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Ergebnisbericht des Institus für Therapieforschung (IFT)

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Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

<strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>, München<br />

Dr. Christoph Kröger<br />

Kathrin Heppekausen<br />

Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

- <strong>Ergebnisbericht</strong> -<br />

(Laufzeit: 01.06.2001 bis 30.09.2002)<br />

München 2002 <strong>IFT</strong>-Berichte Bd. Nr. 135<br />

<strong>IFT</strong>-Reports Vol. 135<br />

1


2 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Reihe <strong>IFT</strong>-Berichte<br />

Band Nr. 135<br />

Herausgegeben vom <strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong><br />

(Verantwortlich: Dr. Gerhard Bühringer)<br />

In der Reihe <strong>IFT</strong>-Berichte sind zuletzt erschienen:<br />

Küfner, H. & Reuter, B. (2001). Verbesserung der Behandlung von Drogenabhängigen<br />

in einer Methadon-Substitution durch Vernetzung und Therapieoptimierung. <strong>IFT</strong>-<br />

Bericht Bd. 130. München: <strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>.<br />

Grössenberger, S. & Simon, R. (2002). Jahresbericht 2000 problematisch gebrauchter<br />

Medikamente bei Klienten ambulanter Suchthilfeeinrichtungen (Monitoring-System<br />

EBIS-med). Berichtzeitraum: 1.1.2000 – 31.12.2000. <strong>IFT</strong>-Bericht Bd. 131. München:<br />

<strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>.<br />

Strobl, M., Klapper, J., Pelzel, K.H., Bader, G., Zahn, H. & Lange, S.N. (2002). Jahresstatistik<br />

2001 der ambulanten Suchtkrankenhilfe in Deutschland (Tabellenband).<br />

Berichtzeitraum: 1.1.2001 – 31.12.2001. <strong>IFT</strong>-Berichte Bd. 132. München: <strong>IFT</strong> Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>.<br />

Strobl, M., Klapper, J., Pelzel, K.H., Bader, G., Zahn, H. & Lange, S.N. (2002). Jahresstatistik<br />

2001 der stationären Suchtkrankenhilfe in Deutschland (Tabellenband).<br />

Berichtzeitraum: 1.1.2001 – 31.12.2001. <strong>IFT</strong>-Berichte Bd. 133. München: <strong>IFT</strong> Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>.<br />

Strobl, M., Klapper, J., Pelzel, K.H., Bader, G., Zahn, H. & Lange, S.N. (2002). Jahresstatistik<br />

2001 der Wohnungslosen – und Straffälligen in Deutschland (Tabellenband).<br />

Berichtzeitraum: 1.1.2001 – 31.12.2001. <strong>IFT</strong>-Berichte Bd. 134. München:<br />

<strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong>.<br />

Die Berichte können von Fachinstitutionen kostenlos angefordert und von Studenten<br />

über die Universitätsbibliothek ausgeliehen werden.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Vorwort<br />

Unter den psychoaktiven Substanzen hat die Reduzierung <strong>des</strong> Tabakkonsums<br />

in Deutschland die höchste gesundheitspolitische Priorität: Allein etwa 110.000<br />

Personen sterben pro Jahr an seinen Folgen. Neben der Primärprävention ist<br />

<strong>des</strong>halb die Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens ein zentrales Ziel, und seit Jahren<br />

werden erhebliche Anstrengungen unternommen, Raucher zur Aufgabe <strong>des</strong> Ta­<br />

bakkonsums durch geeignete Programme zu motivieren.<br />

Die in den letzten Jahren entwickelten Raucherentwöhnungsprogramme sind<br />

überwiegend <strong>für</strong> (ältere) Erwachsene gedacht. Viel zu wenig wurden bisher junge<br />

Raucher berücksichtigt, und hier wiederum junge Frauen. Junge Frauen sind<br />

insofern <strong>für</strong> präventive und therapeutische Maßnahmen besonders relevant, als<br />

sie die einzige Personengruppe darstellen, bei denen der jährliche Rauchkonsum<br />

zunimmt. Weiterhin ist Tabakkonsum ein Risikofaktor <strong>für</strong> die Einnahme<br />

oraler Antikonzeptiva sowie <strong>für</strong> die gesunde Entwicklung von Föten bei schwangeren<br />

Frauen. Grundsätzlich müssten therapeutische Maßnahmen bei jungen<br />

Frauen wegen der genannten Gesundheitsrisiken auf eine gute Resonanz sto­<br />

ßen. Darüber hinaus ist bekannt, dass das Rauchverhalten in der Jugendzeit<br />

noch labil ist und Jugendliche ein durchaus ambivalentes Verhältnis zum Rau­<br />

chen zeigen. Allerdings gibt es erhebliche Wissenslücken im Hinblick auf adäquate<br />

Interventionsformen bei Jugendlichen.<br />

In der hier vorgestellten Studie wurde eine Kurzintervention speziell <strong>für</strong> junge<br />

Raucherinnen entwickelt, in Arztpraxen erprobt und später auf jugendliche<br />

männliche Raucher übertragen. Hausärzte, Internisten und Gynäkologen erschienen<br />

uns als hervorragende Ansprechpartner und natürliche Bezugsperso­<br />

nen <strong>für</strong> die Zielgruppe, da ein großer Teil der Bevölkerung regelmäßig zum Arzt<br />

geht.<br />

Die Auswertung der bisher vorliegenden Ergebnisse der Studie zeigt zwei zent­<br />

rale Ergebnisse: Erstens besteht eine Akzeptanz der Raucherinnen und Rau­<br />

cher, im Rahmen eines Arztbesuches auf das Thema angesprochen zu werden.<br />

3


4 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Die Ärzte, die die Materialien benutzen, beurteilen sie sehr positiv und als ge­<br />

eignet <strong>für</strong> eine Ansprache von jungen Rauchern. Inwieweit die Kurzintervention<br />

zur Verhaltensänderung bei den Patienten beiträgt, muss nach Vorlage weiterer<br />

Daten noch ausgewertet werden.<br />

Das zweite Ergebnis ist enttäuschender und betrifft den geringen Anteil von<br />

Ärzten, die <strong>für</strong> die Raucherentwöhnung zu motivieren sind. Während z.B. der<br />

Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Allgemeinärzte (BDA) sehr gut kooperiert und die<br />

Materialien an alle Mitglieder verschickt hat, hat sich der Berufsverband der<br />

Frauenärzte trotz intensiver Versuche <strong>des</strong> <strong>IFT</strong> an der Studie überhaupt nicht<br />

beteiligt. Insgesamt konnten aber genügend Arztpraxen gewonnen werden, so<br />

dass die <strong>für</strong> die Studie gedruckten Materialien nicht ausreichten.<br />

Neben der Analyse der Effektivität eines solchen Ansatzes und der Optimierung<br />

der durchgeführten therapeutischen Maßnahmen wird es <strong>für</strong> die Zukunft notwendig<br />

sein, alle relevanten Berufsverbände der niedergelassenen Ärzte <strong>für</strong> die<br />

Raucherentwöhnung zu motivieren. Die Studie ist ein erster Versuch in die<br />

Richtung, es wird aber <strong>für</strong> flächendeckende Maßnahmen notwendig sein, die<br />

Ärzteschaft in einem sehr viel breiteren Umfang als bisher nicht nur zu Appellen<br />

und gesundheitspolitischen Forderungen, sondern auch zu aktivem beruflichen<br />

Handeln zu motivieren.<br />

Dezember 2002 Prof. Dr. Gerhard Bühringer


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Kurzfassung...................................................................................................................... 6<br />

Summary........................................................................................................................... 9<br />

1 Einleitung............................................................................................................. 12<br />

1.1 Tabakkonsum bei Kindern und Jugendlichen .................................................... 12<br />

1.2 Situation der Raucherentwöhnung bei Kindern und Jugendlichen .................... 13<br />

1.3 Spezifische Risikogruppen junger Raucherinnen............................................... 14<br />

2 Das Konzept der Kurzintervention in Arztpraxen ............................................... 17<br />

2.1 Die Rolle <strong>des</strong> Arztes in der Raucherentwöhnung............................................... 17<br />

2.2 Das Konzept der Kurzintervention ...................................................................... 19<br />

2.3 Hindernisse bei der Umsetzung.......................................................................... 21<br />

3 Das Projekt.......................................................................................................... 24<br />

3.1 Die Aufgabenstellung.......................................................................................... 24<br />

3.2 Die Pilotphase ..................................................................................................... 24<br />

3.3 Das Modellprojekt................................................................................................ 25<br />

3.3.1 Zielsetzungen...................................................................................................... 25<br />

3.3.2 Methoden............................................................................................................. 25<br />

3.3.3 Unterstützende Studien....................................................................................... 27<br />

3.3.4 Vorarbeiten.......................................................................................................... 31<br />

4 Ergebnisse........................................................................................................... 33<br />

4.1 Implementierung der Intervention ....................................................................... 33<br />

4.1.1 Aktivitäten zur Ansprache der Ärzte ................................................................... 33<br />

4.1.2 Resonanz bei den verschiedenen Arztgruppen ................................................. 34<br />

4.1.3 Weiterer Verlauf der Implementierung................................................................ 35<br />

4.2 Beschreibung der Implementierung .................................................................... 37<br />

4.3 Evaluation der Intervention ................................................................................. 41<br />

5 Diskussion und Ausblick..................................................................................... 43<br />

Literatur ........................................................................................................................... 49<br />

5


6 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Kurzfassung<br />

In Bayern rauchen 35 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 24 Jahren, wo­<br />

von etwa die Hälfte die Kriterien einer Abhängigkeitserkrankung aufweist (Kap. 1.1).<br />

Ein früher Rauchbeginn und fortdauern<strong>des</strong> Rauchen in der Jugendzeit stellen ein hohes<br />

gesundheitliches Risiko <strong>für</strong> die Betroffenen dar.<br />

Jugendliche Raucher sind unzufrieden mit ihrem Rauchverhalten. Über die Hälfte der<br />

jugendlichen Raucher will aufhören bzw. ihr Rauchverhalten ändern (weniger oder kontrolliert<br />

rauchen). Die meisten haben schon einen erfolglosen Aufhörversuch unternommen.<br />

Bisher gibt es kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, welche Hilfsmaßnahmen<br />

bei Jugendlichen gut akzeptiert werden und erfolgreich sind. Vereinzelte Studien<br />

zeigen, daß mit gezielten Interventionen langfristige Erfolge in bezug auf Abstinenz und<br />

Reduktion <strong>des</strong> Rauchens erreicht werden können (Kap. 1.2).<br />

Für rauchende Mädchen und junge Frauen bestehen erhöhte gesundheitliche Risiken,<br />

die bei der Implementierung von Maßnahmen zur Raucherentwöhnung bei jungen<br />

Rauchern Berücksichtigung finden sollten (Kap. 1.3).<br />

Vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland bisher kaum Strukturen, Institutionen<br />

und Materialien zur Motivierung und zur Unterstützung von Aufhörbemühungen junger<br />

Raucher gibt, förderte das Bayerische Staatsministerium <strong>für</strong> Gesundheit, Ernährung<br />

und Verbraucherschutz (STMGEV) vom 01.11.2000 bis 30.09.2002 ein Projekt <strong>des</strong> <strong>IFT</strong><br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong> zur Entwicklung und Evaluation eines neuen Interventionskonzepts.<br />

Das Konzept beinhaltet Kurzinterventionen in Arztpraxen. Viele Argumente<br />

sprechen <strong>für</strong> die Einbeziehung von niedergelassenen Ärzten bei der Ansprache<br />

junger Raucher (Kap. 2.1).<br />

Die Kurzinterventionen haben sich in der Vergangenheit als effektive Interventionen <strong>für</strong><br />

erwachsene Raucher erwiesen, wenn sie sich an einem fünfstufigen Modell (fünf A`s,<br />

siehe Abbildung 2) orientieren (Kap. 2.2). Erfahrungen zur Ansprache junger Raucher/innen<br />

liegen bisher nicht vor. Bei der Implementierung der Intervention ist davon auszugehen,<br />

dass aus unterschiedlichen Gründen nicht alle Ärzte motiviert bzw. in der<br />

Lage sind, Kurzinterventionen durchzuführen (Kap. 2.3).


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

In einer Pilotstudie vom 01.11.2000 bis zum 31.05.2001 wurde ein Interventionskonzept<br />

zunächst <strong>für</strong> junge Raucherinnen entwickelt. Entsprechende Materialien wurden<br />

erstellt und in ausgewählten Frauenarztpraxen erprobt (Kap. 3.2). Für die Hauptstudie<br />

vom 01.06.2001 bis zum 30.09.2002 wurde die Zielgruppe um die männlichen jugendlichen<br />

Raucher erweitert. Weitere Facharztgruppen wurden einbezogen.<br />

Ziele <strong>des</strong> Modellprojekts waren (1) die Implementierung der Kurzintervention in Arztpraxen<br />

und (2) die Evaluation der Intervention durch die Befragung der jungen Raucher,<br />

die von den Ärzten wegen ihres Rauchens angesprochen wurden.<br />

Die Intervention sollte in min<strong>des</strong>tens 120 Arztpraxen etabliert werden. Dazu wurde<br />

Kontakt zu den Berufsverbänden der Frauenärzte, der Allgemeinärzte und der Kinderund<br />

Jugendärzte in Bayern aufgenommen, um über sie die Zielgruppe zu erreichen.<br />

Des weiteren wurden Ärzte direkt über Veröffentlichungen, Kurzmitteilungen, Verbandsorgane<br />

sowie Vorträge kontaktiert. Das Projekt und die Materialien wurden im<br />

Internet dargestellt (Kap. 4.1.1).<br />

Der Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Allgemeinärzte (BDA) verschickte die erstellten Materialien<br />

mit einem Mitgliederrundschreiben, so dass knapp 3.500 Ärzte (36 Prozent der<br />

bayerischen Hausärzte) die Materialien erhielten. Da die Kinder- und Jugendärzte bun<strong>des</strong>weit<br />

an einer anderen Studie zum Thema Rauchen teilnahmen, wurden diese nicht<br />

über ihren Berufsverband angeschrieben. Eine Unterstützung <strong>des</strong> Berufsverban<strong>des</strong> der<br />

Frauenärzte konnte trotz wiederholter Kontaktaufnahmen und verschiedenster Initiativen<br />

nicht erreicht werden (Kap. 4.1.2). Das größte Interesse an den Materialien (Materialbestellung)<br />

konnte über das direkte Anschreiben <strong>des</strong> BDA verzeichnet werden. 423<br />

Ärzte (Ausschöpfungsquote von 12,1 Prozent) forderten die Broschüren und teilweise<br />

zusätzliches Informationsmaterial an. Über die anderen Wege forderten 50 weitere<br />

Ärzte die Materialien an (Kap. 4.1.3). Aufgrund der hohen Nachfrage konnten nicht alle<br />

Arztpraxen die Materialien erhalten.<br />

Um den Einsatz und die Akzeptanz der Materialien zu evaluieren wurden 428 Ärzte,<br />

die die Materialien angefordert und erhalten hatten, schriftlich befragt. Der Rücklauf<br />

liegt mit etwa 20 Prozent in der erwarteten Größenordnung. Die Hälfte der befragten<br />

Ärzte hatte die Checkliste und 80 Prozent die Broschüre tatsächlich eingesetzt. Von<br />

den Nutzern der Materialien wurden diese in der überwiegenden Mehrzahl mit positiv<br />

bis sehr positiv bewertet (Tabellen 7 und 8). 90 Prozent der Ärzte berichten, durch das<br />

Projekt motiviert worden zu sein, die Betreuung junger Raucher einzuführen bzw. zu<br />

7


8 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

intensivieren. 98 Prozent möchten die Broschüre auch weiterhin <strong>für</strong> ihre Praxis bezie­<br />

hen. Nach eigenen Schätzungen erreichen die Ärzte in Durchschnitt 46 junge Patienten<br />

in der Woche, unter denen ca. ein Drittel Raucher sind. Die Ärzte, die Material anforderten,<br />

erreichen etwa 7.500 jugendliche Raucher pro Woche.<br />

Als Hindernis bei der Ansprache der Raucher wird von 48 Prozent der Ärzte genannt,<br />

daß die Jugendlichen kein bzw. wenig Interesse an dieser Thematik haben. Dem gegenüber<br />

stehen 37 Prozent, die eigentlich keine Hindernisse bei der Betreuung jugendlicher<br />

Raucher sehen. Keine ausreichende Vergütung (24 Prozent), geringe Erfolgsaussichten<br />

(23 Prozent) und zu viel Zeitaufwand (22 Prozent) sind weitere Hindernisse<br />

bei der Betreuung jugendlicher Raucher. Das Interesse, jugendliche Raucher zu<br />

unterstützen, ist bei allen befragten Ärzten vorhanden (Kap.4.2).<br />

Zur Evaluation der Intervention bei den jugendlichen Rauchern werden den Arztpraxen<br />

Fragebögen zur Verfügung gestellt. Die jugendlichen Raucher sollen nach dem Arztgespräch<br />

direkt schriftlich befragt werden und nach Ablauf von drei Monaten noch einmal<br />

mit einem Fragebogen angeschrieben werden. Da sich die Implementierung der Intervention<br />

zeitlich verzögerte, liegen die Ergebnisse dieser Evaluation zur Zeit noch nicht<br />

vor (Kap. 4.3).<br />

In der Diskussion der Ergebnisse wird darauf hingewiesen, daß das Interesse auf Seiten<br />

der Ärzteschaft vorhanden ist, jugendliche Raucher anzusprechen und zum Nichtrauchen<br />

zu motivieren. Jedoch konnten die Frauenärzte nicht erreicht werden, da deren<br />

Berufsverband das Projekt nicht unterstützte. Die Einbeziehung der Berufsverbände<br />

ist <strong>für</strong> die Implementation von Maßnahmen zur Tabakentwöhnung bei Jugendlichen<br />

entscheidend. Die vorhandenen Materialien wurden akzeptiert und positiv bewertet, so<br />

dass diese den Ärzten auch zukünftig zur Verfügung gestellt werden sollten. Um das<br />

Thema Nichtrauchen bei den Ärzten weiter zu etablieren, sind weitere Öffentlichkeitsarbeit<br />

und die Vernetzung der Aktionen notwendig.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Summary<br />

35% of young people in Bavaria in the age between twelve to 24 years are smokers<br />

and half of this group fits to the criteria of dependence. An early onset and continuous<br />

smoking in adolescence yields a high health risk (chapter 1.1).<br />

Young smokers are discontented with their smoking behavior. More than half of them<br />

would like to stop smoking or change smoking behavior (smoke less or controlled).<br />

Most of them have already tried to quit without success. Until now there are only few<br />

scientific publications about the acceptance and the succes s of quitting aids for young<br />

people. Few studies show that long term success concerning abstinance and reduction<br />

of smoking can be reached when implementing specific interventions (chapter 1.2).<br />

Smoking girls and young women face an increased gender-specific health risk which<br />

should be considered when implementing measures for smoking cessation for this target<br />

group (chapter 1.3).<br />

In Germany there exist only few structures, institutions and material to motivate and<br />

support the quit attempts of young people. Therefore the Bavarian Staatsministerium<br />

<strong>für</strong> Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz (STMGEV) supported the development<br />

and evaluation of a new intervention concept. The project started 1.November<br />

2000 and lasted till 30.September 2002. The concept coveres short intervention in the<br />

offices of physicians. Many arguments can be found towards involving medical practitioners<br />

in communication with young smokers (chapter 2.1).<br />

Short interventions considering the five A´s model have shown to be effective (figure 2,<br />

chapter 2.2). Experiences in communication with young smokers do not exist yet.<br />

When implementing the intervention one has to consider the motivational stage of the<br />

physicians and their capability to perform short interventions (chapter 2.3).<br />

In a pilot study an intervention concept was developed for young female smokers. The<br />

material was tested in selected offices of gynaecologists (chapter 3.2). For the main<br />

study the target group was enlarged by male young smokers and further groups of<br />

physicians were involved.<br />

9


10 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Aims of the study were (1) to implement the short intervention in physicians´ offices<br />

and (2) to evaluate the intervention by questioning the young smokers that participated<br />

in the study.<br />

The first target of the project was to establish the intervention in at least 120 offices. In<br />

order to obtain this target the profession associations of the gynaecologists, general<br />

practicioners and pediatricians in Bavaria were contacted. Physicians were also informed<br />

by publications, short messages, newsletters and oral representations. The<br />

project and the material were published in the internet (chapter 4.1.1).<br />

The Bun<strong>des</strong>verband Deutscher Allgemeinärzte (BDA) mailed the material to almost<br />

3.500 physicians (36% of the Bavarian general practicioners). Because the physicians<br />

for young people were engaged in another study on smoking, they did not participate in<br />

this project. The support of the profession association of the gynaecologists could not<br />

be achieved <strong>des</strong>pite of several contacts and different initiatives that were started (chapter<br />

4.1.2). The highest interest in the material could be achieved by the BDA mailing.<br />

423 physicians (12.1% exhaustion quote) asked for the broschures and some of them<br />

for additional information material. Being informed by different information channels<br />

another 50 physicians asked for the material (chapter 4.1.3). Because of the high interest<br />

not all offices could receive the material.<br />

In order to evaluate the use and the acceptance of the material, 428 physicians who<br />

received the material were questioned. The flyback was about 20% and within the expected<br />

range. Half of the physicians had used the checklist and 80% the broschure.<br />

The users rated the material mostly positive or very positive (table 7 and 8). 90% of the<br />

physicians reported that the project motivated them to start interventions for young<br />

smokers or to intensify these. 98% would like to receive the broschure furthermore.<br />

The physicians judged that they see in average 46 young patients per week, of which<br />

one third are smokers. The physicians of the study see about 7.500 young smokers<br />

each week.<br />

As an obstacle for their intervention with smokers 48% of the physicians named that<br />

the adolescents have no or only little interest in the topic of smoking. 37% saw no obstacles<br />

at all. Further problems concerning the treatment of young smokers the physicians<br />

see in insufficient payment (24%), little prospect of success and too much effort<br />

of time. The interest to assist young smokers in quitting is expressed by physicians that<br />

participated in the questioning (chapter 4.2).


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

For the evaluation of the intervention with the young smokers the physicians receive<br />

questionnaires. The young smokers will firstly questioned directly after the visit of the<br />

physician and a second questionnaire will be sent to the young smokers three months<br />

afterwards. The results of this evaluation are not available yet (chapter 4.3).<br />

In the discussion of the project it is pointed out that there exists an interest of the physicians<br />

to talk to young smokers and motivate them to quit. Gynaecologists could not<br />

be reached in this study because the profession association of the gynaecologists did<br />

not cooperate. The support of the profession associations is crucial for the implementation<br />

of smoking cessation for young smokers in physicians´ offices.<br />

The material of the project were accepted. So it seems to be ingenious to provide the<br />

physicians with the material in the future. In order to establish the topic of non smoking<br />

in physicians` offices more public relations and networking is necessary.<br />

11


12 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Tabakkonsum bei Kindern und Jugendlichen<br />

Das Jugendalter ist die Lebensphase, in der sich das Rauchverhalten entwickelt und<br />

verfestigt. 70% der 12- bis 25-Jährigen in Deutschland haben min<strong>des</strong>tens eine Zigarette<br />

in ihrem Leben probiert (BZgA, 2000). Ungefähr die Hälfte der Probierkonsumenten<br />

setzt das Rauchen fort. So bezeichnen sich 38% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

als ständige (23%) oder gelegentliche (15%) Konsumenten. In der Altersgruppe<br />

der 12- bis 13-Jährigen bezeichnen sich 10% der Befragten als Raucher, in der<br />

Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen hat sich der Anteil bereits verdreifacht (29%) und<br />

in der Gruppe der 16- bis 17-Jährigen vervierfacht (44%). Der höchste Raucheranteil<br />

wird mit 48% bei den 20- bis 21-Jährigen ermittelt. Auch der Anteil der regelmäßigen<br />

Konsumenten ist mit höherem Alter größer. Während bei den 12- bis 13-Jährigen der<br />

Anteil der regelmäßigen Raucher nur 20% beträgt, liegt der Anteil bei den 24- bis 25-<br />

Jährigen bei 74% (BZgA, 2000).<br />

Ähnliche Prävalenzzahlen <strong>für</strong> den Tabakkonsum wurden in der Studie zum Gesund­<br />

heitsverhalten von Jugendlichen in Bayern (STMGEV, 2000) ermittelt. Insgesamt rauchen<br />

in Bayern 35% der Jugendlichen zwischen 12 und 24 Jahren. Ein Vergleich der<br />

Studienergebnisse von 1995 bis 2000 zeigt den Trend, dass der Tabakkonsum in allen<br />

Altersgruppen zwischen 12 und 20 Jahren angestiegen ist. Diese Entwicklung gilt <strong>für</strong><br />

beide Geschlechter. Besonders intensiv stieg der Konsum bei den 12- bis 14-jährigen<br />

Jungen und Mädchen an. Hier verdreifachte sich die Raucherquote seit 1995. In der<br />

Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen blieb der Konsum hingegen relativ konstant.<br />

Gleichzeitig zeigt sich der Trend, dass die Jugendlichen gegenüber 1995 früher mit<br />

dem Konsum beginnen. Während 1995 55% der Jugendlichen vor dem sechzehnten<br />

Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen haben, sind dies im Jahre 2000 bereits zwei<br />

Drittel.<br />

Erste Anzeichen einer Tabakabhängigkeit treten bei Kindern und Jugendlichen bereits<br />

innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen nach Beginn <strong>des</strong> gelegentlichen Konsums<br />

auf (DiFranza et al., 2000). In Deutschland erfüllen 19% der 14- bis 24-Jährigen die<br />

DSM-IV Kriterien <strong>für</strong> Nikotinabhängigkeit, das sind 50% der rauchenden Jugendlichen<br />

(Nelson & Wittchen, 1998).


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Der frühe Tabakkonsum ist mit weiteren Problemen assoziiert. So stellt der frühe Einstieg<br />

in den Konsum einen guten Prädiktor <strong>für</strong> den fortgeführten Tabakkonsum im Erwachsenenalter<br />

dar (Breslau et al., 1993; O`Laughlin et al., 1998; Janson, 1999). Ca.<br />

75% der jugendlichen Raucher werden auch im Erwachsenenalter rauchen (Johnston,<br />

O´Malley & Bachman, 1994). Gleichzeitig erhöht sich durch den frühen Rauchbeginn<br />

das Risiko, tabakassoziierte Schädigungen zu entwickeln. Der Zigarettenkonsum bei<br />

jungen Menschen ist u.a. assoziiert mit einer Reduktion <strong>des</strong> Wachstums und der Lungenfunktion<br />

sowie frühen Anzeichen von Herzerkrankungen. Im Vergleich zu nicht rauchenden<br />

Gleichaltrigen berichten junge Raucher häufiger von Atemwegserkrankungen<br />

und Husten und sind körperlich weniger aktiv (US Department of Health and Human<br />

Services, 1994). Durch den Tabakkonsum im jungen Alter können darüber hinaus irreparable<br />

DNA-Schädigungen in der Lunge hervorgerufen werden, die eine Krebsentwicklung<br />

begünstigen (Wiencke et al., 1999).<br />

Im Vergleich zu gleichaltrigen Nichtrauchern konsumieren junge Raucher signifikant<br />

häufiger weitere legale und illegale psychoaktive Substanzen (Everett et al., 1998) und<br />

zeigen häufiger ein multiples riskantes Gesundheitsverhalten (DuRant et al., 1999;<br />

Wang, 2001).<br />

1.2 Situation der Raucherentwöhnung bei Kindern und Jugendlichen<br />

Internationale Studien belegen, dass jugendliche Raucher dazu motiviert sind, über<br />

das Aufhören nachzudenken und Aufhörversuche unternehmen (Dozois et al., 1995,<br />

Stanton et al., 1996, Sargent et al., 1998). Im Alter von 18 Jahren bedauern annähernd<br />

zwei Drittel der jungen Erwachsenen, dass sie mit dem Rauchen begonnen haben, und<br />

die Hälfte von ihnen hat bereits erfolglose Aufhörversuche unternommen (Henningfield<br />

et al. , 2000).<br />

Jugendliche unternehmen wie erwachsene Raucher bevorzugt ihre Aufhörversuche<br />

allein, d.h. ohne externe Hilfestellung. Diese selbstinitiierten Versuche sind wenig effektiv.<br />

Die Aufhörraten variieren zwischen 13.6% bei einem Monat (Stanton et al.,<br />

1996), 10% bei vier Monaten (Sussman et al., 1998) und 7.8% bei einem halben Jahr<br />

(Zhu et al., 1999). Ein Grund <strong>für</strong> die geringen Erfolgsraten ist das Auftreten von Entzugssymptomen,<br />

die rauchende Kinder und Jugendliche in ähnlichem Umfang wie erwachsene<br />

Raucher in Abstinenzphasen erleben (McNeill et al., 1986; Dozois et al.,<br />

13


14 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

1995). Nur 5% der Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren geben an, ihren regelmä­<br />

ßigen Zigarettenkonsum beendet zu haben (Wittchen & Nelson, 1998).<br />

Über Raucherentwöhnungsangebote <strong>für</strong> Jugendliche versucht man, die Erfolgsraten<br />

beim Aufhören zu erhöhen. Seit Mitte der 80er Jahre wurden international verschiede­<br />

ne Interventionen <strong>für</strong> Jugendliche entwickelt (Heppekausen, Kröger & Reese, 2001),<br />

die sich in Methodik, Vermittlungsinhalt, Setting und Auswahl der Mediatoren unterscheiden.<br />

Eine Bewertung dieser verschiedenen Ansätze ist aufgrund der häufig mangelhaften<br />

Studienqualität und der Vielfalt der Ansatzpunkte schwer. Eine Vergleichsstudie<br />

von 17 gut evaluierten Entwöhnungsprogrammen (Sussman et al., 1999) <strong>für</strong><br />

Jugendliche ergab, dass durch Interventionen mittlere Aufhörraten von 20.7% im Posttest<br />

und 13% im Follow-up erzielt werden können. Gleichzeitig konnte die Konsumrate<br />

im Durchschnitt um 49% reduziert werden. Es wird gefolgert, dass man durch Entwöhnungsprogramme<br />

<strong>für</strong> Jugendliche die Aufhörerfolge verdreifachen kann.<br />

Nicht nur die völlige Abstinenz <strong>des</strong> Rauchers, sondern auch die Reduktion <strong>des</strong> täglichen<br />

Konsums, die Kenntnissteigerung über effektive Entwöhnungsmaßnahmen und<br />

Hilfsangebote sowie eine Änderung in der Einstellung und Absichtsbildung werden als<br />

realistische Erfolge der Jugendprogramme gewertet. Bereits durch eine kurze (nicht<br />

erfolgreiche) Abstinenzphase wird bei jugendlichen Rauchern das Risiko da<strong>für</strong> reduziert,<br />

im Erwachsenenalter noch immer zu rauchen (Chassin et al., 1990), und durch<br />

eine Reduktion der täglich konsumierten Zigaretten wird die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> eine<br />

spätere erfolgreiche Abstinenz erhöht (Schmidt, 2001).<br />

1.3 Spezifische Risikogruppen junger Raucherinnen<br />

Ein besonderer Bedarf an der Entwicklung und Implementierung effektiver Entwöhnungsmaßnahmen<br />

besteht <strong>für</strong> junge Mädchen und Frauen. Verschiedene geschlechtsspezifische<br />

Prädispositionen erhöhen ihr Risiko, den Tabakkonsum aufrechtzuerhalten<br />

und tabakassoziierte Schäden auszubilden.<br />

Ergebnisse internationaler und nationaler epidemiologischer Studien zeigen eine An­<br />

gleichung der Konsumprävalenzen von Frauen und Männern (WHO, 2000; BZgA,<br />

2000; Kolip, 1995). Während in den älteren Jahrgängen noch deutlich mehr Männer als<br />

Frauen rauchen, liegt in den jüngeren Altersgruppen der Raucheranteil bei den Mädchen<br />

genauso hoch bzw. höher als bei den Jungen (Kraus & Augustin, 2001; BZgA,


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

2000; STMGEV, 2000). Die Abnahme der Geschlechtsdifferenzen in den jüngeren Al­<br />

terskohorten wird als die Auswirkung eines langfristigen Trends angesehen, der mit der<br />

Einführung von Tabakprodukten begonnen hat (Ramström, 1997). Männer waren die<br />

ersten Tabakkonsumenten. Im Zuge <strong>des</strong> sich wandelnden Rollenverständnisses und<br />

der damit verbundenen Normänderungen haben die Frauen das Rauchen später übernommen.<br />

Die international zu beobachtende Konsum-angleichung beider Geschlechter<br />

hängt in der Geschwindigkeit <strong>des</strong> Fortschreitens u.a. von sozialen und kulturellen Bedingungen<br />

<strong>des</strong> jeweiligen Lan<strong>des</strong> ab.<br />

Als Konsequenz <strong>für</strong> den Tabakkonsum haben Frauen und Mädchen neben den be­<br />

kannten Gefahren (Karzinome, Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen) zusätz­<br />

lich geschlechtsspezifische gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten (Simpson,<br />

2000). Das Rauchen bringt besonders im Zusammenhang mit spezifischen Situationen<br />

der Frau (Schwangerschaft, orale Kontrazeption, Osteoporose, Post-Menopause) erhebliche<br />

zusätzliche Krankheitsrisiken mit sich.<br />

Mädchen unternehmen häufiger als gleichaltrige Jungen Aufhörversuche, sind aber<br />

nicht erfolgreicher bei diesen selbstinitiierten Bemühungen (Wagner & Atkins, 2000).<br />

Im Gegenteil gibt es sogar Geschlechtsunterschiede in der erwarteten Dauer <strong>des</strong> Konsums.<br />

Frauen, die in ihrer Jugend mit dem Konsum begonnen haben, rauchen in ihrem<br />

Leben durchschnittlich vier Jahre länger als Männer (Pierce & Gilpin, 1996).<br />

Verschiedene geschlechtsspezifische Bedingungen sind bekannt, die Frauen und<br />

Mädchen den Ausstieg aus dem Konsum erschweren (Wagner & Atkins, 2000): (1) Für<br />

viele junge Frauen steht die soziale Komponente <strong>des</strong> Zigarettenkonsums im Vordergrund,<br />

so dass rauchende Freunde einen starken Einfluß auf die Fortführung <strong>des</strong> Konsums<br />

besitzen. (2) Mädchen tendieren eher als Jungen dazu, ihr Rauchen gezielt zur<br />

Kontrolle ihres Gewichtes einzusetzen. (3) Weibliche Jugendliche berichten häufiger<br />

als männliche Jugendliche von depressiven Verstimmungen und Angstgefühlen. Zur<br />

Kontrolle dieser negativen Emotionen setzen sie Zigaretten ein.<br />

In Deutschland gab es bis zum Jahr 1999 keine Strukturen, Institutionen und Materialien<br />

<strong>für</strong> die Betreuung jugendlicher Raucher (Kröger & Krumbiegel, 1999). Auf diesem<br />

Hintergrund förderte das Bayerische Ministerium <strong>für</strong> Gesundheit, Ernährung und<br />

15


16 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Verbraucherschutz die Entwicklung eines Interventionskonzepts <strong>für</strong> die jugendliche<br />

Zielgruppe mit spezieller Berücksichtigung junger Mädchen.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

2 Das Konzept der Kurzintervention in Arztpraxen<br />

Das Ziel der zu entwickelnden Intervention sollte es sein, junge Raucher und Rauche­<br />

rinnen zum Nichtrauchen zu motivieren und Unterstützung bei den Aufhör- oder Re­<br />

duktionsversuchen anzubieten. Zwei verschiedene Herangehensweisen sind möglich:<br />

Der Behandlungsansatz und der Public Health Ansatz (Kröger, 2001). Der Behandlungsansatz<br />

richtet sich an den einzelnen (aufhörmotivierten) Raucher und beinhaltet<br />

ein therapeutisches oder beraterisches Vorgehen. Es handelt sich um ein relativ kostenintensives<br />

hochschwelliges Angebot, bei dem die Initiative dem Rezipienten überlassen<br />

bleibt. Demgegenüber wendet sich der niederschwellige Public Health Ansatz<br />

an die breite (motivierte und unmotivierte) Bevölkerungsgruppe und bietet dem Nutzer ­<br />

im Sinne der Bring-Struktur - Unterstützung an. Beide Behandlungsansätze ergänzen<br />

sich, da die im Public Health Ansatz verfolgte Aufklärung und Motivierung einer breiten<br />

Gruppe von Rauchern Grundlage <strong>für</strong> den Einsatz von spezifischen Behandlungsmaßnahmen<br />

darstellen kann.<br />

Da junge Raucherinnen und Raucher in ihrer Aufhörmotivation variabel sind und exter­<br />

ne Unterstützung beim Aufhörversuch nur eingeschränkt akzeptieren, kann man mit<br />

einem Behandlungsangebot nur wenige Zielpersonen erreichen. Um eine grundlegende<br />

Ansprache und Betreuung junger Raucher in Bayern einzuführen, wurde die Kurzintervention<br />

in Arztpraxen als eine Umsetzung <strong>des</strong> Public Health Ansatzes gewählt.<br />

2.1 Die Rolle <strong>des</strong> Arztes in der Raucherentwöhnung<br />

Spätestens seit den Berichten <strong>des</strong> British Royal College of Physicians (1962) und <strong>des</strong><br />

American Surgeon General (1964) ist die schädigende Wirkung <strong>des</strong> Tabakkonsums<br />

auf die Gesundheit bekannt und belegt. Der Arzt wird in seiner beruflichen Praxis täglich<br />

mit den somatischen Konsequenzen <strong>des</strong> Rauchens konfrontiert, was seine Verantwortung<br />

gegenüber dem Rauchverhalten seiner Patienten erhöht.<br />

Verschiedene Argumente sprechen <strong>für</strong> den Einsatz <strong>des</strong> Arztes in der Ansprache und<br />

Betreuung von (jungen) Rauchern:<br />

17


18 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

• Der Arzt hat häufig und regelmäßig Kontakt zu Patienten (ca. 3,8 Millionen<br />

Arztkontakte pro Tag in Deutschland; Bun<strong>des</strong>ärztekammer, 1997) und damit<br />

auch zu vielen Rauchern. Nicht nur ältere Raucher, die ggf. bereits unter konsumbedingten<br />

Erkrankungen leiden, sondern auch junge Raucher gehen signifikant<br />

häufiger zum Arzt als gleichaltrige Nichtraucher (Holmen, 2000).<br />

• Ärzte gelten bei Jugendlichen und Erwachsenen als glaubwürdige Quelle <strong>für</strong><br />

Gesundheitsinformationen (Flatten et al., 1991; Epps & Manley, 1991).<br />

• Die medizinische Konsultation bietet eine gute Situation, um Botschaften zur<br />

Raucherentwöhnung zu vermitteln, da der Patient in diesem Setting besonders<br />

empfänglich <strong>für</strong> Gesundheitsinformationen ist (Simpson, 2000).<br />

• Jugendliche akzeptieren Ärzte als Ansprechpartner bei substanzbezogenen<br />

Problemen (Graß & Farke, 2001)<br />

• Der ärztliche Ratschlag zum Aufhören wird als wichtigster Motivator <strong>für</strong> einen<br />

Aufhörversuch genannt (Junge, 2000; Burton, 1994).<br />

• Der ärztliche Ratschlag fördert im Sinne <strong>des</strong> „Priming Effekts“, dass sich Raucher<br />

intensiver mit Materialien zu dem Thema (z.B. Broschüren) auseinandersetzen<br />

(Kreuter et al., 2000).<br />

• Der Arzt kann den Ratschlag durch Einbeziehung der Gesundheit <strong>des</strong> Patienten<br />

und ggf. <strong>des</strong>sen Familiengeschichte auf den Patienten abstimmen (Simpson,<br />

2000).<br />

Der Aufhörprozess eines Rauchers erfolgt in verschiedenen Stadien (Prochaska &<br />

DiClemente, 1983). Der Arzt hat die Möglichkeit in diesen Prozess einzugreifen und<br />

das Fortschreiten in den Stadien zu fördern (Abbildung 1). Die kurze Ansprache <strong>des</strong><br />

Rauchverhaltens durch den Arzt bzw. der Ratschlag zum Aufhören haben dabei einen<br />

primär motivierenden Effekt. Zur Erlangung der langfristigen Abstinenz werden weitere<br />

Hilfsmaßnahmen notwendig (z.B. Selbsthilfebücher, Entwöhnungsprogramme). Die<br />

Rekrutierung der jungen Raucher <strong>für</strong> die intensivierte Betreuung kann dabei eine wesentliche<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Arztes sein.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Abbildung 1: Der Aufhörprozess<br />

Abstinenz<br />

Gruppenprogramme<br />

Hotlines<br />

Nikotinersatz<br />

Selbsthilfe-Maßnahmen<br />

Absichtslosigkeit<br />

Handlung<br />

Informationen<br />

Warnung durch den Arzt<br />

Absichtsbildung<br />

Ärztlicher Ratschlag<br />

Medienkampagne<br />

Rauchverbote<br />

In Deutschland wurden verschiedenen Ansätze <strong>für</strong> die Raucherberatung in Arztpraxen<br />

entwickelt. Entsprechende Manuale <strong>für</strong> Schwangere und Eltern von Säuglingen wurden<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Programmes “Europa gegen den Krebs” vom Bremer Institut <strong>für</strong> Präventionsforschung<br />

und Sozialmedizin entwickelt und über die Bun<strong>des</strong>zentrale <strong>für</strong> gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) an gynäkologische Praxen in Deutschland verteilt. Die<br />

Bun<strong>des</strong>ärztekammer hat in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung ein<br />

Stufenprogramm zur Raucherberatung und Rauchertherapie in der Arztpraxis (“Frei<br />

von Tabak”) herausgegeben, das Hintergrundinformationen <strong>für</strong> den Arzt sowie Materialien<br />

<strong>für</strong> das Beratungsgespräch enthält. Ein weiteres Manual <strong>für</strong> Gesundheitsberufe<br />

(“Die Rauchersprechstunde”) veröffentlichte das Deutsche Krebsforschungszentrum in<br />

Heidelberg. Dieses Manual wurde <strong>für</strong> die Einzelberatung konzipiert und läßt sich flexibel<br />

in Kliniken, Praxen, Beratungsstellen, Gesundheitsämtern und anderen Einrichtungen<br />

einsetzen.<br />

Bisher gibt es kein Programm, das sich speziell an die jugendliche Zielgruppe wendet.<br />

2.2 Das Konzept der Kurzintervention<br />

Die Effektivität von in der ärztlichen Praxis durchgeführten Interventionen wurde auf<br />

Basis von Metaanalysen internationaler Evaluationsstudien umfassend untersucht (Fiore<br />

et al., 2000). Die Metaanalyse belegt, dass der ärztliche Ratschlag die Aufhörquote<br />

unter den rauchenden Patienten um das 1.3-fache erhöhen kann (Tabelle 1). Diesen<br />

Effekt erreicht der Arzt bereits durch eine Intervention von ca. drei Minuten. Verlängert<br />

man die Dauer der Intervention, können noch höhere Erfolgsquoten erzielt werden<br />

19


20 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

(Tabelle 2). Die bisherigen Evaluationsstudien schlossen nur erwachsene Probanden<br />

ein. Experten gehen jedoch davon aus, dass bei jugendlichen Rauchern ähnlich hohe<br />

Erfolgsquoten durch Kurzintervention erzielt werden können (Schubiner, Harrold &<br />

Hurt, 1998). Eine Studie in britischen Hausarztpraxen zeigte, dass 60% der angesprochenen<br />

Jugendlichen nach der ärztlichen Beratung mit ihrem Arzt eine Vereinbarung<br />

zum Aufhörversuch trafen (Townsend et a., 1991).<br />

Tabelle 1: Effektivität und geschätzte Abstinenzrate <strong>für</strong> ärztlichen Ratschlag zum<br />

Aufhören (N=7 Studien)<br />

Ratschlag Anzahl der Gruppen Odds Ratio<br />

(95% Vertrauensintervall)<br />

kein Ratschlag<br />

(Kontrollgruppe)<br />

Geschätzte Aufhörquote<br />

(95% Vertrauensintervall)<br />

9 1.0 7.9<br />

ärztlicher Ratschlag 10 1,3 (1.1-1.6) 10.2 (8.5-12.0)<br />

Quelle: Fiore et al. (2000), Tabelle 11, S. 57<br />

Tabelle 2: Effektivität und geschätzte Abstinenzrate <strong>für</strong> verschiedene Intensitätslevel<br />

bei Kontakt (N=43 Studien)<br />

Intensität <strong>des</strong> Kon- Anzahl der Gruppen Odds Ratio Geschätzte Aufhörquote<br />

taktes (95% Vertrauensintervall) (95% Vertrauensintervall)<br />

kein Kontakt 30 1.0 10.9<br />

(Kontrollgruppe)<br />

Minimal (< 3 min.) 19 1.3 (1.01 – 1.6) 13.4 (10.9 – 16.1)<br />

Geringe Intensität 16 1.6 (1.2 – 2.0) 16.0 (12.8 – 19.2)<br />

(3-10 min.)<br />

Hohe Intensität 55 2.3 (2.0 – 2.7) 22.1 ( 19.4 – 24.7)<br />

(>10 min.)<br />

Quelle: Fiore et al. (2000), Tabelle 12, S. 58<br />

Auf der Basis dieser Ergebnisse wurden Leitlinien (“Clinical Practice Guidelines”) er­<br />

stellt, die dem Arzt eine Orientierung geben, wie er jeden Patienten bei jedem Behandlungstermin<br />

hinsichtlich seines Rauchstatus befragen und Unterstützung beim Aufhören<br />

anbieten sollte (U.S. Department of Health and Human Services). Das Behandlungskonzept<br />

stimmt mit den Manualen <strong>des</strong> National Cancer Institutes, der American


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Medical Association und dem deutschen Programm „Frei von Tabak“ überein. Es um­<br />

fasst insgesamt fünf Interventionsschritte (die „5 A`s“):<br />

Abbildung 2: Die 5 A`s der Kurzintervention<br />

1. Schritt: Ask Identifikation und Dokumentation <strong>des</strong> Rauchstatus bei jedem Patienten<br />

zu jedem Behandlungstermin<br />

2. Schritt: Advice Deutlicher, personenorientierter Ratschlag <strong>für</strong> jeden Raucher, mit dem<br />

Tabakkonsum aufzuhören<br />

3. Schritt: Assess Einschätzung <strong>des</strong> Motivationsstatus zum Aufhören<br />

4. Schritt: Assist Unterstützung und Hilfe beim Aufhörversuch (z.B. Austeilen von<br />

Selbsthilfematerial)<br />

5. Schritt: Arrange Ansprache <strong>des</strong> Rauchverhaltens in den Folgekontakten<br />

Das 5A-Konzept kann von einem Arzt jeder Fachrichtung eingesetzt werden. Es ist in<br />

dem limitierten Zeitrahmen, der einem Arzt zur Betreuung rauchender Patienten im<br />

Praxisalltag zur Verfügung steht, umsetzbar. Ist ein Patient durch die Kurzintervention<br />

zum Aufhören motiviert worden und benötigt eine intensivierte fortlaufende Unterstützung,<br />

kann der Arzt ihn an einen Raucherentwöhnungsexperten weitervermitteln.<br />

Wenn der Arzt selbst eine intensive Entwöhnungsbehandlung in seiner Praxis anbieten<br />

möchte, sollte er vorher eine entsprechende Ausbildung absolvieren.<br />

2.3 Hindernisse bei der Umsetzung<br />

Trotz der guten Voraussetzungen scheinen die Ärzte ihre Möglichkeit der Ansprache<br />

rauchender Patienten nicht ausreichend zu nutzen. Weniger als 25% der deutschen<br />

Raucher geben an, von ihrem Arzt zur Aufgabe <strong>des</strong> Rauchens angeregt worden zu<br />

sein (Simpson, 2000; Kraus & Augustin, 2001). Untersuchungen zeigen, dass Ärzte mit<br />

größerer Wahrscheinlichkeit den Tabakkonsum bei weiblichen, älteren, gebildeteren<br />

oder erkrankten Patienten ansprechen oder bei Rauchern mit einem hohen täglichen<br />

Konsum (Ockene et al., 1987; Frank et al., 1991; Doeschner & Saver, 2000). Junge<br />

Raucher werden bei der ärztlichen Ansprache vernachlässigt (Eckert & Junker, 2001;<br />

Alfono et al., 2002).<br />

21


22 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

In der Literatur werden verschiedene Gründe diskutiert, die den Arzt an der Beratung<br />

seiner rauchenden Patienten hindern könnten:<br />

• Rauchen und Tabakentwöhnung sind stark vernachlässigte Themen in der Ausund<br />

Fortbildung von Ärzten, so dass die meisten Ärzte nicht ausreichend auf<br />

die Betreuung rauchender Patienten vorbereitet sind (Stößel, 1995; Kottke, et<br />

al.,1989).<br />

• Ärzte haben eher eine pessimistische Sichtweise darüber, wie groß ihr Einfluss<br />

auf das Verhalten der Patienten ist (McIlvain et al., 2002).<br />

• Die Prävalenz <strong>des</strong> Tabakkonsums bei niedergelassenen Ärzte lag im Jahr 1991<br />

bei 22%. Rauchende Ärzte können keine authentischen Ratgeber <strong>für</strong> ihre rauchenden<br />

Patienten sein (Simpson, 2000; Stößel, 1995). Untersuchungen zeigen,<br />

dass sie in der Ansprache rauchender Patienten zurückhaltender und pessimistischer<br />

sind als ihre nichtrauchenden Kollegen (Müller & Neuser, 1995).<br />

• Manche Ärzte haben die Be<strong>für</strong>chtung, dass sie die Patienten durch eine Ansprache<br />

verschrecken (Butler et al.,1998; Ärzte Zeitung, 2001).<br />

• Den meisten Ärzten, die Interesse an der Durchführung von Raucherberatung<br />

haben, fehlt die institutionelle Unterstützung und Vergütung dieser Leistung. Ein<br />

großes Problem stellt der limitierte Zeitrahmen dar, der Ärzten im Praxisalltag<br />

<strong>für</strong> die Betreuung rauchender Patienten zur Verfügung steht. Ein Vergleich von<br />

sechs europäischen Ländern zeigte, dass deutsche Ärzte im Durchschnitt generell<br />

nur 7.6 Minuten <strong>für</strong> ein Arzt-Patient-Gespräch aufbringen (Deveugele et<br />

al., 2002). Damit ergibt sich <strong>für</strong> Deutschland gemeinsam mit Spanien die kürzeste<br />

Konsultationszeit (vgl. Abbildung 3).<br />

Die systematische Ansprache und Betreuung von Rauchern in Arztpraxen kann gefördert<br />

werden, wenn Ärzte Weiterbildungen im Bereich Tabakentwöhnung erhalten (Lancaster,<br />

Silagy & Fowler, 2000) und/oder (strukturelle) Änderungen im Praxisablauf vorgenommen<br />

werden (Chang et al., 1995; Fiore et al., 1995). Durch ein Training sowie<br />

Erinnerungshilfen auf dem Schreibtisch oder in den Patientenakten wird die Zeit, die<br />

ein Arzt mit der Beratung verbringt, verlängert und die Aufhörerfolge bei den Patienten<br />

um das 2- bis 6-fache erhöht (Ockene et al., 1991). Leider hat bis heute das Thema


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Raucherentwöhnung trotz deutlicher Fortschritte (z.B. Curriculum der Bayerischen Ärz­<br />

tekammer) weder in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung (Stößel, 1995) noch in der<br />

Organisation <strong>des</strong> Praxisablaufs (McIlvain et al., 2002) ausreichende Berücksichti-gung<br />

gefunden.<br />

Abbildung 3: Dauer <strong>des</strong> Arzt-Patient-Gesprächs in sechs europäischen Ländern<br />

Die Motivation, sich in der Raucherentwöhnung zu engagieren, ist unter den Ärzten<br />

sehr unterschiedlich (Etter et al., 2000). Während es bei der motivierten Arztgruppe<br />

Dauer in Minuten<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Alle<br />

10,7<br />

Schweiz<br />

15,6 15,0<br />

Belgien<br />

Niederlande<br />

10,2<br />

Großbritannien<br />

9,4<br />

Spanien<br />

7,8 7,6<br />

Deutschland<br />

ausreicht, sie mit Materialien zur effektiven Betreuung ihrer rauchenden Patienten zu<br />

versorgen, muss bei der eher unmotivierten Gruppe zunächst das Bewusstsein geschaffen<br />

werden, dass sie eine wichtige Rolle in der Raucherentwöhnung spielen und<br />

dass es effektive Maßnahmen <strong>für</strong> die ärztliche Praxis gibt.<br />

23


24 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

3 Das Projekt<br />

3.1 Die Aufgabenstellung<br />

In dem Projekt soll eine ärztliche Kurzintervention auf der Basis international akzeptier­<br />

ter Leitlinien konzipiert und auf die jugendliche Zielgruppe übertragen werden. Auf diese<br />

Weise soll eine große Anzahl junger Raucherinnen in Bayern zum Aufhören bzw.<br />

Reduzieren motiviert und bei einem Versuch unterstützt werden.<br />

Das Projekt lässt sich in folgende Phasen unterteilen:<br />

1. Die Pilotphase: Die Intervention wird in Zusammenarbeit mit den Mediatoren und<br />

der Zielgruppe entwickelt. Die Akzeptanz bei den Betroffenen wird erfasst und gefördert.<br />

Auf der Grundlage dieser Erfahrungen soll ein Modellprojekt mit einer Evaluationsphase<br />

geplant werden.<br />

2. Das Modellprojekt: In Abhängigkeit von den Ergebnissen aus der Pilotphase wird<br />

das Konzept überarbeitet. Die Intervention wird in einem Modellprojekt evaluiert.<br />

3.2 Die Pilotphase<br />

In der Pilotstudie (11/2000 bis 05/2001) wurde das Konzept der motivationalen Kurzintervention<br />

ins Deutsche übertragen und <strong>für</strong> die Zielgruppe der jungen Raucherinnen<br />

aufbereitet. Zur Umsetzung wurde ein Leitfaden <strong>für</strong> den Arzt („Checkliste“) und eine<br />

Broschüre <strong>für</strong> junge aufhörmotivierte Raucherinnen entwickelt. Acht bayerische Frauenarztpraxen<br />

nahmen an der Pilotstudie teil und führten die Intervention über einen<br />

Zeitraum von vier Wochen durch. Im Anschluß wurden die Ärzte und ihre rauchenden<br />

Patientinnen schriftlich hinsichtlich ihrer Erfahrungen befragt. Die Ergebnisse wurden in<br />

einem separaten <strong>Ergebnisbericht</strong> dargestellt (vgl. Kröger & Heppekausen, 2001; Zusammenfassung<br />

in Anhang A).<br />

Folgende Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Pilotstudie <strong>für</strong> das Modellprojekt:<br />

• Konzept: Das entwickelte Konzept ist in der Praxis umsetzbar und wird von den<br />

Patientinnen sowie den Ärzten gut akzeptiert. Es kann inhaltlich unverändert <strong>für</strong><br />

das Modellprojekt übernommen werden.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

• Materialien: Sowohl die ärztliche Checkliste als auch die Broschüre sollten graphisch<br />

überarbeitet werden. Die Broschüre sollte <strong>für</strong> aufhörmotivierte und -unmotivierte<br />

Raucher eingesetzt werden und muss aus diesem Grund um motivierende<br />

Inhalte erweitert werden.<br />

• Mediatoren: Die Gruppe der Ärzte sollte erweitert werden. Neben den Frauenärzten<br />

sollen auch Allgemeinärzte sowie die Kinder- und Jugendärzte die Intervention<br />

einsetzen, um eine flächendeckendere Ansprache der Zielpersonen zu<br />

sichern.<br />

• Zielgruppe: Die Zielgruppe der jungen Frauen bis 20 Jahre bleibt bestehen.<br />

Durch die Ausdehnung der Arztgruppe ergibt sich aus ethischen Gründen die<br />

Notwendigkeit, alle rauchenden Jugendlichen (weiblich und männlich) in die Intervention<br />

einzubeziehen.<br />

• Datenerhebung / Datenrücklauf: Die Datenerhebung wird von den Ärzten als<br />

sehr zeit- und arbeitsintensiv erlebt, so dass nur die Hälfte der Teilnehmer die<br />

Erhebungsbögen zurücksendet. Um den Datenrücklauf zu sichern, werden die<br />

an der Studie teilnehmenden Ärzte <strong>für</strong> jeden gesammelten Datensatz vergütet.<br />

3.3 Das Modellprojekt<br />

3.3.1 Zielsetzungen<br />

Für das Modellprojekt werden Ziele auf zwei Ebenen definiert:<br />

1. Implementierung der Intervention<br />

- Die Intervention soll in min<strong>des</strong>tens 120 Arztpraxen in Bayern implementiert<br />

werden.<br />

- Der Prozess der Implementierung (Akzeptanz durch die Zielgruppe der Ärzte,<br />

Umsetzungsgrad, Bewertung der Intervention und Materialien) soll beschrieben<br />

werden.<br />

2. Evaluation der Intervention<br />

Die Effekte, die durch die Intervention bei den jugendlichen Rauchern und Raucherinnen<br />

erzielt werden, sollen erfasst werden.<br />

3.3.2 Methoden<br />

1. Implementierung der Intervention<br />

25


26 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

- Die Implementierung wird durch die Anzahl der Anfragen und die versendeten<br />

Materialien gemessen.<br />

- Die Arztpraxen, die die Materialien erhalten haben, werden schriftlich zu Akzeptanz,<br />

Bewertung und Umsetzung der Intervention befragt. Die Angaben von etwa<br />

100 Ärzten sollen ausgewertet werden.<br />

- Die Implementierung soll durch halbtägige Fortbildungsseminare <strong>für</strong> die Ärzte<br />

und Arzthelferinnen unterstützt werden.<br />

2. Evaluation der Intervention<br />

Die Evaluation beinhaltet eine schriftliche Befragung der jugendlichen Raucher und<br />

Raucherinnen.<br />

Das Vorgehen sieht wie folgt aus:<br />

Bei der Anmeldung werden alle jungen Patienten (unter 21 Jahren) gefragt, ob sie<br />

rauchen. Diejenigen die rauchen erhalten den ersten Fragebogen mit der Bitte, ihn im<br />

Wartezimmer auszufüllen und dem Arzt bei dem Behandlungsgespräch zu übergeben.<br />

Der Fragebogen enthält Fragen zu den Rauchgewohnheiten sowie zur Einschätzung<br />

der körperlichen Abhängigkeit, zu Aufhör- und Reduktionsversuchen in der Vergangenheit,<br />

der Bereitschaft zum Aufhören / Reduzieren, zum Problembewußtsein und zur<br />

Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Gleichzeitig werden soziodemographische Daten<br />

erhoben.<br />

Die Arzthelferin trägt auf einen Codierungsbogen den Namen und die Adresse <strong>des</strong><br />

Patienten ein. Der Code wird auf dem zweiten Fragebogen und Gesprächsbeurteilungsbogen<br />

<strong>für</strong> den Arzt eingetragen. Der zweite Fragebogen sowie der Gesprächsbeurteilungsbogen<br />

werden an den Arzt weitergegeben (z.B. durch Einlegen in Patientenkartei).<br />

Der Arzt erhält bei dem Behandlungsgespräch vom Patienten den ersten Fragebogen.<br />

Nach der Ansprache <strong>des</strong> Rauchverhalten und Aushändigung der Broschüre gibt der<br />

Arzt dem Patienten den zweiten Fragebogen aus. Dieser soll noch in der Praxis ausgefüllt<br />

und bei der Arzthelferin abgegeben werden. In dem zweiten Patientenfragebogen<br />

werden die Fragen zum Problembewußtsein, zur Aufhörbereitschaft und zur<br />

Selbstwirksamkeit wiederholt dargeboten. Zudem wird die Ansprache <strong>des</strong> Arztes<br />

thematisiert und die Fragen zu ihrer Akzeptanz gestellt. Nach dem Gespräch füllt der


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Arzt den Bogen zur Gesprächsbeurteilung aus. Er enthält Fragen zu der Dauer <strong>des</strong><br />

Gesprächs sowie eine Einschätzung der Wirkung auf den Patienten.<br />

Die Patientenfragebögen und Beurteilungsbögen werden in der Arztpraxis gesammelt<br />

und an das <strong>IFT</strong> geschickt. Der Rückumschlag liegt bei. Die Gebühr wird aus den Projektgeldern<br />

bezahlt. Der Codierungsbogen wird <strong>für</strong> die Nachbefragung in der Praxis<br />

aufbewahrt.<br />

Nach vier Monaten erfolgt eine postalische Nachbefragung der Patienten. Hier<strong>für</strong><br />

sendet das <strong>IFT</strong> den codierten dritten Fragebogen an die Praxis. Die Adressen der<br />

Patienten werden in der Praxis gemäß <strong>des</strong> Codierungsbogens auf den Umschlag<br />

geschrieben. Der dritte Fragebogen erfragt die gleichen Aspekte wir der zweite<br />

Fragebogen. Zusätzlich werden die jungen Raucherinnen und Raucher dazu befragt,<br />

ob sie die Broschüre gelesen haben und inwieweit ihr Inhalt als hilfreich empfunden<br />

und umgesetzt wurde.<br />

Es ist geplant, maximal 300 junge Raucher und Raucherinnen in die Evaluation<br />

einzubeziehen. Eine unbehandelte Kontrollgruppe ist nicht vorgesehen.<br />

3.3.3 Unterstützende Studien<br />

Die Ergebnisse der Pilotstudie bilden die Grundlage <strong>für</strong> die Durchführung <strong>des</strong> Modellprojekts<br />

(s. Anhang A). Um darüber hinaus die Akzeptanz der einzusetzenden Interventionsmethoden<br />

sicherzustellen, wurden mit Beginn <strong>des</strong> Modellprojekts drei weitere<br />

explorative Studien initiiert, die teilweise im Rahmen von Praktika durch Studenten<br />

unter Anleitung der Projektmitarbeiter durchgeführt wurden. Methoden und Ergebnisse<br />

sind im Folgenden dargestellt.<br />

Studie 1: Motivation zum Aufhören<br />

Die erste Studie sollte dazu dienen, die Motivation jugendlicher Raucher zur Aufgabe<br />

<strong>des</strong> Rauchverhaltens zu explorieren. In teilstandardisierten Interviews wurden insgesamt<br />

45 rauchende Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren befragt.<br />

Gedanken über das Aufhören hatten sich zum Befragungszeitpunkt bereits 69% der<br />

Befragten gemacht, 78% der regelmäßigen Konsumenten und 33% der Gelegenheitskonsumenten.<br />

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen (61%) berichteten, dass sie etwas<br />

an ihrem Rauchverhalten ändern wollen. Dabei wurde von 83% die Reduktion <strong>des</strong> täg­<br />

27


28 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

lichen Konsums, von 13% das Aufhören und von 4% kontrollierteres Rauchen angestrebt.<br />

Als Gründe gegen das Rauchen gaben die Jugendlichen besonders die Kosten <strong>des</strong><br />

Rauchens, die Einschränkung der körperlichen Fitness sowie die Schädigung der eigenen<br />

Gesundheit an (Abbildung 4). Die Ergebnisse deuten auf Unterschiede zwischen<br />

Jungen und Mädchen hin: Mädchen scheinen stärkere Besorgnis bezüglich ihrer<br />

Gesundheit und ihres äußerlichen Erscheinungsbilds zu haben, während Jungen besonders<br />

die Einschränkung der körperlichen Fitness als Aufhörmotiv anführen.<br />

Abbildung 4: Gründe gegen das Rauchen aus Sicht junger Raucherinnen und Raucher<br />

hohe Kosten<br />

weniger<br />

Kondition<br />

gefährdet<br />

Gesundheit<br />

es stinkt<br />

gesellschaftlicher<br />

Druck<br />

blasse Haut /<br />

gelbe Finger<br />

macht süchtig<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

Als Situationen, die zum Aufhören motivieren würden (Abbildung 5), wurden an erster<br />

Stelle die gesundheitliche Beeinträchtigung (98%) von Jungen und Mädchen gleichermaßen<br />

genannt, gefolgt von der ärztlichen Aufforderung zum Aufhören (31%). Von<br />

22% (43% der Mädchen) wurde eine Schwangerschaft als Grund angegeben, das<br />

Rauchen einzustellen. Dass der Freund oder die Freundin mit dem Rauchen aufhört,<br />

würde 20% der Befragten (35% der Mädchen und 5% der Jungen) motivieren, mit dem<br />

Rauchen aufzuhören.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Abbildung 5: Situationen, die junge Raucher zum Aufhören motivieren würden<br />

kein Geld Schwangerschaft<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Studie 2: Akzeptanz von Aufhörhilfen<br />

Das Ziel der zweiten explorativen Studie war es herauszufinden, welche Aufhörhilfen<br />

speziell die Risikogruppe der jungen Raucherinnen einsetzt und akzeptiert. Hierzu<br />

wurden 100 junge Raucherinnen im Alter zwischen 16 und 30 Jahre zu ihren bisherigen<br />

Aufhörversuchen und den dabei eingesetzten Entwöhnungsmaßnahmen befragt.<br />

Über die Hälfte der befragten Raucherinnen (53%) hat min<strong>des</strong>tens einen Aufhörver­<br />

such in der Vergangenheit unternommen. Von diesen haben 49% den Versuch mit<br />

Hilfe und 51% selbständig durchgeführt. Eine Gegenüberstellung der jüngeren (< 20<br />

Jahre) und älteren (‡ 20 Jahre) Raucherinnen ergibt, dass mehr Ältere als Jüngere<br />

einen Aufhörversuch unternommen haben (68% vs. 42%). Die Mehrheit der älteren<br />

Frauen hat dabei schon einmal Hilfe in Anspruch genommen hat (54%), während die<br />

Mehrheit der jüngeren Frauen (56%) diesen Aufhörversuch selbständig unternommen<br />

hat.<br />

Von den jungen Frauen, die Hilfsmittel in der Vergangenheit eingesetzt hatten, wurden<br />

an erster Stelle Selbsthilfemedien in Form von Büchern und Kassetten angegeben<br />

(65%), gefolgt von Nikotinpflastern (31%), ärztlicher Beratung (19%), Hypnose (15%),<br />

Akupunktur (8%), Gruppentherapie (4%). Keine der befragten Raucherinnen hat in der<br />

Vergangenheit telefonische Beratung gesucht (Abbildung 6). Außer der intensiveren<br />

29


30 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Nutzung von Hilfsmaßnahmen bei den älteren Frauen werden keine Unterschiede in<br />

der Wahl der Maßnahmen zwischen den verschiedenen Altersgruppen gefunden.<br />

Abbildung 6: Von Raucherinnen eingesetzte Hilfsmaßnahmen<br />

Selbsthilfemedien<br />

Nikotinersatz<br />

Arzt<br />

Hypnose<br />

Akupunktur<br />

Gruppenprogramm<br />

Hotline<br />

Studie 3: Tiefeninterview<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

Im Dezember 2001 wurde mit drei jungen Raucherinnen (16 Jahre und 17 Jahre alt,<br />

Schülerinnen) ein explorieren<strong>des</strong> Gespräch geführt. Ziel war es, einen Überblick über<br />

die Ansicht junger Raucherinnen zu folgenden Themen zu erhalten:<br />

(1) Welche Gedanken, Situationen und Personen motivieren zu einem Aufhörversuch?<br />

(2) Welche Erfahrungen wurden bei bisherigen Aufhörversuchen gesammelt?<br />

(3) Wie werden zukünftige Aufhörversuche geplant und welche Hilfestellungen werden<br />

gewünscht?<br />

Einzelne Aussagen der jungen Raucherinnen werden im Anhang B zitiert.<br />

Zusammenfassung der Ansichten<br />

zu (1):<br />

Die jungen Raucherinnen stellten einheitlich heraus, dass speziell Situationen, die das<br />

Rauchen verhindern (Schwangerschaft, Amerikaaufenthalt, Rauchverbot zuhause),


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

ihnen das Aufhören erleichtern würden. Beim Zusammensein mit Nichtrauchern in der<br />

Freizeit würden sie sich als einzige Raucher unwohl fühlen.<br />

zu (2):<br />

Alle befragten Raucherinnen hatten bereits Erfahrungen mit dem Aufhören gesammelt<br />

und berichteten auch von Aufhörbemühungen in ihrem Bekanntenkreis. Sie erlebten<br />

das Aufhören als schwer und gaben als besondere Rückfallsituationen Orte mit vielen<br />

Rauchern sowie den Konsum von Alkohol an.<br />

zu (3) :<br />

Uneinigkeit zeigte sich bezüglich <strong>des</strong> methodischen Vorgehens bei zukünftigen Aufhörversuchen.<br />

Während ein Mädchen berichtete, mit der Punktschluss-Methode aufhören<br />

zu wollen, würde sich eine andere Raucherin den Ausstieg über das allmählich<br />

Reduzieren erleichtern wollen. Unterstützung beim Aufhören würde keine Befragte<br />

suchen. Nahestehende Personen (Mutter, Freund), die auch mit dem Rauchen aufgehört<br />

haben, würden als Vorbilder akzeptiert. Die Teilnahme an einem Entwöhnungsprogramm<br />

wurde deutlich abgelehnt.<br />

Die Aussagen der Mädchen stimmen mit den in der Literatur berichteten Fakten überein.<br />

Der Einfluss struktureller Maßnahmen und Gruppendruck wird hervorgehoben. Die<br />

Abneigung gegenüber einer intensiven Betreuung (Entwöhnungsprogramm) wird deutlich.<br />

3.3.4 Vorarbeiten<br />

Überarbeitung der Materialien<br />

Die Broschüre (s. Anhang C) wurde inhaltlich um einen motivierenden<br />

Aspekt erweitert. Hierzu wurde ein Selbsttest entwickelt, in dem die<br />

jungen Raucher die Vor- und Nachteile <strong>des</strong> Rauchens abwägen und<br />

ihre Bereitschaft zum Aufhören feststellen können. Darüber hinaus<br />

wurde die Broschüre graphisch überarbeitet.<br />

Bei der Checkliste (s. Anhang D) wurde kleine Textänderungen vorge­<br />

nommen, die jedoch keine inhaltlichen Neuerungen gegenüber der<br />

Vorgängerversion bedeuteten. Graphisch wurde die Checkliste der<br />

überarbeiteten Broschüre angeglichen, um einen Bezug zwischen bei­<br />

den Materialien herzustellen.<br />

31


32 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Planung von Fortbildungsseminaren<br />

Für die Ärzte und Arzthelferinnen sollte in der Projektzeit ein Fortbildungsseminar zum<br />

Thema „Tabakabhängigkeit und Raucherentwöhnung in der Arztpraxis“ angeboten<br />

werden. Die Veranstaltungen sollten an Mittwochnachmittagen in den Räumlichkeiten<br />

<strong>des</strong> <strong>IFT</strong> Institut <strong>für</strong> <strong>Therapieforschung</strong> in München stattfinden und eine Einführung in<br />

die Thematik bieten. Wissensvermittlung und Übungen zur Handhabung der Materialien<br />

sowie eine Einführung in die Gesprächstechniken charakterisieren den Ablaufplan.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

4 Ergebnisse<br />

4.1 Implementierung der Intervention<br />

Ziel war es, die Intervention in 120 Arztpraxen zu implementieren.<br />

4.1.1 Aktivitäten zur Ansprache der Ärzte<br />

Folgende Aktivitäten zur Ansprache der Ärzte und zur Erhöhung <strong>des</strong> Bekanntheitsgra<strong>des</strong><br />

der Intervention in Bayern wurden unternommen:<br />

• Kontaktaufnahme mit den Berufsverbänden<br />

Neben dem schon bestehenden Kontakt zum Berufsverband der Frauenärzte wurde<br />

Kontakt zu den Berufsverbänden der Allgemeinärzte und Kinder- und Jugendärzte in<br />

Bayern aufgenommen.<br />

• Ansprache der Ärzte<br />

Neben der direkten Kontaktaufnahme über die Ärzteverbände (s. Kap. 4.1.2), wurden<br />

die Ärzte über Veröffentlichungen, Kurzmitteilungen in Verbandsorganen und Vorträge<br />

angesprochen:<br />

- In der Juli-Ausgabe <strong>des</strong> Bayerischen Ärzteblattes (2002, Jahrgang 57) wurde<br />

eine Kurzmitteilung mit Kontaktdaten zur Anforderung der Materialien abgedruckt.<br />

- Der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e.V. hat in der Ausgabe<br />

24(2) / 2002 seines Mitteilungsblatts ebenso eine Kurzinformation mit Kontaktadresse<br />

veröffentlicht.<br />

- Weitere Veröffentlichungen sowie Vorträge und Poster, in denen das Projekt<br />

vorgestellt bzw. erwähnt wurde, sind im Anhang E aufgelistet.<br />

Die Projektaktivitäten wurden darüber hinaus in regelmäßigen Abständen in den <strong>IFT</strong>-<br />

Nachrichten beschrieben (Sept./Dez. 2000, Mai/Aug. 2001, Jan./April 2002), die<br />

dreimal jährlich in deutscher und englischer Sprache über aktuelle Untersuchungen,<br />

Veranstaltungen, Vorträge und Publikationen der <strong>IFT</strong>-Mitarbeiter informieren. Diese<br />

Nachrichten erreichen in Deutschland mehr als 1000 Institutionen und Personen, die<br />

sich in der Gesundheitsförderung sowie in Lehre und Forschung u.a. in dem Bereich<br />

Sucht engagieren.<br />

Eine Beschreibung <strong>des</strong> Projekts sowie die entwickelten Materialien stehen auf der <strong>IFT</strong>-<br />

Webpage unter:<br />

33


34 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

http://www.ift.de/<strong>IFT</strong>_deut/Aktivitaeten/Forschung/Projekte/projekt3.htm. Seit dem<br />

01.01.2001 konnten über 40.000 Besucher auf der <strong>IFT</strong>-Webpage registriert werden. Im<br />

September 2002 hat die Bun<strong>des</strong>ärztekammer (Köln) <strong>für</strong> den Internetauftritt der im Oktober<br />

/ November 2002 stattfindenden Ärztlichen Präventionstage einen Link zu der<br />

Projektseite eingerichtet.<br />

4.1.2 Resonanz bei den verschiedenen Arztgruppen<br />

Resonanz der Allgemeinärzte<br />

Im Dezember 2001 erfolgte ein Treffen mit der Kontaktperson <strong>des</strong> Berufsverban<strong>des</strong><br />

deutscher Allgemeinärzte (BDA). Auf der folgenden Vorstandssitzung (Januar 2002)<br />

stellte die Kontaktperson das Projekt sowie die entwickelten Materialien vor. Ende Januar<br />

sagte der Geschäftsführer <strong>des</strong> BDA zu, dass die Materialien (Checkliste, Broschüre)<br />

sowie ein Anschreiben und Faxvordruck (zur Anforderung weiterer Materialien und<br />

Informationen, s. Anhang F) in dem kommenden Mitgliederrundschreiben mitgesendet<br />

werden könnten. Dieser Mitgliederrundbrief wurde im Juni 2002 verschickt.<br />

Von den in Bayern niedergelassenen Hausärzten (9.593) konnten über den Rundbrief<br />

<strong>des</strong> BDA die Materialien (Checkliste und eine Broschüre) insgesamt 3.492 Ärzten<br />

zugesendet werden, d.h. 36% aller bayerischen Hausärzte wurden informiert. Auf die<br />

Vorstellung der Materialien in diesem Rundbrief reagierten N= 423 Ärzte, indem sie per<br />

Faxvorlage weitere Broschüren und ggf. zusätzliche Informationsmaterialien (über<br />

Fortbildungseminar und Studie) anforderten. Die Ausschöpfungsquote betrug somit<br />

12.1% (Stand 15.09.2002).<br />

Bei der großen Mehrheit der interessierten Ärzte handelte es sich um Allgemeinmedi­<br />

ziner, teilweise mit fachlichen Zusatzqualifikationen wie Naturheilverfahren, Chirothe­<br />

rapie, Psychotherapie, Sport- und Umweltmedizin. Vereinzelte Anfragen kamen von<br />

Kinder- und Jugendmedizinern sowie Gynäkologen. Nicht nur niederge-lassene Ärzte<br />

meldeten sich, sondern auch Betriebs- und Klinikärzte, die beruflich mit Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen in Kontakt stehen. Überraschend war das große Interesse<br />

namenhafter Großunternehmen in München.<br />

Von den 423 Mitgliedern <strong>des</strong> BDA, die aufgrund <strong>des</strong> Rundschriebens mit dem <strong>IFT</strong><br />

Kontakt aufnahmen, haben über die Hälfte Informationsmaterial <strong>für</strong> das Fortbildungsseminar<br />

und ein Drittel <strong>für</strong> die wissenschaftliche Begleitstudie angefordert (Tabelle 3).


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Tabelle 3: Angeforderte Materialien (nur Mitglieder <strong>des</strong> BDA)<br />

Häufigkeit Prozent<br />

Broschüre „Aufhören?!“ 423 100<br />

Informationen zum For tbildungsseminar<br />

Informationen zur wiss.<br />

Begleitstudie<br />

Resonanz bei den Frauenärzten<br />

276 65<br />

137 32<br />

Gesamt 423 100<br />

Der Kontakt zu dem Berufsverband der Frauenärzte bestand seit der Pilotphase, an<br />

der der Vorsitzende <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> selbst teilgenommen hatte. Auch <strong>für</strong> die Teilnahme<br />

an der zweiten Studienphase wurde großes Interesse bekundet. Die Versuche, ein<br />

persönliches Treffen mit dem Vorsitzenden <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> zu arrangieren, waren<br />

sechs Monate lang erfolglos. Erst im Januar 2002 fand ein Treffen statt, in dem das<br />

Vorgehen in der zweiten Projektphase abgesprochen und die überarbeiteten<br />

Materialien vorgestellt wurden. Die weitere Unterstützung <strong>des</strong> Projekts wurde den<br />

Projektmitarbeitern zugesichert. Trotz zahlreicher Erinnerungsanrufe und eMail-<br />

Kontakten wurde die vereinbarte Hilfestellung nicht umgesetzt. Es wurden keine<br />

Ansprechpartner benannt und keine Information über die Intervention an die Mitglieder<br />

<strong>des</strong> Berufsverbands verschickt.<br />

Resonanz bei den Kinder- und Jugendärzten<br />

Der Drogenbeauftragten <strong>des</strong> Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte war den Pro­<br />

jektmitarbeitern bereits bekannt und wurde als Kontaktperson ebenso angesprochen<br />

wie die Vertreterin in Bayern. Beide äußerten Interesse an der Mitarbeit. Da der<br />

Berufsverband sich bereits in dem Projekt „Just be smokefree“, in dem ein wesentlich<br />

zeitintensiveres Beratungskonzept <strong>für</strong> Raucher (als das in diesem Modellprojekt<br />

dargestellte) erprobt werden soll, engagierte, wurde auf eine Zusammenarbeit im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Modellprojekts verzichtet. Ein ständiger In-formationsaustausch über die<br />

beiden Projekte wurde vereinbart und besteht seither.<br />

4.1.3 Weiterer Verlauf der Implementierung<br />

35


36 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Resonanz auf Veröffentlichungen und Vorträge<br />

Auf die Kurzmitteilung im Bayerischen Ärzteblatt sowie andere Bekanntmachungen <strong>des</strong><br />

Projekts meldeten sich weitere 50 Ärzte und forderten Materialien an.<br />

Fortbildungsseminar<br />

Für die Fortbildungsseminare <strong>für</strong> Ärzte und <strong>für</strong> Arzthelferinnen haben 276 Arztpraxen<br />

Informationsmaterialien angefordert. Trotz dieses breiten Interesses haben sich nur<br />

drei Ärzte und drei Arzthelferinnen (2.2%) verbindlich <strong>für</strong> eines der ausgeschriebenen<br />

Seminare angemeldet. Als Begründung hier<strong>für</strong> lässt sich u.a. die Wahl <strong>des</strong> Veranstaltungsorts<br />

München angeben, der <strong>für</strong> die meisten potentiellen Teilnehmer eine weite<br />

Anreise bedeutet hätte. Verschiedene Ärzte haben sich telefonisch erkundigt, ob weitere<br />

Veranstaltungsorte vorgesehen sind.<br />

Die Ärzte und Arzthelferinnen, die sich <strong>für</strong> das Fortbildungsseminar angemeldetet<br />

hatten, wurden telefonisch oder per eMail beraten und auf andere Veranstaltungen hingewiesen.<br />

Ihnen wurde angeboten, eine andere vom <strong>IFT</strong> angebotene Tagesveranstaltung<br />

zum Thema Raucherentwöhnung kostenlos zu besuchen.<br />

Weitere Kontakte<br />

Weitere Anfragen auf Seiten der Ärzte betrafen z.B. die Empfehlungen von Fachliteratur<br />

oder Hilfe bei der Entwicklung intensiverer Entwöhnungsprogramme <strong>für</strong> die<br />

Arztpraxis. Vernetzung entstand dadurch, dass sich in der Raucherentwöhnung<br />

engagierte Ärzte meldeten, auf eigene Fortbildungsveranstaltungen <strong>für</strong> Kollegen aufmerksam<br />

machten und einen Erfahrungsaustausch anregten.<br />

Versand der Broschüre<br />

Von 473 Arztpraxen kam die Anfrage <strong>für</strong> die entwickelten Materialien (Stand 15.09.<br />

2002). Insgesamt 428 bayerischen Arztpraxen konnten die angeforderten Materialien<br />

zugesandt werden, um die Kurzintervention mit den jungen Patienten durchführen zu<br />

können.<br />

Da die Nachfrage größer als erwartet ausfiel, wurden nur jeweils zehn bis 20 Broschüren<br />

pro Praxis ausgegeben. Die gesamt Druckauflage von 10.000 Exemplaren wurde<br />

bis auf 50 Restexemplare verschickt. 50 Praxen konnten nicht mehr versorgt werden,<br />

weil die Materialien bereits vergriffen waren. Diesen wurde mitgeteilt, dass sie bei einer<br />

neuen Druckauflage umgehend die Materialien erhalten würden.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

4.2 Beschreibung der Implementierung<br />

Allen Ärzten, die die Materialien angefordert und erhalten haben, wurde ein Fragebogen<br />

zugesandt (N=428, s. Anhang G). Ziel der Befragung war es, die Umsetzung der<br />

Kurzintervention in den Praxen einzuschätzen sowie die Akzeptanz der Materialien zu<br />

prüfen.<br />

Rücklauf<br />

Den Fragebogen sendeten 84 der angeschriebenen Ärzte ausgefüllt zurück. Die Rücklaufquote<br />

liegt damit bei 20%, was den Quoten bei anderen Ärztebefragungen entspricht<br />

(u.a. Graß & Funke, 2001).<br />

Erreichbarkeit junger Raucher<br />

Die Ärzte machen sehr unterschiedliche Angaben zu der Anzahl der jungen Patienten<br />

unter 21 Jahren. Die Anzahl reicht von 4 bis 200 jungen Patienten pro Woche. Eine<br />

Hälfte wird von bis zu 30 jungen Patienten pro Woche konsultiert. Eine Untergruppe<br />

von 15% sieht mehr als 80 junge Patienten pro Woche. Im Durchschnitt werden 46<br />

(STD= 41.1) Patienten unter 21 Jahren in den Praxen gesehen (Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: Anzahl junger Patienten<br />

Patienten (< 21 Jahren)<br />

pro Woche in Praxis<br />

< 11 12 15 15<br />

11-20 16 20 35<br />

21-30 13 16 51<br />

31-40 8 10 61<br />

41-50 6 8 69<br />

51-60 6 8 77<br />

61-70 2 3 80<br />

71-80 4 5 85<br />

> 80 12 15 100<br />

Gesamt<br />

N % kum<br />

79 100<br />

Der Anteil der Raucher unter diesen jungen Patienten wird von den Ärzten dabei sehr<br />

unterschiedlich eingeschätzt zwischen 10% - 80% (M= 36.4, STD= 18.7). Somit sehen<br />

%<br />

37


38 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

die befragten Ärzte in ihrer Praxis zwischen zwei und 60 Raucher pro Woche (durchschnittlich<br />

16 jugendliche Raucher). Die befragten Ärzte erreichen zusammen etwa<br />

1.344 jugendliche Raucher pro Woche in Bayern. Hochgerechnet auf alle 473 Ärzte in<br />

Bayern, die die Materialien nachfragten, werden pro Woche etwa 7.568 jugendliche<br />

Raucher erreicht.<br />

Betreuung junger Raucher vor Interventionseinführung<br />

Alle befragten Ärzte haben bereits vor der Einführung der Kurzintervention junge Raucher<br />

auf den Tabakkonsum angesprochen (Tabelle 5). Die Mehrheit der Ärzte gibt an,<br />

dabei wenige (27%) oder viele (48 %) junge Patienten auf dieses Thema angesprochen<br />

zu haben. Nur ein Viertel der befragten Mediziner berichtet, immer alle jungen<br />

rauchenden Patienten auf den Tabakkonsum anzusprechen.<br />

Tabelle 5: Ansprache junger Raucher vor Interventionseinführung<br />

Hindernisse bei der Durchführung<br />

Häufigkeit Prozent<br />

keinen 0 0<br />

wenige 23 27.4<br />

viele 40 47.6<br />

alle 21 25<br />

Gesamt 84 100<br />

37% der befragten Ärzte sehen <strong>für</strong> sich keine Hindernisse <strong>für</strong> die Betreuung junger<br />

Raucher in ihrer Praxis (Tabelle 6). Die Hälfte der Befragten berichtet, dass das<br />

mangelnde Interesse der Jugendlichen an dem Thema sie an der Durchführung einer<br />

Intervention hindere. Als weitere Gründe wurden zu gleichen Anteilen die mangelnde<br />

finanzielle Vergütung (24%), die geringen Erfolgsaussichten (23%) und der hohe<br />

Zeitaufwand (22%) genannt. Nicht hinreichend auf die Betreuung von Rauchern<br />

vorbereitet fühlen sich nur 10% der befragten Ärzte. Mangeln<strong>des</strong> Interesse an diesem<br />

Thema, eigenes Rauchverhalten oder die Angst, die Patienten durch die Ansprache<br />

<strong>des</strong> Themas Rauchen zu verlieren, scheinen <strong>für</strong> die befragten Mediziner keine<br />

aktuellen Hindernisse darzustellen.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Tabelle 6: Hindernisse bei der Betreuung junger Raucher<br />

eigentlich keine 31<br />

Die Jugendlichen haben kein Interesse. 40<br />

keine ausreichende Vergütung 20<br />

nicht effektiv genug / keine Erfolgsaussichten 19<br />

(zu)viel Zeitaufwand 18<br />

Ich fühle mich nicht hinreichend vorbereitet. 10<br />

Ich möchte meine Patienten nicht verschrecken. 1<br />

Ich habe kein Inte resse. 0<br />

Ich rauche selbst. 0<br />

Einsatz der Materialien<br />

Häufigkeit Prozent<br />

37.3<br />

48.2<br />

24.1<br />

22.9<br />

21.7<br />

12<br />

1.2<br />

0<br />

0<br />

Von den Materialien haben 50% der Ärzte die Checkliste und 80% die Broschüre eingesetzt<br />

(Abbildung 7). 48% der Ärzte haben sowohl die Checkliste als Leitfaden <strong>für</strong> das<br />

ärztliche Gespräch genutzt als auch die Broschüre eingesetzt und damit die<br />

Kurzintervention wie vorgesehen umgesetzt.<br />

Abbildung 7: Einsatz der Materialien<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

47.6%<br />

Checkliste und<br />

Broschüre<br />

Bewertung der Materialien<br />

32.1%<br />

2.4%<br />

nur Broschüre nur Checkliste<br />

Die Mehrheit der Befragten, die die Checkliste eingesetzt haben, empfanden diese als<br />

hilfreich bei der Ansprache der junger Raucher (Abbildung 8). 55% bewerteten die<br />

Unterstützung durch den Gesprächsleitfaden als eher gut und sehr gut. Nur 16%<br />

empfanden sie als eher nicht oder gar nicht hilfreich.<br />

39


40 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Abbildung 8: Unterstützung durch den Gesprächsleitfaden<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2.3%<br />

14%<br />

30.2%<br />

46.5%<br />

7%<br />

0 gar nicht 1 2 3 4 sehr<br />

Sowohl Checkliste als auch Broschüre wurden von den Ärzten hinsichtlich verschiedener<br />

Bewertungskriterien anhand der sechstufigen Schulnotenskala (1= sehr gut; 6 =<br />

ungenügend) beurteilt. Der Gesprächsleitfaden erhält in allen Berurteilungspunkten die<br />

Durchschnittsnote gut. Am besten wurden Inhalt und Gestaltung bewertet. Als<br />

Gesamtnote wird der Leitfaden von 76% der befragten Mediziner mit gut bzw. sehr gut<br />

bewertet (Tabelle 7).<br />

Tabelle 7: Bewertung <strong>des</strong> Gesprächleitfadens<br />

Checkliste Note<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Inhalt 10<br />

(14.3)<br />

Einsetzbarkeit 6<br />

(8.7)<br />

Gestaltung 9<br />

(12.9)<br />

Gesamtnote 6<br />

(8.6)<br />

45<br />

(64.3)<br />

33<br />

(47.8)<br />

42<br />

(60)<br />

47<br />

(67.1)<br />

9<br />

(12.9)<br />

22<br />

(31.9)<br />

16<br />

(22.9)<br />

19<br />

20<br />

4<br />

(5.7)<br />

5<br />

(7.2)<br />

2<br />

(2.9)<br />

1<br />

(2.9)<br />

2<br />

(2.9)<br />

3<br />

(4.3)<br />

1<br />

(1.4)<br />

1<br />

(1.4)<br />

0 M= 2.19<br />

STD= .86<br />

0 M= 2.51<br />

STD= .92<br />

0 M= 2.2<br />

STD= .75<br />

0 M= 2.21<br />

STD= .70<br />

Die inhaltliche Gestaltung der Broschüre erhielt eine gute durchschnittliche Bewertung.<br />

Die Mehrheit der Ärzte (87%) gaben ihr die Note gut und sehr gut. Mit gut wurde auch<br />

die äußere Gestaltung bewertet. Inhalt und Gestaltung der Broschüre wurden etwas


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

besser beurteilt als der Leitfaden. Die Akzeptanz bei den Jugendlichen beurteilen die<br />

Ärzte als befriedigend (Tabelle 8).<br />

Tabelle 8: Bewertung der Broschüre<br />

Ausblick<br />

Broschüre Note<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Inhalt 21 48 8 2 0 0 M= 1.89<br />

(26.6) (60.8) (10.1) (2.59 STD= .68<br />

Gestaltung 15 45 15 2 1 0 M= 2.02<br />

(19.2) (57.7) (19.2) (2.6) (1.39) STD= .78<br />

Akzeptanz bei den 5 24 24 12 5 0 M= 2.89<br />

Jugendlichen (7.19 (34.3) (34.3) (17.1) (7.1) STD= 1.04<br />

Die große Mehrheit der befragten Ärzte (90%) berichtet, durch das Projekt motiviert<br />

worden ist, die Betreuung junger Raucher einzuführen bzw. zu intensivieren. 98%<br />

möchten auch weiterhin die Broschüre <strong>für</strong> junge Raucher <strong>für</strong> die Anwendung in ihrer<br />

Praxis beziehen können. In Zukunft auch die Arzthelferin in die Betreuung der jungen<br />

Raucher zu integrieren bzw. ihr die Aufgabe in der Praxis zu übergeben, können sich<br />

72% der Befragten vorstellen.<br />

4.3 Evaluation der Intervention<br />

Zur Evaluation der Intervention wurde an 87 Praxen, die Informationsmaterial <strong>für</strong> die<br />

Studie angefordert hatten, ein Fragebogenpaket gesendet mit der Bitte um Teilnahme.<br />

Da der Einsatz der Materialien aufgrund <strong>des</strong> verspätet versendeten Rundschreibens<br />

<strong>des</strong> Berufsverbands der Allgemeinärzte erst im Juni / Juli 2002 begann, ist die Datenerhebung<br />

bisher nicht abgeschossen. Der bisherige Verlauf zeigt jedoch, dass das<br />

Interesse der Ärzte an der Datenerhebung teilzunehmen gering ist. Um den angestrebten<br />

Datenrücklauf zu erreichen, wurden die prinzipiell interessierten Arztpraxen<br />

wiederholt kontaktiert, zur Mitarbeit motiviert und an die Datenerhebung erinnert. Zwei<br />

Erinnerungsschreiben wurden versandt, bei allen telefonischen Kontakten wurde auf<br />

die Datenerhebung hingewiesen. Praxen, die die Fragebögen einsetzten, wurde<br />

angeboten, weitere Erhebungsbögen auszuteilen.<br />

41


42 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Da bisher keine Daten zum Follow-up Zeitraum erhoben werden konnten, wird die<br />

Darstellung der Evaluationsergebnisse erst nach Beendigung der Posterhebung<br />

erfolgen (voraussichtlich Januar 2003).


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

5 Diskussion und Ausblick<br />

Raucher gelten als eine schwer erreichbare Zielgruppe, wenn es darum<br />

geht, sie zur Raucherentwöhnung zu motivieren oder ihnen Hilfestellung<br />

zur Raucherentwöhnung anzubieten. In dem beschriebenen Projekt sollte<br />

über verschiedene Ärztegruppen ein niederschwelliger Zugang zu jugendlichen<br />

Rauchern in Arztpraxen implementiert werden.<br />

Ausgehend von der Überlegung, dass Kinder bzw. Jugendliche, wenn sie<br />

zum Arzt gehen, am ehesten die Praxen von Allgemeinärzten, Kinder- und<br />

Jugendärzten und Frauenärzten aufsuchen, wurden diese als Zielgruppen<br />

<strong>des</strong> Modellprojekts ausgewählt. Mit den Berufsverbänden dieser Arztgruppen<br />

wurde Kontakt aufgenommen und das Angebot einer Kooperation in<br />

dem Modellprojekt unterbreitet. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte<br />

entschied sich gegen eine Teilnahme, da er zeitgleich ein eigenes<br />

bun<strong>des</strong>weites Projekt <strong>für</strong> jugendliche Raucher startete. Der Kontakt<br />

zum Berufsverband der Bayerischen Frauenärzte erbrachte nicht die erwünschten<br />

Effekte, da – trotz wiederholter positiver Antworten und verbaler<br />

Interessensbekundungen – keine konkrete Unterstützung erfolgte. Nur mit<br />

dem Berufsverband der Allgemeinärzte gelang eine produktive Kooperation,<br />

so dass die meisten an Teilnehmer der Studie Allgemeinärzte sind und<br />

die Ergebnisse der Studie zunächst <strong>für</strong> diese Berufsgruppe gelten.<br />

Trotz der fehlenden Resonanz der Berufsverbände der Frauenärzte und<br />

der Kinder- und Jugendärzte konnte das Ziel, die Intervention in 120 Praxen<br />

zu etablieren, weit übertroffen werden. Von den 3.482 angeschrieben<br />

Mitgliedern <strong>des</strong> bayerischen Berufsverbands der Allgemeinärzte (BDA)<br />

forderten 423 Ärzte die Projektmaterialien an. Die Ausschöpfungsquote von<br />

12,1% bei den BDA-Mitgliedern übertrifft die aus vergleichbaren Ärztestudien<br />

in anderen Ländern (insbesondere den USA) bekannten Raten. Kottke<br />

und Kollegen (1990) schrieben 1.100 Allgemeinärzte zur Rekrutierung <strong>für</strong><br />

ihr “Doctors Helping Smokers”-Projekt an. 9,8% der Ärzte bekundeten daraufhin<br />

ihr Interesse, indem sie eine Postkarte zurücksandten und nur 6%<br />

willigten schließlich in eine Teilnahme ein. Ähnliche Erfahrungen werden<br />

von anderen Forschern berichtet (Cummings et al., 1989; McPhee et al.,<br />

43


44 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

1989). Die Implementierung <strong>des</strong> Projekts bei den Allgemeinärzten in Bayern<br />

ist somit als außerordentlich erfolgreich zu bezeichnen.<br />

Beigetragen zu diesem positiven Ergebnis hat vermutlich auch die verwen­<br />

dete Strategie zur Ansprache der Ärzte. Die Ärzte erhielten als Anlage <strong>des</strong><br />

Mitgliederrundbriefs ihres Berufsverban<strong>des</strong> die Checkliste <strong>für</strong> den Arzt, ein<br />

Musterexemplar der Broschüre AUFHÖREN?! <strong>für</strong> die jugendlichen Raucher,<br />

eine Kurzbeschreibung der Studie und ein Fax-Antwortschreiben.<br />

Diese Aktion erzielte die höchste Rücklaufquote. Demgegenüber wurden<br />

mit allen anderen Aktivitäten wie kurzen Bekanntmachungen in Mitgliederrundbriefen<br />

der Kassenärztlichen Vereinigungen, Vorträgen und veröffentlichten<br />

Artikeln insgesamt deutlich weniger Anfragen registriert. Dieses Ergebnis<br />

unterstreicht die Notwendigkeit, Ärzteverbände <strong>für</strong> die Unterstützung<br />

bei Aktivitäten zur Raucherentwöhnung und allgemein in der Gesundheitsförderung<br />

zu gewinnen. Durch die Einbeziehung dieser Verbände reduzieren<br />

sich ggf. auftretende Widerstände gegenüber der neuen Intervention<br />

und dem Projekt wird von Beginn an ein höheres Maß an Vertrauen<br />

entgegengebracht. Der in dem Projekt gewählte Weg über die Ärzteverbände<br />

wird als der erfolgreichste angesehen, um Aktivitäten im Bereich<br />

Nichtrauchen zu initiieren. Diese Top-Down-Strategie hat jedoch – wie ebenfalls<br />

im Projekt gezeigt werden konnte – den Nachteil, dass bei Nichtgelingen<br />

<strong>des</strong> Kontakts fast die gesamte Berufsgruppe als Ansprechpartner<br />

ausfällt.<br />

Der Rücklauf von 12,1% bedeutet nicht automatisch, dass sich die anderen<br />

87,9% der Allgemeinärzte nicht <strong>für</strong> das Thema Rauchen bei Jugendlichen<br />

interessieren. Sicher gibt es Ärzte, die sich hinreichend informiert und befähigt<br />

fühlen, Raucher beim Aufhören zu unterstützen, oder die keine jugendlichen<br />

Raucher in ihrer Praxis sehen. Erwartungsgemäß ist die Gruppe<br />

der Ärzte im Hinblick auf ihr Interesse und Engagement in der Ansprache<br />

und Betreuung von jungen Rauchern heterogen. Die Bereitschaft der<br />

Ärzte, sich in der Raucherentwöhnung zu engagieren, kann als Motivationsprozeß<br />

entsprechend den Phasen der Veränderungsbereitschaft nach<br />

Prochaska und DiClemente beschrieben werden. Abhängig vom Motivationsstand<br />

eines Arztes (kein Interesse, geringes Interesse/Ambivalenz etc.)<br />

benötigen die Ärzte unterschiedliche Formen der Ansprachen, um in ihrer<br />

Praxis sowie während <strong>des</strong> Arzt-Patienten-Gesprächs die Betreuung rau­


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

chender Patienten zu berücksichtigen bzw. zu intensivieren. Über ein An­<br />

schreiben – wie in dem Modellprojekt – kann man die Mediziner erreichen,<br />

die sich ihrer Verantwortung im Bezug der rauchenden Patienten bewußt<br />

sind und effektive Maßnahmen und Materialien zur Betreuung suchen. Ärzte,<br />

die bereits aktiv sind, werden durch solche Schreiben in ihrem Tun bestätigt<br />

und stabilisiert. Die größte Gruppe der Ärzte, die sich ihrer Rolle in<br />

der Raucherentwöhnung noch nicht bewußt ist und/oder nicht an ihre Effektivität<br />

glauben, müssen zunächst überzeugt werden, dass ihr Einsatz einen<br />

hohen Einfluß auf das Rauchverhalten in der Bevölkerung haben kann.<br />

Hier reicht ein einfaches Rundschreiben nicht aus, vielmehr sind intensive<br />

Bemühungen verschiedener Kräfte langfristig notwendig, wie sie z.B. im<br />

Strategiepapier der American Cancer Society („Getting doctors to quit and<br />

lead”) beschrieben werden (Simpson, 2000).<br />

Die Rückmeldung der Allgemeinärzte der Studie ergab, dass sie pro Wo­<br />

che durchschnittlich 17 rauchende Jugendliche in ihrer Praxis sehen. Dies<br />

Ergebnis unterstreicht die wichtige Rolle von Allgemeinärzten bei der An­<br />

sprache jugendlicher Raucher. Dennoch ist es notwendig, dass weitere<br />

Ärztegruppen sich bei der Ansprache jugendlicher Raucher engagieren.<br />

Für die Zielgruppe der jungen Raucherinnen wären die Frauenärzte sicher<br />

auch weiterhin potentielle Ansprechpartner, da junge Frauen, die sich die<br />

“Pille” verschreiben lassen, regelmäßig den Frauenarzt aufsuchen. Durch<br />

das Modellprojekt konnte diese Ärztegruppe jedoch nicht zu Aktivitäten im<br />

Zusammenhang mit rauchenden jungen Frauen motiviert werden. Bereits in<br />

der Pilotstudie hatte sich gezeigt, dass die teilnehmenden Frauenärzte<br />

zwar die Bedeutung <strong>des</strong> Themas anerkannten und die Intervention positiv<br />

beurteilten, aber nur die Minderheit die Kurzinterventionen tatsächlich<br />

durchführte. Eine Kooperation mit dem Berufsverband der Frauenärzte<br />

konnte in diesem Projekt nicht aufgebaut werden. Ob bei einer Unterstützung<br />

durch den Berufsverband eine ähnlich hohe Teilnahmebereitschaft<br />

wie bei den Allgemeinärzten hätte erreicht werden können, kann nicht abgeschätzt<br />

werden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ist sehr<br />

engagiert in dem Bereich Kinder, Jugendliche und Tabak. Da jedoch zeitgleich<br />

ein eigenes Projekt gestartet wurde, in dem ein deutlich zeitintensiveres<br />

Vorgehen gegenüber rauchenden Jugendlichen gewählt wurde, kam<br />

eine Kooperation im Rahmen <strong>des</strong> Modellprojekts nicht zustande. Bei zukünftigen<br />

Aktivitäten sollte die Kinder- und Jugendärzte in jedem Fall ein­<br />

45


46 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

bezogen werden. Inwieweit andere Arztgruppen (z.B. Zahnärzte) Interesse<br />

an der Thematik und den Kurzinterventionen haben, kann aufgrund der<br />

Erfahrungen <strong>des</strong> Modellprojekts nicht beantwortet werden. In der Ansprache<br />

erwachsener Raucher hat sich der Berufsverband der Pneumologen<br />

mit Aktionen und eigenen Programmen engagiert. Ob sie einen ähnlich<br />

guten Zugang zu jugendlichen Rauchern haben wie die Allgemeinärzte, ist<br />

jedoch wenig wahrscheinlich. Nimmt man Engagement <strong>des</strong> Berufsverbands<br />

und die Resonanz der Arztpraxen als Grundlage <strong>für</strong> zukünftige Empfehlungen,<br />

erscheint der Zugang zu jugendlichen Rauchern über niederschwellige<br />

Angebote durch den Allgemeinarzt am besten möglich.<br />

In dem Modellprojekt konnte ein großes Interesse von Seiten der Betriebsärzte<br />

festgestellt werden, die <strong>für</strong> die Betreuung der jungen Auszubildenden<br />

zuständig sind. Diesen wurde neben den Projektmaterialien zur Kurzintervention<br />

weitere Informationen zum zeitintensiveren Interventionsprogramm<br />

“Rauchfrei in 10 Schritten” zugeschickt, da Betriebsärzte aufgrund ihres<br />

festen “Patientenstamms” eher als ihre niedergelassenen Kollegen die<br />

Möglichkeit haben, Raucherinnen und Raucher <strong>für</strong> ein Gruppenprogramm<br />

zu motivieren und Kurse zu organisieren.<br />

Die Materialien <strong>des</strong> Projekts (Leitfaden <strong>für</strong> Ärzte und Broschüre <strong>für</strong> jugendliche<br />

Raucher) wurden von den Ärzten positiv bewertet. Dadurch werden<br />

die Gestaltung und der Einsatz der Medien <strong>des</strong> Projekts bestätigt. Es ergibt<br />

sich kein Bedarf, die Broschüre oder die Leitlinie zu überarbeiten. Obwohl<br />

die Stichprobe der Befragten nicht repräsentativ ist und man davon ausgehen<br />

muß, dass eher die interessierten und zur Raucherentwöhnung motivierten<br />

Ärzte ihre Rückmeldungen abgaben, lassen sich keine Anhaltspunkte<br />

da<strong>für</strong> geben, dass die weniger interessierten Ärzte die Materialien<br />

aus inhaltlichen oder gestaltungstechnischen Gründen wesentlich anders<br />

bewerten oder ablehnen.<br />

Für die zukünftige Behandlung <strong>des</strong> Themas Motivierung und Unterstützung<br />

rauchender Jugendlicher durch Ärzte wird ein dreistufiges Vorgehen vorgeschlagen.<br />

1. Stabilisierung <strong>des</strong> bisher Erreichten


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Durch das Projekt konnte ein Teil der Ärzte in Bayern <strong>für</strong> das Thema sensi­<br />

bilisiert, zur Ansprache jugendlicher Raucher motiviert und fachlich unter­<br />

stützt werden. Diese Gruppe von bisher etwa 500 Ärzten vergrößert sich<br />

kontinuierlich, wie die auch nach Projektende weiterhin laufend eintreffenden<br />

Nachfragen nach dem Material bekunden. Aufgrund der hohen Nachfrage<br />

erhielten die Ärzte durchschnittlich nur 20 Exemplare der Broschüre<br />

AUFHÖREN?!. Nachbestellungen konnten nicht berücksichtigt werden. So<br />

endete die Unterstützung der Ärzte mit dem Ende der Projektphase. Um<br />

die Motivation und Aktivitäten der am Projekt teilnehmenden Arztpraxen<br />

weiterhin aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, dass diesen Personen weiterhin<br />

die Broschüren zur Verfügung stehen. Dazu ist eine Entscheidung<br />

über den Nachdruck der Broschüre AUFHÖREN?! zu treffen. Vorstellbar<br />

ist, dass der Druck von Sponsoren wie Krankenkassen oder in dem Bereich<br />

Rauchen engagierter Organisationen finanziell unterstützt wird.<br />

2. Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung<br />

Ziel einer intensivierten Öffentlichkeitsarbeit ist es, ein Problembewußtsein<br />

<strong>für</strong> die Relevanz der Thematik rauchende Jugendliche und die Möglichkeiten<br />

der Kurzinterventionen bei den Ärzten zu schaffen. Die Ergebnisse der<br />

vorliegenden Studie sollen zusammen mit den vorhandenen Materialien<br />

über Artikel in Ärztejournalen und Vorträgen auf Ärztekongressen kommuniziert<br />

werden. Die Materialien sollten über die bayerische Lan<strong>des</strong>zentrale<br />

<strong>für</strong> Gesundheit (LZG) abrufbar sein. Eine eigene Homepage, die zusammen<br />

mit anderen bayerischen Aktivitäten zur Kontrolle <strong>des</strong> Tabakkonsums<br />

eine Plattform bilden, wäre wünschenswert. Die Bayerische Akademie <strong>für</strong><br />

Suchtfragen in Forschung und Praxis (BAS) oder die LZG als koordinierende<br />

Institution könnten die Aufgabe der Koordination übernehmen. Die bestehende<br />

Datenbank <strong>des</strong> Projekts kann genutzt werden <strong>für</strong> eine bessere<br />

Vernetzung der Angebote in Bayern. So sollten alle Ärzte der Studie beispielsweise<br />

auf das zwischenzeitlich in Bayern etablierte Beratungstelefon<br />

<strong>für</strong> Raucher hingewiesen werden. Eine Vernetzung der Ärzte mit Personen<br />

und Institutionen, die spezielle Angebote <strong>für</strong> jugendliche Raucher vorhalten,<br />

sollte erfolgen, sobald entsprechende Angebote vorhanden sind.<br />

3. Gezielte Einbeziehung weiterer Ärztegruppen<br />

Zeitgleich mit den Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung soll­<br />

ten die Kontakte zu den Ärzteverbänden gepflegt und ausgebaut werden.<br />

47


48 Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

Ziel sollte es sein, dass von der Seite der Ärzteschaft das Interesse an Ak­<br />

tivitäten <strong>für</strong> jugendliche Raucher wächst, und von dieser Seite Vorschläge<br />

<strong>für</strong> gezielte Maßnahmen zur Förderung der systematischen Ansprache<br />

rauchender Jugendlicher durch niedergelassene Ärzte erfolgt. Die Federführung<br />

sollte auf Seiten der Berufsverbände liegen. Erst unter diesen Bedingungen<br />

sollte eine Unterstützung in Form von Materialien, Schulungen,<br />

telefonischer Beratung und Evaluation angeboten werden.


Kröger & Heppekausen, 2002, Förderung <strong>des</strong> Nichtrauchens bei jungen Rauchern<br />

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