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Willi Volka - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

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tierungslosigkeit, was die Schreibabsicht<br />

anbetrifft. Die mehr oder weniger logische<br />

Konsequenz daraus ist die Frustration bei<br />

Autor und Leser. Es ist sozusagen die Multi‐<br />

plikation einer ursprünglich beim Autor<br />

empfundenen Frustration zu einem Produkt<br />

im doppelten Sinne. Nicht nur der Leser,<br />

auch der Autor ist hier zu bedauern.<br />

Warum fehlt uns der Mut, den »positiven«<br />

Menschen zu zeigen?<br />

Die Frage nach der Alternative ist<br />

hoffentlich legitim. Und eine Beantwortung<br />

möge nicht anmaβend empfunden werden.<br />

Es ist im Grunde ganz einfach: Ein Autor,<br />

der »nichts zu sagen« hat, sollte auch nicht<br />

schreiben. Wer darüber hinaus nur zur<br />

eigenen Sublimation schreibt, um anderen<br />

den Vorgang der Sublimation als ohnehin<br />

unvermeidlich schmackhaft zu machen, ver‐<br />

Horst Dinter<br />

I<br />

ch lese jetzt an der dritten Geschichte in<br />

diesem Buch, und schon nach der<br />

ersten war ich eigentlich fest dazu ent‐<br />

schlossen, das Buch aus der Hand zu legen –<br />

für immer. Warum habe ich es nicht getan?<br />

Das Buch ist eine Zumutung! Ich habe es<br />

gekauft, als der Wetterbericht hier für<br />

unseren Urlaubsort ein paar Regentage<br />

weissagte. Der Name des Autors verhieß<br />

Gutes, wenn man deswegen überhaupt nach<br />

<strong>Autoren</strong>namen sehen darf: KELLER. Ich<br />

kenne schon lange – erstens – Gottfried, den<br />

Nachdenklichen, den Umständlichen aus der<br />

Schweiz mit der ein wenig altmodischen<br />

Sprache, den Weltberühmten, und dann<br />

noch – zweitens – Paul, den Fröhlichen, der<br />

eine der seltenen Gebrauchsanweisungen für<br />

einen erholsamen Urlaub geschrieben hat,<br />

‚Ferien vom Ich‘, den Schlesier.<br />

ESSAY<br />

EIN BUCH ZU ENDE LESEN …<br />

IGdA‐aktuell, Heft 1 (2009), Seite 25<br />

sündigt sich quasi an den Möglichkeiten des<br />

Schreibens. Schreiben sollte dazu dienen,<br />

Sublimationsanlässe von vornherein zu<br />

vermeiden, eben prophylaktisch wirksam zu<br />

werden. Individuelle Existenz, gesellschaft‐<br />

liches Zusammenleben und die daraus er‐<br />

wachsenden bzw. darauf bezogenen<br />

Äußerungsformen von Menschen – z. B.<br />

eben auch das Schreiben – können keinem<br />

vornehmeren Zweck dienen, als Ent‐<br />

täuschungen zu vermeiden, statt sie zu<br />

ritualisieren. Der Typus des »Versagers«<br />

muss wieder aus unseren Köpfen und aus<br />

der Literatur verschwinden, weil er als<br />

Orientierungsfigur in den Fatalismus führt.<br />

Warum fehlt uns der Mut, den<br />

»positiven« Menschen zu zeigen?<br />

Veröffentlicht in Essays & Aufsätze, Karl‐Heinz Schreiber,<br />

Literatur by Walter Eigenmann am 29. Dezember 2007<br />

Der Autor, mit dessen Buch ich mich nun<br />

herumschlage, heißt Gerhard K. Seine erste<br />

Geschichte habe ich mit der Unbefangenheit<br />

begonnen, die von der Neugier bestimmt<br />

wird. Es war die trostlose Geschichte eines<br />

eben verheirateten Ehepaares, bei dem die<br />

junge Frau schon nach wenigen und keines‐<br />

wegs außergewöhnlichen Ehewochen ver‐<br />

rückt wird, aus heiterem Himmel sozusagen<br />

und ohne ersichtlichen Grund und damit<br />

auch ohne Anlass zu irgendwelchen<br />

Weiterungen. Der junge Mann hat diesen<br />

schweren Schlag sein ganzes Leben lang<br />

nicht überwunden, was allerlei bedeuten<br />

kann –<br />

In der zweiten Geschichte handelt es sich<br />

schon gar nicht mehr um ein Ehepaar,<br />

sondern nur noch um Liebesleute, besten‐<br />

falls Verlobte oder Versprochene, bei denen<br />

diesmal der junge Mann schwermütig wird

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