<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>, <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Sozialpolitik</strong>Christian SuterBowley machte eine <strong>Armut</strong>sstudie über wirtschaftliche Lebensbedingungen der Arbeiterklasse.Interessant bei ihm: Er fragt sich, wie kann man Untersuchung mit vernünftigem Aufwand betreiben(vorherige Forscher machten Gesamterhebungen) ð Stichprobenerhebungen.Seine Untersuchung war stark an jener von Rowntree orientiert, er fand nicht viele neue Ergebnisse.ð Eine der ersten Zufallsauswahlen: Ging zur Stadtverwaltung, wählte jedes zwanzigste Gebäude;n ~ 800)Georg Simmel geisteswissenschaftliche Soziologie der <strong>Armut</strong>„Zur Soziologie der <strong>Armut</strong>“, Aufsätze <strong>und</strong> Abhandlungen 1901-08, Bd. II, Gesamtausgabe Band8, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1993, S. 24-57„Der Arme“, Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Gesamtausgabe Band 11,Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1992, S. 512-555Philosophie des Geldes, Gesamtausgaben Band 6, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1989Gr<strong>und</strong>vorstellung von SimmelGesellschaft ist das Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen Individuen <strong>und</strong> Gruppen:„Alles steht mit allem in irgendeiner Wechselwirkung, dass zwischen jedem Punkt der Welt <strong>und</strong>jedem anderen Kräfte <strong>und</strong> hin- <strong>und</strong> hergehende Beziehungen bestehen.“Vergesellschaftung als Prozess der permanenten Wechselwirkungen.Wenn sich die Beziehungen (Wechselwirkungen) von den Akteuren lösen, spricht er von Vergesellschaftung.Er zieht diesen Begriff dem Begriff ‚Gesellschaft‘ vor, um den Prozessaspekt zu betonen.Philosophie des Geldes: Tauschakte sind möglich durch Geld (WechselbeziehungenSimmels Soziologie der <strong>Armut</strong>„Zur Soziologie der <strong>Armut</strong>“, Aufsätze <strong>und</strong> Abhandlungen 1901-08, Bd. II, Gesamtausgabe Band8, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1993, S. 24-57„Der Arme“, Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Gesamtausgabe Band 11,Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1992, S. 512-55510
<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>, <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Sozialpolitik</strong>Christian SuterSoziologie <strong>Armut</strong> als Wechselbeziehung von Rechten <strong>und</strong> Pflichten„Besonders in Ländern, wo der Bettel ein reguläres Gewerbe ist, glaubt der Bettler, mehr oderweniger naiv, ein Recht auf die Gabe zu haben, deren Verweigerung er oft wie die Hinterziehungeines schuldigen Tributs rügt.“Das Recht auf Unterstützung gehört in dieselbe Kategorie wie das Recht auf Arbeit, wie dasRecht auf Existenz. (26)Er geht von Wechselbeziehungen aus. Bei <strong>Armut</strong>: Wechselbeziehungen zwischen Rechten <strong>und</strong>Pflichten (nicht nur bei <strong>Armut</strong>).Gemäss Simmel ist der Mensch ein soziales Wesen, weil jedes Recht eines Menschen die Pflichteines anderen impliziert.Je nachdem, ob Recht auf Unterstützung oder die Pflicht im Zentrum steht bei der <strong>Armut</strong> hatman ein anderes Modell.Drei Gr<strong>und</strong>formen des Pflicht-Recht-Verhältnisses1. Pflicht des Gebenden als AusgangspunktBettler verschwindet als Subjekt, Bedeutung der Gabe für Gebende (Seelenheil. Subjektiver Egoismus derGeber)2. Recht des Empfangenden als AusgangspunktFunktion: Bedingungen für Arme sollen sich verbessern ð Existenzminimum steht einem zu (egal, obman arbeitet oder nicht)3. Moderner Wohlfahrtsstaat: Wohlfahrt der ganzen Gesellschaft erfordert ArmenunterstützungZwischentyp: Nicht der Arme ist Bezugspunkt. Es ist die Gemeinschaft, die gewisse Rechte / Pflichten hat.Wichtig ist die Unterstützung, da der Arme eine mögliche Schadensquelle für die Gemeinschaft ist (derEndzweck des Gemeinwesens steht im Mittelpunkt)Staatliche Armenunterstützung als merkwürdige Kombination von Rechten <strong>und</strong> Pflichten (Simmel,S. 30) ð Es besteht Pflicht, Arme zu unterstützen, aber der Arme hat kein Recht auf Unterstützung(vgl. letztes Mal: B<strong>und</strong>esverfassung Art. 41.4)Simmels Gr<strong>und</strong>these zur Soziologie der <strong>Armut</strong>Simmel befasst sich mit dem Recht-Pflicht-Verhältnis von Individuen in einer Gesellschaft bzw.Gemeinschaft. Diese wird gerade durch das Recht bzw. das Recht-Pflicht-Verhältnis definiert.11
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