Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Thüringen
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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien<br />
34 2/<strong>2011</strong><br />
Verbandstag des <strong>DJV</strong> Hessen in Frankfurt:<br />
Stabil, solidarisch und kämpferisch<br />
Seit 20 Jahren leitet Hans Ulrich<br />
Heuser den <strong>DJV</strong> Hessen und<br />
genießt mittlerweile ein überwältigendes<br />
Vertrauen. Das bewies<br />
jetzt in Frankfurt der 53. Verbandstag.<br />
Erstmals einstimmig<br />
bestätigten die Delegierten aus<br />
ganz Hessen den Querdenker in<br />
geheimer Wahl erneut im Amt.<br />
Ebenso einig oder mit großer<br />
Mehrheit fielen alle 16 Wahlgänge<br />
für rund 70 Posten aus. Vor<br />
und nach dem Wahlmarathon<br />
bestimmten aktuelle Themen, Sorgen<br />
und Lösungen den Tag.<br />
„Wir sind nicht bereit, uns noch<br />
länger mit Almosen abspeisen und<br />
zu Schreibtischsklaven machen<br />
zu lassen“, betonte Heuser zum<br />
Auftakt den Kampf des Verbandes<br />
gegen „Auslagerung, Leiharbeit,<br />
Tariffl ucht“ und andere Spielarten<br />
aus dem Verleger-„Kabinett der<br />
Grausamkeiten“. Der aktuelle<br />
Arbeitskampf prägte zwei Tage,<br />
nachdem gut 3000 Kolleginnen<br />
und Kollegen auf dem Frankfurter<br />
Römerberg demonstriert hatten,<br />
auch den Verbandstag unter dem<br />
Präsidium von Anouschka Wasner<br />
und Thorsten Becker. Solidarität<br />
signalisierten außerdem die zahlreichen<br />
Gäste wie die Frankfurter<br />
Stadträtin Dr. Manuela Rottmann,<br />
<strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender Michael<br />
Konken und Vorsitzende oder<br />
Delegierte aus Bundesländern wie<br />
<strong>Thüringen</strong>, Sachsen, Bayern, dem<br />
Saarland und Rheinland-Pfalz.<br />
Während Heuser die Situation<br />
skizzierte, kritisierte er nicht nur<br />
den BDZV und die Verleger in<br />
Hessen scharf, die ungeachtet der<br />
Vergütungsregeln und sozialer Verantwortung<br />
mit allen Mitteln den<br />
„Billigjournalismus“ vorantreiben.<br />
Heuser rügte auf der anderen Seite<br />
auch die Journalisten, die inkompetent<br />
oder bewusst nicht mehr<br />
auf Qualität setzen und – statt sich<br />
als „Kritiker und Kontrolleure vom<br />
Dienst“ zu wehren – vom „Prinzip<br />
Angst“ geleitet, den Arbeitskampf<br />
sabotieren. Das gelte gleichfalls<br />
für die Politik, die z. B. Leiharbeit<br />
dulde oder „faktisch fast jedem“<br />
erlaube, Presseausweise auszustellen,<br />
statt gesetzlich Hauptberufl er<br />
von Laien abzugrenzen. „So eine<br />
Politik macht sich schuldig am<br />
Niedergang der freien Presse“ und<br />
„erschüttert die Demokratie in<br />
ihren Grundfesten“, sagte Heuser.<br />
Es sei dringend „Zeit aufzubegehren“<br />
und die Öffentlichkeit stärker<br />
über den eklatanten „Schrumpfungsprozess“<br />
mit massiven „Qualitätsverlusten“<br />
zu informieren.<br />
In seinem Überblick sprach Heuser<br />
dutzende unterschiedliche Themen<br />
wie z. B. Einschränkungen der<br />
Pressefreiheit, Rundfunkgebühren,<br />
abnehmende Tarifbindung und<br />
veränderte Tätigkeitsprofi le in den<br />
Medien an. Der Einfl uss des <strong>DJV</strong><br />
sinke dabei parallel zu den Mitgliederzahlen<br />
in den Gewerkschaften.<br />
Um diesen Trend zu stoppen, hatte<br />
der Vorstand einen Werbefl yer entwickelt,<br />
den er erstmals beim Verbandstag<br />
vorstellte. Heuser riet zur<br />
Fusion kleinerer Landesverbände,<br />
um stärker auftreten zu können.<br />
Stadträtin Dr. Rottmann bestätigte<br />
Heusers Analyse und kritisierte das<br />
vielfältige „Lohndumping“. Auch<br />
sie wundere zum einen, „dass sich<br />
Journalistinnen und Journalisten<br />
nicht stärker zu Wort melden“, und<br />
zum anderen, wie leichtfertig viele<br />
in Hessen „auf der Straße liegende<br />
tolle Geschichten verschenken“.<br />
Sie wünschte „viel Kraft für die<br />
Auseinandersetzungen“. Der Verbandstag<br />
bestärkte den Vorstand<br />
einstimmig in einer Resolution darin,<br />
weiter für die Festen und Freien<br />
der „Frankfurter Rundschau“ zu<br />
kämpfen. Das versprachen Heuser<br />
und Geschäftsführer Achim Wolff,<br />
der zu seinem Bericht und gerichtlichen<br />
Erfolgen des <strong>DJV</strong> für die<br />
Umsetzung der Vergütungsregeln<br />
über die FR-Verhandlungen in 2010<br />
und <strong>2011</strong> informierte.<br />
Heusers und Wolffs Ausführungen<br />
ergänzten u. a. Konken<br />
und Sprecher der Fachgruppen.<br />
„Wir demonstrieren nicht nur für<br />
mehr Geld, sondern auch für die<br />
Würde unseres Berufs“, „lebens-<br />
werte Arbeitsbedingungen“ und<br />
„die Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf“, sagte Kerstin Klamroth (FG<br />
Gleichstellung). Die Umsetzung<br />
der „Vergütungsregeln sind unser<br />
Hauptproblem“, bestätigte Jan<br />
Roewer (FG Bild). Während Johann<br />
Helmer Hein reges Interesse an<br />
der FG Junge melden konnte, bedauerte<br />
Martin Schmidt das mangelnde<br />
an der FG Online: „Sie fi ndet<br />
im Moment nicht statt, denn<br />
wir laden zu Terminen ein, aber<br />
es kommt keiner“. Rolf Skrypzak<br />
berichtete, dass auf eine Umfrage<br />
der FG Zeitschriften elf von 400<br />
angeschriebene Mitgliedern antworteten.<br />
Knud Zilian informierte<br />
über die radikalen Einschnitte<br />
beim HR, der u. a. einstündige Regionalsendungen<br />
zu Fünf-Minuten-<br />
Blöcken einstampfe und die Tarifverhandlungen<br />
scheitern ließ. Jörg<br />
Steinbach (Landesanstalt Privater<br />
Rundfunk) erläuterte den Start des<br />
Digitalradios zum 1. August und<br />
Medienkompetenzförderungen<br />
zum Schutz von Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
„Eine höhere Streikbereitschaft“<br />
wünschte sich Thorsten Becker (FA<br />
Tageszeitungen). Konken kündigte<br />
an: „Wir werden unsere Arbeitskampfmaßnahmen<br />
verstärken.“<br />
Denn trotz mindestens sechsprozentigen<br />
Gewinnen versuchten<br />
die Verleger für die Mitarbeiter<br />
„insgesamt 30 Prozent Minus“<br />
durchzudrücken. Heuser ergänzte:<br />
„Wir hätten bessere Karten, wenn<br />
es uns gelingen würde, die OT-<br />
Verlage zu bestreiken.“<br />
Schatzmeisterin Dr. Gabriela<br />
Blumschein erläuterte zu ihrem<br />
detaillierten, vielfach gelobten Kassenbericht,<br />
wie der Verband dank<br />
sparsamer Wirtschaft 2010 einen<br />
Überschuss von 27.800 € erzielte.<br />
Sie betonte aber auch, dass weitere<br />
Einsparungen kaum möglich<br />
seien, wenn der Verband mit seinen<br />
Leistungen für die Mitglieder<br />
attraktiv bleiben soll. Der <strong>DJV</strong><br />
Hessen erhöhte als einziger Landesverband<br />
die Mitgliedsbeiträge<br />
seit 1997 nicht und liegt mit dem