Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Thüringen
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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien<br />
18 2/<strong>2011</strong><br />
Radio-Urgestein Werner Reinke bei „Redakteur im Verhör“:<br />
„Mein Leben ist eine<br />
einzige Lachnummer“<br />
„Eine gute, markante Stimme<br />
schadet beim Radio nicht, aber<br />
sie ist nicht alles. Viel wichtiger<br />
sind erlerntes Handwerk und<br />
ein gewisses Talent.“ Davon ist<br />
Werner Reinke, Moderator bei hr1,<br />
überzeugt.<br />
Der Mann, dessen Stimme sein<br />
Markenzeichen ist, war Gast bei<br />
„Redakteur im Verhör“, einer gemeinsamen<br />
Veranstaltung des <strong>DJV</strong><br />
Hessen und der Hörfunkschule<br />
Frankfurt. Hier sollen angehende<br />
Journalisten sich mit „alten Hasen“<br />
austauschen können. Diesmal<br />
stellte sich Werner Reinke den<br />
Fragen von Dennis Horn, der bei<br />
YOU FM und 1LIVE zu hören ist.<br />
Natürlich durfte sich auch das<br />
Publikum mit Fragen einschalten.<br />
In Anekdoten erzählte der Hörfunkmoderator<br />
von seinem<br />
holprigen Weg ins Radio.<br />
Denn den Ehrgeiz, den Reinke bei<br />
seiner Radiokarriere an den Tag<br />
legt, ließ er nicht immer erkennen.<br />
Der heute 64-Jährige ist nach der<br />
9. Klasse von der Schule geflogen,<br />
aber das kann er Nachwuchsjournalisten<br />
nicht empfehlen: „Ich bin<br />
eigentlich eine faule Socke, aber im<br />
Beruf gilt das Gegenteil“, so Reinke.<br />
Mit Wörtern wie „Kultstatus“<br />
oder „Radio-Legende“ kann er<br />
wenig anfangen, dabei hat er eine<br />
bemerkenswerte Karriere hingelegt.<br />
Sein erstes Geld verdiente<br />
der gebürtige Delmenhorster als<br />
Holzimporteur. Anschließend ging<br />
er zum Bund und sammelte dort<br />
bereits erste Radioerfahrungen, als<br />
er gemeinsam mit einem Kameraden<br />
einen Piratensender in seiner<br />
Kaserne auf die Antenne schickte.<br />
Während seiner Bundeswehrzeit<br />
war der Musikliebhaber Reinke<br />
außerdem als DJ unterwegs.<br />
Erste Schritte im Hörfunk machte<br />
er dann bei Radio Bremen, da lernte<br />
er die Grundlagen des Hörfunks<br />
und bekam später sogar eigene<br />
Sendungen. „Dort gab es kurze<br />
Dienstwege und ich konnte alles<br />
machen. Ich kann kleine Anstalten<br />
für angehende Journalisten nur<br />
empfehlen“, sagt der Moderator.<br />
Seine Sendungen bei Radio Bremen<br />
hörten aufmerksame Kollegen und<br />
so kam es, dass Reinke ab 1971<br />
auch für den Hessischen Rundfunk<br />
arbeitete. Dort moderierte er unter<br />
anderem die „Hitparade International“<br />
– und das stolze 777 Mal.<br />
Im Jahr 1989, die Privatsender<br />
kamen gerade auf, hatte Reinke<br />
erst mal genug vom „On-air-<br />
Gehen“ und legte bis 2002 eine<br />
Radiopause ein. In dieser Zeit hat<br />
er Veranstaltungen moderiert,<br />
Werbeclips gesprochen und Filme<br />
vertont. Außerdem war er Stadionsprecher<br />
beim American Football<br />
und sorgte bei den Spielen der<br />
„Frankfurt Galaxy“ für Stimmung.<br />
Das Radio-Comeback 2002 kam<br />
dann selbst für ihn überraschend:<br />
„Ich bin immer durch witzige Zufälle<br />
an meine Jobs gekommen. Mein<br />
Leben ist eigentlich eine Lachnummer“,<br />
freut sich Reinke. Eine Sendung,<br />
die er anlässlich des 30-jährigen<br />
Bestehens von hr3 moderierte,<br />
kam super an und die Hörer wollten<br />
ihn weiter auf Sendung haben. Reinke<br />
selbst fand es reizvoll, herauszufinden,<br />
ob er in einer für ihn „neuen<br />
Radiowelt“ auch bestehen könne.<br />
Und er kann: Bei hr1 moderiert er<br />
nun die Musiksendungen „Lounge“<br />
und „Reinke am Samstag“. Dabei<br />
sollen seine Hörer immer überrascht<br />
und unterhalten werden und<br />
sich selbst einbringen können: „Ich<br />
sehe mich selbst eigentlich nicht als<br />
Journalist, sondern als Entertainer.<br />
Ich lade Leute in meine Sendung<br />
ein, weil ich sie gut finde, aber<br />
ich gehe kritisch mit ihnen um.“<br />
Allerdings bedauert Reinke, dass<br />
das Formatradio den Journalisten<br />
heute nur wenige Freiheiten zur<br />
Entfaltung lässt. Sein Tipp für<br />
Jungjournalisten: „Versuche,<br />
authentisch und originell zu<br />
bleiben, und versuche nicht, in<br />
ein Sendeschema zu passen.“<br />
Verena Horeis<br />
Das gesamte „Verhör“ mit Werner<br />
Reinke gibt es als Podcast unter<br />
www.ausbildungsradio.de.<br />
„Redakteur im Verhör“ ist eine<br />
Veranstaltung des <strong>DJV</strong> Hessen<br />
und der evangelischen Hörfunkschule<br />
Frankfurt. Zweimal<br />
im Jahr stehen Promis aus den<br />
Medien im Kreuzverhör. Dabei<br />
können sich junge Journalisten<br />
und erfahrene Medienmacher<br />
kennenlernen und austauschen.<br />
<strong>DJV</strong> und Hörfunkschule<br />
wollen Nachwuchsjournalisten<br />
unterstützen und für eine<br />
qualitativ hochwertige Ausbildung<br />
fördern.<br />
Foto: Johan Helmer Hein