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Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Thüringen

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien<br />

Benedetto Croce. Der habe für<br />

ihn, so der Zeitungsverleger, am<br />

besten formuliert, was Pressefreiheit<br />

bedeute: „Nur in Freiheit<br />

kann menschliche Gemeinschaft<br />

gedeihen und Früchte tragen.<br />

Freiheit ist aber ohne eine freie<br />

Presse nicht zu haben!“<br />

Die Pressefreiheit ist im Grundgesetz<br />

verankert. Dennoch ist<br />

sie auch in Deutschland nicht<br />

selbstverständlich, unterliegt<br />

Angriffen. Beim aktuellen Ranking<br />

der Organisation „Reporter<br />

ohne Grenzen“ belegte deshalb<br />

Deutschland nur Rang 18. Kein<br />

Trost, dass Frankreich mit langer<br />

demokratischer Tradition, in<br />

dem 1789 quasi die Pressefreiheit<br />

„erfunden“ wurde, nur auf Platz<br />

43 kam. Deutlich besser konnten<br />

sich die skandinavischen Staaten<br />

oder Irland positionieren, Länder<br />

wie Iran und Nordkorea bildeten<br />

die Schlusslichter. Doch auch<br />

Staaten aus unserer direkten,<br />

europäischen Nachbarschaft wie<br />

Weißrussland (Platz 151) oder<br />

Russland auf Platz 153 zeigten,<br />

dass dieses Grundrecht täglich<br />

zu verteidigen ist.<br />

Ippen meinte, dass die größte<br />

Gefahr für die freie Presse in<br />

Deutschland von innen käme. Er<br />

kritisierte den „Hang zum<br />

Konformismus“, eine wachsende<br />

Affinität von Journalisten zum<br />

Zeitgeist. Er beobachte eine Art<br />

Schwarmverhalten: Auf Themen,<br />

die gerade aktuell oder „in“<br />

Seit 1969 wird der „Wächterpreis<br />

der deutschen Tagespresse“<br />

vergeben. Die Stiftung „Freiheit<br />

der Presse“ zeichnet damit<br />

Journalisten und Redaktionen<br />

für kritische und investigative<br />

Berichte aus.<br />

Gewürdigt wird zudem auch<br />

journalistische Courage gegen<br />

Angriffe auf die Pressefreiheit.<br />

Die Preise sind mit 12.000<br />

Euro, 8.000 Euro und 6.000<br />

Euro dotiert. Außerdem wird<br />

ein Preis an Volontäre verliehen<br />

(4.000 Euro).<br />

seien, stürze<br />

sich eine wachsende<br />

Mehrheit.<br />

Anderes hingegen<br />

bliebe unberücksichtigt.<br />

Mit<br />

gleicher Synchronitätwürden<br />

allerdings<br />

auch Themen<br />

wie z. B. Fukushima<br />

wieder<br />

fallen gelassen.<br />

Ippens rhetorische<br />

Frage<br />

lautete deshalb:<br />

„Was nützt uns<br />

die Pressevielfalt,<br />

wenn alle<br />

über dasselbe<br />

schreiben?“<br />

Christina Hucklenbroich, Gewinnerin des Volontär-Preises, mit Dr.<br />

Hermann Rudolph (Vorsitzender Jury Wächterpreis).<br />

Er lobte deshalb die ausgezeichneten<br />

Arbeiten. Sie würden<br />

eigenes, unabhängiges Denken<br />

dokumentieren. Zu solchem<br />

Nonkonformismus gehöre Mut.<br />

Jener Mut zu eigenen Standpunkten<br />

sei aber immer schon<br />

eine Tugend gewesen, Voraussetzung<br />

für Freiheit. Diesen Mut<br />

wünschte Ippen allen, die sich<br />

in Zeitungen, Zeitschriften, im<br />

Radio, in Blogs, auf Twitter oder<br />

Facebook zu Worte melden.<br />

Anschließend begründete Jury-<br />

Vorsitzender Dr. Hermann Rudolph<br />

die Preise und überreichte<br />

die Urkunden. Er lobte die Zahl<br />

der Einsendungen wie auch deren<br />

Qualität – man wäre „positiv<br />

Die Stiftung „Freiheit der Presse“<br />

entstand 1967. Ihr Gründungskapital<br />

von 3,2 Mio. DM<br />

stammt aus Lizenz-Einnahmen:<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

vergaben die Westalliierten Lizenzen<br />

für Zeitungen. Die Verlage<br />

mussten als Gegenleistung<br />

20 % ihres Gewinns abführen,<br />

um den Wiederaufbau einer<br />

freien Presse mit zu finanzieren.<br />

1947 entstand dafür die „Wirtschaftliche<br />

Genossenschaft<br />

der Presse“. Sie gewährte aus<br />

stetig wachsenden Vermögen<br />

Kredite an neu gegründete Zei-<br />

überrascht“ gewesen. Zu den<br />

ersten Preisträgern merkte er<br />

an, dass es offenbar das Jahr des<br />

Aufdeckens von Missbrauch an<br />

Schulen und Internaten gewesen<br />

sei. Kein anderes Thema habe<br />

Journalisten so sehr beschäftigt:<br />

Zehn der 63 Einsendungen<br />

befassten sich damit. Allesamt<br />

seien gute Arbeiten gewesen und<br />

die Jury hätte daher auch nur Beiträge<br />

zu diesem Thema auszeichnen<br />

können. Weil man das aber<br />

nicht gewollt habe, sei entschieden<br />

worden, die Artikelfolge der<br />

Berliner Journalisten auszuzeichnen,<br />

mit der alles begann.<br />

Alle preisgekrönten Arbeiten sind<br />

auf www.waechterpreis.de unter<br />

dem Navigationspunkt „Aktuelle<br />

Stories“ nachzulesen. (red)<br />

tungsverlage. Mit Wegfall des<br />

Lizenzzwangs 1949 schmolz<br />

das Vermögen der Genossenschaft.<br />

Um weiterarbeiten<br />

zu können, nahm man einen<br />

Kredit aus dem Programm<br />

„Government Appropiations for<br />

Relief in Occupied Areas“ über<br />

15 Mio. DM auf. Nach dessen<br />

Rückzahlung 1967 wurde mit<br />

dem verbliebenen Kapital die<br />

Stiftung „Freiheit der Presse“<br />

gegründet. Sie finanziert sich<br />

heute aus Zuwendungen von<br />

Zeitungsverlagen.<br />

(ra, Wiki)<br />

Foto: Marc Tirl<br />

2/<strong>2011</strong> 21

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