möglichkeiten und grenzen der wirkungserfassung von nro-projekten
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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />
100<br />
An<strong>der</strong>erseits war es den nigerianischen Gästen nicht klar zu machen, daß 600.–<br />
DM für eine deutsche Studentin einen ganzen Monatsetat ausmachen können.<br />
Jenseits diese Themas gab es aber durchaus Lernprozesse auf beiden Seiten. Dies<br />
geschah auf <strong>der</strong> einen Seite durch intensive Gespräche über konkrete Anlässe im<br />
kleinen Kreis (z. B. zwischen Bandlea<strong>der</strong> <strong>und</strong> Gastgeberin) <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite durch klares Setzen <strong>von</strong> Grenzen im täglichen Zusammenleben in den Gastfamilien.<br />
Insgesamt zeigte sich für mich persönlich ein großer Unterschied zwischen <strong>der</strong><br />
Delegation aus Indien (1 In<strong>der</strong>in, 3 Ureinwohnerinnen), die uns im Sommer eine<br />
Woche lang besuchte, <strong>und</strong> <strong>der</strong> aus Nigeria. Der Kontakt zu den In<strong>der</strong>innen war persönlicher,<br />
schien weniger <strong>von</strong> Missverständnissen geprägt. Aber das liegt auch am<br />
völlig verschiedenen Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Leute. Aus Indien kamen Menschen, die sich<br />
auch für ihr Heimatprojekt nachdrücklich als Multiplikatorinnen verstanden. Außerdem<br />
– <strong>und</strong> das scheint mir <strong>der</strong> Hauptfaktor zu sein, haben die indischen Ureinwohnerinnen<br />
den erfrischenden Ansatz, völlig unvoreingenommen die ihnen fremden<br />
Verhältnisse in Europa zu betrachten (was eine eigene, auch kritische Beurteilung<br />
überhaupt nicht ausschloß). Die Aussage eines Ureinwohners lautete 1997<br />
bei einer ähnlichen Begegnung: „Wie sollte ich Probleme hier haben. Es ist doch<br />
völlig an<strong>der</strong>s als zu Hause.“ Wahrscheinlich sind es die stark vorgeprägten <strong>und</strong><br />
ziemlich eindimensionalen gegenseitigen Europa-/Afrika-Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> vielleicht auch<br />
die Annahme, in ein Land mit ähnlichen religiösen (christlichen) Hintergründen<br />
zu fahren, die es so schwierig machen, die Wahrnehmung vom reichen, weißen<br />
Europa zu differenzieren.<br />
Die In<strong>der</strong>innen fühlten sich angesichts <strong>der</strong> zusammenbrechenden Görlitzer Grün<strong>der</strong>zeit-Hinterhäuser<br />
auch im reichen Europa an Indien erinnert, während die NigerianerInnen<br />
nur die gut gefüllten Geschäftsauslagen wahrnahmen.<br />
Doch in interkulturellen Begegnungen kann es nicht darum gehen, alle Mißverständnisse<br />
aufzulösen. Schwieriger <strong>und</strong> wichtiger ist es, am eigenen Leib die Relativität<br />
<strong>der</strong> eigenen Lebensüberzeugungen <strong>und</strong> -weisen zu erfahren (was man theoretisch<br />
ja eigentlich schon längst weiß …). Das ist auf beiden Seiten gelungen.<br />
In <strong>der</strong> Mischung aus Informationsabenden in kleinerem Rahmen, Schulprojekttagen,<br />
deutsch-nigerianischem gemeinsamen Musizieren in Percussion-Workshops<br />
<strong>und</strong> aus Konzerten lag die Beson<strong>der</strong>heit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> vierwöchigen Begegnung.<br />
So kam es z.B. nach dem Nieskyer Konzert beim Begegnungsabend u. a. mit<br />
Asylbewerbern zu einem für alle Seiten interessanten Austausch, in dem Vorurteile<br />
über das Leben in Nigeria <strong>und</strong> Deutschland aufgebrochen werden konnten.