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26 Agenda Agenda 27<br />
WOZ Nr. 49 9. Dezember 2010<br />
politour<br />
Bespitzelungen<br />
Bereits zum dritten Mal führt attac Bern eine<br />
SuppenznachtReihe durch. Der Titel der diesjährigen<br />
Veranstaltungen lautet: «Macht Alternativen!»<br />
Mit warmer Suppe im Bauch wird<br />
nach einer kurzen Einführung zu verschiedenen<br />
Themen diskutiert. Das nächste Thema: «Fichenaffäre<br />
und Nestlégate».<br />
Bern aki, Alpeneggstrasse 5, Mi, 15. Dezember,<br />
19 Uhr.<br />
China<br />
Mitte 2010 gab es eine Streikwelle in Chinas<br />
Fabriken. WanderarbeiterInnen erkämpften sich<br />
höhere Löhne und lösten eine weltweite Debatte<br />
über das Ende des chinesischen Niedriglohnmodells<br />
aus. Bei Assoziation A ist das Buch<br />
«Aufbruch der zweiten Generation, Wanderarbeit,<br />
Gender und Klassenzusammensetzung in<br />
China» erschienen. Pun Ngai und andere Autor<br />
Innen aus China analysieren das Schicksal und<br />
die Kämpfe verschiedener MigrantInnengruppen,<br />
darunter Bau, Fabrik und SexarbeiterInnen,<br />
und beleuchten die Hintergründe der aktuellen<br />
Streiks und Klassenbildungsprozesse in China.<br />
Der Über setzer wird das Buch präsentieren. Anschliessend<br />
wird über die Frage diskutiert, inwieweit<br />
sich heute in Zeiten der Krise und zunehmender<br />
sozialer Kämpfe in verschiedenen Teilen<br />
der Welt neue Formen der Bezugnahme, des<br />
Austauschs und der Unterstützung finden lassen.<br />
Zürich Infoladen Kasama, Militärstrasse 87a<br />
(im Innenhof), Fr, 10. Dezember, 19.30 Uhr<br />
Bern Infoladen Reitschule, Neubrückstrasse 8,<br />
Sa, 11. Dezember, 19.30 Uhr.<br />
Der diesjährige Friedensnobelpreis wird <strong>dem</strong><br />
Menschenrechtsaktivisten Liu Xiaobo verliehen.<br />
Am Freitag findet in Oslo die Preisübergabe statt,<br />
<strong>mit</strong> Sicherheit in Abwesenheit des inhaftierten<br />
Liu Xiaobo. Schon kurz nach der Verkündung<br />
des Preisträgers hat China alle Staaten aufgefordert,<br />
keine Vertreter an die Feierlichkeiten zu<br />
entsenden, und seit<strong>dem</strong> ist es merkwürdig still<br />
geworden um Liu Xiaobo. Der Sinologe Thomas<br />
Geiger lädt ein zu einer Soirée rund um Liu Xiaobo,<br />
die Geschichte der chinesischen Dissidenten,<br />
die Charta 08, die heftigen Reaktionen der chinesischen<br />
Autoritäten und die kulturellen Hintergründe.<br />
Zürich Paranoia City Buch & Wein, Ankerstrasse 12,<br />
Fr, 10. Dezember, 20.30 Uhr.<br />
Klima<br />
Die Ausstellung «2 Grad» ermöglicht Einblicke in<br />
die Klimaforschung und zeigt, wie der Mensch<br />
rund um die Welt versucht, das Wetter zu beeinflussen.<br />
Im Rahmenprogramm gibt es die<br />
Podiumsdiskussion «Klimapolitik und Umweltschutz<br />
– eine ökonomische und politische Krise?»<br />
<strong>mit</strong> Marcel Hänggi (Wissenschaftsjournalist), Lucas<br />
Bretschger (ETH Zürich), Gabi Hildesheimer<br />
(Öbu Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften)<br />
und Regierungsrat Jörg Krähenbühl (BL). – Im<br />
Rahmen der Ausstellung findet auch der Kurzfilmwettbewerb<br />
«1 Minute –2 Grad» statt. Das<br />
Ziel besteht darin, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Handy einen Film zu<br />
produzieren, der nicht länger als eine Minute<br />
dauert und der den Begriff «2 Grad» umsetzt.<br />
Mitmachen können alle, zu gewinnen gibt es<br />
SBBReisegutscheine, Einsendeschluss ist der<br />
31. Dezember.<br />
Auflösung Personenrätsel<br />
Im Personenrätsel auf Seite 20 fragten wir nach der französischen Pädagogin, Schriftstellerin,<br />
Anarchistin und Feministin Louise Michel (1830–1905). In vielen französischen Städten tragen<br />
Strassen den Namen der Frau, für die Freiheit ohne Gleichheit nichts war. Zu Beginn der Pariser<br />
Commune hatte sie die bürgerlichen Truppen <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Appell «Schiesst ihr auf uns, auf eure Brüder<br />
und Kinder?» zu entwaffnen versucht. Kurz danach wollte sie den damaligen Staatspräsidenten<br />
Adolphe Thiers töten, erkannte jedoch – wie sie in ihrer Autobiografie schrieb – in den gesellschaftlichen<br />
Strukturen das Hauptübel, weil in ihnen «selbst die Redlichen, einmal an die Macht<br />
ge kommen, zu Schurken werden».<br />
impressum<br />
Herausgeberin WOZ Die Wochenzeitung: Genossenschaft infolink,<br />
Hardturmstrasse 66, 8031 Zürich. pakete und express: 8005 Zürich<br />
Die Genossen schaft infolink gehört aus schliesslich den<br />
ZeitungsmacherInnen. Die WOZ ist unabhängig; über inhaltliche<br />
Fragen entscheidet die Redaktions konferenz.<br />
Zentrale: Telefon 044 448 14 14, Fax 044 448 14 15, E‑Mail:<br />
woz@woz.ch Website: www.woz.ch inserate: 044 448 14 03,<br />
inserate@woz.ch Abos: 044 448 14 44, abo@woz.ch<br />
Basel Dreispitzareal, Florenzstrasse 1, Tor 13.<br />
Führungen: sonntags, jeweils 11 Uhr. Individuelle<br />
Führungen: 061 222 22 12 info@2grad.ch, Öff <br />
nungszeiten: Di–So, 10–17 Uhr, Do, 10–19.30 Uhr.<br />
www.2grad.ch. Die Ausstellung ist barrierefrei<br />
zugänglich. KlimaMenü (bio, vegi) für 17 Franken<br />
(ohne Getränke) jeden Dienstag 11.30–13.30 Uhr,<br />
Anmeldung jeweils bis Montag<strong>mit</strong>tag unter<br />
info@2grad.ch oder 061 222 22 12. Podium:<br />
So, 12. Dezember, 11 Uhr.<br />
Minen<br />
Im Tagebau, <strong>mit</strong> Einsatz von Chemikalien und<br />
sehr viel Wasser und Energie werden in ganz<br />
Südamerika Metalle abgebaut. Dagegen wächst<br />
der Widerstand. Eine Historikerin und ein Ethnologe<br />
berichten von einer Rundreise <strong>mit</strong> Station in<br />
Andalgalá (Argentinien), wo es im vergangenen<br />
Januar zu einem Aufstand gegen eine geplante<br />
Mine und die Behörden gekommen ist.<br />
Wetzikon KultiBeiz, Zürcherstrasse 42, Fr,<br />
10. Dezember, 19.30 Uhr. Zug Jugendzentrum i45,<br />
Industriestrasse 45, Di, 14. Dezember, 20 Uhr.<br />
luzern ROMP, Steinenstrasse 17, Do, 16. Dezember,<br />
19.30 Uhr.<br />
Soziale not<br />
Seit zwanzig Jahren haben auch in der Schweiz<br />
Erwerbslosigkeit, Armut und Prekarität deutlich<br />
zugenommen. Doch die offizielle Sozialstatistik<br />
liefert Zahlen, welche die wahren Ausmasse<br />
der Krise eher verschleiern. Sowohl die Arbeitslosenzahlen<br />
des Staatssekretariats für Wirtschaft<br />
(Seco) wie auch die Studien über Working Poor<br />
oder prekäre Beschäftigung zeichnen sich dadurch<br />
aus, dass wesentliche Dimensionen des<br />
Problems (Erwerbslosigkeit, Armut, Prekarität)<br />
ausgeblendet oder schöngeredet werden. Dazu<br />
hält Peter Streckeisen, Assistent am Institut für<br />
Soziologie, Basel. den Vortrag «Unsichtbare Not.<br />
Wenn die Statistik nur die halbe Wahrheit sagt».<br />
Basel Internetcafé Planet13, Klybeckstrasse 60,<br />
Mo, 13. Dezember, 19 Uhr.<br />
Südmexiko<br />
Peace Brigades International und Peace Watch<br />
Switzerland zeigen nach einem Einführungsreferat<br />
über Tourismus und Menschenrechte<br />
eine Diashow über den Einfluss des Tourismus in<br />
Südmexiko.<br />
Bern Progr, Waisenhausplatz 30, Do, 9. Dezember,<br />
19.15 Uhr.<br />
Wachstum<br />
Im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung über<br />
Auswege aus der ökonomischen Wachstumsillusion<br />
referiert Claudia von Werlhof (Professorin<br />
für Frauenforschung am Institut für Politikwissenschaft<br />
der Universität Innsbruck) über das<br />
Wirtschaften nach <strong>dem</strong> Patriarchat.<br />
Windisch FHNW, Klosterzelgstr. 2 (Audimax),<br />
Do, 16. Dezember, 17.15 Uhr.<br />
Wasser<br />
Eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang<br />
zu sauberem Trinkwasser. Täglich sterben 4000<br />
Kinder an den Folgen verschmutzten Wassers.<br />
Die Ausstellung «Wasser für alle» zeigt anhand<br />
von Hintergrundinformationen und Beispielen<br />
aus der Entwicklungszusammenarbeit auf, wie<br />
vielschichtig die Ursachen und Folgen der globalen<br />
Wasserkrise sind. Aber auch, was getan werden<br />
kann, um die Katastrophe abzuwenden. – Im<br />
Rahmenprogramm hält Rolf Weingartner (Leiter<br />
der Gruppe Hydrologie, Direktor Geografisches<br />
Institut, Universität Bern) den Vortrag «Wasser –<br />
das Kapital der Schweiz».<br />
st. Gallen Naturmuseum, Museumsstrasse 32,<br />
geöffnet Mo, 10–20 Uhr, Di–So, 10–17 Uhr. Private<br />
Gruppenführungen: 071 242 06 70. Die<br />
Ausstellung dauert bis 20. März 2011. Vortrag:<br />
Mi, 15. Dezember, 19 Uhr.<br />
Wemf-beglaubigte verkaufte Auflage: 14 512 reichweite: 96 000<br />
Jahresabo: 265 Franken, Ausbildungsabo: 160 Franken<br />
(Ausbildungsausweiskopie senden), probeabo: 8 Wochen für<br />
25 Franken. Weitere Angebote für In‑ und Ausland auf<br />
www.woz.ch/abo.<br />
redaktion: schweiz: Susan Boos (sb), Bettina Dyttrich (dyt), Andreas<br />
Fagetti (fa), Dinu Gautier (dig), Stefan Keller (stk, Medien), Daniel Ryser<br />
(dr), Kaspar Surber (ks), Rachel Vogt (rv), Ruth Wysseier (rw)<br />
Wirtschaft: Carlos Hanimann (ch) international: Daniel Stern (ds),<br />
Yves Wegelin (yw), Sonja Wenger (sw) Kultur: Fredi Bosshard (ibo),<br />
Zeitreise in der Zürcher Gessnerallee: Der Performer Massimo Furlan rekonstruiert den Grand Prix<br />
Eurovision de la Chanson aus <strong>dem</strong> Jahr 1973. foto: PIERRE NYDEGGER<br />
kultour<br />
Performance<br />
Massimo Furlan<br />
Preisfrage: In welchem Jahr riss in Chile eine Militärdiktatur<br />
die Macht an sich, wurde der Welt<br />
die erste Ölkrise beschert und vertrat ein Sänger<br />
namens Patrick Juvet die Schweiz am Grand Prix<br />
Eurovision de la Chanson <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Lied «Je vais<br />
me marier, Marie»?<br />
Richtig: 1973. «1973» heisst auch die Theaterperformance,<br />
<strong>mit</strong> der der Schweizer Künstler<br />
Massimo Furlan den Grand Prix von 1973 in<br />
einem abendfüllenden Programm auf die Bühne<br />
zurückholt: nicht als billige Retroshow, sondern<br />
als sorgfältige Rekonstruktion. Furlans Anspruch<br />
ist es, die Historizität der Popkultur zu reflektieren<br />
und Mechanismen des Erinnerns und Vergessens<br />
erfahrbar zu machen. Gesungen wird live,<br />
in all den zungenbrecherischen Landes sprachen,<br />
den unsäglichen Kostümen und Frisuren – und<br />
fast alles von Furlan selbst.<br />
Auf der Bühne zu erleben als sie selbst<br />
sind überdies der Anthropo loge Marc Augé, der<br />
Philosoph Serge Margel und der Musikwissenschaftler<br />
Bastien Gallet. A dr<br />
«1973» in: Zürich Theaterhaus Gessnerallee<br />
Fr/Sa, 10./11. Dezember, 20 Uhr.<br />
www.massimofurlan.com / www.gessnerallee.ch<br />
Jan Jirát (jj), Adrian Riklin (adr), Silvia Süess (süs, abwesend)<br />
Wissen: Franziska Meister (mei) Bild: Alda Burkhardt (abwesend),<br />
Ursula Häne Abschluss: Armin Büttner (abü), Stefan Howald (sh),<br />
Roman Schürmann (sc) Bern: Dinu Gautier (dig) Genf: Helen<br />
Brügger (hb), Postfach 229, 1211 Genf 4, 079 543 46 06,<br />
helen.bruegger@infomaniak.ch redaktions leitung: Susan Boos,<br />
Roman Schürmann (stv.), Daniel Stern (stv.)<br />
Verlag und produktion: Aboservice: Ghislaine Flachsmann,<br />
Karin Hoffsten (kho) Buchhaltung: Erika Hauser, Desk, Archiv:<br />
Georg Bauer, Vasco Rasi, Iris Schär informatik: Martin Clalüna,<br />
Offene Bühne<br />
Play Yourself – von Frauen für Frauen<br />
Seit September findet im Frauenraum der Reitschule<br />
einmal pro Monat eine kleine, feine Veranstaltung<br />
unter <strong>dem</strong> Titel «Play Yourself» statt. Die<br />
offene Bühne im ersten Teil des Abends bietet<br />
Frauen Gelegenheit, ihre eigenen musikalischen<br />
Ideen zu testen. Im zweiten Teil dann werden die<br />
Instrumente von der Bühne ins Publikum gezügelt<br />
– ausprobieren, experimentieren, zusammen<br />
spielen … alles ist möglich. An den bisherigen<br />
drei Abenden soll sich Ausserordentliches ereignet<br />
haben: Eine Frau etwa – sie hat noch nie ein<br />
Instrument gespielt – hat sich ans Schlagzeug<br />
gesetzt, sich in simplen Rhythmen versucht und<br />
alsbald <strong>mit</strong> anderen zusammen gejammt.<br />
Die Veranstaltungen waren bislang gut<br />
besucht und zogen Mal für Mal neue Frauen an.<br />
Der Radius hat sich inzwischen nach Luzern und<br />
Zürich erweitert. Was als Experiment begann,<br />
wird im neuen Jahr eine Fortsetzung finden. Die<br />
letzte Gelegenheit im alten Jahr, in die Tasten<br />
zu greifen, ins Mikrofon zu säuseln oder sich<br />
eine Gitarre umzuhängen, bietet sich am nächsten<br />
Donnerstag. Ein paar Instrumente stehen<br />
zur Verfügung. Der Anlass ist ausschliesslich für<br />
Frauen. Anmelden kann frau sich vor Ort oder<br />
im Voraus per Mail. M ei<br />
«Play Yourself – offene Bühne & Improvisation<br />
von Frauen für Frauen» in: Bern, Frauenraum<br />
Reitschule, Do, 16. Dezember, ab 20 Uhr.<br />
Daten im nächsten Jahr: 17. März, 21. April,<br />
19. Mai und 16. Juni.<br />
Science Slam!<br />
Es ist eine schweizweite Premiere: Wissenschaftlerinnen<br />
und Forscher packen ein Mikrofon und<br />
beweisen <strong>dem</strong> Publikum <strong>mit</strong> Pipette, Power<br />
Point und präzisen Formulierungen, wie spannend<br />
ihre Forschungsthemen sind. Und das um<br />
die Wette. Wer gewinnt, entscheidet das Publikum.<br />
Genau zehn Minuten kriegt, wer sich aus<br />
<strong>dem</strong> Elfenbeinturm auf die Bühne wagt. Erlaubt<br />
ist alles – ausser, das Publikum zu langweilen.<br />
Lorenz Schori inserate: Roger Baldinger, Kilian Gasser, René Max<br />
Kindler, Cécile Knüsel, Roger Odermatt Korrektorat: Corinne Babst,<br />
Elsa Bösch, Marlene Kalt, Elisabeth Oberson Layout und Grafik:<br />
Helen Ebert Online: Ruedi Nöthiger, Daisy Sommer personal: Maha<br />
Al‑Wakeel Werbung: Claudia Gillardon, Camille Roseau Verlags-<br />
und produktionsgruppe: Maha Al‑Wakeel, Claudia Gillardon,<br />
Camille Roseau<br />
ständige <strong>mit</strong>arbeiterinnen: Tom Adler (Stuttgart), Subhi al‑Zobaidi<br />
(Ramallah), Florian Bachmann, Esther Banz (eb), Ulrike Baureithel<br />
(Berlin), Rea Brändle (brä), Sina Bühler (sib), Heiner <strong>Bus</strong>ch (bu), Thomas<br />
Filmtage Luzern zum Thema Menschenrechte: Szene <strong>mit</strong> Sainap Gaschaiwa (rechts) aus<br />
«Coca – die Taube aus Tschetschenien» von Eric Bergkraut.<br />
Offiziell übersetzt bedeutet Science Slam «Wissenschaftliches<br />
Kurzvortragsturnier» – allein<br />
schon diese Formulierung macht die Veranstaltung<br />
förderverdächtig, zum Beispiel durch den<br />
Schweizerischen Nationalfonds. Mögliches Ausschreibungsmotto:<br />
«für die verständlichste, unterhaltsamste<br />
und trotz<strong>dem</strong> unverfälschte Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
von wissenschaftlichen Inhalten».<br />
Wer gespannt ist auf die kommunikativen<br />
Talente, die unter Laborkitteln und in vermeintlichen<br />
Bücherwürmern schlummern, verpasse<br />
auf keinen Fall die Premiere. Bereits zugesagt<br />
haben unter anderen eine Zahnmedizinerin, ein<br />
Kunsthistoriker und ein Schulsportforscher. Bestimmen<br />
Sie Ihren Favoriten selbst. M ei<br />
«Bühne frei fürs Wissen – der erste Science Slam<br />
an der Universität Bern» in: Bern, OnoTheater,<br />
Kramgasse 6, Fr., 10. Dezember, 20 Uhr.<br />
Lesung<br />
JörgSteinerSoiree<br />
Er gehört zu den grossen Erzählern der Schweizer<br />
Literatur in den vergangenen Jahrzehnten: Jörg<br />
Steiner hat sich in seinen Büchern immer wieder<br />
<strong>mit</strong> der sozialen Wirklichkeit auseinandergesetzt,<br />
in der gesellschaftliche AussenseiterInnen leben.<br />
Einem breiteren Publikum bekannt geworden<br />
ist er vor allem als Autor von Kinderbüchern <strong>mit</strong><br />
Illustrationen von Jörg Müller. Zuletzt sind bei<br />
Suhrkamp von ihm erschienen: «Wer tanzt schon<br />
zu Musik von Schostakowitsch?» (2000), «Mit deiner<br />
Stimme überlebe ich» (2005) und «in Kirschbaum<br />
am Pazifischen Ozean» (2008).<br />
Im Oktober feierte Steiner seinen 80. Geburtstag.<br />
Nun findet im Stadttheater in seiner<br />
Heimatstadt Biel, in der Steiner noch immer lebt<br />
und arbeitet, eine Soiree statt: Jüngere Kolleg<br />
Innen von Steiner lesen aus seinen Werken –<br />
und kommentieren sie erzählerisch: Dorothee<br />
Elmiger, Absolventin des ersten Jahrgangs des<br />
2006 gegründeten Literaturinstituts in Biel, Ruth<br />
Schweikert, die als Mentorin am Institut unterrichtet,<br />
Peter Weber, der daselbst auch schon als<br />
Gastdozent tätig war, sowie Studierende des Literaturinstituts.<br />
A dr<br />
«Jörg Steiner lesen» in: Biel Stadttheater<br />
Sa, 11. Dezember, 18.30 Uhr.<br />
Bürgisser, Heimo Claasen (Brüssel), Jean‑Arnault Dérens, Gerhard<br />
Dilger (Porto Alegre), Hans‑Ulrich Dillmann (Santo Domingo), Jürg<br />
Fischer (fi), Roland Fischer (fir), Jürg Frischknecht (jf), Dominik Gross<br />
(dgr), Hanspeter Guggenbühl (hpg), Wolfgang Hafner (wh), Marcel<br />
Hänggi (mh), Etrit Hasler, Ulrich Heyden (Moskau), Bert Hoffmann,<br />
Karin Hoffsten (kho), Ralph Hug (rh), Wolf Kantelhardt (Beijing), Toni<br />
Keppeler, Joseph Keve (Bombay), Andreas Kneubühler, Florianne<br />
Koechlin, Alice Kohli, Edith Krebs (ek), Geri Krebs, Hanspeter Künzler,<br />
Noëmi Landolt, Ralf Leonhard (Wien), Fredi Lerch (fl), Johanna Lier (jal),<br />
Nick Lüthi (nil), Patrik Maillard, Franz Moor (fm), Bahman Nirumand,<br />
Bert Noglik, Viktor Parma (vip, Bundeshaus), Dieter Sauter (Istanbul),<br />
Film<br />
Filmtage Luzern: Menschenrechte<br />
Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte<br />
vom morgigen Freitag, 10. Dezember,<br />
finden in Luzern übers Wochenende erstmals<br />
die «Filmtage Luzern: Menschenrechte» statt.<br />
Drei Tage lang zeigt das Stattkino Dokumentar<br />
und Spielfilme, die das zuweilen abstrakt diskutierte<br />
Thema Menschenrechte konkret darstellen.<br />
Anschliessend finden dort oder im benachbarten<br />
Hörsaalzentrum Union Gespräche <strong>mit</strong> den FilmemacherInnen<br />
und ExpertInnen statt.<br />
Eröffnet werden die Filmtage am Freitagabend<br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Film «La Isla – Archiv einer Tragödie»<br />
über das eigentlich geheime Archiv der<br />
Nationalpolizei in Guatemala. Danach stellt sich<br />
Regisseur Uli Stelzner den Fragen des NZZ<br />
Redaktors Oswald Iten. Am Samstag steht das<br />
Thema Migration im Zentrum. Gezeigt wird<br />
etwa der Dokumentarfilm «Hotel Sahara» über<br />
eine Stadt an der mauretanischen Küste, in der<br />
zahllose MigrantInnen zwischen Hoffnung und<br />
Angst von Europa träumen, oder – als exklusive<br />
Vorpremiere – «Aisheen – Still Alive in Gaza»<br />
(vgl. Kurzkritik auf dieser Seite). Wiederum finden<br />
ergänzend zu beiden Filmen Gesprächsrunden<br />
statt. Am Sonntag richtet sich der Blick auf<br />
Tschetschenien und Kamerun, zwei Regionen, in<br />
denen Menschen fernab der Weltöffentlichkeit<br />
gegen zum Teil massiven Widerstand um ihre<br />
grundlegenden Rechte kämpfen. Mit Beatrice<br />
Ntuba reist eigens für die Filmtage eine Frauenanwältin<br />
aus Kamerun an, um über die Lage in<br />
ihrer Heimat zu berichten.<br />
Der Anlass in Luzern <strong>mit</strong> seinem Fokus<br />
auf die Menschenrechte – organisiert vom Romerohaus,<br />
<strong>dem</strong> Institut für Sozialethik der Theologischen<br />
Fakultät der Universität Luzern sowie<br />
<strong>dem</strong> Stattkino – ist nach der Annahme der<br />
Ausschaffungsinitiative näher und dringlicher, als<br />
uns lieb sein kann. jj<br />
«Filmtage Luzern: Menschenrechte» in: luzern<br />
Stattkino, Löwenplatz 11, und Union, Löwenstrasse<br />
16, 10. bis 12. Dezember. www.romerohaus.ch<br />
Werner Scheurer (ws, Beirut), Bernhard Schmid (Paris), Zvi Schuldiner<br />
(Jerusalem), Benjamin Shuler (bs), Alexander J. Seiler, Wolfgang Storz<br />
(Frankfurt), Lotta Suter (Boston), Gian Trepp (gt), Wolf‑Dieter Vogel<br />
(Mexiko‑Stadt), Julian Weber (jul), Anna Wegelin (aw), Ruth Weiss,<br />
Rainer Werning, Dorothea Wuhrer (Sevilla), Pit Wuhrer (pw), Suzanne<br />
Zahnd (suz), Raphael Zehnder (rz), Raul Zelik (Medellín), Nicole Ziegler<br />
(niz), Andreas Zumach (Genf)<br />
Zeitungsdesign: Helen Ebert piktogramme: Anna Sommer<br />
Kolumnenporträts: Jeanette Besmer<br />
Druck: NZZ Print, Schlieren<br />
leserinnenBrieFe<br />
Autonomie für Lehrerinnen<br />
Bildungsbeilage der WOZ Nr. 44/10<br />
Parteien, Politiker, Bildungstheoretiker, Eltern und<br />
Lehrpersonen, alle wissen, wie die beste Schule<br />
sein sollte. Die Grabenkämpfe können nur aufhören,<br />
wenn Lehrpersonen ihrer Schule ein eigenes<br />
pädagogisches und strukturelles Profil geben<br />
können, das den Bedürfnissen ihrer Schülerinnen<br />
und Schüler entspricht. Eigenverantwortliche innovative<br />
Lehrpersonen dürfen nicht länger zu Befehlsempfängern<br />
degradiert werden. Bildung darf<br />
nicht weiter von einer überbordenden teuren<br />
Bildungsbürokratie diktiert werden. Das enge<br />
Korsett <strong>mit</strong> strengem Lehrplan und Zwangseinweisung<br />
der Lernenden muss gesprengt werden.<br />
Film<br />
«Das ist ‹Apokalypse Now›. Wenn das Ende der<br />
Welt existiert, dann ist es hier», sagte der Schweizer<br />
Regisseur Nicolas Wadimoff, als er 2009 zwei<br />
Wochen nach Ende des Kriegs in Gaza eintraf.<br />
Im Auftrag des arabischen Fernsehsenders al-<br />
Dschasira sollte er einen Dokumentarfilm über<br />
die Situation in Gaza drehen – als «Geschichtsdokument<br />
und für die Erinnerung».<br />
Doch welche Bilder kann und soll man zeigen?<br />
Die Zerstörungen an den Häusern und der<br />
Infrastruktur durch israelische Raketenangriffe<br />
sind zur Genüge dokumentiert. Die Geschichten<br />
der Menschen wiederholen sich. Politische Aussagen<br />
sind bedeutungslos angesichts von Resignation<br />
oder Wut der Bevölkerung. «Was also kann<br />
Kino in so einer Situation bewirken?», fragte sich<br />
Wadimoff, der seit über zwanzig Jahren Dokumentationen<br />
und Reportagen dreht.<br />
Der Titel «Aisheen – Still Alive in Gaza»<br />
zeigt, für welchen Ansatz er sich entschieden<br />
Buch<br />
Hansjörg Schneiders Basler Kommissar Peter<br />
Hunkeler geht in Pension. Er ist froh, denn er hat<br />
die Nase voll von seinem ausländerfeindlichen<br />
Chef. Darum nimmt er sich gleich noch eine<br />
Grippe. Ein aktueller Fall lässt ihn über das Theater<br />
nachdenken. Ein Intendant wurde ermordet,<br />
kurz nach der Premiere einer skandalösen Inszenierung<br />
von «König Ödipus». Als man die Leiche<br />
im Rhein fand, hatte sie leere Augenhöhlen. Eine<br />
Anspielung auf die Selbstblendung der antiken<br />
Gestalt, die sich ihrer Schuld nicht mehr entziehen<br />
konnte?<br />
Das Theater hat sich verändert, seit Hunkeler<br />
jung war, wie viele hat er den Anschluss verloren.<br />
Das gilt wohl auch für Schneider, der einst<br />
vor allem Dramatiker war, bekannt als Autor des<br />
«Sennentuntschi», der sich aber zunehmend der<br />
Prosa zugewandt hat. Mit seinem erfolgbringenden<br />
Kommissar Hunkeler wagt er sich in die<br />
heutige Theaterwelt, begegnet arroganten Dra-<br />
Mehr als nur überleben<br />
WOZ Nr. 49 9. Dezember 2010<br />
«Aisheen – Still Alive in Gaza». Schweiz/Katar 2010. Regie: Nicolas Wadimoff.<br />
Ab 9. Dezember in Deutschschweizer Kinos.<br />
Hunkeler und das theater<br />
hat. «Die Menschen in Gaza wollen nicht nur<br />
überleben, sie wollen leben», sagt er. Und so zeigt<br />
Wadimoff in vielen kleinen, unkommentierten<br />
Episoden, wie die Menschen <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Alltag<br />
nach <strong>dem</strong> Krieg umgehen. Er zeigt, wie der Besitzer<br />
eines zerstörten Vergnügungsparks <strong>mit</strong><br />
einfachen Mitteln versucht, sein Karussell zu reparieren.<br />
Junge Zoowärter kommen zu Wort, die<br />
lieber Ärzte als Freiheitskämpfer wären, und erzählen,<br />
wie sie den verhungerten Löwen ausgestopft<br />
haben. Wir sehen junge Fischer am Strand,<br />
Clowns im Gemeindezentrum, eine Mutter, die<br />
ihren verletzten Sohn pflegt, und begleiten eine<br />
Rapband, die über Widerstand und die Lust am<br />
Leben singt, zum Interview ins Lokalradio.<br />
Unaufgeregt und ohne lästiges Pathos lässt<br />
Wadimoff die Bilder für sich sprechen. Und genau<br />
das macht «Aisheen – Still Alive in Gaza» zu<br />
einem authentischen und tief bewegenden Fanal<br />
über die Sinnlosigkeit des Kriegs. SOnjA Wenger<br />
Hansjörg Schneider: «Hunkeler und die Augen des Ödipus». Roman. Diogenes Verlag.<br />
Zürich 2010. 240 Seiten. Fr. 35.90.<br />
Mit der WOZ ins Kino zu «Benda Bilili!»<br />
Der Film «Benda Bilili!» zeigt die Geschichte der Band Staff Benda Bilili (vgl. «Töne aus der Milchpulverbüchse»<br />
auf Seite 21) und kommt am 9. Dezember in die Deutschschweizer Kinos. Die WOZ<br />
verlost 5x2 Tickets für das Kino Ihrer Wahl und 5 Exemplare der CD «Très Très Fort». Melden<br />
Sie sich bis Mittwoch 15. Dezember, 11 Uhr, bei tickets@woz.ch oder unter Telefon 044 448 14 14.<br />
Nachdruck von Texten und Bildern: nur nach Absprache <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />
Verlag, Telefon 044 448 14 14, E‑Mail: woz@woz.ch<br />
Leserinnenbriefe: WOZ Die Wochenzeitung, Briefe, Hardturmstrasse<br />
66, 8031 Zürich; E‑Mail: briefe@woz.ch<br />
Förderverein/recherchierfonds: ProWOZ, Hardturmstrasse 66,<br />
8031 Zürich, www.prowoz.ch, PC 80‑22251‑0<br />
Herausgeberin «Le monde diplomatique»: «WOZ – Internationale<br />
Medienerzeugnisse AG» (IMAG) und «taz», Berlin, geben den<br />
Wenn Eltern und Lehrpersonen freiwillig jenes<br />
Schulmodell wählen können, das ihnen und den<br />
Lernenden am besten entspricht, ziehen sie am<br />
selben Strick. Davon profitiert am meisten das<br />
Kind. Entlasst die Schulen in die Freiheit!<br />
PiA AMACHer, eLternLOBBy.CH, r einACH<br />
Ich habe an der dargestellten «Schule für Offenes<br />
Lernen» gearbeitet. Nach einem dreiviertel<br />
Jahr war ich nicht mehr bereit, für das dortige<br />
Geschehen Verantwortung zu übernehmen<br />
und kündig te. Die Situation wurde für mich immer<br />
frustrierender, weil ich immer weniger einverstanden<br />
<strong>mit</strong> der pädagogischen Praxis der<br />
SOL war. Insbesondere wurde alles in höchstem<br />
Masse durch eine unberechenbar und autoritär<br />
agierende Schulleitung bestimmt. Die Spielräume<br />
von uns Lehrer Innen waren denkbar eng.<br />
So fand kein LehrerElternSchülerGespräch<br />
der Oberstufe ohne Beteiligung der Schulleitung<br />
statt – was ich als immensen Eingriff in die pädagogische<br />
Autonomie eines Lehrers ansehe.<br />
FrA n K Winter, WALdSHut<br />
maturgen, Regisseuren und Kritikern, die stolz<br />
darauf sind, das Bürgertum aufzuschrecken: Das<br />
Theater müsse «die Speerspitze sein, die in die<br />
eiternden Wunden der postkapitalistischen Gesellschaft<br />
stösst». Es fällt auf, dass diese Theaterleute<br />
alles Deutsche sind. Das riecht etwas nach<br />
Vorurteilen: böse deutsche Theatermänner kontra<br />
rabiate Basler Bürgerfrauen, wie Frau Sarasin,<br />
die <strong>dem</strong> Regisseur des «Ödipus» <strong>mit</strong> ihrem Granatring<br />
zwei Zähne ausschlägt. Aber waren es<br />
nicht anonyme Basler Bürgerinnen, die der Stadt<br />
2002 ein neues Schauspielhaus finanzierten?!<br />
Neben <strong>dem</strong> Theater ist der Rheinhafen<br />
Schauplatz des neuen Hunkeler-Krimis, eine<br />
Halbweltidylle, Fluchtpunkt für gescheiterte<br />
Existenzen und für Menschen, denen die kleinbürgerliche<br />
«Humanistenstadt» zu eng ist. Es<br />
wird wohl der Lieblingsort des Pensionärs Hunkeler<br />
sein. Aber was macht Hansjörg Schneider<br />
nach Hunkelers A bschied? e vA PF i Ster<br />
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