Magenschutz leicht gemacht
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HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN<br />
Herzrhythmusstörungen<br />
Dr. Peter Lercher<br />
Herzrhythmusstörungen nehmen in<br />
der täglichen ärztlichen Praxis einen<br />
immer größeren Stellenwert ein. Bis zu<br />
10% aller Zuweisungen an eine kardiologisch<br />
orientierte Facharztpraxis erfolgen<br />
bereits aufgrund von Herzrhythmusstörungen.<br />
Der Bogen spannt sich von der<br />
asymptomatischen Sinusbradykardie<br />
über paroxysmales Herzrasen bis hin<br />
zum plötzlichen Herztod. In der Behandlung<br />
hat sich in den letzten Jahren ein<br />
deutlicher Wandel vollzogen. Neben der<br />
medikamentösen Therapie ist es aufgrund<br />
neuer technologischer Entwicklungen<br />
möglich, einerseits Herzrhythmusstörungen<br />
durch interventionelle Maßnahmen<br />
kurativ zu behandeln und andererseits<br />
den plötzlichen Herztod durch Implantation<br />
eines Defibrillators (ICD) zu verhindern.<br />
10<br />
Bradykarde<br />
Herzrhythmusstörungen<br />
Definitionsgemäß versteht man unter<br />
Bradykardie eine Herzfrequenz unter<br />
60/Minute. Die Ruheherzfrequenz ist<br />
jedoch großen Schwankungen unterworfen,<br />
sodass asymptomatische Bradykardien<br />
bis 35/Minute und Sinuspausen bis<br />
2,5 Sekunden nicht als pathologisch zu<br />
werten sind.<br />
Elektrophysiologisch liegt einerseits<br />
eine gestörte Impulsbildung (Sinusknoten)<br />
oder eine gestörte Impulsüberleitung<br />
(Sinusknoten auf Vorhof oder AV-<br />
Überleitung) vor. Die Ursachen sind<br />
mannigfaltig, eine koronare Herzkrankheit<br />
liegt in bis zu 40% vor, pharmakologisch<br />
toxische Ursachen in 20% (neben<br />
Betablocker, Digitalis und Antiarrhythmikaüberdosierung<br />
vor allem trizykli-<br />
3/2009<br />
sche Antidepressiva, Neuroleptika und<br />
Benzodiazepine), weiters sind eine Vielzahl<br />
von Infektionen Ursache bradykarder<br />
Rhythmusstörungen. Neben viralen<br />
Erregern wie Coxsackie B ist die Borrelieninfektion<br />
in unseren Breiten am häufigsten.<br />
Das Beschwerdebild hängt von der<br />
kardialen Grundkrankheit ab und reicht<br />
von vollkommener Beschwerdefreiheit<br />
über Müdigkeit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit<br />
sowie Belastungsdyspnoe<br />
bis hin zu Verwirrtheit, Schwindel, Präsynkopen<br />
und Synkopen als Ausdruck<br />
verminderter zerebraler Durchblutung.<br />
Die Abklärung umfasst neben einer<br />
genauen Anamnese mit Häufigkeit und<br />
Dauer der Beschwerden bzw. der möglichen<br />
Auslöser (z.B. Karotissinussyndrom)<br />
eine kardiologische Abklärung<br />
mit Ergometrie und Echokardiographie.<br />
Zur Dokumentation der zugrunde liegenden<br />
Rhythmusstörung sowie zur<br />
Beurteilung des Zusammenhanges zwischen<br />
Herzrhythmusstörungen und klinischer<br />
Symptomatik werden EKG-Speicheruntersuchungen<br />
(Langzeit-EKG,<br />
Event-Rekorder-Untersuchung) eingesetzt.<br />
Nur in Einzelfällen ist bei kardialer<br />
Grundkrankheit und stattgehabten Synkopen<br />
eine weiterführende invasive<br />
Abklärung mittels elektrophysiologischer<br />
Untersuchung von Nöten.<br />
Krankheitsbilder<br />
Sinusknotenerkrankung<br />
(Sick-Sinus-Syndrom)<br />
Dieses Syndrom umfasst Sinusbradykardien<br />
in Ruhe, inadäquater Herz-<br />
frequenzanstieg unter Belastung (chronotrope<br />
Inkompetenz), sinuatriale Blockierungen<br />
bzw. Sinusknotenstillstände mit<br />
Pausen bis zu mehreren Sekunden,Wechsel<br />
zwischen Sinusrhythmus und atrialen<br />
Tachykardien bzw. paroxysmalem Vorhofflimmern<br />
(Synonym Bradykardie-<br />
Tachykardie-Syndrom).<br />
Die Inzidenz der Erkrankung zeigt<br />
eine deutliche Altersabhängigkeit mit<br />
einem Häufigkeitsgipfel im 7. Lebensjahrzehnt.<br />
Die Prognose ist im Vergleich<br />
zur Normalbevölkerung nicht eingeschränkt,<br />
daher sollte eine sichere Korrelation<br />
von Arrhythmien und Beschwerden<br />
bestehen. Bei eindeutiger<br />
Beschwerdesymptomatik ist die Schrittmacherimplantation<br />
die Therapie der<br />
Wahl.<br />
AV-Blockierung<br />
Leitungsstörungen auf AV-Knotenebene<br />
werden anhand des Oberflächen-<br />
EKGs in drei Grade eingeteilt.<br />
Beim AV-Block I. Grades ist die Prognose<br />
gut. Im Langzeitverlauf von über<br />
30 Jahren zeigte sich bei fehlender organischer<br />
Herzerkrankung keine signifikante<br />
Zunahme der atrioventrikulären<br />
Überleitungszeiten. Eine spezifische Therapie<br />
ist daher nicht erforderlich.<br />
Der AV-Block II. Grades vom Typ<br />
Wenckebach lässt sich in Langzeit-EKG-<br />
Registrierungen bei bis zu 40% der Normalpersonen,<br />
vor allem bei Sportlern<br />
nachweisen. Die Ursache ist zumeist eine<br />
Vagotonie. Bei fehlender organischer<br />
Herzerkrankung ist die Prognose ebenfalls<br />
gut und bedarf keiner Therapie.