Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Thüringen
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Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien<br />
Verleger verspielen den letzten Joker!<br />
„In einem stinknormalen Haus sitzt ein stinknormaler<br />
Mensch, der schreibt einen nicht stinknormalen<br />
Brief an einen Diktator, der sich einen Teufel<br />
darum schert!“<br />
Diesen Satz schrieb einmal ein Mann über die<br />
Arbeit von „Amnesty International“. Ein Satz,<br />
der auch auf unser Bemühen zutrifft, die Verlegerseite<br />
endlich zur Vernunft zu bringen. Dazu,<br />
dass sie sich wieder ihrer sozialpolitischen Verantwortung<br />
besinnen. Aber die mauert, spricht nach<br />
wie vor von einer anhaltenden wirtschaftlichen<br />
Krise und will sich so noch einmal einen<br />
kräftigen Schluck aus der Pulle nehmen<br />
und für alle Ewigkeit den Billigjournalismus<br />
auf den Thron heben. Ganz im Ge-<br />
gensatz der meisten anderen Branchen,<br />
die längst neue Tarifkonditionen vereinbart<br />
haben, spielen die Zeitungsverleger<br />
die Hardliner. Höhere Gewinne durch<br />
radikale Kosten-Reduzierung nennt man<br />
das. Und beim Personal lässt es sich<br />
besonders leicht sparen. Die Älteren<br />
schmeißt man raus. Die Jüngeren, die<br />
man unter Tarif bezahlt, zwingt man mit<br />
der ständigen Angst vor Arbeitsplatzverlust<br />
in die Knie! Das ist die Realität<br />
in den Verlagshäusern im Sommer des<br />
Jahres <strong>2011</strong>!<br />
Foto: <strong>DJV</strong> Hessen<br />
Das Unverschämte an den Forderungen des<br />
BDZV in der seit über acht Monaten laufenden<br />
Tarifrunde im Tageszeitungsbereich ist,<br />
dass die Krise am Arbeitsmarkt inzwischen abgehakt<br />
ist. In dieser Phase von den Gewerkschaften<br />
Gehaltsverzicht bis zu 30 Prozent zu fordern, ist<br />
ein Skandal!<br />
Dieser Affront und das Verlegerverhalten der<br />
vergangenen Monate zeigt, dass man nicht<br />
einmal mehr bereit ist, die Mindeststandards im<br />
gegenseitigen Umgang einer Sozialpartnerschaft<br />
zu wahren. Zur Vertrauensbildung trägt eine solche<br />
Brüskierung der Gewerkschaften und der in ihnen<br />
organisierten Journalistinnen und Journalisten jedenfalls<br />
nicht bei.<br />
Hans Ulrich Heuser,<br />
Landesvorsitzender<br />
<strong>DJV</strong> Hessen<br />
Babylon oder Rom? Das ist die Frage! Damals<br />
ging es unter anderem auch um Hochmut, Fall,<br />
Gier und Machterhalt!<br />
Die Verlegerseite probt den Aufstand! Ein Weg<br />
auf einem schmalen Grat mit einem möglicherweise<br />
hohen Preis für beide Seiten sowie für<br />
die Pressefreiheit und die Demokratie, die durch die<br />
Verlegerstrategie immer mehr ins Wanken geraten.<br />
Die Gewerkschaften sind bereit, mit dem BDZV einen<br />
Weg aus der Sackgasse zu finden, in die er sich<br />
ohne Not hineinmanövriert hat. Wir wollen mit der<br />
Verlegerseite gemeinsam mit kreativen<br />
Lösungen Arbeitsplätze erhalten, die<br />
Pressevielfalt verteidigen. Nur, dazu<br />
muss der BDZV aufhören, entweder<br />
die Dinge einfach nur auszusitzen<br />
oder zu provozieren.<br />
Es war keine Lösung, sich in den<br />
Schmollwinkel zurückzuziehen.<br />
Es ist erst recht keine, jetzt mit unverschämten<br />
Forderungen zu kontern.<br />
Wer nur auf seine finanziellen Vorteile<br />
schielt, der handelt verantwortungslos!<br />
Der Verlegerseite sollte klar sein: WIR werden<br />
Antworten finden. Dieser Konflikt schweißt uns<br />
stärker zusammen, als sie vermutlich glaubt. Die vergangenen<br />
Wochen haben gezeigt, dass das Ende der<br />
Bescheidenheit erreicht ist. Journalisten im ganzen<br />
Land haben Widerstand geleistet. Der ist notwendiger<br />
denn je. Nur so ist den rauen Sitten in der wirtschaftlich<br />
gebeutelten Medienbranche zu begegnen.<br />
Das alles ist eine tickende Zeitbombe. Die Lawine<br />
rollt bereits! Aber sie könnte nicht nur den<br />
Berufsstand der Journalistinnen und Journalisten<br />
mitreißen. Auch die Verleger sitzen auf einem Pulverfass.<br />
Statt mit Weitsicht und verantwortungsbewusst<br />
in qualifiziertes Personal und damit in den<br />
Qualitätsjournalismus zum Erhalt ihrer Produkte<br />
zu investieren, sind sie gerade dabei, ihren letzten<br />
Joker zu verspielen!<br />
2/<strong>2011</strong> 3