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110 Jahre Zahnarztausbildung in Jena - Zahnärzte in Thüringen

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20 KZV tzb 04|2003Formalitätenschwemme nach der FlutErfahrungen e<strong>in</strong>es hochwassergeschädigten ZahnarztesMan bat mich, über me<strong>in</strong>e Erfahrung <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Hochwasserschadenzu berichten. Allerd<strong>in</strong>gs möchte ich umVerständnis bitten, wenn dies anonymgeschieht. Im Moment möchte ich mir Reaktionen,gleich welcher Art, bei der Bewältigungdes Schadens an Bauwerk und derE<strong>in</strong>richtung ersparen. Vielen Dank für dasVerständnis, aber auch für Hilfe und Aufmunterung,die ich bisher erfahren durfte.Ich möchte me<strong>in</strong>em Beitrag voranstellen,dass hiermit die Solidarität der Thür<strong>in</strong>gerZahnärzte mit den hochwassergeschädigtenKollegen an der Elbe und deren Nebenflüssenauf ke<strong>in</strong>en Fall geschmälert werden darf undich persönlich ke<strong>in</strong>en Neid oder ähnlicheGefühle empf<strong>in</strong>de, da das Ausmaß der Schädennicht zu vergleichen ist.In der Nacht vom 2. zum 3. Januar dieses<strong>Jahre</strong>s standen die Kellerräume me<strong>in</strong>erPraxis circa 50 cm unter Wasser. Insofernrelativierten sich die Wünsche für e<strong>in</strong> erfolgreichesJahr 2003 zum<strong>in</strong>dest für dessenBeg<strong>in</strong>n. Die Kellerräume werden voll gewerblichgenutzt (Labor, Aufenthaltsraum, Praxislager,Arbeits- und Hygieneraum) und beherbergendie technischen Anlagen für diePraxis (Heizung, zentrale Absaugung, Druckluft,Stromverteiler, Gasanschluss usw.). Diegrößte Sorge war, das Wasser so schnell wiemöglich wieder zu entfernen. Wie weit istWasser <strong>in</strong> die Wände und Möbel e<strong>in</strong>gedrungen?Kann die Elektrik schnellstens <strong>in</strong>standgesetztwerden, funktioniert die Heizung?Und kann am Anfang der folgenden Wochedie Praxistätigkeit weitergeführt werden?Die Sorge war umso größer, da nach demHochwasser e<strong>in</strong> extremer Temperaturabfallbis -10 Grad vorausgesagt wurde.Dank des hohen persönlichen E<strong>in</strong>satzes allerPraxismitarbeiter konnten die Räume bisFreitagnachmittag leer gepumpt, die elektrischenAnlagen <strong>in</strong>standgesetzt, die Heizungrepariert und die Räume gesäubert werden.Das Ausmaß des Schadens war noch nichtzu ermitteln. Es konnten nur die verdorbenenPraxismaterialien, die defekten elektrischenGeräte und völlig zerstörte Möbelstücke aufgelistetwerden. Große Hilfe war die Mitarbeite<strong>in</strong>er Elektriker- und Tischlerfirma mit Unterstützunge<strong>in</strong>er Architekt<strong>in</strong>. Weitere Schädenzeigten sich erst Tage später. Die Hoffnung,dass das Ausmaß nicht zu groß se<strong>in</strong> würde,erwies sich als trügerisch. Alles tropfte, esbildeten sich unter Türblättern und Möbelnimmer wieder Wasserlachen und an denVorsatzwänden die Wasserflecken. Dertypisch feuchte Modergeruch stellte sich <strong>in</strong>der Praxis e<strong>in</strong>. So mussten die Trockenbauwändee<strong>in</strong>schließlich der Wärmedämmungteilweise ausgebaut werden. Die Möbel quollenauf und wurden unbrauchbar. Die notwendigstenelektrischen Geräte e<strong>in</strong>schließlichComputer mußten neu angeschafft werden.Auch verdorbene Verbrauchsmaterialienwaren schnellstens wieder zu beschaffen.Fachfirmen setzten reparaturfähige Gerätewieder <strong>in</strong>stand.An dieser Stelle möchte ich me<strong>in</strong>en Mitarbeiterndanken, weil sie unter diesen Bed<strong>in</strong>gungenden Praxisbetrieb voll aufrecht hielten.Ebenso war es für mich bee<strong>in</strong>druckend,wie schnell und umsichtig mir ortsansässigeHandwerker hilfreich zur Seite standen.Insofern habe ich Grund zur Dankbarkeit fürerlebte Solidarität.Schaden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Thür<strong>in</strong>ger Zahnarztpraxisnach dem Hochwasser zu <strong>Jahre</strong>sbeg<strong>in</strong>n.Foto: KZVObwohl der Schaden durch Vermeidung vonPraxisausfall und die erwähnte Hilfe begrenztwerden konnte, entstanden für mich Kosten,die bis heute noch nicht exakt zu bezifferns<strong>in</strong>d. Die Re<strong>in</strong>vestitionen erfolgten und erfolgenimmer noch mit Blick auf den Kontokorrentrahmenbei der Bank. Der Kontokorrentkreditmusste weit überzogen werden.Staatliche Hilfen s<strong>in</strong>d nicht zu erwarten. DieHilfe durch den Freistaat Thür<strong>in</strong>gen setztvoraus, dass man privat und geschäftlichvöllig ru<strong>in</strong>iert ist. Der Sonderkredit für Hochwasseropfervon der Aufbaubank des Bundesgilt nur zweckgebunden für das Elbehochwasserim August 2002. Es sche<strong>in</strong>t, dass dasWasser <strong>in</strong> Sachsen und Sachsen-Anhalt gefährlicherist als das <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Zudemliegt die Vermutung nahe, dass für Politiker –egal ob von Land oder Bund – Wasserschädenim zeitlichen Zusammenhang mite<strong>in</strong>er Bundestagswahl eher e<strong>in</strong>er Hilfe würdigs<strong>in</strong>d als die zwischen den Wahlen. Nachdemauch die Hoffnung auf Aufschub der Steuervorauszahlungfür das 1. Quartal 2003 erlosch,wurde mir klar, dass nur Hilfe von denKörperschaften der Zahnärzte für e<strong>in</strong>en Zahnarzterwartet werden kann.E<strong>in</strong> Antrag auf Hilfe aus dem Nothilfefondsfür Thür<strong>in</strong>ger Zahnärzte stellte ich am20.01.2003. Es wurde mir Unterstützung vonder Landeszahnärztekammer Thür<strong>in</strong>gen zugesagt.So wurde me<strong>in</strong>er Bitte um Zahlungnur des M<strong>in</strong>destbeitrages für das Versorgungswerk1. und 2. Quartal 2003 entsprochen.Weiterh<strong>in</strong> bekam ich Unterstützung ausdem Nothilfefonds <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es z<strong>in</strong>slosenKredites für 2 <strong>Jahre</strong>. Über das Geld konnteich ab dem 25. März verfügen. Dieser Kreditstellt e<strong>in</strong>e große Hilfe dar, weil gerade zu Anfangdes <strong>Jahre</strong>s e<strong>in</strong> Liquiditätsengpass betriebsbed<strong>in</strong>gtbesteht.Abschließend kann ich nur allen Kollegenwünschen, dass sie angesichts des angespanntenwirtschaftlichen H<strong>in</strong>tergrunds unsererPraxen vor solchen Ereignissen bewahrtbleiben. Im Ergebnis bleibt festzustellen,nur die kollegiale Solidarität <strong>in</strong> der Fachschaftwird Hilfe <strong>in</strong> derartigen Situationenbieten. Dies gilt sowohl im Kle<strong>in</strong>en als auch <strong>in</strong>den großen gesundheitspolitischen Ause<strong>in</strong>andersetzungen.Anmerkung der Redaktion:Der vollständige Name des Zahnarztesist den Herausgebern undder Redaktion des tzb bekannt.

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