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110 Jahre Zahnarztausbildung in Jena - Zahnärzte in Thüringen

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10 Titelthema tzb 04|2003<strong>110</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Zahnarztausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>Von Witzel bis zur NeuzeitChronik der universitären Ausbildung von Zahnärzten <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>1893Der Zahnarzt und Arzt Adolph Witzel (1847-1906) errichtet e<strong>in</strong> privates zahnärztliches Institut<strong>in</strong> <strong>Jena</strong>. Er begründet damit die <strong>110</strong>-jährige Tradition der Ausbildung von Zahnmediz<strong>in</strong>ern<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. 1901 lässt er sichaus gesundheitlichen Gründen als Institutsleiterbeurlauben.1902Nachfolger Witzels als Institutsleiter wirdse<strong>in</strong> Schüler, der Zahnarzt Dr. phil. TheodorDependorf (1870-1915). Vor se<strong>in</strong>er Berufungnach <strong>Jena</strong> hatte er <strong>in</strong> Hamburg e<strong>in</strong>e zahnärztlichePraxis betrieben. Die zwischen 1900und 1902 von 24 auf fünf gesunkene Zahl derZahnmediz<strong>in</strong>-Studenten <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> steigt nachDependorfs Berufung wieder auf 24 im Jahr1905 an. Auch unter Dependorfs Leitungbleibt das Institut e<strong>in</strong>e private E<strong>in</strong>richtung. Ererhält zwar e<strong>in</strong>en Zuschuss für e<strong>in</strong>e Hilfskraftgewährt, die von ihm beantragte f<strong>in</strong>anzielleUnterstützung für e<strong>in</strong>en Ausbau der Institutsräumebleibt jedoch aus.1907Dependorf folgt e<strong>in</strong>em Ruf an die UniversitätLeipzig, wo ihm die Leitung des zahnärztlichenInstitutes angetragen wird. Se<strong>in</strong> Weggangaus <strong>Jena</strong> – offenkundig aus Enttäuschungüber die mangelnde f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung– veranlasst die Universität, ernsthaftüber den Stellenwert e<strong>in</strong>es zahnmed<strong>in</strong>ischenInstitutes nachzudenken. Ihr ist klargeworden, dass sich wohl nicht noch e<strong>in</strong>male<strong>in</strong> Privatdozent f<strong>in</strong>den wird, der aus eigenerTasche e<strong>in</strong> zahnärztliches Institut f<strong>in</strong>anzierenund organisieren wird. E<strong>in</strong> vom Verwaltungsdirektoriumerarbeiteter Plan sieht daher vor,das bisher private Institut <strong>in</strong> die Universitätzu <strong>in</strong>tegrieren und e<strong>in</strong>e Universitätszahnkl<strong>in</strong>ikzu gründen. Der Vorstoß scheitert zunächst.Erneut ist damit die Zukunft des zahnärztlichenInstitutes ungewiss.Der Zahnarzt Dr. Gustav Hesse (1876-1945)bekundet se<strong>in</strong>e Bereitschaft, an der Universität<strong>Jena</strong> zu habilitieren und die Ausbildung<strong>in</strong> der Zahnheilkunde zu übernehmen. Damitist die Fortführung der Institutsarbeit gesichert.Der Landtag bewilligt nun doch Gelderfür das Institut. Hesse, der von der UniversitätBreslau nach <strong>Jena</strong> wechselt, wird nache<strong>in</strong>er Probevorlesung über fistulöse ProzesseInstitutsdirektor. Mit Hesses Dienstantritt <strong>in</strong><strong>Jena</strong> hat das zahnärztliche Institut bereits diedritte Adresse – nach der Schillerstraße (Witzel)und der Johannisstraße (Dependorf)zieht es nunmehr <strong>in</strong> die Carl-Zeiss-Straße. Esbleibt aber weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Privat<strong>in</strong>stitut, gehörtnoch nicht offiziell zur Universität.1908Im W<strong>in</strong>tersemester 1907/08 und im Sommersemester1908 s<strong>in</strong>d 49 Zahnmediz<strong>in</strong>-Studenten<strong>in</strong> <strong>Jena</strong> immatrikuliert. 42 Studentenarbeiten <strong>in</strong> der zahnärztlichen Polikl<strong>in</strong>ik. ZurKl<strong>in</strong>ik gehören e<strong>in</strong>e chirurgische, e<strong>in</strong>e konservierendeund e<strong>in</strong>e technische Abteilung.Vom 1. Oktober 1907 bis zum 30. September1908 werden <strong>in</strong>sgesamt 1207 Patienten behandelt.Die Patienten kommen überwiegendaus <strong>Jena</strong> und Umgebung. E<strong>in</strong> Jahr späters<strong>in</strong>d es bereits 1539 Patienten. Hesse beantragtdaraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e höhere Subvention fürdas Institut, das nach wie vor hauptsächlichaus Privatmitteln des Institutsleiters f<strong>in</strong>anziertwird. Die Mediz<strong>in</strong>ische Fakultät befürwortetHesses Gesuch.1913Hesse erweitert se<strong>in</strong>e Tätigkeit auf größereTeile der Bevölkerung. Er beg<strong>in</strong>nt mit systematischenzahnärztlichen Untersuchungenvon Schulk<strong>in</strong>dern. Bis März 1914 untersuchter 200 K<strong>in</strong>der, pro K<strong>in</strong>d entdeckt er durchschnittlichvier schadhafte Zähne. Nur viervon Hesse untersuchte K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> kariesfreiesGebiss. 128 Extraktionen werdenvorgenommen, 23 Bissanomalien und 41Stellungsanomalien behandelt.Erster Weltkrieg1914–19181915Das zahnärztliche Institut zieht <strong>in</strong> die Räumeder chirurgischen Polikl<strong>in</strong>ik. Im ersten Weltkriegdient es als Militärlazarett, hier werdenKieferverletzungen behandelt.1918Nach Kriegsende erhöht sich die Zahl derZahnmediz<strong>in</strong>-Studenten von durchschnittlich40 auf 160. Auch ausländische Studentenschreiben sich <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>. Der starke Zustromführt zu e<strong>in</strong>em Platzmangel, das Institutbedarf dr<strong>in</strong>gend der Erweiterung. Hessebeantragt daraufh<strong>in</strong> die Verstaatlichung derZahnkl<strong>in</strong>ik, die Berufung e<strong>in</strong>es weiteren Professors,die E<strong>in</strong>stellung von Assistenten,Schwestern und Hilfspersonal sowie denNeubau e<strong>in</strong>es Gebäudes.1920Das Kultusm<strong>in</strong>isterium bewilligt dem Institutzwei Abteilungsleiter mit getrennten Arbeitsgebieten.1921Das zahnärztliche Institut <strong>Jena</strong> wird als Universitäts<strong>in</strong>stitutanerkannt und damit e<strong>in</strong>estaatliche E<strong>in</strong>richtung. Die meisten Universitäten<strong>in</strong> Deutschland verfügen zu diesemZeitpunkt bereits über e<strong>in</strong> solches Institut.Lediglich Bonn, Gießen und Gött<strong>in</strong>gen besitzennoch ke<strong>in</strong>e zahnärztlichen Universitäts<strong>in</strong>stitute.Wie von Hesse gefordert, werden zwei separatezahnmediz<strong>in</strong>ische Lehrstühle an der Universität<strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>gerichtet. Hesse übernimmtden Lehrstuhl für operative und konservierendeZahnheilkunde. Zum Professor für Pro-

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