Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Thüringen
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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien<br />
12 2/<strong>2011</strong><br />
Foto: Medientreffpunkt Mitteldeutschland<br />
13. „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“ in Leipzig:<br />
Des Pudels Kern heißt Qualität<br />
13 gilt nicht überall als Glückszahl,<br />
weshalb auch in einigen großen<br />
Pferdeställen die Box Nr. 13 fehlt.<br />
Übertragen auf den diesjährigen,<br />
den 13. „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“<br />
vom 2. bis 4. Mai in<br />
Leipzig, wirkte sich dort die wiederholte<br />
Parallelität zur Messe „ANGA<br />
Cable“ in Köln nachteilig auf die<br />
Besucherzahlen aus.<br />
Doch sollte das Leipziger Treffen<br />
nicht kleiner geredet werden,<br />
als es inhaltlich ausfi el, vergisst<br />
man den Auftritt von Matthias<br />
Wesslowski, dem Zauberer und<br />
Feuerschlucker aus Hannover,<br />
zum Auftakt mit seinen gut<br />
gemeinten „Marginalien zum<br />
Spannungsfeld von Qualität und<br />
Kostendruck“.<br />
Motto des Medientreffpunkts:<br />
„Preis schlägt Gratis – Die Renaissance<br />
der Vernunft“. Zu dem<br />
halben Hundert Podien und<br />
Panels mit 1.300 Teilnehmern<br />
waren 250 Referenten angereist.<br />
Das fulminante Spektrum reichte<br />
von der Frage nach Segen und<br />
Fluch sozialer Netzwerke bis<br />
zum Aufgabenfeld der öffentlichrechtlichen<br />
Veranstalter.<br />
So sprach Prof. Wolfgang Kenntemich<br />
(MDR) mit Nick Leifert<br />
(ZDF), Stephan Detjen (Deutschlandfunk),<br />
Martin Kerscher (n-tv)<br />
und Mathias Müller von Blumencron<br />
(„Der Spiegel“), über Geschwindigkeit,<br />
Zuverlässigkeit<br />
und Hintergrundarbeit in nachrichtenstarken<br />
Zeiten, Beispiel<br />
Fukushima. Natürlich ist Wettbewerb<br />
auf dem Nachrichtenmarkt<br />
wichtig. Doch besteht die Tickersüchtigkeit<br />
wohl vor allem bei Journalisten,<br />
weniger den Rezipienten.<br />
Die Leser, Hörer und Zuschauer<br />
wollen gut unterrichtet sein. Das<br />
kann eine Beschränkung auf penetrante<br />
Wiederholung eiliger Nachrichten,<br />
in welchem Medium auch<br />
immer, nur schwerlich leisten.<br />
Guter Journalismus vermag zudem<br />
Die Qualität in den regionalen Tageszeitungen erörterten, moderiert von DeutschlandRadio-Kulturredakteurin<br />
Annette Riedel, der ehemalige TA-Chefredakteur Sergej<br />
Lochthofen, Professor Dr. Martin Welker von der Uni Leipzig und Lutz Schumacher vom<br />
Neubrandenburger „Nordkurier“ (v. l. n. r.).<br />
die Fakten so aufzubereiten, dass<br />
populistische Fehlschlüsse auch in<br />
den sozialen Netzwerken chancenlos<br />
bleiben.<br />
Abholen in der Heimatregion<br />
Die Perspektive deutscher Radiosender<br />
lässt sich über die regionale<br />
Kompetenz defi nieren, bei den Privaten<br />
ebenso wie bei den Öffentlich-<br />
Rechtlichen. Dennoch diskutierten<br />
Radiomacher über mögliche länderübergreifende<br />
Radiokonzepte.<br />
Über deren Sinn oder Unsinn, so<br />
das Fazit, entscheidet weniger das<br />
Bauchgefühl denn die Marktforschung.<br />
Dr. Joachim Huber vom<br />
Berliner „Tagesspiegel“ fragte ungeniert<br />
zum Auftakt des Panels: „Was<br />
haben Sie für Ihr Programm schon<br />
geklaut?“ Jan Trenn, Entwicklungschef<br />
von RTL Radio Deutschland<br />
wollte darin kein Unrecht erkennen<br />
und nannte es Wissenstransfer. Vor<br />
allem gehe es bei länderübergreifenden<br />
Konzepten um mehr Qualität.<br />
Allerdings sind länderübergreifenden<br />
Lösungen enge Grenzen<br />
gesetzt. Glaubwürdigkeit vor Ort<br />
nannte Ina Tenz, Programmdirektorin<br />
bei radio ffn, als höchstes Gut.<br />
Huber darauf : Er und seine Kollegen<br />
trafen während einer Recherche<br />
morgens um 5 Uhr bei privaten<br />
Radiosendern, um festzustellen,<br />
ob die Morgen-Crews tatsächlich<br />
anwesend sind, zumeist nur den<br />
Nachtwächter.<br />
Johann Michael Möller, Hörfunkdirektor<br />
des MDR, nannte als<br />
Beispiele für länderübergreifende<br />
Konzepte den ARD-Nachtexpress<br />
oder neuerdings die Infonacht unter<br />
Federführung des MDR. „Wir<br />
reduzieren die Kosten und haben<br />
dabei einen enormen Kompetenzgewinn,<br />
indem wir eine Präsenz<br />
bieten, die andere nicht mehr aufrechterhalten<br />
wollten.“<br />
Bei dem Podium „Provinz ohne<br />
Zeitung“ fragte Annette Riedel<br />
von Deutschlandradio Kultur:<br />
„Warum haben es Lokalzeitungen<br />
immer schwerer, wo doch 82<br />
Prozent der Leser eine Zeitung<br />
wegen der Lokalberichterstattung<br />
kaufen?“ Des Pudels Kern dürfte<br />
die journalistische Qualität sein,<br />
die ihren Preis hat. Darin waren<br />
sich der ehemalige TA-Chefredakteur<br />
Sergej Lochthofen, Prof. Dr.<br />
Martin Welker von der Universität<br />
Leipzig und im Grunde auch der<br />
Verleger Lutz Schumacher vom<br />
Neubrandenburger „Nordkurier“<br />
einig.<br />
Der nächste Medientreffpunkt<br />
Mitteldeutschland fi ndet vom<br />
7. bis 9. Mai 2012 statt.<br />
Ulrich Oertel