Inhalt | Contens - baltic-adriatic.eu
Inhalt | Contens - baltic-adriatic.eu
Inhalt | Contens - baltic-adriatic.eu
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
48 Wien als Kr<strong>eu</strong>zungspunkt | Vienna as a crossing point<br />
14. Wien als Kr<strong>eu</strong>zungspunkt der Baltisch-<br />
Adriatischen Verkehrsachse mit der Donauachse.<br />
Der in den hervorragenden Länderkunden<br />
(Österreich 2002, Europa 2005) von<br />
der Geographie und Raumforscherin<br />
Elisabeth Lichtenberger (Akad. d. Wiss.<br />
u. Inst. f. Geographie u. Raumforschung<br />
Wien) vertretene Grundsatz – „Verkehrsnetze<br />
stellen das Grundgerüst für eine<br />
ökonomische und politische Strukturierung<br />
von Räumen dar“ – kann hier<br />
als Schulbeispiel angewendet werden.<br />
Eine möglichst leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur<br />
ist eine hoheitliche Aufgabe,<br />
der Bevölkerung optimale Mobilitätsmuster<br />
zu gewährleisten. Messerli sagte<br />
im Kapitel Bahn 2000-Vertaktungen<br />
und Zentralitätstransformationen von<br />
Regionallinien: Entscheidend ist in<br />
Netzen zu denken – diese brauchen<br />
ähnlich einem Organismus<br />
funktionierende Hauptdorsalen.<br />
Die Großprojekte benötigen vom<br />
Beginn der Raumordnungsverfahren<br />
bis zur Eröffnung weit über politische<br />
Legislaturperioden hinaus reichende<br />
Zeitspannen. Wenn Österreich analog<br />
zu einer Kleinstaatengröße wie die<br />
Schweiz zu west<strong>eu</strong>ropäischen und<br />
westmittel<strong>eu</strong>ropäischen Mobilitätsstandards<br />
anknüpfen möchte, dann sollten<br />
solche „Jahrhundertpläne“ für staatstragende<br />
Parteien sich nicht für einen<br />
untergriffigen Parteienstreit eignen.<br />
Die berühmt gewordene Aussage:<br />
„Die Koralmbahn muss wohl sein, sie<br />
verbindet ja die Weltstädte Graz und<br />
Klagenfurt“ – solche Denkweisen<br />
kamen über einen Großindustriellen<br />
bis hin zu einer EU-Abgeordneten von<br />
politischen Größen, die im Rahmen der<br />
Donauachsen-Lobby gegen eine „N<strong>eu</strong>e<br />
Hochleistungs-Südbahn“ auftraten,<br />
obwohl sie in ihrer Funktion wohl wissen<br />
mussten, dass die Italiener mit ihrem<br />
Anteil den Kärntner Zentralraum bereits<br />
angeschlossen hatten. Diese Aggressivität<br />
war nicht nur gegen den in der<br />
Tagespolitik exponierten Kärntner<br />
Landeshauptmann Jörg Haider gerichtet,<br />
er gilt als ein Verfechter dieser „Südbahn-Achse“,<br />
den Eisenbahn-Historiker<br />
möglicherweise einmal als „Erzherzog<br />
Johann“ der „N<strong>eu</strong>en Südbahn“<br />
bezeichnen werden (der Eisenbahnhistoriker<br />
Dultinger nannte die k.u.k.-<br />
Südbahn in seinem hervorragenden<br />
Buch auch „Erzherzog-Johann-Bahn“),<br />
sie stützte sich vor allem auf eine<br />
Ellbogen-Technik in Geldzuteilungs-<br />
Prioritäten bei der Finalisierung des<br />
Generalverkehrsplanes (vormalig<br />
Bundesverkehrswegeplanes). Tatsächlich<br />
wurden im Generalverkehrsplan<br />
2002 so gut wie alle Begehrlichkeiten<br />
der Donauachse erfüllt (an der verschobenen<br />
Fortführung nach Salzburg war<br />
die Seekirchener Trassenkontroverse<br />
verantwortlich), nur das Wiener Zentralbahnhof-Projekt<br />
wurde nachgereiht.<br />
Dieser besonderen Herausforderung<br />
haben sich die Bundesländer Wien und<br />
Niederösterreich, sowie führende Raumentwickler<br />
angenommen, wodurch<br />
Ideen zu PPP-Finanzierungsmodellen<br />
zu tragen kamen.<br />
In Wirklichkeit ist ein moderner<br />
Durchgangsbahnhof Wien, der die<br />
Fernverkehrs-Funktion der Kopfbahnhöfe<br />
bündelt, ein gesamtmittel<strong>eu</strong>ropäischer<br />
Verknüpfungspunkt, der neben<br />
einer Hochleistungs-Donauachse auf<br />
eine zeitgemäße Baltisch-Adriatische-<br />
Verkehrsachse keinesfalls verzichten<br />
kann. Wien ist ein Knoten von fünf<br />
„Vorrangigen trans<strong>eu</strong>ropäischen<br />
Verkehrsachsen“, davon 3 Eisenbahnachsen<br />
(PP17, PP22, PP23), die Autobahn<br />
Danzig–Wien (PP25) und die<br />
Donau-Binnenschiffsstraße (PP18).<br />
Wiens ursprünglicher Metropol-Aufstieg<br />
zu einer der wenigen 2-Millionen-<br />
Welthauptstädte des 19. Jh. steht im<br />
kausalen Zusammenhang mit seiner<br />
Verkehrslage im Kr<strong>eu</strong>zungspunkt dieser<br />
Ostsee-Adria- und der Donau-Achse.<br />
Erfr<strong>eu</strong>licherweise konnte das Wien des<br />
21. Jahrhunderts ähnlich Berlin auf<br />
einen zentrumsnahen Stadtentwicklungsraum<br />
zurückgreifen, wo ohnehin zwei<br />
angrenzende Kopfbahnhöfe und ein<br />
schon lange zuvor geplanter Lainzer-<br />
Verbindungstunnel eine Verkehrsverknüpfungs-Drehscheibe<br />
den Raumplanern<br />
mehr oder weniger zu Füßen<br />
legten. Dieser Wiener Hauptbahnhof<br />
ist ein würdiger Höhepunkt der ÖBB-<br />
Bahnhofsoffensive, die zuvor allen<br />
Landeshauptstädten, die an Hauptbahnen<br />
liegen, moderne Bahnhof-<br />
Standorte hoher internationaler<br />
architektonischer Bewertung in<br />
modernsten Umsteige-Standards<br />
zu leisten imstande war. Dadurch ist<br />
das Image des so wichtigen und<br />
nachhaltigen Schienenverkehrsträgers<br />
beträchtlich aufgewertet worden.