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Ausgabe 1189.pdf - Theater-Zytig

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16Backstage 1189| StückwahlRemise Bühni JegenstorfBeängstigendes Schlussbouquetbild: michael meier, thun (www.letztewoche.ch)Als erstes fällt das wunderbar detaillierteBühnenbild auf, das einen Raumeines Leuchtturms zeigt mit all seinengenieteten Metallplatten. Schon vor demStückbeginn wird so die bedrückendeEnge sicht- und fühlbar, welche sich dannwährend des Abends immer mehr manifestiert.Das Stück kommt mit wenigen Protagonistenaus, die aber umso mehr Präsenzmarkieren müssen. Es gliedert sich in zweiklare Teile, in dessen ersten der Leuchtturmwärtermit seinem Freund Froschaugeeingeführt wird und bereits klar ist,dass die Entwicklung nicht mehr auf denSchienen verläuft, die wir gemeinhin alsnormal bezeichnen.Dieser erste Teil ist extrem schwierig zuspielen, weil er einerseits eine hohe Emotionalitätvoraussetzt, andererseits stetsauf der Kippe ist, völlig ins irrationale zudrehen. Hier zeigt sich auch am deutlichsten,dass es sich bei dem Stück eigentlichum einen Kunsttext handelt, der auch ineiner Kunstsprache vorgetragen werdensollte. Das Berndeutsch ist bisweilenetwas zu erdig und hat auch seltsameAusdrücke, die klar zeigen, dass es sicheigentlich um einen Text in Hochsprachehandelt. Man flüstert nun mal nicht undman rülpst auch nicht, im Berndeutschen,um nur zwei Beispiele zu nennen.Interessanterweise wird die TitelfigurAnderson im zweiten Teil noch präsenter,obschon sich die physische Präsenz aufeinen kurzen Aufritt ganz am Schlussbeschränkt. Hier kommen die eigentlichenThriller-Elemente zum Tragen undmehr als einmal läuft es einem kalt denRücken herab. Die Unausweichlichkeitdes Schlusses wird durch eine stets rasanterwerdende Dramaturgie immer klarerund endet in einem höchst dramatischen,für meinen Geschmack zu lauten Schluss.Das Ensemble vermag den Ansprüchenklar zu genügen und nimmt das Publikumgekonnt auf eine Achterbahn der Gefühle.Ob es dafür eine derart naturalistischeInszenierung, samt Duft von Speck undBohnen braucht, könnte sicher diskutiertwerden, schön war es alleweil. Sehr beeindruckendim übrigen auch die perfektgetimten akustischen Spezialeffekte.Das Stück bleibt leider eine Erklärungschuldig, was es für mich nicht ganzstringent macht. Der Grund, weshalbAndersons Freund ihn bis zum Schlussnicht verrät, wird nicht ersichtlich. Bei derAbsehbarkeit der Katastrophe, zu der diesesSchweigen unweigerlich führt, müsstedies meiner Ansicht nach klar hervortreten.Bereits nach gut 70 Minuten verlässt manwieder den <strong>Theater</strong>saal. Und eigentlichganz froh darüber, dass draussen nichtschon dunkle Nacht herrscht. Die dunklenBilder des übergeschnappten Andersonverfolgen einen dann etwas weniger aufdem Nachhauseweg.Hannes Zaugg-GrafINFOS ZUM STÜCKAnderson – dr LüchtturmSchauspiel von Jürg M. FankhauserRegie: Reto LangKostüme und Requisiten: um 1970,Leuchtturm, Rollen: 1D/4H, 2 Stimmenab Band, Rechte: www.theaterverlage.ch,Kontakt Gruppe: www.remise.chKurzbeschrieb: Seit seine Frau ihn verlassenhat, lebt Anderson alleine im Leuchtturm37B. Und seit dieser vom Festlandaus mit Funksignalen gesteuert wird,muss der ausgediente Turmwart sich dortversteckt halten. Über den Wellen, zwischenGischt, Wolken und Möwengeschreisteigert sich Anderson in Rachephantasienund sabotiert die Funktion der Lampemit diabolischer Besessenheit. Ein alterFreund – der einzige, der von seinem mörderischenTun weiss – ist machtlos. Ebensodie Techniker, die den ewig spukendenLeuchtturm reparieren sollen.

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