässers zugeschrieben. Um ein<br />

weiteres Fischsterben zu verhindern, wurde Luft in<br />

<strong>das</strong> Gewässer gepumpt.<br />

2. Juli 2002:<br />

Auf dem bisher einzigen freien und unbewirtschafteten<br />

Strand in Lido di Dante in Ravenna dürfen<br />

Hunde bis zu 150 m südlich der Flussmündung Uniti<br />

mit auf den Strand geführt werden. Die Gemeinde<br />

von Ravenna ist bisher die einzige in der Emilia-<br />

Romagna, die mit der Genehmigung der örtlichen<br />

Behörde sich entschieden hat, einen Teil des unbewirtschafteten<br />

freien Strandes für Hunde frei zu<br />

geben. Die Strandbenutzung ist unter folgenden<br />

Bedingungen möglich:<br />

- Öffnungszeiten sind vom Morgengrauen bis<br />

zur Dämmerung.<br />

- Auf dem Strandabschnitt muss der Hundebesitzer<br />

für seinen Hund selber Schatten schaffen<br />

sowie sich mit Trink- und Duschwasser versorgen.<br />

- Es dürfen nur auf den Besitzer behördlich<br />

angemeldete und registrierte Hunde auf den<br />

Strand.<br />

- Die Hunde müssen an der Leine geführt werden.<br />

- Die Hunde dürfen die Nachbarn nicht stören.<br />

- Sie dürfen nicht aggressiv gegen andere Hunde<br />

sein.<br />

- Der Zutritt für läufige Hündinnen ist untersagt.<br />

- Zum sofortigen Beseitigen der Exkremente des<br />

Hundes vom Strand muss sich der Hundebesitzer<br />

mit einer Schaufel und Tüten ausstatten.<br />

Die Sammeltüten müssen in den naheliegenden<br />

Abfalleimer entsorgt werden.<br />

- Als einziger Hundestrand in der Region dürfen<br />

in Lido di Dante die Hunde auch ins Wasser<br />

geführt werden.<br />

3. Juli 2002:<br />

In Lido di Dante (Ravenna) ist der größte offizielle<br />

Nacktbadestrand in Italien eröffnet worden. Der<br />

Strandabschnitt fängt am südlichen Ende von Lido<br />

di Dante vor dem Camping Classe an und erstreckt<br />

sich bis 1000 m in südlicher Richtung auf den<br />

unbewirtschafteten freien Strand. Der Strand wurde<br />

bereits in den letzten Jahren inoffiziell von den<br />

Naturalisten aufgesucht.


5. Juli 2002:<br />

Während der Pressekonferenz der Umweltorganisation<br />

Legambiente und der Goletta Verde in Marina<br />

di Ravenna wurde die symbolische Vergabe von<br />

4 schwarzen Piratenflaggen an die Gemeinden von<br />

Marina di Ravenna, Milano Marittima, Porto Garibaldi<br />

und Ravenna erläutert. Damit protestierten die<br />

Umweltschützer gegen die Einzementierung der<br />

Dünen und der Umweltverschmutzung entlang der<br />

Küste. Marina di Ravenna erhielt die „Auszeichnung“<br />

aufgrund des genehmigten Projekts der<br />

industriellen Gesellschaft Villa Marina aus Modena,<br />

die auf der Düne vor dem Ex-Ferienheim CRI eine<br />

Badeanlage bauen will. Milano Marittima erhielt die<br />

Flagge aufgrund einer Motocross-Piste, die vor dem<br />

Ex-Ferienheim Varese auf einer Düne entstanden ist.<br />

Porto Garibaldi bekam die „Auszeichnung“, da die<br />

Immobiliengesellschaft Medusa die Genehmigung<br />

erhielt, <strong>das</strong> Feriendorf Elisa mit einer Größe von 39<br />

Hektar im Nationalpark Po-Delta zu bauen und<br />

wegen der gesundheitsgefährdeten und umweltverschmutzenden<br />

Gasplattformen Angela und Angelina<br />

sowie der Ex-Anlage Enichem di Ravenna. Außerdem<br />

gab de Goletta Verde die Ergebnisse für die<br />

untersuchten Küstenabschnitte bekannt. Die einmaligen<br />

Untersuchungen nach fäkalkoliformen Bakterien<br />

der Badegewässer an 10 Probenentnahmepunkten<br />

ergaben eine gute Badewasserqualität zwischen<br />

Ferrara und Ravenna. Nur die Wasserprobe an der<br />

Mündung des Flusses Uniti bei Lido di Dante war<br />

nach der Einstufungen der Legambiente/Goletta<br />

Verde „leicht verschmutzt“ mit leicht erhöhten<br />

Werten der italienischen Grenzwerte für fäkalkoliforme<br />

Bakterien und Fäkalstreptokokken.<br />

22. Juli 2002:<br />

Es wurde vereinzelt Algenschleim auf der Wasseroberfläche<br />

im Norden sowie im Süden der Region<br />

beobachtet. Zwischen 3-6 km vor der gesamten<br />

Küste bestätigte sich die Präsenz von Algenschleimaggregaten<br />

in der Wassersäule. Der Badebereich war<br />

nicht von der Erscheinung betroffen.<br />

24. Juli 2002:<br />

Am Strand von Lido degli Estensi vor dem Strandbad<br />

Capri war eine tote „Unechte Karett-<br />

Meeresschildkröte“ (Caretta caretta) gestrandet.<br />

Man stellte an ihr Verletzungen an Kopf und Füssen<br />

fest.<br />

Im Juli 2002:<br />

Eine neue Methode für eine schnelle und sichere<br />

Feststellung des Bestandes an Biogiften in Miesmuscheln<br />

wurde von der Universität Modena und<br />

Reggio Emilia von Professor Gian Paolo Rossini in<br />

Zusammenarbeit mit dem Zentrum Ricerche Marine<br />

in Cesenatico, Dr. Roberto Poletti entwickelt und<br />

vorgestellt. Diese Methode kann in einem Prozess<br />

die 2 Klassen der giftigen Biotoxine ohne die Hilfe<br />

von Versuchstieren unterscheiden und quantifizie-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 58<br />

ren. Es wird nun für schnelle Miesmuschelanalysen<br />

an einen kommerziellen „Kit“ für Laboratorien<br />

gearbeitet, die für den Verbraucher, Verkäufer und<br />

Fischer eine größere Sicherheit bringt. Mit Hilfe der<br />

neuen Analyse kann eine Unterbrechung der Ernte<br />

der Miesmuscheln eher aufgehoben werden und<br />

schlechte Muscheln können auf dem Markt schneller<br />

aussortiert werden.<br />

Ende Juli 2002:<br />

Ab Ende Juli treiben Algenschleimansammlungen<br />

auf der Wasseroberfläche in Formen von Bändern,<br />

Schlieren und kleinen Flecken an fast allen Stränden<br />

der romangnolischen Küste.<br />

4. August 2002:<br />

Die von der Legambiente/Goletta Verde Anfang Juli<br />

<strong>über</strong>reichten schwarze Piratenflagge wegen der<br />

Einzementierung der Dünen in Milano Marittima<br />

wurde während der öffentlichen Reinigung der Düne<br />

mit freiwilligen Touristen, Repräsentanten der<br />

Legambiente, dem für <strong>das</strong> öffentliche Grün zuständigen<br />

Deliegierten des Bürgermeisters und dem<br />

Präsidenten des Rates der Therme Milano-Marittima<br />

symbolisch zurückgegeben. Zum Schutze der Dünen<br />

vor dem Ex-Ferienheim „Varese“ wurde ein 200 m<br />

langer und 50 cm hoher Zaun aufgestellt, der die<br />

Dünen vor den Motorrädern und Jeeps schützen soll.<br />

Die Oberflächen der Dünen wurden in der Vergangenheit<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen, welches<br />

einen großen Umweltschaden zu Folge hatte. An<br />

einem Projekt zur Rekonstuktion der Dünen, <strong>das</strong><br />

eine Oberflächenmodellierung, die Bepflanzung<br />

standortspezifischer Dünenpflanzen und einen<br />

kleinen informativen botanischen Garten mit Namenschilder<br />

an den Pflanzen vorsieht, wird nun<br />

gearbeitet.<br />

7. August 2002:<br />

Ein etwa 9 Meter langer und ca. 5 Tonnen schwerer<br />

Wal wurde vor der Küste Cesenatico gesichtet. Der<br />

Wal wurde bereits am 5. August in den Marken bei<br />

Senigallia gesichtet und wurde sogleich mit dem<br />

Namen „Lea“ getauft. <strong>Bericht</strong>en zufolge zog der<br />

Wal nach seinem Aufenthalt vor Cesenatico in<br />

Richtung Süden ab.<br />

8. August 2002:<br />

Gewitter und günstige Südwest- und Nordwestwinde<br />

in den vergangenen Tagen begünstigten eine Zerschlagung<br />

und einen Abtransport der Algenschleimansammlungen<br />

auf der Wasseroberfläche ins offene<br />

Meer.<br />

12./13. August 2002:<br />

Während der Ausfahrt der Daphne II des Meereskundlichen<br />

<strong>Institute</strong>s der ARPA „Struttura Oceanografica<br />

Dahne“ wurden auf den Meeresgrund<br />

abgesunkene Algenschleimaggregate festgestellt.<br />

Diese Ablagerungen führen gelegentlich zu einem


Mangel an gelösten Sauerstoff auf dem Meeresgrund,<br />

so<strong>das</strong>s viele Meeresgrundlebewesen, wie zum<br />

Beispiel verschiedene Muschelarten, unter Sauerstoffmangel<br />

leiden.<br />

Im Norden der romagnolischen Küstengewässer<br />

wurde außerdem eine starke Eutrophierung festgestellt.<br />

Das Meer hat vereinzelt eine grünbraune bis<br />

rotbraune Färbung. Aufgrund des hohen Nährstoffgehaltes<br />

im Süßwasserzufluss entwickeln sich die<br />

Algen sehr stark und färben <strong>das</strong> Meer.<br />

17. August 2002:<br />

Nachdem die Feriengäste an Ferragosto ohne Algenschleim<br />

baden konnten, mussten sie nun wieder mit<br />

Algenschleimansammlungen auf der Wasseroberfläche<br />

vor der Küste und am Strand rechnen. Zwischen<br />

Marina di Ravenna und San Mauro Mare trieben auf<br />

der Wasseroberfläche Algenschleimansammlungen<br />

in Form von großen Bändern und Flecken an den<br />

Strand.<br />

Im August 2002:<br />

Das erneute Auftauchen von Algenschleim vom<br />

17. August war der Anstoß um <strong>das</strong> Thema „Bau von<br />

Schwimmbädern auf den Strand“ zu diskutieren. Vor<br />

allem Hoteliers forderten Schwimmbäder, damit ein<br />

Badeurlaub gewährleistet ist. Allgemein ist man<br />

müde, von günstigen Winden abhängig zu sein, der<br />

den Algenschleim zerschlägt und ins offene Meer<br />

treibt.<br />

Im August 2002:<br />

Die Umweltschützer Legambiente <strong>über</strong>reichen dem<br />

Bürgermeister von Mailand symbolisch eine Unterhose,<br />

um damit eine schnelle Realisierung der<br />

Kläranlagen in Mailand zu fordern. Die größte<br />

Schuld an der Eutrophierung und der damit explosionsartigen<br />

Vermehrung der Algen wird der ungeklärten<br />

Einleitung von Abwässern in den Po gegeben.<br />

Aber wie Legambiente feststellt, trägt nicht nur<br />

Mailand zur Verschmutzung des Flusses bei. Ein<br />

großer Teil der in der Lombardei bereits bestehenden<br />

Kläranlagen ist nicht in der Lage, die Faktoren,<br />

die eine Eutrophierung verursachen, effektiv zu<br />

entfernen.<br />

Im August 2002:<br />

Legambiente/Goletta Verde hatte während seiner<br />

zweimonatigen Tour mit zwei Schiffen an Flussmündungen,<br />

Hafenanlagen, Naturschutzgebieten und<br />

offiziellen Badestränden einmalige Wasserproben<br />

gezogen und in bordeigenen Laboratorien auf<br />

Schadstoffe und Bakterien untersucht. In der Pressemitteilung<br />

des Abschlußberichtes wurde bekanntgegeben,<br />

<strong>das</strong>s in der Emilia-Romagna<br />

4 Probenentnahmestellen als „leicht verschmutzt“<br />

oder nach italienischen Recht mit Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

einzustufen sind. Sie wurden nach dem<br />

gleichen Messverfahren wie im Staatsgesetz DPR<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 59<br />

470/82 festgelegten Labormethoden für fäkalkoliforme<br />

Bakterien und Fäkalstreptokokken untersucht.<br />

Zwei der 4 Probenentnahmestellen lagen in ummittelbaren<br />

Mündungsbereichen, in Lido di Dante am<br />

Fluß Fiumi Uniti und in Riccione an der Maranomündung.<br />

Die anderen 2 Probenentnahmen in<br />

Rimini Bellariva vor dem Strandbad Nr. 85 b und in<br />

Misano Adriatico am Porto Verde wiesen leichte<br />

italienische Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen für Fäkalstreptokokken<br />

auf.<br />

Ende August 2002:<br />

Die Badegäste konnten nun wieder ohne Algenschleim<br />

baden. Algenschleimaggregate auf der<br />

Wasseroberfläche in Form von Bändern, Schlieren,<br />

Flecken und einzelne Aggregate waren auf der<br />

Wasseroberfläche verschwunden. Die Eutrophierung<br />

war vor der gesamten romagnolischen Küste stark<br />

zurückgegangen, nur auf der nördlichen Hälfte<br />

wurden noch erhöhte Chlorophyllwerte gemessen<br />

und eine Verfärbung des Meeres festgestellt.<br />

5. Danksagung<br />

Mein besonderer Dank gilt dem Tourismusbüro von<br />

Cesenatico für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes<br />

im Tourismusgebäude, hier geht mein besonderer<br />

Dank an Herren Buratti, dem Leiter der Tourismus-<br />

und Wirtschaftsabteilung. Ganz herzlich danken<br />

möchte ich auch den Mitarbeitern der Tourismus-<br />

und Handelsabteilung, besonders Dott.ssa Paola<br />

Pagliarani, für ihre Hilfe und die sehr angenehme<br />

und kreative Arbeitsatmosphäre in der ich arbeiten<br />

konnte. Weiterhin möchte ich ganz besonders der<br />

Struttura Oceanografica Daphne danken, für ihre<br />

exzellente wissenschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Unterstützung in allen wissenschaftlichen Fragen.<br />

Insbesondere möchte ich hier Dott. Giuseppe Montanari,<br />

Dott.ssa Anna Ghetti, Dott.ssa Margherita<br />

Benzi, Dott.ssa Carla Ferrari, und Dott.ssa Cristina<br />

Maziotti, sowie der Mannschaft des Forschungsschiffs<br />

Daphne II danken.<br />

Besonders danken möchte ich auch Dott. Carlo<br />

Turatti vom Hygieneamt in Comacchio für die<br />

nützlichen zusätzlichen Informationen, die ich von<br />

ihm erhalten habe. Auch möchte ich ihm und seinem<br />

Team für die Teilnahme bei der Probennahme für<br />

die Badegewässeruntersuchung danken.<br />

Mein besonderer Dank geht auch an die Hygieneämter<br />

von Ravenna, Forlì-Cesena und Rimini, die mir<br />

immer zuverlässig die Hygienedaten <strong>über</strong>mittelt<br />

haben und mir bei Rückfragen immer geholfen<br />

haben, eine Antwort zu finden. Ausdrücklich danken<br />

möchte ich auch allen anderen Behörden und Ämtern,<br />

die mich bei meinen täglichen Recherchen sehr<br />

zuvorkommend unterstützt haben.


6. Adressen<br />

PROVINZ FERRARA<br />

Lorena Ceragioli<br />

Azienda USL di Ferrara<br />

Distretto di Codigoro<br />

Via F. Cavalotti,7<br />

I-44021 Codigoro<br />

Tel: 0533-729829<br />

Fax: 0533-729828, -729828<br />

Dr. Carlo Turatti<br />

Servizio Igiene Pubblica<br />

Via Treponti 13<br />

I-44022 Comacchio<br />

Tel: 0533-310735<br />

Fax: 0533-310721<br />

E-Mail : sip.comacchio@jumpy.it<br />

Dr. Walter Cavalieri Foschini<br />

Assessore all’Ambiente<br />

Corso Mazzini 15<br />

I-44022 Comacchio (Fe)<br />

Tel: 0533-310201<br />

Fax: 0533-310202<br />

Dr. Giglio Zarattini<br />

Vizebürgemeister und Assessore<br />

Urbanistica<br />

Corso Mazzini 15<br />

I-44022 Comacchio (Fe)<br />

Tel: 0533-310213/-217<br />

Touristenbüro Ferrara<br />

Ufficio Informazioni Turistiche<br />

Castello Estense<br />

I-44100 Ferrara<br />

Tel: 0532-209370<br />

Fax: 0532-212266<br />

Touristenbüro Comacchio<br />

Tel. 0533-310161<br />

E-Mail : comacchio.iat@comune.comacchio.fe.it<br />

Capitaneria di Porto di Garibaldi<br />

Tel. 0533-327141<br />

PROVINZ RAVENNA:<br />

Dott.ssa Rafaella Angnelini<br />

AUSL Ravenna<br />

Responsabile del Servizio<br />

Largo Chartres, 3<br />

I-48100 Ravenna<br />

Tel: 0544-286698<br />

Fax: 0544-286700<br />

Sergio Cicognani<br />

AUSL Ravenna<br />

Resp. Campionamento Acqua di<br />

Balneazione<br />

Largo Chartres, 3<br />

I-48100 Ravenna<br />

Tel: 0544-286696<br />

E-Mail :<br />

ra.igienepubblica@ausl.ra.it<br />

Dott.ssa Michele Morri<br />

AUSL Ravenna<br />

Largo Chartres, 3<br />

I-48100 Ravenna<br />

Tel. 0544-286698<br />

Fax: 0544-210650<br />

Dr. Andrea Mengozzi<br />

Assessore all´Ambiente<br />

Provincia di Ravenna<br />

Piazza dei Caduti per la Libertá,<br />

2/4<br />

I-48100 Ravenna<br />

Tel: 0544-541380<br />

Fax: 0544-541300<br />

Cooperativa Bagnini Cervia<br />

Lungomare D’Annunzio<br />

Cervia<br />

Tel: 0544-971087<br />

Touristenbüro Ravenna:<br />

IAT Tourismo Ravenna<br />

Via Salara 10/12<br />

I-48100 Ravenna<br />

Tel: 0544-35404<br />

Fax: 0544-482670<br />

Touristenbüro Marina di Ravenna<br />

Tel. 0544-530117<br />

Fax: 0544-486035<br />

Capitaneria di Porto Ravenna<br />

Tel.: 0544 - 281511<br />

Touristenbüro Cervia:<br />

Tel: 0544-974400<br />

Fax: 0544-974400<br />

Capitaneria di Porto<br />

Ufficio Locale Marittimo di Cervia<br />

0544-72355<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 60<br />

PROVINZ CESENA-FORLI<br />

Struttura Oceanografica Daphne<br />

Dr. Attilio Rinaldi (Direttore)<br />

Dr. Guiseppe Montanari<br />

Dr.ssa Anna Ghetti<br />

Dr.ssa Carla Ferrari<br />

Dr.ssa Cristina Maziotti<br />

ARPA<br />

Viale Vespucci 2<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel. 0547-83941<br />

Dott.ssa Paola Pagliarani<br />

Ufficio Turistico<br />

Viale Roma 112<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-674407<br />

Fax: 0547-80129<br />

Dr. Guiseppe Cirillo<br />

ARPA Cesena<br />

Viale Salinitore, 20<br />

I-47100 Forli<br />

Tel: 0543-451432<br />

Fax: 0543-451451<br />

E-Mail : Gcirillo@fo.arpa.emr.it<br />

Dr. Flavio Valentini<br />

AUSL Cesena<br />

Viale Salinitore, 20<br />

I-47100 Forli<br />

Tel: 0543-352111<br />

Fax: 0543-451451<br />

Gilberto Savini<br />

AUSL Cesena Sede Cesenatico<br />

Borgo San Giaccomo<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-81388<br />

Fax: 0547-80433<br />

Dr.ssa Berta Berlani<br />

Assessore all’Ambiente<br />

Comune di Cesenatico<br />

Via M. Moretti, 5<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-79111<br />

Dr. Roberto Poletti<br />

Centro Ricerche Marine<br />

Viale Vespucci 2<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-80278


Cooperativa Bagnini Cesenatico<br />

Simone Battistoni<br />

Präsident der Kooperative Bagnini<br />

Viale degli Amicis<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-83261<br />

Capitaneria di Porto<br />

Ufficio Locale Marittimo Cesenatico<br />

Via del Porto<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel: 0547-80028<br />

Grandi Spiagge / San Mauro Mare<br />

Präsident der Kooperative<br />

Alessandro Del Vecchio<br />

E-Mail : koeman70@virgilio.it<br />

PROVINZ RIMINI<br />

Dr. Lanfranco Morri<br />

Präsident des APT-Servizi der<br />

Emilia Romagna<br />

P.le Frederico Fellini, 3<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541-55998<br />

Fax: 0541-24600<br />

Dr. Stefano Ceci<br />

Direktor des APT-Servizi der<br />

Provinz Rimini<br />

P.le Frederico Fellini, 3<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541-430100<br />

Fabio Grassi<br />

Ufficio Stampa<br />

APT Servizio<br />

P.le Frederico Fellini, 3<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541-430190, (430101)<br />

Fax: 0541-778628<br />

Dr. Gabrielle Croatti<br />

ARPA Rimini<br />

Via Gambalunga, 83<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541- 367276<br />

Fax: 0541-367275<br />

Dr. Mauro Stambazzi<br />

Direktor ARPA Provinz Rimini<br />

Via Gambalunga, 83<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541-444272<br />

Fax: 0541-444275<br />

Mobil: 335 5756958<br />

E-Mail : sez@rn.arpa.emr.it<br />

Dr. Efrem Coltelli<br />

ARPA-Rimini<br />

Responsabile del Servizio Teritoriale<br />

Via Gambalunga, 83<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel 0541-444257<br />

E-Mail : ecoltelli@rn.arpa.emr.it<br />

Dott. Fausto Fabbri<br />

AUSL Rimini<br />

Via Coriano 38<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel. 0541-707294<br />

Ing. Malatesta<br />

Direktor der Kläranlage St. Giustina<br />

(Depuratore)<br />

Via Marecchiese, 195<br />

I-47037 Rimini<br />

Tel: 0541-770437<br />

Mario Tebaldi<br />

Assessore al Turismo<br />

Piazza Roosevelt 3<br />

I-47841 Cattolica (Rn)<br />

Tel: 0541-961506, (963341),<br />

(966511)<br />

Fax: 0541-963344<br />

Dr. Mario Sala<br />

Dirigente Ambiente e Gestione del<br />

Patrimonio<br />

Piazza Roosevelt, 7<br />

I-47841 Cattolica<br />

Tel: 0541-966712, (966714)<br />

Fax: 0541-960340<br />

Dr. Pietro Pazzaglini<br />

Assessore all’Ambiente<br />

Piazza Roosevelt, 7<br />

I-47841 Cattolica<br />

Tel: 0541-966714<br />

Fax: 0541-960340<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 61<br />

Dr.ssa Maria Vittoria Prioli<br />

Ufficio Ambiente<br />

Comune di Cattolica<br />

Piazzale Roosevelt, 5<br />

I-47033 Cattolica<br />

Tel: 0541-966541<br />

Fax: 0541-960340<br />

Comune di Cattolica<br />

Ufficio Segreteria del Sindaco<br />

Responsabile: Dott.ssa Prioli<br />

Tel. 0541-966512/3<br />

Fax: 0541-960340/966793<br />

E-Mail : vittorip@cattolica.net<br />

Touristenbüro Rimini:<br />

Rimini Turismo<br />

P.le Fellini,3<br />

I-47900 Rimini<br />

Tel: 0541-54019<br />

Fax: 0541-54290<br />

Touristenbüro Riccione<br />

Commune di Riccione, Assessorato<br />

al Turismo<br />

Palazzo del Turismo<br />

P.le Ceccarini, 11<br />

I-47838 Riccione<br />

Tel: 0541-608332 (608333),<br />

(608274)<br />

Fax: 0541-600318<br />

Touristenbüro Cattolica<br />

Informazione Turistica<br />

Responsabile Mario Ceccarelli<br />

Piazza Nettuno, 1<br />

I-47841 Cattolica<br />

Tel: 0541-963341<br />

Fax: 0541-963344<br />

BOLOGNA<br />

Dr. Franco Brun<br />

Assessorato alla Sanitá<br />

Regione Emilia Romagna<br />

Viale Aldo Moro, 30<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel: 051-283179 (283174)<br />

Fax: 051-283168


Dr. Mauro Bellettini<br />

Assessorato alla Sanitá<br />

Regione Emilia Romagna<br />

Viale Aldo Moro, 30<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel: 051-2834176<br />

Fax: 051-283168<br />

Tel. in Ravenna: 0544-286695<br />

Mentino Preti<br />

ARPA Emilia-Romagna<br />

Dipartimento Ingegneria Costiera<br />

Via Po 4<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel: 051 6223829<br />

Dr. Adrano Zavatti<br />

ARPA Direttore Tecnico<br />

Via Po, 5<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel. 051/6223800<br />

Mobil: 335 8135382<br />

Dr. Edolo Minarelli<br />

ARPA-Direttore Generali<br />

Via Po, 5<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel. 051-6223800<br />

Mobil: 335 331268<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 62<br />

Umweltorganisationen<br />

Dr. Luigi Rambelli<br />

Presidente Regionale di Legambiente<br />

Legambiente Emilia Romagna<br />

Via Guglielmo Marconi, 69<br />

I-40122 Bologna<br />

Tel: 051-294801<br />

Fax: 051-251055<br />

Legambiente<br />

Circolo di Cesenatico<br />

Giulio Solaroli u. Sandra di Pecoraro<br />

Via Mesolino, 60<br />

I-47042 Cesenatico<br />

Tel. 0547-672730


Regionalbericht Marken<br />

Bearbeitet von Dipl. Biol. Annalisa Bertolo, Berlin<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Marken erstrecken sich entlang der mittelitalienischen<br />

Adriaküste von der Mündung des Flusses<br />

Tavollo, der Regionsgrenze zur Emilia-Romagna,<br />

bis zur Mündung des Flusses Tronto, der Grenze zur<br />

Region Abruzzen. Die Region ist unterteilt in die<br />

vier Provinzen Pesaro-Urbino, Ancona, Macerata<br />

sowie Ascoli Piceno. Vom Norden bis zum Süden<br />

der Region ziehen sich die Höhenzüge des Apennin<br />

sowie dessen Ausläufer, die als Hügelland bis an die<br />

Küste reichen. So gilt für die gesamte Region die<br />

naturräumliche Dreiteilung von Ost nach West:<br />

Küste, Hügelland und Gebirge. Die höchsten Berge<br />

im Nationalpark der Monti Sibillini im Süden der<br />

Marken erreichen Höhen von fast 2500 m. Es fließen<br />

neun nennenswerte Flüsse durch die Marken und in<br />

die Adria. Etwa 8 % der Region werden von Naturparks<br />

bedeckt. Das entspricht einer Fläche von<br />

87.000 ha. Zwei Nationalparks reichen in die Region<br />

hinein - der "Parco Nazionale dei Monti Sibillini"<br />

und der "Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti<br />

della Laga". Ferner wurden in den Marken vier<br />

Regionalparks ausgewiesen, von denen zwei direkt<br />

an der Küste gelegen sind. Dies sind der "Parco<br />

Naturale del Monte San Bartolo", nördlich von<br />

Pesaro, und der "Parco Naturale del Monte Conero",<br />

zwischen Ancona und Numana. Große städtische<br />

Metropolen fehlen ganz, die größte Stadt ist die<br />

Hauptstadt der Region, Ancona, mit ca. 300.000<br />

Einwohnern. Die Wirtschaft ist von Handwerk,<br />

Kleinindustrie, Handel, Dienstleistung und Tourismus<br />

geprägt. Im Hinterland spielt auch die Landwirtschaft<br />

noch eine entscheidende ökonomische<br />

Rolle. Für italienische Verhältnisse werden <strong>über</strong>proportional<br />

viele Flächen in biologischem Anbau<br />

bewirtschaftet. Im Jahr 2001 wirtschafteten 1.900<br />

Betriebe auf einer Anbaufläche von <strong>über</strong> 30.000 ha -<br />

Tendenz stark steigend. Das entspricht <strong>über</strong> 6 % der<br />

landwirtschaftlich genutzten Fläche der Marken.<br />

Lediglich in Kalabrien, Apulien und der Emilia-<br />

Romagna ist die biologische Landwirtschaft noch<br />

stärker vertreten. Die Hauptprodukte der landwirtschaftlichen<br />

Erzeugung sind Nudeln, Wein, Traubensaft,<br />

Olivenöl, Sonnenblumenöl und Heilkräuter.<br />

Die 173 km lange Küste ist, bis auf die Steilküsten<br />

des Conero bei Ancona und des Abschnitts zwischen<br />

Gabicce Mare und Pesaro, fast ausnahmslos von<br />

langen, flachen Sand- und Kiesstränden geprägt. Die<br />

Wassertiefe erreicht vor Sandstränden auch in einer<br />

Meile Entfernung vor der Küste maximal 10 m,<br />

während vor den Steilküsten bereits in geringem<br />

Abstand zum Ufer bis zu 16 m Tiefe erreicht werden.<br />

Ein Großteil der Küste wird intensiv touristisch<br />

genutzt. In jeder an der Küste gelegenen Gemeinde<br />

werden die bekannten italienischen "Bagni" betrieben,<br />

unterbrochen von nur kurzen freien Strandab-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 63<br />

schnitten. Vor allem etwas außerhalb der Ortschaften<br />

finden sich dann längere freie Strandabschnitte,<br />

die dann wiederum nur ab und zu von konzessionierten<br />

"Bagni" unterbrochen werden. Die wichtigsten<br />

Verkehrsverbindungen erstrecken sich entlang der<br />

Küste. Parallel zum Meer verlaufen sowohl die<br />

"Adriatica - SS16" und die Bahnlinie, als auch im<br />

Abstand von wenigen Kilometern die Autobahn<br />

"Bologna - Bari" (A 14). Vier Autobahnstrecken<br />

ohne Mautgebühr, sogenannte "Superstrade", verbinden<br />

die im Hinterland gelegenen Städte Urbino,<br />

Fabriano, Macerata, Tolentino und Ascoli Piceno<br />

mit der A14 und dem Meer. Die Schnellstraßen<br />

führen <strong>über</strong> einige Nationalstraßenabschnitte weiter<br />

nach Umbrien und Rom. Von Ancona aus besteht<br />

außerdem eine Schnellzugverbindung zur italienischen<br />

Hauptstadt. Der einzige bedeutende Flughafen<br />

der Region liegt etwas außerhalb von Ancona auf<br />

dem Stadtgebiet von Falconara Marittima. Der<br />

Hafen von Ancona ist einer der wichtigsten Häfen<br />

des Landes. Außer im Frachtverkehr kommt ihm<br />

eine besondere Bedeutung im Personenverkehr<br />

zwischen Italien und Südosteuropa - dem ehemaligen<br />

Jugoslawien, Griechenland und der Türkei - zu.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Die Festlegung der Probenahmestellen erfolgt in den<br />

Marken, wie in ganz Italien nach dem Gesetz "DPR<br />

470/82", vom 8. Juni 1982, <strong>das</strong> sich wiederum auf<br />

die EU-Richtlinie "76/160" bezieht.<br />

Dieses Gesetz, ergänzt und modifiziert durch <strong>das</strong><br />

Gesetz N°422, vom 29. Dezember 2000, beinhaltet<br />

außerdem, <strong>das</strong>s die Badesaison offiziell vom 1. Mai<br />

bis zum 30. September andauert und <strong>das</strong>s Wasserproben<br />

von einem Monat vor Saisonbeginn, also ab<br />

dem 1. April, bis zum Ende der Saison mindestens<br />

zweimal pro Monat entnommen werden müssen. Die<br />

Proben werden seit Oktober 1999 nicht mehr von<br />

der lokalen Gesundheitsbehörde (ASL) genommen,<br />

sondern von der zur gleichen Zeit neu gegründeten<br />

Umweltagentur der Region (ARPAM - Agenzia<br />

regionale per la protezione ambientale delle Marche).<br />

Sie werden an der Stelle, an der <strong>das</strong> Meer eine<br />

Tiefe von 80 – 120 cm aufweist, in 30 cm Tiefe<br />

entnommen. An Steilküsten werden Proben nicht<br />

weiter als 5 Meter von der Küste entfernt entnommen.<br />

Die Entnahme erfolgt zwischen 9:00 und 15:00<br />

Uhr. Bei starken Regenfällen oder Sturm, sowie<br />

zwei Tage danach dürfen keine Proben entnommen<br />

werden. Die Auswahl der Messpunkte wird von der<br />

Region in Zusammenarbeit mit der ARPAM getroffen.<br />

Der Abstand zwischen den einzelnen<br />

Messpunkten darf laut Gesetz 2.000 Meter nicht


punkten darf laut Gesetz 2.000 Meter nicht <strong>über</strong>schreiten,<br />

ist in der Regel aber wesentlich geringer<br />

gewählt. An den 172 km Küstenstrecke befinden<br />

sich 230 Messpunkte. In den Marken wird die<br />

gesamte Küstenlinie von den Messungen erfasst. Die<br />

Probenentnahmestellen sind so gewählt, <strong>das</strong>s auch<br />

Belastungsbereiche an Flussmündungen, Einleitungen<br />

sowie der Bereich rechts und links der Hafenkanäle<br />

erfasst werden. An diesen besonders belastungsgefährdeten<br />

Punkten besteht generelles Badeverbot.<br />

Innerhalb einer Entfernung von 100 m vom<br />

Hafen, 200 m von Anlegestellen sowie in Bootskorridoren<br />

ist Baden verboten. Wenn im Bereich einer<br />

Mündung kein Badeverbot bestehen soll, so ist es<br />

Pflicht, einen Messpunkt direkt an die Mündung zu<br />

legen (Decreto Ministeriale vom 29.01.1992).<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Zweimal im Monat werden von den ARPAM der<br />

vier Provinzen der Marken die Wasserproben<br />

analysiert. Untersucht werden 11 Parameter, darunter<br />

vier mikrobiologische Hygieneparameter. Gesamtkoliforme,<br />

Fäkalkoliforme sowie Streptokokken<br />

werden bei jeder Messung ermittelt, Salmonellen<br />

lediglich bei Verdacht. Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme<br />

werden mit der Mehrfachröhrchenmethode<br />

und der Membranfiltermethode bestimmt. Für die<br />

Ermittlung der Streptokokken werden die Flüssigkulturtechnik-Methode<br />

sowie die Membranfiltermethode<br />

angewandt. Das Gesetz DL 109/1993 erlaubt<br />

eine Erweiterung der Grenzwerte für den O2-Gehalt<br />

der Badegewässer, wenn ersatzweise andere Hygieneparameter<br />

in <strong>das</strong> Kontrollprogramm aufgenommen<br />

werden. Die Marken machen von dieser Möglichkeit<br />

Gebrauch und führen den Anforderungen<br />

entsprechende Untersuchungen zum Vorkommen<br />

hygienerelevanter Algen durch.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Durch eine Gesetzesänderung (Gesetz N°422, vom<br />

29. Dezember 2000) wurde die seit 1982 geltende<br />

Bestimmung zur Verhängung von Badeverboten in<br />

Folge von hygienischen Belastungen neu geregelt.<br />

Das neue Gesetz besagt, <strong>das</strong>s ein Strandabschnitt als<br />

"zum Baden nicht geeignet" gilt, wenn bei einem<br />

festgelegten Prozentsatz der im Vorjahr durchgeführten<br />

Messungen italienische oder europäische<br />

Grenzwerte für die Badegewässerqualität <strong>über</strong>schritten<br />

wurden. Zur Bewertung "nicht zum Baden<br />

geeignet" kommt es, wenn die folgenden Bedingungen<br />

nicht erfüllt werden:<br />

Es müssen mindestens 80 % der Messungen der<br />

Saison unterhalb der italienischen Grenzwerte für<br />

mikrobiologische Belastungen bleiben, sowie 90 %<br />

bezüglich der sonstigen Parameter. Neu hinzu<br />

kommt die Beachtung der europäischen Grenzwerte.<br />

95 % der Messungen müssen Ergebnisse unterhalb<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 64<br />

der großzügigeren europäischen Grenzwerte von<br />

10.000 Gesamtkoliformen/100 ml und 2.000 Fäkalkoliformen/100<br />

ml aufweisen. Wurde ein Strandabschnitt<br />

zum Ende der letzten Badesaison als "nicht<br />

zum Baden geeignet" eingestuft, so muss er zum<br />

Anfang der neuen Badesaison gesperrt werden.<br />

Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />

Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />

als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />

so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />

permanentes Badeverbot verhängt werden. Ein<br />

permanentes Badeverbot wird außerdem verhängt,<br />

wenn mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />

der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />

haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />

Messungen von mindestens zwei pro Monat<br />

durchgeführt wurden. Das Gesetz ist in der Badesaison<br />

2002, auf Basis der Ergebnisse aus den Jahren<br />

2000 und 2001, erstmals zur Anwendung gekommen<br />

und infolgedessen mussten 11 Strandabschnitte bis<br />

auf weiteres gesperrt werden. Es handelt sich um die<br />

Punkte: Graben Bastia (Marotta di Mondolfo); Fosso<br />

Nuovo / Neuer Graben (Falconara Marittima); am<br />

kleinen Hafen Porticciolo Torrette (Ancona); am<br />

Restaurant Zi Nenè sowie an der Provinzgrenze<br />

nördlich der Musonemündung (Numana); 100 m<br />

südlich der Musonemündung, 100 m südlich der<br />

Mündung des Baches Fiumarella und 300 m nördlich<br />

der Mündung des Potenza (Porto Recanati); 400<br />

m nördlich der Mündung des Chienti (Civitanova<br />

Marche); 500 m südlich der Mündung des Chienti<br />

(Porto Sant'Elpidio); 100 m nördlich des Entwässerungskanals<br />

Surgela (San Benedetto del Tronto).<br />

An dem entsprechenden Küstenabschnitt muß die<br />

Ursache der Verschmutzung ausfindig gemacht und<br />

behoben werden. Allerdings fügt hier <strong>das</strong> Gesetz<br />

einschränkend hinzu, "soweit es innerhalb der<br />

finanziellen Möglichkeiten" der entsprechenden<br />

Verantwortlichen liegt.<br />

Der Strand kann erst nach Behebung der Verschmutzungsursachen<br />

wieder geöffnet werden, wenn<br />

<strong>über</strong> einen Messungszeitraum von 6 Monaten keine<br />

einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung mehr festgestellt<br />

werden konnte. Diese 6 Monate können sich auch<br />

<strong>über</strong> zwei aufeinanderfolgende Badesaisons erstrecken.<br />

Neu ist allerdings auch die Möglichkeit, die Zahl der<br />

Gewässerproben pro Badesaison zu erhöhen. Auf<br />

diese Weise kann die prozentuale Gewichtigkeit<br />

ungünstig ausgefallener Messungen gemindert<br />

werden. Zum Beispiel hätte eine einzige Überschreitung<br />

der europäischen Grenzwerte, bei der bisher<br />

üblichen Zahl von 12 Messungen pro Saison, zur<br />

Folge, <strong>das</strong>s die 95 % erforderlicher einwandfreier<br />

Proben nicht mehr erreicht werden könnten. Bei<br />

einer angenommenen Durchführung von 20 Mes-


sungen pro Saison kann sich ein Strandabschnitt eine<br />

einzige Überschreitung der europäischen Grenzwerte<br />

hingegen "leisten".<br />

Während der Saison wird ein Badeverbot ausgesprochen,<br />

wenn die folgende Prozedur mit folgendem<br />

Resultat verläuft: Bei Routineuntersuchungen hat<br />

mindestens ein Parameter die italienischen Grenzwerte<br />

für Badegewässer <strong>über</strong>schritten. Im direkten<br />

Anschluss werden fünf Zusatzuntersuchungen<br />

vorgenommen, bei denen mindestens zwei Untersuchungen<br />

eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufweisen.<br />

Ist dies der Fall, so erfolgt eine Anweisung an den<br />

Gemeindebürgermeister, ein temporäres Badeverbot<br />

für den betroffenen Strand auszurufen. Der Bürgermeister<br />

hat für die Verbotsbeschilderung der Strände<br />

zu sorgen.<br />

Ein temporäres Badeverbot kann aufgehoben werden,<br />

wenn in den zwei nachfolgenden Routinemessungen<br />

keine hygienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />

wurden.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

Die Region Marken nimmt bereits im fünften Jahr<br />

am Sommerservice-Programm des ADAC teil. Die<br />

Erfahrungen, die in den fünf Jahren gesammelt<br />

werden konnten, ermöglichen mittlerweile eine<br />

routinierte direkte Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />

Verantwortlichen in der Region.<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Verantwortlich für den ADAC-Sommerservice war<br />

auf Seiten der Tourismusbehörde der Marken wieder<br />

Dott. Paolo Galli, der die Aufgabe in den vorangegangenen<br />

zwei Jahren an Dott. Pomponi <strong>über</strong>geben<br />

hatte. Dott. Galli hat sehr großes Interesse am<br />

Gelingen des Sommerservices gezeigt und sich<br />

während der gesamten Saison versucht einzubringen.<br />

Dies zeigte sich an seiner hohen Kooperationsbereitschaft<br />

bei der Versorgung mit Fotomaterial<br />

und für den Sommerservice relevanten Informationen,<br />

als auch in einer regen Anteilnahme in Form<br />

von praktischen Vorschlägen zur Gestaltung des<br />

Sommerservice.<br />

Die Basisarbeit für den ADAC-Sommerservice, die<br />

Ermittlung von Badegewässerqualität und Badeverboten<br />

lief <strong>über</strong> die in den Vorjahren erprobten<br />

Kanäle. Erster Ansprechpartner für den ADAC war<br />

wieder Herr Dott. Bolognini vom Wasserbüro der<br />

Umweltabteilung der Region, der den Sommerservice<br />

außerdem mit aktuellen Informationen <strong>über</strong><br />

Algenschleim und sonstige für die Gewässerqualität<br />

relevante Fragen versorgt hat.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 65<br />

Seit vergangenem Jahr ist ein zentrales System zur<br />

Übermittlung von Daten zur Badegewässerqualität<br />

per Computer operativ, <strong>das</strong> größere Schnelligkeit<br />

und Pünktlichkeit in diesem Bereich gewährleistet.<br />

Durch den direkten Kontakt zu den ARPAM der<br />

einzelnen Provinzen, die für die Datenerhebung<br />

verantwortlich zeichnen, konnte der eine oder andere<br />

Zwischenschritt eingespart werden, was zu einer<br />

präzisen und aktuellen Informationslage geführt hat.<br />

Die Zusammenarbeit mit den ARPAM der Provinzen<br />

Pesaro-Urbino, Ancona und Macerata hat sehr<br />

gut funktioniert. Das gilt nicht nur für die zuverlässige<br />

Versorgung mit Daten zur Gewässerqualität und<br />

zum aktuellen Stand der Badeverbote, es gilt auch<br />

für die fachlichen Informationen zur Algenschleimsituation<br />

während der Sommermonate. Etwas<br />

geringer war die Kooperationsbereitschaft leider in<br />

der südlichsten Provinz Ascoli Piceno. Des öfteren<br />

hat sich die Homepage der Region Marken, sowie<br />

die bestens auf dem laufenden gehaltene Homepage<br />

der ARPAM als nützliche Informationsquelle<br />

erwiesen.<br />

Als fruchtbare Informationsquellen haben sich auch<br />

wieder diverse Gemeindeverwaltungen, die Vigili<br />

Urbani, die Hafenmeistereien und die Tourismusinformationen<br />

(IAT) erwiesen.<br />

Informationen zu Ereignissen in der Region wurden<br />

außerdem aus der Tagespresse, wie aus diversen<br />

Veranstaltungskalendern entnommen.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Tourismus in den Marken bedeutet vor allem<br />

Strandurlaub. 80 % der Besucher der Marken kommen<br />

während der Sommerzeit in die Region und<br />

suchen ihr Quartier am Meer. Die meisten Gäste<br />

sind allerdings Italiener, die traditionell ihren Sommerurlaub<br />

im eigenen Land verbringen. Viele<br />

italienische Familien haben ihr festes Feriendomizil,<br />

dem sie <strong>über</strong> die Jahre hinweg treu bleiben. Diese<br />

Tatsache sichert der italienischen Küste eine Art<br />

Originalität. 17,5 % der Besucher waren 2002 nicht<br />

italienischer Nationalität. Bei einer im Vergleich<br />

zum Vorjahr stagnierenden Zahl von 1,56 Millionen<br />

Touristen hat sich der Besucherzuspruch aus dem<br />

Ausland entgegen dem Trend positiv entwickelt.<br />

5,1 % mehr Besucher und 3,5 % mehr Übernachtungen<br />

konnten offiziell gezählt werden.<br />

Die wichtigste ausländische Besucherfraktion wird<br />

seit Jahren von den Deutschen gestellt. In den ersten<br />

acht Monaten des Jahres 2002 wurden 65.400<br />

deutsche Urlauber gezählt. In weitem Abstand<br />

folgen die Länder Großbritannien (19.100) Besucher),<br />

Schweiz und Liechtenstein (18.120), Tsche-


chische Republik (17.950), Frankreich (16.850) und<br />

Österreich (14.230). Man beachte die Bedeutung der<br />

Besucher aus dem deutschsprachigen Raum insgesamt.<br />

Unter den weiteren Nationen ist die Zahl<br />

amerikanischer Touristen interessant. Unter den<br />

knapp 10.000 amerikanischen Besuchern der Marken<br />

dürfte sich eine beträchtliche Zahl befinden, die<br />

in ihrem Urlaub den eigenen italienischen Familienwurzeln<br />

gefolgt ist. Außerdem bemerkenswert ist<br />

der hohe Zuspruch aus Ländern Osteuropas. Allein<br />

aus den drei Ländern Tschechien, Polen und Russland<br />

kamen dieses Jahr knapp 38.000 Besucher in<br />

die Marken.<br />

Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />

für die Bewohner der Region Marken und dementsprechend<br />

wird die Entwicklung in diesem Wirtschaftsbereich<br />

aufmerksam verfolgt.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Seit den 80er Jahren sind in den Marken viele<br />

Kläranlagen errichtet worden. Die Region zählt<br />

heute 324 Anlagen. Bei der letzten Erhebung <strong>über</strong><br />

die Klärung kommunaler Abwässer von 1997 wurde<br />

festgestellt, <strong>das</strong>s 71,2 % der 1.489.225 Einwohner<br />

der Marken an eine Kläranlage angeschlossen sind,<br />

allerdings nur 53 % an Kläranlagen, die den aktuellen<br />

Normen gerecht werden. Die schlechteste Entsorgungslage<br />

besteht in den Einzugsgebieten der<br />

Flüsse Cesano, Tenna, Aso und Tronto, wo nur<br />

zwischen 15,3 und 33,3 % der Einwohner an eine<br />

den Normen entsprechende Kläranlage angeschlossen<br />

sind. 58 % der Kläranlagen in der Region haben<br />

eine Kapazität von weniger als 1.000 Einwohnergleichwerten.<br />

17 % der Anlagen haben eine Kapazität<br />

von 1.000 bis 2.000 Einwohnergleichwerten und<br />

17 % der Anlagen können die Abwässer von 2.000<br />

bis 10.000 Einwohnern entsorgen. 8 % können <strong>über</strong><br />

10.000 Einwohnergleichwerte klären.<br />

Die Kläranlagen arbeiten zum Teil mit Tropfkörper-<br />

oder Tauchtropfkörpertechnik, aber es gibt auch<br />

einige Belebtschlammanlagen. Einige wenige<br />

Pflanzenkläranlagen kleineren Ausmaßes finden sich<br />

ebenfalls.<br />

Die Region Marken ist zurzeit selbst noch damit<br />

beschäftigt, den Stand der Abwasserentsorgung zu<br />

<strong>über</strong>prüfen. Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme<br />

dürften im Frühjahr 2003 vorliegen. Einige<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Abwasserentsorgung<br />

sind zurzeit im Bau. Die Probleme, die aus der<br />

aktuellen Situation der Abwasserklärung resultieren,<br />

liegen auf der Hand. Die hygienische Qualität der<br />

Fließgewässer und dementsprechend auch der<br />

Mündungsbereiche ist oft schlecht. Ursache ist zum<br />

einen, <strong>das</strong>s noch nicht alle Einwohner an eine<br />

geregelte Entsorgung der Abwässer angeschlossen<br />

sind und zum anderen, <strong>das</strong>s die Kläranlagen oft nicht<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 66<br />

die gewünschte Leistung bringen. Das Hauptproblem<br />

bei bestehenden Kläranlagen liegt in der Dimensionierung<br />

der Anlagen. Bei starken Regenfällen<br />

werden die Kapazitäten einiger zu klein dimensionierter<br />

Anlagen mit unzureichenden Auffangbecken<br />

<strong>über</strong>lastet, da Regenwasser <strong>über</strong> die Mischkanalisation<br />

mit Haushaltsabwässern zusammenfließt. Über<br />

<strong>das</strong> Überlaufbecken fließt so ungeklärtes Abwasser<br />

in die Vorfluter. Ein weiteres häufig auftretendes<br />

Problem ist die Überdimensionierung der Anlagen.<br />

Bei unzureichender Beschickung der Kläranlagen<br />

mit Schmutzwasser ist die Reinigungsleistung<br />

eingeschränkt.<br />

In der Provinz Pesaro wurden im Sommer 1998<br />

sämtliche 119 Kläranlagen auf ihre Funktionstüchtigkeit<br />

hin untersucht: 24 funktionierten nur unzureichend,<br />

16 funktionierten gar nicht. Von den 67<br />

Kommunen haben 7 keine Kläranlagen.<br />

Die Daten für Ascoli Piceno von 1996 lauten: von<br />

104 untersuchten Anlagen funktionieren nur 76<br />

(Entsorgung von 55 % der Provinzbevölkerung).<br />

Von den 73 Kommunen werden nur 19 Kommunen<br />

den gesetzlichen Anforderungen entsprechend<br />

entsorgt. 13 Kommunen haben keine Kläranlage.<br />

Für die Provinzen von Ancona und Macerata waren<br />

in dieser Saison noch immer keine Daten zugänglich,<br />

da die Region selbst zurzeit noch an diesen<br />

arbeitet. Festzuhalten ist sicherlich, <strong>das</strong>s in der Stadt<br />

Macerata von 42.260 Einwohnern gerade einmal die<br />

Hälfte (24.000) an eine Kläranlage angeschlossen<br />

sind. Ähnliches gilt für die Kernstadt Ancona, wo<br />

von 99.453 Einwohnern gerade einmal 67.500<br />

angeschlossen sind. Ausreichende Kapazitäten<br />

bestehen hingegen z. B. in den Küstengemeinden<br />

Falconara Marittima, Gabicce Mare, Porto Recanati,<br />

Potenza Picena, Civitanova Marche, Porto<br />

Sant´Elpidio und Senigallia.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die Badegewässerqualität scheint sich in den Marken<br />

leicht zu bessern. Zwar wurden in Folge des<br />

Gesetzes N°422, vom 29. Dezember 2000, an elf<br />

Strandabschnitten permanente Badeverboten verhängt,<br />

aber die Zahl der verbliebenen temporären<br />

Badeverbote ist auf eine Zahl von maximal 9 heruntergegangen,<br />

so <strong>das</strong>s in der Summe weniger Strandabschnitte<br />

zur gleichen Zeit gesperrt waren, als noch<br />

im Vorjahr.<br />

Die Qualität der Badegewässer ist in der Regel als<br />

gut oder sehr gut zu bezeichnen. Hervorragend ist<br />

sie vor der Küste der Naturparks des Monte San<br />

Bartolo und des Monte Conero - beides Aushängeschilder<br />

der Küste der Marken. Die geologische<br />

Struktur, die Strömungsverhältnisse und die relativ<br />

große Entfernung zu belasteten Fließgewässern


garantieren einwandfreie Gewässer. Vor flachen,<br />

sandigen Küstenabschnitten ist die Gewässerqualität<br />

in der Regel zwar gut, durch den geringeren Wasseraustausch<br />

wirken die Selbstreinigungskräfte des<br />

Meeres allerdings weniger. Es kommt schneller zur<br />

Stratifikation des Wassers, Nährstoffe, Schadstoffe<br />

und abgestorbene Biomasse akkumulieren sich<br />

leichter im Flachwasser und es kann sporadisch zu<br />

Algenblüten und Sauerstoffmangel am Meeresgrund<br />

kommen. Problematischer sieht die Lage noch in<br />

den Mündungsbereichen der Fließgewässer aus.<br />

Die Wasserläufe sind vor allem im Hinterland oft<br />

durch Siedlungsabwässer verschmutzt und tragen<br />

diese Verschmutzungen ins Meer. Das größte<br />

Problem stellt also der noch unzureichende Stand<br />

der Abwasserklärung in weiten Teilen der Region<br />

dar. Im Bewusstsein dieser Tatsache werden einige<br />

an Mündungen oder Einleitungen gelegene Strände<br />

schon im Voraus, also bevor <strong>über</strong>haupt eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

festgestellt werden konnte, zum<br />

Baden gesperrt. In der Badesaison 2002 war dies<br />

wiederholt im Mündungsbereich des Baches Genica<br />

(Pesaro) der Fall. Der Stoffeintrag durch Flüsse und<br />

Gräben ins Meer lässt sich an der vielerorts ein bis<br />

zwei Tage anhaltenden Trübung des Wassers im<br />

Küstenbereich ablesen, auch wenn es sich bei den<br />

Schwebstoffen zum größten Teil um ausgeschwemmtes<br />

Bodenmaterial handelt.<br />

Mit temporären Badeverboten aufgrund von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

der mikrobiologischen Parameter,<br />

die <strong>über</strong> die Badegewässerqualität entscheiden,<br />

waren die folgenden Strände belegt: vor Viale<br />

Berna (Pesaro); 100 m nördlich des ehemaligen<br />

Restaurants Zi Nenè (Numana); 100 m nördlich<br />

sowie 100 m südlich des Abflusses der kommunalen<br />

Kläranlage von Potenza Picena; vor der ehemaligen<br />

Sefa-Werft (Civitanova Marche); 150 m südlich der<br />

Mündung des Ete Vivo (Fermo); 250 m südlich der<br />

Mündung des Aso (Pe<strong>das</strong>o); 100 m südlich des<br />

Abflusses des Enel Elektrizitätswerks (Pe<strong>das</strong>o).<br />

Wegen eines defekten Abwasserrohrs mußte an der<br />

Ortsgrenze zwischen Montemarciano und Falconara<br />

Marittima der Strandabschnitt zwischen dem Bahnwärterhäuschen<br />

N°190 und dem Kiosk "Bar Bonvini"<br />

vor<strong>über</strong>gehend gesperrt werden. Aufgrund der<br />

starken Niederschläge Mitte Juli wurde nördlich und<br />

südlich der Mündung des Torrente Genica in Pesaro<br />

vorsorglich vom 17.7.02 bis 31.07.02 ein temporäres<br />

Badeverbot verhängt.<br />

Die italienischen Grenzwerte für hygienische Belastung<br />

liegen deutlich unter den Richtlinien der EU,<br />

was in der Praxis bedeutet, <strong>das</strong>s in Italien bei sehr<br />

viel geringerer Belastung als an anderen Stränden<br />

der EU-Mitgliedsländer bereits Badeverbote ausgesprochen<br />

werden.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 67<br />

Neben den allgemeinen Problemen landwirtschaftlicher<br />

Einträge in die Gewässer lassen sich einige<br />

Problemschwerpunkte in der Region Marken geographisch<br />

ausmachen. Belastet sind fast alle größeren<br />

und einige kleinere Flüsse der Marken. Diese<br />

sind aufgrund unzureichender Klärung sowie zum<br />

Teil illegaler industrieller Einleitungen belastet.<br />

Besonders nach starken Regenereignissen, wenn<br />

<strong>über</strong> die Mischkanalisation Regenwasser von den<br />

Straßen mit Haushaltsabwässern zusammengeführt<br />

wird und somit die Auffangkapazitäten der Kläranlagen<br />

gesprengt werden, gelangen ungeklärte Abwässer<br />

in Flüsse und Bäche. Dabei sieht die Situation<br />

der Abwasserklärung an der Küste bei weitem<br />

besser aus als <strong>das</strong> im Hinterland der Fall ist.<br />

Besonders aufgefallen sind auch in diesem Jahr<br />

wieder die schlechten hygienischen Werte an der<br />

Mündung des Musone zwischen Numana und Porto<br />

Recanati und des Potenza in Porto Recanati. In<br />

Pesaro wiederholten sich dieses Jahr Probleme im<br />

Strandbereich nördlich des Foglia. Im Mündungsbereich<br />

des Chienti, der Civitanova Marche von Porto<br />

Sant'Elpidio trennt und der in den Vorjahren durch<br />

schlechte Hygienewerte aufgefallen war, besteht<br />

mittlerweile ein auf insgesamt 1.000 Metern Länge<br />

gültiges permanentes Badeverbot. Erst in einer<br />

Entfernung von 700 Metern zur Mündung fällt die<br />

Belastung der Küstengewässer nicht mehr auf. So<br />

fallen auch einige andere Belastungsschwerpunkte<br />

durch die Ausweisung neuer permanenter Badeverbote<br />

während der Badesaison nicht mehr auf, die<br />

Sanierung der entsprechenden Küstenabschnitte ist<br />

damit jedoch noch nicht garantiert. Die hygienische<br />

Belastung rührt neben den Flüssen ebenso aus<br />

diversen Entwässerungs- und Abwassergräben her.<br />

Zwei Kläranlagen, die sich in unmittelbare Nähe<br />

zum Meer befinden, belasten durch die im Endeffekt<br />

unzureichend geklärten Abwässer die Küste. Eine<br />

der Anlagen befindet sich südlich von San Benedetto<br />

del Tronto und entsorgt in den Kanal Bonifica-<br />

Surgela, die andere befindet sich im Norden von<br />

Potenza Picena. Die aufgelisteten Problempunkte<br />

stehen stellvertretend für weniger aufgefallene<br />

Belastungen an anderen Stellen der Region.<br />

Falconara ist auf Grund der hohen Dichte von<br />

Industrieanlagen als eine der besonderen Umweltproblemzonen<br />

Italiens ausgewiesen worden.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Sämtliche Strände der Marken sind von der ADAC-<br />

Mitarbeiterin besichtigt und in ein Strandarchiv<br />

aufgenommen worden. Über die Hälfte davon<br />

wurden dabei bereits zum wiederholten Mal unter<br />

die Lupe genommen. Sie haben zum großen Teil<br />

einen guten Eindruck hinterlassen. In den Marken<br />

sind in unmittelbarer Nähe zu den Gemeinden vor


allem bewirtschaftete Strände, unterbrochen von nur<br />

kleinen freien Strandabschnitten zu finden. Etwas<br />

außerhalb der Gemeindezentren verschiebt sich<br />

diese Verteilung zugunsten eines größeren Anteils<br />

freier Strände, unterbrochen von dem einen oder<br />

anderen konzessionierten Strandbetrieb.<br />

Die bewirtschafteten Strände weisen fast alle eine<br />

ähnliche Ausstattung auf: Sonnenschirme, Liegestühle,<br />

Strandbar oder Restaurant, Kinderspielecke<br />

mit einfachen Geräten und oft Sportmöglichkeiten<br />

wie Strandvolleyball, Basketball, Tretboote, etc.. Zu<br />

bemerken war dabei, <strong>das</strong>s sich die Ausstattung der<br />

Strände <strong>über</strong> die Jahre merklich verbessert hat. Ein<br />

deutlicher Schwerpunkt wird in der Verbesserung<br />

des Beachsportangebotes gelegt. Die Strände werden<br />

täglich gereinigt, haben ausreichend Mülleimer,<br />

Duschen und Toiletten. Einzig die Mülltrennung am<br />

Strand sowie eine ausführliche Touristeninformation<br />

<strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität sind noch<br />

selten zu finden.<br />

Die freien Strände werden nicht so regelmäßig<br />

gereinigt wie die bewirtschafteten. Gerade in dem<br />

vom Wasser etwas abgelegeneren Bereich der freien<br />

Strände, sowie an den Rändern der Wege, die<br />

unmittelbar zu den Stränden führen, lag oft Müll. Im<br />

Badebereich selbst lag die eine oder andere Plastikflasche<br />

im Spülsaum. Auf Grund der direkten Nähe<br />

der Schnellstraße ”Adriatica”, sowie der Bahnlinie<br />

zum Strand kommt es an einigen Stränden zu einer<br />

gewissen Lärmbelästigung.<br />

An gut einem Drittel der besichtigten Küstenabschnitte<br />

muß der Besucher so gut wie ganz auf<br />

Strandinfrastruktur verzichten. Nichtsdestotrotz<br />

kann es sich bei einigen dieser Strände um reizvolle<br />

Naturstrände handeln. An 19 von 320 Stränden<br />

wurden erhebliche Mängel festgestellt. An einigen<br />

dieser Strände dürfte eine Änderung zum Besseren<br />

schwierig sein, was jedoch in der Zukunft weiter zu<br />

untersuchen ist.<br />

Seit Januar 2001 existiert in den Marken ein neues<br />

Gesetz, <strong>das</strong>s die behindertengerechte Einrichtung<br />

der Strände vorschreibt. Die Arbeiten dazu haben<br />

dieses Jahr zum Beispiel am Lido di Fermo begonnen.<br />

Trotzdem enden behindertengerechte Zugänge<br />

zum Meer an den meisten Orten noch in den vorderen<br />

Liegestuhlreihen. Obwohl an vielen Strandbädern<br />

Rampen von der Straße bis ins "bagno" führen,<br />

sind die Holzstege, die eine Überquerung des Strandes<br />

ermöglichen sollen, für Rollstuhlfahrer meist zu<br />

schmal ausgelegt und führen nach aktuellem Wissensstand<br />

nirgendwo bis an den Badebereich.<br />

Zum Thema Hundestrände lässt sich sagen, <strong>das</strong>s<br />

generell in der gesamten Region ein Verbot gilt,<br />

Hunde mit an den Strand zu nehmen. Ausgenommen<br />

sind speziell ausgebildete Blindenhunde, die an der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 68<br />

Leine zu führen sind und für deren Hygiene zu<br />

sorgen ist. Allerdings ist es den einzelnen Gemeinden<br />

<strong>über</strong>lassen worden, besonders ausgewiesene<br />

Hundestrände einzurichten. Diese Möglichkeit<br />

nehmen bisher vier Gemeinden war: In Fano, im<br />

Bereich des Lido, wurde auf einem freien Strandabschnitt<br />

nördlich des Baches Arzilla, beim Segelclub<br />

Lega Navale ein Hundestrand eingerichtet. Gleiches<br />

gilt die freien Strandabschnitten im Bereich der<br />

Mündungen des Flusses Potenza, und des Grabens<br />

Fiumarella, in Porto Recanati. In Cupra Marittima<br />

wird, auf einem südlich des Ortes gelegenen freien<br />

Strandabschnitt am Bach Acqua Rossa ein Hundestrand<br />

eingerichtet. Die Fertigstellung sollte bis<br />

Ende der Badesaison 2002 erfolgen. Und in Grottammare<br />

ist es offiziell möglich, kleine Hunde unter<br />

den Sonnenschirm der privat betriebenen Strandbäder<br />

mitzubringen. Voraussetzung ist, <strong>das</strong>s die Tiere<br />

sich, mit Leine und Maulkorb ausgerüstet, unter<br />

einem Sonnenschirm der letzten Reihe ruhig verhalten.<br />

Der Bereich direkt am Wasser kann nicht<br />

genutzt werden. Auch Strandcafés und Umkleidekabinen<br />

sind für Hunde tabu. An allen Hundestränden<br />

müssen Schäufelchen und Tüten zur Beseitigung der<br />

Exkremente selbst mitgebracht werden.<br />

Das Problem der Stranderosion ist bei den <strong>über</strong> die<br />

Jahre wiederholten Besichtigungen in stellenweise<br />

drastischen Ausmaßen zu bemerken. Arbeiten an<br />

zerstörten Uferwegen (z. B. Pe<strong>das</strong>o) und eine erhebliche<br />

Dezimierung einiger Badestrände (z. B. Fano)<br />

waren <strong>über</strong> die gesamte Küste verteilt wahrzunehmen.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Algenschleim (Mucillagine)<br />

Das Phänomen Algenschleim hat in diesem Jahr<br />

wieder einmal die Aufmerksamkeit von Urlaubern<br />

und Tourismuswirtschaft auf sich gezogen. Die<br />

Sorge, <strong>das</strong> man es in der Saison 2002 mit Algenschleimproblemen<br />

zu tun bekommen könne, bestand<br />

seit dem späten Frühjahr, als bei Routineuntersuchungen<br />

bereits eine gewisse Menge Algenschleimmaterials<br />

in der Wassersäule festgestellt werden<br />

konnte. Erst Ende Juli tauchte allerdings erstmals<br />

tatsächlich Algenschleim an der Küste der Marken<br />

auf. Am 24. Juli wurden Algenschleimflecken vor<br />

der Küste Anconas gesichtet. In den Folgetagen hat<br />

sich <strong>das</strong> Phänomen verstärkt und es kam zu ersten<br />

Anlandungen an den Stränden zwischen Gabicce<br />

Mare und Ancona. Dieses Ereignis wiederholte sich<br />

im Monat August in unregelmäßigen Abständen, je<br />

nach Wind und Wetterverhältnissen. Die Südhälfte<br />

der Region blieb von dem Phänomen verschont.<br />

Für den Badebetrieb bedeutete der Algenschleim<br />

eine ästhetische Belastung, wenn auch noch vergleichsweise<br />

gering, in keinem Fall stellte er jedoch<br />

eine Gefahr für die Gesundheit der Badegäste dar.


Bei Fachleuten und Tourismusbetreibern blieb man<br />

dem Thema gegen<strong>über</strong> relativ ruhig, frei nach dem<br />

Motto, <strong>das</strong> es sich bei Algenschleim nun einmal um<br />

ein natürliches Phänomen der Adria handle, mit dem<br />

man eben leben müsse. Dabei beruft man sich auf<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen direkten<br />

Zusammenhang von Algenschleim und Gewässerverschmutzung<br />

bezweifeln.<br />

Algenblüten<br />

Nach längeren Wärmeperioden kommt es vor den<br />

flachen Küsten der Marken immer wieder zur<br />

Massenvermehrung von Mikroalgen. In den vergangenen<br />

Jahren kam es regelmäßig zu einer<br />

Massenvermehrung der Alge Fibrocapsa japonica.<br />

Diese Alge war in der Saison 2002 nicht zu beobachten.<br />

Stattdessen kam es Mitte Juni zu einer<br />

Blüte der Alge Noctiluca scintillans im küstennahen<br />

Bereich zwischen dem Hafen von Gabicce Mare und<br />

dem Hafen von Fano. Die Algenblüte färbt die<br />

Küstengewässer bei Tageslicht rötlich und wirkt des<br />

Nachts leicht phosphoreszierend. Gefahren für die<br />

Gesundheit des Menschen durch die Alge sind nicht<br />

bekannt. Es handelt sich um ein eher ästhetisches<br />

Problem.<br />

Waldbrände<br />

Waldbrände waren in diesem Sommer dank der<br />

ungewöhnlich feuchten Witterung kein Problem.<br />

Küstenerosion<br />

Ein ökologisches Phänomen, <strong>das</strong> fast der gesamten<br />

Küste der Marken zu schaffen macht, ist die Erosion<br />

der Strände. Das Thema steht bereits seit mehreren<br />

Jahren auf der Tagesordnung nicht nur der Marken<br />

sondern sämtlicher Küstenregionen Italiens. Laut<br />

einer Erhebung von Legambiente sind 16 % der<br />

Küste der Marken besonders stark von Erosion<br />

bedroht. Im Grunde scheint man dem Problem, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> Meer mit jedem Sturm ein Stück an der Küste<br />

nagt und mancherorts einen Teil des Strandes<br />

wegspült keine zufriedenstellende Lösung entgegenzusetzen<br />

zu haben. Dies gilt trotz der Tatsache, <strong>das</strong>s<br />

in den Marken 60 % der Küste mit Uferschutzmaßnahmen<br />

versehen sind. Zu komplex erscheinen die<br />

Strömungsverhältnisse des Meeres, um sämtliche<br />

Konsequenzen von Uferschutzmaßnahmen vorhersehen<br />

zu können. So bleibt einigen Gemeinden<br />

bisher nichts weiter übrig, als den Strand Jahr für<br />

Jahr wieder aufzufüllen. Das Phänomen ist bereits<br />

seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt und macht<br />

sich seit den 60ern und 70ern verstärkt bemerkbar.<br />

Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, <strong>das</strong>s in<br />

den Marken laut einer Studie des WWF aus dem<br />

Jahr 1996 83 % der Küste intensiv, meist zu touristischen<br />

Zwecken, genutzt werden. Intensiv genutzt<br />

heißt in diesem Fall, <strong>das</strong>s die Küste mit Gebäuden<br />

und diverser anderer baulicher Infrastruktur versehen<br />

wurde. In ganz Italien liegt der Schnitt bei 58 %<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 69<br />

und lediglich in den Abruzzen sind laut dieser Studie<br />

noch mehr intensiv genutzte Küstenabschnitte zu<br />

finden (87,7 %).<br />

Die Unterwasserwiesen von Gabicce Mare<br />

Vor den Stränden von Gabicce Mare hat sich eine<br />

selten Pflanzengemeinschaft (Zostera marina und<br />

Cymodocea nodosa) angesiedelt, die von der Gemeinde<br />

selbst als "Unterwasserwiesen von Gabicce<br />

Mare" getauft wurden. Die Pflanzen (es handelt sich<br />

um Blütenpflanzen und nicht um Algen) haben sich<br />

unter Wasser zu dichten Wiesen ausgebreitet. Sie<br />

verweisen auf eine hervorragende ökologische<br />

Qualität des Meerwassers vor Gabicce Mare, da sie<br />

sich nur in unverschmutzten Gewässern entwickeln.<br />

Sie bringen keine gesundheitlichen Probleme mit<br />

sich, sondern tragen vielmehr dazu bei, die Wasserqualität<br />

zu verbessern. Außerdem wirken sie der<br />

Küstenerosion entgegen und begünstigen die natürliche<br />

Erhaltung der Sandbänke. Aus diesem Grund<br />

sind die Unterwasser-Wiesen durch <strong>das</strong> italienische<br />

Gesetz zur Bewahrung der biologischen Vielfalt<br />

geschützt und stellen ein wertvolles Naturgut dar.<br />

Die Gemeinde von Gabicce Mare arbeitet daran,<br />

dieses Naturgut mit seinen fremdenverkehrsbedingten<br />

Anforderungen auf einen Nenner zu bringen. Um<br />

bei den Urlaubern des Badeortes Verständnis dafür<br />

zu gewinnen, <strong>das</strong>s es sich bei der Präsenz von<br />

Wasserpflanzen nicht um einen Mangel an Pflege<br />

der Gewässer, sondern um ein natürliches Zeichen<br />

für besonders gute Badegewässer handelt, wurde<br />

eine Hinweistafel mit entsprechenden Erläuterungen<br />

in vier Sprachen in allen Strandbädern aufgestellt.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die Zahl der Rettungseinsätze am Strand ist nur<br />

ungenau zu beziffern, da die verschiedenen Rettungsorganisationen,<br />

wenn <strong>über</strong>haupt, ihre jeweils<br />

eigenen Statistiken führen.<br />

Gesetzlich ist die Überwachung der Badesicherheit<br />

durch einen Erlass der jeweiligen Hafenkommandantur<br />

geregelt. Diese Erlasse stimmen in den<br />

wesentlichen Punkten <strong>über</strong>ein.<br />

- An konzessionierten Stränden muss während der<br />

gesamten Badesaison (1. Mai - 30. September) ein<br />

Rettungsdienst zur Verfügung stehen. An freien<br />

Stränden sorgt entweder die jeweilige Gemeinde für<br />

die Überwachung oder es muss ein Schild aufgestellt<br />

werden, auf dem ausdrücklich darauf hingewiesen<br />

wird, <strong>das</strong>s in dem betroffenen Strandabschnitt keine<br />

Überwachung der Badesicherheit stattfindet.<br />

- Es besteht die Pflicht, Nichtschwimmerzonen<br />

durch weiße Bojen anzuzeigen. Wo dies nicht<br />

geschieht, muss wiederum ein Schild aufgestellt<br />

werden, auf dem darauf hingewiesen wird, <strong>das</strong>s der<br />

Nichtschwimmerbereich nicht ausgewiesen ist.


- Der Badebereich, in den Boote nicht eindringen<br />

dürfen, muss durch rote Bojen angezeigt werden.<br />

(Im Abstand von 100 m von Steilküsten und 300 m<br />

von Badestränden).<br />

- Bootskorridore sind durch gelbe oder orange Bojen<br />

kenntlich zu machen.<br />

- in Konzession betriebene Strände müssen mit<br />

einem roten Rettungsboot samt zweier Rettungsringe,<br />

Schwimmflossen und Taucherbrille ausgestattet<br />

sein. Von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr muss<br />

ein ausgebildeter* Rettungsschwimmer, der ein T-<br />

Shirt mit der Aufschrift "bagnino di salvataggio"<br />

trägt, anwesend sein - dies entweder auf seinem<br />

Rettungsboot, oder auf den speziell errichteten<br />

Hochsitzen. (*Rettungsschwimmer müssen einen<br />

Schein erwerben, der von der Italienischen<br />

Schwimmerföderation (FIN) oder von der Nationalen<br />

Rettungsföderation (FNS) ausgestellt werden<br />

kann.)<br />

Während der übrigen Zeiten zwischen 8.30 und<br />

19.30 muss eine in Erste-Hilfe ausgebildete Person<br />

den Rettungsdienst <strong>über</strong>nehmen.<br />

- mehrere Strandbetreiber können sich zusammenschließen,<br />

wenn sie sicherstellen, <strong>das</strong>s alle 150 m ein<br />

Rettungsschwimmer (Erste-Hilfe Person nur alle 300<br />

m) anwesend ist.<br />

- wenn die Wetterlage, bzw. der Zustand des Meeres<br />

ein sicheres Baden nicht erlaubt, muss vom Rettungsdienst<br />

eine rote Flagge gehisst werden. Der<br />

Rettungsdienst ist dann außer Dienst.<br />

- jeder betriebene Strand muss Rettungsmittel zur<br />

Verfügung stellen. Diese müssen mindestens eine<br />

Sauerstoffflasche, ein Röhrchen für die Mund zu<br />

Mund Beatmung, einen Beatmungsbeutel für die<br />

Beatmung, sowie einen Erste-Hilfe-Koffer umfassen.<br />

- der Erlass, der unter anderem all diese Sicherheitsbestimmungen<br />

beinhaltet, muss an jedem in Konzession<br />

betriebenen Strand ausgehängt werden.<br />

Die Badesicherheit wird von allen offiziellen Stellen<br />

als gut eingeschätzt. Gegensätzliche Meinungen<br />

wurden weder in der Presse noch an den Stränden<br />

vertreten.<br />

Die medizinische Versorgung in touristischen<br />

Ballungszentren wird durch <strong>das</strong> nationale Gesetz<br />

DPR 484/96 sichergestellt, in dem eben in den<br />

touristisch frequentierten Regionen während der<br />

Saison ausreichende Versorgungskapazitäten vorgeschrieben<br />

sind.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 70<br />

Landesweit fungiert die Notrettung 118, die in den<br />

Marken von vier Zentralen aus gesteuert wird. Die<br />

Notrettung arbeitet 24 Stunden am Tag und hat<br />

sowohl Rettungswagen, wie Motorboote und Helikopter<br />

zur Verfügung. Für jeden Rettungseinsatz<br />

steht ein Rettungsarzt zur Verfügung.<br />

Eine besondere Aktion zur Gewährleistung der<br />

Badesicherheit entlang der Küste wird jedes Jahr<br />

von der Capitaneria di Porto im Rahmen des landesweiten<br />

Programms "Mare d'amare" ("ein liebenswertes<br />

Meer") durchgeführt. Im Rahmen der<br />

Aktion wurden während der Sommersaison Strände,<br />

"bagni", Boote, und Häfen auf die Einhaltung von<br />

Sicherheits- und Umweltnormen kontrolliert.<br />

An 70 % der Strände befinden sich in Konzession<br />

bewirtschaftete "bagni". Diese Strände sind zu<br />

100 % den Gesetzen entsprechend ausgerüstet. Nach<br />

eigenen Beobachtungen sind bei weniger als 30 %<br />

aller Strände Nichtschwimmerzonen ausgewiesen.<br />

Bootskorridore sind <strong>über</strong>all ausgewiesen, wo auch<br />

Boote zu Wasser gelassen werden können. Insgesamt<br />

können die Rettungseinrichtungen positiv<br />

bewertet werden. Insgesamt scheint eine relativ hohe<br />

Badesicherheit gegeben. Die Adriaküste in den<br />

Marken selbst präsentiert dem Besucher eigentlich<br />

keine besonderen Gefahren. Einzige Ausnahme sind<br />

die Steilküstenabschnitte der Naturparke des Monte<br />

San Bartolo und des Monte Conero. An beiden<br />

Küsten sind in ausgedehnten Zonen sowohl <strong>das</strong><br />

Baden als auch der Aufenthalt und sogar der Durchgang<br />

verboten. Die entsprechenden Verbote sind vor<br />

Ort ausgeschildert, werden aber oft von Badegästen<br />

ignoriert. In diesem Jahr kam es, wie bereits im<br />

Vorjahr, an der Steilküste des Monte Conero wiederholt<br />

zu kleineren Erdrutschen in den gesperrten<br />

Gebieten. Obwohl sich zum Zeitpunkt der Erdrutsche<br />

Menschen in den betroffenen Zonen aufhielten,<br />

kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Die<br />

Verantwortlichen der betroffenen Gemeinden sind<br />

erneut aufgefordert worden, sich Gedanken <strong>über</strong><br />

eine effektivere Überwachung der Einhaltung der<br />

Verbote zu machen.<br />

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen kommt es in<br />

jedem Jahr auch zu tödlichen Badeunfällen. Die<br />

Gemeinde Pesaro hat sich in Folge eines tödlichen<br />

Badeunfalls an einem der freien Strände der Stadt<br />

dazu entschlossen, in Zukunft auch sämtliche freien<br />

Strände von Bademeistern <strong>über</strong>wachen zu lassen.<br />

Dies ist noch keinesfalls die Regel.


4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

12.06.2002<br />

An der Gemeindegrenze von Marina di Montemarciano<br />

und Falconara Marittima leckte ein Abwasserrohr.<br />

Am Küstenabschnitt zwischen dem Bahnwärterhäuschen<br />

N° 190 und dem Kiosk "Bar Bonvini"<br />

wurde daraufhin ein temporäres Badeverbot verhängt,<br />

<strong>das</strong> erst am 22. Juli wieder aufgehoben<br />

wurde.<br />

12.06.2002<br />

Vor der Küste der nördlichen Marken, zwischen<br />

dem Hafen von Gabicce Mare und dem Hafen Fanos<br />

kam es für mehrere Tage zu einer Algenblüte. Die<br />

Alge Noctiluca scintillans färbte <strong>das</strong> Wasser rötlich.<br />

Ein Problem für die Gesundheit der Badegäste stellt<br />

die Alge nicht dar.<br />

Mitte Juni 2002<br />

Zu ungewöhnlich früher Jahreszeit wurde die italienische<br />

Halbinsel von einer Hitzewelle erfasst. Die<br />

Quecksilbersäule stiegen stellenweise bis <strong>über</strong> 40 °C<br />

und wurden von hoher Luftfeuchtigkeit begleitet.<br />

Während der zehn Tage andauernden Hitzeperiode<br />

wurden die Strände im ganzen Land von Badenden<br />

gestürmt.<br />

Mitte Juni 2002<br />

Im Süden der Marken wurde <strong>das</strong> Trinkwasser knapp.<br />

Die Winterniederschläge hatten die Trinkwasserreservoirs<br />

nicht genügend auffüllen können um dem<br />

ersten sommerlichen Ansturm auf die Wasservorräte<br />

standhalten zu können. In einigen Orten der Provinz<br />

Ascoli Piceno, darunter im Urlaubsort Grottammare,<br />

wurde die Wasserversorgung <strong>über</strong> Nacht unterbrochen,<br />

um die Reserven zu schonen. Die Bewässerung<br />

von Privatgärten wurde untersagt.<br />

15./16.06.2002<br />

Die ärztliche Bereitschaft von Porto Sant'Elpidio<br />

bemerkte ein gehäuftes Auftreten von kleinen<br />

Stichwunden in die Fußsohlen von Badegästen. Die<br />

Ursache für dieses Phänomen waren kleine stachelige<br />

Fische namens Petermännchen. Wer beim Baden<br />

versehentlich auf den Fisch tritt, der sich im ufernahen<br />

Sand versteckt hält, kann einen schmerzhaften<br />

Stich erleiden. Zum Schutz vor dieser unangenehmen<br />

Erfahrung empfahlen die Strandärzte die<br />

Benutzung von Badeschuhen.<br />

26.06.2002<br />

Ein tragischer Unfall ereignete sich am Strand von<br />

Fiorenzuola (Pesaro), im Naturpark Monte San<br />

Bartolo. Zwei Kinder wurden von einer Welle ins<br />

Meer gerissen und ertranken. Eine 58jährige Betreu-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 71<br />

erin kam ebenfalls ums Leben, als sie versuchte, die<br />

Kinder zu retten.<br />

08.07.2002<br />

Das Aktionsschiff "Goletta Verde" der Umweltschutzorganisation<br />

Legambiente machte bei seiner<br />

alljährlichen Gewässerkampagne in Ancona Station.<br />

08.07.2002<br />

Vor der Steilküste des Naturparks Monte San Bartolo<br />

wurde ein Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg<br />

entdeckt. Der Fundort lag etwa 100 Meter vor Punta<br />

della Croce (Pesaro) in drei Metern Wassertiefe. In<br />

den darauffolgenden Tagen wurden zwei weitere<br />

Relikte aus dem 2. Weltkrieg an gleicher Stelle<br />

gefunden. Alle drei Sprengkörper wurden auf See<br />

unschädlich gemacht.<br />

11.07.2002<br />

Am Strand von Numana Marcelli wurde ein regelrechtes<br />

Arsenal von Munition und Sprengkörpern<br />

entdeckt. Zwischen 50 und 80 Überbleibsel aus dem<br />

2. Weltkrieg wurden in 5 bis 15 Metern Entfernung<br />

zum Strand geborgen. Der Strandabschnitt vor dem<br />

Bagno "Il Pescatore" wurde bis zum Abschluss der<br />

Bergungsarbeiten am 14.07.02 auf circa 100 m<br />

Länge für Badegäste gesperrt.<br />

13.bis 17.07.2002<br />

Nord- und Mittelitalien wurde von einem Unwetter<br />

und heftigen Niederschlägen heimgesucht. Auch in<br />

den Marken liefen einige Keller und Bahnunterführungen<br />

voll Wasser. Es kam zu Behinderungen im<br />

Autoverkehr, da kleine Erdrutsche an verschiedenen<br />

Stellen der Region die Straßen unpassierbar machten.<br />

Das Unwetter stand stellvertretend für einen<br />

ungewöhnlich verregneten Zeitraum von Juli bis<br />

August, der den Urlaubern diverse Regentage und<br />

Temperaturen unter den saisonüblichen Werten<br />

bescherte.<br />

19.07.2002<br />

In Porto San Giorgio wurde ein polnischer Urlauber<br />

beim Baden vom Blitz erschlagen. Der Mann befand<br />

sich inmitten einer Urlaubergruppe, die sich zum<br />

Zeitpunkt gemeinsam im Wasser vergnügte. Laut<br />

Zeugenberichten kam der Blitzschlag unerwartet,<br />

weil vorher noch kein Donnerraunen zu vernehmen<br />

gewesen war und auch der Himmel <strong>das</strong> Gewitter<br />

nicht eindeutig ankündigte.<br />

24.07.2002<br />

Nachdem sich die Algenschleimgefahr bisher auf die<br />

weiter nördlich bzw. östlich gelegenen Bereiche der<br />

Adria beschränkt hatten, tauchte jetzt erstmals auch<br />

in dem Marken <strong>das</strong> Phänomen vor der Küste auf.<br />

Etwa 500 bis 1.000 Meter vor der Küste Anconas<br />

trieben Algenschleimflecken an der Meeresoberfläche.<br />

In den darauffolgenden Tagen verstärkten sich<br />

die Algenschleimvorkommen an der Meeresoberflä-


che vor der gesamten Nordküste der Region. Zwischen<br />

Ancona und Gabicce Mare kam es an mehreren<br />

Stellen zu Algenschleimanlandungen an die<br />

Strände. Erst in der zweiten Augustwoche besserte<br />

sich die Situation durch <strong>das</strong> Aufkommen von starkem<br />

Wind und Wellengang.<br />

01.08.2002<br />

Ein Erdrutsch an der Steilküste des Monte Conero<br />

rief allen Badenden ins Gedächtnis zurück, <strong>das</strong>s<br />

Badeverbotszonen in diesem Bereich absolut zu<br />

respektieren sind. Oft werden die Absperrungen zu<br />

besonders erdrutschgefährdeten Bereichen der<br />

Steilküste ignoriert. Es gab zum Glück keine Verletzten.<br />

05.08.2002<br />

Etwas außerhalb der Küstengewässer von Senigallia<br />

wurde ein circa neun Meter langer und schätzungsweise<br />

fünf Tonnen schwerer Finnwal gesichtet. Der<br />

Wal hatte sich scheinbar auf der Suche nach Futter<br />

in diesen Bereich der Adria verirrt.<br />

05.08.2002<br />

"Fermo pesca", <strong>das</strong> alljährliche Fischfangverbot vor<br />

der italienischen Küste trat in Kraft. Für 45 Tage<br />

war damit von Pesaro bis Vasto (Abruzzen) die<br />

Schonzeit zur Regenerierung der Fischbestände<br />

ausgerufen. Die Schonzeit sorgt jedes Jahr wieder<br />

für Streit zwischen Politikern und den betroffenen<br />

Fischern. Der Preis für frischen Fisch schnellt<br />

während der Zeit des Fermo pesca in die Höhe.<br />

20.08.2002<br />

In Pesaro wurde erneut Algenschleim bis in den<br />

Badebereich geschwemmt. Wie bereits zuvor bedeutete<br />

die Anlandung von Algenschleim lediglich ein<br />

ästhetisches Problem. Gesundheitliche Gefahren für<br />

die Badenden bestehen dadurch nicht.<br />

6. Adressen<br />

Tourismusbehörden:<br />

Regione Marche<br />

Servizio Turismo<br />

Dr. Strano (Direktor)<br />

Dr. Galli<br />

Via Gentile da Fabriano<br />

I-60125 Ancona<br />

Tel: 071 - 8062151<br />

Fax: 071 - 8062154<br />

paolo.galli@regione.marche.it<br />

Dr. Albanesi<br />

Dr.ssa Tarabelli<br />

Ufficio Statistica<br />

Tel: 071 - 8063570<br />

statistica@regione.marche.it<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 72<br />

28.08.2002<br />

Erneut sorgte ein heftiges Unwetter für die Überschwemmung<br />

von Kellern und Bahnunterführungen.<br />

Auch Straßen wurden durch Erdrutsche blockiert.<br />

Besonders betroffen von dem Unwetter waren die<br />

Provinz Pesaro und Urbino sowie <strong>das</strong> Hinterland der<br />

Provinz Ancona.<br />

5. Danksagung<br />

Fremdenverkehrsämter:<br />

(Uffici di Informazione e Accoglienza<br />

Turistica / IAT)<br />

IAT Senigallia<br />

Piazzale Morandi 2<br />

I-60019 Senigallia (AN)<br />

Tel.: 071 - 7922725<br />

Fax: 071 - 7924930<br />

IAT Ancona<br />

Via Thaon de Revel 4<br />

I-60100 Ancona<br />

Tel.: 071 - 358991<br />

Fax: 071 - 31966<br />

Dieses Jahr habe ich bereits zum fünften Mal in<br />

Folge Gelegenheit gehabt, in den Marken für den<br />

ADAC-Sommerservice arbeiten zu dürfen, und ich<br />

kann sagen, <strong>das</strong>s die Arbeitsbeziehungen mittlerweile<br />

auf einer sehr vertrauensvollen Basis stehen. Die<br />

offene Zusammenarbeit hat bei aller Professionalität<br />

ein fast freundschaftliches Verhältnis entstehen<br />

lassen.<br />

Dieses Jahr hat Dott. Galli auf Seiten der Region<br />

Marken die Verantwortung für den ADAC-<br />

Sommerservice wieder an sich gezogen, und es ist<br />

ihm gelungen der aktiven Zusammenarbeit neue<br />

Impulse zu verleihen.<br />

Dott. Bolognini hat wie gewohnt für einen korrekten<br />

und schnellen Informationsfluss zwischen den<br />

ARPAM der vier Provinzen und dem Sommerservice<br />

gesorgt. Aber auch der direkte Draht zu den<br />

ARPAM hat gut funktioniert und die Arbeit effizient<br />

gestaltet.<br />

All jenen gilt an dieser Stelle mein herzlicher Dank,<br />

aber auch meinem Partner Tibor und Anna, <strong>das</strong>s sie<br />

mir geholfen und mich ertragen haben, bei der<br />

immer wieder interessanten, herausfordernden und<br />

intensiven Arbeit für den Sommerservice.<br />

IAT San Benedetto d. Tronto<br />

Tel. 0735-592237<br />

IAT Ascoli Piceno<br />

Piazza del Popolo 1<br />

I-63100 Ascoli Piceno<br />

Tel.: 0736 - 253045<br />

Fax: 0736 – 252391<br />

IAT Macerata<br />

Via Garibaldi 87<br />

I-62100 Macerata<br />

Tel.: 0733 - 231547<br />

Fax: 0733 – 230449


IAT Pesaro<br />

Via Mazzolari 4<br />

I-61100 Pesaro<br />

Tel.: 0721 - 69341<br />

Fax: 0721 - 30426<br />

Numero Verde Turismo (Gebührenfreie<br />

Telefonnummer für<br />

touristische Informationen):<br />

800 - 222 – 111<br />

Umweltbehörden:<br />

Regione Marche<br />

Servizio Tutela e Risanamento<br />

Ambientale -<br />

Ufficio Tutela e Gestione delle<br />

Acque<br />

Dr. Luigi Bolognini (Verantwortlicher<br />

für Gewässerkontrolle)<br />

Via Tiziano 44<br />

I-60125 Ancona<br />

Tel.: 071 - 8063479<br />

Fax: 071 - 8063012<br />

luigi.bolognini@regione.marche.it<br />

ARPAM: Agenzia Regionale per<br />

la Protezione Ambientale nelle<br />

Marche (Regionale Umweltagentur)<br />

ARPAM - Direzione Generale<br />

Via Caduti del Lavoro, 40<br />

60131 Ancona<br />

Tel: 071-21327.1<br />

Fax: 071-21327.40<br />

Dr. De Rosa<br />

(Wissenschaftlich-Technischer<br />

Direktor)<br />

Tel: 071-2132721<br />

D.ssa Ammazzalorso<br />

Tel.: 071-2132737<br />

ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />

di Ancona<br />

Dr.ssa Mengarelli<br />

Tel: 071 - 28732763<br />

Dr. Mariottini<br />

Tel.: 071 – 28732760<br />

Dr. Principi<br />

Tel.: 071-28732768<br />

ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />

di Ascoli Piceno<br />

Via della Repubblica, 34<br />

I-63100 Ascoli Piceno<br />

Dr.ssa Cosentino<br />

Tel.: 0736-2238207<br />

ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />

di Pesaro<br />

Via Borsanti, 8<br />

I-61100 Pesaro<br />

Dr.ssa Ercolessi<br />

Tel.: 0721 - 3999730<br />

ARPAM - Dipartimento Provinciale<br />

di Macerata<br />

Via Armaroli, 44<br />

I-62100 Macerata<br />

Dr. Zazzetta<br />

Tel.: 0733-2933761<br />

D.ssa Scuriatti<br />

Tel.: 0733-2933760<br />

Hafenmeistereien / Küstenwache<br />

(Capitanerie di Porto):<br />

Pesaro<br />

Capo Sosto<br />

Capo Paddeu<br />

Tel: 0721 – 400016<br />

Ancona:<br />

Capitano Ceccacci<br />

Capo Colella<br />

Comandante Ortensio<br />

Tel: 071 - 227581<br />

San Benedetto del Tronto<br />

Guardia Marina Colombo<br />

Tel: 0735 - 592744<br />

Nationale Zentrale der Küstenwache<br />

Comando Centrale delle Capitanerie<br />

di Porto (Roma)<br />

Tel: 06-59081<br />

Ufficio Relazioni Esterne<br />

Tel: 06-59084666<br />

Feuerwehr<br />

Comando Provinciale dei Vigili<br />

del Fuoco - Ancona<br />

Tel.: 071 – 280801<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 73<br />

Ispettorato Regionale per le Marche<br />

Via Marini 18<br />

I-60100 Ancona<br />

Tel: 071-227511<br />

Forstwacht<br />

Guardia Forestale<br />

Coord. Provinciale - Ancona<br />

Tel: 071-2810226/227<br />

Coord. Regionale<br />

D.ssa Sperti<br />

Tel: 071-2810507/508<br />

Erste Hilfe (Pronto Soccorso)<br />

Centrale Operativa Ancona<br />

Dr. R. Sestidi<br />

Tel: 167 - 118 – 0111<br />

Italienisches Innenministerium -<br />

Büro für Außenkontakte<br />

Centro Operativo del Ministero<br />

degli Interni - Ufficio Relazioni<br />

Esterne<br />

Geom. Silvestrini<br />

Tel: 06-46536235<br />

Fax: 06-4747848<br />

Umweltschutzorganisationen:<br />

Legambiente Marche<br />

Tel: 071-200852<br />

Luigino Quarchioni<br />

Presidente regionale<br />

Legambiente<br />

Tel.: 339-1122832<br />

WWF<br />

Delegazione Marche<br />

Via Cialdini 24/a<br />

I-60100 Ancona<br />

Tel.: 071 - 203634


Regionalbericht Abruzzen<br />

Bearbeitet von Dipl. Ing. Tibor Lepel, Berlin<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Region Abruzzen ist mit nur 1,2 Mio. Einwohnern<br />

auf einer Fläche von 10.750 km² eine der<br />

kleineren, landwirtschaftlich geprägten Regionen<br />

Italiens. Neben der Landwirtschaft ist der Tourismus<br />

der bedeutendste Wirtschaftszweig der Region, der<br />

sich vor allem entlang der 133 km langen Küste und<br />

in den Bergen des Hinterlandes entwickelt. Drei<br />

Provinzen teilen sich die Strände. Von Norden nach<br />

Süden sind dies: Teramo, Pescara und Chieti. Eine<br />

vierte Provinz, L'Aquila, liegt im Westen der Region<br />

und hat keine Küste. Hier befindet sich die offizielle,<br />

nur 67.000 Einwohner zählende Hauptstadt der<br />

Region, L'Aquila. Die größte und wirtschaftlich<br />

bedeutendste Stadt der Abruzzen ist Pescara mit<br />

120.000 Einwohnern. Die Hafenstadt ist <strong>das</strong> Industrie-<br />

und Dienstleistungszentrum der Region. Im<br />

Umland Pescaras befinden sich die meisten industriellen<br />

Produktionsbetriebe. Die wichtigsten Erzeugnisse<br />

der Region sind Lebensmittel, Bekleidung,<br />

Lederwaren und Möbel. In Pescara befinden<br />

sich außerdem diverse Regionalbehörden, darunter<br />

auch eine Stelle des Umweltamtes und die Tourismusbehörde.<br />

Die Abruzzen sind selbst im eigenen Land eine noch<br />

nicht entdeckte Region. Mit ihr werden in erster<br />

Linie einsame, hohe Berge und Nationalparks<br />

verbunden. Berge prägen denn auch tatsächlich fast<br />

die gesamte Region. So befindet sich beispielsweise<br />

mit dem 2912 m hohen Gran Sasso d'Italia der<br />

höchste Berg des Apennin in den Abruzzen. In den<br />

Nationalparks, die ein Drittel des regionalen Territoriums<br />

ausmachen, leben noch Wölfe, Adler und<br />

Bären in freier Wildbahn. Das Panorama dieser<br />

Bergwelt dient den Badeorten als Hintergrund. Nur<br />

ein dünner Streifen Hügelland trennt <strong>das</strong> Meer von<br />

den Gipfeln. Die Nationalparks des Gran Sasso oder<br />

der Majella sind vom Strandquartier aus leicht in<br />

Tagestouren zu erreichen.<br />

Die Küste lässt sich grob den 3 Küstenprovinzen<br />

zuordnen. Im Norden, in der Provinz Teramo, findet<br />

man lange, gut ausgestattete Sandstrände, die in den<br />

Ortszentren meist den berühmten italienischen<br />

Strandbädern, den "bagni", in Konzession gegeben<br />

sind. Die Ferienorte sind meist neueren Datums und<br />

am Fuß der Hügel gelegen auf denen noch die<br />

historischen Ortschaften thronen. Die Badeorte sind<br />

oft neueren Datums, aber dafür ist man hier am<br />

besten auf die Gäste eingestellt.<br />

Entlang des kleinen Küstenabschnitts der Provinz<br />

Pescara geht der Sandstrand weiter. Allerdings<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 74<br />

macht sich hier die Großstadt mit all ihrem Leben<br />

und ihrer neueren Architektur bemerkbar.<br />

Abwechslungsreicher ist die Küste der Provinz<br />

Chieti, wenn auch touristisch noch wenig erschlossen.<br />

Von Ortona aus südlich bis Vasto und San<br />

Salvo wechseln sich hier Steilküstenabschnitte und<br />

kleine Kiesstrände ab. Sandstrände sind im Golfo di<br />

Vasto und im Golfo di Venere zwischen Fossacesia<br />

und Casalbordino zu finden.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Die Festlegung der Probenahmestellen erfolgt in den<br />

Abruzzen, wie in ganz Italien nach dem Gesetz<br />

"DPR 470/82", vom 8. Juni 1982, <strong>das</strong> sich wiederum<br />

auf die EU-Richtlinie "76/160" bezieht.<br />

Dieses Gesetz, ergänzt und modifiziert durch <strong>das</strong><br />

Gesetz N°422, vom 29. Dezember 2000, beinhaltet<br />

außerdem, <strong>das</strong>s die Badesaison offiziell vom 1. Mai<br />

bis zum 30. September andauert und <strong>das</strong>s Wasserproben<br />

von einem Monat vor Saisonbeginn (1.<br />

April) bis zum Ende der Saison mindestens zweimal<br />

pro Monat entnommen werden müssen. Die Proben<br />

werden seit Oktober 1999 nicht mehr von der<br />

lokalen Gesundheitsbehörde genommen, sondern<br />

von der zur gleichen Zeit neu gegründeten Umweltagentur<br />

der Region (ARTA - Agenzia regionale per<br />

la tutela del ambiente Abruzzo). Sie werden an<br />

Stellen an denen <strong>das</strong> Meer eine Tiefe von 80 –<br />

120 cm aufweist in 30 cm Tiefe entnommen. An<br />

Steilküsten werden Proben nicht weiter als 5 Meter<br />

von der Küste entfernt entnommen. Die Probenahme<br />

erfolgt zwischen 9:00 und 15:00 Uhr. Bei starken<br />

Regenfällen oder Sturm, sowie zwei Tage danach<br />

dürfen keine Proben entnommen werden. Die<br />

Auswahl der Messpunkte wird von der Region in<br />

Zusammenarbeit mit der ARTA getroffen. Der<br />

Abstand zwischen den einzelnen Messpunkten darf<br />

laut Gesetz 2.000 Meter nicht <strong>über</strong>schreiten, ist in<br />

der Regel aber wesentlich geringer gewählt. Auf den<br />

133 km Küstenstrecke befinden sich 115 Messpunkte.<br />

In den Abruzzen wird die gesamte Küstenlinie<br />

von den Messungen erfasst. Die Probenentnahmestellen<br />

sind so gewählt, <strong>das</strong>s auch Belastungsbereiche<br />

an Flussmündungen, Einleitungen sowie rechts<br />

und links der Hafenkanäle erfasst werden. An diesen<br />

besonders belastungsgefährdeten Punkten besteht<br />

generelles Badeverbot. Innerhalb von 100 m vom<br />

Hafen, 200 m von Anlegestellen sowie in Bootskorridoren<br />

ist Baden verboten. Soll im einem Mündungsbereich<br />

kein Badeverbot bestehen, so ist es


Pflicht, einen Messpunkt direkt an die Mündung zu<br />

legen (Decreto Ministeriale vom 29.01.1992).<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Zweimal im Monat werden von den ARTA der drei<br />

Küstenprovinzen der Abruzzen die Wasserproben<br />

analysiert. Untersucht werden 11 Parameter, darunter<br />

vier mikrobiologische Hygieneparameter. Gesamtkoliforme,<br />

Fäkalkoliforme sowie Streptokokken<br />

werden bei jeder Messung ermittelt, Salmonellen<br />

lediglich bei Verdacht. Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme<br />

werden mit der Mehrfachröhrchenmethode<br />

und der Membranfiltermethode bestimmt. Für die<br />

Ermittlung der Streptokokken werden die Flüssigkulturtechnik-Methode<br />

sowie die Membranfiltermethode<br />

angewandt.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Belastungen<br />

Durch eine Gesetzesänderung (Gesetz N°422, vom<br />

29. Dezember 2000) wurde die seit 1982 geltende<br />

Bestimmung zur Verhängung von Badeverboten in<br />

Folge von hygienischen Belastungen neu geregelt.<br />

Das neue Gesetz besagt, <strong>das</strong>s ein Strandabschnitt als<br />

"zum Baden nicht geeignet" gilt, wenn bei einem<br />

festgelegten Prozentsatz der im Vorjahr durchgeführten<br />

Messungen italienische oder europäische<br />

Grenzwerte für die Badegewässerqualität <strong>über</strong>schritten<br />

wurden. Zur Bewertung "nicht zum Baden<br />

geeignet" kommt es, wenn die folgenden Bedingungen<br />

nicht erfüllt werden:<br />

Es müssen mindestens 80 % der Messungen der<br />

Saison unterhalb der italienischen Grenzwerte für<br />

mikrobiologische Belastungen bleiben, sowie 90 %<br />

bezüglich der sonstigen Parameter. Neu hinzu<br />

kommt die Berücksichtigung der europäischen<br />

Grenzwerte. 95 % der Messungen müssen Ergebnisse<br />

unterhalb der großzügigeren europäischen<br />

Grenzwerte von 10.000 Gesamtkoliformen pro<br />

100 ml und 2.000 Fäkalkoliformen pro 100 ml<br />

aufweisen. Wurde ein Strandabschnitt zum Ende der<br />

letzten Badesaison als "nicht zum Baden geeignet"<br />

eingestuft, so muss er zum Anfang der neuen Badesaison<br />

gesperrt werden.<br />

Außerdem gilt folgende neue Regelung. Sollte ein<br />

Strandabschnitt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren<br />

als "nicht zum Baden geeignet" eingestuft werden,<br />

so muss an diesem im darauffolgenden Jahr ein<br />

permanentes Badeverbot verhängt werden. Das<br />

Gesetz ist in der Badesaison 2002, auf Basis der<br />

Ergebnisse aus den Jahren 2000 und 2001, zum<br />

ersten mal zur Anwendung gekommen. Ein permanentes<br />

Badeverbot wird außerdem verhängt, wenn<br />

mehr als 1/3 der Proben des Vorjahres Überschreitungen<br />

der italienischen Grenzwerte aufgewiesen<br />

haben, oder wenn weniger als die vorgeschriebenen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 75<br />

Messungen von mindestens zwei pro Monat durchgeführt<br />

wurden.<br />

An dem entsprechenden Küstenabschnitt muß die<br />

Ursache der Verschmutzung ausfindig gemacht und<br />

behoben werden. Allerdings fügt hier <strong>das</strong> Gesetz<br />

einschränkend hinzu, "soweit es innerhalb der<br />

finanziellen Möglichkeiten" der entsprechenden<br />

Verantwortlichen liegt. An den vier Messpunkten,<br />

die in den Abruzzen aufgrund der neuen gesetzlichen<br />

Regelung permanente Badeverbote ausgesprochen<br />

wurden (vgl. Kap. 4.2), sind erste Planungsschritte<br />

zur Behebung der Verschmutzungsursachen<br />

eingeleitet worden. In allen Fällen handelt es sich<br />

um bekannte Probleme bei vorhandenen Kläranlagen.<br />

Die Behebung der Mängel soll laut Aussagen<br />

der zuständigen Behörden bei der Verteilung der<br />

Finanzmittel für derartige Vorhaben Vorrang gewährt<br />

werden.<br />

Der Strand kann nach Behebung der Verschmutzungsursachen<br />

erst wieder geöffnet werden, wenn<br />

<strong>über</strong> einen Untersuchungszeitraum von 6 Monaten<br />

keine einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung mehr festgestellt<br />

werden konnte. Diese 6 Monate können sich<br />

auch <strong>über</strong> zwei aufeinanderfolgende Badesaisons<br />

erstrecken.<br />

Neu ist allerdings auch die Möglichkeit, die Zahl der<br />

Gewässerproben pro Badesaison zu erhöhen. Auf<br />

diese Weise kann die prozentuale Gewichtigkeit<br />

ungünstig ausgefallener Messungen gemindert<br />

werden. Zum Beispiel hätte eine einzige Überschreitung<br />

der europäischen Grenzwerte, bei der bisher<br />

üblichen Zahl von 12 Messungen pro Saison, zur<br />

Folge, <strong>das</strong>s die 95 % erforderlicher einwandfreier<br />

Proben nicht mehr erreicht werden könnten. Bei<br />

einer angenommenen Durchführung von 20 Messungen<br />

pro Saison kann sich ein Strandabschnitt eine<br />

einzige Überschreitung der europäischen Grenzwerte<br />

hingegen "leisten".<br />

Während der Saison wird ein Badeverbot ausgesprochen,<br />

wenn die Kontrollprozedur mit folgendem<br />

Resultat verläuft: Bei Routineuntersuchungen hat<br />

mindestens ein Parameter die Grenzwerte für Badegewässer<br />

<strong>über</strong>schritten. Im direkten Anschluss<br />

werden fünf Zusatzuntersuchungen vorgenommen,<br />

bei denen mindestens zwei Untersuchungen mindestens<br />

eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufweisen. Ist<br />

dies der Fall, so erfolgt eine Anweisung an den<br />

Bürgermeister der Gemeinde, ein temporäres Badeverbot<br />

für den betroffenen Strand auszurufen. Der<br />

Bürgermeister hat für die Verbotsbeschilderung der<br />

Strände zu sorgen.<br />

Ein temporäres Badeverbot kann aufgehoben werden,<br />

wenn in den zwei nachfolgenden Routinemessungen<br />

keine hygienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schritten<br />

wurden.


In den Abruzzen werden zusätzlich zu den fünf<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Zusatzuntersuchungen<br />

noch weitere Gewässerproben genommen. Um die<br />

Grenze zwischen einem belasteten und einem<br />

unbelasteten Messpunkt genauer bestimmen zu<br />

können wird in Schritten von jeweils 100 m der<br />

Zwischenraum der offiziellen Messpunkte beprobt.<br />

Badeverbote werden dann bis zu dem letzten belasteten<br />

Messpunkt ausgesprochen, auch wenn es<br />

sich bei diesen Messpunkten um keine der offiziellen<br />

Routinemesspunkte handelt. Bei diesem Prozedere<br />

handelt es sich um eine regionale Eigenheit in<br />

der Vorgehensweise, die für eine größtmögliche<br />

hygienische Sicherheit der Badegäste sorgen soll.<br />

Die Küste der Abruzzen gehört zu den am häufigsten<br />

beprobten Küstenabschnitten Italiens.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

Die Region Abruzzen hat in der Saison 2002 zum<br />

dritten Mal am ADAC-Sommerservice-Programm<br />

teilgenommen. In der Region wird der Sommerservice<br />

weiterhin sehr ernst genommen. Dies äußert<br />

sich in hoher Kooperationsbereitschaft auf Seiten<br />

der verantwortlichen Personen. Sowohl die Tourismusbeauftragten,<br />

als auch die für die Kontrollen der<br />

Badegewässerqualität zuständigen Stellen waren<br />

stets bereit, den Sommerservice schnell mit aktuellen<br />

Informationen zu versorgen.<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die Informationsbeschaffung hat im in Bezug auf<br />

die Basisinformationen zum Sommerservice im<br />

dritten Jahr der Teilnahme eine zuverlässige Routine<br />

erreicht. Zu aktuellen Themen, sowie zu Spezialthemen,<br />

die im Rahmen des Sommerservices von<br />

Jahr zu Jahr wechseln, kann eine offene Zusammenarbeit<br />

mit dem Sommerservice registriert werden.<br />

Unter der Verantwortung des Generaldirektors der<br />

APTR, Dott. Savelli, haben dem ADAC- Sommerservice,<br />

mit D.ssa Giuganino und Dott. Giovannucci<br />

zwei zuverlässige und hilfsbereite Kontaktpersonen<br />

zu sämtlichen den Tourismusbereich betreffenden<br />

Fragen zur Verfügung gestanden.<br />

Die Daten zur Badegewässerqualität sowie die<br />

aktuell verhängten Badeverbote sind mit großer<br />

Aktualität von der verantwortlichen Umweltabteilung<br />

der Region, namentlich von Herrn Dott. Caporale<br />

geliefert worden. Dott. Caporale führt sämtliche<br />

Daten der 19 Küstengemeinden und der<br />

Umweltämter (ARTA) der 3 Küstenprovinzen an<br />

einer Stelle zusammen. Er hat den ADAC-<br />

Sommerservice außerdem mit wichtigen Informationen<br />

zum Stand der Abwasserklärung, als auch mit<br />

Hintergrundinformationen zu sämtlichen Fragestellungen,<br />

die in den Themenbereich Gewässerqualität<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 76<br />

fallen, versorgt. Von Seiten der Gewässerbehörde<br />

wurde in diesem Jahr großes Interesse an einer<br />

intensivierten Zusammenarbeit mit dem ADAC<br />

bekundet.<br />

Die regelmäßige Lektüre der regionalen Tagespresse<br />

hat einen guten Überblick <strong>über</strong> die Geschehnisse in<br />

der Region ermöglicht. Für genauere Informationen<br />

zu einzelnen kulturellen Ereignissen konnte auf die<br />

lokalen Touristeninformationsbüros (IAT) zurückgegriffen<br />

werden.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Die Abruzzen sind eine Region, die in vielen Reiseführern<br />

als "noch nicht entdeckt" beschrieben wird.<br />

Dabei ist in den Abruzzen im Vergleich zu vielen<br />

anderen Regionen gleich zweimal im Jahr Touristensaison.<br />

Lediglich 60 - 70 % des Tourismusgeschäfts<br />

wird im Sommer abgewickelt, der andere<br />

Teil fällt auf die Wintersaison. Die Berge der Region<br />

sind ein beliebtes Ziel für Skitouristen.<br />

Das Tourismuskonzept der Region setzt auf die<br />

Kombination von Meer und Bergen. Die höchsten<br />

Berge des Apennin und Naturparks, die ein Drittel<br />

der gesamten Region umfassen, befinden sich in<br />

unmittelbarer Nähe zum Meer. Dies sind die Besonderheiten,<br />

die die Abruzzen von anderen Regionen<br />

an der Mittelmeerküste unterscheiden.<br />

Von Mai bis August konnten im Jahr 2002 insgesamt<br />

372.154 Touristen in Hotels, Herbergen und<br />

Ferienwohnungen entlang der Strände der Abruzzen<br />

offiziell gezählt werden. Das ist ein geringer Zuwachs<br />

von 1,5 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum<br />

des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen<br />

hat sich im Vergleich zum Vorjahr um circa 90.000<br />

oder 3 % erhöht. Den größten Anteil von 85 % der<br />

Abruzzen-Touristen stellen immer noch die Italiener<br />

selbst. Die Zahl der ausländischen Gäste verteilt sich<br />

allerdings interessanterweise gleichmäßig <strong>über</strong> den<br />

gesamten Saisonzeitraum. Das heißt, es sind während<br />

der Vorsaison bereits ungefähr so viele ausländische<br />

Besucher in den Abruzzen zu Besuch wie in<br />

der Hauptsaison. Somit sind ausländische Touristen<br />

gerade in der Zwischensaison ein wichtiger Faktor.<br />

Im Monat Mai betrug der Anteil ausländischer Gäste<br />

gar ein Viertel der Gesamtbesucherzahl. Insgesamt<br />

kamen trotz finanziell schwieriger Zeiten 2 % mehr<br />

Ausländer an die Strände der Abruzzen als noch im<br />

Vorjahr. Damit setzt sich der positive Trend der<br />

Vorjahre fort. Wichtigstes Herkunftsland ist weiterhin<br />

Deutschland.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die Region arbeitet zurzeit an der Verwirklichung<br />

einer funktionierenden Abwasserentsorgung. Insge-


samt existieren ca. 500 Kläranlagen, an die ca. 80 %<br />

der Haushalte angeschlossen sind. Allen voran<br />

haben sich die Küstengemeinden, die ein direktes<br />

wirtschaftliches Interesse mit der Gewässerreinhaltung<br />

verbindet, mit Kläranlagen ausgestattet. Entlang<br />

der Küste wurden in den letzten Jahren allein<br />

<strong>über</strong> 70 Mio. € in neue Kläranlagen investiert.<br />

Schlechter sieht die Abwasserentsorgung in den<br />

dünnbesiedelten Bereichen des Hinterlandes aus.<br />

Hier werden die Haushaltsabwässer oft noch ungeklärt<br />

in Flüsse und Bäche eingeleitet.<br />

Die EU schreibt für die Reinigungsleistung von<br />

Kläranlagen eigene Normwerte vor, die bei Strafandrohung<br />

eingehalten werden müssen. Die neuen<br />

Normen gelten für Kläranlagen <strong>über</strong> 15.000 EW<br />

bereits seit Ende des Jahres 2000, für kleinere<br />

Anlagen ab dem Jahr 2005. Die Region Abruzzen<br />

verfügt <strong>über</strong> 21 Anlagen <strong>über</strong> 15.000 EW (fast alle<br />

an der Küste gelegen), wovon bisher die Hälfte die<br />

Werte einhält. Die andere Hälfte der Anlagen wird<br />

zurzeit modernisiert. Schwierigkeiten bei der Abwasserklärung<br />

bestehen etwa in Lanciano und<br />

Ortona. Die mangelhafte Klärleistung hat zur regelmäßigen<br />

Überschreitung der Grenzwerte für Badegewässer<br />

im Mündungsbereich der Bäche Feltrino<br />

und Peticcio und zur zwangsläufigen Verhängung<br />

eines permanenten Badeverbotes geführt. Schwieriger<br />

als die Modernisierung dieser Großanlagen wird<br />

sich die Modernisierung mehrerer hundert Kleinanlagen<br />

gestalten. Eine solche Kleinanlage wird zum<br />

Beispiel für die schlechten Gewässerwerte an der<br />

Mündung des Sangro verantwortlich gemacht. Die<br />

direkt am Strand gelegene Anlage muss geschlossen<br />

werden.<br />

Das große Sorgenkind der Region, der Fluss Pescara<br />

und damit verbunden die gleichnamige Stadt, haben<br />

in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach<br />

vorn getan. Zurzeit werden im Rahmen eines 10<br />

Mio. € teuren Projektes die letzten noch ungeklärten<br />

Abwässer erfasst und den Kläranlagen zugeleitet.<br />

Zwei gesonderte Auffangbecken zur Erfassung stark<br />

belasteten Regenwassers sind Teil des Projektes. Die<br />

Resultate scheinen sich an Pescaras Stränden bemerkbar<br />

zu machen. Die Gewässerqualität hat sich<br />

im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren deutlich<br />

verbessert. Dies gilt auch wenn der Hauptgrund für<br />

die Kehrtwende an den Stränden der Stadt wohl bei<br />

Arbeiten im Mündungsbereich zu suchen ist (siehe<br />

Kapitel 4.3). Probleme bestehen in Pescara noch im<br />

Rohrleitungs- und Pumpsystem. Bei Leckagen und<br />

Pumpenausfällen kommt es vereinzelt immer noch<br />

zur Einleitung ungeklärter Abwässer in den Fluss.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die Badegewässerqualität ist nahezu in der gesamten<br />

Region gut oder sehr gut. In der nördlich von<br />

Pescara gelegenen Provinz Teramo wurde, wie<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 77<br />

bereits in den beiden Vorjahren, auch in der Saison<br />

2002 kein einziges Badeverbot verhängt. Die Gewässerqualität<br />

konnte für sämtliche Strände zwischen<br />

Martinsicuro und Silvi Marina durchgehend<br />

als gut oder sehr gut bewertet werden. Die Situation<br />

in Pescara, wo noch vor zwei Jahren weite Teile des<br />

Stadtstrandes nahezu ganzjährig gesperrt werden<br />

mussten, hat sich deutlich verbessert. Baggerarbeiten<br />

im Mündungsbereich haben dafür gesorgt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

trotz einiger Verbesserungen immer noch stark<br />

belastete Flusswasser des Pescara nicht mehr vor die<br />

Strände der Stadt, sondern weiter hinaus ins offene<br />

Meer geleitet wird. Im Süden der Region, in der<br />

Provinz Chieti ist es der eine oder andere Bach und<br />

Fluss, der, mit ungeklärten Haushaltsabwässern<br />

belastet, die Mündungsbereiche an der Küste verunreinigt.<br />

Bei einer Gesamtzahl von 115 Messpunkten<br />

entlang der 133 km langen Küste kam es nur an<br />

7 Stränden zur Verhängung eines temporären Badeverbots.<br />

In Pescara war lediglich ein Strand davon<br />

betroffen, sämtliche anderen Strände lagen in der<br />

südlichen Provinz Chieti. In Italien werden Badeverbote<br />

bereits bei geringerer Belastung verhängt,<br />

als dies die EU-Norm vorschreibt. Aufgrund der<br />

Überschreitung italienischer Grenzwerte wurden<br />

dieses Jahr folgende Strandabschnitte zeitweilig<br />

gesperrt: die Strandabschnitte, 300 m nördlich des<br />

Hafenkanals von Pescara, 350 m südlich der Mündung<br />

des Alento (Francavilla al Mare), 350 m<br />

südlich der Mündung des Foro (Ortona), 50 m<br />

nördlich des Grabens Cintioni (Ortona), 75 Meter<br />

südlich des Bahnhofs von Fossacesia, 200 m südlich<br />

des Flusses Sangro (Torino di Sangro) und 200 m<br />

nördlich des Grabens Lebba (Vasto). Die Strandabschnitte<br />

200 Meter südlich sowie 200 Meter nördlich<br />

der Mündung des Baches Peticcio (Ortona) waren<br />

während der gesamten Saison 2002 gesperrt.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Im Norden der Region, in der Provinz Teramo,<br />

befinden sich durchweg die saubersten Strände der<br />

Region, im Süden, in der Provinz Chieti, kam es zu<br />

den meisten Badeverboten. Getrennt werden Nord<br />

und Süd von der Großstadt Pescara, die eine Sondersituation<br />

an der Küste bildet. Industrielle Abwässer<br />

spielen in der Region keine herausragende Rolle. Es<br />

sind die Abwässer aus Haushalten und der Landwirtschaft,<br />

die <strong>über</strong> die Flüsse ins Meer gelangen und<br />

dieses belasten. Die Küstengemeinden selbst verfügen<br />

oft <strong>über</strong> eine gut funktionierende Abwasserklärung.<br />

Dies gilt vor allem für die touristischen Hochburgen.<br />

Im Hinterland der Abruzzen besteht noch<br />

Aufholbedarf, was die Abwasserreinigung betrifft.<br />

Auch hier lässt sich eine Dreiteilung der abruzzesischen<br />

Küste nachvollziehen. Der Küstenabschnitt im<br />

Norden der Region hat aufgrund der unmittelbaren<br />

Nähe eines Hochgebirges zum Meer kaum Hinterland<br />

und dementsprechend kaum größere Fließgewässer,<br />

die <strong>das</strong> Meer belasten. Der am stärksten


elastete Fluss in der Provinz Teramo ist der Tordino.<br />

Der Süden verfügt <strong>über</strong> mehr Hinterland und<br />

dementsprechend <strong>über</strong> mehr belastete Flüsse und<br />

Bäche. Sämtliche Badeverbote, die während der<br />

Saison ausgesprochen werden mussten, befinden<br />

sich in Mündungsnähe zu solch einem Bach oder<br />

Fluss, fast alle lagen in der südlichen Provinz Chieti.<br />

In Pescara mündet der längste Fluss der Region ins<br />

Meer, der Abwässer aus einem weiten Hinterland<br />

und aus den Großstädten Pescara und Chieti an die<br />

Küste transportiert. Allerdings scheint es gelungen<br />

zu sein, durch die oben bereits erwähnten Maßnahmen<br />

die Situation der Vorjahre entschärfen zu<br />

können. Seit der besseren Erfassung der Abwässer<br />

aus dem Stadtgebiet wurden zumindest an den<br />

Stränden deutlich geringere hygienische Belastungen<br />

festgestellt. Für die gesamte Region gilt, <strong>das</strong>s<br />

Badeverbote, die im Mündungsbereich eines Fließgewässers<br />

verhängt wurden, unbedingt zu respektieren<br />

sind. Im Mündungsbereich stärker belasteter<br />

Flüsse, wie z. B. des Moro oder des Feltrino (belastet<br />

durch die Stadt Lanciano), werden Proben in<br />

geringem Abstand zur Mündung genommen. Hierdurch<br />

kann kontrolliert werden, ab welcher Entfernung<br />

zur Mündung die Gewässerqualität den Anforderungen<br />

an Badegewässer entsprechen. Der Fluss<br />

Feltrino führt während der Sommermonate fast<br />

ausschließlich Abwasser aus der Kläranlage von<br />

Lanciano. Die Kläranlage leistet nicht genug, um die<br />

Badegewässerqualität an der Mündung zu garantieren.<br />

Seit der Saison 2002 gilt an den Stränden in<br />

Mündungsnähe zum Feltrino ein permanentes<br />

Badeverbot. Ähnliches gilt für den Fluss Peticcio,<br />

der in unmittelbarer Nähe zur Kläranlage von Ortona<br />

ins Meer mündet und für den Fluss Sangro, der<br />

ebenfalls durch eine nicht funktionstüchtige Kleinkläranlage<br />

belastet wird. Hier werden die permanenten<br />

Badeverbotszonen erweitert.<br />

In der ganzen Region kommt es leider immer wieder<br />

zu illegalen Einleitungen ungeklärter Abwässer in<br />

die Flüsse. Diesem Phänomen mit strafrechtlichen<br />

Mitteln beizukommen gestaltet sich in der Praxis<br />

schwierig.<br />

4.5 Strandqualität<br />

In den Abruzzen wurden sämtliche Strände im<br />

Rahmen des Sommerservice begutachtet, die meisten<br />

davon bereits zum wiederholten Mal. Die zentralen<br />

Strände der traditionsreicheren Badeorte, wie<br />

Alba Adriatica, Roseto degli Abruzzi, Pineto,<br />

Francavilla oder Vasto haben einen gepflegten<br />

Eindruck hinterlassen. In Ortszentren gelegene<br />

Strände sind zum <strong>über</strong>wiegenden Teil Strandbadbetreibern<br />

in Konzession gegeben. Die Strandbäder<br />

heißen in Italien "bagni" und sind während der<br />

Sommermonate eine feste Institution entlang der<br />

gesamten italienischen Küste. Zwischen den in<br />

Konzession gegebenen Strandabschnitten befinden<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 78<br />

sich vereinzelt auch frei nutzbare Strandabschnitte.<br />

Während diese an den zentralen Stränden eher rar<br />

sind, findet man an den weniger zentral gelegenen<br />

Stränden vor allem freie Strände und nur vereinzelt<br />

"bagni".<br />

Die "bagni" sind in der Regel recht ähnlich ausgestattet.<br />

Es gibt Liegestuhlplätze unter Sonnenschirmen,<br />

Umkleidekabinen und Duschen. Im Hintergrund<br />

befindet sich oft eine Strandbar oder gar ein<br />

Restaurant. Für Kinder steht eine leider manchmal<br />

etwas schlichte Spielecke zur Verfügung und auf<br />

Stundenbasis können Volleyballfelder, Paddelboote<br />

oder Tretboote gemietet werden. Viele Hotels und<br />

"bagni", vor allem der Ortszentren, engagieren für<br />

die Badesaison Animateure, die sportliche Aktivitäten<br />

und Spiele am Strand organisieren. Die meisten<br />

Strände der Abruzzen sind gut für Kleinkinder<br />

geeignet. Breite Strände und ein sanft abfallender<br />

Badebereich lassen ein vergleichsweise gefahrloses<br />

Baden zu.<br />

Aufgabe der Strandbetreiber ist per Gesetz für<br />

Sicherheit und Sauberkeit auf dem gepachteten<br />

Strandabschnitt zu sorgen. Diese Verpflichtung wird<br />

von den Pächtern ernst genommen und die Strände<br />

sind dementsprechend sauber und von Bademeistern<br />

<strong>über</strong>wacht.<br />

Etwas schlechter sieht dagegen die Situation auf<br />

einigen freien Stränden aus. Hier sind die Gemeinden<br />

für die Reinhaltung und die Einrichtung einer<br />

Bade<strong>über</strong>wachung zuständig. Obwohl die Küstengemeinden<br />

der Abruzzen auch von Seiten der<br />

Hafenmeistereien zur Erfüllung ihrer Pflichten<br />

eindringlich hingewiesen werden, haben bisher nicht<br />

alle Bürgermeister die notwendigen Schritte dazu<br />

eingeleitet. Freie Strände sind daher vor allem an<br />

abgelegenen Küstenabschnitten etwas schmutziger<br />

und eine Überwachung durch Bademeister ist die<br />

absolute Ausnahme.<br />

In den Abruzzen sind nur zwei Strände bekannt, an<br />

denen Hunde während der Badesaison geduldet<br />

werden. Der eine ist der freie Strand vor dem Campingplatz<br />

"Lido Ripari di Giobbe" nördlich Ortonas.<br />

Der andere ist der Stadtstrand von Giulianova. In<br />

Ortona ist es lediglich der hundefreundlichen Einstellung<br />

der Campingplatzbetreiber und der abgeschiedenen<br />

Lage des Strandes zu verdanken, <strong>das</strong><br />

Hunde mit an den Strand, wenn auch nicht mit ins<br />

Wasser dürfen. In Giuliavova hingegen kommt eine<br />

Verordnung der Capitaneria di Porto zur Geltung,<br />

die es jedem Badeort ermöglicht, den "bagni" selber<br />

freizustellen, ob sie Hunde zulassen möchten oder<br />

nicht. In den betreffenden Strandbädern können<br />

Hunde unter einen Sonnenschirm der letzten Reihe<br />

mitgenommen werden. Sie dürfen ein Höchstgewicht<br />

von 6 kg allerdings nicht <strong>über</strong>steigen und<br />

müssen sich unter dem Schirm ruhig verhalten.<br />

Bisher macht außer Giulianova noch keine Gemeinde<br />

von dieser Möglichkeit Gebrauch.


4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Küstenerosion<br />

Küstenerosion ist eines der zentralen Themen <strong>das</strong><br />

viele Tourismusbetreiber in den Abruzzen besorgt.<br />

Jedes Jahr werden Strände in Badeorten von Wind<br />

und Wellen in ihrer Breite dezimiert und müssen<br />

mühevoll für die neue Saison wieder mit frischem<br />

Sand aufgeschüttet werden. Die Umweltorganisation<br />

Legambiente zählt die Abruzzen zu den am stärksten<br />

von Küstenerosion betroffenen Regionen Italiens.<br />

Laut einer Erhebung von Legambiente sind in den<br />

Abruzzen 25 % der Strände besonders stark von<br />

Erosion bedroht. Insgesamt sind 60 % der Küste von<br />

dem Phänomen betroffen. Eine Ursache des Phänomens<br />

scheint in der massiven Befestigung der<br />

Fließgewässer zu liegen. Noch in den 80er Jahren<br />

wurden umgerechnet circa 510 Millionen € in die<br />

Befestigung von Flussbetten und Flussufern investiert.<br />

In der Konsequenz werden heute weniger<br />

Sedimente ins Meer gespült, die zur natürlichen<br />

Regenerierung der Strände beitragen können. Die<br />

Region hat in diesem Sommer auf einer eigens zum<br />

Thema einberufenen Konferenz eine Machbarkeitsstudie<br />

vorgestellt, die erstmals einen Küstenschutzplan<br />

für die gesamte Küste der Abruzzen vorgibt.<br />

Die Machbarkeitsstudie bezieht sich auf ein computergestütztes<br />

Modell zur Planung der notwendigen<br />

Küstenschutzbauten. Aufgrund des enormen Kostenbedarfs<br />

für ein Gesamtprojekt soll vorerst an den<br />

am stärksten betroffenen der touristisch bedeutsamen<br />

Badeorte gehandelt werden.<br />

Algenschleim (Mucillagine)<br />

Der Algenschleim, der dieses Jahr im Bereich der<br />

nördlichen Adria für Besorgnis unter den Tourismusbetreibern<br />

gesorgt hat, hat die Küste der Abruzzen<br />

nahezu ganz verschont. Lediglich zwei Tage<br />

lang, vom 24. zum 25. Juli, war Algenschleim direkt<br />

vor der Küste der Abruzzen zu sehen. Die Situation<br />

wurde von drei Tage anhaltendem stürmischem<br />

Wetter bereinigt. Das Thema hatte sich damit für die<br />

Region in diesem Jahr erledigt.<br />

Waldbrände<br />

Ein für italienische Verhältnisse besonders regenreicher<br />

Sommer sorgt für eine ausgesprochen positive<br />

Bilanz beim Schutz der Wälder vor Feuer. In den<br />

Abruzzen kam es während der gesamten Saison zu<br />

keinen nennenswerten Schäden durch Waldbrände.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die Adria ist bekannt für ihre familienfreundlichen<br />

Strände. Das liegt unter anderem daran, <strong>das</strong>s es nur<br />

wenige gefährliche Küstenabschnitte gibt. Dies ist<br />

auch in den Abruzzen der Fall. Die weiten nur flach<br />

abfallenden Badebereiche an den Stränden der<br />

Abruzzen bieten nur wenig Gefahrenpotential. Das<br />

bedeutet allerdings nicht, <strong>das</strong>s die Adria als Meer<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 79<br />

nicht ernst zu nehmen sei und die wichtigen Grundregeln<br />

zur Badesicherheit nicht eingehalten werden<br />

müssten. Jedes Jahr kommt es auch zu Todesfällen<br />

im Badebetrieb. Diese sind allerdings fast ausschließlich<br />

auf die Missachtung elementarer Baderegeln<br />

oder die Fehleinschätzung der eigenen<br />

physischen Verfassung zurückzuführen.<br />

Die wichtigsten Bestimmungen zur Badesicherheit<br />

sind in der Badeordnung "Ordinanza di balneazione"<br />

enthalten, die von den Hafenmeistereien und der<br />

Küstenwache herausgegeben wird und in jedem<br />

Strandbad zur Einsicht aushängt. Die Badeordnung<br />

ist während der gesamten offiziellen Badesaison,<br />

vom 1. Mai bis zum 30. September in Kraft. Sämtliche<br />

Verstöße gegen sie können als Ordnungswidrigkeit<br />

geahndet und mit einem Bußgeld von mindestens<br />

1.000 € bestraft werden.<br />

Die Badeordnung ähnelt sich in ganz Italien, von<br />

Provinz zu Provinz können allerdings einzelne<br />

Unterschiede in der Badeordnung auftreten. Im<br />

Wesentlichen beinhaltet sie die folgenden Sicherheitsbestimmungen:<br />

- In Konzession betriebene Strände müssen<br />

spätestens ab dem 30. Juni und mindestens bis<br />

zum 1. September voll funktionsfähig betrieben<br />

werden. Dazu gehört die ordnungsgemäße Überwachung<br />

des Strandes durch ausgebildete<br />

Rettungsschwimmer. Öffnet ein Strandbad bereits<br />

vor dem 30. Juni oder bleibt es bis nach<br />

dem 1. September geöffnet, so ist der Strand<br />

auch in dieser Zeit mit Rettungsschwimmern zu<br />

versehen.<br />

- Der Rettungsdienst muss während der gesamten<br />

Öffnungszeit der Strandbäder, von 9:30 Uhr bis<br />

18:30 Uhr einsatzbereit sein. Die Strand<strong>über</strong>wachung<br />

muss von ausgebildeten Rettungsschwimmern<br />

gesichert werden. Der Abstand der<br />

einzelnen Rettungsschwimmer voneinander darf<br />

höchstens 159 Meter, während der Mittagspause<br />

von 13:30 bis 15:30 Uhr 318 Meter, betragen.<br />

Die Rettungsschwimmer sind verpflichtet ein<br />

rotes T-Shirt mit der Aufschrift "salvataggio"<br />

oder "bagnino" zu tragen. Jeder Rettungsschwimmer<br />

muss mit einer Sauerstoffflasche,<br />

einem Gerät zur Mund-zu-Mund-Beatmung und<br />

einem einfachen Verbandskasten ausgestattet<br />

sein. Vom Strandbetreiber werden ein Hochstuhl,<br />

ein Fernglas, Rettungsringe und ein rotes<br />

Rettungsruderboot zur Verfügung gestellt.<br />

- In Zeiten, in denen der Strand nicht von Rettungsschwimmern<br />

<strong>über</strong>wacht wird müssen eine<br />

rote Flagge gehisst und Schilder aufgestellt<br />

werden, die möglichst in mehreren Sprachen<br />

<strong>über</strong>setzt, folgenden Text enthalten: "Attenzione<br />

- balneazione non sicura per mancanza di servizio<br />

di salvataggio" / "Achtung - Baden nicht sicher,<br />

da kein Rettungsdienst im Einsatz". Die<br />

gleiche Kennzeichnung muss von den Gemein-


den für die freien Strände vorgenommen werden,<br />

auf denen kein Rettungsdienst eingerichtet<br />

wurde.<br />

- Die Rote Flagge, die den Badenden auf potentielle<br />

Gefahren beim Baden hinweist wird außerdem<br />

gehisst, wenn schlechtes Wetter die Badesicherheit<br />

gefährdet, wenn Haie gesichtet<br />

werden oder ein sonstiger Grund dies erforderlich<br />

macht. Die weiße Flagge bedeutet, <strong>das</strong>s der<br />

Strand zurzeit <strong>über</strong>wacht wird und keine äußeren<br />

Umstände gegen <strong>das</strong> Baden sprechen.<br />

- Der Nichtschwimmerbereich muss durch<br />

Schilder mit der Aufschrift "Limite acque sicure"<br />

ausgewiesen sein. Ist dies nicht der Fall, so<br />

muss auf entsprechenden Schildern am Strand<br />

darauf hingewiesen werden, <strong>das</strong>s der Nichtschwimmerbereich<br />

nicht ausgewiesen ist.<br />

- Der Badebereich, in den Boote (mit Ausnahme<br />

von Tretbooten, Ruderbooten, Paddelboden,<br />

Jollen u.ä.) nicht eindringen dürfen, muss im<br />

Abstand von 300 m durch rote oder orangefarbene<br />

Bojen gekennzeichnet werden.<br />

- Bootskorridore müssen eine Breite von 20 m<br />

aufweisen und ebenfalls durch rote oder orangefarbene<br />

Bojen gekennzeichnet sein. Am Strand<br />

müssen Hinweisschilder in mehreren Sprachen<br />

auf die Bootskorridore hinweisen.<br />

- Aquascooter und ähnliche Sportgeräte müssen<br />

den Badebereich <strong>über</strong> die Bootskorridore verlassen.<br />

- Aus Sicherheitsgründen sind folgende Bereiche<br />

nicht zum Baden zugelassen: im Bereich des<br />

Hafenkanals und des Sporthafens von Pescara,<br />

sowie im Abstand von 100 m dazu; im Abstand<br />

von 50 m zu Flussmündungen, falls nicht ausdrücklich<br />

erlaubt; im Abstand von 200 m zu<br />

Baustellen; in speziell ausgewiesenen Bootskorridoren;<br />

in allen Strandabschnitten, die mit der<br />

Beschilderung "divieto di balneazione" / "Badeverbot"<br />

ausgewiesen sind, sei es aus hygienischen<br />

Gründen oder Sicherheitsgründen.<br />

Von den 115 Strandabschnitten, die den Messpunkten<br />

zur Badegewässerqualität zugeordnet werden<br />

können, werden 72 <strong>über</strong>wiegend durch konzessionierte<br />

Strandbäder bewirtschaftet. An diesen Stränden<br />

wurden in der Regel die vorgeschriebenen<br />

Sicherheitsbestimmungen eingehalten. Nicht alle<br />

Strände hatten allerdings die Nichtschwimmerbereiche<br />

ausgewiesen. Rettungsdienste auf freien Stränden,<br />

die sich nicht in unmittelbarer Nähe zu konzessionierten<br />

"bagni" befinden, sind selten.<br />

Eine besondere Aktion zur Gewährleistung der<br />

Sicherheit der Touristen an der Küste der Abruzzen<br />

führte die Küstenwache im Rahmen eines Nationalen<br />

Aktionsprogramms durch. "Mare d'amare" (ein<br />

Meer zum Lieben) heißt die Initiative, die verschärfte<br />

Kontrollen der Normen zur Badesicherheit und<br />

zur Wahrung der Gesundheit der Touristen zum<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 80<br />

Inhalt hatte. Kontrolliert wurden "bagni", Häfen,<br />

Boote und Fischmärkte.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

10.06.2002<br />

In Francavilla al Mare fand eine Konferenz zum<br />

Thema Stranderosion statt. Vorgestellt wurde eine<br />

Machbarkeitsstudie für den integrierten Küstenschutz,<br />

die den Anspruch erhebt, erstmals die gesamte<br />

Küstenlinie der Region Abruzzen als zusammenhängenden<br />

Naturraum zu berücksichtigen. Die<br />

Region Abruzzen sieht die Studie als ersten konkreten<br />

Schritt zur Umsetzung eines ehrgeizigen und für<br />

Italien bisher einzigartigen Projektes zum Schutz der<br />

Strände vor Erosion.<br />

11.06.2002<br />

In Giulianova wurde <strong>das</strong> Strandbad "Charlet" eröffnet,<br />

<strong>das</strong> speziell den Bedürfnissen sehbehinderter<br />

Menschen angepasst wurde.<br />

15.06.2002<br />

Die italienische Küstenwache startete ihr Programm<br />

"mare d'amare", <strong>das</strong> während der Sommermonate für<br />

größtmögliche Sicherheit an den Stränden sorgen<br />

soll. Im Rahmen der Aktion sollten Strandbäder und<br />

Sporthäfen auf ihre Sicherheitsstandards hin <strong>über</strong>prüft<br />

und Informationsarbeit geleistet werden.<br />

25.06.2002<br />

Ein 200 Meter langer Strandabschnitt im Süden der<br />

Stadt Pescara wurde mit Sand aufgefüllt, der durch<br />

einen hohen Anteil organischer Reststoffe verunreinigt<br />

war. Kurz nach Abschluss der Arbeiten kam es<br />

durch die Zersetzung des organischen Materials zu<br />

Schaumbildung. Badegäste beschwerten sich <strong>über</strong><br />

<strong>das</strong> unschöne Phänomen. Nach wenigen Tagen<br />

verschwand der Schaum allerdings wieder.<br />

09.07.2002<br />

Die Lokalpresse veröffentlichte eine repräsentative<br />

Studie des Instituts Ecotrans, nach der für gut zwei<br />

Drittel der deutschen Italienurlauber Umweltaspekte<br />

wie saubere Strände und Gewässer entscheidenden<br />

Einfluss auf die Wahl des Urlaubsortes haben. Für<br />

knapp die Hälfte der befragten Deutschen ist außerdem<br />

wichtig, <strong>das</strong>s die Unterkunft ökologischen<br />

Kriterien entspricht. Zur gleichen Zeit hatten sich in<br />

einer für die Abruzzen bisher einmaligen Initiative<br />

acht Herbergen des Badeortes Pineto dazu entschlossen,<br />

ihren Betrieb nach ökologischen Kriterien<br />

umzustrukturieren. Ab der Saison 2002 setzt man in<br />

diesen Herbergen auf Müllvermeidung, Maßnahmen<br />

zur Einsparung von Wasser und Energie, sowie auf<br />

ein Angebot regionaltypischer Speisen aus kontrolliert<br />

biologischem Anbau. Die acht Unterkünfte


werden für ihre Bemühungen zertifiziert und im<br />

Rahmen einer eigenen Kampagne zusammen mit<br />

weiteren 124 bereits zertifizierten Herbergen der<br />

nördlichen Adria vermarktet. Zielgruppe der zertifizierten<br />

Herbergen sind vor allem deutsche Touristen.<br />

12.07.2002<br />

In Roseto degli Abruzzi wurde ein Dekret verabschiedet,<br />

<strong>das</strong>s Hunden nicht nur den Zutritt zum<br />

Strand sondern auch zu allen öffentlichen Parken<br />

und zum Pinienhain verbietet. Des weiteren müssen<br />

Hunde auf dem gesamten Stadtgebiet an der Leine<br />

geführt werden. Für besonders gefährliche Hunderassen<br />

gilt Maulkorbzwang.<br />

24.07.2002<br />

Erstmals in diesem Jahr tauchten Algenschleimflecken<br />

an der Küste der Abruzzen auf. Badegäste an<br />

den Stränden zwischen Pescara und Montesilvano<br />

bemerkten Algenschleim an der Gewässeroberfläche.<br />

25.07.2002<br />

700 Meter vor der Küste zog sich ein Algenschleimstreifen<br />

entlang der gesamten Region.<br />

26.07.2002<br />

In der Nacht zum 26.Juli zog kräftiger Wind auf und<br />

Gewitterschauer entschärften die Gefahr einer<br />

Anlandung von Algenschleim an der Küste. Das<br />

stürmische Wetter hielt <strong>über</strong> 3 Tage an und sorgte<br />

dafür, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Phänomen Algenschleim in den<br />

Abruzzen nicht wieder auftauchte.<br />

05.08.2002<br />

An der mittleren Adriaküste begann der alljährliche<br />

Fangstopp "fermo pesca". Die 45-tägige Schonzeit<br />

soll zur Regenerierung der Fischbestände vor der<br />

italienischen Küste beitragen. Infolge des<br />

Fangstopps stiegen die Preise für frischen Fisch in<br />

die Höhe. Bis zum 19. September mussten auch<br />

Fischrestaurants Ware aus anderen Fanggebieten<br />

importieren.<br />

12.08.2002<br />

Aufmerksame Bürger beobachteten in Civitella del<br />

Tronto <strong>das</strong> Abladen von Abfällen und Schlämmen in<br />

einem stillgelegten Steinbruch. Sie vermuteten die<br />

illegale Deponierung von Industrieschlämmen auf<br />

dem unmittelbar neben dem Fluss Salinello gelegenen<br />

Areal und reichten eine Petition zur Untersu-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 81<br />

chung der Vorgänge ein. Augenzeugenberichten zu<br />

Folge soll es im Unterlauf des Salinello zuvor zu<br />

ungeklärtem Fischsterben gekommen sein. Polizei<br />

und Gesundheitsamt wurden eingeschaltet.<br />

15.08.2002 Ferragosto<br />

Der italienische Feiertag wurde in vielen Urlaubsorten<br />

traditionell mit Feiern und Strandfeuerwerken<br />

begangen.<br />

16.08.2002<br />

Aus einem Versuchslabor für Kernphysik im Bergmassiv<br />

des Gran Sasso traten Chemikalien aus und<br />

verunreinigen den Fluss Mavone. Der Mavone<br />

mündet in den Vomano. An der Mündung des<br />

Vomano, der zwischen Roseto degli Abruzzi und<br />

Pineto ins Meer fließt, waren nach ersten Angaben<br />

allerdings keine Verunreinigungen festzustellen<br />

gewesen. Polizei und Behörden ermittelten.<br />

5. Danksagung<br />

Ich möchte mich zum Abschluss des Saisonberichtes<br />

bei all denjenigen bedanken, die den ADAC-<br />

Sommerservice auch in diesem Jahr wieder unterstützt<br />

und somit zu einem guten Gelingen beigetragen<br />

haben. Auf Seiten der Region Abruzzen zeichnen<br />

dafür der Direktor des Tourismusamtes Dott.<br />

Savelli und seine zuverlässigen Mitarbeiter Dott.<br />

Giovanni Giovannucci und Dott.ssa Annalisa Giuganino<br />

dafür verantwortlich, und es freut mich sagen<br />

zu können, <strong>das</strong>s sich in den 3 Jahren der Zusammenarbeit<br />

eine zuverlässige Vertrauensbasis gebildet hat.<br />

Außerdem möchte ich mich ganz herzlich bei Dott.<br />

Nicola Caporale und seinem Büro bedanken, dem<br />

der Sommerservice außer einer zuverlässigen Versorgung<br />

mit aktuellen Daten zur Badegewässerqualität,<br />

wieder einmal viele Hintergrundinformationen<br />

zur Situation der abruzzesischen Küste zu verdanken<br />

hat. Mein Dank gilt auch all denjenigen, die mir am<br />

Telefon bei der Beantwortung spezifischer Anfragen<br />

zu Kulturereignissen und besonderen Vorkommnissen<br />

während der Sommersaison geholfen haben. Ich<br />

möchte hierbei die Angestellten der lokalen Touristeninformationsbüros<br />

besonders erwähnen. Und<br />

schließlich geht mein persönlicher Dank an Annalisa,<br />

Valentina, Nicolas und Anna für Unterstützung<br />

und die gute Laune während der Arbeit.


6. Adressen<br />

Tourismusbehörde:<br />

Regione Abruzzo<br />

Abruzzo Promozione Turismo<br />

Via N.Fabrizi 171<br />

I-65122 Pescara<br />

Dott. Bruno Savelli (Generaldirektor)<br />

Tel.: 085 - 429001<br />

Fax: 085 - 298246<br />

E-Mail: bruno.savelli@tin.it<br />

Dott. Giovanni Giovannucci<br />

(marketing)<br />

Tel.: 085 - 4298965<br />

Dott.ssa Annalisa Giuganino<br />

Tel. + Fax: 085 - 42900225/4<br />

Dott. Antonio Ruggeri (Statistik)<br />

E-Mail: sistema.informativo<br />

@abruzzoturismo.it<br />

IAT (Touristeninformation):<br />

Maritnsicuro: 0861 - 762336<br />

Alba Adriatica: 0861 - 712426<br />

Tortoreto: 0861 - 787726<br />

Giulianova: 085 - 8003013<br />

Roseto d. Abruzzi: 085 - 8991157<br />

Pineto: 085 - 9491745<br />

Silvi: 085 - 930343<br />

Montesilvano: 085 - 4458859<br />

Pescara: 085 - 42900212<br />

Francavilla: 085 - 817169<br />

Ortona: 085 - 9063841<br />

Vasto: 0873 - 367312<br />

Nummero Verde (touristisches<br />

Infotelefon): 800502520<br />

Umweltbehörde:<br />

Regione Abruzzo<br />

Area Ambiente Gestione Integrata<br />

Acqua e Suolo,<br />

Servizio Opere Marittime e Qualità<br />

delle Acque Marine<br />

Via Catullo 124<br />

Pescara<br />

Tel.: 085 - 4510713<br />

Fax: 085 - 4518770<br />

E-Mail:<br />

servoomm@regione.abruzzo.it<br />

Dott. Caporale (Ansprechpartner<br />

für Gewässerfragen / Verantwortlicher<br />

der Abteilung)<br />

Dott. Visca (Stellvertreter)<br />

Sonstige Ämter und Institutionen:<br />

Hafenmeisterei (Capitaneria di<br />

Porto) von Pescara<br />

Comandante Ferdinando Lavaggi<br />

Tel.: 085 – 694040<br />

Vigili del Fuoco (Feuerwehr)<br />

Ispettorato Regionale Abruzzo e<br />

Molise<br />

Tel.: 0862 - 315733/4<br />

Corpo Forrestale dello Stato<br />

(Forst) - Zentrale der Region<br />

Abruzzen (L'Aquila)<br />

Tel.: 0862 - 364332<br />

Corpo Forrestale dello Stato -<br />

Zentrale der Provinz Pescara<br />

Tel.: 085 - 76296<br />

ACI (Automobil Club Italiano)<br />

Informazione stradale: 1518<br />

Informazione turistica: 06 - 4477<br />

Istituto Zooprofilattico Sperimentale<br />

- Abruzzo / Molise<br />

Reparto Biologia Marina e Fluviale<br />

Dott.ssa Carla Giansanta<br />

Umweltschutzorganistionen:<br />

Legambiente Abruzzo<br />

Tel.: 085 - 4152645<br />

Präsident: Antonio Ricci<br />

Pressestelle Goletta Verde:<br />

Tel.: 348 - 00 00 380<br />

Verbraucherzentrale:<br />

ARCO - Pescara<br />

Tel: 085 - 2821<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 82


Regionalbericht Ligurien<br />

Bearbeitet von Dipl. Biol. Karin Finsterle, Como<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Im Nordwesten Italiens gelegen, umfasst die Region<br />

Ligurien den felsigen und buchtenreichen Küstenstreifen<br />

der italienischen Riviera, an den sich ein<br />

schmaler Bereich gebirgigen Hinterlandes anschließt.<br />

Das Landesinnere zeichnet sich durch sein<br />

charakteristisches Mittelgebirgsrelief aus, <strong>das</strong> im<br />

Nordwesten von den See- und den Ligurischen<br />

Alpen sowie dem sich südöstlich anschließenden<br />

Ligurischen Apennin gebildet wird. Die Küste<br />

Liguriens erstreckt sich von der französischitalienischen<br />

Grenze, westlich der Stadt Ventimiglia,<br />

bis zur Magramündung südlich von La Spezia auf<br />

einer Länge von rund 346 km. Der gesamte Küstenabschnitt<br />

westlich der Stadt Genua bis zur französischen<br />

Grenze wird als Riviera di Ponente, die Küste<br />

im Südosten von Genua bis zur Grenze der Toskana<br />

als Riviera di Levante bezeichnet. Während an der<br />

Riviera di Ponente der Schelfbereich sehr schmal ist<br />

und der Meeresgrund rasch auf Tiefen bis zu 3000 m<br />

abfällt, sind der Riviera di Levante großflächige<br />

Schelfbereiche vorgelagert. Durch den Schutz der<br />

Gebirgszüge im Landesinneren herrscht an der<br />

Küste ein subtropisches Klima, mit trockenen,<br />

heißen Sommern und milden Wintern. Die Niederschläge<br />

fallen hauptsächlich in den Monaten September/Oktober<br />

und März/April. Durch die Ausläufer<br />

der See- und der Ligurischen Alpen ist die Küste<br />

der Riviera di Ponente in zahlreiche Buchten gegliedert.<br />

Die ausgedehnten Steilküstenbereiche werden<br />

durch wenige Küstenebenen unterbrochen. Infolgedessen<br />

sind die Strände schmal und selten länger als<br />

zwei Kilometer. An der Riviera di Levante bildet der<br />

Ligurische Apennin eine Steilküste. Die Zugänge<br />

zum Hinterland sind begrenzt, und in weiten Bereichen<br />

fehlt <strong>das</strong> Vorland. Die Strände sind klein, oft in<br />

kleinen Buchten versteckt und schwer zugänglich.<br />

Bekanntestes Beispiel für eine derart isolierte Lage<br />

sind die Cinque Terre in der Provinz La Spezia.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

In der Region Ligurien ist, wie <strong>über</strong>all in Italien, die<br />

Überwachung der Badegewässerqualität durch die<br />

gesetzlichen Vorschriften des "Decreto del Presidente<br />

della Repubblica (D.P.R. 470/82)" geregelt. Die<br />

Bestimmungen des D.P.R. 470/82 orientieren sich an<br />

der EU-Richtlinie 76/160CEE, wobei die italienischen<br />

Grenzwerte für die bakteriologischen Parameter<br />

wesentlich strenger festgelegt sind, als es die EU-<br />

Richtlinie vorsieht. In einem neuen Gesetz vom<br />

29.12.2000 (L. Nr. 422/2000) sind die Regelungen<br />

des D.P.R. 470/82 <strong>über</strong>arbeitet und zum Teil den<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 83<br />

europäischen Bestimmungen angenähert worden.<br />

Die wichtigsten Änderungen betreffen die Maßnahmen<br />

bei massiven Belastungen sowie die Kriterien<br />

zur Ausweisung von Badegewässern. Die offizielle<br />

Badesaison beginnt am 1. Mai und endet am<br />

30. September. Die routinemäßigen Messungen zur<br />

Badegewässerqualität beginnen am 1. April. Spätestens<br />

einen Monat vor Saisonbeginn informieren die<br />

zuständigen Behörden die einzelnen Kommunen<br />

<strong>über</strong> die zum Baden geeigneten bzw. nicht für den<br />

Badebetrieb freizugebenden Strände sowie <strong>über</strong> neu<br />

hinzugefügte oder gestrichene Probennahmestellen.<br />

Entscheidungsgrundlage sind die Messungen des<br />

Vorjahres. Ein Messpunkt gilt als zum Baden<br />

geeignet wenn in den Routinemessungen die folgenden<br />

Kriterien erfüllt sind:<br />

- Die Probennahmen wurden mit einer Häufigkeit<br />

von mindestens zweimal im Monat durchgeführt<br />

- Für die nichtbakteriologischen Parameter gilt:<br />

90 % der Ergebnisse sind konform mit den gesetzlich<br />

festgelegten Parametern. Im Falle der<br />

Nichtkonformität dürfen sich die numerischen<br />

Parameter nicht mehr als 50 % von den vorgegebenen<br />

Parametern unterscheiden. Ausgenommen<br />

von der 50 %-Regelung sind der pH-<br />

Wert und der Sauerstoffgehalt.<br />

- Für die mikrobiologischen Parameter Gesamtkoliforme,<br />

Fäkalkoliforme und Fäkalstreptokokken<br />

beträgt der Prozentsatz der konformen<br />

Parameter mindestens 80 %. Für die Parameter<br />

gesamtkoliforme und fäkalkoliforme Bakterien<br />

erhöht sich der prozentuelle Anteil der konformen<br />

Werte auf 95 %, wenn die Grenzwerte<br />

10000 KE/100 ml bzw. 2000 KE/100 ml<br />

(KE=koloniebildende Einheiten) <strong>über</strong>schritten<br />

wurden.<br />

Wird ein Strandabschnitt zum Ende der Saison als<br />

zum Baden ungeeignet ausgewiesen, so muss er zu<br />

Beginn der nächsten Saison gesperrt sein. Weisen<br />

zwei aufeinanderfolgende Untersuchungen keine<br />

Überschreitungen der italienischen Grenzwerte auf,<br />

so kann der entsprechende Bereich wieder zum<br />

Baden freigegeben werden. Permanente Badeverbote<br />

werden verhängt, wenn 1/3 der Routineuntersuchungen<br />

nicht konform der gesetzlichen Bestimmungen<br />

sind. Die Überwachung der Badegewässer in Ligurien<br />

liegt in der Zuständigkeit der ARPAL (Agenzia<br />

Regionale per la Protezione dell´Ambiente Ligure,<br />

ARPAL), deren Zentralstelle sich in Genua befindet.<br />

In den Labors der ARPAL in den vier Provinzen<br />

Imperia, Savona, Genua und La Spezia werden die<br />

Wasserproben analysiert. Die insgesamt 387 Probennahmestellen<br />

in der Region sind so gelegt, <strong>das</strong>s<br />

Belastungsbereiche erfasst werden.


2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

In Ligurien erstreckt sich der Zeitraum der Probennahme<br />

von April bis September. Während dieser<br />

Zeit werden an 389 Messpunkten in 14-tägigem<br />

Abstand Wasserproben genommen und auf 10<br />

Parameter hin untersucht. Der Gehalt an totalkoliformen<br />

Bakterien, fäkalkoliformen Bakterien und<br />

Fäkalstreptokokken wird jeweils auf 100 ml Wasserprobe<br />

bestimmt. Die Bestimmung erfolgt mit<br />

Hilfe des Membranfilterverfahrens und der anschließenden<br />

Bebrütung auf unterschiedlichen Nährmedien.<br />

Besteht der Verdacht einer größeren Verschmutzung,<br />

wird zusätzlich auf Salmonellen und<br />

Enteroviren untersucht. Zur Bestimmung von<br />

Salmonellen werden unterschiedliche selektive<br />

Anreicherungsmethoden verwendet. Der Sauerstoffgehalt<br />

und der pH-Wert werden mittels Elektroden<br />

bestimmt, <strong>das</strong> Vorkommen von Mineralöl, Tensiden<br />

und Phenolen sowie die Prüfung auf Verfärbungen<br />

erfolgen organoleptisch (optisch und nach Geruch).<br />

Die Transparenz (Sichttiefe) wird mit der Secchi-<br />

Scheibe ermittelt.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Es ist gesetzlich vorgeschrieben, <strong>das</strong>s nach<br />

Schlechtwetterlagen mit starken Regenfällen und<br />

Sturm keine Wasserproben genommen werden<br />

sollten, da diese Ergebnisse nicht repräsentativ<br />

wären. Wird während des Probennahmezeitraums<br />

eine Nichtkonformität eines Parameters festgestellt,<br />

sind vom zuständigen Labor Untersuchungen anzustellen,<br />

die die Ursachen der Belastung und die<br />

Grenzen der belasteten Zone ausfindig machen. An<br />

5 verschiedenen Tagen sind Zusatzmessungen am<br />

Messpunkt und an den Grenzen der belasteten Zone<br />

durchzuführen. Wird während der Zusatzuntersuchungen<br />

mehr als einmal eine Nichtkonformität<br />

eines Parameters festgestellt, so muss für den betroffenen<br />

Abschnitt ein temporäres Badeverbot ausgesprochen<br />

werden. Das zuständige Labor der jeweiligen<br />

Provinz (ARPAL Dipartimento Provinciale)<br />

informiert telefonisch und <strong>über</strong> Fax den Bürgermeister<br />

der betroffenen Kommune. Dieser muss die<br />

Kennzeichnung des betreffenden Strandabschnittes<br />

durch entsprechende Hinweisschilder veranlassen.<br />

Die Aufhebung des Badeverbotes kann dann erfolgen,<br />

wenn in den folgenden zwei Routineuntersuchungen<br />

keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen vorliegen.<br />

Wiederum informiert die zuständige Behörde<br />

den Bürgermeister <strong>über</strong> die Aufhebung des Badeverbotes.<br />

In Ligurien ist <strong>das</strong> Baden im Bereich von Hafenanlagen<br />

und militärischen Sperrgebieten generell<br />

verboten. Das Baden im unmittelbaren Mündungsbereich<br />

von Flussmündungen ist laut Ordinanza<br />

Balneare untersagt. Wegen hoher bakterieller Belastung<br />

ganzjährig für den Badebetrieb gesperrt sind<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 84<br />

der Rio Leiro, der Rio Vernazza, sowie die Strände-<br />

Vernazzola und Mulina di Crevari im Stadtbereich<br />

von Genua. Weiterhin der unmittelbare östliche und<br />

westliche Mündungsbereich des Flusses Magra<br />

südlich von La Spezia.<br />

3. Die Region im ADAC-Sommerservice-<br />

Programm - Informationsbeschaffung –<br />

Nach Absprache mit den Verantwortlichen der<br />

Zentralstelle der ARPAL in Genua, Dott. Soracco,<br />

Dottssa Brescianini und Dott.ssa Bertolotto, wurden<br />

die für den Sommerservice relevanten Daten von<br />

den zuständigen Behörden der 4 Provinzen zur<br />

Verfügung gestellt. Die digitale Daten<strong>über</strong>mittlung<br />

funktionierte für die Provinz La Spezia reibungslos<br />

und pünktlich. Hier lagen die Daten zu Anfang jeden<br />

Monats auf Diskette vor und wurden zusätzlich per<br />

E-Mail verschickt. In der Provinz Imperia wurden<br />

die Daten zweimal im Monat handschriftlich <strong>über</strong>tragen.<br />

Digitale Daten standen während der Saison<br />

nicht zur Verfügung. Für die Provinz Savona gab es<br />

bei den Behörden interne Probleme mit der Datenverarbeitung,<br />

so <strong>das</strong>s aktuelle digitale Daten nur mit<br />

Verzögerung geliefert werden konnten. Für die<br />

Provinz Genua waren zum Ende des Sommerservice<br />

lediglich die Daten für April bis Juni in digitaler<br />

Form zu bekommen. Informationen zur aktuellen<br />

Situation, <strong>das</strong> Verhängen bzw. Aufheben von<br />

Badeverboten sowie die Ergebnisse der aktuell<br />

durchgeführten Zusatzmessungen wurden von den<br />

zuständigen Gesundheitsämtern der vier Provinzen<br />

per Fax <strong>über</strong>mittelt bzw. ein- bis zweimal wöchentlich<br />

durch telefonische Anfrage aktualisiert. Wegen<br />

der teilweisen Überlastung der Labors ist der ständige<br />

persönliche Kontakt mit den Verantwortlichen<br />

unerlässlich, um jeder Zeit <strong>über</strong> den aktuellen Stand<br />

in den vier Provinzen informiert zu sein.<br />

Informationen zu aktuellen ökologischen und touristisch<br />

relevanten Problemen in der Region wurden<br />

aus der Lokalpresse und aus entsprechenden Veröffentlichungen<br />

im Internet entnommen. Dar<strong>über</strong><br />

hinaus ermöglichte die Kooperation mit der ARPAL<br />

in La Spezia (Dott. Palmieri, Dott. Grillo) sowie den<br />

zuständigen Hafenbehörden der vier Provinzen<br />

fundierte Informationen zur ökologischen Gesamtsituation,<br />

aktuellen wissenschaftlichen Projekten<br />

sowie politisch relevanten Themen, wie z. B. die<br />

Ausweisung von Naturschutzgebieten, zu bekommen.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Die Förderung des Fremdenverkehrs in der Region<br />

Ligurien ist in die 5 Verwaltungsbezirke Riviera dei<br />

Fiori (Blumenriviera), Riviera delle Palme (Palmenriviera),<br />

Genova (Bereich Genua), Tigullio (Bereich<br />

Tigullio und Portofino) und 5 Terre-Golfo dei Poeti


(Cinque Terre-Bucht der Dichter) aufgeteilt. Die<br />

zentrale Verwaltungsstelle „InLiguria“ befindet sich<br />

in Genua. Die dem Kapitel zugrunde liegenden<br />

Daten werden in den Büros der Fremdenverkehrsämter<br />

gesammelt und beziehen sich auf die Aktivitäten<br />

touristischer Strukturen mit Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Dies sind Pensionen, Hotels und Appartementhäuser.<br />

Zur Beschreibung der Situation im<br />

Jahr 2002 wird die Zahl der registrierten Übernachtungen<br />

herangezogen.<br />

Der Großteil des ligurischen Fremdenverkehrs<br />

konzentriert sich nach wie vor auf den Bereich der<br />

touristisch stark erschlossenen Provinzen Imperia<br />

und Savona (Blumen- und Palmenriviera). Allerdings<br />

können die Provinzen Genua und La Spezia<br />

und hier besonders der Bereich des Nationalparks<br />

der Cinque Terre während der letzten Jahre die<br />

größeren Zuwachsraten hinsichtlich der Urlauberzahlen<br />

verzeichnen.<br />

In der ersten Jahreshälfte 2002 wurden in der Region<br />

Ligurien insgesamt 6.680.790 Übernachtungen<br />

registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (6.642.823<br />

Übernachtungen) bedeutet dies einen geringfügigen<br />

Anstieg von 0,6 %. Die Anzahl der Übernachtungen<br />

in der ersten Jahreshälfte 2002 teilt sich wie folgt auf<br />

die 5 Fremdenverkehrszentren auf: Riviera dei Fiori<br />

1.725.205, Riviera delle Palme 3.017.274, Genova<br />

698.945, Tigullio 660.792, 5 Terre-Golfo dei Poeti<br />

578.574. Im Vergleich zum Vorjahr ist im Bereich<br />

der Cinque Terre-Golfo die Poeti mit 13,6 % die<br />

größte Zuwachsrate zu verzeichnen. Ein geringfügiger<br />

Anstieg ist im Bereich der Riviera delle Palme<br />

(1,1 %) und im Bereich Tigullio (0,7 %) zu beobachten.<br />

Verluste weisen die Riviera dei Fiori (- 1,0 %)<br />

und der Bereich Genova (- 6,9 %) auf. In der zweiten<br />

Jahreshälfte 2002 wurden in den Monaten Juli<br />

bis November insgesamt 8.053.009 Übernachtungen<br />

registriert. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr<br />

(8.200.125 Übernachtungen) einen Rückgang von<br />

1,8 %. Der Negativtrend in der zweiten Jahreshälfte<br />

ist vorwiegend auf Verluste in den Monaten Juli bis<br />

September zurückzuführen. Während dieses Zeitraumes<br />

sind in allen 5 Fremdenverkehrsbezirken<br />

herbe Verluste oder nur geringfügige Zuwachsraten<br />

zu beobachten. Erwähnenswert ist der Anstieg der<br />

Übernachtungen im Bereich der Blumen- und der<br />

Palmenriviera in den Monaten Oktober und November.<br />

Für die Region Ligurien bestätigt sich auch in<br />

diesem Jahr der Trend weg vom traditionellen<br />

Langzeiturlaub, hin zum Ausflugs- und Wochenendtourismus.<br />

Diese Entwicklung ist durch die geografische<br />

Lage der Region begünstigt. In relativ kurzer<br />

Zeit ist die Region von den Großstadtzentren Mailand<br />

und Turin erreichbar. So ist bis November 2002<br />

die Zahl der Übernachtungen einheimischer Touristen<br />

mit 14.733.799 bei weitem höher als die Anzahl<br />

der Übernachtungen ausländischer Touristen<br />

(4.330.260).<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 85<br />

Auch in diesem Jahr erwähnenswert ist der hohe<br />

Anteil deutscher Touristen bei den registrierten<br />

Übernachtungen ausländischer Touristen. Von<br />

insgesamt 1.437.136 registrierten Übernachtungen<br />

ausländischer Urlauber im dritten Quartal des Jahres<br />

beträgt mit 369.322 Übernachtungen der Anteil<br />

deutscher Touristen 25,7 %.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die im Folgenden ausgeführten Argumente wurden<br />

aus einer aktuellen Arbeit („Gli scarichi liguri,<br />

elementi conoscitivi sintetici“; 14.08.2001) der<br />

regionalen Umweltbehörde (ARPAL = Agenzia<br />

regionale per la protezione del Ambiente ligure)<br />

entnommen. Die Veröffentlichung ist von dem<br />

damaligen Generaldirektor der ARPAL Dott. Elefante<br />

genehmigt. Die Daten wurden freundlicherweise<br />

vom verantwortlichen Sachbearbeiter Dott.<br />

Raffetto zu Verfügung gestellt.<br />

Es muss hier erwähnt werden, <strong>das</strong>s die Datenerhebung<br />

für die obengenannte Arbeit noch nicht vollständig<br />

abgeschlossen ist. Trotzdem kann mit den<br />

zur Verfügung stehenden Informationen ein aussagekräftiges<br />

Bild zur Situation der Abwasserentsorgung<br />

in Ligurien erstellt werden.<br />

Der Stand der Abwasserentsorgung in der Region<br />

Ligurien ist in den Tabellen 1 und 2 zusammenfasst<br />

und wird im folgenden erläutert. Zur Beschreibung<br />

der aktuellen Situation des Abwasserentsorgungssystems<br />

in Ligurien werden die folgenden Indikatoren<br />

herangezogen:<br />

AE (abitanti equivalenti): Einwohnergleichwerte,<br />

EGW<br />

CN (carico nominale): Nennbelastung; Größe der<br />

Siedlungsagglomerate ausgedrückt in EGW<br />

CT (utenza servita dalla rete fognaria): Teilnehmer<br />

ausgedrückt in EGW die an ein Abwassernetz<br />

angeschlossen sind<br />

BC (bilancio dell´utenza servita): Teilnehmerbilanz,<br />

CT ausgedrückt in % von CN<br />

UD (utenza servita da depuratori): Teilnehmer<br />

ausgedrückt in EGW, die an eine Kläranlage angeschlossen<br />

sind.<br />

BD (bilancio depurativo): Teilnehmerbilanz, UD<br />

ausgedrückt in % von CN<br />

CR (carico residuo): Restbelastung; Bewertungsindikator<br />

für die verbleibende Belastung. Kann in<br />

EGW oder in % von CN ausgedrückt werden.<br />

Zur vollständigen Interpretation der Situation in<br />

Ligurien muss des weiteren festgehalten werden,<br />

<strong>das</strong>s der Bau von Abwasserkläranlagen mit Abwasserrohren,<br />

die weit vor der Küste in größerer Tiefe<br />

münden, von der Region gefördert wird (regionales<br />

Gesetz LR 43/95).


Tabelle 1: Relatives Abwasseraufkommen und Belastungsdruck auf die Abwasserentsorgung. Erläuterung der<br />

Indikatoren siehe oben<br />

Provinz Vorfluter<br />

Imperia<br />

Savona<br />

Genua<br />

CN<br />

EGW total<br />

BC % Teilnehmer<br />

angeschl. ans<br />

Abwassernetz<br />

Indikatoren<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 86<br />

BD % Teilnehmer<br />

angeschl. an<br />

Kläranlage<br />

CR Restbelastung<br />

in EGW<br />

Meer 509.000 55 % 52 % 434.000<br />

Wasserläufe im<br />

Landesinneren<br />

70.000 79 % 57 % 47.000<br />

Meer 858.000 69 % 63 % 575.000<br />

Wasserläufe im<br />

Landesinneren<br />

182.000 52 % 51 % 124.000<br />

Meer 1.333.000 76 % 64 % 709.000<br />

Wasserläufe im<br />

Landesinneren<br />

468.000 48 % 44 % 324.000<br />

La<br />

Meer 177.000 89 % 58 % 136.000<br />

Spezia Wasserläufe im<br />

Landesinneren<br />

320.000 84 % 64 % 171.000<br />

Gesamt<br />

Meer<br />

Wasserläufe im<br />

Landesinneren<br />

2.877.000<br />

1.040.000<br />

71 %<br />

62 %<br />

61 %<br />

52 %<br />

1.853.000<br />

(64 %)<br />

666.000<br />

(64 %)<br />

Tabelle 2: Situation der Abwasserentsorgung vor der Küste durch lange Abwasserrohre<br />

Provinz<br />

Anzahl der Abwasserrohre<br />

EGW gesamt<br />

EGW angeschlossen<br />

% EGW angeschlossen<br />

Imperia 8 509.000 309.000 61 %<br />

Savona 19 858.000 588.000 69 %<br />

Genua 20 1.333.000 810.000 61 %<br />

La Spezia 14 177.000 73.000 42 %<br />

Gesamt 61 2.877.000 1.780.000 62 %<br />

In den aufgeführten Daten wird von einer Nennbelastung<br />

von 3.917.000 Einwohnergleichwerten<br />

(EGW) ausgegangen. Bei der Kalkulation der<br />

Nennbelastung wurden die tatsächliche Einwohnerzahl<br />

der Region Ligurien, Pendler, <strong>das</strong> Touristenaufkommen<br />

sowie, wo dies möglich war, Industrieäquivalente<br />

berücksichtigt. Dies erklärt, warum der<br />

Wert weit höher liegt als die tatsächliche Einwohnerzahl<br />

in der Region Ligurien (1996: 1.600.000).<br />

Aus den beiden Tabellen geht hervor, <strong>das</strong>s in der<br />

Region Ligurien sowohl der Ausbau des Abwassernetzes<br />

als auch die Abwasserbehandlung in Kläranlagen<br />

im Bereich der Küste weiter vorangeschritten<br />

ist, als im Landesinneren. An der Küste werden<br />

61 % und im Landesinneren 52 % der Nennbelastung<br />

in Kläranlagen behandelt. Bezogen auf die<br />

gesamte Region bedeutet dies eine Abwasserbehandlung<br />

in Kläranlagen von 59 % der Nennbelastung.<br />

Die verbleibende Restbelastung (CR) ist mit 64 %<br />

(Meer: 1.853.000 EGW, Wasserläufe im Landesinneren:<br />

666.000 EGW) für beide Vorflutersysteme<br />

relativ hoch. Im Bereich der Küste ist dies auf den<br />

geringen Prozentsatz der Umsetzung in den vorhandenen<br />

Anlagen zurückzuführen. Die relativ hohe<br />

Restbelastung im Landesinneren ist zum einen durch<br />

den geringen Anteil der Abwasserklärung in Kläranlagen<br />

und zum anderen durch die hohe Zahl der<br />

Anlagen vom Typ Imhoff (Sickergruben) zu erklä-


en. Weiterhin zu bemerken ist, <strong>das</strong>s bei der Kalkulation<br />

der aufgeführten Koeffizienten von reibungslos<br />

funktionierenden Kläranlagen ausgegangen wird.<br />

Praktisch bestehen jedoch in vielen Kläranlagen<br />

chronische Funktionsstörungen oder die Anlagen<br />

befinden sich gerade im Umbau. Die reale Situation<br />

der verbleibenden Restbelastung ist also möglicherweise<br />

noch negativer zu bewerten. Abgeschwächt<br />

wird dieses negative Bild dadurch, <strong>das</strong>s 62 % der<br />

Nennbelastung nach einer Vorbehandlung durch<br />

lange Abwasserrohre in größerer Entfernung vor der<br />

Küste ins Meer geleitet wird. Fern von der Küste<br />

wird die Abwasserfracht durch die Strömungsverhältnisse<br />

verteilt und auf natürlichem Wege geklärt.<br />

Für die vier Provinzen der Region ergibt sich <strong>das</strong><br />

folgende Bild: Im Gegensatz zur regionalen Tendenz<br />

ist in der Provinz Imperia der Ausbau des Abwassernetzes<br />

lediglich im Landesinneren zufriedenstellend.<br />

Hier werden 79 % der vorhandenen Nennbelastung<br />

durch Abwasserleitungen entsorgt. Wie aus<br />

der hohen Restbelastung deutlich wird, ist die<br />

Abwasserbehandlung in Kläranlagen nicht ausreichend.<br />

In der Provinz Savona ist die Situation vergleichbar<br />

mit der regionalen Situation. Hier ist <strong>das</strong> Abwassernetz<br />

im Bereich der Küste weiter entwickelt als im<br />

Inneren der Provinz. Ein relativ hoher Anteil von<br />

69 % der Nennbelastung wird durch lange Abwasserrohre<br />

in größerer Entfernung ins Meer geleitet.<br />

In der Provinz Genua ist der Unterschied zwischen<br />

Küste und Landesinnerem am deutlichsten ausgeprägt.<br />

Dennoch bleibt die Restbelastung sehr hoch.<br />

Dies liegt zum größten Teil an den laufenden Umbau-<br />

und Modernisierungsarbeiten an den Kläranlagen<br />

der Stadt Genua. Paradoxerweise liegt der<br />

Anteil der Nennbelastung, die durch lange Abwasserrohre<br />

ins Meer geleitet wird, unter dem Prozentsatz<br />

der in Kläranlagen behandelten Abwasserfracht.<br />

Dies liegt daran, <strong>das</strong>s in Genua eine der größten<br />

Anlagen nicht <strong>über</strong> ein langes Abwasserrohr verfügt,<br />

sondern die behandelten Abwässer ins Hafenbecken<br />

leitet.<br />

In der Provinz La Spezia ist der Ausbau des Abwassernetzes<br />

sowohl im Landesinneren als auch an der<br />

Küste <strong>über</strong>durchschnittlich hoch. Auch der Anteil<br />

der in Kläranlagen behandelten Abwässer ist relativ<br />

zufriedenstellend. Trotzdem bleibt die Restbelastung<br />

relativ hoch. Wie bereits in der Provinz Genua ist<br />

auch hier der Anteil der Nennbelastung, die durch<br />

lange Abwasserrohre ins Meer geleitet wird, geringer<br />

als der Prozentsatz der in Kläranlagen behandelten<br />

Abwässer. Dies liegt darin begründet, <strong>das</strong>s ein<br />

Großteil der Abwässer in kleineren, dezentralisierten<br />

Anlagen behandelt wird, deren Abwasserrohre dann<br />

in kleinere Wasserläufe im Landesinneren münden.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 87<br />

Bezogen auf die Badegewässerqualität lässt sich<br />

zusammenfassend sagen, <strong>das</strong>s trotz der oben geschilderten<br />

Mängel die Badegewässerqualität in der<br />

Region Ligurien als gut bis sehr gut eingestuft<br />

werden kann. Gerade in den letzten Jahren wird von<br />

vielen Kommunen in den Ausbau und die Modernisierung<br />

des Abwassernetzes sowie in den Bau von<br />

Kläranlagen investiert. Investitionen, die in Zukunft<br />

zu einer weiteren Verbesserung der Badegewässerqualität<br />

und zu einer Entlastung der Umwelt beitragen<br />

dürften.<br />

4.3 Badegewässerqualität<br />

Die hygienische Badegewässerqualität an der ligurischen<br />

Küste kann für die Saison 2002 als <strong>über</strong>wiegend<br />

gut bis sehr gut bezeichnet werden. Belastungszonen<br />

bestanden, wie in den Jahren zuvor,<br />

vorwiegend im Bereich der Flussmündungen. Im<br />

Zeitraum von April bis Ende September 2002<br />

wurden insgesamt 389 offiziell zum Baden freigegebene<br />

Strandabschnitte im 14-tägigen Rhythmus<br />

bakteriologisch untersucht. Auf Grundlage der dabei<br />

angefallenen Daten wurden 330 Strandabschnitte mit<br />

dem Gesamturteil „sehr gut“ ausgezeichnet, 42<br />

bekamen die Note „gut“. Neun Messstellen musste<br />

nach den vorliegenden Daten die Bewertung „zeitweilig<br />

belastet“ gegeben werden. Acht Strandabschnitte<br />

wurden als „häufiger belastet“ bewertet.<br />

Hierbei handelt es sich um folgende Strände:<br />

In Vallecrosia:<br />

- Strand im Bereich der Kläranlage<br />

In Costarainera:<br />

- Küstenabschnitt unterhalb des Krankenhauses<br />

Im Stadtgebiet von Genua:<br />

- Mündung des Flusses Vernazza<br />

- östlich der Mündung des Flusses Sturla<br />

- Strand Priaruggia<br />

- an der Mündung des Flusses Leiro<br />

In Bogliasco:<br />

- Mündung des Baches Poggio<br />

In Ameglia:<br />

- östlicher Mündungsbereich des Flusses Magra<br />

Aufgrund des strengen italienischen Hygienegesetzes<br />

wurden in der Saison 2002 in Ligurien<br />

52 Strände bzw. Messpunkte mindestens einmal mit<br />

einem temporären Badeverbot belegt; dabei wurden<br />

in 18 Fällen die europäischen Richtwerte und in<br />

5 Fällen die europäischen Grenzwerte für die hygienischen<br />

Parameter <strong>über</strong>schritten. 7 Messpunkte<br />

blieben wegen Bauarbeiten für den Badebetrieb<br />

gesperrt. Insgesamt waren 26 Messpunkte temporär<br />

mit einem Badeverbot belegt, ohne <strong>das</strong>s es dabei zu<br />

einer Überschreitung der Hygieneparameter kam.<br />

An 7 Messpunkten wurden Badeverbote wegen<br />

Überschreitung der Parameter Färbung bzw. Transparenz<br />

ausgesprochen. Infolge permanenter bakteriologischer<br />

Grundbelastung waren die folgenden


Messpunkte permanent mit einem Badeverbot<br />

belegt:<br />

In Genua<br />

- der Strand Mulina di Crevari im Westen des<br />

Stadteiles Voltri<br />

- der Strand Vernazzola im Stadtteil Bocca<strong>das</strong>se<br />

östlich des Capo Santa Chiara<br />

- die Mündung des Flusses Leiro<br />

- die Mündung des Flusses Vernazza<br />

In Ameglia:<br />

- der unmittelbare Mündungsbereich des Flusses<br />

Magra. Hier liegen im Bereich der Messpunkte<br />

keine Badestrände. Die Untersuchungen der Badegewässerqualität<br />

der angrenzenden Badestrände<br />

ergab während der Saison 2001 keinerlei Belastungen.<br />

Zum Auftreten von Salmonellen kam es an 7 Messpunkten<br />

im Stadtbereich von Genua sowie in Borghetto<br />

S. Spirito, Albisola Marina und in Ameglia an<br />

der Magramündung. Die Überschreitungen der<br />

Richt- bzw. Grenzwerte waren meist auf defekte<br />

Kläranlagen und Kanalsysteme zurückzuführen oder<br />

wurden durch Reparaturarbeiten am Kanalsystem<br />

verursacht. Als positiv muss in solchen Fällen<br />

hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s während Reparatur-<br />

und Wartungsarbeiten die Strandabschnitte der<br />

Umgebung prophylaktisch für den Badebetrieb<br />

gesperrt wurden und, sofern die Wetterverhältnisse<br />

dies zuließen, eine tägliche Kontrolle der gewässerhygienischen<br />

Parameter stattfand.<br />

Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, <strong>das</strong>s in diesem<br />

Jahr mehr Badeverbote ausgesprochen wurden.<br />

Dabei ist im Jahr 2002 die Zahl der Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

nahezu gleich geblieben, während sich<br />

die Zahl der Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen verringert<br />

hat. Ein Großteil der Badeverbote wurde wegen<br />

Bauarbeiten prophylaktisch verhängt. In diesem<br />

Zusammenhang erwähnenswert ist die Tatsache,<br />

<strong>das</strong>s es sich bei den Bauarbeiten in der Regel um<br />

Maßnahmen zur Verbesserung des Kanalsystems<br />

und der Abwasserentsorgung handelt. Daher kann<br />

trotz der vermehrten Zahl der Badeverbote in diesem<br />

Jahr durchaus eine positive Bilanz gezogen werden:<br />

Der Trend der stetigen Verbesserung der Badegewässerqualität<br />

der letzten Jahre setzt sich auch in<br />

diesem Jahr fort, Projekte zur kontrollierten Abwasserentsorgung<br />

werden vermehrt auch in die Tat<br />

umgesetzt. Als positiv zu erwähnen ist ebenfalls die<br />

deutlich sichtbare Kennzeichnung der Badeverbote<br />

durch entsprechende Hinweisschilder in italienischer<br />

Sprache. Hier wäre allerdings eine mehrsprachige<br />

Ausführung der Schilder wünschenswert.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Die Strandabschnitte, bei denen es zu einer Überschreitung<br />

der europäischen Richt- bzw. Grenzwerte<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 88<br />

kam, liegen größtenteils im Einflussbereich von<br />

Flussmündungen. Zonen mit einer hohen bakteriologischen<br />

Belastung sind permanent mit einem Badeverbot<br />

belegt. Vielfach liegt die Ursache der Belastungen<br />

in der mangelnden Versorgung des Hinterlandes<br />

mit Kläranlagen. Einige kleine Dörfer im<br />

Landesinneren leiten ihre Abwässer ungeklärt in die<br />

Flüsse oder verfügen lediglich <strong>über</strong> Klärwerke mit<br />

einer mechanischen Reinigungsstufe. Meist gelangen<br />

Belastungen erst mit ausgiebigen Regenfällen in<br />

die trockenen Flussläufe und ins Meer. An der Küste<br />

leiten viele Gemeinden ihre Abwässer nach einer<br />

mechanischen Reinigung, einem Sedimentationsprozess<br />

und gegebenenfalls nach einer Desinfektion<br />

<strong>über</strong> lange Abwasserrohre ins Meer. Eine biologische<br />

Reinigung der Abwässer ist eher die Ausnahme.<br />

Da die Rohrleitungen in einiger Entfernung von<br />

der Küste und zudem in größerer Tiefe münden,<br />

kommt es in der Regel zu keinerlei Belastungen.<br />

In der Provinz Savona sind die Ortschaften Varigotti,<br />

Noli, Spotorno, Bergeggi, Vado Ligure, Savona,<br />

Albisola, Celle Ligure und Varazze an die Großkläranlage<br />

in Savona angeschlossen. Nach einigen<br />

Anlaufschwierigkeiten funktioniert die Anlage<br />

mittlerweile ohne Zwischenfälle, wie die guten<br />

Ergebnisse der Untersuchungen der Badegewässer<br />

der genannten Orte deutlich zeigen. Weitere Kläranlagen<br />

im Bereich der Provinz Savona sind in Planung.<br />

Der hohe Belastungsgrad im Stadtbereich von<br />

Genua ist zum Teil auf illegale Abwassereinleitungen<br />

zurückzuführen, andererseits sind die Abwasserrohre,<br />

die vor der Küste münden, wegen des regen<br />

Schiffverkehrs sehr kurz. Längere Rohre würden<br />

durch die Anker der Frachtschiffe ständig beschädigt<br />

werden. Besonders schwerwiegend ist die Situation<br />

im Stadtteil Voltri in Genua, der zudem <strong>über</strong> keine<br />

gut funktionierende Abwasserbehandlung verfügt.<br />

Auch kommt es immer wieder zu Betriebsstörungen<br />

und Defekten an den vorhandenen, teils veralteten<br />

Kläranlagen im Bereich der Küste. Als Negativbeispiele<br />

wären hier die Kläranlagen im östlichen<br />

Stadtbereich von Genua (Quarto und Sturla) zu<br />

nennen.<br />

Weitere Belastungsschwerpunkte der Region stellen<br />

die Industriehäfen bei Savona, Genua und La Spezia<br />

dar. Hier werden jährlich ca. 33 Millionen Tonnen<br />

Rohöl angelandet und in den nahe gelegenen Raffinerien<br />

weiterverarbeitet. Hauptumschlagplatz ist der<br />

Hafen Genua, wo jährlich ca. 25 Millionen Tonnen<br />

Rohöl angelandet werden, gefolgt von Savona mit 6<br />

Millionen Tonnen und La Spezia mit 3 Millionen<br />

Tonnen. In Zusammenhang mit dem normalen<br />

Tankerbetrieb kann es zu punktuellen Belastungen<br />

und zu Anschwemmungen von Ölklumpen in der<br />

Nähe der Hafenanlagen kommen, was in diesem<br />

Jahr jedoch nicht beobachtet werden konnte. Zu


Belastungen anderer Art führen die an der sogenannten<br />

"Blumenriviera" (Riviera dei fiori) vorhandenen<br />

Massenkulturen für Schnittblumen und Zierpflanzen.<br />

Ein Teil der verwendeten Düngemittel und Pestizide<br />

gelangt <strong>über</strong> die lokalen Abwassersysteme ins Meer.<br />

Die Badegewässerqualität wird dadurch zwar kaum<br />

beeinträchtigt, aus ökologischer Sicht stellt dies<br />

jedoch ein ernstzunehmendes Problem dar. (Quelle:<br />

Legambiente). Zu Belastungen mit Schwermetallen<br />

kommt es im Westen des Ortes Cogoleto im Bereich<br />

der veralteten Chromfabrik Stoppani. Der Fluss<br />

Lerone gilt als hoch belastet. Im Mündungsbereich<br />

des Lerone kommt es häufiger zu anormalen Wasserfärbungen.<br />

Der unmittelbare Mündungsbereich ist<br />

nicht für den Badebetrieb ausgewiesen. Der angrenzende<br />

Strandbereich wird zwar regelmäßig untersucht,<br />

trotzdem ist hier vom Baden abzuraten. Die<br />

veraltete Industrieanlage soll in naher Zukunft still<br />

gelegt werden.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Die Qualität der Strände an der ligurischen Küste<br />

kann auch in diesem Jahr als gut bezeichnet werden.<br />

Generell gab es an den Stränden, die offiziell unter<br />

Konzession verwaltet werden, selten Beanstandungen.<br />

Durch die tägliche Reinigung dieser Strände<br />

(auch Bagni genannt), war fast nie nennenswerter<br />

Strandanwurf im Spülsaum festzustellen. Mülleimer,<br />

Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen sind meist<br />

in ausreichender Zahl vorhanden und sauber. Rettungsmittel<br />

und die Überwachung des Badebetriebes<br />

sind an diesen Strandabschnitten obligatorisch.<br />

Negativ zu bemerken ist, <strong>das</strong>s in vielen Gemeinden<br />

die Abstände zwischen den aufgestellten Liegestuhlreihen<br />

sehr gering gewählt sind, so <strong>das</strong>s sich der<br />

einzelne Badegast schnell eingeengt fühlen kann.<br />

Für die Nutzung der Einrichtungen an diesen<br />

Strandabschnitten ist eine Gebühr zu entrichten,<br />

deren Höhe von dem gewählten Service abhängt<br />

(z. B. Sonnenschirm mit Strandstuhl oder Liegestuhl,<br />

Privatkabine, erste, zweite oder dritte Reihe<br />

etc.). Strände, die nicht unter Konzession verwaltet<br />

sind, werden als freie Strände bezeichnet. Die Pflege<br />

dieser Strandabschnitte obliegt meist den Kommunen.<br />

Bezüglich Sauberkeit, Strandreinigung und<br />

hygienischer Einrichtungen (Duschen, Toiletten)<br />

weisen diese Strandabschnitte recht unterschiedliche<br />

Qualitäten auf und schnitten in der Bewertung meist<br />

schlechter ab als die unter Konzession verwalteten<br />

Strände. Eine Ausnahme bilden hier die sogenannten<br />

ausgestatteten freien Strände. Dies sind kommunale<br />

Strandabschnitte deren Verwaltung an private<br />

Unternehmer vergeben wurde. In der Regel wird an<br />

diesen Stränden ein ähnlicher Service angeboten wie<br />

an den privat geführten Stränden. Der Eintritt ist<br />

frei, Sonnenschirme, Liegestühle und Privatkabinen<br />

können gegen eine Gebühr gemietet werden.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 89<br />

Offiziell ist in Italien <strong>das</strong> Mitführen von Hunden an<br />

den Strand während der Badesaison verboten.<br />

Zuwiderhandlungen werden mit empfindlichen<br />

Geldstrafen geahndet. Da offizielle Hundestrände in<br />

Italien nach wie vor sehr selten sind, muss hier als<br />

äußerst positiv hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s in<br />

Ligurien mittlerweile 4 Hundestrände existieren.<br />

Diese befinden sich in den Kommunen Albissola<br />

(Bau-Beach), in Pietra Ligure, in Laigueglia (Bagni<br />

Capo Mele) und in Ospedaletti. Der Badebetrieb an<br />

diesen Strandabschnitten unterliegt strengen hygienischen<br />

Bestimmungen. Für die Vierbeiner ist ein<br />

gültiges Impfzeugnis vorgeschrieben. Neben den<br />

nötigen Utensilien für <strong>das</strong> Wohlbefinden und die<br />

Notdurft der Vierbeiner sind die Strandabschnitte<br />

mit Bar, Toiletten, Duschen, Umkleidekabinen<br />

sowie mit Sonnenschirmen und Liegestühlen ausgestattet.<br />

Die Höhe des zu entrichtenden Eintrittpreises<br />

richtet sich auch hier nach dem gewählten Service.<br />

Bei anlandigem Wind kommt es häufiger zur Anschwemmung<br />

von Müll, der normalerweise weit<br />

entfernt von der Küste im Meer treibt. Zur Entfernung<br />

von an der Wasseroberfläche treibendem Müll<br />

wurden auch in diesem Jahr wieder in der Region<br />

von einigen Kommunen Reinigungsschiffe, sogenannte<br />

Pelikane, eingesetzt. Die Beurteilung der<br />

Strände und der Wasseroberfläche fiel in den meisten<br />

Fällen jedoch gut aus. Ausnahmen gab es an<br />

Stränden in direktem Einflussbereich von Hafenanlagen,<br />

größeren Städten sowie in touristisch stark<br />

erschlossenen Zonen. Negativ wurde eine mangelnde<br />

Absicherung des Badebetriebes gegen Bootsverkehr<br />

und Wassersportbetrieb bewertet. Weiterhin<br />

gingen die Zugänglichkeit eines Strandes, der Grad<br />

der bakteriellen Belastungen sowie <strong>das</strong> vorhandene<br />

Verkehrsleit- und Parkplatzsystem in die Bewertung<br />

ein.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Der Bade- und Strandtourismus ist in der Region<br />

Ligurien einer der Hauptwirtschaftszweige. So wird<br />

in einer 1999 veröffentlichten Studie der Wert von<br />

nur einem Quadratmeter Strand in Ligurien auf 2000<br />

Dollar pro Jahr geschätzt. Entsprechend stellt die<br />

Küstenerosion in der Region ein gravierendes<br />

Problem dar. Der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes<br />

entlang der Küste bereits zu Beginn dieses<br />

Jahrhunderts, die starke Zunahme der Besiedlungsdichte<br />

nach dem 2. Weltkrieg sowie der Bau vieler<br />

kleiner Yachthäfen sind nach Expertenmeinung die<br />

wesentlichen Ursachen des Erosionsproblems an der<br />

Küste. Durch die Eingriffe wurden die Strömungsverhältnisse<br />

vielerorts derart verändert, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

empfindliche Gleichgewicht zwischen Ablagerung<br />

und Abtragung gestört ist. Ein Ablagerungsdefizit ist<br />

die Folge und kann vielfach als Stranderosion<br />

beobachtet werden. Allein 1998 bezuschusste die<br />

Region Ligurien mit 5 Milliarden Lire (umgerechnet


ca. 2,55 Millionen €) Restrukturierungsmaßnahmen<br />

der Kommunen. Die in der Vergangenheit häufig<br />

angewandte Methode der Konstruktion von Molen<br />

und Steinwällen vor den Stränden wird mittlerweile<br />

jedoch als <strong>über</strong>holt und kontraproduktiv bewertet, da<br />

sich <strong>das</strong> Erosionsproblem lediglich verlagert. Für die<br />

Zukunft wird die Lösung in umweltverträglichen<br />

Maßnahmen gesehen, die die natürliche Dynamik<br />

des Systems berücksichtigen. Strandaufspülungen<br />

mit geeigneten Materialien und vor allem zur passenden<br />

Jahreszeit scheint nach Meinung der Experten<br />

eine Methode zu sein, die diese Kriterien erfüllen<br />

kann.<br />

In der Umgebung von Alassio ist <strong>das</strong> Sediment im<br />

Uferbereich äußerst feinkörnig. Schon bei geringer<br />

Brandung wird Sediment aufgewirbelt, was zu einer<br />

Trübung und Verfärbung des Wassers im Badebereich<br />

führt.<br />

Durch den Bau neuer Hafenanlagen, Küstenschutzmaßnahmen<br />

und Strandaufspülungen mit ungeeigneten<br />

Materialien ging in weiten Bereichen der Region<br />

Ligurien der natürliche, felsige Meeresboden verloren.<br />

Als Folge solcher Eingriffe ist vielerorts ein<br />

Rückgang der Posidoniawiesen, gefolgt von einer<br />

zunehmenden Verarmung der marinen Flora und<br />

Fauna zu beobachten. Mit dem Rückgang der<br />

Posidoniawiesen geht auch der natürliche Küstenschutz,<br />

den die z. T. viele Jahrhunderte alten Matten<br />

bilden, verloren. Mit der Errichtung künstlicher<br />

Barrieren wird versucht, die noch bestehenden<br />

Lebensgemeinschaften zu schützen und zu restabilisieren.<br />

Jüngstes Projekt dieser Art in der Region<br />

Ligurien ist <strong>das</strong> 1998 begonnene künstliche Riff vor<br />

der Küste von Alassio.<br />

Die Region Ligurien ist in Italien von der Ausbreitung<br />

der eingeschleppten Alge Caulerpa taxifolia<br />

am stärksten betroffen. Im Jahr 1992 wurde die Alge<br />

erstmals im Hafenbecken von Imperia gesichtet.<br />

Vermutlich gelangte die Alge mit Fischer- oder<br />

Segelbooten aus Frankreich und dem Fürstentum<br />

Monaco in den 40 km weiter östlich gelegenen<br />

Hafen vom Imperia. Im Bereich von Ventimiglia bis<br />

Ceriale wird die mittlerweile von Caulerpa taxifolia<br />

besiedelte Fläche auf <strong>über</strong> 5000 Hektar geschätzt.<br />

Von wissenschaftlicher Seite aus werden die Folgen<br />

der Ausbreitung der Alge sehr unterschiedlich<br />

beurteilt. Laut einer Umfrage unter den Fischern im<br />

Raum Imperia fühlen sich 81 % der Fischer bei der<br />

Ausübung ihres Handwerkes durch <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

von Caulerpa taxifolia gestört; 77 % der Fischer<br />

geben einen Rückgang der Fänge an und<br />

führen dies auf <strong>das</strong> Vorhandensein der Alge zurück.<br />

Maßnahmen um eine rasche Weiterverbreitung der<br />

Alge gleich nach ihrer Entdeckung zu verhindern,<br />

wurden nicht durchgeführt. Die verwandte Algenart<br />

Caulerpa racemosa wurde bisher lediglich in Genua/Quarto<br />

lokalisiert.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 90<br />

Das Meeresgebiet im Bereich der ligurischen Küste,<br />

Korsika, Sardinien und der östlichen Côte d´Azur<br />

gilt als bevorzugtes Aufenthaltsgebiet für Wale und<br />

Delfine. Der Nährstoffreichtum dieser Gewässer<br />

begünstigt <strong>das</strong> Wachstum einer planktonisch lebenden<br />

Krebsart (Meganichtyphanes norvegica), die<br />

nicht nur den hier lebenden Bartenwalen als Nahrung<br />

dient, sondern dar<strong>über</strong> hinaus einen wichtigen<br />

Bestandteil im Nahrungsnetz darstellt. Schätzungen<br />

ergaben, <strong>das</strong>s sich im Becken Ligurien-Korsika-<br />

Sardinien-Provence <strong>über</strong> 2000 Großwale und zwischen<br />

25-45000 Delfine aufhalten. Die folgende<br />

Aufstellung gibt einen Überblick <strong>über</strong> die im Mittelmeer<br />

vorkommenden Wal- und Delfinarten:<br />

verbreitete Arten<br />

Finnwal (Balaenoptera<br />

physalus)<br />

Pottwal (Physeter<br />

macrocephalus)<br />

Cuvier-Schnabelwal<br />

(Ziphius cavirostris)<br />

Gewöhnlicher Grindwal<br />

(Globicephala melas)<br />

Rundkopfdelfin<br />

(Grampus griseus)<br />

Großer Tümmler<br />

(Tursiops truncatus)<br />

Blau-weißer Delfin<br />

(Stenella coeruleoalba)<br />

Gemeiner Delfin<br />

(Delfinus delphi)<br />

selten anzutreffende<br />

Arten<br />

Zwergwal (Balaenoptera<br />

acutorostrata)<br />

Schwertwal<br />

(Orcinus orca)<br />

kleiner Schwertwal<br />

(Pseudorca crassidens)<br />

Rauhzahndelfin<br />

(Steno bredanensis)<br />

Die im Ligurischen Meer am häufigsten anzutreffende<br />

Walart sind Finnwale (Balaenoptera physalus),<br />

die neben den Blauwalen die zweitgrößte<br />

Walspezies der Erde darstellen. Auf der Nordhalbkugel<br />

erreichen Finnwale eine Größe von bis zu<br />

20,5 m.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

In der Region Ligurien beginnt die Badesaison<br />

offiziell am 1. Mai und endet am 30. September.<br />

Während dieses Zeitraumes ist die Sicherheit an den<br />

Stränden durch die “Ordinanza Balneare” geregelt,<br />

die von den zuständigen Hafenbehörden (Capitaneria<br />

di Porto) vor Saisonbeginn für den jeweiligen<br />

Zuständigkeitsbereich erlassen werden.<br />

Im Bereich von konzessionierten Strandabschnitten<br />

sind die folgenden Sicherheitsmaßnahmen durch<br />

eine Ordinanza geregelt:<br />

- Die Badezone umfasst den Bereich vom Ufer bis<br />

zu einer Entfernung von 200 m. Seewärts ist die<br />

Grenze durch rote Signalkörper zu kennzeichnen.<br />

Innerhalb dieser Zone ist die Durchfahrt mit Wasser-


fahrzeugen unter Motor- sowie unter Segel zwischen<br />

9:00 und 20:00 untersagt. Die Durchfahrt von<br />

Ruder- und Tretbooten ist erlaubt.<br />

- Das Baden außerhalb der 200 m Zone bzw. außerhalb<br />

des genannten Zeitraumes geschieht auf eigene<br />

Gefahr.<br />

- Generell besteht im Bereich von Flussmündungen<br />

und Hafenanlagen ein permanentes Badeverbot.<br />

- Während des Zeitraumes von 1. Juni bis zum 15.<br />

September ist zwischen 9:00 und 19:00 Uhr die<br />

Überwachung des Badebereiches durch einen<br />

ausgebildeten Bademeister obligatorisch. Überschreitet<br />

die Länge des Strandabschnittes 80 m, so<br />

sind für die Überwachung zwei Bademeister vorgeschrieben,<br />

bei <strong>über</strong> 160 m Länge drei Bademeister<br />

usw. Die Aufsicht ist von einem erhöhten Sitz<br />

(Mindesthöhe 1,50 m) auszuführen. Befinden sich<br />

keine Personen im Wasser, so kann der Bademeister<br />

seinen Aufsichtsplatz verlassen, allerdings darf er<br />

sich nicht weiter als 6 m vom Ufer entfernen.<br />

- Gefahren wie starke Strömung, starke Brandung<br />

und gefährliche Felsen unter Wasser müssen durch<br />

<strong>das</strong> Hissen einer roten Flagge am Strand signalisiert<br />

werden. Starker Wind muss durch eine gelbe Flagge<br />

angezeigt sein.<br />

- Als Rettungsmittel müssen einsatzbereit vorhanden<br />

sein: 1. Ein spezielles Rettungsboot mit Rudern,<br />

ausgestattet mit mindestens einem Rettungsring. Der<br />

Rettungsring muss an einer Leine von mindestens<br />

25 m Länge befestigt sein. 2. Zusätzlich an Land<br />

zwei Rettungsringe mit Leine, deren Länge jeweils<br />

mindestens 25 m betragen muss. 3. Eine Rettungsleine<br />

mit Rettungsgurt von mindestens 100 m Länge.<br />

Die Rettungsleine muss auf einer speziellen Aufrollvorrichtung<br />

angebracht sein. 4. Ein Feuerlöscher<br />

- Für Schwimmbäder innerhalb eines konzessionierten<br />

Strandbetriebes, richtet sich die Anzahl des<br />

Aufsichtspersonals nach der Oberfläche des<br />

Schwimmbeckens: Bis zu einer Fläche von 100m 2<br />

ist zur Aufsicht ein Bademeister vorgeschrieben, bei<br />

Überschreitung von 600m 2 müssen zwei Bademeister<br />

die Aufsicht führen; die weitere Staffelung<br />

erfolgt in Schritten von je 600 m 2 .<br />

- An konzessionierten Stränden ist <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

eines Erste-Hilfe-Koffers mit einer minimalen<br />

Grundausstattung Pflicht. Die Grundausstattung<br />

umfasst: fünf Konfektionen steriler Gaze diverser<br />

Größen (5x5, 10x10, 18x40), 100 g Watte für<br />

medizinische Zwecke, zwei Rollen Heftpflaster<br />

(2,5 cm und 7,5 cm), Wundpflaster verschiedener<br />

Größen, Wasserstoffperoxydlösung 10 %ig zur<br />

Wunddesinfektion, Alkohol zur Wunddesinfektion,<br />

Cortisonsalbe (Typ Betamethason), entzündungs-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 91<br />

hemmende Creme (Typ Ketoprofen), chirurgische<br />

Instrumente (chirurg. Schere, chirurg. Pinzette),<br />

Einmalhandschuhe, steriles Wundtuch, elastische<br />

Binden (7 und 10 cm), Mullbinden, 2 Packungen<br />

synthetisches Eis; weiterhin, jedoch nur für den<br />

ärztlichen Gebrauch bestimmt: 2 Flaschen (500ml)<br />

physiologische Kochsalzlösung mit Infusionsbesteck,<br />

3 Flaschen 33 %ige Glucoselösung, Nitroderivate<br />

(z. B. Carvasin 5mg) in Tablettenform zur<br />

Behandlung von Herzattacken (Angina pectoris),<br />

Cortisonampullen (z. B. Methylprednisolon), 3<br />

Ampullen Schmerzmittel, Einwegspritzen (5 und<br />

10 ml). Zusätzlich vorgeschrieben sind: 2 Sauerstoffflaschen<br />

zur Beatmung mit entsprechenden<br />

Beatmungsmasken in zwei Größen, eine Beatmungshilfe<br />

zur künstlichen Beatmung (Beatmungsbeutel)<br />

mit entsprechenden Beatmungsmasken in<br />

zwei Größen, drei Kieferspreizer, ein Tubus für<br />

Intubationszwecke, drei Anti-AIDS-Beatmungsmasken<br />

für die Mund-zu-Mundbeatmung.<br />

- Spezielle Erste-Hilfe-Stationen mit Krankenliege<br />

sind nicht vorgeschrieben. Von einigen Kommunen<br />

werden an besonders stark besuchten Stränden<br />

Krankenwagen stationiert.<br />

Die Einhaltung der in der Ordinanza geregelten<br />

Vorschriften wird von Land und von See aus von der<br />

zuständigen Capitaneria di Porto (Hafenbehörde),<br />

der Guardia Costiera (Küstenwache), der Guardia di<br />

Finanza (Finanzpolizei) und den Carabinieri (Polizei)<br />

<strong>über</strong>wacht. Zusätzlich werden an Tagen mit<br />

besonders hohem Besucheraufkommen Kontrollflüge<br />

mit Hubschraubern unternommen. Überschreitungen<br />

bzw. Nichteinhaltung der vorgeschriebenen<br />

Regeln werden mit Geldbußen und gerichtlichen<br />

Verfahren geahndet. Dabei ist es selbstverständlich,<br />

<strong>das</strong>s <strong>über</strong> die Kontrollfunktion hinaus, auch Rettungsaktionen<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Ausbildung zum Bademeister bzw. Bademeisterassistenten<br />

wird von zwei offiziell zugelassenen<br />

Organisationen, vergleichbar der deutschen DLRG,<br />

vorgenommen (Società Nazionale di Salvamento,<br />

Federazione Italiana Nuoto). Ein Kurs dauert je nach<br />

Kurshäufigkeit zwischen 3 und 6 Monaten und wird<br />

mit einer theoretischen und praktischen Prüfung<br />

abgeschlossen. Die Kursinhalte umfassen Rettungsschwimmen,<br />

Rettungstechniken und Befreiungsgriffe,<br />

Erste-Hilfe, Meteorologie, Gesetzeslehre und<br />

Navigation.<br />

Nach Informationen der Società Nazionale di Salvamento<br />

(Nationale Gesellschaft zur Lebensrettung)<br />

in Genua ist die Überwachung durch einen ausgebildeten<br />

Bademeister in Hotelschwimmbädern obligatorisch.<br />

In der Region Ligurien werden ca. 80 % der Strände<br />

unter Konzession betrieben. Die verbleibenden 20 %


sind sogenannte freie Strände. Hier muss zwischen<br />

ausgestatteten und nicht ausgestatteten freien Stränden<br />

unterschieden werden. Die ausgestatteten freien<br />

Strände befinden sich unter kommunaler Verwaltung<br />

und unterliegen ebenfalls der Regelung der “Ordinanza<br />

Balneare”. Hier ist weder eine Überwachung<br />

noch <strong>das</strong> Vorhandensein von Rettungsmitteln und<br />

die Kennzeichnung der 200 m Badezone vorgeschrieben.<br />

Dies muss von der zuständigen Kommune<br />

durch entsprechende Hinweisschilder angezeigt<br />

werden. Leider musste bei den Strandbegehungen<br />

vor Ort immer wieder festgestellt werden, <strong>das</strong>s nicht<br />

an allen kommunalen freien Stränden entsprechende<br />

Hinweisschilder aufgestellt sind, oder <strong>das</strong>s die<br />

vorhandenen Schilder nur in italienischer Sprache<br />

geschrieben sind. Hier wäre eine mehrsprachige<br />

Ausführung wünschenswert. Die Minimalausstattung<br />

solcher Strandabschnitte umfasst in ausreichender<br />

Zahl aufgestellte Mülleimer, die in regelmäßigen,<br />

zeitlichen Abständen geleert werden müssen.<br />

Die Ausstattung mit kalten Duschen, Toiletten und<br />

Umkleidekabinen sowie die Säuberung des Strandes<br />

ist von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich<br />

und oft zu bemängeln. Im allgemeinen kann die<br />

Überwachung an den freien Strandabschnitten vom<br />

Aufsichtspersonal eines angrenzenden konzessionierten<br />

Strandes (Bagni, Lido) mit <strong>über</strong>nommen<br />

werden, was bei starkem Besucherandrang jedoch<br />

kaum möglich ist. Wenige Kommunen in der Region<br />

Ligurien bieten neben hygienischem Service auch<br />

eine Überwachung des Strandes an. Die nicht<br />

ausgestatteten freien Strände sind meist kleinere,<br />

abgelegene Badestellen, für die die Bezeichnung<br />

Naturstrände am zutreffendsten ist.<br />

Durch <strong>das</strong> charakteristische Küstenrelief in der<br />

Region Ligurien sind an den meisten Strandabschnitten<br />

die flachen Badebereiche sehr eng. Eine<br />

Abgrenzung von wirklich sicheren Nichtschwimmerzonen<br />

ist daher nur in wenigen Fällen möglich.<br />

Entsprechend beträgt der Anteil der Badestellen mit<br />

ausgewiesenen Nichtschwimmerzonen ca. 5 % der<br />

gesamten Badestellen.<br />

Da an den unter Konzession geführten Strandabschnitten<br />

die Einhaltung der “Ordinanza Balneare”<br />

besonders hinsichtlich der Überwachungs- und<br />

Rettungseinrichtungen strengen Kontrollen unterliegt,<br />

kann die Badesicherheit hier als gewährleistet<br />

und gut beurteilt werden. An den freien Stränden<br />

ohne eine Überwachung sollte sich der einzelne<br />

Badegast nicht auf die Wachsamkeit anderer Touristen<br />

oder des Bademeisters eines angrenzenden<br />

Bagno verlassen und entsprechend vorsichtig handeln.<br />

Gleiches gilt natürlich auch in besonderem<br />

Maße für abgelegene Strände und Badestellen, da<br />

hier im Ernstfall nicht sofort mit kompetenter Hilfe<br />

zu rechnen ist und Rettungsfahrzeuge längere, oft<br />

schwierige Anfahrtswege zurücklegen müssen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 92<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse<br />

02.06. Maßnahmen zur Kontrolle sogenannter<br />

„unnormaler Wellen“<br />

Seit der Inbetriebnahme der Schnellfähren von<br />

Genua und Vado Ligure in Richtung Korsika bzw.<br />

Sardinien kommt es im Bereich der Provinzen<br />

Genua und Savona zu einem Phänomen, <strong>das</strong> im<br />

italienischen mit dem Ausdruck "onda anomale", zu<br />

deutsch unnormale Welle, beschrieben wird. Diese<br />

sogenannten unnormalen Wellen traten täglich zur<br />

gleichen Uhrzeit auf. Auch bei ruhiger See kommt<br />

es zu einer Serie von starken Wellen. Um den<br />

Badebetrieb an den betroffenen Küstenabschnitten<br />

nicht zu gefährden, wurden in diesem Jahr entsprechende<br />

Regelungen bezüglich der Geschwindigkeiten<br />

und Routenplanung der Schnellfähren sowie<br />

großer Schiffe in Kraft gesetzt.<br />

06.06. Hydromedusen<br />

Wie häufig in Frühsommer kam es in der Region<br />

Ligurien zu einem Massenauftreten kleiner Hydromedusen,<br />

die im Lateinischen den Namen Velella<br />

velella tragen. Die Tierart gehört zwar zum großen<br />

Stamm der Nesseltiere, ist aber für den Badegast<br />

völlig ungefährlich. Die Tiere treiben, von Strömungen<br />

und Wind angetrieben, an der Wasseroberfläche<br />

und besitzen eine intensiv violette Färbung. Einmal<br />

an den Strand angespült sterben die Tiere und<br />

können, wo sie nicht beseitigt werden, einen leicht<br />

unangenehmen Geruch verursachen.<br />

07.06. Öl am Strand des genueser Stadtteiles Voltri<br />

Am späten Nachmittag beobachteten Passanten am<br />

Strand des genueser Stadtteiles Voltri einen auf dem<br />

Wasser treibenden Ölteppich, der sich auf den<br />

Strand zu bewegte. Die umgehend alarmierten<br />

Hafenbehörden konnten nicht mehr verhindern, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> Öl an den Strand gespült wurde. Das Öl stammte<br />

höchstwahrscheinlich aus einem Tanker, der seine<br />

leeren Tanks illegal auf See gereinigt hatte. Wegen<br />

häufiger Überschreitung der hygienischen Parameter<br />

bestand im östlichen Bereich des Strandes von Voltri<br />

in diesem Jahr ein permanentes Badeverbot.<br />

10.06. Teurer Euro<br />

Zu Beginn der Feriensaison 2002 wurden in der<br />

Region Ligurien Statistiken <strong>über</strong> den Preisanstieg<br />

der verschiedenen Serviceangebote veröffentlicht.<br />

Z. B. zahlten in diesem Jahr zwei Personen für einen<br />

Tag in einem Strandbad für einen Liegestuhl, eine<br />

Strandliege, einen Sonnenschirm und die Nutzung<br />

der gemeinschaftlichen Umkleidekabine zwischen<br />

16,5 und 29 €. Dies bedeutet einen Anstieg im<br />

Vergleich zum Vorjahr von 5-10 %. Desgleichen<br />

hatten die Preise für Hotels, Restaurants und Gaststätten<br />

eine Teuerungsrate von 3-5 %, in Einzelfällen<br />

bis zu 10 % erfahren.<br />

13.06. Klarheit beim Fischkauf


In Italien ist seit dem 27. März diesen Jahres der<br />

Verkauf von Fisch durch einen neuen Erlass geregelt.<br />

Schwerpunkt der neuen Regelung ist die<br />

Kennzeichnung des Fisches. Handelt es sich um<br />

fangfrischen Fisch aus italienischen Gewässern, so<br />

ist dem Handelsnamen des Produktes in der Regel<br />

der Zusatz „nostrano“ oder „pescato“ hinzugefügt.<br />

Bei Fisch der aus Zuchtbetrieben stammt, muss dies<br />

eindeutig gekennzeichnet sein, zusätzlich muss hier<br />

auch <strong>das</strong> Herkunftsland angegeben werden. In der<br />

Regel ist in Italien Fisch aus Fischfarmen an dem<br />

Zusatz „allevamento“ zu erkennen. Die Einhaltung<br />

der Kennzeichnungspflicht wird von den Hafenbehörden<br />

streng kontrolliert. So wurden z. B. bei einer<br />

Kontrolle in San Remo Strafen von insgesamt<br />

6000 € für die falsche Kennzeichnung des Fischs<br />

vergeben.<br />

19.06. Mögliche Haisichtung<br />

2,5 Meilen vor der Küste von Albisola wurde ein<br />

Hai gesichtet. Die Beobachtung stammt von der<br />

Besatzung eines Kontrollbootes der Feuerwehr und<br />

wurde von den Hafenbehörden als absolut glaubwürdig<br />

angesehen. Auch wenn die Sichtung nur<br />

wenige Sekunden andauerte, wurde die Größe des<br />

gesichteten Tieres auf circa 3 Meter geschätzt. Seit<br />

der Beobachtung wurden im Bereich der Küste<br />

zwischen Celle Ligure und Bergeggi vermehrt<br />

Patrouillenfahrten durchgeführt. Die Strandbetreiber<br />

im Bereich wurden vorsichtshalber informiert. Im<br />

Falle einer Sichtung in Ufernähe sind entsprechende<br />

Vorsichtsmaßnahmen, wie <strong>das</strong> Hissen einer roten<br />

Flagge, zu treffen. Experten nehmen an, <strong>das</strong>s es sich<br />

bei dem beobachteten Exemplar möglicherweise um<br />

einen Riesenhai (Cetorhinus maximus) oder um<br />

einen Fuchshai (Alopias vulpinus) gehandelt hatte.<br />

21.06. Neuer Wanderweg<br />

In Montecarlo wurde offiziell der erste Teil des neu<br />

eingerichteten, internationalen Wanderweges „Via<br />

Alpina“ eingeweiht. Der neue Weg führt <strong>über</strong><br />

Ligurien und Piemont und verbindet ein Netz von<br />

Wanderwegen <strong>über</strong> <strong>das</strong> die Länder Frankreich, die<br />

Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein und<br />

Slowenien erreicht werden können. In Ligurien<br />

wurden mit finanzieller Unterstützung der EU<br />

entlang des Exkursionsweges Rastplätze, Aussichtspunkte,<br />

Übernachtungsmöglichkeiten und Informationspunkte<br />

geschaffen.<br />

22.6. Treibgut Müll<br />

Im Bereich der Küste von Genua wurde vermehrt<br />

schwimmender Müll in Ufernähe getrieben. Das<br />

Problem des auf dem Wasser treibenden Unrates<br />

stellt vor allem in den Sommermonaten ein Problem<br />

dar. Der zu beobachtende Müll, wie z. B. Plastikflaschen<br />

und Plastiktüten, ist <strong>über</strong>wiegend auf <strong>das</strong><br />

unzivilisierte und ignorante Verhalten vieler Strandbesucher<br />

und Bootsbesitzer zurückzuführen, die<br />

ihren Müll am Strand zurücklassen bzw. ins Meer<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 93<br />

kippen. Eine Tatsache, die der aufmerksame Beobachter<br />

nach einem sonnigen und heißen Sonntag<br />

beim Betrachten vieler freier Strandabschnitte<br />

bestätigt findet. Einmal ins Meer gelangt wird der<br />

Müll abhängig von den Strömungen transportiert<br />

und gelangt bei ungünstiger Strömung auch wieder<br />

in Ufernähe.<br />

23.06. Lokale Schiffverbindungen in La Spezia<br />

Beginnend mit dem Wochenende des 22. und 23.<br />

Juni wurden in La Spezia die Schiffsverbindungen<br />

nach Portovenere/Isola Palmaria und Lerici wieder<br />

aufgenommen.<br />

23.06. Hai gefangen<br />

Am 23. Juni fanden Fischer in Laigueglia einen<br />

ungewöhnlichen Fang im Netz. Es handelte sich um<br />

einen planktonfressenden Riesenhai (Cetorhinus<br />

maximus). Das gefangene Exemplar war 4 Meter<br />

lang und brachte 250 Kilogramm auf die Waage. Die<br />

Fischer fanden den Hai bereits tot in ihrem Netz. Ob<br />

es sich bei dem Fang um den am 19. Juni vor Albisola<br />

gesichteten Hai handelt war unklar.<br />

24.06. Hammerhai gefangen und Haisichtungen<br />

Circa 2 Meilen vor der Küste im Bereich der Orte<br />

Sestri Levante und Moneglia wurde ein Hammerhai<br />

gefangen. Bei dem 2 Meter langen und circa 150<br />

Kilogramm schweren Exemplar handelte es sich um<br />

den glatten Hammerhai (Sphyrna zygaena). Die<br />

Tiere dieser Haiart können eine Größe von bis zu 3,7<br />

Metern erreichen. Aus der Familie der Hammerhaie<br />

ist der glatte Hammerhai (Sphyrna zygaena) die im<br />

westlichen Mittelmeer am häufigsten anzutreffende<br />

Art. Sein größerer Verwandter, der große Hammerhai<br />

(Sphyrna mokkarran) wird im westlichen Mittelmeerraum<br />

höchst selten angetroffen und scheint<br />

sich vorwiegend auf die nordafrikanische Küste zu<br />

beschränken. Eine weitere Sichtung wurde aus dem<br />

Badeort Diano Marina und aus La Spezia gemeldet.<br />

In Diano Marina wurde von einem Schnorchler in<br />

Ufernähe ein Hai gesichtet. Bei den anschließenden<br />

Kontrollfahrten konnte die Sichtung kein zweites<br />

Mal bestätigt werden. Möglicherweise handelte es<br />

sich bei dem gesichteten Exemplar um einen Blauhai<br />

(Prionace glauca). In La Spezia wurden zwei<br />

Blauhaie im Hafen gesichtet.<br />

25.06. Schwerer Verkehrsunfall führte zur Vergiftung<br />

des Flusses Scrivia<br />

Auf der Autobahn A7 in Höhe der Ortschaft Ronco<br />

kam es in Fahrtrichtung Genua zu einem schweren<br />

Verkehrsunfall. Aus noch nicht geklärten Gründen<br />

kam ein Tanklastwagen ins Schleudern und kippte<br />

um. Bei dem Unfall kam der Fahrer ums Leben. Die<br />

Ladung des Tanklastwagens, reines Phenol in<br />

flüssiger Form, ergoss sich auf die Fahrbahn und<br />

floss in den angrenzenden Fluss Scrivia. Phenol ist<br />

eine hochgiftige Substanz und geht von flüssiger<br />

Form in den Gaszustand <strong>über</strong>. Wegen der giftigen


Gaswolke mussten die Anwohner des betroffenen<br />

Autobahnabschnittes am Unfalltag Fenster und<br />

Türen geschlossen halten. Drei Personen wurden<br />

wegen Vergiftungen im Krankenhaus behandelt. Der<br />

Fluss Scrivia fließt in nördlicher Richtung und<br />

mündet in den Po. Durch den Unfall, bei dem 8000<br />

Liter Phenol in die Umwelt gelangten, wurde der<br />

Fluss extrem verschmutzt. Es kam zu einem massiven<br />

Fischsterben. Die Trinkwasserbrunnen im<br />

Bereich des Flusses wurden vorsichtshalber geschlossen.<br />

Der Transport von gefährlichen Gütern<br />

und die Unfallrate auf dem betroffenen Streckenabschnitt<br />

der A7 Mailand-Genua sorgt immer wieder<br />

für Schlagzeilen.<br />

26.06. Badeverbot wegen defekter Abwasserpumpe<br />

Eine defekte Abwasserpumpe führte im Osten des<br />

Ortes Albenga im Bereich des Flusses Lionetta zum<br />

Eintrag von Abwässern in <strong>das</strong> Flussbett. Der Bereich<br />

wurde zeitweilig für den Badebetrieb gesperrt. Der<br />

Schaden konnte nach kurzer Zeit behoben werden<br />

01.07. Weltmeisterschaften in der Kunst des Feuerwerks<br />

Wie in den vergangenen 6 Jahren war San Remo<br />

auch in diesem Jahr wieder Austragungsort der<br />

internationalen Meisterschaften in der Kunst des<br />

Feuerwerks. Insgesamt nahmen sechs Nationen an<br />

dem Wettbewerb teil, der am 01. Juni begann und<br />

am 13. Juni mit einem großen Finale endete.<br />

02.07. Legambiente: Goletta Verde 2002<br />

Die diesjährige Aktion „Goletta Verde“ der italienischen<br />

Umweltschutzorganisation Legambiente ergab<br />

für die Region Ligurien ein positives Bild. Im<br />

Rahmen der Aktion werden seit nunmehr 16 Jahren<br />

während der Sommermonate an der gesamten<br />

italienischen Küste Wasserproben genommen und<br />

auf ihren Bakteriengehalt untersucht. Während der<br />

letzten Junitage wurden in der Region Ligurien an<br />

insgesamt 38 Punkten Wasserproben genommen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zeigten deutlich, <strong>das</strong>s<br />

die Problemzonen in Ligurien in den Mündungsbereichen<br />

von Flüssen und Bächen zu suchen sind.<br />

Ursache ist meist eine unzureichende Abwasserbehandlung<br />

in den Gemeinden des Landesinneren. Ein<br />

weiteres Problem der Region Ligurien besteht, so<br />

die Legambiente, in der falschen Nutzung vieler<br />

Fluss- und Bachbetten in der Region. Oftmals wird<br />

Sand und Kies aus den Flussbetten entnommen, was<br />

an der Küste zu Erosion führt, da kein Sand mehr<br />

durch die Flüsse nachgeliefert werden kann.<br />

02.07. Blaue Flagge 2002<br />

In diesem Jahr vergab die EU in Italien insgesamt 85<br />

Mal die blaue Flagge. Die Auszeichnung, die für<br />

eine gute Badegewässerqualität, umweltentlastende<br />

Maßnahmen (Kläranlagen, Abwasserbehandlung,<br />

Mülltrennung) sowie für touristenfreundlichen<br />

Service steht, wurde im Vergleich zum Vorjahr (81<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 94<br />

Gemeinden) an 4 weitere Gemeinden vergeben. Im<br />

gesamtitalienischen Vergleich liegt die Region<br />

Ligurien, mit insgesamt 10 mit der blauen Flagge<br />

ausgezeichneten Gemeinden, an zweiter Stelle. Den<br />

ersten Platz nimmt in diesem Jahr die Region Toskana,<br />

mit insgesamt 11 Auszeichnungen ein.<br />

In Ligurien erhielten in diesem Jahr die folgenden<br />

Kommunen die blaue Flagge:<br />

In der Provinz Imperia: Bordighera, Caporosso und<br />

Taggia; in der Provinz Savona: Berteggi; Celle<br />

Ligure und Savona (Spiaggia Fornaci); in der Provinz<br />

Genova: Moneglia und Chiavari; in der Provinz<br />

La Spezia: Lerici und Framura. Weiterhin wurden in<br />

Ligurien die folgenden Touristenhäfen mit einer<br />

blauen Flagge ausgezeichnet: San Stefano al Mare:<br />

Marina degli Aregai; Imperia: Imperia Mare; Andora:<br />

Porto Turistico; Savona: Darsena Vecchia;<br />

Rapallo: Porto Turistico Internazionale; Chiavari:<br />

Porto Turistico; La Spezia: Porto Lotti<br />

Hauptkriterien für die Vergabe der Auszeichnung an<br />

Yachthäfen sind u.a. die Abwasserentsorgungsmöglichkeiten<br />

im Hafen, <strong>das</strong> Vorhandensein von Behältern<br />

für Problemmüll (Farbreste, Öl etc.), keine<br />

starke Belastung des Hafenwassers, Informationsbereitstellung<br />

<strong>über</strong> Umweltangelegenheiten und<br />

Information <strong>über</strong> die Vergabe der blauen Flagge.<br />

07.07. Schlafsacktourismus unerwünscht<br />

Am frühen Sonntagmorgen wurden in Diano Marina<br />

Jugendliche, die die Nacht im Schlafsack am Strand<br />

verbracht hatten, von der Ortspolizei geweckt. Im<br />

Rahmen der Aktion, die ironischerweise unter dem<br />

Namen „süßes Erwachen“ lief, wurden Geldbußen<br />

von 1033 € vergeben. Auch im letzten Jahr wurde in<br />

Diano Marina eine ähnliche Aktion durchgeführt.<br />

Der Bürgermeister will mit solchen Einsätzen gegen<br />

<strong>das</strong> Überhandnehmen des illegalen Übernachtens am<br />

Strand vorgehen.<br />

15.07. Fährverbindungen nach Marokko<br />

Seit Juni existieren in Ligurien zwei Fährverbindungen<br />

zwischen Italien und Marokko. Bisher mussten<br />

Reisende nach Marokko entweder fliegen oder die<br />

Fährverbindungen von Frankreich (Sete) und Spanien<br />

(Algeciras) aus nutzen.<br />

1.Vado Ligure (Savona) – Tanger – Vado Ligure:<br />

Die neue Fährverbindung wurde am 25. Juni in<br />

Betrieb genommen. Anbieter der Schiffslinie ist der<br />

weltweite Tour Operator Marini Travel. Die 11.000<br />

Tonnen Fähre ist in der Lage 1200 Passagiere, 220<br />

Autos und 35 LKW bzw. Busse zu transportieren.<br />

Abfahrt ist um 10:00 vom Fährhafen in Vado Ligure.<br />

Nach einer Reisezeit von 2 Tagen legt die Fähre<br />

in Tanger/Marokko an. Die Abfahrt von Tanger<br />

erfolgt jeweils um 15:30.2. Genua – Tanger –<br />

Genua: Reederei ist die marokkanische Gesellschaft<br />

COMANAV (Compagnie Marocaine de Navigation).<br />

Von Genua aus fährt die Fähre Marrakech. Die<br />

Fähre ist 127 Meter lang, hat 1140 Registertonnen<br />

und ist in der Lage 624 Passagiere und 220 Autos zu


transportieren. Neben Restaurant- und Barbetrieb,<br />

gibt es an Bord ein Kino, einen Konferenzsaal, eine<br />

Diskothek, ein Schwimmbad und eine Moschee.<br />

25.07. Ungewöhnliche Begegnung<br />

Am Nachmittag wurden im kleinen Ort Framura, in<br />

der Provinz La Spezia Badegäste und Strandbesucher<br />

Zeugen eines ungewöhnlichen Schauspiels.<br />

Kurz nach 13.00 Uhr bemerkten Kinder einen<br />

Delphin, der sich in unmittelbarer Ufernähe aufhielt.<br />

In der Annahme <strong>das</strong> Tier sei verletzt alarmierten<br />

besorgte Strandbesucher die Küstenwache. Doch<br />

bald <strong>über</strong>zeugten die Darbietungen des ungewöhnlichen<br />

Gastes Badegäste und Küstenwache vom<br />

Gegenteil. Der Delphin, dessen genaue Artzugehörigkeit<br />

nicht näher spezifiziert wurde, begann mit<br />

eleganten Sprüngen die Anwesenden zu begeistern.<br />

Ein zugeworfener Ball wurde von dem Tier als<br />

neues Spielzeug akzeptiert. Animiert durch die<br />

offensichtliche Zutraulichkeit des Tieres, begaben<br />

sich einige Besucher ins Wasser. Auf die Annäherungsversuche<br />

reagierte der Delphin ohne Scheu.<br />

Nach circa drei Stunden war die ungewöhnliche<br />

Begegnung zu Ende. Der Delphin tauchte ab und<br />

schwamm in Richtung offenes Meer.<br />

26.07. Delphin starb am Strand<br />

In der Versilia (Toskana) wurde ein Delphin in<br />

unmittelbarer Strandnähe beobachtet. Versuche der<br />

Hafenbehörden <strong>das</strong> Tier in tieferes Wasser zu<br />

begleiten waren vergeblich, da der Delphin immer<br />

wieder in Richtung Strand schwamm, ein Verhalten,<br />

<strong>das</strong> nur bei kranken Tieren zu beobachten ist. Auch<br />

eine sofort eingeleitete Rettungsaktion konnte dem<br />

Tier nicht mehr helfen. Nach 2 Stunden starb <strong>das</strong><br />

Tier am Strand. Bei der Obduktion des toten Delphins<br />

wurde ein massiver Parasitenbefall festgestellt,<br />

der zum Tod des Tieres geführt hatte. Bei dem<br />

Delphin handelte es sich um einen Blau-weißen<br />

Delphin (Stenella coeruleoalba).<br />

07.08. Unwetter <strong>über</strong> Norditalien<br />

In der Region Ligurien kam es während des Durchzugs<br />

einer Unwetterfront während der vergangenen<br />

Tage zu um Teil intensiven Gewittern. In Genua und<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 95<br />

La Spezia wurden nach wolkenbruchartigen Regenfällen<br />

einige Straßen <strong>über</strong>schwemmt. Im Vergleich<br />

zu den Nachbarregionen blieb Ligurien jedoch von<br />

der Unwetterfront verschont. Es waren nur geringe<br />

Sachschäden zu beklagen.<br />

5. Danksagung<br />

Ein herzlicher Dank gebührt allen Mitarbeiter/-innen<br />

der lokalen Tourismus- und Gesundheitsbehörden<br />

für ihre Kooperationsbereitschaft, die reibungslose<br />

Zusammenarbeit und die zur Verfügung gestellten<br />

Messergebnisse. Signora Vera Colombano und<br />

Signora Christina Maineri vom APT-Büro in Finale<br />

Ligure sei für die freundschaftliche Aufnahme und<br />

ihre unbürokratische Hilfe bei der Bewältigung der<br />

Startschwierigkeiten gedankt. Signor Monasterolo,<br />

Dott. Barlocco und Dott. Ravina von der APT in<br />

Alassio sei für ihr Interesse an meiner Arbeit und die<br />

kompetente Organisation gedankt. Bei Dott. Borsadoli<br />

von der regionalen APT „InLiguria“ bedanke<br />

ich mich für die bereitgestellten Informationen und<br />

<strong>das</strong> Interesse an unserer Arbeit. Den Verantwortlichen<br />

bei der ARPAL in Genua, Dott. Soracco,<br />

Dottssa Brescianini und Dott.ssa Bertolotto, sei für<br />

<strong>das</strong> entgegengebrachte Vertrauen und die Zusammenarbeit<br />

gedankt. Bei den Verantwortlichen der<br />

lokalen Gesundheitsämter, Dott. De Muro, Dott<br />

Avenoso, Dott.ssa Mulina, Dott.ssa Filippi, Dott.<br />

Lino, Dott. Grillo und Dott. Palmieri bedanke ich<br />

mich für die freundschaftliche Kooperation, die<br />

Daten<strong>über</strong>mittlung und die entgegengebrachte<br />

Geduld, durch die mir die Arbeit vor Ort wesentlich<br />

erleichtert wurde. Besonderer Dank gebührt Dott.<br />

Grillo und Dott. Palmieri von der ARPAL La Spezia<br />

sowie Dott. Avenoso von der ARPAL Savona für ihr<br />

Interesse an meiner Arbeit, die vielen kompetenten<br />

Ratschläge sowie der Organisation der Zusammenarbeit<br />

mit der Capitaneria di Porto La Spezia. Ebenso<br />

ein besonderer Dank gebührt der Capitaneria di<br />

Porto von La Spezia für <strong>das</strong> entgegengebrachte<br />

Vertrauen, ihre großzügige Kooperation bei der<br />

Strandbesichtigung und die freundschaftliche Aufnahme.


6. Adressen<br />

Tourismusbehörden (Servizio<br />

Promozione Turistica):<br />

APT - Finale Ligure<br />

Via San Pietro 14<br />

17024 Finale Ligure<br />

Tel.: 019-681019<br />

Fax: 019-681804<br />

APT Riviera delle Palme - Alassio<br />

Direttore Ravina<br />

Dott. Barlocco<br />

Sig. Monasterolo<br />

Viale Gibb 26<br />

17021 Alassio<br />

Tel.: 0182–647123<br />

0182-647135<br />

Fax: 0182-644690<br />

APTL Agenzia Regionale di<br />

Promozione Turisti „IN<br />

LIGURIA“<br />

Direttore generale<br />

Dott. A. Dalla Giovanna,<br />

Segretaria Signora Cinzia,<br />

Signora Patrizia Scarso<br />

Touristenstatistik: Dott. Borsadoli<br />

Palazzo Ducale - Piazza Matteotti<br />

16123 Genova<br />

Tel.: 010-5308201<br />

Fax: 010–5958507<br />

Ämter für Statistik:<br />

ISTAT - (Istituto Nationale di<br />

Statistica)<br />

- Ufficio Regionale per la Liguria -<br />

Via XX. Settembre 8/25 - 6° piano<br />

16121 Genova<br />

Tel.: 010-542351<br />

Fax: 010-542351<br />

Camera di Commercio - Provincia<br />

Savona<br />

Piazza Leon Pancaldo 1/5<br />

17100 Savona<br />

Tel.: 019-8314243<br />

Fax: 019–823700<br />

Umweltagenturen (Agenzia Regionale<br />

per la Protezione<br />

dell´Ambiente Ligure, ARPAL):<br />

ARPAL Dipartimento Regionale<br />

di Genova)<br />

Direttore generale dell´ARPAL:<br />

Dott. Bruno Soracco<br />

Fax: 010-5451901<br />

Verantwortlich für Badegewässerdaten:<br />

Dott.ssa Bertolotto<br />

Tel: 010-57633234<br />

010–576331 (Zentr.)<br />

Piazza della Vittoria 15/c<br />

16121 Genova<br />

ARPAL Dipartimento Provinciale<br />

di Imperia<br />

Dott. De Muro / Dott.ssa Ocello/<br />

Dott. Legnani<br />

Via Nizza 6<br />

18100 Imperia<br />

Tel.: 0183-673224<br />

0183-673244<br />

0183-673241<br />

0183-673 1 (Zentr.)<br />

Fax: 0183-673264<br />

ARPAL Dipartimento Provinciale<br />

di Savona<br />

Dott. Avenoso, Signora Luisi<br />

Via Zunini 1<br />

17000 Savona<br />

Tel.: 019-84181227<br />

019-84181220<br />

019-84181221<br />

Fax: 019 – 84181229<br />

ARPAL Dipartimento Provinciale<br />

di Genova<br />

Dott.ssa Mulina / Dott.ssa Filippi/<br />

Dott. Sangiuolo<br />

Via Montesano 5<br />

16100 Genova<br />

Tel.: 010-8462434/5<br />

Fax: 010 - 8462422<br />

ARPAL Dipartimento Provinciale<br />

di La Spezia<br />

Direttore UO Laboratori Dott.<br />

Filipelli<br />

Dott. Palmieri / Dott. Grillo<br />

Via Fontevivo 129<br />

19100 La Spezia<br />

Tel.: 0187-5669320<br />

0187-5669319<br />

0187–5669317<br />

0187–2814233 (Palmieri)<br />

Fax: 0187 - 5669321<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 96<br />

Wissenschaftliche Institutionen<br />

Universität Genua<br />

Prof. G. Relini<br />

- Istituto di Zoologia, Laboratori di<br />

Biologia marina e di Ecologia<br />

animale -<br />

Via Balbi 5 - Università<br />

16126 Genova<br />

Tel.: 010–2477537/2465315<br />

E-Mail: sibmzool@unige.it<br />

Aquarium Genua<br />

Toni di Natale<br />

Area Porto Antico - Ponte Spinola<br />

16128 Genova<br />

Tel.: 010-2481205 (Info)<br />

336-333366<br />

Fax: 010-256160<br />

E-Mail: info@acquario.ge.it<br />

www.acquario.ge.it<br />

Hafenbehörden<br />

Capitaneria di Porto Savona<br />

17000 Savona<br />

Tel.: 019-856666<br />

Fax: 019-856498<br />

Capitaneria di Porto la Spezia<br />

Capitano di Vascello (CP)<br />

19100 La Spezia<br />

Tel.: 0187-778015<br />

Umweltschutzorganisationen:<br />

Legambiente Genova<br />

Via Caffa 3 / 5b<br />

16129 Genova<br />

Tel./Fax: 010-319168<br />

Legambiente Roma<br />

- Centro di Documentazione -<br />

Via Salaria 403<br />

00199 Roma<br />

Tel.: 06-862681<br />

Fax: 06-86218474


Regionalbericht Toskana<br />

Bearbeitet von Christian Lott, Fetovaia/Elba<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Festlandküste der Toskana erstreckt sich <strong>über</strong><br />

mehr als 330 km Länge von der Mündung der Magra<br />

bei La Spezia im Norden bis zur Mündung des<br />

Chiarone, südlich der Halbinsel Monte Argentario.<br />

Im Süden der Magramündung beginnen flache<br />

Sandstrände, die sich bis nach Viareggio fortsetzen.<br />

Weiter südlich erstreckt sich ein zusammenhängendes<br />

Wald- und Buschgebiet bis zur Mündung des<br />

Arno bei Marina di Pisa. Die teilweise schwer<br />

zugängliche Küstenlinie wird von Dünen und Sand<br />

geprägt. Südlich des Arno befinden sich die Stadtstrände<br />

von Marina di Pisa. Pinienhaine und Sandstrände<br />

leiten <strong>über</strong> in <strong>das</strong> Gebiet von Tirrenia. Es<br />

folgt <strong>das</strong> Stadtgebiet von Livorno mit Hafenanlagen<br />

und einigen Strandbädern. Den südlich von Livorno<br />

gelegenen Abschnitt prägt eine stark zerklüftete<br />

Felsküste. Ab Castiglioncello läuft die Felsküste<br />

allmählich flach aus und südlich von Rosignano<br />

beginnen wieder ausgedehnte Sandstrände mit einem<br />

waldreichen Hinterland. Am Golf von Baratti<br />

beginnt erneut steile Felsküste, die nur an wenigen<br />

Stellen zugänglich ist und sich bis Piombino fortsetzt.<br />

Südöstlich von Piombino erstrecken sich<br />

entlang des Golfes von Follonica lange, sehr schmale<br />

Sandstrände, die nur von der Steilküste an der<br />

Punta Ala unterbrochen werden. Ab Marina di<br />

Grosseto beginnt der Parco Naturale della Maremma.<br />

Er umfasst die ausgedehnten Sumpf- und<br />

Schwemmlandflächen des Ombrone. Südlich des<br />

Gebirgsmassivs Monte dell' Ucellina endet der<br />

Naturpark in der Bucht von Talamone. Sand- und<br />

Kiesstrände mit in Pinienhainen gelegenen Campingplätzen<br />

ziehen sich bis zur Steilküste des Monte<br />

Argentario hin. Der südliche Teil der Lagune von<br />

Orbetello bildet der Tombolo di Feniglia, der mit<br />

den Felsen von Ansedonia endet. Die Strände<br />

südlich von Ansedonia bis zur Mündung des Chiarone<br />

liegen vor Schilf bedecktem Schwemmland.<br />

Die größeren Inseln des Toskanischen Archipels,<br />

Elba, Giglio und Capraia, sind begehrte exklusivere<br />

Touristenziele. Schroffe, steil abfallende Felsküsten<br />

mit kleinen sandigen Buchten prägen hier <strong>das</strong><br />

Landschaftsbild. Die kleinen Inseln Gorgona,<br />

Pianosa, Montecristo und Giannutri gehören vollständig<br />

zum Nationalpark Toskanischer Archipel<br />

und sind nur sehr eingeschränkt zugänglich<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität der<br />

Region<br />

2.1 Probennahme und Messwerte<br />

Die Überwachung der Badegewässer auf biologische,<br />

chemische und physikalische Überschreitungen<br />

der Parameter wird in ganz Italien nach dem<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 97<br />

Dekret des Präsidenten der Republik n. 470 vom<br />

8. Juni 1982 (Ergänzung: 29. Januar 1992) vollzogen.<br />

Dieses Gesetz ist an die EU-Richtlinien angelehnt,<br />

weist allerdings deutlich strengere Grenzwerte<br />

bei den hygienischen Parametern auf. Auf Grundlage<br />

der letztjährigen Messwerte gibt die Regionalregierung<br />

bis spätestens einen Monat vor Beginn der<br />

aktuellen Badesaison im regionalen Amtsblatt<br />

(Gazzetta ufficiale) die offiziellen Messpunkte<br />

bekannt. Dort werden die zum Baden geeigneten<br />

Strände, die nicht zum Baden freigegebenen Strände<br />

und neu hinzugefügte bzw. gestrichene Messpunkte<br />

aufgeführt. In der Region Toskana wurden in diesem<br />

Jahr 366 offizielle Messpunkte im Rahmen der<br />

Untersuchungen zur Badegewässerqualität beprobt.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Von April bis September werden von den kommunalen<br />

Umweltämtern im Rahmen der Routinemessungen<br />

zweimal pro Monat Badegewässerproben<br />

genommen. Die in hüfttiefem Wasser oberflächennah<br />

gezogenen Wasserproben werden in eines der<br />

sechs zuständigen Umweltämter (Massa, Lucca,<br />

Pisa, Livorno, Piombino, Grosseto) transportiert und<br />

dort analysiert.<br />

Die Wasserproben werden auf insgesamt<br />

12 Parameter untersucht. Als Hygieneparameter<br />

wird jeweils die Anzahl von Darmbakterien routinemäßig<br />

bestimmt (Gesamt- und Fäkalkoliforme<br />

sowie Streptokokken). Bei Anzeichen von Belastungen<br />

werden die Proben zusätzlich auf Salmonellen<br />

untersucht. Alle bakteriologischen Untersuchungen<br />

werden mit der Membranfiltermethode (MPN)<br />

durchgeführt und auf entsprechenden Nährmedien<br />

inkubiert.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Belastungen<br />

Überschreitet ein Messwert den entsprechenden<br />

Hygieneparameter, hat dies zur Folge, <strong>das</strong>s<br />

5 Zusatzmessungen an diesem Messpunkt erfolgen<br />

müssen. Diese sollten sich zeitlich direkt an die<br />

Routinemessung anschließen. Weisen zwei oder<br />

mehr Zusatzmessungen erneut Überschreitungen<br />

auf, so wird für diesen Messpunkt ein zeitlich<br />

befristetes Badeverbot ausgesprochen. Das zuständige<br />

Umweltamt benachrichtigt den Bürgermeister der<br />

entsprechenden Kommune, der für die Ausweisung<br />

des Badeverbots verantwortlich ist. In der Regel<br />

werden in der Nähe des Wassers Schilder mit dem<br />

Hinweis auf <strong>das</strong> Badeverbot aufgestellt. Für die<br />

Aufhebung des Badeverbots ist es erforderlich, <strong>das</strong>s<br />

mindestens zwei aufeinander folgende Routinemessungen<br />

keine Überschreitungen mehr aufweisen.<br />

D. h. ein temporäres Badeverbot bleibt im Normal-


fall mindestens für einen Monat bestehen. Ein<br />

Messpunkt, der während der Saison langfristig<br />

höhere Belastungen in den Hygieneparametern<br />

aufweist, wird für <strong>das</strong> kommende Jahr mit einem<br />

permanenten Badeverbot belegt.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die Informationen <strong>über</strong> die aktuelle Badegewässerqualität<br />

werden in Zusammenarbeit mit den<br />

sechs zuständigen Umweltämtern (ARPAT "Agenzia<br />

Regionale per la Protezione Ambientale della<br />

Toscana") zusammengestellt. Mindestens einmal pro<br />

Monat werden die aktuellen Messergebnisse per E-<br />

Mail oder Fax an <strong>das</strong> Sommerservicebüro auf der<br />

Insel Elba geschickt. Hinweise <strong>über</strong> Belastungen<br />

und Badeverbote, die in der Zwischenzeit auftreten,<br />

werden telefonisch, per E-Mail oder mit einem<br />

kurzen Fax <strong>über</strong>mittelt. Der aktuelle Status wird<br />

wöchentlich telefonisch abgefragt. Am Ende der<br />

Saison werden die gesamten Daten von der ARPAT-<br />

Zentrale in Florenz auf Datenträger <strong>über</strong>sandt. Eine<br />

Ausnahme innerhalb der regionalen Umweltämter<br />

stellt die ARPAT Piombino dar, die neben der<br />

Badegewässerqualität auch meeresbiologisches<br />

Monitoring betreibt und ökologische Fragestellungen<br />

in Projekten bearbeitet. Sie ist somit ein Hauptansprechpartner<br />

für alle weiterführenden Informationen<br />

<strong>über</strong> die Meeresregion. Des weiteren wurden<br />

den Tageszeitungen aktuelle ökologische Informationen<br />

entnommen oder bei regionalen Organisationen<br />

abgefragt. So bestehen gute Kontakte zu Alessandro<br />

Giannì, einem auf Elba ansässigen ehemaligen<br />

Greenpeace-Mitarbeiter, der nun im italienischen<br />

Umweltministerium in Rom arbeitet, und zu den<br />

meeresbiologischen Fachbereichen der Universitäten<br />

Florenz, Pisa und Livorno. Außerdem findet ein<br />

regelmäßiger Austausch mit Mitarbeitern des Nationalparks<br />

Toskanischer Archipel, mit lokalen und<br />

nationalen Umweltorganisationen und den wichtigen<br />

Interessengruppen der Tourismusbranche statt.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

In der Region Toskana wurden in der letzten statistischen<br />

Auswertung aus dem Jahr 2000 rund 32 Mio.<br />

touristische Übernachtungen pro Jahr gezählt. Das<br />

Hauptgewicht liegt mit 8 Mio. Übernachtungen in<br />

der Provinz Florenz, gefolgt von der Provinz Livorno<br />

mit 6 Mio. Übernachtungen. Die 18 Mio. Übernachtungen<br />

von Italienern stellen dabei einen Anteil<br />

von 60 %. Die restlichen 14 Mio. Übernachtungen<br />

setzen sich aus ausländischen Touristen der verschiedensten<br />

Nationen zusammen. Die Italiener<br />

reisen zu 80 % in den Monaten Juli bis September,<br />

die ausländischen Touristen bevorzugen eher die<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 98<br />

Nebensaison im Mai, Juni und September. Führend<br />

mit einem Anteil von 30 % der Übernachtungen<br />

ausländischer Touristen sind die Deutschen, danach<br />

folgen die Amerikaner mit 11 % und die Schweizer<br />

mit 8 %. Betrachtet man die touristischen Ziele, so<br />

fällt auf, <strong>das</strong>s 50 % der Italiener einen Badeurlaub in<br />

der Toskana verbringen und nur 22 % Kulturreisende<br />

sind. Bei den ausländischen Touristen ist <strong>das</strong><br />

Verhältnis genau umgekehrt, 50 % sind auf Kulturreise<br />

in der Toskana. Lediglich 28 % verbringen<br />

ihren Urlaub an der Küste, wovon die 2 Mio. Übernachtungen<br />

der Deutschen einen Anteil von 55 %<br />

ausmachen. Die Entwicklung des Tourismus in den<br />

vergangenen Jahren zeigte einen beständigen Anstieg<br />

in den touristischen Übernachtungen. 1991<br />

wurden 28 Mio. Übernachtungen in der Toskana<br />

gezählt, 19 Mio. Übernachtungen von Italienern und<br />

9 Mio. Ausländern. Die Daten zeigen, <strong>das</strong>s bei den<br />

inländischen Touristen die Entwicklung rückläufig<br />

ist. Der generelle Anstieg der Übernachtungen um<br />

14 % für den Zeitraum 1991 bis 1997 kam durch den<br />

gesteigerten Anteil ausländischer Touristen zustande.<br />

In der gleichen Periode stieg z. B. die Zahl<br />

deutscher, japanischer und amerikanischer Übernachtungen<br />

jeweils um 40 %.<br />

Für die vergangene Saison wird aus vielen touristischen<br />

Orten der Toskana ein Rückgang der Besucherzahlen<br />

gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr gemeldet. Die<br />

angespannte ökonomische Situation im Inland und<br />

in den Herkunftsländern der ausländischen Besucher<br />

wird dafür verantwortlich gemacht. Die Euro-<br />

Einführung scheint ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen<br />

zu haben. Offensichtlich war auch der Trend<br />

vieler italienischer Urlauber, die klassische Urlaubszeit<br />

um Ferragosto zu umgehen und niedrigere Vor-<br />

und Nachsaisonpreise zu nutzen.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die Region Toskana hat einen potentiellen Bedarf an<br />

der Klärung von Abwasser in Höhe von 15,3 Mio.<br />

Einwohnergleichwerten (EGW). Dabei entfallen auf<br />

häusliche Abwässer 3,5 Mio. EGW, auf Industrieabwässer<br />

6,7 Mio. EGW und auf Abwässer aus der<br />

Tierzucht 5,1 Mio. EGW (Quelle: "Verso la relazione<br />

sullo stato dell'ambiente" ARPAT 1997).<br />

In der Toskana sind zurzeit kommunale Kläranlagen<br />

mit einer Kapazität von 7,2 Mio. EGW in Betrieb.<br />

Des Weiteren entfallen auf den Betrieb von privaten<br />

Kläranlagen, vor allem von größeren Industriebetrieben,<br />

ungefähr 5 Mio. EGW. Die verbleibenden<br />

Abwässer in Höhe von 3 Mio. EGW werden zurzeit<br />

noch ungeklärt in die Umwelt geleitet. Kleine Dörfer<br />

oder auch Wochenendsiedlungen mit weniger als 50<br />

Einwohnern dürfen dies laut Gesetz auch. Übrig<br />

bleibt ein Restbedarf an Kläranlagen für die Toskana<br />

mit einer Gesamtkapazität von circa 1,2 Mio. EGW.<br />

Der Bau der noch notwendigen Kläranlagen wird


mit einer Summe von 256 Mio. € veranschlagt. In<br />

dem Dreijahresplan 1994-1996 für den Umweltschutz<br />

in der Region Toskana wurden allerdings nur<br />

37 Mio. € für den Bau von Kläranlagen bewilligt.<br />

Letzteres bedeutet, <strong>das</strong>s für den Komplettausbau des<br />

Kläranlagennetzes, nach den derzeitig zur Verfügung<br />

gestellten finanziellen Mitteln, 20 bis 25 Jahre<br />

benötigt werden. Erschwerend ist zu bemerken, <strong>das</strong>s<br />

einige lokale und regionale <strong>Bericht</strong>e vom bisweilen<br />

desolaten Zustand bestehender Anlagen sprechen.<br />

Die Region Toskana hat eine Gesamtfläche von<br />

22992 km 2 mit 3,6 Mio. Einwohnern (Stand 1998).<br />

Die Landschaft ist durch den Gebirgszug des Apennins<br />

in weiten Bereichen stark zerklüftet und unzugänglich.<br />

Letzteres führt dazu, <strong>das</strong>s die Bewohner<br />

stark auf die urbanen Zentren konzentriert sind. So<br />

leben 3,2 Mio. Menschen in der Stadt und nur 0,4<br />

Mio. Menschen verstreut auf dem Land. Die größten<br />

Abwasserprobleme stellen sich damit primär in den<br />

Zentren. Florenz als Hauptstadt der Toskana ist nur<br />

zu 51 % an Kläranlagen angeschlossen. Die Stadt<br />

zählt mit 800.000 ungeklärten EGW zu den Hauptverschmutzern<br />

des Arno, dem größten Fluss in der<br />

Toskana, der in Höhe von Pisa ins Meer mündet. Die<br />

größten Erfolge in der Abwasserentsorgung wurden<br />

in den vergangenen 15 Jahren bei den großen Industriebetrieben<br />

(Leder, Papier, Textilien) erzielt. Es<br />

gelang durch den Bau zentraler Kläranlagenkomplexe,<br />

wie z. B. in der Nähe von Pisa in der Anlage<br />

Aquarno mit einer Kapazität von 3,5 Mio. EGW, die<br />

Industrieabwässer hinreichend zu reinigen. Auf der<br />

anderen Seite kommt es in den dünn besiedelten<br />

Landstrichen zu Belastungen durch Tierzuchtbetriebe<br />

und Landwirtschaft. So hat die Provinz Grosseto<br />

mit 216.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte<br />

von 49 Einwohnern pro km 2 (Vergleich<br />

Provinz Florenz: 283 Einwohner pro km 2 ) eine<br />

Abwasserbelastung durch Viehzucht von 1,7 Mio.<br />

EGW. Lokale Probleme ergaben sich auch dieses<br />

Jahr vereinzelt durch <strong>über</strong>alterte Anlagen und<br />

Ausleitungen in Strandnähe. So werden beispielsweise<br />

auf Elba die angelaufenen Sanierungsmassnahmen<br />

an den untermeerischen Abwasserleitungen<br />

als <strong>über</strong>fällig erachtet.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die hygienische Badegewässerqualität vor den<br />

toskanischen Stränden war an den meisten der durch<br />

366 Messpunkte repräsentierten offiziellen Badestellen<br />

gut bis sehr gut. Gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr (in<br />

Klammern) ist eine leichte Verschlechterung zu<br />

verzeichnen. An 274 (330) Messstellen wurden bei<br />

den zweiwöchentlichen Untersuchungen der Umweltämter<br />

von April bis August zu keinem Zeitpunkt<br />

die europäischen Richt- oder Grenzwerte für Verschmutzungen<br />

<strong>über</strong>schritten. An 96 (36) Badestellen<br />

wurden die Richtwerte mindestens einmal, an<br />

fünf (1) Stränden auch die Grenzwerte <strong>über</strong>schritten.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 99<br />

Die strengeren italienischen Richtlinien führten in<br />

der Badesaison 2002 zur Verhängung von insgesamt<br />

fünf zeitweiligen Badeverboten aus hygienischen<br />

Gründen. Die betroffenen Strände waren:<br />

- in San Vincenzo an der Punta Sud<br />

- in Piombino am Gemeindesportplatz<br />

- im Bereich Carrara am Strandbad Lido an der<br />

Grenze zum Principe-Strand und am Strandbad<br />

Stella del Mare<br />

- in Massa an der Magliano-Mündung.<br />

Wegen eines Defekts der Kläranlagenausleitung war<br />

der Strand Marina di Cecina in Cecina Marina im<br />

August für zwei Wochen vorsorglich gesperrt.<br />

Wegen der festgestellten Verschmutzung mit Bakterien<br />

in den vorangegangenen Jahren blieben folgende<br />

Strandabschnitte auch während der Saison 2002<br />

zum Baden gesperrt:<br />

- in Livorno am Botro Felciaio<br />

- in Marciana Marina der Stadtstrand an der<br />

Mündung des Lavacchio-Grabens<br />

Aufgrund von Bauarbeiten für einen neuen Yachthafen<br />

waren folgende Strände die gesamte Saison <strong>über</strong><br />

gesperrt:<br />

- in Scarlino zwischen der Solmine-<br />

Kanalmündung und der Fiumara-Mündung<br />

Die anhaltenden Überdüngungsprobleme der Lagune<br />

von Orbetello führten im Hochsommer zur Sperrung<br />

des Strandes an der Ansedonia-Kanalmündung<br />

wegen Sauerstoffmangels und starker Wassertrübung.<br />

Generell zeigt die Verteilung der Verschmutzungen<br />

an der Küste der Toskana eine Häufung in Ballungsgebieten<br />

um die großen Städte und vor Fluss- und<br />

Kanalmündungen. Deshalb bestehen auch in Stadtgebieten,<br />

um Häfen und Flussmündungen und vor<br />

Industrieanlagen permanente Badeverbote, die<br />

allerdings gerade von Einheimischen nicht selten<br />

missachtet werden. An diesen nicht-offiziellen<br />

Badestellen ist auch die Küste oftmals mit Müll und<br />

Strandgut stark verschmutzt.<br />

Dem gegen<strong>über</strong> stehen punktuelle Belastungen, die<br />

auf Fehlfunktionen von Kläranlagen, Überlastungen,<br />

Rohrbruch und Unfälle zurückzuführen sind. Zum<br />

Teil sind Einträge von Verschmutzungen auch auf<br />

meteorologische Ereignisse wie hohe Niederschläge<br />

oder starke Brandung nach Stürmen zurückzuführen.<br />

Die Folgen sind meist von kurzer Dauer und von<br />

geringer räumlicher Ausdehnung. Die gemessenen<br />

Werte verbessern sich oft rasch wieder und sind für<br />

die generelle Bewertung der Wasserqualität nur von<br />

geringer Bedeutung. Die Empfehlung, nach starken<br />

Regenfällen vor allem im Bereich um die Zuflüsse<br />

nicht sofort wieder Baden zu gehen, wird jedoch im<br />

Sommer angesichts der hohen Außentemperaturen<br />

praktisch nicht beachtet.


4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Die Belastungen der küstennahen Gewässer in der<br />

Toskana lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum<br />

einen kommt es vor den Mündungen der großen<br />

Flüsse generell zu Überschreitungen der Hygieneparameter,<br />

daher existieren vor den meisten Flussmündungen<br />

permanente Badeverbote. In diesem Zusammenhang<br />

ist vor allen anderen Flüssen der Arno<br />

zu nennen. In seinem Einzugsgebiet leben circa 2,5<br />

Mio. Menschen, davon gut die Hälfte in den Großstädten<br />

Florenz und Pisa. Rund 50 % der Abwässer<br />

aus der Hauptstadt gelangen ungeklärt in den Arno.<br />

Neben den Belastungen der Flüsse mit krankheitserregenden<br />

Keimen weisen sie ebenfalls einen hohen<br />

Gehalt an Nährstoffen sowie Schadstoffen auf.<br />

Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat entstammen<br />

einerseits häuslichen Abwässern, andererseits<br />

werden sie auch bei intensiver Land- und Viehwirtschaft<br />

in den Wasserkreislauf eingetragen. In der<br />

Provinz Grosseto werden z. B. 72 % (1,7 Mio.) der<br />

Einwohnergleichwerte durch die Abwässer in der<br />

Viehwirtschaft erzeugt, <strong>das</strong> sind rund 11 % der in<br />

der Toskana insgesamt zu klärenden Abwässer. Die<br />

meisten Schadstoffe werden von den größeren<br />

Industriebetrieben produziert. In der Toskana sind<br />

dies in erster Linie die Papier-, Leder-, Textil-,<br />

Chemie- und Metallindustrie. Die Schadstoffe<br />

gelangen zu einem gewissen Prozentsatz immer<br />

noch in die Umwelt, wie z. B. die hohen Schwermetallbelastungen<br />

im Raum Albegna (Provinz Grosseto)<br />

durch die Metallindustrie, die immense Luft-,<br />

Boden- und Wasserverschmutzung durch die <strong>über</strong>alterten<br />

Hochofenanlagen in Piombino oder der<br />

Eintrag großer Mengen an Unkrautvernichtungsmitteln<br />

durch die intensive Blumenzucht in der Provinz<br />

Lucca. Zum anderen handelt es sich um lokale,<br />

meist kleinräumige und temporäre Belastungen in<br />

den küstennahen Räumen, die an der gesamten<br />

toskanischen Küste punktuell auftreten. Sie werden<br />

durch Einleitungen kleinerer Ansiedlungen sowie<br />

durch Störungen oder Überlastungsmomente in den<br />

Kläranlagen hervorgerufen. Gerade in der touristischen<br />

Hauptsaison reichen die Kapazitäten einiger<br />

Kläranlagen nicht mehr aus. Starke Regenfälle<br />

begünstigen diesen Effekt, da viele Anlagen mit<br />

Mischwasser gespeist werden und so in Gefahr<br />

stehen, <strong>über</strong>zulaufen. Man geht davon aus, <strong>das</strong>s nur<br />

70 % der Kläranlagen einwandfrei <strong>über</strong> die Saison<br />

hinweg funktionieren. In der Regel handelt es sich<br />

bei den messbaren Folgen um kurzfristige Überschreitungen<br />

von EU-Richtwerten in den Hygieneparametern.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Bedingt durch die landschaftliche Struktur der<br />

toskanischen Küste und die schlechte Zugänglichkeit<br />

mancher Küstenabschnitte weisen die Strände in<br />

Bezug auf Sauberkeit recht verschiedene Qualität<br />

auf. Allgemein lässt sich sagen, <strong>das</strong>s die offiziellen,<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 100<br />

von Gemeinden und Konzessionären verwalteten<br />

Strände gute bis sehr gute Qualität aufweisen. Die<br />

Strände sind sauber, Müll und Spülsaum werden<br />

täglich geräumt. Duschen, Toiletten und Mülleimer<br />

sind fast immer vorhanden. Bei anlandigem Wind<br />

kommt es an vielen Stränden allerdings zur Anschwemmung<br />

von Müll vom Meer her. An abgelegenen<br />

Stränden wird dieser selten oder nie entfernt.<br />

Auch gibt es an diesen sogenannten freien oder<br />

Naturstränden keine Infrastruktur für die Überwachung<br />

des Badebereichs bzw. Erste Hilfe. Im Vergleich<br />

zu den Vorjahren ist der Zustand bezüglich<br />

Strandqualität etwas schlechter, dennoch wurden<br />

knapp drei Viertel (80% Vorjahr) aller Strände als<br />

gut oder sehr gut bewertet. Im Gegensatz zum<br />

Vorjahr waren die Aufschüttungsarbeiten an den<br />

meisten Stränden rechtzeitig zu Saisonbeginn<br />

abgeschlossen, so <strong>das</strong>s sie pünktlich für die Urlauber<br />

freigegeben werden konnten.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Auch in diesem Jahr kam es wieder punktuell zur<br />

Anschwemmung von Teer und Ölklümpchen an der<br />

toskanischen Küste. Diese Substanzen, die durch die<br />

illegale Reinigung von Tankschiffen auf hoher See<br />

ins Meer gelangen, traten kurzzeitig in den küstennahen<br />

Gewässern der Inseln Giglio und Elba, bei<br />

Follonica und vor Castiglioncello und in der Versilia<br />

auf. Die schwarzen Flecken und Tröpfchen sind<br />

nicht nur schädlich für die Meeresumwelt und ihre<br />

Organismen, sondern auch äußerst lästig für die<br />

Besucher der Strände. Sie werden mit den Meeresströmungen<br />

verdriftet und in Abhängigkeit von<br />

Wind- und Strömungsrichtung auch an die Küste<br />

gespült. Lokal verschwindet diese Verschmutzung<br />

meist innerhalb eines Tages aus dem Wasser, da<br />

bereits geringfügige Wetterveränderungen <strong>das</strong><br />

Wind- und Strömungsgeschehen so beeinflussen,<br />

<strong>das</strong>s der Teer auf die offene See oder an andere<br />

Küstenabschnitte verdriftet wird. An den Stränden<br />

und auf den Felsen bleiben jedoch bis zu mehrere<br />

Dezimeter breite schwarze klebrige Bänder liegen,<br />

die mit viel Aufwand entfernt werden müssen oder<br />

auf Jahre die Umwelt belasten. Die schon länger<br />

angekündigte Überwachung per Satellit ist bislang<br />

noch nicht verfügbar.<br />

Die Zahl der Waldbrände war in diesem Jahr etwas<br />

geringer und auch die betroffene Fläche. Dennoch<br />

wurden erneut große Flächen Macchia und Wald in<br />

der Toskana zerstört. Nach Angaben der nationalen<br />

Forstverwaltung (Corpo Forestale dello Stato) sind<br />

viele Waldbrände auf Brandstiftung zurückzuführen,<br />

nur ein kleinerer Anteil kommt durch menschliche<br />

Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit zustande.<br />

Besonders heftig trafen in diesem Sommer mehrfach<br />

Überschwemmungen nach Gewitterregen einige<br />

Zonen der Toskana. So wurde im Hinterland der


Versilia einiger Schaden angerichtet und Anfang<br />

September wurden auf der Insel Elba einige Campingplätze<br />

und Hotels zerstört. Menschen wurden<br />

glücklicherweise nicht verletzt.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die Überwachung und die Sicherheit an den Stränden<br />

in Italien wird durch die zuständigen Hafenbehörden,<br />

die Capitaneria di Porto, geregelt. Diese<br />

geben vor Saisonbeginn die Badeverordnung „Ordinanza<br />

Balneare“ heraus, welche auf staatlichen und<br />

europäischen Gesetzen beruht.<br />

In der Toskana gibt es sechs zuständige Capitanerie<br />

di Porto, in den wesentlichen Punkten stimmen die<br />

einzelnen Bestimmungen <strong>über</strong>ein:<br />

- Nach Definition beginnt die Badesaison am 1.<br />

Mai und endet am 30. September.<br />

- Generelles Badeverbot herrscht im Bereich von<br />

Hafenanlagen und -einfahrten, in allgemeinen<br />

Schifffahrtszonen, im Bereich von Industrieanlagen,<br />

in Bootskorridoren und im Bereich von<br />

Flussmündungen.<br />

- An nicht konzessionierten Stränden (freien<br />

Stränden) muss keine Überwachung stattfinden.<br />

Die Kommunen sind verpflichtet, hier in<br />

Rücksprache mit der Hafenbehörde Warntafeln<br />

aufzustellen, aus denen hervorgeht, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Baden aufgrund der fehlenden Überwachung<br />

nicht sicher ist.<br />

Für konzessionierte Strände gilt:<br />

- Die Badeanstalten müssen vom 1. Juni bis zum<br />

20. September von 08:00-20:00 Uhr geöffnet<br />

sein, die Überwachung des Badebetriebs durch<br />

Bademeister ist in der Zeit von 09:30-18:30<br />

Uhr vorgeschrieben. Für Strandabschnitte bis<br />

80 m Breite (bzw. 50 Kabinen/Sonnenschirme)<br />

reicht ein Bademeister, dar<strong>über</strong> für je weitere<br />

80 m ein weiterer. In den nicht <strong>über</strong>wachten<br />

Zeiten sind die rote und die gelbe Flagge zu<br />

hissen.<br />

- Die Bedeutung der Flaggensignale ist mehrsprachig<br />

auszuhängen.<br />

- Die Badezone umfasst den Bereich vom Strand<br />

bis zu 200 m Entfernung. Die seeseitige Grenze<br />

ist durch eine rote/orange Bojenreihe zu kennzeichnen,<br />

die Bojen dürfen max. 50 m voneinander<br />

entfernt sein.<br />

- Zwischen 08:00 und 20:00 ist die Durchfahrt<br />

der Badezone für Boote unter Motor und Segel<br />

verboten. Tretboote und Ruder-/Paddelboote<br />

dürfen passieren.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 101<br />

- Prinzipiell ist innerhalb von 100 m von der<br />

Küste mit minimaler Geschwindigkeit (max.<br />

3 Knoten) zu fahren.<br />

- Die Rettungskräfte (Bademeister) müssen eine<br />

staatliche Ausbildung/Prüfung absolvieren, die<br />

von zwei zugelassenen Organisationen durchgeführt<br />

wird: Assistente Bagnanti (Federazione<br />

Italiana Nuoto) und Bagnino per Salvataggio<br />

(Soc. di Salvamento di Genova). Die Ausbildung<br />

umfasst neben medizinisch/anatomischen<br />

Grundkenntnissen, Rettungstechniken und –<br />

schwimmen, Erste Hilfe, Navigation, Meteorologie<br />

und Gesetzeskunde. Zugelassen zur Ausbildung<br />

werden 16- bis 55-jährige mit sportärztlicher<br />

Tauglichkeitsbescheinigung.<br />

- Die Bademeister müssen sich an einem Punkt<br />

aufhalten, der den bestmöglichen Überblick erlaubt<br />

(z. B. Aussichtsturm) oder auf einem Rettungsboot<br />

im Wasser. Sie dürfen nicht mit anderen<br />

Aufgaben beschäftigt sein. Sie müssen<br />

ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift „Salvataggio“<br />

tragen.<br />

Als Rettungs- und Hilfsmittel müssen zur Verfügung<br />

stehen:<br />

- ein Fernglas<br />

- ein Rettungsboot mit der Aufschrift „Salvataggio“<br />

oder „SOS“ mit Rettungsring und mind.<br />

30 m Leine<br />

- im Uferbereich zwei weitere Rettungsringe mit<br />

je 30 m Leine<br />

- ein Rettungsgurt mit mind. 200 m Leine auf<br />

einer speziellen Aufrollvorrichtung<br />

- Rettungskoffer mit genormten Inhalt, Sauerstoff,<br />

Beatmungstubus und -beutel.<br />

Schwimmbäder auf staatlichem Gelände müssen<br />

ebenfalls durch Bademeister <strong>über</strong>wacht werden.<br />

Die Kontrolle <strong>über</strong> die Einhaltung der Vorschriften<br />

erfolgt von den zuständigen Kontrollinstanzen:<br />

Capitaneria di Porto (Hafenpolizei), Guardia Costiera<br />

(Küstenwache), Carabinieri (Polizei) und Guardia<br />

di Finanza (Steuerpolizei).<br />

Die Umsetzung und Einhaltung der Ordinanza<br />

balneare erfolgt an den konzessionierten Stränden<br />

der Toskana nach eigener Einschätzung gut. Die<br />

Strandbetreiber sind bestrebt, die Sicherheit wie den<br />

Service zu gewährleisten, Badeunfälle sind eine<br />

schlechte Werbung und ziehen Untersuchungen nach<br />

sich.<br />

Die Einrichtungen werden regelmäßig von den<br />

Kontrollorganen geprüft, Nichteinhaltung der<br />

Vorschriften kann mit empfindlichen Geldbußen


elegt werden. In den vergangenen Jahren sind keine<br />

Stimmen bekannt geworden, welche die Sicherheit<br />

an den toskanischen Stränden anprangern. Die<br />

Kommunen sind bestrebt, die maximale Sicherheit<br />

zu gewährleisten und richten in der Hochsaison<br />

zusätzliche Sicherheits- und Rettungsdienste ein, um<br />

Unfälle zu vermeiden bzw. zu managen. So wurde<br />

auch in diesem Jahr an den Stränden von Rosignano<br />

eine mobile Einsatztruppe mit zusätzlichen Hilfskräften<br />

des Rettungsdienstes organisiert, die bis zum<br />

Saisonende patrouillierte, um vorbeugend und<br />

helfend einzugreifen. Auf der Seeseite wurde die<br />

Initiative durch ein Rettungsboot mit Fachkräften<br />

unterstützt. Während der Hochsaison war ein zusätzlicher<br />

Hubschrauberrettungsdienst für die toskanischen<br />

Inseln im Einsatz.<br />

In den touristisch frequentierten Ortschaften werden<br />

in den Sommermonaten Erste-Hilfe-Stationen<br />

errichtet, die schnelle Erstversorgung bei Unfällen<br />

gewährleisten. Die Rettungsdienste sind in ständiger<br />

Bereitschaft, nach Zeitungsberichten scheint die<br />

Rettungskette gut organisiert zu sein, bei Unfällen<br />

wird meist von sehr schneller Hilfeleistung berichtet.<br />

Etwas anders sieht die Situation an den freien<br />

Stränden aus, die zum Teil schlecht zugängliche<br />

Naturstrände sind. Wo keine Strukturen zur Überwachung<br />

und Rettung vorhanden sind, kann diese<br />

natürlich auch nicht erfolgen. Oft fehlen die von den<br />

Kommunen aufzustellenden Hinweisschilder, <strong>das</strong>s<br />

Baden hier aufgrund fehlender Überwachung nicht<br />

sicher ist. Der Nutzen dieser Schilder erscheint<br />

ohnehin fragwürdig.<br />

Um ein schnelles Eingreifen der Rettungskette auch<br />

hier zu gewährleisten, patrouillieren während der<br />

Hochsaison Einheiten der Küstenwache mit Booten<br />

und Hubschraubern. Daneben konnte oft beobachtet<br />

werden, <strong>das</strong>s Hilfskräfte bei Unfällen schnell von<br />

der Schifffahrt <strong>über</strong> UKW-Seefunk herbeigerufen<br />

wurde.<br />

Während der Badesaison engagierten sich die<br />

Hafenbehörden mit Aktionen an Stränden und Häfen<br />

für mehr Sicherheit am und auf dem Wasser. Stark<br />

beworben wurde die einheitliche Notrufnummer<br />

1560 der Küstenwache mit 24-Stunden-Bereitschaft.<br />

Unter dieser Rufnummer werden zentral Notfallmeldungen<br />

angenommen und koordiniert.<br />

Leider kam es <strong>über</strong> die Saison verteilt zu vielen<br />

Unfällen von Badenden, die zum Teil nur noch tot<br />

geborgen werden konnten. In den meisten Fällen<br />

waren Selbst<strong>über</strong>schätzung und mangelnde Vorsicht<br />

beim Baden in hohen Wellen und bei starker Strömung<br />

die Ursache. Auch Havarien von Segelbooten,<br />

Tretbooten, Surfern und mehrere schwere Zusammenstöße<br />

mit Aquascootern hielten die Rettungskräfte<br />

in Atem.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 102<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

01.06.2002<br />

Sommerservice-Erfolg in S.Andrea/Elba - Rechtzeitig<br />

zu Beginn der Badesaison wurde die Sanierung<br />

der Abwasserleitung in Sant’Andrea auf Elba in<br />

Angriff genommen. Hoteliers und der Verein der<br />

Freunde von S. Andrea waren durch einen <strong>Bericht</strong><br />

der ADAC-Motorwelt alarmiert worden, wonach ein<br />

Leck in der strandnahen Leitung monatelang nicht<br />

repariert worden war. In enger Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Sommerservice-Mitarbeiter, dem<br />

örtlichen Umweltamt und einer Interessengruppe<br />

von Bürgern wurde die Reparatur durch ein Tauchunternehmen<br />

<strong>über</strong>wacht und dokumentiert, um einen<br />

einwandfreien Betrieb während der Saison 2002 zu<br />

gewährleisten. In einem zweiten Schritt soll die<br />

gesamte Anlage Anfang 2003 erneuert werden.<br />

04.06.2002<br />

Blaue Flagge für Wasserqualität - Bei der diesjährigen<br />

Verleihung der Bandiera Blu, einer Auszeichnung<br />

der FEEE für sehr gute Badegewässerqualität<br />

und ein ausgereiftes Service- und Sicherheitssystem<br />

an den Stränden, erreichten die italienischen Strände<br />

einen neuen Rekord. Die blaue Flagge wehte 2002<br />

an 86 italienischen Stränden, im Vergleich zu 84<br />

Flaggen im vergangenen Jahr und 74 im Jahr 2000.<br />

In der Toskana ging die Auszeichnung an folgende<br />

Strände:<br />

Marina di Carrara, Forte dei Marmi, Pietrasanta,<br />

Camaiore, Viareggio, Tirrenia, Castiglioncello und<br />

Vada in Rosignano Marittimo, Castagneto Carducci,<br />

Follonica, Castiglione della Pescaia, Marina di<br />

Grosseto.<br />

05.06.2002<br />

Quallen machten Strände blau - Große Mengen<br />

blauer Segelquallen der Art Velella velella wurden<br />

an die Strände der südlichen Toskana und der Inseln<br />

geschwemmt. Das Phänomen tritt im Abstand von<br />

mehreren Jahren auf und ist in seinem Auftreten<br />

nicht genau erforscht. Die leicht nesselnden Quallen<br />

werden von Strömungen und Wind in Strandnähe<br />

befördert, wo sie Badende als unangenehm empfinden.<br />

Ihren ästhetischen Reiz verlieren die bizarren<br />

Tiere ebenfalls, einmal an Land geschwemmt, recht<br />

schnell. Die Massen verrottenden organischen<br />

Materials verursachen einen kräftigen Geruch und<br />

nach wenigen Tagen bleiben nur noch dünne Häutchen<br />

einer pergamentartigen Substanz übrig.<br />

12.07.2002<br />

Schleichende Ölverschmutzung - Teer und Ölrückstände<br />

aus illegalen Tankerreinigungen beeinträchtigten<br />

die Badegewässerqualität, die Strandsauberkeit<br />

und die Natur. Wiederholt kam es in den ver-


gangenen Wochen zur Anschwemmung von Teerklümpchen<br />

an den Stränden der südlichen Toskana<br />

und auf den Inseln. Schwarze Füße bei Badenden,<br />

getrübter Urlaubsspaß, Zornesröte bei den Strandbadbetreibern<br />

und finanzielle und ideelle Verluste<br />

waren die Folge. Das lange geplante Satelliten-<br />

Monitoringsystem der italienischen Küstenregionen<br />

zur Aufdeckung und Verfolgung der Verursacher ist<br />

noch immer nicht in Betrieb. Eine Verhinderung<br />

dieses Umweltfrevels bleibt somit auf längere Sicht<br />

unwahrscheinlich.<br />

17.07.2002<br />

Stranderosion in Follonica schritt fort - Immer<br />

weniger Sand an den Stränden, immer lauter die<br />

Stimmen, die Barrieren und Aufschüttungen fordern,<br />

vor allem von Seiten der Hoteliers und Strandkonzessionäre.<br />

Erneut trafen sich Interessenvertreter der<br />

Anliegergemeinden im Golf von Follonica, um ein<br />

gemeinsames Vorgehen zu besprechen. An manchen<br />

Stellen ist der Strand nur noch wenige Meter breit,<br />

die Uferbefestigung senkt sich dramatisch ab.<br />

Kritiker warnen jedoch vor weiterem Verbau der<br />

Küsten und der Errichtung neuer „Erosionsschutzwälle“.<br />

Tatsächlich sind <strong>über</strong> 80 % aller Sandstrände<br />

in der Toskana durch Erosion bedroht, meist aufgrund<br />

baulicher Veränderungen in der Vergangenheit.<br />

17.07.2002<br />

Hilferuf für die Toskanischen Inseln - Unter dem<br />

Namen SOS Elba formiert sich auf den Toskanischen<br />

Inseln eine breite Bürgerbewegung. Umweltschützer<br />

und Hoteliers, Hausfrauen und Touristen,<br />

Künstler und Profipolitiker von den Grünen bis zur<br />

Forza Italia protestierten gemeinsam gegen die<br />

neuen Bebauungs- und Nutzungspläne der Kommunalverwaltungen<br />

der Inseln Elba, Giglio und<br />

Capraia. Vor allem auf Elba sollen Strände privatisiert,<br />

neue Hotels in Strandnähe gebaut und viele<br />

kleine und größere Anlegestellen und Hafenanlagen<br />

in zum Teil ursprünglichen Buchten errichtet werden.<br />

Mit Demonstrationen und Infoveranstaltungen<br />

wollten die Organisatoren die Gemeinden zum<br />

Umdenken zwingen.<br />

02./14.08.2002<br />

Heftige Sommergewitter brachten trübes Wasser -<br />

Extreme Niederschläge ließen Flüsse und Bäche in<br />

Minutenschnelle anschwellen und brachten<br />

Schwemmholz und Sediment ins Meer und an die<br />

Strände. So waren die Strandbetreiber in der Versilia,<br />

auf Elba und auch im Bereich Grosseto im<br />

August mehrfach gefordert, große Mengen von Holz<br />

und auch Müll von den Stränden zu entfernen, die<br />

<strong>über</strong> Nacht angeschwemmt wurden. Auf Elba war<br />

die Südwestküste tagelang wie in Milchkaffee<br />

getaucht. Die Wassermassen hatten Asche aus den<br />

Hügeln abgeschwemmt und ins Meer befördert. Der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 103<br />

Südwesten der Insel war ein Jahr zuvor von einem<br />

der größten Buschfeuer heimgesucht worden.<br />

28.08.2002<br />

Dauerproblem Lagune von Orbetello - Die anhaltende<br />

Eutrophierung und <strong>das</strong> Sinken des Grundwasserspiegels<br />

in der Lagune von Orbetello, einem der<br />

größten und wichtigsten Feuchtgebiete Italiens,<br />

bleibt weiterhin ein Problem. Zwar wird durch eine<br />

Rohrleitung frisches Meerwasser in die Lagune<br />

gepumpt, um damit Sauerstoff ein- und Nährstoffe<br />

auszutragen. Dennoch musste Ende August ein<br />

Strand vor der Ausleitung des Ansedonia-Kanals<br />

zum Baden gesperrt werden. Die Grenzwerte für<br />

Trübung und Sauerstoffzehrung waren deutlich<br />

<strong>über</strong>schritten worden.<br />

04.09.2002<br />

Überschwemmungskatastrophe auf Elba - Mehrere<br />

Campingplätze und Hotels bei Marina di Campo und<br />

Portoferraio wurden am Vormittag durch Flutwellen<br />

und Schlammlawinen zerstört. Hunderte von Urlaubern<br />

verloren ihre Zelte, Wohnwagen und Autos und<br />

mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen.<br />

Verletzt wurde niemand. Nach heftigen Gewitterregen<br />

konnten die Wassermassen durch verstopfte<br />

Bachläufe und Kanäle nicht ablaufen und suchten<br />

sich einen neuen Weg durch die touristischen Anlagen.<br />

5. Danksagung<br />

Herzlicher Dank gebührt den Abteilungsleitern der<br />

zuständigen Umweltämter und ihren Mitarbeitern für<br />

die freundliche Kooperation, die reibungslose<br />

Übermittlung der Messdaten und die Hilfsbereitschaft<br />

bei telefonischen Nachfragen. Für die Koordination<br />

der Sommerservice-Aktivitäten sei Herrn<br />

Dr. Mauro Pellegrini vom Tourismusministerium in<br />

Florenz gedankt. Dr. Antonio Melley, ARPA Toscana<br />

in Florenz, versorgte uns mit regionalen Daten<br />

und Hintergrundinformationen und war stets für alle<br />

Fragen offen. Für die Vermittlung von Kontakten<br />

sowie die abschließende Daten<strong>über</strong>mittlung möchte<br />

ich Frau Dott.ssa. Marisa Iozzelli vom Gesundheitsministerium<br />

in Florenz danken. Herzlicher<br />

Dank geht auch an die Fremdenverkehrsbüros der<br />

Region für Informationen <strong>über</strong> Veranstaltungen in<br />

der Toskana.


6. Adressen<br />

Assessorato al Turismo<br />

Via di Novoli, 26<br />

I-50127 Firenze<br />

Assessore Regionale al Turismo<br />

Dr. Gianarelli<br />

Tel: 055 - 438-3640/ -3604<br />

Fax: 055 - 438-3464<br />

Koordination Sommerservice<br />

Promozione Turismo<br />

Dr. Mauro Pellegrini<br />

Tel: 055 - 438-3657<br />

Fax: 055 - 438-3064<br />

Regione Toscana<br />

Dipartimento di Sanità<br />

Via di Novoli, 26<br />

I-50127 Firenze<br />

Dipartimento Ambiente<br />

ARPAT-Koordination<br />

Dott.ssa. Marisa Iozzelli<br />

Tel: 055 - 438-2111<br />

Fax: 055 - 438-3063<br />

E-Mail (all'attenzione della Dott.ssa<br />

Iozelli):<br />

r.calzolai@mail.regione.toscana.it<br />

Risorsa Idrica Interna e Marina e<br />

Gestione<br />

Ing. Antonio Cosimini<br />

Tel.: 055 - 438-3334<br />

ARPAT Massa Carrara<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Ambientale<br />

Dr. Camici<br />

Dr. Giuseppe Sansoni (Ansprechpartner)<br />

Via del Patriota, 2<br />

I-54100 Massa<br />

Tel: 0585 - 899409<br />

Fax: 0585 - 47000<br />

E-Mail: g.sansoni@arpat.toscana.it<br />

ARPAT Piana di Lucca<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Ambientale<br />

Dr. Gilberto Baldaccini (Ansprechpartner)<br />

Ing. Barsanti<br />

Via A. Vallisneri, 6<br />

I-55100 Lucca<br />

Tel: 0583 - 958711 (Centrale)<br />

Tel: 0583 - 958726 (Baldaccini)<br />

Fax: 0583 - 958720<br />

Labor in Pietra Santa:<br />

Tel: 0584 - 793725<br />

E-Mail:<br />

gn.baldaccini@arpat.toscana.it<br />

ARPAT Pisa<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Ambientale<br />

Dott. Giaconi<br />

Dott. Ferri (Ansprechpartner)<br />

Via Vittorio Veneto, 27<br />

I-56127 Pisa<br />

Tel: 050 - 835663 (Dr. Ferri)<br />

Fax: 050 - 835670<br />

E-Mail: g.ferri@arpat.toscana.it<br />

ARPAT Livorno<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Ambientale<br />

Dr. Pisani<br />

Dr. Paulo Righini (Ansprechpartner)<br />

Via Marradi, 116<br />

I-57100 Livorno<br />

Tel: 0586 - 263451 (Dr. Pisani)<br />

Tel: 0586 - 263485<br />

Fax: 0586 - 263477<br />

E-Mail: p.righini@arpat.toscana.it<br />

ARPAT Val di Cornia<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Ambientale<br />

Dr. Pietrini<br />

Dr. Gartner (Ansprechpartner)<br />

Dr. Mario Bucci<br />

Responsabile "Aria/Mare" für die<br />

Region Toskana<br />

S.S. No. 389 Loc. Montegemoli<br />

I-57025 Piombino (LI)<br />

Tel: 0565 - 277311<br />

Fax: 0565 – 277308<br />

E-Mail: ecotossicologia.pb@<br />

arpat.toscana.it<br />

ARPAT Area Grossetana<br />

Servizio Multizonale di Prevenzione<br />

Dr. Silvano Gianerini<br />

Dr. Spavafina (Ansprechpartner)<br />

Via Fiume 35<br />

I-58100 Grosseto<br />

Tel: 0564 - 422411 (Centrale)<br />

Tel: 0564 - 422457 (Spadafina)<br />

Fax: 0564 - 422460<br />

E-Mail: biologia.gr@arpat.toscana.it<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 104<br />

Prof. Gianfranco Sartoni<br />

Università di Firenze<br />

Dipartimento Botanica Vegetale<br />

Via La Pira, 4<br />

I-50121 Firenze<br />

Tel.: 055 - 275737-0<br />

Fax: 055 - 275737-3<br />

Alessandro Giannì<br />

Via delle Noci, 4<br />

I-57030 Marciana (LI)<br />

Tel.: 0565 - 901265<br />

WWF - Toscana<br />

Via S.Anna, 3<br />

I-50129 Firenze<br />

Tel.: 055 - 477876<br />

Legambiente Isole Toscane<br />

SOS Elba<br />

Umberto Mazzantini<br />

I-57039 Marciana Marina<br />

Parco NazionaleArcipelago Toscano<br />

Via Guerrazzi,1<br />

I-57037 Portoferraio (LI)<br />

Tel.: 0565 - 919411<br />

Fax: 0565 – 919428<br />

parco@islepark.it<br />

APTs in der Region<br />

APT 8 Massa Carrara<br />

Tel: 0585-240046<br />

Fax:0585-869015<br />

Via Vespucci 24<br />

54037 Marina di Massa (MS)<br />

apt@massacarrara.turismo.toscana.it<br />

w³.massacarrara.turismo.toscana.it<br />

APT 1 Versilia<br />

Tel: 0584-48881<br />

Fax:0584-47406<br />

Piazza Mazzini 22<br />

55049 Viareggio<br />

aptversilia@<br />

versilia.turismo.toscana.it<br />

www.versilia.turismo.toscana.it<br />

APT 9 Pisa<br />

Tel: 050-40096<br />

Fax: 050-40903<br />

Via Benedetto Croce 24<br />

56100 Pisa<br />

info@pisa.turismo.toscana.it<br />

www.pisa.turismo.toscana.it


APT 7 Livorno<br />

Tel: 0586-898111<br />

Fax:0586-896173<br />

Piazza Cavour 6<br />

57125 Livorno<br />

info@livorno.turismo.toscana.it<br />

www.livorno.turismo.toscana.it<br />

APT 2 Arcipelago Toscano<br />

Direttore Gentini<br />

Tel: 0565-914 671<br />

Fax: 0565-916350<br />

Calata Italia, 26<br />

I-57037 Portoferraio (LI)<br />

E-Mail: info@<br />

mail.arcipelago.turismo.toscana.it<br />

www.archipelago.turismo.toscana.it<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 105<br />

APT 6 Grosseto<br />

Tel: 0564-462611<br />

Fax: 0564-454606<br />

Via Monterosa 206<br />

58100 Grosseto<br />

E-Mail: aptgrosseto@<br />

grosseto.turismo.toscana.it<br />

www.grosseto.turismo.toscana.it


Regionalbericht Gar<strong>das</strong>ee<br />

Bearbeitet von: Dipl.-Biol. Matthias Schneider, Hamburg<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Der Gar<strong>das</strong>ee hat eine Gesamtoberfläche von<br />

370 km² und erreicht eine Tiefe von 346 m. Seine<br />

Maximallänge beträgt 51,6 km und seine maximale<br />

Breite misst 17,2 km. Der See besteht morphologisch<br />

gesehen aus zwei Becken. Das größere und<br />

tiefere Trentiner-Brescianer Seebecken oder Alto<br />

Lago wird von dem kleineren, maximal 50 m tiefen<br />

Veroneser Becken, dem Basso Lago durch die<br />

Erhebungen des Seebodens entlang der Linie Torri<br />

del Benaco - Sirmione begrenzt. Aufgrund dieser<br />

geomorphologischen Gegebenheiten wird der<br />

Wasseraustausch des Veroneser Beckens mit dem<br />

restlichen See erschwert und Nährstoffeinträge wie<br />

Phosphate und Nitrate haben einen größeren Effekt<br />

auf die Produktivität von Bakterien, ein- und mehrzelligen<br />

Algen, sowie Wasserpflanzen. Dieser Teil<br />

des Sees reagiert daher empfindlicher auf Störungen<br />

des Ökosystems. Aus hydrographischer Sicht ist der<br />

nördliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees aufgrund der größeren<br />

mittleren Tiefe und des steilen Uferabfalls weniger<br />

anfällig gegen Verschmutzung und Eutrophierung.<br />

Der nördliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees wird wegen der<br />

guten Windverhältnisse vor allem von Surfern und<br />

Seglern benutzt. In diesem Bereich gibt es <strong>über</strong>wiegend<br />

schmale Kiesstrände mit steil abfallendem<br />

Ufer. Der nordwestliche Teil besteht aus einer<br />

schroffen Steilküste mit nur wenig gut zugänglichen<br />

Strandabschnitten. Familien mit Kindern bevorzugen<br />

zumeist den südlichen Teil des Sees wegen seiner<br />

flachen und ausgedehnten Strände sowie der großen<br />

Anzahl von Campingplätzen und Appartementanlagen.<br />

Alle Sandstrände sind hier zur Intensivierung<br />

des Fremdenverkehres künstlich aufgeschüttet<br />

worden. Der westliche Teil des Gar<strong>das</strong>ees wird<br />

geprägt durch alte, renommierte Hotels der gehobenen<br />

Klasse. An diesem Ufer des Gar<strong>das</strong>ees begann<br />

der Tourismus bereits im 19. Jahrhundert, weshalb<br />

es auch als Riviera des Gar<strong>das</strong>ees bezeichnet wird.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Generell werden Badestellen beprobt, die aufgrund<br />

ihrer Zugänglichkeit oder ihrer Infrastruktur einen<br />

Badebetrieb ermöglichen. Vor Beginn der Saison im<br />

April wird dann von den zuständigen Dezernaten der<br />

Regionen bestimmt, ob diese Strände auch zum<br />

Baden geeignet sind. Diese Entscheidung erfolgt<br />

nach EU-Richtlinien und beruht auf den Messergebnissen<br />

des Vorjahres. Dabei dürfen nicht mehr als<br />

10 % für physikalisch-chemische und 20 % für<br />

mikrobiologische Parameter der Routineuntersu-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 106<br />

chungen <strong>über</strong> den strengen italienischen Normen<br />

liegen, bzw. 5 % <strong>über</strong> den EU-Grenzwerten. Ist dies<br />

jedoch der Fall, wird die Zone als nicht für den<br />

Badebetrieb geeignet betrachtet.<br />

Am Gar<strong>das</strong>ee wurden 2002 an insgesamt 125 Stränden<br />

gewässerhygienische Daten zur Beurteilung der<br />

Badegewässerqualität erhoben. Die Probennahme<br />

erfolgte durch <strong>das</strong> Personal der zuständigen Gesundheitsämter<br />

der verantwortlichen Provinzen<br />

Brescia, Trento und Verona. Dabei wurden die<br />

Wasserproben in der Regel in einer Entfernung von<br />

5 bis 10 Metern zum Ufer von einem Schiff aus<br />

entnommen. Die Messungen wurden in vierzehntägigem<br />

Abstand gemäß der D.P.R. 470/82 durchgeführt.<br />

Der Zeitraum der regelmäßigen Untersuchungen<br />

umfasst die Monate April bis September („periodo<br />

di campionamento”) und die Badesaison besteht<br />

von Mai bis September („stagione balneare”).<br />

Sollten dabei in einer Badesaison an einer einzelne<br />

Badestelle mehr als ein Drittel aller Routinemessungen<br />

die italienischen Grenzwerte <strong>über</strong>schreiten, wird<br />

die Badestelle vorsorglich für die nachfolgende<br />

Saison gesperrt. Erst bei Nachweis verbesserter<br />

Messwerte und Beheben der Belastungsursachen,<br />

wird die Badestelle für die <strong>über</strong>nächste Saison<br />

wieder geöffnet.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Gemessen werden die mikrobiologischen Parameter<br />

gesamtkoliforme Bakterien, fäkalkoliforme Bakterien,<br />

Streptokokken und Salmonellen. Die dabei<br />

anzuwendenden Untersuchungsmethoden sind durch<br />

<strong>das</strong> Präsidialdekret D.P.R. 470/82 festgelegt. Zur<br />

Bestimmung von gesamtkoliformen Bakterien,<br />

fäkalkoliformen Bakterien und Fäkalstreptokokken<br />

wird die Membranfiltermethode benutzt. Für Salmonellen<br />

werden verschiedene Anreicherungsmethoden<br />

angewandt. Alle drei Regionen <strong>über</strong>prüfen regelmäßig<br />

auf die Anwesenheit von koliformen Bakterien<br />

und Streptokokken. Die Untersuchung der Salmonellen<br />

erfolgt in der Region Brescia einmal im<br />

Monat, während in der Region Verona und Trento<br />

nur dann auf Salmonellen getestet wird, wenn die<br />

anderen Parameter außerordentlich <strong>über</strong>schritten<br />

werden, oder es andere Anzeichen gibt, die Salmonellenanwesenheit<br />

vermuten lassen.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />

Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />

Parameter sind eindeutig durch <strong>das</strong> Präsidialdekret<br />

D.P.R. 470/82 festgelegt. Ein Badeverbot wird<br />

erlassen, wenn eine Routinemessung eine Grenz-


wert<strong>über</strong>schreitung (nach italienischer Norm)<br />

aufweist und diese in mindestens zwei der insgesamt<br />

fünf Zusatzuntersuchungen („suppletivi”) bestätigt<br />

wird. Ein Badeverbot wird wieder aufgehoben, wenn<br />

die zwei auf <strong>das</strong> Badeverbot folgenden Routinemessungen<br />

keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen mehr<br />

aufweisen.<br />

Die Verhängung und Aufhebung eines temporären<br />

Badeverbotes obliegt dem Bürgermeister der betroffenen<br />

Gemeinde. Die Bekanntgabe eines Badeverbotes<br />

erfolgt durch Aufstellen von Verbotstafeln<br />

und/oder dem Aufhängen einer roten Flagge. Ferner<br />

werden bestehende Badeverbote in der Lokalpresse<br />

publiziert.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die Wasserproben für die Analysen zur Badegewässerqualität<br />

werden von den verschiedenen regionalen<br />

Gesundheitsbehörden genommen und an die entsprechenden<br />

Analyselabors in Brescia, Trento und<br />

Verona weitergeleitet. Die Ergebnisse dieser Analysen<br />

werden wiederum den Gesundheitsämtern<br />

mitgeteilt. Fallen die Analysen positiv aus, verständigen<br />

die Gesundheitsämter den Bürgermeister der<br />

betroffenen Gemeinde. Der Bürgermeister spricht<br />

daraufhin ein Badeverbot aus und leitet die notwendigen<br />

Schritte zur öffentlichen Bekanntgabe ein.<br />

Sowohl die Ergebnisse der Analysen, als auch eine<br />

Kopie der erlassenen Badeverbote werden jeden<br />

Mittwoch an die Comunità del Garda, der Zentrale<br />

für touristische Betreuung weitergeleitet und stehen<br />

somit dem verantwortlichen Regionalarbeiter zur<br />

Verfügung. Die Daten aus der Provinz Trento<br />

wurden per Fax, die Daten aus der Provinz Verona<br />

per E-Mail und die Daten der Provinz Brescia per<br />

Post <strong>über</strong>mittelt. Ferner wurden die Gesundheitsämter<br />

zum Teil direkt angerufen, um eventuelle neue<br />

Strandsperrungen oder Strandöffnungen zu erfahren.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen<br />

der Gemeinden am Gar<strong>das</strong>ee. Von 1991 bis 1997<br />

war ein ständiger Anstieg der Touristenzahlen und<br />

der Übernachtungen zu verzeichnen. Waren es im<br />

Jahre 1991 noch 2.137.945 Gäste mit insgesamt<br />

12.384.685 Übernachtungen, so ist im Zeitraum von<br />

1991 bis 1997 ein Zuwachs von 23 % bezogen auf<br />

die Gäste zu verzeichnen. Die Übernachtungen<br />

stiegen um 15 %. Im Jahre 1998 und 1999 war ein<br />

weiterer Anstieg der Gästezahlen (2.835.299 in 1998<br />

und 2.936.653 in 1999) und der Übernachtungen<br />

(14.931.242 in 1998 und ca. 16.000.000 in 1999) zu<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 107<br />

verzeichnen. Die Übernachtungen lagen in 2000 mit<br />

16.369.682 ebenso ähnlich dem Vorjahr, wie auch<br />

die Gästezahlen (2.936.510 Personen). Für <strong>das</strong> Jahr<br />

2002 lagen bis zur Fertigstellung des <strong>Bericht</strong>es noch<br />

keine statistischen Angaben vor.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die zentrale Großkläranlage zur Aufbereitung der<br />

Abwässer des Veroneser und Brescianer Ufers ist<br />

seit 1981 in Betrieb. Sie liegt in der Gemeinde<br />

Peschiera del Garda am linken Ufer des Gar<strong>das</strong>eeabflusses<br />

Mincio. Die Kläranlage verfügt <strong>über</strong> eine<br />

mechanische, eine biologische und eine dritte<br />

chemische Stufe zur Phosphateliminierung, sowie<br />

<strong>über</strong> eine abschließende Desinfektion durch Chlorierung.<br />

Die Gesamtkapazität der Anlage soll in der<br />

letzten Ausbauphase 550.000 Einwohnergleichwerte<br />

(EGW) betragen. Mittlerweile liegt die aktuelle<br />

Kapazität schon bei etwa 440.000 EGW. Die Abwässer<br />

der Gemeinden Limone, Tremosine und<br />

Tignale werden in drei kleineren Kläranlagen<br />

aufbereitet, da diese Gemeinden aus geographischen<br />

Gegebenheiten nicht an die Ringkanalisation angeschlossen<br />

werden konnten. Ebenso besitzt die<br />

Provinz Trento ein eigenes Klärsystem. Von den<br />

insgesamt 377.000 Einwohnern rund um den Gar<strong>das</strong>ee<br />

sind 92 % an eine Kanalisation angeschlossen.<br />

Die höchste Anschlussrate von 96 % besteht im<br />

Trentino, die niedrigste mit ca. 84 % am Brescianer<br />

Ufer. Haushalte, die zur Zeit noch nicht an <strong>das</strong><br />

Kanalisationssystem angeschlossen sind, sind u. a.<br />

Häuser, die unter Denkmalschutz stehen und für die<br />

spezielle bauliche Genehmigungen notwendig sind.<br />

Die Trennung des reinen Regenwassers („acque<br />

bianche“) vom eigentlichen Abwasser („acque<br />

nere“) wurde bisher erst stellenweise realisiert. Sind<br />

in Peschiera del Garda bereits 75 % der Kanalisation<br />

getrennt, so herrscht in vielen Gemeinden noch gar<br />

keine Trennung des Wassers. Das kann besonders<br />

bei hohen Niederschlägen zu einem Überlaufen der<br />

Kanalisation und damit einem direkten Eintrag von<br />

Fäkalien und anderen Belastungen in Bäche, Flüsse<br />

und letztendlich den See führen. Ebenso steigt mit<br />

der Abwassermenge auch <strong>das</strong> Risiko von Undichtigkeiten<br />

in der Kanalisation, da der Druck in den<br />

Abwasserrohren enorm ansteigen kann. Ein weiteres<br />

Problem entsteht durch plötzliche hohe Niederschläge<br />

in dem es durch die Wassermassen zur Überlastung<br />

von Sammelbecken und Klärstufen der Kläranlage<br />

kommen kann.<br />

Seit Inbetriebnahme der Kläranlage wird kontinuierlich<br />

am Ausbau der Ringkanalisation gearbeitet. So<br />

wurden z. B. noch zusätzliche Kanalsysteme unterseeisch<br />

verlegt. Ferner wird zur Zeit <strong>das</strong> Überwachungssystem<br />

der gesamten Ringkanalisation<br />

modernisiert. Televideokameras werden installiert<br />

und ein neues Computersystem erlaubt eine zentrale<br />

und genauere Überwachung. Als besonderer Service


wurden am Gar<strong>das</strong>ee spezielle Rufnummern eingerichtet<br />

(0456400945 & 3355757166), <strong>über</strong> die<br />

Bürger und Touristen Defekte am Abwassersystem<br />

sofort und direkt bei der Kläranlage melden können.<br />

Dieses ermöglicht eine sofortiges Eingreifen.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die hygienische Badegewässerqualität des Gar<strong>das</strong>ees<br />

kann auch für die Saison 2002 als <strong>über</strong>wiegend<br />

gut bis sehr gut bezeichnet werden, d. h. die hygienische<br />

Belastung des Gar<strong>das</strong>ees war als verhältnismäßig<br />

gering einzustufen. An 4 Stränden bestand diese<br />

Saison vorsorglich ein permanentes Badeverbot.<br />

Diese Strände waren aufgrund schlechter Vorjahreswerte<br />

und den strengen italienischen Richtlinien<br />

ganz gesperrt worden. Während der Saison<br />

(01. April – 30. September) wurde an 26 von insgesamt<br />

121 offenen Stränden ein zeitweiliges Badeverbot<br />

ausgesprochen. Einer dieser 26 Strände<br />

wurden mit der Note „4“ (häufiger belastet) und<br />

5 mit der Note „3“ (zeitweilig belastet) bewertet,<br />

d. h. es kam zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach<br />

EU-Richtlinien. Die übrigen 20 Strände wurden<br />

temporär für den Badebetrieb gesperrt, da es zu<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach den im Vergleich<br />

zu den EU Richtlinien strengen italienischen Normen<br />

kam. Im Vergleich zum Vorjahr wurden dieses<br />

Jahr mehr Strände gesperrt.<br />

Am Trentiner Ufer wurde wie im Vorjahr bereits an<br />

keinem der insgesamt 8 Strände ein Badeverbot<br />

ausgesprochen. 5 der Strände erhielten für die<br />

Saison 2002 die Bewertung „1“, d. h. eine sehr gute<br />

Badegewässerqualität. Die restlichen 3 Strände<br />

erhielten die Bewertung „2“, d. h. eine gute Badegewässerqualität.<br />

Dies bedeutet eine leichte Verschlechterung<br />

zum Vorjahr, die womöglich durch<br />

höhere Einträge <strong>über</strong> die Flüsse aufgrund erhöhter<br />

Niederschläge dieses Jahr zu begründen ist.<br />

Am Brescianer Ufer waren 2 der insgesamt<br />

52 Stränden für die Saison vorsorglich gesperrt (s.<br />

o.). An allein 21 Stränden wurden temporäre Badeverbote<br />

ausgesprochen (siehe unten), welches einem<br />

Prozentsatz von 42 % der offenen Strände entspricht.<br />

Im Vergleich zur Saison 2001 sind dies<br />

insgesamt 18 Strandsperrungen mehr, man muss also<br />

von einer deutlichenVerschlechterung sprechen, die<br />

aber zum großen Teil auf die außergewöhnliche<br />

heftigen Niederschläge zurückzuführen ist. So liegen<br />

die meisten Belastungsspitzen im Monat August, in<br />

dem es sehr viel geregnet hat. Fünf der Strände, an<br />

denen temporäre Badeverbote ausgesprochen wurden,<br />

erhielten die Bewertung „3“ (zeitweilig belastet)<br />

und ein Strand die Bewertung „4“ (häufiger<br />

belastet), d. h. die Belastungen lagen hier zeitweise<br />

<strong>über</strong> den EU-Grenzwerten.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 108<br />

Am Veroneser Ufer waren ebenfalls 2 Strände der<br />

insgesamt 65 Stränden während der gesamten Saison<br />

vorsorglich aufgrund schlechter Vorjahreswerte<br />

gesperrt worden. An 5 der restlichen 63 Strände<br />

wurden zeitweilig Badeverbote ausgesprochen<br />

(siehe unten), welches einem Prozentsatz von etwa<br />

8 % entspricht. Im Vergleich zur Saison 2001 sind<br />

dies 2 Sperrungen weniger, man kann also im<br />

allgemeinen von einer besseren Saison sprechen.<br />

Zudem erhielten alle Strände die Bewertung „1“<br />

(sehr gut) oder „2“ (gut). Die Belastungen sind also<br />

als eher niedrig einzustufen. Hier scheint sich <strong>das</strong><br />

schlechte Wetter weniger nachteilig auf die Badegewässerqualität<br />

ausgewirkt zu haben als in den<br />

anderen Provinzen.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Die recht vielen Strandsperrungen in dieser Saison<br />

müssen vor dem Hintergrund der italienischen<br />

Richtlinien für Badegewässer gesehen werden.<br />

Würden EU-Richtlinien Anwendung finden, wäre es<br />

sicherlich zu wesentlich weniger Strandsperrungen<br />

gekommen. Dennoch war diese Saison im Vergleich<br />

zu den Vorjahren sicherlich problemreich. Großen<br />

Anteil an den Belastungsspitzen mancherorts dürften<br />

die hohen Niederschläge zusammen mit Abwasserproblemen<br />

vor Ort gewesen sein.<br />

Dieses Jahr sind die Strände des Brescianer Ufers im<br />

Bereich Lonato und Desenzano del Garda bis nach<br />

Toscolano Maderno zusammen mit Peschiera del<br />

Garda am Veroneser Ufer die Belastungsschwerpunkte.<br />

Bei den Strandsperrungen (für Details siehe Auswertungstabelle<br />

im Anhang) handelt es sich zum Teil<br />

um Strandabschnitte, die auch schon im vergangenen<br />

Jahr zeitweise belastet waren. Die Ursachen<br />

dieser erhöhten Belastung sind den verantwortlichen<br />

Stellen in den Kommunen bekannt. Leider verhindern<br />

sowohl politische als auch finanzielle Probleme<br />

eine schnelle Behebung dieser Ursachen.<br />

Insgesamt muss jedoch darauf hingewiesen werden,<br />

<strong>das</strong>s sich die hygienischen Belastungen des Gar<strong>das</strong>ees<br />

an den weitaus meisten Stellen zu jeder Zeit<br />

innerhalb der in der EU geltenden Grenzen bewegten.<br />

Die Vorgehensweise, bereits bei vergleichsweise<br />

geringen hygienischen Belastungen Badeverbote<br />

zu erlassen, muss vor diesem Hintergrund als Präventivmaßnahme<br />

angesehen werden, die der Sicherheit<br />

der Badegäste zugute kommt und im europäischen<br />

Vergleich als lobenswert herausgestellt<br />

werden muss.


4.5 Strandqualität<br />

Neben der Wasserqualität wurde auch der Zustand<br />

der Strände erfasst und bewertet. Beurteilt wurden<br />

neben Sauberkeit der Strände, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

von Mülleimern, Duschen, Toiletten, potentiellen<br />

Gefahrenquellen, intensiver Wassersportbetrieb,<br />

Lärmbelästigungen, Zugänglichkeit der Strände,<br />

allgemeine Infrastruktur und die Präsenz eines<br />

Wach- und Rettungsdienstes.<br />

Im allgemeinen lässt sich sagen, <strong>das</strong>s die Strände<br />

gute bis sehr gute Qualität besitzen. Toiletten,<br />

Duschen und Mülleimer sind fast immer vorhanden.<br />

Die sanitären Einrichtungen sind jedoch häufig nicht<br />

direkt am Strand zu finden, sondern gehören entweder<br />

zu den Campingplätzen, Appartementanlagen<br />

oder den Bars und Cafés des jeweiligen Strandabschnittes.<br />

Ferner sei zu erwähnen, <strong>das</strong>s es sich als<br />

schwierig erweist, die Strände des Gar<strong>das</strong>ees mit<br />

den Meeresstränden anderer Regionen zu vergleichen.<br />

Der Grund hierfür liegt in grundsätzlichen<br />

strukturellen Unterschieden zwischen Küsten- und<br />

Seestränden.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Badedermatitis<br />

Wie jedes Jahr, wurde auch im Jahr 2002 vereinzelt<br />

vom Auftreten der Badedermatitis ("La Grattarola")<br />

berichtet. Hierbei handelt es sich um eine allergische<br />

Hautreaktion, die durch Entenzerkarien, die Larven<br />

des Pärchenegels, ausgelöst wird. Sie befallen<br />

normalerweise Wasservögel, der Mensch tritt hier<br />

nur als sogenannter Fehlwirt auf. Die stark juckenden<br />

Hautreizungen sind für den Menschen ungefährlich<br />

und klingen in der Regel nach einigen Tagen ab.<br />

Die Larven entwickeln sich nur, wenn <strong>das</strong> Gewässer<br />

eine bestimmte Temperatur (ca. 25 °C) erreicht hat.<br />

Weitere Informationen zur Badedermatitis können<br />

im allgemeinen Teil des vorliegenden <strong>Bericht</strong>es<br />

nachgelesen werden.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

A: Allgemeine Informationen<br />

1. An allen in Konzession befindlichen Strandabschnitten<br />

(„spiaggia attrezzata“) muss laut Gesetz<br />

ein qualifizierter Bademeister („brevetto di bagnino“)<br />

anwesend sein. Dies kann der Konzessionshalter<br />

selbst, oder ein von ihm angestellter Bademeister<br />

sein. Sicherheitseinrichtungen wie z. B. ausgewiesene<br />

Nichtschwimmerzonen und <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

von Rettungsgeräten sind an diesen Stränden obligatorisch.<br />

2. An sogenannten 'freien Stränden' („spiaggia<br />

libera“), für die von den entsprechenden Kommunen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 109<br />

keine Konzessionen vergeben wurden, sind per<br />

Gesetz weder Rettungspersonal noch Rettungsgeräte<br />

notwendig.<br />

Die Mehrzahl der den Messpunkten zugeordneten<br />

Küstenabschnitte des Gar<strong>das</strong>ees sind als freie<br />

Strände zu definieren.<br />

3. In öffentlichen Badeanstalten und an den Swimmingpools<br />

in Hotelanlagen müssen Bademeister<br />

anwesend sein.<br />

B: Spezielle Informationen<br />

Im Trentiner Bereich (acht Strände, an denen offiziell<br />

die Badegewässerqualität <strong>über</strong>prüft wird), gibt<br />

es wie auch in den letzten Jahren schon die sogenannte<br />

Aktion "spiagge sicure" (sichere Strände). An<br />

diesen Stränden sind Erste-Hilfe-Stationen mit<br />

Bademeistern und Rettungsschwimmern vorhanden.<br />

In der Provinz Brescia (nur 20 % der Strände sind<br />

dort bewirtschaftet) und in der Provinz Verona (ca.<br />

17 % der Messstellen sind als konzessionierte<br />

Strände einzustufen) sind wie bereits oben erwähnt<br />

die meisten Strände als 'freie Strände' zu bezeichnen.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

Juni 2002<br />

Seenotrettungsdienst im Einsatz:<br />

Dank der Mitarbeit der Regionen Lombardei und<br />

Venetien, der autonomen Provinz Trient, des Verkehrs-<br />

und Schifffahrtsministeriums, sowie der<br />

Comunità del Garda war vom Juni bis September ein<br />

Seenotrettungsdienst am Gar<strong>das</strong>ee aktiv. 24 Stunden<br />

täglich wurde die Rettung von Schiffbrüchigen und<br />

die Überwachung der Sicherheit des Bootsverkehrs<br />

von einer schnellen Einsatztruppe sichergestellt. Das<br />

Rettungsboot war im Hafen von Bogliaco in der<br />

Gemeinde Gargnano stationiert und konnte mit der<br />

extra eingerichteten, gebührenfreien Telefonnummer<br />

1530 (numero blu) von jedem örtlichen Fernsprecher<br />

und aus den italienischen Mobiltelefonnetzen erreicht<br />

werden. Der Einsatz dieses Seenotrettungskreuzers<br />

war nur eine der Aktionen, die dieses Jahr<br />

von den Gar<strong>das</strong>eegemeinschaften zur Sicherheit für<br />

den Bootsverkehr eingesetzt wurden.<br />

Juni 2002<br />

Im Juni wurde eine neue Autofährverbindung<br />

eingeweiht. Nun kann man nicht nur den See, wie<br />

schon seit längerem im südlichen Bereich von Torri<br />

del Benaco nach Toscolano-Maderno queren,<br />

sondern auch noch weit nördlicher: von Malcesine<br />

nach Limone sul Garda. Die neue Fährverbindung<br />

soll vor allem den Durchgangsverkehr in den nördli-


chen Gemeinden Riva del Garda und Torbole<br />

reduzieren. Mit einer Fahrt können so bis zu 300<br />

Passagiere und 23 PKW befördert werden. Die Fahrt<br />

dauert etwa 20 Minuten. Im Sommer 2002 verkehrte<br />

die Fähre täglich 8 Mal (hin und zurück).<br />

Juni 2002<br />

Der Gemeinde Sirmione wurde dieses Jahr die<br />

„Blaue Flagge 2002“ für seine Strände verliehen.<br />

Die Blaue Flagge ist ein Gütesiegel für Urlaubsorte,<br />

die die Rahmenbedingungen der EU-Komission<br />

hinsichtlich der Sauberkeit der Badegewässer<br />

erfüllen. Zusätzlich müssen die Maßgaben der<br />

nationalen FEE (Foundation of Environmental<br />

Education) erfüllt werden. Dies sind z. B. Sicherheits-<br />

und Service-Aspekte, umwelterzieherische<br />

Maßnahmen, sowie Umweltmanagement.<br />

Die Blaue Flagge wird jeweils für ein Jahr<br />

vergeben.<br />

August 2002<br />

Sehr eigenwillig zeigte sich <strong>das</strong> Wetter im August.<br />

Teilweise <strong>über</strong>raschten heftige Wärmegewitter in<br />

den späten Nachmittagsstunden Badegäste, Segler,<br />

6. Adressen<br />

A.S.L. Provincia di Brescia<br />

Distretto Sanitario n° 11 Garda e<br />

n° 12 Vallesabbia<br />

Viale Landi, 5<br />

I-25087 Salò (BS)<br />

Direttore del Distretto:<br />

Dott. Angelo BENEDETTI -<br />

Responsabile Servizio 1<br />

”I.P.A.T.S.L.L.”<br />

Tel.: 0365 29 66 61<br />

Fax.: 0365 29 66 52<br />

E-Mail: distretto.Garda@<br />

aslbrescia.it<br />

www.alsbrescia.it<br />

Area ‘Igiene e Medicina di Comunità’<br />

Coordinatore Sanitario:<br />

Dott. Aldo VIOLA,<br />

Tel.: 0365 29 66 41<br />

Fax: 0365 29 66 65<br />

A.S.L. Provincia di Brescia<br />

Laboratorio di Sanità Pubblica<br />

Via Cantore, 20<br />

I-25100 Brescia<br />

Direttore:<br />

Dott. Fabrizio SPEZIANI<br />

Tel./<br />

Fax: 030 38 38 646<br />

E-Mail: uomicrografia@libero.it<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 110<br />

Surfer und Motorbootführer. Besonders schwer war<br />

der Hagelsturm in der Nacht vom 3. auf den 4.<br />

August. Der heftige Hagelschauer demolierte im<br />

Bereich von Moniga und Manerba del Garda, sowie<br />

auf der östlichen Seite des Sees bei Bardolino und<br />

Lazise nicht nur Autos, Lokale, Campingplätze und<br />

Marinas, sondern zerstörte auch die Ernte vieler<br />

Weinbauern.<br />

5. Danksagung<br />

ARPAV Dipartimento Provinciale<br />

di Verona<br />

Servizio Territoriale-<br />

Via Dominutti<br />

I-37135 Verona<br />

Direttore: Dott Attilio TACCONI<br />

Responsabile: Centro operativo<br />

controlli e studio Lago di Garda<br />

Dott. Giorgio FRANZINI<br />

Tel.: 04580 16 571<br />

Fax: 04580 16 888<br />

E-Mail: gfranzini@arpa.veneto.it<br />

www.arpa.veneto.it<br />

Settore operativo per le Attività di<br />

Laboratorio Medico-<br />

Biotossicologico<br />

Azienda Provinciale per i Servizi<br />

Sanitari<br />

Provincia Autonoma di Trento<br />

U.O. Laboratorio di Igiene Epidemiologia<br />

e Sanità Pubblica<br />

Via Piave, 5<br />

I-38100 Trento<br />

Responsabile:<br />

Dr. Italo DELL'EVA<br />

Tel.: 0461 90 28 01<br />

Fax: 0461 91 68 8391 68 83<br />

www.azien<strong>das</strong>anitaria.trentino.it<br />

Zum Abschluss möchte ich mich bei allen Verantwortlichen<br />

und Beteiligten recht herzlich für die<br />

Mitarbeit und freundliche Kooperation bedanken.<br />

Mein besonderer Dank gilt den verantwortlichen<br />

Gesundheitsämtern und deren Mitarbeitern in<br />

Brescia, Trento und Verona für die Übermittlung des<br />

für den ADAC-Sommerservice benötigten Datenmaterials.<br />

Dem Präsidenten der Comunità del Garda,<br />

Giuseppe Mongiello und allen seinen freundlichen<br />

und hilfsbereiten Mitarbeitern gilt mein ganz besonderes<br />

Dank. Ganz herzlich möchte ich mich bei<br />

Elisabetta Bonzanini bedanken, deren Hilfe einmalig<br />

ist.<br />

Agenzia Provinciale per la Protezione<br />

dell'Ambiente<br />

Provincia Autonoma di Trento<br />

P.zza Vittoria, 5<br />

I-38100 Trento<br />

Dr. Erio VOLPI<br />

Tel.: 0461 – 49 77 02<br />

Fax: 0461 – 49 77 59<br />

Dr.ssa Chiara DE FRANCESCO<br />

Tel.: 0461 49 77 02<br />

www.provincia.tn.it/appa<br />

Centro di Riva del Garda<br />

Sezione Idrobiologia<br />

Porto S. Nicolò<br />

I-38066 Riva del Garda<br />

Comunità del Garda<br />

Via Roma, 8<br />

I-25083 Gardone Riviera (BS)<br />

Presidente:<br />

Prof. Giuseppe Mongiello<br />

Referente: Elisabetta Bonzanini<br />

Tel.: 0365 29 04 11<br />

Fax.: 0365 29 00 25<br />

E-Mail: info@lagodigarda.it<br />

www.lagodigarda.it


Regionalbericht Kroatien<br />

Bearbeitet von Dipl.-Hydrol. Carsten Peter, Berlin und Dipl.-Romanist Tamara Haber, Medulin<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die Küste Kroatiens umfasst einschließlich der<br />

vielen Inseln eine Gesamtlänge von etwa 6000 km<br />

von der slowenischen Grenze im Norden bis zur<br />

Grenze zu Montenegro (Jugoslawien) im Süden.<br />

Die starke Gliederung der kroatischen Küste in tief<br />

eingeschnittene, fjordartige Buchten und vorgelagerte<br />

Inseln ist Folge einer Faltung mariner Sedimente<br />

im Tertiär. Die Mulden dieser in dinarischer (d. h.<br />

parallel zur dalmatinischen Küste) Streichrichtung<br />

verlaufenden Faltung sind während des nacheiszeitlichen<br />

Meeresspiegelanstiegs zum Teil <strong>über</strong>flutet<br />

worden. Die hierdurch gebildeten Kanäle trennen die<br />

dalmatinischen Inseln untereinander und vom<br />

Festland. Die entstandenen schlauchartigen Buchten<br />

bilden hervorragende Naturhäfen für den ausgeprägten<br />

Sportboottourismus des Landes. Die Inselwelt<br />

Kroatiens ist außerdem auch ein begehrtes Reiseziel<br />

für Taucher.<br />

Das Klima des adriatischen Küstenlandes ist mediterran<br />

mit trockenen, warmen Sommern und milden,<br />

feuchten Wintern. Starke Abkühlung tritt im nördlichen<br />

Teil des Küstenlandes auf, wenn die Bora<br />

weht, ein Fallwind aus nordöstlicher Richtung.<br />

Entsprechend dem vollmediterranen Klima wachsen<br />

im Küstenland immergrüne Wälder und Macchien<br />

mit Kiefern, Zypressen und Steineichen.<br />

Die Strände Kroatiens sind aufgrund dieser naturräumlichen<br />

Gegebenheiten <strong>über</strong>wiegend Felsstrände<br />

mit vereinzelten kleineren Kiesbuchten. Im Bereich<br />

der Urlaubszentren finden sich häufig betonierte<br />

Badeplattformen, aber auch künstlich mit Kies oder<br />

Sand aufgeschüttete Badebuchten. Erfreulich ist,<br />

<strong>das</strong>s viele der Badeplätze ein intaktes Hinterland<br />

aufweisen. Besonders die vielen kleineren Strände,<br />

so z. B. die der Campingplätze, liegen häufig direkt<br />

am Rand der bis zum Meer heranreichenden Kiefernwälder.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Seit Frühjahr 1996 bildet ein neuer Erlass die gesetzlichen<br />

Grundlagen des hygienisch-bakteriologischen<br />

Überwachungsprogramms der Wassergüte des<br />

Meerwassers in Kroatien. Die Bestimmung regelt bis<br />

ins Detail die Probennahme und die im Labor zu<br />

untersuchenden Parameter.<br />

Auch die verwaltungstechnische Organisation des<br />

Messprogramms hat sich in den letzten Jahren<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 111<br />

geändert. Zuständig für Durchführung und auch<br />

Finanzierung des Messprogramms in den einzelnen<br />

"Gespannschaften" (länderähnliche Verwaltungseinheiten<br />

mit jedoch sehr eingeschränkter Selbständigkeit)<br />

sind die eingerichteten Umweltschutzämter.<br />

Auch die Mittel für die Bezahlung der Gesundheitsämter,<br />

die mit der Durchführung des Messprogramms<br />

beauftragt werden, für ihre Leistungen muss<br />

von hier erfolgen. Die kroatischen Tourismusunternehmen<br />

beteiligen sich z.T. <strong>über</strong> die Tourismusverbände<br />

an der Finanzierung.<br />

In der Saison 2002 wurden in Kroatien<br />

754 Messpunkte vierzehntägig untersucht. Gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr hat die Zahl damit erneut um fast<br />

10 Prozent zugenommen. Auch in Istrien wurden<br />

dieses Jahr, nach massiver Reduktion von ursprünglich<br />

einmal <strong>über</strong> 200 Messpunkten vor dem Jahr<br />

2000 auf nur noch gerade <strong>über</strong> 100 in den beiden<br />

letzten Jahren wieder 169 Punkte gemessen.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Gesetzlich vorgesehen sind Probennahmen vom<br />

1. April bis zum Ende der Badesaison im September.<br />

Angestrebt werden 10 Messungen in vierzehntägigem<br />

Abstand.<br />

Standardmäßig erhoben werden bakteriologische<br />

Daten zum Gehalt an gesamt- und fäkalkoliformen<br />

Keimen und Fäkalstreptokokken. Zusätzlich hierzu<br />

werden physikalische Parameter wie der pH-Wert,<br />

die Wasser- und Lufttemperatur, der Gehalt an<br />

Ammonium, die Sauerstoffsättigung, der Silikatgehalt,<br />

Sichttiefe, Farbe, Verunreinigung mit Ölprodukten<br />

erfasst. Methodisch wird inzwischen <strong>über</strong>all<br />

die Membranfiltermethode für den bakteriologischen<br />

Nachweis verwendet. Andere chemische Nachweise<br />

erfolgen nach amerikanischen Standardverfahren.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischer Beanstandung<br />

Die kroatischen Grenzwerte für die Parameter<br />

Gesamtkoliforme und Fäkalkoliforme sind bedeutend<br />

strenger als die EU-Grenzwerte (500 Gesamtkoliforme<br />

in 100 ml gegen<strong>über</strong> 10000, 100 fäkalkoliforme<br />

Keime in 100 ml gegen<strong>über</strong> 2000). Für<br />

Fäkalstreptokokken, für die ein EU-Grenzwert nicht<br />

existiert, ist ebenfalls ein sehr niedriger Grenzwert<br />

von 100 Keimen pro 100 ml festgesetzt, der dem<br />

EU-Leitwert entspricht. Zu Beginn der Saison wird<br />

die abschließende Auswertung der Vorjahreswerte<br />

zur Beurteilung der Notwendigkeit eventueller<br />

Badebetriebseinschränkungen zugrunde gelegt. Bei<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitung im Laufe der Saison sind<br />

Wiederholungsmessungen vorgesehen. Bei Bestätigung<br />

der schlechten Werte wird die Sanitärinspekti-


on eingeschaltet, die wiederum die Verantwortlichen<br />

für den entsprechenden Strand (Gemeinde, Hotelbetreiber)<br />

veranlassen muss, diesen zu sperren.<br />

Die strengen Richtlinien werden zunehmend auch<br />

durchgesetzt. So wurden auch dieses Jahr erneut<br />

während der Saison Strände gesperrt, bei denen die<br />

Messwerte die strengen kroatischen Grenzwerte<br />

<strong>über</strong>schritten hatten. Der bereits zum Ende der<br />

Saison des letzten Jahres gesperrte Strand in Opatija<br />

blieb auch dieses Jahr gesperrt. Auch wurden an<br />

einigen Stränden nach technischem Versagen von<br />

Abwassersystemen temporäre Sperrungen ausgesprochen.<br />

Die seit mehreren Jahren permanent<br />

gesperrten Badestellen im Stadtbereich von Rijeka<br />

sind seit mehreren Jahren gut beschildert.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die von den Gesundheitsämtern in Pula, Rijeka,<br />

Gospic, Zadar, Sibenik, Split, Dubrovnik und der<br />

Außenstelle des Gesundheitsamts Split in Makarska<br />

vorgenommenen Untersuchungen werden an <strong>das</strong><br />

jeweils zuständige Umweltamt und an <strong>das</strong> Büro des<br />

Umweltministeriums in Rijeka <strong>über</strong>liefert. In Rijeka<br />

werden die Daten zentral erfasst und <strong>Bericht</strong>e <strong>über</strong><br />

den landesweiten Zustand der Badegewässer erstellt.<br />

Nachdem in den letzten Jahren die Daten noch z.T.<br />

<strong>über</strong> einen direkten Kontakt in den Gesundheitsämtern<br />

per Fax oder Post an den Regionalbearbeiter<br />

<strong>über</strong>tragen worden sind, kam dieses Jahr erneut ein<br />

modernes Geographisches Informationssystem in<br />

der Zentrale in Rijeka zum Einsatz. In diesem<br />

System werden die ebenfalls digital erfassten Ergebnisse<br />

der regionalen Gesundheitsämter gesammelt.<br />

Die Daten werden dann per Internet an den Regionalbearbeiter<br />

weitergeleitet.<br />

Dieses fortschrittliche System hat dieses Jahr gut<br />

funktioniert. Vom Standpunkt einer aktuellen<br />

<strong>Bericht</strong>erstattung ist ein funktionierendes EDV-<br />

System mit geographischem Bezug insbesondere vor<br />

dem Hintergrund der in Kroatien zu bearbeitenden<br />

Datenmengen (10 Termine, um die 750 Stellen, 3<br />

Parameter) sicher der einzig gangbare Weg. Allerdings<br />

wird der geografische Bezug der einzelnen<br />

Messpunkte in Rijeka erst nach Ende der Saison für<br />

<strong>das</strong> <strong>Bericht</strong>swesen hergestellt. Die Klärung der Lage<br />

von neuen Messpunkten ist während der Saison<br />

nicht immer einfach. Die Datenlieferung an den<br />

Regionalbearbeiter per E-Mail hat auch dieses Jahr<br />

wieder gut funktioniert. Auch die Neueingabe der<br />

Daten in Rijeka ist für die Gesundheitsämter, die<br />

ihre Daten bereits auf Datenträger angeliefert haben,<br />

entfallen. Inzwischen haben die Gesundheitsämter,<br />

die vor der Einführung des Programms schon eigene<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 112<br />

Software im Einsatz hatten, entsprechende Schnittstellen<br />

entwickelt, so <strong>das</strong>s auch deren Daten jetzt<br />

zeitnah ins System einfließen sollten. Die Daten von<br />

Rijeka und Istrien wurden auch dieses Jahr direkt an<br />

den Sommerservice geliefert, um möglichst zeitnah<br />

zu berichten. Beim Gesundheitsamt in Rijeka gab es<br />

erneut Probleme mit der EDV-Schnittstelle zum<br />

Zentralsystem im Umweltministerium.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, <strong>das</strong>s der Informationsfluss<br />

sich inzwischen sehr gut eingespielt<br />

hat.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Auch die Saison 2002 verlief erneut zufriedenstellend<br />

für den kroatischen Tourismus. Allerdings<br />

liegen die Zuwachsraten nicht mehr so hoch wie in<br />

den vergangenen Jahren.<br />

Zwischen Januar und Oktober 2002 stieg die Anzahl<br />

der ankommenden Urlauber um 6 %, während die<br />

Übernachtungen um 3 % zulegten. Insgesamt wurden<br />

in diesem Zeitraum 8.073.092 Touristen und<br />

44.113.491 Übernachtungen gezählt. Die stärkste<br />

Region ist Istrien gefolgt von Rijeka mit den Inseln<br />

der Kvarner Bucht.<br />

Tabelle 1: Touristische Zahlen nach Gespannschaften<br />

(Index: Zahlen 2002 / Zahlen 2001)<br />

Gespannschaft/<br />

Bezirk<br />

Istrien<br />

Index<br />

Tourist. 2.325.669 99,8<br />

Übernacht. 15.857.464 99,0<br />

Rijeka (Primorje- Tourist. 1.868.706 103,6<br />

Gorski Kotar) Übernacht. 10.078.783 100,6<br />

Lika-Senj<br />

Zadar<br />

Šibenik-Knin<br />

Split-Dalmatia<br />

Tourist. 213.137 123,5<br />

Übernacht. 860.193 112,7<br />

Tourist. 645.338 106,7<br />

Übernacht. 3.756.676 109,8<br />

Tourist. 574.966 114,8<br />

Übernacht. 2.529.708 110,5<br />

Tourist. 1.154.964 112,2<br />

Übernacht. 6.426.480 106,7<br />

Tourist. 580.687 106,3<br />

Dubrovnik-Neretva Übernacht. 3.214.069 104,3<br />

Auffällig ist, <strong>das</strong>s die Regionen südlich der Kvarnerbucht<br />

deutlich weiter zulegen, während die<br />

Zahlen für die stärksten Regionen Istrien und Rijeka<br />

mit der Kvarner Bucht nahezu stagnieren. Für Istrien<br />

waren die Besucherzahlen sogar ganz leicht rückläufig.


Individualtouristen stellen in Kroatien etwa 65 % der<br />

Urlauber gegen<strong>über</strong> nur 35 %, die in organisierten<br />

Urlauben nach Kroatien reisen.<br />

Betrachtet man die Nationalitäten der Reisenden, so<br />

stellen die deutschen Urlauber mit 1.469.507 den<br />

größten Anteil dar, gefolgt von Italienern mit<br />

1.072.963 und den Nachbarn aus Slowenien mit<br />

861.028. In etwa gleichauf kommen die Österreicher<br />

mit 678.333 und die Tschechen mit 696.381.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Die Abwasserentsorgung <strong>über</strong> Kläranlagen ist in<br />

Kroatien im Ausbau befindlich. Als Großprojekt ist<br />

erst vor drei Jahren in Split eine Ringkanalisation<br />

mit Reinigung und Fernausleitung in Betrieb genommen<br />

worden. Diese Arbeiten spiegeln sich in<br />

einer deutlich verbesserten Wasserqualität im<br />

Stadtbereich von Split wieder. Diese Strände waren<br />

unter dem Einfluss von Kommunalabwässern aus<br />

Split vor dem Ausbau häufig belastet.<br />

Zur Zeit werden im Sommer für Istrien etwa<br />

361.200 EGW (117.700 im Winter), für Rijeka<br />

455.780 EGW (408.000 im Winter); für Primorska-<br />

Goranska 25.110 EGW (8.550 im Winter), Zadar<br />

13.000 EGW (20.000 im Winter), Sibenik 10.000<br />

EGW (3.000 im Winter) und Split 149.100 EGW<br />

(87.900 im Winter) an Abwässern von Kläranlagen<br />

gereinigt. In dieser Aufstellung sind nur Anlagen mit<br />

einer Kapazität von mehr als 5.000 EGW aufgenommen.<br />

Kleinere Hotel- und Zeltplatzanlagen<br />

führen daher noch einmal zu einer (wenn auch nicht<br />

wesentlichen) Erhöhung dieser Zahlen.<br />

In letzter Zeit wurden Arbeiten an den Anlagen von<br />

Opatija - Punta Kolova, Insel Rab - Lopar, Insel Krk<br />

- Baska, Pula - Peroj durchgeführt. Das Abwassersystem<br />

von Zadar und Sibenik wird teilweise erneuert.<br />

Für die Gespannschaft Dubrovnik ist in einem<br />

größeren Projekt die Verbesserung der Abwasserentsorgung<br />

des gesamten Küstenstrichs geplant. Auch<br />

soll in einem Großprojekt die Abwasserentsorgung<br />

der Altstadt von Dubrovnik angegangen werden.<br />

Dieses Projekt ist aufgrund des Schutzes der Stadt<br />

als Weltkulturerbe besonders aufwendig.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die Badegewässerqualität an der kroatischen Küste<br />

war in der Saison 2002 bis auf drei Ausnahmen sehr<br />

gut oder gut. In der gesamten vorliegenden Messperiode<br />

gab es lediglich drei Messpunkte, an denen<br />

EU-Grenzwerte, dann auch nur jeweils in einer<br />

Messung, <strong>über</strong>schritten wurden. In Istrien gab es bei<br />

allen vorliegenden Daten dieses Jahr keine einzige<br />

Überschreitung der strengen EU-Richtwerte für die<br />

Qualität von Badegewässern.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 113<br />

Insgesamt wurden an 754 Messpunkten Untersuchungen<br />

durchgeführt. Während es im letzten Jahr<br />

noch zwei mit „4“ bewertete Messpunkte gab, war<br />

dieses Jahr „3“ <strong>das</strong> schlechteste Urteil.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Belastungsschwerpunkte lagen wie in den vergangenen<br />

Jahren im Bereich von Opatija und Rijeka.<br />

Grund für die regelmäßig auftretenden Belastungen<br />

im Bereich von Opatija ist vermutlich vor allem <strong>das</strong><br />

sehr alte Abwassersystem mit zahlreichen Leckagen.<br />

Verschärft wird <strong>das</strong> Problem durch eine Reihe noch<br />

nicht angeschlossener Haushalte und durch den<br />

Austritt einer Vielzahl submariner Karstquellen, die<br />

<strong>das</strong> Problem der ungenügenden Abwasserentsorgung<br />

im landwirtschaftlich genutzten Hinterland nach<br />

Opatija tragen.<br />

Besonders betroffen waren auch dieses Jahr der<br />

"Strand von Slatina - Pancera" in Opatija, der mit<br />

knapp 70 % Richtwert<strong>über</strong>schreitungen trauriger<br />

Spitzenreiter in der Belastung des mondänen Badeortes<br />

ist. Es handelt sich hier um den Hauptstrand<br />

des beliebten Badeortes Opatija. Dieser Strand<br />

wurde letztes Jahr am 25. Juli durch Aufstellen von<br />

Verbotsschildern offiziell geschlossen und ist auch<br />

dieses Jahr nicht wieder geöffnet worden. Nach<br />

Europäischen Richtlinien und dem diesem Report<br />

zugrundeliegenden Bewertungsschema reicht es<br />

dennoch für die Wasserkategorie „2“, d. h. „gut“.<br />

Auch die Strände im Umfeld des Hautstrandes haben<br />

mit Richtwert<strong>über</strong>schreitungen in 50 % der Proben<br />

als belastet zu gelten.<br />

Der Strand des Ortes Ika <strong>über</strong>schritt wie Slatina-<br />

Pancera in <strong>über</strong> 50 % Prozent der Proben EU-<br />

Richtwerte. Nach kroatischen Vorschriften wurde<br />

der Hauptstrand von Ika am 31. Juli geschlossen und<br />

bis zum Ende der Saison nicht wieder geöffnet.<br />

Damit setzt sich der gute Trend des letzten Jahres<br />

fort, <strong>das</strong>s nämlich die kroatischen Behörden ihre<br />

strenge Gesetzgebung auch durchsetzen. Im letzten<br />

Jahr waren <strong>das</strong> erste Mal touristisch wichtige Strände<br />

während der Saison geschlossen worden. Man<br />

sollte betonen, <strong>das</strong>s die Strände nach EU-Recht nicht<br />

hätten gesperrt werden müssen.<br />

Im Bereich von Rijeka bestehen die permanenten<br />

Badeverbote der letzten Jahre fort. Im Einzelnen<br />

sind dies die Strände im Stadtteil Kantrida im<br />

Abschnitt vom Pensionistenheim bis zum Erholungszentrum<br />

"3. Mai". Die dort vorhandenen<br />

Strände werden fast ausschließlich von der Stadtbevölkerung<br />

genutzt.<br />

Der Strand „Gasthof Toc“ in Selce bei Crikvenica<br />

wurde vom 26. Juni bis 5. Juli wegen Bauarbeiten an<br />

der Kanalisation gesperrt.


Ein Strand in Novi Vinodolski, der Punkt „Povile<br />

unterhalb der Bungalows“ wurde wegen wiederholter<br />

Überschreitungen der kroatischen Grenzwerte am<br />

20. August bis zum Ende der Saison geschlossen.<br />

Die Inseln der Kvarnerbucht weisen gegen<strong>über</strong> dem<br />

Festland erheblich bessere Werte auf.<br />

Aber auch auf den Inseln gab es Ausreißer. Auf der<br />

Insel Rab wurden in einer Messung sehr hohe<br />

hygienische Belastung gemessen. Nach Aussagen<br />

der Behörden war die Ursache <strong>das</strong> Versagen einer<br />

Pumpstation, die am Tag der Probenahme gestreikt<br />

hat, so <strong>das</strong>s Abwässer im Strandbereich einsickerten.<br />

Weder vorher noch nach diesem Tag wurden diese<br />

hohen Werte noch einmal gemessen. Der im letzten<br />

Jahr gesperrte Strand auf Rab (Suha Punta) ist nach<br />

einer Sanierung des Abwassereinleitungssystems<br />

dieses Jahr von den Daten unauffällig und wieder<br />

zum Baden freigegeben.<br />

Auch in Istrien kam es nach einem akuten Problem<br />

an einer Pumpstation am Strand „Felsenklippe<br />

Valsaline“ zur Einleitung von Abwässern im Badebereich.<br />

Die Behörden reagierten auch hier schnell<br />

und informierten die Öffentlichkeit und den Sommerservice.<br />

Der Strand war für zwei Tage vom 9. bis<br />

11. Juli gesperrt. Die Wiederholungsmessung am 11.<br />

Juli führte zur Aufhebung der Sperrung, denn die<br />

Werte hatten sich nach Beseitigung der technischen<br />

Störung schnell normalisiert.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Die Qualität der Strände hat sich gegen<strong>über</strong> dem<br />

Vorjahr kaum verändert. Auch weiterhin mangelt es<br />

an kroatischen Stränden in der Hochsaison an einer<br />

ausreichenden Zahl von Mülleimern, Duschen und<br />

einer regelmäßigen Reinigung. An vielen Stränden<br />

in Istrien und der Kvarnerbucht werden in der<br />

Hauptsaison auffällige, grüne Toilettencontainer<br />

aufgestellt. Diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen,<br />

da die Versorgung mit WC an den kroatischen<br />

Stränden in den letzten Jahren in der Hochsaison ein<br />

ständiges Problem war. Aufgrund der Vielzahl von<br />

Badebuchten verteilt sich der Badetourismus im<br />

Gegensatz zu anderen europäischen Zielen sehr<br />

weiträumig. Eine Installation und Unterhaltung von<br />

festen Sanitäreinrichtungen ist deshalb in der Regel<br />

wirtschaftlich nicht vertretbar. Weiter verbessert hat<br />

sich die Situation an der dalmatinischen Küste. Mit<br />

dem wiederauflebenden Tourismus wird hier verstärkt<br />

in die Infrastruktur der Strände investiert. Der<br />

mit der Blauen Flagge der FEEE ausgezeichnete<br />

Strand von Brela an der Makarska-Riviera ist ein<br />

Musterbeispiel für einen gut ausgestatteten, bewirtschaften<br />

Strand.<br />

4.6 Ökologische Phänomene<br />

Vorkommen der sog. Killeralge Caulerpa taxifolia:<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 114<br />

Standorte der aus den Tropen stammenden Alge<br />

Caulerpa taxifolia, die durch ein ungehindertes<br />

Wachstum die Meeresböden an vielen Stellen im<br />

Mittelmeer <strong>über</strong>wuchert, gibt bzw. gab es in Kroatien<br />

auf der Insel Krk im Hafen von Malinska, auf<br />

der Insel Rab und in der Bucht von Starigrad auf der<br />

Insel Hvar.<br />

Der größte kroatische Bestand von Caulerpa taxifolia<br />

in der Bucht von Starigrad ist gleichzeitig der<br />

Platz, an dem die Alge erstmals in Kroatien gefunden<br />

wurde. Der Bestand wurde 1994 entdeckt und<br />

bedeckt heute eine Fläche von etwa 10.000 m ² .<br />

Während die Alge auf der Insel Pag mit großem<br />

technischen Aufwand (Saugbagger) entfernt werden<br />

konnte, sind Vorhaben zur vollständigen Entfernung<br />

in Starigrad nicht geplant und wären nach Aussage<br />

eines im Gebiet arbeitenden Meeresbiologen auch<br />

aussichtslos. Es werden jedoch Versuche zu verschiedenen<br />

Bekämpfungsmethoden unternommen.<br />

Die im letzten Jahr sehr erfolgreich eingesetzte<br />

Methode zur Bekämpfung der Alge, die Abdeckung<br />

mit Plastikfolie, wurde weiterentwickelt. Natürlich<br />

eignet sich dieses Verfahren nur für ausgesprochen<br />

ruhige Buchten, da Wellenschlag <strong>das</strong> sichere Befestigen<br />

der Folie unmöglich machen würde. Zusätzlich<br />

wurden inzwischen Versuche mit Schnecken unternommen,<br />

welche die von den meisten Meereslebewesen<br />

verschmähte Alge offenbar im Versuch sehr<br />

gut reduzieren konnten. Die Versuche zur Beseitigung<br />

der Alge auf Starigrad wurden leider dieses<br />

Jahr aufgrund von Finanzierungsmangel <strong>über</strong>wiegend<br />

eingestellt.<br />

Ein Bestand bei der Insel Pag, der im September<br />

1996 entdeckt und in <strong>über</strong> 100 Tauchstunden noch<br />

im gleichen Jahr in mühsamer Handarbeit entfernt<br />

wurde, ist im letzten Jahr wieder in die Schlagzeilen<br />

gekommen. Fünf Jahre nach dem aufwendigen<br />

„Unkrautjäten“ unter Wasser ist die Alge im Juni<br />

letzten Jahres in der Nähe des alten Vorkommens<br />

wieder entdeckt worden. Nur etwa 100 Meter vom<br />

alten Standort entfernt entdeckten Taucher des<br />

lokalen Tauchclubs die Alge und meldeten dies dem<br />

Institut für Ozeanographie und Fischereiwesen in<br />

Split. Die unmittelbar eingeleitete Entfernung<br />

scheint Erfolg gehabt zu haben.<br />

Im letzten Jahr ist der Bestand bei Malinska auf Krk<br />

scheinbar endgültig abgestorben. Die Forscher des<br />

Meeresforschungsinstituts in Rovinj schieben den<br />

späten Erfolg früherer, nur teilweise erfolgreicher,<br />

Entfernungsversuche auf den strengen Winter im<br />

letzten Jahr.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Erneut liegen dieses Jahr detaillierte statistische<br />

Daten zu Unfällen am Meer vor. Badeunfälle ohne<br />

und mit Fremdbeteiligung (Boote, Jet-Ski, etc.)


werden in Kroatien den Hafenämtern gemeldet, die<br />

in ihren jeweiligen Bereichen für die Sicherheit auf<br />

See zuständig sind. Die grundlegenden Gesetze und<br />

Regelungen hierzu werden vom Ministerium für<br />

Seewesen, Verkehr und Telekommunikation in<br />

Zagreb herausgegeben. Das Ministerium erstellt<br />

auch die Statistiken zu Unfällen, indem es die Daten<br />

von den Hafenämtern zusammenführt und auswertet.<br />

Das Ministerium hat dem Sommerservice statistische<br />

Daten zur Verfügung gestellt, die allerdings<br />

noch nicht für <strong>das</strong> Jahr 2002 fertiggestellt sind.<br />

Tabelle 2: Statistik zu Unfällen auf See<br />

Ereignisse<br />

Such- und Rettungseinsätze<br />

zum Schutz von Menschenleben<br />

Anzahl<br />

2000<br />

Anzahl<br />

1999<br />

450 469<br />

Gerettete Personen 775 910<br />

Gerettete Schiffe 17 11<br />

Gerettete Boote 205 264<br />

Gerettete Surfbords 18 21<br />

Todesopfer insgesamt, 54 42<br />

davon während des Rettungseinsatzes<br />

0 1<br />

Unfälle auf See 12 10<br />

Mann <strong>über</strong> Bord 6 1<br />

Schwimmer 20 10<br />

Taucher 15 14<br />

ohne Tauchgerät 3 5<br />

mit Tauchgerät 12 9<br />

andere Todesfälle 1 6<br />

Gesetzliche Grundlagen<br />

Narodne Novine (<strong>das</strong> kroatische Amtsblatt) Nummer<br />

50 von 1995 Artikel 4 regelt, welche Anforderungen<br />

ein Konzessionsnehmer eines Strandes zu erfüllen<br />

hat. Er muss danach dafür sorgen, <strong>das</strong>s Erste-Hilfe-<br />

Material vorhanden ist, der Badebereich zur Seeseite<br />

durch (Schwimm-)Barrieren abgesperrt ist und<br />

notwendiges Material und Personal zur Sicherstellung<br />

der Sicherheit und Durchführung von Rettungsaktionen<br />

vorhanden ist. Ein Strandwachdienst<br />

ist damit de facto vorgeschrieben.<br />

Status Quo der Strand<strong>über</strong>wachung<br />

Eine Überwachung des Badebetriebs durch ausgebildete<br />

Rettungsschwimmer gibt es in Kroatien erst<br />

seit kurzem nur an den Hauptstränden der Orte<br />

Opatija und Crkvenica. Es gibt verschiedener Orts<br />

Studien und Bestrebungen zur Einführung eines<br />

„Baywatch“-Service. So wird für den Bezirk Split<br />

eine Studie durchgeführt, welche die Machbarkeit<br />

eines derartigen Service für Split <strong>über</strong>prüft. Alle<br />

Bestrebungen sind jedoch lokaler Natur.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 115<br />

Als landesweite Organisation engagiert sich <strong>das</strong><br />

Kroatische Rote Kreuz (im Folgende KRK abgekürzt)<br />

für die Einführung einer Überwachung des<br />

Badebetriebs. Die beiden <strong>über</strong>wachten kroatischen<br />

Strände, werden von ausgebildeten Helfern der<br />

KRK-Ortsverbände betreut. Die Finanzierung<br />

<strong>über</strong>nehmen die Konzessionsnehmer der Strände<br />

und die lokalen touristischen Verbände.<br />

Das KRK ist Mitglied im Verband der Lebensretter<br />

in Europa (ILSE) und unterhält Kontakte zur DLRG<br />

in Deutschland und der Österreichischen Wasserrettung.<br />

Zur Zeit hat <strong>das</strong> KRK etwa 100 nach Standards<br />

von ILSE ausgebildete Retter. Davon sind allerdings<br />

zur Zeit nur 20 im Wechseldienst in Opatija und<br />

Crkvenica im Einsatz. Für die Zukunft ist geplant,<br />

weitere Strand<strong>über</strong>wachungen einzuführen. Problempunkt<br />

dabei ist die Sicherstellung einer Finanzierung,<br />

die wieder lokal organisiert werden muss.<br />

Das KRK hat keinen offiziellen Auftrag zur Wahrnehmung<br />

der Wasserrettung in Kroatien. Es gibt<br />

auch keine Regelungen dar<strong>über</strong>, was für eine Ausbildung<br />

ein Retter haben muss. In Ermangelung<br />

einer solcher Bestimmung kann es auch sein, <strong>das</strong>s<br />

private Sicherheitsfirmen versuchen werden, in <strong>das</strong><br />

Geschäft einzusteigen.<br />

Einen gewissen Standard zur Strand<strong>über</strong>wachung<br />

kann man auch von den mit der Blauen Flagge<br />

ausgezeichneten Stränden erwarten. Nach Aussagen<br />

von Margita Mastrovic, die Mitglied der FEEE<br />

Partnerorganisation „Ljepa Nasa“ in Kroatien ist,<br />

sollten auch an diesen Stränden eine Überwachung<br />

vorhanden sein. Ganz so streng sind die Vorschriften<br />

der FEEE allerdings nicht. Der FEEE reicht auch<br />

„<strong>das</strong> Vorhandensein geeigneter Rettungsmittel in<br />

ausreichender Zahl“.<br />

Gefahren im Badebereich<br />

Die Sicherheit im Badebereich genügt nach Beurteilung<br />

des Autors häufig nicht deutschen Standards.<br />

So sind die Zugangstreppen an Felsstränden oder<br />

Stränden mit betonierten Plattformen oft nicht in<br />

gutem Zustand. Man muss schon mal mit Spitzen<br />

und scharfen Kanten rechnen. Ein weiteres Problem<br />

ist die Trennung von Badebetrieb und Bootsverkehr.<br />

Während es an den bewirtschafteten Stränden im<br />

Norden Kroatiens jetzt sehr häufig Schwimmsperren<br />

gibt (>50 % der bewirtschafteten Strände), die <strong>das</strong><br />

Einfahren von Booten in den Badebereich verhindern,<br />

ist <strong>das</strong> in Dalmatien noch selten der Fall.<br />

Genaue Daten gibt es aufgrund der noch geringen<br />

Zahl der Strandberichte aus Dalmatien nicht.<br />

Ausweisung von Nichtschwimmerzonen ist eine<br />

große Seltenheit. Dies liegt mit Sicherheit auch an<br />

der Beschaffenheit der kroatischen Strände. Es<br />

handelt sich zumeist um Felsstrände oder Kiesstrände<br />

mit starkem Gefälle und bewegter Unterwasser-


topographie. Die Ausweisung einer klassischen<br />

Nichtschwimmerzone ist hier wenig praktikabel.<br />

Boote gegen Schwimmer und Taucher<br />

In Abwesenheit von Gefahren wie starken Strömungen<br />

und Wellenschlag stellt in Kroatien der Sportbootsverkehr<br />

eine große Gefahr dar.<br />

Es gab auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von<br />

zum Teil tödlichen Zusammenstößen von Sportbooten<br />

und Schwimmern respektive Tauchern.<br />

Gesetzliche Regelungen<br />

Das Verhalten von Sportbootfahrern und Schwimmern<br />

wird in einer Reihe von Gesetzen geregelt.<br />

Grundlage ist Narodne Novine Nummer 17 von<br />

1994. In Narodne Novine Nummer 161 vom Jahre<br />

1998 wurden die Bestimmungen noch einmal<br />

verschärft.<br />

- Schwimmern ist es verboten, weiter als 100 m<br />

ins Meer hinaus zu schwimmen.<br />

- Motorbootfahrer dürfen sich in Gleitfahrt nicht<br />

näher als 300 m der Küste nähern (war 250 m).<br />

Das gilt auch für Jetski und Jetscooter.<br />

- Langsamere Motorboote bis 12 m und Segelboote<br />

dürfen sich nicht mehr als 50 m der Küste<br />

nähern.<br />

- Im Bereich von Badestellen ist für diese<br />

Fahrzeuge ein Abstand von 50 m zu bewirtschafteten<br />

(und damit abgesperrten, s.o.) und<br />

150 m zu Naturstränden einzuhalten.<br />

- Für Taucher sind gerade neu Regelungen in<br />

Kraft getreten, die insbesondere darauf abzielen,<br />

die in den letzten Jahren aufgetretenen Unfälle<br />

von schlecht oder gar nicht ausgebildeten<br />

Tauchern und illegal im Land operierenden<br />

ausländischen Tauchschulen unter Kontrolle zu<br />

bringen. Grundsätzlich ist eine Tauchstelle mit<br />

einer Taucherboje zu kennzeichnen.<br />

Die Regelungen, welche die kroatischen Gesetze zur<br />

Sicherheit der Badenden festschreiben, sind streng.<br />

Problem ist die Abwesenheit einer ausreichend<br />

ausgestatteten Exekutive, welche die an sich strengen<br />

Regeln <strong>über</strong>wachen kann. Trotz der strengen<br />

Gesetze sind durch Badende rasende Motorboote<br />

und Jetski in Kroatien leider an der Tagesordnung.<br />

Aber auch viele Schwimmer verhalten sich extrem<br />

leichtsinnig, in dem sie vielfach sehr weit ins Meer<br />

hinaus schwimmen. Schwimmer und Schnorchler<br />

sind ohne mitgeführte Boje von einem Motorboot<br />

bei etwas Wellengang nur noch schwer auszumachen.<br />

Ohne harte statistische Zahlen steht eine<br />

abschließende Aussage zur Badesicherheit auf<br />

wackeligen Füßen: Es scheint insgesamt nicht sehr<br />

viel zu passieren und es könnte sicher noch deutlich<br />

weniger passieren, wenn Boots- und Badeurlauber<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 116<br />

sich an die gesetzlichen Regelungen und den gesunden<br />

Menschenverstand halten würden.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkung<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den Tourismus<br />

5. Juni:<br />

Am Weltumwelttag, dem 5. Juni, wurden feierlich<br />

48 ‚Blaue Flaggen‘ in Kroatien gehisst. Die ‚Blaue<br />

Flagge‘ wird von der FEEE (Foundation for Environmental<br />

Education in Europe) als Auszeichnung<br />

an Strände und Sportboothäfen vergeben, welche die<br />

umfangreichen Umweltkriterien der FEEE erfüllen.<br />

Die Auszeichnung haben dieses Jahr 33 Strände und<br />

15 Marinas in Kroatien erhalten.<br />

20. Juni:<br />

Es erschienen die ersten Meldungen <strong>über</strong> Algenschleim<br />

an der kroatischen Küste. Das schleimige<br />

Material wurde zuerst in Dalmatien in der Gegend<br />

von Split gemeldet. Kurze Zeit danach wurden auch<br />

Flecken an der Meeresoberfläche in der Kvarnerbucht<br />

gesichtet.<br />

23. Juni:<br />

In einer Pressekonferenz informierten die Wissenschaftler<br />

des Meeresforschungsinstituts in Rovinj<br />

<strong>über</strong> die Algenschleimsituation. In der Zwischenzeit<br />

tauchte <strong>das</strong> Material vor der Südspitze und entlang<br />

der Ostküste Istriens bis nach Rijeka auf. Entgegen<br />

den Befürchtungen entwickelte sich die Situation<br />

jedoch nicht zu einem Problem für den Badebetrieb.<br />

Schlechtes Wetter führt zu einem Rückgang des<br />

Phänomens.<br />

14. Juli:<br />

Am Abend des 14. Juli zog ein großer Gewittersturm<br />

<strong>über</strong> Kroatien hinweg und richtete vielfältige Schäden<br />

an. Am stärksten betroffen war Istrien. Hier<br />

wurde auf einem Zeltplatz in Vrsar ein Tourist von<br />

einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf der<br />

Roten Insel in Rovinj wurden Hunderte alter Bäume<br />

vom Sturm umgeworfen. Zahlreiche Yachten gerieten<br />

in Seenot.<br />

16. August:<br />

In einer Pressekonferenz teilten Behördenvertreter<br />

und <strong>das</strong> Hauptwasserversorgungsunternehmen<br />

Istriens mit, <strong>das</strong>s es durch die starken Niederschläge<br />

im August zu hygienischer Verunreinigung des<br />

Trinkwassers in Südistrien (Großraum Pula) gekommen<br />

war. Es wurde empfohlen, <strong>das</strong> Wasser bis<br />

auf weiteres abzukochen oder abgefülltes Mineralwasser<br />

zu kaufen. Die Warnung wurde wenige Tage<br />

später wieder aufgehoben.


5. Danksagung<br />

Danken möchten wir der Koordinatorin der Untersuchungen<br />

beim Umweltministerium in Rijeka, Frau<br />

Margita Mastrovic und ihren Mitarbeitern für die<br />

freundliche Kooperation. Des weiteren möchten wir<br />

Herrn Dr. Smodloka, Leiter des Instituts "Rudjer<br />

Boskovic" in Rovinj und seinem Kollegen Dr.<br />

6. Adressen<br />

Forschungseinrichtungen und<br />

<strong>Institute</strong> (Sprachen der Ansprechpartner<br />

in Klammern):<br />

Ministerium für Umweltschutz und<br />

Planung - Büro für die Adria –<br />

Rijeka - Leiterin:<br />

Mr. Sc. Margita Mastrovic (GB, I)<br />

Uzarska 2/1<br />

51 000 Rijeka<br />

Tel.: 051 - 213499<br />

Fax: 051 - 214324<br />

E-Mail:<br />

margita.mastrovic@mzopu.hr<br />

Forschungsinstitut "Rudjer Boskovic"<br />

für Meereskunde<br />

Dir. Herr Dr. Smodlaka (GB, I)<br />

Frau Dr. Zavodnik (GB)<br />

Elvis Zahtila (GB)<br />

Danilo Degobbis (GB, I)<br />

52 210 Rovinj<br />

Tel.: 052 - 811544 / 804700<br />

E-Mail: degobbis@cim.irb.hr<br />

URL: www.more.cim.irb.hr<br />

Institut für Ozeanographie und<br />

Fischereiwesen<br />

Direktor: Frau Dr. Marasovic (GB)<br />

Herr Dr. Zvonaric (GB)<br />

Set I. Mestrovica 63<br />

58000 Split<br />

Tel.: 021 - 358688<br />

Fax: 021 - 358650<br />

http://www.izor.hr/<br />

Biologisches Institut Dubrovnik<br />

Dr. Adam Benovic (GB)<br />

PO Box 93<br />

50000 Dubrovnik<br />

Tel.: 020 - 427937<br />

http://www.izor.hr/hr/lab/labeko_uzgoj.html<br />

Gesundheitsämter:<br />

Zavod za javno zdravstvo Pula<br />

Leiter: Sonja Dikovic (GB)<br />

Zeljko Stipic (GB)<br />

Vladimir Nazora 3<br />

52 100 Pula<br />

Tel.: 052 – 217688 (int.260)<br />

Fax: 052 – 222151<br />

E-Mail: stipic@more.cim.irb.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo<br />

Primorsko-goranske zupanije<br />

Leiter: mr.sc.Visnja Hinic (GB)<br />

Dusanka Cuzela (GB)<br />

Kresimirova 52 a<br />

51 000 Rijeka<br />

Tel.: 051 – 358 736<br />

Fax: 051 – 213 948<br />

E-Mail: visnja.hinic@ri.tel.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo Lickosenjske<br />

zupanije<br />

Dr. Marija Jurkovic<br />

Senjskih Zrtava 2<br />

53 000 Gospic<br />

Tel.:053 - 574452<br />

Fax: 053 – 574453<br />

E-Mail: zzjzz-lickosenjske@gs.tel.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo Zadarske<br />

zupanije<br />

Nives Elersek(GB)<br />

Kolovare 2<br />

23 000 Zadar<br />

Tel.: 023 - 300858 / 300840<br />

Fax: 023 – 21107<br />

E-Mail: zavod-za-javno-zdravstvozadar@zd.tel.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo Sibensko-kninske<br />

zupanije<br />

Leiter: Lidija Bujas<br />

Kralja Zvonimira 23<br />

22 000 Sibenik<br />

Tel.: 022 - 212425 / 212430<br />

Fax: 022 - – 215063<br />

E-Mail: lidija.bujas@si.hinet.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo Splitskodalmatinske<br />

zupanije<br />

Leiter: Dr. Meri Prodan-Bedalov<br />

Vukovarska 46<br />

21 000 Split<br />

Tel.: 021 - 539819<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 117<br />

Degobbis danken für ihre hilfreichen Informationen<br />

zu aktuellen Fragen der Meeresforschung und<br />

speziell zur Mucillagine-Problematik. Zum gleichen<br />

Anlass auch großen Dank an Frau Dr. Marasovic,<br />

Leiterin des Instituts für Ozeanographie und Fischereiwesen<br />

in Split, die ebenfalls wieder mit Auskünften<br />

weitergeholfen hat.<br />

Fax: 021 - – 535318<br />

E-Mail: zjz-split@hi.hinet.hr<br />

Zavod za javno zdravstvo Split<br />

Ispostava Makarska<br />

Mirna Zwirn (GB)<br />

21 300 Makarska<br />

Tel.: 021 - 612033<br />

Fax: 021 – 612103<br />

Zavod za javno zdravstvo Dubrovacko-neretvanske<br />

zupanije<br />

Leiter: mr. sc. Zorica Smoljan,<br />

(GB)<br />

Dr Ante Starcevica 45<br />

PP 58<br />

20001 Dubrovnik<br />

tel. +385 20 417 288<br />

fax. +385 20 413 625<br />

E-Mail: zzjz-h.a.l.@du.hinet-hr<br />

Ämter für Umweltschutz und<br />

Planung:<br />

Procelnik Ureda za prostorno<br />

uredjenje, stambeno komunalne<br />

poslove, graditeljstvo i zastitu<br />

okolisa<br />

Leiter: Herr Francic (GB)<br />

Branka Vukovic(GB)<br />

Dr.-Ante-Starcevica 67<br />

20 000 Dubrovnik<br />

Tel.: 020 - 421681 / 020 - 412939<br />

Fax: 020 – 413892<br />

Pula<br />

Odjel za prostorno planiranje,<br />

graditeljstvo i zastitu okolisa<br />

Istarske zupanije<br />

Frau Liliana Dravec (GB)<br />

Flanaticka 29<br />

52 000 Pula<br />

Tel.: 051 - 216656<br />

Fax: 051 - 216626


Regionalbericht Katalonien<br />

Bearbeitet von Dr. Ðore Georg Kasimir, Wien<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Katalonien, seit zwölf Jahren in ununterbrochener<br />

Reihe am ADAC-Sommerservice beteiligt, besteht<br />

im wesentlichen aus vier unterschiedlichen Küstenregionen:<br />

Im Norden liegt die zur Provinz Girona gehörende<br />

"Costa Brava", von der französischen Grenze (bei<br />

Portbou) bis zum Fluss Tordera (bei Blanes) reichend.<br />

Küstenmorphologisch ist sie sehr vielseitig<br />

ausgeprägt mit schroffen Felsküsten (z. B. Cap de<br />

Creus, mit dem vor 4 Jahren eingerichteten Naturpark,<br />

Cap de Begur, Montgrímassiv) und kleinen,<br />

z. T. nur vom Meer aus erreichbaren Badebuchten<br />

und Kiesstränden bis hin zu ausgedehnten Sandstränden<br />

wie beispielsweise in der Bucht von Roses<br />

oder zwischen Estartit und Pals. In der Bucht von<br />

Roses liegt einerseits <strong>das</strong> wichtigste Feuchtgebiet<br />

der Costa Brava, die geschützten Aiguamolls de<br />

l'Empordà, andererseits weist <strong>das</strong> Gebiet mit<br />

St. Martí d’Empúries bei Escala auch <strong>das</strong> wichtigste<br />

griechisch-römische Ausgrabungsgelände auf. Mit<br />

Empuriabrava, dem "katalanischen Venedig" und<br />

Estartit mitsamt den Medes-Inseln beinhaltet die<br />

Costa Brava auch eines der wichtigsten Tauch- und<br />

Nautikgebiete des Mittelmeeres.<br />

Nach Süden schließt dann - mit ausgedehnten<br />

Sandstränden und dicht urbanisiert - <strong>das</strong> "Maresme",<br />

schon zur Provinz Barcelona gehörend, an. Auch<br />

hier liegen Orte von großer touristischer Bedeutung<br />

wie beispielsweise Calella, <strong>das</strong> schon vor der touristischen<br />

Erschließung aufgrund der Textilindustrie<br />

viele Verbindungen zu Deutschland hatte und<br />

derzeit eine rapide Entwicklung der Verbesserung<br />

und Modernisierung in Richtung Nachhaltigkeit des<br />

Tourismus durchmacht. Die Stadt Barcelona selbst<br />

hat seit der Olympiade 1992 mit allen Infrastrukturen<br />

versehene Sandstrände im Stadtbereich. Derzeit<br />

wird die Strandpromenade erweitert und neu gestylt<br />

und an der Neuordnung des Gebietes um die Besósmündung<br />

im Hinblick auf <strong>das</strong> Forum 2004<br />

gearbeitet. Unterbrochen durch Hafen und Mündungsgebiet<br />

des Llobregat setzen sich die Sandstrände<br />

dann fort bis zum unter Schutz stehenden<br />

Kalkmassiv des Garraf mit einigen kleinen Stränden.<br />

Danach, in Sitges, beginnt wieder ein Bereich mit<br />

mehr oder weniger ausgedehnten Sandstränden,<br />

durch kurze felsige Küstenabschnitte unterbrochen.<br />

Zur südlichsten der drei am Meer gelegenen Provinzen<br />

Kataloniens, Tarragona, gehört als Küstengebiet<br />

einerseits die "Costa Daurada", mit ausgedehnten<br />

Sandstränden und intensiver touristischer Nutzung,<br />

aber auch mit wenig frequentierten kleinen Buchten<br />

in ihrem südlichen Teil, andererseits <strong>das</strong> Ebrotal und<br />

<strong>das</strong> Ebrodelta. Hier wird immer intensiver an der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 118<br />

weiteren touristischen Erschließung und der Schaffung<br />

einer eigenen touristischen Marke im Rahmen<br />

der <strong>über</strong>geordneten Marke "Costa Daurada" gearbeitet.<br />

Der Trend geht auch hier zu einem naturnahen<br />

Qualitätstourismus. Nach der Schiffbarkeit des Ebro,<br />

die bisher auf den letzten 90 km Flusslänge verwirklicht<br />

ist und derzeit um 16,5km bis nach Ascó<br />

verlängert wird, geht man an die Ufergestaltung und<br />

Renaturierung. In Planung ist auch ein schiffbarer<br />

Kanal zwischen Amposta und St. Carles de la Ràpita<br />

samt neuen touristischen Siedlungen mit direkter<br />

Zufahrtmöglichkeit für die Yachten wie in Empuriabrava.<br />

Das Ebrodelta selbst ist durch ausgedehnte und<br />

großteils unerschlossene Sandstrände und <strong>das</strong> größte<br />

Feucht- und Vogelschutzgebiet Kataloniens charakterisiert.<br />

Zudem beherbergt es große Muschelzuchtanstalten,<br />

deren jährliche Miesmuschelproduktion<br />

3000 Tonnen <strong>über</strong>steigt. Noch ist nicht ganz abzusehen,<br />

wie sich der PHN, der nationale hydrologische<br />

Plan, der eine Umleitung eines bedeutenden Teils<br />

des Ebrowassers nach Süden (Murcia und Alicante)<br />

vorsieht, auf die touristische Nutzung des Ebro<br />

auswirken wird.<br />

Die nördliche Costa Daurada hat neben den touristisch<br />

wichtigen Küstengemeinden Cambrils, Vilaseca,<br />

Salou und Mont-roig mit "Port Aventura" nahe<br />

von Salou den größten Themen- und Attraktionenpark<br />

Spaniens aufzuweisen. Er wird in den kommenden<br />

Jahren weiter ausgebaut werden und mittelfristig<br />

sogar einen eigenen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge<br />

bekommen. Des Weiteren sind<br />

2002 zwei neue Luxushotels mit je 500 Zimmern<br />

erbaut worden. Port Aventura befindet sich damit<br />

auf dem besten Weg, zum wichtigsten Themenpark<br />

Europas zu werden.<br />

Zunehmende touristische Bedeutung gewinnt <strong>das</strong><br />

Hinterland der Costa Daurada: Allen, die Ruhe und<br />

Erholung suchen oder auch dem Trubel an der Küste<br />

kurzfristig entkommen möchten, bietet <strong>das</strong> bergige<br />

Hinterland (u.a. Prades Berge, Ports de Tortosa-<br />

Beseit) ein reichhaltiges und noch wenig bekanntes<br />

Angebot. Weinliebhaber schätzen vor allem die<br />

inzwischen Weltruhm genießenden Prioratweine, die<br />

vor kurzem durch eine eigene Qualitäts- und Herkunftsbezeichnung<br />

ausgezeichnet wurden. Eher noch<br />

ein Geheimtipp sind dagegen die Weine der Terra<br />

Alta. Mit dem Thermenhotel Montbrió hat die Costa<br />

Daurada auch eines der bestausgestattetsten Kur-<br />

und Tagungshotels Spaniens aufzuweisen.<br />

Insgesamt handelt es sich bei der katalanischen<br />

Küste um ein dicht besiedeltes und traditionell


touristisch intensiv genutztes Gebiet. Entsprechend<br />

vielfältig ist auch <strong>das</strong> touristische Angebot. Kehrseite<br />

dieser Entwicklung ist der massive Bebauungsdruck,<br />

dem sich die letzten unberührten Küstenabschnitte<br />

ausgesetzt sehen. Mittlerweile wurde dieses<br />

Problem aber auch von verantwortlichen Stellen<br />

erkannt und es wird zumindest versucht, einerseits<br />

letzte Reste unverbauten Gebietes zu schützen und<br />

neue Urbanisationen etwas von der Küste weg zu<br />

verlagern, andererseits die urbanistische Qualität<br />

dieser außerhalb der Hauptsaison oft wie ausgestorbenen<br />

Siedlungen zu verbessern.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Für die Festlegung bzw. Streichung von offiziellen<br />

Messstellen sind seit 1990 die Gemeinden in Zusammenarbeit<br />

mit der Agència Catalana de l'Aigua<br />

verantwortlich. In der Saison 2002 wurden in den<br />

17 Untersuchungswochen zwischen dem 1. Juni und<br />

dem 24. September 241 Messpunkte (3 mehr als<br />

2001) an 210 Stränden in wöchentlichen Abständen<br />

untersucht. Die 13 Messpunkte an den 12 Binnenbadegewässern<br />

wurden in zweiwöchentlichem Abstand<br />

beprobt, so <strong>das</strong>s hier insgesamt sechs Datenserien<br />

vorliegen. Die zwei neu hinzugekommenen Messpunkte<br />

gehören zu den Gemeinden Calonge und<br />

Cornudella de Montsant. Wegen der Bauarbeiten für<br />

<strong>das</strong> Forum 2004 war der Strand Camp de la Bota in<br />

St.Adrià <strong>über</strong> die gesamte Saison für die Öffentlichkeit<br />

gesperrt. Innerhalb der wöchentlichen Untersuchungsintervalle<br />

wurden die meisten Strände zusätzlich<br />

noch vier- bis fünfmal visuell kontrolliert sowie<br />

wieder, wie erstmals in der vergangenen Saison,<br />

täglich von den drei Ultraleichtflugzeugen der ACA<br />

aus etwa 200 m Höhe kontrolliert. Im Verlauf der<br />

diesjährigen Badesaison erfolgten letztlich <strong>über</strong><br />

22.426 Inspektionen im Auftrag der Agència Catalana<br />

de l'Aigua. 5208 Wasserproben, 18 % mehr als<br />

2001 wurden mikrobiologisch untersucht. Die<br />

Entnahme der Wasserproben erfolgte im Badebereich<br />

(Brusttiefe des Entnehmenden) am Wochenende,<br />

also bei erhöhter Frequentierung. Dadurch soll<br />

erreicht werden, <strong>das</strong>s die Belastung zum Zeitpunkt<br />

der maximalen Nutzung erfasst wird. Die Proben<br />

werden nach der Entnahme gekühlt bei 4 °C transportiert<br />

und innerhalb von sechs Stunden in Reus<br />

aufgearbeitet.<br />

Abgesehen von der vom Ufer aus erfolgenden<br />

Untersuchung der hygienischen Badegewässergüte<br />

läuft während der Sommersaison ein umfassendes<br />

Monitoringprogramm des katalanischen Litorals in<br />

Form von großen Messkampagnen. Mittels Thermosalinimeter<br />

werden in-situ Messungen der Wassertemperatur<br />

und der Salinität in ufernahen und<br />

uferfernen Profilen durchgeführt. Dies ist besonders<br />

wichtig für <strong>das</strong> Aufspüren von Süßwasserfahnen im<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 119<br />

unmittelbaren Küstenbereich. Weiters werden die<br />

Parameter Chlorophyll a, gelöster Sauerstoff, BSB5,<br />

Nitrate, Nitrit, Ammonium, Phosphate und Silikate,<br />

pH-Wert sowie die bakteriellen Fäkalparameter<br />

gemessen. An 10 Messstellen werden zusätzlich<br />

noch chlorierte Pflanzenschutzmittel und chlorierte<br />

Lösungsmittel, Quecksilber und Cadmium gemessen.<br />

Die Messkampagnen dieses Untersuchungsschiffes<br />

dienen dazu, durch Untersuchung küstenfernerer<br />

Vergleichszonen Referenzwerte für die Beurteilung<br />

der Küstengewässer zu liefern, die Umgebung von<br />

Abwasserfernausleitungsrohren zu <strong>über</strong>wachen und<br />

eventuelle Ausnahmesituationen, wie beispielsweise<br />

bei Algenblüten, zu untersuchen. Die Arbeit dieses<br />

Untersuchungsschiffes wurde vom ADAC-<br />

Reisemagazin in dem 2000 erschienenen Costa<br />

Brava Heft dokumentiert.<br />

Wegen der guten Ergebnisse wurde die 2001 begonnene<br />

zusätzliche Überwachung der Küste aus der<br />

Luft fortgesetzt. Von drei ultraleichten Kleinflugzeugen<br />

aus wurde die gesamte Küste zweimal<br />

täglich im Hinblick auf Ölverunreinigungen durch<br />

Schiffe, Medusenbänke und ähnliches <strong>über</strong>wacht.<br />

Insgesamt 356 Flugstunden wurden dazu durchgeführt.<br />

Hauptziel der Kampagne 2002 des Umweltministeriums<br />

war wieder die Reduktion der schwimmenden<br />

Feststoffe und der Ölflecken sowie eine Verbesserung<br />

der Konsumenteninformation direkt an den<br />

Stränden. Dafür wurden wieder an den 240 Messpunkten<br />

wöchentlich aktualisierte Informationssäulen<br />

aufgestellt.<br />

Wie auch im vergangenen Jahr standen der katalanischen<br />

Wasseragentur auch wieder eine Reihe von<br />

Wasserfahrzeugen zur Verfügung, um vor allem um<br />

schwimmende Feststoffe oder andere Verunreinigungen<br />

im Uferbereich des Meeres zu beseitigen. In<br />

der Saison 2002 konnte ihre Effektivität gesteigert<br />

werden, indem zusätzlich zur Mannschaft Inspektoren<br />

eingesetzt wurden, die die Kampagne der Schiffe<br />

<strong>über</strong>prüften und eine Erfolgskontrolle einführten.<br />

760 Inspektionen wurden von ihnen durchgeführt. In<br />

der Saison 2002 wurden von den verschiedenen<br />

Typen von Wasserfahrzeugen 890 m³ schwimmender<br />

Verunreinigungen entfernt, darunter 303 m³<br />

Holz, 94 m³ Algen und 282 m³ Plastik.<br />

Die katalanische Wasseragentur beteiligte sich auch<br />

an einem europäischen Forschungsprogramm, dem<br />

INTERREG, <strong>das</strong> auf den unmittelbaren Küstenbereich<br />

des westlichen Mittelmeeres ausgerichtet ist.<br />

Im Gegensatz zur Tiefsee ist der Küstenbereich, <strong>das</strong><br />

sogenannte Litoral, relativ wenig untersucht, obwohl<br />

es eine Schlüsselposition als Übergang zwischen<br />

Meer und Land inne hat und Basis eines der wich-


tigsten Wirtschaftszweige der Mittelmeerländer, des<br />

Tourismus, ist. Zudem ist es besonders dicht besiedelt,<br />

im Sommer können sich die Bewohnerzahlen<br />

weit mehr als nur verdoppeln, was zu einer besonderen<br />

Belastung dieses empfindlichen Ökosystems<br />

führt. Das Forschungsprogramm soll wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse <strong>über</strong> die ökologischen Zusammenhänge<br />

des Litorals bringen und Phänomene, die auch<br />

für den Badetourismus von Bedeutung sind, aufklären.<br />

Dazu gehören die Lebenszyklen und z. B.<br />

Massenvorkommen von Medusen und von manchmal<br />

auch toxischen Kleinalgen, aber auch die<br />

Zusammenhänge dieser Phänomene mit meteorologischen<br />

oder klimatischen Phänomenen. Auf einer<br />

Tagung in Barcelona wurden die ersten Ergebnisse<br />

präsentiert.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Die hygienisch-bakteriologische Untersuchung,<br />

durchgeführt vom mikrobiologischen Labor der<br />

medizinischen Fakultät Rovira i Virgili in Reus<br />

unter der Leitung von Dr. M. J. Figueras, umfasst<br />

die drei Parameter Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme<br />

und Fäkalstreptokokken und wurde wöchentlich<br />

(bzw. bei den Binnengewässern zweiwöchentlich)<br />

durchgeführt. Wie in den vorangegangenen <strong>Bericht</strong>sjahren<br />

wurde für die Koliformen ein MPN<br />

(most probable number)-Verfahren unter Verwendung<br />

eines Standard-Endo-Mediums, für die Fäkalstreptokokken<br />

ein Membranfilterverfahren (unter<br />

Verwendung des m-Enterococcus Agar, Bebrütung<br />

48 h bei 37 °C) verwendet. In geringerer Frequenz<br />

wurde an manchen Messpunkten auch auf Salmonellen<br />

und andere Parameter hin untersucht.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Diesbezügliche Maßnahmen fallen in Spanien unter<br />

die Kompetenz der Gemeinden und werden daher<br />

sehr unterschiedlich gehandhabt. Aktuelle hygienische<br />

Beanstandungen (aber auch andere Gefahren<br />

wie hoher Wellengang, ablandige Strömungen,<br />

Winde oder Quallenvorkommen) werden durch<br />

Hissen der roten oder gelben Flagge am Strand<br />

angezeigt. Im Falle kurzfristiger Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen,<br />

z. B. Im Falle von Kanalisationshavarien,<br />

werden Informationstafeln mit dem Hinweis<br />

auf <strong>das</strong> Badeverbot aus hygienischen Gründen<br />

angebracht und der betroffene Strandabschnitt<br />

mittels Plastikbändern abgesperrt. In bestimmten<br />

Fällen werden die Badegäste auch <strong>über</strong> Lautsprecherwagen<br />

der lokalen Polizei oder der Guardia<br />

Civil vor einer eventuellen Gefahr gewarnt.<br />

Seitens der Agència Catalana de l'Aigua (ACA)<br />

werden die Ergebnisse der wöchentlichen Bewertungen<br />

in der Tagespresse, in Radio und Fernsehen<br />

sowie <strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet den Konsumenten bekanntgegeben.<br />

Seit der Saison 2001 hat die ACA an den<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 120<br />

meisten Stränden Informationssäulen eingerichtet,<br />

an denen mittels Farbcode <strong>das</strong> Ergebnis der wöchentlichen<br />

Untersuchungen veröffentlicht wird.<br />

Auch die Jahresabschlussbewertung der vergangenen<br />

Jahre ist ersichtlich, leider wurde – wohl aus<br />

Gründen des Designs - von dem ursprünglichen<br />

Vorhaben abgesehen, weitere Daten und Informationen<br />

wie täglich aktualisierte meteorologische und<br />

andere nützliche Informationen und Hinweise<br />

anzubringen.<br />

Werden Grenzwerte wiederholt <strong>über</strong>schritten, ohne<br />

<strong>das</strong>s außergewöhnliche meteorologische Ereignisse<br />

als Ursache festzustellen sind, werden eventuell<br />

vorhandene Ausleitungsrohre von Tauchern auf<br />

Lecks abgesucht bzw. die Kläranlagen auf ihre<br />

Funktion <strong>über</strong>prüft.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen<br />

des Instituts in Reus werden dem Regionalbearbeiter<br />

des Sommerservice wöchentlich durch die<br />

zuständige Abteilung der Agència Catalana de<br />

l'Aigua jeweils sofort nach Vorliegen des kompletten<br />

Datensatzes <strong>über</strong>mittelt. Die Beschaffung weiterer<br />

für den ADAC-Sommerservice relevanter Informationen<br />

erfolgt auf unterschiedlichste Art und<br />

Weise, so insbesondere durch eigenen Lokalaugenschein<br />

an den Stränden, durch Auswertung der<br />

lokalen und regionalen Presse- beziehungsweise<br />

Rundfunkmeldungen, immer öfter auch aus dem<br />

Internet. Besonders wertvoll war wieder die von der<br />

ACA gebotene Möglichkeit, an einigen der von der<br />

ACA täglich durchgeführten Inspektionsflügen in<br />

einem Ultraleichtflugzeug teilzunehmen.<br />

Viele Informationen werden auch durch persönliche<br />

Kontakte zu <strong>Institute</strong>n, Gemeindeämtern, Umweltorganisationen<br />

und Einzelpersonen sowie <strong>über</strong><br />

Literatur der Regierungsbuchhandlung, die monographische<br />

Beiträge u. a. auch zu vielen ökologischen<br />

bzw. tourismusbezogenen Themen herausgibt,<br />

gewonnen. Weiterhin werden <strong>Bericht</strong>e unterschiedlichster<br />

staatlicher und nicht-staatlicher Organisationen<br />

(zum Beispiel die Schriftenreihen des "Centre d'<br />

Estudis del Mar" oder des "Servei del Medi Ambient"<br />

der Diputació de Barcelona) herangezogen.<br />

Sowohl die Provinzregierungen und einzelne touristische<br />

Gemeinden als auch die Ministerien selbst<br />

machen mittlerweile viele ihrer Dokumente <strong>über</strong> <strong>das</strong><br />

Internet der Öffentlichkeit zugänglich. Informationen<br />

zu Ozonmesswerten in Katalonien zur besseren<br />

Information der Badegäste wurden vom neu eingerichteten<br />

Messnetz für troposphärisches Ozon<br />

geliefert. Bei wiederholter Überschreitung der<br />

Grenzwerte an einer der 49 Messstationen wurde die<br />

Bevölkerung gewarnt, damit insbesondere Asthma-


tiker und empfindliche ältere Menschen sich rechtzeitig<br />

darauf einstellen können. Das Ozonmessnetz<br />

wurde bis nach Saisonende am 15. Oktober betrieben.<br />

Über eine Internetseite (www.gencat.es/servmet<br />

/uvi/) wurden die Konsumenten auch <strong>über</strong> die<br />

aktuelle UV-Einstrahlung informiert.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Auch die Saison 2002 verlief insgesamt positiv für<br />

den katalanischen Tourismus, die Zahl der Touristen<br />

stieg nur leicht, die Einnahmen aus dem Tourismus<br />

steigerten sich dagegen deutlich, ein Indikator dafür,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bestreben Kataloniens, vom quantitativen<br />

auf qualitatives Wachstum umzusteigen, seine<br />

Früchte trägt.<br />

Auch in den kommenden Jahren werden <strong>über</strong><br />

6 Mio. € in Pläne zur qualitativen Verbesserung<br />

wichtiger Tourismusgemeinden investiert werden.<br />

Schwerpunkte dieser Investitionen sind derzeit<br />

Roses an der Costa Brava, Cardona in der Provinz<br />

Barcelona und Pallars Sobirá in den Pyrenäen.<br />

Durch Ausweitung des komplementären (z. B.<br />

kulturellen) Angebotes und der Infrastruktur sollen<br />

diese Zonen neue Anziehungspunkte erhalten.<br />

Die Aktivitäten des Tourismussektors lassen erkennen,<br />

<strong>das</strong>s der Trend hin zu einem qualitativ höheren<br />

Angebot und somit zur Nachhaltigkeit auch im Jahr<br />

2002 weiter verfolgt wurde. Im Februar 2001 wurden<br />

beim großen Tourismuskongress Kataloniens<br />

die erreichten Ergebnisse vorgestellt und die strategischen<br />

Weichenstellungen für den Tourismus im<br />

21. Jahrhundert vorgenommen.<br />

Einig ist man sich darin, <strong>das</strong>s vor allem in den<br />

obersten Hotelkategorien noch Bedarf an einer<br />

Ausweitung des Angebotes besteht. Geplant sind<br />

derzeit solche Objekte in den Costa Daurada-Orten<br />

Roda de Barà, wo beim zukünftigen Yachthafen ein<br />

5-Sterne-Hotel erbaut werden soll, in Creixell, wo<br />

im Zusammenhang mit 2 neuen Golfplätzen auch<br />

Luxushotels geplant werden und in Mont-roig del<br />

Camp, bisher vor allem durch seine Campingplätze<br />

bekannt, die mit fast 20.000 die Hotelbettenzahl um<br />

<strong>das</strong> 40-fache <strong>über</strong>steigen. Auch hier plant man jetzt<br />

Bau von Hotels der obersten Kategorie.<br />

An der Costa Daurada erhielten die Hotels Occidental<br />

Blau Mar und Playa Park in Salou sowie der<br />

Themenpark Port Aventura die EMAS Umwelt-<br />

Zertifizierung. Dieses europaweit anerkannte Zertifizierungssystem<br />

für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften<br />

verfolgt ein mehrfaches Ziel: Kostensenkung,<br />

Imageverbesserung, Erfüllung gesetzlicher<br />

Auflagen und Verbesserung der Motivation der<br />

Belegschaft der Betriebe. Neben den genannten<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 121<br />

Betrieben seien noch der Camping St.Pol in St. Feliu<br />

de Guíxols, der Camping Les Medes in L’Estartit,<br />

4 Melià Hotels in Sitges, Girona und Barcelona<br />

sowie <strong>das</strong> Hotel Petit Caçadors in Ribes de Freser<br />

angeführt. Weitere Campingplätze, Hotelbetriebe<br />

und Themenparks sind derzeit mitten im Zertifizierungsverfahren.<br />

Abgesehen von der EMAS Zertifizierung hat Katalonien<br />

als einziges Bundesland Spaniens eine eigene<br />

Auszeichnung für umweltfreundliche Betriebe nach<br />

deutschem und holländischem Modell eingeführt.<br />

Das Tourismuspatronat der Diputation von Tarragona<br />

hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt um<br />

eine Verbesserung des Managements bemüht. Dazu<br />

wurden verschiedene Arbeitsinstrumente und -<br />

methoden entwickelt und gefestigt wie: Schaffung<br />

von Aktionsplänen (1996), Entwicklung von Fortbildungsprogrammen<br />

(1997), Erstellung eines<br />

Prozesshandbuchs (1999), Implementierung des<br />

zielorientierten Managements (2001). Im Juli 2002<br />

wurden diese Bemühungen durch den Erhalt des<br />

Zertifikats ISO 9001: 2000 belohnt. Damit ist <strong>das</strong><br />

Patronat der Costa Daurada die erste öffentliche<br />

Organisation zur Förderung des Fremdenverkehrs in<br />

Spanien, die diese Auszeichnung erhält.<br />

Ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Möglichkeiten<br />

der Qualitätssteigerung stellt ein "Sprachenservice"<br />

dar, der es Touristen, die sich in einer<br />

Notsituation an die Polizei wenden, ermöglicht, sich<br />

in ihrer Muttersprache verständigen zu können.<br />

Dazu hatten die Costa Brava Gemeinden Roses,<br />

Figueres, La Bisbal, Sant Feliu de Guixols, Lloret<br />

und Blanes den Polizeiwachstuben Praktikanten aus<br />

Tourismusschulen zugeteilt, die mindestens französisch,<br />

deutsch und englisch sprechen und bis Ende<br />

September für Übersetzungen zur Verfügung standen.<br />

Eine der Optionen, um aus der extremen Saisonalität<br />

des Tourismus auszubrechen, ist die Einführung<br />

neuer Angebote. Ein solches Alternativangebot<br />

wurde im Costa Brava Landkreis Baix Empordà mit<br />

einem 300 km langen Radwegenetz geschaffen. Bei<br />

der Planung stützte man sich auf österreichische,<br />

holländische und schweizer Vorbilder.<br />

Außerordentliche Fortschritte wurden in letzter Zeit<br />

im Hinblick auf die Beschilderung touristischer<br />

Wanderwege und Radrouten erzielt. Zwischen 1998<br />

und 2002 wurden in Zusammenarbeit von Turisme<br />

de Catalunya und 31 der 41 katalanischen Landkreise<br />

insgesamt 311 Wander- und Radwege auf insgesamt<br />

4276 km Länge mit 6876 einheitlich gestalteten<br />

Schildern touristisch nutzbar gemacht. Bei 89 dieser<br />

Routen mit insgesamt 1532 km Länge handelt es<br />

sich um Mountainbikerouten.<br />

Kataloniens derzeit sechs Mountainbike Zentren<br />

wurden kürzlich mit einem Spezialpreis beim


Wettbewerb für Aktivurlaubsangebote ausgezeichnet.<br />

1997 gegründet, bieten sie ein Netz von Mountainbikerouten<br />

mit der dazugehörigen Infrastruktur<br />

sowie kulturellen Zusatzangeboten. Die Zentren<br />

befinden sich in den Landkreisen Baix Camp, Pla de<br />

L'Estany / Banyoles, Gironès, Pallars Jussà, Ripollès<br />

und la Selva und umfassen 27 Routen mit insgesamt<br />

mehr als 1000 km Länge. Dazugekommen ist 2001<br />

<strong>das</strong> Zentrum Vall d'Aran in den Pyrenäen mit<br />

118 km Streckenlänge. Genauere Informationen gibt<br />

es bei den Tourismusinformationsstellen. Drei<br />

weitere derartige Zentren - in Cerdanya (mit sieben<br />

Routen auf 225 km), in Berguedà (mit acht Routen<br />

auf 130 km) und in Salines Bessagoda (Alt Empordà,<br />

mit sieben Routen von insgesamt 107 km Länge)<br />

sind mittlerweile dazugekommen. Bei den BTT-<br />

Zentren handelt es sich um Gebiete, die speziell für<br />

die Anhänger des Mountainbiking eingerichtet sind.<br />

Die Routen weisen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade<br />

auf, entsprechendes Kartenmaterial wurde<br />

herausgegeben. In den Zentren stehen den Bikern<br />

jeweils Duschen und WC-Anlagen, Fahrradverleihstellen,<br />

Reparaturwerkstätten sowie Informationsstellen,<br />

die <strong>über</strong> Hotels, Restaurants, Herbergen und<br />

touristische Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten<br />

der Zone informieren, zur Verfügung. Gegründet<br />

wurden die Zentren auf gemeinsame Initiative des<br />

katalanischen Radfahrerverbandes und des katalanischen<br />

Tourismusverbandes (Turisme de Catalunya)<br />

hin, die sich damit einen wichtigen Impuls in Richtung<br />

auf eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus<br />

außerhalb der <strong>über</strong>laufenen Küstengebiete und<br />

teilweise außerhalb der Hauptreisezeiten erhoffen.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Erweiterung des<br />

touristischen Angebots stellen thematisch orientierte<br />

Routen dar. So haben die Maresmegemeinden<br />

Mataró und Argentona eine Karte mit Informationen<br />

zur „Ruta Puig i Cadafalch“ herausgegeben, die<br />

13 modernistische Bauten dieses bekannten Architekten<br />

umfasst.<br />

Im Landkreis Baix Ebre wird zusammen mit angrenzenden<br />

Landkreisen an einer Templerorden-Route<br />

gearbeitet. Auch Miravet und Penyíscola sollen<br />

neben Tortosa einbezogen werden. Diese neue Route<br />

ergänzt <strong>das</strong> kulturelle Angebot der ebenfalls erst<br />

kürzlich eingeführten „Ruta dels Tres Reis“ (Route<br />

der drei Könige), die von den drei Ortschaften<br />

Tortosa, Alcanyís und Morella gebildet wird.<br />

An der Costa Daurada führten die Küstengemeinden<br />

Salou, Cambrils und Mont-roig 2001 nach ihrer<br />

Anerkennung als Teil der "nautischen Stationen<br />

Spaniens" nautische Komplett-Angebotspakete ein,<br />

die vor allem in der Nebensaison kommerzialisiert<br />

werden. Die Bezeichnung "Nautische Station Spaniens"<br />

ist eine Qualitätsauszeichnung der spanischen<br />

Bundestourismusbehörde in Madrid, der bisher die<br />

Stationen Estartit (Katalonien), Manga del Mar<br />

Menor (Murcia) und Tarifa (Andalusien) angehören.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 122<br />

Zur Zeit bemüht sich auch die Hauptstadt des<br />

Garraf, Vilanova i la Geltrù um eine Anerkennung<br />

als „nautische Station“.<br />

Die 2000 eingeführten schwimmenden Plattformen<br />

mit Sprungtürmen, Rutschbahnen, Trampolinen,<br />

Schwimmbecken, Spielplätzen und anderen Attraktionen<br />

konnten sich als Hit auch in der Saison 2002<br />

konsolidieren. Neben Tarragona setzen vor allem<br />

Salou und Cambrils auf die künstlichen Inseln. Der<br />

Besuch der etwa 100m vom Ufer entfernt verankerten<br />

Inseln ist kostenlos, die Sicherheit wird von<br />

2 Mitarbeitern des Roten Kreuzes <strong>über</strong>wacht.<br />

In Erkenntnis der großen Bedeutung einer intakten<br />

Umwelt auch für den Tourismus wurden durch die<br />

katalanische Umweltbehörde vier weitere Naturparks<br />

(Els Ports Tortosa-Beseit, Prades, Montsant<br />

und Alt Pirineu) geschaffen. Umweltminister Puig<br />

plant die Gründung einer katalanischen Naturparkagentur<br />

zur effizienteren Verwaltung der katalanischen<br />

Naturschutzgebiete.<br />

Der Naturpark Els Ports Tortosa-Beseit im Landkreis<br />

Montsià (beim Ebrodelta) ist mit seinen 35110<br />

ha der zweitgrößte Naturpark Kataloniens nach dem<br />

Naturpark Cadí Moixeró.<br />

Im Falle des Feuchtgebietes La Platera am Südstrand<br />

von Estartit hat nach der Gemeinde auch <strong>das</strong> Madrider<br />

Umweltministerium die Anwendung des Küstengesetzes<br />

beschlossen, so <strong>das</strong>s die geplante Verbauung<br />

dieses ökologisch wertvollen Küstenteils im<br />

letzten Augenblick abgewendet werden konnte.<br />

Mittlerweile ist die Gemeinde darangegangen, den<br />

ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.<br />

Auch in Mont-roig del Camp kam es zur Rücknahme<br />

schon erteilter Baugenehmigungen im Bereich<br />

von Miami Platja, zwischen Strand und N-340. Zwar<br />

können die schon vorhandenen Großbauten nicht<br />

abgerissen werden, jedoch werden alle noch unbebauten<br />

Grundstücke zu Grünanlagen umgewidmet.<br />

Mit diesen Maßnahmen soll <strong>das</strong> touristische Image<br />

der in den 50-er und 60-er Jahren viel zu schnell und<br />

vor allem viel zu planlos gewachsenen touristischen<br />

Siedlung gehoben werden.<br />

Eine ganze Reihe von Ortschaften an der Costa<br />

Daurada sind dabei, durch die Schaffung von Grünzonen<br />

innerhalb der touristischen Ortskerne an<br />

Umweltqualität zu gewinnen. Ein positives Beispiel<br />

ist der 8700 m² große Friedenspark in Segur de<br />

Calafell mit Spielplätzen, Bocciabahnen, Parkanlagen<br />

und einer zentralen Prachtstrasse. Salou will<br />

dem Beispiel Calafells folgen und wird einen<br />

ehemaligen Campingplatz in eine große öffentliche<br />

Parkanlage umwandeln. Und in Cambrils wurde der<br />

"Fischerpark" ebenfalls direkt am Meer mit ähnlicher<br />

Motivation gebaut.


Als zwiespältiges Beispiel muss die Gemeinde<br />

Torredembarra genannt werden, wo am Strand<br />

Canyadell im Sommer 2000 trotz heftiger Anrainerproteste<br />

die schattenspendenden Pinien gefällt<br />

wurden. Die Grünzone musste einer weiteren Siedlung<br />

direkt an der Küstenlinie weichen. Dies ist um<br />

so unverständlicher, als dieselbe Gemeinde an ihrem<br />

nördlichen Küstenabschnitt vorbildlichen Schutz<br />

eines naturbelassenen Dünengebietes (Muntanyans)<br />

betreibt und sich in Ausstellungen zur nachhaltigen<br />

Küstenbewirtschaftung bekennt.<br />

In Ametlla de Mar wurde im Juli 2001 an der Cala<br />

Bon Capó <strong>das</strong> Hotel Ametlla Mar eröffnet, ohne die<br />

erforderlichen Bewilligungen der Generaldirektion<br />

für Tourismus und der Umweltbehörde zu besitzen.<br />

Eine Umweltschutzorganisation hatte vergeblich<br />

versucht, durch Einsprüche den Bau des Hotels <strong>über</strong><br />

einem intermittierenden Wasserlauf zu verhindern.<br />

Neben Zweifeln an der Gesetzlichkeit des Projektes<br />

wurde auf <strong>das</strong> Risiko von plötzlichen Hochwässern<br />

verwiesen, einer Gefahr, die angesichts der früheren<br />

Campingplatzkatastrophen und der Hochwässer der<br />

Jahre 2000 (siehe Sommerservice Endbericht 2000)<br />

und 2002 nicht von der Hand zu weisen ist. Aus<br />

denselben Gründen hat auch die ACA ein (derzeit<br />

noch laufendes) Gerichtsverfahren gegen <strong>das</strong> Hotel<br />

eingeleitet. In der Saison 2002 sorgte <strong>das</strong> immer<br />

noch ohne Bewilligung der Generaldirektion arbeitende<br />

Hotel wieder für unangenehme Schlagzeilen,<br />

als <strong>über</strong> hundert Hotelgäste am 19. August sich in<br />

einer lautstarken Kundgebung <strong>über</strong> die schlechte<br />

Qualität der Verpflegung und der Bedienung beschwerten.<br />

Mehrere der Hotelkunden erstatteten<br />

Anzeige.<br />

Im Thermalbadeort Caldes d’Estrac im Maresme<br />

wurde <strong>das</strong> 120 Jahre alte Hotel Colón direkt am<br />

Strand abgerissen. Ein neues Hotel mit 85 Zimmern<br />

und Thermalbad ist derzeit im Bau.<br />

Im Zuge der gewünschten nachhaltigen Entwicklung<br />

sowie in Umsetzung der entsprechenden EU-<br />

Richtlinien können in immer mehr Gemeinden nun<br />

auch organische Abfälle getrennt entsorgt und in<br />

einer der mittlerweile 14 Kompostieranlagen weiterverarbeitet<br />

werden. Vilanova i la Geltrú (Costa de<br />

Garraf) hat zusammen mit Nachbargemeinden eine<br />

großangelegte Bewusstseinskampagne für die<br />

Mülltrennung 2001 abgeschlossen und dafür einen<br />

Preis der Landesregierung für gemeinde<strong>über</strong>greifende<br />

Zusammenarbeit erhalten. Der Gemeindeverband<br />

Baix Camp betreibt seit Jahren eine gut ausgestattete<br />

Gemeinschaftsanlage in Botarell, die die organischen<br />

Abfälle der Umgebung zu Kompost verarbeitet.<br />

Leider muss die Anlage in Botarell in der Hochsaison,<br />

bedingt durch <strong>das</strong> massive tourismusbedingte<br />

Aufkommen auch nicht-getrennten Müll verarbeiten.<br />

Bisher gibt es in Katalonien etwa 200 sogenannter<br />

„punts verds“, also Müllplätze, an denen Hausmüll<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 123<br />

getrennt gesammelt und entsprechend entsorgt wird.<br />

Gedacht wird auch an mobile Sammelstellen, um<br />

dem saisonal durch den Tourismus stark ansteigenden<br />

Müllaufkommen gerecht werden zu können.<br />

Derzeit werden in ganz Katalonien etwas <strong>über</strong><br />

35.000 t organischen Mülls kompostiert.<br />

Die Autobahnkonzessionsgesellschaft ACESA hat<br />

unter der Nummer 902200320 eine rund um die Uhr<br />

besetzte Servicenummer für ihre Kunden geschaffen,<br />

die derzeit viersprachig (spanisch, katalan,<br />

englisch und französisch) <strong>über</strong> günstige Routenwahl<br />

und die Verkehrsvoraussagen für die kommenden<br />

Tage informiert sowie in Notfällen (bei Bedarf von<br />

ärztlicher oder technischer Hilfe) angerufen werden<br />

kann. Die Informationen sind auch im Internet unter<br />

www.autopistas.com auf Englisch abrufbar.<br />

Mit großem Aufwand weiterverfolgt wurde auch<br />

2002 der weitere Ausbau der Strandpromenaden und<br />

der Ausbau der Strandinfrastruktur mit fixen oder<br />

mobilen, zunehmend auch behindertengerechten<br />

Toilettenanlagen, Mülltrennungscontainern und<br />

immer öfter auch Spielplätzen und anderen Freizeitangeboten<br />

für Kinder. Als Beispiele seien genannt<br />

St. Carles de la Ràpita, La Pineda, Salou, Cambrils,<br />

Tarragona Coma Ruga, El Vendrell, Segur de<br />

Calafell, Vilanova i la Geltrú, Gavà und St.Feliu<br />

(St.Pol). Parallel dazu wird teilweise, z. B. in<br />

Cambrils, der Verkehr aus dem direkten Strandbereich<br />

verbannt oder reduziert, eine Maßnahme, die<br />

sich deutlich auf die Attraktivität und Umweltqualität<br />

der betreffenden Strandbereiche auswirkt.<br />

Die Umgestaltung der P. del Miracle, dem Stadtstrand<br />

der Costa-Daurada Hauptstadt Tarragona, ist<br />

mittlerweile abgeschlossen. Über ein Terrassensystem<br />

wurde einerseits <strong>das</strong> Zentrum der Stadt an den<br />

Strand angebunden und zugleich eine Kombination<br />

von Stadtpark, Sportanlagen und Strandpromenade<br />

geschaffen. Andererseits haben unter dieser Terrasse<br />

schattige Parkplätze und Infrastrukturen wie <strong>das</strong><br />

Rote Kreuz Platz gefunden.<br />

Besonders konsequent wurde in der Saison 2002 in<br />

Palafrugell vorgegangen, um die touristische Qualität<br />

der zu Palafrugell gehörenden Küstenortschaften<br />

Calella, Llafranc und Tamariu zu heben. Durch eine<br />

Gemeindeverordnung wurden im Zeitraum vom<br />

15. Juni bis zum 15. September sämtliche Bauarbeiten,<br />

die Lärm, Staub und LKW-Verkehr verursachen<br />

können, untersagt.<br />

Ausgebaut wird derzeit noch einmal die Zahl der<br />

Anlegestellen für Motor- und Segelyachten. Vor<br />

allem für größere Yachten soll in Roda de Barà an<br />

der Costa Daurada bis 2004 ein Sporthafen errichtet<br />

werden. Die Bewilligung dafür stammt noch vor<br />

dem bis 2006 befristeten diesbezüglichen Moratorium<br />

der katalanischen Generalitat. Derzeit werden


etwa 5-600 Anlegestellen geplant. Damit soll der<br />

steigenden Nachfrage nach Anlagestellen entsprochen<br />

werden. In den Saisonen 2001 und 2002 war<br />

der Badebetrieb am Strand Platja Pelliseta daher<br />

durch den Bau gestört bzw. der entsprechende<br />

Strandbereich gesperrt. Es ist auch zu befürchten,<br />

<strong>das</strong>s sich der Bau durch Veränderung der Strömungsverhältnisse<br />

negativ auf die südlich gelegene<br />

Strandbereiche (Platja Llarga und P. de Creixell)<br />

auswirkt.<br />

Nach 7 Jahren noch immer in der Bauphase ist der<br />

Yachthafen von Portbou. Er soll etwa 300 Anlegestellen<br />

erhalten durch deren Verkauf die noch<br />

fehlenden Baukosten gewonnen werden sollen.<br />

Derzeit wird mit schwimmenden Anlegestellen<br />

improvisiert.<br />

Der Yachthafen von Segur de Calafell soll mit ca.<br />

1,2 Mio. € renoviert und bis 2004 auf 5-600 Anlegestellen<br />

ausgebaut werden.<br />

Die Zunahme des Bootstourismus hat mancherorts<br />

aber auch schon zu Sättigungseffekten geführt. So<br />

sind in der Hochsaison manche Buchten um <strong>das</strong> Cap<br />

de Creus an der nördlichen Costa Brava so mit<br />

Yachten <strong>über</strong>füllt, <strong>das</strong>s es zu Protesten und an die<br />

Touristen gerichtete Informationskampagnen von<br />

Naturschützern kam und auch die betroffenen<br />

Gemeinden an Beschränkungen und markierte<br />

Ankerplätze – eine Art nautischer Kurzparkzonen,<br />

wie sie auf Mallorca schon praktiziert werden – zu<br />

denken beginnen.<br />

In der Folge seien weitere Meldungssplitter zum<br />

Thema Tourismus zitiert:<br />

- Bewährt hat sich die Anfang Juli 2001 eingerichtete<br />

touristische Informationsstelle für die<br />

jährlich etwa 10 Millionen per Autobahn auf<br />

der E-15 (A-7) nach Katalonien einreisenden<br />

Touristen. 50 km vor der Ankunft in Barcelona<br />

an der Raststätte Montseny informiert sie die<br />

Feriengäste <strong>über</strong> <strong>das</strong> touristische Angebot der<br />

Provinz Barcelona. Hier konnte man bis<br />

30. September Straßenkarten kaufen und Hotelreservierungen<br />

vornehmen oder sich Fahrscheine<br />

für Barcelona-Rundfahrten mit den offenen<br />

Doppeldeckerbussen („Bus turistíc“) besorgen.<br />

Die Einrichtung weiterer Informationsstellen<br />

an den Raststätten der Landkreise la<br />

Selva, Penedès und Lleida ist geplant.<br />

- Touristisches U-Boot in Estartit / Costa Brava.<br />

Seit 2001 können Touristen im Sommer die<br />

Unterwasserwelt des Tauchparadieses Medesinseln<br />

auch per U-Boot, bequem vom ihrem<br />

Sitzplatz aus, beobachten. Das U-Boot des Unternehmens<br />

Lligam Centre SL hat eine Kapazität<br />

von 28 Fahrgästen und eine Geschwindig-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 124<br />

keit von 10 Knoten <strong>über</strong> Wasser und von maximal<br />

2 Knoten unter Wasser.<br />

- Seit Juli 2000 ist der Radweg zwischen der<br />

Provinzhauptstadt Girona mit ihren zahlreichen<br />

Sehenswürdigkeiten und dem Badeort San Feliu<br />

de Guixols an der Costa Brava in Betrieb.<br />

40 gefahrlose Kilometer lang folgt er großteils<br />

einer ehemaligen Eisenbahntrasse und ist Teil<br />

des künftigen großen grünen Wegenetzes <strong>das</strong><br />

die Küste mit Ripoll in den katalanischen Pyrenäen<br />

verbindet. Die Einrichtung dieses Netzes<br />

folgte dem Bedürfnis der Touristen, die zunehmend<br />

neben dem reinen Strandbetrieb auch<br />

nach Alternativen verlangen, die von sportlicher<br />

Betätigung bis hin zu kulturellen Angeboten<br />

gehen. Wichtige Komponente dieser Bedürfnisse<br />

sind dabei sichere Radwege. In Zukunft<br />

werden auch die Orte Banyoles im Landesinneren<br />

sowie Palamós an der Küste in <strong>das</strong><br />

Netz eingebunden werden. Das Programm der<br />

"grünen Eisenbahnlinien" verfolgt <strong>das</strong> Ziel,<br />

ungenutzte alte Infrastrukturen einer neuen touristischen<br />

Nutzung zuzuführen. Wanderer und<br />

Radfahrer können auf den ehemaligen Eisenbahnlinien<br />

ungestört von Autos und LKW die<br />

landschaftlich schöne Umgebung, z. B. des<br />

Ter-Tals, genießen. Dieses relativ junge touristische<br />

Angebot wird schon intensiv genutzt und<br />

hat schon mehreren europäischen Regionen als<br />

Vorbild bei der Einführung ähnlicher Wegenetze<br />

gedient.<br />

- Barcelona: Die „Pedrera“ oder Casa Mila am<br />

Paseo de Gràcia, nach der Sagrada Familia <strong>das</strong><br />

meistbesuchte Bauwerk des modernistischen<br />

Architekten A. Gaudí, konnte auch im Sommer<br />

2002 an Freitagen und Samstagen zusätzlich in<br />

der Nacht (zwischen 21 h und ein Uhr) besucht<br />

werden. Dabei werden neben dem Besuch des<br />

Espai Gaudí auch musikalische Veranstaltungen<br />

geboten.<br />

- Direkt am Strand Sant Salvador in El Vendrell<br />

ist jetzt <strong>das</strong> Museum Pau Casals, des weltberühmten<br />

Cellisten und - weniger bekannt -<br />

Friedensaktivisten, zu besichtigen. Im Ortskern<br />

von El Vendrell ist weiterhin sein Geburtshaus<br />

zu sehen. Von Barcelona aus gelangt man auf<br />

der nach ihm benannten Autobahn A-16 in<br />

45 Minuten nach Vendrell. Das Museum ist bis<br />

30.9. von 11 bis 20 Uhr geöffnet, an Sonn- und<br />

Feiertagen von 10 bis 14 Uhr (Internet:<br />

www.paucasals.org).<br />

- Barcelona. Seit Ende August 2001 verkehrt der<br />

neue Hochgeschwindigkeitskatamaran Turbocat<br />

zwischen Barcelona und dem mallorquinischen<br />

Hafen Alcúdia. Die Reisezeit beträgt drei<br />

Stunden, bis zu 880 Reisende können pro Tag<br />

befördert werden. Die Betreibergesellschaft<br />

Universal hat inzwischen auch Direktverbin-


dungen zwischen Barcelona und Ciutadella auf<br />

Menorca sowie zwischen Ciutadella und Alcúdia<br />

aufgenommen.<br />

- Im Landkreis Berguedà ist man daran gegangen,<br />

die Gesamtheit der früher im offenen Tagebergbau<br />

betriebenen Kohlebergwerke zu einem<br />

Freizeitpark und Freilichtmuseum umzugestalten<br />

und sie so der touristischen Nutzung<br />

zuzuführen. Hauptattraktion werden die fossilisierten<br />

Dinosaurierspuren von Fumanya in der<br />

Gemeinde Vallcebre sein. Die Minen waren<br />

Anfang der neunziger Jahre stillgelegt worden.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Bergbaumuseum<br />

von Cercs sollen die archäologisch interessanten<br />

Teile des ehemaligen Minengeländes zu einer<br />

thematischen Route der Bergwerke zusammengefasst<br />

werden.<br />

- Girona ist schon lange bekannt für sein reiches<br />

jüdisches Erbe. Seit einigen Jahren wird es<br />

auch touristisch genutzt. Als neue Komponente<br />

ist 2001 <strong>das</strong> Museum jüdischer Geschichte im<br />

"Centre Bonastruc Ça Porta" hinzugekommen.<br />

Ein Teil des Museums ist auch dem Call, dem<br />

jüdischen Viertel Gironas und seinen bekanntesten<br />

Bewohnern sowie den Beziehungen zwischen<br />

jüdischer und christlicher Gemeinde gewidmet.<br />

Nach seiner kompletten Fertigstellung<br />

in ein bis zwei Jahren wird <strong>das</strong> Museum jüdischer<br />

Geschichte eine der Hauptattraktionen<br />

des reichen kulturellen Angebotes Gironas darstellen.<br />

- Palamós / Costa Brava: In der renovierten Casa<br />

Montaner wurde auf 900 m² Fläche neben dem<br />

Fischereimuseum auch <strong>das</strong> Archiv von Palamós<br />

sowie ein Stützpunkt des meeresbiologischen<br />

Instituts der Universität Girona untergebracht.<br />

Dieses Museum ergänzt <strong>das</strong> kulturelle<br />

Angebot des Ortes, <strong>das</strong> u.a. aus der gotischen<br />

Kirche Sta. Maria del Mar und dem Museum<br />

Cau de la Costa Brava sowie aus dem Internationalen<br />

Festival der klassischen Musik (Juli<br />

und August) besteht.<br />

- Anfang Juli fand in Calella de Palafrugell, dem<br />

"kleinen" Calella an der Costa Brava, <strong>das</strong> traditionelle<br />

Havaneras-Festival statt. Havaneras<br />

sind die traditionellen Lieder der katalanischen<br />

Soldaten und Auswanderer während der Unabhängigkeitskriege<br />

in Kuba. Das Festival ist<br />

wegen seiner romantischen Kulisse bekannt,<br />

die Sänger und Musiker spielen auf Booten und<br />

schwimmenden Plattformen, <strong>das</strong> Publikum befindet<br />

sich am Strand und auf der Uferpromenade.<br />

Im Lauf der Sommersaison wurden an<br />

den Montagen auch an anderen Stränden mit<br />

touristischer Bedeutung, z. B. in Tamariu,<br />

Llafranc oder Port Bo derartige Konzerte aufgeführt.<br />

Das Angebot wurde 2002 von etwa<br />

41.000 Besuchern genutzt.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 125<br />

- In Lleida wurde im alten Wasserspeicher ein<br />

Wassermuseum eröffnet. Zusätzlich werden<br />

themenbezogene Routen und Exkursionen organisiert.<br />

- Pobla de Segur. Bekannt ist hier vor allem <strong>das</strong><br />

kleine Flößermuseum, in dem die Technik und<br />

Geschichte des traditionellen Holztransportes<br />

gezeigt wird. Heutzutage werden noch einmal<br />

jährlich Holzstämme mit Birken- oder Haselstrauchästen<br />

zu Flößen verbunden und flussabwärts<br />

geschickt. Was einst aus Traditionsbewusstsein<br />

begann ist heute eine wichtige<br />

Touristenattraktion geworden.<br />

- Auch in der Saison 2002 wurden in der Provinz<br />

Lleida wieder mehrere Dampflokomotivfahrten<br />

auf unterschiedlichen Strecken veranstaltet.<br />

Diese, von der Gesellschaft "tren turistíc de<br />

Vapor de Lleida" (touristischer Dampfzug<br />

Llei<strong>das</strong>) veranstalteten Sonderfahrten führen<br />

immer zu anderen Zielen und beinhalten jeweils<br />

dazu passende Besichtigungs- oder Kulturprogramme<br />

(z. B. Konzerte oder Besuch der<br />

berühmten Cava Kellereien von Raimat).<br />

- Die Gemeinde Blanes an der südlichen Costa<br />

Brava beauftragt private Wachdienste, für die<br />

Sicherheit an den Badestränden des Ortes zu<br />

sorgen. Damit soll einerseits verhindert werden,<br />

<strong>das</strong>s Badegäste Opfer kleinerer Diebstähle<br />

werden und andererseits die Lokalpolizei in der<br />

Hochsaison entlastet werden. Abgesehen von<br />

der erhofften Abschreckung der Diebe helfen<br />

die Wachposten auch bei der Suche nach verlorengegangenen<br />

Kindern und stehen für Informationen<br />

zur Verfügung. Als weitere Aufgabe<br />

<strong>über</strong>wachen sie <strong>das</strong> Hundeverbot am Strand<br />

und stehen in ständigem Kontakt mit der Lokalpolizei<br />

und dem Roten Kreuz. Meeresseitig<br />

werden die Strände von Blanes wie auch in den<br />

vergangenen Jahren von der Wasserpolizei<br />

kontrolliert. Mit diesen Maßnahmen soll den<br />

Badegästen ein Gefühl der Sicherheit gegeben<br />

werden, <strong>das</strong> sie an den Ort bindet.<br />

- Fortgesetzt wurden die Bemühungen um<br />

Beschilderung bzw. Markierung und Ausbau<br />

von Wanderrouten sowohl an der Küste als<br />

auch im Landesinneren Kataloniens. Im<br />

Camprodontal in den Pyrenäen werden<br />

28 Wanderrouten unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades<br />

mit insgesamt 600 km Wanderwegen<br />

neu markiert und beschildert. Zusätzlich<br />

wurden entsprechende Karten und Informationsblätter<br />

herausgegeben. Allein im Landkreis<br />

Baix Empordà sind seit 1995 <strong>über</strong> 370 km<br />

Wanderwege vorbildlich beschildert worden<br />

und werden nun als Alternative zum Strandund-Sonne-Tourismus<br />

vermarktet. Es stehen<br />

ein Weitwanderweg (GR-92) und 14 regionale<br />

Kurzwanderwege sowie 17 Wanderrouten<br />

lokaler Bedeutung zur Auswahl. Für jede gibt


kaler Bedeutung zur Auswahl. Für jede gibt es<br />

Informationsblätter und Karten.<br />

- Besonders umfangreich und sorgfältig gemacht<br />

sind auch die von der Diputation Barcelona zusammen<br />

mit der katalanischen Exkursionistenvereinigung<br />

herausgegebenen ausführlichen<br />

Routenbeschreibungen zu den Wanderrouten<br />

der Provinz Barcelona.<br />

- Das Tourismuspatronat der Diputation von<br />

Tarragona (www.costadaurada.org) hat 2002<br />

die Herausgabe aufwendig gestalteter und reich<br />

bebilderter Farbbroschüren in mehreren Sprachen,<br />

darunter auch Deutsch fortgeführt. In einer<br />

werden beispielsweise elf Wanderrouten an<br />

der Costa Daurada und im Landesinneren<br />

(Berge von Prades, Montsantrücken) <strong>über</strong>sichtlich<br />

und gut bebildert vorgestellt. Neben der<br />

Routenbeschreibung und den Fotos wird auch<br />

auf Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt<br />

hingewiesen. Praktische Hinweise und wichtige<br />

Telefonnummern runden <strong>das</strong> Informationsangebot<br />

an. Andere Farbbroschüren stellen z. B.<br />

neun Ausflugsrouten per PKW, spezielle familienfreundliche<br />

Angebote oder die „Via verda“<br />

der Terra alta vor.<br />

- Weiters zu erwähnen sind hier die zehn<br />

Wanderrouten, die an der Costa Daurada von<br />

den drei Gemeinden L’Ampolla, Vandellós und<br />

Ametlla eingerichtet wurden. Der dazu herausgegebene<br />

Führer ist mit zehn einzeln verwendbaren<br />

Farbfoldern mit genauen Routenangaben,<br />

nützlichen Telefonnummern und Hinweisen<br />

auf kulturelle, historische und landschaftliche<br />

Besonderheiten ausgestattet. Er ist graphisch<br />

attraktiv gestaltet und in sechs Sprachen, darunter<br />

auch auf Deutsch, erhältlich.<br />

- Ähnliches, aber auf ein Ortsgebiet begrenzt,<br />

gilt für die neun von der Gemeinde Cambrils<br />

herausgegebenen ökotouristischen Besichtigungsrouten,<br />

ebenfalls in verschiedenen Sprachen<br />

erhältlich. Sie haben eine Länge zwischen<br />

2,7 und 19 km und sind thematisch gegliedert.<br />

- Auch die Costa Brava Gemeinde Port de la<br />

Selva hat Faltblätter zu fünf thematischen<br />

Wanderrouten herausgegeben. Darunter sind<br />

eine botanische, eine historische und eine geologische<br />

Route.<br />

- Katalonien als traditionsreiche Industrieregion<br />

besitzt eine Vielzahl historischer Fabrikgebäude,<br />

Bergwerke und anderer industrieller Einrichtungen<br />

aus der Frühzeit der Industrialisierung.<br />

Viele davon sind Meisterwerke<br />

modernistischer Architektur und werden heute<br />

touristisch genutzt. Der Industrietourismus hat<br />

sich heute zu einer wichtigen Bereicherung des<br />

touristischen Angebots entwickelt und dementsprechend<br />

werden mehrere Themenrouten an-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 126<br />

geboten. Wichtige Ortschaften diesbezüglich<br />

sind Igualada, Terassa und Manresa, alle mit<br />

Museen in ehemaligen Fabrikhallen, sowie Gavà<br />

(prähistorische Minen und Museum), Cardona<br />

(Salzbergwerk) und Cercs (Kohlebergbau).<br />

- Die seit 1972 stillgelegte Bleimine von Bellmunt<br />

del Priorat soll nun nach Fertigstellung<br />

des dazugehörigen modernistischen Museums<br />

ebenfalls touristisch genutzt werden.<br />

- Während der Sommersaison <strong>über</strong>bieten sich die<br />

touristischen Regionen mit Kulturveranstaltungen<br />

und Festivals. In Barcelona z. B. ist es <strong>das</strong><br />

Sommerkulturfestival GREC, <strong>das</strong> an <strong>über</strong> 40<br />

Spielorten in den Sommerwochen weit <strong>über</strong><br />

hundert verschiedene Konzerte, Theater- und<br />

Tanzaufführungen bietet, unter anderem auch<br />

am Strand der Barceloneta. Es zählt zu den<br />

großen seiner Art und macht Barcelona im<br />

Sommer zu einer der Kulturhauptstädte des<br />

Kontinents. Im Juli und August werden von<br />

vielen der touristischen Küstenorte der Costa<br />

Brava, des Maresme und der Costa Daurada<br />

Musik- und Kulturfestivals aller Art veranstaltet<br />

um durch dieses Zusatzangebot den reinen<br />

Strandurlaub zu ergänzen. Als Beispiel sei <strong>das</strong><br />

Festival der traditionellen Musik (FIMPT) in<br />

Vilanova i la Geltrú genannt, <strong>das</strong> 2000 seinen<br />

20-sten Geburtstag feierte. Aber auch die traditionellen<br />

Sommerfeste vieler Gemeinden gehören<br />

zu den authentischen touristischen Attraktionen.<br />

Einige davon (Santa Tecla in Tarragona,<br />

Fiesta Mayor in Sitges, Gracia in Barcelona<br />

und die „Dansa y el Ball del ciri“ in Castellterçol)<br />

wurden mittlerweile zu Veranstaltungen<br />

im „Nationalen Interesse“ deklariert.<br />

- Das Kloster Sant Pere de Rodes ist einer der<br />

touristischen und kulturellen Anziehungspunkte<br />

desjenigen Teils der nördlichen Costa Brava,<br />

der sich noch nicht dem Massentourismus verschrieben<br />

hat. In seiner Umgebung finden sich<br />

auch eine Vielzahl prähistorischer Dolmen sowie<br />

der Naturpark Cap de Creus, <strong>das</strong> letzte<br />

große unverbaute Gebiet der Costa Brava. Das<br />

Kloster beherbergt auch <strong>das</strong> Informationszentrum<br />

des Naturparks, <strong>das</strong> seit Dezember 2002<br />

täglich geöffnet hat. Hier kann man Informationsblätter<br />

mit Wanderrouten, aber auch geführte<br />

Führungen durch den Park erhalten.<br />

- Das Ebrodelta, <strong>das</strong> letzte touristisch noch<br />

wenig entwickelte Küstengebiet Kataloniens<br />

(touristische Kapazität: etwa 13.000 Plätze)<br />

wird zwar intensiv landwirtschaftlich genutzt,<br />

ist gleichzeitig aber auch <strong>das</strong> größte Feuchtgebiet<br />

Kataloniens und eines der wichtigen Vogelschutzgebiete<br />

Europas. Touristisch zeichnet<br />

sich <strong>das</strong> Ebrodelta durch <strong>das</strong> Fehlen des Massentourismus<br />

aus. Liebhaber langer Strand-


wanderungen, ruhiger Radtouren, Angler und<br />

Vogelbeobachter kommen aber voll auf ihre<br />

Kosten. Die Nähe wichtiger Fischerhäfen sorgt<br />

für ein besonders reichhaltiges Angebot an diversen<br />

Meeresfrüchten. Das Fehlen des Massentourismus<br />

könnte sich in Zukunft als<br />

Trumpfkarte der touristischen Entwicklung des<br />

Ebrodeltas erweisen. Im Zuge dieser Entwicklungen<br />

werden traditionelle Landhütten des<br />

Deltas der touristischen Nutzung zugeführt aber<br />

auch neu gebaut, zudem ist derzeit in<br />

St. Jaume d'Enveja ein Luxus-Biohotel mit<br />

150 Zimmern geplant. In der Nachbargemeinde<br />

Deltebre existiert ja mit dem Delta-Hotel schon<br />

ein "biologisch" orientiertes Hotel im traditionellen<br />

Baustil des Deltas und mit hervorragendem<br />

gastronomischen Angebot.<br />

- Das katalanische Umweltministerium hat 2001<br />

grünes Licht für die Herstellung der Schiffbarkeit<br />

des Ebro auf zusätzlichen 16,5 km Länge<br />

zwischen den Orten Ascó und Móra d'Ebre gegeben.<br />

Über 2,5 Mio. € sollen dafür aufgewendet<br />

werden. Ziel ist längerfristig, den gesamten<br />

Flusslauf zwischen Riba-roja und der Mündung<br />

schiffbar zu machen. Das bedeutet eine Mindesttiefe<br />

von 1,5 m, eine Breite von 20 bis<br />

50 m und eine Mindestschüttung zwischen 80<br />

und 125 m³/s. Derzeit sind schon 91 km des<br />

wasserreichsten Flusses der iberischen Halbinsel<br />

zumindest für kleinere Schiffe schiffbar und<br />

werden auch zunehmend touristisch genutzt.<br />

Dazu kommen 40 km zwischen den Stauhaltungen<br />

Riba-roja und Mequinensa. Noch ist<br />

nicht ganz abzusehen, wie sich der nationale<br />

hydrologische Plan, der eine Umleitung eines<br />

großen Teils des Ebrowassers nach Süden vorsieht,<br />

auf die touristische Nutzung des Ebro<br />

auswirken wird.<br />

- Allen bekannt sind die katalanischen Strände.<br />

Viel zu wenig bekannt ist dagegen, <strong>das</strong>s es in<br />

den 4 katalanischen Provinzen eine ganze Reihe<br />

von Thermalbädern gibt. Sei es in den Pyrenäen,<br />

wie die auf 1500 m Höhe gelegenen Caldes<br />

de Boi, oder am Meer, wie Caldes d'Estrac<br />

und Arenys im Maresme, dem nördlich von<br />

Barcelona gelegenen Küstengebiet. Die ältesten<br />

gehen auf römische Thermen zurück, wie sie in<br />

Girona oder in Caldes de Montbui zu finden<br />

sind, die meisten auf die Blütezeit der Thermalbäder<br />

im katalanischen Jugendstil, dem<br />

Modernismus, so z. B. <strong>das</strong> Vichy Catalán oder<br />

<strong>das</strong> Prats in Caldes de Malavella. Dass sich <strong>das</strong><br />

Image mittlerweile zu modernisieren beginnt,<br />

zeigt <strong>das</strong> Luxusthermenhotel in Montbrió, im<br />

Hinterland der Costa Daurada.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Im Jahr 2002 konnte Katalonien seine Kläranlagen-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 127<br />

kapazität weiter verbessern. In den zehn Jahren der<br />

Sommerservicepräsenz in der Region erhöhte sich<br />

die Zahl der Kläranlagen von 60 im Jahr 1991 auf<br />

derzeit nunmehr 246. 72 weitere sind noch im Bau<br />

bzw. werden erneuert und modernisiert. Die Konformität<br />

nach der Kläranlagenrichtlinien 91/271 der<br />

EU beträgt <strong>über</strong> 97 %. Für den Zeitraum bis 2005 ist<br />

geplant, auch die Gemeinden mit weniger als 2000<br />

Einwohnern mit Abwasserreinigungsanlagen zu<br />

versorgen. Deutlich verbessert hat sich durch diese<br />

Investitionen nicht nur die Belastung der Küstengewässer,<br />

sondern auch die der katalanischen Flüsse,<br />

die einerseits in ihren Mündungsgebieten stark auf<br />

die Küstengewässer einwirken, andererseits die auch<br />

als touristische Badegewässer genutzten Stauseen<br />

mit Wasser versorgen.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die Saison 2002 dauerte vom 1. Juni bis zum<br />

24. September und zeigte hinsichtlich der hygienisch-bakteriologischen<br />

Wasserqualität im Großen<br />

und Ganzen die guten Ergebnisse der vergangenen<br />

Jahre, sicherlich ein Ergebnis des langjährigen<br />

Kläranlagenausbaus. Im Gegensatz zum Vorjahr gab<br />

es jedoch außergewöhnliche meteorologische<br />

Ereignisse, die in mehreren Bereichen zu Problemen<br />

führten. An etwa 75 % der Tage der Hauptbadesaison<br />

kam es irgendwo zu Regenfällen. Besonders<br />

heftige Regenfälle und Unwetter führten Ende Juli<br />

und Anfang August, also mitten in der Hauptsaison,<br />

nicht nur zu Verkehrsbehinderungen und großen<br />

Schäden an verschiedenen Infrastruktureinrichtungen,<br />

sondern wirkten sich auch dramatisch auf die<br />

Küstengewässer aus. Als Folge kam es einerseits zu<br />

direktem Einschwemmen aus dem terrestrischen<br />

Bereich und den vielen meist sommertrockenen<br />

Fließgewässern, andererseits zur Überlastung der<br />

Kläranlagen, wodurch teilweise kaum oder gänzlich<br />

ungeklärtes Abwasser ins Meer gelangen konnte. Im<br />

ganzen August blieb die Unwetterhäufigkeit ungewöhnlich<br />

hoch. Die Konsequenzen führten einmal<br />

mehr drastisch vor Augen, wie direkt sich <strong>das</strong><br />

meteorologische Geschehen auf die Badegewässerqualität<br />

auswirkt. Die wichtigsten Regenfälle fanden<br />

Anfang Juni, am 31.7. und 1.8. sowie in der gesamten<br />

zweiten Augusthälfte statt. Am meisten hatten<br />

die Landkreise Maresme, Barcelona, Garraf, La<br />

Selva, Alt Empordà, Tarragona und Baix Camp<br />

unter den anormalen Regenfällen zu leiden, die z. T.<br />

90 % <strong>über</strong> dem langjährigen Mittel für die Sommermonate<br />

lagen.<br />

Trotzdem gab es in der Saison 2002 immerhin<br />

238 Messpunkte, die durch die ganze Saison bzw.<br />

Messkampagne hindurch keine einzige Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

aufzuweisen hatten. 60 Messpunkte<br />

blieben zusätzlich auch ohne Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />

Sie gehörten zu den folgenden 36 (2001: 42;<br />

2000: 38; 1999: 36) Gemeinden: Costa Brava:


Colera, Llançà, Port de la Selva, Castelló<br />

d’Empúries, Sant Pere Pescador, L’Escala, Pals,<br />

Begur, Palafrugell, Palamós, Calonge, Castell Platja<br />

d'Aro, Tossa de Mar und Blanes; Provinz Barcelona:<br />

Malgrat de Mar, Pineda de Mar, Canet de Mar,<br />

Mataró, Premià de Mar, Castelldefels, Sitges und<br />

Vilanova i la Geltrú; Costa Daurada: Roda de Barà,<br />

Creixell, Torredembarra, Tarragona, Vila-Seca,<br />

Salou, Cambrils, Mont-roig del Camp, Vandellós i<br />

L'Hospitalet, Ametlla de Mar, L’Ampolla, und<br />

Alcanar.<br />

Zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in sechs von<br />

17 Untersuchungswochen kam es - trotz der neuen<br />

Fernausleitung - noch im Bereich um die Mündung<br />

des derzeit in der Sanierungsphase befindlichen<br />

Flusses Llobregat. Fallweise Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

(in drei Untersuchungswochen) hatte wegen<br />

der dort erfolgenden Bauarbeiten der Strand Camp<br />

de la Bòta in St.Adria de Besòs aufzuweisen. Für<br />

den Tourismus spielte dies jedoch keine Rolle: die<br />

Llobregatmündung liegt unzugänglich in einem<br />

Industriegebiet, der Strand Camp de la Bota war<br />

wegen der Bauarbeiten für <strong>das</strong> Forum 2004 ebenfalls<br />

nicht zugänglich und gesperrt.<br />

Zu häufigen Richtwert<strong>über</strong>schreitungen (in etwas<br />

<strong>über</strong> 50 % der Fälle) kam es auch an der Platja del<br />

Rec (zwischen Escala und St.Marti d’Empúries<br />

gelegen) und an der Platjolamündung im Ebrodelta.<br />

Im Falle der Platja del Rec ist die Ursache dieser<br />

Überschreitungen und der fallweisen Trübungen des<br />

Wassers in der Mündung der kleinen Flusslaufes des<br />

Ter Vell zu suchen. Auch hier wurden aber durch<br />

Sanierungsmassnahmen der ACA im Vergleich zum<br />

Vorjahr (als es noch zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

kam) Verbesserungen erzielt.<br />

Aufgrund der hygienischen Beurteilung des Wassers<br />

konnten 2002 147 bzw. 61,3 % der Messpunkte mit<br />

sehr gut bewertet werden. 92 Strände, <strong>das</strong> sind<br />

38,3 % wurden mit gut bewertet und nur ein Messpunkt,<br />

0,4 % war als häufig belastet einzustufen.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Letzter verbleibender Belastungsschwerpunkt in<br />

Katalonien ist nach wie vor der Großraum Barcelona<br />

mit seinen <strong>über</strong> zwei Millionen Einwohnern, deren<br />

Abwässer bisher nur zu einem kleineren Teil einer<br />

Klärung zugeführt werden. Sie gelangen einerseits<br />

teilgeklärt <strong>über</strong> die etwa drei Kilometer lange<br />

Besósfernausleitung ins Meer, vor allem aber <strong>über</strong><br />

die südlich von Barcelona, im Mai 2002 in Betrieb<br />

genommene, 3,2 km lange Llobregatfernausleitung.<br />

Sowohl Besós als auch Llobregat sind zusätzlich zu<br />

den kommunalen Haushaltsabwässern mit diversen<br />

Industrieabwässern belastet. Schließlich liegt in<br />

ihrem Einzugsgebiet der am stärksten industrialisierte<br />

Teil Kataloniens mit einer Vielzahl von Betrieben<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 128<br />

aller Sparten. Eine wichtige weitere Belastungsquelle<br />

stellt der Hafen von Barcelona dar. Strömungs-<br />

und lagebedingt trifft die genannte Belastung aber<br />

nicht die Strände der Großstadt Barcelona selbst -<br />

kein einziger der acht Messpunkte in Barcelona<br />

hatte 2002 eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung aufzuweisen<br />

-, sondern den Bereich südlich der Llobregat-<br />

Mündung. Eine deutliche Verbesserung dieser<br />

Situation ist nach Fertigstellung der seit 3 Jahren im<br />

Bau befindlichen Großkläranlage von El Prat südlich<br />

von Barcelona zu erwarten. Die 245 Mio. € teuren<br />

Arbeiten schreiten nahezu planmäßig voran. Die<br />

Fertigstellung ist jetzt absehbar und für <strong>das</strong> Jahr<br />

2003 vorgesehen und stellt einen wichtigen Sanierungsschritt<br />

Kataloniens dar. Einen wichtigen<br />

Fortschritt brachte der Anschluss der Abwasserfernausleitung<br />

an der Llobregatmündung, die dazu<br />

führte, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> jahrelang geltende permanente<br />

Badeverbot am Strand von El Prat de Llobregat im<br />

Juni 2002 aufgehoben werden und der Strand von<br />

der lokalen Bevölkerung erstmals auch wieder zum<br />

Baden genutzt werden konnte.<br />

Zusammenfassend kann also festgestellt werden,<br />

<strong>das</strong>s in der Saison 2002 <strong>über</strong> 99 % der Strände (2002<br />

97 %) konform nach der geltenden Badegewässerrichtlinie<br />

der EU waren. Verbessert haben sich dabei<br />

insbesondere die Strände P.del Rec in Escala, die P.<br />

del Prat und die Platjola im Ebrodelta, die im Vorjahr<br />

nicht richtlinienkonform waren.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Die Inspektionen der Strandqualität durch den<br />

Sommerservice ergaben ein etwas anderes Verteilungsschema<br />

als für die hygienische Qualität der<br />

Badegewässer. Mit "ausgezeichnet" wurden 8,3 %<br />

der Strände bewertet. Die <strong>über</strong>wältigende Mehrheit<br />

der Strände, nämlich 45,8 % erhielt eine gute Bewertung,<br />

31,1 % waren befriedigend und 0,8 %<br />

wurden als mangelhaft eingestuft. 14,1 % wurden als<br />

„Naturstrände“ gewertet (Für Details siehe die<br />

Tabelle „Katalonien“ im Datenanhang).<br />

Kombiniert man die Bewertungen für die Strandqualität<br />

mit der optischen und hygienischen Wasserqualität,<br />

können in der Saison 2002 folgende zehn<br />

Strände mit Bestnoten in allen Bereichen trumpfen:<br />

P. del Port de la Selva; P. del Moll Grec in Escala;<br />

del Racó, P.de Sa Riera und P. de Llafranc in Begur;<br />

P. de la Fosca und P. Gran in Palamós, P. de la Mar<br />

Menuda und P. de Tossa in Tossa de Mar, P. de<br />

Calafell; Platja de Coma-ruga Süd und P. de Llevant<br />

in El Vendrell.<br />

Die Unterschiede in den Bewertungen von Sommerservice<br />

und ACA sind auf die jeweils berücksichtigten<br />

Kriterien zurückzuführen. In die Bewertung<br />

durch den Sommerservice gehen ja auch Sicherheitskriterien<br />

wie u.a. die Abgrenzung der Badebe-


eiche durch Bojen sowie die aktualisierte Konsumenteninformation<br />

am Strand ein.<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren wurden die Strandinfrastrukturen<br />

an vielen Orten weiter verbessert.<br />

Als positiv ist die zunehmende Ausstattung vieler<br />

Strände mit mobilen und immer öfter auch behindertengerechten<br />

Toilettenanlagen und mit Begrenzungsbojen<br />

für den sicheren Badebereich und die<br />

vermehrten Möglichkeiten zur Mülltrennung auch<br />

im Strandbereich zu vermerken. Weiterverfolgt<br />

wurde an vielen Stränden wie schon weiter oben<br />

erwähnt der Ausbau großzügiger Strandpromenaden<br />

sowie parallel dazu Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.<br />

Als nicht ausreichend ist vielerorts noch immer die<br />

Absicherung des Badebereiches durch Bojen zu<br />

bezeichnen, mit Hilfe derer die Boots- und Wasserskooterfahrer<br />

effizient vom Befahren des Badebereichs<br />

abgehalten werden können. Positiv hervorzuheben<br />

sind in dieser Hinsicht beispielsweise die<br />

Gemeinden Calella im Maresme, Calella de Palafrugell<br />

und Llafranc sowie Cambrils und Salou.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Störungen des Badebetriebes durch Quallenvorkommen<br />

gab in dieser Badesaison kaum. Lediglich<br />

Anfang Juni gab es Vorkommen von Velella velella<br />

im Bereich zwischen Torredembarra und Mont-roig.<br />

Ansonsten kam es nur vereinzelt zu vermehrtem<br />

Auftraten von Pelagia noctiluca und der wenig<br />

nesselnden Lungenqualle Rhizostoma pulmo, die in<br />

den Landkreisen Baix Empordà und Baix Llobregat<br />

zum Hissen der gelben Flagge führten.<br />

Im Zusammenhang mit Medusenvorkommen ist<br />

erwähnenswert, <strong>das</strong>s die Gemeinde Barcelona in<br />

Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz wie schon im<br />

Vorjahr ein präventives Medusenwarnsystem eingerichtet<br />

hatte. Es wurden daher nicht nur wie sonst an<br />

den Stränden Erste-Hilfe-Leistungen und Behandlungen<br />

bei von Medusen verursachten Hautausschlägen<br />

angeboten, sondern die Medusenbänke<br />

schon auf offenem Meer, fünf bis zehn Seemeilen<br />

vor der Küstenlinie, beobachtet und ihre Ortsveränderungen<br />

verfolgt, so<strong>das</strong>s rechtzeitig allfällige<br />

Badeverbote ausgesprochen werden konnten. Außerdem<br />

werden sogenannte Pelikanschiffe eingesetzt,<br />

um die Medusen aus dem Meer zu holen. Falls<br />

Quallen an den Strand gespült werden, werden sie<br />

von den mit Rechen ausgestatteten Strandreinigungstraktoren<br />

entfernt, weil Reste dieser Tiere auch<br />

einen oder zwei Tage nach ihrem Tod noch Hautausschläge<br />

verursachen können, da die Nesselzellen<br />

aktiv bleiben.<br />

Am Strand La Fosca von Palamós, in der Bucht von<br />

Roses sowie am Strand von Pals tritt fallweise eine<br />

Braunfärbung des Meerwassers im Uferbereich ein.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 129<br />

Diese Verfärbungen des Wassers werden von den<br />

Badegästen oft als störend empfunden, weil sie für<br />

Abwassereinleitungen gehalten werden. Sie bestehen<br />

jedoch aus mikroskopisch kleinen durch Geißeln<br />

bewegliche Algen, von den Wissenschaftlern als<br />

Dinoflagellaten bezeichnet, die in einer Dichte von<br />

<strong>über</strong> 200.000 Individuen pro Milliliter Wasser die<br />

Braunfärbung verursachen. Im Gegensatz zu den<br />

durch Abwassereinleitungen verursachten Verfärbungen<br />

des Meerwassers zeigt diese Dinoflagellatenart<br />

(es handelt sich um Alexandrium taylori)<br />

reines Wasser ohne Abwassereinflüsse an. In verunreinigtem<br />

Wasser kommen sie nicht vor. Die Badegäste<br />

können leicht selber testen, ob es sich um<br />

solche Algen handelt, indem sie eine Glasflasche mit<br />

dem Wasser füllen und beobachten, wie sich die<br />

Organismen verhalten. Die Zellen von Alexandrium<br />

neigen dazu, sich zu sammeln, so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> trübe<br />

Wasser in der Flasche schnell klar wird während<br />

man zugleich die Bildung einer dichten braunen<br />

kugelförmigen Wolke aus Algenzellen beobachten<br />

kann. Verdunkelt man die Flasche mit einem Karton,<br />

in den man zuvor ein Loch geschnitten hat, kann<br />

man beobachten, wie sich die Zellwolke nach<br />

einiger Zeit vor diesem Loch einfindet, da die Algen<br />

zum Überleben Licht benötigen.<br />

Auch in der Saison 2002 konnten keine Kolonien<br />

von Caulerpa taxifolia an der katalanischen Küste<br />

gefunden werden. Untersucht wurden zwischen Mai<br />

und Dezember 126 Tauchprofile, davon 97 an der<br />

Costa Brava, 13 in Barcelona und 16 an der Costa<br />

Daurada.<br />

Das katalanische Umweltministerium hat Mitte Juni<br />

2002 älteren und empfindlichen Menschen (z. B.<br />

Asthmatiker und andere Personen mit Erkrankungen<br />

der Atmungsorgane, Kinder), die im Bereich von<br />

Tarragona und Vila-Seca leben, Vorsichtsmassnahmen<br />

wegen der hohen Ozonkonzentrationen empfohlen.<br />

So sollten vor allem Anstrengungen wie<br />

Sport im Freien vermieden werden. In Vila-Seca<br />

wurden sogar einmal 384 µg/m³ Ozon festgestellt,<br />

womit der Grenzwert von 240 µg/m³, ab dem die<br />

Bevölkerung informiert werden muss, deutlich<br />

<strong>über</strong>schritten wurde.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die folgenden Meldungssplitter sollen einen Überblick<br />

<strong>über</strong> die Situation der Badesicherheit in Katalonien<br />

geben:<br />

- Im Juni 2001 wurde in Katalonien eine neue<br />

Richtlinie für öffentliche und private<br />

Schwimmbäder erlassen. Öffentlich zugängliche<br />

Bäder mit mehr als 200 m² müssen seitdem<br />

pro 200 Badegästen eine(n) ausgebildete(n)<br />

Lebensretter(in) einsetzen. Kleinere Bäder


müssen zumindest Aufsichtspersonen mit Erste-Hilfe-Kenntnissen<br />

einsetzen.<br />

- Immer lauter werden die Stimmen, die legislative<br />

Mittel fordern, um Übertretungen der Badeverbote<br />

auch ahnden zu können, da unvorsichtige<br />

Badegäste bei Zuwiderhandlung auch<br />

<strong>das</strong> Leben des Rettungspersonals gefährden. So<br />

mussten in der Saison 2000 an einem einzigen<br />

Tag in Sitges 43 Personen gerettet werden, die<br />

trotz gehisster roter Flagge gebadet hatten.<br />

- Im Sommer 2002 konnten erstmals die seit<br />

März gesetzlich vorgeschriebenen Praxistests<br />

und Prüfungen für <strong>das</strong> Lenken von Wasserskootern<br />

des Typs B (zwischen 55 und 110 PS)<br />

und des Typs C (unter 55 PS) abgelegt werden.<br />

Die Führerscheinpflicht für diese Art von Wasserfahrzeugen<br />

wurde wegen der Häufung von<br />

Unfällen durch die zunehmende Zahl der Wasserskooter<br />

eingeführt. Die Lenkerberechtigung<br />

wird erteilt, nachdem in einer theoretische Prüfung<br />

allgemeines Grundlagenwissen <strong>über</strong> Navigation<br />

und die Verhaltensregeln im Strandbereich<br />

geprüft wurde sowie <strong>das</strong> praktische Beherrschen<br />

des Wasserskooters in der Praxis<br />

nachgewiesen werden konnte. Im Praxistest<br />

müssen die Kanditaten u.a. den Skooter starten,<br />

in einer mit Bojen markierten Strecke <strong>das</strong> Beherrschen<br />

des Lenkens mit und ohne Beifahrer<br />

beweisen sowie auf freier See auf- und absteigen.<br />

Allein in Katalonien existieren derzeit<br />

schon 4000 Wasserskooter. Wasserskooter des<br />

Typs A mit mehr als 110 PS erfordern eine höherrangige<br />

Lenkerberechtigung.<br />

- Die Diputation der Provinz Barcelona, zuständig<br />

für die Strände Barcelonas, des Maresme<br />

und des Garraf, hat 2002 700.000 € für Strandsicherheitsmassnahmen<br />

und Rettungsdienste<br />

ausgegeben. Allein im Landkreis Garraf mit<br />

den Badeorten Sitges, Cubelles und Vilanova<br />

werden vom Roten Kreuz 86 Retter eingesetzt.<br />

- Ebenfalls von der Diputation der Provinz<br />

Barcelona wird seit der Saison 2001 eine beispielgebende<br />

Initiative durchgeführt, um am<br />

Strand verlorengegangene Kinder schnell wiederfinden<br />

zu können. Es wurden farbige Armbänder<br />

verteilt, denen gleichfarbige Markierungen<br />

an den verschiednen Strandabschnitten<br />

entsprechen. Weiterhin wurden an den Stränden<br />

von Sitges, Vilanova und vier weiteren<br />

Stränden Spezialrollstühle zur Verfügung gestellt,<br />

mithilfe derer Behinderte sicher ins Wasser<br />

gelangen können. An der Costa Daurada<br />

profilierte sich Tarragona als erste Gemeinde,<br />

die durch behindertengerechte Strandzugänge<br />

und die Benützung von Spezialrollstühlen Behinderten<br />

<strong>das</strong> Baden ermöglicht.<br />

- Calafell und Cunit, zwei Badeorte der Costa<br />

Daurada, folgten dem Beispiel Barcelonas mit<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 130<br />

den Armbändern, die <strong>das</strong> Wiederfinden verlorengegangener<br />

Kinder am Strand erleichtern<br />

sollen und auf denen Telefonnummern oder eine<br />

Adresse festgehalten werden. Anscheinend<br />

machte diese Maßnahme die Eltern auf die Gefahr<br />

des Verlorengehens aufmerksam, so <strong>das</strong>s<br />

in der Saison 2001 nur 10 Kindern geholfen<br />

werden musste.<br />

- Bezüglich der Organisation der Ersten Hilfe an<br />

der Stränden zeigt sich katalonienweit ein uneinheitliches<br />

Bild: Zum Teil haben die Gemeinden<br />

Abkommen mit dem Roten Kreuz,<br />

zum Teil mit anderen Organisationen. Manche<br />

dieser Abkommen beziehen sich nur auf den<br />

reinen Rettungs- und Wachdienst am Strand,<br />

andere beinhalten auch den Krankentransport<br />

und Ambulanzdienst am Land. An der Costa<br />

Brava beispielsweise haben 16 Gemeinden Abkommen<br />

mit dem Roten Kreuz. Dabei bewachen<br />

200 Rot-Kreuzler 41 Strände u. a. der<br />

Gemeinden Roses, Castelló d'Empúries, Palamós,<br />

Sant Feliu, Platja d'Aro, Lloret de Mar<br />

und Blanes. Der Krankentransport ist hierbei<br />

jedoch nicht eingeschlossen. Abkommen mit<br />

dem Roten Kreuz, die einen permanenten Ambulanzdienst<br />

am Strand garantieren, haben Roses,<br />

L'Escala, Castelló d'Empúries, Llançà und<br />

Sant Pere Pescador. Roses und L'Escala verhandeln<br />

zusätzlich mit der katalanischen Krankentransportgesellschaft<br />

CTSC bezüglich eines<br />

Rund-um-die-Uhr-Dienstes. Palamós, Pals, Calonge,<br />

St.Feliu de Guíxols und Platja d'Aro haben<br />

einen permanenten Ambulanzdienst. Toroella,<br />

Begur und Palafrugell haben zwar keinen<br />

strandbezogenen Ambulanzdienst, besitzen<br />

jedoch gemeindeeigene Rettungsfahrzeuge.<br />

Auch Blanes hat einen gemeindeeigenen Ambulanzdienst.<br />

Lloret de Mar besitzt drei Rettungsfahrzeuge,<br />

Tossa wiederum hat ein Abkommen<br />

mit dem Roten Kreuz, <strong>das</strong> garantiert,<br />

<strong>das</strong>s ein Rettungsfahrzeug ständig an der Platja<br />

Gran bereitsteht. Als besonders vorbildlich im<br />

Hinblick auf die Sicherheitsvorkehrungen kann<br />

Port de la Selva bezeichnet werden: Beinahe<br />

14 % des Gemeindebudgets werden hier in Sicherheitsmaßnahmen<br />

investiert. Seit 1995 werden<br />

im Sommer spezielle Wachmannschaften<br />

engagiert, denen 2 Rettungswägen, zwei<br />

Schnellboote und zwei Geländefahrzeuge zur<br />

Verfügung stehen. Zusätzlich zu den mittlerweile<br />

8 „Baywatchern“ nehmen während der<br />

Badesaison auch die 8 Dorfpolizisten Sicherheitsaufgaben<br />

an den Stränden wahr. Einheitlich<br />

ist dagegen die Sicherheits- und Rettungsinfrastruktur<br />

in der Provinz Barcelona, die<br />

zentral von der Diputation koordiniert und mitfinanziert<br />

wird: 38 kleine und 10 große Wasserfahrzeuge,<br />

24 Wachtürme, 223 Funkgeräte,<br />

10 Geländefahrzeuge und ein Wasserskooter<br />

standen dem Roten Kreuz in dieser Saison für


die Bewachung der Strände Barcelonas zur<br />

Verfügung. 354 Baywatcher verrichteten von<br />

56 Stützpunkten aus ihre Arbeit. Das Programm<br />

betreut auch die beiden Orte Cabrera<br />

und Vilassar de Mar im Maresme, so <strong>das</strong>s außer<br />

Barcelona selber nunmehr auch die komplette<br />

Provinz Barcelona abgedeckt ist.<br />

- Sechs Patrouillenboote der spanischen Guardia<br />

Civil de Mar <strong>über</strong>wachten permanent den<br />

Schiffsverkehr in der 12-Meilenzone Kataloniens.<br />

Während der Badesaison 2001 wurden<br />

sie zum dritten Mal schwerpunktmäßig eingesetzt,<br />

um speziell <strong>das</strong> korrekte Verhalten der<br />

Wasserskooterfahrer zu <strong>über</strong>wachen. In Spanien<br />

müssen Wasserskooter angemeldet und<br />

pflichtversichert sein. In der Nacht dürfen sie<br />

nicht in Betrieb genommen werden. Im Bereich<br />

von 200 m vor der Küste dürfen sie sich maximal<br />

mit einer Geschwindigkeit von drei Knoten<br />

und ausschließlich innerhalb der durch Bojen<br />

als Ein- und Ausfahrtskorridore gekennzeichneten<br />

Bereiche bewegen. Zuwiderhandlungen<br />

können hohe Geldstrafen nach sich ziehen.<br />

Durch diese Maßnahmen wird eine Verbesserung<br />

der Sicherheit der Badegäste gewährleistet.<br />

- Salou und Cambrils, die zwei Hauptbadeorte<br />

der Costa Daurada haben ihre Vorreiterrolle bei<br />

Strandsicherheitsmaßnahmen auch 2002 verteidigt.<br />

Wieder lag ein Hauptaugenmerk der<br />

Wachmannschaften auf der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften<br />

durch die Wasserfahrzeuge,<br />

vor allem Motorboote und Wasserskooter.<br />

Beide Gemeinden haben den gesamten Strandbereich<br />

durch farbige Bojen abgesichert, die<br />

Einhaltung der 200 m-Zone durch die Wasserfahrzeuge<br />

wird durch Beamte der lokalen Polizei,<br />

des Roten Kreuzes und der Guardia Civil<br />

kontrolliert. An der gesamten Costa Daurada<br />

wurden 90 Motorschiffe für diese Sicherheitsmaßnahme<br />

eingesetzt. Als mangelhaft ist in<br />

anderen Badegemeinden dieser Zone die Absicherung<br />

mit Bojen anzusehen. Grund dafür ist<br />

die ungenaue Formulierung des Gesetzes, <strong>das</strong><br />

zwar eine Absicherung vorschreibt, aber offen<br />

lässt, wer für die Finanzierung und Durchführung<br />

der Maßnahme verantwortlich ist. Mindestens<br />

ebenso wichtig wie die Absicherung ist<br />

jedoch ein verantwortungsvolles und gesetzeskonformes<br />

Verhalten der Schiffsführer, die sich<br />

nur in den durch Bojen gekennzeichneten Kanälen<br />

dem Ufer mehr als 200 m nähern dürfen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 131<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

25 Jahre lang bestand ein permanentes Badeverbot<br />

am Strand von El Prat, vor dem Flughafen Barcelonas<br />

gelegen. Ursache war die Einleitung nicht<br />

geklärter Abwässer des Südteiles von Barcelona, El<br />

Prat l’Hospitalet und mehrerer kleinerer Gemeinden<br />

in den Fluss Llobregat, der oberhalb des Strandes<br />

von El Prat mündet. Nun wurde ein wichtiger Schritt<br />

in Richtung Sanierung dieses Küstenabschnittes<br />

getan, der bisher als schwärzester Punkt der katalanischen<br />

Küste in Verruf war. Anfang Juni 2002<br />

wurde vom spanischen Umweltminister Matas und<br />

vom katalanischen Umweltministers Espadaler eine<br />

erste Bauphase der neuen Großkläranlage in El Prat<br />

eingeweiht. Sie ist auf 2 Millionen Einwohnergleichwerte<br />

konzipiert und ermöglicht zunächst die<br />

mechanische Grobklärung des Abwassers, die<br />

biologische Reinigungsstufe ist noch in Bau.<br />

Zugleich wurde die Anlage jedoch schon an eine<br />

3,2 km lange Fernausleitung angeschlossen. Vor<br />

allem letztere Maßnahme hat in wenigen Wochen zu<br />

einer deutlichen Verbesserung der hygienischbakteriologischen<br />

Wasserqualität in El Prat geführt.<br />

Mit einer weiteren Verbesserung ist zu rechnen,<br />

wenn die biologische Reinigungsstufe in Betrieb<br />

geht. Insgesamt werden 180 Mio. € in diesen Sanierungsschritt<br />

investiert. Obwohl der Strand von El<br />

Prat selber derzeit keinerlei touristische Bedeutung<br />

hat, ist zu erwarten, <strong>das</strong>s sich die Kläranlage insgesamt<br />

positiv auf den Küstenbereich südlich von<br />

Barcelona auswirken wird, einen Bereich, in dem<br />

auch wichtige touristische Ortschaften wie z. B.<br />

Sitges liegen.<br />

Palafrugell-Llofriu, Costa Brava.<br />

Die Gewinnung von Kork war vor dem Tourismus<br />

seit dem 18. Jahrhundert wichtigste Erwerbsquelle in<br />

vielen bewaldeten mediterranen Küstenbereichen.<br />

Diesem fast ausgestorbenen traditionellen Industriezweig<br />

wird seit dem Vorjahr mit einem Fest gedacht.<br />

Mitte Juni konnten die Touristen mit Pferdewägen<br />

Exkursionen in die Korkeichenwälder machen,<br />

sehen, wie die Korkeichen geschält und handwerklich<br />

verarbeitet werden. Gemeinsame landestypische<br />

Jausen und Mittagessen sowie Workshops für<br />

Kinder rundeten <strong>das</strong> Programm ab.<br />

Tageweise waren aufgrund der durch Unwetter<br />

verursachten Einschwemmungen an einigen Stränden<br />

die roten Flaggen gehisst. Vor allem betraf <strong>das</strong><br />

Strände im Maresme, insbesondere den Bereich<br />

zwischen Malgrat und Montgat.<br />

Im Bau ist weiterhin die Umleitung des im Süden<br />

Barcelonas mündenden Flusses Llobregat. Damit<br />

hofft man, viele Fliegen mit einer Klappe zu schla-


gen: Einerseits wird Platz für die Erweiterung des<br />

Containerhafens und die Errichtung der Großkläranlage<br />

(geplante Fertigstellung: 2003) gewonnen,<br />

andererseits wurde mit ersten Bauarbeiten für die<br />

dritte Piste des Flughafens in El Prat de Llobregat<br />

begonnen, die ebenfalls 2003 fertiggestellt sein soll.<br />

Dadurch sollen Verspätungen in den Spitzenbelastungsperioden<br />

vermieden werden und die Kapazität<br />

auf mehr als 40 Millionen Passagiere pro Jahr erhöht<br />

werden. Und last but not least soll auch die Umwelt<br />

gewinnen, wurde doch <strong>das</strong> ganze Projekt so konzipiert,<br />

<strong>das</strong>s teilweise verloren gegangene Feucht-<br />

Biotope, Auwälder und Überschwemmungsgebiete<br />

des Flussdeltas wiedergewonnen werden oder neue<br />

Lagunen entstehen. Was auf den ersten Blick wie<br />

eine rein technische Maßnahme in einem Industrie-<br />

und Hafengebiet ohne touristisch genutzte Strände<br />

aussieht, hat jedoch in vieler Hinsicht auch weitreichende<br />

touristische Bedeutung. Kernpunkt dabei ist<br />

vor allem die 250 Mio. € teure Großkläranlage, die<br />

<strong>das</strong> Abwasser von etwa 2 Millionen Menschen aus<br />

dem Großraum Barcelona klären wird. Der gesamte<br />

Küstenbereich dieser Zone wird also enorm von den<br />

nun begonnenen Maßnahmen profitieren. Abgesehen<br />

von der Bedeutung als Naherholungsbereich der<br />

Großstadt Barcelona liegen im Süden Barcelonas<br />

auch einige große Campingplätze, die von Gästen<br />

frequentiert werden, die Strandurlaub mit dem<br />

kulturellen Angebot der Großstadt kombinieren<br />

wollen. Im Zuge dieser ganzen Sanierung wurde in<br />

der Saison 2002 auch der Strand von El Prat de<br />

Llobregat, seit einigen Jahren schon sehr gepflegt<br />

und mit Infrastrukturen versehen, aber wegen der<br />

schlechten Wassergüte seit vielen Jahren mit permanentem<br />

Badeverbot belegt, wieder als Badestrand<br />

verfügbar und wurde mit weiteren Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />

versehen. Bis zum Jahr 2004 soll<br />

dann auch ein 90 ha großer Litoralpark entstehen,<br />

der einerseits in einer Kernzone <strong>das</strong> fragile Deltaökosystem<br />

schützt, andererseits aber in den Randbereichen<br />

Raum für Restaurants, Parkplätze und<br />

andere Infrastrukturen bietet und die Strandzone um<br />

einen großzügig angelegten Freizeitpark erweitert.<br />

Innerhalb des Parks wird man sich nur zu Fuß, auf<br />

dem Fahrrad oder auf Pferden fortbewegen können.<br />

4.9 Ausblick auf die nächste Saison<br />

Auch für die kommende Saison ist eine Weiterentwicklung<br />

der oben beschriebenen Entwicklungen zu<br />

erwarten. Dies betrifft den Ausbau von Verkehrswegen,<br />

Eisenbahnlinien und anderen Infrastrukturen<br />

wie Rad- und Wanderrouten ebenso wie die direkten<br />

Verbesserungen des touristischen Angebotes, den<br />

Ausbau des Bettenangebots beziehungsweise vor<br />

allem die qualitativen Verbesserungen innerhalb des<br />

schon bestehenden Angebotes sowie die Verbesserungen<br />

im direkten Küsten- und Strandbereich und<br />

die Schaffung neuer Angebote. Insgesamt<br />

100 Mio. € werden dafür in den kommenden Jahren<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 132<br />

von der Generalitat mobilisiert und sollen kleinen<br />

und mittleren Unternehmen der Tourismusbranche<br />

zugute kommen.<br />

Deutliche Manifestation des Willens zur Qualitätssteigerung<br />

war die 2000 erfolgte Gründung des<br />

Amtes für touristische Qualität der katalanischen<br />

Landesregierung mit Zentrale im Landkreis Baix<br />

Empordà, der sich in den vorangegangenen Jahren<br />

besondere Verdienste um die systematische Qualitätssteigerung<br />

bei Hotels und Restaurants erworben<br />

hatte.<br />

Einen wichtigen Schritt in Richtung touristischurbanistischer<br />

Qualität macht Toroella de Montgrí<br />

(die Gemeinde zu der auch der Bade- und Tauchort<br />

Estartit gehört): In der Altstadt wurden in vorbildlicher<br />

Weise Strom- und Telefonkabel unterirdisch<br />

verlegt, die moderne Straßenbeleuchtung wurde<br />

wieder durch eine traditionelle ersetzt. Etwa<br />

500.000 € liess sich die Gemeinde diese "Gesichtswäsche"<br />

der weiter verbesserten Fußgängerzone<br />

kosten. Zusätzlich werden die Fassaden einiger<br />

historischer Gebäude renoviert.<br />

Auch Castelló d'Empúries ist dabei, sein reiches<br />

mittelalterliches Kulturerbe wiederaufleben zu<br />

lassen. Neben diversen historischen Gebäuden,<br />

deren Restaurierung gleichzeitig Raum für benötigte<br />

Einrichtungen wie Veranstaltungsräume und einer<br />

Bühne schafft wird vor allem die Kathedrale, einer<br />

der schönsten Beispiele der katalanischen Gotik,<br />

renoviert. Aber auch in der touristischen Siedlung<br />

Empuriabrava wird in Richtung touristischer Umwelterlebnisqualität<br />

gearbeitet: so werden die Radwege<br />

zwischen Empuriabrava und Roses bzw. dem<br />

Naturschutzgebiet der Aiguamolls und andere Rad-<br />

und Fußwege ausgebaut, eine Fußgängerbrücke <strong>über</strong><br />

den Muga und diverse Aussichtstürme angelegt und<br />

alles vorbildlich beschildert. Zudem werden die<br />

Strandbereiche der Naturstrände La Rubina und Can<br />

Comes neugestaltet, wobei besonders auf eine gute<br />

Umweltverträglichkeit geachtet wird. Castelló<br />

d'Empúries wurde außerdem von der Generaldirektion<br />

für Tourismus für ein Pilotprojekt innerhalb des<br />

Programms für Sport- und Erlebnistourismus ausgewählt.<br />

Dem Thema Wasser gewidmet ist der jetzt neu<br />

eröffnete Park Costa Caribe bei Vila-Seca und Salou<br />

an der Costa Daurada. 4000 m² Strandlandschaft an<br />

4700 m² Becken und Lagunen sowie 9 Attraktionen<br />

und 2 Vier-Sterne-Hotels mit zusammen 1000<br />

Zimmern sind dies Jahr neu zu Port Aventura<br />

hinzugekommen. Eines der beiden Hotels (Hotel<br />

Port Aventura) ist einem mediterranen Dorf nachempfunden,<br />

<strong>das</strong> zweite, <strong>das</strong> Hotel El Paso, spiegelt<br />

mexikanisches Ambiente wieder und soll im Juli<br />

2003 eröffnet werden. Die Hotelgäste haben freien<br />

Zugang zu den beiden Themenparks Port Aventura


und Costa Caribe und verfügen <strong>über</strong> einen Shuttlebus<br />

zum Strand. Mit dieser Erweiterung seiner<br />

Einrichtungen erwartet Port Aventura 2002 3,6 Mio.<br />

Besucher (500.000 mehr als im vergangenen Jahr)<br />

und hofft, sich mit dieser Kombination von Themenpark,<br />

Wasserpark und Hotellerie sowie seinem<br />

breiten rekreativen und Vergnügungsangebot an der<br />

Spitze der europäischen Themenparks zu behaupten.<br />

Ausgedehnt wurden auch die Öffnungszeiten von<br />

März bis Weihnachten.<br />

Amposta am Ebro investiert in den kommenden drei<br />

Jahren <strong>über</strong> 600.000 € in eine Dynamisierung der<br />

touristischen Entwicklung. Damit sollen Defizite<br />

behoben werden, die sich bei Befragungen der<br />

Touristen herausstellten. Vor allem soll die Beschilderung<br />

der Routen und Straßen verbessert werden,<br />

Radrouten an den Ebro-Ufern gebaut werden und<br />

der Strand Platja dels Eucalyptus mit den nötigen<br />

Infrastrukturen wie Duschen, Picknickplätzen,<br />

Müllcontainern und einem Parkplatz versehen<br />

werden.<br />

Weiterverfolgt wurde auch 2002 die Instandsetzung<br />

der sogenannten Küstenwanderwege in Katalonien.<br />

So wurde in Mont-roig eine "Ruta de las Calas" (ein<br />

Wanderweg der kleinen Buchten) angelegt, der per<br />

pedes, schnorchelnd oder mit Booten zurückgelegt<br />

werden kann. Salou plant einen Küstenweg um <strong>das</strong><br />

Cap Salou. Im Bereich des Kaps wurden auch<br />

Baubewilligungen zurückgezogen, um die Landschaftsqualität<br />

der Zone zu sichern. Und an der<br />

Costa Brava werden die "Camins de ronda" weiter<br />

ausgebaut. Diese Wege wurden ursprünglich von<br />

Fischern und der Küstenwache benutzt, um<br />

Schmuggelschiffe zu beobachten und an der Landung<br />

zu hindern. Jetzt werden sie wieder hergerichtet<br />

und als Spazier- und Küstenwanderwege genutzt.<br />

Im Jahr 2002 wurde der „cami de ronda“ auch im<br />

Bereich von Rosas fertiggestellt. 1,9 Mio. € wurden<br />

dafür vom Madrider Umweltministerium zugeschossen.<br />

Auch Führer und Beschreibungen dieser Routen<br />

sind mittlerweile erhältlich. Im Endausbau soll man<br />

fast die gesamte Küste der Costa Brava von der<br />

französischen Grenze bis Blanes auf diesen Wegen<br />

zurücklegen können. Ein Angebot, <strong>das</strong> besonders<br />

außerhalb der Saison attraktiv ist und ebenfalls zur<br />

besseren Auslastung in der Nebensaison beitragen<br />

kann. In Palamós wurden 7 kombinierte Ausflugsrouten<br />

ausgearbeitet, die geführte Landspaziergänge<br />

und Museumsbesuche mit einem Schiffsausflug auf<br />

einem der traditionellen ("vela latina") Segelboote<br />

miteinander verbinden. Die Routen geben einen<br />

guten Überblick <strong>über</strong> die landschaftliche, kulturelle<br />

und touristische Vielfalt der Umgebung von Palamós<br />

und ergänzen die schon bekannten Animations-<br />

und Tanzprogramme.<br />

L'Hospitalet de l'Infant und Miami Platja sind dabei,<br />

ihre Strandpromenaden mittels einer 100 m langen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 133<br />

Holzbrücke <strong>über</strong> den Llastres zu einer durchgehenden<br />

Promenade zusammenzuführen. Dadurch<br />

können Touristen zu Fuß zwischen den beiden<br />

Küstenorten verkehren ohne die stark befahrene und<br />

fußgängerfeindliche Nationalstraße benützen zu<br />

müssen. Auf ähnliche Art und Weise wurden die<br />

Strandpromenaden von Cambrils und Vilafortuny<br />

miteinander verbunden.<br />

Tarragona, <strong>das</strong> römische Tarraco, und seine archäologischen<br />

Schätze wurden im November 2000 zum<br />

Weltkulturerbe erklärt. Dies eröffnet eine neue<br />

Etappe auch für die touristische Vermarktung der<br />

Stadt, die damit auf dem besten Wege scheint, sich<br />

zu einem großen Freilichtmuseum und zur archäologischen<br />

Hauptstadt Kataloniens zu entwickeln.<br />

Geplant sind umfangreiche Investitionen zur Restaurierung<br />

des römischen Theaters und zur Zugänglichmachung<br />

der paläochristlichen Nekropolis.<br />

Weiters ist ein neuer Sitz für <strong>das</strong> Archäologische<br />

Nationalmuseum in Tarragona geplant.<br />

Der Hafen von Barcelona, nach Algeciras der<br />

zweitwichtigste Hafen Spaniens, wird weiter ausgebaut.<br />

Seine Fläche wird auf 1300 ha verdoppelt<br />

werden. Diese Ausweitung zusammen mit Verbesserungen<br />

der Anbindung an die Bahn und an <strong>das</strong><br />

katalanische Schnellstrassennetz sollen bis 2015 die<br />

Passagierzahlen und die Warenmenge verdoppeln<br />

auf 1 Million Passagiere bzw. 60 Mio. Tonnen<br />

Warenumschlag.<br />

Barcelona, ohnehin schon Museumsstadt par excellence,<br />

erweitert sein museales Angebot kontinuierlich:<br />

Das 1941 eröffnete Maritimmuseum in Barcelona<br />

wird derzeit erneuert und soll bis 2003 interaktiv<br />

werden. Derzeit wird es von <strong>über</strong> 180.000 Besuchern<br />

pro Jahr besichtigt. Mit der modernen museumspädagogischen<br />

Ausrichtung, die sich am erfolgreichen<br />

Konzept des Wissenschaftsmuseums Barcelonas<br />

orientiert, sollen die Besucherzahlen noch<br />

deutlich gesteigert werden. Das Wissenschaftsmuseum,<br />

nach dem Deutschen Museum in München <strong>das</strong><br />

zweitgrößte Europas, wird ebenfalls deutlich auf<br />

24.000 m² erweitert und umgestaltet.<br />

In Barcelona wird weiter intensiv am Ausbau der<br />

Bettenkapazität, vor allem im Bereich der Drei- und<br />

Vier-Sterne-Kategorien, gearbeitet. Bis 2003 soll<br />

auch die Rotonda, ein spektakuläres modernistisches<br />

Gebäude am Fuße des Tibidabo, neu renoviert sein<br />

und nach 35 Jahren wieder zu einem Hotel werden.<br />

Auch Badalona, bisher ohne touristische Bedeutung,<br />

bereitet sich durch Hotelbauten auf den für <strong>das</strong><br />

„Forum der Kulturen“ erwarteten Andrang vor: bis<br />

2004 sollen 8 Hotels mittlerer und hoher Kategorie<br />

und 900 bis 1000 Betten entstehen. Eines davon<br />

wird nahe am zukünftigen Sporthafen liegen.<br />

Zugleich sollen zahlreiche weitere Maßnahmen <strong>das</strong><br />

Bild Badalonas von einem verschlafenen, tristen<br />

Städtchen am Rand der Metropole Barcelonas zu


einer attraktiven Dienstleistungsstadt mit 5 km<br />

Sandstränden, einer grünen Lunge und zahlreichen<br />

Veranstaltungsorten verändern.<br />

In den vergangenen Jahren hat Barcelona den<br />

Kongresstourismus als wichtigen Wachstums- und<br />

Werbefaktor erkannt. Im Rahmen der Planung des<br />

Forum 2004 ist daher auch ein neues Kongreßzentrum<br />

mit einer Kapazität von bis zu 40.000<br />

Besuchern geplant.<br />

Aber nicht nur in der Stadt Barcelona wird die<br />

Bettenkapazität erweitert. Dem zunehmenden<br />

Interesse der Touristen an Alternativangeboten zum<br />

reinen Strandprogramm sollen Hotelprojekte in<br />

touristisch attraktiven Ortschaften des Landesinneren<br />

entgegenkommen, so z. B. in Cardona, wo als<br />

Ergänzung zum Parador Nacional ein neues Hotel<br />

errichtet wird.<br />

Tarragona will ebenfalls seine Bettenkapazität<br />

ausbauen. Auch hier setzt man zur Steigerung der<br />

Übernachtungszahlen neben dem Werbeeffekt des<br />

"Weltkulturerbes" verstärkt auf den Kongresstourismus,<br />

der in dem neuen Kongressgebäude einen<br />

attraktiven Veranstaltungsort dazugewonnen hat.<br />

2003 wird die derzeit um 90 Mio. € in Bau befindliche<br />

Entsalzungsanlage in Blanes in Betrieb gehen.<br />

Sie soll in einer ersten Phase 10 Mio. m³ Meerwasser<br />

pro Jahr entsalzen und <strong>über</strong> Pumpwerke in die<br />

Netze von Blanes, Lloret, Tossa und Palafolls<br />

einspeisen. Dadurch soll der in der touristischen<br />

Hauptsaison stark ansteigende Wasserbedarf dieser<br />

Gemeinden sichergestellt werden. Nach dem vollständigen<br />

Ausbau sollen insgesamt 14 Gemeinden<br />

des Maresme und der Costa Brava versorgt werden.<br />

In der ersten Planungsphase befindet sich auch der<br />

Naturpark „Alt Pirineu“. Er soll mit 66.000 ha der<br />

größte Naturpark Kataloniens werden. Zusammen<br />

mit dem angrenzenden – schon existierenden –<br />

Naturpark Aigüestortes wären dann 107.000 ha<br />

Naturschutzgebiet vorhanden und für einen nachhaltigen<br />

Tourismus nutzbar.<br />

In ganz Spanien sollen die wichtigsten Strände<br />

behindertenfreundlicher gestaltet werden. Das<br />

Madrider Umweltministerium sieht dafür etwa<br />

24 Mio. € vor. An 590 Stränden werden spanienweit<br />

5000 behindertengerechte WC-Anlagen, Umziehkabinen<br />

und Zugänge ins Meer gebaut werden und<br />

z. T. schwimmfähige Rollstühle zur Verfügung<br />

stehen. Dazu kommen 1494 Behindertenparkplätze.<br />

In Katalonien werden von diesen Maßnahmen 80<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 134<br />

Strände profitieren, 17 davon an der Costa Brava, 42<br />

in der Costa Daurada und 27 an der Küste Barcelonas.<br />

Die Auswahl der Maßnahmen, mit deren Abschluss<br />

2004 gerechnet wird, wurde in Zusammenarbeit<br />

und Absprache mit den 240 wichtigsten<br />

Behindertenorganisationen erarbeitet.<br />

Mit künstlichen Riffen aus Betonblöcken soll die<br />

illegale Schleppnetzfischerei an der katalanischen<br />

Küste verhindert werden. Damit sollen die in Tiefen<br />

von 12 bis 30m noch recht gut erhaltenen Seegraswiesen<br />

geschützt werden, die zunehmend von der<br />

Schleppnetzfischerei in Tiefen von weniger als 50 m<br />

illegal zerstört werden. Der Schutz der Seegraswiesen<br />

ist nötig geworden, weil <strong>das</strong> Neptungras (wiss.<br />

Name: Posidonia oceanica) durch die Fischerei mit<br />

immer stärkeren Schleppschiffen, durch ankernde<br />

Yachten und Motorschiffe und nicht zuletzt durch<br />

die Sandbaggerungen und Sandabsaugungen zum<br />

Zwecke der Regeneration der vielerorts zunehmend<br />

erodierten Sandstrände in den vergangenen Jahren<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Rückgang<br />

der Seegrasbestände bedeutet wiederum eine<br />

Bedrohung für <strong>das</strong> gesamte Küstenökosystem, da sie<br />

Brutplatz und "Kinderstube" vieler Fischarten und<br />

anderer Meeresorganismen darstellen. Das ambitionierte<br />

Großprojekt will die gesamte Küste Kataloniens<br />

auf diese Weise schützen und soll mit EU-<br />

Finanzhilfe bis 2006 fertiggestellt werden.<br />

5. Danksagung<br />

Wie jedes Jahr haben auch in der Saison 2002 eine<br />

Reihe von Institutionen und Einzelpersonen in<br />

dankenswerter Weise zum Gelingen des ADAC-<br />

Sommerservice beigetragen. Besonders erwähnt<br />

seien hier als Institutionen die Agència Catalana de<br />

l'Aigua des Umweltministeriums, die Abteilung<br />

"Turisme de Catalunya" (Leiterin N.Machordom)<br />

des Industrie-, Handels- und Tourismusministeriums,<br />

die Diputació und <strong>das</strong> Patronat de Turisme von<br />

Tarragona (Leiter O. Bono), die Diputació der<br />

Provinz Barcelona, die Diputació de Girona, der<br />

Consell Comarcal del Maresme und der dem Landwirtschaftsministerium<br />

zugehörige Naturpark<br />

Ebrodelta. Folgenden Einzelpersonen ist dar<strong>über</strong><br />

hinaus besonders zu danken: J. M. Alonso, O. Bono,<br />

M. J. Corales, M. J. Figueras Salvat, X. Font Urgell,<br />

M. Forns Bernhardt, J. L. Guerrero de la Marta,<br />

J. Herrera, M. A. Leal, J. Mayoral Antigas, E. Mateu<br />

Morelló, J. Paltre, G. Pinart, Sr. Sanllehi i Brunet,<br />

M. De Torres, C. San Vicente.


6. Adressen<br />

Turisme de Catalunya<br />

P. de Gracia 105<br />

08008 Barcelona<br />

Tel.: 934849900<br />

Fax: 934849888<br />

Agència Catalana de l'Aigua<br />

Provença 204-208<br />

08036 Barcelona<br />

Tel.: 935672800<br />

Fax: 93458018<br />

Department de Medi Ambient<br />

Av. Diagonal 523-525<br />

08029 Barcelona<br />

Diputació de Barcelona<br />

Mallorca 244, entl.3a<br />

08008 Barcelona<br />

Tel.: 934022134<br />

Fax. 934022969<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 135<br />

Diputació de Girona<br />

Pujada de Sant Marti, 4-5<br />

17004 Girona<br />

Tel.: 972205700<br />

Patronat de Turisme de la<br />

Diputació<br />

de Tarragona<br />

Passeig de Torroja, s/n<br />

43003 Tarragona<br />

Tel.: 977230312<br />

Fax. 977238033


Regionalbericht Valencia<br />

Bearbeitet von Dipl.-Biol. Sigrun Weber, Valencia<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Die 466 km lange Küste des Landes Valencia reicht<br />

vom Ebro-Delta im Norden an der Grenze zu Katalonien<br />

bis zum Mar Menor an der Grenze zu Murcia.<br />

Sie ist von Norden nach Süden in 3 größere Küstenabschnitte<br />

entsprechend den 3 Provinzen eingeteilt,<br />

der Costa Azahar in der Provinz Castellon mit einer<br />

Länge von 126 km, der Costa de Valencia in der<br />

Provinz Valencia mit einer Länge von 108 km und<br />

der Costa Blanca in der Provinz Alicante mit 232 km<br />

Länge. Die nördliche Hälfte der Küste des Landes<br />

Valencia bildet bis zum Cap San Antonio (Javea)<br />

<strong>das</strong> "Ovalo Valenciano" mit einer insgesamt konkaven<br />

Küstenlinie. Daher zeichnen sich die Strände der<br />

beiden ersten Küstenabschnitte durch langgezogene,<br />

schmale bis breite und flache Sand- oder Kiesstrände<br />

aus. Das unmittelbare Hinterland der Strände ist bis<br />

auf zwei Ausnahmen (Sierra de Irta und Cullera)<br />

Flachland, <strong>das</strong> mit ausgeklügelten Bewässerungssystemen<br />

vorwiegend zum Anbau von Zitrusfrüchten<br />

genutzt wird. In der südlichen Hälfte des Landes<br />

Valencia reichen einige Gebirgsausläufer bis an die<br />

Küste, so <strong>das</strong>s langgezogene breite Sandstrände sich<br />

mit Fels- oder Sandbuchten abwechseln. Das Wasser<br />

an diesem Küstenabschnitt ist zumeist klarer, aufgrund<br />

des häufig felsigen Untergrundes und des<br />

geringeren Nährstoffeintrages durch die Landwirtschaft.<br />

Im Land Valencia sind 83 % der 194 Strände<br />

Sandstrände oder- buchten, 16 % Kiesstrände und<br />

2 % reine Felsstrände. Die reizvolle Landschaft und<br />

<strong>das</strong> sehr beständige Klima machen den Küstenbereich<br />

des Landes zu einem gefragten Ferienziel.<br />

Schon <strong>über</strong> 70 % des Küstenabschnitts sind für<br />

diesen Zweck urbanisiert. 45 % der ca. 4 Millionen<br />

zählenden festen Bevölkerung des Landes Valencia<br />

leben in den 62 an der Küste liegenden Küstengemeinden<br />

(Castellon, Valencia und Alicante eingeschlossen),<br />

die in der Hauptsaison ihre Einwohnerzahl<br />

nahezu verdoppeln. Neben den 17 Handels- und<br />

Fischereihäfen gibt es noch 37 Sporthäfen, die den<br />

touristischen Ausbau an der Küste unterstreichen.<br />

Der größte Teil der Industrie ist auf die Städte<br />

Castellon, Sagunt, Valencia und Alicante konzentriert.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probenahme und Messpunkte<br />

Die Badegewässerqualität wird ganzjährig <strong>über</strong>wacht.<br />

Während der Badesaison werden die Ergebnisse<br />

wöchentlich in Presse, Radio und Fernsehen<br />

bekannt gegeben. Badestrände mit längerer Ausdehnung<br />

besitzen zumeist mehrere Messstellen, die vom<br />

ADAC-Sommerservice in der Bewertung jeweils als<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 136<br />

eigene Badezone behandelt werden. Die Messpunkte<br />

sind seit ihrer Festlegung vor elf Jahren bis auf<br />

wenige Ausnahmen beibehalten worden und es<br />

kommen in jedem Jahr einige neue hinzu. In der<br />

Provinz Valencia wurde in diesem Jahr ein neuer<br />

Strand ins Messprogramm aufgenommen, in der<br />

Provinz Alicante drei, damit sind es insgesamt 194<br />

Messpunkte. Die Festlegung der zu beprobenden<br />

Stellen unternimmt in letzter Instanz die Umweltbehörde<br />

des Landes Valencia, während die einzelnen<br />

Gemeinden ein Jahr im Voraus neue Strände zur<br />

Beurteilung vorschlagen können. Die Behörde<br />

entscheidet dann je nach Besucherzahl, Größe und<br />

Lage des Strandes, ob dieser Strand beprobt wird.<br />

Die Entnahme an den Probestellen, die an den<br />

jeweiligen Stränden nach der höchsten Badegästefrequenz<br />

ausgewählt werden, erfolgt in ca. 1,50 m<br />

tiefem Wasser etwa 30 cm unterhalb der Wasseroberfläche<br />

in ein steriles Gefäß. Die Proben werden<br />

bei 4 °C gekühlt ins Labor gebracht, wo sie innerhalb<br />

der nächsten acht Stunden analysiert werden.<br />

Die Probennahmen und die Bestimmung der physikalisch<br />

chemischen Parameter werden durch technisches<br />

Personal der Umweltbehörde des Landes<br />

Valencia durchgeführt. Die Probennahmen erfolgten<br />

immer jeweils an derselben Stelle, am gleichen<br />

Wochentag, Montag oder Dienstag, und zur gleichen<br />

Uhrzeit. Die Analyse der Gewässerproben während<br />

der Badesaison erfolgt durch ein Auftragslabor,<br />

während die ganzjährigen Routineanalysen vom<br />

staatlichen Labor des Gesundheitsamtes durchgeführt<br />

werden.<br />

Seitens der Umweltbehörde des Landes Valencia<br />

werden zur Erhaltung der Wasserqualität 8 Müllsammelschiffe,<br />

genannt Pelikan, eingesetzt. Sie sind<br />

für die Einsammlung von Festmüll von der Wasseroberfläche<br />

und auch für <strong>das</strong> Absaugen kleinerer<br />

Ölteppiche oder sonstiger schwimmender Flüssigstoffe<br />

ausgerüstet.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Als mikrobiologische Untersuchung wird die Membranfiltermethode<br />

zur Bestimmung folgender Parameter<br />

angewendet: Gesamtkoliforme/100 ml, Fäkalkoliforme/100<br />

ml, Fäkalstreptokokken/100 ml, Salmonellen/1<br />

l (letztere monatlich bis zweiwöchentlich<br />

bis Anfang Juli nur in den Provinzen Valencia und<br />

Castellon). Die Wasserkontrolle erfolgt außerhalb<br />

der Saison monatlich, im Juni alle 2 Wochen. Ab<br />

dem 03. Juni bis zum 11. September wurde in dieser<br />

Saison die Gewässerqualität wöchentlich kontrolliert.<br />

Während der Badesaison erfolgte keine Kontrolle<br />

auf Salmonellen.


Als physikalisch-chemische Parameter wurden<br />

Temperatur, pH-Wert (elektrometrisch), Phosphat<br />

und Nitrat (photometrisch, vierzehntägig), Transparenz,<br />

Farbe, Mineralöle, Tenside, Teer, Phenole,<br />

Treibgut bzw. Müll (visuell) bestimmt. Zudem wird<br />

der Sand an 40 stark frequentierten Stränden des<br />

Landes einmal monatlich im Zeitraum zwischen<br />

April bis August auf humanpathogene Pilze untersucht.<br />

Die Entnahmestellen der Sandproben befinden<br />

sich im Bereich der höchsten Besucherfrequenz<br />

ca. 3 – 5 m hinter der Uferlinie in tieferen Sandschichten.<br />

Die Proben werden im Labor des Landesgesundheitsministeriums<br />

analysiert.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Die Umweltbehörde verteilt zu Anfang der Saison<br />

<strong>über</strong> die Touristeninformationsbüros der jeweiligen<br />

Küstengemeinden mehrsprachige Informationsbroschüren,<br />

in denen die Strände, die in der vorhergehenden<br />

Badesaison häufiger Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

aufwiesen, als zum Baden ungeeignet bezeichnet<br />

werden. An einigen Stränden wurden durch<br />

die Umweltbehörde unmittelbar im Bereich der<br />

Einleitungen Schilder mit Pfeilen aufgestellt, die<br />

spanisch und englisch besagen, <strong>das</strong>s der Bereich<br />

zwischen den Pfeilen zum Baden nicht geeignet ist.<br />

An Stränden, an denen es aufgrund eines außergewöhnlichen<br />

Ereignisses (Überschwemmung, Bruch<br />

eines submarinen Ausleitungsrohrs, etc.) zu einer<br />

einmaligen Verschlechterung der Wasserqualität<br />

kommt, wird ein zeitweiliges Badeverbot durch rote<br />

Beflaggung verhängt. Dies veranlassen die jeweiligen<br />

Gemeinden und <strong>das</strong> Rote Kreuz. Dauernde<br />

Badeverbote existieren nicht, obwohl sie an einigen<br />

Stränden angebracht wären. Beim Feststellen einer<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitung werden normalerweise<br />

keine Kontrollmessungen durchgeführt.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Der ADAC-Sommerservice konnte in diesem Jahr<br />

zum achten Mal im Land Valencia durchgeführt<br />

werden. Die für die Zusammenarbeit maßgeblichen<br />

Institutionen und Behörden vor Ort waren <strong>das</strong> Amt<br />

für Tourismus des Landes Valencia (Agencia Valenciana<br />

de Turisme) und die Umweltbehörde des<br />

Landes Valencia (Conselleria de Medioambiente).<br />

Die Informationen zur Badegewässerqualität an den<br />

194 <strong>über</strong>wachten Stränden wurden per E-Mail direkt<br />

vom Auftragslabor an die Umweltbehörde und von<br />

dort <strong>über</strong> E-Mail an den ADAC Sommerservice<br />

weitergegeben. Die ermittelten Resultate wurden<br />

normalerweise 6-10 aber manchmal auch erst 14<br />

Tage nach den jeweiligen Probennahmen bekannt<br />

gegeben, so <strong>das</strong>s eine schnelle und aktuelle Daten<strong>über</strong>mittlung<br />

nicht immer gewährleistet war. Mit der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 137<br />

Agencia Valenciana de Turisme, der Umweltbehörde,<br />

den Gemeindeverwaltungen, den lokalen Umwelt-<br />

und Tourismusämtern, Umweltschutzgruppen<br />

und deutscher ansässiger Presse und Radiosender<br />

sowie einigen privaten Institutionen konnte die<br />

konstruktive Zusammenarbeit der vergangenen Jahre<br />

intensiviert werden. Fragen zum Tourismus und<br />

umweltrelevante Fragen konnten von den oben<br />

genannten Institutionen zur Zufriedenheit beantwortet<br />

werden. Es wurde immer wieder offen auf konkrete<br />

Fragen eingegangen. Die Information <strong>über</strong><br />

außergewöhnliche Ereignisse kam aus der Presse<br />

oder auch von der Agencia Valenciana de Turisme.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Spanien liegt weltweit an zweiter Stelle, was die<br />

einreisenden Touristen und an dritter Stelle, was die<br />

Einnahmen durch den Tourismus betrifft. Die<br />

meistbesuchtesten autonomen Regionen waren<br />

Andalusien, Katalonien, die Balearen, Madrid, die<br />

Kanaren und <strong>das</strong> Land Valencia, in dieser Reihenfolge.<br />

Das Land Valencia konnte im Jahr 2001 9,3 %<br />

des gesamten spanischen Tourismus mit mehr als<br />

4,3 Millionen Besuchern und damit 3,5 % mehr als<br />

im vorangegangenen Jahr verzeichnen. In den<br />

einzelnen Provinzen des Landes Valencia stieg die<br />

Zahl der Übernachtungen in der Provinz Alicante<br />

um insgesamt 0,02 %, in der Provinz Valencia um<br />

12,74 % und in der Provinz Castellón um 5,95 % im<br />

Vergleich zum Jahr 2000. Auffallend ist eine verstärkte<br />

Zunahme des Tourismus im Inland vor allem<br />

in den Provinzen Valencia und Castellón im Vergleich<br />

zur Küste. Seit dem Beginn einer Studie im<br />

Jahr 1988 zeigt sich bei der Zahl der Übernachtungen<br />

der nationalen Touristen im Land Valencia ein<br />

steter Anstieg zwischen 1 und 5 %, mit einem Boom<br />

in den Jahren 1991 und 1992 (Anstieg 10-20 %), der<br />

sicherlich mit der wirtschaftlichen Lage in Spanien<br />

und dem Krieg in Ex-Jugoslawien zusammenhing.<br />

Zwischen 1996 und 1999 war kaum ein Anstieg des<br />

nationalen Tourismus zu verzeichnen. Die Zahl der<br />

Übernachtungen von ausländischen Touristen<br />

erreichte 1991 einen Tiefpunkt mit einer Abnahme<br />

zwischen 5 und 20 %, um dann bis 1994 und 1995<br />

mit einer jährlichen Zunahme bis zu 28 % sprunghaft<br />

anzusteigen. 1997 ging die Zunahme auf 0 %<br />

zurück und stieg dann bis 1999 wieder auf 10 % an.<br />

Im Jahr 2000 nahm die Zahl der Übernachtungen der<br />

ausländischen Touristen um 2,6 % ab, um im Jahr<br />

2001 wieder um 2,5 % zuzunehmen. In den einzelnen<br />

Provinzen nahm die Zahl der Übernachtungen<br />

der ausländischen Gäste vom Jahr 2000 zum Jahr<br />

2001 in der Provinz Alicante um 2,23 % und in der<br />

Provinz Valencia um 14,29 % zu, in der Provinz<br />

Castellón nahmen die ausländischen Besucher um<br />

10,13 % ab. 2001 waren im Land Valencia 62,49 %<br />

der ausländischen Touristen Engländer, 7,76 %


Belgier, 5,29 % Franzosen, 4,84 % Holländer und<br />

4,06 %Deutsche. Für 45,13 % der deutschen Touristen<br />

ist <strong>das</strong> Urlaubsziel die Provinz Alicante, für<br />

28,29 % die Provinz Valencia und für 26,58 % die<br />

Provinz Castellón. Bei den 2001 im Land Valencia<br />

registrierten 19.902.410 Übernachtungen entfielen<br />

71,22 % auf die Provinz Alicante mit ca. 1.380.000<br />

Einwohnern, 17,09 % auf die Provinz Valencia mit<br />

ca. 2.173.000 Einwohnern und 11,69 % auf die<br />

Provinz Castellón mit ca. 450.000 Einwohnern. Vor<br />

allem der nationale Tourismus ist stark saisonabhängig,<br />

während der internationale Tourismus mehr<br />

<strong>über</strong> <strong>das</strong> Jahr verteilt ist. Der Tourismus im Landesinneren<br />

wird seit einigen Jahren speziell von der<br />

Touristenagentur des Landes Valencia gefördert und<br />

findet immer größeren Anklang. Zudem geht der<br />

Trend vor allem auf nationaler Ebene eher hin zum<br />

Kurzurlaub von einigen Tagen, die Zahl der Touristen,<br />

die einen zwei- oder mehrwöchigen Urlaub<br />

machen, geht zurück.<br />

Der Badebetrieb in der Hochsaison beginnt im Land<br />

Valencia mit dem Beginn der Schulferien am 1. Juli<br />

und steigert sich noch bis zum 1. August, dem<br />

Monat, in dem <strong>über</strong> 50 % der Spanier Urlaub machen.<br />

Die Öffnung der Posten des Roten Kreuzes,<br />

die Aufstellung der Strandtoiletten, die Auslegung<br />

von Bootskorridoren und Badeinseln erfolgt meist<br />

zwischen dem 15. Juni und dem 1. Juli. Die Strände<br />

sind in diesen beiden Monaten maximal ausgelastet,<br />

während man im Juni und September noch viele<br />

ruhige Bereiche findet.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Zu Beginn der Erfassung im Jahr 1985 im "Libro<br />

Blanco del Agua de la Comunidad Valenciana"<br />

waren nur 31 % der Bevölkerung an eine Abwasserentsorgung<br />

angeschlossen, wobei noch viele der<br />

Anlagen funktionsuntüchtig oder völlig veraltet<br />

waren. In einem Dringlichkeitsprogramm wurde in<br />

den Folgejahren zunächst der Kläranlagenbau in<br />

besonders sensiblen Zonen und Ballungszentren<br />

vorangetrieben. Bis 1993 wurde bei einem Investitionsvolumen<br />

von ca. 30 Milliarden Peseten erreicht,<br />

<strong>das</strong>s 66 % der ständigen und 34 % der saisonalen<br />

Bevölkerung an die Abwasserentsorgung, unter die<br />

auch die rein mechanische Klärung und die submarinen<br />

Abwasserkanäle fallen, angeschlossen waren.<br />

Seit 1994 werden jährlich ca. 2,5 Milliarden Peseten<br />

in die Abwasserentsorgung investiert, wobei 43 %<br />

der Gelder vom Land Valencia, 25 % vom spanischen<br />

Staat, 10 % von den Provinzen und Gemeinden,<br />

16 % von der europäischen Gemeinschaft und<br />

7 % aus privaten Fonds stammen.<br />

Seit 1994 werden im Durchschnitt mehr als 20 neue<br />

und große Anlagen jährlich gebaut. Das in Kläranlagen<br />

gereinigte Wasservolumen stieg ab 1995 um<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 138<br />

2000 oder mehr Kubikmeter jährlich. In <strong>über</strong> 370<br />

Kläranlagen mit einer Kapazität von ca. 6 Millionen<br />

Einwohnergleichwerten (EWG) wird jetzt Abwasser<br />

gereinigt. 1994 waren es noch 192 Kläranlagen mit<br />

einer Kapazität von 3.825.000 EWG. In diesem und<br />

im letzten Jahr neu in Betrieb genommene Kläranlagen<br />

sind an der Küste in der Provinz Castellón die<br />

Anlage in Cabanes, in der Provinz Valencia die<br />

Anlagen im Süden der Albfuera und in Sueca und in<br />

der Provinz Alicante die Kläranlagen in Teulada,<br />

Benissa, Altea, Benidorm und Orihuela. Insgesamt<br />

wurden für den Bau dieser neuen Anlagen ca. 90<br />

Mio. € ausgegeben. Im Landesinneren sind weitere<br />

21 Kläranlagen in Betrieb genommen worden. In der<br />

Provinz Castellón befindet sich die größte Kläranlage<br />

mit 170.000 EGW in Castellon, in der Provinz<br />

Valencia mit annähernd 500.000 EGW in Valencia<br />

und in der Provinz Alicante befinden sich die<br />

größten Kläranlagen, alle ausgelegt für <strong>über</strong> 100.000<br />

EGW, in Alicante (2) Benidorm, Elche und Elda.<br />

Die Industrie im Land Valencia besitzt meist eigene<br />

Klär- bzw. Vorkläreinrichtungen, allerdings wird<br />

zum Teil immer noch ungenügend geklärtes oder<br />

völlig ungeklärtes Abwasser illegal in Flussläufe,<br />

Bewässerungskanäle oder direkt ins Meer eingeleitet.<br />

Beim Neubau der Kläranlagen werden jetzt die<br />

entsprechenden Einwohnergleichwerte der jeweiligen<br />

ansässigen Industrie mit einkalkuliert. Vor allem<br />

in den Ballungszentren treten Probleme mit Industrieabwässern<br />

auf. Die Kontrollen sind noch ungenügend.<br />

Jedoch wächst der Druck durch die Gesetzgebung<br />

der Europäischen Gemeinschaft und auch<br />

durch den Tourismus. Zudem erweitert sich <strong>das</strong><br />

Bewusstsein der Regierungen und der Bevölkerung<br />

bezüglich einer fortschrittlichen Abwasserentsorgung<br />

immer mehr.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die Daten zur hygienischen Badegewässerqualität<br />

der diesjährigen Saison im Land Valencia sind<br />

<strong>über</strong>wiegend als gut bis sehr gut zu bezeichnen: Von<br />

den 194 im Rahmen des Messprogramms von Ende<br />

Mai bis Anfang September regelmäßig untersuchten<br />

Badestränden wiesen 96 % der Badestrände keine<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen auf. Dies ist ein sehr<br />

ähnliches Ergebnis wie im letzten Jahr, als 95 % der<br />

Strände keine Überschreitung der Grenzwerte<br />

aufwiesen. Die entscheidende Verbesserung um<br />

11 % im Vergleich zum Jahr 1997, in dem <strong>das</strong> Land<br />

Valencia ebenfalls am Sommerserviceprogramm<br />

teilnahm, bestätigte sich somit wiederum in dieser<br />

Saison. 81 Strände wiesen in der diesjährigen Saison<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen auf. Das waren insgesamt<br />

38 % der 45 untersuchten Strände in der<br />

Provinz Castellon, 56 % der 62 untersuchten Strände<br />

in der Provinz Valencia und 33 % der 87 untersuchten<br />

Strände in der Provinz Alicante. Diese Zahlen<br />

fielen in diesem Jahr für die Provinzen Castellón<br />

und Valencia etwas schlechter aus als im letzten mit


Richtwert<strong>über</strong>schreitungen an 35 % der Strände in<br />

der Provinz Castellón und 51 % der Strände in<br />

Valencia. In Alicante verbesserte sich die Qualität<br />

leicht um 2 %. Auch in diesem Jahr kam es im<br />

Sommer einige Male zu sehr starken Regenfällen.<br />

Dies kann die Bedegewässerqualität an einigen<br />

Messpunkten sehr stark beeinträchtigen, da die<br />

Kläranlagen dann häufig <strong>über</strong>laufen und ungeklärtes<br />

Abwasser ins Meer fließt. Generell zeigt sich im<br />

Vergleich zum Jahr 1997 eine deutliche Verbesserung<br />

der Wasserqualität in allen Provinzen mit einer<br />

deutlichen Verringerung der Strände in den einzelnen<br />

Provinzen, die Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

aufweisen. Zu dieser langfristigen Verbesserung<br />

trägt der weitergehende Ausbau der Infrastruktur mit<br />

dem Bau neuer oder der Verbesserung alter Kläranlagen<br />

an der Küste und im Landesinneren bei.<br />

Trotzdem sind die meisten Flüsse im Land Valencia<br />

immer noch belastet. Zu Beginn der Badesaison<br />

wurde von der Umweltbehörde aufgrund nicht<br />

zufriedenstellender Analyseergebnisse vom Vorjahr<br />

an insgesamt 7 Stränden vom Baden abgeraten. Dies<br />

sind in der Provinz Castellón in Peñiscola der Strand<br />

Playa Sur und in der Provinz Valencia in El Puig die<br />

Strände Playa Barri de Pescadors und Playa Medicalia,<br />

in Alboraya der Strand Playa Patacona, in Sueca<br />

die Strände Playa Perelló, Playa Motilla und Playa<br />

Mareny de Baraquetes. In der Provinz Alicante<br />

waren alle Strände zum Baden geeignet. Zudem rät<br />

die Umweltbehörde dringend vom Baden in Flussmündungen,<br />

Hafeneinfahrten und in der Nähe von<br />

Einleitungen ab.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Einige Strandabschnitte im Land Valencia, darunter<br />

auch einige der von der Umweltbehörde als nicht<br />

zum Baden geeignet erklärte Strände, wiesen in<br />

dieser Badesaison Belastungen auf. Vor allem in der<br />

Provinz Valencia und hier besonders im Einflussbereich<br />

der Stadt Valencia aber auch der südlich<br />

liegenden Lagune Albufera kommt es häufig zu<br />

erhöhten Belastungen der Badegewässer. Hier fehlen<br />

immer noch Kläranlagen oder die vorhandenen sind<br />

in den Sommermonaten <strong>über</strong>lastet. In der Provinz<br />

Valencia in Sueca wurde eine Kläranlage neu in<br />

Betrieb genommen, man kann dort langfristig mit<br />

einer Verbesserung der Wasserqualität rechnen. In<br />

Alboraya soll ein offen ins Meer mündender und<br />

teilweise hochbelasteter Entwässerungskanal in den<br />

Unterwasserausleitungskanal am Strand Playa<br />

Malvarrosa in Valencia geleitet werden. Dies verbessert<br />

zwar die Wasserqualität an den Stränden<br />

Alborayas, wie es jedoch an den Stränden Playa<br />

Malvarrosa und Playa Cabanyal in Valencia bezüglich<br />

der zukünftigen Wasserqualität aussieht, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Im folgenden seien die Strände genannt, die während<br />

der Saison eine oder mehrere Grenzwert<strong>über</strong>-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 139<br />

schreitungen sowie Richtwert<strong>über</strong>schreitungen nach<br />

der EU-Norm bezüglich des Gehaltes an koliformen<br />

Bakterien in mehr als 50 % der Messungen aufwiesen<br />

und die somit stark oder häufig mit häuslichen<br />

Abwässern belastet waren. Das waren in der Provinz<br />

Castellón in Peniscola der Strand Playa Sur, in der<br />

Provinz Valencia in El Puig die Strände Playa del<br />

Barrio de Pescadores und Playa Medicalia, in<br />

Alboraya die Strände Playa Patacona und Playa<br />

Alboraya 2, in Sueca die Strände Playa Perelló und<br />

Playa Motilla und in der Provinz Alicante in Altea<br />

der Strand Playa la Olla. Als ebenfalls häufiger<br />

belastet mit einem Anteil der Messungen mit Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

von <strong>über</strong> 25 % in der Saison<br />

müssen in der Provinz Castellón in Castellón der<br />

Strand Playa Serradal 2, in Almassora der Strand<br />

Playa Ben Afeli, in Nules der Strand Playa Nules, in<br />

der Provinz Valencia in Alboraya der Strand Playa<br />

Alboraya 1, sowie in Valencia die Strände Playa<br />

Malvarrosa und Playa Cabanyal bezeichnet werden.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Neben der Wasserqualität werden vom ADAC-<br />

Sommerservice auch die Strände beurteilt. Die<br />

Strandreinigung wurde in den meisten Fällen als<br />

sehr effizient befunden. Mülleimer sind zahlreich<br />

vorhanden und werden täglich geleert. An nahezu<br />

allen Badestränden befinden sich Süßwasserduschen<br />

oder Fußduschen. Die trinkwassersparenden Fußduschen<br />

wurden 1996 an den Stränden des Landes<br />

Valencia eingeführt und ersetzen seitdem zunehmend<br />

die normalen Duschen. Die Fußduschen<br />

werden von Pumpstationen gespeist, die <strong>das</strong> Meerwasser<br />

aufbereiten. Es können durch diese Maßnahme<br />

mit den zurzeit <strong>über</strong> 1350 installierten Fußduschen<br />

jährlich mehr als 150.000 Kubikmeter<br />

Trinkwasser eingespart werden. Die Kontrolle der<br />

Fußduschen erfolgt <strong>über</strong> ein zentral gesteuertes<br />

Computersystem. An nahezu allen Stränden sind<br />

Spiel- und Klettergeräte, Volleyballnetze und<br />

Fußballtore aufgestellt, diese Einrichtungen werden<br />

Jahr für Jahr verbessert und erweitert. An 12 Badestränden<br />

standen schwimmende Badeinseln zur<br />

Verfügung. An einigen Badestränden wird Kinderbetreuung<br />

angeboten. An nahezu allen Stränden<br />

waren während der Badesaison Chemietoiletten<br />

aufgestellt. Dies ist ein bedeutender Fortschritt zu<br />

den vorangegangenen Jahren, in denen an weniger<br />

als der Hälfte der Strände Toiletten aufgestellt<br />

waren. Durch die zusätzliche Verbesserung der<br />

Information an den Badestränden, zum Beispiel <strong>über</strong><br />

die aktuelle Wasserqualität, konnten in diesem Jahre<br />

wesentlich mehr Strände mit sehr gut bewertet<br />

werden. Generell wurden die Strände als sehr gut<br />

bezeichnet, die alle erforderlichen Kriterien erfüllten,<br />

zudem noch naturnah oder gut in die natürliche<br />

Umgebung integriert waren und an denen Information<br />

für die Touristen vorhanden war.


Es wurden ca. 71 % der Strände mit gut und ca.<br />

22 % mit sehr gut bewertet, was einer ähnlichen<br />

Bewertung zum im Vorjahr entspricht. An den<br />

übrigen 8 % der Strände bestanden Mängel wie<br />

fehlende sanitäre Einrichtungen, belastetes Wasser<br />

oder Müll auf dem Strand. 3 % dieser Strände<br />

erhielten eine 3 und 5 % eine 4. Zunehmend wird an<br />

den Badestränden ein Service für behinderte Badegäste<br />

mit breiten Stegen speziellen Toiletten, Umkleidekabinen,<br />

Duschen, Amphibienstühlen und<br />

speziell ausgebildetem Personal bereitgestellt. Mit<br />

den Amphibienstühlen können gehbehinderte<br />

Badegäste selbstständig zum Baden ins Meer gelangen.<br />

Bisher sind im Land Valencia 36 Strände<br />

entsprechend eingerichtet, von denen sich 10 in der<br />

Provinz Castellón, 13 in der Provinz Valencia und<br />

13 in der Provinz Alicante befinden. Hunde sind an<br />

den Badestränden im Land Valencia grundsätzlich<br />

nicht erlaubt. Durch die Installation von Webcams<br />

an zahlreichen Badestränden des Landes Valencia,<br />

besteht die Möglichkeit <strong>das</strong> Strandleben live im<br />

Internet unter www.comunidad-valenciana.com zu<br />

verfolgen.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

An einigen Stränden wurde in der Saison vermehrt<br />

Seegras vor allem der Art Posidonia angespült, was<br />

zu Beschwerden seitens der Badegäste führte. Das<br />

meist recht windige Wetter und <strong>das</strong> bewegte Meer<br />

trugen zu diesem Phänomen bei. Lokale Wissenschaftler<br />

bezeichnen <strong>das</strong> Vorhandensein des Seegrases<br />

als gutes Zeichen, <strong>das</strong> auf ein gesundes Ökosystem<br />

im Meer hinweist. Von mehreren Naturschutzgruppen<br />

wie zum Beispiel Adena oder WWF wurde<br />

zu Kampagnen zum Schutz der Posidonienwiesen an<br />

der Küste des Landes Valencia aufgerufen.<br />

Wegen des starken Wachstums des Unterholzes im<br />

recht feuchten Frühjahr und des heißen, trockenen<br />

und meist windigen Wetters in der Saison wurde im<br />

ganzen Land Valencia ab dem 15. Juni höchste<br />

Alarmstufe wegen Waldbrandgefahr erklärt. Das<br />

Land Valencia startete zu diesem Thema mehrere<br />

Kampagnen zur Information der Bevölkerung<br />

während des Sommers. Es kam zu zahlreichen<br />

kleineren und auch einigen größeren Bränden, die<br />

vor allem durch Unvorsichtigkeit verursacht worden<br />

waren. Ein abgebrannter Wald bedeutet im Land<br />

Valencia oft eine irreversible Wüstenbildung. Der<br />

Boden wird nicht mehr gehalten und durch die<br />

seltenen aber sehr starken Regenfälle wird die<br />

trockene Erde von dem felsigen Untergrund gespült.<br />

Zurück bleibt der blanke Fels, auf dem nichts mehr<br />

wachsen kann.<br />

Die sonst sehr gravierende Wasserknappheit vor<br />

allem in der Provinz Alicante wurde im Laufe des<br />

Sommers durch die Einspeisung frischen Trinkwassers<br />

aus Meerwasserentsalzungsanlagen weitgehend<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 140<br />

verhindert. In Javea und Calpe gab es durchgehend<br />

trinkbares Leitungswasser, in Denia wurde Mitte<br />

August eine neue Meerwasserentsalzungsanlage in<br />

Betrieb genommen. Ab sofort steht auch in diesem<br />

Ort <strong>über</strong>all Trinkwasser zur Verfügung. Das Land<br />

unternimmt weiterhin alle Anstrengungen, um der<br />

Wasserknappheit vorzubeugen.<br />

In diese Saison wurden in der Provinz Castellón<br />

Anfang August zwei Haie in Strandnähe gesichtet.<br />

Diese Meldung konnte allerdings nicht bestätigt<br />

werden, als Helfer des Roten Kreuzes einen Nachmittag<br />

lang <strong>das</strong> Meer absuchten. Nach Aussagen<br />

Einheimischer kommen um diese Jahreszeit normalerweise<br />

keine Haie in unmittelbare Küstennähe.<br />

Im Juni trat im Küstengebiet der Provinz Castellón<br />

während eines Tages lokal begrenzt ein Schwarm<br />

sehr kleiner, ovaler blauer Medusen der Art Velella<br />

auf, die <strong>das</strong> Wasser entsprechend färbten. Die Tiere<br />

sind nur zwischen 1 und 5 cm groß. Sie wurden vom<br />

Wind an dem Sand getrieben und verendeten dort.<br />

Die Quallen gelten als ungefährlich, können aber bei<br />

manchen Personen leichte Vernesselungen hervorrufen.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Ein Großteil der Strände des Landes Valencia gilt<br />

als nicht besonders gefährlich, da die Strände recht<br />

flach ins Wasser abfallen. Dennoch gibt es zahlreiche<br />

Gefahren wie witterungsbedingte Strömungen,<br />

Wellenbrecher, steilere Ufer, Felsen oder große<br />

Steine im Wasser. Wegen des Leichtsinns einiger<br />

Badegäste mussten in diesem Jahr in unmittelbarer<br />

Nähe von Wellenbrechern oder Felsen aber auch an<br />

strömungsreichen Stränden zahlreiche Rettungsaktionen<br />

gestartet werden. Nur an sehr wenigen Stränden<br />

sind Nichtschwimmerbereiche durch Bojen<br />

gekennzeichnet. Es ist unbedingt notwendig, auf die<br />

Fahnensignale der Rettungshelfer zu achten. Dabei<br />

bedeutet der Aushang der grünen Fahne, <strong>das</strong>s keine<br />

Gefahr besteht, der Aushang der gelben, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Meer bewegt ist und Vorsicht geboten ist und der<br />

Aushang der roten, <strong>das</strong>s wegen unmittelbarer Gefahr<br />

nicht gebadet werden darf. Immer wieder werden<br />

Signale und Warnungen missachtet. Deshalb gab es<br />

auch in dieser Saison wieder zahlreiche Ertrunkene<br />

zu beklagen, darunter auch jüngere Personen. Zu den<br />

meisten Unglückfällen kommt es durch leichtsinniges<br />

Verhalten der Badegäste. Sie richten sich nicht<br />

nach dem Fahnenaushang oder sie schwimmen zu<br />

weit aufs Meer hinaus. Viele Strände des Landes<br />

sind Anfang Juni noch nicht ausreichend bewacht.<br />

Die offizielle Badesaison mit Bewachung der<br />

Strände beginnt normalerweise am 15. Juni und<br />

endet am 7. September. An einigen Stränden und an<br />

den Wochenenden wird mit der Bewachung schon<br />

Anfang Juni begonnen. Die Rettungsschwimmer<br />

sind in der Regel von morgens 10:00 Uhr bis abends


18:00 Uhr ununterbrochen an den Stränden anwesend.<br />

An den meisten Stränden verfügen sie <strong>über</strong><br />

Wasserscooter oder Motorboote. Im Land Valencia<br />

sind ca. 98 % der Strände bewacht und es ist Rettungsmaterial<br />

vorhanden. An ca. 90 % der Strände<br />

befinden sich Erste-Hilfe-Stationen. Die Kennzeichnung<br />

der Nichtschwimmerbereiche an den Badestränden<br />

ist eher mangelhaft. Nur an etwa 5 % der<br />

Strände sind die flachen Bereiche durch Bojen<br />

gekennzeichnet. An 11 % der Strände sind Bootskorridore<br />

durch Bojen oder ähnliches gekennzeichnet.<br />

Die Markierung von Bootskorridoren befinden<br />

sich vor allem an Stränden mit angrenzendem<br />

Hafen. Eigentlich müssen laut Gesetz alle Ausfahrten<br />

von Booten von den Stränden, z. B. die Ausfahrten<br />

von den Surf- und Segelschulen oder auch die<br />

vom Roten Kreuz gekennzeichnet werden. Generell<br />

müssen Boote einen Mindestabstand zur Küste von<br />

100 m einhalten.<br />

Zur Badesicherheit in Hotelschwimmbädern, in<br />

Schwimmbädern in Feriensiedlungen und Apartmentblocks<br />

und in den öffentlichen Schwimmbädern<br />

gibt es eine Vorschrift, <strong>das</strong>s in Schwimmbädern von<br />

einer Größe zwischen 200 und 500 m ² mindestens<br />

eine entsprechend ausgebildete und geprüfte Aufsichtsperson<br />

und in Schwimmbädern mit einer<br />

Fläche von 500 bis 1000 m ² mindestens zwei Aufsichtpersonen<br />

während der offiziellen Badezeiten<br />

anwesend sein müssen.<br />

Die Badesicherheit in der Region kann bezüglich des<br />

Vorhandenseins von Rettungsschwimmern und<br />

deren Ausrüstung als gut beurteilt werden. Gefahr<br />

durch natürliche Gegebenheiten wie Strömungen<br />

oder Felsen oder auch Bauten im Meer ist an vielen<br />

Stränden vorhanden, wenn man sich nicht an die<br />

Anweisungen der Rettungshelfer hält. Vor allem in<br />

der Provinz Alicante ist an einigen Stränden wegen<br />

erhöhter Strömungsgefahr Vorsicht geboten. Die<br />

fehlende Kennzeichnung der Nichtschwimmerbereiche<br />

erhöht <strong>das</strong> Risiko für die Nichtschwimmer oder<br />

auch für die Kinder, die jedoch an den Stränden des<br />

Landes Valencia sowieso nicht ohne Aufsicht baden<br />

sollten.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

Juni 2002:<br />

Bei der diesjährigen Verleihung der Blauen Flagge,<br />

die für Strand- und Wasserqualität und auch für die<br />

Umweltfreundlichkeit steht, wurden 85 Strände des<br />

Landes Valencia ausgezeichnet. Verglichen mit dem<br />

Vorjahr kamen in diesem Jahr 3 Strände hinzu. In<br />

der Provinz Castellón wurden von 45 Stränden 21<br />

ausgezeichnet, in der Provinz Valencia wurden von<br />

62 Stränden 17 ausgezeichnet und in der Provinz<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 141<br />

Alicante wurden von 87 Stränden 47 ausgezeichnet.<br />

Zudem wurden 19 Sporthäfen des Landes für die<br />

Qualität, Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und die<br />

Installationen mit der Blauen Flagge ausgezeichnet,<br />

einer weniger als im Vorjahr. In ganz Spanien<br />

wurden 422 Strände ausgezeichnet, 32 mehr als im<br />

Vorjahr. Bezüglich der Anzahl der ausgezeichneten<br />

Strände nimmt Spanien im europäischen Vergleich<br />

den ersten Platz ein, gefolgt von Griechenland und<br />

Frankreich. In ganz Spanien wurden 96 Sporthäfen<br />

mit der Blauen Flagge ausgezeichnet, 9 mehr als im<br />

Vorjahr.<br />

04.06.02<br />

In der Provinz Alicante mussten zu Saisonbeginn<br />

gleich 29 Badende aus dem Meer gerettet werden.<br />

Einer davon ertrank. Das Rote Kreuz warnte eindringlich<br />

vor nicht sichtbaren Strömungen und<br />

Unebenheiten im Strandbereich. Während der<br />

beiden Unwetter im Herbst und Winter des vergangenen<br />

Jahres haben sich die Sandmassen an einigen<br />

Stränden derart verschoben, <strong>das</strong>s auch im flacheren<br />

Bereich starke Strömungen durch tiefere Sandlöcher<br />

entstehen können. Die Strömungen lassen die<br />

Badenden nicht mehr aus dem Wasser kommen. Sie<br />

machen <strong>das</strong> Baden auch bei guter Witterung sehr<br />

gefährlich. Besonders viele Rettungseinsätze wurden<br />

in Alicante am Strand Playa San Juan, in Elche am<br />

Strand La Marina, in Guardamar am Strand Playa<br />

Centro und in Torrevieja am Strand La Mata verzeichnet.<br />

07.07.02<br />

Die Stadt Alicante errichtete am Strand Playa San<br />

Juan <strong>über</strong> den Sommer ein ganzes Freizeitzentrum<br />

für Behinderte in einem 50 Quadratmeter großen<br />

Zelt. Bademöglichkeiten mit ins Wasser gleitenden<br />

Amphibienstühlen und spezielle Umkleidekabinen<br />

und Duschen waren vorhanden. Das Besondere an<br />

dem an der spanischen Küste einzigartigen Projekt<br />

war <strong>das</strong> Animationsprogramm und <strong>das</strong> Freizeitangebot,<br />

speziell abgestimmt auf geistig oder auch<br />

körperlich behinderte Erwachsene und Kinder. Das<br />

Angebot bestand bis einschließlich zum 31. August.<br />

Speziell ausgebildete Erzieher und Psychopädagogen<br />

standen zur Betreuung vor Ort zur Verfügung.<br />

Es wurden unter anderem Aktivitäten wie Töpfern,<br />

Malen, Wasserspiele, Vorlesen von Geschichten,<br />

Tanz und Gesang angeboten.<br />

23.07.02<br />

Die Strände Playa El Arenal und Playa Montañar<br />

von Javea wurden von einer großen Menge toter<br />

Fische <strong>über</strong>schwemmt. Schuld daran war die Besatzung<br />

eines Fischerbootes, welche nahe des Küstenbereiches<br />

dieses Ortes eine große Menge Fische <strong>über</strong><br />

Bord geworfen hatte. Die Badegäste befürchten<br />

zunächst, <strong>das</strong>s die Fische aufgrund einer Verseuchung<br />

des Badegewässers gestorben waren. Nachdem<br />

dann aber einige Fischkisten am Strand auf-


taucht waren, konnte die Ursache geklärt werden,<br />

und die Badenden beruhigten sich wieder. Das<br />

Baden musste wegen dieses Vorfalls nicht eingeschränkt<br />

werden.<br />

07.08.2002<br />

Am Strand Playa Moro de Gos in Oropesa in der<br />

Provinz Castellón schlugen einige Badende und ein<br />

Angestellter des Roten Kreuzes Alarm. Sie hatten<br />

zwei Haie in Ufernähe gesichtet. Sofort wurde der<br />

Strand gesperrt und die Badenden aus dem Wasser<br />

geholt. Angestellte des Roten Kreuzes begaben sich<br />

mit Motorbooten aufs Meer, um die Haie zu suchen.<br />

Sie wurden jedoch nicht fündig. Von der Gemeinde<br />

wurde daraufhin versichert, <strong>das</strong>s es sich um eine<br />

Täuschung handeln müsse. Haie kämen um diese<br />

Jahreszeit keinesfalls nahe an die Küste heran.<br />

11.08.02 und 12.08.02<br />

Nach der Explosion einer Autobombe der Terroristenbande<br />

ETA vor einer Polizeikaserne in Santa Pola<br />

in der Provinz Alicante, bei der 2 Menschen ums<br />

Leben gekommen waren, explodierte eine Bombe in<br />

einem Schnellimbiss-Restaurant in Torrevieja,<br />

ebenfalls in der Provinz Alicante. Menschen kamen<br />

nicht zu Schaden, da die ETA kurz vor der Explosion<br />

mittels eines Telefonanrufes gewarnt hatte. Die<br />

ETA warnte zum selben Zeitpunkt vor einer Bombe,<br />

die im Sand des Strandes „Playa Gran Playa“ von<br />

Santa Pola vergraben gewesen sein soll. Nach 25stündiger<br />

erfolgloser Suche öffnete die Polizei den<br />

Strand wieder für den Badebetrieb. Sie ging zunächst<br />

davon aus, <strong>das</strong>s es ein falscher Alarm war.<br />

Kurz darauf wurde die Polizei wieder vor einer<br />

Bombe am Strand von Santa Pola gewarnt. Der<br />

Strand wurde erneut gesperrt und nach weiterer<br />

eintägiger Suche fand die Polizei nun endlich die<br />

zweifach von der ETA angekündigte Bombe am<br />

Stand. Sie war in einem Rucksack versteckt einen<br />

Meter tief im Sand in der Nähe der Diskothek<br />

„Elcano“ vergraben. Der Strand wurde erst nach<br />

einiger Zeit wieder vollständig geöffnet.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 142<br />

12.08.02<br />

Es gab Bombendrohungen für Strände in Gandia und<br />

Cullera in der Provinz Valencia. Die Strände und<br />

Strandpromenaden der beiden Orte wurden daraufhin<br />

gesperrt. Die Polizei konnte nach mehrstündiger<br />

Suche an diesen Stränden nicht fündig werden und<br />

vermutete falschen Alarm und gab die Strände<br />

wieder für den Publikumsverkehr frei.<br />

5. Danksagung<br />

Der Dank für die große Kooperations- und Hilfsbereitschaft<br />

sei in erster Linie den für die Zusammenarbeit<br />

maßgeblichen Institutionen, der Agencia<br />

Valenciana del Turisme (AVT, valencianische<br />

Touristenagentur) und der Conselleria de Medio<br />

Ambiente (Umweltbehörde) ausgesprochen. Wie<br />

schon in den vergangenen Jahren wurden die Daten<br />

zur Wasserqualität von der Abteilung „Calidad<br />

Ambiental / Recursos Hidrológicos“ der Conselleria<br />

de Medio Ambiente nach dem Erhalt <strong>über</strong>mittelt, so<br />

<strong>das</strong>s eine relativ schnelle Bearbeitung und eine<br />

aktuelle Daten<strong>über</strong>mittlung nach Deutschland<br />

gewährleistet war. Den Ansprechpartnern in der<br />

AVT, Frau Ana Grau und Herrn Amadeo Cardona,<br />

sowie Herrn Daniel Arnal im Touristeninformationsbüro<br />

Valencia-Paz möchte ich für die Übermittlung<br />

zahlreicher Informationen von touristischem<br />

und ökologischem Interesse aus dem ganzen Land<br />

Valencia danken, sowie für die vielen Ratschläge<br />

und die <strong>über</strong> den ganzen Sommerservice währende<br />

Unterstützung. In der Conselleria de Medio Ambiente<br />

möchte ich mich bei Frau Marisa Tejerizo, bei<br />

Frau Patrizia Costell und bei Frau Marisa Bueno für<br />

die problemlose, zuverlässige und schnelle Daten<strong>über</strong>mittlung<br />

und die Informationen <strong>über</strong> den neuesten<br />

Stand der Abwasserentsorgung bedanken. Auch<br />

den anderen Mitarbeitern dieser Abteilung danke ich<br />

für die Informationen und die Hilfsbereitschaft.<br />

Ansonsten bedanke ich mich bei den Mitarbeitern<br />

vieler Touristenbüros und Rettungsstationen der<br />

Region für die ihre Hilfs- und Informationsbereitschaft.


6. Adressen<br />

Ana Grau<br />

c/o Agencia Valenciana del Turisme<br />

Avda. Aragón, 30- 8°<br />

E-46021 Valencia<br />

España<br />

Tel: 96-3986371<br />

Fax: 96-3986001<br />

Amadeo Cardona<br />

c/o Agencia Valenciana del Turisme<br />

Avda. Aragón, 30- 8°<br />

E-46021 Valencia<br />

España<br />

Tel: 96-3986025<br />

Fax: 96-3986001<br />

Daniel Arnal<br />

Tourist-Info Valencia-Paz<br />

Calle de la Paz, 48<br />

E-46003 Valencia<br />

España<br />

Tel: 96-3986422<br />

Fax: 96-3986421<br />

Marisa Tejerizo<br />

Conselleria de Medio Ambiente<br />

Direcion General de Calidad<br />

Ambiental<br />

Calle Francisco Cubells. 7<br />

46011 Valencia<br />

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Patrizia Costell<br />

Conselleria de Medio Ambiente<br />

Direcion General de Calidad<br />

Ambiental<br />

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46011 Valencia<br />

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ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 143<br />

Marisa Bueno<br />

Conselleria de Medio Ambiente<br />

Direcion General de Calidad<br />

Ambiental<br />

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Carlos Peters<br />

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Regionalbericht Plattensee (Balaton), Velencer See und Theißsee<br />

Bearbeitet von Dr. Kerstin Bittner, Dipl.-Biologin, Konstanz<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

1.1 Der Plattensee<br />

Der im Nordwesten Ungarns liegende Plattensee<br />

(Balaton), ist mit <strong>über</strong> 590 km 2 der größte Binnensee<br />

Mittel- und Westeuropas und erstreckt sich <strong>über</strong><br />

77 km Länge. Er ist nach Budapest <strong>das</strong> touristisch<br />

bedeutendste Gebiet. Die Breite beträgt an der<br />

schmalsten Stelle 1,6 km und an der breitesten<br />

14 km. Drei Komitate (Verwaltungsdistrikte) grenzen<br />

an seine Ufer, <strong>das</strong> Nordufer gehört <strong>über</strong>wiegend<br />

zum Komitat Veszprém, <strong>das</strong> Südufer zum Komitat<br />

Somogy und der Westen befindet sich teilweise im<br />

Einzugsgebiet des Komitats Zala.<br />

Der See verfügt <strong>über</strong> eine ganze Reihe von charakteristischen<br />

Besonderheiten. Auffällig sind vor allem<br />

die starke Trübung und “Geschmeidigkeit” des<br />

Wassers, die durch biologische Prozesse (biogene<br />

Ca-Ausfällung durch Algenwachstum) hervorgerufen<br />

werden, <strong>das</strong> feinkörnige, weiche Sediment sowie<br />

die mit 3,3 m sehr geringe durchschnittliche Wassertiefe.<br />

Letztere bewirkt eine rasche Angleichung der<br />

Wasser- an die Lufttemperaturen, wodurch im<br />

Hochsommer Wassertemperaturen um 25 °C keine<br />

Seltenheit sind. Eine weitere Besonderheit hängt mit<br />

der künstlichen Regulierung des Wasserspiegel bzw.<br />

des Abflusses <strong>über</strong> ein Stauwehr am Siókanal<br />

zusammen. Mit diesen Arbeiten, die bereits im 18.<br />

Jahrhundert begonnen wurden, ging eine geschlossene<br />

Ufersicherung einher, so <strong>das</strong>s heute rund um<br />

den See Blockwurf und/oder Ufermauern <strong>das</strong> Uferbild<br />

prägen. In Längsrichtung, von Südwest nach<br />

Nordost ist der See in vier Becken gegliedert (I.<br />

Keszthely, II. Szigliget III. Tihány, IV. Siófok). Der<br />

Hauptzufluss erfolgt durch die Zala in <strong>das</strong> westlichste,<br />

kleinste Seebecken. Durch die mitgeführte<br />

Nährstofffracht ist dieser Bereich besonders von<br />

Eutrophierungsvorgängen betroffen, was sich auch<br />

in der von Ost nach West schlechteren Wasserqualität<br />

bemerkbar macht. Die gesamte Uferlinie beträgt<br />

253 km. Charakteristisch für <strong>das</strong> Südufer sind die<br />

sehr ausgedehnten Flachwasserbereiche am Ufer, die<br />

geringe Ufergliederung sowie ein fast vollständig<br />

geschlossener Siedlungsgürtel. Dagegen zeichnet<br />

sich <strong>das</strong> Nordufer, bedingt durch <strong>das</strong> hügelige<br />

Hinterland, durch eine stärkere Gliederung der<br />

Uferlinie, eine geringere Siedlungsdichte und tiefere<br />

Wasserbereiche aus. Hier befinden sich stellenweise<br />

noch ausgedehnte Schilfbestände. Größere Industrie-<br />

oder landwirtschaftliche Betriebe in Seenähe gibt es<br />

nicht. Private Motorboote sind nicht zugelassen.<br />

Die <strong>über</strong>wiegende Mehrheit der Strände am Plattensee<br />

werden als abgegrenzte Strandanlagen (kommunale<br />

Strandbäder, Campingstrände, Hotelstrände)<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 144<br />

betrieben und der Zugang ist häufig kostenpflichtig.<br />

Vor allem am Südufer gibt es aber auch längere<br />

Abschnitte mit freiem Zugang. Nahezu allen Strandanlagen<br />

gemeinsam ist, <strong>das</strong>s sie landseitig künstlich<br />

aufgeschüttet wurden, seeseitig mit einer Ufermauer<br />

und einem Steinwall befestigt sind und ausgedehnte<br />

Rasenflächen mit mehr oder minder älterem Baumbestand<br />

besitzen.<br />

1.2 Der Velencer See<br />

Auf halbem Weg zwischen Budapest und dem<br />

Plattensee im Komitat Fejér gelegen, stellt auch der<br />

Velencer See (Velencei-tó) ein wichtiges Erholungsgebiet<br />

Ungarns dar. Die Wasseroberfläche des<br />

18,5 km langen und durchschnittlich 2,3 km breiten<br />

Sees beträgt bei einem Wasserstand von 160 cm<br />

rund 24,2 km ² .<br />

Aufgrund der geringen Wassertiefe von durchschnittlich<br />

1,9 m folgt die Wassertemperatur rasch<br />

den Veränderungen der Lufttemperatur. Die mittlere<br />

Wassertemperatur liegt in den Sommermonaten bei<br />

20,5 °C. Auf Grund der geringen Wassertiefe kam es<br />

im Laufe der letzten Jahrhunderte immer wieder<br />

größere Wasserstandsschwankungen, die zeitweise<br />

zum fast völligen Austrocknen des Sees führten. Um<br />

einen gleichmäßigen Wasserstand gewährleisten zu<br />

können und ein Verlanden des See durch die vorrückenden<br />

Schilfbestände zu verhindern, wurden<br />

schon 1880 gewässerregulierende Maßnahmen<br />

eingeleitet. Ab 1970 wurden im Császár-Bach, dem<br />

nordwestlich gelegenen Hauptzufluss des Sees, zwei<br />

Wasserspeicherbecken gebaut. Diese beiden Speicher<br />

können 13,3 Mio. m ³ Wasser, <strong>das</strong> entspricht<br />

30 % des Wasservorrats des Sees, ersetzen. Bei lang<br />

anhaltendem Wassermangel wie beispielsweise im<br />

Sommer 1993 reicht dieser Speicher nicht aus, um<br />

<strong>das</strong> Wasserniveau auf 130 - 170 cm zu halten. Unter<br />

solchen Umständen wurde zusätzlich Wasser aus<br />

einem Trinkwasserspeicher (Schacht von Rákhegy)<br />

zugeführt; dieser Trinkwasserspeicher ist in erster<br />

Linie als Zusatzversorgung im Zusammenhang mit<br />

der geplanten Förderung des Tourismus in den<br />

Gemeinden am Nordufer konzipiert. Der Wasserabfluss<br />

wird <strong>über</strong> den Dinnyés-Kajtor-Kanal sowie die<br />

Schleuse von Dinnyés reguliert. In den trockenen<br />

Jahren 1988 - 1995 wurde kein Wasser abgelassen,<br />

der See war praktisch ohne Abfluss.<br />

Ein weiteres Charakteristikum des Sees sind die<br />

vielen Schilfinseln, die im westlichen Bereich des<br />

Sees besonders großflächig ausgebildet sind; hier<br />

befindet sich auch <strong>das</strong> Naturschutzgebiet (Vogelreservat).<br />

In diesem Abschnitt des Sees blieb <strong>das</strong> Ufer<br />

von Regulierungsmaßnahmen weitgehend verschont.<br />

Der südliche und südöstliche Teil des Sees ist von


einem fast geschlossenen Siedlungsgürtel geprägt,<br />

wo sich auch die meisten öffentlich zugänglichen<br />

Strände befinden. Die ersten Ufersicherungsmaßnahmen<br />

wurden bereits Ende der 1930er Jahre<br />

begonnen und nach dem Krieg fortgeführt, da sich<br />

die Nutzungsansprüche des Sees hin zu Badetourismus<br />

und Wassersport verändert hatte. Hauptziel der<br />

Regulierungsmaßnahmen wie die Uferregulierung<br />

und die Rekonstruktion des Seebettes war die<br />

Ausbildung einer etwa 20 km langen offenen Uferzone.<br />

Bis zur zweiten Hälfte der 90er Jahre wurden<br />

mehr als 90 % der ausgesetzten Regulierungsmaßnahmen<br />

erfüllt und <strong>das</strong> bisherige Verhältnis von<br />

Schilf zu freier Wasserfläche von 60 % zu 40 % hat<br />

sich zugunsten der freien Wasserfläche umgekehrt.<br />

Die Mehrzahl der Strände am Velencer See stellen<br />

geschlossene Strandanlagen dar (kommunale<br />

Strandbäder, Camping- und Hotelstrände), deren<br />

Benutzung kostenpflichtig ist. Wie am Plattensee<br />

sind private Motorboote auf dem Velencer See nicht<br />

gestattet.<br />

1.3 Der Theißsee<br />

Der Theißsee (Tisza-tó), der bis 1989 auch als<br />

Kiskörer Stausee bezeichnet wurde, befindet sich<br />

etwa 140 km östlich von Budapest im Norden der<br />

Ungarischen Tiefebene. Das Gebiet liegt an der<br />

Grenze der Komitate Jász-Nagykun-Szolnok und<br />

Heves, grenzt im Norden aber auch an <strong>das</strong> Komitat<br />

Borsod-Abaúj-Zemplén.<br />

Im Jahr 1973 wurde die Staustufe bei Kisköre in<br />

Betrieb genommen. In der ersten Einstaustufe bis<br />

1973 wurde der Wasserspiegel des Theißsees auf<br />

87,5 m <strong>über</strong> dem Meeresspiegel (Adria) eingestellt,<br />

1985 folgte der Einstau bis auf 89,0 m ü. A., <strong>das</strong><br />

entspricht rund 100 Mio. m³ Wasser. Der Theißsees<br />

erstreckt sich <strong>über</strong> 27 km Länge und die größte<br />

Breite beträgt zwischen Poroszló und Tiszafüred ca.<br />

6 km. Dort wird der See auch von der Eisenbahnlinie<br />

und der Landstraße 33 zwischen Füzesabony und<br />

Debrecen <strong>über</strong>spannt. Die Gesamtfläche des Theißsees<br />

(inkl. einiger Inseln) beträgt 127 km². Außer der<br />

Theiß gibt es zwei weitere Zuflüsse in den Theißsee:<br />

den Bach Rima bei Négyes und den Bach Laskó bei<br />

Sarud.<br />

Durch die Staustufe bei Kisköre wurde die Theiß<br />

nicht komplett aufgestaut, sondern behält weitgehend<br />

den Charakter eines Fließgewässers. Man kann<br />

im Theißsee vier Teilbecken unterscheiden. Vor<br />

allem im Bereich der nördlichen Becken (Tiszavalker<br />

B. und Poroszlóer B.) liegt die Staufläche hinter<br />

dem Uferdamm, rechtsseitig der Theiß. Die Verbindung<br />

zur Theiß besteht nur <strong>über</strong> Kanäle mit Schleusentoren.<br />

Im Bereich des Saruder Beckens, <strong>das</strong> sich<br />

rechtsseitig des Theißbettes befindet, und dem<br />

linksseitig der Theiß gelegenen Abádszalóker<br />

Becken bilden Staubereich und Theißbett eine<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 145<br />

zusammenhängende Wasserfläche. Das Theißbett<br />

mit einer mittleren Wassertiefe von 10 m kreuzt in<br />

diesem Bereich die Staufläche, die nur eine mittlere<br />

Tiefe von 1,9 m hat. Das Theißbett ist hier nicht<br />

mehr durch Uferdämme vom Staubereich getrennt,<br />

der Verlauf zeichnet sich jedoch durch parallel<br />

gelegene Schilfinseln ab. Von den 104 km² Wasserfläche<br />

des Theißsees entfallen 6,8 % auf den Theißlauf<br />

selbst. Die Verweildauer des Wassers im<br />

Staubereich beträgt eine Woche bis acht Monate.<br />

Über die Wintermonate wird ein Großteil des Wassers<br />

abgelassen (Senkung des Wasserspiegels um<br />

etwa 1-2 m), damit im Frühjahr die Hochwässer<br />

aufgenommen werden können.<br />

Mit der Anlage des Stausees wollte man in erster<br />

Linie den Wasserbedarf in der Landwirtschaft<br />

decken. Aber auch die Energieerzeugung, eine<br />

bessere Beschiffbarkeit der Theiß, Hochwasserschutz,<br />

Schutz des Grundwassers, Sicherung der<br />

Trink- und Brauchwasserversorgung sowie die<br />

Nutzung des Sees als Erholungs- und Wassersportgebiet<br />

werden als Gründe aufgeführt.<br />

Hinsichtlich der Nutzung für den Tourismus kann<br />

der Theißsee nicht auf eine so lange Tradition wie<br />

der Balaton zurückblicken. Das Erholungsgebiet<br />

befindet sich erst in der Entwicklung, doch gerade<br />

darin liegt der Reiz. Die Siedlungen liegen nicht<br />

dicht an dicht und die Ufer sind naturnah gestaltet,<br />

ohne Betonmauern oder Blockwurf, und <strong>über</strong> den<br />

Damm frei zugänglich. Die meisten Ferienhaussiedlungen<br />

und Campingplätze liegen direkt hinter dem<br />

Uferdamm, da vor dem Damm ein Bebauungsverbot<br />

besteht. Auf der Wasserfläche hat sich eine artenreiche<br />

Vegetation aus Wasserpflanzen gebildet. Das<br />

Tiszavalker Becken ist als Vogelreservat ausgewiesen,<br />

hier ist von Februar bis Juni Betreten und<br />

Befahren verboten. Oberstes Entwicklungsziel für<br />

dieses Becken ist der Naturschutz. Das Poroszlóer<br />

Becken ist für Angler und Kanufahrer besonders<br />

geeignet, während Segelschiffe mit geringem Tiefgang<br />

auch im Saruder Becken fahren können.<br />

Entwicklungsschwerpunkt für diese beiden Becken<br />

ist der Ökotourismus. Für Wassersport mit Motorbooten<br />

und Jet-Ski, die am Theißsee im Gegensatz<br />

zum Balaton und Velencer See erlaubt sind, eignet<br />

sich <strong>das</strong> Abádszalóker Becken. Der Theißsee ist<br />

auch ein geeignetes Badegewässer, da aufgrund der<br />

geringen Wassertiefe bei entsprechenden Lufttemperaturen<br />

im Sommer auch eine schnelle Erwärmung<br />

des Wasserkörpers (20 – 22 °C) erfolgt. Das Wasser<br />

kann sich jedoch nicht so stark aufheizen wie im<br />

Balaton oder Velencer See, da ein ständiger Austausch<br />

besonders <strong>über</strong> die in den 80 Jahren ausgebaggerten<br />

Verbindungskanäle zwischen der Theiß<br />

und dem See stattfindet.


2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

2.1.1 Balaton<br />

Aktuelle Grundlage für den Gewässerschutz am<br />

Plattensee ist eine gemeinsame, ministerielle Verordnung<br />

des Ministeriums für Umwelt- und Wasserwesens<br />

sowie des Gesundheitsministeriums aus<br />

dem letzten Jahr [16/2001. (K.Ért. 7.) KöM-KöViM-<br />

EüM]. In enger Zusammenarbeit der Ministerien<br />

bzw. ihrer jeweiligen Regionalbehörden wird weiterhin<br />

ein Monitoring-Programm am Balaton durchgeführt.<br />

Dieses schreibt für die drei den Plattensee<br />

berührenden Verwaltungsdistrikte (Komitate), Zala,<br />

Veszprém und Somogy zahlreiche Untersuchungspunkte<br />

vor, wobei sich die Messpunkte auf Zuflüsse,<br />

Abwasserreinigungsanlagen im Einzugsgebiet, auf<br />

Buchten, Flussmündungen, die Freiwasserzone und<br />

ausgewiesene Strände beziehen. In diesem Jahr<br />

waren 28 Strände in diesem Programm vertreten.<br />

Diese Untersuchungen obliegen dem Umweltamt<br />

Mitteltransdanubien in Székesfehérvár (Középdunántuli<br />

Környezetvédelmi Felügyelöség) (im<br />

Weiteren nur noch Umweltamt genannt) und sind in<br />

einem ebenfalls in dieser Verordnung festgelegten<br />

Umfang und Zeitraum durchzuführen. Im Gegensatz<br />

zu den vergangenen beiden Jahren werden in diesem<br />

Jahr vom Umweltamt keine weiteren Strände im<br />

Rahmen des Monitoringprogramms untersucht.<br />

Diese 28 Strände werden vom 1. Mai bis zum 30.<br />

September in einem 14-tägigen Turnus untersucht.<br />

Bei einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung wird die Probenahme<br />

einige Tage später wiederholt. Nach der<br />

ungarischen Norm für die Überwachung Wasserqualität<br />

von Oberflächengewässern (Magyar Szabvány<br />

12749:1993) werden die Proben auf fünf Parameter-<br />

Gruppen hin untersucht: (A) Sauerstoffhaushalt, (B)<br />

Nährstoffe (N- und P-Verbindungen sowie Chl a<br />

Gehalt), (C) Mikrobiologie (Hygieneparameter), (D)<br />

Mikroverunreinigungen (anorganische und organische<br />

Stoffe: z. B. Schwermetalle, Öle, PCP, radioaktive<br />

Stoffe, ökotoxikologische Tests) und (E) Sonstige<br />

(pH, Mineralien). An den ADAC-Sommerservice<br />

2002 wurden die Daten der Parametergruppe<br />

C (Mikrobiologie) sowie der Chlorophyll a-Gehalt<br />

weitergeleitet. Die vom Umweltamt genommenen<br />

Proben werden für die mikrobiologischen Untersuchungen<br />

an die drei Komitatsgesundheitsämter<br />

(Állami Népegészégügyi és Tisziorvosi Solgálat<br />

ÁNTSZ) weitergeleitet, die Chlorophyll a Bestimmung<br />

obliegt dem Umweltamt. Dar<strong>über</strong> hinaus ist<br />

gesetzlich für alle Badegewässer festgeschrieben<br />

[273/2001](XII.21) Korm. rendelt], <strong>das</strong>s die Strandbetreiber<br />

(Gemeinden oder Privatpersonen) auf<br />

eigene Kosten mikrobiologische Untersuchungen<br />

durchführen lassen müssen. Diese Untersuchungen<br />

finden in der Regel monatlich statt. Diese Ergebnisse<br />

sind nicht öffentlich zugänglich. Auch hier sind<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 146<br />

die jeweiligen Parameter-Gruppen sowie die Analyse-<br />

und Bewertungsverfahren sind in der Ungarischen<br />

Norm zur Überwachung der Wasserqualität<br />

von Oberflächengewässern verbindlich festgelegt.<br />

Im Komitat Veszprém lag aus den letzten Jahren die<br />

Genehmigung von einigen Strandbetreibern u. a. von<br />

den Campingstränden der Balatontourist AG, für<br />

eine Weiterleitung der Daten an den ADAC-<br />

Sommerservice vor. Die Daten der Campingstrände<br />

der Siotour AG wurden <strong>über</strong> <strong>das</strong> Umweltamt<br />

Székesfehérvár an den Regionalbearbeiter des<br />

ADAC weitergeleitet. Vom Gesundheitsamt des<br />

Komitats Veszprém wurde 2002 von 35, aus dem<br />

Komitat Zala von 2 und aus dem Komitat Somogy<br />

von 3 weiteren Stränden die gewässerhygienischen<br />

Daten <strong>über</strong>mittelt.<br />

So fanden zusätzlich zu den vom Umweltamt <strong>über</strong>mittelten<br />

Daten von 34 Stränden (28 aus dem Monitoringprogramm<br />

und 6 Siotour AG Strände) noch<br />

weitere 34 Strände im diesjährigen ADAC-Sommerservice<br />

Beachtung. 6 Strände (die kommunalen<br />

Strände von Balatonakáli, Szigliget, und Csopak, der<br />

Vak Bottyán Strand von Balatonkenese, der Eszterházy<br />

Strand in Balatonfüred und der Club Aliga<br />

in Balatonaliga) waren sowohl im 14-tägigen Monitoringprogramm<br />

des Umweltamtes als auch im<br />

monatlichen Routineturnus des ANTSZ vertreten.<br />

Für diese Strände liegen daher deutlich mehr Datenpunkte<br />

vor.<br />

Zur Überwachung der Algenentwicklung (Chlorophyall<br />

a Gehalt in mg/m³) werden vom Umweltamt<br />

zusätzlich zu den Probenahmen an den 28<br />

ausgewiesenen Stränden in den Seemitten der vier<br />

Becken des Balatons sowie an vier ausgewählten<br />

Stränden der vier Becken wöchentlich Proben<br />

genommen.<br />

2.1.2 Velencer See<br />

Ähnlich wie am Plattensee besteht am Velencer See<br />

und seinem Einzugsgebiet ein größeres Netz von<br />

Messstellen. Am See selber werden vom Umweltamt<br />

Mitteltransdanubien an 9 ausgewählten Stränden<br />

Proben entnommen und die Parametergruppen und<br />

Methoden erfolgen wie am Balaton nach der ungarischen<br />

Norm für die Überwachung der Wasserqualität<br />

von Oberflächengewässern (Magyar Szabvány<br />

12749:1993). So waren auch in diesem Jahr diese<br />

9 Strände vom Velencer See im ADAC-Sommerservice<br />

vertreten. Die Durchführung der mikrobiologischen<br />

Messungen obliegt dem Gesundheitsamt des<br />

Komitats Fejér in Székesfehérvár. Die zweiwöchentliche<br />

Überwachung der Algenentwicklung (Chlorophyll-a-Gehalt)<br />

obliegt dem Umweltamt. Zusätzlich<br />

wurden auch am Velencer See wöchentlich an vier<br />

ausgewählten Stellen im Freiwasser und an Stränden<br />

Chlorophyll-Proben entnommen.


2.1.3 Theißsee<br />

Für den Theißsee gilt als Gesetzesgrundlage die<br />

Vorschrift für alle Badegewässer in Ungarn<br />

(273/2001.(XII.21)). Hier untersuchen die zuständigen<br />

Gesundheitsämter der Komitate Jasz-Nagyunk-<br />

Szolnok und Heves an allen 6 Stränden am Theißsee<br />

in zweiwöchentlichem Abstand die Wasserqualität.<br />

Die in dieser Vorschrift festgelegten Parametergruppen<br />

und Methoden unterliegen der Bestimmung für<br />

die ungarische Norm für die Überwachung der<br />

Wasserqualität von Oberflächengewässern (Magyar<br />

Szabvány 12749:1993). Diese Untersuchung ist für<br />

die Strandbetreiber kostenpflichtig und daher sind<br />

die Daten nicht öffentlich zugänglich. Die freiwillige<br />

Weiterleitung der Daten <strong>über</strong> die Mitarbeiterinnen<br />

des Tourismusbüros in Tiszafüred verlief in diesem<br />

Jahr nur unzureichend, es waren 5 Strände an dem<br />

Messprogramm für den ADAC-Sommerservice<br />

beteiligt. Es wurden aber von keinem Strand ausreichend<br />

Daten für eine Endauswertung <strong>über</strong>liefert.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

In der Ungarischen Norm zur mikrobiologischen<br />

Untersuchung der Badegewässer (MSZ13690/<br />

3:1989) werden für nicht fließende Gewässer zwei<br />

Kategorien unterschieden: zum Baden geeignet und<br />

zum Baden nicht geeignet. An den 28 Monitoringstränden<br />

vom Balaton, den 9 Stränden vom<br />

Velencer See sowie an den übrigen Stränden werden<br />

die Hygiene-Parameter Gesamtkoliforme, E. coli<br />

und Enterococcen (bzw. Fäkalstreptococcen) sowie<br />

der Chlorophyll a-Gehalt ermittelt. Salmonellen und<br />

Enteroviren werden nicht regelmäßig erfasst. Nach<br />

den neusten Bestimmungen zur Untersuchung von<br />

Badegewässern [273/2001.(XII.21.)] wurden die<br />

Richt- und Grenzwerte der EU angeglichen. Lediglich<br />

bei den Enterococcen gibt es zusätzlich zu dem<br />

EU konformen Richtwert von 100 kbE/100ml einen<br />

Grenzwert von 300 kbE/100 ml. Die Gesamtkoliformen<br />

(kbE/100ml) werden mit Hilfe der Membranfiltermethode<br />

(MSZ ISO 9308-1/MSZ ISO 9308-<br />

2), die E. coli Konzentration auch mittels der Membranfiltermethode<br />

(MSZ ISO 9308-1) oder mittels der<br />

Mikromethode (MSZ EN ISO 9308-3) gemessen.<br />

Fäkalenterococcen/1 ml werden ebenfalls durch die<br />

Membranfiltermethode oder mittels Flüssigkeitsanreicherung<br />

(MSZ EN ISO 7899-1/ MSZ EN ISO<br />

7899-2) ermittelt.<br />

Weiterhin wird der Chlorophyll-a Gehalt in mg/m³<br />

bestimmt (MSZ ISO 10260). Hierbei gelten für die<br />

Bemessung der Wasserqualität der Richtwert von<br />

25 mg Chl a / m³ bzw. der Grenzwert von 75 mg<br />

Chl a / m³. Die mikrobiologischen Untersuchungen<br />

werden an allen Stränden von den jeweiligen Komitatsgesundheitsämtern<br />

durchgeführt. Wobei an den<br />

28 Monitoringstränden des Balatons, den 9 Stränden<br />

des Velencer Sees sowie an den Stränden des Theiß-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 147<br />

sees in einem 14-tägigen Rhythmus beprobt wird, an<br />

den übrigen Stränden des Balatons nur monatlich.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Die Gesundheitsämter schicken monatlich eine<br />

offizielle Mitteilung an die Stadtverwaltung, die<br />

Auskunft dar<strong>über</strong> gibt, ob der entsprechende Strand<br />

zum Baden geeignet ist oder nicht. Die Bürgermeisterämter<br />

sind angehalten, dieses Schreiben an den<br />

Strandbetreiber weiterzuleiten, der es im Eingangsbereich<br />

aufhängen soll. Im Falle einer Richt- bzw.<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitung werden von Seiten der<br />

Gesundheitsämter in der Regel nach einigen Tagen<br />

Zusatzuntersuchungen an den entsprechenden<br />

Stellen durchgeführt. In der Regel beschränkt sich<br />

die Aufgabe der Untersuchungsbehörden auf die<br />

Information und fachliche Beratung der lokalen<br />

Entscheidungsträger, wie die örtlichen Ordnungsbehörden.<br />

Diese erlassen gegebenenfalls Beschränkungen<br />

des Badebetriebes oder ein Badeverbot. Lediglich<br />

bei wiederholt festgestellten bzw. bekannten<br />

Belastungs- oder Gefahrenpunkten (Fluss- bzw.<br />

Bachmündungen, ARA-Einleitung, Bootskorridore,<br />

Hafenanlagen) bestehen bereits generelle Einschränkungen<br />

bzw. Verbote des Badebetriebes oder können<br />

von den Umwelt- bzw. Gesundheitsbehörden<br />

angeordnet werden.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Wie in den vergangenen Jahren <strong>über</strong>nahm auch in<br />

diesem Jahr wieder <strong>das</strong> Umweltamt in Székesfehérvár<br />

die Koordinierung der Daten<strong>über</strong>mittlung zur<br />

Gewässergüte des Balatons und des Velencer Sees<br />

and den ADAC-Sommerservice. Es wurden die<br />

Hygienemesswerte der Parametergruppe C (Mikrobiologie)<br />

der vier beteiligten Komitatsgesundheitsämter<br />

sowie der Chlorophyll a-Gehalt am Balaton<br />

und des Velencer Sees zentral im Umweltamt erfasst<br />

und dann via Fax an die ADAC-Regionalbearbeiterin<br />

weitergeleitet. Die Ergebnisse der<br />

gewässerhygienischen Messungen (auch bei Wiederholungs-Messungen)<br />

lagen in der Regel unmittelbar<br />

nach der Auswertung vor, was meist einer<br />

Woche nach der Probennahme entsprach. Die Daten<br />

zur aktuellen Algenentwicklung, die vom Umweltamt<br />

in den 4 Seebecken erhoben wurden, konnten<br />

auf der Internetseite des Umweltministeriums<br />

(www.ktm.hu) eingesehen werden wo sie 14-tägig<br />

aktualisiert werden. Dort wurde auch die Auswertung<br />

der Daten gemäß der ungarischen Norm im<br />

Rahmen des „Informationssystems zur Wasserqualität<br />

des Balatons und des Velencer Sees“ der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht.


Die Übermittlung der gewässerhygienischen Daten<br />

der übrigen Strände erfolgten <strong>über</strong> die jeweiligen<br />

Gesundheitsämter in Veszprém, Zala und Somogy.<br />

Hier wurden monatlich die Daten der Strände, für<br />

die eine Erlaubnis zur Weiterleitung der Daten<br />

bestand, entweder zusammengefasst oder die Originaldatenblätter<br />

per Fax an die Regionalbearbeiterin<br />

weitergeleitet. Hier lagen die Daten etwa ein bis<br />

zwei Wochen nach Probennahme vor.<br />

Die Daten vom Theißsee wurden von den Strandbetreibern<br />

an <strong>das</strong> Regionale Tourismus Projektbüro<br />

des Theißsees gesendet, dort gesammelt und per<br />

Post an die Regionalbearbeiterin <strong>über</strong>mittelt. Leider<br />

war auch in diesem Jahr der Informationsfluss<br />

spärlich. Es wurden zwar regelmäßig Proben von<br />

den Gesundheitsämtern durchgeführt, deren Ergebnisse<br />

auch auf der Internetseite des Ministeriums für<br />

Umwelt und Wasserwesens (www.ktm.hu) eingesehen<br />

werden konnten, aber die Rohdaten wurden von<br />

den Strandbetreibern jedoch nicht alle und nicht<br />

regelmäßig weitergeleitet.<br />

Für Informationen aus dem touristischen Umfeld<br />

standen die jeweiligen Regionalvertretungen des<br />

ungarischen Tourismusamtes zur Verfügung, für den<br />

Balaton die Mitarbeiter des Büros für Tourismus<br />

Projekte in Balatonfüred, für den Velencer See die<br />

Mitarbeiter der Marketing Leitung der Region<br />

Mittel-Transdanubien in Agárd und für den Theißsee<br />

die Mitabeiter des Tourismus-Projektbüros in<br />

Tiszafüred.<br />

Weitere für den ADAC-Sommerservice relevante<br />

Informationen konnten durch den Ausbau der<br />

Kontakte zu Institutionen und Behörden wie beispielsweise<br />

der Balaton Vereinigung (Balatoni<br />

Szövetségi), dem Limnologischen Institut in Tihany,<br />

der Polizeidirektion Veszprém, den Direktionen der<br />

Wasserwirtschaftsämter in Siófok, Székesfehérvár,<br />

Szolnok und Kisköre, dem Wasserwerk in Siófok<br />

aber auch durch die beiden großen privaten Campingplatzbetreiber<br />

Balatontourist AG und Siotour<br />

AG sowie der Auswertung der lokalen und internationalen<br />

Presse und aus dem Internet gewonnen<br />

worden.<br />

3.2 Öffentliche Bekanntmachung von Wasserqualitätsdaten<br />

Um eine umfassende Bekanntmachung der öffentlich-rechtlichen<br />

und der gemeinnützigen Daten zu<br />

begünstigen, haben die regionalen Organisationen<br />

des Ministeriums für Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

und des Ministeriums für Gesundheit Sozial- und<br />

Familiensachen und die Aufsichtsämter für Umwelt<br />

in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Gesundheits-<br />

und Amtsarztdienstes für die SommersSaison<br />

<strong>das</strong> “Informationssystem für den Plattensee und den<br />

Velencer See” initiiert. Die Veröffentlichung der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 148<br />

Ergebnisse der Wasserqualitätsuntersuchungen<br />

sowohl der 28 Monitoringstrände am Balaton als<br />

auch der 9 Strände des Velencer Sees erfolgen in<br />

einem Farbensystem, <strong>das</strong> auf drei Farbstufen beruht.<br />

Blau: Wasserqualität ist exzellent, Grün: Wasserqualität<br />

ist ausreichend, Schwarz: Wasserqualität war<br />

bei wiederholten Messungen unzureichend. Weiße<br />

Farbmarkierung bedeutet, <strong>das</strong>s an diesem Messpunkt<br />

die Messung wiederholt wird. Die Farbskalierung<br />

ergibt sich aus einer Kombination der gewässerhygienischen<br />

Untersuchungen bezüglich der mikrobiologischen<br />

Parameter sowie des Chlorophyll-<br />

Gehaltes. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse<br />

erfolgt via Internet (www.ktm.hu/balaton) und an<br />

Informationstafeln an den Stränden. Zusätzlich<br />

werden die Daten der wöchentlichen Chlorophylluntersuchungen<br />

im Rahmen einer Vorhersage zur<br />

Algenentwicklung im Internet veröffentlicht. Für die<br />

Medien wird wöchentlich eine kurze Zusammenfassung<br />

erstellt. Seit diesem Jahr betreibt auch <strong>das</strong><br />

Umweltamt Mittlere Theiß ein nach dem gleichen<br />

Muster funktionierendes Informationssystem<br />

(www.ktm.hu/balaton). Zusätzlich können die<br />

Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen<br />

der übrigen Strände <strong>über</strong> die homepage der ungarischen<br />

Gesundheitsämter (www.antsz.hu) abgerufen<br />

werden.<br />

4. Badesaison 2000<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

4.1.1 Balaton<br />

Bis vor einigen Jahren wurden die Daten zur touristischen<br />

Entwicklung am Balaton jeweils getrennt in<br />

den einzelnen Komitaten erhoben. Die Auswertung<br />

der Daten von 1985 im Vergleich zu der Entwicklung<br />

von 1990 bis 1996 zeigt, <strong>das</strong>s bis 1992 deutlich<br />

weniger Gäste kamen und bis 1996 die Anzahl stabil<br />

auf diesem niedrigen Niveau blieb. Besonders<br />

betroffen waren <strong>das</strong> Nordufer (Komitat Veszprém)<br />

und <strong>das</strong> Südufer (Komitat Somogy) mit einem<br />

Anteil von nur noch 73 % bzw. 58 % der Gäste aus<br />

dem Jahr 1985. Der westliche Bereich des Sees<br />

(Komitat Zala) konnte allerdings eine Zunahme auf<br />

112 % verzeichnen. Während in dieser Zeit die<br />

Privatzimmervermietung rund um den Balaton<br />

zurückging, registrierten Hotels und Ferienhäuser<br />

eine Zunahme an Gästen. Auf den Campingplätzen<br />

am Südufer ging die Zahl der Gäste zurück, am<br />

Nordufer blieb sie konstant und am Westufer gab es<br />

eine Zunahme an Campinggästen.<br />

Inzwischen werden die Daten für <strong>das</strong> gesamte<br />

Erholungsgebiet Balaton erhoben, <strong>das</strong> 164 Gemeinden<br />

in den drei Komitaten rund um den See umfasst.<br />

Seit 2000 gibt es auch bezüglich der Gäste in Privatunterkünften<br />

statistische Aufzeichnungen. Die dort<br />

registrierten Gäste stammten zu 80 % aus dem<br />

Ausland. Beispielsweise wurden im Jahr 2000 rund


1,3 Mio. Gäste am Balaton registriert, davon 24 % in<br />

Privatunterkünften.<br />

Betrachtet man nur die Gäste in den gewerblichen<br />

Unterkünften, so konnten im Jahr 2001 rund 1 Mio.<br />

Gäste verzeichnet werden, was einen leichten<br />

Anstieg zum Vorjahr bedeutete. Dabei kamen rund<br />

die Hälfte (48 %) der Gäste aus Ungarn und ein<br />

Drittel (30 %) aus Deutschland, <strong>das</strong> entspricht etwa<br />

59 % aller ausländischen Gäste. Die Anzahl der<br />

deutschen Touristen blieb in etwa auf dem Vorjahresniveau.<br />

Mit großem Abstand folgen dann die<br />

Österreicher (5,6 %, bezogen auf die Gästezahl<br />

insgesamt), die Niederländer (3,0 %), die Dänen<br />

(1,9 %) und die Polen (1,2 %). Die Anzahl der Gäste<br />

der übrigen Länder ist sehr gering. Die Gäste blieben<br />

durchschnittlich 4.81 Tage. Dabei blieben die<br />

ungarischen Gäste durchschnittlich nur 3.24 Tage,<br />

während die ausländischen Gäste 6.28 Tage blieben,<br />

diese Werte entsprechen in etwa den Daten aus dem<br />

Vorjahr. Bevorzugte Unterkünfte (etwa zu zwei<br />

Drittel) sind sowohl bei den Ungarn als auch bei den<br />

ausländischen Gästen die Hotels, <strong>über</strong>wiegend die<br />

höherklassigen Hotels (drei und vier Sterne). Hinter<br />

den Hotels liegen die Campingplätze bei ausländischen<br />

Gästen an zweiter Stelle der Beliebtheitsskala,<br />

dort verbrachten im Jahr 2001 25 % ihren Urlaub.<br />

Die Ungarn ziehen die Jugendherbergen (14 %) den<br />

Campingplätzen (10 %) als Übernachtungsstätten<br />

vor.<br />

Die Tendenz der ersten fünf Monate des Jahres 2002<br />

zeigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine<br />

leichte Zunahme der Gäste um etwa 8 %, dabei ist<br />

besonders der Anteil ausländischer Gäste angestiegen.<br />

4.1.2 Velencer See<br />

Der Tourismus am Velencer See ist vor allem von<br />

inländischen Urlaubern geprägt. Von 1980 bis 1999<br />

hat sich die Kapazität der Unterkünfte versechsfacht;<br />

die Hälfte aller Unterkunftsmöglichkeiten steht auf<br />

Campingplätzen zur Verfügung, ein Viertel sind<br />

Privatunterkünfte und 8 % der gesamten Übernachtungskapazität<br />

wird von Hotels bereitgestellt. Bis<br />

1999 ist die Anzahl der Gäste auf <strong>das</strong> Dreifache<br />

angestiegen und die Anzahl der Übernachtungen hat<br />

sich vervierfacht. Im Jahr 1999 wurden in den<br />

gewerblichen und privaten Unterkünften mehr als<br />

88.000 Gäste gezählt - fast 30.000 davon aus dem<br />

Ausland - die insgesamt nahezu 390.000 Übernachtungen<br />

in dem Gebiet ergaben. Im Jahr 2001 kamen<br />

im Vergleich zum Vorjahr insgesamt etwas weniger<br />

Gäste an den Velencer See, dabei lag der Anteil der<br />

inländischen Gäste bei 75 %. Verbunden damit gab<br />

es auch weniger Übernachtungen. Ein Trend der<br />

auch schon 2000 vorlag. Besonders bei den ausländischen<br />

Gästen machen sich die rückläufigen Gästezahlen<br />

bemerkbar. Allerdings blieben die ausländischen<br />

Gäste mit durchschnittlich 6,4 Nächten deut-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 149<br />

lich länger als die inländischen Gäste, die den<br />

Velencer See oft nur für ein verlängertes Wochenende<br />

besuchten. Der Hauptanteil der ausländischen<br />

Gäste kommt auch weiterhin aus Deutschland und<br />

Holland, die relativen Zahlen sind jedoch rückläufig,<br />

wo hingegen die Anzahl der Gäste aus Osteuropa<br />

zunimmt. Für die ersten 6 Monate des Jahres 2002<br />

deutet sich an, <strong>das</strong>s für diesen Zeitraum die Gäste-<br />

und Übernachtungszahlen im Vergleich zum Jahr<br />

2001 annähernd konstant geblieben sind.<br />

4.1.3 Theißsee<br />

Der Theißsee wird hauptsächlich von inländischen<br />

Gästen besucht. Schon bald nach der Aufstauung<br />

machte sich der See einen Namen als Anglerparadies.<br />

Mit den zunehmenden Besucherzahlen wurden<br />

auch die Handels- und Dienstleistungsangebote<br />

erweitert, der gezielte Ausbau der Infrastruktur und<br />

des Telefonnetzes erfolgte erst später.<br />

Umfassende, für den Tourismus relevante Daten,<br />

liegen für den Zeitraum von 1990 bis 1998 vor. Sie<br />

beziehen sich auf 20 Gemeinden am See und in<br />

unmittelbarer Umgebung. Laut einer Studie wurden<br />

35.332 Gäste im Jahr 1998 registriert, davon waren<br />

82 % Ungarn. Ebenso viele Gäste gab es im Jahr<br />

1990. Unmittelbar nach der Grenzöffnung lag<br />

damals der Anteil der Gäste aus dem Ausland sehr<br />

hoch (33 %). Während im Jahr 1995 mit 38.779<br />

Gästen wohl bisher <strong>das</strong> Maximum erreicht wurde,<br />

fiel die Zahl im darauf folgenden Jahr auf 32.575<br />

Gäste zurück. Seitdem steigt die Anzahl der Gäste<br />

wieder kontinuierlich. Der Anteil der ausländischen<br />

Gäste liegt seit 1995 zwischen 17 und 21 %. Vor<br />

allem der Angeltourismus zeigte in den letzten<br />

Jahren eine schnelle Entwicklung, aber auch immer<br />

mehr Familien besuchen den Theißsee. Besonders<br />

im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok ist der Anteil des<br />

Theißsees am gesamten Tourismusaufkommen des<br />

Komitats sehr hoch (42,8 % im Jahr 1998). In den<br />

Städten Tiszafüred und Abádszalók (Komitat J.-N.-<br />

Sz.) verbrachten 85 % der Gäste des Theißsees ihren<br />

Urlaub. Im Jahr 1990 betrug die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer 4,7 Tage und 1998 bleiben die<br />

Gäste durchschnittlich 3,8 Tage. Die ausländischen<br />

Gäste blieben durchschnittlich 5,8 (1990) bzw. 7,3<br />

(1998) Tage am Theißsee.<br />

Die touristischen Daten aus dem Jahre 2001 zeigen,<br />

<strong>das</strong> sich die touristische Situation am Theiß-See<br />

nach der Zyanidkatastrophe 2000 wieder erholt. Im<br />

Jahr 2001 besuchten in den gewerblichen Unterkünften<br />

73.006 Gäste die gesamte Theißsee-Region,<br />

welche 67 Gemeinden in den Komitaten Heves,<br />

Jász-Nagykun-Szolnok, Borsod-Abaúj-Zemplén und<br />

Hajdú-Bihár umfasst. Das ist eine Steigerung der<br />

Gästezahlen im Vergleich zum Jahr 2000 um<br />

12,6 %. Bei diesen Gästen handelt es sich zu etwa<br />

74 % um inländische Gäste.


Für <strong>das</strong> Jahr 2002 liegen Daten aus 20 Gemeinden<br />

der unmittelbaren Theißsee Umgebung von Januar<br />

bis Juni vor. In diesem Zeitraum besuchten 27.162<br />

Gäste die Region. Damit stieg die Anzahl der Gäste<br />

2002 auf 114 % der Anzahl im gleichen Zeitraum<br />

des Vorjahres und auch die Anzahl der Übernachtungen<br />

ist etwas um den gleichen Anteil angestiegen.<br />

Dabei lag der Anteil der ausländischen Gäste<br />

nur bei knapp 23 %. Die meisten ausländischen<br />

Gäste kamen im Jahr 2001 aus Deutschland (8,3 %),<br />

Polen (1,8 %), der Slowakei (1,5 %), Österreich<br />

(1,4 %) und Holland (1,1 %).<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

4.2.1 Balaton<br />

In der gesamten Uferregion des Plattensees werden<br />

die Abwässer der Seegemeinden in 7 Teilregionen<br />

getrennt gesammelt und den jeweiligen Regional-<br />

Klärwerken (12) zugeführt. Bei der Entsorgung der<br />

gereinigten Abwässer werden drei unterschiedliche<br />

Wege beschritten: Die Ausleitung in Fremdeinzugsgebiete<br />

(1. Priorität), die Einleitung nach weiterer<br />

Nachbehandlung durch natürliche Schilfkläranlagen/Schönungsteiche<br />

etc. (2. Priorität) und schließlich<br />

die unmittelbare Einleitung in den Plattensee<br />

(direkt oder <strong>über</strong> Vorfluter). Vier Teilregionen (I, II,<br />

VI und VII) mit insgesamt sechs Klärwerken,<br />

darunter die größeren Agglomerationen (Siófok,<br />

Füred) leiten ihre gereinigten Abwässer heute in<br />

Fremdeinzugsgebiete aus. Eine weitere größere<br />

Teilregion (IV/ Keszthely) mit einem Klärwerk nutzt<br />

<strong>das</strong> große Schilfgebiet des Kis-Balaton im Delta des<br />

Flusses Zala als nachgeschaltete Pflanzenkläranlage.<br />

Über Vorfluter oder Direkteinleitung erhält der<br />

Plattensee die gereinigten Abwässer aus 19 Kläranlagen.<br />

Hiervon liegen sieben Anlagen im weiteren<br />

(Zala, Kis-Balaton) und sieben an kleineren Vorflutern<br />

im näheren Einzugsgebiet. Fünf Kläranlagen<br />

liegen direkt am Ufer (Teilregionen V und VI) und<br />

leiten die gereinigten Abwässer aus vier Kommunen<br />

und einem Campingplatz direkt in den Plattensee.<br />

Bei den meisten Kläranlagen handelt es sich um<br />

dreistufige Anlagen mit Phosphateliminierung. Die<br />

Anlagen werden von privaten Aktiengesellschaften<br />

betrieben, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist.<br />

In den letzten Jahren wurde <strong>das</strong> Kanalnetz der<br />

einzelnen Regionen weiter ausgebaut, die Kapazitäten<br />

der Regionalklärwerke entsprechend erhöht<br />

sowie die Menge des <strong>über</strong> Vorfluter oder direkt<br />

eingeleiteten (gereinigten) Abwassers nochmals<br />

reduziert. Nach Abschluss der laufenden Baumaßnahmen<br />

in Teilregion V - Badacsonytördemic/Nemesgulács<br />

wird sich die Zahl der Direkteinleiter<br />

von fünf auf drei reduzieren. Seit Ende des<br />

Jahres 1998 wurde durch Ausweitung der Verbundsysteme<br />

und Zentralisierung der Abwasserreinigung<br />

(Region IV Keszthely) die Menge des im Kis-<br />

Balaton Schilfgebiet nachbehandelten Abwassers<br />

erhöht. In zwei Teilregionen, aus denen geklärte<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 150<br />

Abwässer ausgeleitet werden, Siófok (Teilregion I)<br />

und Balatonfökajár (Teilregion VII) wurden die<br />

bestehenden Kapazitäten durch Erweiterung des<br />

Kanalnetzes bereits erhöht. Desgleichen ist für<br />

Balatonfüred (Teilregion VI) für die nächsten Jahre<br />

geplant.<br />

Daten zum Anschlussgrad der privaten Haushalte<br />

der drei Bezirke an <strong>das</strong> Kanalisationsnetz liegen für<br />

<strong>das</strong> Jahr 1996 vor. Danach betrug der Anschlussgrad<br />

im Bezirk Somogy (Südufer) 35 % (geplant für <strong>das</strong><br />

Jahr 2010: 63 %), im Bezirk Veszprém (Nordufer)<br />

39 % (geplant für <strong>das</strong> Jahr 2010: 74 %) und im<br />

Bezirk Zala (Westufer) 47 % (geplant für <strong>das</strong> Jahr<br />

2010: 70 %).<br />

4.2.2 Velencer See<br />

Hauptziel am Velencer See ist ebenfalls, die gereinigten<br />

Abwässer nicht in den See zu leiten, sondern<br />

aus dem Gebiet abzuleiten. In fast allen direkt am<br />

See gelegenen Gemeinden besteht ein Kanalisationsnetz,<br />

<strong>das</strong> allerdings noch nicht vollständig<br />

ausgebaut ist. Ebenso ist der Anschlussgrad der<br />

privaten Haushalte in den einzelnen Gemeinden zum<br />

Teil noch recht gering. So liegt er in Agárd/Gárdony<br />

bei 89 %, in Velence bei 54 %, in Kápolnásnyék bei<br />

33 %. Die Abwässer der Seegemeinden werden<br />

durch 11 Pumpwerke der Kläranlage von Agárd<br />

zugeleitet, gereinigt und <strong>über</strong> den Dinnyés-Kajtor-<br />

Kanal aus dem Einzugsgebiet des Sees ausgeleitet.<br />

4.2.3 Theißsee<br />

Im Gebiet des Theißsees wurde in den letzten Jahren<br />

<strong>das</strong> Kanalnetz zur Abwasserentsorgung in den<br />

seenahen Gemeinden Sarud, Tiszanána, Kisköre,<br />

Poroszló, Abádszalók und Tiszafüred zu 90-100 %<br />

ausgebaut. Abwasserreinigungsanlagen befinden<br />

sich in Kisköre, Abádszalók und Tiszafüred. Im<br />

weiteren Umland ist die Abwasserentsorgung meist<br />

individuell für die einzelnen Haushalte geregelt,<br />

z. B. indem <strong>das</strong> Wasser in Abwasserkammern<br />

gesammelt wird und regelmäßig abgepumpt und<br />

entsorgt wird.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

4.3.1 Balaton<br />

Von insgesamt 68 Stränden gehen 54 in die Gesamtbewertung<br />

der Saison ein, bei 14 Stränden lagen<br />

weniger als 4 Messungen vor. Im Komitat Veszprém<br />

konnten im Vergleich zum Vorjahr Strände bzw.<br />

deren Betreiber hinzugewonnen werden und im<br />

Komitat Somogy fielen <strong>über</strong>wiegend die Strände aus<br />

dem Programm, an denen nicht ausreichend Proben<br />

zur Bewertung vorlagen. Die Anzahl der Strände im<br />

Komitat Zala ist gleich geblieben. Wie schon in den<br />

vergangenen Jahren gab es auch in dieser Saison in<br />

Bezug auf die Badegewässerqualität am Plattensee<br />

ein <strong>über</strong>wiegend positives Ergebnis. Es wurden<br />

während der gesamten Saison keine Badeverbote


verhängt. Lediglich am Anfang der Saison im Juni<br />

und in der ersten Augustwoche kam es an insgesamt<br />

4 Stränden zu kurzfristigen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

nach EU-Norm für bestimmte Darmbakterien.<br />

Das waren der freie Libás Strand in<br />

Kestzhely, der Fövényes Strand in Balatonfüszfö,<br />

der Club Aliga Strand in Balatonaliga und der<br />

Aranypart Strand in Siófok. Wiederholte Kontrolluntersuchungen<br />

wenige Tage später ergaben jedoch<br />

allesamt wieder Ergebnisse, die unterhalb der<br />

Grenzwerte lagen. Da keine ungewöhnlichen Ereignisse,<br />

wie z. B. defekte Kläranlagen vorlagen, bleibt<br />

als Erklärungsmöglichkeit für die Überschreitungen<br />

im Juni der hohe Besucherandrang vom vorangegangenen<br />

Wochenende, denn <strong>das</strong> schon tagelang<br />

anhaltende gute Wetter mit warmen Wassertemperaturen<br />

schuf optimale Bedingungen für die Entwicklung<br />

der Bakterien. Für die Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

Anfang August an einigen Stränden könnte<br />

sowohl der Sturm als auch die heftigen Regenfälle in<br />

dieser Zeit eine Erklärung sein. Der Sturm konnte<br />

aufgrund des niedrigen Wasserstandes viel Sediment<br />

aus dem Untergrund aufwirbeln und der Regen<br />

belastetes Sediment aus den umgebende landwirtschaftlichen<br />

Flächen punktuell einspülen.<br />

Insgesamt verringerte sich die Zahl der Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr, so <strong>das</strong>s in<br />

der Gesamtjahresbewertung mehr Stränden (19) eine<br />

sehr gute Wasserqualität bescheinigt werden konnte.<br />

Algenentwicklung<br />

Während der Sommersaison 2002 trat keine <strong>über</strong>mäßige<br />

Algenentwicklung auf. Nach wöchentlichen<br />

Untersuchungen des Umweltamtes wurde in dem<br />

östlichen Becken (Siófok) die Wasserqualität bezüglich<br />

des Chl a-Gehaltes immer als sehr gut bewertet,<br />

in dem Mittleren Becken (Szemese) wurden nur zum<br />

Ende der Saison leicht erhöhte Algenkonzentrationen<br />

gemessen, in den westlichen Becken (Szigliget<br />

und Keszthely) traten ab Anfang Juli Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

auf. Zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

kam es allerdings nie, so <strong>das</strong>s auch hier die Wasserqualität<br />

mit gut bewertet werden konnte.<br />

Schon den dritten Sommer in Folge liegt der Wasserspiegel<br />

zum Ende der Saison deutlich unterhalb<br />

des für die Jahreszeit üblichen Niveau. Dieses Jahr<br />

wurde sogar zeitweise der niedrigste Wasserstand<br />

seit <strong>über</strong> 30 Jahren registriert. Verantwortlich dafür<br />

ist die ungewöhnliche Niederschlagsarmut des<br />

Winterhalbjahres (Schnee und Regen). Die starke<br />

Verdunstung im Sommer ließ den Wasserstand<br />

sinken. Eine Auswirkung auf die Wasserqualität<br />

ergab sich dadurch aber nicht.<br />

4.3.2 Velencer See<br />

In der Saison 2002 war der Velencer See zum<br />

fünften Mal im ADAC-Sommerservice vertreten.<br />

Die Beurteilung der hygienischen Badegewässerqua-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 151<br />

lität der 9 Strände am Velencer See sieht in diesem<br />

Jahr folgendermaßen aus: während der Saison<br />

konnten fast alle Strände als „gut” oder „sehr gut“<br />

beurteilt werden. Es traten keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

nach EU-Norm auf, daher wurden auch<br />

keine Badeverbote verhängt. In der Jahresendbewertung<br />

werden die Strände des Velencer See aufgrund<br />

von regelmäßig auftretenden Richtwert<strong>über</strong>schreitungen<br />

an allen Stränden mit „gut“ bewertet.<br />

Algenentwicklung<br />

Es wurde keine <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />

beobachtet. Lediglich ab und zu waren die Werte<br />

leicht erhöht, zu Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen der<br />

Algenkonzentration kam es aber nie. Nach den<br />

ungarischen Richtlinien wurden die Wasserqualität<br />

des Velencer Sees bezüglich der Algenkonzentration<br />

als „sehr gut“ bis „gut“ eingestuft.<br />

4.3.3 Theißsee<br />

In diesem Jahr nam der Theißsee zum vierten Mal<br />

am ADAC-Sommerservice teil. Es beteiligten sich<br />

fünf der sechs Strände am Messprogramm. Nur an<br />

einem Strand kam es zu Richtwert<strong>über</strong>schreitungen.<br />

Eine abschließende Bewertung nach Ende der<br />

Saison war aufgrund zu geringer Probenanzahlen an<br />

keinem Strand möglich. Untersuchungsergebnisse<br />

zur Algenentwicklung lagen nicht vor, jedoch findet<br />

ein kontinuierlicher Wasseraustausch statt, so <strong>das</strong>s<br />

kaum Bedenken hinsichtlich einer Beeinträchtigung<br />

der Wasserqualität durch <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />

bestehen.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

4.4.1 Balaton<br />

Da im gesamten Uferbereich des Plattensees größere<br />

Industrieansiedlungen oder landwirtschaftliche<br />

Großbetriebe fehlen und die gereinigten Abwässer<br />

der größeren Agglomerationen weitgehend ausgeleitet<br />

werden, treten punktuelle Belastungen durch<br />

Einleitungen nicht auf. Allerdings gelangen <strong>über</strong> den<br />

Hauptzufluss Zala noch größere Mengen an Nähr-<br />

und Schadstoffen aus dem weiteren Einzugsgebiet in<br />

den See. Eine weitere wichtige Phosphatquelle stellt<br />

der auf den Weinbergen des Nordufers verwendete<br />

Kunstdünger dar. Durch Auswaschung und Bodenerosion<br />

gelangen <strong>über</strong>schüssigen Nährstoffe in den<br />

See. Insgesamt ist der Nitrat- und Phosphat-Eintrag<br />

durch Vorfluter und Direkteinleiter in den See<br />

immer noch zu hoch, so <strong>das</strong>s es bei entsprechend<br />

ungünstigen Wetterbedingungen (Windstille, lange<br />

Hitzeperiode mit starker Sonneneinstrahlung) auch<br />

in Zukunft zu einem extremen Algenwachstum<br />

kommen kann. Grundsätzlich sollte <strong>das</strong> Baden in der<br />

Nähe von Fluss- und Bachmündungen sowie Hafenanlagen<br />

(Fährrouten) unterbleiben.


4.4.2 Velencer See<br />

Ähnlich wie am Plattensee ist die Uferregion des<br />

Velencer Sees von Siedlungen geprägt, so <strong>das</strong>s eine<br />

direkte Belastung durch industrielle oder landwirtschaftliche<br />

Einleitungen entfällt. Ebenso wenig<br />

bringen die Zuflüsse bedeutende Verunreinigungen<br />

mit sich. Der größte Zufluss, der Császár-Bach,<br />

fließt zunächst durch <strong>das</strong> ausgedehnte Schilfgebiet<br />

des im Westen des Sees gelegenen Naturschutzgebietes,<br />

so <strong>das</strong>s die mitgeführten Nährstoffe bereits in<br />

diesem Bereich ausgefiltert werden. Die größten<br />

Probleme resultieren im Velencer See aus einem zu<br />

niedrigen Wasserstand. Es wurden große Anstrengungen<br />

unternommen, den See zu verjüngen und<br />

den natürlichen Alterungsprozess aufzuhalten. So<br />

wurden großflächige Sedimentbaggerungen durchgeführt,<br />

die in erster Linie darauf abzielten, die<br />

Seeoberfläche zu vergrößern und die Schilfflächen,<br />

insbesondere solche, die geschädigt waren, zu<br />

reduzieren. Das Verhältnis von Schilf zu freier<br />

Wasseroberfläche beträgt nach den Verjüngungsmaßnahmen<br />

heute 40 zu 60.<br />

4.4.3 Theißsee<br />

Auch am Theißsee gibt es keine größeren Industrieansiedlungen<br />

oder landwirtschaftlichen Großbetriebe.<br />

Ebenso gibt es am Oberlauf der Theiß in Ungarn<br />

keine größeren Industrieansiedlungen. Die Gewässergüte<br />

beträgt <strong>über</strong>wiegend Güteklasse II. Als<br />

Reaktion auf die Verschmutzungswellen im Frühjahr<br />

2000 sollen die Gefahrenquellen im Theißeinzugsgebiet<br />

besser erfasst und <strong>über</strong>wacht werden. Wie<br />

sich im Fall der Zyanidverunreinigung gezeigt hat,<br />

ermöglicht <strong>das</strong> Schleusensystem des Theißsees den<br />

Schutz des Stausees vor der Einleitung verschmutzten<br />

Theißwassers. Eine Belastungsquelle stellt<br />

jedoch der im Bereich des Vogelreservates mündende<br />

Bach Rima, bzw. Egerpatak dar, der Abwässer<br />

und Abfälle aus dem Hinterland einträgt. Derzeit<br />

werden vom Lehrstuhl der Ökologie der Universität<br />

Debrecen Untersuchungen zur Verbesserung der<br />

Situation durchgeführt.<br />

4.5 Strandqualität<br />

4.5.1 Balaton<br />

Es wurden in der Saison 2002 68 Strände besucht<br />

und begutachtet. Die Strandqualität am Plattensee<br />

konnte in diesem Jahr <strong>über</strong>wiegend als gut beurteilt<br />

werden. Wie auch im vergangenen Jahr wurde die<br />

Infrastruktur an einigen Stränden durch Neu- oder<br />

Ausbau der Sanitäreinrichtungen weiter verbessert.<br />

Lediglich in Einzelfällen gab es Anlass zu Beanstandungen<br />

bei der Ausstattung und/oder Sauberkeit<br />

der Sanitäreinrichtungen. In punkto Zugänglichkeit,<br />

Sicherheit und Effektivität der Strandreinigung lag<br />

die <strong>über</strong>wiegende Mehrheit der Strände auf einem<br />

guten bis sehr guten Niveau. Einige Strände werden<br />

in ihrer Qualität jedoch durch die seenahe Trassenführung<br />

der Bahnlinie und Straße negativ berührt, da<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 152<br />

eine geringe, in Einzelfällen auch starke Lärmbelästigung<br />

vorliegt. An allen konzessionierten Stränden<br />

ist eine Bade<strong>über</strong>wachung, eine Erste-Hilfe-Station<br />

und ein Rettungsboot vorgeschrieben. Außerdem<br />

besteht an allen Stränden ein Hunde- und Angelverbot.<br />

Bei Umbaumaßnahmen wird in letzter Zeit immer<br />

mehr Wert auf den behindertengerechten Ausbau der<br />

Strände gelegt. So gibt es an zwei Stränden (Siófok,<br />

Aranypart; Zánka, Ifjúsági Strand) sogar Liftanlagen<br />

mit dem Rollstuhlfahrer ins Wasser gelassen werden<br />

können. Einige, direkt am Ufer gelegene Campingplätze<br />

der Balatontourist AG sind mit behindertengerechten<br />

Sanitär-Einrichtungen ausgestattet. Dazu<br />

gehören: der Piroska Camping in Balatonakarattya,<br />

der Yacht Camping in Balatonalmádi, der Füred<br />

Camping in Balatonfüred, der Holiday Camping, der<br />

Strand Camping und der Levendula Camping in<br />

Balatonakali, der Vénusz Camping in Balatonszepezd<br />

und der Napfény Camping in Révfülöp. Auf<br />

dem Gelände in Balatonfüred gibt es auch Bungalows<br />

für vier Personen, die behindertengerecht<br />

ausgestattet sind. Am Südufer des Sees bietet die<br />

Siótour AG folgende Campingplätze mit behindertengerechter<br />

Ausstattung, die ebenfalls direkt am<br />

Ufer liegen: der Autós I. Camping in Zamárdi und<br />

der Vadvirág Camping in Balatonszemes.<br />

Am Balatonufer gibt es drei FKK Strände: Das<br />

Strandbad in Balatonbereny, der Strand Camping in<br />

Siofok und der Piroska Camping in Balatonakarattya.<br />

4.5.2 Velencer See<br />

Der Mehrzahl der Strände am Velencer See kann<br />

eine gute Qualität attestiert werden. Insbesondere die<br />

konzessionierten Strände verfügen <strong>über</strong> hinreichende<br />

Sanitäranlagen, die z. T. jedoch noch ausgebaut<br />

werden könnten. Eine schlechtere Bewertung erfolgte<br />

in erster Linie aufgrund von mangelnder Toilettenkapazität.<br />

Am Südufer lässt sich aufgrund der<br />

seenahen Straßen- und Bahnlinienführung (direkte<br />

Bahn-Verbindung nach Budapest) eine gewisse<br />

Lärmbelästigung feststellen. Tiefwasserbereiche und<br />

Nichtschwimmerzonen sind fast ausnahmslos durch<br />

Schilder ausgewiesen. In der Regel sind die Strände<br />

bewacht.<br />

4.5.3 Theißsee<br />

Ebenso konnte den Stränden des Theißsees eine gute<br />

Qualität bescheinigt werden. Die sanitären Einrichtungen<br />

sind ausreichend und befinden sich <strong>über</strong>wiegend<br />

in einem guten Zustand, wenn auch teilweise<br />

veraltet. Auch an den freien Stränden wird der<br />

Badebetrieb <strong>über</strong>wacht und es gibt Erste-Hilfe-<br />

Stationen.<br />

Behindertengerechte sanitäre Einrichtungen befinden<br />

sich auf dem Free Paradiso Camping und Strand<br />

in Kisköre.


4.6 Ökologische Phänomene<br />

Algenentwicklung<br />

Weder am Plattensee noch am Velencer See konnte<br />

während der Badesaison eine <strong>über</strong>mäßige Algenentwicklung<br />

beobachtet werden.<br />

Starke Vermehrung der Schwäne auf dem Balaton<br />

Ende der 1980er Jahre wurden Höckerschwäne aus<br />

dem Tiergarten Györ als Touristenattraktion am<br />

Plattensee ausgesetzt. Seit dieser Zeit haben sich die<br />

Tiere sehr stark vermehrt und tragen inzwischen<br />

erheblich zur Verschmutzung des Wassers bei.<br />

Außerdem bedrohen sie mittlerweile schon die<br />

Existenz anderer Vogelarten und greifen dar<strong>über</strong><br />

hinaus zum Schutz ihrer Jungen oder aus Hunger<br />

auch gelegentlich Menschen an. Um die Schwanenpopulation<br />

zu verringern, wurden als Gegenmaßnahme<br />

die Eier der Schwäne eingefettet oder lackiert,<br />

wodurch ein Luftaustausch zwischen Ei und<br />

Atmosphäre verhindert wird und dieses abstirbt. Die<br />

Methode verstößt jedoch gegen die gesetzlichen<br />

Vorschriften, da der Schwan zu den geschützten<br />

Arten zählt. Laut eines Sprechers des Nationalparks<br />

sollten solche Aktionen höchstens in Ausnahmefällen<br />

mit einer speziellen Erlaubnis durchgeführt<br />

werden. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s der Balaton von Oktober<br />

bis April einen besonderen Schutz genießt, da es<br />

sich um ein unter die Ramsaer-Konvention fallendes<br />

Gebiet handelt. Inzwischen wird jedoch <strong>über</strong>legt,<br />

den Schwan von der Liste der geschützten Arten zu<br />

streichen. Auch die Fütterung der Schwäne durch<br />

die Touristen trägt dazu bei, <strong>das</strong>s sich so große<br />

Populationen entwickeln können. Daher fordert die<br />

Nationalpark-Verwaltung dazu auf, <strong>das</strong> Füttern zu<br />

unterlassen.<br />

Niedrige Wasserstände am Balaton und Velencer<br />

See<br />

In den vergangenen beiden Jahren lag die jährliche<br />

Niederschlagsmenge am Balaton weit unterhalb des<br />

langjährigen Mittels. Dieser Trend setzte sich auch<br />

im Jahr 2002 durch. Erstmals seit <strong>über</strong> 80 Jahren<br />

war in den vergangenen Jahren (1999-2002) die<br />

natürliche Wasserbilanz des Balatons negativ, so<br />

<strong>das</strong>s der Wasserstand des Balatons in diesem Jahr<br />

zeitweise auf den niedrigsten Stand seit etwa 30<br />

Jahren fiel. Seit dem 30. April 2000 wurde laut<br />

Mitteilung der Lokaldirektion der Direktion für<br />

Wasserwesen in Siófok kein Wasser mehr <strong>über</strong> den<br />

Sió-Kanal abgelassen und da auch in diesem Jahr<br />

unterdurchschnittlich geringe Niederschläge fielen,<br />

lag der Wasserstand Ende August deutlich tiefer als<br />

in den Vorjahren. An einigen Stränden des Südufers<br />

bildeten sich kleine Inseln und Sandbänke, beispielsweise<br />

in Balatonfenyves. Der niedrige Wasserstand<br />

hatte jedoch weder Auswirkungen auf die<br />

Wasserqualität noch auf den Fischbestand. Laut der<br />

Lokaldirektion in Siófok werden verschiedenen<br />

Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserniveaus des<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 153<br />

Balatons angedacht, beispielsweise die Möglichkeit<br />

der Umleitung von Wasser aus den Flüssen Donau,<br />

Drau oder Raba. Da die ökologischen Folgen eines<br />

solchen Eingriffs aber unkalkulierbar sind, werden<br />

diese Pläne vermutlich nicht realisiert. Ab 2003<br />

werden allerdings die Grenzwerte für die Wasserstandsregulierung<br />

durch den Sió-Kanal um etwa 10<br />

cm angehoben. Somit wird ab dem nächsten Jahr der<br />

Sió-Kanal im Winter beispielsweise erst bei einen<br />

Wasserstand von 95 cm (am Pegel Siófok) statt wie<br />

bisher bei 85 cm geöffnet und zusätzlich wird der<br />

maximale Wasserhöchststand auf einen Pegelstand<br />

von 110 cm angehoben. Somit kann der Wasserstand<br />

zu Beginn der Sommersaison auf ein höheres Niveau<br />

eingeregelt werden und eine vorausschauendere<br />

Wasserplanung betrieben werden. Diese Maßnahmen<br />

funktionieren aber nur bei ausreichend Niederschlägen<br />

im Herbst und Winter.<br />

Auch der Velencer See hatte dieses Jahr mit den<br />

geringen Niederschlägen im Winter und Frühjahr zu<br />

kämpfen. Laut Aussage der Direktion für Wasserwesen<br />

in Székesfehérvár fiel der Wasserstand schon im<br />

Mai unter den minimalen Sollwert und erreichte<br />

Ende Juli einen Tiefststand von 118 cm. Damit lag<br />

dieser deutlich unter den Werten aus den Jahren<br />

2000 und 2001. Aus dem Dinnyés-kajtori Kanal ist<br />

schon seit einigen Jahren kein Wasser mehr abgelassen<br />

worden. Da durch die geringen Niederschläge<br />

auch die beiden Speicherbecken Pátkai und Zámolyi<br />

nicht genügend Wasser führen, wurde auch hier in<br />

diesem Jahr die Diskussion entfacht, Wasser, wie<br />

schon 1993, aus anderen Gebieten in den See umzuleiten.<br />

Heftige Regenfälle Anfang August ließen den<br />

Wasserspiegel aber schon wieder leicht ansteigen.<br />

Stechmückenbekämpfung<br />

In dieser Saison fanden am Balaton zwischen Juni<br />

und August insgesamt fünf Aktionen zur Stechmückenbekämpfung<br />

statt, fünf davon mit chemischen<br />

Mitteln (K-Othrin und Reslin Super) und drei mit<br />

dem biologischen Mittel Teknar HP-D. Die chemischen<br />

Stechmückenbekämpfungen der Adultstadien<br />

wurden rund um den See per Flugzeug-Besprühung<br />

auf einer Fläche von ca. 5.750 ha durchgeführt, die<br />

biologische Bekämpfung der Larvenstadien mittels<br />

Handbesprühung erfolgte auf ca. 2200 ha. Die<br />

verwendeten Wirkstoffe sind für den Menschen und<br />

Säugetiere ungefährlich, und auch andere Insekten<br />

sollen von der Aktion weitestgehend unbetroffen<br />

sein. Allerdings werden die Imker im Einsatzgebiet<br />

frühzeitig informiert, die Tiere an den entsprechenden<br />

Tagen nicht fliegen zulassen.<br />

Am Velencer See fanden in der laufenden Saison<br />

zwischen Mai und August 6 Aktionen zur Stechmückenbekämpfung<br />

statt, davon 1 mit biologischen<br />

(400 ha) und 5 mit chemischen Mitteln (je 2841 ha).<br />

Die Mückenbekämpfung am Velencer See wurde als<br />

erfolgreich bewertet.


Am Theißsee wurden diese Saison 5 Bekämpfungsaktionen<br />

durchgeführt, beginnend Mitte Juni und<br />

dann in einem Abstand von 2-3 Wochen. Es wurden<br />

auf einer Fläche von 5200 – 5700 ha nur chemische<br />

Mittel eingesetzt. Die Möglichkeit einer biologischen<br />

Stechmückenbekämpfung am Theißsee und<br />

die Auffindung der Brutstätten wird noch untersucht.<br />

Für nächstes Jahr ist eine kombinierte (chemische<br />

und biologische) Bekämpfung geplant. Die Wirksamkeit<br />

der Aktionen wird mit einer Erfolgsquote<br />

von 90-94 % angegeben.<br />

Weitere ökologische Phänomene wie beispielsweise<br />

<strong>das</strong> Auftreten von Badedermatitis spielen an Balaton,<br />

Velencer See und Theiß-See keine Rolle.<br />

4.7 Badesicherheit<br />

4.7.1 Gesetzliche Grundlagen und äußere Rahmenbedingungen<br />

Nach dem ungarischen Gesetz [46/2001.(XII.27)<br />

BM rendelt] sind alle gebührenpflichtigen Strände<br />

dazu verpflichtet, den Badebereich durch eine<br />

Badeaufsicht <strong>über</strong>wachen zu lassen. Die Ausbildung<br />

der Badeaufsicht erfolgt in einem einwöchigen<br />

Erste-Hilfe-Kurs zur Rettung aus dem Wasser, der<br />

mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Dar<strong>über</strong><br />

hinaus muss ein ärztlich attestierter Tauglichkeitsnachweis<br />

vorliegen. Jeder Strand muss <strong>über</strong> ein<br />

Ruderboot, an dem eine Flagge mit einem roten<br />

Kreuz auf weißem Grund angebracht ist, verfügen.<br />

Die Badeaufsicht muss sich im Umkreis von 50<br />

Metern um <strong>das</strong> Boot aufhalten und den Strand im<br />

Blick haben, meist ist sie zudem mit einem Fernglas<br />

ausgerüstet. An vielen Stränden <strong>über</strong>nimmt diese<br />

Aufgabe der Bootsverleiher, insofern er <strong>über</strong> die<br />

erforderlichen Kenntnisse verfügt. An größeren<br />

Stränden sind auch teilweise Hochstände für einen<br />

guten Überblick aufgestellt. Gelegentlich patrouilliert<br />

die Badeaufsicht auch im Boot. Auch viele freie<br />

Strände werden von einer Badeaufsicht <strong>über</strong>wacht.<br />

Ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben ist die Ausweisung<br />

der Nichtschwimmerzone, die bis zu einer<br />

Wassertiefe von 120 cm reicht und durch Bojen<br />

markiert wird. Das Strandende ist ebenfalls mit<br />

Bojen gekennzeichnet. In diesem Bereich ist z. B.<br />

<strong>das</strong> Surfen verboten. Die gebührenpflichtigen<br />

Strände sind in der Regel mit den für die Erstversorgung<br />

von Verletzten notwendigen Materialien und<br />

Medikamenten ausgerüstet. Bei Boots- und Badeunfällen<br />

stehen zudem die Wasserpolizei und ein<br />

Freiwilliger Rettungs- und Warndienst zur Verfügung.<br />

Am Balaton gibt es neben der Wasserpolizei-<br />

Zentrale (Tel: 84-310-712) in Siófok, die rund um<br />

die Uhr erreichbar ist, fünf weitere Wasserpolizeistationen<br />

(Siófok, Fonyód, Balatonföldvár, Keszthely,<br />

Balatonfüred), von denen die in Fonyód ebenfalls 24<br />

Stunden lang erreichbar ist, während die anderen<br />

Stationen nur tags<strong>über</strong> Dienst haben. Sie verfügen<br />

alle <strong>über</strong> Motorboote und können sehr schnell am<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 154<br />

Unfallort sein. Der Freiwillige Rettungsdienst<br />

besteht in mehreren Gemeinden und ist 24 Stunden<br />

oder nur tags<strong>über</strong> einsatzbereit. Auch die Freiwilligen<br />

Rettungsdienste verfügen <strong>über</strong> Motorboote. Alle<br />

Institutionen können <strong>über</strong> Funktelefon kommunizieren.<br />

Am Balaton sind an 24 Stellen Blinklichttürme<br />

errichtet, am Velencer See an 2 Stellen, die von fast<br />

allen Stellen am See gesehen werden können. Sie<br />

sind von 1. Mai bis 30. September in Betrieb. Es<br />

werden 2 Sturmwarnungsstufen unterschieden:<br />

- Sturmwarnung Grad 1: 30 Lichtblitze pro<br />

Minute, Windstärke > 45 km/h, außerhalb 500<br />

m vom Ufer entfernt ist Baden und Wassersport<br />

verboten.<br />

- Sturmwarnung Grad 2: 60 Lichtblitze pro<br />

Minute, Windstärke > 60 km/h, untersagt ist<br />

dann Segeln mit Booten der Kategorie B, Surfen,<br />

Wasserski und anderer Wassersport sowie<br />

Baden.<br />

4.7.2 Situation vor Ort<br />

Jedes Jahr ereignen sich am Balaton durchschnittlich<br />

5 – 15 tödlich Unfälle. Die <strong>über</strong>wiegende Mehrzahl<br />

der Unfallopfer sind Männer und Jungen. Nach dem<br />

Stand der Wasserpolizei in Siófok vom 16.08.2002<br />

ereigneten sich am Plattensee im Jahr 2002<br />

15 tödliche Badeunfälle. Dabei handelte es sich um<br />

11 erwachsene Männer und 4 Jungen. Am Südufer<br />

des Balaton geschehen mehr Unfälle als am Nordufer.<br />

Dies hängt wohl damit zusammen, <strong>das</strong>s hier<br />

<strong>das</strong> Badegebiet größer ist und zum anderen, <strong>das</strong>s der<br />

lange flache Wasserbereich plötzlich tiefer werden<br />

kann und <strong>das</strong> flache Badewasser unterschätzt wird.<br />

Am Velencer See gab es im Laufe dieser Saison<br />

zwei Tote, ein 5-jähriger Junge, der Ende Juni in<br />

einer kleinen Untiefe ertrank und im Juli ein erwachsener<br />

Mann. Am Theiß-See gab es keine<br />

tödlichen Badeunfälle.<br />

Insgesamt wird die Badesituation vor Ort aber als<br />

sicher eingeschätzt. Die große Mehrheit der Unfälle<br />

wird durch Eigenverschulden und Leichtsinnigkeit<br />

der Badenden verursacht. Besonders häufig sind<br />

Unfälle, die sich auf Tretbooten ereignen, wenn die<br />

Badenden <strong>über</strong>hitzt von der auf dem Tretboot<br />

befindlichen Rutsche ins Wasser rutschen. Ähnliches<br />

gilt für <strong>das</strong> Verlassen von Luftmatratzen,<br />

besonders wenn sie weit vom Strand entfernt sind,<br />

so <strong>das</strong>s nicht schnell genug Hilfe kommen kann. In<br />

den meisten Fällen bleiben die eingeleiteten Tauchaktionen<br />

nach den Unfallopfern erfolglos und es<br />

dauert Tage, bis man sie an der Wasseroberfläche<br />

treibend findet. Es wird daher inzwischen <strong>über</strong> eine<br />

Schwimmwestenpflicht auf Tretbooten nachgedacht.<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus gibt es nicht selten Unfälle infolge<br />

von Herz- und Kreislaufkrankheiten, immer häufiger<br />

auch infolge von Alkoholeinfluss.


4.7.3 Abschließende Beurteilung<br />

Die Badesicherheit am Plattensee kann als hoch<br />

eingeschätzt werden, wie die geringe Zahl der<br />

tödlichen Unfälle und die Ursachen für diese Unfälle<br />

zeigen. Auch waren fast alle Strände mit der vorgeschriebenen<br />

Bade<strong>über</strong>wachung und den Rettungsmitteln<br />

ausgerüstet. Allerdings <strong>über</strong>nimmt oftmals<br />

der Bootsverleiher die Badeaufsicht, <strong>das</strong>s bewirkt<br />

zum einen, <strong>das</strong>s er nicht eindeutig als Rettungsperson<br />

erkenntlich ist, zum anderen kann er seiner<br />

Aufgabe als Badeaufsicht nicht hinreichend nachkommen.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse mit Auswirkungen<br />

auf die Badegewässer- und Strandqualität<br />

oder sonstiger Bedeutung für den<br />

Tourismus<br />

1. Juni 2002: Der Kampf gegen die Mücken beginnt<br />

pünktlich mit dem Saisonstart<br />

Wie schon seit 22 Jahren wurden auch im Jahr 2002<br />

am Balaton wieder die Mücken mit chemischen und<br />

biologischem Gift bekämpft. Die Kosten der Mückenbekämpfung<br />

von 49 Millionen Forint wurden<br />

vom Ungarischen Tourismusamt und den Bürgermeisterämtern<br />

entlang des Balaton getragen. Benutzt<br />

wurde biologisches Gift zur Abtötung der Larven in<br />

den Schlupfgebieten und chemisches Gift in einem<br />

Abstand von mindestens 50 m vom Balaton in den<br />

Gemeinden. Die Stellen zur Bekämpfung der Larven<br />

wurden wegen ihrer unmittelbaren Nähe zum Wasser<br />

von einer unabhängigen Expertenkommission<br />

sehr sorgfältig ausgewählt, um eine wirksame<br />

Bekämpfung mit möglichst geringer Belastung des<br />

Balatonwassers zu erzielen.<br />

13. - 16. Juni: Internationales Harley-Davidson<br />

Festival in Alsóörs<br />

Schon zum dritten Mal wurde im Europa-Kemping<br />

Alsóörs <strong>das</strong> Internationale Harley-Davidson Festival<br />

veranstaltet, zu dem mehr als 5.000 Motorradfahrer<br />

und weitere 15.000 Besucher anreisten.<br />

Juli 2002 Sommerhitze in Ungarn fordert Tote am<br />

Balaton<br />

Eine große Sommerhitze mit Temperaturen bis zu 37<br />

Grad <strong>über</strong>fiel im Juli Ungarn. Am Balaton war der<br />

Wasserstand wegen der hohen Temperaturen beträchtlich<br />

gesunken. Am Südufer musste man<br />

mehrere hundert Meter im Wasser laufen, bis es tief<br />

genug zum Schwimmen war. Trotzdem war der See<br />

gefährlich und es kam zu mehreren Todesfällen.<br />

Zwei polnische Jungen, 10 und 15 Jahre alt, konnten<br />

nur noch tot geborgen werden. Vermutlich waren sie<br />

<strong>über</strong>hitzt vom Tretboot gesprungen.<br />

01. Juli 2002: Aus für die meisten Wechselstuben<br />

Ab dem 01. Juli hieß es an vielen Wechselstuben<br />

"No Change", denn viele mussten schließen, weil<br />

gesetzliche Restriktionen zur Vorbeugung der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 155<br />

Geldwäsche in Kraft getreten waren und viele<br />

Wechselstuben die strengeren Auflagen nicht mehr<br />

erfüllten.<br />

27. Juli 2002: Anna-Ball in Balatonfüred<br />

Ein Ball mit 176-jähriger Tradition, der die als<br />

Reformzeitalter bezeichneten ersten Jahrzehnte des<br />

19. Jahrhundert wieder aufleben lässt, wurde traditionell<br />

wieder in Balatonfüred veranstaltet. Höhepunkt<br />

der farbenprächtigen Veranstaltung war die<br />

Wahl der Ballkönigin und ihrer Hofdamen, die am<br />

28. Juli in einer offenen Kutsche durch die Stadt<br />

fuhren.<br />

August 2002: Sandinseln im Balaton<br />

Durch die langanhaltende Trockenheit und den<br />

dadurch bedingten niedrigen Wasserstand hatten<br />

sich im Balaton ausgedehnte Sandinseln, die zum<br />

Teil 50–100 m lang und 20–30 m breit waren,<br />

gebildet. Die Wasserqualität war aber durch den<br />

niedrigen Wasserstand nicht beeinflusst.<br />

Juli /August 2002<br />

Deutsche Polizei-Beamte im Einsatz am Balaton<br />

Auch in diesem Jahr sorgten am Balaton wieder<br />

deutsche Polizisten für Ordnung. Die 27 Beamten<br />

waren von Anfang Juli bis Ende August in sechs<br />

größeren Orten stationiert. Es ist für die deutschen<br />

Urlauber sehr hilfreich, wenn sich bei Überfällen<br />

oder Unfällen ein Beamter aus der Heimat um den<br />

Fall kümmert. Die deutschen Beamten dienen als<br />

Vermittler zwischen den Urlaubern und den ungarischen<br />

Behörden, sie sind nicht bewaffnet und dürfen<br />

auch keine Straftäter verhaften.<br />

03. August 2002: Balatondurchquerung<br />

Nachdem <strong>das</strong> große Ereignis am Balaton dieses Jahr<br />

wetterbedingt um eine Woche verschoben werden<br />

musste, fand die große Durchquerung am 03. August<br />

statt. Mehrere Tausend Schwimmer gingen an den<br />

Start, um die 5,5 km lange Strecke von Révülöp<br />

nach Balatonboglar zurückzulegen.<br />

20. August 2002 Nationalfeiertag<br />

Mit dem Nationalfeiertag am 20. August (Fest der<br />

Staatsgründung) wurde auch dieses Jahr wieder mit<br />

vielen Festen und Feuerwerken rund um den See die<br />

diesjährige Saison beendet.<br />

5. Danksagung<br />

Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn István<br />

Kling und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

am Umweltamt Mitteltransdanubien in Székesféhervár,<br />

bedanken die auch in diesem Jahr wieder mit<br />

großem Engagement die Koordinierung der Daten<strong>über</strong>mittlung<br />

<strong>über</strong>nahmen und dar<strong>über</strong> hinaus für<br />

viele Fragen zur Verfügung standen. Für die konstruktive<br />

und angenehme Zusammenarbeit geht mein<br />

Dank auch an die zuständigen Gesundheitsämter der


drei Regionen. Danken möchte ich weiterhin Emese<br />

Szalai, der Leiterin der Balatoni Régionalis Marketing<br />

Igazgatóság sowie ihren Mitarbeiterinnen, die<br />

mir auf vielfältige Weise geholfen haben, besonders<br />

danke ich ihr für die Bereitstellung der Räumlichkeiten,<br />

Büroeinrichtung und Betriebsmittel. Ein weiterer<br />

Dank geht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

der der Közép Dunantuli Marketing Igazgatóság,<br />

unter der Leitung von Herrn Mihály Birkás,<br />

für die Unterstützung des ADAC-Sommerservices<br />

am Velencer See. Für ihr Engagement bei der<br />

Unterstützung des Sommerservices am Theißsee<br />

möchte ich ganz herzlich der Leiterin der Tisza-tavi<br />

Marketing Igazgatóság, Anita Molnár, sowie ihren<br />

Mitarbeiterinnen danken. Ein weiterer Dank geht an<br />

die Balatoni Szövetség, besonders an Herrn János<br />

Lázár, der mir sowohl bei der Strandbegutachtung<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 156<br />

und bei Fragen zur Mückenbekämpfung eine wertvolle<br />

Hilfe war. Weiterhin gilt mein Dank den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wasserämter<br />

in Siófok, Székesféhervár, Kisköre und Szolnok für<br />

ihre Auskünfte. Der Laborleiterin des Umweltamtes<br />

der Region Mittlere Theiß, Katalin Zsuga danke ich<br />

für die wertvollen Informationen zur Ökologie des<br />

Theißsees und die gute Zusammenarbeit. Weitere<br />

wertvolle Informationen und Unterstützung erhielt<br />

ich von der Polizeidirektion in Veszprém und Siófok<br />

und dem Direktor des Limnologischen <strong>Institute</strong>s in<br />

Tihany Sándor Hérodek. Schließlich sei auch Herrn<br />

Árpád Csákvári, Direktor von der Balatontourist<br />

AG, und Frau Léner-Takács von der Siotour AG für<br />

ihr persönliches Engagement und die stete Hilfsbereitschaft<br />

herzlich gedankt.


6. Adressen<br />

Plattensee<br />

Ungarisches Toursimusamt<br />

Balatoni Régionalis Marketing<br />

Igazgatóság (BRMI)<br />

Blaha Lujza u. 2<br />

8230 Balatonfüred<br />

Tel: +(36) 87 - 342-801<br />

Fax: +(36) 87 - 342-871<br />

Umweltamt Mitteltransdanubien<br />

Hosszúsétatér 1<br />

H-8000 Székesfehérvár<br />

Tel.: +(36) 22 - 514-300<br />

Fax: +(36) 22 - 313-564<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />

Somogy (Südufer)<br />

Fodor J. tér 1<br />

H-7400 Kaposvár<br />

Tel.: +(36) 82 – 528-400<br />

Fax: +(36) 82 – 310-444<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />

Veszprém (Nordufer)<br />

Joszef A. u. 36<br />

H-8200 Veszprém<br />

Tel.: +(36) 88 - 424-866<br />

Fax: +(36) 88 – 425-484<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />

Zala (Westufer)<br />

Göcseji u. 24<br />

H-8900 Zalaegerszeg<br />

Tel.: +(36) 92 - 314-105<br />

Balatontourist RT<br />

Kossuth Lajos u. 25<br />

H-8200 Veszprém<br />

Tel.: +(36) 88 - 544-400<br />

Fax: +(36) 88 - 544-401<br />

Siotour AG<br />

Batthyány utca 2/b<br />

H-8600 Siófok<br />

Tel: +(36) 84 -310-806<br />

Fax: +(36) 84 - 310-803<br />

Velencer See<br />

Magyar Turizmus Rt.<br />

Közép-dunantúli Regionális<br />

Marketing Igazgatóság<br />

Tópart u. 17<br />

H-2484 Agárd<br />

Tel: +(36) 22 - 370-051<br />

Fax: +(36) 22 - 370-063<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Komitat<br />

Fejér<br />

Mátyás K. krt. 13<br />

H- 8000 Székesfehérvár<br />

Tel: +(36) 22 - 511-720<br />

Fax: +(36) 22 - 312-991<br />

Velencetours BT<br />

Szabadság u. 16<br />

H-2483 Gárdony<br />

Tel: +(36) 22 - 355-075<br />

Fax: +(36) 22 - 355-099<br />

ADAC-Sommerservice 2002 – Seite 157<br />

Theißsee<br />

Ungarisches Tourismusamt<br />

Tisza-tavi Régionalis Marketing<br />

Igazgatóság<br />

Kossuth tér 1<br />

H-5350 Tiszafüred<br />

Tel.: +(36) 59 510-071<br />

Fax: +(36) 59 351 753<br />

Umweltamt Mittlere Theiß<br />

PF 25<br />

5002 Szolnok<br />

Tel.: +(36) 56 521-196<br />

Fax: +(36) 56428-150<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Jász-<br />

Nagykun-Szolnok<br />

Ady E. út 35-37<br />

5000 Szolnok<br />

Tel.: +(36) 56 422 224<br />

Gesundheitsamt ÁNTSZ Heves<br />

Klapka Gy. út 11<br />

3300 Eger<br />

Tel.: +(36) 36 310 133<br />

Fax: +(36) 36 310 22


Regionalberichte Deutsche Nord- und Ostseeküste sowie Mecklenburg-Strelitzer-Seenplatte<br />

Bearbeitet von Dipl.-Geol. Wolf Wichmann, Pinneberg<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

1.1 Nordseeküste<br />

Die deutsche Nordseeküste hat eine Länge von rund<br />

500 km, hinzu kommen nochmals rund 500 km<br />

Küstenlänge der vorgelagerten Inseln. An der<br />

Festlandsküste liegen ca. 70, auf den Inseln weitere<br />

90 Strände.<br />

Vor der Festlandsküste dehnt sich ein großflächiges<br />

Wattgebiet aus, <strong>das</strong> sich jeweils bis zu den vorgelagerten<br />

Ostfriesischen bzw. den äußeren Nordfriesischen<br />

Inseln hinzieht. Unterbrochen wird dieses<br />

Gebiet durch die Mündungsbereiche der großen<br />

Flüsse: im Westen, an der Grenze zu den Niederlanden,<br />

durch die Ems, bei Wilhelmshaven durch<br />

Jadebusen und Außenjade, bei Bremerhaven durch<br />

die Weser und schließlich - als Grenze zwischen<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein - durch die<br />

Elbe. Insgesamt repräsentiert <strong>das</strong> vor der Kontinentalküste<br />

der Nordsee liegende Wattenmeer zwischen<br />

Esbjerg und Den Helder mit einer Gesamtfläche von<br />

rund 9.000 km² inklusive der trockenfallenden<br />

Wattflächen, vorgelagerten Inseln und Sommerpoldern<br />

<strong>das</strong> größte zusammenhängende tidenabhängige<br />

Feuchtgebiet der Erde.<br />

Die Badestellen der Festlandsküste liegen meist am<br />

Fuß oder an der Böschung von begrünten Deichen.<br />

Der Deichfuß grenzt dabei direkt an die Hochwasserlinie<br />

oder es ist ihm nur ein schmales Vorland<br />

vorgelagert. Der Einstieg ins Wasser erfolgt in der<br />

Regel <strong>über</strong> Treppen oder Leitern, da der Deich bzw.<br />

<strong>das</strong> Vorland fast immer mit einer befestigten steilen<br />

Stufe an <strong>das</strong> eigentliche Watt grenzen. Im Gegensatz<br />

zur Festlandsküste, wo die meisten "Sandstrände"<br />

künstlich angelegt sind, besitzen die Inseln seeseitig<br />

ausgedehnte natürliche Sandstrände, oft ohne deutliche<br />

Abgrenzung zum Überflutungsbereich. Am<br />

Festland sind Strände dieser Art nur bei St. Peter-<br />

Ording und Westerhever zu finden.<br />

An der Festlandsküste und an der landseitigen Küste<br />

der vorgelagerten Inseln ist der Badebetrieb durch<br />

die Gezeiten auf etwa drei bis vier Stunden täglich<br />

(Hochwasser) beschränkt. Vorsicht ist stets geboten,<br />

da die Tidenströmungen des ab- bzw. auflaufenden<br />

Wassers sowohl für geübte Schwimmer, als auch für<br />

unvorsichtige Wattwanderer lebensgefährlich sein<br />

können. Einzig die seeseitige Küste der Inseln<br />

erlaubt ein zeitlich weniger begrenztes Badevergnügen.<br />

1.2 Ostseeküste<br />

Die deutsche Ostseeküste erstreckt sich <strong>über</strong> die<br />

Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 158<br />

Vorpommern. Die Ostseeküste Schleswig-Holsteins<br />

hat, die Küstenabschnitte Fehmarns nicht gerechnet,<br />

eine Länge von 328 km. Die Küste Fehmarns misst<br />

nochmals ca. 50 km. An dieser Küste liegen 124<br />

offizielle Badestellen. Die Küste Mecklenburg-<br />

Vorpommerns hat mit 157 offiziellen Badestellen<br />

eine Gesamtlänge von 1712 km, davon 1358 km<br />

Bodden- und Haffküste und 354 km Außenküste.<br />

An der Ostsee wechseln sich Steiluferbereiche mit<br />

flachufrigen Strecken der Ausgleichsküste ab.<br />

Während für die Ostseeküste Schleswig-Holsteins<br />

die Förden und Flussmündungen typisch sind, ist die<br />

Küste Mecklenburg-Vorpommerns von den vorgelagerten<br />

(Halb-) Inseln (Darß/Zingst, Hiddensee,<br />

Rügen, Usedom) und den abgetrennten Boddengewässern<br />

geprägt. Das Hinterland ist hier nicht<br />

zwangsläufig flach. So können sich stellenweise<br />

hügelige Abschnitte vom Meer landeinwärts erstrecken,<br />

die bis zu 180 m ansteigen und vielfach<br />

kleinere Seen mit einschließen.<br />

Die Ostseeküste unterliegt einem nur sehr geringen<br />

Gezeiteneinfluss. Der Wasserstand wird hauptsächlich<br />

durch den Wind beeinflusst. So kann beispielsweise<br />

langanhaltender beständiger Westwind den<br />

Wasserkörper der Ostsee als stehende Welle (sog.<br />

Seiche) deutlich nach Osten hin verschieben. Dies<br />

bewirkt einen deutlichen Niedrigwasserstand an der<br />

entgegengesetzten Küstenlinie. Die Ostseestrände<br />

der norddeutschen Küste bestehen aus Moränenablagerungen<br />

der letzten Eiszeiten. Auf weiten Strecken<br />

dominiert feiner Sand, in den Gerölle unterschiedlicher<br />

Größe eingestreut sein können. Im<br />

Bereich der Steilküsten kann der Geröllanteil <strong>über</strong>wiegen.<br />

Fast <strong>über</strong>all schließt sich an <strong>das</strong> Ufer eine<br />

ausgedehnte Flachwasserzone an.<br />

Im Gegensatz zu den Sandstränden der offenen<br />

Ostseeküste haben die Badestellen an den Boddengewässern<br />

Mecklenburg-Vorpommerns in der Regel<br />

eine geringe Ausdehnung. Sie bestehen meist aus<br />

einer sandigen oder grasbewachsenen Liegefläche,<br />

landeinwärts und entlang der Wasserkante sind sie<br />

zum Teil von ausgedehnten Schilfgürteln gesäumt.<br />

Der Zugang zum Wasser erfolgt bei letzteren <strong>über</strong><br />

schmale Durchbrüche im Schilf. Die Ausprägung<br />

dieser Badestellen erinnert an die Binnensee-Strände<br />

der Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte.<br />

1.3 Mecklenburger Seenplatte<br />

Die Mecklenburger Seenplatte erstreckt sich vom<br />

großen Schweriner See <strong>über</strong> den Plauer See zur<br />

Müritz ostwärts. Hier schließt sich <strong>das</strong> Gebiet der<br />

Strelitzer Kleinseen an, <strong>das</strong> sich bis kurz vor die<br />

Oder durch die Uckermark zieht. An ca. 170 dieser


Seen liegen 255 Badestellen, <strong>über</strong> die im Rahmen<br />

des ADAC-Sommerservice berichtet wurde.<br />

Die typische Struktur der Mecklenburg-Strelitzer-<br />

Seenplatte mit ihren <strong>über</strong> 1.000 Seen entstand nach<br />

der letzten Eiszeit vor 15 - 20.000 Jahren. Das<br />

gesamte Gebiet ist relativ dünn besiedelt und frei<br />

von großen Industrieanlagen. Die Wasserfläche der<br />

Seenplatte allein nimmt 5 % der gesamten Landesfläche<br />

Mecklenburg-Vorpommerns ein. Damit stellt<br />

<strong>das</strong> Land einen Anteil von 25 % an der gesamten<br />

Seenfläche Deutschlands. Der größte einzelne See<br />

der Seenplatte ist die Müritz mit 117 km². Sie bildet<br />

den zentralen Bereich des Müritz-Nationalparks mit<br />

einer Gesamtfläche von 318 Quadratkilometern.<br />

Mit Ausnahme einiger großer Seen (z. B. Müritz,<br />

Schweriner See, Tollensesee, Kummerower See,<br />

Plauer See) bzw. mittelgroßer Seen (z. B. Lankower<br />

See, Ostorfer See, Dobbertiner See, Kritzower See,<br />

Klein Pritzer See, Groß Labenzer See, Mechower<br />

See, Malchiner See, Teterower See, Krakower See,<br />

Fleesensee, Groß Kressiner See) haben die meisten<br />

Seen nur eine offizielle Badestelle. Auch finden die<br />

Messungen häufig nur ein Mal pro Monat statt. Die<br />

Strände zeigen in der Regel nur eine geringe Ausdehnung<br />

und sind seitlich oft durch Schilfgürtel<br />

begrenzt. Landeinwärts schließen sich meist Liegewiesen<br />

an. Der Gewässerboden ist im Uferbereich<br />

<strong>über</strong>wiegend feinsandig. Die Badestellen sind selten<br />

für einen größeren Badebetrieb konzipiert. Touristisch<br />

genutzte Badestellen sind meist Campingplätzen,<br />

Hotels oder Pensionen angegliedert.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

In den deutschen Küstenländern erfolgt die Überwachung<br />

und Untersuchung der Badegewässer weitgehend<br />

nach einheitlichen Methoden. Diese Methoden<br />

werden im Folgenden dargestellt, wobei Abweichungen<br />

und Ergänzungen bei der Besprechung der<br />

einzelnen Regionen/Länder aufgeführt werden.<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Die Festlegung der Probestellen erfolgt auf Grundlage<br />

der EU-Richtlinien. Beprobt werden in der<br />

Regel alle Badestellen, d. h. Stellen, die aufgrund<br />

ihrer Zugänglichkeit oder ihrer Infrastruktur wie<br />

Bewirtschaftung, Campingplatz etc. zum Baden<br />

geeignet erscheinen, sowie Stellen, an denen tatsächlich<br />

ein regelmäßiger Badebetrieb herrscht. Einzelne<br />

Probestellen können aus dem Untersuchungsprogramm<br />

gestrichen werden, sofern sie nicht mehr als<br />

Badestellen genutzt oder mit einem permanenten<br />

Badeverbot belegt werden. Einige Badestellen von<br />

nur lokaler Bedeutung wurden aus der EU-<br />

<strong>Bericht</strong>erstattung herausgenommen. Sie werden aber<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 159<br />

weiterhin untersucht und die Ergebnisse im Internet<br />

veröffentlicht.<br />

Beprobt werden zusätzlich Stellen, die Aufschluss<br />

<strong>über</strong> mögliche Verunreinigungsquellen geben<br />

können. Die genauen Messpunkte werden von den<br />

örtlichen Gesundheitsämtern in Zusammenarbeit mit<br />

den zuständigen Hygieneinstituten nach einer<br />

Ortsbesichtigung festgelegt. Berücksichtigt werden<br />

hierbei morphologische und hydrographische Einflüsse,<br />

sowie die Lage von Einmündungen und<br />

Einleitungen. Die offiziellen Messpunkte werden<br />

jährlich <strong>über</strong>prüft und gegebenenfalls ergänzt bzw.<br />

aufgegeben. Für jede Badestelle wird in der Regel<br />

ein Messpunkt festgelegt. Wo dieser Punkt nicht als<br />

repräsentativ für die gesamte Badestelle angesehen<br />

wird, z. B. an Einläufen etc., werden mehrere Entnahmestellen<br />

festgelegt.<br />

Die Probeentnahme sowie die Untersuchungen vor<br />

Ort erfolgen auf Grundlage der EU-Richtlinien und<br />

werden durch <strong>das</strong> Personal der zuständigen Gesundheitsämter<br />

durchgeführt. Die Wasserproben werden<br />

ca. 30 cm unter der Wasseroberfläche entnommen.<br />

Dadurch werden Anreicherungen von Bakterien an<br />

der Oberfläche, die meist sehr unregelmäßig verteilt<br />

sind, nicht erfasst. Andererseits werden Belastungen<br />

durch Süßwasserzuflüsse miterfasst, die sich aufgrund<br />

der geringeren Dichte von Süßwasser in<br />

Oberflächennähe einschichten.<br />

Die Proben werden in der Regel an Stellen mit der<br />

höchsten Badefrequenz und idealerweise einer<br />

Wassertiefe von ca. 1 m entnommen. Diese Mindestwassertiefe<br />

soll den Einfluss von Sedimentaufwirbelungen<br />

verringern. In Bereichen mit ausgedehnten<br />

Flachwasserzonen, wie sie zum Beispiel<br />

häufig an der Ostsee anzutreffen sind, werden die<br />

Proben auch an Stellen mit geringerer Tiefe entnommen,<br />

zumal hier in der Regel auch der stärkste<br />

Badebetrieb herrscht. Teilweise (z. B. in der Eckernförder<br />

Bucht) werden seit 2001 im Rahmen eines<br />

Sondermessprogramms seitens des LANU zusätzlich<br />

schiffsgestützt Wasserproben in einiger Entfernung<br />

zum Strand entnommen. Dar<strong>über</strong> hinaus dienen<br />

zusätzliche, oft regional und zeitlich begrenzt<br />

durchgeführte Sondermessprogramme seitens des<br />

LANU aber auch einzelner Landkreise in Schleswig-<br />

Holstein der Optimierung von Datengewinnungsmethoden<br />

und damit Verbesserung der Badesicherheit.<br />

Der Zeitpunkt der Messungen ist weitgehend durch<br />

die von der EU vorgeschriebenen 14-tägigen Messintervalle<br />

vorgeben. Abweichungen können bei<br />

besonderen Witterungsverhältnissen oder durch<br />

Berücksichtigung der Gezeiten auftreten. Die Tageszeit<br />

der Probennahme ist durch organisatorische<br />

Erfordernisse bestimmt, d. h. die Zeit des intensivsten<br />

Badebetriebes kann oftmals nicht erfasst werden.


Der Transport der gekühlten Proben zum Untersuchungslabor<br />

erfolgt in der Regel am Tag der Probennahme,<br />

die Bearbeitung der Proben meist erst am<br />

darauf folgenden Tag. Frühestens 24 Stunden nach<br />

Beginn der Untersuchung, kann mit einem Ergebnis<br />

gerechnet werden. Im Fall einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

kann also die Benachrichtigung der<br />

zuständigen Stellen zwei Tage nach der Probenentnahme<br />

erfolgen. Im Verdachtsfall bzw. bei Kontrolluntersuchungen<br />

nach einer Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

werden die Proben noch am gleichen Tag<br />

bearbeitet und die Meldung kann in diesem Falle<br />

bereits einen Tag früher erfolgen.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

In den deutschen Küstenländern werden einheitliche<br />

Methoden zur mikrobiologischen Routineuntersuchung<br />

der Badegewässer angewendet. Die Untersuchungsmethoden<br />

entsprechen den- EU- Richtlinien.<br />

Untersucht wird regelmäßig auf gesamt- und fäkalkoliforme<br />

Bakterien, an einigen Messpunkten und<br />

bei Bedarf zusätzlich auf Fäkalstreptokokken und<br />

Salmonellen. Gesamt- und fäkalkoliforme Bakterien<br />

werden gemeinsam in einer Flüssigkultur angereichert<br />

und ihre Anzahl nach dem MPN-Verfahren<br />

(most probable number) bestimmt. Dabei werden<br />

mehrere Kulturröhrchen mit unterschiedlich verdünntem<br />

Meerwasser unter optimalen Bedingungen<br />

bebrütet. Für die Auswertung zählt man nach einer<br />

festgelegten Bebrütungsdauer die Röhrchen aus.<br />

Anhand spezieller biochemischer Reaktionen kann<br />

die Anwesenheit bestimmter Bakterien nachgewiesen<br />

werden. In Tabellen kann anhand des Ergebnisses<br />

die "wahrscheinliche Zahl" abgelesen werden.<br />

Die "Gesamtkoliformen" werden in Schleswig-<br />

Holstein nach den eigentlichen Koliformen (GCE)<br />

und nach "Gesamtkoliformen inkl. Aeromonaden"<br />

(GCA) differenziert. Aeromonaden sind Umweltkeime,<br />

die erst ab einem Vorkommen von 10.000<br />

Keimen pro 100 ml für die Gesundheit bedenklich<br />

werden können.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Die Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung von<br />

Grenzwerten hygiene- oder sicherheitsrelevanter<br />

Parameter sind in den Bundesländern durch Landesverordnungen<br />

geregelt: In Schleswig-Holstein durch<br />

die Badestellenverordnung und dazugehörige Ausführungsverordnung<br />

sowie Verwaltungsvorschriften,<br />

in Mecklenburg-Vorpommern durch die Badestellen-Hygiene-Verordnung.<br />

Wird bei einer Untersuchung eine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

festgestellt, so ist unverzüglich - in der<br />

Regel bis zu drei Tage nach der ersten Untersuchung<br />

- eine Nachkontrolle durchzuführen. Wird damit die<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitung eines hygienisch relevanten<br />

Parameters bestätigt, so gilt <strong>das</strong> Badegewässer<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 160<br />

als zum Baden ungeeignet und es wird ein Badeverbot<br />

verhängt. Zur Aufhebung dieses Badeverbotes<br />

sind drei (Schleswig-Holstein) bzw. zwei (Mecklenburg-Vorpommern)<br />

an verschiedenen Tagen durchgeführte<br />

Messungen erforderlich, in denen die<br />

Grenzwerte eingehalten werden.<br />

Diese in den genannten Vorschriften festgelegte<br />

Vorgehensweise wird in den nördlichen Bundesländern<br />

meist eingehalten. Hinzu kommt in einigen<br />

Fällen eine Modifikation der Maßnahmen nach<br />

Besichtigung der Badestelle und der Beurteilung der<br />

örtlichen Situation durch den Amtsarzt.<br />

Permanente Badeverbote können aus Sicherheits-<br />

oder Hygieneerwägungen verhängt werden. Auch<br />

Stellen, die zeitweise eine Belastung aufweisen,<br />

werden bisweilen mit einem permanenten Badeverbot<br />

belegt, wenn die erforderliche vermehrte Überwachung<br />

zu aufwendig ist.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

Die deutsche Nord- und Ostseeküste ist seit 1991 in<br />

<strong>das</strong> Programm des ADAC-Sommerservice integriert.<br />

Zusätzlich wird seit der Saison 1992 auch von der<br />

Mecklenburg-Strelitzer-Seenplatte berichtet. Die<br />

deutsche Küste wurde bis 2001 von zwei Regionalbearbeitern<br />

betreut. Erstmalig wurde in der Saison<br />

2002 für die gesamte Region Norddeutschlands -<br />

also Nordsee, Ostsee und Mecklenburg-Strelitzer<br />

Seenplatte - nur ein einzelner Regionalbearbeiter<br />

eingesetzt. Die Zusammenarbeit mit den jeweils<br />

zuständigen Gesundheits- und Umweltbehörden und<br />

den Landesämtern hat sich in den letzten Jahren sehr<br />

positiv und konstruktiv entwickelt.<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Die aktuellen Messdaten zur Badegewässerqualität<br />

werden dem ADAC-Sommerservice durch <strong>das</strong><br />

Niedersächsische Landesgesundheitsamt - Außenstelle<br />

Aurich (NLGA) und mit Einwilligung der<br />

Gemeinden im Gesundheitsamtbezirk Aurich durch<br />

<strong>das</strong> Labor für chemische und mikrobiologische<br />

Analysen (LCMA), Aurich für die niedersächsische<br />

Küste zur Verfügung gestellt. In Schleswig-Holstein<br />

liefert <strong>das</strong> Landesamt für Natur und Umwelt<br />

(LANU) in Flintbek und in Mecklenburg-<br />

Vorpommern <strong>das</strong> Sozialministerium in Schwerin die<br />

Daten zur Badewasserqualität.<br />

Auch in diesem Jahr funktionierte die Weiterleitung<br />

der gewässerhygienischen Daten aus allen drei<br />

Bundesländern insgesamt gut bis hervorragend. Die<br />

Übermittlung der gewässerhygienischen Daten der<br />

niedersächsischen Nordseeküste durch <strong>das</strong> NLGA<br />

Aurich an uns erfolgte in unregelmäßigen Abständen<br />

per E-Mail in einem Datenbankformat. Die Untersu-


chungen für die Strände von den Inseln Baltrum,<br />

Juist und Norderney und den Festlandstränden<br />

Dornumersiel, Krummhörn/Upleward, Neßmersiel<br />

und Norden/Norddeich wurden von LCMA in<br />

Aurich durchgeführt. Mit Einwilligung der Gemeinden<br />

wurden die ersten Daten leider erst nach dem<br />

Ende der Badesaison zusammen mit den Gesamtdaten<br />

für Niedersachsen an den ADAC-Sommerservice<br />

<strong>über</strong>mittelt. Wie bereits in den vorangegangenen<br />

Jahren präsentierte <strong>das</strong> NLGA auch in diesem<br />

Sommer die aktuellen gewässerhygienischen Daten<br />

mit Ausnahme der vorgenannten Badestellen auf<br />

seiner eigenen Homepage im Internet.<br />

Aus Schleswig-Holstein wurden die Daten im Laufe<br />

der Saison per E-Mail im Excel-Format an <strong>das</strong><br />

Regionalbüro versandt. Wie seit zwei Jahren üblich,<br />

erhielt <strong>das</strong> ADAC Regionalbüro die Informationen<br />

wöchentlich einmal zusammen mit einer entsprechenden<br />

Gesamtbewertung der schleswigholsteinischen<br />

Badestellen vom LANU zugeschickt.<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen sowie daraus resultierende<br />

Maßnahmen wie z. B. Badeverbote oder<br />

entsprechende Empfehlungen wurden dem Regionalbearbeiter<br />

jeweils zusätzlich und aktuell per E-<br />

Mail zugeleitet. Somit war auch in diesem Jahr eine<br />

weitgehend aktuelle <strong>Bericht</strong>erstattung sichergestellt.<br />

Wie schon im Jahr zuvor wurden die aktuellen<br />

Hygienedaten sämtlicher Badegewässer des Landes<br />

auf einer eigenen Homepage veröffentlicht.<br />

Vom Sozialministerium in Schwerin wurden die<br />

Daten in diesem Jahr erstmalig auf elektronischem<br />

Wege an uns <strong>über</strong>sandt. Nach geringfügigen Anlaufschwierigkeiten<br />

funktionierte diese Art der Daten<strong>über</strong>mittlung<br />

bis zum Ende der Saison perfekt.<br />

Badeverbote wurden aus Schwerin direkt an uns<br />

sowohl telefonisch, als auch per E-Mail gemeldet.<br />

Um auch bei Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen stets<br />

aktuell berichten zu können, wurde auf eine direkte<br />

Weiterleitung der Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen von<br />

den Landeshygieneinstituten an <strong>das</strong> Sozialministerium<br />

und von dort an uns besonderer Wert gelegt. Die<br />

Bedeutung der direkten Weiterleitung dieser Daten<br />

wurde auch von Seiten des Sozialministeriums<br />

nochmals hervorgehoben, so <strong>das</strong>s auch die aktuelle<br />

Meldung von Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in dieser<br />

Saison reibungslos funktionierte.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen<br />

verlief hervorragend. Insbesondere zu nennen sind<br />

hier die Umweltministerien der Länder, welche uns<br />

Informationen zur Gewässerökologie und Abwasserentsorgung<br />

zur Verfügung stellten. Die im Rahmen<br />

des Algenfrüherkennungssystems Schleswig-<br />

Holsteins vom Landesamt für Natur und Umwelt<br />

bzw. des Küstengewässer-Monitorings Mecklenburg-Vorpommerns<br />

vom Landesamt für Umwelt,<br />

Naturschutz und Geologie regelmäßig angefertigten<br />

<strong>Bericht</strong>e wurden uns wiederum stets aktuell zur<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 161<br />

Verfügung gestellt. Auch in diesem Jahr wurden die<br />

14-tägig erscheinenden Algenreports des Algenfrüherkennungssystems<br />

(ALGFES) in Schleswig-<br />

Holstein auch auf der Homepage durch <strong>das</strong> LANU<br />

bereitgestellt. Auch Niedersachsen stellte die Ergebnisse<br />

der landeseigenen Algen<strong>über</strong>wachung an der<br />

Nordseeküste im Internet zur Verfügung.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />

Organisationen wie z. B. dem Tourismusverband in<br />

Schleswig-Holstein und insbesondere die informelle<br />

Kooperation mit Umweltverbänden wie der Schutzstation<br />

Wattenmeer, der Aktionskonferenz Nordsee<br />

(AKN) in Bremen, den WWF-Büros in Husum und<br />

Bremen sowie Greenpeace Deutschland e.V. wurde<br />

erfolgreich fortgesetzt. Besonders im Hinblick auf<br />

die Verfolgung und <strong>Bericht</strong>erstattung <strong>über</strong> die<br />

Entwicklung des Seuchenzuges der Seehundestaupe<br />

in dieser Saison im Bereich des Wattenmeeres<br />

erwiesen sich diese Kontakte als sehr hilfreich.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in<br />

den nördlichen Bundesländern. Im Bereich des<br />

Wattenmeeres <strong>über</strong>trifft seine Bedeutung als Erwerbsquelle<br />

bereits seit Jahren die traditionellen<br />

Bereiche wie Fischerei und Landwirtschaft. Der<br />

Gesamtumsatz aus dem Tourismus in der Wattenmeerregion<br />

beträgt mindestens 1,5 Mrd. € und allein<br />

in Schleswig-Holstein werden 19,4 Cent pro verdientem<br />

€ in der Region direkt aus dem Tourismus<br />

erwirtschaftet. Nach Berechnungen aus dem Jahr<br />

1997 entspricht die Wertschöpfung aus der Tourismuswirtschaft<br />

hier etwa 9.000 Vollzeitarbeitsplätzen.<br />

Seit 1984 haben sich die Gästezahlen an der<br />

Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste in etwa<br />

verdoppelt, die Aufenthaltsdauer des einzelnen<br />

Urlaubsgastes ist nach der Statistik allerdings von<br />

rund 12 auf 8,5 Tage zurück gegangen. Dies wirkt<br />

sich negativ auf die Übernachtungszahlen aus, so<br />

<strong>das</strong>s sich der Trend in diesem Bereich nicht so<br />

deutlich wiederspiegelt. Gerade in den letzten Jahren<br />

ist die Marktsituation <strong>über</strong>dies durch eine gewisse<br />

Stagnation gekennzeichnet, der die Branche durch<br />

unterschiedliche Maßnahmen entgegenzuwirken<br />

versucht. Neben dem allgemeinen Trend zu verstärkter<br />

Sparsamkeit der Urlauber gibt es auch deutliche<br />

Verschiebungen im jeweiligen Marktanteil der<br />

nördlichen Bundesländer im Wesentlichen zu<br />

Gunsten der Neuen Länder, besonders Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Obgleich der Tourismus in den<br />

Küstenländern in erster Linie von dem Erlebnis einer<br />

intakten Natur profitiert, geht der Trend insgesamt<br />

langsam auch bei den norddeutschen Tourismusveranstaltern<br />

zu verstärkten Investitionen in wetterunabhängige<br />

Freizeit- und Vergnügungseinrichtungen.<br />

Die deutsche Touristikbranche folgt damit im<br />

wesentlichen einer bereits seit Jahren in den Nieder-


landen vorherrschenden Tendenz, wo an vielen<br />

Orten weitläufige Erlebnisbäder, häufig mit tropischem<br />

Ambiente ausgestattet, den Nordseeurlauber<br />

"unter Dach und Fach" bringen. Auf diese Weise<br />

hofft man in der Branche, auch langfristig mit<br />

stabilen Einkünften kalkulieren und wetterbedingte<br />

Schwankungen in der Saisonkasse ausgleichen zu<br />

können.<br />

Die zu Redaktionsschluss vorliegenden Zahlen des<br />

statistischen Bundesamtes weisen für die Sommersaison<br />

2002 eine gegen<strong>über</strong> 2001 kaum veränderte<br />

insgesamt stagnierende bis leicht rückläufige Entwicklung<br />

bei den Übernachtungszahlen im Norden<br />

aus. Diese Entwicklung bestätigt den Bundestrend,<br />

nach dem rund 2 % weniger Gäste<strong>über</strong>nachtungen in<br />

der Sparte des Inlandtourismus verbucht werden<br />

konnten, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.<br />

Von den drei Nord-Bundesländern bestätigen vor<br />

allen Dingen Schleswig-Holstein und Niedersachsen<br />

diese Entwicklung. Einzig Mecklenburg-Vorpommern<br />

konnte auch in der Sommersaison 2002 wie<br />

schon in den Vorjahren 2001 und dem Rekordjahr<br />

2000 wiederum signifikant zulegen.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus ist in<br />

Mecklenburg-Vorpommern mit geschätzten Umsätzen<br />

von ca. 2,5 Mrd. € und einem bundesweit<br />

einmaligen Anteil am Volkseinkommen von 10 %<br />

entsprechend hoch. Die Beherbergungskapazität hat<br />

sich von 1991 bis 1997 im Bereich der Hotels und<br />

Pensionen mehr als verdoppelt und ist im Bereich<br />

der Ferienwohnungen um ca. 50 % gestiegen, wobei<br />

die Auslastung (1993-1998) nur leicht zurückging.<br />

In der Saison 2000 setzte sich dieser Trend noch<br />

ungebremst fort und führte zu einem vorläufigen<br />

Rekord: Allein in den ersten 6 Monaten des Jahres<br />

wurde eine Steigerung von rund 20 Prozent verbucht.<br />

Allein für den Monat Juni erzielte Mecklenburg-Vorpommern<br />

bei den Übernachtungen ein Plus<br />

von 29 %. Gästebefragungen in den letzten Jahren<br />

haben ergeben, <strong>das</strong>s für 90 % der Besucher Mecklenburg-Vorpommerns<br />

die vielfältige und intakte<br />

Natur <strong>das</strong> Reisemotiv Nummer Eins ist - immerhin<br />

steht rund ein Viertel der Landesfläche unter Schutz.<br />

Auch für die Saison 2002 hält <strong>das</strong> Wachstum in<br />

diesem Bereich an. Bereits in den ersten drei Monaten<br />

konnte <strong>das</strong> Land mit 2,4 Mio. Übernachtungen<br />

einen Zuwachs von 16 % an Gäste<strong>über</strong>nachtungen<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen.<br />

Zwischen Mai und Oktober <strong>über</strong>nachteten 15,8 Mio.<br />

Gäste in den Hotels und Pensionen und erbrachten<br />

damit einen Zuwachs von 8 % im Vergleich zum<br />

Sommerhalbjahr 2001. Für alle berechneten Zeiträume<br />

zeigte sich für Mecklenburg-Vorpommern<br />

eine zum Bundestrend deutlich gegenläufige Entwicklung.<br />

Bundesweit musste die Tourismusbranche<br />

für <strong>das</strong> erste Quartal Einbussen vom 3 % an Über-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 162<br />

nachtungen hinnehmen, für <strong>das</strong> Sommerhalbjahr<br />

2 %.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Das geschätzte Umsatzvolumen der schleswigholsteinischen<br />

Tourismusbranche beträgt derzeit<br />

rund 3 Mrd. Euro. Damit trägt der Tourismus mit<br />

4,6 % zum Volkseinkommen bei (Bundesdurchschnitt<br />

2,8 %). Insgesamt sind in der Branche rund<br />

80.000 Menschen beschäftigt; dies sind fast 8 %<br />

aller Beschäftigten Schleswig-Holsteins. Die Übernachtungszahlen<br />

lagen in Schleswig-Holstein im<br />

Jahr 1995 um 35 % <strong>über</strong> dem Niveau des Jahres<br />

1985. Seit einigen Jahren allerdings ist die Zahl der<br />

Gäste konstant bis leicht rückläufig. So wurde im<br />

Jahr 1999 bei den Übernachtungen nur ein leichtes<br />

Plus von 0,3 % registriert (Bundesdurchschnitt:<br />

+5,6 %). Dennoch gehört Schleswig-Holstein fest in<br />

den Urlaubsplan vieler Deutscher, die dort etwa<br />

93 % aller Feriengäste ausmachen: 80,6 % der<br />

Befragten bei einer Reiseanalyse, die 1997 einen<br />

Urlaub in Schleswig-Holstein verbrachten, wollten<br />

in den nächsten drei Jahren "ziemlich sicher" oder<br />

"wahrscheinlich" wieder nach Schleswig-Holstein<br />

kommen. Den größten Marktanteil der Feriengebiete<br />

in Schleswig-Holstein (auf Basis der Übernachtungszahlen)<br />

hat derzeit die Ostsee mit 41 %, gefolgt<br />

von der Nordsee mit 38 % und dem Binnenland mit<br />

20 %. Die Situation der Tourismusbranche zu<br />

verbessern ist die erklärte Absicht der Landesregierung.<br />

Mit der Umsetzung einer Konzeption zum<br />

sanften Tourismus, die bewusst <strong>das</strong> Natur- und<br />

Umwelt- Erlebnis bewerben soll, werden Investitionen<br />

gefördert, Marketingstrukturen verbessert und<br />

Eigeninitiativen unterstützt. Einige wesentliche<br />

Schritte in diese Richtung wurden in den vergangenen<br />

Jahren bereits umgesetzt. So wurden ein einheitliches<br />

Informations- und Reservierungssystem<br />

eingeführt und ein auf die besonderen Bedürfnisse<br />

de Touristen zugeschnittenes Verkehrskonzept<br />

umgesetzt. Einrichtungen zur beruflichen Aus- und<br />

Fortbildung von Fachkräften in der Branche in<br />

Husum und Lübeck sollen den Nachwuchs-<br />

Anforderungen des Gewerbes Rechnung tragen, <strong>das</strong><br />

neu gegründete "Institut für Tourismus- und Bäderforschung<br />

in Nordeuropa" (N.I.T.) unter Anderem<br />

die wissenschaftliche Basis für zukünftige Trendermittlung<br />

und -steuerung stellen. Als neue Dachorganisation<br />

in der Tourismusbranche des Landes nimmt<br />

seit Anfang 2001 die "Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein<br />

GmbH" die Aufgaben einer zentralen<br />

Vermarktungsorganisation wahr. Die zu jeweils<br />

50 % aus Mitgliedern des öffentlichen und des<br />

privatwirtschaftlichen Bereichs zusammengesetzte<br />

Organisation löst damit den bis dahin zuständigen<br />

"Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V." ab und<br />

bietet im Internet unter "www.sh-tourismus.de"<br />

seine Dienstleistungen an.


Insgesamt konnte <strong>das</strong> nördlichste Bundesland für die<br />

gesamte Vorjahressaison mit 4,3 Mio. Übernachtungsgäste<br />

eine leichte Steigerung der Besucherzahlen<br />

von 0,2 % im Vergleich zu 2000 verbuchen.<br />

Dabei standen 8,7 Mio. Übernachtungen von insgesamt<br />

1,9 Mio. Gästen an der Ostsee den 7,7 Mio.<br />

Übernachtungen der Nordsee gegen<strong>über</strong>, die von<br />

rund 1 Mio. Urlaubern gebucht worden waren.<br />

Deutliche Unterschiede gab es auch in den Urlaubsmustern<br />

zwischen der Nord- und der Ostseeküste.<br />

Durchschnittlich lag die Verweildauer der Urlauber<br />

an der Nordsee mit 7,6 Tagen - unabhängig von der<br />

Art der Beherbergung - deutlich höher, als an der<br />

Ostsee mit durchschnittlich 4,6 Tagen. Wie bereits<br />

im Vorjahr konnte die Nordseeregion auch 2001<br />

wiederum mit +1,3 % leicht an Übernachtungsgästen<br />

hinzugewinnen, während die Urlaubsregion Ostseeküste<br />

- ebenfalls dem Vorjahrestrend folgend -1,5 %<br />

an Übernachtungen verloren hat. Möglicherweise<br />

spiegelt sich hier eine Marktverschiebung zu Gunsten<br />

des anderen Ostsee-Bundeslandes Mecklenburg-<br />

Vorpommern wieder.<br />

Für die Saison 2002 weist die Statistik für <strong>das</strong> Land<br />

Schleswig-Hostein folgende Tendenz aus: im ersten<br />

Quartal <strong>über</strong>nachteten insgesamt 2,2 Millionen<br />

Gäste in den Beherbergungsbetrieben landesweit,<br />

was einem Zuwachs von 4 % im Vorjahresvergleich<br />

entspricht. Das Sommerhalbjahr, also der Zeitraum<br />

zwischen Mai und Oktober brachte mit 15,4 Mio.<br />

Übernachtungen. Die Zahlen des Statistischen<br />

Landesamtes weisen insgesamt für die ersten neun<br />

Monate 2002 einen leichten Rückgang der Übernachtungen<br />

von 2,6 % gegen<strong>über</strong> dem Vorjahreszeitraum<br />

aus. Die abschließende Auswertung wird<br />

für Februar/März 2003 erwartet.<br />

Niedersachsen<br />

Auch in Niedersachsen arbeitet seit Oktober 2001<br />

eine neue zentrale Marketingorganisation für die<br />

Tourismuswirtschaft. Die "Tourismus Marketing<br />

Niedersachsen GmbH (TMN)" will die verschiedenen,<br />

in Niedersachsen bisher regional sehr eigenständig<br />

arbeitenden Vermarktungsorganisationen<br />

unter vereinheitlichten Qualitätsstandards zusammenführen<br />

und koordinierend gemeinsame Touristikkonzepte<br />

erarbeiten. Rund 1,5 Mio. € pro Jahr<br />

stehen der Gesellschaft, an der sich Unternehmen<br />

und Tourismusverbände gleichermaßen beteiligen,<br />

als reine Marketingmittel zur Verfügung. Diese<br />

sollen zukünftig effizienter eingesetzt werden als<br />

bisher, <strong>das</strong> Internet soll auch stärker als bisher als<br />

Vertriebskanal eingesetzt werden.<br />

Mit 5,3 Millionen Fremd<strong>über</strong>nachtungen im ersten<br />

Quartal 2002 konnte Niedersachsen seinen Stand mit<br />

wiederum 0 % Zuwachs gegen<strong>über</strong> demselben<br />

Vorjahreszeitraum halten. Für <strong>das</strong> erste Halbjahr<br />

weist die Landesstatistik mit 14,6 Mio. Gästen<br />

allerdings schon ein Minus von 3,3 % gegen<strong>über</strong><br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 163<br />

dem Vergleichszeitraum des Vorjahres aus, was<br />

besonders auf <strong>das</strong> schlechte Juni-Ergebnis zurückgeführt<br />

wird. Besonders betroffen im Bereich der<br />

Nordseeregion war die ostfriesische Küste mit einem<br />

zweistelligen Minus von 10,5 %, gefolgt von der<br />

Cuxhavener Küste mit Unterelbe (-9,4 %) und den<br />

Ostfriesischen Inseln mit -8,2 %. Der Trend wird<br />

durch die letzten veröffentlichten Zahlen der Landesstatistik<br />

grundsätzlich bestätigt: die 8-Monats-<br />

Bilanz bis August weist einen Rückgang der Übernachtungszahlen<br />

um -3 % bei insgesamt 22,8 Mio.<br />

Gäste<strong>über</strong>nachtungen aus. Die Haupturlaubsgebiete<br />

der Nordseeküste konnten diese rückläufige Tendenz<br />

im Juni Dank der durch die Ferien bedingt gestiegene<br />

Reisefrequenz zwar stoppen jedoch nicht mehr<br />

umkehren.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Für den Ausbau von Kläranlagen sind in den letzten<br />

Jahren in den nördlichen Bundesländern große<br />

Anstrengungen unternommen worden. In Niedersachsen<br />

liegt der derzeitige Anschlussgrad an die<br />

kommunale Abwasserentsorgung und an öffentliche<br />

Kanalisationsanlagen insgesamt bei 92 %. Die<br />

restlichen 8 % der Bevölkerung sind vorwiegend aus<br />

infrastrukturellen Gründen dauerhaft an Kleinkläranlagen<br />

nach DIN 4261 oder entsprechend gleichwertige<br />

Einrichtungen angeschlossen. In Niedersachsen<br />

arbeiten derzeit rund 220.000 Kleinkläranlagen, von<br />

denen ca. 10.000 Pflanzenkläranlagen sind. In<br />

Niedersachsen sind derzeit insgesamt 543 kommunale<br />

Kläranlagen mit einer Leistung von je 1.000<br />

Einwohnerwerten in Betrieb (EW= Anzahl der<br />

Einwohner plus Einwohnergleichwert; ein Einwohnergleichwert<br />

= dem BSB 5 von 60 g O 2/Tag). Die<br />

Kapazität aller kommunalen Kläranlagen liegt<br />

mithin bei 15,2 Mio. EW. Derzeit liegt die Effektivität<br />

der Kläranlagen mit einer Ausbaugröße ab 1.000<br />

EW bei Frachtabbauraten von 95,2 % für CSB, 95 %<br />

bei Gesamt-Phosphor und 85,7 % bei Gesamt-<br />

Stickstoff ohne den organischen N-Anteil. Das Land<br />

Niedersachsen ist in fünf wasserwirtschaftlich<br />

organisierte Gebiete aufgeteilt, die sich ihrerseits an<br />

den Einzugsgebieten der großen Vorflutersysteme<br />

orientieren. Dies sind die Flusseinzugsgebiete von<br />

Vechte, Ems, Weser und Elbe sowie <strong>das</strong> Küsteneinzugsgebiet<br />

der Nordsee. Der Abbaugrad im Küsteneinzugsgebiet<br />

für die relevanten Parameter liegt<br />

derzeit für den CSB bei 95,1 %, für P-gesamt bei<br />

95,9 % und für N-gesamt 82,3 %.<br />

In Schleswig-Holstein wurden - nicht zuletzt ausgelöst<br />

durch die Algenmassenentwicklung in Nord-<br />

und Ostsee 1988 und <strong>das</strong> "Seehundsterben" - im<br />

Jahre 1988 mit dem Phosphor-Sofortprogramm und<br />

1989 mit dem "Dringlichkeitsprogramm zur Entlastung<br />

der Nord- und Ostsee von Nährstoffen aus<br />

Abwassereinleitungen" bei einem geschätzten<br />

Investitionsvolumen von ca. 465 Mio. € die Weichen


für eine deutliche Verringerung der Nährstoffzufuhr<br />

in Gewässer gestellt. Das Ziel einer Reduzierung des<br />

Gehaltes an Nährstoffen im Abwasser, bei Phosphor<br />

um 98 % und bei Stickstoff um 60 - 70 %, ist in<br />

weiten Teilen erreicht. 1998 waren von ursprünglich<br />

38 Kläranlagen noch acht Maßnahmen in der Förderung,<br />

zwei weitere waren noch nicht begonnen<br />

worden. Das Dringlichkeitsprogramm fand seine<br />

Fortsetzung in dem im Dezember 1995 verabschiedeten<br />

"Programm zum Ausbau kommunaler Kläranlagen<br />

mit Anschlusswerten von mehr als 10.000<br />

Einwohnergleichwerten entsprechend den Anforderungen<br />

der Richtlinie des Rates vom 21.05.1991<br />

<strong>über</strong> die Behandlung von kommunalem Abwasser<br />

(91/271/EWG)". Heute beträgt der Anschlussgrad an<br />

die öffentliche Kanalisation ca. 90 % und hat damit<br />

den durch die Kosten-Nutzen-Ssituation gegebenen<br />

Zielwert erreicht. Ungefähr 60 % der Bevölkerung<br />

werden in großen Kläranlagen >100.000 Einwohnergleichwerte<br />

entsorgt. Etwa 10 % der Bevölkerung<br />

müssen auf Dauer <strong>über</strong> dezentrale Kleinkläranlagen<br />

entsorgt werden. Das Programm zum Ausbau der<br />

zentralen Kläranlagen wird mit weiteren Investitionen<br />

von 164 Mio. € voraussichtlich im Jahre 2003<br />

abgeschlossen sein, die Modernisierung und Nachrüstung<br />

der ca. 57.000 Kleinkläranlagen etwa drei<br />

Jahre später. Weitere Anstrengungen werden im<br />

Bereich der zentralen Ortsentwässerung unternommen:<br />

So ist insgesamt noch in <strong>über</strong> 100 Gemeinden<br />

der Neu- oder Ausbau von Leitungssystemen mit<br />

einem Investitionsvolumen von <strong>über</strong> 153 Mio. €<br />

geplant.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern verfügten 1990/91<br />

selbst große Städte wie Rostock, Schwerin oder<br />

Stralsund nur <strong>über</strong> mechanische Kläranlagen, in<br />

Greifswald gab es lediglich einen großen Abwasserteich,<br />

in Schwerin, Waren und Neustrelitz wurde nur<br />

mechanisch gereinigtes Abwasser auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen entsorgt. Von den 1991 vorhandenen<br />

360 Kläranlagen hatten zwar die meisten<br />

eine biologische Stufe, der tatsächliche Reinigungsgrad<br />

war jedoch <strong>über</strong>wiegend gering. Der Anschlussgrad<br />

an die zentrale Abwasserentsorgung<br />

betrug nur 64 %, im ländlichen Raum sogar nur<br />

23 %. Seitdem wurden 2,5 bis 3 Milliarden Mark in<br />

Erweiterungen und Neubauten von Kläranlagen<br />

investiert, so <strong>das</strong>s der Anschlussgrad an öffentliche<br />

Kläranlagen gegenwärtig etwa 79 % beträgt. Während<br />

1990 noch 40 % der Einwohner <strong>über</strong> nur<br />

mechanisch arbeitende Kläranlagen entsorgt wurden,<br />

sind diese Kläranlagen inzwischen fast vollständig<br />

stillgelegt oder nachgerüstet worden. Ganze 4 % der<br />

Einwohner waren 1990 an Kläranlagen mit Phosphor-<br />

oder Stickstoffelimination angeschlossen,<br />

heute sind es rund 70 % der an öffentliche Kläranlagen<br />

angeschlossenen Einwohner. Dabei werden<br />

mittlerweile 99.9 % der anfallenden Abwässer<br />

biologisch gereinigt und zu einem ebenfalls großen<br />

Teil (jeweils <strong>über</strong> 70 %) weitergehend gereinigt<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 164<br />

(z. B. durch Nitrifizierung, Denitrifizierung und<br />

Phosphor-Eliminierung). Der derzeit gültige "Generalplan<br />

Abwasserbeseitigung" des Landes sieht<br />

neben dem weiteren Ausbau einzelner Kläranlagen<br />

vor allem den Neubau und die Sanierung des zum<br />

Teil 100 Jahre alten Abwassernetzes vor. Aufgrund<br />

der geringen Besiedlungsdichte in Mecklenburg-<br />

Vorpommern wird als Zielvorgabe eine Entsorgung<br />

von ca. 85 % der Bevölkerung <strong>über</strong> öffentliche<br />

Abwassersysteme angenommen, von denen ca. 40 %<br />

in großen Kläranlagen >100.000 Einwohnergleichwerte<br />

entsorgt werden. 12-15 % der Bevölkerung<br />

werden auch in Zukunft ihr Abwasser <strong>über</strong> Hauskläranlagen<br />

entsorgen, da die dezentrale Abwasserentsorgung<br />

beispielsweise für einzelne Haushalte<br />

oder Gemeinden bis zu 50 Einwohner energiesparender<br />

ist und lange Transportwege <strong>über</strong>flüssig<br />

macht. Die biologische Reinigung der Abwässer in<br />

Kleinkläranlagen wurde allein in den letzten drei<br />

Jahren mit insgesamt 1,28 Mio. € von den Landkreisen<br />

und kreisfreien Städten gefördert.<br />

Der seit 1992 zu verzeichnende Anstieg des jährlichen<br />

Klärschlammanfalls ist in den letzten Jahren<br />

zum Stillstand gekommen. Auch die Belastung der<br />

Klärschlämme mit Schwermetallen (außer Kupfer)<br />

und organischen Schadstoffen konnte in den letzten<br />

Jahren gesenkt werden. Aus Mangel an praktikablen<br />

Alternativen wird der Großteil der Klärschlämme<br />

(53 %) in der Landwirtschaft als Sekundärrohstoffdünger<br />

eingesetzt.<br />

Die Sanierung von Belastungsschwerpunkten ist<br />

damit in den nördlichen Bundesländern bereits jetzt<br />

oder in naher Zukunft abgeschlossen. In Zukunft ist<br />

schwerpunktmäßig die Reduzierung von Nähr- und<br />

Schadstoffeinträgen aus diffusen Quellen - insbesondere<br />

aus landwirtschaftlich genutzten Flächen -<br />

in Angriff zu nehmen, so <strong>das</strong>s Gewässerschutz<br />

künftig aus einem großräumigen Flächenmanagement<br />

bestehen muss.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Nordsee<br />

Nach den ersten kühlen Wochen der Badesaison mit<br />

Wassertemperaturen um 16 °C, hielten sich die<br />

restliche Zeit <strong>über</strong> die Temperaturen um 18 – 22 °C.<br />

Höhere Wassertemperaturen sind an der Nordsee<br />

durch den gezeitenbedingten ständigen Austausch<br />

des Wasserkörpers kaum möglich.<br />

Die Badesaison 2002 an der deutschen Nordseeküste<br />

zeichnete sich durch einen hygienisch guten bis sehr<br />

guten Zustand aller Badestellen aus. Zwischen April<br />

und September kam es an wenigen Badestellen zu<br />

Überschreitungen der Hygienegrenzwerte entlang<br />

der schleswig-holsteinischen und niedersächsischen<br />

Nordseeküste:


Dies betraf die Badestellen:<br />

- FKK-Strand Hörn auf Pellworm<br />

- Hörn auf Pellworm<br />

- Schlüttsiel, Ockholm und<br />

- Vollerwiek<br />

Die Richtwerte wurden nicht immer an allen Messpunkten<br />

eingehalten, was jedoch keine Einschränkungen<br />

für <strong>das</strong> Baden im Meer bedeutet. Die Überschreitungen<br />

waren zudem in der Regel nur vor<strong>über</strong>gehender<br />

Natur. An 57 von 146 Messpunkten<br />

wurden Richtwert<strong>über</strong>schreitungen nach EU-Norm<br />

festgestellt. Untersucht wurden 14-tägig je nach Ort<br />

ein oder mehrere Proben pro Strand.<br />

Auf <strong>das</strong> Vorkommen von Fäkalstreptokokken<br />

werden die Proben in Deutschland nicht routinemäßig<br />

getestet. Stichprobenkontrollen in der Saison<br />

2002 wiesen keine erhöhten Keimzahlen von Fäkalstreptokokken<br />

auf.<br />

Nach den ungewöhnlich ergiebigen Regenfällen<br />

gegen Ende des Sommers erreichte die Flutwelle aus<br />

dem Oberlauf der Elbe ab Mitte August auch die<br />

Nordsee nahen Badestellen im Bereich der Unterelbe<br />

und der Flussmündung. Mit stark erhöhter Keimbelastung<br />

und angeschwemmtem Treibgut war<br />

besonders an den Badestellen im Bereich Otterndorf<br />

und Altenbruch zu rechnen. Vorbeugend gaben die<br />

schleswig-holsteinischen und niedersächsischen<br />

Behörden entsprechende Warnhinweise für diese,<br />

aber auch für die zahlreichen nicht behördlich<br />

<strong>über</strong>wachten Badestrände entlang der Elbe heraus.<br />

Tatsächlich wurden aber bei den Routinemessungen<br />

keine erhöhten Keimzahlen festgestellt. Die Badestellen<br />

entlang der Nordseeküste waren zu keinem<br />

Zeitpunkt von den Auswirkungen des Elbehochwassers<br />

betroffen.<br />

Aus hygienischer Sicht können alle Nordseebadestellen<br />

als unbedenklich eingestuft werden. Stärkere,<br />

alljährlich wiederkehrende hygienische Belastungsschwerpunkte<br />

treten an der Nordseeküste aufgrund<br />

der ständigen Wasserdurchmischung infolge der<br />

Gezeiten nicht auf. Wie in anderen Regionen besteht<br />

jedoch auch an der Nordsee im Bereich von Flussmündungen<br />

und andern Zuläufen sowie in der Nähe<br />

von Hafenanlagen potenziell die Gefahr erhöhter<br />

Keimbelastung. Flüsse tragen Nährstoffe ins Meer<br />

ein. Algen und Bakterien wachsen besonders gut in<br />

nährstoffreichem Wasser. Generell ist die Keimbelastung<br />

deshalb dort höher als in nährstoffarmen<br />

Gewässern. Im Küstenbereich der Nordsee wird<br />

hauptsächlich Weidewirtschaft betrieben, zum Teil<br />

auch auf und vor den Deichen im Bereich der<br />

Salzwiesen. Besonders nach starken Regenfällen<br />

können Nährstoffe und Fäkalkeime von den Weiden<br />

in die Entwässerungsgräben der Marschwiesen, in<br />

Bäche und Flüsse gespült werden und so kurzfristig<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 165<br />

zu erhöhten Keimzahlen in den Übergangsbereichen<br />

zum Meer führen. Auch <strong>über</strong>laufende Kläranlagen<br />

oder defekte Abwassersysteme lassen vermehrt<br />

Keime in Fließgewässer gelangen, <strong>über</strong> die sie ins<br />

Meer transportiert werden. Auch Abgase aus Verkehr<br />

und Verbrennungsanlagen tragen generell zur<br />

Nährstoffanreicherung in Gewässern bei. Große<br />

Flüsse wie Eider, Elbe, Weser und Ems sind meist<br />

durch ihre vielfache Nutzung organisch mehr oder<br />

weniger stark belastet, was sich unter ungünstigen<br />

Bedingungen negativ auf die Badegewässerqualität<br />

der umliegenden Strände auswirken kann.<br />

Auch natürliche Phänomene schränkten den Badebetrieb<br />

2002 nicht nennenswert ein. Das für die Jahreszeit<br />

in der Nordsee fast schon typische Massenauftreten<br />

der ungiftigen Schaumalge Phaeocystis<br />

beschränkte sich in diesem Jahr lediglich auf einen<br />

kurzen Zeitraum zu Beginn der Saison. Des Weiteren<br />

kam es im Juli um die Felsinsel Helgoland zur<br />

Blüte des ebenfalls ungiftigen Roten Schwimmwimpertierchens<br />

Myrionecta rubra. Die Leuchtalge<br />

Noctiluca trat in diesem Jahr nur vereinzelt in hohen<br />

Konzentrationen vor der Küste auf und verursachte<br />

<strong>das</strong> mittlerweile allseits bekannte Phänomen des<br />

Meeresleuchtens. Zweigeißelalgen gab es auch<br />

diesmal nicht in nennenswerten Konzentrationen, so<br />

<strong>das</strong>s die Gesundheit von Badegästen zu keiner Zeit<br />

gefährdet war. Erst gegen Ende der Saison Mitte<br />

August trübten Anschwemmungen von Quallen<br />

lokal und zeitlich begrenzt bei entsprechenden<br />

Windrichtungen den Badespaß auf den ostfriesischen<br />

und nordfriesischen Inseln. Vereinzelt verletzten<br />

sich Strandgäste an den brennenden Nesselfäden,<br />

aber es kam zu keinen schwerwiegenden Zwischenfällen.<br />

Ostsee<br />

Die hygienische Badegewässerqualität an der deutschen<br />

Ostseeküste kann für die vergangene Saison<br />

<strong>über</strong>wiegend als gut bis sehr gut bezeichnet werden.<br />

Die Badegewässerqualität wird im Verlaufe der<br />

Badesaison an den 281 offiziellen Badestellen<br />

kontinuierlich im zweiwöchigen Turnus von den<br />

zuständigen Behörden kontrolliert. Dabei kam es im<br />

Zeitraum von Mai bis Ende September an folgenden<br />

Messpunkten zu Überschreitungen der EU-<br />

Grenzwerte für hygienische Parameter:<br />

bei Altenhof<br />

- an der Badestelle Aschau<br />

bei Barkelsby<br />

- an der Badestelle Hohenstein am Campingplatz<br />

bei Barth<br />

- an der Badestelle Jugendherberge in der Glöwitzer<br />

Bucht


ei Dahme<br />

- an der Badestelle Deich<strong>über</strong>fahrt<br />

bei Damp<br />

- an der Badestelle am Hauptstrand<br />

bei Eckernförde<br />

- an der Badestelle Borby<br />

bei Harrislee<br />

- an der Badestelle Wassersleben<br />

bei Niesgrau<br />

- an der Badestelle Ohrfeldhaff<br />

bei Putgarten<br />

- an der Badestelle Vitt<br />

bei Schwedeneck<br />

- an der Badestelle Dänisch-Nienhof<br />

bei Sierksdorf<br />

- an der Badestelle Miramar<br />

bei Strande<br />

- an der Badestelle am Kurstrand<br />

am Timmendorfer Strand<br />

- an der Badestelle Wohnanlage "Carpe Diem"<br />

bei Waabs an den Badestellen<br />

- Lehmberg am Campingplatz<br />

Die unmittelbaren Nachkontrollen ergaben jedoch an<br />

nahezu allen Standorten jeweils kein Keimbelastung<br />

mehr, so <strong>das</strong>s keine Badeverbote ausgesprochen<br />

werden mussten. Lediglich an der Badestelle<br />

- Lehmberg am Campingplatz in der Gemeinde<br />

Waabs<br />

wurde nach wiederholter Überschreitung der Hygiene-Grenzwerte<br />

vom 09. und 13. August vorsorglich<br />

ein behördliches Badeverbot ausgesprochen.<br />

Insgesamt kam es im Verlauf der Saison an<br />

183 Messpunkten zu einer Überschreitung der EU-<br />

Richtwerte. Infolge umfangreicher Strandaufspülungsarbeiten<br />

musste ab dem 15. August an den<br />

Badstellen im Bereich um Kröslin und Lubmin mit<br />

starken Eintrübungen des Badewassers gerechnet<br />

werden. Hygienische Beanstandungen gab es aber<br />

auch in diesem Zeitraum an keinem der beiden<br />

Badebereiche.<br />

Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />

Die Badegewässerqualität an den 255 offiziellen<br />

Badestellen der Seen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

war im Verlaufe der Saison gut bis sehr gut. Wäh-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 166<br />

rend der Badesaison wurde in vierzehntägigem<br />

Turnus die Keimbelastung an den Badestellen von<br />

den zuständigen Behörden untersucht. Die EU<br />

Hygiene-Grenzwerte wurden an keiner Badestelle<br />

<strong>über</strong>schritten<br />

Wegen einer <strong>über</strong>durchschnittlich starken Vermehrung<br />

von Blaualgen wurde vom 17. bis zum 25. Juni<br />

für die Badestelle<br />

- Augustastrand am Tollensesee in der Gemeinde<br />

Neubrandenburg<br />

von den zuständigen Behörde ein vorsorgliches<br />

Badeverbot verhängt. Dieser Maßnahme lag keine<br />

Belastung des Gewässers durch erhöhte Keimzahlen<br />

zu Grunde. Die Hygiene-Vorgaben der EU wurden<br />

hierdurch nicht berührt.<br />

Im Zeitraum von Mai bis Ende September lagen die<br />

Messwerte von den 255 offiziellen Badestellen bei<br />

102 Messpunkten <strong>über</strong> den EU-Richtwerten.<br />

Belastungsschwerpunkte:<br />

Belastungsschwerpunkte lassen sich nach den<br />

Ergebnissen dieser Saison kaum mehr feststellen.<br />

An der wasserhygienischen Situation an den Seen<br />

Mecklenburg-Vorpommerns zeigt sich der Erfolg<br />

des Kläranlagen- und Abwassernetzausbaus in einer<br />

weitestgehend hervorragenden Badegewässerqualität.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Nordsee<br />

Der Eintrag von Schad- und Nährstoffen stellt schon<br />

seit Jahrzehnten eine erhebliche Belastung für die<br />

Nordsee und den Wattenmeerbereich dar. Erhöhte<br />

Konzentrationen von Schwermetallen finden sich<br />

besonders in den feinkörnigen Sedimenten des<br />

Wattenmeeres. Eintragspfade sind in erster Linie die<br />

in die Nordsee mündenden Flüsse und atmosphärische<br />

Niederschläge. Belastungen des Ökosystems<br />

durch Öl werden offenkundig durch verölte Seevögel,<br />

Teerklumpen am Strand und Meldungen in den<br />

Medien <strong>über</strong> driftende Ölteppiche auf der offenen<br />

See.<br />

Für den Badeurlauber deutlichstes Zeichen erhöhter<br />

Nährstoffeinträge sind die Schaumbildungen der<br />

einzelligen Alge Phaeocystis und die gerade in den<br />

Sommermonaten der letzten Jahre in Niedersachsen<br />

verstärkt auftretenden sogenannten "Schwarzen<br />

Flecken" im Watt. Überhöhter Eintrag von Nährstoffen<br />

<strong>über</strong> Jahrzehnte hinweg, vorwiegend aus Flüssen,<br />

Atmosphäre und den diffusen Quellen landwirtschaftlicher<br />

Produktion sind die Ursachen hierfür.


Das Wattenmeer vor der Festlandsküste der Nordsee<br />

dehnt sich zwischen Esbjerg und Den Helder auf<br />

einer Gesamtfläche von rund 9.000 km² inklusive<br />

der trockenfallenden Wattflächen, vorgelagerten<br />

Inseln und Sommerpoldern aus. Damit ist dieser<br />

Küstenabschnitt vor drei Staaten Europas <strong>das</strong> weltweit<br />

größte zusammenhängende tidenabhängige<br />

Feuchtgebiet. Entsprechend hoch ist seine ökologische<br />

Bedeutung zum einen weltweit, für die Nordsee<br />

aber im Besonderen einzuschätzen. Gleichzeitig als<br />

Kulturraum <strong>über</strong> Generationen hinweg genutzt, steht<br />

<strong>das</strong> Wattenmeer seit jeher im Konflikt zwischen den<br />

vielfältigen Nutzungsansprüchen unterschiedlicher<br />

Interessengruppen und einem natürlichen Schutzanspruch,<br />

der sich allein aus seiner Schlüsselstellung<br />

im naturgegebenen ökologischen Gesamtgefüge<br />

zwingend herleiten lässt. Der anhaltende Streit in<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein um Nationalparkgrenzen,<br />

Nutzungsinteressen und Mitspracherechte<br />

begleitet von zum Teil handgreiflichen<br />

Übergriffen auf Wissenschaftler vor Ort zeigt<br />

deutlich, <strong>das</strong>s die allgemeine Bewusstseinsbildung<br />

in Sachen Umweltschutz noch längst nicht abgeschlossen<br />

ist, ja möglicherweise in vielen Bereichen<br />

noch gar nicht stattgefunden hat. Neben der zunehmenden<br />

Ausweisung auch sensibler Bereiche als<br />

Industrieparks zur Erzeugung von windkraftgenerierter<br />

Energie birgt gerade die zunehmende Tendenz<br />

zur Ausweitung touristischer Aktivitäten die<br />

Gefahr einer <strong>über</strong>mäßigen Infrastrukturbildung mit<br />

negativen Einflüssen auf sensible Bereiche des<br />

Ökosystems Wattenmeer. Auf eine zurückhaltende<br />

Vorgehensweise unter Verzicht auf <strong>über</strong>flüssige und<br />

naturraumschädigende bauliche und infrastrukturelle<br />

Maßnahmen ist hier dringend zu hoffen. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, <strong>das</strong>s gerade im Erhalt und<br />

der Förderung des Naturerlebnisses "Wattenmeer"<br />

ein außerordentlich hohes touristisches Wertschöpfungspotenzial<br />

liegt.<br />

Entlang der Deutschen Nordseeküste verläuft eine<br />

der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt.<br />

Der größte Teil des Schiffsverkehrs dient zur Anbindung<br />

wichtiger industrieller Ballungszentren,<br />

Umschlagplätze und Ölterminals in England, den<br />

Niederlanden, der Bundesrepublik bis hinauf nach<br />

Skandinavien und dem Baltikum. Er verläuft <strong>über</strong><br />

die Schifffahrtswege des Ärmelkanals und der<br />

Deutschen Bucht. Hinzu kommen Schiffsbewegungen<br />

von den Förderanlagen in den Erdöl- und<br />

Erdgasfeldern der zentralen Nordsee sowie zu deren<br />

Ver- und Entsorgung. Die Gefahren für <strong>das</strong> Ökosystem<br />

der Nordsee, die allein durch betriebsbedingte<br />

Einleitung von Ölen und Schmierstoffen seitens der<br />

Schifffahrt und der Offshore-Industrie ausgehen,<br />

sind enorm: rund 90 % der alljährlich an der sogenannten<br />

"schleichenden Ölpest" verendenden Seevögel<br />

sind Opfer von Schiffsbetriebsstoffen, den<br />

sogenannten "Bunker-C"-Schwerölen. Das hohe<br />

Tankschifffahrtsaufkommen in dem extrem schwie-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 167<br />

rigen Seegebiet entlang der deutschen Nordseeküste<br />

birgt <strong>über</strong>dies die latente Gefahr einer Tankerhavarie.<br />

Ein nach statistischen Gesichtspunkten längst<br />

<strong>über</strong>fälliger Tankerunfall in der Deutschen Bucht<br />

hätte bei ungünstiger Wetterlage ungleich katastrophalere<br />

Auswirkungen auf <strong>das</strong> ökologisch hochsensible<br />

Wattenmeer als der Unfall der "Exxon Valdez"<br />

auf die Felsküsten des Prince Williams Sound in<br />

Alaska. Dass eine bedeutende Gefahr für <strong>das</strong> Ökosystem<br />

der Nordsee von der Schifffahrt ausgeht,<br />

wird nicht zuletzt durch den Fall des vor Amrum<br />

gestrandeten und ausgebrannten Holzfrachters<br />

"Pallas" und der im Sommer 2000 vor der Insel Sylt<br />

aufgetretenen Ölpest veranschaulicht. Auch die<br />

offizielle Tagespolitik hat offensichtlich die Zeichen<br />

der Zeit erkannt und trägt diesem Umstand mittlerweile<br />

durch entsprechende Forderungen nach einer<br />

Überwachung des Schiffsverkehrs auf der Nordsee<br />

durch eine europaweit operierende Küstenwache<br />

sowie dem Ruf nach strengerer rechtlicher Ahndung<br />

von Verstößen gegen internationale Schutzbestimmungen<br />

Rechnung.<br />

Ostsee<br />

Das Überangebot an Nährstoffen ist mit seinen<br />

vielfältigen Folgen zur Zeit <strong>das</strong> gravierendste<br />

Problem in der Ostsee. In den letzten 20 Jahren hat<br />

sich die maximale Nitratkonzentration in den Wintermonaten<br />

mehr als verdoppelt, der Phosphatgehalt<br />

mehr als verdreifacht. Eine direkte Konsequenz ist<br />

die zu hohe pflanzliche Produktion in Form einer<br />

Algenmassenentwicklung, welche in der Folge zu<br />

Boden sinkt und durch den mikrobiellen Abbau zu<br />

einer drastischen Reduktion des Sauerstoffgehaltes<br />

in tieferen Wasserschichten beiträgt. So kam es<br />

beispielsweise Anfang der 80er Jahre in der Kieler<br />

und Mecklenburger Bucht zu einer katastrophalen<br />

Sauerstoffmangelsituation mit Schwefelwasserstoffproduktion<br />

unterhalb von 20 m Wassertiefe, welche<br />

zwei bis drei Monate andauerte. Allein in der Kieler<br />

Bucht waren 747 km² Meeresboden betroffen, wo<br />

nur ca. 1,5 % der Bodentiere <strong>über</strong>lebten.<br />

Stark fortgeschritten ist die Eutrophierung in einigen<br />

Bodden und Haffen, den inneren Bereichen der<br />

Förden und im Bereich der Flussmündungen. Besonders<br />

zu nennen sind hier die westlichen Bodden<br />

der Darß-Zingster Boddenkette, die Warnowmündung<br />

sowie die Odermündung (Stettiner Haff,<br />

Pommersche Bucht). Durch den unter 4.2 beschriebenen<br />

Ausbau der Kläranlagen ist - zumindest in den<br />

deutschen Küstengewässern - ein Rückgang der<br />

Gesamtphosphor- und Orthophosphat-Konzentrationen<br />

festzustellen, welcher jedoch noch keinen<br />

Einfluss auf die Algenentwicklung erkennen lässt.<br />

Für Nitrat-Stickstoff ist derzeit kein Trend erkennbar,<br />

was auf die Belastung aus diffusen Quellen<br />

hinweist (Flächenabspülungen, atmosphärischer<br />

Eintrag). Hauptverursacher sind hier die Landwirtschaft<br />

und die Verbrennung von fossilen Brennstof-


fen z. B. auch im Autoverkehr. Dass die Bedrohung<br />

dieses Lebensraumes auch auf den Ebenen politischer<br />

Entscheidungen zumindest wahrgenommen<br />

wird, zeigt eine Entschließung der Parlamentarischen<br />

Versammlung des Europarates vom 28. Juni<br />

2002: in dieser Entschließung zeigen sich die Abgeordneten<br />

des Hohen Hauses in Strassburg alarmiert<br />

<strong>über</strong> die zunehmende Verseuchung der Ostsee. Die<br />

Einleitung von ungeklärten Abwässern, Altölen, und<br />

Treibstoffen sowie die Überfischung bedrohten akut<br />

<strong>das</strong> Ökosystem des Binnenmeeres. Zusätzlich kämen<br />

noch Belastungen durch Substanzen wie <strong>das</strong> hochgiftige<br />

Unkrautvernichtungsmittel Lindan, der<br />

<strong>über</strong>mäßige Düngemitteleinsatz im Küstenbereich<br />

sowie Kriegsaltlasten aus den Verklappungsgebieten<br />

für Munition und chemische Kampfstoffe aus den<br />

Weltkriegen. Eine Altlast von mindestens noch<br />

40.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe wird derzeit<br />

auf dem Boden der Ostsee vermutet.<br />

Die Ostsee gehört zu den am stärksten befahrenen<br />

Seegebieten weltweit. Dieses hohe Verkehrsaufkommen<br />

bringt erhebliche Gefahren wie Ölverschmutzung<br />

und Belastung durch Müll mit sich. Wie<br />

hoch die Gefahr eines Tankerunglücks ist, zeigte die<br />

Havarie der "Baltic Carrier" Ende März diesen<br />

Jahres in der Kadettrinne nordwestlich der Halbinseln<br />

Darß, eine der meistbefahrendsten Wasserstraßen<br />

der Ostsee. Wie eine darauffolgende Beobachtung<br />

der Schiffsbewegungen in der Kadettrinne<br />

durch Greenpeace Deutschland e.V. zeigte, ist <strong>das</strong><br />

Risiko eines Schiffunglücks in diesem Bereich<br />

enorm. Aus Anlass der Havarie des Uralt-Tankers<br />

"Prestige" vor Spaniens Nordostküste im Herbst<br />

2002 hat Greenpeace Deutschland e.V. die aktive<br />

Überwachung der Kadettrinne, unterstützt von<br />

deutschen Hochseelotsen <strong>über</strong> die Wintermonate<br />

hinweg wieder aufgenommen. Die Fahrtroute der<br />

"Prestige" verlief vor ihrer Havarie nämlich von<br />

Riga aus <strong>über</strong> die Kadettrinne, durch <strong>das</strong> Kattegatt<br />

und anschließend entlang der Nordsee-<br />

Wattenmeerküste durch den Ärmelkanal nach<br />

Süden. Ein Unfall in der Ostsee oder im Bereich des<br />

Wattenmeeres hätte nicht effektiv bekämpft werden<br />

können. Neben der objektiv schweren Schädigung<br />

der betroffenen Ökosysteme wären auch die finanziellen<br />

Einbussen für eine Tourismuswirtschaft, die<br />

mit der Schönheit und Unversehrtheit natürlicher<br />

Lebensräume wirbt, dramatisch gewesen. Eine<br />

Radar<strong>über</strong>wachung des Seegebietes besteht derzeit<br />

nicht, obwohl jährlich 50.000 Schiffe die Durchfahrt<br />

zwischen der mecklenburg-vorpommerschen Halbinsel<br />

Darß und der dänischen Insel Falster passieren<br />

und die Gewässer teilweise sehr flach sind. Seit<br />

1990 verunglückten hier allein 22 Schiffe. So<br />

werden von verschiedener Seite eine bessere Sicherung<br />

des Schiffverkehrs in diesem Seegebiet gefordert,<br />

zu der z. B. die Einrichtung einer Schiffsleitstelle<br />

mit einem Weitbereichs-Radar, Lotsenpflicht<br />

für Schiffe mit großem Tiefgang und eine für Un-<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 168<br />

glücksfälle angemessene Schlepper-Kapazität<br />

gehören. Aber noch vor der Ölverseuchung durch<br />

Tankerunfälle stellt die sogenannte "schleichende<br />

Verölung" durch <strong>das</strong> Lenzen von Ölrückständen <strong>das</strong><br />

größere Problem dar. Jahr für Jahr werden 600-700<br />

Ölfilme entlang der Hauptschifffahrtswege in der<br />

Ostsee entdeckt.<br />

Mit ihrer Konferenz im Jahr 2000 hat die Helsinki<br />

Kommission in Hamburg beschlossen, künftig<br />

stärker gegen die Ölverschmutzung der Ostsee<br />

vorzugehen. Nach dem MARPOL Abkommen aus<br />

den 70er Jahren stehen ohnehin in jedem Hafen<br />

entsprechende Ballastwasseraufbereitungsanlagen<br />

zur Verfügung. Diese würden nur aus Kostengründen<br />

häufig nicht genutzt. Experten diskutieren daher<br />

<strong>über</strong> ein Modell, nach dem jedes einlaufende Schiff<br />

eine Hafengebühr bezahlen müsste, mit der die<br />

Entsorgung von Schiffsmüll, Sonderabfällen, Bilgenwasser<br />

und Altöl abgegolten wäre. Somit würde<br />

die illegale Entsorgung der Rückstände auf offener<br />

See an Attraktivität verlieren.<br />

Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />

Die Belastung dieser Gewässer geht hauptsächlich<br />

auf diffuse Einträge von düngenden Substanzen und<br />

Pestiziden aus der landwirtschaftlichen Nutzung des<br />

Einzugsgebietes der Seen zurück. Untersuchungen<br />

aus dem Jahr 1995 an insgesamt 185 Seen Mecklenburg<br />

Vorpommerns ergaben hinsichtlich der Nährstoffversorgung<br />

folgendes Bild: Ungefähr 15 % der<br />

Gewässer sind als mesotroph, 69 % als leicht, mäßig<br />

bzw. stark eutroph und 17 % als polytroph einzustufen.<br />

Als Folge kommt es durch <strong>das</strong> Nährstoff<strong>über</strong>angebot<br />

bei entsprechender Witterung in zahlreichen<br />

Seen zu starkem Algenwachstum mit zeitweise stark<br />

eingeschränkten Sichttiefen. Bei starkem Algenwachstum<br />

werden im allgemeinen auch erhöhte pH-<br />

Werte festgestellt. Belastungsschwerpunkte als<br />

Resultat punktueller Einleitungen aus Haushalt und<br />

Industrie tragen nur untergeordnet zur ökologischen<br />

Qualität der Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte bei.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Seit der Badesaison 1993 wird vom ADAC-<br />

Sommerservice neben der Wasserqualität auch der<br />

Zustand der Strände erfasst und bewertet. Beurteilt<br />

werden die Strände hinsichtlich folgender Kriterien:<br />

Sauberkeit, Effektivität der Strandreinigung, Zustand<br />

sanitärer Einrichtungen, Präsenz eines Wach-<br />

und Rettungsdienstes, potentielle Gefahrenquellen<br />

wie z. B. intensiver Motorsport oder gefährliche<br />

Strömungen, Ausschilderung und Badehinweise,<br />

Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten, touristische<br />

Infrastruktur und störende Einflüsse wie z. B.<br />

Lärmbelästigung durch unmittelbaren Autoverkehr.<br />

Zur Grundausstattung der touristisch frequentierten<br />

Strände gehören in den meisten Fällen öffentliche<br />

Toiletten, ausreichend Mülleimer mit der Möglich-


keit zur Mülltrennung, Strandkorbvermietung sowie<br />

ein Sanitäts- und Rettungsdienst. An der <strong>über</strong>wiegenden<br />

Zahl der bewirtschafteten Strände ist eine<br />

Kurabgabe von ein bis drei € pro Tag zu bezahlen.<br />

Aus den Einnahmen (Mecklenburg-Vorpommern ca.<br />

15 Mio. €, Schleswig-Holstein ca. 31 Mio. € jährlich)<br />

werden Dienstleistungen wie die Strandreinigung,<br />

Wasserrettung, Zimmervermittlung, Kurkonzerte<br />

etc. finanziert.<br />

"Blaue Flagge" versus "Blaue Tafel"<br />

Seit 1996 beteiligt sich Mecklenburg-Vorpommern<br />

wieder bei der Bewerbung um sogenannte "Blaue<br />

Flaggen" für Badestrände, welche von der europäischen<br />

Stiftung für Umwelterziehung (FEEE) verliehen<br />

werden. Ausgezeichnet werden Strände, die eine<br />

Reihe von Auflagen erfüllen: hygienisch unbelastetes<br />

Wasser (als Maßstab gelten hier die strengen<br />

europäischen Richtwerte), Sauberkeit, Überwachung<br />

und Erste Hilfe, sanitäre Einrichtungen, Vorhandensein<br />

von Aufklärungs- und Informationstafeln und<br />

umweltverträgliche Strandinfrastruktur. Zusätzlich<br />

muss seit diesem Jahr auch die Abwasserentsorgung<br />

den europäischen Richtlinien entsprechen und der<br />

Strand muss zumindest innerhalb der Gemeinde<br />

auch für behinderte Menschen zugänglich sein. Die<br />

Kampagne soll ein Anreiz für die Gemeinden sein,<br />

ihre Badestrände umweltfreundlicher einzurichten<br />

und zu unterhalten. Auch in diesem Jahr wurden<br />

wieder 20 Strände an der Ostseeküste Mecklenburg-<br />

Vorpommerns mit der "Blauen Flagge" ausgezeichnet.<br />

Europaweit wurden in diesem Jahr wieder ca.<br />

2000 "Blaue Flaggen" verliehen, wobei wie auch in<br />

den Vorjahren schon die südeuropäischen Länder<br />

Frankreich, Griechenland und Spanien mit jeweils<br />

<strong>über</strong> 300 verliehenen blauen Flaggen Spitzenreiter<br />

waren.<br />

Schleswig-Holstein hat auch in diesem Jahr nicht an<br />

dem Wettbewerb zur Verleihung der "Blauen Europa<br />

Flagge" für Badestrände teilgenommen.<br />

Hauptkritikpunkt an der Auszeichnung ist nach wie<br />

vor, <strong>das</strong>s die Untersuchungsmethoden und<br />

Vergabekriterien nicht europaweit einheitlich seien.<br />

Zur Auszeichnung der Strände mit hygienisch<br />

einwandfreier Wasserqualität wird in Schleswig-<br />

Holstein seit 1992 vom Fremdenverkehrsverband in<br />

Kooperation mit dem Umweltministerium und den<br />

Kreisgesundheitsbehörden die Blaue Tafel<br />

"Gesundes Baden im Meer" verliehen. Kriterium zur<br />

Vergabe ist die regelmäßige hygienische<br />

Untersuchung der Badestelle, bei der während der<br />

letzten zwei Jahre keine Grenzwert<strong>über</strong>schreitung<br />

aufgetreten sein darf. Weiterhin muss die Gemeinde<br />

sich verpflichten, die aktuellen<br />

Untersuchungsergebnisse auszuhängen,<br />

Informationsmaterial bereitzuhalten sowie die Tafel<br />

bei einer akuten Verschlechterung der Wasserqualität<br />

sofort zu entfernen. Somit beschränkt sich die<br />

"Blaue Tafel" Schleswig-Holsteins auf <strong>das</strong> Kriterium<br />

Gewässerhygiene, während die "Blaue Flagge"<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 169<br />

auch schwer quantifizierbare Parameter wie "Umweltinformation<br />

bzw. Umwelterziehung" bewertet<br />

und somit eine generelle "Umweltfreundlichkeit" der<br />

Gemeinde suggeriert, die jedoch im Einzelfall nicht<br />

unbedingt zutreffend sein muss. Derzeit sind in 36<br />

schleswig-holsteinischen Gemeinden an Nord- und<br />

Ostsee mehr als 100 "Blaue Tafeln" aufgestellt.<br />

Die Qualitätsbeurteilung der in Augenschein genommenen<br />

Strände der Ostsee fiel in den meisten<br />

Fällen gut aus. Insgesamt konnten ca. 58 % der<br />

Strände mit sehr gut bis gut bewertet werden. An ca.<br />

26 % der Strände kam es zu Beanstandungen, die in<br />

der <strong>über</strong>wiegenden Zahl der Fälle in fehlenden<br />

sanitären Einrichtungen, fehlenden Möglichkeiten<br />

zur Müllentsorgung und nicht vorhandenen Rettungsstationen<br />

begründet waren. Nicht bewirtschaftete<br />

Strände werden seit 1996 aus der Bewertung<br />

herausgenommen und als Naturstrand gekennzeichnet<br />

(ca. 12 % der Strände), sofern keine massiven<br />

Gefahrenquellen im Strandbereich vorhanden sind.<br />

Einige touristisch wenig frequentierte Strände (ca.<br />

3 %) konnten noch nicht beurteilt werden.<br />

4.6 Ökologische Phänomene in der Region 2002<br />

Nordsee<br />

Natürliche Phänomene schränkten den Badebetrieb<br />

in der Saison 2002 kaum ein. Die Schaumalge<br />

Phaeocystis trat zwar am Anfang der Saison in<br />

Erscheinung, aber nicht in solchen Mengen, <strong>das</strong>s sie<br />

zu Beeinträchtigungen geführt hätte. Überraschenderweise<br />

trat diese Algenart an der niedersächsischen<br />

Küste in dieser Saison <strong>über</strong>haupt nicht nennenswert<br />

in Erscheinung. Ungewöhnlich große<br />

Mengen von Grünalgen traten bereits ab Ende Mai<br />

in den Küstengewässern vor Ostfriesland auf.<br />

Ursache hierfür waren die verhältnismäßig hohen<br />

Wassertemperaturen während des Februars, die<br />

anstatt der "normalen" 4 °C in diesem Jahr bei 9 °C<br />

lagen. Diese Situation begünstigte bei anhaltend<br />

schneller Erwärmung des Küstenwassers in diesem<br />

Jahr <strong>das</strong> Wachstum dieser auch "Meersalat" genannten<br />

Grünalgenart (Ulva lactuca) bis in den späten<br />

Sommer hinein.<br />

Im Juli sorgte <strong>das</strong> ungiftige Rote Schwimmwimpertierchen<br />

Myrionecta rubra bei Windstille um Helgoland<br />

herum zeitweise für eine tiefrote Verfärbung<br />

des Meerwassers. Im gleichen Zeitraum brachte <strong>das</strong><br />

Meeresleuchttierchen Noctiluca <strong>das</strong> bewegte Meerwasser<br />

vor der Küste zum Leuchten. Mitte Juni und<br />

noch einmal gegen Ende der Saison im August<br />

trübten massenhafte Anschwemmungen von Quallen<br />

bei ungünstigen Windlagen kurzzeitig und lokal<br />

begrenzt den Badespaß auf den ost- und nordfriesischen<br />

Inseln. Betroffen waren in erster Linie die der<br />

offenen Nordsee zugewandten Inselstrände. Ursache<br />

derartiger "Qualleninvasionen" ist eine andauernde<br />

ablandige Windlage. Das Oberflächenwasser wird


Richtung offene See abgetrieben, nachströmendes<br />

Tiefenwasser trägt harmlose Ohrenquallen (Aurelia<br />

aurita) und verschiedene Arten nesselnder "Feuerquallen“<br />

(Blaue Haarqualle Cyanea lamarcki und<br />

Gelbe Haarqualle Cyanea capillata) gleichermaßen<br />

in die strandnahen Bereiche. Mitte August wurden<br />

auf diese Weise massenhaft junge, bis zu 10 cm<br />

große Quallen an die Strände der ostfriesischen<br />

Inseln gespült.<br />

Meeressäuger<br />

In diesem Sommer trat in Teilen von Nord- und<br />

Ostsee zum zweiten Mal nach 14-jähriger Pause eine<br />

verheerende Viruserkrankung unter den Küstenpopulationen<br />

des Gemeinen Seehundes (Phoca vitulina)<br />

auf. Wie bereits im Frühjahr/ Sommer 1988<br />

begann der Seuchenzug im Bereich der dänischen<br />

Kattegatt-Inseln Hesselø, Anholt und Laesø. Ausgelöst<br />

wird die Erkrankung durch einen Morbili-Virus,<br />

einer Gruppe, der auch die Auslöser der Maul- und<br />

Klauenseuche und der Staupe-Erreger angehören.<br />

Da in der Tat vermutet wird, <strong>das</strong>s der für die Seehund-Epidemie<br />

verantwortliche Erreger eine mutierte<br />

Abart des Hundestaupe-Virus ist, bekam er die<br />

Bezeichnung PDV (Phocine-Distemper Virus=<br />

Seehunde-Staupe-Virus). Die ersten toten Seehunde<br />

wurden am 22. Mai vor der Ostseeinsel Anholt<br />

gefunden. Von Anholt aus breitete sich die Krankheit<br />

nach nach Norden hin <strong>über</strong> die Meerenge von<br />

Skagerrak/ Kattegat bis an die schwedische Westküste<br />

und nach Norwegen hin aus. Ab Mitte Juni<br />

(16.06.) gab es die ersten Totfunde im niederländischen<br />

Wattenmeer vor der Provinz Noord-Holland,<br />

und Ende Juli/ Anfang August an den Küsten Belgiens<br />

und Frankreichs Überraschenderweise hatte<br />

sich die Seuche erst ab Ende August im gesamten<br />

restlichen Wattenmeer verbreitet. Ab Mitte Oktober<br />

war dann <strong>das</strong> Gebiet um The Wash an der ostenglischen<br />

Kanalküste betroffen und schließlich starben<br />

die Seehunde ab Mitte Oktober im gesamten Seegebiet<br />

um England einschließlich der irischen Ostküste.<br />

Auf dem Höhepunkt des Seuchenzuges Mitte<br />

November waren im Nordseegebiet einschließlich<br />

Skagerrak/ Kattegat insgesamt etwa 21.200 Tiere<br />

verendet. Im Bereich Skagerrak/ Kattegat kam die<br />

Seuche ab diesem Zeitpunkt zum Stillstand, während<br />

sie in den anderen Gebieten mit niedrigerer Intensität<br />

andauerte.<br />

Derzeit gibt es noch keine abschließenden Erkenntnisse<br />

<strong>über</strong> die Zahl der Staupeopfer. Aufschluss<br />

hier<strong>über</strong> wird nach den ersten Zählungen 2003<br />

erwartet. Dennoch sind aufgrund der Erfahrungen<br />

aus dem Seucheereignis vor 14 Jahren realistische<br />

Einschätzungen bereits jetzt möglich. So gehen<br />

Fachleute zwar von hohen Verlusten in den einzelnen<br />

Regionalbeständen aus, dennoch scheinen die<br />

Populationen weniger dezimiert worden zu sein als<br />

1988. Die Epidemie vernichtete damals rund 60 %<br />

des gesamten Seehund-Bestands der Nordseeküste.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 170<br />

Diesmal wird für den Gesamtbestand der betroffenen<br />

Population mit einer Mortalitätsrate von rund<br />

53 % gerechnet. Die Verluste für den Wattenmeerbestand<br />

dürften sich dabei um 50 % und für die<br />

ostenglische Küste einschließlich The Wash um ca.<br />

55 % einpendeln.<br />

Krisenmanagement in der Region<br />

Nachdem der PDV Erreger als Todesursache identifiziert<br />

worden war, konnten aufgrund der Erfahrungen<br />

von 1988 die entsprechenden Vorbereitungen<br />

für ein fachgerechtes Management getroffen werden.<br />

Bereits frühzeitig wurde ein Meldesystem entlang<br />

der Nordseeküste eingerichtet, sowie die notwendigen<br />

infrastrukturellen und informellen Netzwerke<br />

zur Erforschung und Management der Epidemie<br />

aufgebaut. In Schleswig-Holstein wurden neben den<br />

entsprechenden Landes- und Bundesbehörden auch<br />

die Umweltverbände mit in den "Aktionsplan<br />

Seehundstaupe" des Umweltministeriums mit<br />

eingebunden. Die Seuche breitete sich während der<br />

Sommermonate entlang der Wattenmeerküste aus,<br />

erreichte ihren Höhepunkt im deutschen Wattenmeer<br />

ab etwa Mitte September um danach wieder langsam<br />

abzuklingen. Am 14. November wurde der Aktionsplan<br />

in Schleswig-Holstein offiziell abgeschlossen.<br />

Tab. 1: Verluste im Detail (K= davon Kegelrobben):<br />

Ostsee (Kattegat/ Skagerrak)/ Limfjord:<br />

Dänemark: 2.509 (K: 0)<br />

Schweden: 4.000 (K: 0)<br />

Norwegen: 878 (K: 0)<br />

MeckVopo: 11 (K: 0)<br />

Gesamt: 7.398 (K: 0)<br />

Nordsee (Wattenmeer):<br />

Dänemark: 962 (K: 1)<br />

Schleswig-Holstein: 3.338 (K: 0),<br />

Helgoland: 270 (K: 0)<br />

Hamburg: 261 (K: 0)<br />

Niedersachsen: 3.851 (K: 19)<br />

Niederlande: 2.244 (K: 2)<br />

Gesamt: 10.926 (K: 22)<br />

Nordsee (außerhalb Wattenmeer):<br />

Belgien/ Frankreich: 22 (K: 0)<br />

Großbrit./ Nordirl. 3702 (K: mind. 581)<br />

Gesamt: 3.724 (K: mind. 581)<br />

(Quelle: MURSYS/ CWSS)<br />

Verluste in Zahlen:<br />

Bis zum offiziellen Ende des "Aktionsplanes Seehundestaupe"<br />

waren in Schleswig-Holstein seit dem<br />

11. August 3.600 tote Robben, darunter in der<br />

Hauptsache Seehunde, aber zu einem geringen<br />

Prozentsatz auch Kegelrobben (Halychoerus grypus)


geborgen worden. Für <strong>das</strong> gesamte internationale<br />

Wattenmeer - also einschließlich der Küsten Dänemarks<br />

und der Niederlande - wird ein Verlust von<br />

bislang rund 11.000 Tieren, für die gesamte betroffene<br />

Nord- und Ostseeregion von <strong>über</strong> 22.200<br />

angegeben (Stand 06.12.02).<br />

Trotz der hohen Mortalität ist die Population nach<br />

Einschätzungen von Fachleuten nicht in ihrem<br />

Bestand gefährdet. Im Sommer 2002 lebten allein im<br />

Wattenmeer rund 28.000 Seehunde.<br />

Ostsee<br />

Algenblüten<br />

In der südöstlichen Ostsee wurden Ende Juli starke<br />

Ansammlungen von Blaualgen an der Wasseroberfläche<br />

ausgemacht. Dabei handelte es sich um<br />

größere Vorkommen insbesondere der Blaualge<br />

"Nodularia spumigena", die zu den potentiell giftigen<br />

Blaualgen gehört. Der Kontakt mit der Haut und<br />

<strong>das</strong> Verschlucken von Blaualgen können zu verschiedenen<br />

Beschwerden wie z. B. Übelkeit, Erbrechen,<br />

Durchfall, Atemnot, Hautreizungen oder<br />

Quaddeln führen. Da es nicht möglich ist, mit<br />

einfachen Mitteln zwischen giftigen und ungiftigen<br />

Blaualgen zu unterscheiden, wird bei starken Blaualgenvorkommen<br />

generell vom Baden abgeraten. Da<br />

sich die Blaualgen abhängig von Wetter und Windrichtung<br />

zum Teil innerhalb kurzer Zeit auch in<br />

Küstennähe anreichern können, ist die Erfassung der<br />

aktuellen täglichen Situation schwierig. Deshalb ist<br />

eigenverantwortliches Verhalten wichtig: Blaualgenblüten<br />

sind durch eine starke grünliche Trübung<br />

des Wassers und durch Schlieren oder gar mehrere<br />

Zentimeter dicke Algenschichten in Ufernähe auch<br />

für den Laien zu erkennen. Wenn bereits in knietiefem<br />

Wasser die eigenen Füße nicht mehr zu erkennen<br />

sind, sollte <strong>das</strong> Baden vorsichtshalber vermieden<br />

werden. Insbesondere sollte auch darauf geachtet<br />

werden, <strong>das</strong>s Kinder und Haustiere nicht baden oder<br />

am Ufersaum planschen und blaualgenhaltiges<br />

Wasser schlucken. Durch die nördlichen Winde<br />

Ende Juli kam es in der westlichen Lübecker Bucht<br />

dazu, <strong>das</strong>s an den Stränden von Kellenhusen, Dahme<br />

und Meeschendorf auf Fehmarn für einige Tage vom<br />

Baden abgeraten werden musste. Die Badegäste<br />

wurden u.a. auf sofort aufgestellten Informationstafeln<br />

<strong>über</strong> die gesundheitlichen Risiken vor Ort<br />

informiert.<br />

Im Greifswalder Bodden und im Strelasund waren<br />

verschiedene Arten der coccalen Blaualge Woronichinia<br />

dominant und sehr zahlreich vertreten. Im<br />

Stettiner Haff wurde im Juni zwar eine starke<br />

Vermehrung fädiger Blaualgen festgestellt, doch<br />

setzte diese sich nicht in den Folgemonaten fort.<br />

Auch in der Pommerschen Bucht wurden im August<br />

hohe Konzentrationen von Blaualgen der Art Anabaena<br />

spiroides beobachtet. Eine Blüte der potenziell<br />

toxischen Blaualge Mikrocystis flos-aquae, wie<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 171<br />

sie in den Vorjahren stellenweise aufgetreten war,<br />

blieb diese Saison aus. So kam es nicht zu einer<br />

direkten Beeinträchtigung der Badestrände durch<br />

Algenblüten.<br />

Während des Sommers kam es in Bereichen der<br />

Flensburger und Kieler Förde sowie der Eckernförder<br />

Bucht stellenweise zur Ausbildung von Algenblüten,<br />

wie sie auch in den letzten Jahren wiederholt<br />

beobachtet wurden. Dominant sind hier verschiedene<br />

Dinoflagellaten (z. B. Gymnodinium sp., Prorocentrum<br />

minimum/micans) sowie verschiedene<br />

Kieselalgenarten (z. B. Dactyliosolen fragilissima,<br />

Skeletonema costatum, Rhizosolenia pungens.<br />

Chaetoceros sp., Leptocylindricus danicus). Bei<br />

intensiven Algenblüten einiger dieser Arten kann es<br />

zu braun-rötlichen Verfärbungen des Wassers<br />

kommen, die gerade in den inneren Bereichen<br />

insbesondere der Kieler Förde schon fast zum<br />

alljährlichen sommerlichen Erscheinungsbild gehören.<br />

Auf die Badewasserqualität haben diese Arten<br />

keinen negativen Einfluss. Zum Ende der Saison<br />

haben Blüten der größeren Dinoflagellaten der<br />

Gattung Ceratium zum Teil <strong>das</strong> sogenannte Meeresleuchten<br />

verursacht.<br />

Quallenvorkommen<br />

Die alljährlichen Massenvorkommen von Quallen an<br />

den Ostseestränden waren auch diese Saison wieder<br />

zu beobachten. Dabei handelt es sich aber stets zum<br />

Großteil um die Ohrenqualle Aurelia aurita, die für<br />

den Badegast keinerlei Gefahr darstellt. Nur vereinzelt<br />

kam es zu kleineren Ansammlungen von sogenannten<br />

Feuerquallen, der Gelben Haarqualle<br />

Cyanea capillata, die Badegäste durchaus empfindlich<br />

nesseln kann.<br />

Meeressäuger<br />

Siehe hierzu auch den Textabschnitt zum Robbensterben<br />

für die Nordsee.<br />

Mecklenburg-Strelitzer Seenplatte<br />

Die Badesaison 2002 verlief im Seengebiet von<br />

Mecklenburg-Vorpommern ohne nennenswerte<br />

Ereignisse. Es gab bis Ende August keine Meldungen<br />

<strong>über</strong> Einschränkungen für den Badebetrieb<br />

durch Blaualgenblüten, wie es in vorangegangenen<br />

Sommern oder in anderen Bundesländern auch in<br />

dieser Saison der Fall war.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Die Badestrände der deutschen Nord- und Ostseeküste<br />

gelten als die sichersten der ganzen Welt. Dies<br />

ist zu einem großen Teil den Rettungsschwimmern<br />

der DLRG (Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft)<br />

und der Wasserwacht des Deutschen Roten<br />

Kreuzes (DRK) zu verdanken. So kommen allein<br />

von der DLRG während der Saison vom 15. Mai bis<br />

30. September etwa 2500 Rettungsschwimmer in ca.


250 Rettungswachen an den norddeutschen Küsten<br />

zum Einsatz, die ihren Jahresurlaub damit verbringen,<br />

Dienst für die Sicherheit der Badegäste zu<br />

leisten. Bezahlt wird für den Einsatz unverständlicherweise<br />

so gut wie <strong>über</strong>haupt nicht: Für die<br />

ehrenamtliche Tätigkeit wird nur eine Pauschale von<br />

5 € pro Tag, An- und Abreise sowie freie Unterkunft<br />

und Verpflegung geboten. Gerade in der Nebensaison<br />

kommt es daher auch schon mal zu personellen<br />

Engpässen, zumal die DLRG Nachwuchssorgen<br />

plagen. Daher fordert die DLRG schon seit längerem,<br />

für den Einsatz der Rettungsschwimmer eine<br />

angemessenere Vergütung zu ermöglichen, zumal<br />

auch bei einer notwendig gewordenen Rettungsaktion<br />

keine Gebühren von der Krankenkasse des<br />

Verunfallten gefordert werden, was bei dem Einsatz<br />

von Rettungskräften an Land hingegen völlig normal<br />

ist.<br />

Geregelt ist die Überwachung der Badestellen in<br />

Schleswig-Holstein durch die Badestellenverordnung<br />

des Landes. Dort ist festgeschrieben, <strong>das</strong>s an<br />

betriebenen Badestellen - also in der Regel dort, wo<br />

Eintritt gezahlt werden muss - für einen Strandabschnitt<br />

von 600 Metern zwei Aufsichtspersonen<br />

einzusetzen sind. Auch in Mecklenburg-<br />

Vorpommern stehen die meisten touristisch genutzten<br />

Strände unter der engmaschigen Überwachung<br />

durch Rettungsschwimmer. Insbesondere in den<br />

letzten Jahren wurden dort viele Rettungswachen<br />

neu gebaut und sind mit modernsten Hilfsmitteln<br />

ausgestattet. Funk, Motorboot sowie Erste-Hilfe-<br />

Ausrüstung mit Sauerstoffversorgung gehören<br />

mittlerweile zum Standard. Vielfach verfügen die<br />

Stationen auch <strong>über</strong> Jetski zum schnellen Einsatz bei<br />

unmittelbar lebensbedrohlichen Situationen.<br />

Verantwortlich für die Wasserrettung an der niedersächsischen<br />

Nordseeküste ist der Landesverband der<br />

DLRG Niedersachsen mit Sitz in Bad Nenndorf.<br />

Niedersachsen stellt mit 73.000 Mitgliedern und<br />

rund 300 Ortsgruppen in 19 Bezirken den größten<br />

Landesverband der Bundesrepublik. Die gesetzliche<br />

Grundlage zur Badestellen<strong>über</strong>wachung entspricht<br />

der in Schleswig-Holstein.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Anzahl der<br />

nötigen Aufsichtspersonen nicht so klar definiert, da<br />

eine entsprechende Verordnung bisher nicht erlassen<br />

wurde. Lediglich eine Empfehlung des Sozialministeriums<br />

liegt vor, in der wie in Schleswig-Holstein<br />

zwei Aufsichtspersonen für einen Strandabschnitt<br />

von 600 Metern vorgesehen werden. Die Entscheidung,<br />

ob eine Überwachung der Badestellen nötig<br />

ist, liegt aber bei den Kommunen und kann entsprechend<br />

ausgelegt werden. Insbesondere unbewachte<br />

aber stark frequentierte Badestellen stellen an der<br />

Küste naturgemäß eine größere Gefahr dar. Beispielsweise<br />

werden der kilometerlange Sandstrand<br />

zwischen Zingst und Prerow oder die Schaabe auf<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 172<br />

Rügen zwischen Glowe und Juliusruh in den Sommermonaten<br />

regelmäßig von vielen Badegästen<br />

besucht, diese seien jedoch unbewacht. Die DLRG<br />

kritisiert diese Lücken in der Überwachung und<br />

fordert schon seit mehreren Jahren eine entsprechende<br />

Badestellenverordnung.<br />

Insgesamt werden an den norddeutschen Küsten im<br />

Jahr etwa 450.000 Wachstunden an den Stränden<br />

geleistet, wobei Erste-Hilfe in durchschnittlich 200<br />

schweren Fällen nötig wird. Hinzu kommen die<br />

unzähligen kleinen "Katastrophen" des Strandalltags<br />

wie Schnitt- und Schürfwunden, verloren gegangene<br />

Kinder, abgetriebene Wasserspielzeuge und ähnliches<br />

mehr.<br />

In jeder Saison sind leider auch einige Todesfälle zu<br />

beklagen. Seit zwei Jahren nimmt die Zahl der<br />

Badeunfälle mit tödlichem Ausgang bedauerlicherweise<br />

wieder zu, nachdem es bis zum Jahr 2000 eine<br />

eher rückläufige Tendenz in diesem Bereich gab.<br />

Die aktuelle Statistik <strong>über</strong> Ertrinkungsunfälle in<br />

Deutschland weist in Halbjahresbilanz zwischen<br />

Januar und August 2002 481 Todesfälle aus, was<br />

eine Zunahme um 71 Fälle in Vergleich zum ersten<br />

Halbjahr 2001 bedeutet. In der Hochsommersaison<br />

zwischen Juni und August fanden mit 287 Menschen<br />

37 mehr den Tod als noch im Jahr zuvor. Auch nach<br />

Abzug der 22 Todesopfer der Elbeflut als Folge<br />

einer Sondersituation, liegt die Zahl der Todesfälle<br />

durch Ertrinken höher als im Vergleichszeitraum des<br />

Vorjahres, nämlich bei 49 für die Monate Januar bis<br />

August und 15 zwischen Juni und August 2002.Wie<br />

in den vergangenen Jahren verunglückten die meisten<br />

Menschen, nämlich insgesamt 318 an un<strong>über</strong>wachten<br />

Flüssen, Seen, Bächen und Teichen. Gegen<strong>über</strong><br />

der gestiegenen Zahl an Binnengewässern<br />

ging die Zahl der Ertrinkungsfälle im Meer leicht<br />

zurück, was Fachleute allerdings auf die niedrigen<br />

Wassertemperaturen zu Beginn der Badesaison<br />

zurückführen. So starben bis Ende August insgesamt<br />

28 Personen im Meer, gegen<strong>über</strong> 37 Personen im<br />

ganzen Jahr 2001. Bei der Rangliste der Bundesländer<br />

liegt Bayern mit einer Gesamtzahl von<br />

87 Ertrinkungsfällen vor Nordrhein-Westfalen mit<br />

71 und Baden Württemberg sowie Niedersachsen,<br />

beide mit 36 Fällen, auf dem ersten Platz in<br />

Deutschland.<br />

Häufig ist Leichtsinn oder unvernünftiges Verhalten<br />

wie die Missachtung von Badeverboten und Alkoholkonsum<br />

bei den schweren Unfällen mit im Spiel,<br />

wobei <strong>das</strong> Risiko an den unbewachten Stränden am<br />

größten ist. Trotz dieser traurigen Zwischenfälle<br />

kann die Sicherheit an den deutschen Meeresbadestellen<br />

insgesamt als sehr gut bezeichnet werden.<br />

Insbesondere die vielen flachen Badebereiche<br />

machen die Strände auch für Eltern mit kleinen<br />

Kindern sehr attraktiv. Für zusätzliche Sicherheit


sollte durch <strong>das</strong> eigene umsichtige Verhalten gesorgt<br />

werden.<br />

Das besondere Gefahrenpotenzial der Nordsee für<br />

unerfahrene Badende und Wattwanderer liegt in den<br />

Eigenheiten des Gezeitenwechsels. Die starken<br />

Unterströmungen bei ablaufendem Tidewasser<br />

können besonders Kinder, aber auch erfahrenen<br />

Schwimmer in Richtung offenes Meer ziehen.<br />

Auflaufendes Wasser gefährdet besonders Wattwanderer,<br />

die in Unkenntnis des aktuellen Tidenkalenders<br />

oder aus Unwissenheit zu weit auf die offene<br />

Wattfläche geraten sind. Oft müssen Rettungsdienste<br />

ausrücken, um den von der steigenden Flut Eingeschlossenen<br />

Hilfe zu leisten, die häufig mit Unterkühlungen<br />

aufgenommen werden. Auch an Buhnen<br />

können sich häufig unterschätzte Strömungen<br />

ausbilden und an den offenen Seeseiten der Watteninseln<br />

besteht erhöhtes Risiko durch Wellenschlag<br />

und Querströmung.<br />

Doch nicht nur <strong>das</strong> Baden im Meer verlangt eine<br />

gewisse Umsichtigkeit und eine gesunde realistische<br />

Einschätzung der eigenen Kräfte. Auch an Binnengewässern<br />

kam es zu Unfällen beim Baden, u. a. an<br />

den Seen Mecklenburg-Vorpommerns. An den meist<br />

unbewachten Badestellen der Binnengewässer, die<br />

zum Teil auch recht un<strong>über</strong>sichtlich sein können,<br />

sollten Eltern und Betreuer von Kinder- und Jugendgruppen<br />

stets die Aufsichtspflicht sehr ernst nehmen,<br />

um im Ernstfall auch wirklich Hilfe leisten zu<br />

können.<br />

4.8 Chronik besonderer Ereignisse in der<br />

Region<br />

22.05.2002<br />

In Seehundkadavern, die auf der dänischen Ostseeinsel<br />

Anholt im Kattegatt gefunden wurden, identifizierten<br />

Veterinärmediziner den Seehundestaupevirus<br />

(PDV), der bereits 1988 als Auslöser einer Nordseeweiten<br />

Robben-Epidemie für den Tod von rund<br />

60 % des damaligen Seehundbestandes verantwortlich<br />

war. Der erneute Ausbruch der Robbenseuche<br />

kam in Nord- und Ostsee erst Mitte November zum<br />

Stillstand. Auf den Britischen Inseln war die Seuche<br />

auch im Dezember noch nicht zu Ende. Der Badebetrieb<br />

wurde nicht beeinflusst.<br />

14.06.2002<br />

Bereits Mitte Juni traten die ersten Massen von<br />

Algen und Quallen im Bereich der ostfriesischen<br />

Inseln auf. Der Grund für die außergewöhnlich<br />

frühzeitigen Massenbildungen lag in der ungewöhnlich<br />

hohen Wassertemperatur der Nordsee im Winter<br />

und Frühjahr. Dieser Umstand bietet beste Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung des marinen Planktons.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 173<br />

12.07.2002<br />

Deutschlands erstes Sandskulpturen-Festival wurde<br />

in Travemünde eröffnet. Rund 80 Künstler aus aller<br />

Welt versuchten aus 3.000 Tonnen Spezialsand<br />

spektakuläre Kunstwerke zu schaffen.<br />

17.07.2002<br />

Für Aufregung sorgte ein Bombenfund auf der<br />

Hochseeinsel Helgoland. Drei bis zu sieben Zentner<br />

schwere Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg<br />

wurden bei Sturm auf den felsigen Strand gespült.<br />

Die Entschärfung durch ein Spezialteam ging ohne<br />

Zwischenfälle vonstatten.<br />

03.08.2002<br />

In Cuxhaven nahm eine neue zentrale Leitstelle der<br />

Wasserschutzpolizei ihren Dienst auf. Sie ist für die<br />

Reviere Nord- und Ostsee zuständig und soll vor<br />

allem die Kooperation zwischen den fünf deutschen<br />

Küstenbundesländern optimieren.<br />

28.08.2002<br />

Außergewöhnlich heftige Niederschläge gingen <strong>über</strong><br />

Nord-, Nordwest- und Nordostdeutschland nieder<br />

und führten zu weiträumigen Überflutungen entlang<br />

der Flüsse und deren kleineren Zuläufen. Es kam zu<br />

weiträumigen Überflutungen und Zerstörungen<br />

großen Ausmaßes, unter anderem auch entlang der<br />

Elbe. Die Behörden warnten vor Verunreinigung<br />

und hygienischen Belastungen infolge der Wassermassen.<br />

5. Danksagung<br />

Eine Reihe von Institutionen und Einzelpersonen<br />

haben auch in diesem Jahr wieder zum Gelingen des<br />

Sommerservice beigetragen. Stellvertretend für viele<br />

andere sei hier besonders Frau Dau und Frau Reppin<br />

vom Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Herrn Dr. Mohr und Frau Dreyer vom Landesamt<br />

für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, Herrn<br />

Dr. Heinemeyer und Herrn Janssen vom Staatlichen<br />

Medizinaluntersuchungsamt Aurich in Niedersachsen<br />

sowie Herrn Dr. Knobling vom Ministerium für<br />

Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Schleswig-Holstein<br />

für ihre kooperative Zusammenarbeit<br />

und stete Hilfsbereitschaft herzlich gedankt. Für<br />

interessante Informationen und aktuelle Auskünfte<br />

<strong>über</strong> Algenblüten danken wir insbesondere Frau<br />

Göbel (Landesamt für Natur und Umwelt Flintbek),<br />

Herrn von Weber (Landesamt für Umwelt und Natur<br />

Stralsund), Frau Schöppe (Staatliches Amt für<br />

Umwelt und Natur Stralsund). Herzlicher Dank geht<br />

auch an Herrn Lothar Koch von der Schutzstation<br />

Wattenmeer auf Sylt für die regelmäßige Übersendung<br />

von aktuellen Informationen zu ökologischen<br />

Belangen aus dem Bereich des schleswigholsteinischen<br />

Wattenmeeres bzw. Stellungnahmen<br />

zur Entwicklungen im Nationalpark schleswigholsteinisches<br />

Wattenmeer insgesamt.


6. Adressen<br />

Landesamt für Natur und Umwelt<br />

des Landes Schleswig-Holstein<br />

Frau Jeanette Göbel<br />

Hamburger Chaussee 25<br />

24220 Flintbek<br />

Tel: 04347 - 704-444<br />

Fax: 04347 - 704-402<br />

Landesamt für Natur und Umwelt<br />

des Landes Schleswig-Holstein<br />

Frau Dreyer<br />

Hamburger Chaussee 25<br />

24220 Flintbek<br />

Tel: 04347 - 704-229<br />

Fax: 04347 - 704-202<br />

Landesamt für Natur und Umwelt<br />

des Landes Schleswig-Holstein<br />

Herr Dr. Mohr<br />

Hamburger Chaussee 25<br />

24220 Flintbek<br />

Tel: 04347 - 704-220<br />

Fax: 04347 - 704-202<br />

Landesamt für Umwelt, Naturschutz<br />

und Geologie Mecklenburg-<br />

Vorpommern (LUNG)<br />

Herr von Weber<br />

Goldbergerstr. 12<br />

18273 Güstrow<br />

Tel.: 03843- 777-331<br />

Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales des Landes<br />

Schleswig-Holstein<br />

Herr Dr. Knobling<br />

Adolf-Westphal-Str.4<br />

24143 Kiel<br />

Tel.: 0431 - 988-5473<br />

Fax: 0431 - 988-5416<br />

Ministerium für Soziales<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Frau Anne-Katrin Dau<br />

Werder Straße 124<br />

Postfach 544<br />

19055 Schwerin<br />

Tel.: 0385 - 588-9362<br />

Fax: 0385 - 588-9099<br />

Staatliches Amt für Umwelt und<br />

Natur (StAUN) Stralsund<br />

Frau Schöppe<br />

Badenstr. 18<br />

18439 Stralsund<br />

Tel.: 03831 - 696-710<br />

Niedersächsisches Landesgesundheitsamt<br />

- Außenstelle Aurich (NLGA) -<br />

Herr Dr. E. A. Heinemeyer<br />

Herr F. Janssen<br />

Lüchtenburger Weg<br />

26603 Aurich 24<br />

Tel.: 04941 - 2621<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 174<br />

Tourismusverband Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Herr Fischer<br />

Platz der Freundschaft 1<br />

18059 Rostock<br />

Tel.: 0381 – 4030500<br />

Tourismus-Agentur Schleswig-<br />

Holstein GmbH<br />

Walkerdamm 17<br />

24103 Kiel<br />

Tel.: 0431-60058-40<br />

Fax: 043160057-44<br />

Tourismus Marketing Niedersachsen<br />

GmbH - TMN<br />

Theaterstraße 4-5<br />

30159 Hannover<br />

Tel.: 0511-270488-0<br />

Fax: 0511-270488-8<br />

Schutzstation Wattenmeer<br />

c/o Lothar Koch<br />

Bötticher Str. 18<br />

25980 Westerland/ Sylt<br />

Tel.: 04651 - 26088<br />

Fax: 04651 - 26167<br />

E-Mail: l.koch@cldithm.comlink.de<br />

Umweltstiftung WWF<br />

- Wattenmeerstelle -<br />

c/o Dr. Ulrich Rösner<br />

Norderstr. 3<br />

25831 Husum<br />

Tel.: 04841 - 62073<br />

Fax: 04841 - 4736


Regionalbericht Bodensee 2002<br />

Bearbeitet von Sylvia Merkt, Konstanz<br />

1. Die Region und ihre Strände<br />

Der Bodensee ist mit einer Oberfläche von<br />

571,6 km² der größte See Deutschlands und zugleich<br />

auch internationales Gewässer im Dreiländereck<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er wird in<br />

zwei charakteristische Bereiche geteilt: den Obersee<br />

mit dem Überlingersee und den Untersee mit den<br />

Seeteilen Gnadensee und Zellersee. Die tiefste Stelle<br />

des Bodensees mit 256 m liegt im Oberseebecken<br />

zwischen Fischbach (D) und Uttwil (CH). Der See<br />

wird vor allem vom Alpenrhein gespeist, der an der<br />

schweizerisch-österreichischen Grenze mündet. Bei<br />

Konstanz verbindet ein kurzes Rheinstück, der<br />

Seerhein, den Obersee mit dem Untersee. Letzteren<br />

durchfließt er erneut als „Rheinsee“, um ihn 25 km<br />

westlich davon bei Stein am Rhein endgültig als<br />

Hochrhein zu verlassen. Der Bodensee dient seinem<br />

Einzugsgebiet sowie dem Großraum Stuttgart als<br />

Trinkwasserreservoir. Insgesamt werden nahezu vier<br />

Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem<br />

Bodensee versorgt. Der Bodensee ist auch beliebtes<br />

Segel- und Sportbootrevier; mehr als 55.000 Wasserfahrzeuge<br />

aller Klassen sind hier offiziell zugelassen.<br />

Fährlinien und Ausflugsboote verbinden die<br />

wichtigsten Städte. An den Ufern finden sich zahlreiche<br />

Campingplätze und Strandbäder.<br />

2. Überwachung der Badegewässerqualität<br />

durch die Region<br />

2.1 Probennahme und Messpunkte<br />

Rund um den See werden 106 offizielle Badestellen<br />

geführt und regelmäßigen Qualitätskontrollen<br />

unterzogen. In Deutschland sind die Gesundheitsämter<br />

der Landkreise Konstanz, des Bodenseekreises<br />

(beide Baden-Württemberg) und Lindau (Bayern)<br />

für die Überwachung der Hygiene der Badegewässer<br />

zuständig. Die Probennahmen und die Analysen<br />

werden nach Landesgesetz in Anlehnung an die EU-<br />

Richtlinien durchgeführt. In Baden-Württemberg<br />

galten bis 1997 ausschließlich die von den Gesundheitsämtern<br />

erhobenen Wasserproben als offizielle<br />

Datengrundlage entsprechend der EU-Richtlinie. Sie<br />

werden an <strong>das</strong> Labor des Landesgesundheitsamtes<br />

nach Stuttgart geschickt und dort analysiert. Durch<br />

die langen Bearbeitungswege liegen die Analyseergebnisse<br />

oft erst eine Woche nach den Probennahmen<br />

vor. Im Landkreis Konstanz werden schon seit<br />

mehreren Jahren im Auftrag der Kommunen zusätzliche<br />

Proben zur Badegewässerqualität durch private<br />

Labors analysiert. Deren Ergebnisse werden bis dato<br />

jedoch nicht <strong>über</strong> die <strong>über</strong>geordneten Dienststellen<br />

nach Brüssel weitergeleitet.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 175<br />

In den vergangenen Jahren kam es seitens der EU<br />

wiederholt zu Beurteilungen der Badestellen am<br />

Bodensee, die mit der erhobenen Datenlage nicht zu<br />

erklären waren. Vielen Stellen wurde eine zu geringe<br />

Probenahmehäufigkeit attestiert; womöglich sind<br />

nicht alle Originaldaten in Brüssel angelangt oder<br />

berücksichtigt worden. Ein Anfang '97 getroffener<br />

Beschluss des Sozialministeriums Stuttgart empfiehlt<br />

nun die wöchentliche hygienische Kontrolle<br />

der Badestellen während der Saison, um auf jeden<br />

Fall eine ausreichende Datengrundlage zu gewährleisten.<br />

Da die hierfür nötigen zusätzlichen Proben<br />

auf Gemeindeebene genehmigt und von Gemeinde<br />

oder Betreiber finanziert werden müssen, ist es nicht<br />

möglich, diesen Beschluss flächendeckend umzusetzen.<br />

Im Rahmen dieser neuen Regelung wurden nun<br />

endlich auch Analysen ausgewählter privater Labors<br />

als offizielle Messungen anerkannt.<br />

Nebenbei kann nun auch an Stellen, an denen mehr<br />

als 19 Messungen pro Saison stattfinden, der 5 %-<br />

Regel der EU-Richtlinie ein Schnippchen geschlagen<br />

werden. Nach dieser wird, wenn weniger als<br />

20 Messungen vorliegen, ein Badeplatz schon bei<br />

einer einmaligen Grenzwert<strong>über</strong>schreitung (> 5 %<br />

der Proben) als nicht konform (= roter Punkt)<br />

eingestuft. Fraglich bleibt, ob diese statistische<br />

Schönung schlechter Messergebnisse auch dem<br />

Bestreben dient, Belastungsquellen zu lokalisieren<br />

und zu beseitigen.<br />

Die österreichischen Badestellen werden ebenfalls<br />

nach EU-Richtlinien <strong>über</strong>wacht. Die Probennahme<br />

erfolgt 14-tägig. Zuständig dafür ist <strong>das</strong> Umweltinstitut<br />

des Landes Vorarlberg in Bregenz.<br />

In der Schweiz werden die Probennahmen, Analysen<br />

und Bewertungen nach den „Schweizerischen<br />

Empfehlungen für die hygienische Beurteilung von<br />

See- und Flussbädern“ vorgenommen, die sich von<br />

den EU-Richtlinien unterscheiden. Hierbei werden<br />

gegen<strong>über</strong> den anderen Bodenseeanrainern keine<br />

gesamtkoliformen Keime gemessen. Stattdessen<br />

werden bei jeder Messung die Proben nach Salmonellen<br />

untersucht, ein ebenfalls sinnvoller Indikator<br />

für die Existenz weiterer Krankheitserreger. Die<br />

Analysen werden in den kantonalen Gewässerschutzlabors<br />

durchgeführt.<br />

Im Kanton St. Gallen wurde für <strong>das</strong> Jahr 1998 und<br />

folgende beschlossen, die Gewässergüte betreffende<br />

Messungen nur noch alle drei Jahre vorzunehmen,<br />

da von Jahr zu Jahr kaum signifikante Veränderungen<br />

aufgetreten sind. Allerdings besteht in diesem<br />

Zusammenhang die Ausnahmeregelung, drei Messpunkte<br />

im Kanton einmal in der Saison zu beproben.


So wurden in der Saison 2002 im Kanton St. Gallen<br />

an sieben Messstellen durch die Saison hindurch<br />

neun Messkampagnen durchgeführt. Im Kanton<br />

Thurgau wurden in der Badesaison 2002 an<br />

21 Messstellen 46 Proben gezogen. Im Gegensatz zu<br />

den Bodenseeanrainern Österreich und Deutschland<br />

wird in der Schweiz eine Messung alle drei Wochen<br />

als ausreichend zur hygienischen Gewässercharakterisierung<br />

erachtet. Die Schweizer Messstellen<br />

können wegen der geringeren Probenahmedichte,<br />

aber auch aufgrund unterschiedlicher Indikatorkeime<br />

daher nur unter Vorbehalt mit den österreichischen<br />

und deutschen Stellen verglichen werden.<br />

2.2 Mikrobiologische Untersuchung<br />

Deutschland: Mikrobiologische Untersuchungen auf<br />

Gesamtkoliforme, Fäkalkoliforme und Fäkalstreptokokken<br />

erfolgen entsprechend den mikrobiologischen<br />

Untersuchungsverfahren (Gruppe K) nach<br />

DIN 38 411, Teil 6, Juni 1991, die sowohl die<br />

Methode der Flüssigkeitsanreicherung als auch die<br />

Membranfiltermethode vorsieht.<br />

Schweiz und Österreich: Die hier gängigen Analysemethoden<br />

entsprechen weitestgehend denen in<br />

Deutschland, vorrangig wird <strong>das</strong> Membranfilterverfahren<br />

verwendet.<br />

2.3 Maßnahmen bei hygienischen Beanstandungen<br />

Deutschland: Bei hygienischen Beanstandungen<br />

(Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen nach EU-Richtlinie)<br />

erfolgt eine Benachrichtigung des Strandbad-<br />

Betreibers und die Aufforderung, ursächliche Belastungsquellen<br />

aufzuzeigen. Innerhalb der folgenden<br />

Tage werden Nachproben gezogen. Aufgrund deren<br />

Ergebnisse und einer Vor-Ort-Inspektion wird von<br />

amtsärztlicher Seite dar<strong>über</strong> entschieden, ob die<br />

entsprechende Badestelle mit einem Badeverbot<br />

belegt werden muss. Werden bei den Nachproben<br />

Salmonellen nachgewiesen, wird sofort ein Badeverbot<br />

ausgesprochen. Ergeben weitere Zusatzuntersuchungen<br />

keine entsprechenden Beanstandungen<br />

mehr, kann <strong>das</strong> Badeverbot sogleich wieder aufgehoben<br />

werden.<br />

An zwei Stellen im Landkreis Bodenseekreis<br />

(Strandbad Eriskirch und Strandbad Langenargen)<br />

wurde dar<strong>über</strong> hinaus ein Frühwarnsystem für<br />

hygienische Belastungen durch den hier mündenden<br />

Fluss Schussen eingerichtet. Durch <strong>das</strong> Hissen einer<br />

roten Flagge wird eine mögliche Belastung angezeigt.<br />

Diese prophylaktische Maßnahme sagt nichts<br />

<strong>über</strong> die tatsächliche Belastung im Badebereich aus,<br />

ist demzufolge nicht mit einem Badeverbot gleichzusetzen.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 176<br />

Schweiz: Zeigen die Routinemessungen erhöhte<br />

hygienische Belastungen, werden zunächst die<br />

Betreiber der Strandbäder und die Kommunen<br />

informiert. In der Regel werden keine Badeverbote<br />

verhängt, sondern die Öffentlichkeit <strong>über</strong> die Regionalpresse<br />

informiert und auf diese Weise an die<br />

Eigenverantwortung der Badegäste appelliert. Bei<br />

besonders hohen oder auffälligen Belastungen<br />

können auch Badeverbote verhängt werden, nachdem<br />

der zuständige Kantonsarzt zu Rate gezogen<br />

wurde.<br />

Österreich: Seit Frühjahr 1997 gilt die Novelle des<br />

Österreichischen Bäderhygienegesetzes. Bei Überschreitung<br />

der EU-Grenzwerte in Hygieneparametern<br />

werden unverzüglich Nachproben anberaumt.<br />

Bestätigen diese die festgestellte Belastung, wird als<br />

zuständige Behörde die Bezirkshauptmannschaft<br />

aktiv und lässt den Badebereich sperren.<br />

3. Die Region im Sommerservice-Programm<br />

3.1 Informationsbeschaffung für den ADAC-<br />

Sommerservice<br />

Bereits 1995 wurde der Bodensee informell in <strong>das</strong><br />

Programm des ADAC-Sommerservice aufgenommen.<br />

In den zurückliegend durchgeführten Programmen<br />

zum ADAC-Sommerservice am Bodensee<br />

konnte eine stetige Intensivierung der Kontakte zu<br />

den Gesundheitsämtern bzw. den zuständigen<br />

staatlichen Labors der drei Anrainerstaaten erreicht<br />

werden. Die vertragliche Vereinbarung mit dem<br />

ADAC sah jedoch im Jahr 2002 keine Stelle eines<br />

Regionalbearbeiters für den Bodensee vor, weshalb<br />

lediglich die für die Datenverarbeitung notwendigen<br />

Routinearbeit für diese Region geleistet werden<br />

konnte. Alle Arbeiten liefen <strong>über</strong> die Zentrale in<br />

Konstanz, in der die Originaldaten der Saison<br />

gesammelt weiterverarbeitet wurden.<br />

4. Badesaison 2002<br />

4.1 Touristische Entwicklung und Situation<br />

Die Badesaison 2002 war im Allgemeinen gut. So<br />

die einhellige Meinung der Betreiber der öffentlichen<br />

Badeanstalten rund um den See. Die aktuellen<br />

Zahlen der Strandbäder im Drei-Jahres-Vergleich für<br />

<strong>das</strong> "Hörnle" und <strong>das</strong> Rheinstrandbad in Konstanz<br />

sowie <strong>das</strong> Strandbad Wallhausen zeigen dem Trend<br />

der letzten Jahre entsprechend deutlich nach oben. In<br />

allen drei Einrichtungen wurden in der vergangenen<br />

Saison Besucherrekorde verzeichnet. Die touristische<br />

Saison insgesamt ist am Bodensee zufriedenstellend<br />

ausgefallen. Bei auswärtigen Feriengästen<br />

ist z. B. die Stadt Konstanz nach wie vor beliebt, die<br />

Übernachtungs- und Ankunftszahlen sind hier im<br />

Vergleich zum Vorjahr um ca. 4 % angestiegen.<br />

Auch die durchschnittliche Verweildauer ist länger<br />

geworden, blieben die Touristen 1999 noch 3,5 Tage


in Konstanz, so waren es im Jahr 2002 3,9 Tage.<br />

Rund 20 % der Gäste kamen aus dem Ausland; an<br />

der Spitze der Auslands-Statistik stehen die Schweiz<br />

und die USA.<br />

Die gesamte Reiseregion Bodensee-Oberschwaben<br />

erzielte für die Monate Juli und August des Jahres<br />

2002 mit einem Übernachtungszuwachs um 2,3 %<br />

ein <strong>über</strong>durchschnittliches Ergebnis. Es ergab sich<br />

für die Ankünfte ein insgesamter Anstieg um 7,5 %,<br />

8,2 % mehr ausländische Touristen besuchten die<br />

Region Bodensee. Die Übernachtungszahlen stiegen<br />

um 6,3 %, der Anteil der ausländischen Touristen,<br />

die in der Region <strong>über</strong>nachtet haben, ist um 13,5 %<br />

angestiegen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

in der Region Bodensee-Oberschwaben betrug<br />

ähnlich wie in Konstanz, vier Tage. Auch im österreichischen<br />

Bregenz konnten Zuwächse bei den<br />

Übernachtungszahlen verbucht werden. Im Juli 2002<br />

wurden 3 % mehr Übernachtungen registriert als im<br />

Juli davor, im August ergab sich sogar eine Steigerung<br />

gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr um 9,37 %. Erst im<br />

September und Oktober ließen sich Rückgange in<br />

den Übernachtungszahlen von 1,14 %, bzw. 17,96 %<br />

verzeichnen. Der <strong>über</strong>wiegende Anteil der Touristen<br />

in der Region rund um Bregenz in der Sommersaison<br />

kommt mit jeweils <strong>über</strong> 30 % aus Österreich<br />

selbst und aus Deutschland. Touristen aus den USA<br />

oder Übersee rangieren mit 1,52 % am Ende der<br />

Besucherstatistik. Besonders deutlich zeigt sich<br />

anhand der statistischen Auswertung des Juni 2002<br />

der Trend zum Tagesausflug. Bei den Gästeankünften<br />

im Juni 2002 konnte die Region Bregenz ein<br />

Plus im Vergleich zum Vorjahr von <strong>über</strong> 10 %<br />

verbuchen, bei den Übernachtungen im selben<br />

Zeitraum lediglich ein Plus von knapp 3 %. Im<br />

Kanton St. Gallen konnte sowohl bei den Ankünften<br />

als auch bei den Logiernächten in den letzten Jahren<br />

ein stetiger Zuwachs festgestellt werden, so z. B. um<br />

5,7 % bei den Ankünften von 1999 auf <strong>das</strong> Jahr<br />

2000 und sogar um 5,9 % bei den Logiernächten.<br />

Mit 18,5 % stellen die Urlauber aus dem benachbarten<br />

Deutschland den Hauptteil der ausländischen<br />

Touristen, gefolgt mit 2,4 % von US-Amerikanern<br />

und Briten. Im Kanton Thurgau haben die Logiernächtezahlen<br />

im Jahr 2001 (Zahlen aus dem Jahr<br />

2002 lagen zum Zeitpunkt des Redaktionsschluss<br />

noch nicht vor) kräftig zugenommen. Die Nachfrage<br />

nach touristischen Dienstleistungen hat sich nicht<br />

nur auf den <strong>über</strong>nachtenden Tourismus, sondern<br />

auch auf den Ausflugsverkehr und die Gastronomie<br />

positiv ausgewirkt. Im Jahr 2001 wurden in Thurgauer<br />

Hotel- und Kurbetrieben insgesamt 378.684<br />

Logiernächte verzeichnet, was einer Zunahme von<br />

13,7 % oder 45.747 Übernachtungen mehr als im<br />

Vorjahr entspricht. Bei den ausländischen Gästen<br />

ergab sich eine Übernachtungszunahme von 13,4 %,<br />

Besucher aus Deutschland stellten mit 58 % den<br />

Hauptanteil an den ausländischen Nächtigungen.<br />

89 % der ausländischen Gäste stammten aus Europa.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 177<br />

Die Aufenthaltsdauer pro Gast betrug durchschnittlich<br />

2,2 Nächte. Noch nie konnten im Thurgau mehr<br />

Ankünfte als im Jahre 2000 verzeichnet werden. So<br />

konnte die Zahl der im Thurgau verfügbaren Hotelbetten<br />

leicht gesteigert werden und beläuft sich nun<br />

auf durchschnittlich 3.200 verfügbare Betten. Die<br />

Zimmerauslastung <strong>über</strong>trifft bei vielen Hotelbetrieben<br />

die 50%-Marke. Die Nachfrage für <strong>das</strong> Thurgauer<br />

Parahotellerie-Angebot (Campingplätze,<br />

Jugendherbergen, Gruppenunterkünfte, Ferienwohnungen,<br />

Ferien auf dem Bauernhof und Schlaf im<br />

Stroh) belief sich auf rund 500.000 Logiernächte.<br />

Die am Ausflugsverkehr beteiligten Leistungsträger<br />

meldeten für <strong>das</strong> Jahr 2001 erfreuliche Besucher-<br />

und Frequenzzahlen. Die Flotte der Schweizerischen<br />

Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (SBB AG)<br />

konnte einen Passagierzuwachs von 18,3 % gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr vermelden. Die Auto- und Reisefähre<br />

Romanshorn-Friedrichshafen erzielte einen<br />

Zuwachs von 5,3 % bei den Passagieren und 15,2 %<br />

beim Transport von Fahrzeugen. Die Schweizerische<br />

Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein transportierte<br />

412.890 Fahrgäste. Dies sind 117.405<br />

Passagiere (+ 39 %) mehr als 1999. Der Raddampfer<br />

"Hohentwiel" beförderte 29.800 Fahrgäste, was<br />

einer Steigerung zum Vorjahr von 16,5 % entspricht.<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, <strong>das</strong>s der Bodensee<br />

nach letzten Umfragen als Ferienziel bekannter ist<br />

als der Schwarzwald oder <strong>das</strong> Allgäu und <strong>das</strong>s die<br />

recht guten Übernachtungszahlen rund um den<br />

Bodensee die Einbußen durch <strong>das</strong> Hochwasser vom<br />

Frühsommer 1999 weitestgehend wettgemacht<br />

haben. Sogar die immensen Einbußen der Campingplätze<br />

von rund 18 % konnten in den darauf folgenden<br />

Saisons wieder ausgeglichen werden. In der<br />

Hochsaison bestimmen die klassischen Feriengäste<br />

und Kurzurlauber am Bodensee <strong>das</strong> Bild. Ein Trend<br />

zur Pauschal- und Gruppenreise an den Bodensee<br />

lässt sich kontinuierlich in den vergangenen<br />

10 Jahren feststellen. Neue Impulse für Pauschalreisen<br />

bietet u. a. die im Jahr 2000 eingeführte Bodensee-Erlebniskarte,<br />

die auch in der vergangenen<br />

Saison mit rund 66.000 verkauften Exemplaren<br />

wieder guten Absatz gefunden hat. Am beliebtesten<br />

sind nach wie vor die Drei-Tages-Karten, die mit<br />

24.214 Exemplaren am meisten verkauft wurden,<br />

33.253 Karten wurden für sieben Tage verkauft und<br />

7.833 für 14 Tage. Etwa gleich wie im Vorjahr lag<br />

die Zahl der Nutzung pro Karte, an der Spitze lagen<br />

die Bodensee-Schifffahrt, die Insel Mainau, <strong>das</strong> Sea-<br />

Life-Center, die Pfänderbahn und <strong>das</strong> Zeppelinmuseum.<br />

Die Erlebniskarte bietet dem Touristen mit<br />

insgesamt 185 Partnern in den vier Bodensee-<br />

Ländern Schweiz, Österreich, Deutschland und dem<br />

Fürstentum Liechtenstein für 47 € an drei aufeinander<br />

folgenden Tagen, für 60 € an sieben Tagen und<br />

für 87 € 14 Tage lang jeweils für Erwachsene freie<br />

Fahrt auf allen Bodensee-Kursschiffen und zahlreichen<br />

Bergbahnen, freien Eintritt auf der Insel Mai-


nau, in zahlreiche Museen und Attraktionen rund um<br />

den Bodensee und schließlich in Strand- und Freibäder,<br />

Thermen und Freizeitparks. Die Erlebniskarte<br />

wird zu 96 % am deutschen Bodenseeufer verkauft,<br />

der Rest verteilt sich auf Vorarlberg und die Ostschweiz.<br />

Lediglich 5 % der Karten werden an<br />

Einheimische verkauft. Auch für <strong>das</strong> Jahr 2003 wird<br />

die Erlebniskarte wieder aufgelegt. Im April wird<br />

die Karte in ihre 4. Saison starten. Die Preise für die<br />

Karte steigen um etwa 5 %. Als neue Partner werden<br />

u. a. <strong>das</strong> Eisenbahn-, Puppen- und Motorradmuseum<br />

in Sipplingen hinzukommen sowie die historische<br />

„Öchslebahn“ in Oberschwaben, die Heuneburg,<br />

einstiger keltischer Fürstensitz im Oberen Donautal<br />

oder <strong>das</strong> Bregenzerwälder Käsehaus mit Schaukäserei.<br />

Die aktuellsten Zahlen registrierter Freizeitboote auf<br />

dem Bodensee beziehen sich auf <strong>das</strong> Jahr 2000. Die<br />

Anzahl rein privat genutzter Freizeitboote steigt in<br />

den letzten Jahren nur noch langsam an und beläuft<br />

sich derzeit auf 48.043 registrierte Boote. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr wurden lediglich weitere<br />

128 Motorboote und 72 Segelboote mit Motor<br />

verzeichnet. Die Gesamtzahl aller Wasserfahrzeuge<br />

auf dem Bodensee beläuft sich aktuell auf 56.749.<br />

Diese Zahl berücksichtigt auch Fahrgast- und<br />

Lastschiffe, Berufsfischerboote, Mietboote sowie<br />

Pedalos.<br />

4.2 Stand der Abwasserentsorgung<br />

Nachdem in den 70er Jahren die zunehmende<br />

Verschmutzung und der steigende Eintrag von<br />

Nährstoffen <strong>das</strong> Trinkwasserreservoir Bodensee<br />

immer stärker bedrohten, wurden umfangreiche<br />

Sanierungsmaßnahmen auf kommunaler, regionaler<br />

und internationaler Ebene beschlossen und größtenteils<br />

umgesetzt. Diese Anstrengungen wurden in den<br />

letzten Jahren auf deutscher und österreichischer<br />

Seite weiter intensiviert.<br />

Die Schweiz plant, die Abwasserentsorgung zukünftig<br />

zu verbessern, indem sie die Kosten für den Bau<br />

von Kläranlagen und die Abwasseraufbereitung<br />

nicht mehr <strong>über</strong> allgemeine Staatsmittel, sondern<br />

durch angeglichene Abwassergebühren der Verursacher<br />

finanzieren will. Im November 1999, anlässlich<br />

des achten bilateralen Umweltgesprächs, haben sich<br />

Vertreter der Umweltbehörden von St. Gallen,<br />

Schweiz, und Vorarlberg, Österreich, mit der Wasserqualität<br />

des Alten Rheins, einem Zufluss des<br />

Bodensees beschäftigt. Die Gewässergüte des Alten<br />

Rheins wird nun bereits seit vier Jahren speziell<br />

auch von diesen beiden Behörden kontrolliert, um<br />

mit der erhobenen Datengrundlage die Wirkung der<br />

Kläranlage Altenrhein in Altenrhein zu messen.<br />

Durch den Ausbau dieser Kläranlage soll die Konzentration<br />

von organischen Stoffen im Auslauf<br />

wesentlich reduziert werden und somit den strengen<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 178<br />

Anforderungen der internationalen Bodensee-<br />

Richtlinien genügen.<br />

Rund um den See sind derzeit 90,7 % aller Haushalte<br />

und Betriebe an Kläranlagen angeschlossen,<br />

wovon der <strong>über</strong>wiegende Anteil mit Anlagen zur<br />

Phosphat- und Nitrateliminierung (3. Stufe), einige<br />

aber auch schon mit hygienischer Nachbereitung<br />

ausgestattet sind. Die Reinigungsleistung der Kläranlagen<br />

liegt heute für die organische Belastung bei<br />

98 %, für die Phosphor-Eliminierung sogar bei 96<br />

bis 99 %. Obwohl auch der Ausbaugrad von Regenbecken<br />

63,6 % beträgt, gelangen nach starken<br />

Gewitterregen immer noch riesige Mengen<br />

Schmutzwasser in den See, wo es vor allem in<br />

Flachwasser- und Flussmündungsbereichen zu<br />

tagelangen Belastungen kommt.<br />

4.3 Die Badegewässerqualität<br />

Die einzelnen Landkreise wiesen folgendes Bild auf:<br />

Kreis Konstanz:<br />

- 35 Messpunkte, 22 sehr gut, 11 gut, 2 zeitweilig<br />

belastet<br />

Bodenseekreis:<br />

- 26 Messpunkte, 5 sehr gut, 20 gut, 1 zeitweilig<br />

belastet<br />

Kreis Lindau:<br />

- 5 Messpunkte, 2 sehr gut, 3 gut<br />

Vorarlberg:<br />

- 12 Messpunkte, 11 gut, 1 häufiger belastet<br />

Kanton St. Gallen:<br />

- Alle sieben Messpunkte im Kanton St. Gallen<br />

konnten aufgrund ungenügender Datengrundlage,<br />

d. h. weniger als drei verwertbare Messungen,<br />

nicht ausgewertet werden.<br />

Kanton Thurgau:<br />

- Alle 21 Messpunkte im Kanton Thurgau<br />

konnten aufgrund ungenügender Datengrundlage,<br />

d. h. weniger als drei verwertbare Messungen,<br />

nicht ausgewertet werden.<br />

4.4 Belastungsschwerpunkte<br />

Belastungsschwerpunkte sind am Bodensee, wie<br />

auch in anderen Regionen, Einmündungen von<br />

Flüssen, Bächen und Kanalisationen. Hervorzuheben<br />

sind der Bereich um die Schussenmündung zwischen<br />

Eriskirch und Langenargen, der Bereich um<br />

die Mündung der Seefelder Aach bei Uhldingen,<br />

beide am Nordufer des Sees, der Bereich um die<br />

Mündung der Radolfzeller Aach am Untersee sowie<br />

die Badestellen im direkten Einflussbereich der alten<br />

Rheinmündung im Südosten des Obersees. Die z. T.


erheblichen hygienischen Belastungen an diesen<br />

Uferabschnitten sind seit Jahren bekannt. Solche, oft<br />

den Badestellen benachbarte Fluss- und Bachmündungen,<br />

dienen entweder als Vorfluter kommunaler<br />

Kläranlagen und bringen vorgeklärtes Abwasser,<br />

oder sie bringen Schmutzwasser aus dem Hinterland<br />

in den Uferbereich des Sees ein. Leider ist auf<br />

absehbare Zeit noch keine Beseitigung dieser Missstände<br />

in Sicht.<br />

Ein Problem genereller Art ist die hygienische<br />

Belastung der Bodenseeufer nach starken Regenfällen.<br />

Zuflüsse führen dann dem See in großem<br />

Umfang Erosionsmaterial und Auswaschungen<br />

landwirtschaftlicher Nutzflächen zu. Hinzu kommen<br />

diffuse Einträge aus dem oft ebenfalls landwirtschaftlich<br />

genutzten Uferbereich. Messungen an<br />

einzelnen Punkten direkt nach starken Gewitterregen<br />

zeigten deutlich, <strong>das</strong>s anschließend an vielen Badestellen<br />

Belastungen im und <strong>über</strong> Grenzwertbereich<br />

auftreten können. Diese Messungen erscheinen unter<br />

Berufung auf die EU-Norm (=„außergewöhnliche<br />

Witterungsbedingungen“ nach Artikel 5 Abs. 2 der<br />

Richtlinie des Rates von 1976) jedoch nicht in einer<br />

vergleichenden Abschlussbewertung.<br />

4.5 Strandqualität<br />

Die meisten freien und unbewirtschafteten Badestrände<br />

am Bodensee befinden sich in Privatbesitz<br />

und sind daher dem Urlauber kaum zugänglich. Der<br />

Öffentlichkeit stehen jedoch eine Vielzahl reizvoller<br />

Strandbäder oder Campingplätze mit umfangreicher<br />

Infrastruktur zur Verfügung. Eine neuerliche Erfassung<br />

der Strandqualität wurde 2002 nicht durchgeführt.<br />

1996 beschränkte sich die Überprüfung auf<br />

zunächst 61 Stellen des Landkreises Konstanz, der<br />

Schweizer Oberseegemeinden und des Kreises<br />

Lindau. Keinem der besuchten Strandbäder konnte<br />

eine sehr gute Strandqualität attestiert werden, 30<br />

Stellen bekamen die Note „gut“, an 29 Stellen kam<br />

es zu Beanstandungen. Die häufigsten Gründe für<br />

Beanstandungen waren: nicht beseitigte „Seegras“-,<br />

Algen- und Müllanschwemmungen, Geruchs- und<br />

Lärmbelästigungen sowie Sicherheitsmängel im<br />

Badebereich. Letztere sind oft auf die vorgegebene,<br />

ungünstige Uferstruktur zurückzuführen (Steilufer,<br />

verfugte Ufermauer, Blockschüttung, rutschige<br />

Zugänge usw.). Negativ aufgefallen ist vereinzelt<br />

auch <strong>das</strong> Fehlen von Papier- und Müllkörben im<br />

Badebereich. Andernorts mussten unzumutbar lange<br />

Strecken zur Müllentsorgung oder für den Gang zur<br />

Toilette in Kauf genommen werden. Vorbildlich<br />

gelöst waren viele dieser Probleme an den meisten<br />

der größeren Strandbäder, an denen sich an heißen<br />

Sommertagen mehrere tausend Badegäste tummeln<br />

(z. B. Freibad Horn in Konstanz, dem größten<br />

Strandbad am Bodensee). An diesen größeren<br />

Badeanstalten war auch eine ständige Überwachung<br />

des Badebetriebs gewährleistet, in Deutschland z. B.<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 179<br />

durch die DLRG (siehe auch unter 4.7 Badesicherheit<br />

in der Region).<br />

4.6 Chronik besonderer Ereignisse in der<br />

Region<br />

Flugzeugabsturz am Bodensee<br />

Bei einem der schwersten Flugzeugunglücke in<br />

Deutschland sind in der Nacht zum 2. Juli 2002 71<br />

Menschen ums Leben gekommen. Kurz vor Mitternacht<br />

stießen im Luftraum des westlichen Bodensees<br />

nahe Überlingen eine russische Chartermaschine des<br />

Typs Tupolew 154 und eine Boing des Paketdienstes<br />

DHL in ca. 12.000 Metern Höhe zusammen. An<br />

Bord der Chartermaschine befanden sich 69 Menschen,<br />

darunter 52 Jugendliche: In der Frachtmaschine<br />

starben der britische Pilot und der kanadische<br />

Copilot. Die Tupolew der Bashkirian Airlines war<br />

mit einer Reisegruppe von Moskau <strong>über</strong> Genf nach<br />

Barcelona unterwegs, die DHL-Boing kam von<br />

Bahrein und flog <strong>über</strong> Norditalien Richtung Brüssel.<br />

Als Ursache für den Zusammenprall gilt die zeitgleiche<br />

Verringerung der Flughöhe. Gebäude, Wald-<br />

und Getreideflächen waren durch herabstürzende<br />

und brennende Trümmerteile in Brand geraten,<br />

Personen am Boden sind nicht zu Schaden gekommen.<br />

Die Polizei sperrte <strong>das</strong> Absturzgebiet in einem<br />

Umkreis von 25 km ab. In einem Korridor von<br />

einem Kilometer Breite und zehn Kilometern Länge<br />

wurden Wrack- Gepäck- und Leichenteile gefunden.<br />

Straßen und Anlagen am Bodenseeufer waren in<br />

diesem Gebiet für Tage lediglich beschränkt zugänglich.<br />

Der tragische Unfall hatte weder auf die Badegewässerqualität<br />

noch auf die Trinkwassergüte einen<br />

Einfluss. Beobachtungen und Messungen haben zu<br />

keinem Zeitpunkt Hinweise auf eine Verunreinigung<br />

des Bodenseewassers mit Kerosin oder anderen<br />

Stoffen gegeben.<br />

Badedermatitis<br />

Eines der größeren Probleme für den Badeurlauber<br />

am Bodensee war in den letzten Jahren <strong>das</strong> Auftreten<br />

von Badedermatitis. Die Temperaturen in der<br />

Saison 2002 waren zwischen dem 19. Juni und<br />

10. Juli recht hoch, und so wurden aus den Gemeinden<br />

Hegne, Allensbach, Radolfzell und Horn Fälle<br />

von Badedermatitis gemeldet und an diesen Badestellen<br />

von behördlicher Seite vom Baden abgeraten.<br />

Die Problematik der Badedermatitis droht bei<br />

Wassertemperaturen um ca. 20°C akut zu werden<br />

und war somit im Sommer 2002, im Gegensatz zum<br />

Vorjahr, wieder ein Thema. Generell handelt es sich<br />

um eine zwar lästige, aber normalerweise harmlos<br />

verlaufende Hautreaktion, in den seltensten Fällen<br />

wird ein Hautarzt aufgesucht oder gar <strong>das</strong> Gesundheitsamt<br />

informiert. So kann auch keine eindeutige<br />

Zahl von Badedermatitis-Fällen ermittelt werden.<br />

Bei der Badedermatitis handelt es sich um eine<br />

allergische Hautreaktion, die durch Entenzerkarien,<br />

die Larven des Pärchenegels, ausgelöst wird. Zerka-


ien befallen normalerweise Wasservögel, der<br />

Mensch tritt hier als sog. Fehlwirt auf. Die stark<br />

juckenden Hautreizungen sind für den Menschen<br />

ungefährlich und klingen in der Regel nach einigen<br />

Tagen ab. Besonders gefährdet sind Badegäste an<br />

Flachufern mit starkem "Seegras"- und Algenbewuchs,<br />

vielen Wasservögeln und Wasserschnecken.<br />

Hier herrschen die optimalen Verhältnisse zur<br />

Entwicklung der Zerkarien. Einigermaßen sicher<br />

sind Badende an Stellen mit künstlichem Uferverbau,<br />

mit leichter Strömung, oder wenn Badestege<br />

den Flachwasserbereich <strong>über</strong>brücken.<br />

Borreliose<br />

Nach neuesten Studien der Universität Konstanz<br />

<strong>über</strong>tragen bis zu 50 % der Zecken in der Bodenseeregion<br />

die gefährliche Borreliose-Krankheit, für die<br />

es noch keine Schutzimpfung gibt. Die Zecken<br />

fühlen sich gerade an den Plätzen, die auch den<br />

Erholungssuchenden gefallen, besonders wohl:<br />

schattige Waldränder oder lauschige Grillplätze.<br />

Nicht bei allen Betroffenen bricht die Krankheit aus<br />

- Krankheitsbilder unmittelbar nach dem Zeckenbiss<br />

sind vor allem Hautrötungen. Noch Monate und<br />

Jahre später kann es zu Pergamenthaut, Lähmungserscheinungen,<br />

Gelenkentzündungen und Herzrhythmusstörungen<br />

kommen. Das Gesundheitsamt<br />

Konstanz empfiehlt deshalb, jede am Menschen<br />

gefundene Zecke auf Borreliose zu testen. Einen<br />

Test für 40,- DM führt z. B. <strong>das</strong> Landesgesundheitsamt<br />

in Stuttgart durch. Prophylaktische Maßnahmen<br />

zur Vermeidung von Zeckenbissen wäre geeignete<br />

Kleidung, die Arme und Beine bedeckt und ein<br />

eventuelles Auftragen von Insektenschutzmitteln auf<br />

die Haut. Besonders wichtig ist es, die Zecke so<br />

schnell als möglich zu entfernen, im Zweifel im<br />

Rahmen eines Arztbesuches.<br />

Schwäne und Enten füttern<br />

Im direkten Zusammenhang mit dem Problem der<br />

Badedermatitis steht auch die allgemein verbreitete<br />

Gewohnheit der Wasservogelfütterung in Freizeitanlagen,<br />

an Anlegestegen, in Häfen und auch in<br />

Strandbädern. Zu kritisieren sind nicht etwa Kinder,<br />

die kleine Brotkrumen verteilen und sich auch <strong>über</strong><br />

einzelne Schwäne, Enten, Bläßhühner oder Möwen<br />

freuen. Ein großes Problem sind vielmehr die<br />

„erwachsenen Tierfreunde“, die gezielt Unmengen<br />

von Brot und Hausabfällen sammeln, um sich ihrer<br />

periodisch und tütenweise am Bodenseeufer zu<br />

entledigen. Die Folgen werden allgemein unterschätzt.<br />

Zunächst führt ein solches Handeln zu einer<br />

direkten Verschmutzung des Wassers und Uferbereichs.<br />

Das konzentrierte Auftreten von Wasservögeln,<br />

die sich längere Zeit an solchen regelmäßigen<br />

Futterplätzen aufhalten, verursacht umfangreiche<br />

Kotablagerungen und dadurch bedingte bakterielle<br />

(Salmonellen) und parasitäre Belastungen sowie den<br />

Eintrag von Nährstoffen ins Gewässer. Wo sich<br />

viele Wasservögel aufhalten, kann sich auch der<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 180<br />

Wirtswechsel der Pärchenegel vollziehen, deren<br />

Zerkarienstadium die Badedermatitis verursacht.<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus ist bei diesen unsinnigen, exzessiven<br />

Zufütterungsaktivitäten mit einer zunehmenden<br />

Verbreitung von Krankheitserregern im Wasservogelbestand<br />

zu rechnen. Eingedenk dieser negativen<br />

Auswirkungen hat <strong>das</strong> Gesundheitsamt Konstanz in<br />

einem Brief an die Gemeinden seines Landkreises<br />

gebeten, Urlauber und Ortsansässige <strong>über</strong> dieses<br />

Problem umfassend zu informieren. Betont wird<br />

dabei vor allem die Gefahr für Kleinkinder, die in<br />

den dergestalt verschmutzten Ufer- und Flachwasserbereichen<br />

spielen.<br />

4.7 Badesicherheit in der Region<br />

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wie z. B.<br />

in Schleswig-Holstein, wo eine Landesverordnung<br />

die Bade<strong>über</strong>wachung regelt, gelten in den Bundesländern<br />

Bayern und Baden-Württemberg keine<br />

gesetzlichen Richtlinien oder Verordnungen. Das<br />

Land als solches beteiligt sich weder an den Kosten,<br />

die durch eine ständige und effiziente Überwachung<br />

der Badestrände entstehen, noch werden Betreibern<br />

oder Gemeinden, die eine Badeanstalt unterhalten,<br />

irgendwelche Auflagen gemacht. Für die Sicherheit<br />

an den Strandbädern sind die Gemeinden zuständig.<br />

In ihrem Auftrag <strong>über</strong>wachen Rettungsschwimmer<br />

der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

(DLRG) und der Wasserwacht des Deutschen Roten<br />

Kreuzes (DRK) die Badestellen am deutschen<br />

Bodenseeufer an offiziellen Strandbädern. So ist seit<br />

1990 die Wachaussicht im Freibad Horn in Konstanz<br />

mit Sicherheit am Wochenende und an Feiertagen<br />

von Mitarbeitern der DLRG besetzt, die ein Auge<br />

auf den See und die sich tummelnden Badegäste<br />

haben. Vom 15. Mai bis 15. September sind jedes<br />

Wochenende zumindest ein Wachleiter, zwei Wachhelfer<br />

und zwei Rettungstaucher ehrenamtlich von<br />

10 Uhr bis 19 Uhr im Dienst. Das umfangreiche<br />

Ausbildungsprogramm lässt keinen Zweifel an der<br />

Fachkompetenz der Helfer. Das Rettungsschwimmabzeichen<br />

in Silber, ein Funklehrgang, die jährliche<br />

Teilnahme an Einsatzübungen, Revier- und Wetterkunde<br />

und natürlich die Ausbildung in Erster Hilfe<br />

sind nur einige Punkte, die absolviert werden müssen.<br />

Neben Ruderbooten stehen der DLRG zwei<br />

komplette Tauchausrüstungen und zwei Schnelltauchgeräte<br />

zur Verfügung. Zusätzlich steht seit Juli<br />

2001 eine Notrufsäule im Freibad Horn. Die Meldestation<br />

ist direkt mit dem Handy des Bademeisters<br />

verbunden, der innerhalb der Saison von Mai bis<br />

September jeweils von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr<br />

abends im Dienst ist und selbst zum Rettungsschwimmer<br />

ausgebildet ist.<br />

In der Saison 2002 wurde von der Wasserschutzpolizei<br />

rund um den See die höchste Zahl an Unfällen<br />

und Verletzten auf dem See seit 1985 registriert. Bei<br />

199 Unfällen gab es 42 Verletzte und acht Tote. Die


Unfallentwicklung der vergangenen zehn Jahre<br />

scheint eindeutig. Auf baden-württembergischer<br />

Seite des Sees verdoppelte sich die Unfallzahl seit<br />

zehn Jahren auf 100 Unfallereignisse. Im Vergleich<br />

mit den Vorjahren gab es einen Anstieg um 26,5 %.<br />

Die Zahl der Verletzten erhöhte sich vom Jahr 2001<br />

auf 2002 von 14 auf 23. Zehn davon brachen in der<br />

Wintersaison auf dünner Eisdecke ein und waren<br />

unterkühlt. Sechs Tote waren bei Unglücken im<br />

baden-württembergischen Seeteil zu beklagen. Bei<br />

Stürmen mussten die Beamten 302-mal ausrücken.<br />

Nach Erläuterung der internationalen Unfallstatistik<br />

für den Bodensee stieg die Zahl der Schiffsunfälle<br />

gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr von 70 auf 78. Die Höhe der<br />

Sachschäden lag bei nahezu 290.000 Euro. Auch im<br />

Bereich des Tauchsports musste wieder ein Todesopfer<br />

beklagt werden. Laut Wasserschutzpolizei ist<br />

vor allem der Überlinger See als Tauchrevier weiterhin<br />

sehr beliebt. Schätzungen <strong>über</strong> die Anzahl der<br />

6. Adressen<br />

Deutschland:<br />

Kreis Konstanz:<br />

Staatl. Gesundheitsamt Konstanz<br />

Herr Dr. Benz<br />

Webersteig 7<br />

78462 Konstanz<br />

Tel.: 07531 / 800 282<br />

Fax : 07531 / 800 385<br />

Bodenseekreis:<br />

Landratsamt Bodenseekreis<br />

- Gesundheitsamt -<br />

Herr Dr. Kiß<br />

Albrechtstr. 75<br />

88045 Friedrichshafen<br />

Tel.: 07541 / 204-830<br />

Fax: 07541 / 204 865<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 181<br />

Tauchgänge gehen bist weit <strong>über</strong> 40.000 pro Jahr.<br />

2002 wurden zwei Tauchunfälle mit einem Toten<br />

und einem Verletzten registriert. So musste am 18.<br />

April 2002 ein Taucher aus einer Wassertiefe von 79<br />

Metern geborgen werden. Die Unfallursache blieb<br />

ungeklärt.<br />

5. Danksagung<br />

Kreis Lindau:<br />

Staatl. Gesundheitsamt Lindau<br />

Dr. Gutfried<br />

Frau Seeberger<br />

Ludwig-Kick-Str. 22<br />

88131 Lindau<br />

Tel.: 08382 / 93 11 18<br />

Fax: 08382 / 931133<br />

Schweiz:<br />

Kanton Thurgau:<br />

Kantonales Laboratorium Frauenfeld<br />

Herr Toggenburger<br />

Herr Dr. Guggisberg<br />

Spannerstr. 20<br />

CH-8501 Frauenfeld<br />

Tel.: 0041 52 724 2264<br />

Fax: 0041 52 724 2905<br />

Bedanken möchten wir uns für die Kooperation aller<br />

Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden der deutschen<br />

Landkreise Konstanz, Bodenseekreis und Lindau,<br />

der kantonalen Labore der Schweizer Kantone St.<br />

Gallen und Thurgau sowie des Umweltinstituts des<br />

Landes Vorarlberg in Österreich. Ein ganz persönlicher<br />

Dank geht an Herrn Mag. Buhmann vom<br />

Umweltinstitut Vorarlberg. Besonderer Dank gilt<br />

auch dem Team des Gesundheitsamtes Konstanz,<br />

Herrn Dr. Benz und Herrn Brunner für die unkomplizierte<br />

und konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Kanton St. Gallen:<br />

Kantonales Amt für Lebensmittelkontrolle<br />

Frau Silvia Högger<br />

Blarerstr. 2<br />

CH-9001 St. Gallen<br />

Tel.: 0041 71 229 28 00<br />

Fax: 0041 71 229 28 01<br />

www.kal.ch<br />

Österreich:<br />

Land Vorarlberg:<br />

Umweltinstitut Vorarlberg<br />

Herr Mag. D. Buhmann<br />

Montforststr. 4<br />

A-6901 Bregenz<br />

Tel.: 0043 5574 511 42 410<br />

Fax: 0043 5574 511 420 95<br />

www.vorarlberg.at/umweltinstitut


Legende<br />

Belastungsbalken:<br />

Kategorien Wasser:<br />

Datenanhang<br />

Richtwert<strong>über</strong>schreitungen (RWÜ) in % aller Proben<br />

Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen (GWÜ) in % aller Proben<br />

1 sehr gute hygienische Wasserqualität<br />

2 gute hygienische Wasserqualität<br />

3 zeitweilig belastet<br />

4 häufiger belastet<br />

0 zu wenige Messungen: keine Bewertung möglich<br />

Badeverbote:<br />

t hier bestand vor<strong>über</strong>gehend Badeverbot<br />

p hier bestand für die Badesaison 2002 permanentes Badeverbot<br />

Kategorien Strand:<br />

(Hinweis: Bei den permanenten Badeverboten in Italien handelt es sich <strong>über</strong>wiegend um im Jahr<br />

2002 routinemäßig untersuchte, aber wegen Grenzwert<strong>über</strong>schreitungen in den Jahren 2000 und<br />

2001 nicht für den Badebetrieb freigegebene Messstellen)<br />

-1 noch nicht erfaßt<br />

1 sehr gute Strandqualität<br />

2 gute Strandqualität<br />

3 Strandqualität mit Beanstandungen<br />

4 Strandqualität mit schweren Mängeln<br />

5 Naturstrand ohne Bewertung<br />

ADAC-Sommerservice 2002 - Seite 182

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